auch dem Bedürfnis ein Genüge geschehen, wenn man bedenkt, daß es sich nur um Witwen frühverstorbener Unterbeamten handelt, also in der Regel um junge Frauen, die noch arbeits. und erwerbefähig sind, und, wenn man weiter bedenkt, daß mit der Erhöhung der Be⸗ züge der Witwen auch die der Kinder Hand in Hand geht.
Meine Herren, wenn ich noch ein Wort hinzufügen darf, so möchte ich dem bohen Hause kurz darlegen, welche finanziellen Wirkungen die Vorlage hat. Für 1807 würden die vorgeschlagenen Gesetze die Erhöhung der Pensionsaufwendungen um 1260 000 4 bedingen. Dazu kommt, wie ich mir darzulegen erlaubt habe, daß ein entsprechender Unterstützungsfonds in Höhe von 1 200 000 4K in den Etat eingestellt werden soll; das ergibt insgesamt 2 450 000 AÆ für 1907. Dabei ist noch nicht eingerechnet, weil es an ziffernmäßigem Material fehlt, die rückwirkende Kraft für die Kriegsteilnehmer, die unjwelfelhaft auch von erheblicher finanzieller Bedeutung sein wird. Wir gehen also nicht fehl, wenn wir annehmen, daß die Vorlage allein für das Jahr 1907 einen Mehraufwand von 3 bis 4 Millionen Mark mit sich bringen wird. Viel höher stellt sich naturgemäß die Mehrausgabe des Staatz, wenn man den Beharrungs— zustand ins Auge faßt, der bei den Pensionen in 10 Jahren, bei den Reliktenbezügen in 12 Jahren eintreten wird. Dann werden sich folgende finanziellen Konsequenzen ergeben. Die Erhöhung der Pensionen wird eine Mehrbelastung von 9 800 000 M und die der Reliktenbezüge eine Mehrausgabe von 6 600 000 M zur Folge haben, sodaß sich insgesamt als finanzielle Konsequenz der Vorlage eine Mehraufwendung von 16400 000 Æ ergibt.
Nun wollen Sie mir, meine Herren, gestatten, einen Rückblick darauf zu werfen, in welchem Maße die Aufwendungen des Staates an Pensionen und Reliktenbezügen von Jahr zu Jahr wachsen. Im Jahre 1895 haben wir an Pension⸗ und Hinterbliebenenbezügen insgesamt 44 Millionen aufgewendet. Dieser Betrag wird im Jahre 1907 auf 91 Millionen steigen (hört! hört!) und wird nach etwa 10 Jahren, im Jahre 1918, auf — sage und schreibe — 196 Millionen anwachsen, darunter der Pensionsfonds mit 136 Millionen, der Reliktenfonds mit 60 Millionen. Natur gemäß ist diese eminente Steigerung nur zum kleinen Teil auf die Vorlage zurückjuführen, zum größten Teil auf die Steigerung der Zahl unserer eiatsmäßigen Beamten. Die Zahl steigt fast in jedem Jahre, namentlich bei der Eisenbahnver— waltung, um 8 bis 10009, und diese Steigerung bringt eine große Mehrbelastung an Pensions⸗ und Reliktenbezügen mit sich. Als Folge allein des vorliegenden Gesetzes tritt, wie erwähnt, auch ein Mehraufwand von 16400 000 Æ in die Erscheinung. Diese Daten, die ich mir Ihnen vorzutragen erlaubte, beweisen, in wie er⸗ heblichem Maße die Vorlage, um deren Beratung es sich hier handelt, eine bessere Fürsorge für die Beamten darstellt, in wie erheblichem Maße darin eine Wohltat für die Beamten zu erblicken ist. Ich glaube deshalb, daß wir den Beamten gern diese Wohltaten zuteil werden lassen, aber daß wir doch auch nicht darüber hinausgehen sollten, weil ein dazu nicht vorliegt und die fi
Bedürfnis finanziellen Konsequenzen noch größer geworden wären,
als sie schon jetzt sind. Ich möchte schließlich meinen Dank noch dafür aussprechen, daß trotz der kurzen Zeit, die seit der Vorlage dieser Entwürfe hier verflossen ist, sowohl die Kommission wie das Plenum sich mit Beschleunigung der Berafung der Vorlage unterzogen hat, und darf nur bitten, daß die Vorlage ba zur Verabschiedung gelangt. Daz liegt im dringenden Interesse der Beamten selber, denen wir die Wohltaten der neuen Gesetze alsbald zuteil werden lassen wollen, und es liegt auch im sachlichen Interesse im Hinblick auf das notwendige Vorgehen im Reiche. Wie ich schon eingangs erwähnte, sollen auch im Reiche den Zivilbeamten ähnlie zuteil werden wie in Preußen. jweckwidrig gewesen sein, etwa gleich⸗ im Reiche und in Preußen einzubringen. Man würde dann voraussichtlich jzu völlig divergierenden Beschlässen gekommen sein, und kein Mensch l gewußt, wie er aus dieser Schwierigkeit wieder herauskommen s Infolgedessen haben wir vorgeschlagen, den Weg zu wär zuerst in Preußen eingebracht läßt, wie ie Dinge gestalten, dann das
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Berichterstatter Finanzkommission, den stimmung zu erteilen.
Oberbũ Finanzmin gebracht babe, leide Möglichkeit eine Wenn Gesetze schor das auch rechtzeitig gescheben und das Abgeordnetenk fest, nimmt Aenderu .
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ordnung zu setzen.
Finanzminister Freiherr von Rheinbaben:
Meine Herren! Ich bin durchaus dankbar für die Bereitwillig⸗ keit des hohen Hauses, in diese Beratung noch vor Ostern einzutreten. Dann haben wir die Möglichkeit, die Vorlage noch vor Ostern oder gleich nach Ostern an das Abgeordnetenhaus gelangen zu lassen, und es wird das vermieden, was ich so sehr befürchtete: daß das hohe Haus erst Ende April, wenn der Etat hier beraten wird, in eine Be⸗ ratung dieser Vorlage eintritt und dann sechs Wochen, die unwieder⸗ bringlich sind, verloren gehen. Wenn die Sache an die Kommission jurückverwiesen wird, um schriftlichen Bericht zu erstatten, möchte ich auf all die Einjelpunkte nicht eingehen, die der Herr Oberbürger⸗ meister Struckmann berührt hat. Ich glaube, sie bedürfen in der Tat mehr einer Prüfung in der Kommission als hier im hohen Hause. (Sehr richtig!)
Nur zu zwei Punkten möchte ich mich wenden, die auch von den Herren Vorrednern berührt worden sind.
Das ist zunächst die Frage, ob wir innerbalb der Verfassung gehandelt haben, als wir die Vorlage junächst dem Herrenhause unterbreiteten. Meine Herren, es versteht sich von selber, daß wir diese Frage bei uns eingehend geprüft haben. Ganz in Ueber⸗ einstimmung mit Exjellenz Graf Eulenburg sind wir zu der Auf⸗ fassung gekommen, daß es durchaus verfassungsmäßig zulässig ist, diese Vorlage dem Herrenhause zuerst zu unterbreiten. Bekanntlich sollen Finanzgesetze zunächst dem Abgeordnetenhause vorgelegt werden. Aber unter Finanjgesetzen hat man in konstanter Praxis solche Gesetze ver⸗ standen, bei denen der finanzielle Gesichtspunkt im Vordergrund stand, bei denen es sich in erster Linie um eine finanzielle Frage handelte, wie beispielsweise die Etatsgesetze, die Gesetze über Einkommensteuer und dergl. Hier aber bandelt es sich um Gesetze, die bezwecken, die Fürsorge für die pensionierten Beamten und deren Hinterbliebenen zu regeln. Das ist der erste Gesichtspunkt für diese Gesetze; die finanzielle Wirkung steht erst in jweiter Linie. Dieselbe Frage ist schon im Jahre 1882 akut geworden. Damals ist eine Abänderung des Pensionsgesetzes und ein ganz neues Reliktengesetz vorgelegt worden, die naturgemäß auch mit erheblichen finanziellen Aufwendungen für die Staatskasse verbunden waren. Diese beiden Vorlagen wurden dem Herrenhause unterbreitet, und es hat nachher im Abgeordnetenhause eine sehr eingehende Prüfung nach dieser Richtung stattgefunden, welche ebenfalls nicht ergeben hat, daß irgendwie gegen verfassungsmäßige Bestimmungen verstoßen worden sei.
Die zweite Frage, zu der ich mich noch äußern will, ist die Rück⸗ wirkung auf die Kommunen. Nach dem § 12 des Kommunalbeamten⸗ gesetzes sollen allerdings, wie der Herr Oberbürgermeister Struckmann schon erwähnte, die Pensionsverhältnisse der FKommunalbeamten analog den Pensionsperbältnissen der Staatsbeamten geregelt werden, sofern nicht mit Genehmigung des Bezirksausschusses ein anderes festgesetzt ist. Also Ausnahmen sind zulässig. Aber ich glaube, darin hat der Herr Oberbürgermeister recht, daß im allgemeinen die Kommunen
sich kaum dem werden entziehen können, ähnlich vorzugeben wie der
Staat Und gerade darum, meine Herren, kann ich nur dringend 83
warnen, in der Fürsorge für die Beamten über das notwendige Maß
hinauszugeben; denn die Konsequenzen für die Städte, und namentlich auch für die kleinen Städte, werden eintreten.
Ich möchte noch eins hinzufügen. Auch bei der Frage der Min⸗ destbemessung des Witwengeldes von 300 Æ sind Anträge hervor⸗ getreten, noch erheblich weiter zu gehen. Ich habe diese Anträge be—⸗ kämpft, und das Staatsministerium ist mir beigetreten. doch unsere ganze soziale Struktur wolle auch berücksichtigen, daß es sich um Witwen von Unterbeamten handelt, die vielfach in ländlichen Verhältnifsen wohnen und die man nicht über den naturgemäßen Rahmen, aus dem sie stammen, heraus heben darf.
Also die Rückwirkung auf die Städte kann meiner Ansicht nach auch nur dahin führen, war den Beamten das zu gönnen und gern ju geben, was ihnen zukommt, aber sich doch auch nicht über das richtige Maß hinausdrängen zu lassen.
Vach einigen weiteren Bemerkungen der Herren Ehlers
und Struckmann werden die Gesetzentwürfe an die Finanz⸗ V
kommission zurückoerwiesen.
Der Bericht über den Betrieb der preußischen Berg⸗ Hütten⸗ und Salinenverwal tung für 1905 wird durch Kenntnisnahme für erledigt erklärt.
Eine Petition des Gemeindevertreters zu Fürstenberg in Westfalen um den Bau einer Bahn Corbach Marsberg mit Fortsetzung nach Paderborn wird nach dem Antrage des Berichterstatters, Oberbürgermeisters Müller⸗Cassel der Re⸗ gierung als Material überwiesen.
Schluß gegen 31 Uhr. Nächste Sitzung am Donners⸗ tag, 21. März. (Pensionsgesetze.)
Statiftik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
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Eine enz der Vorstände sämtlicher Berliner Arbeitgeberorganisationen auch die Verbandsleitung der ebilfen erschienen war, beschloß, der ‚Voss. Ztg.“ zufolge, am Freitag in Einigungsverhandlungen auf der Grundlage der setzten Gehilfenforderungen za treten. Bei den Verbandlungen die beiden Organisationen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber 14 Sprecher vertreten sein. In der Arbeitgeberkommission zen dem Innungevorstand auch die Großfirmen des Tapezierer⸗ werbes vertreten. Das Gewerbegericht hat mit den Verhandlungen 5 ju tun.
Der Ausstand der Gärtner in Frankfurt a. M. greift weiter sich. Außer den Eschersheimer Gärtnern sind, nach der Köln. auch die Gärtner mehrerer Frankfurter Geschäfte ausständig. Die Bäckerge hilfen verlangen ebenfalls eine Lohnerhöhung,
r 3 6 wöchentlich. Die Meister wollen 1 bewilligen. Düfsseldorf haben, nach demselben Blatte, die Dekor a⸗ und Anstreicher den neuen Lohntarif der Arbeit-
Bisher sind 700 Mann ausständig.
ische der Großfirma Gottlieb Hammesfahr in en⸗Foche und ihren Arbeitern ist ez wegen der Einfüh⸗ schicht zu Meinung verschledenbeiten gekommen, infeolge⸗ ztg“ jufolge, gestern vom Deutschen Metallarbeiter⸗ über die Firma verhängt worden ist. Wenn 8 0 Arbeiter beschäftigt, die Nachtschicht nicht Ausstand kommen. We ]
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bie ihre Kändigung eingereicht haben,
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Man wolle bei dieser Sache nicht überseben,
diese nicht bis heute zurücmiehen, werden, wie die Gzln. Itg. teilt, nach einem Beschlusse des Vereins der Texiilindu trie ß Eat liche Vereinsmitglieder ihren Arbeitern kündigen. Die all lim.
Sperre würde annähernd 10 000 Textilarbeiter bet ; gr meine ö * h r etreffen. (Bal Mn *
In Nordhausen sind, demselben Blatte zufolge, di ñ und Transportarbeiter in den Ausstand . ; Ku tscheꝛ Die Mannheimer Schneidergesellen sind, laut Mitteil 1 Sts; ihn . , eingetreten. Die Oeiuns
in Bruchsal erreichten eine Lohnerhöbung von 5h. und die eine solche von 150. Tagschnese
Es ist, wie W,. T. B. meldet, den ausständigen Ham bur Scha uerleuten gelungen, etwa 50 von den 1590 englischen Heer arbeitern zur Verweigerung der Arbeit zu veranlassen; diese 30 . sollen nach England jurückbefrdert werden. ann Wien beschlossen, einer Lokalkorrespondenz iufolge, Bäckergehilfen in den Ausstand zu treten, da ihre Lobn on? rungen nicht erfüllt wurden. Bei dem Ausstand kommen ima Ch Bäckergehilfen in Betracht, die in 700 Betriebsstätten beschãftigt sin Der Ausbruch des Ausstandes kam für die Meister ganz unerwalte In Paris hielten über tausend Mitglieder des Spndilatz der Bäckergehilfen gestern nachmittag in der Arbeitsbzrse eine X sammlung ab, in der sie, dem . W. T. B. zufolge, erklärten, daß sᷣ im Falle einer Abänderung des Gesetzes über die Wochentags rule n den Ausstand treten werden. ; Zum Ausstand der Arbeiter der Zuckerfabrik in Belgrad wird dem W. T. B. telegraphiert; Als gestern früh die von aug wärts eingetroffenen Bauern (9Ogl. Nr. 685 d. Bl.) behufs Aus⸗ nahme der Arbeit den Versuch erneuerten, in die Juckerfahn zu gelangen, wurden sie von der Streikwache mit Revolver. schüssen empfangen. Die Gendarmerie schritt ein. Es kam u einem Kampf, bei dem drei Arbeiter getötet und fan verwundet wurden. Ein Haufen Autständiger n mit einem Leichenwagen, in dem sich der Leicht m eines bei dem Zusammenstoß mit der Gendarmerse * töteten streikenden Arbeiters befand, vor die Stkupsfchtit; und veranstaltete dort eine Kundgebung gegen den radikalen Az. geordneten Minitsch, auf dessen Veranlassung arbeitswillige Bauer zum Ersatz der ausständigen Arbeiter vom Lande herangesogen worden sind Der sozialdemokratische Abgeordnete Lavyreditf́; bewog die Ausständigen, von der Skupschtina abzunehen. Di Streikenden wollten darauf mit dem Leichenwagen vor das Königliche Palais ziehen, sie ließen sich jedoch von einem Sozialisten bewegen davon abzustehen, und brachten die Leiche nach dem Spital. Unter den augständigen Arbeitern kam es zu Streitigkeiten. Die Tarifkommission des sozialdemokratischen Arbeitersyndikats batt⸗ auf Grund eines am Mittwochabend erzielten Eindernehmens mit dem Direktor der Fabrik vorgeschlagen, den Ausstand einzustellen, da der Direktor einwilligte, 159 von den Ausständigen wieder aufzunehmen. Ein Teil der Ausständigen stimmte dieser Loösung zu, der andere Teil tra für die Fortsetzung des Ausstandes ein. Unter den Arbeitern ist ein starke Mißstimmung gegen die ee. bemerkbar. — Einer von den gestern früh schwer verletzten Arbeitern ist gestern nachmittag ge.
storben und wurde Abends beerdigt.
Kunst und Wissenschaft.
Königliche Akademie der Wissenschaften hiel Februar unter dem Vorsitz ihres Sekretars Henn eine Gesamtsitzung. In ihr las Herr Schwär Beweise eines Hilfssatzes, mittel der synthetischen Geometrie reingeometrisch bewiesen werden kann. Wenn itgend drei Gerade a, b, C gegeben sind, von denen keine zwei in derselben Ebene liegen, und es werden irgend vier Gerade e, f. g! konstruiert, von denen jede die Gerade a, die Gerade b und die Gerade e schneidet, so gibt es unendlich viele Gerade d, welche nt den Geraden a, b, e die Eigenschaft gemeinsam haben, ran den drei Geraden e, Fund g geschnitten zu werden. Für jede selthe Gerade d gibt es eine Ebene, welche diese Gerade und die Gerade h, enthält, sedaß also, allgemein zu reden, jede der vier Geraden a, d e, d voa jeder der vier Geraden e, f, g, h geschnitten wird. wird gezeigt, wie dieser bekannte Satz aus mehrfache Art ren geometrisch so bewiesen werden kann, daß es möglich ist, mit Be= nutzung desselben den Beweis des Hauptsatzes der syntbetischen Geometrie reingeometrisch za führen.
Folgende Druckschrisften wurden vorgelegt: Band 6, Hälfte l der von der Akademie unternommenen Auggabe der Gesammelten Schriften Wilhelm von Humboldts. Berlin 1807; Ergebnisse der Planktonerpedition der Humboldt Stiftung. Bd. 3. Lf A. Popofsky, Acantharia. Teil 2: Acanthophracta. Kie Leipzig 1906; von unterstützten Werken: E. Sachau, S Rechtsbücher. Band 1. Berlin 1907; J. Krom ayer, Antik Schlachtfelder in Griechenland. Band 1. 2. Berlin 1903. M Cl. Hartlaub, Craspedote Medusen. Teil 1. Lief. 1. Codoniden und Cladonemiden. Sep.⸗Abdr. aus: Nordisches Plankton. Htg. von K. Brandt und C. Apst ein. Kiel und Leipzig 189077.
Die Akademie hat in der Sitzung am 14. Februar zu korrespen⸗ dierenden Mitgliedern der philosophisch⸗historischen Klasse gewäblt den ordentlichen Professor der Geschichte an der Untversität Bonn, Ee— heimen Regierungsrat Dr. Friedrich von Bezold, den Professor am Collêge de France zu Paris Arthur Chuquet, Mitglied der Institut de France, in Villemomble (Seine), das Mitglied des Institut de France Gabriel Monod in Versailles und den ordent⸗ lichen Professor der Geschichte an der Universitãt Bonn, Gebeimen Regierungsrat Dr. Moriz Ritter.
Die Akademie hat das ordentliche Mitglied der physikalisch matte⸗ matischen Klafse Wilhelm von Bezold und das korrespondierende Mit alted der philosophisch historischen Klasse Ferdinand Justi m Marburg, beide am 17. Februar, das korrespondierende Mitglied der physikalisch mathematischen Klasse Henri Moissan in Paris am 20. Februar durch den Tod verloren. ĩ
In der am 7. März unter dem Vorsitz ihres Sekretars Oe Waldeyer statgefundenen Sitzung der physikalisch⸗mathema— tischen Klasse las Herr Warburg über die Oxydation des Stickstoffs bei der Wirkung der stillen Entladung atmosphärische Luft, nach gemeinsam mit dem Dr. G. häu ser gemachten Versuchen. Das nitrose Gas, welches bei Wirkung der stillen Entladung auf trockene atmosphärische Luft. a Nebenprodukt des Ozons entsteht, ist der Hauptsache nach Salveter aurt. anbyorit. Durch Reaktion zwischen diesem und dem Ozon entstebt ein kleine Menge einer neuen Stickstoffsauerstoff verbindung, welche durs ihre Lichtabsorption besonders im Rot scharf charakterisiert it an zuerst von Hautefeuille und Chappuis durch elektrische Entladung erdelt? wurde. — Herr Zimmermann überreichte eine Mitteilung: Ver gerade Stab auf elastischen Einzelstützen mit Belastu durch längsgerichtete Kräfte. f
Die am 28. Vahlen über verschiedene B dessen der Hauptsatz
*
Es handelt sich um einen Xͤ! der Untersuchungen über die Biegung eines geraden Stabes, der n einzelnen Punkten in der Querrichtung elastisch gestüßt und in Längsrichtung durch Kräfte belastet ist. Dieser erste betrifft den Fall daß die Längskräfte nicht in der des Stabeg angreifen. Der zweite Teil, der sich 2 die Wirkung von Kräften bezleht, die in die Stabach⸗ fallen, foll spãter vorgelegt werden. Daz gefundene Rechwung? verfahren ermöglicht die genaue Ermittlung des Verhaltens der runs. gurte oben offener Brücken. — Herr Klein legte eine Ning nn, von Professor Dr. Gustav Klemm in Darmstadt vor: Bericht über Untersuchungen an den sogenannten ‚Gneißen und den n morphen Schiefern der Tessiner Alpen. IV. Der Verfasser beben er den sehr komplizierten, aber nicht in Kürze wiederzugebenden Aufbau des von ihm untersuchten Gebiets. . n. Vorgelegt wurden Heft 27 des akademischen Unternebme Das Pflanjenreich' enthaltend die Polemoniachas von 1. 22 ae Leipziz 1807, und Fortsetzungen der von der Akademie unterstuß len
Ascherson und P. Graebner, Synopsis der mittel- f ahn Flora. Lief. 44 — 46. Leipzig 1906, und D. Schm ie de⸗ Opuscula Iehneumonologica. Fasc. 15. Blankenburg
15807.
In der am 7. d. M. unter dem Versitz ibres Sekretars Herrn
Vabsen abgehaltenen Sitzung der philosophisch ⸗histerischen
Efaffe laz Herr Kekule von Stradonitz über das Bildnis Sokrates. Er erörterte die verschiedenen erhaltenen Porträt-
üben und die Frage nach ihrer Authentintät.
Wohlfahrtspflege.
Arbeiterurlaub.
Das Kriegsministerium bestimmte, daß die Betriebe der dentschen Heere gsverwaltung, u. a. also die Proviantämter, die Armerkonservenfabrik, die Bekleidungsämter und die Garnison. und TLuareltverwaltungen, den bei ihnen dauernd beschäftigten Arbeitern funftig unter Fortzahlung des Lohnes jährlich einen Erbolungsurlaub bewilligen follen, Als Berechtigte gelten sieben Jahre beschäftigte Arbeiter mit Eden, alle über 10 Jahre beschäftigten Arbeiter mit 7 Tagen. Gute Fübr ng und befriedigende Leistungen gelten als Vorbedingung fur die Urlaubsgewährung. — Der Besitzer der Völklinger Fisenwerke (Saargebiet), Kommerzienrat Karl Röchling, be stimmte anläßlich seines 80. Geburtstages u. a, daß für alle Arbeiter, bie länger als 15 Jahre im Dienste der Firma stehen, ein Sommer⸗ urlaub von einer Woche mit einer Urlaubzunterstützung won je 258
eingeführt werde.
Eine Zentralstelle für Wohnungsreform
mit dem Wirkungsgebiete für ganz Oesterreich ist am 265. Februar 1s in Wien gegründet worden. Zur konstituierenden Versammlung hatten sich der Minister des Innern und viele Pertreter staatlicher und gemeindlicher Behörden sowie die Leiter zahlreicher Stiftungen und Verelne eingefunden. Der mit großer Umsicht und praktischen Erfolgen auf dem gemeinnützigen Gebiete wirkende Professor Dr. Rauchberg frag) legte in längerer Eröffnungsrede die Ziele der neuen Ver⸗ einigung dar, ausgehend von den unzuträglichen Wohnungs—⸗ verbältnifsen, wie sie sich besonders in den Großstädten und vor allem in Wien seit längerer Zeit geltend machen. 582 134 Menschen, das sind 4zo/o der Bevölkerung Wiens nach der Zählung von 1900, haben, von der Küche abgesehen, einen einzigen Raum zur Verfügung, und 23 397 der allerkleinsten Wohnungen waren übervölkert, indem sie pon sechs und mehr Personen besetzt waren. Aehnliche, oft noch schlimmere Zablen ließen sich für fast alle aufstrebenden Industrie= städte Desterreichs aufstellen. Unter solchen Wohnverhältnissen müßten auch alle sonstigen Fürsorgebestrebungen, z. B. diejenigen gegen de Tuberkulose, erfolglos bleiben; und wie sehr würden Prostitutlon ind Geschlechtskrankheiten durch solche Zustände gefördert! An diesem Notstand sei nicht so sehr der absolute Mangel an Wohnungen, nicht ungenügende Bautätigkeit, als vielmebr der Umstand schuld, daß der Zins für die meisten der kleinen Mieter unerschwinglich sei. Die Wobnungsfrage sei aber nicht nur eine Frage der Arbeiterklasse und der Unbemittelten, sie sei eine ganz allgemeine Kulturangelegenheit, deren Lösung für alle zu erstreben sei.
Der Professor Rauchberg entwickelte nun die wichtigsten Punkte des Reformprogrammes der Zentralstelle. Zunächst, sagte er nach dem Desterr. Dekongmist“, fordern wir Dezentralisation des Ansiedelungs⸗ wesent und im , damit möglichste Weiträumigkeit der Stadtanlage. ir boffen dadurch besser und billiger zu wohnen. Neue Anlagen solcher Industrien, die mit ihrem Standorte nicht auf die Stadt angewiesen sind, gehören aufs flache Land. ‚Landindustrie“ lautet die e. Von noch größerer Wichtigkeit ist die planmäßige Ausgestaltung,
rweiterung und Verjüngung der bestehenden und rasch wachsenden Städte. Hier gilt es vor allem, das Außengelände planmäßig der Bebauung zu erschließen und es durch rasche und wohlfeile Kommunikation an das Innere der Stadt anzugliedern. Hierju müßten ein modernes Expropriationsgesetz sowie moderne Bauordnungen und auch ein Wohnungsgesetz nach dem Muster der westlichen Kulturstaaten ge⸗ schaffen werden. Auch die Besteuerung der Wohnungen müßte einer durchgreifenden Reform unterzogen werden. Sie trifft gerade die Schwächsten am härtesten. Die österreichische Mietsteuer in ihren verschiedenen Formen kann als eine Besteuerung der öffentlichen Ge— sundheit bezeichnet werden. Den entscheidenden Schritt muß man von der Betätigung des Privatinteresses und von der Selbsthilfe er- warten. Es handelt sich um die Organisation einer gemeinnützigen Bautätigkeit auf gesunder wirtschaftlicher Grundlage: Genossenschaften, Aktiengesellschaften, Gesellschaften mit beschränkter Haftung, Stif⸗ tungen, Staat, Gemeinden, größere Arbeitgeber, ja selbst private Kapitalisten könnten da eingreifen und einen gesunden Einfluß auf den Wohnungsmarkt üben. Der gesetzliche Schutz der Bauhandwerker ist eine wichtige, maßgebende Forderung. Das wichtigste Problem ist aber die Kreditbeschaffung. Die Wohnungsfrage ist eine Kreditfrage. Ibre Lösung wird in der Richtung zu suchen sein, daß sich zwischen Bauführer und Geldgeber Zwischenstellen einschieben, die für eine ökonomische und sozlalpolinische Verwendung der Gelder Sorge tragen. Als solche Zwischenstellen der gesamten Kreditorganisation lommen die Träger der gemeinnützigen Bautätigkeit in Betracht. De Zentralstelle foll nun ein klares Programm für die Wohnungs⸗ reform aufstellen, auf die Gesetzzebung und Verwaltung einwirken, aber auch durch Agitation und Belehrung in der Bevölkerung das Verständnis für die angestrebten Maßnahmen erwecken. Die Zentralstelle soll ferner Musterbeispiele für Organi⸗ ation und Krediibeschaffung der öffentlichen Bautätigkeit schafen und den Interessenten zur Verfügung stellen. Die iu errichtenden Zwelgvereine sollen die örtlichen Interessen otganisieren, mit der Seer ftell in Verbindung setzen und so ein Letz gemeinnützig wirkender Bau. und Kreditveranstalfungen schaffen. Der Redner schloß; Die Wohnungsreform ist nicht Parteisache, sie berlezt leine berechtigten Interessen, sie dient der allgemeinen Wohl⸗ sabrt. Darum fordern wir auch alle Bevölkerungskreise zur Mit— wirkung auf.
Der Minister des Innern sprach ju diesen Grundsätzen seige Elie Zustimmung aus und sicherte dem neuen Verein eine staatliche Säböention von 2000 Kron. zu. Der Fürst Karl Auersperg legte als Pristdent des Kuratoriums der Kaiser ⸗Franz⸗Josef⸗Stift ung für Volks⸗ vohnungen und Woblfahrtseinrichtungen in großen Umrissen die Tätig⸗ keit dieser mit 23 Mill Kron. ausgestatteten Stiftung dar. Der Kaiser⸗ libe Rat Johann Auspitzer sicherte als Vertreter der Industrie deren rickhalilose Unterstützung der Zentralstelle zu und regte namentlich eine nachhaltige Unterstützung der Unfallversicherungsanstalten für die Dohnungsreform an. Von vielen anderen Seiten wurde die Unter⸗ uns und Förderung der Zentralstelle in warmen Ausdrücken zuge⸗ 1er, sodaß diese mit den günstigsten Aussichten ihre segensreiche rbeit ins Werk setzen kann.
Bauwesen.
1 Das vor einigen Monaten eröffnete Neue Breslauer Schau— dielhgus entspricht in technischer und baupoltzeilicher Hinsicht den mnodernsten Forderungen. Besonders bemerkengwert ist die Konstruktion E d ange die von der Lolat.Eisenbetongesellschaft als Konsolen ohne . en in, das Zuschauerhaus vorgestreckt sind. Durch das Fehlen 1 cher Sãulen ist einmal der freie Blick von allen Sitzen gesichert, w. rerseits gibt diese Ingenieurleistung dem Zuschauerraum eine derordentliche Weil cäumn ig eit. sei Aas nach jweijähriger Bautätigkeit gegen Ende vorigen 86 . Bestimmung übergebene neue Staat archiv in Bresfau n Stil der „Goldenen Krone“, cineg, vor etwa 2 Jahren gab— w vjochenen alten Patrizierhauses, aufgeführt. Bei dem Bau sind berr das kunstyolle Sandsteinportal und die eigenartige Zinnen dend ig der . Goldenen Krone verwendet worden, welch Teile bei erwork bruch des Gebäudes durch den Konservator für Denkmalpflege rben und bisher im Museum für schlesische Altertümer auf—
estellt waren. Das alte Portal ist, vollständig sachgemäß wieder⸗ er t. dem Neubau als Eingang des Verwaltungtgebäudes ein⸗ gefügt.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
XWXV. Plenarversammlung des Deutschen Landwirtschaftsrats.
In der gestrigen, dritten Sitzung bildete die Bekämpfung der Rindertuberkulose mit Bevobdacein und Tauruman auf Grund der in Mecklenburg⸗Strelitz gemachten Er⸗ fabrungen den wichtigsten Gegenstand der Beratung. Vor Beginn der Verhandlungen hierüber nahm der Staatssekretär des Innern, Staatsminister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner zu einer Ansprache das Wort. Ich habe, so etwa fübrte er nach einem Bericht der Post“ aus, stets auf die Tätigkeit des Deutschen Landwirtschaftsrats einen hohen Wert gelegt, weil er es sich besonders angelegen sein läßt, die technische Seite der deutschen Landwirtschaft ju fördern. Ich glaube mit dem Deutschen Landwirtschaftsrat, daß die Produktionskraft der deutschen andwirt⸗ schaft Hand in Hand mit der fortschreitenden Erkenntnis der deutschen Wissenschaft noch wesentlich zu steigern sein wird. Die Frage, die heute auf der Tagesordnung steht (Bekämpfung der Rindertuberkulose) und die uns lebhaft beschäftigt, ist besonders wichtig. Ich hoffe, daß es mit Hilfe des im Berbst dem Reichstage vorzulegenden deulschen Viehseuchen⸗ . und gestützt auf die fortschreitende Erkenntnis der deutschen Wiffenschaft möglich sein wird, die Rindertuberkulose ebenso wirksam zu bekämpfen, wie die Lungenseuche und andere Viehkrankheiten mit Erfolg niedergekämpft sind. Auch mein Ressort bat sich mit diefer
rage eingehend beschäftigt, und ich kann an dieser Stelle nur die Versicherung abgeben, daß alle meinem Ressort zur Verfügung stebenden Hilfsmittel angewendet werden, um die technischen Be⸗ strebungen des Deutschen Landwirtschaftsrats stets wirkfam zu unterstũtzen.
Alsdann erstatteten Graf von Schwerin⸗Göhren und Wirklicher Geheimer Rat, Profefsor Dr. von Behring eingebende Referate über das eingangs genannte Thema. Nach einer an diese sich an— schließenden längeren Diskussion, an der sich auch der Präsident des Kaiserlichen Gesundbeitsamts Bumm und der Geheime Regierungsrat, erf Dr. Dammann beteiligten, faßte die Versammlung folgenden
eschluß:
-Der Deutsche Landwirtschaftsrat bittet den Herrn Reichskanzler, baldigst dafür zu sorgen, daß die Forschungen des Wirklichen Geheimen Rats, Professors Dr. von Behring von seiten des Deutschen Reichs in der umfassendsten Weise unterstützt und daß namentlich ähnliche Versuche, wie sie jetzt in Argentinien in Aussicht stehen, auch bei uns vorgenommen werden.“
Im weiteren Verlaufe der Sitzung beschäftigte sich der Land— wirtschaftsrat mit der Frage einer Abänderung des Börsen⸗ gesetzes, über die von Arnim ⸗Güterberg referierke. Es wurde der nachstehende Antrag des Berichterstatters zum Beschluß erhoben:
„Der Deutsche Landwirtschaftsrat spricht die Erwartung und das zuversichtliche Vertrauen zur hohen Reichsregierung aus, daß keines falls eine Abschwächung des Verbots des börsen mäßigen Terminbandels in Getreide und Mühlenfabrikaten erfolgt, auch nicht durch Aufhebung des Boͤrsenregisters.“
Auf Antrag des Landeskulturrats für das Königreich Sachsen und der Landwirtschaftskammer für Waldeck⸗ Pyrmont verhandelte der Landwirtschaftsrat ferner über Maßnahmen gegen den Kontrakt⸗ bruch landwirtschaftlicher Arbeiter. Die Referenten, Ge⸗ heimer Oekonomierat Steiger⸗Leutewitz und von Stockhausen Abgunst, hatten dazu Anträge gestellt, von denen der des erstgenannten Bericht⸗ erstatters lautete:
„Der Deutsche Landwirtschaftsrat erklärt: 1) Es wird alz un— bedingt notwendig erachtet, daß Maßnahmen getroffen werden, welche geeignet sind, den Kontraktbruch aus ländischer landwirtschaftlicher Saisonarbeiter zu verbindern. Die Einführung von Inlandspässen und jwar seitens aller Bundesstaaten für ausländische landwirtschaftliche Saisonarbeiter wird hierzu als dringend notwendige Einrichtung angeseben. 2) Es sind alle Bestrebungen ju unterstützen und zu fördern, welche den Zweck haben, den landwirtschaftlichen Arbeiterstand zu heben; ebenso ist aber auch allen Bestrebungen entgegenzutreten, welche auf die Schmälerung der landwirtschaftlichen Erträgnisse binzielen und damit die Möglichkeit einer besseren Löhnung der landwirtschaftlichen Arbeiter verhindern.“
Der zweite Referent von Stockhausen beantragte:
„Der Deutsche Landwirtschaftsrat hält es für boten, daß die verbündeten Regierungen durch Maßnabmen der sich stets steigernden Neigungen der au ländischen Arbeiter jum Kontrakibuch entgegentreten. Zu nd
dringend ge⸗
5 11 8 *
em Zweck empfiehlt es sich: 1) einen Inlandsnachweis zunächst für alle nd nun 2c will dank Landwirtschaft und daß mich insbesondere der Bund der Landwirte
Arbeiter aus den östlich und südöstlich Deutschlands gelegenen Ländern
einzufübren, auf Grund dessen der betreffende Inbaber als Arbeiter für 2) Auẽ länder,
die auf Grund eines derartigen Nachweises im Deutschen Reich wi J 1 1* . Ehen, daß man sich zunächst kabbelt und zankt, bis man sich kennen gelernt
eine bestimmt bezeichnete Arbeitsstelle jugelassen ist; als Arbeiter zugelassen sind, einer steten Kontrolle zu unterzieben; im Fall des Kontraktbruchs sind dieselben sofort auszuweisen Mittellosigkeit auf Kosten des Reichs über die Grenze jurückzube⸗ fördern; 3) über Arbeitgeber, welche derartige Arbeiter, die nicht im Besitz dieses Inlandsausweises sind, beschäftigen, Polizeistrafe zu verhängen. ;
Nach längerer Diskussion, an der sich auch der Geheime Re—
glerungsrat Freiherr von Falkenbausen als Vertreter des Ministeriums
für Landwirtschaft, Domänen und Forsten beteiligte, beschloß die Ver= sammlung, die Beschlußfassung über die Anträge der Referenten bis zur nächsten Tagung zu vertagen, und nahm nur den folgenden Antrag des Grafen zu Rantzau an:
„In Erwägung, daß inländische Arbeitervermittlungsagenten Arbeitertrupps aus Russisch⸗Polen und Galizien mit den bierfür be— stehenden Fahrpreisermäßigungen von der russischen resp. österreichischen Grenze über Läbeck nach Dänemark transportiert baben sollen, wird der Vorstand des Landwirtschaftsrats ersucht, bei zuständiger Stelle dafür einzutreten, daß ein derartiger Mißbrauch der zu Gunsten der deutschen Arbeitgeber getroffenen Einrichtung künftig unmöglich gemacht werde. .
Zum Schluß berichtete der Oberlandesgerichtsrat Schneider ⸗Stettin über die reichsgesetzliche Regelung des Privatversicherungs⸗ wesens. Anträge waren hierzu nicht gestellt, und es wurden infolge⸗ dessen auch keine Beschlüsse darüber gefaßt.
Bei dem gestrigen Festmahl des Deutschen Landwirtschaftsrats hielt, nachdem der Präsident des Landwirtschaftsrats Graf von Schwerin Löwitz ein begeistert aufgenommenes Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König auegebracht und der zweite stellver⸗ tretende Vorsitzende Mehnert die Gäste begrüßt hatte, der Reichs- kanzler Fürst don Bülow, wie W. T. B. berichtet, folgende Rede:
„Meine Herren, ich danke den Herren Vorrednern für ihre freundliche Begrüßung. Ich danke Ihnen allen, meine Herren, für die Zustimmung, die diese Worte bei Ihnen gefunden haben. Nach
einem für das Land und für mich bewegten Jahr stehe ich 2 un
Auf ⸗
e aber auch gesunden Sinn, kräftiges National⸗ * . 1 ? 161 reg unß hervorgerufen ⸗ ch gef stig keinen Schaden gelitten, da sie durch Schnee genügend geschützt waren.
Ein uns, der
ernster
vor dem Deutschen Landwirtschaftsrat. . vie
schwerer politischer Kampf liegt hinter
gefühl im deutschen Volk von neuem hat hervortreten lassen. Denn der Kampf ist der Vater aller Dinge. Ein Band ist in dlesem Kampfe erfreulicherweise nicht gelockert, sondern, wie ich hoffe, noch gefestigt worden: Das Vertrauen zwischen dem deutschen Reichs- kanzler und der deutschen Landwirtschaft. wird auch keinen Wandel erfahren, dessen bin ich sicher, wenn ich mich anschicke, Wünsche zu erfüllen, die bereits seit langer Zeit von den Parteien der bürgerlichen Linken gehegt werden. Wenn ich im Reichs lage unter anderem meine Bereitwilligkeit erklärt habe, eine
Vieses Vertrauensverhältnis
antwortlicher Staatsmann nicht jögern soll, unzeitgemäße Zustände durch sachgemäße Reformen ju ändern. Ich gehöre nicht zu denen, die alles Fremde, weil es fremd ist, bewundern. Aber es war, wie mir scheint, eine große Weisheit der englischen Aristokratie, notwendige Konzessionen rechtzeitig zu machen. Als eine segensreiche Folge dieser Weisheit sehe ich es an, daß England seit mehr als 260 Jahren von revolutionären Erschütterungen verschont geblieben ist, die namentlich die romanischen Länder in diesem Zeitraum so oft heimge⸗ sucht haben. Ich sehe hierin auch den Grund, daß in England die große Menge in den Städten, die kleinen Leute in Stadt und Land . überwiegend staatgerhaltend gesonnen sind. Auch über die im
eichstag von mir angekündigte Reform des Börsengesetzes will ich mich hier ganz offen aussprechen. Wir werden bei dieser notwendigen und dringenden Reform nichts bringen, was die Interessen der Landwirtschaft schädigen könnte. Ich erwarte deshalb auch, 65 die Vertreter der Land⸗ wirtschaft im Reichstage den ntwurf vorurteilslos prüfen werden. Die Landwirtschaft hat kein Interesse daran, daß durch die Börsengesetzgebung Treu und Glauben im Geschäftsverkehr erschüttert werden. Auch die Landwirtschaft hat ein Interesse daran, daß unsere Börse gegenüber den Börsen des Auslands nicht in den Zustand der Inferiorität gerät, daß der hohe Bankdiskont, der mit eine Folge unserer Börsengesetzzebung ist, erniedrigt wird. Auch die Landwirt- schaft hat kein Interesse daran, daß die Börsen von Paris und London die Berliner Börse ganz überflägeln, kein Interesse, daß das deutsche Kapital in das Ausland wandert, kein Interesse, daß die kleinen Banken ganz aufgesogen werden durch die großen. Auch die Landwirtschaft hat ein Interesse daran, daß die Börse als hochwichtiges Wirtschaftsinstrument erhalten und leistungsfähig erhalten wird. Wir haben in Deutschland noch zu viel Vorurteile, in allen Lagern, bei allen Parteien, in allen Schichten der Bevölkerung. Wir haben zu viele vorgefaßte Meinungen, die als Scheuklappen den Blick einengen. Vor Jahren sagte mir einmal ein liberaler Pro- fessor, ein ganz verständiger Mann: „Wie können Sie, Herr Reichskanzler, eine agrarische Politik machen, wo Sie doch so ge⸗ bildet sind!' Als ob man nicht ganz gebildet und dabei ein Stock- agrarier sein könnte. Ich kenne aber auch Konservative und Agrarier, welche in Handel und Börse, wenn nicht ein unsittliches, so jedenfalls ein berderkliches Element sehen. Das sind Scheuklappen, die wir ablegen müssen, Einseitigkeiten, die man in anderen Ländern nicht kennt, wo das Gefühl der Solidarität der verschiedenen Seiten des vielseitigen Wirtschaftslebens und ihrer notwendigen Vereinigung im höheren Interesse des Ganzen stärker entwickelt ist, als dies bei uns bisher der Fall war. ⸗ .
Wenn ich jene Reformen in Aussicht stelle, so bleibt unangetastet das Wirtschaftsprogramm, das ich seit bald sieben Jahren vertrete und durchführe: Schutz der nationalen Arbeit, Schutz unserer Pro⸗ duktion, Schutz und gun ftrg insbesondere für die Landwirtschaft. Ich habe vor Ibnen einmal gesagt, daß ich die Bezeichnung als Agrarier als Ehrentitel ansehe, als rühmliche Anerkennung. Und wenn ich mich einmal aus dem öffentlichen Leben zurück⸗ ziebe — der Augenblick wird ja einmal kommen, wenn auch vielleicht nicht so bald, wie das Dieser oder Jener zu wünschen scheint — so mag man nur auf meinen politischen Leichenstein schreiben: „Dieser ist ein agrarischer Reichskanzler gewesen. Und warum, meine Herren, war ich das und bin es und werde es bleiben? Weil eine vernünftige, agrarische Politik meiner vollen Ueberzeugung entspricht, weil sie sich wirtschaftlich und politisch wobl bewährt hat. Ich sage politisch“ auch im Rückblick auf die Wahlen. Mit Recht bat mein Freund, Herr von Oldenburg, darauf hingewiesen, daß wir dem braven Schwein Dank schulden. Gar manchen Abgeordneten hat es durch den reißenden Wahlstrom getragen. Schon darum gebe ich es nicht Preis, sondern schütze es vor Pestilenz. Daß aber diese meine Politik sich auch wirischaftlich bewährt hat, beweist die gegenwärtige wirt- schaftliche Lage. Die Landwirtschaft fängt an, sich endlich zu erholen, die Industrie blüht. Das Gedeihen des einen Erwerbszweiges ist aber kein Schaden für den anderen. Die Industrie kann um so ge⸗ wisser auf eine ruhige und stetige Entwicklung rechnen, je mehr sie sich den inneren Markt sichert. Die Landwirtschaft kann eine blübende Industrie vertragen, denn sie hat in der Industrie einen hervorragenden Konsumenten. Ich weiß wohl, meine Herren, daß eine industrielle Hochkonjunktur Nachteile für die Land— wirtschaft mit sich bringt infolge des Arbeitermangels. Da ist es die
Aufgabe der Staatekunst und der berufenen Organe der Landwirt⸗
schaft, durch planmäßige Ansiedlungen und Seßhaftmachung der Ar⸗
beiter Wandel zu schaffen.
Ich vertraue, daß mein verehrter Kollege,
der neue Landwirtschaftsminister, den Spuren seines vortrefflichen
und bei
Gefsamtinteresse des
wieder mit mir ins Gericht gehen wird.
eine angemessere Bund der Landwirte vorkommen werden.
Vorgängers folgend, auch diese Frage, wie das Problem, das große Problem der Eantschuldung, zu einem günstigen Abschluß führen wird. An meiner Hilfe wird es ihm nicht fehlen.
Und nun noch eins. Ich will dankbar anerkennen, daß mich die
nicht im Stich gelassen haben, vor allem nicht in meinem Kampfe gegen die Sozialdemokratie. Mein Verhältnis zum Bunde der Land⸗ wirte war ja anfänglich etwas stürmisch. So geht es gerade in guten und aneinander gewöhnt und in einander gefunden hat. Dann geht es um so besser. Ich halte es trotzdem nicht für ausgeschlossen, daß auch in Zukunft gelegentlich Meinungsverschiedenheiten zwischen mir und dem Denn für mich als Reichs⸗ kanzler kann es nur eine einzige Richtschnur geben, das wohlerwogene Landes; darum kann ich mich nie einer Partei, einer Richtung ganz zu eigen geben. Und der Bund der Land⸗ wirte ist seinerseits kein offizielles oder offiziöses Organ, er steht auf eigenen Füßen. Wohl möglich, daß die „Deutsche Tageszeitung“, deren Haltung ich neulich verdiente Anerkennung gezollt habe, einmal Ich werde aber trotzdem dem
Bunde der Landwirte stets Gerechtigkeit widerfahren lassen, und ich
Regierungen verstanden und gewürdigt wird. jenigen Stelle gewürdigt, deren Ihr verehrter Vorsitzender Graf Schwerin
Reform des Vereins- und Versammlungsrechts, des Strafrechts
leitet und
durchzuführen, so mich
Strasprozeßordnung n daß ein führender
Ueberzeugung,
und der dabei die
ver ⸗
hoffe, daß er fortfahren wird, tapfer, aber auch klug, mit Entschledenheit,
aber auch mit politischem Geschick, unter Anerkennung der berechtigten Forderungen anderer Erwerbsstände für die Landwirtschaft einzutreten.
Die Landwirtschaft aber möge überzeugt sein, daß ihre wirtschaft⸗ liche, sozialpolitische und politische Bedeutung von den verbündeten Sie wird auch an der—
soeben in so schönen und beredten Worten gedacht hat. Als ich vor einigen Jahren die Söhne unseres Kaisers in Plön besuchte, führten sie mich nach einer Insel im Plöner See, wo ihnen ein kleiner land wirtschaftlicher Betrieb eingerichtet worden war. Auf dem Häuschen, das in diesem Betriebe lag, standen die Worte: „Nihil melius, nihil homine libero dignius quam agricultura.“ „Nichts Besseres gibt es, nichts, was des freien Mannes würdiger wäre, als die Land- wirtschaft. In dieser Gesinnung erzieht unser Kaiser Seine Söhne, solche Gesinnung hegt Er selbst. Wir aber, meine Herren, vereinigen uns auch heute in dem Rufe und in dem Wunsche: Die deutsche Landwirtschaft, sie blühe und gedeihe! Der Deutsche Landwirtschaftsrat lebe hoch!“
Saatenstand und Getreidehandel in Rumänien.
Der Kaiserliche Generalkonsul in Galatz berichtet unterm 9. d. M.: In Rumänien hielt die Kälte während des ganzen Monats Februar an. Die Wintersaaten haben durch den anhaltenden Frost
Die Getreideausfuhr über Sulina wurde durch einen Eis gil der sich vor die Mündungen der Donau gelegt batte, eine kurze
Zeit unterbrochen.
Im Februar d. J. wurden über Sulina ausgefübrt: 90 775 t Weizen 15 766 6 Gerste 23 078, Roggen 5 635 , Hafer 12 9063 . Mais 2089 . Bohnen.
Die Getreidevorräte in Sulina sind infolge der beträcht. lichen Ausfuhr in den Wintermonaten bereits stark zusammengeschmolhen. Dem Aufschwung der Preise zu Beginn des Monats Februar folgte bald ein Rückschlag für Welzen, während Roggen und Gerste sich