1907 / 137 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 10 Jun 1907 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium für Landwirtschaft, Do mänen und Forsten.

Die bisherigen Landmesser Ertel und Koerner in Posen sind zu Königlichen Oberlandmessern ernannt worden.

Dem Domänenpächter Karl Schümann zu Reimsdorf im Regierungsbezirk Königsberg ist der Charakter als König⸗ licher Oberamtmann verliehen worden.

Tages ordnung . für die am 27. Juni d. J, Vormittags 10 Uhr, in Danzig statt findende 28. (ordentliche) Sitzung des Bezirkzeisen⸗ bahnrats für die Direktionsbezirke Bromberg, Danzig

und Königsberg.

Geschãftliche Mitteilungen.

Einführung von ermäßtgten Tages bzw. Sonntagsfahrkarten von verschiedenen ost⸗ und westpreußischen Stationen nach Elbing und Kahlberg. t

Ermäßigung der Viehtarife von den Stationen der Direktions⸗ bezirke Königsberg, Bromberg und Danzig.

Späterlegung des Zuges 24.

Beschleunigung des Zuges 406. ( .

Verbesserung der Zugverbindungen auf der Ostbahn. ;

Einführung eines Anschlußzuges auf der Strecke Neustettin Konitz an die Abendzüge von Konitz. ; ö.

Anschluß des Zuges 25 an die Züge der Strecke Bromberg Dirschau = Danzig. ; ;

Herstellung eines Anschlusses von Karthaus nach Danziger Vor⸗ stationen. . . :

Halten des Sonntagszuges in Straschin⸗Prangschin.

Späterlegung des um 11,27 von Karthaus nach Praust abgehenden

ersonenzuges um ca. 2 Stunden. . 9 In en D-Zuges 3 in Heiligenbeil oder Weiterführung des Zuges 541 bis Insterburg. t . ;

Früherlegung oder Beschleunigung des Personenzuges 541 und Weiterführung desselben bis Insterburg,

Weiterführung des Zuges 541 bis Eydtkuhnen.

Einlegung eines Personenzuges auf der Strecke Insterburg— Allenstein. ; .

Späterlegung des Zuges 30 Korschen Königsberg,

Früherlegung des Müttags 1,‚14 von Korschen in Insterburg ein—⸗ aufenden Zuges. ;

e, . der Personenzüge von und nach Pillau in den Bahn—

hof Königsberg i. Pr. Ostbahnhof. . Durchführung des Zuges 759 bis Allenstein. Verlegung des Zuges 265.

Besprechung des bestehenden Fahrplans.

Bromberg, den 5. Juni 1997. 5 Königliche Eisenbahndirektion. Krueger.

Bekanntmachung.

Nach Vorschrift des 6 vom 10. April 1872 (Gesetzsamml. 357) sind bekannt gemacht: ͤ r Alerhöch ie Erlaß vom 4. März 1907, betreffend die enehmigung des vom 25. e, , , ,. der Westpreußischen Landschaft am 15. und 16. November v. T. beschlossenen elften Nach⸗ trags jum Reglement der landschaftlichen Feuerversicherungsgesellschaft für Westrrenßen vom 16. Februar 1863 durch die Amtsblätter der Königlichen , Danzig Nr. 15 S. 115, aus⸗ egeben am 13. Apri * der 6 Regierung ju Marienwerder Nr. 18 S. 151, ausgegeben am 1. Mai 1907, . der Königlichen Regierung ju Köslin Nr. 14 S. 75, ausgegeben am 4. April 1907, und der Königlichen Re 2 2. Bromberg Nr. 14 S. 91, aus⸗ 4 .

am 4. !

2 del nr er. Grlaß vom 8. April 1907, betreffend die Verleshung des Gnteigaungsrechts an die Kleinbahn-Aktiengesellschaft Glrich Jorge zu Ellrich im Kreise Grafschaft Hohenstein für die Anlage eimer Kleinbahn von Ellrich nach Zorge, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung ju Erfurt Nr. 20 S. 119, ausgegeben am 18. Mai 1907; J ö.

3) das am 3. April 1907 Allerhöchst vollzogene Statut für die Gatwäsferungs. und Trainagegenossenschaft Hasenfeld. Drutschlauken zu Drutschlauken im Kreise Insterburg durch das Amtsblatt der König lichen Regierung ju Gumbinnen Nr. 19 S. 159, ausgegeben am 3. Mai 1807; z . ]

4) das am 11. April 1907 Allerhöchst vollzogene Statut für den Deichserband an der unteren Oder ju Greifenhagen i. Pom. durch die Amtsblatter .

m Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin

Nr. 19 S. 179, ausgegeben am 19. Mai 1907, und

der Königlichen Regierung zu Stettin Nr. 13 S. 103, aus⸗ gegeben am 3. Mai 1907;

der Mlerböchste Erlaß vom 13. April 1907, betreffend die

ig des Gnteignungsrechtz an die Dürener Dampfstraßen⸗ tbn-Akttengesellichaft in Düren für die Herstellung einer Kleinbahn Merken nach Pier im Anschluß an die bereils bestehende Linie

n Düren nach Merken, durch das Amtsblatt der Rönialichen Regierung ju Aachen Nr. 27 S. 161, ausgegeben am 16. Mai 1907.

Abgereist: Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister für Handel und Gewerbe Delbrück, in dienstlichen Angelegenheiten;

der Unterstaatssekretär im Ministexrium für Handel und Gewerbe Dr. Richter, in dienstlichen Angelegenheiten.

Aichlamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 10. Juni.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten vorgestern nachmittag im Neuen Palais bei Potsdam den Vortrag des Chefs des Marinekahinetts, Kontreadmirals von Müller. Heute vormittag nahmen Seine Masjestät, W. T. B.“ zufolge, im hieß nen Königlichen Schlosse den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats Br. von Lucanus entgegen.

Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ situng; vorher hielten der Ausschuß für Handel und erkehr und die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen Sitzungen.

blatt schließlich der gestundeten meins Einnahmen des Deutschen gelangt:

ö teuer . 142 881 891 M (4 12933 466 6), Salzsteuer H. 37 757 44 4 2883 841 S), 65657 899 M6), , und r 127310727 M (4 13798579 6), Brennsteuer 1 622705

4346 646 06, Schaumweinsteuer 5 519368 6 ( 225137 1),

, . S828 248 . g 102041 1327 85 ; 1831 462 160 . 24 S6), Wechselstempelsteuer 15 766 0026 ( 1082 557 6, Stempelsteuer für Wertpapiere 40 573 397 6 * 10816 824 c), Kauf⸗ und sonstige Anschaffungsgeschäfte 16560 431 6 . tt

31 375 196 S ( 610 920 6), Privatlotterien 5 SS) 963 M h4I 965 16, Schiffsfrachturkunden 245 626 S (- 728253 M6), Frachturkunden 12 014 741 16 ( 12014741 ½). Personen⸗ fahrkarten 11 803 596 S6 (4 für raff . 120 828 S6 (4 1207 828 M6), gütungen an Auf r 9 2450799 C69, Erbschaftssteuer 41985791 C 4198579 6,

37777 M6 M6), Reichseisenbahnverwaltung 117 625 827 M 8614763 ).

der Ausfuhrvergütungen usw. und der Verwaltungskosten, be⸗ trägt bei den nachbezeichneten Einnahmen: 3 68 799 870 M6), Tabaksteuer 9 95 540 M (- 2282 822 G), Zigarettensteuer steuer 138 404 267 55 844 063 S (4

1 . 9 hr 103 068 885 S6 abgabe und Zuschlag 103 968 885 M. t ö 1622 705 S ( 4346 646 6), Schaumwein⸗ steuer 5 069 953 MS (4 429 641 6), Brausteuer und Ueber⸗ ,,,, von Bier 46160 123 6 (4 14734 203 ch,

ssempel 1715 337 S„½ ( 7051 So).

lichen Hoheiten die Kr prinzessin sind, W. T. B.“ zufolge, heute früh hier einge⸗ troffen und haben sich nach Klein-Ellguth begeben.

über die Frage der Erhebung von Schiffahrtsabgaben und wer,, des Ne 86 6 Ende geführt und sowohl die bereits gemeldete volkspartei

als auch ag,; Aufhebung der Schiffahrtsabgabenfreiheit wendet, Finanzkommission verwielen.

Dr. von Weizsäcker im Hinblick auf die neulich von volksparteilicher und sozialdemokratischer Seite gegen und mißtrauischen Aeußerungen, da freundlicher beurteilt worden sei. ferner als Auffassung der Regierung, daß Preußen in diesen Ver—⸗ handlungen großes Entgegenkommen gejeigt habe und daß Württem⸗ berg und auch die anderen Staaten bis jetzt keinen Grund hätten,

sich über Preußen zu beschweren.

Im Rechnungsjahre 1906 sind, nach dem „Zentral⸗

ich“, folgende Einnahmen (ein⸗ für das Deutsche 29 irak an . und ge⸗

eträge ; li brauchssteuern sowie andere ö . ö. zur Anschreibung

ölle 592531 495 S6 (gegen das Vorjahr 50 N3 608 M), ö ; ) 6 Ca ( 1437 727 6), Zigaretten⸗ Zuckersteuer

Maischbottichsteuer 16499 036 0

t 3 220 5351 MS (4 19877182 , Uebergangsabgabe auh er t (4 1213 157 . Spielkartenstempel

( 400202 S, Lose zu: Staatslotterien

Steuerkarten Ver⸗ usw. 2450 799 MM

. II So 5h Mh, sichtsratsmitglieder

ost. und Telegraphenverwaltung 564 697 M6 4M

Die zur Reichskasse gelangte Isteinnahme, abzüglich

ölle 557 045 804

6 687 043 S (4 6687 043 M), Zucker⸗

( 25 4985 637 e), Salzsteuer 3 092877 So), Maischbottichsteuer 4703708 MS½ ), Branntweinverbrauchs⸗ (4 9486123 6),

umme 932 050 M0 M (— 20 207 522 MS). Spielkarten⸗

Ihre Kaiserlichen und König⸗—

Oels, 10. Juni. der Kronprinz und die Kron⸗

Württemberg. Die Zweite Kammer hat vorgestern die Beratungen

iche Resolution,

en sozialdemokratischen Antrag, der sich gegen die an die

Im Laufe der Debatte betonte, W. T. B. zufolge, der Minister

reußen gefallenen unfreundlichen die Haltung Preußens heute Ver Ministerpräsident konstatierte

Oesterreich⸗Ungarn.

Aus Anlaß des 40. Gedenktages seiner Krönung empfing der König Franz Joseph. die Präsidenten des Abgeordnetenhauses und des Magnatenhauses und eine De— putation der Stadt Budapest, welch' letztere eine Huldigungs⸗ adresse überreichte. Die Präsidenten des Abgeordnetenhauses und des Magnatenhauses hielten, einer Meldung des W. T. B.“ zufolge, Ansprachen, die der König huldvoll beantwortete.

Großbritannien und Irland.

Der König und die Königin von Dänemark sind vorgestern in London eingetroffen und, „W. T. B.“ zufolge, auf dem Bahnhofe von dem Könige Eduard, der Königin Alexandra und den anderen Mitgliedern der König⸗ lichen Familie empfangen worden. Am Abend fand zu Ehren des dänischen Königspaares im Buckingham⸗ palast ein Festmahl statt, an dem unter anderen der gegenwärtig in London weilende Greßherzog von Oldenburg, die Botschafter Deutschlands, Oesterreich⸗Ungarns und Rußlands sowie andere Vertreter des diplomatischen Koeps und mehrere Minister teilnahmen. Während der Tafel wurden zwischen den Königen von England und Dänemark Trink⸗ sprüche gewechselt.

Frankreich.

Eine Note der „Agence Havas erklärt es für unrichtig, daß Frankreich seine guten Dienste den Vereinigten Staaten von Amerika gegenüber Japan angeboten habe. Nichts in den Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Japan ergehe die Notwendigkeit guter Dienste. Nur so viel sei wahr, daß mit den Vereinigten Staaten freundschaftliche Besprechungen, i, e, das demnächst ab⸗ zuschließende französisch-⸗japanische Uebereinkommen, gepflogen worden seien. .

In dem wvorgestern abgehaltenen Ministerrate machte der Finanzminister Caillaux Angaben über die Tätig⸗ keit der Brüsseler , ,

Wie das „W. T. B.“ meldet, veranstalteten gestern in Tourcoing 2000 Katholiken vor der Kirche eine Kundgebung, um gegen das von dem sozialistischen Bürger⸗ meister gegen die Abhaltung von Prozessionen erlassene Verbot zu protestleren. Die Gendarmen trieben die Menge aus— einander. Mehrere Personen wurden verwundet, 26 verhaftet, unter diesen ein Geistlicher.

Nuß land. Der Kaiser Nikolaus hat den Beschluß des Minister⸗

Agrarreform.

Eisenbahn von der Station Kansk in Sibirien big 6 Beringstraße

mit dem Bau eines unterirdischen unnels nach Amerika genehmigt.

Die Reichsduma beschäftigte sich vorgestern mit der n .

Die sozialistischen Redner griffen, zufolge, in

heftigen Worten die Erklärung des Ministerpräsidenten Stolpin über . Agrarfrage sowig die von den Kadetten eingebrachten Gesetz. entwürfe an. seine Rede mit den Worten: ‚Die Regierung hat die Nation heraug , gefordert; die Herausforderung wird angenommen.“ (Kadett) entwickelte kur das Programm der Kadetten und sagte, die Zwangt⸗ enteignung sei das Prinzip jeder Agrarreform. Die Parteien der ö

Der Abg. Muschenko (revolutionärer Soztalist schloß

Der Abg. Kutler

j en brachten Tagesordnungen ein, in denen sie sich über die Hauptgrunb— sätze der Agrarreform gussprechen. Die Sozialdemokraten fordern die

Zuteilung des Grundbesitzes an die Gemeinden ohne Entschädigung der bisherigen Eigentümer. Die Arbeitspartei verlangt, daß der Grundbesst

Gemeingut der Nation werde, oder daß zum mindesten die Zwangsent⸗. eignung als Grundlage der Reform festgelegt werde. Das Mitglied der Kadettenpartei Professor Kiesewetter beantragte zunächst Ent— scheidung über die Vorfrage, ob man überhaupt eine Tagezordnung annehmen müsse. Seine Partei sei dagegen, weil der Standpunkt der verschiedenen Parteien bekannt und es auch unmöglich sei, eine Einigung unter den auseinandergehenden Ansichten der Abgeordneten zu erzielen. Beresin, der Vijepräsident der Duma und Mitglied der Arbeite. partei, beschuldigte die Kadetten der Doppelzüngigkeit und sagte, sie sollten entweder die Zwangzßenteignung annehmen oder nicht.

Der Präsident stellte darauf die Vorfrage und die Duma lehnte es mit 238 gegen 191 Stimmen ab, irgendwelche Tages⸗ ordnung anzunehmen. Die Kadetten, die Rechte und die Polen stimmten hierbei gegen die Parteien der Linken.

Türkei. Eine Depesche der „Agence Havas“ meldet, daß ein Zug griechischer Auswanderer, die Bulgarien verlassen haben, an der türkisch-⸗hulgarischen Grenze von einer Streifwache an gegriffen worden sei, wobei sechs Griechen getötet und sechs schwer verwundet worden seien. Die griechische . sei in großer Erregung. Aus Monastir wird gemeldet, daß unweit Wilowiskik bei einem Kampf zwischen Truppen und einer Bande der Führer und drei Mann der Bande ge⸗ tötet worden seien. Rumänien.

Bei den Wahlen zur Abgeordnetenkammer aus dem ersten Distriktswahlkollegium erhielten, „W. T. B.“ zufolge, von 75 Sitzen die Liberalen 61, die Konservativen 9. In 5 Bezirken haben Stichwahlen stattzufinden.

Serbien. Das Kabinett Pasitsch hat seine Entlassung ein— gereicht. .

Die Skupschtina ist gestern wieder nnn. getreten. Bei Beginn der Sitzung gab der Präsident den Rücktritt des Kabinetts bekannt. Die Begründung der Demission weist, W. T. B.“ zufolge, auf die unerfüllbaren Forderungen der Jungradikalen hin, denen nachzukommen die Regie⸗ rung sich nicht habe entschließen können, da sie gegen das parlamentarische Prinzip verstoßen. Obwohl die Regierung von der Grundlosigkeit dieser Forderungen überzeugt sei und die Qbstruktion der Jungradilalen weder im Parlament noch in der Oeffentlichkeit Anklang finde, habe sie demissioniert, weil sie nicht zum Kampfe mit der Obstruktion raten könne. Die Skupschtina wurde hierauf bis zur Neubildung des Kabinetts vertagt.

A ien.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ sind in Kermanschah (Persien) infolge örtlicher Wahlstreitigkeiten ernste Unruhen ausgebrochen, bei denen viele Menschen getötet worden sind. Die Bevölkerung ist in zwei Parteien gespalten, von denen die eine vom Gouverneur begünstigt wird. Zwei tausend Anhänger der Gegenpartei haben sich nach dem britischen Konsulat geflüchtet. Die Lage wird dadurch erschwert daß Sindschabi und Kurden Raubzüge in die Umgebung unternehmen, während im Innern der Stadt Soldaten Plünderungen begehen.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die vorgestrigen Sitzungen des

errenhauses und des Hauses der Abgeordneten

. der Bericht über die gemeinsame Sitzung beider Häu ser befinden sich in der Ersten Beilage.

Statistik und Bolkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die in einer Lohnbewegung befindlichen Berliner Dachdecker—

esellen haben sich, der ‚Voss. Itg.“ zufolge, zu einem nochmaligen zachlaß ihrer Forderungen entschieden, zumal die Zahl der Be⸗ willigungen 23 Firmin mit 100 Arbeitern seit eiwa 14 Tagen nicht zugenommen hat. Eine Versammlung der Gesellen, die am Freitag stattfand, beauftragte nach stürmischen Verhandlungen die Lohn · kommission, sofort mit dem Verband der Arbeitgeber bejw. ie nach Lage der Sache auch mit den einzelnen Firmen in neue Verhand— lungen auf folgender Grundlage einzutreten. „Einen Tarifvertrag abzuschlleßen auf drei Jahre mit einem , , rn, von S0 3 bei einer 85 stündigen Arbeitszeit im ersten Jahre; im übrigen der Kommission frese Hand zu lassen, für die folgenden beiden Jahre weitere Vergünstigungen zu vereinbaren.“

In einer am Freltag r , hal be , , ständigen Metallarbeiter in Offenbach wurde, wie die ‚Frkf. Ztg.“ meldet, mit 705 gegen 185 Stimmen beschlossen, die Ver⸗ einbarung der beiden Kommissionen (94 stündige statt 10 stündige Arbeitszest ohne Lohnausfall) abzulehnen. Von den nicht ausgesperrten Aibeitern der Adlerwerke in Frankfurt a. M. haben etwa 700 die Arbeit niedergelegt, sodaß im ganzen, mit den Ausgesperrten, etwa 2100 selern.

Ausß Troppau wird dem W. T. B. telegraphiert: Die Belegschaften de Salomon- und Karolinenschachtes bei Mährilsch-Ostrau sind am Sonnabend wieder angefahren, nachdem die Direktion die Repision der Gedinge und hie Abstellung der vor—

der außs⸗

efundenen Mißstänbe zugesagt hat. Am Salmschacht bel Polnisch⸗ Gren ist 1 Sonnabendvormittag ein Teil der Schlepper im

Ausstand. M o Montpellier fand gestern. wie W. T. B.“ berichtet, eine

Massenkundgebung der unzufriebenen Weinbguern stait. Vie gen der WU h r wird auf nicht weniger als oo oM Cfsszeet, Ucber 209 Gisenbahnzüge langten seit gestern bier an; die Mehrheit der Manlfestanten traf jedoch zu Fuß und in Wagen ein. Mittags veranstalteten die Winjer einen Massenumzug. Unter Trommelschlag und Hörnerklang bemegte sich der gag Lurch die

rats, betreffend Erteilung einer Konzession zum Bau einer

Straßen ber Stabt. Die Winzer marschierfen, nach Gemeinden ge—

Irdnet, in geschlossenen Zügen, an deren Spitzen Tafeln mit In— schriften, wie z. B. „Nieder mit den Politikern!“ getragen wurden. Eine unabsehbare Menschenmenge, die die Straßen einsaͤumte, begrüßte mit lebhaften Zurufen die Winzer und namentlich ihren Führer Marecelin Albert und die Frauen, die in großer Zahl am Zuge teilnahmen. Um 3 Uhr Nachmittags kam die Spitze des Zuges auf der Esplanade an. Hier war eine Tribüne errichtet. Marcelin Albert, den seine. Anhänger auf die Schultern hoben und auf die Tribüne trugen, hielt eine Ansprache, die mit anhaltendem Beifall aufgenommen wurde und in der er sagte, daß er im Namen von achtmalhunderttausend Bettlern deren Klagen borbringe. Die Versammelten nahmen eine Resolution an, in der sie aussprechen, daß sie keine Steuern mehr zahlen und daß die Demisston sämtlicher Gemeindeperwaltungen des Südens nunmehr als vollzogene Tatfache zu gelten habe. ;

Nachdem der Ausstand der Seeleute in Rotterdam am Sonnabend sein Ende erreicht hat, wurde, wie ‚W. T. B.“ meldet, die Anwerbung der Seeleute fortgesetzt. Es wurde eine Versammlung je eines a fer von Reedern und Seeleuten abgehalten, die sich damit beschäftigte, zu einer Einigung über die Lohnfrage zu kommen

In Charleville, wo sich ein Teil der Arbeiter im Aus. stande befindet, explodierte, wie W. T. B.“ erfährt, in der Nacht zum Sonnabend eine Dynamitpatr one vor dem Hause eines In— dustriellen. Personen wurden nicht verletzt.

Wohlfahrtspflege.

Die Stadt Charlottenburg erfreut sich in wachsendem Maße des besonderen Rufes, mustergültige Cinrichtungen ins Leben gerufen zu haben, und sieht sich in dem Gemeinsinn seiner Bevölkerung in ihren Plänen auf das weiteste unterstützt. Auch der junge Vater— ländische Frauenverein dieser Stadt hat stets das Bestreben gezeigt, seine Arbeiten auf den Grad höchster Leistungsfähigkeit zu bringen. Um dieses Ziel zu erreichen, plant er, wie die Zeitschrift Das rote Kreuz. mitteilt, im Einverständnig mit der Stadtverwaltung die Errichtung eines Roten Kreuz-⸗Hauses, das zunächst seine sämtlichen Arbeitazweige, als da sind: Zentralbureau des Vereins. Vereingschwesternschaft verbunden mit Privatklinik, Volks⸗ küche, Krippe, Lungenkrankenfürsorge, Krankenküche und Säuglingtz— fürsorgestelle, und sodann die übrigen Organisationen des Roten Kreuzes aufzunehmen bestimmt ist. Ferner sollen die hauptsãächlichsten Wohliätigkeitée vereine Charlottenburgs, wie die Vereinigung der Wohl fahrtebestrebungen, Haugpflegeverein, öffentliche Schreibstube, Verein egen Verarmung, städtischer Arbeitsnachweis, Ferienkolonien, hier eine

eimstätte finden. Darüber hinaus ist die Anlage gemeinsamer Sitzungsräume, einer Bibliothek, eines Archivs und einer Zentral⸗ registratur, die über die bestehenden Wohlfahrtseinrichtungen Auskunft erteilt und anderseits eine Registerführung der durch die einzelnen Organisationen Unterstützten ermöglicht, in Aussicht genommen. Ez unterliegt keinem Zweifel, daß ein Zusammenschkuß dieser bisher an verschiedenen Stellen der Stadt in gemieteten Räumen getrennt untergebrachten Betriebe deren Leistungsfähigkeit beträchtlich erhöhen und eine wirksamere Verwendung der zur Verfügung stehenden Mittel ermöglichen wird. Ein Grundstück an hervorragender Stelle, Berliner⸗ straße 137, gegenüber dem Rathaus, ist gesichert. Die Grundstein⸗ legung zu dem Bau soll morgen, dem weiland Hochjeitsfage Kaiser Wilhelms J. und der Kaiserin Augusta, stattfinden.

Auß dem Regierungsbezirk Düsseldorf wird geschrieben: Die Sorge für gesunde und billige Wohnungen ist fortgesetzt das Be— streben der beteiligten Behörden. Sowohl seitens der gemein nützigen Bguvereine, als von seiten der großen Werke und der Großindustriellen sind die Wohnungsbauten für Minder— bemittelte weiter gefördert worden. Auch die private Bautätigkeit bat sich mehr als biäher dem Kleinwohnungsbau wieder zugewendet. Es ist somit zu hoffen, daß trotz andauernden Zuzugs von Ärbeitern dem Auftreten einer Wohnungsnot mit Erfolg wird vorgebeugt werden können, obwohl nicht zu verkennen ist, daß in den ee, , m m. wie Essen und Duisburg Ruhrort eine beträchtliche Steigerung der Mietspreise für Wohnungen aller Art eingetreten ist.

Kunst und Wissenschaft.

M. F. In letzter Sitzung der Vorderasiatischen Gesell—⸗ schaft gab Dr. Messerschmidt von dem , . der weiteren Ausgrabungen in Boghaz-Köt— (Kleinasien) Mitteilung. Seit ungefähr 19 Tagen ist Professor Dr. Hugo Winckler auf dem Schauplatz seiner vorjährigen erfolgreichen Ausgrabungen wieder ein— getroffen. Er fand Makridi⸗Behy, den Assistenten des osmanischen Museums in Konstantinopel, mit dem er auf Grund eines Fermans des Großherrn die Ausgrabungen gemeinschaftlich betreibt, bereits an Ort und Stelle angelangt und in voller Tätigkeit. Der Plan ist, den Büjük Kaleh genannten Hügel im Mittelpunkt der alten Hethiterstadt aufs gründlichste zu untersuchen. Man darf vermuten, daß er einst von einem Gebäude gekrönt war, das als Sammelort beschriebener Tontafeln diente, nach unsern modernen Begriffen also etwa alg Landesbiblioihek gelten dürfte, und daß bei späterer Zerstörung dieses Gebäudes sein den barbarischen Zer— störern wertlos erscheinender Inhalt über die Umgebung zerstreut wurde. Welche wichtigen Funde Prof. Winckler hier berelts geglückt sind, dabon ift an dieser Stelle mehrfach die Rede gewesen, aber es scheint, daß alle nur Vorläufer weiterer und hoffentlich recht interessanter Funde sind. Der im Büjük Kaleh im Vor- jahre angelegte Graben wird seitlich erweitert und den Hügel aufwärts getrieben werden. Schon vor Ankunft Professor W. s war wiederum eine Reibe von Tontafeln gefunden worden. Gleichzeitig und von der Wincklerschen Unternehmung, deren Kosten Freunde der archäologischen Forschung und die Deutsche Ortentgesellschaft tragen, gänzlich unabhängig, wird ein zweltes deutsches Unternehmen in Boghaj⸗Köi in Tatigkeit treten, veranlaßt von dem deutschen archäo⸗ logischen Institut und berufen, die ganze sich als sehr ausgedehnt er⸗ weisende Ruinenstadt genau aufzunehmen. Es dürften also bis zum Spätherbst ausgiebigere Nachrichten über eine der ältesten Hauptstãdte des Drients zu erwarten seln und die Residenzstadt des Reiches Chatti künftig neben Memphis, Babylon und Assur genannt werden: eine Frucht dieser archäologischen Forschungen bon der man sich vor Jahr und Tag noch nichts träumen ließ. Uebrigens ist Kleinasien gegenwärtig das Reiseziel archäologischer Forschungsexpeditionen auch anderer Nationen. Im Vorjahr hatte Professor Ramsay von der Universität Tiverpool bei Nirgast (ostsüdöstlich von Konta) Altäre mit hethitischen Inschriften entdeckt. Er kehrt jetzt dahin behufs Studiums und Auf-

nahme dieser Inschriften zurück. Und aus Amerika verlautet, daß Professor Sterret bei der Carnegie Institution beantragt bat, mehrere Jahre hintereinander je 199 000 Dollars zur umfänglichen Ersorschung Vorderasieng zu bewilligen. In der Be⸗

gründung dieses Antrages ist ausdrücklich als vorbildlich Bejug ge—

nommen auf die Erfolge Professor Wincklers in Boghaz⸗Köi und in

Aussicht gestellt, die Forschungzarbeit auf alle wissenschafstlichen Gebiete auszudehnen. Da an der Bewilligung nicht zu zweifeln ist, stehen

also prähistorische, archäologische und kunstgeschichtliche sowie philologische

Studien des Amerikaners in Vorderasien zu erwarten, ein Grund mehe,

darüber Genugtuung zu empfinden, daß Professor Winckler und seine

Freunde die Fortsetzung der Arbeiten in Boghaz⸗Köi so kraftvoll ge—=

ardert haben. Zur Frage der möglichen Erfolge äußerte sich Br.

Messerschmidt dahin, es sei nicht unwahrscheinlich, daß man, trotz des

bisherigen Mißerfolges, in diesem hochwichtigen Punkte noch Bilinguen

snde und damlt den Schlüssel jur hrthitischen Bildersprache. Die im

Vorjahre aufgefundenen Tontafeln mit dem Text des Bündnig.«

vertragesg jwischen Aegypten und Chatti enthielten eine Kopie

der assyrlschen Uebertragung dez von der Tempelwand in

Karnak bekannten hieroglyphischen Textes. Bezug genommen se

werde, aug einer Silbertafel bestehe und mit Bildern geschmüct sei. Würde sich das Original noch finden, wofür bei der Kosfbarkeit bes Materials allerdings recht eng Hoffnung besteht, so würde man sich vermutlich gegenüber elner Bilingue in assyrischem oder hiero⸗ glyphischem Text einerseits, hethitischem andererseitg befinden und der Her r. Schlüsfel würde wahrscheinlich gefunden sein. Boch auch beim ersagen dieser Hoff nung sei die Möglichleit vorhanden, andere Hikinguen zu finden und der in , uf dieser merkwürdigen hethitischen Bisderschrift näher zu kommen, die anscheinend unter dem Einfluß ägyptischer Vor⸗ bilder geschaffen worden ist und eine Reihe ägyptischer Schriftzeichen übernommen hat. Manche Wortbilder, wie J. B. dag für Palast! scheinen direkt der ägyptischen Hieroglyphenschrift entlehnt. Allerdings ist die Frage der Priorität der einen oder der andern Bildersprache erst zu entscheiden, wenn man tiefer in die Geschichts der Hethiter eingedrungen sein wird, was wiederum die Entzifferung der hethitischen Schrift zur Voraussetzung hat. Tatsache ist, daß in, der Zeit, in der bie Tel Amarna,Schrisidenkmäler entstanden sind? also etwa im 14. Jahrhundert vor Chr, beide Schriften gleichzeitig in Anwendung waren und neben ihnen die assyrische Keilschrist. Nach einer von Professor Dr. Freiherr von Lichtenberg über eine Abhandlung von Professer Strzygowsky gemachten? Mit- teilung mehren sich die Zeugnisse einer frühzeitigen Beeinfluffung der griechischen Kunst von Vorderasien her. Ueberjeugung hlervon wird u. a. durch die Untersuchung von Sarkophagen verschiedener Fundorte gewonnen, die nicht bloß technisch und konstruttionell, fondern auch in ihrem malerischen und . Schmuck übereinstimmend auf Antiochia als ursprünglichen Herstellungsort hinweisen. Von Professo Dr. Martin Hartmann wurde ausführlich über bisher unbekannte südarabische Inschriften berichtet. Diefe haben interessante Arbeiten und Deutungen durch bie beiden autzgezeichneten französischen Gelehrten Derenbourg und Dussot ver⸗ anlaßt, gegen die indessen vom Berichterstatter der Einwand er— hoben wird, daß in den Erklärungen auf die sonalen Verhãltnisse Südarabiens in der vorislamitischen Zeit nicht gehörig Rücksicht genommen sei. So z. B. wenn in einer der Inschriften, die von einer großen Bewãässerungganlage berichtet, der franjzösifche Erklärer dag entscheidende Wort für Bewässerunge⸗ anlage“ ganz anders verstanden haben will, weil ihm unwahrschein lich dünkt, daß in Südarabien solche Anlagen vorhanden gewesen sind' Professor Hartmann weist dagegen auf die große Wahrscheinlichkeit hin, daß die mächtige und einflußreiche Aꝛristokratie Südarabiens dergleichen Anlagen gefördert und geschaffen haben könne. Auch in der bisherigen Lesung der vor 30 Zahren schon gefundenen Bronzetafeln von Amran weist der Berichterstatter auf, eine sinnentstellende Ungenauigkeit hin, deren einleuchtende Richtigstellung Beifall fand. Sehr bemerkenswert erscheinen die lichtvollen Erörterungen Dussots über die wahrscheinliche Ent. stehung des südarabischen lphabets aus dem griechischen. Noch warnte Professor Hartmann vor Schwindel, der neuerdings, gerade mit arabischen Inschriften getrieben wird, die ganz oder zum Teil dreiste Fälschungen sind. Wie raffiniert dabei vorgegangen wird, zeigte das Beispiel einer aus zwei Teilen bestehenden Steininschrift, von denen der eine zweifellos echt, der andere zweifellos Nachahmung ist. Wahr⸗ scheinlich ist das Original des zweiten und die Nachahmung det ersten Teiles nach anderer Seite angeboten worden.

Eine Veröffentlichung bon Dr. Richard Leonhard über pgaphlagonische Felsengräber in Beziehung zu griechi— schen Tempeln, welche die Entstehung des griechischen Tempels aus asiatischen Grundformen erklärt, begegnete troßz der überzeugenden Sprache, die beigegebene Abbildungen solcher Felsengraͤber zu reden scheinen, dem Einwand, daß die Frage noch sehr entfernt von einer Lösung sei. Aehnliche Versuche, die Grundformen des griechischen Tempels abzulesten, werden z. 3. in den verschiedensten Richtungen gemacht. Die nächstliegende Erklärung sei die schlichte Ableitung von dem griechischen Wohnhause durch Veredelung von dessen Formen. Man sucht aber gern in der Ferne, was ganz nahe liegt. Will man doch sogar in den Pfahlbauten des nördlichen Europas die Ürbilder des griechischen Tempels erblicken!

A. E. Die neueste Darbietung der „Urania“ behandelt ein Thema, das sich aus verschiedenen Gründen gerade im Augenblick besonderen Interesseg erfreut. Denn welche Reiselustigen ließen sich egenwärtig, angesichts der großen Reisesaison, nicht gern von den Wundern der Gletscherwelt erzählen, die sie in Wirklichkeit bald zu schauen in Aussicht haben oder zu schauen in Gr— wägung ziehen, und wer ist in den letzten Wochen in der Berliner Gesellschast unberührt geblieben von den' beweglichen Klagen über die Bedrohung des Grunewaldes und bat bei dieser Gelegenheit nicht staunend davon gehört, ein wie wunderbares Denkmal der fernen Eiszeit gerade diese Gegend ist! Unter diesem zweifachen Gesichtspunkte dürfte also ein Vortrag auf vorzugsweise freundliche Aufnahme rechnen, der, von seinem Verfaffer Direktor Dr. P. Schwahn, „Die Gletscher der Hochgebirge und die Eis zelt un serer Heimat“ benannt, Sonnabendmittag bor einem eingeladenen Publikum seine Generalprobe mit Glanz bestand. Dr. Schwahn brachte seine, wie immer, das richtige Maß von Unterhaltung und Belehrung berständig innehaltende, in allen Teilen die Aufmerksamkeit feffelnde Arbeit persönlich zu Gehör. Die begleitenden Lichtbilder waren auch diesmal wieder ebenso durch Schoͤnheit wie durch Anschaulichkeit gausgejeichnet. Man gewinnt den Eindruck bei jeder neuen Vorführung dieser Art, daß sowohl der Photograph, dessen feinem Verständnis für die Wahl des Standpunkts und der Beleuchtung diese Aufnahmen zu. danken sind, als Kunstmaler Kranz, der die Diaposttive meisterlich kolorierte, mit ihren höberen Zwecken wachsen; aber geradejn Wanderbares wird durch ein Bild geleistet, das ein Mammut in antediluvianischer Landschaft darstellt. Man sieht daran, die Photographie welß sich schwierigen Aufgaben gegenüber zu helfen. Ber Vortrag zerfällt in zwei Abteilungen. Die erste hehandell Lawinen Und Gletscher und zeigt, nach einer Darlegung, warum die Temperatur sich mit der Höhe ermäßigt und warum Schnee und Gis in den Hochregionen nicht ins Ungeheure erwachsen können, sondern durch Lawinen und Gletscher sich befreien müssen, die Wirkungen von Lawinenstürzen sowle die Hauptgletscher der Ulpen in prächtigen Blldern, ferner die Bewegung der Eisströme, Firnklüste und Gletscherspalten, Gletscher, Kaskaden, Gletscherbrüche und deren Verwüstungen. Der jweite Teil deckt sich mit dem zweiten Teil des Titels und erörtert die Abschmeljungsprobleme der Eisströme und die begleitenden Erscheinungen der Gletscherabschmelzung, die Ent= stühung von Gletschertischen und Gletschernadeln, Glekschermühlen Rid Gletschertoren, endlich die Bildung der Motänen? Seiten,, End. und Grundmoränen. Sehr geschickt wird im Vergleich mit Grönland und seiner Eisbedeckung nachgewiesen, wie die diluvialen Gletscher, die einst Nordeuropa bedeckten, durch ihr wenigstens jweimaliges Vordringen bis zu den deutschen Mittelgebirgen und später durch ihr ebenso häufiges Zurückweichen und Abschmeljen das norddeutsche Tiefland und insonderheit die Bodengestalt der Mark geschaffen haben. Daß die nächste Umgebung von Berlin, die Ruͤders. dorfer Kalkbrüche, dem schwedischen Geologen Terell 1875 den sicht. baren Beweis von der Richtigkeit seiner Erklärung der Inlands. vereisung geleistet hat, wird vielen Zuhörern bekannt gewesen sein; aber mit hohem Interesse werden sie die vom Gletscher in Form von Schrammen in den glalt— polierten Kalkwänden zurückgelassene Visttenkarte im Bilde gesehen haben und nicht minder die als Erinnerung an Gletscherstrudel zurückgebliebenen Riesentöpfe von Rädersdorfer Muschelkalk, die Rundhöcker und geritzten Geschiehe. In großen Zügen wurde dann die Entstehung des Flußsystems unserer Heimat dargelegt, die Bildung der in ihrem Verlauf von Ostsüdost nach Westnordwest nachwelgbaren 5 großen Taler, des baltischen Endmoränenzuges und der für die Moränenlandschaft charakteristischen Seen und Pfuhle Norddeutschlands. Noch ein Blick galt endlich der merkwürdigen, aber wahrscheinsich nach Jahrtausenden jählenden Zeit ir; der ersten und zweiten Gie⸗ bedeckung des Landes, der sogenannten Interglazialzeit, die gekennzeichnet

darin augdrücklich auf ein Original, das am gleichen Ort aufbewahrt

war durch eine Fauna großer Säugetlere, deren Reste wir so häufig

noch im Kies eingebettet in der allernächsten Umgebung von Berlin finden. Es kann dieser neuesten Leistung der Ürania. nur ein voller Erfolg gewünscht werden. Bei der für die Hörer mühelosen Be⸗ lehrung, gepaart mit dem Kunstgenuß durch die begleitenden Lichtbilder, , , . , n m 3 ,, und je ; mehr muß die Urania“ auch für den Fremdenbesuch ein Anziehungspunkt ersten Ranges werden. . ö

Bauwesen.

Auf die im Jahre 1906 ergangene öffentliche Aufforderung an alle Architekten deutscher Staattzangehörigkeit zur a ,, am Wettbewerb für die Erlangung von Entwürfen zum Gmpfangsgebäude auf dem neuen Hauptbahnhofe in Leipzig waren 76 Entwürfe eingegangen. Das aus 25 Mitgliedern bestehende Preisgericht war für die Zeil vom 5. bis 8. Juni d. J. nach Leipzig einberufen worden. Es gehören ihm unter Anderen an di⸗ Herren Geheimrat Professor Dr. Dürm Karlsruhe, Professor Fischer· Slutt⸗ gart, Oberbgurat Professor Hofmann ⸗Darmstadt, Geheimer Baurat Vol verscheit · Verlin, Geheimer Oberbaurat Fichard⸗Berlin, Geheimer Oberbaurat Rüdell Berlin, Geheimer Baurat Schwechten⸗Charkotten. burg, Professor Dr. von Thiersch⸗München, Geheimer Baurat Waldow⸗ Dresden und Geheimer Baurat Professor Dr. Wallot⸗Dres den. Als Preise waren ausgesetzt: ein erster Preit 15 990 , ein zweiter Preis 10 000 M sowie zwei dritte Preise zu je 7 500 „” Das Preisgericht hat am Sonnabend auf folgende Verteilung der Preise erkannt: Je einen ersten von 125600 M (der erste und der zweite Preis sind zusammengezogen zu zwei ersten Preisen) den Entwürfen mit den Kennworten Wahrheit, Klarheit, Licht und Luft, Verfasser Architekt Jürgen Kröger in Berlin, und Licht und Luft, Verfasfer Lossow und Kühne in Dresden, je einen zweiten Prelg von 75600 4 den Entwürfen mit dem Kennwort Bahnsteighalle, Verfasser Pro⸗ fessor Hermann Billing und Wilhelm Vittalli ·˖ Karlsruhe in Baden, und Kennwort Nufa, Verfaffer Klingholz⸗Aachen.“

Zum Ankauf wurden empfohlen die Entwürfe von den Ver⸗ fassern: Architett Meckel⸗Freiburg i. Br., C. Rentsch⸗Berlin und Architekt O. Herold⸗Düsseldorf, Reglerungs. und Baurat Schwartz Berlin, Architekten Werz & Huber Wiesbaden, Architekt Vorenz⸗ Hannover und Architekten Heidenreich & Michel sowie R. Jacob⸗ Charlottenburg.

Ein Wettbewerb zur Erlangung von Skizzen für äne Umgestgltung der Bauanlagen des Zoologischen Garteng in Berlin einschl. der zugehörigen Restaurations- und Konzertplätze wird unter den einheimischen Mitgliedern des Architekten⸗ pereins und der Vereinigung Berliner Archtteklen in Berlin mit Frist bis zum 16. September ausgeschrieben. Vier gleiche Preise zu je 3h00 M sind vorgesehen. An diesen Ideenwettbewerb soll sich ein Entwurfs wettbewerb unter den Verfassern der vier mit einem Preise ausgejeichneten Skizzen anschließen, um einen für die Ausführun ge⸗ eigneten Bauplan zu gewinnen. Das Programm ist vom i des Zoologischen Gartens, Kurfürstendamm 5, zu beziehen.

Verkehrsanfstalten.

In den Zollinhaltserklärungen zu Postsendungen nach einzelnen fremden Ländern, u. a. Frankreich, ist nach den daselbst bestehenden Zollvorschriften außer dem Absendungslande des Pakets auch das Ursprungs. (Herstellungs⸗) land der in der Sendung ent⸗ haltenen Waren anzugeben. Die letztere Angabe geschleht zweckmãßig in der Spalte „Bemerkungen“ der Zollinhaltzerklärungen neben der Eintragung der einzelnen Waren, während, dem deuischen Vordruck entsprechend, dags Absendungs land des Pakets stets im Kopfe der Zollinhaltgerklärungen zu vermerken ist.

Theater und Musik.

Deutsches Theater.

Die Herren Karl Meinhard und Rudolf Bernauer, die Häupter der wegen ihres Humors geschätzten freien Künstlervereinigung der ‚Bösen Buben“, haben mit einer eigenen Künstlergesellschaft am Sonnabend den gelungenen Versuch unternommen, eine Posse aus dem Anfang der 1866er Jahre neu zu beleben; sie beißt Der Jongleur“ und ist die erste größere Bübnenarbeit deg vor einigen Jahren verstorbenen Dichters Emil Pobl, dessen Lustspiel Die Schulreiterin und dessen Bearbeitung des altindischen Dramas Vasantaseng! sich bis in die letzte Zeit auf dem Spielplan deutscher Bühnen erhalten baben. Die Auffübrung am Sonnabend rief bei älteren Theaterbesuchern Erinnerungen wach, die sich an das Werk selbst und an die Stätte knüpfen, wo es zuerst in Szene ging, in k 6 Hause nämlich, das sich damals Friedrich Wilhelmstädtisches Theater nannte. Später, im Sommer 1873 errang die Posse, neueinstudiert, im Wallnertbeater mit Ernestine Wegner, Emil Thomas, Gustav Kadelburg, Georg Engels und Karl Melßner in den Hauptrollen, glänzende Erfolge. Seine Lebenz— fähigkeit hat das lustige Stuck auch jetzt wieder erwiesen, indem es die das Haus füllenden Zuschauer in beitere Laune dersetzte. In erster Linie war es Herr Waßmann, der sich in der Rolle des Stadtreisenden Thomas Meck mit seiner beweglichen Komik und seinem trefflichen Kupletvortrag, wie schon jüngst in Robert und Bertram“, hervortat. Ebenbürtig ibm zur Seite stand Derr Meinhard, der den in der Türkei reich gewordenen Schneider⸗ meister Kleemeier aus Leipzig im drolligsten sächsischen Dialekt gab. Die muntere Köchin Dörthe fand in Frau Hellmuth, die die Rolle schon früber am Schillertbeater vor- trefflich spielte, eine glänzende Vertreterin, und die Akrobatenprinzipalin Adalgisa Stolperkrone wurde von Frau Grimm Einödsbofer außer- ordentlich drastisch und wirkungsvoll verkörpert. Die Herten Bernauer und Hermann, die Damen Wendt und Wigmar ergänzten auf daz beste das , , ,. für das Herr Bernauer in seiner Eigenschaft als Regisseur gesorgt hatte. Die alte Posse dürfte noch an manchem Sommerabend ihr Publikum unterbalten.

Im Königlichen Opernhguse findet morgen, Dienstag, eine Wiederholung von „Salome“ statt; die Damen Rose, Hiedler, Goetze, die Herren Sommer, Berger, Kirchhoff, Bachmann u. A. sind Träger der ,. Dirigent ist der Kapellmeister Blech. (An—= fang 8 Uhr. .

Im Königlichen Schauspielbause wird morgen Die Welt, in der man sich langweilt,“ n, n, . mit den Herren Staegemann, im Vallentin und den Vamen Butze, Abich, Esch⸗ born und Arnstädt in den Hauptrollen, aufgeführt. In der Apostel Paulus-Kirche veranstaltet der Organist Professor Egidi morgen, Nachmittags 6 Uhr, ein Konzert, bei dem Fräulein Ella Wendel (Sopran) und Herr Vincent B. Wheeler (Orgel) die Solovorträge übernommen haben. Der Eintritt ist frei.

Das ,, Konservatorium veranstaltete am Freitag im Lortzingtheater eine Opernauffübrung, bei der außer den Schülern auch das . Orchester des bekannten Institutg sowie dessen Frauen und Maͤnnerchor mitwirkten. Die einzelnen Mitwirkenden legten in Szenen aus verschiedenen Opern zum Tell recht erfreuliche Proben libres . Könnens ab. Namentlich hinterließen Fräulein unze und Herr Kretschmer in Mageag nik Qavalleria rustieana- einen ganz vortrefflichen Eindruck. Dieses Werk war überbaut nit großer Sorgfalt einstudiert und wurde mit viel Verständaig Tem. perament und gutem gesanglichen Können sowobl der Sollen we auch des Chors gegeben. Die Drchesterbegleltung war, wean duch sonst achtbar, so doch vielfach zu laut.