st önigreich Preußen. Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
dem Fabrikbesitzer Paul Charlier in Mülheim a. Rhein,
dem Kaufmann Siegmund Pincus in Berlin, dem Bankier Albert Pinkuß ebendort, dem Kaufmann Wilhelm Rautenstrauch in Trier und dem Kaufmann Otto Weber in Berlin den Charakter als Kommerzienrat zu verleihen.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten.
Der bisherige Oberlehrer an dem Gymnasium in Franken⸗ stein Dr. Thomas Stolze ist zum Kreisschulinspektor in Gleiwitz U ernannt worden.
Finanzministerium.
Der bisherige Kassensekretär Schustereit ist zum Ge⸗ heimen Registrator und
der bisherige Kassensekretär Richter zum Buchhalter bei der Hauptbuchhalterei des Finanzministeriums ernannt worden.
Ministerium für Landwirtschaft, Do mänen und Forsten.
Die Oberförsterstellen Glücksburg im Regierungs⸗ bezirk Merseburg und Lübben im Regierungsbezirk Frank— furt a. O. sind zum 1. Juni 190 zu besetzen; Meldungen müssen bis zum 10. April d. J. ,
Aichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 27. März.
Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Justiz⸗ wesen und für Elsaß⸗Lothringen, der Ausschuß für Justiz⸗ wesen, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Zoll⸗ und Steuerwesen sowie der Ausschuß für Handel und Verkehr Sitzungen.
Nach kurzer Krankheit ist am 25. d. M. zu Wiesbaden der ordentliche Professor in der medizinischen Fakultät der k Wilhelms⸗Universität in Berlin, Wirkliche Geheime
at Dr. Ernst von Bergmann, Generalarzt à la suite des Sanitätskorps, aus dem Leben geschieden.
Am 16. Dezember 1836 zu Riga in Livland geboren und im Jahre 1860 von der medizinischen Fakultät der Uni⸗ versität Dorpat zum Doktor promoviert, habilitierte sich Ernst von Bergmann 1864 in derselben Fakultät als Privatdozent . Chirurgie und setzte demnaͤchst seine Studien in
erlin unter von Langenbeck, später in Königs⸗ berg unter Wagner fort. Nachdem er diesem im Felbzuge von 1866 in den böhmischen Feldlazaretten als Assistent r Seite gestanden, kehrte er zu erneuter Lehrtätigkeit nach
orpat zurück. Beim Ausbruch des deutsch⸗französischen Krieges eilte er wiederum nach Deutschland, um zunächst unter Leitung des berühmten Hallenser Chirurgen von Volkmann ein Kriegs⸗ reservelazarett in Mannheim zu übernehmen. Nach Auflösung desselben im Oktober 18750 fuhrte er die badischen Sanitäte⸗ züge bis vor Paris und wurde sodann mit der Leitung der Friedrichsbaracken zu Karlsruhe betraut. Von 1871 bis 1878 bekleidete er die ordentliche Professur für Chirurgie an der Universität Dorpat. Nachdem er im russisch-türkischen Kriege der russischen Donauarmee als Chirurg hervorragende Dienste geleistet, siedelte er im November 1878 als ordentlicher Professor nach Würz⸗ burg über. Bereits im Jahre 1882 wurde er auf den Lehr⸗ stuhl. Langenbecks nach Berlin berufen und zugleich zum Direktor des Klinischen Instituts für Chirurgie bei der Friedrich Wilhelms⸗Universität ernannt.
In tiefster Trauer steht die wissenschaftliche Welt heute an der Bahre des großen Toten. Aber die Gefühle des Schmerzes über den jaͤhen Verlust des bis zur letzten Stunde schaffensfreudigen Gelehrten treffen zusammen mit den Ge— ühlen innigster Dankbarkeit für alles, was er in rastloser rbeit als Forscher, Lehrer und Arzt geleistet hat.
Durch vielfache praktische Erfahrung auf den Schlacht— eldern angeregt, war Ernst von Bergmann einer der ersten, er Listers Lehre von der Antisepsis ausgestaltete und sodann von dieser ausgehend bahnbrechend zu ber heute allgemein durchgeführten aseptischen Wundbehandlung gelangte. Ein nicht minder großes Verdienst hat er sich um die moderne Hirnchirurgie erworben. Hier war er Schöpfer und Meister le lh In umfassenden wissenschaftlichen Werken hat er ber
iagnose der Gehirnkrankheiten und ihrer operativen Behand⸗ lung neue Wege gewiesen und in der Praxis selbst durch er— folgreiche operative Eingriffe viele Kranke zur Genesung geführt. Auf dem Gebiete der Kriegschirurgie war er der in, n,. Führer. Die neuzeitliche Behandlung ber Kriegswunden, namentlich der Schußverletzungen auf der Grundlage des aseptischen Prinzips ist sein Verdienst. Seine Lehren haben ungezählten Ver— wundeten und Kranken auf den Schlachtfeldern und in den Friedenslazaretten Segen gebracht. Den mehrfachen Schieß— versuchen der Medizinalabteilung des Kriegsministeriums brachte er stets das größte Interesse und wissenschaftliche För⸗ derung entgegen.
Als akademischer Lehrer der Berliner Friedrich Wilhelms— Universität und der Kaiser Wilhelms⸗-Akademie für das milltär⸗ ärztliche Bildungswesen trug er seine Lehren direkt hinein in die Köoͤpfe und in die Herzen sowohl der studierenden Jugend wie der alljährlich an die Akademie abkommandierten Sanitäts⸗ offiziere der Armee. Aber weit darüber hinaus richtete er unablässig sein Augenmerk auf die wissenschaftliche Fort⸗ bildung der praktischen Aerzte. So trat er an die Spitzé des 3 ,, . für vas ärztliche , und auch
ie Begründung des ber 3 wecken dienenden Kaiserin
Friedrich⸗Hauses zu Berlin ist ganz wesentlich auf seine Mit⸗ wirkung zurück .
Aber wie des Forschers und Lehrers, so gedenkt man auch in den weitesten Kreisen des allzeit hilfsberelten Arztes, der mit sicherer Hand so vielen Leidenden die Gesundheit wiedergab.
Trotz der außerordentlichen Anforderungen, die an von Bergmann gestellt wurden, ließ er es sich nicht nehmen, sein reiches Wissen auch den allgemeinen Aufgaben des Staats nutzbar zu machen. Fast 25 Jahre gehörte er der Wissenschaft⸗ lichen Deputation für das Medizinalwesen an; zugleich war er Mitglied des Reichsgesundheitsrats. Zahlreiche für alle Zeiten wert⸗ volle Gutachten sind hier seiner Feder entflossen Und haben zum Vorteil für die Medizinalverwaltung auf allen ihren weit verzweigten Gebieten Verwertung gefunden. Seinem Wirken auf sozial⸗hygienischem Gebiete zollt besonders die Reichshauptstadt höchsten Dank. Die Entwicklung des Rettungswesens daselbst ist in erster Linie auf seine Initiative zurückzuführen.
Unbegrenztes Vertrguen seiner Fachgenossen legte die Leitung zahlreicher een e fn und Kongresse in seine be⸗ währten Hände, und sein praktisches Geschlck wußte sie stets fruchtbringend zu gestalten. Namentlich werden seine Verdienste um die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie unvergessen bleiben!
Als vor wenigen Wochen Ernst von Bergmann sein 70. ern g, vollendete, da zeigte sich deutlich, in welch seltenem Maße er verehrt und geiebt wurde, da haben die Aerzte der gun fn zivilisierten Welt ihm ihre dankbare Huldigung dargebracht. Aber in erster Linie gehoben und beglückt war er an diesem Tage wie allzeit durch die Allerhöchste Gnade seines Kaiserlichen und Königlichen Herrn. Und wie der Dank des deutschen Volkes ihm Über das Grab hinaus folgt, so auch der Dank seines Kaisers!
Ueber die am 16. d. M. im Mathildeschacht der Grube „Gerhard bei Saarbrücken durch Seilbruch erfolgte tödliche Verunglückung von 22 Bergleuten . die amtliche Untersuchung bisher folgendes er⸗ geben:
Der 423 m tiefe Mathildeschacht dient zum Ausziehen der verbrauchten Grubenluft und zugleich zum Ein⸗ und Aus⸗ fördern der Belegschaft zweier Steigerabteilungen. Mit der für letzteren Zweck gebrauchten Maschine werden nebenbei auch ö 6 die Schachtanlage nötigen Kohlen und einiges Gestein gehoben.
Die zur Förderung benutzten Seile sind Gußstahlband⸗ seile, bestehend aus 193 Drähten von je 2 mm Dicke. Sie sind sowohl bei ihrer Auflegung als auch regelmäßig während des Betriebes den bergpolizeilich vorgeschriebenen Biegungs⸗ und Zerreißungsproben unterworfen worden. Diese Proben werden an Seilstücken vorgenommen, die von dem am Förder korb befestigt gewesenen Seilende abgehauen werden. Das gerissene Seil, das vor beinahe 2A Jahren aufgelegt wurde und damals eine Tragfähigkeit von rund 76 O00 Kg besaß, zeigte bei seiner letzten Untersuchung am 19. Ted r d. J. noch eine Tragfähigkelt von über 74 0600 kg, sodaß sich, da die Seilbelastung bei der Menschenförderung nur 7606 kg und bei der Produktenförderung g41l8 kg be— trug, die Seilsicherheit zu 97 bezw. 7,8 berechnete.
Das Seil riß, als am Unglücksmorgen der Förderkorb, an dem es befestigt war, zum ersten Male mit seiner vollen Belastung, d. s. 22 Mann, eingehängt wurde — vorher waren bereits mit demselben Korbe 11 Mann eingelassen worden —, und zwar etwa 990 m oberhalb des Korbes, als dieser in eine Tiefe von ungefähr 200 m gekommen war.
Eine nach dem Unglücksfall vorgenommene Untersuchung eines unmittelbar über dem Förderkorb befindlichen Seilstückes ließ nicht erkennen, daß das Seil durch den bisherigen Betrieb, gelitten hatte. Die mit einigen Drähten ausgeführten Biegungs⸗ und Zerreißungsproben hatten ein ähnliches Ergebnis wie die Proben am 19. Februar d. J., dagegen stellte sich bei einer genauen Prüfung eines 8 bis 10 m oberhalb der Bruchstelle befindlichen Seilstücks heraus, daß das Seil dort stark mitgenommen war. Die Drähte waren an den Stellen, wo sie nach außen treten, er⸗ lich abgerieben, und zwar vielfach in dem Maße, daß sie ich an den betreffenden Stellen mit der Hand lescht brechen ließen. Diese Schäden dürften auf den Druck und die Reibung, welche die einzelnen Drähte beim Auf⸗ und Abwickeln des Seils auf die Trommel (Bobine) gegen⸗ seitig ausüben, zurückzuführen sein. Sie sind von den mit der kläglichen Revision des Seils betrauten Beamten und von den am Schacht beschäftigten Arbeitern nicht bemerkt worden, hätten auch wohl nur nach sorgfaältiger Reinigung des Seils von der teerartigen Masse, mit der das Seil zu seiner Schonung häufig geschmiert wurde, ge— sehen werden können. Ob uͤbrigens die für die gGellfah vorgeschriebenen täglichen Seilrevisionen regelmäßig aus— geführt worden sind, erscheint nach den bisherigen Zeugen⸗ aussagen noch fraglich. Die von der Staatsanwaältschaft und dem Bergrevierbeamten geführte Untersuchung dürfte jedoch erst nach ihrem Abschluß hierüber sowie überhaupt über die Frage, ob und welchen Beamten etwa ein Verschulden an dem Unglückefall zur Last zu legen ist, Bestimmtes ergeben.
Das gerissene Seil ist behufs genauer Untersuchung von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt worden.
Der Unglücksfall hat gelehrt, daß die bisher wohl allgemein verbreitete Annahme, die . litten am meisten an den Stellen, wo. sie am Förderkorb befestigt sind, weil sie dort häufig gestaucht werden, für Bandseile nicht oder wenigstens nicht immer zutrifft, und daß daher die Ergebnisse der Biegungs⸗ und Zerrelßungs⸗ proben mit den am Förderkorb befindlichen Scilenden für Bandseile nicht maßgebend sind, vielmehr oft irreführen können. Die Bandseile, die sich nicht, wie die Rundseile auf den Trommeln, nebeneinander legen, sondern übereinander auf— wickeln und deren Drähte sich dadurch gegenseitig reiben, scheinen infolgedessen nicht so sicher zu sein, wle die Rundseile.
Die Oberbergämter sind angewlesen worden, die Revier⸗ beamten hierauf aufmerksam zu machen und diese mit einer gründlichen Untersuchung der in Betrieb befindlichen Band⸗ seile zu beauftragen. Auch sind die Oberbergamter zur Aeußerung darüber aufgefordert worden, unter welchen be⸗ sonderen Bedingungen die weitere Benutzung von Bandseilen zur Menschenförderung noch gestattet werden kann.
Der Königlich bayerische Gesandte Graf von 96. hat Berlin verlassen. Während ie. ne n, ungiert der Legationsrat Freiherr von Gruneliusz al Geschäftsträger.
Der amerikanische Botschafter Charlemagne . J
der Erste Botschaftssekretär Spencer Eddy als Geschaftz⸗ träger.
Der an ich norwegische Gesandte von Ditten ist na hat die Geschäfte der Hesan ij
Berlin zurückgekehrt und wieder übernommen.
Laut Meldung des ‚W. T. B. ist S. M. S. „Niobe“
vorgestern von Hongkong nach Swatau in See gegangen. S. M. S. „Jitis“ ist vorgestern von . nach Tschifu in See gegangen. S. M. S. „Jaguar“ ist gestern von Nagasaki nach . ö . gef e: st gen M. S. „Bussard“ ist gestern von Kapstadt na Elizabeth in See gegangen. ; un . ö
Großbritannien und Irland.
Im Unterhause fragte der konservative Arneld Forst er an, ob die Verhandlungen zwischen dem britischen Botschafter in Washington und der amerikanischen Regierung die Regelung der Zolltariffrage zwischen den Vereinigten Staaten und Canada mit umfaßten, und ob, der Sekretär des Staatsdepartements der Vereinigten Staaten den Vorschlag , habe, daß Canada bei sich den amerikanischen Zolltarif gegen England und alle anderen Länder zur 4 bringen und dann Freihandel zwischen Canada und den Vereinigten Staaten hergestellt werden ehr
Nach dem Bericht des. W. T. B. erwiderte der Staatgselretär Sir Edward Grey, daß die allgemeinen Unterhandlungen bezüglich der Reziprozität in den Handelsbessehungen, die im Jahre 1898 uner! ledigt geblieben seien, in den jüngsten Unterhandlungen mit dem britischen Botschafter nicht wieder eröffnet worden waren. Bezüglich des iwelten Tells der Frage antwortete Grey, daß der engl chen Regierung von einem derartigen Vorschlage nichts bekannt sei, in Beantwortung einer welteren Anfrage fügte der Staatssekretär hinzu, daß der Botschafter Im äach fr. set, sein möglichstes zu tun zur Erledigung der ausstehenden Fragen zwischen Canada und den Vereinigten Staaten. Die Verhandlungen des Jahres 1898 bezũglich der Frage der Gegenseitigkeit in den Handelsbeztehungen würden, . genommen, zu diesen ausstehenden Fragen gehören, doch hätten bei den letz thin gesährten Verhandlungen weder die Vereinigten Staaten noch Canada irgend welchen Wunsch nach einer erneuten Behandlung der Frage an den Tag gelegt.
— Bei einer gestern in London abgehaltenen Zusammen—⸗ kunft des Ausschusses der liberalen Liga hielt Lord Roseberz eine Rede, in der er sich über die innerpolitische Lage äußerte. Wie das „W. T. B.“ berichtet, führte er u. a. aus:
Er erkenne an, daß die 6 über große Schwierigkeiten mit gußergewöhnlichem Erfolge hinweggekommen sei; aber er fürchte, die Regierung möchte zu viel Versprechungen ükernehmen und s Enttäuschung und Reaktion hervorrufen. Riemals hätte man mehr Anlaß gehabt, auf der Hut zu sein als jetzt; er sel der Regie= rung nicht zur Treue verpflichtet, sei ihr kein Vertrauen o ig und habe auch zu ihr keine offenen oder geheimen Beziehungen. Rosebery legte Verwahrung ein gegen die riesenhaften Ver— sprechungen der Regierung, , . Irland, und gegen die Drohungen gegen das Oberh aug. Vlese Ver, sprechungen würden unfehlbar Enttäuschung und Gegenwirkung herhor, rufen. Er füichte, daß die Zeit nicht fern sei, wo die Reglerung zwischen dem Sozialismus und dem Konservatizmus erdrückt werde. Jeder allgemeine Angriff auf Eigentum würde dem Fortbestand der Regierung ein Ende bereiten. Rosebery betonte, daß, wenn die von der Regle= rung für Irland geplante Maßnahme eln unabbängiges Parlament einzurichten beabsichtige, sie weit über alles, was Gladftone im Sinne gehabt habe, hinausgehen würde. Der Redner tadelte sodann die Reden, die von den ganz links stehenden Mitgliedern der Regierung gebalten worden sind, und schloß, er empfehle Mäßigung als einziges Mittel, Jlland zu helfen, und fei der Ansicht, die große Masse des Volks werde nie ein Homerule dulden.
Frankreich.
Nach einer Meldung der „Agence Havas“ hat die fran⸗ zösische Regierung ihre Vertreter im Auslande beauftragt, ben Signgtarmächten der Akte von Algeciras den Beschluß des französischen Ministerrats, betreffend die provisorische Be⸗ setzung von Udsch da, zur Kenntnis zu bringen. ;
— In der Kam mer sprach der Deputierte Chaussier gestern den Wunsch aus, die Regierung über die Ermordung des französischen Arztes ,, interpellieren. Der Minister Pichon schlug die sofortige Erledigung dieser Interpellation vor und das Haus beschloß demgemäß.
Der Deputierte Chaussier eröffnete, wie das W. T. B.“ be⸗ richtet, die Debatte mit einer Rede, in der er die Mordtat, die von der gesamten zivilisierten Welt mit Entrüstung empfunden werde, besprach und zu wissen verlangte, ob Maßnahmen ergriffen selen, um die Sicherheit in Marokko zu gewährleisten. Die Reglerung müsse die Erklärung abgeben, daß die Verantwortung völlig auf die marokfa nische Regierung zurückfalle, wenn der Pascha von Marakesch über die unter den Eingeborenen herrschende Stimmung nicht unter richtet gewesen sei. Nicht bloß ö sondern die ganze Mensch⸗ heit verliere einen der Besten. Chaussier schilderte darauf die Lauf bahn des Dr. Mauchampz. Sodann sprach sich Trou in, der Deputierte für Oran, für eine Truppenlandung anz. Es folgte Dublef, der sich den Ausführungen Chaussiers anschloß und auf die Berdien fle Mauchampz hinwies, mit dem Bemerken, daß Maucham es nie von der franz sischen Gesandtschaft in Schutz genommen worden sei. (Entiüstungsrufe) Er erzählte darauf die Begleitumstände des Mordes und betonte, daß die Verantwortlichkeit ganz den Gou— perneur von Marakesch und die marokkanische Regierung treffe. Der Redner sprach die Hoffnung aus, daß Frankreich eine völlige Genug tuung zu erreichen wiffen und in Zukunft in der Auswahl seiner Ver⸗ treter sorg sẽltiger sein werde. Trouin unterbrach hier den Redner mit dem Rufe: Jawohl, denn außer R-voil ist bisher keiner seiner Aufgabe gewachsen gewesen. Der Minister des Jeußern Pichgn erwiderte, daß Mauchamps niemals von selten der Beamten deg Mi⸗ nisteriumtz des Aeußern eine unfreundliche Aufnahme oder eine schlechte Behandlung erfahren habe. Er habe in Marokko nicht ganz die erforderliche Voraussicht bewiesen, aber er habe sich verdlent gemacht und sei wohltätig gewesen. Pichon widmete Mauchamps Worte wärmster Anerkennung und sprach dessen Familie sein Beileid aus. Es sei richtig, daß der Gouverneur von Marakesch nicht de erforder. lichen Maßnahmen ergriffen habe. Das Verbrechen sej die Folge einer Reihe von Vorgängen, die Frankrelch in eine demütigende Lage her. setzen würden, wenn dieses Verbrechen nicht Bestrafung fände. nn e, Slellung in Algier, sagte der Miniffer, unsere besonderen h machungen sind mißachtet worden. Darauf berlas Pischon die Re he * . 13 ,, 86 3 die le .
orderungen Frankreichs der zen keine Genugtuung geg ;
Die Namen der Mörder Gharbonnierg seien der französischen
Abgeordnete
. verantwortlich sel⸗
seanjösischin Staatsangehörigen Achtung zu verschaffen.
ttgrei en, zebung, die
gesandischas in Tanger bekannt, die scherlfischen Behörden
festzunehmen, wofür Mohammed Der Minister fuhr dann fort: Die enheit Lassalas rief gleichfalls eine lebhafte Erregung hervor.
e achzen beantwortete unsere Beschwerden unhöflich. Wenn ich
diese
aber, diese
h
un ö
är die ch en ff h Machzen
J berührt.
n den neff zu Frankreich verlange, aß man aufhöre, in und Adrar die Be- pölkerung aufjureijen; es habe nämlich den Beweis dafür, daß Rarokko in diesen Gegenden die Hand im Spiele hätte. Die Polit i Frankreichs sei frei von jedem Gedanken an Eroberung oder Emm zriffen in fremdes Gebiet, aber sie sei entschlossen, n . Macht uufjubleten, die notwendig wäre, um den Rechten und dem 3 ie Be⸗ ung von Udschda sel eine provisorische, die dauern solle bis zu dem . welchem Genugtuung gegeben sel. Es werde vom Machien abbängen, den Eintritt des Zeitpunktes zu beschleunigen. Frankreich habe keln Interesse daran, eine . zu verlängern, die shm nur Lasten auferlege. 4. Schluß sprach Pichon den PRunsch aus, daß die Feindseligkeit unter den aufhören möchte, denn sie sollten Genossen bei dem gemeinsamen Werke sein, einträchtig ein einziges Ziel ju erreichen. Der übermäßige Wettbewerb, der eine Gefahr für Guropa sei, müsse aufhören. Dann hätte, so ach der Minister, der Tod unseres Landsmannes der Finigung der Rassen, der Zivllisation, dem Frieden und der Ver⸗ hrüderung der Völ ker einen Dienst geleistet. Rib ot (Republikaner) verteidigte die Vertreter Frankreichs in Marokko, die Frankreich zum siledlichen Eindringen in das Land veranlasse, die es aber auch unter⸗ fützen müfse. Man müsse mit dem Fanatismus der Mobammedaner rechnen, die seit einem Jahre Zeugen der Spaltungen Europas ge⸗ wesen feien. Vieser im Bunkein gefübrte Kampf der Fremden in Narokko sei eine Schädigung der Zivilisation. Die Europäer müßten auf diese Politik der Spaltungen verzichten. Das Ultimatum Frank⸗ reichs sei so maßvoll, daß seine Absichten nicht beargwöhnt werden könnten. Ribot wünschte, daß die Besetzung von Udschda nicht lange aufrecht erbalten ju werden brauche, Frankreich wolle in Marokko leihe Eroberungspolitik beginnen.
y, nahm das Haus durch Handaufheben einstimmig ende Tagesordnung an:
Die Kammer billigt die Erklärungen der Regierung, vertraut auf r Festigkeit, um die Sicherheit unserer Mitbürger in Marokko zu zwährleisten, und geht zur Tagesordnung über.
Die Kammer erörterte sodann die Interpellation des szialistischen Radikalen Colliard wegen der Heimsendung zer Militärklasse von 1903.
Der Kriegsminister Piequart sprach sich im Interesse der nationalen Verteidigung gegen die Heimsendung dieser Altersklasse aug, die erst im September erfolgen könne.
Die vom Obmann des . . beantragte und von der Regierung angenommene 53 e Tagesordnung wurde mit 78 gegen 236 Stimmen abgelehnt. Dieses Ab⸗ fimmungsergebnis rief große Bewegung hervor. Der Sozialist Gérault⸗Richard brachte hierauf eine neue Tagesordnung ein, in der das Vertrauen ausgesprochen wird, daß die Regierung die Heimsendung der Altersklasse von 1903 sobald wie möglich veranlassen werde.
Der Miisterpräsident Clemenceau akzeptierte diese Tages⸗ ordnung und sagte, die Tagesordnung Collard habe er deshalb abge⸗ lehnt, weil diese erklärt habe, daß die Entlassung der Jahresklasse 1803 mit der Landesverteidigung vereinbar sei, und weil die Minister ein smmig der gegenteiligen m seien. Er stelle die Vertrauensfrage. Die Unterstellung, daß die Tagesordnung Gsörault⸗Richard kriegerisch sel, weise er zurück. Er erkenne an, daß die Lage in Europa, ohne derwickelt zu sein, aufmerksame Beobachtung verdiene.
Darauf wurde die Tagesordnung Gérault⸗Richard mit A8 gegen 79 Stimmen angenommen.
— Der Senat hat in seiner gestrigen Sitzung ohne debatte den Gesetzentwurf angenommen, durch den die am 2A. Dezember i904 abgeschlossene Haager Konvention, betreffend die Befreiung von Lazarettschiffen in Kriegszeiten ron denjenigen Abgaben, die den Schiffen zu Gunsten der Staatskasse in den Häfen auferlegt werden, gebilligt wird, sowie den Gesetzentwurf, betreffend Regelung der Arbeii an Bord von Handelsschiffen. Der Senat vertagte sich
remden in Marokko
dann bis zum 7. Mai.
Rußland.
In der Reichsd uma wurde gestern die Beratung über die Abschaffung der Kriegs- und Feldgerich te fort— zesetzé. Nach dem Bericht des ‚W. T. B.“ erhohen die Rechte und die Linke abwechselnd Vorwürfe gegeneinander, bis der raͤsident schließlich unter Lärm des Hauses bat, sich auf den egenstand der Tagesordnung zu beschränken. Nach Schluß der Debatte, die noch die ganze Sitzung ausfüllte, erklärte der Nin sterprãsident Stolypin Das Gesetz über die Kriegs- und Feldgerichte sei ein zeitweiliges und könne nicht eher als einen Monat nach der Einbringung des An⸗ trags bei dem Dumapräsidenten abgeschafft werden. Aber abgesehen don diesen formellen Erwägungen, set es klar, daß die Duma von der eglerung eine gerade Antwort erwarte. Er könne sich mit Juristen dom Fach wie Maklahoff nicht in eine Polemik einlassen, der Staat mnässe aber die außergewöhnlichsten und energischesten 2 wenn er in Gefahr sei. Es gebe keine Gesetz⸗ der Regierung verbiete, die normale Ordnung der Vinge zu unterbrechen, wenn der Srganismus des Staats bis
i scin⸗ Grundfesten erschüttert werde. Es gebe im Leben des Staats
derhängnigvolle Augenblicke, wo die Notwendigkeit gebieterischer sel als hat Recht, wo man ju wählen habe zwischen der Richtigkeit der Tbeorlen und der Sicherheit des Vaterlandes. Provisorische Maß⸗
lahmen wie das Gefetz über die Kriegs- und Feldgerichte könnten nicht
Charakter dauernder Einrichlungen annehmen, sie seien dazu be—⸗
inmt, die Flut des Verbrechens zu brechen und dann zu verschwinden,
di Reglerung könne aber noch nicht die Ruhe gewährlessten, ane zu . Maßnahmen zu greifen. * Minister prisdent verlag darauf die auf einem Kongreß der Sozial revolutionäre kitten Beshtüsß, und wies darauf bin, baß die zie cäaffen des
Ales zu einer bewaffneten Erhebung aufriesen und daß deren end—
liches Ziel die demokratische Republik sei. Stolypin fuhr fort: Ich frage Sie. darf die Regierung unter derartigen Um- staͤnden der revolutionären Bewegung nachgeben? Die Re— gierung hat die Ueberzeugung, daß das Land von ihr nicht einen Beweis der Schwäche, sondern einen Bewelg des Vertraueng erwartet. Wir wollen glauben, daß Sie dem blutigen Wahn Einhalt tun werden, daß Sie das Wort aussprechen werden, welches uns Alle jwingen wird, an der Wiederherstellung und der Herrlichkeit Rußlands mitzuarbeiten. Inzwischen wird die Regierung Die Zuständigkeit der Kriegs. und Feldgerichte auf außergewöhnliche Fälle und auf die verwegensten Verbrechen beschränken, und wenn die Reichs duman Rußland auf der Bahn ruhiger Arbeit vorwärtsgebracht haben wird, wird das Gesetz Über jene Gerichte schon durch die Tatsache, daß es nicht den gesetzgebenden Köiperschaften vorgelegt wird, . Kraft treten. Die Beruhigung Rußlands ist in ihren Händen. Rußland wird das von Henkershand vergossene Blut von dem Blut zu unterscheiden wissen, das durch die
nd der gewissenhaften Aerzte vergossen wird, die außerordentliche
aßnahmen anwenden, die die einzige Hoffnung zur Heilung des Kranken bieten.“
Der Berichterstatter Hessen wandte sich gegen Stolypins Ausführungen und verzichtete dann auf seine Forderung, daß die Kommission der Duma den Antrag binnen 24 Stunden prüfen soll. Der Präsident stellte darauf den Vorschlag, zur Prüfung des Antrags, betreffend Abschaffung der Kriegsgerichte, eine Kommission von 16 Mitgliedern J wählen, zur Ab⸗ stimmung. Die Duma nahm ihn mit überwältigender Mehr⸗ heit an und vertagte sich darauf.
— Bei den Mitte März in Finnland stattgehabten Wahlen der Landtagsabgeordneten, sind, obiger Quelle zufolge, insgesamt im ganzen Lande abgegeben worden: 293 021 Stimmen für die Sozialisten, 12 235 für die Suomeritaner, 104732 für die Jungfinnen, N 712 für die schwedische Volks⸗ partei und 40 937 für die Agrarier.
Italien.
Durch Austausch von Noten zwischen dem italienischen Geschäftsträger in London und dem englischen Ministerium des Auswärtigen ist, ‚W. T. B.“ zufolge, am 19 März zwischen der italie nischen und der englischen Regie⸗ rung ein Uebereinkomm en abgeschlossen worden bezüglich der Regelung der gegenseitigen Beziehungen im Somalilande.
Rumänien.
Das amtliche Journal veröffentlicht eine Kundgebung
der Regierung, in der behufs Wiederherstellung der Ruhe, Sicherheit und des Friedens zu patriotischer Mithilfe aller aufgefordert und die Vorlegung von Gesetzentwürfen zur Linde⸗ rung der Not der Bauern angekündigt wird. Dieser Zweck soll namentlich erreicht werden durch Erleichterung der Be⸗ schaslfüng des Pachtgeldes, durch eine Reform der Be⸗ teuerung des kleinen Grundbesitzes, durch eine Revi⸗ sion , der landwirtschaftlichen Ver⸗ träge über den Umfang und die Art der von den Bauern zu leistenden Arbeit, ferner durch Festsetzung eines Maximal⸗ zinsfußes für die den Bauern zu gewährenden Vorschüsse, schließlich durch Beschrän kung des Besitzes des Pächter⸗ trusts. Die Regierung werde, heißt es in dem Manifest, alles aufbieten, damit die Gesetze peinlichst befolgt werden; sie sei entschlossen, die Unruhen energisch zu unterdrücken und die⸗ 3 treng zu bestrafen, die aus den Verwüstungen Vorteil iehen. ! — Wie die „Frankfurter Zeitung“ aus Bukarest meldet, herrscht in den Bezirken Temcorna und Wlaschka Panik. Die Bauern verwüsten und zerstören alles und morden jeden, der sich ihnen in den Weg stellt. Die Betroffenen sind nicht Juden, sondern K rumänische Guts⸗ besitzer und Pächter. Bukarest ist von geflüchteten Guts⸗ besißern und Pächtern überfüllt, die die ustände als fürchterlich schildern. Den Gutsbesitzern und Pächtern wurden die Ringe von den Fingern gezogen oder die Finger abgehauen. Alles Getreide in den Scheunen wurde verbrannt. Der Schaden beziffert sich nach Millionen. Die Lage in der Walachei ist, dem genannten Blatte zufolge, noch immer äußerst kritisch. Das Militär schreitet energisch ein und kämpft überall mit großem Mut, besonders zeichnen sich die Offiziere aus. Allgemein wird die Lage dahin auf⸗ efaßt, daß die Hef e, der Aufstand werde dank k energischen Vorgehens der Regierung nicht weiter um sich greifen. Nach einer Meldung der „Agence Roumaine“ vom heutigen Tage ist im Mol daugebiet die Ruhe wieder— hergestellt. Das offiziöse Blatt weist im Gegensatz zu obigen Melbungen darauf hin, daß in der Moldau, obgleich die Ruhe⸗ störungen dort fast allgemein waren und die Lage der dortigen Rauern sehr mißlich sei, Mordtaten nicht begangen worden seien.
— In der gestrigen Sitzung stellte sich das neue Kabinett der Kammer vor. Der Ministerpräsident Sturdza forderte die Kammer auf, der liberalen Regierung in der gegenwärtigen schweren Stunde zu helfen. Die ehemaligen Minister Jonescu, Lahovary und Carp sicherten der Regierung ihre Unterstützung . Die Regierung unterbreitete dann, „W. T. zufolge, dem ause Gesetz⸗ entwürfe, betreffend die Aufhebung der Fünffranes⸗ steuer, die Weinsteuer und die Reform der Grund— steuer der Kleinbauern, sowie andere . zu Gunsten der landwirtschaftlichen Bevölkerung. Die Kammer nahm einstimmig sämtliche Gesetzentwürfe an.
Bulgarien.
Die Sobranje hat gestern das Gesetz gegen die Anarchisten und gegen die Personen, die einen Anschlag auf amtliche Persönlichkeiten verübt haben, genehmigt. Wie das „W. T. B.“ ferner meldet, hat der Ministerpräsident Gudew gestern in der Sobranje einen Kredit von 600000 Fr. zur Besserung der Lage der Eisenbahnbeamten be⸗
antragz. an en.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus MNesched ist vom dortigen russischen Konsul nach Sabzevar, wo eine russenfeindliche Bewegung ausgebrochen ist, ein Beamter mit einer Abteilung Kosaken entsandt worden. Die persischen Behörden sind bemüht, die Unruhen zu unterdrücken.
Afrika.
Aus dem Innern sind in Tanger Nachrichten über den Eindruck eingetroffen, den die Ermordung des Dr. Mauchamps dort gemacht hat. Besonders aus Casablanca wird eine gewisse Erregung der Bevölkerung gemeldet, unter der die Meinung verbreitet sei, der Beginn der Amtstätigkeit der französisch⸗spa⸗ nischen Polizei werde das Signal für ein Massacre der Europäer sein. Diesen Meldungen kommt, der „Agence Havas“ zufolge,
indessen keine andere Bedeutung zu, als die, die sie als ein Spiegelbild des in der Bevölkerung herrschenden Geistes habe. Nach derselben Quelle ist die scherifische Mahalla in ber Gegend von Tanger absolut untätig und befindet sich wegen Mangels an Mitteln in einem Zustande vollständiger Des⸗ organisation. Die für die Operationen der Mahalla be⸗ stimmten Kredite sind völlig erschöpft, die Soldaten desertieren in großer Zahl. . .
Der englischen Regierung ist, nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“, keine Information zugegangen über den angeblichen An fei auf das Haus bee g fen Kon⸗ sularagenten in arakesch oder sein Schießen auf den marokkanischen Volkshaufen.
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Gestern mittag fand in Berlin eine von rund 2500 Gehilfen des Schneidergewerbes besuchte Versamm⸗ lung statt, um den Beschluß der Arbeitgeber zu besprechen, eine Generalaussperrung am bevorstehenden Sonnabend vorzunehmen. Eg wurde, der Voss. Ztg.“ zufolge, darauf hingewiesen, daß, da die Vorschläge der Arbeitgeber unannehmbar seien, es be⸗ stimmt zur Generalaussperrung kommen würde. Zum Schluß nahm die Versammlung einstimmig folgende Erklärung an: „Die heute tagende Mitgliederversammlung des Schneiderverbandeg erklärt, daß die Tarifvorlage der Arbeitgeber nicht nur einige Unebenheiten zeigt, sondern daß si: einer ganzen Umarbeltung bedarf, die nur in gemein⸗ samen Verhandlungen am Orte stattfinden können. Die Versammlung kann deshalb ihrem Zentralvorstand die Annahme des durch die Presse veröffentlichten Ültimatums nicht empfehlen.“
Siebig Arbeiter der Gummiwarenfabrik Gebrüder Kunth in Münden sind, wie die, Voss. Ztg.“ meldet, am 25. d. M. wegen Lohnstreitigkeiten in den Ausstand getreten.
Die Arbeiter der Ludwigshafener Ziegelwerke sind, nach demselben Blatte, gestern in den Ausstand getreten.
Aug Hamburg wird dem W. T. B.“ telegraphlert: Der afenbetriebsverein erklärt die Meldung der n,, . daß vorgestern die auf den Schiffen im Kuhwärderhafen be⸗
chäftigten englischen Arbeiter die Arbeit verweigerten und die Arbeit deshalb auf saͤmtlichen dort liegenden Schiffen geruht habe, für unwahr. Da jetzt 50g0 Arbeiter vorbanden sind, war es gestern möglich, alle Betriebe voll zu besetzen. Trotzdem soll die Zahl der Arbeiter auf 6000 verstärkt werden. Es wird beabsichtigt, die englischen Arbeiter mit Ablauf ihres Kontraktes zurückzuschicken und durch deutsche Arbeiter zu ersetzen, die man hier seßhaft machen will. — Die Hamburg Amerikalinie richtete an den Senat den Antrag, wonach auf Waltershof im großen Umfange Wohnungen für Hafenarbeiter angelegt werden sollen. Obwohl mit der Ausgabe der neuen Arbeits⸗ ordnung erst gestern früh begonnen wurde, sind 159 Personen aus der Stadt vorgemerkt, während aus dem Inlande Hunderte von Anfragen eintreffen. — Die Zahl der im Hafen auf Entladung und Be- frachtung wartenden Schiffe ist auf 252 Dampfer und 58 Segelschiffe gestiegen, sie dürfte aber bald geringer werden, da vor⸗ gestern und gestern Bampfer mit Arbeitswilligen sowohl aus England wie aus Irland eingetroffen sind. Am Montag kam es zu mehr fachen Ausschreitun gen Ausständiger gegen Arbeitswillige.
In Wien wurden, wie W. T. B.“ meldet, gestern nachmittag Verhandlungen jwischen den beiden Lohnkomitees der Damen“ schneider abgehalten. Es kam zu einer Annäherung, da die Arbeit- geber sich zu Zugeständnissen verstanden. Die Vorschläge wurden heute der Vollversammlung der streikenden Damenschneiderinnen vor= gelegt und wurden angenommen. Der Ausstand ist somtt beendet.
Die englische Zeitung „Daily Chroniele“ meldet aus Chicago: Die Leiter der westlichen Eisenbahnen scheinen ebenso entschlossen gegen die Bewilligung eines 120, Lohnzuschlags zu sein, wie die Angestellten ihn fordern. Da das Ultimatum der Streskenden nur noch wenige Tage für eine Entscheidung Zeit läßt, befürchtet man, daß der ganze Westen binnen kurzem sich inmitten eines riesenhaften Eisenbahnausstandeg befinden wird. Die Bahnleiter sandten Depeschen an Pierpont Morgan, Harriman und Hlll, in denen sie . auffordern, ihren Einfluß aufzubieten, um den Sireik abzu⸗ wenden.
Eine von Vertretern der Bergleute des Beckens von Charleroi abgehaltene Versammlung keschloß, wie die Köln. Itg.“ erfährt, einmütig, angesichts der bei der letzten Verdingung von Kohlen für die Staatsbahn eingetretenen Preiserhöhung von fast 2 Fr. auf die Tonne eine jwanzigprozentige Lohnaufbesserung zu verlangen.
In Dünkirchen sind, laut Meldung des W. T. B., 1200 Arbeiter der Schiffswerft La France“ wegen verweigerter Lohnerhöhung in den Ausstand getreten.
Aus Lausanne wird dem „W. T. B.“ telegraphiert, daß die Arbeite runion beschlossen hat, den Generalstreik zu verkünden. Dle Regierung wird das 4. Bataillon einberufen.
sKunft und Wissenschaft.
In der Internationalen Vereinigung für vergleichende RechtsWwissenschaft und Corte if nt hier?; sprach am Montag der Staatsminister z. D. Hentig über: Rechtsver⸗ gleichung und Politik“. Der Redner legte das Wesen der systematischen fachwissenschaftlichen Vergleichung des Rechtes dar und schilderte deren Aufgabe für die Erweiterung und Vertiefung unserer politischen Bildung, namentlich für den Inhalt und die Technik der Gesetzgebung, die Rechksverschmelzung, wie sie sich für das Wechsel⸗ recht, einen Teil des Eisenbahnrechts und andere Wirtschaftegebiete vorbereitet, und die Rechtsausgleichung, wie sie sich bereits durch die Haager Konferenzen von 1893, 1894 und 1900 in dem Bereiche des internationalen Privatrechts für bestimmte Fragen des Zivilprozesses, der Eheschließung, Ehetrennung und der Vormundschaft über Minder jährige bereits vollzogen hat. Nach einem Ausblick auf den Anteil der vergleichenden Rechtswissenschaft an den Ergebnissen der ersten Friedeng—= konferenz erörterte der Redner die Wirkungen der Rechtsvergleichung durch die Literatur und Presse auf das 6ffentliche Leben, indem er besonderg hervorhob, daß die Beleuchtung fremder Rechte jzustände im Zeitalter des Konstitutionalismus und des allgemeinen Wahlrechts durch das Medium einer Gewinnung der öffentlichen Meinung durch Wahlen und Parlamente nicht selten als Vorbild und Beispiel zur Verwirklichung bestimmter politischer Zwecke beitrage. Eingebend wurde auf die Notwendigkeit hingewie sen, bei aller Rechts⸗ vergleichung für ihre politische Nutzanwendung dle nationale Be⸗— sonderheit und die großen Unterschlede in der geschichtlichen Ent⸗ wicklung, der wirtschaftlichen Kraft und der internationalen Stellung jedes Landes zu den anderen Staaten Rücksicht zu nebmen, um vor falschen Schlußfolgerungen bewahrt zu bleiben. Pflicht der Ver⸗ einigung sei es, die Meihode der vergleichenden Rechtewissenschaft zu vervollkommnen und durch e, der Grenzen ihrer Leistungk⸗= fähigkeit in der Sicherheit ihrer Ergebnisse zu steigern, sodaß sie der Sigatskunst immer wirksamer dienen und die fortschreitende Ent⸗ wicklung im öffentlichen Leben der Kulturvölker fördern könne.
Der Lehrer des Türkischen am Seminar für orktentalische Sprachen in Berlin, Professor Dr. Karl Foy ist gestorben. Er hat ein Alter von 50 Jahren erreicht. Der Verstorbene war in seinen Studien jahren nach Athen und Konstantinopel gekommen und hatte dann, von der klassischen Philologie ausgehend, der neugriechischen und türkischen Sprache seine Studien zugewendet. Er gehörte seit 1890 dem Lehr⸗ körper des Seminars an.