1907 / 71 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 20 Mar 1907 18:00:01 GMT) scan diff

Berichte von deutschen Fruchtmärkten. Zusammengestellt im Kaiserlichen Statistischen Amt.

Dualttãft

mittel

Gejahlter Preis für 1 Doppeljientner

niebrigfter

höchster

niedrlgster AM

höochster

8

*

niedrigster

boch fte

*

Durchschnitts⸗. p

Verkauft

wert 1Doppel⸗

zentner 60.

.

Goldap Thorn

Goch. Neuß .

Golday Thorn

latz.

Glogau

Neuß

Goldap Thorn

lat

Hannover Emden

Meßkirch

Allenstein Goldap Tborn.

* 85

Glatz. Glogau

annover Emden

Goch, Neuß. Trier.

n w

Allenstein

Allenstein

Schneide mũh Brenlan⸗ , . i. Schl. latz. K Neustadt O. S. Hannover Hagen i. W.

Allenstein

Schneidemühl . Breslau.

Schwerin i. Mecklb.

Hagen i. W.

Schwerin i. Mecklb. . Saargemünd

Schneide mühl ! K, Freiburg i. Schl. .

Neustadt OS. Hannover Hagen i. W. .

1

Schwerin i. Mecklb. Saargemũnd

e n i. Schl..

Neustadt 224 S.

Hagen i. W.

.

Schneidem hl ; Breslau. ö Freiburg i. Schl. .

Neustadt D. S.

Schwerin i. Meckib.

ö Saargemũnd .. Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppel jentner und der Verkaufgwert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt. Der Darchschnittgprelz wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

Ein liegender Strich (— in den Spalten für Preise bat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vor

Braugerfte

15,00

15.720

15 60 15.60 15,50 14, 10 15. 60 17. 50

17,50 17,60

1815 17,560 15, 20 16,56 16 56 17,46 16.46 1746 1795 195 065 19,58 1776

19 Ho

16, 05 16, 80 16,60 15. 60 14590 15,60 15,00 15,90 15,50 1700 1700 17.19 16,00

17 50

1450 14,00 14,60 15.80 13,10 1600 16, 10 15,09 15,40 16,00 17,50 19,40

1600 15,60 16,40 15,80 1610 15 80 15,10 1600 18,20 16.00 17.00 17, 75 19,00

16.75 18,50

18,15 17,50 18,20 16,50 1727 17609 1740 1750 1800 1950 19,58 17,70

1950

Roggen.

16, 15 80 16, So 15,60 1520 15 80 1500 15,90 15 60 1710 1750 1719 17, 00

1750

1450 1400 14,60 15 80 1350 16,50 16,30 15,00 15.50 17,00

18,090 19,40

1600 15,60 1680 18,80 16 30 16,00 15,10

1620 1870 1690 1709 17 75

1960 1675 18,50

1950 1802 18.50 1700 1730 17,70 16,90 1770 18.10 1950 19,72 1870 18090 19,25

16,70 1600 17,00 15,80 15,30 15,80 15,50 16,00 15,90 17.20 17450 17,34

16 8o 18 35

st e. 16,00 14,50 14,90 16,00 13.60 16,60 1640 15,50 195,90 18,50 15. 65 18,00

1700 Safer. 17 00

16,00

Ger

e i ze n.

1

19.50 18400 18 89 17,00 18109 18,10 17.99) 17.80 1820 20.900 1972 18,70 18,00 19,25

1670 18500 17,30 18.80 1630 1630 1600 16,00 1600 17.40 1800 17, 54

1790 16 35

16,00 14450 15,20 16, 00 1400 17.00 1680 1600 1609 1950 1635 18 50

1750

17,00 1600 17.29 1600 1680 16,50 16, 10 16,50 1660 1969 17.20 18,00 18 00 17, 60 20, 00 17.00 19,25

400

60

1400

415 977

5100

7109 16530

26 800 18.62

gekommen ist, ein Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.

Großhandelspreise von Getreide an deutschen und fremden Sõrsenplãtzen für bie Woche vom 11. bis 16. März 1907

nebst entsprechenden Angaben für die Vorwoche. 1000 kg in Mark. Dreise für greifbare Ware, soweit nicht etwas anderes bemerkt.)

Berlin. Roggen, guter, gesunder, mindestens

elzen, P 1

Hafer, ;

Mannheim.

Rogen, Pfäljer, russischer, bulgarischer, mittel Weijen, Pfälzer, russischer, amerit

Hafer, badischer, württembergischer

Gerste ) russische,

Roggen,

Wejen, Theiß⸗

Hel ungarischer .

erste, slodastsche .

Wien.

ester Boden

Mais, ungarischer..

Roggen, elzen, ö 8. Sutter. eiste, Futter.. Mais, .

Roggen, 71 bis 72 Weljen, Na. 75 bis

ʒ

Budapest. Mittel ware

Ddessa.

. 6 kg das hl

badische, i. mittel. utter⸗

rumän., mittel.

Boche Da⸗ 1116. gegen Mãrz

Vor⸗

18250 142.25

122. 14 146,74 140, S6 138526 100,94

138, 59 13839 ol,. nz

112,39 128,71 135,59 111,96

S9. 06

112, 58 126, 93 130,17 112,70

88, 36

11223 11380 iss 3? iz o

Riga. Roggen, 71 bis 72 kg das hl.

.

He 75 Wetjen, 19,

Roggen

Antwerpen. Donau, mittel

Ddessa

àKansas Nr. II

Lon don.

engl. we

* 2

ü (ark Lane).

englisches Mittelvrels aus

Setreide,

(Gazette averages) Liverpool.

russischer

Donau

roter Winter ·

Manitoba

/

Australier

Hafer, englischer, weißer

H amerikanische

Gerste, Futter⸗ U Odessa Mals ͤ

amer lan. bunt La Plata, gelber

neu

lieferbare Ware des laufenden Monats

196 Marktorten

* 2 .

136 65 133 32 126, 26 130,31 136,46

1489, 84 134, 11 141.54 146.55 14141

148.68 140,61

147, 88 189,77

129 47 133, 52 133, 52 134, 17 139.59 131.74 142, 56

132,64 146,31

147 72 105,51 163773

13652 133.26 125, 42 129,54 134,98

149,56 135,45 141,57 14497 141,81 149, 09 150,50 133.73 126,98 12620 106,76 106,29 108 18

Chicago. . Mai. Weijen, Lieferungs ware Julih.. l September Mai

Mai .

Neu Jork.

mne e,, Mai

Juli. ö September Mai

Weijen Mais z

dieferungsware

Buenos Aires.

Wein Durchschnitts ware

Maig

) Angaben liegen nicht vor.

Bemerkungen.

1 Imperial Quarter ist für die Weijennottj an der Londoner Pro dukten ho ri⸗: = 50d Pfund engl. gerechnet; far die aug den unn an 185 Marktorten des ase ermittelten Durch schnit ter cin 1 inheimisches Getreide (Gazette arςages) ist Imperial Dua Bellen S5. Hafer 312. Gerste = 4109 Pfund erg. ne 1ẽ8ushel Wehen 50, 1 Bustel Mei I6 Pfunt . Pfund englisch 453,5 g; 1 Last Roggen 2100, Weinen

ao ais = 20d . 2. der Preie in Reichswäbrung sin

Bei der Umrechnung ; aus den einzelnen Tagesangaben im . cenittelte der Berliner Bare

wöchentlichen Durchschnittzwechfelkurse an Grunde gelegt, und jar für Wien und Budapest die Kurse auf 2 är London und Ltrerpool die Kurse auf London, für gti, Neu Jors die Kurse auf Neu Jork, fur Sdesffg und Riga de . an S* Petersburg, för Parig, Antwerhen unh Amster dart bit auf diese Platze. Bel in Buenos Alreg unter Berũcksichtigung Goldorãmĩe.

Berlin, den 20. Marz 1907. Kaiserliches Statistischeß Amt. van der Borgbt.

die

Denutscher Yteichstag. 2X. Sitzung vom 19. März 1907, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von Wolffg Telegraphischem Bureau.)

Tagesordnung: Gesamtabstimmung über den Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Vornahme einer Berufs⸗ und Zetriebszählung im Jahre 1907, erste und event. weite Beratung des Vertrags 1 dem Deutschen eiche und Luxemburg vom 2. März 1907 über den zur norddeutschen Brausteuergemeinschaft, ortsetzung der Besprechung der Interpellation der Abgg— lbrecht und Genossen, betreffend Eingriffe von Be— hör den 2c. bei der Reichstagswahl, und Interpellation der Abgg. Seyda und Genossen, betreffend Ausweisung polnischer chüler von höheren und mittleren Lehranstalten.

Nach dem Abg. Liebermann von, Sonnenberg swirtsch. Vwgg.), dessen Rede auszugsweise in der gestrigen Nummer d. Bl. mitgeteilt worden ist, ergreift das Wort der

Abg. Bebel (Soz.): Wir zweifeln gar nicht, daß, wenn die Dinge sich so weiter gestalten, wie, bisher., wir bei den nächsten Wahlen die gesamten bürgerlichen Parteien in einer eintigen Front gegen uns werden stehen⸗ sehen. Damit haben wir ja auch schon früher gerechnet. Wir rechnen mit der Tötsache und richten uns darauf ein, daß wir bel den nächsten Wiblen auf keine der bürgerlichen Parteien angewiefen sein werden, sondern aus eigener Kraft unsere Ideen verfechten müssen. Die lange Rede des Abg Fischer erklärt fich aus der Unmenge von An— riffen, denen wir gusgesetzt gewesen sind. Wir meinen. daß diese Verhandlungen eine sehr große Bedeutung haben. Roch niemals, so⸗ lange das Reich beziehungsweise der Norddeutsche Bund besteht, baben sib Ereignisse zugetragen während des Wahlkampfes wie bei der letzten Wahl. Eingriffe der Regierung haben ja schon früher statigefunden, aber wir bekamen darüber nicht ein solches Majerial in die Sande wie diesmal und die Maßregeln der Regierung batten nicht diesen Umfang. Aufklärungen der Regierung verargen' wir ihr gar njcht, im Gegenteil, wir haben oft zu wünschen Ürfache gehabt, daß die Regierung mit ihren Berichtigungen rascher bei der Hand gewesen wäre. Es kann dagegen auch gar nichts eingewendet werden, wenn diese Er— llärungen in sachlicher, ruhiger, der Regierung würdiger Weise ohne Provokation gegen irgend eine Partei erfolgen. Wir klagen aber den Reichskanzler gerade wegen der Art und Weise an, wie er diese Erklärungen hat erfolgen lassen, wie er gegen die einzelnen Parteien provozierend aufgetreten ist. Wenn z. B. in dem Schlusse des Silvesterbriefes direkt dem Zentrum, den Polen und den Sozial— demokraten als den antinationalen Parteien der Krieg erklärt wird, so ist das eine Provokation so beleidigender Art, g dagegen kein Wort der Abwehr zu scharf ist. Der Reichskanzler hätte die Sache der Regierung in würdiger Weise führen können, bier ist das nicht geschehen. Und so etwas wird an den Cbef des Reichslügenverbandis, den General von Liebert geschrieben. Wenn früher ein Gemeinde diener oder ein Landrat in die Wahlen ein tiff, so erklärte der Reichstag eine daraufhin zustande gekommene Wahl für ungültig; vie will man jetzt prozedieren, wo der Reichskanzler nicht für eine Cinzelwahl, sondern für das ganze gegenwärtige Regierungssystem, im es zu verteidigen, die Wahlen in dieser unerhörten Weise be⸗ tinlußt hat? Der Vorredner meint, die Regierung wäre auf dem Posten gewesen und hätte ihre Schuldigkeit getan. Bamit wiid zu⸗ eben, daß ein ungesetzlicher, bisher nicht erbörter Eingriff in die Nablfreibeit stattgefunden hat. Der Reichskanzler hat aben überdies i. Wahlzwecke Gelder gesammelt, eine Sammelstelle dafür er— tätet und sich bereit erklärt, solche Gelder anzunehmen. Vie Nord= utsche Allgemeine Zeitung bat ja das ganz offiziell zugegeben; n Fürst Salm, Präsident des Flottenvereins, hat vom Kanzler Nittel zur Führung des Wahlkampfes zur Ver ügung gestellt erhalten. Darum greifen wir den Flottenverein an? Wäre er ein politischer Vtrein wie andere auch, dann würden wir kein Wort sagen; er nill wer kein politischer Verein sein, er bestreitet es aufg allerentschiedenste. Der Kanzler aber gibt offen zu, daß der Verein ein volitischer ist, und stelt idm für Wahlzwecke Mittel zur Verfügung. Sie wissen, daß die sosialdemokratische Fraktion der deren Vorstand von der Stants⸗ mnwaltschaft verfolgt werden soll, weil am letzten Sonntag bier im Reichstage unter Teilnahme von Nichtmitgliedern eine Konferenz in oiialdemokratischen Preßangelegenheiten stattgefunden hat. Was immer daraus wird, ich konstatiere, daß eine solche Konferenz, die sich auf ge. ladene Personen beschränkte und im kleinen Keine stattfand, sofort die Staatsanwaltschaft mobil macht, weil is sich um Sozialdemo⸗ lraten handelt, während der Flottenverein und unzählige andere Ver— eine im Wahlkampf agitieren därfen, während im zanzen Deutschen seiche kein Staatsanwalt dana; kräht. Der Staglganwalt it also nur für sozialdemokratische Verfolgungen da, es ist damit abermals bewiesen, daß ez Recht in Deutschland für die Arbeiterklaffen nicht hat nicht immer für Geldsammlungen, die usgehen, den gleichen Standpunkt vertreten.

Vorkommnisse à 12 120089. Mark. S

Beitritt Luxemburgs

bezeichnen; wäre er s haben. Derse lanfler hom Silveffer heschlagen. mußte auch der Dümmste unter um Parteien,

Wahl⸗

eau. und andere Dienste geleistet.

chulen ist der Unterricht eingestellt worden, damst

ie Lehrer dem Flottenverein am Wahltage zur Verfügung standen. dbenso hat man die Studenten in den Universitaͤtsstãdten zu Schlepper⸗ liensten herangezogen! Wenn Studenten der Sozialdemckratse? zu lfe kemmen, dann sind es grüne Jungen; hier aber haben die

staatgerhalten den Parteien sich die Dienste dieser grünen Junzen sehr Ein gefallen lassen und sie direkt in A spruch genommen! Vaduich, z der Silvesterbrief an den Repräsentanten des Verbandes unter zileumdung der Sozialdemokratie gerichtet war, daß diese Vereinigung

nnter der Führung des Generals von Liebert zur offiziellen Vertretung der Hierungapolitik erhoben wurde, off neten sich ihm natürlich alle Türen, und

dlannte sich von Liebert dann auch auf das besondere Entgegenkommen der itsiischen Regierung und der sächsischen Behörden berufen! Der Gener l don Liebert verwahrte sich dagegen, daß er offizieller Regierunge— r idat gewesen sei. Demgegenüber braucht man ja nur auf das sierungzo gan, die Norddeutsche Allgemeine Zritung“ zu verwessen. ls aus dem Briefe des Generals Keim hervorging, raß die in dem

Vablkreise des Abg. von Liebert bisher aufgestellte antisemitssche undidatur Fritsche von der Regierung zu Gunsten des Abg. von Lebert . st worden sel, fragte daz ansisemitische Komit * in VBerlin on, ö das wahr sei; die Nord deutsche Allgemeine Zestung' antwortete, sie ö n der Giklärung ermächtigt, daß eine solch⸗ Bekämpfung nicht nielgt sei; die Bemühung 'sei in allen

*

nur dahin gegangen,

Wablkreisen und so auch in diesem auf , . Einigkeit unter den nationalen Wählern hinzuwirken. Das also wird zffen lich zugegeben, daß man in dieser Richtung bemüht“ gewefen ist! Pie Reichsregierung und ihre Organe haben alfo in ungesetzlicher Weise in die Wahl ein? gegriffen. Von den Freisinnigen bak ja der Abg. 6 sich freiwillig als Regierunggkandidat in feinem ahlkreise bezeichn⸗ t. Das war für seinen konservativen Gegenkandidaten natürlich eine sehr unange⸗ nebme Sache. von Richthofen Merschütz war hier in Berlin und hat gesagt, daß der Reicht kanzler mit Hermes gar nicht verhandelt habe. Bie Konservatiben hatten von der Ermächtigung, von dieser Mitteilung öffentlich Gebrauch zu machen, Gebrauch gemacht. Das hat den Freisinnigen einen großen Schreck eingejagt. Es hieß nun, der Reichskanzler habe einen Vortrag von Hermes gelefen und diesen zu sich gebeten. In dieser Unterredung habe der Kanzler seine Befriedigung über dle Ausführungen des Abg. Hermes aus gesprochen und gesagt, daß eine konservative Kandidatur der Gesamtlage nicht entsprechen würde. Darauf verschwand die konservative Kandidatur. Vorher galt es allerdings als Schimpf und Schande, ein Regierungẽ⸗ kandidat zu sein. Wie baben ssch die Zeiten geändert! In Rhein— land und Westfalen wurde darüber verhandelt, ob Zentrum und Liberale gegen die Sozialdemokrati? zusammengehen sollten. Die gemeinsame Aktion scheiterte an den Liberalen.“ Es ist inzwischen durch das Zentrumskemitee bekannt geworden, daß auf Antrag der Re⸗ gierung Dr. Semler angekommen fei, um zu verhandeln. Bei der Unterredung waren auch Vertreter der Regierung, auch der Oberpräsident von Westfalen anwesend, die Verhandlungen zerschlugen sich aber. Niemals ist regierungsseitig so in den Wahlfampf eingegriffen worden. Den Wahlkampf haben die Parteien und das Volk zu entscheiden, ob für oder gegen die Regierung; darein bat die Regierung sich nicht einzumischen. . Sonne jür alle Parteien: so gehört ez sichM, aber nicht in dieser napoleonischen Manler. Eine ganze Reihe von Behörden, zuletzt das Minsfterium des Innern von Preußen, der Oberpraͤsident von Schorlemer, sind diesmal eingetreten, die ganze Reichs. und Staats organisation, vom DOber⸗ präsidenten ; bis zum letzten Polizeidiener. Hat etwa der Deutsche Kaiser dem Fürsten Salm nur aus dem Gefühl heraus sein Kompliment über den Ausfall ker Wahl gemacht? Der hohe Herr war über die Wabl sehr genau unterrichtet? Vom Schlosse herab zitierte er einen Vers aus dem Prinzen von Homburg, was bedeutet dies Zitat? Nicht auf die Art, des Sieges kommt *es an, ob der Kampf anständig oder unanständig war, die Hauptsache ist, daß man gesiegt hat. Was alles der Reicheverband an Verdrehung sich geleistet hat gegen die Sozialdemokratte, dag zu wiederholen würde zu weit führen. Der Abg. von Liebert als Generalissimus des Verbandes kann ja nicht alle Schriften des Reichs verbandes elesen haben. Aber als Präsident oder Vizepräsident eines solchen Verbandes trägt man die moralische Ver— antwortung für diese Veröffentlichungen. Der Reichsverband hat auch meine Aeußerung über die bäuerliche Klasse gefälscht. Im 6ffentlichen Protokoll des Parteitages stand etwas ganz anderes, als was mir unterlegt, worden ist. Ich babe gesagt, es gibt keine egoistischere, rücksichtelosere und brutalere Klasse als die Agrarier. Ber Reichs- verband bat weiter behauptet, daß die Redakteure des Vorwärts“ bis zu 1000046 Gehalt bekommen. Wir haben zehn Redakteure am Vor⸗ wärts', der 138 900 Abonnent-n bat, dabon bekommt der Höchstbezablte 4500, nicht wie die Redakteure anderer Zeitungen 10, 15, 20, 30.000 Ʒ½ Hätten unsere Rerakteure die Gepflogenheiten Hammer⸗ steins. . . ja, dann würden sie anders dastehen. Die Sozialdemokratie zahlt an Diäten 8, 10, 12416 und Gifenbahnbillette dritser Klasse. Wir wissen genau, was die Groschen der Arbeiter bedeuten und was wir den Arbeitern zumuten dürfen. Der Redakteur bei uns ist zugleich Afitator, muß Vorträge halten und wird nicht extra dafür bezahlt. Eine infame Lüge und Verleumdung war es auch, daß man Liebknecht untergelent hat, daß er von zweibeinigen Tieren alz von Soldaten gesprochen hat. Das alles ist widerlegt worden; trotzdem verbreitet die bürgerliche Presse solche Lügen. Bie Zeitungen biachten die Lüg⸗ von dem Champagnergelage Singers und meiner Person im „Roland“ von Berlin. Wir beide haben sie nacheinander dementtert. Es wurde diese Lüge weiter verbreitet im Inland und Ausland. Als einer unserer Leute die München Gladbacher Jeitung⸗ auf meine Berichtigung hinwies, da hatte das Blatt die Sar Tf n die Berichtigung auf— junehmen, aber gegen Erlegung von 20 65 Gz ist ja Zweck und Aufgabe des Reichgberbandes, unter Verleumdung der Sozialdemokraten, namentlich die Fuübrer der Partei durch solche Mitteilungen zu diskreditieren. Es haben sich Beauftragte des Verbandes in die Hotels begeben, wo ich gewohnt hatte, und ge— fragt, was ich gegessen, wieviel Trinkgelder ich gegeben hätte usw.; so wird geschnüffelt. Lorenz, der 36 der Anti⸗ sozial demokratischen Correspondenz“, ein ehemaliger Sozialdemokiat, der sich lange für den Reichsverband bemüht hat, die Sozial⸗ demokratie tot zu machen, hat mitgeteilt, daß er für den Reichsverband arbeiten sollte; er tat dies, aber bald wurde ihm bedeutet, er sollte nicht sachliche Artikel schreiben, sondern seine Aufgabe sei, Material gegen die führenden Persönlichkeiten zu bringen; also persönliche Verdächtigungen und dergleichen Niederträchtigkeiten wurden von ihm verlangt! Eine lottrigere, oberflaͤchlichere Arbeit ist mir niemals vorgekommen, wie die Schrift des Abg. Liebert zur Orientierung der Offiziere, beziehungsweise zur Fernhallung der sozial⸗ demokratischen Agitation von der Armee. Tiebert hat auch in einer Versammlung in Pegau Singer, mich und andere Parteiführer aufs schärfste persönlich angegriffen; erst nach langem Bemüben meiner Parteigenossen gab er nach einer Reihe von Tagen Gelegen— heit, diesem Angriff in einer anderen Versammlung entgegen⸗ zutreten! Unter diesen nieterträchtigen Verleumdungen befand sich auch die infame Lüge gegen Singer, er habe in seinem Mäntelgeschäft gegen eine Arbeiterin, die um höheren Lohn einkam, die Aeußerung getan: „Geben Sie doch auf den Strich! Diese Lüge ist jetzt 26 Jahre alt, sie wird noch immer gegen Singer ausgebeutet, obwobl das Woit nicht von ihm, sondern von seinem Kompagnon gesprochen war. Wag kann Singer dafür? Trotzdem wurde er wiederum damit ver— folgt. Natürlich, denn wer ist Rosenbaum? So hieß der Schuldige; Rosenkäume gibts Tausende und dieser Rosenbaum war ein ausgesprochener Gegner der Soltial demokratie. Ünd die Herren, die von Adel und Vermögen, von großer Bildung und von ganz besonderem Ehrgefühl sind, gerade sie fallen in dieser Weise über die Sozial demokcati- her und nicht bloß draußen, sondern auch hier im Hause, wie dieser Tage der Abg. von Dirksen, der uns im Hause ganz direkt den Vorwurf gemacht hat, wir erpreßten die Arbeitergroschen! Als er in die Enge getrieben wird, leugnet er einfach, diese schwere Beschuldigung ausgesprochen zu haben, und als der Genosse Kaden ruft: ‚Schon wieder gelogen!“ wird nicht der Ag. von Dirksen, sondenn Kaden zur Ordnung gerufen. Ich fordere, daß der Praäsident bon dem Stenogramm Kenntnis nimmt und den Abg. von Dirksen nachträglich zur Ordnung ruft. Das geschieht von einem Herrn von Dirksen, einem Geheimen Legatior stat a dr, einem außerordentlichen Gesandten und bevoll— maͤchtigten Minister, also einem Mann von hoher Bildung und bon hober gesellschaftlicher Stellung. Ich habe mir allerdings in meinem Leben schon längst abgewöbn, wenn ein Mann alle diese Gigenschaften bat, ihn desbalb allein für einen anständ gen Menschen zu halten; unter diesen äußerlichen Eigenschaften veibirgt sich häufig nur zu sehr die Roheit und die Gemeinheit der Gesinnung! Das Blatt des Abg. Stöcker Das Reich“ bringt Vergchen über Nosa Luxemburg, welch in ihrer hodenlosen Gemeinheit und Lümmelhaftigkeit einzig dastehen. Gs charafterisiert gewisse Partelen im Reichs fage, wenn sie sich bei solchen Gemeinheiten ainüsteren. Ja der Post! schreibt angeblich eine Frau gegen unt und unser Auftreten und droht am Schlusse, wir sollten auf der Hut sein, es gäbe auch unter den deutschen Frauen manche Charlotte Corday. Ich habe an den „Vorwärts“ geschrieben, er hat es leider nicht aufgenommen; bekanntlich wurde Marat im Bade ermordet ich sei bereit, der Dame mitzuteilen, wann sie mich im Bade treffen könnte. Man hat unß untergeschoben in der Agitation, wir hätten von dem Reichstag als „Bande“ gesprochen. Wer hat die Vepesche aus Glücks⸗

burg nach Berlin gesandt: ‚Ich werde dle ganze Bande jum ufel jagen?“ war ein ganz anderer Mann als wir. Und war es nicht der Reichskanzler, der davon gesprochen hat. daß er sich unter Umständen eine Rhinozeroshaut anlege? ird sprach er nicht denon, daß man der Regierung das Marl verbinden wolle? Und diese Tonart soll uns zum Muster dienen? Dag Schimpflexikon der Kasernenhöfe wird durchweg von den Edelsten und Besten der Nation benutzt und bereichert. Wer im Glage aus sitzt soll nicht mit Sleinen werfen; das geht gerade die Crelsten und Besten der Nation an; Roheit und Gemeinbeit .. (Vizepräsident Kempf: Ich habe Sie eben so verstanden, als ob Sie den Mit⸗ gliedern des Hauses persönliche Vorwürfe machen. Als der Redner eine Pause macht, ruft Abg. von Oldenburg Ekonf) : Ra. was denn?) Wenn Sie nicht zuhören wollen, gehen Sie hinaus! Was mache ich mir daraus, ob mir ein preußischer Junker vom Schlage des Abg. von Oldenburg zuhört oder Nicht? Der Kolonialdirektor und sräter der Aba. von Liebert haben mir einen Irrtum nachweisen wollen derart, daß ich bei der Baumwolle Tonne und Ballen verwechfelt habe; tatsächl ich hat sich der Koeson tal. direktor geirrt. Schon als der Abg. von Liebert noch ein preußischer Major Liebert war, 1890, rühmte er die Herrlichkeit der ostaftikanischen deuischen Besitzungen als ein Paradieg .. Der Aba. ben Liebert hat seine kolonialen Bemerkungen auch in dieser Wahl beeinflussungke⸗ besprechung gemacht. Ich will damit nur beweisen, wie übertri⸗ben der Abg. Liebert die Herilichkeit Ostafrikas gepriesen, während doch selbst Dr. Peters einmal den Zwessel anregte, ob Dentsch-⸗Ostafrika die dafür gebrachten Opfer lohn. Ez wird ja sehr hübsch werden, wenn, wie der Abg. von Liebert gewünscht hat, auch die anderen Peinister in den Wahltampf eingreifen, in die Arena hinabsteigen werden; ich erwarse dann aber, daß sie uns auch Rede und Antwort stehen werden. Die Wahl haf gezeigt, daß die Masse auf der Seite der Opposition stand, das Zentrum und die Sozial—⸗ demokraten haben 6,? gegen 5,5 Millionen gehabt. Sind Ihre (nach rechte) ostpreußtschen Landarbeiter etwa mehr wert als die Industrie arbeiter? Der Vorwurf, den man uns macht, wir trieben Boykotz, trifft in Wahrheit die bürgerlichen Parteien. (Der Redner zitiert eine Reihe von solchen Fällen. Ich könnte Ihnen solche Fälle maffenhaft anführen. Man wirft uns biblische Zitate vor. Wir könnten aus der Bibel, wenn wir wollten, den Sozialismus herlesten. Der Abg. Kreth nahm die Landräte in Schutz. In der ganzen Welt weiß man dech nach— gerade, welchen Einfluß der preußische Landrat in seinem Kresse hat, welchen wohltätigen oder verderblichen Einfluß er ht. Die Treiber i der Landräte hat schon Bismarck seinerzeit gegeißelt. Der Wahl. kampf hat Deutschland und der Welt gezeigt, waz von der Regierung an Wablbeeinflussung geleistet ist. Wahlüberschreitun zen kommen ja bei allen Parteien vor; aber unser Parteivorstand hat beim Beginn der Wahl bewegung die Partei aufgefordert, den Wahlkampf sachlich zu führen, und keine Partei hat den Wahlkampf so sachlich geführt, wie die Sozialdemokratie. Ginge es nach Recht und Gefetz, so gehörte der Reichskanzler als Hauptagitator auf die Anklagebank. Abg. Zimmermann (d. Reformp.): Der Abg. Bebel hat sich uns beute in der Rolle des Klagewelbes vorgestesst. Sin Schmerz über die Wahlen ist ja ebenso begreiflich, wie feine Resignation. Welchen Eindruck ernielte er früher mit seinen Anklagen! Heute kann man sagen: „Armer Bebel, wie haft Du Dir verändert!! Ich muß aber doch sagen, daß das Eintreten der Staatsanwaltschaft gegen die Sozialdemokraten, die hier im Reichstage neulich zusammentraten, durchaus nicht am Platze war. Wenn bieg eine Form der Versprechung des Reichskanzlers war, daß er für eine bessere Vereine und Versammlungsfreiheit Gewähr leisten will, dann danke ich dafür. Sämtliche Parteien müssen die Rechte und Freiheiten des Reichs. tags wahren. Der ÄÜbg. Bebel gefiel wieder in U ber⸗ treibungen. Den deutschen Studenten kann man doch nicht ver— bieten, daß sie Wahlijettel ufw. vertreiben. Die Schnüffelei gegen Bebel, verurteile ich auch; aber ich kann verlangen, daß mir nicht von einem sozialdemokratischen Agitator Schwelgerei vorgeworfen wird, weil ich am Tage vor der Veisammlung ein Glas Rotwein getrunken habe. Der Abg. Bebel hat feinen Genossen Singer in Schutz genommen. Er irrt sich es wird Singer von unserer Seite gar nicht vorgeworfen, daß er die schimpflichen Worte gesprochen hat, der Vorwurf richtet sich vielmehr gegen seinen Kompignon. In dem Urteil gegen den Chefredakteur der Staats bürgerzeitung', Bachler, ist aber festgestellt worden, daß für die Firma Gebrüder Singer die Abbängigen eigentlich nichts als Arbeitsmaschinen waren; daß sie auch Menschen waren, kümmerte die Firm nicht. Ein solches rein geschäftliches Verhalten der Arbeitgeber zu den Arbeitern steht im Widerspruch mit den von dem Privatkläger in iner politischen und sozialen Tätigkeit vertretenen Grun sätzen. Aus dem Urteil ergibt sich, daß mit Recht gegen den Abg. Singer der Vorwurf erboben werden konnte, er gehörte einer Firma an, in der die Leute ausgebeutet wurden, und daß er noch in der Füma geblieben ist, als er bereits Kenntnis von dem Charakter seines Sozius Rosenbaum hatte. Was nun die Wahlb einflussun en selbst anbetrifft, so hat die Reichsregierung das Recht und die Vflicht, ihren Standpunkt zu vertreten. Sie darf nur nicht Stellung Rehmen zu Gunsten einer Partei. Im allgemeinen aber wid man anerkennen können, daß diese Grenze bei dem Wahlkampfe von der Regierung eingehalten ist. Bedenken dagegen kann man haben hinsichtlich des unter dem Protektorat des Reichskanzlers gesammelten Wahl⸗ fonds. Böse Zungen erzählten, daß er aus den Kreisen der Börse stamme, und die Quittung sei die in Aussicht gestellte Novelle um Böisengesetz. Meine politischen Freunde würden nicht in der Lage sein, wenn es sich um grund sãtzliche Zugeständnisse handeln sollte, diess Quittung mit zu vollnehen, und wir sind auch an dem Wahlfonds vollkommen unbeteiligt. Wegen des am 165. Januar 907 vom Generalmajor Keim an den Ab. v Liebert gerichteten Briefes, in dem letzterem mitgeteilt wird, daß von seiten der Wilhelmstraße alles getan sei, um ihm die unbequeme Konkurrenz vom Halse zu halten, 6 wir eine öffentliche Anfrage an die Reichsregierung gerichtit und die Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ teilte als Antwort darauf mit, sie sei zu der Erklärung ermächtigt, daß ein Eingriff der Reichskanzlei nicht stattgefunden bab Der Abg. Bebel hat den weiteren Satz der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ in den Bereich seiner Kritst gezogen, daß die Bemühungen der Reichskanzlei, wse in anderen Wahlkreisen, so auch hier nur auf eine Einigung der Parteien gerichtet gewesen seien, ohne jede Spitze gegen eine dieser Parteien. Daraus glaubt der Abg. Bebel einen 2, , der Reichskanzlei folgern zu können. Mir ist von solchen Bemühungen im 14. sächsischen Wahlkreise als Führer der Reformpartei nichts bekannt geworben und auch namens der übrigen Kandidaten der Reformpartes kann ich diese Erklärung abgeben. Die Bemühungen müssen alfo höchst einseitiger Art gewesen sein. Aber wenn es gilt, die nationale Fahne hoch zu halten, wenn der Kampf sich gegen die Sozialdemokratie richtet, werden wir uns dessen bewußt sein, daß wir alle Einzelinteressen zurückstellen müff n, daß es dann das höhere Interesse, das Wohl des gesamten deutschen Volkes gilt. Der Abg Bebel freilich feht überall die Splitter in den Augen der anderen, aber nicht die Balken in den Augen der Sozialdemokratie. Wer für die Sozialdemokratie eintritt, ist der reine Engel, auch wenn er im Sauberdenton spricht. Wer aber gegen sie auftritt, ist unter assen Umständen ein nieder trächtiges und verrufenes Subjekt. Ich möchte dem Abg. Bebel nach den Proben, die wir vom sossaldemokratischen Terrorismus und sozialdemokratischer Intoleranz haben, das eine erwidern: wenn die Sozialdemolratie erst einmal den Zäkunftsftaat errichten würde, würden die regierenden Herren Sozsaldemokraten noch ganz andere Töne anschlagen, als sie der Reichskanzler im Wahlkampf angeschlagen hat. Dann möchte ich wi en, wie es den Andersdenkenden ergehen würde, dann würde die politische Freibeit allerdings am Boden liegen und so gut wie aufgeboben sein. Die Sächsische Arbeiterjeltung? vom 16. Marz be— innt einen Aitikel um 18 März mit den Worten: Die Er⸗ . en des 25. Januar haben wiederum unheilvoll erwiesen, wie sehr den Deutschen die politsche Begabung mangelt. Wer soztaldemokratisch redet, ist politisch begabt, wer es nicht