1907 / 243 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 11 Oct 1907 18:00:01 GMT) scan diff

Schaumburg Lippe.

Seine Hochfürstliche Durchlaucht der Fürst Georg hat am gestrigen Tage sein 61. Lebensjahr vollendet. Der Geburtstag des Fürsten wurde in Stadt und Land in der üblichen Weise gefeiert.

Oesterreich⸗Ungarn.

Das Befinden des Kaisers Franz Joseph ist, einer gestern nachmittag veröffentlichten Meldung des „Wiener Telegraphen⸗-Korrespondenzbureau“ zufolge, voll⸗ kommen unverändert; es handelt sich um einen Bronchial⸗ katarrhh ohne Fieber. Der Kaiser ist durch sein Be⸗ finden nicht gehindert, die laufenden Geschäfte wie gewöhnlich zu erledigen. Am Abend nahmen Professor Neußer und Hofrat Kerzl eine eingehende Untersuchung des Kaisers vor. Hierbei wurde, dem „Wiener Fremdenblatt“ zufolge, von beiden Aerzten übereinstimmend konstatiert, daß die katarrhalische Affektion nicht nur keinerlei Ausbreitung genommen hat, sondern bereits in der Rückbildung begriffen ist, sodaß von einer, wenn auch vorläufig nur erst leichten Besserung gesprochen werden kann. Das subjektive Befinden des Kaisers war durch den noch vorhandenen Hustenreiz und die den ganzen Tag über an— haltende erhöhte Körpertemperatur einigermaßen beeinträchtigt. Der Kaiser fühlt sich etwas müde und abgespannt, der Appetit ist auch nicht so rege wie sonst, aber dieses Unbehagen schwindet natürlich mit der fortschreitenden Besserung. Zur gewohnten Stunde begab sich der Kaiser zur Ruhe und erfreute sich bald darauf eines nur durch Husten einigermaßen beeintcächtigten Schlummers.

Im ungarischen Abgeordnetenhause meldete gestern der Präsident eine dringende Interpellation des sozialistischen Abgeordneten Mezöfi über das allgemeine Stimmrecht an und befragte das Haus, ob es der Inter— pellation den dringlichen Charakter zuerkenne und sie in dieser Sitzung anhören wolle. Das Abgeordnetenhaus lehnte, „W. T. B.“ zufolge, es mit großer Majorität ab, die Inter— pellation anzuhören.

Eine große Arbeiterabordnung überreichte gestern

dem Präsidenten des ungarischen Abgeordnetenhauses Ju sth

eine Denkschrift über die Einführung des allgemeinen Stimmrechts.

Der Redner der Abordnung Garbai wies, wie das W. T. B.“ mitteilt, auf das mangelnde Verständnis des Abgeordnetenhauses für soziale Forderungen hin und behauptete, es seien in einem Jahre 354 Fachvereine aufgelöst worden. Er erklärte, die Arbeiter seien von Patriotismus erfüllt und träten begeistert für die Unabhängigkeit, namentlich für die wittschafiliche Selbständigkeit des Landes ein. Der Präsident wies in seiner Erwiderung die Beschuldigung, daß das Parlament nur Klasseninteressen vertrete,

äußeren Druck oder Terrorisierung die große Frage des Wahlrechts zum Wohle des Vaterlandes lösen würden.

Auch eine Abordnung der christlich-sozialen Arbeiter überreichte dem Präsidenten Justh eine Bittschrift über die

Einführung des allgemeinen Stimmrechts. Großbritannien und Irland.

Nach einer Mitteilung der „Tribune“ wird das Parla⸗ ment mit Rücksicht auf das umfangreiche Arbeitsprogramm bereits am 28. Januar nächsten Jahres, also erheblich fiüher

als sonst, wieder zusammentreten.

Frankreich.

In Rambouillet hat gestern unter dem Vorsitz des Präsidenten Falligrez ein Ministerrat stattgefunden, der

sich mit der Lage in Marokko beschäftigte. Der Ministerrat

kam, laut Bericht des „W. T. B.“, zu der Ansicht, daß mehrere Kriegsschiffe, die jetzt dorthin heimischen Häfen zurückgebracht werden könnten, und be—⸗ schloß grundsätzlich den Schutz der Küste mit Aus⸗ Die Wiedereinberufung der Kammern wurde

tragen. n auf den 22. Oktober festgesetzt.

zur Erhaltung der durch Automobile beschädigten Landstraßen in die Wege leiten.

Auf dem in Nancy tagenden radikalen Kongreß hielt der Vorsitzende Pelletan gestern eine Ansprache, in der er, obiger Quelle zufolge, ausführte:

Man dürfe keine Art von jweideutiger Schwäche dulden, die dazu angetan sei, das patriotische Gefühl und die Liebe zur Ärmee herabjzumindern. (Rufe: Nieder mit Hervs!! Man müsse sich aber

ebenso gegen den falschen Militarigmus und gegen einen Mißbrauch

des Begriffes Patriotismus wenden. Spanien.

Das Parlament ist gestern wieder eröffnet worden. Der Minister des Innern hat mit Rücksicht auf die durch die Ueberschwemmungen verursachten Schäden eine Vorlage, betreffend die Gewährung eines außerordentlichen Kredits, ein⸗ gebracht.

In der Deputiertenkammer widerlegte der Finanz— minister, W. T. B.“ zufolge, bei Beantwortung einer Inter⸗ pellation liberaler Deputierter die Ansicht, daß die Gold⸗ reserve sich vermindert habe, und erklärte, daß sie vielmehr von 42 auf 62 Millionen gestiegen sei Der im Budget vor⸗ gesehene Ueberschuß werde, wie der Minister versicherte, in diesem Jahre erzielt werden.

Niederlande.

In der gestrigen Sitzung der ersten Kommission der Friedenskommission kam der russische Antrag, der die Majoritätsbeschlüsse über das obligatorische Weltschieds—⸗ gericht der Konvention von 1899 als acte additionnel bei- fügen wollte, zur Abstimmung. Da Deutschland, Oesterreich⸗ Ungarn, Nordamerika, die Türkei, Belgien und Rumänien dagegen stimmten, zog der russische Delegierte von Martens, W. T. B.“ zufolge, den Antrag zurück. Hierauf beantragte der öͤsterreichisch⸗unggrische Delegierte von Mörey die Abstimmung über die von ihm vor Monatsfrist im Komitee eingebrachte Resolution, derzufolge die Regierungen, da eine Einigung über beslimmte Anwendungsfälle der obligatorischen Schieds⸗ sprechung nicht erzielt würde und angesichts des schwierigen technischen Charakters vieler Fragen nicht erzieit werden konnte, die Angelegenheit in eingehendster Weise prüfen und das Ergebnis ihres Studiums innerhalb einer bestimmten

mitteilen sollten.

entschieden zurück und erklärte, er übernehme die Butschlift und sei überzeugt, daß die gegenwärtige Regierung und das Parlament ohne jeden

entsandt sind, nach den

tt Zum Schlusse erklärte der Minister der öffentlichen Arbeiten Barth ou, er werde die Abhaltung eines internationalen Kongresses im Jahre 1908

Der Redner begründete den Antrag in wirkungsvoller Rede und wies besonders darauf hin, daß Einstimmigkeit die Basis aller Kon- ferenzbeschlüsse sein müsse. Fry (En ö und Choagte (Vereinigte Staaten) sprachen sich gegen die n. chisch⸗ ungarlsche Resolution aus. In der Debatte, an der sich besonders Nelidow (Rußland), von Mörey (Oesterreich, Ungarn), van den Heuvel (Belgien) und Freiherr von Marschall (Beutschland) beteiligten, wurde namentlich die Frage der „unanimité“ erörtert und ausgeführt, daß jede Majorisierung auf internaticnalen Konferenjen ausgeschlossen sel und daß bei Widerspruch nicht verlangt werden könne, daß ein von der Mehrheit gutgeheißener Beschluß als Beschluß der Konferenz gelte.

Bei der Abstimmung stimmten 23 gegen, 14 (Deutschland, Oesterreich⸗Ungarn, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Griechen⸗ land, Italien, Luxemburg, Montenegro, Holland, Rumänien, Rußland, Serbien, Türkel) dafür. Sieben Mächte enthielten sich der Abstimmung. Darauf beantragte der italienische Ver⸗ treter Graf Tornielli, die Konferenz solle sich darauf be⸗ schränken, die großen Prinzipien zu konstatieren, über die sich völlige Einigkeit ergeben habe, nämlich das Prinzip der obligatorischen Schiedssprechung sowie das Prinzip, daß es gewisse Gebiete in den internationalen Beziehungen gebe, wo die obligatorische Schiedssprechung ohne jede Reserve angewendet werden könne. Der deutsche Delegierte Freiherr von Marschall und der österreichischungarische Delegierte von Mérey sprachen dem Grafen Tornielli für diesen Vor— schlag, den sie gern annähmen, ihren Dank aus. Der Obmann der Kommission Bourgeois (Frankreich) schloß sich ihnen an und konstatierte die Zustimmung der Kommission. In der heute abend stattfindenden Sitzung soll eine Formel dafür gefunden werden, in welcher das Ergebnis der Beratungen in diesem Sinne niedergelegt wird. Schließlich wurde die englische, von Deutschland und Nordamerika unterstützte Re⸗ solution beraten, in der die Gründung einer Cour de

justice arbitrale und ein Reglement für diese empfohlen

wird. Die Frage der Bestellung der Richter ist darin offen gelassen und der Lösung vermittels diplomatischer Verhand— lungen vorbehalten. Vierzig Mächte stimmten dafür, drei Belgien, Rumänien und die Schweiz dagegen, drei Dänemark, Griechenland und Uruguay enthielten sich der Abstimmung. Türkei.

Der persische Botschafter in Konstantinopel, der sich um die Beilegung des türkisch-persischen Konflikts bemüht hat, befürchtet, nach einer Meldung des „Wiener

Telegraphen⸗Korrespondenzbureaus“, eine Verwicklung der

Situation, erklärt aber die alarmierenden Nachrichten für un⸗— wahr. Die Beziehungen zur Pforte seien nicht gespannt. Der

Botschafter verweist auf das Telegramm der Pforte vom

8. September, in dem die Pforte verspricht, die Perser in der Streitfrage, betreffend die Militärdienstpflicht, nicht zu be— unruhigen, bis sie sich mit der persischen Botschaft in Kon⸗ stantinopel verständigt habe.

Amerika.

Das peruanische Ministerium ist, „W. T. B.“ zu⸗ des Vorsfahreg z55) eingereicht worden. folge, gestern unter dem Vorsitz von Washburn neu gebildet worden. Minister des Innern wurde der Abgeordnete Arenas. kamen S54 (53) zur Meldung, davon 172 (196) mit und 682 (657)

Die anderen Ministerstellen blieben unverändert. Der argentinische Minister für öffentliche Arbeiten ist von seinem Posten zurückgetreten. . Afrika. Nach einer telegraphischen Meldung des Generals Drude

ist eine Mahalla. Mulay Hafids unter dem Befehle Mulay el Reschids in einer Stärke von 1000 Mann und vier

Geschützen am Montag in Dar Ber Reschid, einer ungefähr

35 km von Casablanca entfernten Ortschaft, eingetroffen.

Roloniales.

Auf der deutsch-ostafrikanischen Zentralbahn fand, wie .W. T. B.“ berichtet, am 9. d. M. die erste Fahrt eines Perfonen—⸗

nahme einiger besonderer Plätze kleinen Kreuzern zu über- zugs kis zur Gndstat on Möorogoro statt, an, der auch der Staats—

sekretär des Reichskolonialamtz De rnburg teilnahm.

Statistik und Volkswirtschaft.

Bevölkerungsbewegung, Verkehrsverhältnisse, Schlachtungen, städtische Sparkasse, Kranken“ und Armenpflege in Berlin im August,

Ab- und Zuzüge von Zensiten der Staatseinkommen⸗

steuer im 2. Vierteljahr 1907.

Nach dem die Berliner Statistik für den Monat August 1907

enthaltenden Heft der Monataberichte des Statistischen Ämts der

Stazt Berlin“ belief sich die fortgeschriebene Bevölkerung der Reichshauptstadt anfangs September 1907 auf 20956091 Einwohner

(gegen 2991 436 anfangs August, 2 089 923 anfangs Juli, 2 092 098 anfangs Juni 1907 und 2067 176 anfangs September 1966). Nach— dem die Bevölkerung Beilias im Juni 1907 eine Abnahme um 2175, im Juli aber wieder eine Zunahme um 1513 Personen erfahren hatte, ist also im Monat August d. J. eine weitere Vermehrung um 3655 (im August 1906 um 3963) Einwohner eingetreten.

Lebend geboren wurden im Monat August 1907 4384 (im August 1906 4565) Kinder, darunter 756 (688) ober 17,24 (15, 76) uneheliche Auf das Jahr und Tausend der mittleren Bevölkerung berechnet, stellte sich die Geburtenziffer auf 24,66 (24,89).

Durch Eheschließung legitimiert wurden im August 1907 175 uneheliche Kinder, von denen 57 im Jahre 1907, 56 i. J. 1906, 22 i. J. 1905, 11 i. J. 1904, 6 i. J. 1903 geboren und 28 noch älter waren. Von diesen Legitimationen betrafen 157 je 1 Kind, 6 je ? und 2 Falle je 3 Kinder.

Die Gesamtzahl der Eheschließungen, die im August 1907 stattfanden, belief sich auf 1364 (im August 1906 auf 12658); von diesen Ehen sind 255 (217) Mischehen.

Sterbefälle kamen im Auzust 1997 (ohne die Totgeburten) 2605 (im August 1906 z277) vor. Von den Verstorbenen waren 1350 männ⸗ lichen und 1255 weiblichen Geschlechtß. An Infekttonskrankheiten starben 689 (im August 1906 584), insbesondere an Masern 34 (21), an Scharlach 21 (21), an Diphtherie und Krupp 15 (19, an Keuchhusten 39 (30), an Influenza 6 (3), an Kindbettfieber 20 (14), an Typhus 12 (89), an Lungen und Haleschwindsucht 299 (300), an Tuberkulose anderer Organe 66 (68). Ferner sind zu erwähnen: 211 (186) Sterbefälle an Krebs, 195 (187) an Herzkrankheiten, 140 (138) an Lungenentzündung, 239 (698) an Darmkatarrh, darunter 258 (639) Kinder im 1. Lebensjahr, und 138 (465) an Brichdurchfall, darunter 127 (429) Kinder im 1. Lebentjahr. Im Alter bis zu 1 Jahr starben im ganzen 825 (1481) Kinder, das sind 31,67 (45, 19) , aller Sterbefälle des Berichtsmonattz. Auf das Jahr und Tausend der mittleren Bevölkerung berechnet, betrug die allgemeine Sterblichkeitsziffer 14,65 (18,68).

. . ,,. ö —⸗ Als zugezogen waren im Monat August 1907 12355 (im Frist durch Vermittlung der holländischen Regierung einander August 1965 13 59) männliche und S273 (a3 15) weibliche, jusammen 206525 (21 358) Personen zu verzeichnen. Für die Fortzezogenen

an Berlin

ergaben sich einschließlich des Zuschlags für die unterbliebenen Ab, meldungen die Zahlen: 10 9384 (11 183) männliche und 7768 (7301 weibliche, zusammen 18752 (18 483) Personen. Somlt verbleibt be der Wanderung ein Mehrzuzug von 1371 (1357) männlichen und 50b (1518) weiblichen, zusammen 1876 (2875) Peisonen.

An physischen Zensiten der Staatseinkommen steuer sind im 2. Vierteljahr 1307 18 517 (im 2. Vierteljahr 1906 18 7565) zu gejogen, dagegen 22 602 (17 932) fortgezogen, also 4085 mehr von Berlin fortgejogen, als dahin übergesiedelt sind. In der unt ersten Steuerstufe mit Einkommen von gö0 bis 10950 ist noch der Zuzug von Zensiten boss (in demselben Vierteljahr 1963 3330) um 4651 größer gewesen als der Abiug 5137 (4918) Tö1 zugezogene Zensiten mit go 10560 S Einkommen waren aus nicht zur näheren Umgebung Berlins gehörigen Teilen der Provinz Brandenburg, 1661 aus anderen preußsschen Provinzen, 728 au anderen deutschen Staafen, 468 aug dem Auslande gekommen. Aber in allen höheren Ein kommens und Steuerstufen hat Berlin Verluste an steuer— pflichtigen physischen Personen durch Mehrfortzüge zu verseichnen. Von den aus Berlin verzogenen Zensiten mit mehr alz 10650 6 Einkommen sind 1860 nach Charlottenhurg über— gtsiedelt (von wo nur 1063 Steuerpflichtige derselben Einkommen- stufen nach Berlin zujogen), darunttr 335 (gegen nur 73 von dort nach Berlin zugezoc ene) mit über 3000 * Einkommen, ferner nach Wilmersdorf 647 (gegen nur 173 von dort nach Berlin jugejogene), darunter 115 (aegen nur 17) mit über 3000 K Einkommen, nach Friedenau 163 (gegen 8l) bezw. 37 (gegen 8, nach Steglitz 26 (gegen 134) bezw. 34 (gegen 4), nach Groß-⸗Lichterfelde 146 (Gegen 83) beiw. 30 (gegen 4), nach Schöneberg i854 (gegen nur 757 von dort nach Beilin zugezogene), darunter 70 (gegen nur 70 mit über 36090 66, Emkommen, nach Tempekhof 151 (gegen 62) bezw. I1 (gegen 3), nach Rixdorf 2197 (gegen nur 6tzs) bejw. 57 (gegen 17), nach Treptow 167 (gegen nur 26) beiw. 15 (gegen 1), nach Boxhagen⸗Rummelz— burg 666 (gegen 318) bejw. 6 (gegen 1), nach Lichtenberg 739 (gegen 333) bejw. 16 (gegen 12), nach Pankow 358 (gegen 204) bezw. 30 (gegen , nach Niederschönhausen 131 (aegen 75 bezw. 6 (gegen 6), nach Tegel gl Gegen bo) bezw. 3 (gegen O, nach weiter entfernen Orten der Provinz Brandenburg 2116 (gegen 1387 von dort nach Berlin zugezegene), darunter 151 (gegen 43) mit über 3090 . Einkommen. Von den größeren Orten der näheren Umgebung Berlins haben lediglich Weißensee, Reinicken— dorf, Spandau und Polsdam, von denen aber nur Weißensee und Reinickendorf einen bedeutenderen Bevölkerungsaustausch mit der Reicht hauptstadt aufweisen, nicht nur mehr Zensiten der untersten Steuerstufe mit. 900 1050 66 Einkommen, sondern auch mehr Steueipflichtige der nächsthöheren Ginkommentllassen abgegeben, als sie von der Reichshauptstadt er— hielten; doch war der Gewinn für Berlin nur gering. Von den Staatseinkommensteuerzablern mit über 25 506 bit 50000 S Einkommen zogen im 2. Vierteljahr 1907 61 und von denen mit über 50000 M Einkommen 26 von Berlin fort (dahon 23 der ersteren und 17 der letzteren nach Charlottenburg, 11 bejw. 2 nach Schöneberg, 10 bezw. 2 nach Wilmersdorf, 2 bejw. nach Groß, Lichterfelde), während nur 17 und 11 Zensiten der beiden Einkommensklassen nach Berlin juzogen (davon 2 der ersteren und 2 der letzteren aus Charlottenburg, je 2 der ersteren aus Schöneberg und Rixdorf, 5 und 4 aus anderen preußischen Provinzen, 2 und

aus dem Auslande).

Baugesuche sind im Monat Augu st d. J. 744 (im August Genehmigt wurden 175 (267) Neubauten, 49 (6) Umbauten von Wohngebäuden, 33 (36 Schuppen ꝛc, 380 (425) sonstige Bauausführungen. Brände

ohne Alarmierung der Wehr.

Ein Besitzwechfel fand im August 1907 bei 129 (im gleichen Monat des Vorjahrs bei 217) Grundstücken statt. Kauf lag vor bei 66 (141) bebauten Grundstücken mit 22 182 330 (35 404 327 M Kaufpreis und bei 21 (53) unbebauten mit 2 507 988 (5 547 1955 Kaufpreis, Zwangsversteigerung bei 9 (9) bebauten Grund— stücken mit 3408 769 (2 106 651) 6 und bei 1 (3) unbebauten mit 63 009 (143 864) Æ Kaufpreis. Durch Vererbung gingen 20 (5) Grundstücke mit 3 243 300 (2204700) M Wert und 12 () ohne Wertangabe in anderen Besitz über.

Ueber Verkehr averhältnisse im Monat August liegen folgende

Angaben vor: Befördert wurden durch die Straßenbahnen 38 796 607 (im August 1906 35 666 506) Personen, von denen 31 729 890

(29 010 939) auf die Große Berliner Straßenbahn entfallen, durch die Hoch⸗ und Untergrundbahnen (einschließlich der Spreetunnelbahn) 3 153 275 9 971 383), durch die Omnibuslinien mit Pferdebetrieb 10 607 970 (10 906 373) Personen, davon zu 5 3 8949 8635 (9 121 932) und zu 10 4 1 658 107 (1784 441) Personen. Ferner wurden durch

die Kraftomnibuslinien 1 282 610 (771 457) Personen befördert.

Die Zahl der in den biesigen Hotels, Gastböfen ꝛc. im August abgestiegenen Fremden beträgt 119633 (105 030). Darunter be—

fanden sich 28 817 (24 068) Ausländer; von diesen kamen 11327

(G8808) aus Rußland, 5415 (4947) aus Oesterreich, 3765 (3382) aus Amerlka, 1499 (1088) aus Dänemark, 1282 (1145) aus Schweden Der Auftrieb auf den städtischen Viehhof betrug für den

Monat August 1907 19008 (für August 1906 14 596) Rinder, 13 691. (142531) Kälber, 75 382 (57 400) Schafe, 118 592 (84 749

Schweine, dag sind 4412 Rinder, 4466 Kälber, 17 982 Schafe und 35943 Schweine mehr als im gleichen Monat des Vorjahr.

In den öffentlichen Schlachthäusern wurden im August 1907 11991 (in demselben Monat des Vorjahres 12 559) Rinder, 14599 (14 647) Kälber, 44 902 (41 453) Schafe, 853 431 (79 947) Schweine geschlachtet. In der Zentralroßschlächterei wurden 886 (881) Pferde geschlachtet, von denen 7 (11) zurück ewiesen wurden. Zum Konsum und zur Tierfütterung gelangten 2. 379 (870) Pferde, ferner von der Rixdorfer Roßschlächterei

477.

Bei der städtischen Sparkasse betrugen die Einzahlungen im August 1907 4654 384 (im August des Vorjahres 5 151 064) , die

Rückzahlungen 6 305751 (5261 333) M; demnach ergab sich ein

Mehr an Rückzahlungen von 1620 867 (in demfelben Monat des Vorjahres ein Mehr an Rückzahlungen von 110 269 M).

Von der Landesversicherungsan stalt Berlin wurden im Monat August 413 (6688) Invaliden, und 27 (26) Altersrenten be— willigt Ver Mitgliederbest and der der Aufsicht des Magistratt⸗ kommissars unterstellten Krankenkassen betrug am 1. September 1890, 751 95] (am 1. September 1966 718 1463. unter denen sich 39 606 (35 554) freiwillige Mitglieder befanden. Erwerbs un fähig

waren an dlesem Tage bei den bezeichneten Kassen 25 495 (26 356 Miitglieder.

Im Arbeitshause zu Rummelsburg befanden sich am LSeptember 1570 (1749) Männer und 74 (129) Frauen. Daß Familtenobdach beberbergte am gleichen Tage außer 22 (24) Familien mit 81 (97) Personen noch 134 (167) Ginzelpersonen. Im städtischen Obdach nächtigten im August 30 258 (25 958) männliche und 555 (689) weibliche, zusammen 36 833 (26 647) n, im Männeraspyl des Asplvereins 21 575 (21 527), im Frauenasyl 2802 (4521) Personen einschlleßlich von 9 (55) Kindern.

In den 6 (im August 1906 5) städtischen Kranken— häusern befanden sich Ende August 3470 (2805) Patienten, als belegungsfähig waren in diesen Anstalten 4215 (3233) Betten angegeben; in der Geschlechtskrankenstation de Obdachs waren 109 (85) weibliche Kranke. (die Männerstation ist am 3. Oktober nach dem Rudolf Virchew⸗Krankenhause verlegt worden). Die Irrenanstalten zu Dalldorf, Herzberge und Buch und die Epileptikeranstalt Wublgarten hatten am 1. September 5148 (4662) Insassen, in Privatpflege waren 2605 (2899) Per⸗ sonen untergebracht. In den 6 Heimstätten befanden sich am Ende des Monats August 566 (567) lungenkranke und erholungz⸗ bedürftige Personen. Der Bestand in den Stechenhäusern (Fröbel⸗

und Pallisadenstraße) betrug am 1. September 2089 (2045) Personen.

absichtigte Versicherung

Notstandsarbeiten während der Wintersaison geteoffen

der Zentralvorsitzende

tember 1444 (1878) Insassen vorhanden, in den Erziehungsanstalten zu Lichtenberg und Klein⸗Beeren 257 (262 Fürsorge und Zwangs ersiehungszöglin ge, in Privatverpflegung waren 1350 (1254) Kinder. In der stäßtischen Waisenpflege befanden sich an demselben Tage

In den . des Arbeits hauses waren am 1. Sep⸗

Tinschließlich der Schmidt ⸗Gallisch⸗Stiftung) 6797 (6134) Kinder.

Die städtische Armenpflege umfaßte im Monat August 1907

z3 201 (im August 1906 33 630) Almosengeldempfänger mit einem Gesamtbetrage an laufenden Unteistützungen bon 553 869 (49 775) A,

darunter 1748 (1763) Almosenempfänger mit außerdem gewährten 12576 (11696) 4 Extraunterstützungen. Solche wurden serner für S756 (2364) nicht laufend unterstützte Personen im Gesamtbetrage von öh 897 (91 776) ½ gewährt. Pflegekinder waren 11 408 (11617 vorhanden, für die 96 753 (96 8735) M aufgewendet wurden.

Die städtische Arbeitsnachweisstelle in Straßburg darf in ihren durch die Entwicklung gerechtfertigten Grundsätzen als eine Musteranstalt bezeichnet werden. Sie wurde im Jahre 1846 als eine Vorbeugungsmaßtegel der Armenpflege von dem Lelter des Straß— burger Armenwesens, Beigeordneten Dominicus gegründet und sollte

darum nicht nur die durch Arbeitslosigkeit hervorgerufene Un.

sicherheit in der Existenz des Arbeiters einschräaken, sondern auch eine Beobachtungs⸗ und f gegen die Arbeitslosigkeit bilden. Al kommunale Einrichtung ist die Straßburger Arbeitsnachwetsstelle der

uninteressierte, neutrale Vermittler zwischen Arbeitgebern und Arbeit—

nebmern. Die Vermittlung ist für beide Teile völlig unentgeltlich. Die Leitung liegt in den Händen eines städtischen Beamten. Domlnieuß sagt mit Recht: ‚Von der Persönlschkeit dieses Verwalters hängt es zum

großen Teile ab, ob beide Parteien der Nachweisstelle das Vertrauen groß

möglichst schnelle und nicht bureaukratische Bedienung und die perfönliche Fühlungnahme mit den Auftraggebern beider Arten sichern ihr den dauernden Erfolg.“ Die städtische Verwaltung von Straßburg muß

diese richtige Persönlichkeit gefunden haben, insbesondere seit der im Jahre 1962 eingetretenen Neuordnung der Anstalt, wie die Frequenzzahlen der Anstalt beweisen. Die Gesamtzahl der Stellenangebote und der

Arbeitsgesuche betrug im Gründunge jahr 1896: 7767, im Jahre 1902: 1

14 357, 1903: 23 026, 19904: 41 189, 1905: 49 401 und 1906: 55 473.

Im Jahre 1906 entfielen von den 55 473 Gesuchen 25 376 auf offene

Stellen und 30 997 auf Arbeitsgesuche. Die Vermittlungstätigkeit

war sehr erfolgreich, so betrug im letzten Jahre in der männlschen Abteilung, die eine stärkere Steigerung aufweist als die weib— liche, gie Zahl der besetzten offenen Stellen

RheinMain. Verband, den Nachweisverbänden von Luxemburg und

der Schweiß verbunden und hat von der reichsländischen Reglerung völlige Gebührenfreiheit für ihre telephonische Benutzung erhalten. Der Straßbur er Arbeits nachweis dient auch als städtische Auskunfts— stelle in allen Fragen, die eine genaue Kenntnis der Verbältnisse der Lohnarbeiter voraussetzen, z. B. bei Feststellung der ortsüblichen und

der Minimallöhne, ferner bei Streiks und der Vorbereitung von Aus—

Seitens der Nachweisstelle werden alljährlich Vorbereitungen für Bei der Not⸗ wendigkeit der Ausführung solcher Arbeiten übernimmt die Nachweg— stelle die Kontrolle derselben. In dlesem Hilfzweig wird in enger Fühlung mit der stärtischen Armenver waltung gearbeitet, ebenfo in Durchführung der Arbeiislosenversicherung, die nach dem Genter Spstem in Straßburg eingeführt ist. Der städtische Zuschuß zur Arbeitslosenversicherung, die bis zum Höchstbetrage von täglich 1 Æ an den einzelnen arbeitslosen Lrbeiter zahlt, beträgt 50 6/0 der Gesamtauslagen.

Besprechungen gewonnen werden, die einige Wochen vor Schulschluß der Verwalter des Arbeits nachweise arrangiert und an denen die zur Entlassung kommenden Schüler, deren Eltern, Vormünder, Lehrer sowie der Stadtarzt teilnehmen. Zur Arbeiterbewegung. Die in den Etuifabriken Berlins und der Umgegend be—

chästigten Arbeiter und Arbeiterinnen nahmen, der „Voss.

Itg.' jufolge, gestern abend in zahlreich besuchter Versammlung mit

Kgoßer Mehrheit den Schiedsspruch des Einigungsamts des Berliner Sewerbegerlchts an. In einer Versamwlung der streikenden

Töpfer Groß Berlins, die gestern vormittag stattfand, teilte des Töpferverbandes Grunsel mit, daß

sich die Lage durch den Verlauf der am Tage vorher ab

. gehaltenen Arbeitgeberbersammlung erheblich verschärft habe. Durch die Einmischung des Verbandes deutscher Osenfabrikanten sei die

Gefahr einer allgemeinen Töpferaussperrung für ganz Deutsch⸗ land in bedrohliche Nähe gerückt. Ber Filialvorsitzende Segawe

berichtete, daß gegenwärtig 1822 Verbandsmitglieder äm Streik be— teiligt selen, 118 Mitglieder seien abgereist und in anderen Tarif—

gibieten tätig. An Arbeitswilligen seien bisher erst 29 ermittelt

worden, die meist Privatarbeit ausführten. Bie Versammlung be⸗ cchlos, den Streik so lange fortzuführen, bis die Verhandlungen mit den

Arbeitgebern zu einem befriedigenden Ergebnis geführt hätten. An die Arbeitgeber soll ein Flugblatt gesandt werden, in dem die Urfachen des

Streiks klar gelegt werden sollen.

Im Glashüttenwerk Phönix! in Penzig fanden, wie

die Rh.-Westf. Ztg. eifährt, Massenkündigungen statt. Die Glatz macher kündigten, weil die sofortige Lohnerböhung um 10 v. H. abgeschlagen worden war. Die Leitung kündigte darauf allen andern

Arbeitern. Die Leipziger Steinsetzer haben, nach der ‚Lpz. Ztg.“,

polgende neue Forderungen aufgestellt: z stündiger Arbeitstag für alle

bein Straßenbau als Steinsetzer oder Hilfsarbeiter beschäftigten Per⸗ ozen, Mindeststundenlohn von 89 8 für Steinsetzer, von 70 3 für Elche Hilfsarbeiter, die mit Rammen beschäsligt werden, von 383 8 für alle anderen Hilfsarbeiter (etzt erhalten diese

B bis 45 ), außer den Gßpaufen Vormittags um 10 Ühr

und Nachmittags um 3 Uhr Pausen von je 20 Minuten, Arbeiteschluß an den Tagen vor den dre hohen Festen um 3 Uhr, an den Sonnabenden um 4 Uhr Nachmittags bei voller dobniahlung, 50 o,o Zuschlag auf Ueberstunden, die nur in dringlichen Fällen gelelstet werden dürfen, o o auf Nacht- und Sonntags⸗ arbeit, 1 4 20 3 wöchentliches Straßenbahngeld ev. Eisenbahnfahr— Feld, wobei die Fahrjest als Arbeitszeit zu rächnen ist, 1 4 50 A4, tägliche Auslöhnung bei auswärtigen Arbeiten, grundsatzlsches Verbot jeder Akkordarbeit, Arbeitgruhe am J. Mai, Weitergeltung etwa be⸗ reits bestehender höherer Löhne. Eine Versammlung stimmte diesem

leuen Tarif zu und beschloß, ihn unverzüglich der Steinsetzer⸗

kreisinnung zur Anerkennung vorzulegen.

Der Ausstand der Gasarbeiter in Mailand und Genua it, wie W. T. B.‘ meldet, beendet; die Arbeit sollte in vergangener Nacht um Mitternacht wieder aufgenommen werden.

Aus Rotterdam wird dem ‚W. T. B.“ berichtet, daß von Do deutfchen Dockgrbeitern gestern 300 ihre Rückreise nach Deutschland angetreten baben. !

Der Streik der Fuhrleute in Zürich verschärft sich. Den NIichtstreitenden werden, wie der Frkf. Ztg.“ telegraphiert wird, die

seide ausgespannt, was an verschiedenen Orten zu ernsten Zusammen⸗ ößen mit der Polizei geführt hat. Im Güterbahnhof liegen große Mengen Güter, die nichl abgeführt werden können. Die Güter⸗ arbeiter der Bundesbahnen weigern sich, Güter auf Fuhrwerke on Streikbrechern zu verladen. Der Stadtrat hat von der Regierung Verstãrkung der Kantonspolizei verlangt.

Kontrollstation für eine be⸗

12171, die der ein⸗ gestellten Arbeitsuchenden 12 436. Die Straßburger Arbeitsnachweig! stelle hat ihre günstigen Erfolge zum guten Teil ihrer Zusammen. arbeit mit anderen Nachweisstellen zu danken. Sie ist kelephonisch nit den Nachweisverbänden von Süddeutschland, Westfalen, mit dem

d Einen weiteren Arbeitszweig versieht die städtische Nachweisstelle in der Lehrlings⸗ vermittlung, für welche die Informationen zum Tell durch

Die Canadian Pacifie Company hat, wie dem. W. T. B.“ aus Ottawa gemeldet wird, für die Telegraphisten und Be- peschenboten eine Lohnerhöhung von 1400 vom 1. Oktober d. J. ab, Ueberstundenlohn für Sonntagsarbeit und Bezahlung an den Feiertagen bewilligt. Die durch diese Erhöhungen enistehenden Mehr⸗ ausgaben stellen sich für die Gefellschaft auf jährlich 175 00 Dollarg.

Wohlfahrtspflege.

Die 1. Konferenz der neu gegründeten Zentralstelle für Voltswohlfahrt findet am Montag, den 21. d. M, Mr Uhr, in Berlin im Saale des Künstlerhauses, W., Bellevuestraße 3, statt. Auf der Tagegordnung stehi: Das Programm der Wohlfahrtspflege: Gedanke und Ziel der Wohlfahrtspflege (Geheimer Juslizrat, Pro— fessor Dr. Stammler, Halle . S). JI. Die heutigen Aufgaben der

Wohlfahrtepflege und ihre Durchführung (Dr. von Erdberg-Berlin). III. Korreferate zu II:; a. Der Staat und die Wohlfahrtspflege

(Wirklicher Geheimer Admiralitätsrat Harms⸗Berlin); b. Die Kirche und die Wohlfahrtspflege (Pastor Scheffen Berlin und Direktor Dr. Hohn. M. Gladbach, e. Die Kommune und die Wohlfahrtspflege (Stattrat Dr. Flesch. Frankfurt . M), d. Die Korporation (Vereine) und die Wohlfahrtspflege (Stadtrat Dr. Münsterberg-Berlin), 3. Der Unternehmer und die Wohlfahrtspflege (Fabrikbesitzer R. Blanlertz⸗Berlin), f. Die Privatperson und die Wohlfahrtspflege (Dr. Leyy⸗Berlinz. Gesuche um Einladung sind zu richten an das Auteau I Zentralstellk für Volkswohlfahrt, Berlin 8W. 11, Dessauerstraße 14.

Kunst und Wissenschaft. Ueber einen Schweizer Kurort zur Bronzezeit teilt

. ell J das „Vaterland“ folgendes mit: Das Engadin hat bisber nur weni entgegenbringen, das die Vorbedingung zu ihrer Wirksamkeit ist. Die ö. ; .

borgeschichtliche Funde geliefert, sodaß es nahe lag, zu glauben, in der Urzeit hätten höchsteng Jäger oder vereinzelte Handelgleute, die Über

die Alpen stiegen, dat Tal des Inn in seinem Oberlaufe betreten.

Es schien, als ob das Engadin erst in der Jetztzeit den Wert seiner Heilquellen erkannt hätte. Nun wirft eine Entdeckung an der Mauritius Quelle von St. Moritz neues Licht in das. Dunkel, der AUrieit dieses Landezs. Im Früh— ling dieses Jahres sollte die Fassung der Maursttuß⸗ quelle eineuert werden, als man zlemlich tief in der Erde auf die Ränder von jwei riesigen Röhren aus Lärchenholz stieß, die schon früher aufgefallen waren und durch die das Mineralwasser auf—

stieg. Die eine der Röhren hatte eine Weite von 1,22 m, die andere h

eine solche von 87 em. Beim Ausräumen der letztgenannten engeren Röhre stieß man nach dem Berichte von Dr. Helerlt auf Schlamm, der ihren ganzen unteren Teil erfüllte. Im untersten Teile der Röhre kamen nun mehrere Bronzegegenstände zum Vorschein, nämlich zwei gut erhaltene Bronzeschwerter mit massivem Griff, ein weiteres Schwertbruchstück, ein Bronzedolch und eine Schmucknadel aus dem gleichen Metall. Alle diese Gegen— stände gehören der mittleren Bronzezeit an. Durch Zufall können sie nicht in die Röhre gekommen sein; ein Teil von ihnen lag nämlich vollkommen wagerecht, die beiden Vollschwerter dagegen staken senkrecht in der Röhrenfüllung. Diese Lage beweist, daß sie absichtlich hinein⸗ gelegt wurden, wohl als Gaben, die Genesene den Göttern zum Danke

er 1 D ung. us, weihten. Als man die beiden Holzröhran ausgeräumt hatte, sah man, gleich verhandlungen, wenn das Bürgermeisteramt als Schiedegericht angerufen wird.

daß sie von zwei hölzernen Einfassungen umgeben waren, außerhalb deren noch eine dritte Röhre ohne Einfassung und mit Steinen gefüllt, zum Vorschein kam. Sehr lehrreich ist die Art, wie diese Röhren und Hölzer bearbeitet wurden. Man fand weder Spuren von Brand noch Sägearbeit, es ist vielmehr alles durch kleine Hiebreihen hergestellt worden, die rauhe Hiebflächen hinterließen. Diese Arbeitsart weist nicht auf Steinäxte hin, auch noch nicht auf Eisengeraͤte, sondern auf Bronzewerkzeuge, die in der zweiten Hälfte des zweiten Jahr hunderts v. Chr. allgemein üblich waren. In dieser Zeit ist man also bereits auf die Heilquelle von St. Moritz aufmerksam geworden und suchte sie zu fassen. Dies geschah zuerst durch die zuletzt endeckte Einzelröhre, und als die Quelle ihren Weg etwas verlegte, durch die zwei großen Lärchenholzröhren, in deren Grunde sich die Weihe— gaben aus Bronze fanden. Wir aber wissen nunmehr, dank diefer Entdeckung, daß die Urbesiedler der Schweiz, besonders des Engadin, die höheren Gegenden der Berge nicht bloß eilenden Fußes betraten, sondern daß sie sich in 1800 m Meereshöhe an der Hellquelle von St. Moritz niederließen, diese fleißiz benützten und sorgfältig faßten. Es müssen selbst Kranke hinaufgeschafft worden sein, die dort gute Pflege und Unterkunft gefunden haben müssen kurz, St. Moritz muß ein beliebter Kurort der Bronzezeit gewesen sein.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Die nächste Tagung der Deutschen Landwirtschafts⸗— gesellschaft findet vom 21. bis zum 24. Oktober d. J. statt. Am 21. Oktober treten mehrere Sonderausschüsse, so diejenigen für Land— arbeit, für die Kultur des Marschbodensz, für Geflügeljucht und für Flachsbau zusammen. Der 22. Oktober ist in erster Linie für die Sitzungen des Ausschusses und der Sonderaueschüsse der Tier— zuchtabteilung bestimmt, welche die Schauordnung für die nächstjährlg? Wanderausstellung in Stuttgart beraten, die am 23. Oltober der Tierzuchtabteilung und darauf am 214. dem Gesamtausschuß zur Genehmigung vorgelegt werden wird. Außerdem findet am 22. Oktober, Vormittags 9 Übr, eine Sitzung des Ausschusses der Düngerabteilung statt, an die sich am 38. Ok. tober, Vormittags 9 Uhr, die Versammlung dieser Abteilung an—ↄ— schließt. In letzterer wird die Bewirischaftung des leichten Bodens mit besonderer Berücksichtigung der Anwendung der Kalisalze von Amtsrat Kitzinger in Jütrichau und die Anwendung von Kalisalzen auf den schwereren Bodenarten der Pfalz sowie ihre Verwendung bei der Tabakkultur von Versuchestatione vorsteher Dr. Prove in Kaiserslautern bebandelt werden. Von anderen Ausschußsitzungen, die am 22. Oktober statt⸗ finden, selen die der Saatzuchtabtellung und die der Sonderausschüsse für Fütterungswesen, für Wirtschaftsberatung, für Fischerei und für die Futterstelle erwähnt. Ferner tagt am 23. Oktober, Vormittagz 9 Uhr, der Ausschuß der Geräteabteilung, woran sich um 2 Uhr Nach- mittags desselben Tages die Versammlung der Geräteabteilung schließt, welche die Beratung der Schauordnuag für die Wander niz stellung in Stuttgart vorzunehmen und über die Haupt⸗ prüfungen im Jahre 1909 Beschluß zu fassen hat. ußer · dem werden Berichte über die Geräteauzstellung in Düsseldorf und über dle letztfährige Tätigkelt der Teutschen Landwirtschaftsgesellschaft auf dem Gebiete des Gerätevesens erstattet werden Am 23. Di. tober, Nachmittags 3 Uhr, tritt die Landegkulturabteilung ju einer Vollversammlung zusammen, nachdem am Tage vorher, Nachmittags 5 Uhr, der Ausschuß getagt haben wird. In der Abteilungsversamm. lung wird von Professor Dr. Kaßner ein Bericht über den Verlauf der Witterung im Sommer 1907 entgegengenommen werden, woran 1 eine Erörterung über deren Einfluß auf den landwirtschaftlichen Betrie während der gedachten Zeit an chli zen. wird. Auger ben lagen em 253. Oktober noch die Sonderausschüsse für Tierabbildungen, für Milch- wirtschaft, für Klima- und Wetterkunde, für Obstbaum züngung, für landwirtschasftliche Gesellschaftsreisen und für Bauwesen fowle die Ausschüsse der Betrlebsabteilung, der Qbst. und Weinbauabteilung und der Ackerbauabtellung. Am 24. Oktober werden die Sitzungen mit der Versammlung des Gesamtausschusses, der eine Präͤsidiums— sitzung voraufgeht, abgeschlossen. In ersterer wird außer dem Ge— schäftt bericht des Vorstands und dem Verwaltungsbericht über die Ausnellung in Düsseldorf ein solcher über die für das Jabr 1908 ju veranstaltende Augstellung in Stuttgart gegeben werden, woran sich die Feststellung der Schauordnung schlleßt.

Ernteaussichten in den Niederlanden.

Der Kalserliche Generalkonsul in Am sterdam berichtet unterm 5. d. M.: Nach dem amtlichen Saatenstandsbericht vom 25. Sep—

tember hat das kühle und trübe Wetter, das den Sommer 1907 kenn. erkrankungen erwie en.

zeichnete, in den Niederlanden auch während des Monattz August und der ersten Woche des September angehalten. Erst nach dieser Zeit setzte schöneg, trockenes Wetter mit s * Winden ein. Dank dieser günstigen Witterung konnten Weizen, Hafer, Erbsen, Bohnen und verschiedene andere Gewächse, die infolge des kühlen Sommert sehr zurückgeblieben waren, in gutem Zustande geerntet werden. Aber auch den anderen, noch auf dem Halm befindlichen Gewächfen ist das schöne Septembeiwetter zugute gekommen. Viele dapon waren in ihrer Entwicklung derart zurückgeblieben, daß bei einem vorzeitigen Eintritt des Herbstes nur auf einen schlechten Ertrag hätte gerechnet werden dürfen. Nunmehr wird eine gute bis ziemlich gute Ernte erwartet. Die Speise kartoffeln versprechen im allgemeinen einen befriedi⸗ genden Ertrag. Zwar kommen unter einigen Sorten hier und da, namentlich auf Sandhoden, kranke Knollen vor, doch ist dies ohne erhebliche Bedeutung, für die Menge. Dle Yeschaffenheit der Kar⸗ toffeln ist durchschnittlich sehr gut. Auf Lehmboden ist der Stand überall gut, außgengmmen bei Tilerwaard, wo er nur mittelmäßig, und im Landstrich Nieder⸗Betuwe, in Utrecht und in Nordbrabant, wo er ziemlich gut ist. Auf dem Lehmboden in der Pro— pinz Friesland und auf dem Landstrich de Lymers stehen die Kar— toffeln sehr gut. Auf Sandboden ist der Stand der Kartoffeln ziem= lich gut in den Provinzen Groningen, Frlesland, Drenthe, Operyssel und Limburg, auf den übrigen Sandstrichen gut. Auf Moorboden stehen die Kartoffeln gut in den Provinzen Drenthe, Dveryssel, Utrecht und Südholland, ziemlich gut in Groningen und' Nordholland. Die zu Fabrikation szwecken gebauten Kartoffeln stehen auf den tief gelegenen Feldern in den Provinzen Drenthe und Oberyssel und auf dem Lehmboden in den Provinzen Groningen und Friesland gut, in den Moorkolonien in Groningen und auf dem Sandboden in den Provinzen Groningen und Drenthe ziemlich gut. Der Stärke— gehalt scheint jedoch sehr niedrig zu sein. Bis jetzt wurden an die Fabriken fast keine Kartoffeln geliefert, die unter Wasser per 5 kg mehr als 380 g wogen, das ist 3040 g weniger als in QDurchschnittsjahren, oder für jedes Hektoliter Kartoffeln ungefähr 1 kg Kartoffelmehl weniger. Nimmt man an, daß in den Fabriken durchschnittlich ungefähr 10 Millonen Hekto— liter verarbeitet werden, dann bedeuteß dieser niedrige Stãrkegehalt einen Verlust von 10 Millionen Kilogramm, welcher bel einer Be— rechnung von 11 Fl. für 100 kg einen Wert von 1 106 000 Fl. dar⸗ stellt. Daß der Gehalt noch erheblich zunehmen wird, ist kaum zu erwarlen, weil das Kartoffelkraut, auch bei den späteren Sorten, in den letzten Tagen infolge der Nachtfröste abgestorben ist. Die Zuckerrüben sind sehr zurückgeblieben. Die Entwicklung der Blätter läßt zwar nichts zu wünschen übrig, die Rüben sind jedoch nicht schwer genug. Es ist aber zu erwarten, daß sie, nach dem schönen Wetter der letzten Wochen, sich noch erheblich entwickeln werden, was vor allem dem Zuckergehalt zugute kommen dürfte. Der Stand der Zuckerrüben ist gut in den Provinzen Gelderland, Seelaud und Limburg, mittelmäßig im östlichen Teil der Propin; Nordbrabant und auf dem Moorboden in der Provinz Nordholland, sonst ist er überall ziemlich gut. Die Zichorle steht gut in Groningen und Seeland, ziemlich gut in Friesland und Südholland. Der Stand der Zwiebeln ist überall ziemlich gut, ausgenommen auf dem Moor- hoden in Nordholland, wo er ziemlich schlecht ist. Beim iungen Kümmel sind die Aussichten vorlaufig nicht besonders günstig. Da die Deckfrucht meist erst sehr spät geerntet worden ist, steht er im all—⸗ gemeinen sehr dünn. Es wird jedoch erwartet, daß er sich infolge des gusen Herbstwetters noch auf vielen Strecken erholen wird. Der Stand des Kümmels ist gut in den Provinzen Friesland, Utrecht, Seeland und im Westen der Provinz Nordbrabant, ziemlich gut auf dem Mooiboden in Nordholland und mittelmäßig in den Provinzen Groningen, Südholland und auf dem Lehmboden in der Probinz Nordholland. Runkelrüben und Kohlrüben stehen gut oder ziemlich gut, aus—= genommen in Limburg, wo der Stand ziemlich schlecht ist. Der Stand des alten Klees ist überall gut oder ziemlich gut, aus— genommen in Nordholland und guf dem Sandboden in der Provinz; Limburg wo er nur mittelmäßig ist. Junger Klee ist im allgemeinen zurückgeblieben und spärlich, weil die Deckfrüchte spät geerntet worben sind. Im Durchschnitt sind jedoch genügend Pflanzen vorbanden. Im Norden des Landes ist der Stand im ganzen jiemlich gut, im Süden gut.

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die zu mißglücken drohte, wird noch einigermaßen befriedigen. Der Stand ist ziemlich gut auf dem Lehmboden im Westen der Provinz Nordbrabant, mittelmäßig in den Provinzen Südholland und Seeland, auf dem Lehmboden in der Prodinz Nordbolland und auf dem Sandboden in der Provinz Nordbrabant, ziemlich schlecht auf dem niedrigen Moor⸗ boden in der Provinz N Die weißen Bobn en stehen

wahrscheinlich doch

tordholland. in Seeland ziemlich gut. Die Ernte des blauen Mobns ist in der Provinz Groningen gut und sebr gut, sonst überall gut.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Eine Robert Koch- Stiftung zur Bekämpfung der Tuberkulase beabsichtigt ein Komitee ins Leben zu rafen, das sich unter dem Vorsitze des Staatsministers Dr. von Studt gebildet bat. Den Wil dazu bot die Wiederkebr des Tages, an dem dor 25 Jahren (am 24. März) Robert Koch seinen Vortrag über die Ursacke der Tuberkulose gehalten und die Entdeckung des Tuberkelbazillus bekannt gegeben bat. Neben der Ehrung Robert Kochs will die Stiftung der Förderung wissenschaftlicher Arbeiten und in dieser Wesse auch Praktischen Bestrebungen zur Bekämpfung der Tuberkulose dienen. Beiträge werden vom Bankhause S. Bleichtõder, Berlin. Schren- straße 63, entgegengenommen. Nähere Auskanft erteilt der Schr. fübrer des Komitees, Professor Dr. J. Schwalbe,. Derausgeber der Deutschen Medizinischen Wochenschrift?? Berlin Ww. 35. An Karlsbad 5.

Nieder ländisch - Indien.

Durch Verordnungen des Generalgoudernenrg don Niederländih Indien vom 29. August und 3. Seytember d. J ist wegen Ann. bruchs der Pest die Quarantäne gegen Probandar und Tellicherry (Brit. Ind) ver bängt und die aus demselben Grunde gegen Bahrim (Brit. Ind) derbängte Quarantäne wieder aufgehoben worden. (Vergl. R. Anz. dom 21. Jani d. X. Nr. 147.)

Aegvpten.

Der Internationale Gesunddeitsrat bat beschloffen in den ägvptischen Häfen gegen Serkünfte don Noderosstsk dag Cholerareglement in Anwendung zu bringen.

Konstantin opel, 109. Oktober. (Meldung dez Wiener R. R. Telegr Korr. Bureaug. Bieber sind in Mettlene dei ven. derdaͤchtige Fälle dorgekommen, don denen id wei ak Pest-

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