Berichte von deutschen Fruchtmärkten.
Zusammengestellt im Kaiserlichen Statistischen Amt.
Qualitat
gering
mittel
aut
Gejahlter Preis für 1 Doppeljentner
nledrigster 60
hõöchster M
niedrigfter
*.
n wurden 83
ö
Allenstein Goldapv . . Krotoschin .. Schneldemühl .. , ,, reiburg i. Schl..
1 ö Neustadt O. S..
8 . 9 , ,
Saargemuũnd
Günzburg Memmingen Schwabmün . Waldsee i. Wrttbg. Pfullendorf. .
Allenstein Goldap . Thorn Krotoschkin .. i nn . neidemühl . ,, 1 Freiburg i. Schl. . 1 5353 Neustadt O.S. Hannover
3.
Neuß ö.
5.
Saargemünd
Allenstein Goldap . Thorn. Krotoschen .. Schneidemühl . Znin 3
Breglau ;
Freiburg I. Schl.
Wg J
Neuftadt O. S. annober ö mden
ullendorf ..
ülhausen i. G..
9 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 9
Allenstein Goldap. Thorn Krotoschin (, eidemühl . nin . reslau.
9 =
r, ,. k chwerin i. Mecklb. Mülhausen i. G. . Saargemünd
2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 R
Nůuͤlbaufen , ;
k
Schthabmůünchen . , chwerin i. Mecklb. .
ö
Hen I. Schl.
Waldsee i. Writba. .
. ; Braugerstẽ
17,90
17.60 1779 16,50 16,60 16.90 1740 16,90 17250 17, 80
19.00 19,58 17,50 19380 19.10 17,50 19800 19,00
Weizen.
17,90
17.90 17470 16,50 16,80 1720 17460 16,90 17460 18, 00
19 o ]
198,58 17,50 18 8 19,50 17.50 198,00 19, 00
18,00 1850 1800 17.90 1709 1680 17.30 1770 1740 1790 18.10 17,75 19,50 1872 18,50
1830 1928
Rernen (enthülster Spelz,
19,40 20,50 1960 198,94 19,30
16,88 16,090 16,50 16,90
15, 60 16,00 15, 10 16,70 15,40
1850 1765
1700 17,03 1609 18.60 1740 16,50 17,00
14,50 1400
15, 90 15.50 15,60 12, 80 1600 16, 10 185,30 15,40 1600 17,50 17.60 1709
.
16, 10 16,00 16,50 1610 1440 15,80 15, 80 16, 10 15,80 158,20 16.60 15,80 18,20 16,090 17,50 17,25
1840 17,380 17440 18, 10 18,00 16450 18,0
18, 00
18,40 20,69 18. 60 19,94 19,60
18, 80 20, 80 1380 20,10
Dinkel. Jesen).
19.80 20, 80 19.80 20. 10
Roggen.
16,388 16,090 16,70 15.90
15,69 1620 15,40 15,80 15.40
1550 1716
17850 1553 15 5
1300
1749
16,890 17,09
Ger st e.
14,50 14,00
15,00
15.55
15, S0 13, 090 16,50 16,30 15.30 15,50 17,00
18 90 13 26 13 50
.
J J
1
4
17.00
16,10 1600 1680 1610 1489 13 80 1600 1630 16,00 15.720 16,60 16900 18.70 16,80 18,00 17,25
18449 17.80 1820 18,10 18,90 1680 18,50 18, 00
1700 16,50 1700 16,10 15, 20ð 15,80 1620 13.50 1600 18, 90 16,40 15, 90 17320 1705 17250 1718 17,00
1700 10
1600 14,50 14,80
15,80 15,80 13.10 16360 1640 15 80 15,90 18,0 15,4655 18, 00
18.20 18, 00
1820 1710 1876
174
12 1600
1550 15,65
17.84 1720 16650
16,00 16,91 16.10 1490 15, 80
16,71 1600
17, lo
1725 15 76
1730 1779 1809 18,59
18,08 18650
16,65 1600
1700 1728 1756
17.40 17,26 18,25 18, 18
1807 13, 15
85
C SxR.
. =
58. 83585.
R R ge de e ge & o R
Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelientner und der Verkaufgwert auf volle Mark abgerundet mitgetellt. Der Durchschnittzpreig wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. Sha liegender Strich (— in den Spalten für Prelse hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist, ein Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Berlcht feblt.
Großhaundelspreise von Getreide au deutschen und fremden Bõrseuplãtzen für die Woche vom 285. Februar bis 2. März 1907 nebft ent sprechenden Angaben für die Vorwocht. 1000 kg in Mark.
(Preise für greifbare Ware, soweit nicht etwas anderes bemerkt.)
— — — — C
Woche Da⸗ 25.2. gegen bis 2 3. Vor⸗ 1907 woche
172,00 173,25 187,90 184,58 179,57 178.25
Berlin. Roggen, guter, gesunder, mindestens 712 g das 1 e, * * * 7565 8 das 1 Hafer, *. *. . 4650 8 das 1 Mannheim.
R ö. russtscher, bulgarischer, mittel. 181999 181.99 J
We . 8. bad fälzer, m gane E , d
zer, ruf 3 amerik., rumän., mittel. 202 15 20295 * württembergischer .... 1596 O50 IS6 25 sche ittel R * 182,50 181,88
. 142,50 140, 00
Roggen, . . 122,39 12231 Weijen, Theiß⸗ 144,48 14440
gef ungarischer 1 136,82 138,45 erste, slovallsche ..
138,53 138,45
Mals, ungarischer 100,29 100,23 GBudapest.
ö en, ö k
113,12 112,40 125,34 127,43 129,51 129,53 113,46 113.39
S8, M7 87,76
11467 115,76
gen, 71 bis 72 kg das hl k 130,80 130, 80
ülka. 75 big v Kg das HM] Riga.
e, n n , n r, nn ö 76 *. 76 . *. ö a rig. , neferbare 2 des laufenden Monats 164 i. Ve 6 ona J 187.91 166. 9
Antwerpen.
147,80 146,50 139,96 139,96
135371 135,656 136,71] 135,66 134,74 135, 15 141,38 142, 95, 132,1 132,56
Am ster dam. A ow 2 1 1 1 2 12 1 1 Rogen . Petersburger. ... a 1 1 14 1 2 8 1 1 1 Weinen amerlkanischer Winter ⸗⸗ Malt amerikan. bunt
132,68 132, 75
14424 14431 11776 1953 105,95 196,59 109 77 6b. og
London. Betzen ͤ 6 3m (Mark Lane) 36 lisches Getreide, e
136 68 136,68 133,32 133,32
125,87 126.26 128,90 128,50 136,46 136,46
en Mittel h aus 196 Marktorten ( Gaasotte avsrages)
Liverpool.
russischer. 149, 84 149,64 Donau k 137,40 137,40
ä 146,34 146, 45 14446 144.93 148.70 148.94 150,57 1806,57
alt 2. 1 2 Hafer, enclischer, weißer ] .,: 16, . 127,04 126,657
Odessa Gerste, Futter · ⸗ r. 126, 25 12826 1 106,82 106,8
Weinen
ameritan., 105,88 10588 La Plata, gelber 109,17 107,29
119,94 120,37 Wenzen, Lieferunggware 121,0 121,11 120,74 120,70
ö Nai w
130 44 129,52 132,10 131,85 131,43 131,12 129,77 130, 14
do, ꝛs3 89, 80
Sete Buenos Aires. mae, non Nang Durchschnittgware 32 g6 S4 63.
GSemerkungen.
1 Imperial Quarter ist für die Weizennotij an der Londoner Pro- — bo Pfund w
196 ö ee n , , Durchschnittsyreise .
ches Getreide (daaette averages) ist 1 Imperlal Quarter
— 480, Hafer — 312. Gerste — 400 engl. . t.
— 60, 1 Bushel Maig — Pfund englisch;
engl 3, G Eis g 1 kaff Roggen = 2160, Weizen =
g.
der Um de in Reichswährung sind die einzelnen n, gie Reichgan zeiger ermittelten
wöchentlichen 6
, und .
cago und
die Kurse auf Neu . für D Riga die 6
t. b rig, e
3 diese ien . n Bueno Atreg cksichtiqung der Berlin, den 6. März 1907.
Kalserlicheg Statistischeg Amt. van der Borght.
129, 63 129,49
Dentscher Reichstag. 10. Sitzung vom 5. März 1907, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Tagesordnung: Fortsetzung der ersten Beratung der Gesetz⸗ entwürfe, betreffend die Feststellung des Reichshaushalts⸗ etats und des Haushaltsetats für die Schutzgebiete auf das Rechnungsjahr 1907 sowie der Ergänzung zum Entwurf des Reichshaushaltsetats, Wahl von 6 Mitgliedern für die Reichsschuldenkommission und erste Beratung der Gesetz= entwürfe, betreffend die Vornahme einer Berufs⸗ und Betriebszählung im Jahre 1907 und die Feststellung eines . zum Reichshaushaltsetat für das Rechnungs⸗ jahr ;
Ueber den Anfang der Sitzung ist in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.
Abg. Dr. Paasche (ul.) fortfahrend: Nun sagt das Zentrum: Man wirft uns Kuhhandel vor. Zeigt uns, wo wir ihn getrieben, und was wir erreicht haben. Es ist unmöglich, Ihnen die Kühe hier einzeln vorzuführen. Ich kann Ihnen aus meiner Erfahrung eine ganze Reihe von Gelegenheiten nennen (Zärm und Zurufe aus dem Zentrum), ich könnte sie auch beweisen. Wenn überhaupt eine wirtschaftlich oder politisch wichtige Frage an das Haus kam, so wurde auch nicht ein einziges Mal vom Zentrum ein Redner vorgeschickt, der gesagt hätte, wir erkennen die Berechtigung dieses Gesetzesz durchaus an. Auch in der Presse wurde dann geäußert: so, wie diese. Vor⸗ lage ist, wird das Zentrum unter keinen Umständen bereit sein, sie ju genehmigen. Dann kam die Kommissionsberatung, Ich habe in der Budgetkommission seit 12 Jahren mitgearbeitet, ich weiß, wie es da zugeht. Auch dort gab das Zentrum noch kein zustimmendes Votum; gewöhnlich .. es dann, erst sei Material und Erhebungen notwendig, manchmal hörte ich auch, wir wollen die Sache auf die lange Bank schieben. Erst wenn die Vorlage wieder an das Plenum zurückgelangte, kam das Zentrum langsam und allmählich mit seinen Wünschen heraus. Wir haben oft uns recht unbequeme Bestimmungen annehmen müssen, weil wir, die Konservativen und Nationalliberalen, uns sagten, lieber etwas als gar nichts. Bei den Heeresvorlagen mußten wir es uns schließlich nach langem Hin und Her vom Zentrum gefallen lassen, daß die Bewilligung der letzten Kavallerieregimenter hinausgeschoben werden sollte. Erst 1910 soll das letzte Kavallerie⸗ regiment bewilligt werden, nachdem uns der Nachweis geführt war, daß diese Regimenter im dringenden nationalen Interesse unbedingt notwendig sind, und dann rechnet es sich das Zentrum als ein großes Verdienst an, daß es die großen nationalen Aufgaben mitgelöst hat. Sir u aus dem Zentrum: Wo bleibt denn der Kuhhandel?) Rufen
ie mir doch nicht immer das Wort Kuhhandel“ ju. Glauben Sie denn, daß es sich, wenn man von Kuhbandel spricht, um lebendige Kühe handelt? Sie haben eben immer Ihre Wünsche, die Sie auf anderen Gebieten hatten, durchgesetzt; so könnte ich eine große Zahl von Einzelfällen aufführen, die aufjuzäblen nicht angenehm ist. Ist nicht von Ihrer Seite ausgesprochen worden: Wenn wir die Akten vorlegen und zeigen wollten, was alles hinter den Kulissen geschehen ist, kein Staatssekretär, kein Minister bliebe auf seinem Sessel?“ Wo haben Sie es nicht versucht, für diesen oder jenen Ihrer Freunde etwas zu erreichen? Wie oft haben wir gelesen, bei der preußischen Volksschule wollten Sie die Rechnung revidieren, wie oft haben Ste betont, daß das Zentrum die einflußreichste, an—= gesehenste, mächtigste Partei ist! Schon dieses Machtbewußtsein allein mußte Sie jum Mißbrauch Ihrer Stellung verleiten. Haben Sie nicht ausgesprochen, dle Aufhebung des Jesuitengesetzes sei kein Handels. artikel, sondern ein Recht, und Rechte kauft man nicht, sondern man straft, wenn sie verweigert werden. Damit geben Sie doch zu, daß Sie, wenn Sie etwas nicht erreichen konnten gestraft haben. Das war eben eine müißbräuchliche Anwendung Ihrer Macht, das sind die fetten Kühe. enn man jetzt, wie es oft ausgesprochen ist, aufatmete, daß der Druck des Zentrums von den Parteien genommen ist, glauben Sie denn, daß dieses Gefühl künstlich vom Reichskanzler hervorgerufen ist? Nein, das hat der tlefempfundene Mißmut zuwege gebracht, der sich über diese Machtpolitik des Zentrums in der Bevoͤlkerung eingestellt hatte. Der Frelherr von Hertling sagte, Sie lehnten das Bündnis mit den Sozialdemokraten ab, eg hatte Ihnen weh getan. Die Quittung für diese Anschauung hat der Frelberr don Hertling von Ihnen schon vor den Stichwablen reichlich bekommen. Seine Stimme ist nicht gebört worden. Man bat uns sogar den Vorwurf gemacht — der Abg. Schaedler bat in der ihm eigenen witzigen Art lange darüber geredet — wir bätten mit der Sonal- eie sentk⸗ paktiert. Was bat denn der Abg. Schaedler gesagt? Ich höre seine Worte noch: „‚Wir müßten ja gottssträflich dumm sein, wenn wir das Messer uns selbst an die Kehle setzten; das über⸗ schreitet das Maß der erlaubten Naivität?“ Bei Ibnen kommt Les darauf an, wer das Mütel braucht. Sie nennen es gottsfträflich dumm, wenn Sie die Hilfe der Sojialdemokratie ablebnen wollten. aber uns machen Sie schon einen Vorwurf, wenn, obne daß jemals die Parteileltung zu dieser Haltung irgendwie ibre Zustimmung gegeben hätte, mit der Sozialdemokratie Füblung genommen wird. (Zuruf von den Sozialdemokraten: Baden!) Ich weiß nicht, warum Sie immer Baden rufen, wo Sie doch in Baden mit uns jusammen egangen sind. Vom . sind wir recht gründlich los gekommen. enn die Kluft zwischen Zentrum einerseits und Regierung und Mehrheitsparteien anderseits immer mehr vertieft ift, so bat dies nicht an uns gelegen, sondern an dem groben Geschüätz, das erst der Abg. Spahn, dann der Abg. Gröber und dann ein noch Gröberer aufgefahren hat. Und als jemand von Ihnen aufgetreten war und gesagt hatte, es selien auch national. konservativ gesinnte Männer in 9 Reihen, da schickten Sie noch einen letzten Redner vor, der in feiner freien Art erklärte: die oppositionelle Richtung, die die ultramontane Partei zum Kampf gegen die Regierung geführt hat, wird weiter herrschen und die Herren, die ibre Stimme bel der Stich- wahl erhoben haben, unterwarfen sich gehorsam und gingen mit dem Gro der Zentrumspartei. Wenn wir fiüher vielfach mit Ihnen Hand in Hand arbeiten mußten und nicht daran gedacht haben, den Kampf gegen Sie zu richten, so werden Sie uns dazu zwingen, es in der Zukunft zu tun. Das ist eine der ie Errungenschaften des letzten Wahl⸗ kampfes, daß die alte Mär beseitigt ist, als ob das Zentrum mit seinen chriftlichen Arbeitervereinen im stande wäre, der Sozlalyalitik das Rũck⸗ grat zu geben. Trotz der Wahlhilfe des Zentrums ist die Sozial demoiratie auf die Hälfte der Mandate zurückgedrängt und ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß, wenn der Kampf erneut wird, die Sozial— demokratle noch einmal um die Hälfte geschwächt zurückkommt und daß damit die Sorge vor dem roten Gespenst ganz und gar ver= schwindet. Der Abg. Freiberr von Hertling meinte, die Abstimmung am 15. Desember sel nicht der innere Grund, sondern nur der Anlaß für die Auflösung gewesen, in Wirklichkeit habe der Reichs⸗ kanzler eingesehen, daß er, nachdem die großen wirtschaftlichen Fragen gelöst selen, das Zentrum nicht mehr brauche, und er habe sich nun mit den Feindeñ des Zentrums versöhnt und vereinigt. Allen Respekt vor den Alldeutschen, vor dem Evangellschen Bund und den Jungliberalen. Bieher haben aber diese vor dem Parlament noch eine sehr geringe Rolle spielen können. Ich verstehe nicht, wie der Reschgkanzler daran hätte denken sollen, sich msl diesen politischen Partesen gegen die mächtige 3 partei zu verbinden. Nein, auch ihm war der Druck der Zentrum nebenreglerung und das Machtbewußtsein des Zentrumg, wie der roßen Maffe' des deutschen Volkes allmählich unerträglich geworden. se inneren pfychologischen Gründe deg Kanijlers kann niemand wissen; und die gs n gen, des Abg. von Hertling, daß der national; liberale Angriff auf die auswärtige Polltik der Beginn des An= schlusses an die innere war, ist wohl nicht ernst zu nehmen. Es war bag Streben, sich von dem Druck deg Zentrums zu befreien, und daher haben wir allen Grund, damlt zufrieden zu sein. Der 13. Dejember selbst, den Ste (um Zentrum) heute als minderwertig belselte schieben
meines Wablkreises,
möchten, ift nicht bloß der Anlaß, sondern der Grund zur Auflösung gewesen. Der Abg. von Hertling meint, man habe keine Verständigung gesucht, man hätte die dritte Lesung abwarten sollen. Das Zentrum wußte doch, daß für den Antrag Hompesch keine Mehrheit vorhanden war; auch im Plenum nicht, weil die Sozialdemokraten nicht dafür gestimmt hätten. Das Festhalten des Zentrums an dem Antrage konnte nur zur Ablehnung des Ganzen führen. Die Fragestellung des Präsidenten war nicht ganz jutreffend, die Gegenmeldung meines Kollegen Büsing kam zu spät. Es hätte zuerst die Aenderung des Dlspositivs zur Abstimmung gestellt werden müssen, also der Antrag Ablaß, dann der Antrag Hompesch und dann die Ziffern, erst die höheren, dann die geringeren. Das Resultat wäre wahrscheinli immer das gleiche negative gewesen, selbst wenn der Kanzler no den Antrag Hompesch abgewartet hätte, da für diesen niemand hätte stimmen konnen, der vorher für Weitergehendes gestimmt hatte. Man ging ja auch schon vorher im Hause herum; einige Herren kamen mit dieser Anregung auch zu mir, daß wenigstens Ueberschrift und Einleitung gereitet würden. Das charakterisiert eben die Taktik des Zentrums: alles in zweiter Lesung ablehnen, die Regierung damit in die schlimmste Verlegenheit vor dem Auslande bringen, um dann zwischen zweiter und dritter Lesung Kuhhandel zu treiben. Dann wäre die Vorlage nach Ihrem Willen , . dann wären 26500 Soldaten und 4500 Mann Politzeitruppen bewilligt worden, dann hätte man den Wählern gesagt: Seht, was wir erspart haben, wir baben das durchgesetzt, wir haben recht behalten. Hier handelte es sich wirklich nicht um einige lumpige Millionen, sondern um einen Eingriff in die Kommandogewalt; hätte die Regterung bis zur dritten Lesung gewartet, so hätte sie an Ansehen und Prestige den e. Teil verloren. In solchen Fragen kann und . eine egierung nicht nachgeben; ich freue mich, daß sie diesen Kuhhandel abgelehnt hat. Der Abg. von Hertling will nichts von der Neben regierung gelten lassen, was gehen ihn die Subalternen Poeplau und Wistuba an! Darum handelt es sich nicht, der Kern der Sache war ein ganz anderer. Jedenfalls haben einzelne Zentrumsmitglieder an maßgebender Stelle unter Berufung auf die Macht des Zentrums und seine ausschlaggebende Stellung versucht, in die Administrative einzugreifen. Ob es sich dabei um Subalterne oder hohe Beamte oder Missionsgesellschaften handelt, ist gleich⸗ gültig. Das Zentrum hat , n, w. keine Mißbilligung darũber , also nachträglich seine Zustimmung dazu ge⸗ geben; das ist so gut, als wenn das vorher geschehen wäre. Der Abg. von Hertling bedauert, daß der Wahlkampf die Kluft zwischen Evangelischen und Katholischen, wischen Nord und Süd vertieft habe; er hat den Kulturkampf, herbeigezogen und den Spieß umgedreht, als ob die nationale Mehrheit den Kulturkampf gewollt habe. Ich verwahre mich und meine Fraktion dagegen auf entschiedenste. Gelegentliche Zeitungsdußerungen sind keine Beweise dafür; für Sie gelten nur offizielle Kundgebungen der Partei, und vielleicht der Parteiführer. Der Kulturkampf wurde am 13. De⸗ zember von einer ganz anderen Selte, von dem Abg. Ledebour, an die Wand gemalt. Er meinte, die Liberalen wollten einen neuen Kulturkampf, aber das sei eine verfehlte Kalkulation. Den alten Bismarckschen Kulturkampf könne man nicht mehr ins Leben zurückrufen, dieser tote Frosch wird sich nicht mehr galvanisieren. Wenn es einmal zu einem wirklichen Kulturkampf in Deutschland käme, sagte er weiter, wenn es sich um eine Trennung von Staat und Kirche und Schule handelte, einen solchen Kulturkampf würden auch die Sozsaldemokraten unterstützen. Sie seben also, welch' ein Kulturkampf Ihnen a Zentrum) bevorsteht von denen, um deren Hilfe Sie gebuhlt haben. Unsere Kundgebung enthält kein Wort von einem Kulturkampf. Sie halten uns doch nicht für so töricht, zu verstecken, was wir wollen. Niemand hat von uns daran gedacht. Sie werden doch dem Worte eines ernsten politischen Mannes mehr glauben, als den Redensarten eines Winkelblattes. Niemand von uns denkt daran, unseren katholischen Mitbürgern irgendwie die Ausübung ihrer Religion zu erschweren, im Gegenteil, Freiheit in der Religionsübung für alle Konfessionen haben wir immer betont und wir haben niemals daran gedacht, solche Schreckgespenster an die Wand zu malen, wie Sie sie in ihren Flugblättern vorgeführt haben. In Würzburg erschien ein Flugblatt, in dem es hieß: ‚Katholische Wähler, wenn ihr nicht wollt, daß die Kruzifixe aus den Schulen geworfen, die kirchlichen Heiligtümer ver⸗ weltlicht, die Seminare geschlossen, die Bischöfe aus ihrem Besitztum vertrieben, die frommen Krankenschwestern aus den Hospitälern ver⸗ trieben werden, so ert mit euerem Stimmzettel dafür, daß keine liberale und sozialdemokratische Mehrheit in das Parlament kommt.“ Was ist das weiter, als uns zuzumuten, wir wollten alle die Schand⸗ taten gegen unsere katholischen Mitbürger verüben! (Zurufe bei den Sozialdemekraten.) Jawohl, ich halte es für eine Schandtat, wenn man die Krunsixe herunterreißt. Solche Kampfesweise ziebt leider bei der katbolischen Bevölkerung viel zu sehr, weil Sie die katholische Bevölkerung ganz anders im Zug haben burch Ihre geistliche Srgani. sation, als es bei uns möglich ist. In Kreuznach, der Hauptstadt sind katholische Versammlungen geschlossen worden mit dem Ruf: Nieder mit dem Protestantismus. Ist das nicht der Kulturkampf in schlimmster Form? In meinem Wahlkreise haben katholische Pfarrer von der Kanzel erklärt: Kauft nicht bet evangelischen Kaufleuten. (Widerspruch im Zentrum. Rufe: Wo?) Den Beweis kann ich Ihnen bringen, ich habe ihn in der Tasche mitgebracht. Glauben Sie, Herr Trimborn, daß ich hier Un⸗ wahrheiten sage, daß ich Behauptungen aufstelle, die i nicht beweisen kann? In anperen Wahlkreisen ist es ähnli gewesen. Der Abg. von Hertling bat mit Recht gesagt, es set gewiß nicht staatsmännisch weltschauend, den Gegensatz zwischen Katholischen und Evangelischen zu vertiefen. inen so weit- schauenden staatsmännischen Blick hat wohl auch die Regierun daß sie in der heutigen schweren Zeit nicht daran denkt, die konfessionellen & ff noch zu vertiefen. Der Abg. von Hert⸗ ling weiß ganz genau, daß daran nicht gedacht wird und nicht gedacht werden kann. Wir wollen nach wie vor weiter arbeiten auf dem Gebiete der Sozialpolitik, der Wirtschafts⸗ und Kolonial politik und ich will mit der Hoffnung schließen, daß, wenn das Zentrum uns seine Hilfe dabei versagen sollte, an die nationale Mehrheit die doppelte Verpflichtung herantritt, die Gegensätze ju ver⸗ gessen und gemeinsam zusammenzuhalten, damit die nationalen Auf⸗= gaben auch trotz des Zentrums zum Ziel fe bet werden.
Abg. Kröcher (dkons.): Nur wenige kurze Sätze von mebr versön= lichem Charakter. Der Abg. David hat mich gestern unter den kor⸗ serbativen Politikern genannt, welche die Absicht ausgesprochen baben das Reichstagswahlrecht abzuschaffen. Das ist ein Irrtum. Ich babe zwar sehr oft in öffentlichen Versammlungen das Reichstagswablrecht scharf kritisiert und gesagt, daß ich das geheime Wablrecht für ver= derblich für unser Vaterland halte, weil es jeden berechtigten Einfluß. so z. B. den Einfluß des Vaters auf seinen 25 jährigen Sohn, = Ich habe aber in jeder Versammlung entweder vorber oder nachber etwa folgendes gesagt — ich stelle dies hiermit fest und bitte die Herren, sich das zu merken —: Ich habe nicht ausgesprochen, daß ich das allgemeine geheime und direkte Wahlrecht abschaffen will; was ich darüber denke, ist meine Sache. Ich weiß allerdings, daß ein kon⸗ e, n, Führer im Herrenhause die Absicht ausgesprochen hat, das
ahlrecht abzuschaffen. Ich mißbillige das, weil ich es für praktisch falsch halte, einen Wunsch auszusprechen, der zur Zeit nicht erfüllbar Aber es ist doch ein starkes Stück, daß die Herren toto die dassel tun, denn ist es nicht genau dasselbe, wenn die Herren das mecklen⸗ burgische oder preußische Wahlrecht oder andere Wablrechte, die ibnen nicht passen, abschaffen wollen? Auch bier trifft das Gleichnis dom Splitter und Balken zu, nur daß der Splitter noch kleiner und der Balken noch größer ist. Damtt bin ich fertig mit meinen kurzer Bemerkungen.
Abg. Erjberger (Zentr.): Der Abg. Paasche bat meinen delitisede- Freunden einen Vorwurf daraus gemacht, daß sie richt it deem dreifachen Hurra allen Vorlagen der verbündeten Reerenzer re estimmt haben. Die Nationalliberalen daben doch ard ** e. n der ersten Lesung begeiftert jugestimmt. Ich ertrrert 4 . en die Panzerkreuzer. Es ist doch nicht richtig dad tr erer der dere deren