1907 / 253 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 23 Oct 1907 18:00:01 GMT) scan diff

85.

Der Reichskanzler bestimmt, welche Angehörigen der Landespolizei zu den Unterklassen gehören, und erläßt die weiteren zur Ausführung der S8 3 und 4 erforderlichen An⸗ ordnungen.

; 56.

Was in den im 8 . im § 3 Abs. I Satz 2 er⸗ wähnten . hinsichtlich der militärischen Unter— nehmungen bestimmt ist, gilt auch hinsichtlich der entsprechenden w der .

Sofern für einen ausscheidenden Angehörigen der Landes⸗ polizei ein Anspruch auf Offizierspension (5 75 des Offizier⸗ ,. es) begründet ist, fallen die Versorgungsansprüche aus dieser Verordnung fort.

88.

Gegen die Angehörigen der Unterklassen der Landespolizei

kann als Ordnungtstrafe auch Arreststrafe auf die Dauer von

höchstens acht Tagen verhängt werden, welche jedoch nur in

solchen Räumen zu vollstrecken ist, die den Verhältnissen der zu bestrafenden Beamten angemessen sind.

Zur , von Arreststrafen sind das Reichs⸗ kolonialamt und der Gouverneur berechtigt. Der Gouverneur kann seine Befugnis mit Ermächtigung des Reichskolonialamts an andere Behörden oder . weiter übertragen.

S 9. FPersonen, welche auf Probe in die Landespolizei eingestellt sind, haben Beamteneigenschaft und sind durch Handschlag an Eidesstatt auf gewissenhafte Amtsführung zu verpflichten. Sie unterliegen den Vorschriften der 5 JL bis 7 dieser Verordnung nur hinsichtlich der Verpflichtung zur Amtsverschwiegenheit, der Disziplin, der Bestrafung der Dienstvergehen sowie der Verfolgung ihrer vermögensrechtlichen Ansprüche. Jedoch können ihnen und ihren Hinterhliebenen diej nigen Versorgungsgebührnisse be⸗ willigt werden, welche im Falle der Anstellung gewährt werden könnten. Die gleichen Bestimmungen gelten für Personen, welche zu voruͤbergehenden Dienstleistungen in der Landes⸗ polizei verwendet werden. 310

310.

Die Befugnisse, welche nach dieser Verordnung dem Reichskanzler zustehen, können durch das Reichskolonialamt oder mit dessen Ermächtigung durch den Gouverneur wahr— genommen werden.

§8 11.

Diese Verordnung tritt mit Wirkung vom 1. April 1907 ö n ke h ch Uns f rkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen gn hel ö schtff Gegeben Jagdhaus Rominten, den 4. Oktober 190. (. 8.) Wilhelm. Fürst von Bülow.

Auf Grund des . des Krankenversicherungsgesetzes in der Fassung des Gesetzes vom 19. April 1892 (Reichsgeseßbl. S. 379) und des Abänderungsgesetzes vom 25. Mai 1905 (Reichsgesetzbl. S. 233) ist folgenden Krankenkassen: 1 der Allgemeinen Zentral⸗Kranken⸗ und Sterbekasse der katholischen Manner⸗ und Arbeitervereine Deutsch⸗ lands (G. H.) in Offenbach,

2) der Kranken⸗ und Sterbekasse der Metallarheiter

(E. H.) in Hanau a. M., 3) der Sande⸗Lohbrügger Krankenlade von 1865 (6. H.) in Sande,

dem Kaufmännischen Hilfe verein (6. H.) in Essen von neuem die Bescheinigung erteilt worden, daß sie, vor⸗ behaltlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen des 8 75 des Krankenversicherungsgesetzes genügen.

Berlin, den 18. Oktober 1907.

Der Reichskanzler. Im Auftrage: Caspar.

e n n mm a ch un g.

Auf Grund des 510 des Gesetzes vom 1. Juni 1898, betreffend die elektrischen Maßeinheiten, sind die folgenden Systeme von Elektrizitätszählern zur Beglaubigung durch die Glektrischen Prüfämter im Deutfchen Reiche zugelassen und ihnen die beigesetzten Systemzeichen zuerteilt worden:

9 8 Bergmann-⸗ähler für Wechselstrom, Form BhyI.

2) 83 Bergmann-Zähler für Drehstrom mit gleich⸗ . belasteten Zweigen, Form BDS; beide hergestellt von den Bergmann⸗Elektrizitätswerken A. G. in Berlin. Eine Beschreibung der Systeme wird in der EClektrotechnischen Zeitschrift veröffentlicht, von deren Verlag (J. Springer in Jerlin N., Monbijouplatz 3) Sonderabdrücke bezogen werden können. Charlottenburg, den 19. Oktoher 197. Der Präsident der Physikalisch⸗Technischen Reichsanstalt. E. Warburg.

Bekanntmachung.

Der Stadtgemeinde Jena ist unter landesherrlicher Bestätigung eines zu diesem Zweck errichteten Ortsstatuts i Ausgabe von Schuldverschreibungen auf den In⸗ haber im Gesamtbetrage von einer Million Mark unter folgenden Bedingungen genehmigt worden:

Die Schuldverschreibungen sind in 500 Stücken zu 1000 S und in 1000 Stücken zu 500 6 ausgefertigt, sie müssen von dem Gemeindevorstand und von dem Vorssitzenden des Gemeinderats in Jena eigenhändig vollzogen und mit dem Gemeindestempel bedruckt sein. Sie sind seitens der Inhaber unkündbar, werden von der Stadtgemeinde mit 4 Proz. jährlich in halbfährigen Terminen je am 2. Januar und am 1. Juli verzinst und können im Laufe von 10 Jahren von der Ausgabe ab von der Stadtgemeinde weder umgewandelt noch gekündigt, vom Jahre 1917 ab aber abweichend vom Tilgungsplane, unter Einhaltung einer sechsmonatigen Frist ganz oder teilweise, in letzterem Falle durch erhöhte Auslosung, zurückgezahlt werden.

Die Tilgung der Anleihe erfolgt vorbehaltlich der zu⸗ lässigen Kündigung in 29 Jahren im Wege einer im Juli jeden Jahres vorzunehmenden Auslosung.

*

Gemäß § 795 des Bürgerlichen Gesetzbuchs wird dies hierdurch bekannt gemacht. Weimar, den 18. Oktober 1907. Großherzogliches Staatsministerium. Departement des Innern. Für den Departementschef: Slevogt.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 44 des Reichsgesetzblatts enthält unter

Nr. 3381 die Verordnung, betreffend das Gericht zweiter Instanz für das Schutzgebiet Kiautschou, vom 28. September

190, unter Nr. 3382 die Verordnung, betreffend die Rechtsverhältnisse er vom 4. Oktober

der Landespolizei in Deuts 1907, und unter Nr. 3383 die Bekanntmachung, betreffend Aenderung der Militärtransportordnung, vom 15. Oktober 190. Berlin W., den 223. Oktober 190. Kaiserliches Postzeitungsamt. Krü er.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Hilden getroffenen Wahl den Bürgermeister Karl Heitland er in gleicher Eigenschaft auf fernere zwölf Jahre zu estätigen.

Finanzministerium.

Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Kempen, Regierungsbezirk Posen, ist zu besetzen.

Angekommen:

Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister der öffentlichen Arbeiten Breitenbach, von Dienstreisen.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Prensß en. Berlin, 23. Oktober.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute vormittag im hiesigen Königlichen Schlosse den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats Dr. von Lucanus entgegen.

561

Wie aus Neuwied gemelbet wird, ist daselbst am Dienstag Seine Durchlaucht der Fürst Wilhelm zu Wied nach kurzem Leiden gestorben. Ein treuer Mitarbeiter an den Auf⸗ aben des Reichs und des Preußischen Staats ist in dem Ent⸗ chlafenen dahingegangen. Wie der Fürst in seinen ersten Mannesjahren auf den Schlachtfeldern für die deutsche Einigung mitgekämpft hat, so galt in den Zeiten des Friedens seine Hingabe allen patriotischen Werken. Als Mitglied der Kolonial⸗ gesellschaft, als Mitbegründer des Flottenvereins hat er ebenso vorbildlich gewirkt wie in seiner Teilnahme an den Arbeiten der Gesetzgebung und Verwaltung in Staat und Provinz als langjähriger Präsident des preußischen Herrenhauses und des rheinischen Provinziallandtages. Der Armee gehörte er mit dem Charakier als General der Infanterie an. Durch das Hinscheiden des Fürsten zu Wied werden das Württembergische, das Holländische, das Rumänische Königshaus in tiefe Trauer versetzt. Im deutschen Volke ist dem Entschlafenen ein ehrendes

Andenken sicher.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist der heimkehrende Transport der vom Kreuzergeschwader abgelösten Offiziere und Mannschaften mit dem Reichsposidampfer „Göben“ vorgestern in Colombo (Ceylon) eingetroffen und hat gestern die Reise nach Aden fortgesetzt.

Der ausreisende Ablösungstransport für das Kreuzergeschwader (Fähnrichstransport) ist mit dem Reichs⸗ postdampfer „Prinzregent Luitpold“ gestern in Gibraltar ein— getroffen und hat an demselben Tage die Reise nach Genua fortgesetzt.

S. M. Flußkbt. „Tsingtau“ ist vorgestern in Canton eingetroffen.

Oe sterreich⸗Ungarn.

Ueber das Befinden des Kaisers Franz Joseph erfährt das „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenzbureau“:

Der Kaiser war auch gestern völlig fieberfret. Der Katarrh ist wiederum etwas zurückgegangen. Appetit und Aussehen gut. Gesamt⸗ zustand recht befriedigend.

Von dem Oberhofmeisteramt hat das genannte Bureau folgende Mitteilung erhalten:

Seine Majestät der Kaiser war an einer infektiösen, fieberhaften Bronchitis erkrankt. Nachdem jetzt seit 5 Tagen kein Fieber mehr vorhanden ist, nachdem der Appetit besondertz in den letzten Tagen zufrledenstellend und der Kräftezustand relativ günstig ist und auch die katarmhalischen Erscheinungen, wenn auch nicht ganz geschwunden, so doch im Ruͤckgang begriffen sind, so kann man, falls nicht ganz Un⸗ vorhergesehencg eintritt, erwarten, daß Seige Majestät der Genesung entgegengeht. Durch diese Darstellung soll irreführenden Nachrichten über das Befinden Seiner Majestät, welche in den letzten Tagen sich bemerkbar machten, entgegengetreten werken.

Schönbrunn, den 22. Oktober 1907.

Hofrat Prof. von Neusser. Hofrat Dr. Kerzl.

Im österreichischen Abgeordneten hause stand gestern die Dringlichkeit des Antrags des Abg. Kraus, be⸗ treffend die Verstaatlichung des Kohlenbergbaues, zur Beratung.

In der Begründung seineg Antrag! verwies der Abg Kraus, laut Bericht des W. T. B.“, insbesondere auf die Schädigung der Industrle durch die steigenden Kehlenpreise und betonte, daß die

Abgeordneten verpflichtet seien, gegen den die Bevölkerung schädi Kohlenwucher entschleden Stellung zu nehmen. Der ö ö. . hielt den gegenwärtigen Zeitpunkt für ungünstig für eine Verstaat. lichung. Auch die So)ialdemokraten erkennten die Notwendigkeit . Verstaatlichung an, diese müsse aber planmäßig vorberestet erden.

Das Haus nahm nach längerer Debatte sowohl die Dringlichkeit als das Meritum des Antrags Kraus an, durch den die Regierung aufgefordert wird, den Verkauf der aus staatlichen Bergwerken gewonnenen Kohle selbständig zu über— nehmen und soviel , . in Staatsbetrieb zu über— nehmen, um auf die Preisbildung der Kohle einwirken zu können, und endlich alle Maßnahmen zur Verstaatlichung des Kohlenbergbaues wenigstens in Böhmen zu treffen. (

Die Mehrzahl der Redner sprach sich für Verstaatlichung des Kohlenberghaues aus, während der Abg. Graf Sternberg dieselbe entschieden bekämpfte, weil der Staat mit der Aussichtsbehörde nicht die Rolle des Unternehmers verbinden könne, die Verstaatlichung der Bergwerke einerseits die Machtbefugnifse des Staates vermehren, andererselts die herrschenden Mißstände nicht zu beseitigen vermöchte. Der Abg. Adler erklärte, die Verstaat⸗ lichung des Kohlenbergbaues bilde einen Hauptprogrammpunkt der Sozialdemokratie. Dieses Problem sei jedoch durch den vorliegenden Antrag nicht zu lösen. Dafür, daß es sich lediglich um eine Demonstration handle, spreche am besten der Umstand, daß die Re⸗ gierung in die Debatte nicht eingegriffen habe.

Die nächste Sitzung findet heute statt.

Im ungarischen Abgeordnetenhause reichte der Ministerpräsident Dr. Wekerle gestern sieben auf die Steuerreform bezügliche Gesetzesvorlagen ein.

Danach wird, obiger Quelle zufolge, eine Ginkommensteuer eln= geführt, die auf Progresston beruht. Das Existenzminimum von s00 Kronen ist von der Steuer befreit. Die Grundsteuer wird von 25 C0 Reineinkommen auf 20 0/0 herabgesetzt, doch wird die bisherige Ungleichmäßigkeit der Besteuerung durch richtigere Einschätzung des Reinertrages beseitigt. Das Gesamterträgnis der G undstener bleibt unverändert. Die Kapitalzinssteuer wird von 10 69 auf 5. Glo ermäßigt, doch sind , ,. getroffen, daß ein richtiges Ginbekenntnis erfolgt. Steuerhinterztehung wird durch einen Zuschlag von 50 bestraft.

In ausführlicher Rede legte der Ministerpräsident sodann den Stand der Finanzen dar und sagte:

Die Ausdehnung der kulturellen und sozsalen Erfordernisse stelle große Ansprüche an die Staatefinanzen. Pie Steigerung der ordent.« lichen Ausgaben um 100 Millignen Kronen sei eine Mahnung, die Ausgaben nicht weiter zu erhöhen. Es sei auch in Betracht zu ziehen, daß die geplante. Steuerreform nicht behufs Er— höhung der Einnahmen beabsichtigt sei. Sollten sich Mehrein2— nahmen ergeben, so würde dies die Möalichkeit gewähren, das Existenzminlmum, welches Steuerfreiheit genieße, heraufzusetzen. Ob⸗— schon der Reichstag für Investitionen Anleihen von 350 Millionen genehmigt habe, fuhr Dr. Wekerle fort, denke die Regierung nicht daran, an den Geldmarkt zu appellieren. Der naturgemäße Fort⸗ schritt der Einnahmen sowie die Kassenbestände ermöglichten die Deckung der laufenden Ausgaben und die für die Investitionen er— forderlichen Mittel ohne Anleihe.

Großbritannien und Irland.

Der Premierminister Sir Henry Campbell-Banner— man hat gestern in Duntermline (Schottland) eine Rede über die Beziehungen zum Aus lande gehalten und nach dem 5 . 1 T. ern:

Vie Regierung wäre mit aller Macht für Friede, Freundschaft und schiedsgerichtliches Verfahren eingetreten. Wenn sie gegenüber den großen Schwierigkeiten und Vorurteilen nicht alles erreicht hätie, was sie gewänscht, so hätte sie doch wenigstens ihr Besteg gethan und keinen Zweifel darüber gelassen, auf welcher Seite in solchen Fragen die britische Macht zu finden wäre. Das britische Volk stelle jede Feindseligkelt und den Gedanken an einen Angriff auf seine Nachbarn in Abrede. Was das Ueberein— kommen mit Rußland über die asiatischen Interessen betreffe, so sei der Abschluß eines solchen Uebereinkommens 16 Jahre lang die an— erkannte Politik der liberalen Partei gewesen, da es nur zur Förderung des Friedens und freundschaftlicher Beziehungen sowie zur Grsparung

von Kosten dienen könne. Frankreich.

In dem gestrigen Ministerrat erklärte der Minister des Aeußern Picho n, W. T. B.“ zufolge, daß zwischen Frank⸗ reich und Spanien vollständiges Einvernehmen bestehe; beide Staaten würden gemeinsame Maßregeln ergreifen, um die Unter⸗ drückung des Waffenschmuggels nach Marokko zu sichern, und an die Signatarmächie der Akte von Algeciras gleichlautende Zirkulare erlassen, in welchen die Einfetzung einer internationalen Kommission zur Prüfung der Schaden⸗ ersatzansprüche von Casablanca in Vorschlag gebracht werden würde. Pichon erstattete des weiteren Bericht über die Zusammenkunft des französischen Gesandten Regnault mit dem Sultan Abdul Asis. Der General⸗ gouverneur von Algerien, Jonnart, erstattete Bericht über die Pachtbedingungen der Minengesellschaft von Quensa, die mit dem früheren Generalgouverneur Revoil abgemacht worden sind, dessen Ansicht er sich vollständig anschließe. Jonnart erklärte, der frühere Vertrag habe die Rechte dritter Personen respektiert, und fügte hinzu, ein Aufschub der Aue— beutung, die der Kolonie bedeutende Vorteile bringen und den Aufschwung des Landstrichs außerordentlich fördern würde, würde für Algerien einen großen Verlust bedeuten. Der Ministerrat beschloß darauf, das Projekt durch ein Dekret dem Staatsrate zu unterbreiten, vor dem sämtliche Inter⸗ essenten vertreten sein können.

. In der anläßlich der Kammereröffnung einberufenen Sitzung des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten er⸗ klärte der Minister Pichon, wie das „W. T. B.“ meldet, auf verschiedene Anfragen, daß die Beziehungen Frank⸗ reichs zu allen Mächten durchaus tunfch en a seien. Die französische Regierung erkenne nur den Sultan Abdul Asis an. Der Vertreter Frankreichs, der Gesandte Regnault, General Liautey und Admiral Philibert seien mit dem Sultan zusammengetroffen, und Frankreich habe ansehn⸗ liche Vorteile in betreff der algerischen Grenze erlangt.

In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer widmete der Präsident Brisson den Soldaten, die in Marokko im Interesse der Zivilisation gestorben seien, einen Nachruf und gab dem Schmerze des Landes wegen der Katastrophe im Süden Ausdruck. Hierauf wurde auf rein die Besprechung der Interpellationen über die nationale Verteidigung und auf den 8. November die Besprechungen der Interpellationen über Marokko festgesetzt und sodann die Sitzung geschlossen.

Rußland. Durch einen Ukas an den Senat sind die Wahlen für die Reichsduma für Transbaikalien und für die trans⸗ baikalischen Kosaken auf den 7. November anberaumt worden. Spanien. Im Senat erklärte gestern der Minister des Aeußern,

daß Spanien und Frankreich ihre Konsuln angewiesen hätten,

Spanien habe,

geindert worden.

(in Vancouver gepflogener Schriftwechsel ist jetzt

berichtet, englischen Botschafter am ( gasser von Japan ausdrücklich zu versichern,

alles

JGenußmitteln und

Millionen Mark in der Ein—

Sultan anzuerkennen, und bat siberalen Senator Sanchez Roman, der wegen der politik Spaniens in Marokko zu interpellieren wünschte, sich vr Verffentlichung des Rotbuchs der Interpellation zu halten. Zwei weitere an ihn gerichtete Anfragen erklärte . Minister sich bereit zu beantworten. Auf die erste Anfrage bemerkte drr Minister, . W. T. B.“ zu⸗ lge, die Unmöglichkeit, eingeborene Mannschaften auszuheben, habe h die Einrichtung einer internationalen Polizei verhindert. ⸗. um elne provisorische Polizei zu organisieren, eine fruppenmacht abgesendet, die an Zahl der aus Eingeborenen zu Iildenden blizeitruppe gleichkomme. Der Senator Dia Mooren ee warf sodann die . auf, ob sich dle Lage Spaniens infolz? der französischspanischen Entente seit der Fonseren; in Algeciras, geändert habe. Der Minister utwortere darauf, die Soldaten hätten den Auftrag erhalten, die Irnnier und in gleicher Weise auch die Angehörigen anderer Nationen 'schützen und eine provisorische Polizei zu organisieren, bis die in . Algectragakte vorgesehene Polizei eingerichtet werden könnte. Die hor der Algectraskonfserenz geschlossenen Verträge seien keineswegs ab⸗ Der Minister schloß mit der Erklärung, die Gignatarmãchte erkennten nur Abdul Asis als Suktan an.

Die Sitzung wurde darauf aufgehoben.

Amerika.

Ein zwischen der eanadischen Regierung und dem englischen Botschafter in Tokio, Macdonald, aus Anlaß der Krawalle ver⸗ „ffentlicht worden. Danach ersuchte, wie das „W. T. B.“ fen ch der canadische Premierminister Laurier den am II. Oktober telegraphisch, dem daß Canada aufbieten werde, um einer Wiederholung der hedauerlichen Vorkommnisse vorzubeugen. Macdonald erwiderte

nur Abdul Asis als

unter dem 19. Oktober, daß er dem Kaiser die Botschaft

öbermittelt und folgendes Antworischreiben erhalten habe: Seine Majestät hat die Botschaft des Generalgouverneurs und

der Regierung don Canada mit der größten Befriedigung in Empfang genommen und erkennt mit großer Genugtuung die ernste Absicht des

Feneralgouverneurs und der Regierung von Canada an, die freund⸗ sichen Beziehungen, welche zwischen dem britischen Reich und Japan

kestehen, zu fördern.

Asien. Der Schah von Persien hat vorgestern den Präsidenten

des Parlaments empfangen und, W. T. B.“ zufolge, einen Erlaß unterzeichnet, dur n Ein neuer Kabinettspräsident ist noch nicht ernannt worden.

den das Kabinett en tlassen wird.

Afrika. Nach Meldungen aus Casablanca hatte der General Drude vorgestern eine Besprechung mit dem Marabut von

Tadelat und den Kaids der nicht unterworfenen Stämme. Pie das „W. T. B.“ meldet, teilte Drude mit, daß die Stämme zur Annahme aller Bedingungen mit einigen un⸗ bedeutenden Abänderungen bereit seien.

Statistik und Volkswirtschaft.

Deutschlands Außenhandel im September und in den Monaten Ja nuar bis September 1907.

Nach dem Septemberheft 1907 der vom Kaiserlichen Statistischen Amt herausgegebenen ‚„Monatlichen Nachweise über den auswärtigen andel des dꝛutschen Zollgebiets' betrug im September dx J die infuhr 6123725 t verschiedene Waren, 1 607 791 Stück Vieh und andere Tiere (darunter 1 566 507 Gänse), 326 336 Hüte, 129 Fahr⸗ zeuge, 180 041 Uhren, 173 515 Faß Salzberinge fremden Fangs, sbs Stock Bienen, 36 864 hl Bier und 107 569 Flaschen Schaumwein.

Die Ausfuhr belief sich auf 4031 997 t verschiedene Waren,

og Stück Vieh usw., 537 623 Hüte, 150 Fahrzeuge, 30 272 Uhren,

z's Faß Saliheringe, 153 Stock Bienen, 50 495 hl Bier und II 676 Flaschen Schaumwein.

Gegen den Vormonat hat die Einfuhr im ganzen abgenommen, namentlich die von mineralischen und fossilen Rohstoffen, während be⸗ sonders diejenige von Erzeugnissen der Land und Forstwirtschaft und anderen tierischen und pflanzlichen Naturerzeugnissen, Nahrungs⸗ und im Gegensatz zur Ausfuhr die Einfuhr von chemischen und pharmazeutischen Grzeugnissen, Farben und Farbwaren sowie die Ausfuhr im ganzen, besonders diejenige pon landwirtschaft⸗ lichen Erzeugnissen usw, mineralischen und fossilen Rohstoffen, unedlen Metallen und bon Waren daraus stärker war als im August d. J. Segen den Monat September 1996 hat die Einfuhr einen starken Zuwachs, die Ausfuhr eine mäßige Abschwächung erfahren.

In den neun Monaten Januar bis September d. J. er— reicht, die Einfuhr unter Überwiegender Zugrundelegung der für 19065 ermittelten Werte rund 65665 Millionen Mark, die Ausfuhr olzd.9 Milllonen Mark, wovon auf den Gdelmetallverkehr 164,4 und 64K? Millionen Mark in der Ausfuhr entfallen. ;

Gegen die ersten neun Monate des Vorjahres 1906 ist die Einfuhr

um 453.7 Millionen Mark, die Ausfuhr um 620,6 Millionen Mark

gestiegen. . . Die Hopfenernte in Preußen 1907.

Nach dem Erlasse des Reichskanzlers vom 24. April 1899 ist all sährlich über die Menge und Güte des Hopfens zu berichten, der in den Ortschaften Deutschlands mit Hopfenbgu von mindesteng o ha gewonnen wird. In irn liefern die Nachrichten diese Hopfen gemeinden selbst. Un solchen gibt es 1907 91 mit insgesamt 8226 da Ertrag von 1650 ha. Hiervon kommen

; 9 Hopfen⸗ Doppel jentner auf den Regierungsbezirk . Hektar im gan en b. Heltar Allenstein w 31,0 85 27 Marienwerder... 1 8,5 55 6,5 1 1 140 28 2.0 1 . 989, 3 4709 4,8 Magdeburg 323 318,5 1946 6.1 111 2 12,5 26 2, 1 6 114,3 843 7,4 Sigmaringen... 8 61,7 536 8.7.

Die in der letzten Spalte dieser Zusammenstellung angegebenen Hektar⸗

erträge mit den gesamten Hopfenflächen der beteiligten Regierungs⸗ bezrrke vervielfältigt, ergibt von insgesamt eine Ernte für den Regierungsbezirk gebauten von Hektaren Doppel sentnern 1 72 194 wen,, 9 59 wr / 21 42 osen w 1155 5h04 Magdeburg 357 2565 üneburg 35 73 Dee ba hen ; 4 . maringen J ; ; zusammen . 1898 9977.

Durchschnittlich kommen hiernach auf ein Hektar 5,3 dæ. Außer in den genannten acht Regierunggbezirken mit Hopfen ·

Gumbinnen, 2 in Polsdam, 5 in Stettin, 5 in Bromberg, 1 in Breslau, 3 in Merseburg, 6 in Koblenz und 6 in Trier, mithin 48 ha in den Regierungsbezirken ohne Hopfengemeinden gebaut. Nimmt man für jedes diefer 48 ha durchschnittlich den oben errechneten Ertrag von 5,z dz an, so stellen sich noch 254 da heraus. Man erhält also ö ganze Land mit insgesamt gebauten 1946 ha eine Ernte von z. . Der Beschaffenheit nach sind 5 v. H. der gewonnenen Dolden sehr gut, 15 gut, 47 mittel, 25 unter mittel und 8 gering. Von der Ernte in den einzelnen Regierungsbezirken sind Hundertteile

mittel Unter,

in sehr gut gut mittel gering Allenstein 27 64 9 Marienwerder 100 ,, . . 3 . 100 . lle burn . 37 41 22 ö 100 Wiesbaden . 6 6 88

Sigmaringen ö 7 13 25 15 Nachstehend sind die Erhebungsergebnisse für die einzelnen Jahre seit 1399 zusammengestellt.

Der = Die Beschaffenheit der geernteten Jahr . R Dolden in Hundertüteilen au ganzen Hektar sehr unter

ha dz d2 gut gut mittel mittel gering ah ,, n, nnn, 3 53 41 2 1 1909 . , 2 6 12905 4,9 14 38 45 4 2 1901 .. 2294 8670 3,8 1 2 46 22 29 1902 .. 2238 9742 4,4 4 18 53 14 11 1908 .. 2129 9146 4,3 0 28 55 9 8 1904 .. 2191 9160 4,2 12 42 31 2 13 di hole,. 44 46 . 1 2 1906 .. 2064 8082 3,9 1 23 44 14 18 1907 1946 10231 53 5 15 47 25 8.

Hieraus wird ersichtlich, daß der Hopfenbau in Preußen von Jahr Jahr zurückgegangen ist, von 2524 ha im Jahre 1899 auf 1946 ha 1967. Der Ertrag dieses Jahres übersteigt mit 5,3 da vom Hektar das Mittel der Vorjahre von 433 dz, seine Beschaffenheit war aber unter dem Mittel und nur 1901 noch ungünstiger.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Kampf um den Achtstundentag im Berliner Bau⸗ gewerbe ist, wie die Post“ mitteilt, jetzt offinell beendet. Nachdem die Maurer schon früher die Sperre aufgehoben haben, hat eine öffentliche Versammlung der Zimmerer nunmehr gleichfalls beschlofssen, die bisher als gesperrt geltenden Plätze und Arbeitsstätten freizugeben. Man hat dazu genötigt ge⸗ sehen, weil keine Möglichkeit zur Zeit vorliegt, die Acht stundenarbeltszeit durchzuführen. In der beschließenden Ver⸗ sammlung wurde die Lage im Baugewerbe als äußerst mißlich für die Arbeiter hingestellt. Ein großer Teil der Maurer und Zimmerer sei beschäftigungsloz. Ein anderer Teil arbeite nur schichtweise. Es be⸗ stebe die Gefahr, daß der Rückgang im Baugewerbe auch im nächsten Jahr noch anhalten wird. An die Durchführung des Achtstundentages sci vorläufig jedenfalls nicht zu denken.

In Pottzd am ist, nach demselben Blgtte, ein Ausstand der Schuhmachergesellen der ersten Geschäfte ausgebrochen. Die Gefellen verlangten angesichts der erhöhten Preise für alle Lebens—⸗

mittel in den letzten Jahren eine zehnprozentige Lohnerhöhung und einheitliche Regelung der Lohn⸗ und Arbeitsverhäͤltnisse durch Abschluß eines Tarifeß. Die Innung lehnte diese

Forderungen ab, worauf die Gesellen, deren Zahl 100 beträgt, die Arbeit niederlegten. Eine öffentliche Versammlung aller Schuh⸗ machergesellen Groß-⸗Berlins erklärte sich einstimmig mit den Ausständigen in Potsdam solidarisch und beschloß, jede Streikarbeit zu verweigern.

In der Fahrrad⸗ und Nähmaschinen fabrik August Görlcke in Bielefeld ist, der „Köln. Ztg.“ zufolge, gestern ein Ausstand ausgebrochen. ;

600 Angestellte der Vesuvbahn sind, wie der Hann. Cour.“ erfährt, wegen Unzufriedenhelt mit dem neuen Personalstatut in den Ausstand getreten.

Wegen Auzstands der Arbeiter wurde, wie der „Köln. Ztg.“ aus St. Gallen telegraphlert wird, in dem großen Wasserfluh⸗ tunnel der Bodensee Toggenburgbahn bei Lichtensteig von der Bauunternehmung die Arbeit auf unbestimmte Zeit eingestellt und 200 Arbeiter entlassen.

Wohlfahrtspflege.

Zur Ergänzung und Unterstützung der zahlreichen Organisationen für Volkswohlfahrt, welche die Förderung der Volkserziehung in ihr Programm nicht haben aufnehmen können, hat die Comentus⸗ Gefelkschaft seit fünzihn Jahren die Wohlfahrtspflege von der sozlalpädagogischen Seite her zu fördern gesucht, und der Gesamt⸗· vorstand dieser Gesellschaft hat es im Qnblick darauf für weck mäßig erachtet, bei der am 2. und 3. November im Bürgersaal des ' Rathaufes zu Berlin stattfindenden Hauptversammlung die Frage: „‚Volkgerziehung und Volkswohlfahrt in ihrem gegen⸗ seitigen Verhältnis“ in den Mittelpunkt des Erörterungsabendg zu stellen, der am 2. Nobember die Verhandlungen einleiten wird, Das Hauptreferat hat der Professor an der Technischen Hochschule ju Braun⸗ schweig Herr Dr. Alexander Wernicke übernommen, dag Korreferat wird der Realgymnasialdirektor Wilh. Wetekamp in Berlin über⸗ nehmen. Kurze Berichte über den Fortgang einiger der von der C. G. geschaffenen oder unterstützten Unternehmungen, nämlich die

Bücherhallen Landerziehungsheime, Studentenheime, Arbeiter⸗ pildungsturse usw. haben die Herren Universitätsprofessor

Dr. Marcuse in Berlin, Professor H. Dr. Zimmer in Zehlendorf, Sberlehrer Dr. Kühne und Stadtbibliothekar Dr. Fritz in Char— sottenburg übernommen. Der am Sonntag, dem 3. November, statt⸗· findenden Geschäftssitzung wird sich die a, d, (ebenfalls im Bürgersaal des Rathauses) anschließen, bei der der Direktor Dr. jur. Diedrich Bischoff Cen über die sozlale Frage im Lichte des Humanitätsgevankeng sprechen wird. Das ausführliche Programm wird auf Anfordern bei der Geschäftstelle der Gesellschaft, Char⸗ lottenburg, Berliner Str. 22, versandt.

Kunst und Wissenschaft.

Die Handels hochschule Berlin eröffnet das Winterhalbjahr 1997168 am 2. November, Mittags 12 Uhr, mit einem Festakt in ihrer Aula. Der Rektor wird über das . nd nr berichten; alsdann wird das Ergebnis deg Preisgerichts über die Bewerbung um den von den Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin ausgesetzten Preis für die beste Arbeit über das Thema: Die wirtschaftliche Ent⸗ wicklung des Warrantverkehrs in den europäischen und amerklkanischen Ländern“ bekannt gegeben werden.

Land und Forstwirtschaft. Zur Ansiedlung von Landarbeitern in Bayern.

D haverischen Landtag ist der Entwurf eines Gesetzeg, be⸗ treffen ih ö e . des elle über die en er fu senlse, anfialt, zugegangen. Nach dem Entwurf soll Art. J, Abs. 1 des bis⸗ herigen Gefetzez folgende Fassung erhalten;: Die für das Königreich Bayern al Staatsanstalt errichtete Landeskultur⸗Rentenanstalt hat den Iweck, die Beschaffung von Kapltalien zur err, , . Kulturunter⸗

minderbemittelte Bevölkerung und zur Ansiedlung von land⸗ i,, . Arbeitern zu vermitteln. .

ach dem Gesetzentwurf sollen die Elnzelwohnungen bei den Arbeiteransiedlungen nicht mehr als drei Zimmer nebst Küche und Zubehör umfassen. Im Zubehör sind einbegriffen die zur Anlegung eines Haus. und RNutzgartens erforderlichen Grundflächen, ferner Acker-, und Wiesenland bis zu 0,5 ha und die notwendigen Wirt⸗ schaftsräume (Stall und Scheune). Die Darlehen zur Ansiedlung der Landarbeiter sollen nur an Gemeinden gewährt werden, und zwar darf das Darlehn den vollen Betrag der Kosten des Grunderwerbs und der Bauausführung er reichen, wenn die Gemeinde für ihre Rechnung die Grund⸗ stücke erwirbt und die Bauten herstellt oder verbessert. Da⸗ gegen werden nur 90 vom Hundert der Kosten bewilligt, wenn die Gemeinde die von der Landeskultur⸗Rentenanstalt empfangenen Mittel gemeinnützigen Vereinigungen (Bauvereinen, Baugenossen⸗ schaften u. dergl.) oder einzelnen sandwirtschaftlichen Grundbesitzern zur Ansiedlung von landwirtschaftlichen Arbeitern als Darlehen gibt. Die Darlehen sollen den Gemeinden in der Regel ohne Sicherheits—⸗ bestellung gewährt werden. Die Gemeinden haben die Darlehen zu dem Zinssatze der Landeskultur⸗Rentenscheine zu verzinsen und mit 1 9o, ausnahmsweise mit Ro ju amortisieren. Die Gemeinden dürfen ihrerseitz keine höheren Zinfen nehmen, als sie selbst zablen, aus—= k iss o/o jur Sicherung gegen Verluste an Zins- und ilgungsrenten. Sofern an einem Orte ein erhebliches, auf andere Weise nicht zu befriedigendes Bedürfnis nach Verbesserung der Wohnungsverbältnisse der minderbemittelten Bevölkerung oder in bezug auf die Ansiedlung landwirtschaftlicher Arbeiter besteht, können die Gemeinden oder be⸗ teiligten landwirtschaftlichen Grundbesitzer zur darlehnsweisen Hingabe der erforderlichen Mittel nach Maßgabe obiger Bestimmungen von der vorgesetzten Verwaltungsbehörde angehalten werden.

Ernteaussichten in Norwegen.

Das Kaiserliche Generalkonsulat in Christianta berichtet unterm 15. d. M.: Die Ernteaussichten haben sich in Norwegen in den letzten Wochen infolge ungünstiger Witterung wesentlich ver⸗ schlechtert. Bereits in der ersten Hälfte des Monats September hat das Korn an vielen Stellen in mehreren östlichen Aemtern durch Frost gelitten und mußte in unreifem Zustande gemäht werden. Qb⸗ gleich die Regenmenge in den letzten Wochen nicht bedeutend gewesen ist, war die Witterung doch nicht derart, daß das Korn reifen und trocknen konnte. An vielen Stellen ist daher noch nichts oder nur wenig unter Dach gebracht worden. Zum Teil konnte das Getreide sogar noch nicht gemäht werden. Bei fortdauernder ungünstiger Witterung wird befürchtet, daß das Korn sich als Nahrungsmittel für Menschen oder zu Saatkorn wenig eignen wird. In den nördlicheren Bezirken stellte sich das Verhältnis zum Teil bedeutend besser, aber im ganzen ge—⸗ nommen wird der Ertrag weit hinter dem eines Mitteljahres zurück⸗ bleiben. Die Kartoffelernte ist teils durch die Witterung, teils durch Mangel an Arbeitskräften sehr verspätet und dürfte un⸗ befriedigend ausfallen, weshalb der Marktpreis die für diese Jahres⸗ zeit ungewöhnliche Höhe von 6 bis 7 Kronen für 100 kg erreichte.

Ernteergebnisse in Dänemark.

Der Kaiserliche Generalkonsul in Kopenhagen berichtet unterm 14. d. M.: Selten ist der September und bisher auch der Oktober in Dänemark so schön gewesen wie in diesem Jahre. Infolgedessen hat die unter schwierigen und ungünstigen Umständen begonnene Ernte verhältnismäßig rasch und leicht beendet werden können. Ist dadurch auch das Ernteergebnis noch etwas besser geworden, als es bisher zu erwarten war, so hat man sich doch damit vertraut gemacht, daß das Endergebnis nicht besser als mittelmäßig sein dürfte.

Ueber den Ernteausfall der einzelnen Fruchtarten ist folgendes zu bemerken: Der Roggen hat sich in dem kalten Vorsommer durch schnittlich nur schlecht entwickeln können. Die Kornausheute ist gering, jedoch ist Stroh in Ueberfluß vorhanden. Der Weizen liefert hinsichtlich des Körnerertrages eine Mittelernte; er füllt im übrigen stärker als gewöhnlich Vie Gerste ergibt der Menge nach eine Ernte über Mittel, die Körner haben aber unter dem unguͤnstigen Wetter gelitten, sodaß ihr Aussehen schlecht ist. Dieser Fehler er⸗ schwert den Umsatz. Der Hafer ist der Glanzpunkt der Ernte. Menge und Beschaffenhelt sind sehr ut. Von den Rüben sind . und Runkelrüben ziemlich klein; die übrigen Rübenarten haben ich unter dem Einfluß des günstigen Wetters in den letzten Wochen noch ziemlich gut entwickelt.

Jagd. Bekanntmachung.

Schonzeit der Rehkälber.

Die Schonzeit der Rehkälber wird für den Regierungs⸗ bezirk Potsdam mit Ausnahme der Stadtkreise Charlottenburg, Schöneberg, Rixdorf und Wilmersdorf auf das ganze Jahr 1907 ausgedehnt.

Potsdam, den 17. Oktober 1907.

Der Bezirksausschuß. Büttner.

Theater und Musik.

Neues Königliches Operntheater.

Die Schlierseer warteten gestern im Neuen Königlichen Opern⸗ theater wiederum jmit einem neuen Stücke auf; es heißt Der ver kehrte Hof‘ und hat Konrad Dreher und Karl Frey ju Ver⸗ fafsern. Auf dem in Frage stehenden Hofe geht alles verkebrt, weil bort die junge Bäuerin, die Erbin des Hofeg, unumschränkte Herrin ist, während der arme Bursch, den sie aus Liebe ehelichte, nichts ju sagen hat: also der ins Bäuerliche übersetzte Prin igemahlkonflikt, der sich fo weit zuspitzt, daß der Gatte den Hof verläßt, bis ihm Anteil an dessen Bewirtschaftung eingeräumt wird. Neben dem jungen Paar sind allerhand naärrische Käuze in dem Stücke vorhanden. sodaß heitere und ernste Szenen sich die Wage halten. Die vor⸗ treffliche Darstellung sicherte der Neuheit den Eifelg. Das junge Ehepaar hatte in aver Terofal und Marie Erhardt die geeignetsten Vertreter. In elner derbkomischen Witwenrolle tat sich wieder Tberese Dirnberger hervor, wirksam unterstützt von Willi Dirnberger, Georg Vogelsang, Georg Schuller u. A. Ebenso unumgängliche wie will⸗ kom mene Zuqaben bildeten wieder die Schuhplattltänze und die überaus reizvollen Instrumentalvorträge von Anna und Joseph Riendl und Karl Willner.

Das Königliche Opernhaus bleibt, wie schon mitgeteilt, morgen, Donnerstag, wegen der Generalprobe zur Neueinstudierung von „Aida“ geschlossen. Als nächste Neubeit der Köntg⸗ lichen Dper ist „Therese'ß, Oper in jwei Akten von Masfenet, in Aussicht genommen. Neueinstudiert, wird im aufe des nächsten Monatg. Robert der Teufel von Meyerbeer wieder in den Spielplan aufgenommen. Derr Griswold wird die Rolle des Bertram, Fräulein Oempel die Iabella singen. Dr. Strauß wird die musikalische Leltung des Werke über⸗ nehmen.

da, Königlichen Schauspielbause wird mergen „Die Rabensteinerin! von Ernst von Wildenbruch in der bekannten Be- setzung wiederholt.

ne nächste Erstauffübrung der Kammerspiele des Deut schen Theater werden am Sonnabend Grillparzer dramatisches Fragment Gsther' und Goldonig Lustspiel Der Diener jweler Derren ben.

zeb:mungen, zu Unternehmungen für Versorgung des leingewerbes und ber n gen er, mit elektrischer a, sowie zur Herstellung und

gemelnden sind noch 15 ha im Regierungsbezirke Königsberg, 4 in

gesundheitlichen Verbesserung von Kleinwohnungsbauten für die

Pie Esther wird von Gertrud Gysoldt, der König don Paul Wegener