1907 / 68 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Mar 1907 18:00:01 GMT) scan diff

Alle Kollegen aus dem Königreich Sachsen werden mir bezeugen, erade die sächsische Regierung und ihre Verwaltungsbeamten

ch ganz korrekt und tadellos verhalten haben, daß sie Licht und Scatten nach beiden Seiten ganz gleichmäßig verteilt haben. Nun hat der Abg. Fischer die traurige alte Kamelle wieder vorgeführt von meiner China. und Afrikasache, um zu zeigen, wie man Gouverneur wird. Was er vorbrachte, beruhte auf vollftändiger Unkenntnis der Verhältnisse. Mein Freund Arendt hat das bereits früher vollständig klar widerlegt. Es handelte sich um zwei Dinge: um meine Entsendung als Instrukteur chinesischer Truppen nach Peking, und anderseits war ich in Aussicht genommen als Gouverneur von Ostafrika. Ich wurde dann zum Gouverneur von Ostafrika ernannt. Gbenso irrtümlich waren die Augeinandersetzungen des Abg. Fischer äber die Station Kweit. Ein Gouverneur legt keine landwirt. schaftlichen Stationen an, dazu hat er seine Leute, seine Beamten. Es gibt aber Herren genug, die die Station in sehr gutem Zustande gesehen, haben. Die Sache hat Geld gekostet, aber sie bat sich glänzend bezahlt. Die afrikanische Kompagnie ist gegründet nach dem Vorbild der Kompagnie des Großen Kurfürsten. Wenn mir aber nun vorgeworfen wird, ich schwärmte und arbeitete bloß fũr die Kolonien, um dort Geld zu verdienen, so weiß ich in der Tat nicht, was ich dazu sagen soll. Seit 26 Jahren gebe ich mein ganzes Herzblut für die Kolonien hin, jetzt erst babe ich mich be. stimmen lassen, in eine Kautschukgesellschaft einzutreten, und da wird mir der Vorwurf gemacht, ich arbeite nur des halb für die Kolonien, um Geld zu verdienen. Das ist recht schwach. Was die Frage hinsichtlich des , appens betrifft, so spielt sie ja jetzt vor Gericht. Ich habe den Abg. Schöpflin sofort in Leipzig wegen schwerer Beleidigung verklagt, seine Worte lassen gar keine andere Auslegung zu als die, daß mit der Flagge unsere schwarz⸗weiß rote gemeint ist; im übrigen wird ja das Gericht entscheiden. Ein paar Worte über die nationalen Vereine. Die Kolonialgesellschaft hat sich alluu vornebm und vorsichtig verhalten. Sie hätte die Pflicht gebabt, die Maffen des ganzen Deutschen Reiches über die schwebenden Fragen aufzuklären. Der Flottenverein hat anders gehandelt; er ging davon aus, daß man im Reichstage mit der Reichsregierung nicht über nationale Fragen der auswärtigen Politik feilschen dürfe, sondern daß man dem Kaiser geben müässe, was des Kaisers ift. Diese Frage mußte doch entschieden werden. Darum dreht sich die ganze Tätigkeit des Flottenvereins. Bekanntlich strebt er einen beschleunigteren Ausbau unserer Flotte an, damit unsere Flotte, im Falle uns eine große Seemacht überfällt, nicht in Grund und Boden gebohrt werden kann. In diesem Sinne bat der Flottenverein bei den Wahlen gearbeitet. Das Wie babe ich nicht ju vertreten. Die Kriegervereine sind keine politischen Vereine, aber man kann es den alten Soldaten nicht verdenken, daß sie national fühlen, sich benehmen, handeln, wählen. Handelt es sich doch bei den Wablen auch um militärische Fragen, und sie waren verstimmt, als die Kommandogewalt des Kaisers angetastet wurde. Ueber alle diese Fragen kann man ja verschieden denken, aber ich verstehe nicht die Logik, wonach unsere Truppen, die vor dem Feinde standen, zurückgerufen werden sollten, und daß, wenn der Aufstand wieder auf— loderte, neue Truppen wieder hinausgeschickt werden follten. Ich weiß nicht, ob das juristische oder kirchliche Lorik ist. Ich komme nun zu dem viel geliebten und gehaßten Reicksverband gegen die Sonal⸗ demokratie. Der hat nun die Wahlen schon lange dorbereitet gehabt und bei den Wahlen seine Schuldigkeit getan. Der Reichsverband steht gänzlich unabhängig von der Regierung da. Der Reichskanzler kat mich persönlich gar nicht gekannt und ich habe erst im Februar die Ehre gehabt, ihm vorgestellt zu werden, und ich bin stolz darauf, daß er mir den Silvesterbrief geschrieben bat. Nun ist hier von der linken Seite mehrfach das Wort: Der Reichs. lügenverband“ gefallen, gegen das ich protestieren muß. Unter einer Lüge verstebt man bekanntlich eine bewußte Unwahrheit, ein Vorwurf, den man sonst einem Gegner nicht macht, so etwas geschiebt unter Ehrenmännern nicht. Wir sind aber gern bereit, aus diesem Namen einen Ehrennamen zu machen. Wie sich die Geusen, das heißt, die mit dem Bettelsack, sich den Spaniern furchtbar machten, so wollen auch wir es tun. Wir sind dann der Verband, der das Reich gegen die Lügen der Sozial— demokratie verteidigt. Daß ein solcher Verband notwendig ist, dafür haben die letzten Wahlen einen ganzen Aktenstoß von Beweisen geliefert. Was sich die Sozial demokratie an Wahllügen geleistet hat, übersteigt wirklich alles Maß. Der Essäffer Kurier“ bespricht z. B. eine Tendenzlüge eines sozialdemokratischen Blattes über Maria hilf‘ und erklärt jene Behauptungen für in allen Teilen erlogen und in jedem Satze unwahr. Als einen frechen Schwindel bezeichnet ein anderes katholisches Blatt die Zusammen⸗ stellung des Vorwärts über die Zahl der Versicherten. JDerfelbe Vorwärts“ hatte 1906 gesagt, die De monstrationspersammlungen wären von d 000 Personen besucht worden. Es ist aber festgestellt worden, daß in jene 22 Säle eigentlich nur 16006 Personen hineingingen. Tatsächlich sind 21 500 Personen darin gewesen, 25 5006 waren zugelogen. Auf die sozialdemokratische Wablrechtelüge will ich bier nicht näber eingehen. Wir stehen aste auf dem Boden des allgemeinen und gebeimen Wablrechts. Ebenso erlogen ist auch die Nachricht, daß die baverische Regierung oder der Hof an eine Aenderung des Reichstagswahlrechts denke Ein anderer frecher Wablschwindel des Vorwärts“ war die Nachricht, daß für Mitte Januar 30 090 Landwehrleute eingezogen werden würden, um eine Zahl von Wählern um ihr Wahlrecht ju bringen. Vaß Mannschaften in Schnee und Eis üben sollen, ist für jeden Tenner der Verhältnisse ein barer Unsinn. Der Aba. Scheidemann bat es für eine alberne Lüge erklärt, daß der Abg. B bel die Landwirtschaft beschimpft babe. Es ist aber das Wort gefallen: Es gibt keine egoistischeren und rücksichts- loseren, keine brutaleren Menschen, wie die bäuerliche Klaffe. Das sagte Bebel auf dem Parteitage in München und damals wurde auch Sehr richtig! gerufen. Daß man auch in sozial.

daß

demekratischen Kreisen den Ton des Vorwärts“ und der Leipziger mehreren Kundgebungen

Volkszeitung“ satt hat, wissen wir aus d der Buchdruckerversammlungen usw. Ich muß auch den Hagemann und mir gemachten Vorwurf zurückweisen, als wären wir irgendwie

für die Flugblätter verantwortlich. Wir waren beide 6 Wechen von

Berlin abwesend und batten auf die Flugblätter nicht im mindesten Einfluß ausüben können. Warum unterbalten wir uns beute überbaupt über diesen Gegenstand? Weil das deursche Volk seit 40 Jahren zum ersten Male sich des allgemeinen Wahlrechts wirklich bedient hat, weil bisher nur die Sozialdemokratie das wirklich ausgeübt hat. Daher die Ueberraschung und da es auf einmal die Regierung gewesen sein!

einmal vorhanden ist, vertraut zu machen; svitzen, bier muß gepfiffen werden. Macht bewußt geworden. Wenn es Willen durch. unsterblich blamiert durch ihr Vorgehen gegen die Kolonialpolitik des Reicks. Das deutsche Volk hat einen feinen Irstinkt für des Reiches

will, setzt es

Macht und Größe und für seine zukünftige Entwicklung und es war

geradezu lachhaft, wie man uns Afrikanern im Wahlkampf mit Brocken aus Bebelschen Reden gegenübertrat. st⸗bt fest zu Kaiser und Reich und wir

Abg. Breijs ki (Pole) kann sich bei der eintretenden großen Unruhe nur schwer verständlich machen, wiederholt laut um Ruhe bittet.

Beamten in den polnijchen alle ibre Kraft für die offiziellen Kandidaturen und jur Befämrfung der polniichen einsetzen müssen. In seinem Tborn-Kalm Briesen seien bei der Nackwabl, die Durch die Kassierung seiner Wabl notwendig wurde, sogar Militärpersonen in diese amtliche Agitation hineingezogen worden, lndem man die Cholera Eine gewiss. Rolle in der Wah zeit habe svielen in gewisse

die Wahlrecht soll Ich muß aber die Herren von der Linken durchaus bitten, sich mit der Lage, wie sie hier gibt es kein Mund⸗ Tas dentsche Volk ist sich seiner auch seinen Die Sozialdemokratie bat sich bei den Wahlen

Das deutsche Volk Reich vir werden nach wie vor die Wähler aufklären und in diesem Sinne die Wahlen beeinflufssen.

obwohl der Prãsident Der Redner bringt eine Reihe von Beschwerden und Anklagen gegen die Wablagitation der deutschen Lande⸗ teilen vor, diese Beamten bätten Freisschulinspektoren den deutschen Unterricht selbst in der Unter- frũberen Wablkreise

in b lafsen und Orte Militär legte, welches sofort wieder zurũckgezogen

worden sei, nachdem der offizielle deutsche Kandidat gesiegt hätte. Die gewohnte Ungesetzlichkeit des unberechtigten Verbois von Ver— sammlungen sei auch bei den letzten Wahlen sehr stark zu Gunften der deutschen Kandidaten fruktifiziert worden. Die Polizei habe das 2 von Plakaten verboten, auf welchen die Katholsten zur

ahl eines katholischen Kandidaten aufgefordert wurden, und sei egen die Träger sogar wegen groben Unfugs eingeschritten. in größerer Unfug sei wobl im Deutschen Reiche noch nicht vorgekommen. Die Waͤhlerlisten seien außerordentlich un⸗ vollständig gewesen; derjenige polnische Arbeiter, der etwa die Listen einsehe und sich nachtragen lasse, werde bei der nächsten Ge⸗ legenheit als Krakeeler entlassen. Aehnliche Beschwerdepunkte trägt der Redner noch eine Anzahl vor; insbesondere sucht er nachzuweisen, daß die Behörden den gesellschaftlichen und wirtfchaftlichen Boykott der Polen begünstigen und sogar organisieren. Auch die Personen der polnischen Kandidaten, die der Regierung nicht genehm seien, würden in der unerhörtesten Weise von den Beamten und Behörden als „Spitzbuben usw. beschimpft. Neben den eigent⸗ lichen Beamten täten sich auch die Lehrer in dieser Hinsicht hervor. Alle diese Beamtenpraktiken bei den Wahlen müßten verschwinden, eher werde e; nicht besser werden.

Hierauf vertagt sich das Haus.

Persönlich bemerkt der

Abg. Gpß ling (fr. Vollsp.): Die von dem Abg. Kreth erwähnte Bemerkung des Vorsitzenden einer Königsberger Versammlung ist von diesem in der Form, wie sie die konserpative Presse wieder⸗ gegeben hat, nicht getan worden.

Schluß Hu / g Uhr. Nächste Sitzung Sonnabend 11 Uhr. (Zweite Lefung des , . betreffend die Berufs⸗ und Betriebszählung, erste Lesung der Vorlagen wegen Kontingen⸗ tierung der landwirtschaftlichen Brennereien und betreffend Maßnahmen zur Verhütung des Rückganges der Erträge der Maischbottichsteuer, Fortsetzung der eben abgebrochenen Be⸗ sprechung.

Preußischer Landtag.

Haus der Abgeordneten. 33. Sitzung vom 14. März 1907, Mittags 12 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Das Haus setzt die zweite Lesung des Staats haus— haltsetats für das Rechnungsjahr 1907 bei dem Etat des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten fort.

Die Beratung beginnt bei den dauernden Ausgaben; vor der beim ersten Ausgabetitel Gehalt des Ministers“ üblichen allgemeinen Besprechung des ganzen Spezialetats findet zunächst eine besondere Erörterung des polnischen Schulstreiks statt.

Berichterstatter Abg. Dr. Wol ff⸗ Gorki referiert über die Kommissione ver handlungen.

Abg. Stychel (Pole): Die Staatsregierung macht bestãndig mit den Volksschulen in den polnischen Landesteilen politische Experimente. Einem Teil der deutschen Presse und der deutschen Bevölkerung er⸗ scheint alles gut, was von der Regierung kommt; aber in der unab— hängigen Presse, in der freie Mannesäußerung zu finden ist, sowie in der gesamten zivilisierten Welt hat diese Politik Verurtei⸗ lung gefunden. Der Bewegung des sogenannten polnischen Schul sreiks liegen nicht frivole Motive zu Grunde, sondern sie ist die notwendige Abwehr eines Gewaltalts der Regierung. Der Kultusminifter sagt, die ganze Bewegung sei aus politischen Gründen künstlich her⸗ vorgerufen worden. Wir werden ja sehen. Die „Frankfurter Zei⸗ tung“, die der allgemeinen Meinung Ausdruck gibt, bat sich mit der Sache in einer Reihe von Artikeln befaßt; sie sagt: Daß auf deuischer Seite die Veranlassung zu dem Streik liege, könne mit Fug nicht bestritten werden. Die Bewegung sei auf polnischer Seile durchaus ethischer Natur. Das Allpolentum sei nicht die Ur= sache der preußischen Politik, sondern umgekebrt. (Der Redner verliest längere Auszüge aus diesen Artikeln im Wortlaut.) Die Situation ist in der Frankfurter Zeitung“ sehr präzis be— zeichnet. Man fragt, warum der Schulfstreik nicht schon früher aus⸗ gebrochen ist; die Langmut des polnischen Volkes ist ja bekannt, aber einmal muß die Sache zum Klappen kommen. Die Regierung hatte früher gerechtere, vernänftigere pädagogische Grundsãtze für den Religionsunterricht, dabon empfinden wir nichts mebr. Die Schule ist doch nur die Vertretern der Eltern und foll die Erziehung fortsetzen. Die Schule ist eine Erne bungsanstalt, aber kein Drillinstitut. In Ungarn ist trotz der magvarischen Amts— sprache der deutsche Religionsunterricht für deutsche Kinder nach einem Erlaß des Ministers Apponvi zugelassen. Es ist gar nicht anders möglich, als daß der Religionzunterricht in der Mutter prache erteilt werden muß Die Regierung will aber die pol⸗ nische Muttersprache aus der Schule verdrängen, damit die fremde, die deutsche Sprache auch in das Familienleben hineingetrieben wird. Wo sind da die politischen Mottve, auf unserer Seite oder auf der Seite der Regierung? Der Kultusminifter hat sich erlaubt, zu be— haupten, daß wir die pädagogischen Grundsätze mit Füßen treten. Aber der Staat ist es, der dies in Wahrheit tut. Die Erlaffe der Regierung über die Einführung der deutschen Sprache im Unterricht sind im Prinzip falsch und unpädagogisch. Den Religions⸗ unterricht kann das unentwickelte Kind nur in der Mutter- svrache erfassen, in anderen Fächern kann man die deutsche

Sprache duich den Anschauungaunterricht unterstũtzen, man kann da⸗

mit alle Gegenstände darstellen, aber Barmherzigkeit kann man durch keinen Anschauungsunterricht darstellen. Als ein Lehrer den Kindern den Anfang der Welt darstellen wollte, saate er: dies ist eine Schulbank, dies hier der Anfang und dies das Ende, danach ift nichts, und dann antworteten die Kinder auf seine Frage: Im Anfang schuf Gott eine Bank.“ Um den Begriff wüst und cer“ klar ju machen, jeigte der Lehrer einen vollen Topf, goß ihn aus und zeigte daran, daß es nicht ein leerer Topf war; da antworteten Kinder auf seine Froge: Im Anfang war ein Tehrer und ein Topf.“ Die Kinder batten also überhaupt nicht be— griffen, daß er ihnen den Begriff „leer“ erklären wollte. Daß der Usterricht polnisch erteilt werden soll, wenn die Kinder nicht deutsch verftehen, stebt nur auf dem Papier; in der raxis ist de deutsche Unterricht nicht eine Ausnahme, sondern die Regel. In Oberschlesien gibt es keine Voltsschule, wo nicht deutscher Unterricht ist. So ist es auch in Westpreußen. In Posen wird mehr als der Hälfte der polnischen Kinder der Relicionsunterrichl in deutscher Sprache erteilt. In der Oberstufe wird der Unterricht deutsch in 120 Schulen erteilt, in der Mittelstufe in 148 Schulen und in der Unterstufe sogar in 65 Schulen an die 6 7jäbrigen Kinder, die keine Abnung von der deutscher Sprache haben. Wenn ein Kind, dessen Papiere den Stempel dtn, d. h. „deutsch katholisch tragen, in eine andere Schule übergeht, wo kein deutscher Unterricht ist, wird für dieses Kind ein besonderer deutscher ÜUnterricht eingerichtet, und dann wird bald der ganze Unterricht deutsch, um die Einheitlichkeit berzuftellen. Nach einer Verordnung der Regierung in Marienwerder soll in den national gemischten Schulen der Unterricht deutsch sein, er ist es aber auch in den Schulen, die nur von polnischen Kindern besucht werden. Oft führen die

stufe auf Probe“ ein, das ist nur eine Phrase, um die Schul. politik zu verdecken. Wenn selbst das Gebet deutsch sein muß, dann ist es auch danach; das deutsche Gebet der polnischen Kinder ist eine Profanation, denn sie verstehen es gar nicht. Der Erbitterungsstoff in der pvolnischen Bevölkerung hat sich seit Jahren angesammelt, aber das Maß wurde voll, als im vorigen Jahre auch in der Unter⸗

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e auch gegen einem Lehrer wurde gesagt, er möge lieber Schweine Nicht im Interesse der polnischen Bevölkerung, senden Interesse der Humanstät und der Kultur ist es zu bean daß wir solche verwilderten Zustände haben, und daß der eg Brutalitäten in der Presst und noch an anderen G6 ibre Approbation finden. habe eine ganze Reih licher Atteste, die jeigen, mit welcher Robeit gehen Kinder vorgegangen ist, die 20, 30 Schläge in * Schulstunde bekommen, sodaß sie ohnmächtig zu Boden siß⸗ In einem Attest heißt es, daß der Rücken eines Kindes Eindruck machte, als ob das Kind Legeißelt sei. Arbeiter werden g lassen, wenn sie ihre Kinder am Schulstreik teilnehmen lassen; dorsteher und Ortsschuljen werden ihres Amtes entfeßt uw. strafen werden gegen die Eltern bis zu 30 4 festgesetzt, ja 40 „, auf Srund alter, verrosteter Bestimmungen. Eltern, di n 85 8 jiur Beschaffung eines deutschen Lehrbuches hergeben nan wurden wegen dieser 95 3 Kleiderschränke, Uhren, eine Näbmashhm sogar zwei Schweine gepfändet. Und was haben denn die Gymnasialschüler verbrochen, die wegen des Strests ihrer Ger von der Schule verwiesen wurden? Die Geschichte wird die ahr tive des passiven Widerstandes der polnischen Schulkinder erkennen s⸗ und die preußische Schulpraxis als einen Verstoß gegen die Rn rechte verurteilen. Die alten Lehrer wahren ihre Pflicht der ziehung der Kinder, aber die jüngeren Lehrer, die eben an n Seminar herausgekommen sind, vergessen die Aufgabe der Erjiehnn und lassen sich herabdrücken zu Werkzeugen der preußischen Shi . und zu Denunzianten. Wir werden in diesem Kamps in alten.

Minister der geistlichen, Unterrichts- und Mijinal angelegenheiten Dr. von Studt:

Der Herr Abg. Stychel hat zu Beginn seiner Lufißemze die Waffen zur Bekämpfung der preußischen Schilpelttt dem Arsenal unserer eigenen Presse hergebolt; dez it a sich ju bedauern, zu verwundern ist es aber nicht, G3 l stets so gewesen und wird für absebhbare Zelt leider ah bleiben. Meine Herren, der Zufall will es, daß heute 24 Jahren, am 14. März 1883, durch den damaligen Uöeerdact den späteren Erzbischof Dr. von Stablewgki, dieselben Atzamene die heute hier ins Gefecht geführt werden zur Bekämpfung preußischen Schulpolitik, bereits geltend gemacht worden su aber mit dem sehr viel weiter gehenden Ziele, daß il bloß im Religionsunterricht die deutsche Sprache dall seitigt werde gegenüber den polnischen Kindern, sondern üer haupt der gesamte Schulunterricht wieder in polnischer Sprc hergestellt werde. Meine Herren, damals ist der Antrag wit ene großen Mehrheit abgelehnt worden. Ich hoffe, daß auch beuten beinahe einem Viertel jahrhundert dieselbe Mehrheit sich finden en um die der Königlichen Regierung durch die national pelt Agitation aufgedrungenen Maßnahmen zu unterstützen. (Heiterkeit den Polen.)

Meine Herren, auf die alten Beispiele von dem mangel Verständnis, die der Abg. Stychel sowohl in diesem boben dan wie in unzähligen Vol ksversammlungen jum so und so dielten vorgetragen bat, möchte ich nicht eingehen. Durch Cult in Darlegungen könnte ich Ihnen beweisen, daß derartige Schr keiten bei jedem Sprachunterricht vorkommen. (Heiterkelt bei d Polen.) ] Längst widerlegt ist ins besondere auch die vorgebrachte hauptung, daß grundsãätzlich keine polnischen Lehrer angene werden. Meine Herren, wie der Herr Abgeordnete dann kene di se Bebauptung beute wieder aufzuftischen und genau 9. selben Fafsung, mit der sie wiederholt hier und auch in Den versammlungen vorgebracht ist, nachdem sie wiederholt Diez widerlegt worden ist, das ist mir nicht recht verständlich. . Herrn Abgeordneten scheinen übrigens ebensowenig polnische Kun zu existieren, die von Anfang an die deutsche Sprache beherrschen oder n oder minder anzuwenden in der Lage sind, wie die Kinder der ue ö Katholiken. Sonst würde er nicht von dem Eindringen 1 Sprache in den polnisch katholischen Gottes dienst sprechen. Gr ere. eben alles ausschließlich von seinem polnisch national n Eu punkt. Der Herr Abgeordnete vergißt dabei, daß die Rar 1 durch die traurige Erfahrung der stetigen Dan,, Tausenden deutscher Katholiken genötigt ist (Widerspruch und? bei den Polen), vollkommen richtig! (sehr richtig! rem zulässigen Mittel anzuwenden, um den Fortgang dieses Drone verhindern. Die Regierung würde ihre Pflicht der S nationalen Ehre und der nationalen Interessen auf das

vorgegangen

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. ; f gegenttelt letzen, wenn sie diesem Prozesse nicht mit voller Kraft eniges

wollte. (Sehr richtig! rechts.)

(Fortsetzung in der Zweiten Beilagen

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zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

Zweite Beilage

Berlin, Sonnabend, den 16. März

1907.

3 ö c. r ——

(Fortsetzung aus der Ersten Beilage.)

Der Herr Abgeordnete hat zum Schlusse seiner Rede gesagt:

Denken Sie nicht, daß wir gegen den preußischen Staat an sich sind.

Neine Herren, das ist richtig und bestätigt sich täglich dadurch, daß nablreichen Wohltaten, die der preußische Staat der polnischen . entgegenbringt (Abg. Korfanty: Wir danken für Ihre Robltaten, die Wohltaten werden zur Plage) in Form von maãhligen Millionen, von Beihilfen zu allen möglichen sultur , Melioration Verkehrs⸗ und anderen Zwecken mit dem zßten Vergnügen genommen werden, aber die Erfüllung der weiteren ö icht, der allgemeinen staatsbürgerlichen Pflicht, die sich aus der Zu⸗ chorigkeit zum Deutschen Reiche und zum preußischen Staate ergibt, sebt auf einem anderen Brett. (Sehr richtig! rechts.)

Nun, meine Herren, wollen Sie mir gestatten, gegenüber den sibevollen Urteilen, die der Herr Abg. Stychel über die preußische Schulverwaltung auszusprechen sich bemüßigt befunden hat, nie roh“, blödsinnig“᷑, „brutal, barbarische Maßnahmen“, Sehr richtig! bei den Polen) (Glocke des Prãsidenten) Fallen Sie mir gestatten, Ihnen die Zusammenstellung derjenigen Naßnahmen vorzulesen, welche beim Schulstreik zu beobachten sind nd die als Instruktion den einielnen Lehrern übermittelt sind: .

Wo das gemeinsame Sprechen des Schulgebets zu Schwierig⸗ ketten führt, ist der Lehrer ermächtigt, das Schulgebet allein zu sprechen. Wo Schwierigkeiten für die Schulzucht nicht entstehen, bleiben die widerspenstigen Kinder in der Religionsstunde anwesend und werden unter Aufrechterhaltung der Schulzucht mit anderen Arbeiten, die den Religionsunterricht nicht stören wie j. B. mit Deutschschreiben ö beschäftigt. Um den erzieherischen Einfluß der Schule auf die

durch ibre Eltern zum Ungehorsam gegen die Schulordnung auf⸗ gehetzten Kinder Unruhe und Zurufe bei den Polen) . virksamer zur Geltung kommen zu lassen, erhalten sie für jede

Religionsstunde eine Zusatzstunde in einem anderen dehrgegenstande.

Bei Festsetzung der Ersatz⸗ und Zusatzstunden sollen Härten, die ju

berechtigten Vorwürfen gegen die Schulverwaltung Anlaß geben,

inebesondere die Gesundheit der Kinder gefährden könnten, ver⸗ mieden, besondere Verhältniffe, wie z. B. weite Schulwege, auch

berücsschtigt werden.

(Zurufe und Lachen bei den Polen.)

Den widerspenstigen Kindern ist die Rückkehr zum Gehorsam tun⸗

lichst ju erleichtern. .

Nun, meine Herren, hat der Abg. Stychel nach bewährten Mustern heute wieder einzelne Fälle von Mißhandlungen von Schul⸗ lindern hier vorgetragen. Aber, meine Herren, die Statistik der gerichtlichen Bestrafungen wegen Ueberschreitung des Züchtigungs—⸗ techts ergibt das Gegenteil. (Lachen und Zurufe bei den Polen. Ja, meine Herren (zu den Polen), Sie kommen hier sehr häufig nit dem Spruche: il ya des juges à Berlin (Abg. Korfanty: Fon! Non!); sobald man Ihnen aber eine gerichtliche Entscheidung führt, die Ihnen nicht paßt, dann heißt es immer: die preußischen Herichte fällen unzutreffende Urteile. (Sehr richtig! rechts.)

Nun, meine Herren, daß in einzelnen Fällen die Lehrer, sicher kegen ihren Wunsch, zu ernsten Züchtigungen haben greifen müssen, knn bei der Verhetzung der Schulkinder kein Wunder nehmen. In relcher Lage sich die Lehrer mehrfach befunden haben, dafür möchte ich Ihnen nur folgenden Fall hier vorführen.

In einer Volksschule im Kreise Schubin brach der Schulstreik schn Ende August aug. Er wurde von einem ebenso frechen wie hästigen Jungen dadurch eingeleitet, daß er die übrigen Kinder durch hrigel zwang, die deutschen Antworten zu verweigern (hört! kört! bei den Nationalliberalen) und die deutschen Religions licher zurückzugeben. Einzelnen Kindern riß er gewaltsam i Bücher aus der Hand oder aus der Schultasche heraus. den in die Klasse eintretenden Lehrer schrie er mit dem plnischen Gruß so laut an, daß sein Schreien die von den übrigen kindern deutsch gesprochenen Grüße übertönte. Als der Lehrer ihn degzen seines Verhaltens züchtigen wollte, floh er über die Bänke, md als der Lehrer ihn faßte, warf er sich jur Erde und i den Lehrer so stark ins Bein (Heiterkeit bei den Polen), uz dem Lehrer das Blut in die Stiefel floß. (Hört! hört! ichtz und bei den Nationalliberalen. Heiterkeit bei den Polen.) Noch nach Ss Tagen hatte der Lehrer, wie durch den Arzt sstgestellt worden ist, eine deutlich sichtbare Bißwunde. Da der Junge sich vollständig fest gebissen hatte (Heiterkeit bei den halen und durch Ziehen nicht los zu bekommen war, blieb dem Lehrer uichtfß welter übrig, als den Knaben durch kräftige Züchtigung kum Loslafsen zu wingen. Daß dabei einzelne Schläge auch einen nderen Körperteil trafen als den, für den sie bestimmt waren, Ghelterkeit) ist leicht erklarlich. Selbstverständlich wurde dieser Vor= ang aber vom ‚Lech“ das ist ein bekanntes polnisches Blatt hnutzt, um die Berölkerung gegen den betreffenden Lehrer wegen an— kcblicher Mißhandlung des Jungen aufjuhetzen.

Das ist bloß eins von vielen Beispielen. Es ist mehrfach vorge ·

men, daß kräftige polnische Jungen die ganze Schulklasse unter ihrem

orißmus gehalten und die Widerstrebenden mit Fäusten derartig bearbeitet haben, daß entgegen dem Wunsche der Kinder und auch lelweise entgegen dem Willen der Eltern der Streik ausgebrochen ist und sich so lange fortgesetzt hat, bis endlich der terroristischen Herr⸗ hhast dieser jungen Herren ein Ende gemacht wurde.

Der Herr Abg. Stychel hat nun seine Rede mit der Behauptung angeleitet daß es sich um eine Abwehrbewegung gegen politische Naßnahmen der Regierung handle. (Sehr richtig! bei den Polen)

eine Herren, gerade das Gegentell ist der Fall, wie ich Ihnen

her nachwelsen werde. Gestatten Sie, daß ich nunmehr die Rolle des lagert übernehme gegenüber der Rolle, die der Herr Abg. Stychel der erften Lesung deg Etats sowohl wie heute hier gespielt hat.

Ich muß das in einer längeren Darlegung tun und bitte um Nach sicht, meine Herren, wenn ich Ihnen diese Darlegung verlese, da eine Menge Einzelheiten darin enthalten sind, die sonst wohl verloren gehen würden.

Meine Herren, die bestehenden Vorschriften über die Unterrichts« sprache in den gemischtsprachigen Landesteilen sind in diesem hohen Hause so oft Gegenstand der Erörterung gewesen, daß ich über diesen Punkt mich auf nachfolgende kurze Mitteilungen wohl beschränken darf.

Auf Grund der betrübenden Erfahrungen, die man mit den abweichenden Vorschriften aus den vierziger Jahren gemacht hatte, ist im Jahre 1873 auch in den Volkeschulen der gemischtsprachigen Landesteile als einheitliche Unterrichtssprache die deutsche eingeführt worden. Eine Ausnahme wurde nur bezüglich des Religionsunterrichts gemacht, der in den Provinzen Westpreußen, Ostpreußen und Schlesien auf der Unterstufe, in der Provinz Posen dagegen regelmäßig auf allen Stufen den Kindern in ihrer Mutter— sprache erteilt werden sollte. Nur wo die Schulkinder in der Kenntnis der deutschen Sprache so weit vorgeschritten sind, um auch den Religiongzunterricht in dieser Sprache mit Erfolg empfangen zu können, soll auch die Religion in deutscher Sprache gelehrt werden.

Daß die Bezirksregierungen der Provinz Posen hinsichtlich der Einführung der deutschen Unterrichtssprache in der Religion erst nach eingehender Prüfung und mit der gebotenen Vorsicht vorgegangen sind, mögen Sie daraus entnehmen, daß im Regierungsbezirk Posen in S822 Volksschulen von insgesant 1392, die überhaupt von Polnisch sprechenden Kindern besucht werden, der Religionsunterricht noch auf allen Stufen in polnischer Sprache erteilt wird (Lebhafter Widerspruch bei den Polen). Wenn im Regierungsbezirk Bromberg dagegen in der Mehriahl der von polnischen Kindern besuchten Schulen der Religionsunterricht auf der Ober⸗ und Mittelstufe und an einigen auch auf der Unterstufe in deutscher Sprache erteilt wird, so beruht dies darauf, daß der Regierungs⸗ bezirk Bromberg, wie schon die Ergebnisse der Volkszählung beweisen, in so hohem Maße von Deutsch sprechender Bevölkerung bewohnt ist, daß Tausende von polnischen Kindern schon mit einem solchen Verständnis für die deutsche Sprache in die Schule eintreten, daß sie nicht als rein polnische, sondern als gemischtsprachige bezeichnet werden können.

Meine Herren, die Vorschriften über die Unterrichtssprache der Volksschule in der Probinz Posen sind, wie gesagt, seit mehr als einem Menschenalter in Kraft. Sie sind wohl von polnischer Seite im nationalen Interesse wiederholt an⸗ gefochten worden, haben aber bisher doch noch niemals zu einer solchen Massenbewegung Anlaß gegeben, wie wir sie in dem jetzt herrschenden Schulstreik vor Augen sehen. Schon dies beweist, daß wir es mit einer im großen Maßstabe künstlich organisierten Be⸗ wegung zu tun haben.

Meine Herren, von polnischer Seite wird zwar in Volks— versammlungen und in der Presse geflissentlich das Märchen ver⸗ breitet, daß der sogenannte Schulstreik der polnischen Kinder ohne jede äußere Anregung von selbst aus den Herzen der Eltern und Kinder entsprungen sei. Was es mit dieser Fabel auf sich hat, mögen Sie aus folgendem ersehen:

Schon im Frühjahr 1905 wurde bekannt, daß die Leiter der groß—⸗ polnischen Bewegung im Auslande infolge der veränderten Lage in Russisch⸗ Polen ihr Hauptaugenmerk auf Preußen gerichtet und u. a. die Entfachung eines möglichst umfangreichen volnischen Schůlerstreiks ins Auge gefaßt hätten. Kurz darauf erschienen aber in der polnischen Presse des In, und Auslands Artikel, in denen von einem solchen Unternehmen entschleden abgeraten wurde. So be⸗ zeichnete der Vorsitzende der Polenfraktion dieses bohen dauses, Dr. Szumann, in einem im Sommer 1905 im Dliennil Poꝛnanski erschlenenen Artikel den Schulstreik als eine krankhafte Er⸗ scheinungꝰ und als eine „ungeschickte Demonstration“. Auch in der augländischen Presse, z. B. in dem in St. Petersburg herausgegebenen Kraj, wurde von der Veranstaltung eines solchen abgeraten. Der Plan, trotz allen Widerspruchs die Schalkinder in den Streit der Nationalitäten mit hineinzuneben, ja sie zum Sturmbock fũr die groß · polnischen Zwecke ju machen, scheint in den maßgebenden polnischen Kreisen erst im Frühjahr 1905 feste Gestalt gewonnen ju haben.

Sie benutzten für ihre Zwecke zunächst ein von dem verstorbenen Eribischof

von Gnesen und Posen am 12. Mai 1806 an die Dekane erlassenes Rund⸗ schreiben über die deutsche Unterrichtssprache im Religionsunterricht,

um in zahlreichen Preßartikeln und Volksversammlungen die volnische

Bevölkerung gegen die bestehende Schulordnung aufiubetzen. Dabei

wurde den Eltern nahegelegt, ihre Kinder vom , , . n der

überhaupt zurückzuhalten. Dieser Gedanke fand aber , ben Anklang, weil ein solches Verbalten natur⸗ gemäß zu Schulversäumnisstrafen gegen die beteiligten Eltern führen mußte. Da erschienen Anfang Juli in der bekannten Gazeta Grudzi4gdzka,

die polnischen Eltern zu tun bis zu dem Moment, wo der , . Erjbischof und die hochwürdigsten Herren Dischofe den deutschen Religionsunterricht verboten haben werden?“ und „Was hat dat polnische Volk noch mehr zu tun in Sachen des deutschen Religionsunterrichts?! In diesen Artikeln wurde dargelegt, daß ein Zurückhalten der Kinder vom deutschen Religlonsunterricht des staatlichen Schul iwanges wegen unaus⸗ führbar sei; wohl aber könnten die Eltern ihren Kindern befehlen, die Religion nicht in deutscher Sprache zu lernen. Sie hätten die Pflicht, dies zu tun und die Lehrer von dem erteilten Verbote schriftlich in Kenntnis zu setzen, wenn sie nicht „die furchtbare Schuld auf sich laden wollten, die Seelen Zehntausender polnischer Kinder der gräßlichen Gefahr des Verlustes des Seelenheiles auszusetzen.“ Außerdem sollten sie einen

„donnernden Protest gleich einem Sturme dem AUnterrichts⸗

vorigen Jahres dem polnischen

Hetzblatt schärfster Tendenz, zwei Artikel mit der Ueberschrift: Was

in die Ohren brällen- (Heiterkeit) Muster sowohl für die Mitteilungen an Lekrer wie für diesen Protest wurden in den Artikeln abgedruckt. Auch wurden Protestformulare jur Bequemlichkeit der Absender durch den Druck vervielfältigt. Infolge dieser öffentlichen Aufforderung, die auch von anderen politischen Blättern wiedergegeben wurde, sind viele Hunderte von Protesten bei den Regierungen und bei der Zentralinstanz ein⸗ gelaufen. Obwohl der Schlußsatz dieser formularmäßigen Proteste

lautet:

minister

E die

Wir teilen Euer Exzellenz mit, daß wir unseren Kindern ver⸗ boten haben, während des Religionsunterrichts Deutsch zu beten und die deutschen Fragen des Lehrers zu beantworten.

sind zahlreiche derartige Proteste auch von Eltern unterschrieben worden, welche gar keine schulpflichtigen Kinder besitzen (hört, hört! rechts), auch von unverheirateten, kinderlosen Personen (hört, hört! rechts), von Deutschen, ja von Schulkindern selbst. (Hört, hört! rechts) Man hat sich sogar nicht gescheut, die Namen von Leuten, die im Irrenhause oder im Zuchthause sitzen, ja in einigen Fällen selbst die längst Verstorbener unter die Proteste zu setzen. (Heiterkeit Hört, hört! rechts Rufe bei den Polen: Namen nennen!) Also selbst vor derartigen offensichtlichen Fälschungen hat man sich nicht gescheut.

Wie wenig im übrigen die Unterzeichner der Proteste überhaupt wußten, um was es sich eigentlich bei den Eingaben handelte, erhellt deutlich aus folgendem.

Die Proteste beginnen regelmäßig mit der Behauptung: „Unseren Kindern wird der Religiongzunterricht in der ihnen unverständlichen deutschen Sprache erteilt“. (Abg. Korfanty: Das ist auch richtigh Trotzdem sind derartige Proteste aus solchen Gemeinden vielfach eingegangen, in denen noch heute beim Re— ligionsunterricht und beim Gebet die polnische Sprache auf allen Stufen benutzt wird. Ein solcher Protest ist in einer Gemeinde zu meinem Erstaunen an erster Stelle von dem mit der Leitung des Religionsunterrichts betrauten polnischen Ortspfarrer unterschrieben worden. Der Herr wußte also nicht einmal, in welcher Sprache der seiner Aussicht unterstehende Unterricht überhaupt erteilt wird. (Große Heiterkeit. Hört, hört! rechts.) Trotzdem glaubte er, sich der Protestbewegung

anschließen zu müssen.

Sie werden es nur natürlich finden, daß derartige, den Stempel künstlicher Mache an der Stirn tragende Kundgebungen auf die Unterrichts verwaltung keinen Eindruck machen konnten. (Sehr richtig! rechts) Trotz der Aufreizungen der Presse und trotz der fortgesetzten Bearbeitung der großen Massen in Volksversammlungen fand im übrigen der Gedanke des Schulstreiks bis zu den Herbstferien nur in wenigen Gemeinden Anklang. Die Leiter der Bewegung sahen sich daher veranlaßt, in den Herbstferien kurz vor Wiederbeginn des Unterrichts im Oktober vorigen Jahres in Tausenden von Exemplaren folgenden Aufruf zu verbreiten:

Rette, wer an Gott glaubt!

Eltern! Erwachet! Weckt mit aller Gewalt auch Eure Nachbarn! Seht Ihr nicht das über Euren Häuptern flammende Feuer? Seht Ihr nicht, was Euren Kindern droht? Wenn Ihr ihnen gestattet, weiterhin die Religion in deutscher Sprache zu lernen, so seid Ihr Abtrünnlinge von Eurem Glauben. Der allmächtige Gott, dieser liebende Vater, aber auch gerechte Richter, wird Euch Eltern grausam bestrafen für das Abtrünnigwerden von ihm. (Zuruf bei den Polen: Der Aufruf kam gar nicht zur Verteilung! Glocke bes Präsidenten.) Denn seht Ihr Blinden nicht, daß der lutherische Preuße dem katholisch⸗polnischen Kinde nicht nur die Sprache, sondern auch die Religion entreißen will? Leute! Ueberlegt! Bedenkt, was durch Eure Gleichgültigkeit mit den Kindern geschehen wird! Oeffnet Ihr ihnen doch selbst die Pforten der Hölle angelweit und stoßt Ihr sie doch in das Verderben! Oh, wie schmerzlich werden doch ihre armen Seelen sich beklagen über die eigenen Eltern, die Ursache ihrer Verdammnis, über diese Eltern, die Gott selbst zu ehren und zu lieben befohlen hat. Diese Gltern wird er am Tage des Gerichts von sich stoßen und mit furchtbarer Stimme rufen:

Ich kenne euch nicht, ich kenne euch nicht, ihr seid meine

Kinder nicht!

Geehrte Eltern! Untersagt alle wie ein Mann

am 17. Oktober 1906 Euren Kindern streng, im Religiongunterricht deutsch zu antworten! Möge es unter Euch kein räudiges Schaf geben, das dieser Aufforderung nicht gehorchte! Ihr seht, geschätzte Eltern, wie groß Ihr seid! Ihr allein habt die große Macht, diese von Gott verliehene Macht, daß Ihr ein solches Verbot an die Kinde rerlassen könnt, und die Kinder müssen ihm gehorchen! Ihr seid in Euren Elternrechten mächtiger als die Minister, als die höchsten preußischen Beamten selbst! Angesichts Eures Verbots, das an die Kinder seitens aller katholisch⸗polnischen Eltern ruhig, einmütig, Hand in Hand erlassen wird, werden sich die Feinde keinen Rat wissen. Nur auf diese Weise könnt Ihr durchführen, daß man den Katechismus und das Gebet in allen Schulen und in allen Klassen polnisch lehren wird. Fürchtet Euch nicht! Kein Gesetz, keine Strafe wird Euch für die Verteidigung des heiligen Glaubens erreichen! Denkt an Mittwoch, den 17. Oktober 190611 Möge Gott Euch beistehen und im Leiden trösten! Fast zur selben Zeit, nämlich am Sonntag, den 14. Oktober 1906, also unmittelbar vor dem Wiederbeginn der Schule, ließ dann der Erjbischof seinen durch die Presse allgemein bekannt gewordenen Hirtenbrief gegen die deutsche Sprache im Religiontunterricht von allen Kanzeln polnisch verlesen. Wenn auch in diesem Hirtenbrief nichtöz vom Verweigern der Antworten im schulplanmäßtgen