1907 / 70 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 19 Mar 1907 18:00:01 GMT) scan diff

riffe auf die Unterrichtsverwaltung betrifft, so haben auch meine 1. . die Person des Kultusministers nichts einzuwenden; un sere Klagen richten nur gegen das System der bu regukratischen Schulverwaltung, In bezug auf die Beseitigung des Lehrermangels will ich nicht bezweifeln, daß 22 mehr für die Präparandenanstalten sich gemeldet haben, als aufgenommen werden können, aher es fragt sich doch, wie sich dieser Durchschnitt auf die einzelnen Provinzen verteilt, und die Hauptfrage ist, wieviele der Schüler den dreijährigen Kursus wirklich mit Erfolg durchmachen. Nur ein verhältnismäßig geringer Teil kann nach den Prüfungen in die Seminarien aufgenommen werden, und manche Seminarien sind nicht voll besetzt, z. B. in Schleswig⸗Holstein. Die Unterrichts verwaltung sollte uns eine Uebersicht vorlegen, wie sich die Verhältnisse in den einzelnen Seminarien und in den einzelnen Jahresklassen gestaltet haben. Der Ministerialdirektor berief sich am Sonnabend auf die Zahlen, welche beweisen, daß unter dem Minister Falk der Lehrermangel noch größer ö e, sei; ich bezweifle die Richtigkeit der Zahlen nicht, aber der Minister Falk hat zur Beseitigung des Lehrermangels nicht nur neue Seminare errichtet, sondern auch die Avancements. und Gehaltsverhältnisse der Lehrer wesentlich verbessert. Von der Avancementsverbesserung ist jetzt gar nicht die Rede. Ich gebe dem Abg. von Zedlitz zu, daß es sich bei der Schul⸗ aufsicht auch um die Standesehre der Lehrer handelt. Die Lehrer, welche die geistliche Schulaufsicht wünschen, sind an den Fingern her⸗ zujählen. Fil der Kirche hat die Frage der geistlichen oder weltlichen Schulaufsicht nicht das geringste zu tun. In der Provinz Posen ist das Verhältnis zwischen den Geistlichen und den Lehrern viel besser eworden, wo die Geistlichen nicht mehr die Schulaufsicht haben. rüher standen auch die höheren Schulen unter geistlicher Aufsicht; das hat aufgehört, ohne daß die Religion Schaden gelitten hat. Herrn Heckenroth erwidere ich, daß doch ein großer Teil der Geistlichen die Schulaufsicht als eine Bürde ansieht und am liebsten davon befreit sein möchte. Wir wollen prinzipiell nichts von der Aussicht der Geistlichen und der Kirche über die Schule wissen, ebensowenig über die Volksschule wie über die höheren Schulen. . Geheimer Oberregierungsrat Dr. Preische: Wenn in einzelnen Präparandenanftalten die Frequenz abgenommen hat, so wird es nicht möglich sein, die Gründe dafür im einzelnen festzustellen, aber in den oberen Klassen findet immer eine Abnahme der Frequenz tat, und wir haben vor einem Jahre eine Statistik aufgestellt, wonach etwa 6 0/o das Ziel der Anstalt nicht erreichen. Die Befürchtung, daß das Lehrer⸗ material schlechter werden würde, trifft jedenfalls nicht zu, das bezeugen namentlich die Provinzialschulräte, die mit den Verhältnissen in den Propinzen besser vertraut sind als wir in der Zentralstelle. Der eine der Provinzialschulräte hat sich geäußert, daß die Behauptung, daß das Material in den Lehrerbildungsanstalten jetzt minderwertig sei, durchaus unrichtig sei, daß das Material sogar immer besser werde, und die Wirkung der besseren Präparandenbildung sich immer mehr bemerkbar mache. Ein anderer Provpinzialschulrat sagt, daß die Behauptung, daß minderwertiges Material genommen werde, um nur die Anstalten ju füllen, unhaltbar sei, ein dritter sagt, daß das Material in geistiger Beziehung in aufsteigender Ent wicklung sei,. Mit diesen Urteilen stimmt überein, was wir selbst im Ministerium festgestellt haben. Eine Unterstützung der Präparanden findet statt, die sechsjährige Lehrerausbildung köstet dem Staate sehr viel Geld, da es für die Familien oft sehr schwer ist, für die jungen Leute 4 —-— 600 M6 jährlich auszugeben. Die Unter— stützung wird unter genauer Berücksichtigung der Bedürfnisse in den einzelnen Bezirken verteilt. Das Avancement ist dasselbe, das feit Jahren besteht, die Lehrer haben die Möglichkeit, zu Seminarlehrern, zu Oberlehrern und zu Direktoren zu avancieren, wenn auch die Zahl derer, die Oberlehrer oder Direktoren werden können, ver⸗ hältnismäßig gering ist. Eine größere Zahl der Lehrer ist namentlich in neuerer Zeit auch in die Stellen der Kreisschulinspektoren gekommen. Nach Maßgabe der Möglichkeit und der Vakanzen werden also auch die Elementarlehrer berücksichtigt, und die Unter— richtsverwaltung hat nach dieser Richtung nichts zu scheuen. ; Abg. Dr. Friedberg (nl. : Der Abg. Porsch ist vorgestern auf die Niederlassung der Franziskaner in Groß ‚Borek eingegangen. Ich muß mir Weiteres vorbehalten, bis der stenographische Bericht seiner Rede vorliegt, aber nach dem allgemeinen Eindruck seiner Ausführungen muß ich sagen, daß er sich doch an Kleinigkeiten gehalten hat, die vielleicht Einzelheiten meiner früheren Ausführungen darüber ändern können, aber die ganze Frage wesentlich unberührt lassen. Es kommt darauf an, ob die Niederlassungen wirklich geeignet sind, das Deutsch⸗ tum in Oberschlesien zu gefährden, aber nicht darauf, ob der Wall— fahrtsort, von dem ich sprach, und der ein Zentrum der polnischen Agitation ist, in der Nähe von Borek oder von Panewnik liegt. Jedenfalls sind die Verhältnisse typisch. Auf diese Frage werden meine oberschlesischen Freunde später noch zurückkommen. Ich hebe nur einen Punkt herbor. Wenn Herr Porsch auf das Wablergebnis in den Kreisen Kreuzburg und Rosenberg hinwies, so ist allerdings nach der amtlichen Feststellung im Rosenberger Kreisblatt richtig, daß in Borek 133 Stimmen für den deutschen Kandidaten Fürsten zu Hohenlohe⸗Oehringen und nur 23 Stimmen für den polnischen Kandidaten abgegeben sind. Das Verhältnis verschiebt sich aber sofort, wenn man die Umgebung von Groß⸗Borek in Betracht zieht. Herr Porsch wird doch nicht be⸗ haupten, daß die Franziskaner einen so beschränkten Einfluß haben, daß er an den Grenzen von Groß-⸗-Borek aufhört. In den Ortschaften der Umgebung sind aber 478 Stimmen für den polnischen und nur l01 Stimmen für den deutschen Kandidaten abgegeben worden, und das Gesamtergebnis der Wahl in den Kreisen Kreuzburg und Rosenberg ist, daß 7381 Stimmen für den deutschen und 5151 für den polnischen Kandidaten abgegeben sind, sodaß der Kreis nur mit Mühe gehalten worden ist. Vergleichen Sie damit das Wahlresultat der vorigen Wahl, so sind damals im ganzen Wahlkreise nur 323 Stimmen für den Polen abgegeben worden, die sich also jetzt auf 561 vermehrt haben. Diese Zahlen geben doch zu. denken und lassen es zweifelhaft erscheinen, ob die Franziskaner wirklich so wohbltätig im Interesse Deutschlands gewirkt haben, wie Herr Porsch meint. Die offizielle Statistik über das Orden wesen in Preußen ist außer⸗ ordentlich mangelhaft, von Jahr zu Jahr ist sogar das Material karger geworden. Auf meine Anfrage in der Kommission erklärte der Minister sich geneigt, uns eine Stat stik zu beschaffen, falls es erbelen würde. Ich stelle hiermit diese Bitte, eine solche Statistik zur Kenntnis des Hauses ju bringen. Der Ministerialdirektor meinte, ich habe die Be⸗ hauptung von einem gewissen bureaukratischen Zug in der Unterrichts⸗ verwaltung in meiner Etatsrede nur auf den Fall Penzig und die Antwort des Ministers an den Lehrerverein gestätzt. Ich habe selbst— verständlich mein Urteil nicht lediglich von diesen beiden Fällen abhängig gemacht, sondern sie nur als typisch für den bureaukrafischen Zug hervorgehoben. Der Ministerialdirektor gibt zu, daß die bloße theoretische Liebhaberei für die Ersetzung des Religions unterrichts durch einen Moralunterricht in der Schule einen Mann nicht ungeeignet mache, ein Amt in der Schulverwaltung auszuäben, er hält nur Herrn Dr. Penzig nicht für geeignet für dieses Ehrenamt, weil er gewissermaßen zum Schulstreik angefeuert habe und agitatorisch seine Anschauung vertrete. Die Schrift des Dr. Penzig enthält an der betreffenden Stelle allerdings einen Wortschwall, der mir nicht sympathisch ist, aber aus den Worten herauszukesen, daß er die Kinder zum Schulstreik auffordere, und daß dies mit dem polnischen Schulstreik ju vergleichen sei, ist unmöglich. Man hätte doch abwarten können, ob Herr Dr. Penzig seine Stellung in der Schuldeputation wirklich zu Gunsten seiner Anschauung ausgenutzt hätte; allerdings gibt es da zwei Standpunkte; die Unterrichtẽ⸗ verwaltung, die eine große Verantwortung trägt, fetzt sich nicht gern Vorwürfen aus, wenn ein solcher Herr sich nicht bewährt, und wir auf der anderen Seite vertreten die Anschauung, daß man in die Selbstverwaltung nur sehr vorsichtig eingreifen darf. Mag die Unter⸗ richts verwaltung einen anderen Maßstab anlegen können als wir, so bat doch die Nichtbestätigung in diesem Falle nichts Gutes geschaffen. Auch den Ausführungen des Ministerialdtrektors über den abgelehnten Emhfang der Deputation des Lebrervereing kann ich nicht folgen. Er sagt, die Forderungen des Vereins selen so hoch geschraubt gewefen,

daß es kleinen Zweck gehabt hätte, die Deputation zu empfangen; höre der Minister ö. wohlwollend an, so werde nachher ins Land hinausgerufen, sie habe Erfolg gehabt; wolle man dag nicht zulassen, so müsse man so verfahren, wie verfahren sei. Aber es gibt doch noch einen anderen Weg: man läßt die Herren kommen und setzt ihnen autzeinander, daß ihre Forderungen so hoch geschraubt sind, daß man sie nicht erfüllen könne. Am melsten beanstandet wird die Form, in der die Herren beschieden sind. Die Antwort des Ministers lautete: Auf, die Eingabe vom 3. März erwidere ich Ihnen, eh ich mir von einer mündlichen Erörterung der Besoldungs—⸗ frage der Volksschullehrer zur Zeit keine Förderung verspreche. Ber Standpunkt, den darin die Reglerung einnimmt, 1 aus den von mir wiederholt öffentlich abgegebenen Erklärungen hinreichend bekannt.“ Was die Lehrer verletzt hat, ist gerade dieser kurz angebundene Ton, den ich mit dem Ausdruck bureaukratisch“' noch nicht einmal zu scharf bezeichnet habe. Der Abg. n hat heute be⸗ züglich der Besetzung der theologischen Professuren an den Universi⸗ täten den Standpunkt seiner politischen Freunde in der bekannten . vertreten. Meine politischen Freunde halten es nach wie vor für ihre Pflicht, zu verlangen, daß die Professuren nur nach wissen⸗ schaftlicher Befählgung und wissenschaftlicher Tätigkeit besetzt werden sollen. Wir geben daher nichts auf die von ihm vorgelegte Satistik; aber da der Herr Abgeordnete diese vorgelegt hat, fo muß ich auch mein Material beibringen. Der Redner verliest im einzelnen eine aus⸗ führliche Statistik über die Besetzung der theologischen Professuren an den en eg Universitäten seit 1891 mit Nennung der Namen aller seit diesem Zeitraum berufenen Professoren und fährt dann . Danach sind seit 1891 von 15 Ordinarien nur 2 der kritischen Richtung zuzurechnen, dagegen im Extraordinarigt 4 der kritischen und nur einer der orthodoxen Richtung. Letzteres Bild wird auch noch dadurch charakterisiert, daß von den 4 Professoren der kritischen Richtung einer nach 6, ein anderer sogar erst nach 95 Jahren be— rufen wurde, während der positive schon nach 5 Jahren ins Amt trat. Seit 1891 sind aus dem geistlichen Amt heraus berufen von der kritischen Richtung keiner, von der , Richtung eine ganze Reihe. (Redner verliest ca. 12 Namen.) Ebenso sind bei dem Austausch mit dem Auslande von der kritischen Richtung von Preußen nicht weniger als 10 abgegeben worden, dagegen von der positiven Richtung nur 3. Vom Auslande selbst ist seit 1891 von der kritischen Richtung kein einziger berufen worden, dagegen von der positiven Richtung. Herr Metzenthin hat nun gesagt, seine Freunde verlangten besondere Rück— sichtnachme auf das kirchliche Bekenntnis. Er hat sich zu dem Ausdruck verstiegen, die moderne Theologie sei nichts anderes als der alte Rationalismus. Was versteht denn Herr Metzenthin darunter? In einem Handbuch der Theologle, herausgegeben von hervorragendsten Vertretern der Richtung, die er als die moderne bezeichnet, wird der Rationalismus dahin charakterisiert, daß er nur ein Verstandeswissen aufstelle und nicht in den Geist des Christentums eindringe. Stellt man solche Leute als Rationalisten hin, so tut man ihnen ein Unrecht, und dieses Unrecht beruht auf Unkenntnis; das kommt davon, wenn man sich als Laie auf ein un⸗ bekanntes Gebiet begibt. Herr Metzenthin hat den Kern der Sache nicht erfaßt; die eine Richtung ist ebenfo berechtigt wie die andere, und die, die den Frieden wollen, teilen meinen Standpunkt, daß auch in der Besetzung der Lehrstühle der Theologie für alle Richtungen Licht und Schatten gleichmäßig verteilt sein muß.

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. von Studt:

Meine Herren! Ich weiß nicht, ob Sie nicht aus der Statistik mit voller Namensnennung und der hier von dem Herrn Abgeordneten or diesem hohen Hause abgegebenen Erklärung doch einen peinlichen Eindruck gewonnen haben (Unruhe bei den Nationalliberalen), und jwar einen peinlichen Eindruck grundsätzlicher Natur. (Zu⸗ stimmung rechtz. Widerspruch bei den Nationalliberalen Meine Herren, wohin soll es führen, wenn hier unter voller Namensnennung gewisse theologische Richtungen bezelchnet werden, während, pie ich ganz bestimmt weiß und namentlich auch aus zahlreichen Zuschriften aus der theologischen und der Professorenwelt auch wieder von neuem entnommen habe, verschiedene Herren überhaupt gegen die Ein— verleibung in ganz bestimmte Kategorien auf daz bestimmteste Ein⸗ spruch erheben. (Rufe: Na nu! links) Meine Herren, diese Art der Aufstellung einer Statistik kommt doch schließlich der Herr Abgeordnete wolle es mir verzeihen; seine Absicht ist es nicht auch auf eine Art von Ketzergericht hinaus; es wird wenigstens in der Oeffentlichkeit so angesehen und in zahlreichen Schriften auch so beurteilt. Ich beklage deshalb die Art und Weise, wie hier vor dem Lande und vor diesem hohen Hause wieder mit voller Namensnennung eine Einverleibung in bestimmte Kategorien und damit eine schablonenmäßige Behandlung dieser Frage bellebt worden ist, die unmöglich im Lande und für die evangelische Kirche ihre guten Früchte tragen kann. (Lachen links.)

Meine Herren, wenn eine derartige Unterscheidung hier erfolgt und immer wieder proportionale Rechnungen aufgestellt werden, ist das an sich ein liberales Prinzip? Mir hat neulich ein Professor und, wie ich glaube, nicht mit Unrecht geschrieben, er halte diese Art, politische Fragen zu verquicken mit kirchlichen und auf das kommt es doch im wesentlichen hinaus für das illiberalste Priniip, was man sich denken kann. (Sehr richtig! rechts) Wenn der Herr Abgeordnete es etwa für ein Vorrecht der liberalen Partei ansieht, auch die liberale oder kritische Richtung als ihre Domäne in Anspruch nehmen ju wollen, ich möchte es beinahe heute als Eindruck der wiederholten Reden, die der Herr Abgeordnete auf diesem Gebiete namens seiner Partei gehalten hat, ansehen 33. so würde er unter seinen eigenen Parteigenossen auf den entschiedensten Widerspruch stoßen. Meine Herren, ich kenne, namentlich im Westen der Monarchie, eine Menge Persönlichkeiten, die entschieden auf liberalem Standpunkte stehen und dabei sich mit voller Bestimmtheit dagegen verwahren, der sogenannten liberalen Richtung in der evangelischen Kirche anzugehören. (Abg. Dr. Friedberg: Ist ja gar keine liberale Richtungh Ich glaube, daß Sie mit diesen Ihren Parteigenossen denn doch in einen scharfen Widerspruch geraten werden.

Meine Herren, das führt mich zu der allgemeinen programmati⸗ schen Eiklärung, die ich im Herrenhause vor mehreren Jahren abzu⸗ geben die Ehre hatte, die ich am 11. Januar bei Gelegenheit der ersten Etatsberatung auch in diesem hohen Hause wiederholt habe, und die ich bitte, hier nochmals wiederholen zu dürfen:

Wie mein Herr Amtsvorgänger halte auch ich an dem Grundsatz fest, daß den verschiedenen wissenschaftlichen Richtungen in der evangelischen Theologie Luft und Licht an den Universitäten nicht verwehrt werden darf. Das erfordert die ausgleichende Gerechtigkeit und dient auch dem Wohl unserer evangelischen Kirche, die zweifel⸗ los stark genug ist, aus sich selbst heraus alle Irrtümer zu über⸗ winden.

Das ist denn auch der Standpunkt, den alle die früheren Unterrichtsminister, insbesondere auch der bekannte Minister von Altenstein, auf diesem wichtigen Gebiete vertreten haben.

Meine Herren, diese Erklärung ist namentlich auch von den liberalen Mitgliedern des Herrenhaufes als eine durchaus einwand⸗ freie alzeptiert worden. Nach diesem Programm habe ich gehandelt,

und wenn mir nun zufällig hier aus elnem beliebigen Jahrgange h oder aus der zufälligen Zusammensetzung einer wangelisch her log on Fakultät an irgend einer Universität der Vorwurf gemacht wird ö. eine einseitige Begünstigung der positiven Richtung in unangemes a Art stattgefunden habe, so weise ich diesen Vorwurf zuruck . kann unmöglich durch solche statistischen Gruppterungen den Rahn einer einseltigen und vor allen Dingen auch die Interessen . Wissenschaft schädigenden Praxis konstruieren wollen. Die gil feiben laner mas. Wiütb iche, Ca kleißzt bir än ob das System richtig ist, und ich behaupte, daß dem System 9 einwandfreies Programm zu Grunde liegt, und daß dasselbe ie. im ganzen korrekte Durchführung findet. ne Nun, meine Herren, aber stimme ich mit dem Herrn Ab ordneten darin überein, daß es notwendig ist, in 35. Reihe die betreffenden auf die vakanten Lehrstuͤhle zu Berufe nach ihrer wissenschaftlichen Qualifikation, nach den orschlen bet beteiligte theclszischen Fakultäten sonie nich lh ü samten christlichen Persönlichkeit zu beurteilen. Nach ich Praxis habe ich meines Amtes gewaltet. Ich mache auch heute kin Hehl daraus, daß ich der posttiven Richtung angehöre und diellelct von diesem Gesichtspunkte aus in einzelnen Fällen doch schließlich j einem Ergebnisse gelangt bin, das dem Herrn Abg. Dr. Friedberg hill. leicht nicht paßt, von dem ich aber fest überzeugt bin, daß ez ha Interessen der evangelisch - theologischen Wissenschaft durchauz gedient hat. Ich muß also Verwahrung gegen eine Zahlen gruppierung einlegen, die ein zutreffendes Bild niemals gchn kann, um so mehr als gegen die grundsätzliche Seite dieses System de Zahlengruppierung von den verschiedensten Seiten Einspruch erheln worden ist. Den Interessen der evangelischen Kirche dient a wahrlich nicht.

Was ich aber am meisten bedaure, meine Herren, das sst, dr heute genau in derselben Weise, wie das der Herr Abgeordnete jetl wiederholt getan hat, eine Verquickung von orthodox und positiy an gewendet worden ist. Der Herr Abgeordnete hat vorhin von det Orthodoxie und der Begünstigung der Orthodoxie gesprochen. Menn Herren, es fällt mir gar nicht ein, in irgend einer Weise die sogenanit: Orthodoxie begünstigen zu wollen. Ich habe mich dagegen mit volle Bestimmtheit verwahrt, muß aber auch dagegen Einspruch erheben daß hier Orthodoxie und positives Christentum in einer Weise per mengt werden, die durchaus zum Nachteil der letzteren Richtung aue schlagen muß und eine höchst bedauerliche Verwirrung anrichttz Deshalb habe ich an den Herrn Abgeordneten die dringende Bitte y richten, mit dieser schematischen und zahlenmäßigen Behandlun la Sache nun endlich einmal Schicht zu machen. Sie tut weiter nicht, als den Unfrieden in der evangelischen Kirche, der leider schon in selů weitem Maße Platz gegriffen hat, noch zu verstärken.

Herr Präsident! Ich bitte um die Erlaubnig, daß nunmehr jf erste Frage, die der Herr Abgeordnete heute an mich gerichtet lat, h züglich der katholischen Ordensniederlassungen, von meinem hermn Kommissar beantwortet wird. Ich stehe unter dem Einflusse eint sehr starken Erkältung und bin nicht in der Lage, alle die Zahlen hier vorzutragen. Ebenso bitte ich, nachher meinem zwelten Henn Kommissar bejüglich der Besetzung der evangelisch-theologischen Lehr. stühle das Wort zu erteilen.

Ministerialdirektor von Chappuis gibt eine ausführliche Stati über die Zahl der katholischen Ordensniederlassungen in Preußen un bemerkt im Anschluß daran, daß die Staatsregierung ebensowohl be⸗ müht gewesen sei, allen billigen Wünschen Rechnung zu tragen, aber auch jene Grenzen zu ziehen, die durch die Gefahr einer zu wet gehenden Entwicklung des Ordenslebens geboten sind.

Geheimer Oberregierungsrat Dr. El ster: Ich muß dem Abg. Dt.

Friedberg darin entgegentreten, wenn er meint, daß die Verwaltunj allein die wissenschaftliche Befähigung und die Befähigung für dj Lehramt bei der Berufung theologischer Professoren zu prüfen hatte Dr. Friedberg übersieht, daß die deutschen Universitäten nicht nut die Wiffenschaft zu fördern haben, sondern auch die Vorbildung der elehrten Berufe. übernehmen. müssen. Solche Gesichtehunt ommen auch bei der Volkswirtschaft, der Geschichte und. Philosoptiᷣ in Betracht. Der Staat hat nicht die Aufgabe der Ausbildung eine bestimmten Richtung von Geistlichen, sondern von Geistlichen, die nit der Mehrzahl der Mitglieder der Gemeinden auf dem Boden des gleichen Bekenntnisses stehen. Mit solchen Statistiken, wie sie Herr R Friedberg auch in diesem Jahr wieder vorgetragen hat, ist nichts nn zufangen. Wir haben uns in dieser Frage auch an das Statistist⸗ Landetzamt gewandt, und dieses hat erklärt, daß eine statistish Methode nur anwendbar sei auf Massenerscheinungen. lebrigen haben nach, unserer Statistik von 40 Ordinarien selt öh! 23 der positiven Richtung angehört, und seit der Tätigkeit de jetzigen Kultusministers von 16 Ordinarien nur 9 der positio Richtung, bei 22 Extraordingrien sind 10 positive. Wir sind aber wet entfernt, auch auf unsere Statistik irgend welchen Wert zu lenen, sondern meinen, daß die Verwaltung den verschie densten Verhältniser Rechnung tragen muß, die sich fer nl if! nicht festlegen lafen Die Angriffe sind ja hier auf uns von beiden Seiten erfolgt, habe danach das Gefühl, daß wir uns auf dem richtigen Wege be finden und weder im Dienste einer Partei, noch irgend einer theologischen Richtung stehen. ö

Abg. von Ol de nburg (kon). Namens meiner politischen Fre e habe ich zunächst zwei Erklärungen abzugeben. Einmal hat ung der ag Freiherr von Zedlitz den Vorwurf gemacht, daß wir mit unserer 6. jährigen Erklärung im Widerspruch ständen mit dem, was für *. im vorigen Jahr der Abg. Winckler dazu ausgeführt hat. Ich wen darauf hin, daß im vorigen Jahre der Abg. Winckler ausdrücklich klärt hat, seine Freunde könnten zu den gemachten Vorschlägen keiner Richtung hin, weder pro noch contra, irgendwie Stell nehmen. Dann hat der Abg. Cassel es bemängelt, daß der Ab Heydebrand vorgestern den Ton in der Rede des Freiherrn von * gegen den Minister zur Sprache brachte. Herr von beydebrande in namens meiner politischen Freunde ausgesprochen, daß ein en, Ton, wie ihn Herr von Zedlitz angeschlagen hat, gegenü v einem Minister nicht hierher gehöre, er hat dann in gefügt, daß nach seiner , man zu einem 0 ö Tone gegenüber einem Minister nur dann greifen könne, en an namens einer Mehrheit spräche. Damit es mir nun nicht so 9 wie Herrn von Zedlitz, der allseitig desavouiert wurde, n n ich vornweg bemerken, daß ich meine Ausführungen 2 na meine Person mache, trotzdem auch mancher hier damit einver . sein wird, daß ich auch keine Namen nennen werde, wie es . Dr. Friedberg getan hat, was nur beweist, daß ach wan e Theologie nichts versteht, ich möchte mich eben nur als Laie . Minister über die Anstellung theologischer Professoren eue, setzen. Ich stehe in der Praxis und habe den .

in sehr viele Hunderte von christlichen i . ineinsehen zu können, da hat es nun Unruhe 236 der theologische Lehrstuhl in Marburg, der . 2 positiven Richtung vorbehalten ist, jetzt mit einem Theo 8 1 kritischen Richtung besetzt worden sst. Ich glaube überhaipt he tun Jahr 1906 einen Nachteil bedeutet für die posit gegenüber der kritischen. Ich stehe auf dem ö den Sie (nach links) wahrscheinlich ganz haar ft ink. . werden, nämlich daß die Professuren nicht Selbftzweck, son

ö des Staats sind. Der Staat hat an und für sich gar kein nuf f daran, eine größere oder geringere Anzahl von Professoren unstellen zu dem Zwecke daß sie mit dem bißchen Menschen. pelstand die Ewigkelt melstern wollen. Es ist Aufgabe, des Giaats, dafür zu, lorgen. daß solche Geistliche herangebildet werden, und ihnen Männer dazu zu geben, wie die Gemeinde sie zu haben wünscht und wie die Gemeinden wünschen, daß ihnen gelehrt wird. kns würden jetzt die Vorträge der Herren auf der Univerfität nicht schaden, wir wissen, daß auch der geistreichste und gelehrteste Mann weiter nichtg ist, als ein armes irdischeg Menschenkind, ein Student aber, der einen Professor für einen Halbgott hält, wird Dadurch perwirrt, und dadurch kommt es, daß das Studium der Theologie in erschreckender Welse abnimmt, weil gerade die Eltern der posttiven

ihre Söhne nicht mehr auf die Universität schicken wollen,

Zuruf

gehen h auf

e Gruppen, l derjenigen ben, mit der

aber nicht im zu sorgen, daß, kommt und

u sorgen und dem Kultusmin eine Pflicht ist, dafür zu sorger

Darauf beschließt das Haus die Vertagung.

Persõnlich bemerkt

Abg. Dr. Friedberg: Der Minister meint, es werde im Lande einen peinlichen Eindruck machen, daß ich die Namen der Professoren enannt habe. Ich habe nach der orthodoxen Hengstenbergschen Zeitung die einzelnen Kategorien von Namen zitiert, ohne deren Nennung ich meinen Nachweis nicht führen konnte. Wie das ber— letzend für die Herren sein foll, sebe ich nicht ein. Ich glaube, daß noch ganz andere peinliche Eindrücke im Lande aus dieser Debatte herauskommen werden. Meine Statistik habe ich nicht auf ein einzelnes Jahr aufgebaut, fondern auf die Zeit bis 1891 zurück. Der Vorwurf, den mir da der Minister macht, beweist nur, daß er leider die Fähigkeit nicht besitzt, den Ausführungen der Redner mit Lufmerksamkelt zu folgen. Es ist auch nicht richtig, daß meine Freunde im Lande mit mir nicht übereinstimmen. (Präsident von Krö cher erllärt diese Ausführung nicht mehr für persönlich) Wenn der Herr Regierungbkommissar mir eine Belehrung über den Begriff Stakistik erteilt, so kenne ich diesen Begriff berelts aus meinen Vorlesungen und weiß, daß man darunter die Beobachtung von Massenerscheinungen persteht. (Prästdent von Küöcher weist auch dag als nicht mehr persönlich zurück) Es ist schwer, eine persönliche Bemerkung zu machen, wenn der Praͤsident einen so außerordentlich einengt. Herr h. Oldenburg sagt: wer Namen nennt, beweist, daß er von der Theologie nichts versteht. Diese Bemerkung war sehr geistreich, aber nicht iberzeugend. Die übrigen Ausführungen des Herrn v. Oldenburg kann ich in einer persönlichen Bemerkung nicht zurückweisen, es ist auch

nicht nötig, da sie nicht von grundlegender Bedeutung sind.

Abg. Metzenthin: Ich habe den liberalen Professoren nicht Ab⸗ fall vom Glauben vorgeworfen, ich kenne und schaͤtze liberale Pro⸗ csoren auch. Wenn Herr Friedberg mir Unkenntnis, jum Teil Mnoranʒ vorwirft, so habe ich allerdings keine akademische theol ogische Blldung und habe Theologie nur im Nebenamt betrieben, aber sch nehme aus meiner vieljährigen Erfahrung im Kirchenamt das Recht, E. n sprechen, und stimme da mit welten Kreisen der Landeskirche

Abg. von Oldenburg: Ich freue mich, daß Herr Professor Dr. hriedberg Prãsident von Kröcher: Ich bitte, Herrn Dr. Friedberg t immer mit seinem Titel außerhalb des Haufes zu beehren.

ie sagen immer Professor, er ist hier Mitglied des Haufes ) hardon! Ich freue mich, daß Herr Dr. Friedberg auf meine Aus— hen sen nicht mehr zurückkommen will, er spricht so wie so schon

z Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch; Ich habe den honservativen nicht einen Widerspruch in diesem Jahre mit ihrer vor. uf gen Abstimmung vorgeworfen, fondern nur gefagt, daß sie im kagge Jahre für die Forderung der Dezentralisation der Schulver— llang in der damaligen Refolution mitgestimmt haben. Dem errn Minister erwidere ich, daß meine vorgestrige Rede nicht das se e ani einer augenblicklichen Crregung, sondern einer langen sorg— (— tigen Prüfung. und Erwägung gemefen ist, daß es höchste Zeil sel, ö ein selbständiges Unterrichtzministerlum errichtet und einer be⸗ onde geeigneten Persönlichkelt übertragen werde. h g. Dr. Frie db erg: Ich bedauere außerordentlich, wenn ich errn von Oldenburg zu viel rede. Aber ich rede noch immer nicht benug, um mich feinem Verständnis näher zu bringen. Seine Be— nerkung war mehr unhöflich als witzig. 4 bg. von Ssldenburg: Ich kann Herrn Dr. Friedberg, der so 2 rer dentlich empfindlich ist, nur erwidern: Freund, Du hast un— ut denn Du wirft groß. Ich will nicht noch gröber werden, nicht Nückscht auf Sie, sondern auf das Haus. n Abg. Dr. Fried berg: An Giobheit mit Ihnen, Herr von Olden— ig zu wetteifern, wäre ein ganz unmögliches Beginnen. dr bg. von Oldenburg; Ez ist mir auch unmöglich, mit Herrn id db zu wetteifern in dem Ton, den er gegen den Minister ka ug. Im. übrigen freue ich mich, daß er endlich einsicht, das ö ein Mensch in elner Sache noch über ist. (Präsident n Kröcher? Das war nicht mehr persönlich.

Schluß 5 Uhü. Nächste Sitzung Dienstag 11 Uhr. dortsetzung der Beratung des Kultuselats.)

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Land⸗ und Forstwirtschaft. Saatenstand und Getreidehandel in Bulgarien.

Dag Kaiserliche Konsulat in Varna berichtet unterm 9. d. M.: In Nordostbulgarien waren die Witterungsverhältnisse im Februar ungewöhnlich; die Nachrichten über den Stand der Saaten lauten dementsprechend ungünstig. Im Dobritscher und Baltschiker Kreis ist der Erdboden noch stark gefroren; inwieweit die Saaten elitten haben, läßt sich daher noch nicht bestimmt sagen. Von der Winter— gerste, die allerdings nur in bescheidenem Maße zur Aussagt gekommen . . mit Bestimmtheit angenommen, daß über Fo oo er-

nd.

In dem höher gelegenen nördlichen Teil des Varnaer Bezirks ist die Gerste und vielfach auch der Welzen erfroren; im südlichen Teil und im Bezük von Provadia sind dagegen bisher Frostschäden nnr ganz vereinzelt, lediglich auf sumpfigem Boden, beobachtet worden.

Der Getreidehandel hat, nachdem der Eisenbahnstreik am 14. Fe⸗ bruar sein Ende gefunden hatte, wieder angefangen, in normale Bahnen zu lenken. Eine Folge des Ausstandes sind die ungewöhnlich hohen Majspreise in Varna, die Ausfuhrhäuser nahmen Maizankünfte zu jedem Yreise auf, um noch durch möglichst rasche Abfertigung der im Hafen liegenden Dampfer den Verpflichtungen gegenüber ihrer Kundschaft Ia zukommen. Durch die Hauffe in Mais zogen bei bescheidenen Beständen auch die Preise für andere uttersorten an. Dag Wei engeschãft hielt sich in sehr engen Grenzen, zeitweise interessierte sich England für bulgarischen Weizen, Ende Februar nahm auch Süd⸗ deutschland einige Partlen befferen Weizens auf. Die kleinen Reste hlesiger Gerste wurden nach Hamburg gehandelt.

Die Preise für den Doppelzeniner fob. waren:

6 ; . . Fr.

a 30 = 1II, 0. März lieferbar 10,50 1075 gr. Gerste 13, 00 ö 36 6. , . ö Hafer Baltschiker 13,ů75 (

Varnaer mit Spelz 13,50 . ohne 13,75

Die Zu fuhren gestalteten sich im Februar d. J, wie folgt: mit Waggons mit Landwagen zufammen

o nnen Weizen. 1650 6786 8 436 ö 400 325 725 1 1418 * 1270 14970 . ; 1500 1 1501 Roggen. 5650 5590 irse 12 12 ohnen 50 50.

Anbauflächen Rumäniens. Der Kaiserliche Generalkonsul in Bukarest berichtet unterm 12. d. M.: Das rumänische Ackerbauministertum hat im Rumänischen Staate anzeiger vom 12. d. M. eine Uebersicht über die Ackerflaͤchen Rumäniens im Herbst 1906 veröffentlicht. Danach wurden bestellt: mit Weizen. 1929 69s ha gegen 18960038 ha im Vorjahre, Roggen. 169 707 , ö 166 , ö Gerste. 67 315 . . y, F Raps , ö , , ö Zusammen Z V7 do pa gcgen T Dod bm Vorjahre. Es ergibt sich sonach gegen das Vorjahr ein Rückgang der ge⸗ samten Ackerbaufläche um 22 158 ha. Für Weizen ist die Ackerbau⸗ fläche um 30 345, für Raps um 8658 ha zurückgegangen, Roggen ist auf 3397 ha und Gerste auf 13 445 ha mehr angebaut worden.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maszregeln.

Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

(Auz den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitz amts !*, Nr. 11 vom 13. Mär; 1907.)

PVest.

Deeutzsch⸗Ostafrika. Im Februar sind in Muansa 2 Per⸗ sonen der Pest erlegen, nachdem dort vorher an Bord eines englischen Dampfers ein Pesttodesfall am 4. Februar vorgekommen war. Mut maßlich handelt es sich bei diesen Pesterkrankungen nicht um eine Neueinschleppung der Seuche, sondern um ein Wiederaufflackern des alten zentralafrikanischen Pestherdes, der in Uganda offenbar seit alten Zeiten besteht und im Süden noch in das deutsche Gebiet hineinreicht.

Rußland. In Kronstadt ist am 27. Februar ein dort zum Laboratorkum des Kasserlichen Instituts für Experimental medizin

standen hatten, erhielten Schutzimpfungen. dem Fort Alexander , in dem das Laboratorium sich befindet, und der übrigen Festung wurde einstweilen unterbrochen.

Türkei. In Djedda sind vom 18. bis 24. Februar 32 Er—

Außer einem Pilger aus Java waren angeblich nur Eingeborene erkrankt.

Britisch-Ostindien. In Moulmein sind vom 27. Ja— nuar bis 2. Februar 6 Personen an der Pest gestorben.

gestellt worden; aus Osaka wurden vom 8. Dezember bis Mitte Januar 20 Erkrankungen gemeldet. Auch in Wakayama sind zu⸗ folge einer Mitteilung vom 16. Januar noch einige Pestfälle vor gekommen, ebenso 1 Erkrankung auf der Insel Schikoku der Präfektur Ehime.

Chile. Zufolge einer Mitteilung vom 2. Februar sind in Taltal bisher 46 Personen an der Pest erkrankt und 23 geftorben. In Antofagasta, wo Ende Januar 15 Pestfaͤlle aufgetreten sind, soll die Sterblichkeit unter den Ratten sehr groß sein. Ferner ist in Arieg 1 Pestfall festgestellt worden.

Neu⸗Süd Wale. Zufolge einer Mitteilung vom 29. Januar sind in Sydney in der ersten Hälfte des Januar 11 Pestfälle be⸗ obachtet worden, darunter 2 mit tödlichem Verlaufe.

Neu Caledonien. Zufolge einer Mitteilung vom 29. Januar ist die Pest erloschen; die Vorsichtsmaßregeln gegen Herkünfte aug Neu⸗Caledonien sind seitens der australischen Behörden aufgehoben

worden. Queensland. In Brisbane sind vom 12. bis 19. Januar 8 Pestfälle festgestellt worden. Aus Port Douglas, das an der Küste zwischen Calrns und Cooktomn liegt, sind mehrere pestberdächtige i gemeldet; behördlicherseits ist ein erfahrener beamteter Arzt zur ntersuchung der Fälle und jur Berichterstattung dorthin gefandt worden. Pest und Cholera. Britisch-Ostindien. In Kalkutta starben in der Woche vom 27. Januar bis 2. Februar 24 Personen an der Pest und 185

an der Cholera. Cbolera.

Britisch⸗Ostindien. Aus Moulmein wurden in der am 2. Februar abgelaufenen Woche 5. Choleratodegfälle gemeldet.

Gelbfieber.

In Vergeruz wurde am 8. Februar ein angeblich aus Paraje Nueba eingeschleppter Erkrankungsfall festgestellt. Nachträglich wird ferner gemeldet, daß im November v. J. am oberen Senegal und am Niger eine schwere Gelbfieberepidemie geherrscht hats die u. a. zur Entfernung der französischen Garnison führte. Während der ersten Hälfte des Januar ist in Grand Popo (Dahomey) ein

krankungen; Rückfallfieber:

Pocken.

Deutsches Reich. In der Woche vom 3. biz 9. Mär; sind 28 Pockenfaͤlle gemeldet, dabon 1 in Bremen bei einem russischen Auswanderer, 24 in der Stadt Metz und je 1 in Queuleu, Failly und Pouilly CTandkr. Metz). chweiz. Vom 24. Februar bis 2. März 1 Erkrankung in St. Gallen und 1 im Kanton Aargau. Frankreich. In Dünkirchen sind seit Anfang Februar 109 Poch'enfälle, bon denen bis zum 4 März 4 tödlich verlaufen waren, festgestellt worden. Die Seuche ist dort im allgemelnen Krankenhause ausgebrochen, wo ihr u. a. 2 Krankenpflegerinnen erlegen sind; ein⸗ hltyyt ist sie durch einen mit einem französischen Vampfer aug lgter eingetroffenen Seemann, welcher am 7. Februar dem Kranken⸗ hause juging und hier am 14. Februar starb. iederlande. Vom 20. bis 26. Februar 1 Erkrankung in der Gemeinde Westzaan der Provinz Nordholland.

Fleckfiebe r.

Oesterreich. Vom 24. Februar bis 2. März in Galizien 43 und in der Bukowina 2 neue Erkrankungen.

Rußland. Laut Bekanntmachungen im Regierungsanzeiger vom 8. und 15. Februar sind aus einem Kreife des Gouvernements Twer 36, aus einem Kreise des Gouvernements Woronesch 7 und aus einem Kreise des Goubernements Saratow I5 Fälle von Fleck= fieber innerhalb kurzer Frist gemeldet. Aus zahlreichen anderen Gouvernements lagen Anzeigen über Erkrankungen an „Unterleibs- typhus und Fleckfieber“ vor.

Genickstarre.

l Vom 20. bis 25. Februar 4 Erkrankungen, davon 1 in Rotterdam, 3 in Kerkrade in der Prov. Limburg.

Verschledene Krankheiten.

Pocken: Moskau 2, Warschau 5, Konstantinopel (bom 18. bis 24. Februar) 1. Kalkutta 41 Todesfälle; New York 2, Paris 6, Warschau (Krankenbäuser)7 Erkrankungen; Varizellen: Budapest 28, New Jork 91, Wien 75 Erkrankungen; Fleckfieber: Warschau 2 Todesfälle; St. Petersburg 2, Warschau (Krankenhäuser) 5 Er⸗ Moßkau 18 Todesfälle; St. Peterg⸗ burg 3 Erkrankungen; Genick starre: CEdinburg , Gfaggom 87. New Jork 13, Wien 2 Todesfälle; Edinburg 2, New Vork 13, Wien 5 Erkrankungen; Milzbrand: Reg ⸗Bez. Trier ? Er krankungen; epidem ische Ohrspeichel drüsenentzündung: Wien 1053 Erkrankungen; Influenza: Berlin 7, Halle, Leipzig je 4, Amsterdam 5, Antwerpen 2, Budapest 5, Kopenhagen 13, London 30, Moskau 7, New Jork 17, Paris 75, St. Peterdburg 3, Rom 3 Todes; fälle; Nürnberg 934, Hamburg 28, Kopenhagen 1131, Stockholm 56 Er⸗ krankungen; kan ta giöse Augenentzündung:; Reg. Bezirke Düssel. dorf 30, Gumbinnen 56 Erkrankungen; An kylostom l asis: Reg. Bez. Arnsberg 32 Erkrankungen . Mehr als ein Zehntel alter Gestorbenen starb an Scharlach (Durchschnitf aller deutschen Berichtsorte 1895/1904: 1,04 0;0): in Gleiwitz Erkrankungen

wurden gemeldet in Berlin 32, in den Reg. Bezirken Düsseldorf 127, Oppeln 106, in Budapest 465, London (Krankenhäuser) 326, New Jork 265, Paris 205, St. Petersburg 105, Wilen 91; desgl. an Mafern und Röteln (1895. 1904: 1, 10 0½): in Münster Erkrankungen kamen zur Anzeige in Nürnberg 24, Budapest 125. Christiania 44. Kopenhagen I6, Rew Jork 248, Paris 167, St. Petersburg 110, Prag 35, Wien 425; ferner wurden Erkrankungen angezeigt an Diphtherie und 'Kru pp

dorf

kommandierter Militärarzt, der sich mit lebenden Pestkulturen be. schäftigt hatte, unter den Erscheinungen der Pest erkrankt; er wurde alsbald abgesondert, alle Personen, die mit ihm in Verbindung ge⸗ Der Verkehr zwischen

krankungen und 30 Todesfälle an der Pest zur Anzeige gelangt.

ie 2, Lille 4, Madrid?) 11, Buenos Aices 4, Havana ) 3, New Orleans 2, Rio de Janeiro 41. Japan. In Kobe ist am 3. Januar 1 weiterer Pestfall fest.

Tilsit; an

französischer Arzt an Gelbfieber gestorben.

in Berlin 38, Breslau 21, im Regierungsbezirk Düssel⸗ 143 in Hamburg 23. Christiania 39, Kopenhagen 23, London (Krankenhäuser) 130, New Jork 282, Paris 89, St. Peters⸗ burg 1265, Stockholm 26, Wien S0; detgl. an Keuchhusfen in Kopenhagen 46, New York 52. Wien 43, desgl. an Typhus in New PYork 42, Paris 28, St. Petersburg 101.

Im Monat Januar (für die deutschen Orte) sind nachstehende Todesfälle außer den in den fortlaufenden wöchentlichen Mit⸗ teilungen verzeichneten Fällen von Cholera, Pest und Gel fieber ge⸗ meldet worden; Pocken: Alhen 3, Barcelona“) 18, Madrid?) 2, Buenos Aires 16; Fleckfieber. Madrid) 2. Alexandrien 3, Kairo 26; Influenza; Berlin 99, Breslau 30, Magdeburg 14, Soest 2, Leipzig 24, Brgunschweig 6, Gotha 2, Athen 16, Bordeaur, Havre Malaga“) 3, Marsellle 29, Nancy 2,

Im übrigen war in nachstehenden Orten die Sterblichkeit an einzelnen Krankheiten im Vergleich mit der Gesamtsterblichkeit elne besonders große, nämlich höher als ein Zehntel: an Scharlach (1895104 erlagen diesem 1,04 von je 100 in sämtlichen deutschen Berichtsorten Gestorbenen): in Staßfurt, Malern und Röteln (1895/1904: 1,10 5 in allen deutschen Orten): in Köslin, Bamberg, Kaiserslautern, Pirmasens, Sonneberg; an Diphtherie und Krupp (1895. 1304“ 1J,62 0/0 in allen deuischen Orten): in Schönebeck a. Elbe, Witten berge; an Keuch husten; in Bogutschütz M. Gladbach Land, Lipine, Hagenau. Mehr als ein Fünftel aller Gestorbe nen sst ferner nachstehenden Krankheiten erlegen: der Tuberkulofe (1895 1904 starben an Lungenschwindsucht 10, 84 in allen deutschen Orten) in 66 Biebrich. Guben, Herten, Lüdenscheid, Paderborn, Ratibor, Wilhelmshaven, Wittenberge, Ansbach, Erlangen, St. Ingbert, Kempten Ludwig hafen, Neustadt a. d. Haardt, Wurzen, Heilbronn, Güstrow, Arn⸗ stadt, Genf, Graz, Innsbruck, Linz, Rio de Janeito; den Krank. heiten der Atmungsorgane (iss5 / 19064 ftarben an akuten Er— krankungen der Atmungsorgane 1273 0,0 in allen deutichen Orten): in 125 deutschen Orten, darunter sogar mehr als ein Drittel in Tegel, Weißensee, Caternberg, Lippstadt, Osterfeld, Recklingbausen Land, Rott hausen, Offenburg; ferner in Athen, Häbre, Marfelsie, Nancy, Toulon, Buenos Aires; dem Magen- und Darm kalarrk, Brech durchfall (1895 1904 starben an akuten Darmkrankheiten 13,19 00 in allen deutschen Orten): in Altwasser, Burg, Fürth, Lechbausen, Bautzen. Malaga ?), Murela *)), Alexandrien, Kalro.

Von den 336 deut schen Orten hatten 2 im Berichtsmonat ein verhältnismäßig hohe Sterblichkeit (über 35,0 auf je Joo Gin. wohner und aufs Jahr berechnet): Schleswig 35,8 (1885 18904 214 Veuruppin 6,6 (1896 1905: 27,85). Im Vermonat betrug das Sterblichkeitsmaximum 31.5 . Die ünglingssterblichkeit war in 6 Orten eine beträchtliche, d. böber als ein Drittel aller Lebendgeborenen, in: Speier 340. (Gesoamtfterblihkeit 13 Glatz 360 (29 c), Zweibrücken 368 (245. Wigmar Ve r 3) Meergne 395 (28, 8, Schleswig 444 (388).

Die Gesamtsterblichkest war während dez Berichtemonatz geringer als 1890 (auf ie 1000 Ginwednern und aufg Ja eche et y 65 Orten. Unter 1002 betrug sie: in

.

) Oktober 1806.

) September 1206.