1907 / 120 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 21 May 1907 18:00:01 GMT) scan diff

bei den Bauabteilungen die Regierungssekretäre Friedrich Genrich, Max Aßmann und Ernst Kärger zu Geheimen expedierenden Sekretären und Kalkulatoren ernannt worben.

Ferner sind ernannt worden bei den Eisenbahnabteilungen der Eisenbahnbureauassistent Max Hartmann zum Geheimen Kanzleisekretär und der technische r d nm , Ernst Lipprandt zum Zeichner (technischen Bureau⸗ assistenten), bei den Bauabteilungen die Hilfszeichner Gustav Torau und Albert Koban zu Zeichnern (iechnischen Bureau⸗— assistenten).

Ministerium für Landwirtschaft, Do mänen und Forsten.

Die Ober försterstelle Trittau im Regierungsbezirk Schleswig ist zum 1. Juli 1907 zu besetzen. Bewerbuͤngen müssen bis zum 25. Mai d. J. eingehen.

Die Oberförsterstelle Hachenb urg im Regierungs⸗ 53 Wieshaden, die mit der bisherigen e,, der Oberförsterei Kroppach ausgestattet werden oll,

1. August 1907 zu besetzen. 10. Juni eingehen.

ist zum Bewerbungen müssen bis zum

e Ban hi in a chu ng.

. Dem Steiger Heinrich Herold, früher zu Aßmanns— hausen, jetzt zu Prinzenstein bei St. Goar wohnhaft, ist der ihm von mir unterm 24. November 1906 unter dem Vor— behalte jederzeitigen Widerrufs auf die Dauer eines Jahres erteilte Erlaubnisschein zum Besitze und zur Verwendung von Dynamit in der Grube Walpurgis bei Aßmannshausen ab⸗ handen gekommen. Er gibt an, daß ihm der Schein auf einer Reise durch die Eifel über Wetzlar und Frankfurt aus seinem verschlossenen Koffer entwendet worden sel. Ich erkläre diesen Erlaubnisschein hiermit für ungültig. Rüdesheim, den 15. Mai 190. Der Königliche Landrat. Wagner.

Angekommen:

Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister für Handel und Gewerbe Delbrück, von einer Dienstreise.

Aichtamtliches

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 21. Mai.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterle Grafen von e, er, des Chefs des Marinekabinetts, Kontreadmirals von Müller, des Chefs des Generalstabs der Armee, Generals der Infanterie von Moltke und des Chefs des Admiralstabs der Marine, Admirals Büchsel entgegen.

Am 16. d. M. ist der vortragende Rat in der Wasser⸗ bauabteilung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, Ge⸗ heime Oberbaurat Anderson nach längerem Krankenlager im 62. Lebensjahre verstorben.

Max Anderson, geboren am 8. April 1846, widmete sich nach bestandenem Abiturientenexamen auf dem Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin dem Studium des Bau⸗ faches an der Bauakademie. Nachdem er die für den Staatsdienst vorgeschriebenen Prüfungen abgelegt hatte, war er als Baumeister zunächst fast 7 Jahre bei Hafenbauten in Neufahrwasser tätig. Im Februar 1885 wurde er zum Hafenbauinspektor in Kolbergermünde, im Jahre 1892 zum Regierungs- und Baurat befördert und zunächst der Regierung in Köslin, vom 1. Januar 1895 ab der Regie⸗ rung in Danzig als wasserbautechnisches Mitglied zu⸗ geteilt. Am 1. Juli 1898 als Hilfsarbeiter in das Mi⸗ nisterium der öffentlichen Arbeiten berufen, wurde er am 29. Dezember 1900 zum vortragenden Rat ernannt un) am 15. Juni 1904 zum Geheimen Oberbaurat im Ministerium der offentlichen Arbeiten befördert. Hier lag ihm insbesondere die Bearbeitung der wasserbautechnischen Angelegenheiten für die Provinzen Ost- und Westpreußen ob.

In allen seinen Stellungen hat er sich als ein besonders auf dem Gebiete des Seebaues hervoragend tüchtiger Ingenieur erwiesen, der mit praktischem Blick und sicherem Urteil seine reichen Erfahrungen auszunutzen verstand und mit hingebender Berufsfreudigkeit und rastlosem Eifer, die selbst bei schwerem körperlichen Leiden nicht erlahmten, eine erfolgreiche Wirksam⸗ keit entfaltet, die ihm ein ehrendes Andenken N16

Der Kaiserliche Botschafter in London, Wirkliche Geheime Nat Graf Wolff-Metternich ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die g ftr der Botschaft wieder übernommen.

Die Senatspräsidenten beim Reichsmilitärgericht, Professor Dr. Weiffenbach und Dr. Herz sind mit Urlaub abgereist.

Dem Oberregierungsrat Jürgensen in Oppeln ist die

Stelle als Oberregierungsrat bei dem Regierungspräsidenten

in Koblenz mit der Befugnis der Vertretung desselben in Ober⸗ aus der Gefahr, die ihn bedrohte, erfüllt und voll tiefer Entrüstung in Oppeln die Stelle des Ersten Oberregierungsrats bei dem Vertretung des⸗

und dem bisherigen Zweiten

Behinderungsfällen dem Regierungspräsidenten

regierungsrat bei Seler Regierungspräsidenten mit der Befugnis der selben in Behinderungsfällen übertragen worden.

Der Regierungsrat Dr. Bausch in Minden ist der König

der Regierungsrat Dr. über den Anschlag gegen den Kaiser nicht teilgenommen hatten,

um das Attentat nicht mißbilligen zu müssen.

lichen Regierung in Düsseldorf, Hassenstein von der Königlichen Regierung in Königsberg dem Königlichen Polizeipräsidium daselbst, der Regierungsassessor

Dr. von Martius in Liegnitz der Königlichen Regierung in g ö ; ber Sitzung, in dem zwei Interpellatignen besprochen wurden,

, n, der Regierungsassessor Dr. Weyermann in

Halle a.

und bis jttzt

l der Königlichen Regierung in Minden und der Negierungsassessor Freiherr zu Inn⸗- und Knyphausen!

vom Königlichen Polizeipräsidium in Königsberg dem König⸗

lichen e ri m daselbst zur weiteren dienstlichen Ver⸗ wendung überwiesen worben. ö 1 Dem Reglerungsassessor von Brünneck in Königsberg ist die ö Verwaltung des Landratsamts im Land⸗ lreise Königsberg, Reglerungsbezirk . und dem Regierunggassessor Dr ern in . die kommissarische Verwaltung des Landratsamts im Kreise Ruppin, Regierungs⸗ bezirk Potsdam, übertragen worden.

Der lch er e fg fer Dr. Simons aus Königsberg ist dem Landrat des Kreises , der Regierungsassessor Eschenbach aus Gumbinnen dem Landrat des Kreises Schmeidnitz und der Regierungsassessor Dr. Banke aus Breslau dem Landrat des Kreises Düren zur Hilfeleistung in den landrätlichen Geschäften zugeteilt worden.

Die Regierunmerkferendare Ulrici aus Posen, von Magdeburg aus iotsdam und Brauweiler aus Trier haben die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungs⸗ dienst bestanden.

Laut Meldung des ,‚W. T. B.“ ist der heimkehrende Transport der von S. M. S. „Condor“ abgelösten Besatzung mit dem Reichspostdampfer erk am 17. Mai in Aden eingetroffen und hat an demselben Tage die Reise über Suez nach Port Said forigesetzt.

S. MJ . Bismarck“ ist am 17. Mai in n, eingetroffen und geht heute von dort nach Tsingtau in See.

Potsdam, 21. Mai. Seine Majestät der Kaiser und König empfing gestern, ‚W. T. B.“ il ge anläßlich des vorgestrigen Geburtstages Seiner Mafestät des Kaisers von Rußland den russischen Botschafter Grafen von der Osten⸗Sacken und die Mitglieder der russischen Bot⸗ schaft in den Räumen Friedrichs des Großen im Neuen Palais und wohnte dann mit Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin, den hier anwesenden Prinzen und dem gesamten Hof dem Stiftungsfeste des Lehrinfanteriebataillons (dem sogenannten Schrippenfest) bei.

Großbritannien und Irland.

Ueber die auf der Kolonialkonferenz aufgeworfene und von der Torypartei und ihrer Presse Tag für Tag wieder vor⸗ gebrachte Forderung der Vorzugsbehandlung der Kolonien hat sich der Parlamentsuntersekretär für die Kolonien Winston Churchill, vorgestern in Edinburg aus⸗ führlich geäußert und „W. T. B.“ zufolge erklärt, daß die liberale Regierung die Tür, die zu einer Besteuerung der Nahrungsmittel führe, fest verriegelt habe und sie nicht öffnen würde, solange Campbell⸗Bannerman Premierminister ne. Die Liberalen stäͤnd ff wie ein Jels zwischen den hart arbeitenden . des Volkes und allen denen, die von dem kärglichen Wochenverdienst der ärmeren Klassen noch einen kleinen schäbigen Profit herausschlagen wollten, und würden niemals auch nur einen Penny eines Vorzugszolls auf ein einziges Pfeffer⸗ korn zulassen. Am Schluß seiner Rede richtete er einen Appell an Lord Rosebery, sich mit den Liberalen zu vereinigen in dem großen Kampf mit den Lords über die Landfrage, dem man unabweisbar zutreibe.

Rußland.

In der gestrigen Sitzung der Reichsduma verlas der Präsident Golowin zunächst einen von Mitgliedern der Rechten eingebrachen Antrag, in dem an den Minister des Innern die Anfrage gerichtet wird, ob die Gerüchte von einem Komplott gegen den Kaiser auf Wahrheit beruhten und, wenn dies der Fall sei, ob der Minister der Duma Einzel⸗ heiten darüber mitteilen könne. Nach dem Bericht des W. T. B.“ machte der Ministerpräsident Stolypin folgende Mitteilungen:

Oblgeich die Interpellation nicht zu denjenigen geböre, welche die Regierung zu beantworten verpflichtet sei, wolle er doch mit Rücksicht auf die Gefühle, welche die Dumamitglieder bewegten, den amtlichen Bericht mitteilen, der durch die „St. Petersburger Telegraphen— Agentur“ veröffentlicht werden würde. Im Februar d. J. hätten die St. Petersburger Sicherheitsbehörden die Mitteilung erhalten, daß sich in St. Petersburg eine Gesellschaft ge⸗ bildet habe, die den Zweck habe, eine Reihe terroristischer Akte zur Ausführung zu bringen, um das bestehende Regime zu stürzen. Darauf sel eine lange Untersuchung eingeleitet, um die Mitteilung auf ihre Wahrheit hin ju prüfen, und es seien eine Reihe von Personen ausfindig gemacht, die als Mit⸗ glieder in diese Gesellschaft eingetreten seien oder geheime Beziehungen mit ihr unterhalten hätten. Die Mitglieder der Gesellschaft hätten sich in ihren Wohnungen, die sie stets mit großer Heimlichkeit gewechselt hätten, Bericht erstattet und in ihren Berichten und Briefen stets geheime Texte und Worte gebraucht. Am 15. April habe man 23 Personen, die dieler Gesell⸗ schaft angehörten, verhaftet und am 17. April habe der Sicherhelts— dienst der Staattsanwaltschaft die Gründe für die Verhaftung mitgeteiitt. Die Staatsaawaltschast habe an demselben Tage einen Untersuchungsrichter mit der weiteren Untersuchung der Angelegenheit beauftragt, die sofort begonnen habe ohne Unterbrechung fortgeführt sei. Durch die bisherige Untersuchung sei festgestellt, daß viele der verhafteten Personen in die Partei der Sozialrebolutionäre eingetreten seien, um einen Anschlag gegen den Katser ins Werk zu setzen und Gewalttaten gegen den Groß fürsten Nicolaus Nicolgze—⸗ witsch und den Ministerpräsidenten ju verüben. Die Mit- glleder der Vereinigung hätten versucht, in das Kaiserliche Palais ein⸗ zudringen, doch seien dlese Versuche nicht gelungen.

Nachdem Stolypin diese Mitteilung gemacht hatte, nahm die Duma einstimmig folgende Tagesordnung an:

Von lebhaster Freude über die glückliche Rettung des Kaisers

. den verbrecherischen Anschlag, geht die Duma zur Tagesordnung Uber. .

Nachdem die Beifallsbezeugungen sich gelegt hatten, be⸗ traten die D ,, und die Mitglieder der Arbeits⸗

partei den Saal, bie an der Besprechung der Jaterpellation

müs Dieses Ver⸗ halten der Sozialdemokraten und der Mitglieder der Arbeiter⸗ partei wirkte dußerst verschärfend auf den weiteren Verlauf

von denen“ die eine sich auf eine bei dem Dumamitgliede Ozol vorgenommene Haussuchung und die andere sich auf

ungesetzliche Handlungen bezog, die von der . verwaltung in AÄigach (Sibirien) gegen helft eng fan hn e , , h, e⸗ er nisterpräsiden olypin hält das Polijei in der Wohnung Ozols, die beständig zu gh eln . don Revolutionären benutzt worden sei, für gesetzlich und ill ft! Polizei werde bei ähnlichen Gelegenheiten sters fo verfahren 26 Justizminister wandte g sodann gegen die Uebertrelbungen hei *r il gk fäl in Agach. Verschiedene Redner der Linken ie, . ch über die ministerlellen Erklärungen lustig, worauf den lh Stachowitsch auf die Nutzlosigkeit von Interpeslationen hinwi ö wenn man den Worten der Minister keinen Glauben schenken af Die Duma nahm schließlich eine Tagesordnung an n der die Revision des Gefängniswesens gefordert wird . ging sodann zur Beratung der Agrarfrage über“ Ein

Antrag auf Schluß der Debatte wurde abgelehnt, dagegen ein

Antrag, die Debatte über die Agrarfrage noch in bieser G h Ende zu bringen, i . noch 50 . .

ednerliste stehen, angenommen. Gleichwohl war der Sitzung saal 10 Minuten später leer, sodaß der Praͤsident sich . zwungen sah, die Sitzung aufzuheben. ge W Der Reichsrat hat gestern abend eine außerordent⸗ liche Sitzung unter dem Vorsitz des Vizepräsidenten Gobulem abgehalten, der erklärte, der Reichsrat sei zusammengetreten um Kenntnis von einer Regierungserklärung üb ; vereitelte Attentat gegen den Kaiser zu nehmen Nachdem die Erklärung verlesen war, hielt Gobulem eine Rehe in der er, „W. T. B.“ zufolge, namens des Reichsrats seine Entrüstung über den Anschlag und seine Freude über dessen Mißlingen ausdrückte. Sodann beschloß der Reichsrat folgendes Telegramm an den Kaiser abzusenden:

Der Reichsrat hat Kenntnis genommen von der Reg erungt⸗

erklärung über den schändlichen Plan, der sich gegen die gehe

Person Eurer Majestät und gegen unsere Regterung richtete, . Eurer Majestät die Gefühle großer Freude, die ihn erfüllen, zu Füßen. Der Reichsrat ist bis in sein Innerstes empört über die Ausbreitung der Exjesse und Verbrechen, die nicht einmal vor einem Attentat gegen den Vertreter der Ehre und Größe Rußlands Halt machen. Ber

Ewige möge lange Jahre den Regenerator unseres teuren Vaterla bez

behüten.

Der Wortlaut des Telegramms wurde mit Hurrarufen

aufgenommen und die Mitglieder des Reichsrats sangen die Nationalhymne.

Der in St. Petersburg tagende

Glück vereitelt worden sei. eine Resolution, in der die tiefe Entrüstung über die politischen

Morde ausgesprochen wird und in der der Kongreß bedauert, daß die Reichsduma bisher kein Wort der Mißbilligung ge

funden habe.

Das „W. T. B.“ meldet ferner:

Der Betrag der am Freitag bei dem Postüberfall in Lod! geraubten Wechsel wird amtlich auf 288 0600 Rubel angegeben. Die

Postsäcke sind von der Polizei in einem Quartier, dessen Bewohner als politisch verdächtig bekannt sind, aufgeschnitten vorgefunden worden. Die Korrespondenz ist allem Anschein nach geöffnet und verbramt worden. Die Bewohner des Quarliers, die wahrscheinlich von ihren Genossen gewarnt worden waren, hatten vor Ankunft der Polizei das Weite gesucht.

In Odessa wurde gestern in der Nähe eines Polizéiburegus, eine Bombe geworfen, die mit furchtbarer Kraft explodierte. Ein Stadtteilsaufseher wurde dabei getötet und sein Gehilfe, ein Revier, aufseher, zwei Schutzleute und vier Vorübergehende wurden verwundet. Der Täter wurde verhaftet.

Unweit der Station Musawiowo brachten Räuber in der

Nacht zum Sonnabend einen Eisenbahnzug zum Stehen und ver—

fuchten, in den Waggon einzudringen, in dem einige Kassenboten der Bahn saßen, die zu Lohnzahlungen auf der Bahnlinie 206 00 Rubel mit sich führten. Zwischen den Räubern und den den Zug begleiten, den Soldaten kam es zu einem Feuergefecht, bei dem erstere schließlich

gejwungen wurden, die Flucht zu ergreifen.

Spanien.

Am Sonnabend hat die Taufe des Prinzen von Asturien nach dem festgesetzten Zeremoniell stattgefunden. Nach Beendigung der Taufzeremonie bekleidete der König

Alfons, „W. T. B.“ zufolge, den Täufling mit den Insignien

der Orden vom Goldenen Vließ, Karls IIf. und Isabellas der

Katholischen. Abends fand im Königlichen Schloß ein Fest mahl zu Ehren der zur Taufe in Madrid eingetroffenen . Personen statt,

1

im Namen des spanischen Volkes dankte, das mit ihm, dem

König, den hohen Wert und den Beweis der Zuneigung zu schätzen wisse, den die Souveräne dadurch gegeben haͤtten,

daß sie sich bei der Taufe des spanischen Thronfolgers hätten

vertreten lassen. Er trinke auf das Glück der vertretenen Souveräne und die Wohlfahrt ihrer Staaten.

von Connaught.

Der König hat ein Dekret unterzeichnet, das eine höhere Behörde für Produktion und Handel schafft Aufgabe dieser Behörde wird es, nach einer Meldung des „W. T. B.“, sein, die wirtschaftlichen und kaufmännischen Kräfte des Landes zu organisieren, die damit zusammen⸗ und die zu ihrer Ent⸗

hängenden Probleme zu studieren wicklung geeigneten Mittel vorzuschlagen.

Zur Instandsetzung der Arsenale und zur Schaffung einer für die Küstenverteidigung aus reichenden Flotte soll das Marinebudget nach einer Erkläi⸗ rung des Marineministers eine betrachtliche Erhöhung Es sollen zu diesem Zweck im laufenden Jahre 50 und in den folgenden Jahren 65 Millionen Pesetas aus. Das Arsenal von Ferrol soll zur Auf zur Auf⸗ Torpedobooten, das Arsenal von Cadix ebenfalls zur Aufnahme von kleineren Schiffen eingerichtet werden. Das Marinebudget sieht den Bau von drei Panzern von 15 000 t desselben Typs sowie von mehreren weniger großen Gefechtseinheiten und mehreren Unterseebooten vor. In der Hauptsache sollen die Bauten

erfahren.

geworfen werden. nahme der nahme von

größten, das von

t Carthagena kleineren Schiffen

und

von spanischen Firmen ausgeführt werden.

Wie der „Imparcial“ meldet, haben in Castellon Unruhen stattgefunden, bei denen von der Gendarmerie au

die Menge geschossen wurde. Türkei.

Es ist den türkischen Truppen, der „Frankfurter geitung den stärksten der Stützpunkte der

*

hifelge gelungen,

ul garischen Banden im Seegebiet Jenidze einn] nehmen. Die Bulgaren verloren dabei fünfzig Mann, mwelœ die Türken angeblich die Gefangenen niedermachten. I.

achten

über das

. ; Kongreß der

Partei der Oktobristen sprach gleichfals in seiner gestrigen Sitzung dem Kaiser die Ergebenheit sowie die Entrüästung äber den Anschlag aus, der geplant gewesen, aber zum Die Versammlung faßte ferner

bei dem der König einen Trink⸗ pruch ausbrachte, in dem er den anwesenden Fürstlichkeiten

d Namens der anwesenden Fürstlichen Personen erwiderte der Prinz Arthur

Türken hatten 7 Tote, 5 Schwer⸗ und eine Anzahl Leicht— ar Die Bulgaren drohen, alle griechischen und türkischen Dörfer im Bezirk Jenidze zu vernichten.

Bulgarien.

Nach einer Meldung des, Wiener Telegraphen⸗Korrespondenz⸗ hureaus“ hat eine vorgestern in Sofia 3 Mazedonier⸗ versammlung eine Resolution angenommen, welche die Signatarmächte des Berliner Vertrags und die hulgarische Regierung auffordert, durch entsprechende Maßnahmen der syskematischen Ausrottung. des bulgarischen Elements in Mazedonien durch serbische, griechische und tür⸗ kische Banden Einhalt zu tun. Die Resolution richtet ferner an die bulgarische Regierung das Verlangen, hesonders den Bestrebungen Serbiens entgegenzutreten, das mlt Unterstützung der Türken durch Bestechung und Verrat die Bulgaren allmählich ganz zu verdrängen suche, um danach hie Teilung Mazedoniens durchzusetzen. Schließlich fordert die Resolution die revolutionäre innere Organisation auf, mit allen Mitteln den Befreiungskampf wieder aufzunehmen.

Amerika.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington ist zwischen dem Staatssekretär Root und dem dortigen hollandischen Gesandten ein Abkommen vereinbart worden, nach dem alle am erikanischen Waren, die nach den Niederlanden eingeführt werden, nach dem Meist— begünstigungstarif behandelt werden als Gegenleistung für eine 5prozentige Tarifermäßigung für holländische Spiri⸗ tuosen, die nach den Vereinigten Staaten ausgeführt werden.

Asien.

Die Araberstämme am Euphrat und Tigris sind, wie das „Reutersche Bureau“ meldet, wieder im offenen Aufruhr. .

Nach einer Meldung des „Standard“ ist ein in Lucknow (Indien) stationiertes Eingeborenenregiment entlassen worden, da die in Pendschab herrschenden Unruhen auf den Stamm der Umballa übergegriffen haben.

Afrika. Wie die „Agence Havas“ meldet, hat der marokkanische

Dampfer „Gaida“ vorgestern Mar Chica bombardiert; nähere Nachrichten über das Bombardement stehen noch aus.

Kunst und Wissenschaft.

Die XIII. Ausstellung der Berliner Sezession. II.)

Der erste befriedigende Eindruck, der an dieser Stelle kurz nach der Eröffnung seinen schriftlichen Ausdruck fand, hat sich ungeschwächt erhalten Mit immer neuer Freude bemerkt man neben manchem Mißglückten und Modischen starke und mutige Werke, die über den Tag hinaus zu dauerndem Besitztum werden. Unter den älteren Künstlern gehören Liebermann, Graf Kalckreuth und Trübner zu jenen Führern, deren Wirken bereits der Kunstgeschichte angehört;

nicht nur ihr eigenes Schaffen berechtigt zu dieser Annahme, sondern

auch der Einfluß, den sie, Kalckreuth und Trübner auch als akademische Lehrer, auf die junge Generation gewonnen haben. Trotzdem ist Liebermanns Ruf noch nicht so allgemein anerkannt und befestigt, wie ein unbefangener Beschauer der in der Sezession ausgestellten Ge⸗ mälde aus den Jahren 1876 bis heute annehmen muß. Es gilt, ihn ebenso in Schutz zu nehmen gegen die einseitige Schätzung kritikloser Bewunderer wie gegen die Verkennung solcher Kaͤnstfreunde, die in seiner Kunst die selischen Werte und sogar die Stimmung bermissen. Dieser Vorwurf, der auch jetzt wieder mit großer Schärfe erhoben wurde, erscheint mir ungerecht gegenüber solchen Werken wie etwa dem berühmten „Altmännerhaus in Amsterdam“ (1880). Zu einseitig rühmte man die treffliche Malerei, das bezaubernde Spiel des Lichtes unter dem grünen Laubdach und sah nicht, wollte nicht sehen, wie darüber hinaus ein ergreifendes Abbild verlöschenden Lebens gegeben wird, friedvoller Ausklang harter und arbeitsreicher Tage,

Resignatlon und ein rührendes Behagen an den kleinen Freuden des

Alltags. Jeder einzelne der schwarzgekleideten Greise ist in seiner Sonderheit vorzüglich erfaßt, allerdings mit einer weisen Zurück⸗

haltung charakterisiert, wie sie die durchaus berechtigte Reaktion gegen

die gräßliche Anekdotenmalerei jener Jahre verlangte. Die Sonne ist nicht nur da, das Können des Malers an den Tag zu bringen, sie erwärmt und verjüngt auch die dürren Leiber der ge⸗ brechlichen Asylbewohner. Ich finde hier sowohl Stimmung alz auch Seele. Und nicht anders ergeht es mir bei dem prachtvollen Bildnis von Liebermanns Eltern, das laut der Aufschrift 1891 zu ihrer goldenen Hochzeit gemalt warde. Streng

und würdig, ohne jede Sucht zu verschönen, ist die Erscheinung der beiden Alten gegeben, zugleich aber auch mit der gleichsam wortlofsen Innigkeit, die typisch norddeutsched Gemüte leben kennzeichnet. Die

zurückhaltende feine Art, die gerade über innerliche Erschütterungen mit einem Anschein von Selbstverständlichkeit hinweggeht, immer be— sorgt, seelische Geheimnisse zu verraten, was ist sie anders als die Eigentümlichkeit eines andern Märkers, des uns allen teuren Dichters der ‚Effi Briest'? Dagegen fehlt dem Maler, durchaus nicht dem Menschen und Schriftsteller Liebermann, jener etwas süffisante echt⸗ berlinische Einschlag, der so oft Menzels Arbelten, ich will nicht sagen, entstellt, aber sie unsern süddeutschen Landsleuten fremdartig erscheinen läßt. Dies gebe ich jenen überscharfen Kritikern zu: daß solche Wir⸗ kungen seelischer Art nicht eben häufig von Liebermanns Werken aus⸗ gehen. Was ihn am meisten beschäftigt, sind doch die Ziele der ranzösischen Impressionisten, die Beobachtung von Luft und Licht. Auf diesem Gebiet entstanden Werke, die auch noch späteren Geschlechtern als Meisterwerke gelten werden, die Reiter am Strande und das meerfrische, breit und leuchtend gemalte der badenden Jungen. (1909, Besitzer Herr Guttmann.) Mit großem Nachdruck muß dann als eine Besonderheit Liebermannscher Kunst die Freude am Rhythmus in der Bewegung hervorgehoben werden. Schon das Frühblld in der Nationalgalerie, die unter Munkaesys Einfluß gemalten . Gänse⸗ rupferinnen“, weist diesen Gleichklang arbeitender Menschen in der DJewegung auf, ebenso die „Flachsscheuer in Laren in derselben Sammlung und die „Netzflickerinnen“ der Hamburger Kunsthalle, die kürzlich in der Akademicausstellung im Palais Arnim wiederum so erstaunlich wuchtig wirkten und Liebermanns Kunst manchen neuen Freund gewannen. In der Sezession ist nur ein Werk dieser Gattung, und nicht aus der Welt der Arbeit, vorhanden, das noch wenig bekannte der zur Schule gehenden Kinder. (1904) Indem sich alle einer Richtung in Gang und Haltung unter werfen, wächst das Bild über seine räumliche Grenze hinaus; Kinder schließen sich an die Kinder; immer neue kommen hinzu; sie fassen sich au den Händen; in gleichem Schritt und Tritt“ geht's jur Schule und dann in die Welt. Unter den Landschaften überraschen einige durch ungewohnte Delikatesse der n ganz auf Ton“ gearbeitet ist ja auch das ebenfalls ausgestellte Frühwerk „Christus unter den Schriftgelehrtenꝰ (1879) —; das „Haug im Park‘ (19053) mit der weißen Villa, die sich vom sanften Graugrün der Landschaft abhebt, läßt an die Besten der schottischen Maler denken. Trotzdem berstimmt vielfach eine gewisse Armut der Farbe, wie denn als

) Vergl. Nr. 977 des Bl.

trefflichster Zeichnung.

Kolorist betrachtet, Liebermann etwa an Wilhelm Leibl nicht heran— reicht. Neuerdings ringt er sich ja zu gesteigerter Farbigkeit durch, wopon die Sammelautstellung bei Cassirer im letzten Winter die Kunde gab, verbunden mit größter Breste, aber auch Sicherheit der Pinselführung; Beispiele dieser neuen Entwicklung sind hier das Bild aus dem Amsterdamer Judenviertel und die Fassade in Noordwyk (1905 und 1906). ö

An Landschaften von dieser Art wird das künstlerische Vergnügen iinmer reiner sein als an den zahlreichen Porträts, die Liebermann gerade in den letzten Jahren geschaffen hat. Sie scheinen nur üher⸗ schätzt zu werden. Gewiß fehlt ez an Bildnissen, wie dem neuesten hier auggestellten des Direktors Stern, nicht an einer ungewöhnlichen Lebendigkeit des Ausdrucks, aber diese Lebendigkeit ist immer nur ein Momentanetz und ermüdet bei häufiger Betrachtung. Warum? Liebermann unterstreicht das Charakteristische zu stark, und zwar nicht, wie Lenbach es gleichfalls übertreibend tat, das Geistige, sondern die Art deg äußeren Gehabens. Es gibt eine gefährliche Ueberschärfe der Beobachtung, die leicht ins Karikierte är Dies ist der Mangel Liebermannscher Bildnismalerei; der Künstler hat den sichersten Blick für das Typische einer Erscheinung, dieg Typische wird dann aber mit einer gewissen Unliebenswürdigkeit, wie mit Hammerschlägen herausgetrieben und tötet das innere Leben. Und lieblos, wie häufig die Charakteristik, ist auch die Ausführung; besonders läßt die Be⸗ handlung des Inkarnats fast immer zu wünschen übrig. Aus all diesen Gründen konnte einer Aufgabe, wie sie Liebermann von der Hamburger Kunsthalle in dem, Professorenkonvent“ gestellt wurde, kein reines Gelingen winken. Aufrichtige Achtung aber muß man dem ernst⸗ haften Ringen mit der Schwierigkeit dieses unsern Modernen unge— gewohnten Themas zollen: wie eifrig der Künstler zu Werke ging, be⸗ weisen schon die zahlreichen Oelstudien und Vorzeichnungen, die Licht- wark gleichfalls für seine Sammlung angekauft und in der Sezession mit ausgestellt hat. Der Professorenkonvent ist die Versammlung der Leiter von Hamburgs wissenschaftlichen Sammlungen und Instituten; ihm präsidiert hier, in lebhaftem Vortrag begriffen, Pro⸗ fessor Justus Brinckmann, der ausgezeichnete Direktor des Kunstgewerbe⸗ museumtz. Die anderen Herren, aufmerksam zuhörend, sitzen teils am Tische, teils stehen sie zwischen ihm und großen Bücherschränken. Deren reflektierende Glascheiben geben nun den Hintergrund für die ernsthafte Versammlung ab: im malerischen Sinne ein tollkühner Ein—⸗ fall! So gut gelungen nun auch einzelne Charakterköpfe unter den Gelehrten sind: als Ganzes wirkt das große Gemälde zu unruhig und eigentlich farblos Max Liebermann hat so oft seiner Bewunderung für Frans Hals Ausdruck gegeben und ist ihm auch schon manches Mal nahegekommen; hätte er sich doch dessen große Gruppenbilder im Haarlemer Museum etwas genauer angesehen, nicht sie nachzuahmen, w, um zu erkennen, was das Wesentlichste für solche Auf⸗ gabe ist.

Graf Leopold von Kalckreuth hat kürzlich, gewiß zum größten Bedauern der Schwaben, seine Lehrtätigkeit an der Stuttgarter Kunst⸗ schule aufgegeben, um ganz nach Hamburg überzusiedeln. Ob dieser Wendepunkt in seinem Leben der Anlaß war, eine Reihe seiner besten Gemälde aus verschiedenen Schaffensperioden vorzuführen, wissen wir nicht: jedenfalls ist der Gesamteindruck so bedeutend, daß man der weiteren Entwicklung des Hamhurger Kunstlebens mit noch größerer Aufmerksamkeit als bisher zuschauen wird. Da sehen wir Ralckreuths Selbstporträt, das schon auf der vorjährigen Weimarer Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes zu den besten Bildern ge⸗ hörte; es ist jetzt im Besitz der Hamburger Kunsthalle. Die schlichte, echt deutsche Persönlichkeit diese Mannes, dem die leidige Künstler⸗ eitelkeit ebenso fremd wie Liebermann ist, kommt darin überzeugend zum Ausdruck. Man denke zurück, wie etwa in der Makartzeit ein . sich selbst malte, und man wird erst zutreffend empfinden, wie heilsam für unsere deutsche Kunst die große realistische Bewegung der letzten Jahr⸗ zehnte gewesen ist. Ernsthaft, nicht ohne eine Beimischung von Schwer fälligkeit, die der riesenhaften äußeren Erscheinung Kalckreuths an haftet, steht der Künstler vor der übrigens unsichtbaren Staffelei, Pinsel und Palette in den Händen, einen prüfenden, sorgfältig ab⸗ wägenden Blick auf sein Bild werfend. In seiner Werkstatt deutet nichts auf Stimmungsmache man denke etwa an die Ateliers der führenden Münchener man empfindet, hier ist ein Heiligtum der Arbeit für die Kunst. Auch das Malerische ist sehr gut bewältigt: die dunkelgekleidete lebensgroße Gestalt hebt sich vom stumpfen Grün vollendeter und unfertiger Landschaftsgemälde ab, die diesem sonst schmucklosen Raum Farbe und Bedeutung geben. Das Licht sammelt sich auf der breiten Stirn und auf dem Goldrahmen einer an die hintere Wand gelehnten großen Leinwand. Die Malweise ist bei Kalckreuth immer gediegen, aber etwas unpersönlich dafür besitzt er den bei den Sezessionisten selten gewordenen „heimlichen Schatz“ Man sehe sich darauf hin die ungemein aus— drucksvolle rechte Hand an: sie allein charakterisiert diesen aufrechten, so prachtvoll unnervösen Mann. Wahrhaft, monumentale Wirkung hat dann Kalckreuth in dem großen, für die Hamburger Kunsthalle gemalten Bildnis des Seniors D. Behrmann erreicht. Im schwarzen Talar, mit der Tellerkrause hanseatischer Geistlicher steht der Prediger fest und sicher vor dem in barocken Formen gehaltenen Altar seiner Kirche: eine würdige, mannhafte Erscheinung, wie aus der Zeit Zwinglis und Calvins. Viel mehr als ein beliebiges Bildnis, ist dies Werk zugleich Ausdruck einer bestimmten religiösen Richtung, es trägt eine kulturelle Färbung; von wie wenigen Bildnissen unserer Zeit läßt sich das gleiche sagen! Solche Aufgaben sollten dem Künstler noch oft geboten werden, und wir wagen den Wunsch zu äußern, daß ein ähnliches Werk auch einmal Eingang in die Nationalgalerie finden möchte, wo so manches kleine Blldnis großer Männer enttäuscht. Nicht vergessen sei, wie glänzend das schwierige Problem des massenhaften Schwarz im Talare gelöst wurde; der Hintergrund von Marmorflächen und der schwarzen Ver⸗ gitterung des Altars ist wieder in stumpfen Farben gehalten, unter⸗ brochen nur durch das hier und da aufleuchtende Goldgelb von Messingknäufen. Kalckreuth zeigt ferner das seelenvolle Bildnis seiner Frau aus dem Jahre 1888, den „Sommer (1890) aus der Zeit seiner Arbeiterbilder, eine frische Landschaft mit Rehen und eine weniger bedeutende Studie Heimkehr‘.

Von den Geronten der Sezession ist ferner WilUhelm Trübner, auch bald ein Sechziger, mit einer größeren Auswahl seiner Werke vertreten. Ueber ihn darf ich mich bei aller e e r nn, seiner Kunst kürzer fassen, da keines dieser Gemälde ihn von einer neuen Seite zeigt. Die „Amazonenschlacht? (1880), in ihrer etwas barbarischen Buntheit nicht vollkommen geglückt, erfreut doch, so oft man sie wiedersieht, durch das malerische Temperament des Vortrags und die wundervolle Modellierung nackten Fleisches im Lichte. Seltsam, daß noch keine öffentliche Sammlung dieses in seiner Art einzige Historienbild der Leibl. Schule sich gesichert hat. Das ebenfalls für die Hamburger Kunsthalle gemalte Bildnis des Bürgermeisters Dr. Mönckeberg fällt neben den Leistungen von Liebermann (Bürger⸗ meister Petersen), Kalckreuth und Slevogt ab; es ist zu einseitig auf koloristische Wirkang gestellt und zudem perspektivisch recht mangelhaft. Vlel günstiger wirkt das schon von der Cölner Kunstausstellung 1906 her bekannte große Reiterbildnis Seiner Majestät des Königs von Württemberg, das Trübner im Auftrage des Verbandes der Kunst⸗ freunde in den Laͤndern am Rhein gemalt hat. Tioßdem bleibt auch hier der Eindruck bestehen, daß der künstlerischen Begabung des Karltzruher Meisters die Porträtaufgabe nicht eben liegt“. Seinem resoluten Draufgängertum fehlt die Geduld, in das Geistige einer Persönlichkeit einzudringen; er gleicht einem Kämpen, der die Waffen mit Geschick, aber ohne die Zugabe über⸗ legener Taktik führt. Eg ist charakteristisch für ihn, daß vielen seiner Bildnisse die Aehnlichkeit abgeht. Dagegen fesseln immer wieder, so eintönig sie auch im Motiv scheinen, Trübners Landschaften aus dem Taunus und der Bodenseegegend, von denen auch bier wieder drei ehr bejelchnende auosgestellt sind. Es ist ein so köstliches unmittel⸗

ares Erleben vor der Natur in ihnen, so viel neues Sehen und dabei eine ganz eigene, auch von Leibl nicht mehr beeinflußte Palette, daß die Landschaften viel berühmterer Meister daneben ausgetüftelten Stubenhockerarbeiten gleichen. Ein Prachtmensch, der Landschaftsmaler Wilhelm Trübner! Dr. C. B.

Verkehrsanstalten.

Nächste Postverbindung nach Swakopmund und Lüderitzbucht für Briefsendungen und Pakete mit Woer— mann⸗Dampfer „Adolf Woermann“, ab Hamburg am 25. Mai Abends, in Swakopmund am 16. Juni, in Lüderitzbucht am 18. Juni. Schluß in Hamburg am 25. Mai für Briefe 6,8 Nachmittags, für Paket? 40 Nachmittags. Letzte Beförderung ab Berlin Lehrter Bahnhof für Briefe am 25. Mai 1,20 Nachmittags, für Pakete am 24. Mal 1I, 2s Abends.

Die nächsten Posten aus Swakopmund, Abgang am 1. und 5. Mai, sind zu erwarten am 23. und 26. Mai.

Theater und Mu sik.

Lessingtheater.

Das Gesamtgastspiel des Theaters an der Wien

brachte am Sonnabend den „Zigeunerbaron“. Dieses Meister⸗ werk des alten Strauß gab den Wicnern Gelegenheit, sich von der besten Seite zu zeigen, denn diese Musik liegt ihnen im Blute. Es soll damit freilich nicht gesagt werden, daß man diese Operette bier bei uns nicht schon ebenso gut, ja vielleicht noch besser gehört hätte, stammen doch auch unsere hiesigen besten Operettensänger zumeist aus Wien; aber man konnte an der otten, vom Kapellmeister Ziegler temperamentvoll geleiteten ufführung seine Freude haben. Einen besonders guten Vertreter hatte die wichtige Rolle des Schweinezüchters Zsupan in Herrn Franz Glawatsch, der sie ohne Uebertreibungen sehr komisch zu gestalten wußte. Herr Karl Meister (Barinkay) ist ein Tenor mit glanzvollen, aber nicht ganz ausgeglichenen Stimmitteln und ein gewandter Dar⸗ steller. Am wenigsten befriedigte diesmal Fräulein Mijzzi Günther als Saffi, um deren Gesangskunst es nicht sonderlich gut bestellt ist. Ihr klangvoller Sopran könnte sich bei zweckmäßiger Tonbildung und Atemführung weit wirkungsvoller geben. Schauspielerisch war sie dagegen ihrer Aufgabe gewachsen. Eine gute Czipra war Gisela Körner, die sich an diesem Abend zum ersten Male hier vorstellte, und auch Frau Rettich Pirk fiel in der Partie der Mirabella durch treffliches Spiel auf. Die Inhaber der kleineren Rollen trugen das Ihrige zu der guten Gesamtaufführung, um die sich auch Chor und Orchester verdient machten, bei.

Schillertheater (Charlottenburg).

Am Sonnabend ging im Schillertheater zu Charlottenburg Maeterlincks berühmtes romantisches Schauspiel Mon na Vanna“ neu einstudiert zum ersten Male in Szene. Wenn die Aufnahme des Stückes von Seiten der Zuschauer auch sehr fre indlich war, vermag man es doch heute, nach wenigen Jahren, nicht mehr recht zu fassen, warum das Drama bei seiner ersten Aufführung in Berlin einen wahren Sturm der Begeisterung entfesselte. Heute schon wirkt es in manchen Teilen abgeblaßt, und die Schauspleler ringen sichtlich mit der schweren Aufgabe, die psychologischen Brüche, die

ch in den Hauplcharakteren finden, durch die Kunst der Dar⸗ tellung zu überbrücken. Vielleicht ist auch das Schillertheater, so be⸗ achtenswertes es auch auf anderen Gebieten leistet, für eine Maeterlinck⸗ Aufführung nicht ganz der rechte Ort. Der übermoderne, nervöse Belgier verlangt eine differenziertere Kunst der Darstellung als sie auf einer Bühne, die in stärkeren Umrissen arbeiten muß und auf naive Zuschauer wirken soll, den Schauspielern geläufig ist. Diese Einschränkung abgerechnet, war die Leistung, die am Sonnabend geboten wurde, recht anerkennenswert. Die beiden Colonna, durch die Herren Wirth und Rameau verkörpert, sowie Giovanna (Anna Feldhammer) und Prinzivallt (Georg Paeschke) ge—⸗ nügten, je nach Kraft und Vermögen, im großen und ganzen gerechten Anforderungen. Fräulein Feldhammer hätte ruhiger spielen und die schlichte Würde der reinen Frau, die Ekstase der ein ungeheuerlicheß Opfer auf sich nehmenden Schwärmerin stärker be⸗ tonen können. Die Bewegungen des jüngeren Colonna und des Prinzivalli waren nicht immer edel. Aber die zuletzt erwähnten kleinen Mängel waren wohl auf die tastende Unruhe der Erstaufführung zu schleben und gleichen sich vielleicht in späteren Aufführungen, die eine innigere Durchdringung der Rollen von seiten der Schauspieler bringen, mehr und mehr aus.

Kleines Theater.

Der erste der angekündigten Abende Marcell Salzers fand am Sonnabend unter starker Beteiligung von seiten des Publikums statt. Um der Stimmung einen sicheren, heiteren Untergrund zu schaffen, wurden die Vorträge eingeleitet durch Worte Th. Vischers über das Wesen des Humors, denen Wilhelm Buschs launige Verse über die Tätigkeit des Dichters angeschlossen wurden. Dieser lustigen Einführung folgten neuere Lieder von Börries von Münchhausen, Detlev von Lilieneron, O. J. Bierbaum, Hugo Salus, H. F. Urban, Rideamus und Ludwig Thoma. Von freundlicher Wehmut sprach das eine Gedicht; lustiger Uebermut lachte aus dem andern, und wieder ein anderes wurde von liebenswürdiger Laune ge⸗ tragen; die verschiedenartigsten Schattierungen des Humors hielt dabei Marcell Salzer mit bedeutendem dellamatorischen Geschick auseinander; jede Geste, jedes Augenleuchten wirkte dabei ausbauend mit. Eine bezwingend frohe Laune ging von diesen, in ihrer begrenzten Art meisterlichen Darbietungen aus, denen bei allem Uebermut stets ein künstlerisches Maß und ein literarischer Wert verblieb. Nachdem Marcell Salzer sein starkes Talent als Rezitator betätigt hatte, gab er auch eine Probe seiner Schauspielerkunst in Hans Brennerts bekannter Burleske Die Hasenpfote“; er erzielte in der Rolle des zweiten Kanzlisten einen ähnlichen stürmischen Lacherfolg wie ihn diese Leistung schon vor Jahren gezeitigt hatte. Den Rezitationen voran ging der bekannte Einakter Der Unverschämte“ von R. Auernheimer, der durch Jenny Balling und die Herren Kuhnert und Walter wirksam dargestellt wurde.

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Mittwoch, „Siegfried“, II. Tag des Bühnenfestspiels Der Ring des Nibelungen“, von R. Wagner, gegeben. (Anfang 7 Uhr.) Die Beseß ug lautet: Siegfried: Herr Kraus; Brünnhilde: Frau Plaichinger; Mime: Herr Henke vom Königlichen Theater in Wiesbaden als Gast; Erda: Frau Goetze; Wanderer: Herr Bachmann; Stimme des Waldvogels: Frau Herzog; Alberich: Herr Krasa; Fafner: Herr Mödlinger. Musikalisch leitet der Kapellmeister von Strauß das Werk. Alg Galavorstellung für den Tag der Frühjabrsparade (1 Juni) wird auf Allerhöchsten Befebl Marie, die Tochter des Regiments“, Oper in 2 Akten von Donizetti, in neuer Einstudierung und Inszenierung gegeben. Die Königliche Kammersängerin Frau Erika Wedekind aus Dresden wird auf Einladung der Generalintendantur der Königlichen Schauspiele die Titelrolle fingen. Von den einheimischen Kräften sind die Herren Philipp, Nebe, Vallentin, die Damen von Scheele Müller, Abich u. a. beschäftigt. Dirigent ist der Kapellmeister von Strauß.

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen Wilden⸗ bruchs „Rabensteinerin', mit den Damen Willig, von Arnauld, Butze und von Mavburg sowie den Herren Matkowsky, Kraußneck, Staege⸗ mann und Pohl in den Hauptrollen, in Sjene.

Im Lessingtheater hat sich die Direktion des Theaters an der Wien infolge des Erfolges der Oyerette Der Zigeunerbaron“ veranlaßt gesehen, in Abänderung des Spielplans dieses Werk bis auf weiteres täglich auf den Spielplan zu setzen.

Morgen, Mittwoch, Abends 7 Uhr, findet in der St. Marien kirche das nächste Orgelkonzert des Königlichen Mustkdirektors B. Irrgang statt unter Mitwirkung von Fräulein Hedwig Kauf⸗ mann (Sopran), Herrn A. N. Harjen⸗Müller, dem Streichquartett von Frau Bianka Becker Samolewska sowie Herrn Otto Becker (DOrgeh). Orgelkompositionen von J. S. Bach, W. Fr. Bach und M. Reger stehen u. a. auf dem Programm. Der Eintritt ist frei.