1907 / 78 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 28 Mar 1907 18:00:01 GMT) scan diff

igen vermögen. Behufs der Immatrikulation haben 1) die⸗ . n , e, welche die Universitätsstudien beginnen, insofern Inländer sind, ein vorschriftsmäßiges Schulzeugnis und, falls sie ussänder sind, einen Paß oder sonstige ausreichende Legitimations⸗ vVapiere sowie einen Ausweis über die erforderliche Schulbildung, I) diejenigen, welche bon anderen Universitäten kommen, außer den vorstehend bezeichneten Papieren noch ein vollständiges Abgangszeugnis von jeder früher besuchten Universität vorzulegen. Diejenigen Inländer, welche keine Reifeprüfung bestanden, beim Besuche der Universität auch nur die Absicht haben, sich eine allgemeine Bildung für die höheren Lebenzkreise oder eine besondere Bildung für ein gewisses Berufsfach zu geben, ohne daß sie sich für den eigentlichen gelehrten Staats, oder Kirchendienst bestimmen, können auf Grund des § 3 der Vorschriften vom 1. Oktober 1879 immatrikuliert werden.

Bonn, den 26. März 190. Die Immatrikulationskommission.

Aichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 28. März.

In der am A. d. M. unter bem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Grafen von Posadowsky⸗Wehner abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde dem Vertrage zwischen dem Deutschen Reiche und den Niederlanden über die gegenseitige Anerkennung von Aktiengesellschaften usw. sowie dem Vertrage zwischen dem Reiche und derSchweizüber die Beglaubigung öffentlicher Urkunden die Zustimmung erteilt. Es wurde ferner beigetreten 1, berichten über den Entwurf eines Gesetzes für Elsa Lothringen, betreffend die Abtretung von Grundeigentum zu Meliorationszwecken, und über die Vorlage, betreffend Aende⸗ rung des Verzeichnisses der Eingangsstellen für aus dem Aus⸗ land eingehendes Fleisch. Dem Entwurf eines Gesetzes wenn Feststellung des Landeshaushaltsetats für Elsaß⸗Lothringen für das Rechnungsjahr 1907 wurde in der vom Landesausschuß be⸗ schlossenen Fassung zugestimmt. Ebenso fand die bereits erfolgte Ueberweisung der Vorlage, betreffend Bestimmungen über die Einrichtung und den Betrieb von Anlagen zur Herstellung von Alkali⸗Chroͤmaten, und des Antrags Bayerns, Württembergs und Badens, betreffend die Entschädigung der Schöffen und Geschworenen für Zeitversäumnis, an die zuständigen Aus⸗ schüsse die Zustimmung der Versammlung. Schließlich wurde über mehrere Eingaben Beschluß gefaßt.

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Der Präsident des Oberlandeskulturgerichts, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Rintelen ist mit Urlaub abgereist.

Der brafilianische Gesandte da Costa⸗Motta hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit leitet der Legations⸗ sekretär Dr. de Vianna⸗Kelsch die Geschäfte der Gesandt—

schaft.

Württemberg. Seine Majestät der König Wilhelm ist gestern, wie das ‚W. T. B.“ meldet, von Kap Martin in Stuttgart wieder eingetroffen.

Sessen.

Nachdem die Zweite Kammer gestern dem Beschluß der Ersten Kammer, betreffend den Hauptvoranschlag für 1907, beigetreten ist, sind der Gesamthauptvoranschlag sowie die zugehörigen Gesetze endgültig angenommen. Die Zweite Kammer hat sich auf etwa vier Wochen vertagt.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog Wil⸗ helm Ernst hat gestern, ‚W. T. B.“ zufolge, eine Reise nach Südfrankreich angetreten.

Oesterreich⸗Ungarn.

Wie die Wiener „Politische Korrespondenz“ erfährt, haben die diplomatischen Vertreter Oesterreich⸗Ungarns und Rußlands unlängst in Belgrad und in Athen die Auf— merksamkeit der dortigen Regierungen in freundschaftlicher Weise auf die Nachrichten aus Mazedonien gelenkt, aus denen hervorgehe, daß die durch die Aktion der Ententemächte an⸗ gestrebte Pazifizierung des Landes in letzter Zeit durch das überhandnehmende Auftreten von ser⸗ bischen und griechischen Banden ernstlich beein— trächtigt werde. Die Bemühungen der Mächte hätten bisher auf mehr als einem Gebiet der Verwaltung zu erfreulichen Ergebnissen geführt. Durch die gewaltsame Propaganda, welche die christlichen Nationalitäten, eine auf Kosten der anderen, betrieben, würden aber die Erfolge dieses Friedens⸗ werkes in Frage gestellt. Die Vertreter haben zugleich darauf hingewiesen, daß die serbische wie die griechische Regierung wiederholt erklärt hätten, daß sie die Bemühungen der Mächte aufrichtig unterstützen wollten.

Großbritannien und Irland.

In der gestrigen Sitzung des Unterhauses gab der Staatssekretär Sir Edward Grey auf eine Anfrage, betreffend den Angriff auf das englische Konsulat

in Marrakesch, nach einer Meldung des „W. T. B.“,

folgende Auskunft:

Nach den letzten Nachrichten bis zum 253. d. M. seien alle Europäer in Marrakesch in Sicherheit gewesen und es liege kein Srund zu der Annahme vor, daß sie jetzt gefährdet sein sollten. Die

englische Regierung werde die Vorgänge scharf im Auge behalten und

handeln, je nachdem es die Umstände erheischten. U Das Haus hat sich darauf bis zum 8. April vertagt.

Frankreich.

den vom Senat angenommenen Gesetzentwurf, betreffend Regelung der Arbeit an Bord von . ,. und den Gesetzentwurf über die öffentlichen Versammlungen an. Darauf interpellierte der Abgeordnete Con stans (Sozialist)

über die Maßregelung des Generals Bailloud, der sich kürzlich bei der Verabschiedung des Obersten Groepp über den Revanchekrieg geäußert hatte.

Nach dem Bericht des . W. T. B.“ tadelte der Interpellant die vom Obersten Groepp und vom General Bailloud gesprochenen un⸗ vorsichtigen Worte. Man müsse von den Inhabern höherer Kom⸗ mandostellen die für die Erhaltung des Friedens und den diplo⸗ matischen Verkehr notwendige Umsicht verlangen. Der Nationalist Barrss suchte nachzuweisen, daß die in einer Privatver⸗ sammlung gesprochenen Worte Bailleuds nicht herausfordernd gewesen seien. Die Regierung habe, indem sie Bailloud maßregelte, namentlich die Sozialisten zufriedenstellen wollen, aber sie wisse selbft gut, daß die Gesinnung des Generalg Achtung verdiene. Picquart, der aus Straßburg stamme, fügte Barrés hinzu, hätte Bailloud höchstens einen Wink geben sollen, um ihm dann seine Sympathie auszudrücken und ihm zu sagen: „Sie sind ein guter Soldat. (Clemenceau unterbrach den Redner mit dem Zwischenruf: Vielleicht hat es Picquart auch getan) Jenseits der Grenze höre man ähnliche Worte, Maßregeln, wie die gegen Bailloud beeinträchtigten den militärischen Geist. Barros, unterstützt von Mathis (Radikaler), rühmte den Patriotismus der Bevölkerung von Lothringen und schloß, oftmals unterbrochen durch . von der i gn Linken: .Wir werden nichts aufgeben von allen unseren Hoffnungen!‘ Marin (Rep) erklärte, die Ver— setzung des Generals Ballloud habe im französischen Lothringen peinlich berührt. Der Kröiegsminister Piequart erwiderte, der wahre Patriotismus bestehe nicht in lärmenden Kundgebungen. Er der Minister fürchte sich nicht, wenn jemand die Augenbrauen wegen der von ihm verfügten Maßregeln runzele. Der General Ballloud habe stine Befugnisse nicht in der in privater Ver sammlung von ihm gehaltenen Ansprache, sondern in seinem an die Truppen gerichteten Tagesbefehl überschritten. Der Minister verlas ein Telegramm des Generals Bailloud, in dem dieser erklärt, er habe esagt: „es ist eine Notwendigkeit für uns, uns bereit zu halten.“

iequart fuhr fort: Ich zweifle nicht, daß der General Bailloud bereit sein wird, wenn es nötig ist. Dieser Ausspruch gereicht ihm zur Ehre. In seinem Tagesbefehl an die Truppen aber spricht der General von Dingen, fuͤr die er nicht zuständig ist. Die gegen ihn getroffene Maßregel hat nicht den Charakter einer Ungnade, der General ist nur auf einen Posten versetzt, der besser für ihn paßt. Er wird weniger Gelegenheit, als in Naney haben, nervös zu sein.“ Der Minister sagte schließlich, daß ein General die Pflicht habe, seine Truppen vorzubereiten, der General Pau sei für seine hoben Funktionen vorbereitet. Hierauf nahm der Ministerpräsident Clem enceau das Wort und erklärte, die Regierung habe bezüglich des Generals Bailloud in einer e r f Lage befunden. Wenn Sie gehört hätten‘ sagte der Ministerpräsident, mit welchen Worten ich ben General Bailloud empfangen habe, dann würden Sie wissen, daß dieselben Gefühle, die das Herz des Generals Bailloud bewegen, auch in meinem Herzen bestehen. Aber wir können nicht zugeben, daß ein General einen Krieg mit einem bestimmten Lande ankündigt; das ist ausschließlich Sache des Parlaments!“ J

Das Haus nahm darauf mit 360 gegen 207 Stimmen eine Tagesordnung an, in der die Erklärungen der Regierung

gebilligt werden. Rußland.

In der Reichsduma beantragten gestern mehrere Gruppen, die Debatte, betreffend die beschäftigungs losen Arbeiter, zu vertagen. Bei der Abstimmung ergah sich, W. T. B.“ zufolge, ein völlig unerwartetes Resultat. Die Polen, Sozialisten und die Mehrzahl der Kadetten stimmten für sofortige Besprechung, die Rechte und die Minderzahl der Kadetten, unter ihnen einige Führer wie der Fürst Dolgoru⸗ kow, Teslenko und Maklakow, stimmten für Vertagung. Es wurde sofortige Beratung beschlossen. Die Sozialdemo⸗ kraten hielten lange Reden, in denen sie bekannte Tatsachen anführten. Viele Deputierte verließen den Saal, da die Dis⸗ kussion wenig Interesse bot.

Gestern ist in Moskau ein Attentat verübt worden, das große Erregung hervorruft. Der Redakteur der „Rußkija Wjedomosti“, Dr. Jollos, einer der Führer der Kadettenpartei und Abgeordneter der ersten Reichsduma, ist, als er seine Wohnung verlassen wollte, von einem unbekannten Mann durch Revosverschüsse ermordet worden. Der Täter ist entkommen. Wie das „W. T. B.“ meldet, hat die sofort eingeleitete gerichtliche Untersuchung bis jetzt keinerlei Anhaltspunkte ergeben, da der Mord auf völlig menschenleerer Straße verübt ist. Jollos erhielt drei Schüsse, und zwar in den Mund, die Kinnlade und die Brust. Ein Mann, der allein als Augenzeuge in Betracht kommt, ist verhaftet worden.

Spanien.

Nach einer Meldung der „Agence Havas“ erkennt die spanische Regierung an, daß sie auf Grund der ge⸗ schlossenen Verträge und gemäß der Konferenz von Algeciras Frankreich ihre moralische Unterstützung zu teil werden lassen müsse. Spanien wird Kriegsschiffe nach Marokko schicken, um diese bei der Hand zu haben und im Bedarfsfalle die dort lebenden spanischen Untertanen zu schützen und die spanischen Interessen zu vertreten.

Der Minister des Aeußern hat an die Presse eine Mitteilung ergehen lassen, die, W. T. B.“ zufolge, besagt, es sei sehr erklärlich, daß die französische Regierung bestrebt sei, den Attentaten gegen ihre Staatsangehörigen in Marokko ein Ende zu bereiten. An Mohammed el Torres sei die Aufforderung er⸗ gangen, zu veranlassen, daß der Sultan das Reglement der Polizei gutheiße und daß diese ohne Aufschub in Tätigkeit trete. Das er⸗ scheine umsomehr begründet, als die spanische Regierung selbst gegenwärtig beim Machsen Schritte unternehme, damit das internationale Polizeikorps gebildet werde und seine Tätigkeit beginnen könne. Die Note bemerkt noch, die spanische Re⸗ gierung könne nur wünschen, daß Frankreich Genugtuung er⸗ halte, und sie werde auch in diesem Sinne dem Machsen Mit⸗ teilung zukommen lassen.

Rumänien.

Das Amtsblatt veröffentlicht ein Rundschreiben des Unterrichtsministers an die Lehrer und Priester, in dem diese ermahnt werden, die größte Selbstverleugnung an den Tag zu legen, um die Wiederkehr der Ruhe herbeiführen u helfen. ha der Kammer erklärte gestern, „W. T. B.“ zufolge, der Ministerpräsident Sturdza, er hoffe, daß in einigen

Tagen die Ruhe wiederhergestellt sein werde. Hierfür seien

bereits gute Anzeichen vorhanden, die Bauern begännen bereits mit den Grundeigentümern Verträge abzuschließen. Der

Ministerpräsident bat schließlich die Abgeordneten, zur Wieder⸗ herstellung der Ruhe im Lande beizutragen.

Die „Agence Rumaine“ verbreitet über die Lage in dem

Die Deputier ten kamm er nahm gestern ohne Aenderung Au fstandsgebiet folgende Meldungen.

In der Moldau ist die Bewegung allgemein zur Ruhe ge—

kommen. Im Distrikt Dolj in der Walachei sind in mehreren Ort— schaften Unruhen ausgebrochen. Die Unruhen in Mozaceni, in deren Verlauf 25 Personen getötet und verwundet wurden, sind niedergeschlagen worden. Im Bezirk Buzen wurden mehrere Aufrührer verhaftet

und einzelne Güter zerstört; in mehreren Ortschaften des Bezirk sst die Ruhe wieder hergestellt. Im Gebiet von Plasga sind drei g

meinden, in denen plündernde Banden Zuflucht gesucht haben . Schauplatz ernster Ruhestörungen geworden. Die uͤbrigen Besirke⸗ serr

ruhig. Amerika.

Wie das „W. T. B.“ meldet, hat der Sekretär der amerikanischen Gesandtschaft in Tegucigalpa dem Staats- departement zu Washington mitgeteilt, daß seit der Einnahme dieses Ortes durch die Nicaraguaner die Regierung des Präsidenten Bonilla nicht mehr existiere. Er erhalte inzwischen die Ordnung mit Hilfe der Konsuln aufrecht.

A sien.

In einer Sitzung des indischen Generalgouverne— mentsrats gab der Viscount Kitchener über die mili— tärische Politik Indiens, einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ zufolge, nachstehende Erklärung ab:

Die militärische Politik Indiens sei lediglich defensiv und es sei überhaupt höchst unwahrscheinlich, daß Indien irgend eine Macht an. greifen oder 7 jemand etwas unternehmen würde, wenn es nicht durch einen Angriff oder um seinen Besitzstand zu erhalten, daju ge— zwungen würde. An der Verteilung der Truppen sei seit dem Aufstand wenig geändert. Man versuche jetzt in jeder Hinsicht selb= ständige Divisionen zu formieren, die, wenn sie augrückten, genügend Truppen zurücklassen sollten, um Ruhe und Ordnung aufrecht zu er— halten. Die Divisionen sollen in Staffeln, eine hinter der anderen, an den großen Eisenbahnlinien aufgestellt werden, um in Kriegszeiten eine schnelle Konzentration zu ermöglichen.

Der Vizekönig Earl of Minto erklärte, derselben Quelle zufolge, im Generalgouvernementsrat, Indien könne es nicht abweisen, ohne seiner Selbstachtung etwas zu vergeben, China in der Opiumfrage behilflich zu sein. Er sei über eugt, daß die Erklärung Kitcheners dazu beitragen werde, das init über viele c. Vorstellungen aufzuklären.

Afrika.

Das diplomatische Korps in Tanger hat gestern mit den marokkanischen Vertretern eine Sitzung ab— gehalten, in der die Prüfung des Reglements, betreffend Expropriationen, beendet und sodann die Beratung des Reglements über den Handel mit Jagd- und Luxus waffen, fortgesetzt wurde.

Die Besetzung von Udschda soll, nach einer Mel— dung der „Agence Havas“, friedlich sein und nicht den Charakter eines feindlichen Schrittes gegen Marokko tragen. Die in Udschda wohnenden Europäer haben die Stadt verlassen und ihre Habe in den Häusern verschlossen. Die Eingeborenen haben von der bevorstehenden Besetzung noch keine Ahnung. Gestern sind die französischen Kreuzer ‚Lalande“ und „Jeanne d'Arc“ auf der Reede von Tanger eingetroffen.

Den Pariser Blättern wird aus Tanger gemeldet, daß in Fez das Kasino der Offiziere der französischen Militärmission von den Eingeborenen vollständig aus⸗ geplündert worden sei.

Der General Botha hat gestern von Kapstadt die Reise nach England angetreten, um an der Kolonialkonferenz in London teilzunehmen. Im Namen des Afrikanderbonds hielt Hofmeyer an Botha bei der Abreise eine Ansprache, in der er, „W. T. B.“ zufolge, sagte, daß Botha, so wie er ein guter Untertan der Republik gewesen, auch ein guter Untertan des Reichs sei. In seiner Erwiderung be— tonte der General Botha, daß es sein ernstester Wunsch sei, mit der Reichsregierung und dem englischen Volke zusammen—⸗ zuarbeiten zum Wohle der beiden großen Rassen in Südafrika, die er und seine Freunde bemüht seien, zu verschmelzen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Weinmosternte in Deutschland im Jahre 1906.

Im ersten ‚Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs“, Jahrgang 1907, sind die Ergebnisse der Weinmosternte des Jahres L906 bekannt gegeben. Die Mitteilung gründet sich auf die durch Sachverständige erstatteten Berichte aus den im größeren Umfange Weinbau treibenden Gemeinden, kurz . Weinbaugemeinden“ genannt.

Der Ertrag an Weinmost beläuft sich für das Rebgelände der sämtlichen, Weinbaugemeindenꝰ auf 1418 526 hl, d. s. durchschnittlich 13, hl auf 1 ha. Der geschätzte Geldwert des Mostes in jenen Weinbaugemeinden beträgt 51 181 245 ½ oder durchschnittlch 43,1 für 1 hl und 573 M auf 1 ha.

Eine Schätzung auf dieser Grundlage ergibt für die außerhalb der berichtenden Weinbaugemeinden im Deutschen Reich vorhandenen, im Ertrag stehenden 13 490 ba Rebfläche einen Mosterfrag von 217 201 hl und einen Wert von 8 988 360 6 Die gesamten im Ertrag stehenden 120 207 ha deutschen Reblandes haben demnach im Jahre 1906 einen Mostertrag von 1635 727 hl mit einem Werte von 70 169 675 gebracht, also durchschnittlich 84 auf 1 ha. Im Vorjahre betrug bei etwas kleinerer Fläche (120 096 ha der Mostertrag 3 Sss 978 hl ö. einem Werte von 109 176 271 1 oder von durchschnittlich 909 auf 1 ha.

Ein Vergleich des Berichtsjahres mit den weiteren Vorjahren zeigt, daß seine Ernte sowohl an Menge als auch an Wert beträchtlich hinter dem Durchschnitt zurückbleibt. Unter den 11 Jahren, für die der Gesamt, wert der deutschen Mosternte bekannt ist, steht es mit 70,7 Mill. Mark an drittletzter Stelle. Der Durchschnitt der 10 früheren Jahre belrug 97,8 Milllonen Mack. Unter den 26 Jahren, für die der Gesamt; mengenertrag der deutschen Mosternte bekannt ist, weisen nur fünf einen niedrigeren Ertrag als das Berichtsjahr auf; es steht mit seinem Ertrag von 1,636 Millton Hektoliter bei weitem unter dem Durch⸗ schnittsertrag der früheren 25 Jahre: 2.635 Millionen Hektoliter.

Zur Arbeiterbewegung.

In Kiel sind, wie die „Köln. Ztg. erfährt, das Maschinen⸗ per fonal und die Platzarbeiter der . Blauen Dam pfer⸗ linien, die den Verkehr jwischen Kiel und den am jenseitigen Ufer des Kriegshafens liegenden Ortschaften Wellingdorf, Neumühlen und Dietrichsdorf vermittelt, in den Autstand getreten. Die Reederei 6 die geforderten Lohnerhöhungen ab und hat den Betrieb ein⸗ estellt. ; In Crefeld sind nach demselben Blatte gestern die An strescher des christlichen Verbandes nach vieriehntägiger Kündizung in den Autstand getreten. Vie übrigen haben ohne Kündigung die Arbeit schon früher niedergelegt.

Verhandlungen zwischen der Schneiderinnung und den Ver⸗ tretern der Herrenmaßschneider in Barmen haben, 8 „Köln. Itg. zufolge, zu einer Einigung geführt. Die Lohnfrag f infolgedessen für Barmen für die a fle zwei Jahre in friedlicher Weise geregelt worden. ; ,

In Hanau haben, wie dasselbe Blatt mitteilt, die in e Lobhndewegung befindlichen Bäcker beschloffen, das Gewerbegericht a Einigungs amt anzurufen. .

Aus Genf wird dem W. T. B.“ telegraphiert: In . zahlreich besuchten Versammlung von Deleglerten der hiesig

ewerkschaften wurde gestern abend mit 186 gegen 79 Stimmen

Safe, beute früh den allgemeinen Ausstand zu beginnen. Die

Behört en treffen entsprechende Maßnahmen. Der gestrige Abend ist

hig verlaufen.

Kunst und Wissenschaft.

A F. Wie der Vorsitzende der am letzten Sonnabend abgehaltenen ordentlichen Monatssitzung der Berliner Anthropolgischen Hefellschaft, Profeßor Karl von den Steinen, vor Gintritt n die Tagesordnung mitteilte, sind der Gesellschaft aus dem Nachlaß des Geheimen Medizinalrats Dr. Götz in Neustrelitz 1000 0 über⸗ wlesen worden. Der Jahreszuschuß des Kultusministerii wurde aufs neue in Höhe von 1500 M bewilligt. Professor Dr. Hermann glaats wird Anfangs April von selner australischen Forschungsreise in Deutschland zurückerwartet. Interessante Nachrichten kon men von zwe Sesten aus Zentralamerika: Professor Seler und seine Gattin haben in Jucatan einen großen eingestürzten Inschriftentempel aufgefunden und sind z. 3. in Tustla östlich von Bera Cruz mit dem Suchen von Tonaltertümern beschäftigt, während es Dr. Preuß gelungen ist, bei den mexilanischen Stämmen der Gora und der Uitzolles in der Sierra Madre phonographische Aufnahmen von Kultgesängen in großer Zahl su machen. Solche Gesänge pflegen noch heute bei der Feier der Regen und Jagdfeste vorgetragen zu werden. Sehr verlsckend er⸗ scheinen die vorliegenden Einladungen zur Naturforscherversammlung, die vom 15 bis 21. September in Dresden tagen wird, und zu dem für den 13.—18. August nach Autun im Departement Saone et Loire berufenen Congrès préhistorique de France, von dem aus unter

ührung des Herrn Carteillae die mit den bekannten vorgeschichtlichen . versehenen Höhlen bei Toulouse besucht werden sollen.

Den ersten Vortrag des Abends hielt Dr. Brandenburg über seine neuesten Untersuchungen der Felsengrotten Phrygiens. Etwa 60. km westlich von Eskischehir fand Dr. B. im letzten Sommer im vulkanischen Tuffstein eine Grotte, bestehend aus jwei miteinander zusammenhängenden Räumen, und in einem derselben vier aus dem Felsen herausgearbeitete Sitze und einen desgleichen Thronsitz, außerdem eine Anzahl kleinerer Nischen, sowie eine 60 55 em lange stelnerne Handmühle. Die gänzliche Abwesenheit des Kreuzsymbols schließt die Annahme aus, diese Grotte könne als byzantinische Kapelle angelegt worden sein. Alles deutet vielmehr darauf hin, daß hier in vorchristlicher Zeit eine Kultstätte war. Auch 100 km westlich von Cékischehir fand Dr. B. hoch im Felsgebirge angelegt eine Grotte, die wohl als Zufluchtestätte Verwendung gefunden haben mag, worauf das Vorhandensein eines wahrscheinlich als Stall benutzten Raumes hinzudeuten scheint. In der Nähe lag das alte Cordium. In einer kleinen Befestigung bei Magnesia glaubte . die Stammburg der Tantaliden zu erblicken. Tat⸗ sächlich ist dieser Punkt ein ausgezeichneter Beobachtungsposten; denn man übersieht von hier aus, über Sardes hinwegschauend, die Ebene bis zum Meere; aber der Ausstieg ist so beschwerlich, daß die Humannsche Annahme doch wohl fehlgeht. Der Punkt hatte einst den Namen »der Thron des Pelops'. Der Vortragende jeigte die von ihm be⸗ schriebenen Oertlichkeiten auch in Lichtbildern und schloß daran mehrere Aufnahme phrygischer Skulpturen, wie der sogenannten Niobe“ von Sipylos bei Smyrna und den 20 kin von diesem Bildwerk entfernten sogenannten „Sesostris“, die lange Zeit als von griechischem Ursprung angesehen worden sind, von denen jetzt aus bestimmten überzeugenden Merkmalen aber angenommen wird, daß sie von den Hethitern her⸗ rühren. Dr. Brandenburg stellte schließlich weitere Mitteilungen in Aussicht, die sich auf Entdeckungen auf dem Boden des Phrygien benachbarten Paphlagonien beztehen werden. Es berichteten hierauf Rechtsanwalt Dr. Fa vreau - Neuhaldensleben und der Göttinger Geologe Dr. Windhausen über ihre Ausgrabungen in der Einhornhöhle bei Scharzfeld im Harz. Die Höhle st schon Ende des 17. Jahrhunderts durchsucht worden; Leibniz hat sie besucht und darüber berichtet, Rudolf Virchow hat 1872, Struckmann in den 80 er Jahren, von Alten zwischen 1889 und 1893 dort gegraben. Jetzt unterstützt die Rudolf Virchow⸗ , on erg, Grabungen, nachdem Favreau 1903 paläolithische und neolithische Spuren aufgefunden. Die Ausgrabungen sind infolge der großen, erst herauszuschaffenden Schuttmassen recht beschwerlich. Man hat sich zum Hineintreiben eines Stollens und zur Anlage einer Feldbahn ent⸗

schlleßen muͤssen. Die Höhle wurde genau ausgemessen, ihre Wände durch der Scheinwerfer abgeleuchtet, sichere Spuren des diluvialen Menschen,

nach denen man fahndet, sind bisher aber noch nicht entdeckt worden; doch wird die Hoffnung, auf solche zu stoßen, nicht aufgegeben. Die in der Luftlinie 220 m lange Höhle ist durch Auswaschung entstanden. Einstweilen bietet . viel Interesse durch die Inschriften an den Wänden der Leibnihallen, des ‚Bärenganges“, des Schillersaales“. Solche Inschriften tragen die Jahreszahlen 1558, 1632, 1684 Petter Jegeri. Im weißen Saal“ begegnet man dem Zirkel einer Göttinger Studentenverbindung aus dem 18. Jahrhundert.

Es ist jetzt gelungen, auch einen zweiten Eingang der Höhle zu finden. Warum die Höhle „Einhornhöhle“ heißt? Weil sie vor

200 und 300 Jahren außer von Schatzgräbern auch nach dem als Arzneimittel berufenen „Unicornu fossile“, dem fabelhaften Einhorn

durchsucht worden ist. Die Schichtung des Höhlenbodens zeigt zunächst helle, keine Einlagerungen enthaltende Lehmschichten, darunter durch

organische Stoffzersetzungen dunkler gefärbte Lehmschichten, tausende

von Knochen angeschwemmtes Material enthaltend. Die nächstfolgende tiefere Schicht besteht aus Kies, entstanden aus

dem teilweisen, aus irgend welchen Gründen erfolgten Ein⸗ sturz der Höhlendecke. Diese Schicht hat das bei ihrer Ent⸗ stehung am Höhlenboden schon vorhandene Material heruntergedrückt, unter ihr wird in Lehm und Schotter der Fauna der Taubach und Carpinaz begegnet. Dieser Umstand bestärkt die Hoffnung, auch noch sichere Spuren des diluvialen Menschen zu finden; denn offenbar ist die Höhle stark bewohnt gewesen. Den Beweis liefern die hier gefundenen

Knochen, an denen zum Teil auch Feuereinwirkungen sichtbar sind. ,,

Feuerstelnwerkzeuge haben sich dagegen nicht gefunden. Da der nächste Feuerstein erst in der Entfernung von 60 km von Scharifeld gefunden worden ist, können sehr wohl die Kiefern des Höhlenbären als Werk— seuge benutzt worden sein. Röhrenknochen von Tieren, auch solche in serschlagenem Zustande finden sich häufig, während Rumpfknochen sehlen. Einzelne Knochen jeigen Striche, die kaum vom Benagen durch Tiere herrühren können. Wahrscheinlich hat die Höhle jedoch nur vorübergehend dem Menschen als Wohnstätte gedient. Jedenfalls

weilen die geologischen, von denen Dr. Windbausen berichtete: Die auf

einer Wasserschelde gelegene Höhle ist zweifellos in der Diluvialieit

entstanden und hängt mit der Vergletscherung des Harzes zu⸗ sammen. Ein Gletscher hat das Wasser der Oder (auf

dem Brockenfelde entspringendes Flüßchen) aufgestaut, dann

haben sich Schotter auf beiden Seiten der Oder, abgelagert; in der böhle begegnen wir solchen von 2, 5 bis 3m Mächtigkeit. Nach dem

Ubschmelsen desãz Gleischerg fetzte die Oder ihre Erosionsarbeit fort,

und für eine lange Zeit war die Höhle vom Wasser durchströmt. Sie wurde abgelöst durch eine Ruhezei ohne Tierreste bezeichnet wird. Die Veckeneinsturze, deren oben gedacht

ist, verschütteten den alten Eingang, die Höhle wurde dadurch trocken

und etwa zur neolithischen Zeit bestedlungsfähig. In der sich an⸗ hließenden Digkufsion wurden, durch Dr. Wiegers besonders, mehrere

Widersprüche gegen die mitgeteilte Erklärung laut, doch mit Erfolg

don Dr. Favreau und Professor Hans Virchow bekämpft.

nit dem 1906 verstor

wieder:

hein Bilder und Blldchen, wie man sie dies feitz der Grenze ebenso ge

t, die von hellen Lehmschichten

diegen und langweilig hervorbringt. Nach diesem Purgatorium im Vorrgume erfreut sich, waz kein Griesgram ist, an der Ausgelassen« heit Ernst Stern scher Kunst. Stern ist besonders durch seine Mit. arbeit an einer Berliner humoristischen Wochenschrift bekannt ge— worden; vorher wirkte er in München. Seiner graziösen und etwas lasterhaften Kunst fehlt das Pathos, das, so fremindartig es sich anhören mag, noch allen wahrhaft großen Karitaturisten, von Hogarth und Daumier bis Forain und Heine, anhaftet. Stern erscheint die Welt als Schaubühne, die Landschaft als Kulisse, der Mensch als Possen⸗ reißer. Ganz besonderg gelingen ihm drollige Typen aus der Welt der Literaturboh me und deg Tingeltangels. Soll man es tadeln, daß seine Linienführung manieriert erscheint und die Ausführung feiner

eichnungen und Aquarelle kaum über das Skizzenhafte hinausgeht?

ielleicht steckt gerade in diesen Mängeln“ sein Perfönlichstes, und alles in allem, darf man sich nur freuen, daß dleser Zeichner der immer noch nicht sehr hochstehenden Berliner Karikatur einen Weg ins Künstlerische weist.

Emil Orlik gehört gleichfalls zu den Eingewanderten. Aus Prag gebürtig, wirkt er seit einiger Zeit an der mit dem Königlichen Kunstgewerbemuseum verbundenen Unterrichtsanstalt. Vielleicht nicht der stärkste, ist er gewiß der geschmackvollste unter den deutschen Stilisten. Den Graphiker Orlik konnte man bereits bei anderen Ge⸗ legenheiten als sehr ar fe ren und vielseitigen Künstler kennen lernen; jetzt bietet sich Anlaß, den Maler in ihm zu würdigen. Schon gegenständlich sind seine Bilder reizvoll und fesselnd, denn Orlik ist einer der wenigen unter den jüngeren Berlinern, i Skizzenbuch noch von anderen Eindrücken als den Dünen von Scheveningen und den Fischerbooten Warnemündes zu erzählen weiß. Er sah Indien und Amerika, China und Japan, verschmähte aber auch nicht die landschaftlichen Reize seiner böhmischen Heimat und des deutschen Hochgeblrget. Dabei verfällt er niemals ins Vedutenhafte, sondern weiß stets in unaufdringlicher Stilisierung den Kern, man möchte sagen das Seelische einer Landschaft, zu geben. Den etwas zu bunten und schweren Oelbildern, die übrigens in der Minderheit sind, wird man die Gemälde in Wasserfarben und Pastell vorziehen müssen. Unter ihnen sind die Alpenlandschaften besonders anziehend; sie haben einen Zug der Größe, gesteigert durch den Verzicht auf alle Staffage. Wie prächtig hebt sich auf dem Bilde der Dachstein' das krause Astgewirr der Bäume gegen den silbrigen Himmel ab, zu dem der Blick über moosige eb g. und Wurzelwerk geleitet wird! Dabei ist es ungemein charakteristisch für die dekorative Art Orliks, die so viel Gewinn aus dem Studium japanischer Farbenholzschnitte zog, . die Luft mit wirklicher Silberfarbe unterlegt ist. Die Figurenbilder sind meistens Erinnerungen an die Asienreise. Geishas, eine Japanerin im Winterkleid, chinesische Kinderfrauen an Bord eines Asiendampfers, eine Buddhastatue im Park, das sind Vorwürfe, denen O. mit immer gleichem, fast allzu diskretem Geschmack große Reije 9 in der Farbe abzugewinnen weiß. Auf die sehr dekorativen Rahmungen einzelner Bilder, zweifellos nach Orliks eigenem Ent⸗ wurf, möchte ich nicht verfehlen, aufmerksam zu machen; sie gehören mit zum Bilde dieses Künstlers, den feinfühliger Takt und Anpassungs⸗ fähigkeit an die besondere Aufgabe zum Vorbilde unserer Kunst— gewerbler machen sollten.

Das Beste sei zum Schlusse aufgespart. Die löbliche Gewohnheit des Salons, von Zeit zu Zeit auch Meisterwerke der Alten zu zeigen, führte diesmal zu einer Ausstellung altenglischer Malerei. Nachdem vor kurzem im Kaiser Friedrich⸗Museum diese durch und durch nationale Kunst durch wertvolle Ankäufe und Geschenke zur Bedeutung einer selbständigen Abteilung gelangte, werden diese immerhin seltenen if doppelt interessieren. Von den großen , . Reynolds und Gainsborough aller⸗ dings nicht ganz würdig, charakteristischer schon Romney, Hoppner und Lawrence vertreten. Dem Schotten Sir Henry Raeburn (1756 bis 1823) begegnet man auf dem Festland nicht gerade häufig, und doch ist gerade er jetzt mit Recht besonders geschätzt. Das große Gruppenporträt des James Harrower mit Frau und Sohn steht malerisch nicht ganz auf der Höhe seiner besten Sachen, aber wie ein⸗ dringlich und vor allem unaufdringlich ist die Charakteristik dieser drei auf einer Gartenbank nebeneinander sitzenden Personen! Eg ist nichts von Pose in ihnen: dieser Vater zeigte gewiß auch im Leben so viel ernste Würde und strenge Haltung, seine Frau erscheint etwas phleg⸗ matisch, aber wohlwollend, und der kaum dem Knabenalter entwachsene Sohn mit dem Buche in der Hand hat gewiß aus der Lektüre von Raeburns gutem Freunde Walter Scott jenen Hang zur romantischen Schwärmerei geschöpft, der seinen Gesichtszügen deutlich aufgedrückt ist. Doch sind es die Landschafter, nicht die Porträtisten, die dieser Aus— stellung ihre Bedeutung geben. Noch niemals sah man in Berlin so zahlreiche Werke des großen Pfadfinders John Constable (1776 bis 1837) vereinigt. Die Bedeutung des herrlichen Meisters auch für die Kunst unserer Zeit macht es notwendig, später noch einmal kurz auf diese Vorführung zurückzukommen. Dr. CG.-B.

Die Galerie Edugrd Schulte bleibt am Karfreitag und ersten Osterfeiertag geschlossen, am Ostermontag ist die Ausstellung von 10—2 Uhr geöffnet.

Das älteste Römerlager bei Tanten am Niederrhein (Castra Vetera) ist durch den Leiter des rheinischen Provinzialmuseums in Bonn, Professor Lehner, aufgefunden und in einigen Teilen bereits freigelegt worden. Die Ausgrabung, die auf der köchften Erhebung des Fürstenberges begonnen wurde, führte schon nach wenigen Durch—

stichen zur Aufdeckung einer römischen Befestigungslinie. Es waren,

wie der ‚Voss. Ztg.“ mitgeteilt wird, Doppelpalisaden, deren Reihen

etwa 3 m von einander entfernt lagen, dicht vor der vorderen

Pfahlreihe aber befand sich ein breiter und tiefer Spitzgraben, der dann noch durch einen anderen, vorgelagerten Graben geschützt und

an den meisten Stellen sich über die ältere Grabenanlage eine jüngere, anders laufende und hergestellte Linie gelegt hatte, auch bot das Gelände Schwierigkeiten. Aber weiter fand man im Innern des

alten Grabens zahlreiche Reste von Wohngruben, deren Ausdehnung

sich noch gar nicht erkennen ließ. Die darin gefundenen Gegen⸗ stände, Topfreste, Münzen und anderes, wiesen deutlich auf die Augusteische Zeit, ganz besonders die arretinische Keramik, die so

bedeutender dals diese bieherigen prählstorischen Cigebnisfe find einst. charakteristisch für die. Anlagen der ältesten Katserzeit ist. Und nicht

nur diese Ueberbleibsel, sondern auch die Art der Befestigung sprechen für die frühe Zeit, haben doch die römischen Lager bei Haltern an der Lippe ganz Aehnliches geliefert. Die Wohngruben zeigen zahlreiche Brandspuren. Hier hatte also das Feuer sein ,,, getan, ähnlich wie bei Haltern, und der spätere Graben zeigt die bei dem Wiederaufbau gewählte Linie. Die Ausgrabungen sollen mit Eifer und umfassend fortgesetzt werden, um sie zu demselben schönen Abschluß zu führen, den die Aufdeckung des großen römischen Standlagers bei Neuß jüngst gefunden hat.

Der Komet 1905 1I7V (1906) ist, nach dem . B. T.“, auf der Königstuhlsternwarte bei Heidelberg im Sternbilde der Wage wiedergefunden worden. Zum ersten Male entdeckt wurde er am 3. März 1906 als ein zarter Nebel der elften Größenklasse. Es gelang Prof. Wolf in Heidelberg, die Spur de Gestirns auf einer am 14. Januar 19605 aufgenommenen Platte aufzufinden, und jetzt,

mehr als zwei Jahre nach dieser ö ist man des Kometen

Was den , , ,, von Paul Cassirer bewogen hat, uns enen Ferdinand Chaigneau, einem Nach⸗ lügler der Meister von Barbizon, bekannt zu machen, ist nicht recht assichtlich. In den vierzehn ausgestellten Bildern kehrt derfelbe Vor⸗ wurf, in, , das Lieblingsmotiv dieses Malers, dreizehnmal h Schafe nach dem Gewitter, Schafe an der Tränke, Schafe in r Dämmerung, Schafe bei Sonnenuntergang, Schafe im Mond = Ganz liebevoll, aber doch auch unpersönlich durchgeführte

noch einmal habhast geworden. Er hat sich in der Zwischenzeit vom Stier bis zur Wage scheinbar weiterbewegt. Daß ein Komet mehr als zwei Jahre hindurch beobachtet werden kann, ist in der Ge— schichte der rasch vorübergehenden Kometenerscheinungen äußerst selten. Allerdings gilt diese lange Sichtbarkeit nur für die photographische Platte, denn der Komet hat bereits bis zur 14. Größe abgenommen, und selbst die größten Riesenfernrohre der Neuzeit würden kaum auk— reichen, ihn wahrzunehmen.

Banwesen.

Im Architektenverein machte am 25. März der Re⸗ gierungsbaumeister und Privatdozent Zeller aus Darmstadt Mit teilungen über die Gefährdung und Erhaltung geschicht⸗ licher Bauten. Der Vortragende führte aus, daß die Erhaltung namentlich unserer historischen Bauten eine stete Sorge der mit ihr beauftragten Verbände, Verwaltungen, wie der Besitzer bilde. Die Gefahr für diese Bauwerke liege namentlich im schroffen Gegensatz von Frost und Hitze, der den ohnehin schon durch ihr Alter und die Minder wertigkeit der Konstruktion gefährdeten Bauwerken hart zusetzt. Der Vortragende hat die un ih; Gesichtspunkte in einer Sonderschrift: Gefährdung und Erhaltung geschichtlicher Bauten (Wiesbaden 06. Kreidels Verlag) zusammengefaßt. Das Wesentlichste sei hier an. geführt. Bei bewohnbaren Bauten hilft als Erhaltungsmaßregel namentlich eine, wenn auch in größeren Zeitabschnitten vorgenommene Durchheijzung, die in Verbindung mit Luftzug geeignet ist, Feuchtigkeit und Moder stark zurückjudrängen, namentlich aber auch das Ver schimmeln der Wände bei feuchter Umgebung zu verhindern. Dadurch hält auch Holz, Stuck usw. besser, well die Unterlagen, Jute, Rohr ꝛc. sich nicht jersetzen oder Rost die Nägel und Eisen⸗ teile zerstört oder Schwamm auftritt. Schwieriger ist die Unter⸗ haltung unbewohnter Bauten oder Räume. Angezeigt ist hier häufiges Lüften und Durchbeizen, Vorsorge für gute Entwässerung, stets dichte und gut gelüftete Dächer, damit keine Balken faulen oder Wasser in die Wände dringt; sorgfältige Unterhaltung und Erneuerung auch der geringsten Schäden, namentlich am Putze, der oft sehr ver⸗ nachlässigt wird und hinter dem in Hohlräumen Wasser viel Unheil anrichten kann. Freilegen von Fachwerken sei deshalb stets warm empfohlen. Gegen Zerfall der Ruinen helfen nur durchgreifende Mittel. Alle Abdeckungen, Zement, Asphalt, Blei und sonstige Hilfs⸗ mittel haben hier versagt. Schutz vor Wasser und Frost können allein . Eingriffe bieten. Hierzu dienen: Schutzdächer, sei es nur

otdächer oder Ergänzungen der ursprünglichen Anlage, gute Ent⸗ wässerungen des Terrains, Schluß der Oeffnungen (Fenster und Türen); falls zerfrierbare Reste, wie Stuck, feine poröse Sandstein⸗ skulpturen usw. zu schützen sind, Verankerung der Wände durch Ein⸗ ziehen der alten Balkenlagen, event. auch, wenn es besonders wert⸗ volle Objekte sind, Ausbau und Anlage von zuverlässigen Heizungen. Pflanzenwuchs ist zwar hübsch, aber für die Bauten gefährlich. Er wirkt desto schlimmer, je feiner und wasserführender das Bau⸗ material (Sandstein z. B.) ist, während Eruptivgesteine, wie Basalte, Granit, Porphyr, Malaphyr, harte Kalk- oder Kohlen— sandsteine weniger leiden. Aber auch hier müssen die Mörtel⸗ fugen dicht sein, da sonst die zerstörende Arbeit der Pflanzen wurzel, namentlich der Moose, Wasserzutritt in die Fugen vermittelt und diese auffrieren. Deshalb ist Efeu auch gefährlich, weil er das Austrocknen erschwert, die Mauer länger naß hält, der Frost daher länger wirkt. Auch dringen seine Haftwurzeln in offene Fugen ein und üben, er— starkt, Sprengwirkungen aus. Nur im Winter sich entlaubende Schlinggewächse sollten deshalb bei wertvollen Bauten als Wand schmuck geduldet werden.

Verkehrs anstalten.

Die am 28. d. M. Vormittags in Berlin fällige Post aus England ist ausgeblieben. Grund: Zugverspätung.

Die Gütergnnahme für die Oderbergerbahn nach und über Kaschau hinaus ist, W. T. B.“ zufolge, in vollem Umfange wieder aufgenommen worden.

Post und Telegraphie in Hamburg.

Für eine Würdigung der Verkehrsbedeutung Hamburgs gibt ein Ueberblick über den Post⸗ und Telegraphenverkehr dieseg größten deutschen Seehandelsplatzes interessante Handhaben.

In dem letzten Jahre, für das die große Reichsstatistik abge= schlossen vorliegt, nämlich in 1905, hat in Hamburg die Zahl der auf⸗ , Briefsendungen (Briefe, Postkarten, Drucksachen, Ge—⸗ chäftspapiere und Warenproben) 214 229 500 betragen, während an solchen Sendungen 157 937 300 eingegangen sind. Es entfallen mithin auf den Kopf der Bevölkerung etwa 270 eingelieferte und 198 von auswärts eingetroffene Briefpostsachen, während im ganzen deutschen Reichspostgebiet auf den Kopf der Bevölkerung nur etwa 56 aufgelieferte Briefe und Postkarten sowie 50 Drucksachen entfallen.

Auch der Postpaketverkehr Hamburgs zeigt einen bemerkeng—⸗ werten Umfang. Es sind 47653 386 Pakete aufgeliefert worden und 4 241 624 eingegangen; es entfallen also auf den Kopf der Bevölkerung etwa 11 aufgelieferte und eingegangene gewöhnliche Pakete, womit der Durchschnitt im übrigen Reich ganz erheblich überschritten wird.

Der Postanweisungsverkehr hat eine besondere Höhe erreicht; es sind 193 798 681 eingejahlt und 280 140 271 S aut gezahlt worden. Der bedeutend größere Betrag der Auszahlungen gründet sich darauf, daß zahlreiche Warensendungen von Hamburg aus in die Provinz gehen, wofür der Betrag mittels Postanweisung ein⸗ gesandt zu werden pflegt.

Einen stattlichen Umfang zeigt die Zeitungsbestellung in Hamburg; denn es sind im Postzeitungsabonnement nicht weniger als 15 665 776 Exemplare abgesetzt worden.

In bezug auf den Telegrammverkehr bleibt Hamburg nur hinter Berlin zurück. Es sind im Jahre 1905 insgesamt 2748 060 Telegramme eingeliefert worden und 2736 249 Telegramme von aus wärts eingegangen, sodaß auf den Kopf der Bivölkerung etwa Telegramme kommen, während für das ganze Reich auf den Kopf noch nicht ganz 1 Stück entfällt. Es zeigt sich in diesen Ziffern, wie sehr es dem Handel und der Schiffahrt auf schnellen Nachrichten— verkehr ankommt. Auch im über feeischen Nachrichtenaustausch hat sich Hamburg des Telegramms in weitestem Umfange bedient. Nach- dem auf Veranlassung der Reichstelegraphenverwaltung im Jahre 1900 das erste und 18964 das zweite deutsche direkte Kabel von Emden über die Azoren nach New Pork gelegt worden ist, hat sich die Handeltwelt besonders diesen Kabeln zugewendet. Im Jahre 1901 sind 343 292 Telegramme mit 3 070 674 Wörtern auf den deutschen Kabeln befördert worden, im Jahre 1905 bereits 543 711 Telegramme mit 4 3893 594 Wörtern. An diesem Verkehr ist Hamburg in hohem . ö 3 .

as Hamburger Fernsprechwesen entwickelt sich ungeheuer schnell. Die Anzahl der Fernsprechstellen hat sich von 19 506 im Jahre 1900 auf 32 000 Fernsprechstellen im Jahre 1905 vermehrt und ist seitdem noch beträchtlich gewachsen. Die vermittelten Gespräche haben im letzten Jahre (1905) die ungeheuere Zahl von 99 060 00 erreicht. Auch die Rohrpostanlage in Hamburg ist nach Berlin die bedeutendste und umfangreichste. Sie dient zur Beschleunigung der Telegrammvermittlung zwischen dem Hauptamt und den Zweig stellen und umfaßt eine Maschinenanstalt und acht Telegramm anstalten; die Rohrleitungen haben eine Länge von 11 km.

Theater und Musik.

Schillertheater O. (Wallnertheater).

Traum ulus“, das bekannte Schauspiel von Arno Holz und Oskar Ferschke, ist nun aus dem Lessingtheater in das Schiller⸗ theater übergesiedelt, dessen Publikum der Handlung des Gymnasiasten stücks aufmerksam folgte. Die Aufführung war nicht so gut abge rundet, wie sonst im Schillertheater, insonderheit befremdete die Leistung Frieda Brocks in der Rolle der Schauspielerin Lydia, die sie zu einer höchst unsympathischen alternden Kokette stempelte. Bei dieser Auffassung, für die man gleichviel, ob sie sie empfabl oder nur duldete die Regie verantwortlich machen muß, war der Einfluß, den Lydia auf den Professor und vor allem auf den jungen Zedlitz ausüben soll, schlechterdings nicht zu begreifen. Von diesem Mißgriff abgeseben, gab es aber sehr Tüchtiges. Den Charakter des weltfremden Schul

manns zeichnete Herr Rolan mit feinen, weichen Linien, und in wirk- samem Gegensatz zu ihm stand der zielbewußte Landrat des Derrn Otto. Zu übertrieben erschienen dagegen Herr Hermann als Assessor und

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