1906 / 304 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 27 Dec 1906 18:00:01 GMT) scan diff

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 52 des Reichsgesetzblatts enthält unter

Nr. 3283 das 3 zur , ,. der Generalakte der Internationalen Konferenz von Algeciras vom 7. April 1906, vom 21. Dezember 1965.

Berlin W., den 24. Dezember 1906.

, Postzeitungsamt. er.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Landrat Fischer in Jork 9 Regierungsrat,

den Regierungsassessor von Bredow in Sorau N.. zum Laͤndrat,

den Seminardirektor Dr. Kallen zu Heiligenstadt zugleich zum Regierungs⸗ und Schulrat im Nebenamte bei der Regie⸗ rung in Erfurt und

den bisherigen Kreisschulinspektor Kolbe in Kattowitz zum Seminardirektor zu ernennen sowie

den Hüttendirektoren Köckert zu Rothehütte und Biern⸗ baum zu Friedrichshütte O-⸗S., den Bergrevierbeamten, e , en Mönckeberg zu Kattowitz, Schaper zu Dort⸗ mund, Treue zu Halle (Saale). Adams zu Hamm, Frick e Essen (Ruhr) und Wilke zu Gelsenkirchen, dem Bergwerks⸗ irektor Neff zu Dudweiler sowie dem Königlich preußischen und Herzoglich braunschweigischen Hütteninspektor Fischer zu Juliushütte bei Goslar den Charakter als Bergrat mit dem persönlichen Range der Räte vierter Klasse und

dem Geheimen expedierenden Sekretär und Kalkulator Schwetasch bei dem Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten sowie

dem Registrator und Kalkulator bei dem Königlichen Kunstgewerbemuseum in Berlin Johann Nicolai den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.

Auf den Bericht vom 31. Oktober 1906 will Ich der Stadtgemeinde Oberhausen, , Düssel⸗ dorf, auf Grund des Gesetzes vom 11. Juni 18741 . S. 221) hiermit das Recht verleihen, das zur Ausführung der geplanten Kanalisation der Stadt Oberhausen erforderliche Grundeigentum im Wege der Enteignung zu erwerben oder dauernd zu beschränken. Die vorgelegten Pläne folgen zurück.

Liebenberg (Mark), den 10. November 1906.

Wilhelm R.

von Studt. von Podbielski. von Bethmann-Hollweg. Delbrück. Breitenbach. An die Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten, für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, des Innern, ö. Handel und Gewerbe, sowie der öffentlichen rbeiten.

Ministe rium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.

Dem Mitgliede des Senats der Königlichen Akademie der Künste, Architekten, Geheimen Baurat Heinrich Kayser in Berlin, dem Mitgliede des Senats der Königlichen Akademie der Künste, Architekten, Geheimen Baurat Karl von Groszheim in Berlin, dem Vorsteher eines Akademi⸗ schen Meisterateliers für Architektur an der Akademie der Künste, Geheimen Baurat Franz Schwechten in Berlin, dem Arzt ö Wolff in Hermannswerder und dem Schriftsteller Benno Martiny zu Groß⸗Lichterfelde ist der Titel Professor verliehen worden.

Dem Seminardirektor Kolbe ist das Direktorat des Schullehrerseminars in Ziegenhals verliehen worden.

Ministerium des Innern.

Dem Landrat von Bredow ist das Landratsamt im Kreise Sorau übertragen worden.

Evangelischer Oberkirchenrat.

Der in die Oberpfarrstelle an der St. Gotthardtkirche in Brandenburg a. H. berufene Pfarrer Feller, bisher in Paaren, ist zum Superintendenten der Diözese Altstadt Brandenburg a. H., Regierungsbezirk Potsdam, Allerhöchst ernannt worden.

Haus der Abgeordneten.

Dem Hilfsstenographen Burki ist die etatsmäßige Stelle eines Stenographen verliehen worden.

Per sonalver änderungen.

Königlich Preußische Armee. Beamte der Militaärverwaltung.

Durch Verfügung der Feldzeugmeisterei. 13. De— zem ber. Scheibe, Betriebsleiter bei der Art. Werkstatt in , . zur Pulverfabrik in Spandau“ nicht „bei Hanau“ versetzt.

Föniglich Sächsische Armee.

Offiziere, Fähnriche usm. Ernennungen, Beförde⸗ rungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 21. De- zember. Richter, Hauptm. im 13. Inf. Regt. Nr. 178, kom mandiert zur Dienstleistung beim Bekleidungsamt XII. (I. K. S.) Armeekorps, als Mitglied ju diesem Bekleidungsamt versetzt. Müller, Lt. im 15. Inf. Regt. Nr. 181, in das 8. Inf. Regt. Prinz Johann Georg Nr. 197 versetzt. Dodel, Lt. im 2. Huf. Regt. Königin Carola Nr. 19, vom 1. Januar 1907 ab auf ein weiteres Jahr ohne Gehalt beurlaubt. Blohm, Unteroffijier im Schützen. (Fü) Regt. Prinz Georg Nr. 1098, Steinbach, Unteroff. im 13. Inf. Regt. Nr. 178, zu Fähnrichen ernannt.

Im Santtätskorps. 19. Dezember. Dr. Haring, Qberarzt, bis 31. Dejember d. J. in der Kaiserlichen Schutztruppe ür Südwestafrikg, mit dem 1. Januar 1907 in der Armee, und jwar im 1. Feldart. Regt. Nr. 12 mit einem Patent vom 33. Januar 1905 0 wiederangestellt und zum Carolahause in Dresden kommandiert.

Beamte der Militärverwaltung.

Durch Verfügung des Kriegsministerium z. 8. De— zem ber. Dietze, Oberzahlmstr. des 1. Bats. 15. Inf. Regts.

Nr. 181, auf seinen Antrag unterm 1. Januar 1907 mit Pension in den Ruhestand versetzt.

Durch Allerhschsten Beschluß. 12. Dezember. Dietze, Oberjahlmstr. vom 15. Inf. Regt. Nr. 181, bei seinem Ausscheiden fe dem Dienst mit Pension der Charakter als Rechnungsrat ver⸗

ehen.

Durch Verfügung des Kriegsministerium s. 13. De zember. Dr. Thomaß, Untergpotheker der Res. im Landw. 4 II Dresden, zum Oberapotheker des Beurlaubtenstandes be⸗

rdert.

17. Dezember. Harntisch, Rechnungsrat, Obermilitärintend. Sekretär von der Intend. TI. (1. K. S.) Armeekorps, auf seinen Antrag unterm 1. April 1907 mit Penston in den Ruhefstand versetzt.

19. Dezember. Schleinitz, Oberveterinär des Gardereiter⸗ regts. auf seinen Antrag unterm 1. Januar 1907 mit Pension in den Ruhestand versetzt.

20. Dezember. Otto, Oberzahlmstr. der II. Abteil.,ů, Zeuner, Zahlmstr. der J. Abteil. 3. Feldart. Regts. Nr. 32, unterm 1. Ja- nuar 1907 gegenseitig versetzkt. Henkler (Karl), Militär— bausekretär, kommandiert zum Militaͤrbauamt Chemnitz, dahin verfetzt. ,, Militärbausekretär auf Probe, beim Neubaukreis II

eipzig endgültig angestellt. Diese Veränderungen treten am 1. Ja— nuar 1907 in Kraft.

Abgereist:

der Unterstaatssekretär im Ministerium der öffentlichen Arbeiten Dr. Holle, mit Urlaub nach Dortmund.

Aichtamtliches.

Deutsches Reich.

Prensßen. Berlin, 27. Dezember.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute im Neuen Palais bei Potsdam den Vortrag des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Grafen von Hülsen— Haeseler entgegen.

Diejenigen Persönlichkeiten, welche Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin ihre Glückwünsche zum Neu— jahrstage darzubringen beabsichtigen, werden gebeten, ihre Karten im Laufe des 31. Dezember d. J. bei Ihrer Exzellenz der Frau Oberhofmeisterin Gräfin von Brockdorff im Ein— schreibezimmer des Königlichen Schlosses zu Berlin vom Lustgarten aus im Portal TY links und in Potsdam am 1L Januar 1907 in der Zeit von 10— 2 Uhr im Königlichen Stadtschlosse daselbst in der Ecke beim Lustgarten, am Auf⸗ gange zur früheren Wohnung Ihrer Kaiserlichen und König— lichen Majestäten, abzugeben.

Der Königlich rumaäͤnische Gesandte Beldiman ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Königlich dänische Gesandte von Hegermann— Lindencrone hat Berlin verlassen. Während seiner Ab⸗ wesenheit wirkt der Legationssekretär von Scavenius als Geschäftsträger.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist der heimkehrende Transport der vom Kreuzergeschwader abge lösten Offiziere und Mannschaften mit dem Reichspostdampfer „Bülow“ am 22. Dezember in Aden eingetroffen und hat an . Tage die Reise über Suez nach Port Said fort esetzt. ü 3 m. S. „Niobe“ ist am 22. Dezember in Tschinkiang (am HYHangtse) eingetroffen.

S. M. S. „Jaguar“ ist am 22. Dezember in Kobe eingetroffen und geht heute von dort nach Tsingtau in See.

S. M. Flußkanonenboot Vorwärts“ ist am 27. De⸗ zember in Hankau eingetroffen.

Dentsche Kolonien.

Vom Kriegsschauplatz in Südwestakfrika ist vorgestern, „W. T. B.“ zufolge, nachstehende Meldung eingetroffen:

Der Stamm der Bondeljwarts hat sich unterworfen; Johannes Christian mit seinem nächsten Anhange hat sich dem Oberstleutnant von Estorff in Heirachabis gestellt. Die Zahl der Männer beträgt 120, der abgegebenen kleinkalibrigen Gewehre 105. Zerstreute Banden und Stammesangehörige, die aus britischem Gebiet zurückkehren, sind in die Unterwerfung einbezogen. Kein Bondeljwart darf Schußwaffen tragen. Die Unterworfenen sollen bei Keetmanshoop und Kalkfontein Lokationen erhalten und dort unter militärischer Aufsicht in Lagern gehalten werden. Die Durchführung der Unterwerfungsbestimmungen wird noch einige Zeit erfordern. Auch stehen noch einzelne Banden von anderen Stämmen, wie Simon Copper und Fielding, im Felde.

Aus Windhuk wird amtlich gemeldet.

An Krankheiten sind gestorben: Gefreiter Kurt Krumpöck, geboren am 11.7. 1884 zu Bregden, früher im Husarenregiment Rr. 3, am 17. Dejember im Lazarett ju Keetmanshoop an Typhus und Lungenentzündung; Reiter Joseph Ketterer, geboren am 15. 3. 1882 zu Jach, früher im Dragonerregiment Nr. 22, am 16. Dezember in der Krankensammelstelle zu ÜUhabis an Ruhr. Ferner ist Reiter Franz Nikolaus, geboren am 25. 7. 1884 zu Soweiden, früher im In⸗ fanterleregiment Nr. 44, infolge eines Unglücksfalls am 19. Dejember bei Narudas Süd durch ein von einer Klippe, abgepralltes Geschoß leicht verletzt worden (Fleischschuß in linke Gesäßhälfte).

In einem Bericht des Kaiserlichen Bezirksamtmanns von Edea im Schutzgebiet Kamerun, Krücke, über eine Dienst⸗ reise, die er Mitte August d. J. nach der Landschaft Bab imbi flußaufwärts am rechten Üfer des Sanaga, wenige Tage— reisen von Edea unternommen hat, wird, wie das,Deutsche Kolonialblatt“ mitteilt, folgendes ausgeführt:

Die östlichen Babimbilandschaften haben ebensog wie die südlich bes Sanaga belegenen Landschaften Badjob, Ndog-Tindi, Ndog⸗Bea in being auf ihre Pflanzenwelt ein eigentümliche Gepräge, das einen Uebergang zwischen Urwald und Grasland darstellt. Die Ufer der Fluß. und Wasserläufe sind fast ausnahmslos mit unverfälschtem Urwald bestanden und oft auf stattliche Gnt⸗

dürfte sehr namhafte Beträge in Anspruch

fernungen, die weit über die gewöhnliche Größe der sogena Haleriemälder hingusgehen. Auch die Stellen, die f . Grase bewachsen sind, verraten noch ihre Verwandtschaft mil dem Urwald; denn einmal ist das Gras nicht rein, sondern regelmäßig mi niedrigem Busch durchsetzt und allenthalben überragt durch einzelne habe Ülrwaldhäume. Jedenfalls ist diese Pflanzenwelt anderg beschaff als die Gragländer, die ich bis jetzt gesehen habe: die Baumste yy Togo und die Steppenländer am unteren Congo.

An der geschil derten Eigenart dieser Landschaften wird auch da durch nichts geändert, daß sich vornehmlich in Babimbi einzelne rent Grasflächen finden, die kaum mehr alt einen Kisometer breit sind und besonderß an Bergabhängen vorkommen. In Ndog. Bea traf ich eint einzelne Fächerpalme (Bumpalme ?), hörte aber, daß es in jener Gegend noch mehr, aber auch nur vereinzelte gäbe.

Erdkundlich und völkerkundlich bedeutungsvoll dürfte ferner noch sein, daß der jenseits von Log Basangend wohnende Bafo. Stamm nicht mehr Bafa, sondern eine der hiesigen Edeasprache verwandte Mundart spricht. Merfwürdiger Weise hört man im Hinterland mitunter, da Leute, die nach Ede gehen wollen, sagen: Wir gehen nach Baso. Edea wird also im Hinterland auch Baso genannt.

In Politischer Beziehung muß herborgehoben werden, daß dir meisten Basostämme noch nicht friedlich und daß allem Anschein nach sowohl Baso als Log⸗Ntomb recht gut bevölkerte Landschaften sind. Es ist danach, solange ihre Friedlichteit nicht unbedingt feststeht, . diese Gegenden ohne hinreichend starke Begleltmannschaft n

ereisen.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Der „Pester Lloyd“ veröffentlicht ein Interview mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Dr. Wekerle, der sich über die wirtschaftliche Lage folgendermaßen äußerte:

Ich hoffe, daß die Zuflüsse der Staatgeinnahmen un in den Stand setzen werden, nicht nur die aufgetauchten und budget. mäßig festgestellten Bedürfnisse zu decken, sondern daß wir in der Lage sein werden, aus diesen regelmäßigen Einnahmen des Staats auch die ersten Hilfsmittel für die Einleitung einer größeren wirtschaftlichen Aktion zu schöpfen. Wenn die Ver hältnisse des Geldmarktes sich günstiger gestalten, werden wir dies dazu benützen, um mit einer Emission hervorzutreten. In jedem Falle werden wir noch von der Gesetzgebung besondere Ermächtigung dafür ansprechen, mit der Emission einer Anleihe hervortreten zu können. Bezüglich des Ausgleichs mit Oesterreich wössen Sie, daß die österreichische Regierung durch ihr Auftreten bekundet hat. daß sie nicht geneigt ist, den Szell⸗Koerberschen Ausgleich an—

zunehmen, und daß sie auch garnicht befähigt wäre, diesen im zster.

reichischen Parlament durchzusetzen. Ebenso bekannt ist, daß wir den Standpunkt eingenommen haben, uns mit weniger nicht begnügen zu können und zu wollen, als was und wleviel uns durch den Szell⸗ Koerberschen Ausgleich bereits gesichert war. Damit nun die wirt— schaftliche Trennung nicht sofort eintrete, hat sich die Notwendigkeit neuer Verhandlungen ergeben, die von belderseit gen Fach⸗ referenten geführt werden. Sie befinden sich zur Zeit in elnem Stadium, das die Annahme zuläßt, daß der Abschluß der— selben nahe bevorsteht. Ueber einige zurückgestellte Fragen werden die Verhandlungen der Minister noch im Laufe des Monats Januar stattfinden. Entweder gelingt es, im Verfolg dieser Verhandlungen Vereinbarungen über den Ausgleich zum Abschluß zu bringen, oder e werden, wenn der Versuch mißlingt, die Modalitäten des Nebeneinander lebens auf der Grundlage der Gegenseitigkeit bis 19165 festgestellt werden. Der größte Teil der eventuellen neuen Emission würde durch jene In— vestitionen absorbiert werden, die im Handelsministertum und im Ackerbauministerium geplant werden. Im Bereiche des Handelt. ministeriumz werden die Stagtebahnen mit großen Investitionen be— dacht werden. Wir wollen Gisenbahnen bauen und darunter auch Bahnen ersten Ranges. Die Aktion der In dustriefsrderung nehmen, ebenso der Bau von Kanälen. Um von den Plänen des Ackerbau— ministerkums nur der wichtigsten zu gedenken, will ich die Parzellierung und die damit zusammenhängende Koloni— sation erwähnen. In beiug auf diese handelt es fich nur um eine vermittelnde Tätigkeit der Regierung. Allein auch dieses vermittelnde Daijwischentreten der Regierung wird aller Voraussicht nach große Opfer aus Staatsmitteln erbeischen. Bie Frage der Wahlreform ist auch fuͤr uns eine höchst ernste Sache. Wir sind noch immer mit einer statistischen Aufnahme darüber und der Aufarbeitung derselben in der ernstesten und dringlichsten Weise beschäftigt. Trotzdem wird bei der Größte des Materials und bei der ungeheuren Bedeutung dieser Reform es kaum möglich sein, den ersten Referentenentwurf vor dem nächsten Herbst fertig zu stellen. Man wird sich vergeblich bemühen, die Sache so darzustellen, als ob das Hervortreten mit einem solchen ersten Ent— wurfe keine ernste Aktion wäre. Vas ist es aber im höchsten Maße Jedes einzelne Mitglied der Regierung betrachtet die Vorbereitung und Lösung dieser Frage geradezu als Ehrenpflicht.

Frankreich.

Der Senat hat, „W. T. B.“ zufolge, mit 183 gegen 80 Stimmen beschlossen, die Gesetzvorlage des Unterrichts ministers Briand, betreffend die Ausübung der Kulte, der für das Trennungsgesetz eingesetzten Kommission trotz des Widerstandes der Rechten zu überweisen, die geltend machte die Kommission für das Trennungsgesetz habe aufgehört zu existieren, und aus diesem Grunde die Einsetzung einer Sonder— kommission forderte.

NRußland.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ ist am Montag das Urteil im Nebogatowprozeß gefällt worden. Der Admiral Nebogatow und die Kommandeure von drei Panzerschiffen, mit Ausnahme desjenigen des „Orel“, wurden zum Tode verurteilt. Angesichte mildernder Umstände und des langjährigen tadellosen Dienstes beschloß das Gericht jedoch, den Kaiser zu ersuchen, die Todesstrafe für alle vier Verurteilte in eine zehnjährige Festungshaft umzuwandeln. Vier Offiziere wurden zu Festungshaft von zwei bis vier Monaten verurteilt, die übrigen wurden freigesprochen.

Das aus achtzehn Mitgliedern bestehende Komitee der sozialrevolutionären Partei in Irkutsk ist ver— haftet worden.

Italien.

Der Papst hat am Montag das heilige Kollegium empfangen, das ihm die Weihnachts- und Neujahrsglückwünsche überbrachte. In seiner Erwiderung gab der Papst seinerseins den Wünschen für die Erschienenen Ausdruck und hob alsdann, einer Meldung des, W. T. B.“ zufolge, das schwere Geschick hervor, von dem gegenwärtig die Kirche betroffen sei. Nachdem er dem festen Vertrauen in die Mission der Kirche Ausdruck gegeben, gegen die nach der göttlichen Verheißung die Pforten der Höͤlle niemals etwas würden ausrichten konnen, gedachte er des schweren religiösen Streites in Frankreich und erklärte erneut seine Sym⸗ pathie für die französische Nation, für die er das heilige Kollegium aufforderte, in diesen heiligen Tagen seine Gebete zu ver⸗ doppeln, um die unendliche göttliche Gnade auf sie herab— zuflehen. Er betonte, er werde getröstet durch die Einmütig— keit und die Eintracht des französischen Episkopats, das leuchtende Beispiele der apostolischen Glaubenstreue und des

geistes der Aufopferung gebe und in der an ffn katholischen

Belt Bewunderung errege. Zum Schluß ertellte der Papst

den apostolischen Segen. . Spanien.

Die Verlängerung des kommerziellen modus sivendi zwischen Deutschland und Spanien ist,

T. B. 6 am Montag unterzeichnet worden. Die

herlaͤngerungsfrist läuft am 30. Juni 1907 ab, bis zu welchem eitpunkt für die Wareneinfuhr im Verkehr beider Länder die i nn nge. gewährleistet ist. Wie der „Heraldo“ meldet, soll im künftigen Jahre eine Kommission ernannt werden, die heauftragt wird, in Berlin die Verhandlungen über ein end⸗ gültiges , , fortzusetzen. Der Senat hat am Montag das Budget der öffentlichen Arbeiten, das auch die Erbauung von Marktanlagen in Taryub und Melilla umfaßt, genehmigt.

Den Madrider Blättern zufolge ist eine Bande von wölf Carlisten, die bei Rajadell gefangen genommen war, n Barcelona inhaftiert worden.

Serbien.

In der vorgestrigen Abendsitzung der Skupschtina ist, vie das W. T. B.“ meldet, die Anleihevorlage endgültig mit 8h gegen 55 Stimmen angenommen worden.

Amerika.

Nach einer Meldung der „Associated Preß“ sind dem Kriegs⸗ sekretär Taft von dem provisorischen Gouverneur von Cuba Magoon Nachrichten zugegangen, nach denen in verschiedenen Tilen der Insel die Lage mehr oder weniger unruhig st und von zügellosen Banden Plünderungen begangen werden.

Auf Ersuchen Magoons hat der Generalstabschef Bell eine beträchtliche Verstärkung der amerikanischen Garnison auf Cuba angeordnet. Zum ersten Male seit der Besetzung Cubas durch die Amerikaner sind die amerikanischen Truppen enötigt, die Unterdrückung von Unruhen zu übernehmen, an⸗ . diese Aufgabe der cubanischen Landmiliz zu uͤberlassen. DObiger Quelle zufolge wird dies in einigen Kreisen als An⸗ seihen dafür angesehen, daß die cubanischen Zivilbehörden nicht imstande sind, den Frieden auf der Insel dauernd auf—

recht zu halten.

Afrika.

; Der marokkanische Kriegsminister Gebbas ist mit einem

Teil des scherifischen Heeres laut Meldung des W. T. B.“

am Montag in Bu bana, einer Vorstadt von Tanger, ein—⸗ getroffen. Der andere Teil des Heeres ist in dem am Sonntag bon ihm bezogenen Lager geblieben und wird dort weitere

Befehle abwarten. Die Truppen Gebbas sind viel zahl⸗ teicher und besser ausgerüstet, als es im allgemeinen

de scherifischen Truppen sonst sind. Gebbas hat in

El-stsar⸗el-Kebir eine Garnison von 2000 und in Ain⸗-Dalia

1000 Mann hinter sich zurückgelassen. Die scherifische Re⸗

gierung wird ihm noch etwa tausend Mann nachsenden können.

. Expedition ist die größte militärische Aktion, die die scheri⸗

fsche Regierung seit mehreren Jahren unternommen hat.

Wie die „Times“ unter dem gestrigen Datum melden,

arschiert der Kriegsminister Gebbas heute mit dem Gros eines Heeres, etwa 3000 Mann, nach einem Punkte drei

Aeilen östlich von Tanger an der Grenze des Gebiets der

Andscheras. Er wird dort den Häuptlingen aus den Dörfern

der Umgegend ein Schreiben des Sultans vorlesen, nach dem

Kaisuli abgesetzt ist, und wird die Stammeshäuptlinge

auffordern, sich dem Machzen zu unterwerfen.

.

. Nr. 103 des Zentralblatts der Bauverwaltung“, berausgegeben im Minlsterium der öffentlichen Arbeiten, vom 22. Be⸗ uber 1906 hat folgenden Inhalt: Amtliches: Bekanntma hung. Dlenstnachrichten. Nichtamtliches: Kirchenausstattung (Schluß). Das Kalser Friedrich Museum in Magdeburg. Glektrischer Schiffs

lug. Vermischtes: Auszeichnung. Technische Hochschule in Berlin.

Statistik und Volkswirtschaft.

Gin, und Ausfuhr einiger wichtiger Waren in der Zeit vom 11. bis 20. Dezember 1906.

Einfuhr Ausfuhr im Spezialhandel dz = 100 Kg

1 171 391 . ee gebrochen, geschwungen usw. / nl * * . 2 452 j(Jté und Jutewerg S1 557 erinowolle im Schweiß 16 473 Neunuchtwolle im Schweiß 15 561 3592 Eisenerie .. w 1363 339 1 265 269 Fteinkohlen ae dos 456i sgh 11 2271 064 8 924 SEBrdoͤl 1 425 897 1646 1 dn obelsen 115 169 136 5531 11 265 915 1820. Berlin, den 27. Dezember 1906. Kaiserliches Statiftisches Amt.

van der Borght.

Warengattung

6531 41630 4869 2 657

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Bierbrauerei und Bierverbrauch in Deutschland 1905.

.! Die Statistik der Bierbrauerel und Bierbesteuerung im Rech⸗ gäahr 1306 veröffentlicht im 14. Heft der ‚Blerteljahrähe fle n Statistik des Deutschen Reichs“, Jahrgang 1906 zeigt, daß die 6 gewinnung im Brausteuergebiet eine nicht unerhebliche lengerung erfahren hat. Vie Gesamterzeugung an Bier betrug 1 erichts jahr 46,215 Millionen Hektoliter. Sie hat damit die 2 seßßte Erzzugung von 150f (ib, 0s Millionen Hektollter um 1 Milllon Hektoliter übertroffen; der Zuwachs gegen 1904 beträgt 31 Millionen Hektoliter. An! der Mehrerjeugung Tsind mit Aug— 5 ne von Meclenburg und Anhalt alle Birektivbenirke des Brau— NHergebiets beteiligt; fie entfällt gan auf dag untergärige Bier, * rend die Erzeugung obergärigen Bieres nicht unwesentlich zurück⸗ ngen ist. Gegen Hood würden an untergärigem Bier 2 302 380 hl '. * an obergaäͤrigem 228 828 hl weniger erzeugt. Der Anteil des . zärigen Biere an der Gesamtmenge ging von 15 v. H. im Vor⸗ . 3 v. H. zurück. Auch in den nicht zum Brausteuergebiet

Einjelstaaten hat die Biererzeugung zugenommen. Es en in Bavern i736 (1904: 7, 7s), in? Würffemberg 3, , (1904:

3,10), in Baden 3,13 (1904: 3, o8) und in Elsaß⸗Lothringen 1,33 (1904; 1,28) Millionen Hektoliter Bier 3

Ver Bier verbrauch ist unter Berüässchtigung der Ein- und Ausfuhr auf den Kopf der mistleren . berechnet worden für das Brausteuergebiet auf 1007 1 (1804. 97 95, für Bayern auf 234,9 1 (1904: 236, 8, für Württemberg auf 175,8 1 (1954: 163,1), für Baden auf 156,8 (180. 156,3), für Elgg. Lathringen auf 93,6 1 904: 9110) und für das Zollgebiet auf 118,4 1 gegen 1171 im Jahre 1964.

Bei Bayern und Baden gelten die Angaben für das Kalenderjahr 1905, bei den übrigen Steuergebieten für das Rechnungtjahr.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Streik in den Siemen swerken zu Berlin, der jetzt schon viele Wochen währt, hat zu ernsten Differenzen innerhalb dez Metallarbeiterverbandeg felbst geführt. Die Streikenden find unzu⸗ frieden mit der Streskstatistik und besonderg mit der Verteilung der Weihnachtsgelder. Sie haben deghalb, nach der Frankf. Itg.“, zum großen Teil beschlossen, nach Beendigung des Streilz aus dem Metall- arbeiterverband auszutreten.

Die Hamburger Transportarbeiter haben am Montag, der . Vossischen Zeitung“ zufolge, in einer . Sitzung beschlossen, die Schiffoffizlere tatkräftig ju unterstützen, falls der Streit iwischen den Reedern und den Offizieren nicht bis zum

Januar beigelegt worden sei. Wie das W. T. B. meldet, haben die Qffiziere der Veutschen Ostafrikalinie, der Woermann-⸗Linle, der Dampsschiffahrts-Gesellschaft Kosmos, der Levante-Linie, der Deutsch . Australischen a, der Nordostsee⸗ Reederei und anderer jetzt jum größten Teile ebenfalls ihren Reedereien erklärt, daß sie eine Einmischung der Reeder in ihre Vereinsangelegenheiten zurückweisen. Die Offiziere der Hamburg Südamerikanischen Dampfschiffahrts⸗ Gefell⸗ schaft haben an die Reederei ein gemeinsames Schreiben gerichtet mit der Mitteilung, 26 sie nicht gewillt seien, sich in ihre persön—⸗ lichen Angelegenheiten hineinreden zu lassen, und als solche gelte ihnen die Mitgliedschaft des Kapitänbereintz. Infolge des Ver⸗ balteng der Offiztere sind bei der Woermann-Linse drelßig, bei der Ostafrika Linie acht Offiziere entlassen worden; mehrere Dampfer der beiden Linien sind dadurch ohne Offiziere.

Zwischen den Fabrikanten und den Textilarbeitern in Emsdetten ist am Montag, nach einer Meldung des. W. T. B.“ infolge erneuter Verhandlungen elne Verständigung erzielt worden, durch die der Frieden wiederhergestellt worden ist.

Die Lage im Schifferausstande ist, wie die „Kölnische Zeitung“ aus Mailand meldet, unverändert. Im Hafen von Genua liegen 30 abgerüstete Dampfer. Der Postverkehr mit den Inseln Elba und Sardinien wird zum großen Tell von Torpedo—⸗ booten besorgt. Die Hafenarbeiter von Genua beschlossen, die mit Streikbrechern bemannten Schlffe nicht zu entladen.

Der vorige Woche ausgebrochene Ausstand der Dockarbeit und in n n,, in Rio de Janeiro kann, W. T. B zufolge, als been det gelten. n 6 6.

6 r

ö ; —— enn, mn, Werkehrsanstalten. !.

In. Otjosondu ( Deutsch⸗Südwestafrika), ungefähr 120 Em nordöstlich Okahandia, wird am 1. Januar 1907 eine Posthilf⸗ stelle eingerichtet werden, deren Tätigkeit sich auf die Annahme und Ausgabe von gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefsendungen auf den Postanweisungg⸗ und Nachnahmedienst im Verkehr mit Deutsch⸗ land und innerhalb des Schutzgeblets sowie auf den Feldpostpaket⸗ verkehr erstreckt.

erg g. N. 353

Nächste Po st verbindungen nach Deutsch⸗Südwestafrika nach Abgang des englischen Dampfers über Kapstadt (letzte ,,, für diesen Dampfer am 28. Dezember ab Cöln 64 Nachmittags, a Oberhausen 7, 2 Nachmittags, ab Berlin Schlesischer Bahnhof 11,24 Vormittags): 1) Für Briefsendungen mit Leitvermerk mit englischem Dampfer über Kapstadt, ab Southampton am 5. Ja—⸗ nuar, in Kapstadt am 22. Januar, von da weiter mit nächster Gelegenheit, spätestend am 3. Februar in Llüͤderitz= bucht und am 6. Februar in Swakopmund. Letzte Beförderung am 4. Januar ab Cöln 641 Nachmittags, ab Oberhausen 7,24 Nach- mittags, ab Berlin Schlesischer Bahnhof 11,24 Vormittags. 7 Für Briefsendungen und Pakete mit Woermann⸗Dampfer Erna Woermann“, ab Hamburg am b. Januar, in Swakopmund etwa am 29. Ja- nuar, in Lüderitzbucht am 1. Februar. Schluß in Hamburg am 5. Januar für Briefe 2,539 Nachmittags, für Pakete iz, 36 Nachmittags. Letzte Beförderung ab Berlin Lehrter Bahnhof für Briese am 5. Januar 20 Morgen, für Pakete am 4. Januar 11,23 Abends. 3 Für Briefsendungen mit englischem Dampfer über Kapstadt, ab Southampton am 12. Januar, in Kapstadt am 29. Januar, in Lüderitzbucht am 3. Februar, in Swakopmund am 6. Februar. Letzte Beförderung am 11. Januar ab Cöln 6,4 Nachmittags, ab Ober⸗ hausen 7.34 Nachmittags, ab Berlin Schlesischer Bahnhof 11,24 Vormittags. Die nächsten Posten aus Swakopmund, Ab— gang am 55, 16. und 19. Dezember, sind zu erwarten am 36. De⸗ 6. und 6. und 13. Januar.

Für den Postpaketverkehr mit dem Auslande sind seit einiger Zeit neue Formulare zu Zollinhaltserkärungen eingeführt, und jwar: a. Formulare für das Ausland auf gewöhn⸗ lich em (weißem oder gelblichem) Papier, b. Formulare für die Zwecke der deutschen Warenverkehrsstatistik auf grünem Papier.

Die für die Warenverkehrsstatistik bestimmten Exemplare der Zollinhaltserklärungen müssen vom 1. Ignugr 1807 ab bei Paketen mit Wertangabe und bei Wertkästchen auf ö mularen von grüner Farbe ausgestellt sein; bei Paketen ohne Wertangabe kann der Absender für diesen Zweck nach seiner Wahl entw . Formulare von gewöhnlichem oder von grünem Papier verwenden.

In den Zollinhaltserklärungen, gleichviel auf welchem Formular sie ausgestellt sind, genügen im allgemeinen folgende An⸗ gaben: Zahl, Art der Verpackung und Bezeichnung der Sen— dungen, e . der Waren, Rohgewicht, Gesamtwert. Weiter⸗ gehende Angaben werden in den grünen Formularen in keinem Falle verlangt, erforderlich sind sie in gewissen Fällen nur in den , auf gewöhnlichem Papier, und jwar dann, wenn die Zollvorschriften des Bestimmungslandes solche Angaben vor⸗ schreiben. Das Nähere ist, sofern es sich nicht aus den Schalter aushängen ergibt, bei den Pakelannahmetellen zu erfragen.

Bei Postanweisungen nach Mexiko wird vom 1. Januar ab der Meistbetrag von 2060 auf 460 M erhöht. Die Taxe beträgt wie bisher 20 für je 20 AM

Laut Telegramm aus Goch trifft die heute in Berlin faͤllige englische P 6 infolge Schneesturmes mit 23 stündiger Verspätung ein.

Zabrze, 27. Dezember. (W. T. B.) Amtlich wird bekannt gegeben: er Frachtverkehr auf sämtlichen Linien der Katser Ferdinand Nord⸗Bahn ist bis auf welteres ein« gestellt, aus genommen für frisches Fleisch, lebendes Vieh, Kohlen und Briketts sowie für eigenen Bedarf der Nordbahn und der Staatsbahnen. Rollende Güter, soweit nicht eine Ablenkung auf andere Verbandslinien möglich ist, sind anzuhalten und den Versendern jur Verfügung ju stellen. Der Perfonen«

und Gilgutverkehr wird in vollem Umfange aufrecht— erhalten. Diese Maßregeln sind wegen Güterstauung infolge des ,,. Wetters und der Kälte getroffen worden. amberg, 27. Dezember. 5 T. B.) Infolge deg außer⸗ ordentlich starken Schneefalles und großer Schnee— verwehungen ist der Verkehr zwischen Stadt und Land sehr stark ehemmt. Ver Bahnverkehr weist starke Verspätungen auf. Im rankenwald liegt der Schnee bis 2 m hoch. Es gibt dort Schnee⸗ wehen von 8 m Tiefe.

Hamburg, 25. Dezember. (W. T. B) Gestern morgen stellte sich wiederum an der Elbmündung und auf dem n. Stromlauf der Unterelbe Nebel ein, durch den der Seeschiffs verkehr aufs neue gestört wurde. Von den beiden am Sonnabend bet Schulau bezw. Blankenese festgekommenen Dampfern ist „Peter Jebsen vor gestern abend wieder abgebracht worden und hat anscheinend un= beschädigt seine Reise seewärts fortgesetzt. Dagegen ist der Sloman⸗ Dampfer Rom trotz aller Bemühungen der Schlepydampfer noch nicht wieder flottgemacht.

Theater und Musik.

Lortzingtheater.

Das Lortzingtheater hat zu Weibnachten Flotows Oper Martha“ seinem Spielplan einverleibt. Die Erstaufführung, die am Sonnabend stattfand, hatte unter einer in letzter Stunde notwendig gewordenen Umbesetzung der Titelrolle zu leiden, die von Paula von Lichtenfels an Stelle dor Frau Raabe. Burg leider unzu— länglich gegeben wurde. Auch die Nanch der Frau Mayer Herber konnte nur bescheidenen Ansprüchen genügen. Als Lyonel bewährte sich da—⸗ gegen Herr Schüller wieder gls trefflicher Sänger und Darftleller, und der neuverpflichtete Herr Reimar Poppe zeigte sich als Plumkett im Besitz einer schönen umfangreichen Baßstimme. Die Gesamt— aufführung, die unter der Leitung des Kapellmeisters Schwar; stand, schien nicht ganz so gut vorbereitet gewesen zu sein, wie die bisherigen Vorstellungen des Lortzingtheaters.

Konzerte.

In der Philharmonie stellte sich am Donnergtag voriger Woche Herr Gregor Fitel berg als Dirigent vor. Mit dem hf harmonischen Orchester brachte er die symphonischen Dichkungen Maebeth. und „Symphonia Domestiea“ von Richard Strauß zu Gehör und machte im allgemeinen einen sympathischen Eindruck. An Routine scheint es ihm nicht zu mangeln, doch fehlt es ihm noch für solch schwierige Werke wie die oben genannten an Schwung und an= feuernder Herrschaft über die Orchestermassen. Die Klaviervorträge, die Herbert Fryer in der Singakgdemie an demselben Tage darbot, jeigten guten musikalischen Geschmack und tüchtiges Können. Der Künstler wirkte zwar nirgends hinreißend, aber doch lebte ein hinreichend starkes Gefühl in seinem Spiel, um die Anteilnahme stetig rege zu erhalten. Wenn auch der Baßbaritonist Herr Otto Werth, der ebenfalls am vergangenen Donnerstag im Beethoven Saal konzertierte, über ein wohllautendes Organ und reine Intonation verfügt, so ist seine Stimmtechnik doch nicht leicht genug und genügend ausgefeilt. Dies zeigte sich nicht nur bei den Koloraturen in den beiden Arien von Händel, mit denen er sein Konzert einleitete, sondern teilweise auch bei dem Liedgesang. Auch erschien der Vortrag für die Gesänge von Wagner und Schumann nicht genügend durchgeistigt. Dagegen gelangen ihm Lieder, die mehr zum Dramatischen neigen, wie z. B. Schuberts „An die Leyer !, besser. Der als vortrefflicher Pianist bekannte Herr Bruno Hinze— Reinhold war ihm ein vorzüglicher Begleiter. Für feine solistischen Darbietungen hatte er sich freilich gerade nicht das anregendste Programm gewählt: die kleine Es. Dur⸗Sonate von Mozart und die „Petrarca⸗ Sonate“ von Liszt, beides Kompositionen, die nicht zu den bedeutenderen ihrer Schöpfer gehören.

Das fünfte Weingartner-Konzert, das am vergangenen Freitag im Königlichen Opernhaufe stattfand, war aug— schließlich Beethoven gewidmet, wie allsährlich der in des großen Meisters Geburtswoche fallende Symphonieabend, und stand durchaus im Zeichen des Erfolges Das Orchester wie sein Dirigent waren von Anbeginn an so ganz bei der Sache, so voller Anteilnahme, daß man wußte: alter Ruhm wird heute neu erworben. Wie scharf umrissen waren die Konturen der „Koriolan“⸗ Ouvertüre, die an der Spitze des Programms stand, und wie fein in der Behandlung der Blasinstrumente erklang da alles! Mit wie großer Sorgfalt wurde dann auch die Begleitung des Klavierkonzerts in C⸗Moll durch- geführt, zu dessen Vortrage Ferruccio Busoni auserseben war! Er spielte es wundervoll abgeklärt, mit poetischem Anschlag und äußerster technischer Klarheit und traf so ganz den Charakter des Werkes, daß man seine ungetrübte Freude daran haben konnte. Im ersten Satze war es das Maßvolle, das Wohlüberdachte im Aufsau und das perlende Passagenspiel, im zweiten die Innigkeit und Poeste des Ausdrucks und im Finale die natürliche Frische und Anmut, wag die Wiedergabe auf meisterliche Höhe hob. Der Künstler fand Ge⸗ legenheit, seine musikalische Persönlichkeit voll zur Geltung zu bringen, und erntete, wie immer, begeisterten Beifall. Die Symphonien Beet hovens waren durch die eg die Pastorale, Op. 68, vertreten, eine der liebenswürdigsten, mit der das Publikum immer leicht in Fühlung lommt. Alle Feinheiten des weniger großartig als apart angelegten Werkes kamen unter Felir Weingartners Leitung in der unabsichtlichen Weise zur Geltung, dle einen wesentlichen Vorzug seines Mustziereng ausmacht; man kann nur sagen, daß die Ausfuhrung alle Wünsche erfüllte. Den Ausklang des Abends bildete die dritte ‚Leonoren. Ouvertüre, deren feurige, klangschöne Wiedergabe lauten Jubel er⸗ weckte; sie gab dem Ganzen den denkbar glaͤnzendsten Abschluß. Im Saal Bechstein spielte am vergangenen Freitag der Pianist Arthur Reinhold mit bemerkenswerter technischer Gewandtheit; er suchte und fand aber auch häufig einen eigenen persönlichen Ausdruck, den er lebendig zur Anschauung zu bringen wußte. Nur war das Programm nicht gerade vorteilhaft zusammengestellt. Beethovens 33 Diabelli. Variationen ermüden beim Konjertvortrag zumeist die Hörer, auch wenn die wechselnden Reije dieser Tondichtung so feinsinnig ausgestaltet werden, wie es dem vielversprechenden Künstler ju tun gelang. Eine junge Pianistin, Fräulein Marguerite Melville, gab an demselben Tage im Beethoven-⸗Saal einen Klavierabend und wußte durch ihr sympathisches Spiel Interesse zu erwecken. Ein Mißgriff war es nur, daß sie Beethovens C-Moll Sonate, Op. 111, auf dag Programm gesetzt hatte. Diese kann nur von fertigen Künstlern in der ihr gebührenden Welse ausgeführt werden, nicht von angehenden. Dem ersten Satz el in dieser Darstellung alle Größe und Leidenschaft. Eine sehr ansprechende Leistung aber war der Vortrag der Davidsbündlertänze von R. Schumann, die . Melville nicht nur gewandt und sauber, sondern auch trefflich

arakterisierend ju gestalten wußte. Es folgten Kompositionen von Brahms und Chopin; technisch war alles aunehmbar, am gelungensten im Ausdruck aber die zarten, lyrischen Partien bei Chopin. Ebenfalls am Freitag veranstaltete das Sternsche 6 vatorium in der Philharmonie einen Eugen d' Albert Kompositionsabend“ zum Besten seiner Kranken, und Unter⸗ stützungökasse. Wenn hierbei die kompositorischen Leistungen V Alberts 6 nicht 2 seines unübertroffenen Klavierspiels erreichen, so bieten seine Werke doch immerhin der fesselnden und schönen Momente enug, um ihnen einen ehrenvollen Platz in der modernen Klavier. iteratur zu sichern. Die Suite D-Moll ist als feines Klavierstück langst bekannt, die beiden Klavierkonzerte H⸗Moll und C-Dur sind eschmackvolle, groß angelegte Kompositionen, die man mlt dauerndem nteresse hört. Ganz besonders zeichnet sich darin die schöne Klangwirkung zwischen Orchester und Klavier aus; am charakte⸗ ristischsten und wertvollsten war aber wohl das Konzert in H.Moll. Ueberraschend waren die trefflichen Leistungen der beiden interpretierenden jugendlichen Solisten Fräulein Elisabeth Boke— meyer und 21 Edwin Fischer; heide aus der Klavierklasse des Herrn Professors Kranse. Von den 4 Gesängen, mit DOrchester⸗