Deutscher Reichstag. 68. Sitzung vom 7. Dezember 1907, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der Beratung des Antrages Graf von Hompesch und Genossen, betreffend Erhaltung und Förderung des Handwerkerstandes und des kaufmännischen ittelstan des.
Ueber den Anfang der Sitzung ist in der vorgestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.
Abg. Raab (wirtsch. Vgg.) fortfahrend: Wir sollen von den Sozialdemokraten den Vorwurf einstecken, wir wären nicht groß⸗ zügig in der Mittelstandspolitik und nicht großzügig genug im allgemeinen, die Mittelstanderetter ließen alle die großen ECreignisse der Neuzeit unbeachtet; wir überließen nach wie vor, ohne mit der Wimper zu zucken, die Elektrizität usw. dem Großkapital. Dabei sind wir für die Verstaatlichung der elektrischen Kräfte eingetreten. Vor wenigen Tagen noch hat ö. Fraktionsgenosse Behrens gegenüber den Manipulationen des Kohlensyndikats erklärt, daß wohl kaum noch etwas anderes helfe, als die Verstaatlichung der Bergwerke. Die Bodenspekulation sollen wir niemals beobachtet haben. Dabei sitzen eine ganze Zahl meiner Fraktionsgenossen, auch ich im Vorstande des Bundes deutscher Bodenreformer; wir unterstützen diese Be⸗ strebungen, die unseren Boden unter ein anderes Recht bringen wollen, das den Boden nicht zu einem Ausbeutungsobjekt gegenüber der Gesamtheit werden läßt, sondern das die Be⸗ nutzung als Wohnung und Werkstäͤtte erleichtert. Mir ist aber nicht bekannt geworden, daß auf diesem Gebiete, wo erst ungeheuer starke Vorurteile überwunden werden mußten, wo erst eine Unfumme von geistiger und agitatorischer Arbeit vom Bunde deutscher Bodenreformer geleistet werden mußte, auch die Sozialdemokraten sich beteiligt hätten. (Widerspruch bei den Sozialdemokraten. Wenn auch der eine oder der andere Sozialdemokrat sich beteiligt hat, so ist mir doch darüber hinaus nichts bekannt. (Zwischenruf, des Abg. Singer) Herr Singer, Sie haben die Freundlichkeit, sich so lange zu gedulden, bis ich die anderen Herren uber das unterrichtet habe, was ich will. Vielleicht ist das auch Ihnen von Nutzen. Bestände der Reichstag nur aus Ihnen und mir, dann würden sich die Verhandlungen viel kürzer gestalten. Von unserer Seite ist im Reichstage zum ersten Male das Wort Bodenreform genannt worden; spaͤterhin haben wir, noch in der letzten Etatsrede, von der Zuwachssteuer gesprochen. — Noch ein kurzer Rückblick auf die Ausführungen des Abg. Dr. Doormann. Wir sind gewöhnt, daß uns aus dem liberalen Lager immer wieder das Rezept empfohlen wird: erst größere Bildung des Handwerkerstandes, dann Selbsthilfe durch Genossenschaften usw. Diese Mittel sind allmählich so alt ge⸗ geworden, daß wir schwere Vorwürfe verdienten, wenn wir sie nicht längst angewendet hätten. Wir dürfen uns nachgerade entschieden verbitten, daß man uns immer wieder darauf verweist. Alle Leute, die Sie immer als Mittelstandsretter verhöhnen, haben es hierin nicht an sich fehlen lassen. Wollen Sie behaupten, daß unser Handwerkerstand jetzt nicht leistungsfähig sei, so gehen Sie in die Handwerkerausstellung und sehen dort, was ge⸗ leistet wird. (Widerspruch bei den Freisinnigen,. Wie würde es Ihnen gefallen, wenn man Ihnen, sobald Sie mit sozialen und euische fich Wünschen kommen, sagte: sorgen Sie nur erst für eine bessere Bildung und lernen Sie etwas mehr. Wenn wir heute nur noch genügend Kundschaft fänden, die uns das 5 unserer persönlichen Handfertigkeit abnähme und bezahlte, o würden wir auch ohne Sie schon gerettet sein; so aber können wir uns durch Selbsthilfe nicht retten. Dürfen wir, wenn ein nichts—⸗ nutziger Konkurrent uns durch marktschreierische und unwahre An⸗ gaben die Kundschaft wegnimmt, ihn beim Kragen nehmen oder auch nur die Tafel herunterreißen, auf der er das Publikum anlügt? Das ist unmöglich; wir würden uns nur e. ins Gefängnis bringen. Wir, die wir jetzt nach Staatshilfe rufen, haben mit eisernem Ernst erst alles versucht, durch Selbsthilfe etwas zu erzielen. Gegenüber dem Antrage des Grafen Hompesch hat man es leicht, von Wohlwollen zu sprechen. Wir wollen einmal sehen, wo dies Wohlwollen bleibt, wenn die entsprechenden Gesetzesvorlagen kommen. Widerspruch links.) Ich werde mich freuen, wenn ich mich geirrt habe.
on der größten Wichtigkeit ist die Frage des neueren Geldstandeg. Es muß 6. als möglich etwas gegen diesen furchtbaren Druck geschehen.
ir sind schon zufrieden, wenn man nicht die Frage der Goldwährung aufrührt, sondern die Ausprägung von Silbermünzen vermehrt, wie es zu meiner . der Abg. Paasche empfohlen hat. Ich bitte Sie herzlich, sich über die Frage genau zu informieren. Ein Diskont von 8 bis 9 o ist ein furchtbarer Druck für die Bauleute und ein Gewinn für die Großkapitalisten. Die Goldwährung ist insolvent, bankrott. Das habe ich schon früher behauptet, und heute würde ich wohl auf denselben Widerspruch mit meiner Behauptung stoßen wie früher. Wegen Goldmangels konnten in lottenburg bei einer öffentlichen Kasse nur gezahlt werden, das übrige in Papier und Silber. Beweist das nicht, daß die Goldwährung schon zahlungsunfähig geworden ist? Helfen Sie uns wenigstens durch andere Maßnahmen dem fürchterlichen Druck ein Ende zu machen. Er lastet nicht bloß auf dem Mittelstande, sondern
auf jeder ehrlichen Arbeit.
Abg. Kobelt (wildlib.): Ich möchte dem Bundesrat einige Punkte zur Erwägung anheimgeben. Ich bin weit davon entfernt, zu Gunsten eines Standes eine Rückkehr zu rückständigen Verhält⸗ nissen zu verlangen. Eine unabweisbare Pflicht und Schuldigkeit aller Stände ist es keine einseitigen Interessen zu vertreten. Dagegen solche Hindernisse beseitigt werden, die dem Handwerk ein Fortschreiten unmöglich machen. Dazu gehört eine gründliche Kenntnis der Handwerker⸗ verhältnisse. Ein gelegentlicher Besuch eines Handwerkerkongresses durch einen Bundesbevollmächtigten genügt nicht. Die Handwerker haben den Eindruck, a dle Regierungsvertreter trotz besten Willens kein rechtes Verständnis für die Handwerkerforderungen und Bedürfnisse haben. Der sogenannte grüne Tisch erfreut sich bei den Handwerkern keiner besonderen Sympathie. Die Hand⸗ werker wuͤnschen eine besondere Handwerksabteilung im Reichsamt des Innern. Es müssen hier Spezialärzte eingreifen, die auf Grund eigener Erfahrung zu operieren und zu heilen imstande sind. In der Handwerktzabteilung müssen deshalb weniger Juristen als praktische Leute sitzen und die Gesetze ausarbeiten. Die Handwerker haben der maschinellen und technischen Entwicklung nicht recht u folgen vermocht; ich erinnere besonders an die Bekleidungs⸗ ranche. Dann fehlt es dem Kapital und endlich an einer Versicherung gegen Alter und Invalidität. Die Handwerker haben an den Lasten der sozialen Gesetzgebung mitgeholfen, sie haben es gern getan, nun dürfen e auch auf eine Hilfe rechnen. Das Handwerk muß konkurrenz⸗ ähig gemacht und sein Kredit verstärkt werden. Diese Maß regeln sind durchaus durchführbar, ohne schädigen. Ohne gewisse Opfer der Gesamtheit würde es nagtür⸗ lich nicht abgehen. Leidet doch die Gesamtheit, wenn ein Glied leibet. Zunaäͤchst muß das Handwerk leistungsfähig gemacht werden durch einen tüchtigen, gut vorgebildeten Nachwuchs. Aus einem quten Lehrling wird ein guter Geselle und Meister, der die Kosten der guten Vorbildung reichlich wieder einbringt. Die selbständige Westerbildung des Handwerkers wird immer Sache der eigenen Kenntnisse und Initiative sein, nicht staatlicher Gesetze. Bei Submissionen dagegen kann man dem Handwerk wesentlich ent ⸗ gegenkommen, wenn die Vergebung der Lieferungen nicht im ganzen an große ., sondern in kleinen Losen an die Pro⸗ duzenten direkt erfolgt, damit auch der kleine Handwerker sich daran beteiligen kann. Lebhaft gewünscht wird ferner die Ein⸗ chränkung der i ,, .
vielmehr, müssen
Ersparnisse, da die Oekonomiehandwerker für den Waffendienst so
Char ⸗ 10 , in Gold aus⸗ J diese sicherlich noch vor Weihnachten verabschledet werden.
andwerk an dem genügenden
die Allgemeinheit zu
der Oekonomiehandwerker, enn diefer Betrieb bedeutet eine Monopolisierung des Armee⸗
bedarf, und er sst nicht einmal notwendig und bringt auch keine dem Mangel einer
gut wie gar nicht in Betracht kommen. Der Kriegsminister hat Ent- gegenkommen in Aussicht gestellt, möge eg nur den Handwerkern recht bald fühlbar werden. Nst allem Nachdruck möchte ich die Ausdehnung der sozialen Fürsorge auf das kleine Handwerk in An⸗ spruch nehmen; es verdient sie ebenso wie irgend ein anderer Stand. Die sonale Gesetzgebung muß auf die Hand⸗ werker mit einem Einkommen von 20900 oder 3000 S, aus— gedehnt werden, denn diese sind wirtschaftlich häufig schlechter estellt als die Arbeiter. Ferner ist die Förderung der andwerker⸗ und Kreditgenossenschaften erforderlich, damit den andwerkern zu billigerem Zinsfuß Darlehne gewährt werden önnen, mit denen er seine Produktionsbedingungen verbessern kann. Wie schwer es dem kleinen Mann ist, ein gewisses Kapital zu gewinnen, ist bekannt. Ich bedaure, daß bei allen diesen eren niemals ein Herr der Reichsregierung jugegen ist. (Zu timmung.,) Ich möchte die Herren dringend bitten, im Strudel der großen politischen Fragen die Notstände der Erwerbekreise nicht zu vergessen. Der Handwerkerstand gehört zu den festesten Stützen und Grundlagen im Reich und im Staat, durch Erfüllung seiner Wünsche muß ihm Licht, Luft und Freiheit gegeben werden, damit er mit neuen Kräften im schweren Kampf der Gegenwart bestehen kann.
Abg. Erzberger (gZentr.): Unser Antrag hat im Hause eine un⸗ gemein freundliche Aufnahme gefunden. Wir können mit dem Ver— laufe der Debatte im höchsten Grade zufrieden sein; jeder Fraktion wird es schwer fallen, sich unseren Wünschen nicht anzuschließen. Das Bedauern, daß die Herren von der Reichsregierung diesen Verhandlungen
fern geblieben sind, können wir nur teilen; aber es ist uns lieber,
wenn sie weiter schweigen und statt dessen eine Vorlage bringen. Es wäre eine, unverantwortliche Unterlassung? wenn der Bundesrat die überaus günstige Konjunktur im gleichs tage nicht zu Gunsten des Handwerks ausnützte. Jedenfalls kann man dem Zentrum nicht mehr vorwerfen, daß es papierne Sozialpolitik getrieben habe. Selbstverständlich ist es, daß alle diejenigen Maßnahmen zur Hebung des Handwerker— standes, mit denen sich die Einzelregierungen zu beschäftigen haben, nicht in unseren Antrag aufgenommen werden konnten. Der Abg. Schmidt freilich nannte unsere Forderungen unbedeutende Dinge. Die Handwerker und kleinen Kaufleute sind aber nicht so verwöhnt, daß sie mit diesen unbedeutenden Dingen nicht schon sehr zufrieden wären. Die Verstaatlichung der Wasserkräfte und der Elektrizität können Sie doch nicht als etwas Großzügiges bezeichnen. Lesen Sie den heutigen Artikel der Täglichen Rundschau“, in dem das Elektrizitätsmonopol als Mittel zur Aufbesserung der Reichsfinanzen empfohlen wird. Da werden Sie erkennen, daß das Handwerk nicht billiger zur Elektrizität kommen würde. Erfreulich war es für mich, aus den Ausführungen des Abg. Schmidt zu entnehmen, daß bei ihm eine Wendung und Drehung seiner Mittel⸗ standspolitik eingetreten ist, indem er erklärte, die Gewerk— schaften haben kein Interesse an der Vernichtung des Handwerkerstandes. Unzutreffend waren seine Darlegungen über die Aufsaugung der Kleinbetriebe, die sich auf die Statistik in den letzten 13 Jahren stützten. Was sind 13 Jahre in der Wirtschaftsgeschichte eines Volkes! Man muß einen viel größeren Zeitraum in Betracht ziehen. Prof. Bahr hat die Entwicklung des ganzen 19. Jahrhunderts unter sucht und gefunden, daß nicht eine Auflösung, sondern eine Stärkung der Kleinbetriebe stattgehabt hat. Auch auf dem Handwerks, und Ge⸗ werbekammertag in Straßburg ist das festgestellt worden. In den Jahren von 1882 bis gh haben die Kleinbetriebe allein um 25 0 /o zugenommen. — Die Interpellation des Grafen Kanitz über den hohen Bankdiskont duldet absolut keinen Aufschub, sie muß unbedingt noch vor Weihnachten zur Erledigung kommen. Wenn dieser hohe Diskont nur noch ein oder zwei Monate fortdauert und die verbündeten Regierungen noch immer Erwägungen pflegen, so wird das Schlußresultat sein, daß Hunderte und Tausende von mittleren Existenzen vernichtet werden. Wir glauben nicht fehl⸗ zugehen in der Annahme, daß man den höchsten Satz des Bank⸗ diskonts noch gar nicht einmal erreicht hat, daß, wenn der Januar⸗ anspruch an die Banken herantritt, mit einer gewaltigen weiteren Steigerung des Diskonts zu rechnen ist. Wer leidet darunter am meisten? Die jungen Handwerker, die Anfänger sind, die noch nicht genug verdient haben und mit fremdem Gelde arbeiten müssen. Diese sind tatsächlich, wie der Abg. Trimborn gestern sagte, die Zinsstlaven der internationalen Plutokratie. Der Mittelstand trägt die Kosten unserer Weltpolitik, die Hunderte von Millionen, die uns Kiautschou und der südwestafrikanische Krieg gekostet haben, sind dem deutschen Volke entzogen. Auf andere un⸗ produktive Anlagen will ich gar nicht eingehen. Darüber müssen wir uns klar sein: ehe wir zu einer Aenderung unserer Goldwährung kommen, können noch hunderttausend Existenzen untergehen. Eine vermehrte Silberprägung würde hier schon etwas Abhilfe schaffen. Da der wirtschaftliche Zustand im Deutschen Reiche im allgemeinen doch immer noch gut ist, so würde ich auch nicht zurück— schrecken, wenn man sagt, es ist keine Deckung für die erhöhte Kopf⸗ quote vorhanden. Ausnahmezustände rechtfertigen Ausnahmemittel. Wenn die Regierung nur eine Vorlage machen will, 6
er⸗ dings sind unsere Münzen voll beschäͤftigt. Werden die Beamtengehälter im Reich, rund 300 Millionen Mark, in Gold aus⸗ rr, so liegen wieder 200 Millionen vollständig brach in den
chubladen der Beamten. Die Regierung sollte möglichst bald mit dem Postscheckgesetz kommen. Auch damit wird ein gut Teil Ab⸗ hilfe geschaffen werden können. Die Abgrenzung zwischen Fabrik und Handwerk ist ja nicht leicht. Die preußische Regierung sollte aber alles aufwenden, um diese Abgrenzung nicht zu erschweren, wie es durch den Ministerialerlaß deg preußischen Handelsministers Möller 1904 geschehen ist. Dieser Erlaß widerspricht der Reichsgewerbeordnung. Der Minister Delbrück würde sich ein großes Verdienst erwerben, wenn er
diesen Erlaß zurückzöge, der den Begriff Fabrik zu 6 der
ern e rf erweitert. Daß ein Betrieb der Gewerbeinspektion unter⸗ ellt ist, sagt nicht, ob er der Fabrik oder dem Handweik angehört. Der Kollege Trimborn hat selber keine Definition des Begriffs Fabrik ge. geben, sondern nur einzelne Merkmale. Der Abg. Schmidt verwies auf die Innungen in Berlin. Keine Verwaltung ist auf sozialem Gebiet so reaktionär und leistet so wenig wie die Berliner. Jetzt müssen die Handwerkskammern die , r. für die Aus⸗ bildung der Lehrlinge tragen, ihre Tätigkeit wird sich mit dem Moment steigern, wo die Großbetriebe zu den Kosten herangezogen werden. Auffallenderweise hat unser Vorschlag auf Herausgabe eines Reichs⸗ handwerkerblattes hier im Hause eine ziemlich lebhafte Opposition ge⸗ funden. Der Abg. von Gamp hat den Inhalt bekämpft, obwohl es noch gar nicht erschienen ist. Das Reichsarbeitsblatt kann den Bedürf— nissen der Handwerker aber nicht Genüge leisten. Gefreut hat mich, daß der Abg. Kobelt auf Ersparnisse im Heeregwesen im Zusammenhange mit den Militärlieferungen hingewiesen hat. Schade, daß er es nicht beim Etat getan hat. Wenn wir auch auf dem Gebiete des unlauteren Wettbewerbs weltere Reformen verlangen, so veranlaßt uns dazu eine neue Praxis, die geriebene Geschäftsleute einschlagen, indem Schundwaren ohne Bestellung den Adressaten ins Haug geschickt und nach verweigerter Annahme versteigert werden, wobel dann das Publikum und die reelle Geschäftzwelt gleich benachteiligt werden. Ist es doch vorge⸗ kommen, daß auf dlese Weise Weine zur Versteigerung gelangten, deren Wert für die Flasche auf 4,50 M angegeben war, die aber tat⸗ sächlich keine 80 3 wert waren. Die Handelsinspektoren kann man nicht deshalb zurückweisen, weil dadurch mehr ö. geschaffen würde. Diesen Standpunkt hat unter anderem der
Frelsinnigen vertreten. Ich bitte ihn, diese Auffassung beim Vereins- gesetz recht scharf zur Geltung zu bringen; mit dem Verlangen nach möglichst wenig Polizei auf diesem Gebiete wird er sofort unsere einmütige Unterstützung finden. Gewiß können auch die Beauftragten der Handelskammern etwas von dieser Aufsicht ausüben, aber wie will man da z. B. in Berlin mit seinen Großbasaren, Warenhäusern, Spezialgeschäften usw. auskommen? Woher kommt denn die Klage, daß die Bestimmungen über Mittagäpause, über den Hausier handel usw. usw. nicht . werden? Die Ursache liegt doch nur in ontrolle.
A ⸗ Doormann von den
Abg. Brühne (Soz.): Daß unser Handwerker heute schwer um
seine Existen kämpft, wird von niemand geleugnet, dasselbe gilt aber von den kleinen Rausleuten und von den Arbeitern. Sind nun aber . diejenigen Handwerker, die den Meistertitel haben, die esten . Ich habe häufig gefunden, daß sie zu den schlechtesten gehören. Wenn die Handwerker mit den Innungen etwas erreichen wollen, dürfen Sie nicht die selbständigen Handwerker ausschließen, die keine Gehilfen oder Lehrlinge beschäftigen, wie das eine große Anzahl von Innungen tut; gerade die kleinen Meister, die allein arbeiten, machen ja den anderen die allerschlimmste Konkurrenz. In dieser Debatte spielt die Lehrlingsausbildungs⸗ frage wieder eine große Rolle; man erhofft ja das Heil von dem kleinen Befählgungsnachweis. Wie liegen aber die Dinge in Wirklichkeit? Wir haben jetzt zahlreiche Schuhmacher, dle einen Lehrling auszubilden total unfähig sind, weil sie das ganze Jahr hindurch nur mit Reparaturen beschäftigt sind. In vielen Handwerken herrscht eine fürchterliche Lehrlingszüchterei, ganz be⸗ sonders im Schlossergewerbe; in Cassel sind im Durchschnitt bei jedem Meister 3 Lehrlinge beschäftigt! Wie mag es mit der Ausbildung dieser Lehrlinge stehen in Werkstätten, wo überhaupt kein Gehilfe arbeitet? In Danzig, in Dessau, in Aachen kommen auf einen Gehilfen 2—h Lehrlinge! Die Großbetriebe sollen, sagt man, dem Handwerk die Lehrlinge wegnehmen. Im allgemeinen finden doch die Arbeiter im Großbetriebe eine bessere geregeltere Ausbildung und eine bessere Bezahlung. Wenn nun gar gewisse Handwerkskammern zulassen, daß Handwerksmeister, wie in Bromberg, auch ohne Gehilfen zwei Lehrlinge beschäftigen können, so muß solchen schlimmen verderblichen Zu ⸗ ständen doch rücksichtslos zu Leibe gegangen werden. In dieselbe Kategorie gehören die Bestrebungen auf ungebührliche Verlängerung der Lehrzeit. Gegen die Erleichterung des Beitritts zur freiwilligen Invaliden versicherung habe ich nichts einzuwenden; aber anderseits sollte man doch endlich die Handwerker der obligatorischen Kranken⸗ versicherung unterstellen. Der Abg. von Gamp hat gestern ganz offen ausgesprochen, daß geplant wird, den Arbeitern die Selbstverwaltung der Krankenkassen wegzunehmen; auch der neue Staatssekretär sprach ja neulich vom Schutz der Kassenverwaltung gegen Miß⸗ brauch. Der Abg. von Gamp meinte, die Volksmassen müßten ihr Geld zur Besoldung von sozialdemokratischen Agitatoren hergeben. Wie steht es in Wahrheit? In vielen Kassen ist erst eine ordentliche Verwal tung möglich geworden, als die Sozialdemokraten Einfluß erlangten. Aber wir wissen ja jetzt, wohin die Reise gehen soll, und die ent⸗ sprechende Vorlage wird nicht lange auf sich warten lassen. Alle die so handwerkerfreundlichen Parteien, wo waren sie beim Zolltarif, der den Handwerkern alle Rohprodukte so verteuerte? Diese Ver⸗ sündigung können Sie von sich nicht abwaschen.
Abg. Rieseberg (wirtsch. Vgg.): Auf allen Seiten des Hauses tritt eine lebhafte Handwerkerfreundlichkeit zu Tage, aber mit den schönen Worten allein von der Tribüne ist uns nicht gedient; für uns handelt es sich um Taten, um Gesetze, die dem Handwerk helfen. Hoffentlich werden bei den Vorlagen auch alle nationalen Parteien sest zusammenhalten. Etwas haben sich ja die Anschauungen in den Regierungskreisen geändert; noch der Minister von Boetticher erklärte den Befähigungsnachweis für die verbündeten Regierungen für unannehmbar. Durchaus berechtigt ist die Forderung, daß die Fabrikbetriebe zu den Kosten der Ausbildung der Handwerker herangezogen werden. Wenn die Handelskammern sich dagegen sträuben, so vertreten sie damit nur einen einseitigen Interessenstandpunkt. Die deutschen Handwerks⸗ meister tragen jährlich eine Million für die Handwerkskammern bei! Ferner muß der Wunsch des Handwerks erfüllt werden, daß die freiwillige Versicherung erleichtert wird. Jetzt kann sich ein Hand⸗ werksmeister nur versichern, wenn er höchstens einen Gesellen und zwei Lehrlinge beschäftigt; das ist uns lange nicht genügend. Wir Handwerker zahlen doch zu den Kosten der Versicherungsgesetzgebung; wenn nun aber ein Handwerksmeister alt und grau geworden ist und nicht mehr arbeiten kann, so steht ihm nur noch das Armenhaus offen; weiter hat die Regierung für die Handwerker nichts getan. Die Vergebung öffentlicher Arbeiten an Handwerksgenossenschaften und an diejenigen Handwerker, die den Meistertitek erlangt haben, ist ein schöner Gedanke. Bigher haben aber nur einzelne Minister verfügt, daß die Arbeiten an Handwerks-
enossenschaften vergeben werden sollen. Wir wollen uns aber nicht . an das Wohlwollen der Minister zu wenden haben, sondern es wäre richtiger, wenn eine reichsgesetzliche Regelung eintritt, denn wir wissen nicht immer, wie die Minister gegen das Handwerk gesinnt sind. Wenn man den Meistertitel gesetzlich sanktioniert hat, so wollte man damit dem Pfuschertum energisch entgegenarbeiten. Ferner sind notwendig die Gründung eines Handwerkerblattes und die schärfere Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs. In einem Falle, wo eine Möbelfabrik wegen unlauteren Wettbewerbs an⸗ gezeigt war, machte diese bankrott, ehe nach vielen Mo- naten die Staatsanwaltschaft mit der Untersuchung fertig war. Wenn man als Handelsinspektoren Leute anstellt, die nicht ihr Parteiinteresse in den Vordergrund stellen, sondern darauf Bedacht nehmen, tüchtige Arbeit im Interesse der Allgemeinheit zu leisten, dann ließe sich auch über diese Frage reden. Erhebungen über die Lage des gewerblichen Mittelstandes würden wir mit Freuden be⸗ grüßen. Es würde dann endlich einmal festgestellt werden, wie traurig es gerade in diesen Schichten aussieht. Es ist ein Verdienst der letzten Gewerbe und Betriebszjählung, hier etwas Klarheit ge—⸗ schaffen zu haben. Rechnen wir alle Angehörigen hinzu, so können wir sagen, daß der gewerbliche Mittelstand jetzt J Mill. Personen weniger zu verzeichnen hat als 1890. Diese Verhandlungen haben vor viel zu leeren Bänken stattgefunden. (Das Haus ist sehr spär⸗ lich besetzt) Das ist ein Beweis, daß man für die Handwerker, die so wichtig für das Deutsche Reich sind, allzu wenig übrig hat. Dleses bedauerliche Zeichen steht im Widerspruch ju den Aus⸗ führungen, die mancher so vielfach hört. Hoffentlich wird die Annahme dieses Antrages zu einem Markstein in der Entwicklung des deutschen Handwerkerstandes zum Wohl und Segen unseres geliebten deutschen Vaterlandes.
Abg. Bindewal dt (J. Rfp.): Es ist erfreulich, daß man nach den Erlebnissen der vorhergegangenen Tage zu praktischer Arbeit über⸗ gehen will. Dazu bietet dieser Antrag eine sehr passende Gelegenheit. Wenn man die Reden der Sozialdemokraten von heute mit denen von 1904 vergleicht, so kommt man zu der Erkenntnis, daß die Sozial⸗ demokraten heute die Forderungen der Handwerker etwas bescheidener bekämpfen, im übrigen aber in keiner Weise ihre Auffassung ge⸗ ändert haben. Im Lande wird man es merken, daß alle Bemühungen, alle positiven Vorschläge, dem Handwerkerstande aufzuhelfen, von den Sozialdemokraten bekämpft werden. (Widerspruch bei den Sozialdemokraten; Woher weiß der Abg. Schmidt, daß er bei einer Bekämpfung der ungesunden Bodenspekulation auf der Rechten keine Gegenliebe finden würde? Wir sind stets dafür zu haben, aber wenn wir warten wollen, bis die Bodenfrage gelöst ist, kann inzwischen der Mittelstand ganz zu Grunde
egangen sein. Der Abg. Schmidt seetz wo gibt es denn heute noch r e rig⸗ Handwerker? Sind Sie (ju den Sozialdemokraten) es denn nicht, die den Organisationen dae Wort reden? Daß dem , durch das Zolltarifgesetz die Rohprodukte verteuert würden, estreite ich. Die meisten . leben von der Kundschaft auf Bauernstand Not leidet, so hat auch der
andwerker keine Beschäftigung. Die Interessen des städtischen ittelstandeßs und des Bauernstandes liegen hier in derselben Richtung. r skfttz der Abgrenzung zwischen Fabrik und Hand⸗ werk moge sich die Regierung nur an die beteiligten Handwerkerkreise wenden. Ohne den großen Befähigungsnachweis wird man auf die Dauer nicht weiterkommen können. Die große Mehriahl der deutschen Handwerker ist auch heute noch für dessen Einführung. Was die Submissionen betrifft, so will ja der Handwerkerstand gar nicht austschließlich bei der Vergebung von Lieferungen berüclichtigt sein, aber die Ministerialerlasse Jollten wenigstens zur Durchführung gelangen, während sie heute häufig einfach unbeachtet bleiben.
(Schluß in der Zweiten Beilage.)
dem Lande, und wenn der
M 292.
*
(Schluß aus der Ersten Beilage. )
Wer sich über alle diese Fragen unterrichten will, möge die stenographischen . der a , der Deutschen Handwerks⸗ ,, kam mertage studieren. or allem müßten sich die Kommunen ver⸗ pflichtet fühlen, den einheimischen Handwerkerstand bei der Vergebung von Arbeiten und Lieferungen heranzuziehen. Ein Handwerksblatt würde wohl e von den Handwerkern gelesen werden. Sie finden im Reichsarbeitsblatt und ihren Fachblättern alles Nötige. Mit Wanderlagern werden vorzugsweise die kleinen Städte beglückt. In 8e Zeit und zum Tell noch heute hatte man wenigstens die
ahrmärkte. Die Handwerker haben ein großes Interesse daran, daß diese erhalten bleiben. Viele Handwerker würden ohne sie gar nicht bestehen können. Die Jahrmärkte werden aber durch nichts mehr er⸗ schüttert als durch die Wanderlager. Deswegen wäre es das Beste, die letzteren einfach zu verbieten. Möge die wohlwollende Aufnahme, die der Antrag im ganzen 8 gefunden hat, bald zu einer prak- tischen Gesetzgebung zum 3 des Handwerkerstandes führen!
Abg. Dr. Arendt (Rp.): Wir können mit Genugtuung auf die große Uebereinstimmung des Hauses in der Handwerkerfrage blicken. Wenn der Abg. Rieseberg darauf hingewiesen hat, daß die Bänke des Reichstags bei dieser Debatte nicht voll besetzt wären, und daraus auf ein mangelndes Interesse für den Handwerkerstand im Reichstage ge— schlossen hat, so ist diese Schlußfolgerung eine falsche. Es ist doch erklärlich, daß bei einer langen Debatte auch nicht immer ganz
ute Reden gehalten werden, und daß mancher das Bedürsnis ühlt, auch einmal eine Erholung außerhalb des Hauses zu suchen; wir sind alle Menschen, und es ist heute Sonnabend. Mancher hat gewiß ein Herz für das Handwerk, aber daneben auch ein warmes Herz für seine Häuslichkeit und seinen Beruf. Der Abg. Rieseberg ist, nachdem er seine Rede gehalten hat, auch nicht mehr anwesend, was ich ihm nicht vorwerfen will. Mit dem Abg. Erjberger halte ich die Frage des hohen Zinsfußes für eine der brennendsten, die wir gegenwärtig in Deutschland haben, und darum bedauere ich, daß eine, Besprechung der Interpellation vor Weihnachten nicht mehr möglich ist. Wir können die verbündeten Regierungen zu einer Antwort auf die Interpellation nicht zwingen, aber im Interesse der Sache müssen wir das auf das allerentschiedenste bedauern. Wir können dem Grafen Kanitz nur danken, daß er diese Interpellation gestellt hat; auch wir hatten die Absicht, eine solche einzubringen. Im einzelnen stimme ich mit dem Abg. Erzberger über diese Frage nicht überein. Ich möchte nicht unwidersprochen in das Land hinausgehen lassen die . daß an der jetzigen Krisis, an diesem hohen Zinssatz, die Weltpolitik, die Kolonialpölstik ihren Anteil hätte. Er nannte besonders die Ausgaben für Südwestafrika und behauptete, daß ohne diese die Krisis nicht so schnell eingetreten wäre. Wir halten das für einen großen Irr⸗ tum, denn es handelt sich nicht um eine Kapitalkrisis, sondern um eine Geldkrisis, es feblt nicht an Kapital, sondern an Geld. Wenn es an Kapital fehlte, so wäre die Reichsbank nicht genötigt, um den Zinsfuß an der Börse hochzuhalten, Schatzscheine der Börse anjubieten. Die sofortige Auzsgabe bon 2060 Millionen Reichskassen. scheinen würde nicht ausreichen; wenn wir jetzt diese 200 Millionen Reichskassenscheine ausgäben, so würden wir doch genau wie vorher einen Diskont von 74 0lo haben, denn wir haben den Diskont erhöht nicht mit Rücksicht auf den heimischen Geldmarkt, sondern auf den augländischen. Wir sind über die großen Kapitalsansprüche des l. Oktober hinweggekommen, da aber trat die Krisis in Amerika ein, und da wurden die Goldbestände von England von Amerika heran⸗ gezogen. Der englische Diskont wurde 3 und die Reichsbank mußte folgen. Also es handelt sich nicht um eine Kapitalkrisis, nicht um Kapitalanforderungen, sondern um eine Geld⸗ oder richtiger um eine Goldkrisis. Der Schwerpunkt der Frage liegt beim Gold, und solange wir die Freizügigkeit des Goldes haben, während in der ganjen Welt . England das Gold eingesperrt ist, müssen wir diese schweren Opfer fragen. Mit der Währungesfrage hat dies gar nichts zu tun. Der Kern ist die Goldfrage. Es muß etwas geschehen, wenn die Schädigung des ganzen Landes und spertell des Mittelstandes nicht noch viel schwerer werden soll. Ich hoffe, daß vor allem die ver— bündeten Regierungen sich der ernsten Verpflichtung bewußt sein werden, daß die Dinge nicht so bleiben können, daß wir nicht auf lange Enqueten warten können, sondern daß die Hilfe so schnell wie möglich kommen muß.
Abg. Dove (fr. Vgg.): Ich muß gegen die Finanzprojekte des Abg. e, protestieren. Das hat zwar schon der Abg. Arendt getan, aber ich kann auch diesem nicht ganz beitreten. Dr. Arendt verspricht sich zu viel von der Interpellation, denn auch nach der— selben wird der Bankdiekont ebenso aussehen, falls nicht dann andere Wirtschafts! und Geldmarktverhältnisse im allgemelnen da sind. Es sieht jetzt so aus: etwas muß geschehen, man weiß nur nicht was. Der Abg. Erzberger will zur Abhilfe für die Geldkalamität ungedeckte Reichskassenscheine für 200 Millionen Mark ausgeben. Warum blo 200 Millionen? Warum nicht 2 Milliarden? Da kann man ih sagen: Du fängst mit Silber an, bald kommt das Papier heran. Der Abg. Erzberger hat ferner, nach dem Muster des Professors Wagner, dle Stadt Berlin als rückständig bezeichnet, da sie für die Interessen des Handwerks nichts tue. Zu den besten Mitteln der Hand— werkerförderung gehört aber die Pflege des Fortbildungsschulwesens, und gerade darin hat Berlin durch seinen verstorbenen Schulrat Bertram mustergültige Einrichtungen geschaffen. Ich muß also den haltlosen u mit Entschiedenheit zurückweisen.
Abg. Albrecht (Soz.): Es hatte doch den Anschein, als wenn die Herren Handwerkerfreunde lieber gesehen bätten, daß mein Freund Schmidt eine andere Stellung eingenommen hätte, um dann um so kräftiger auf die Sozialdemokratie losschlagen zu können. Wenn eg sich darum gehandelt hat, Anträge zu stellen, die wirklich für das Handwerk von Nutzen sein könnten, so hat es auch unsere Partei nicht daran fehlen lassen. Schon 1889 haben wir in der Invalidenversicherungg⸗ vorlage auch die Einbeziehung der selbständigen Handwerker, deren Jahresverdienst 20090 M nicht übersteigt, beantragt. Dieser Antrag ist aber von den bürgerlichen Parteien abgelehnt worden. Der Reichskanzler hat in diesem Jahre noch erklärt, unsere Anträge selen perfsd und phantastisch; will man das auch von diesem Antrage behaupten? Was hat die ganze Ge gde bung seit 25 Jahren, die Zwangsorganisation der Innungen, die Haͤndwerkerkammern usw. dem Handwerker genützt? Ich habe 28 Jahre im Handwerk zuge⸗ bracht, ich habe den ,, , . erbracht, ich bin Lehrling und Geselle und viele Jahre selbständiger Handwerker gewesen, aber alle diese Geh haben dem Handwerk keinen Vorteil gebracht, im Gegentell behaupten viele Handwerker, sie würden dadurch nur belastet. Die Sozialdemokraten haben keinen Schutz von darteien oder von der Regierung, und doch haben wir gehe tüchtige, mächtige Gewerkschaftsorganisationen geschaffen. aran sollten sich die Handwerker ein Beispiel nehmen. Gegen das Groß⸗ kapital lann sich dag Handwerk doch nicht schützen. Das Textil- ewerbe, die Schneiderei, die Tischlerei, die Schlosserei, alle werden langsam durch das Großkapital ruiniert. Ver Abg. Erzberger wollte aus Büchern nachweisen, daß es nicht wahr sei, daß der Kleinbetrieb zu Grunde gehe; Statistiken werden oft aus tendenziöser Erwägung . macht, Tausende von Gxistenjen, die in der Statistik als Klein⸗ betrlebe aufgeführt werden, nd tatsächlich nicht selbständige Gristenzen, sondern bloß Handlanger oder Angestellte det
3weite Beilage zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
Berlin, Montag, den 9. Dezember
der
berechtigt.
sammlungsgesetzes.)
Großkapitals, so die Zwischenmeister und eine scheinend selbständigen Gastwirten, die von den Kommis eingesetzt sind; und auch im dieselbe Entwicklung; hinter den anscheinend selbständigen kleinen Kaufleuten stehen Syndikate und große Gelder, die sich Schußlinle ziehen, wenn wenn Sie von den Wirkungen des Zolltarifs absehen, war die sonstige Steuergesetzgebung im Reichstage etwa mittelstandsfreundlich? Denken Sie an die Biersteuer, die Zigarettensteuer. Mittelstand, die kleinen Gewerbetreibenden, müssen diese Steuern tragen. jetzt wieder ducken und neue indirekte Steuer nuͤtzt Ihnen Ihre ganze Mittelstandspolitik nichts. zügigen Wohlfahrtspolltik gehören direkte Steuern. hinelnkommen in die Krisiz, desto klarer wird werden, ob sich die neueste Wirtschaftspolitik bewährt oder nicht. ö Verteuerung und den lichen Lebens vorausgesagt. Die demokratische Verwaltung der Krankenkassen sind gänzlich un— Die Arbeiter wählen eben in die Vorstände der Kranken— kassen Leute, die ihre Qualifikation durch ihre Tätigkeit in den Gewerkschaften erwiesen haben, nicht aber Agitatoren⸗ in dem Sinne, wie die Angreifer dieses Wort gebrauchen. Demagogie, aber wir wollen dem kleinen Handwerker keine Hoffnungen machen, die nicht erfüllt werden können. Führen Sie direkte Reichts⸗ steuern ein, dann werden die Handwerker entlastet werden.
Damit schließt die Diskussion.
Ein Vertagungsantrag wird angenommen.
Schluß gegen sin Uhr. Nächste Sitzung Montag 1 Uhr. (Erste Lesung des Entwurfs eines Reichsvereins⸗ und Ver⸗
die
Trotzdem wird sih n
roße Zahl von an⸗ rauereien als ihre Handelsgeschäfte voll nieht sich
nachher aus
Sache eht. Selbst
schief
Gerade der die kleinen Händler der Block auch ewilligen. Dann Zu einer go; Je weiter wir
Wir haben die
Niedergang unseres ganzen gewerb—
Angriffe gegen die sogial⸗
Wir treiben keine
Konkurs ist eröffnet: der Firma M. S
meldung). Die Schuldner
Johan Asser Helenius, Schuhfabrikant ö
Kustaa Adolf Hagel
berg, HSofgerichts⸗ augkultator
Metallindustrie, A m. b. A
Matti Saikkonen, Schneider
VilppugLaakso, Schneider, und Frau Eeva Aliisa Laakso
Gustaf Gröhn, Färber.
Otto Edvard Masander, Hausbesitzer, und Frau Karolina Charlotta Majander
Verner Juho Sund⸗ ström, Kaufmann, und Sofia
6 Edla un dström Nikolai
Kaufmann
Semenoff,
Janne Hämäläinen,
Kaufmann
Väinö Kataja, Schneider, und Frau Severina Katasa
Johan Fr. Vuorinen, Schuhmacher, und Frau Matilda Vuorinen. KarlpjalmarBergbem, GEßwarenhandel, und Frau Olga Theresia
Berghem
Wa sili Piironen, Maurer 27.
Handel und Gewerbe. Konkurse im Außlande.
Galizien.
1) Ueber das Vermögen des Maritz Saenger, registriert unter aenger, Kommisstonsberkauf von Holz in Krakau, mittels Beschlusses des K. K. Landesgerichts, Abteilung VI, in Krakau vom 3. Dezember 1907 — No. Ca. G. 97. — Provbisorischer Konkurg⸗ masseverwalter: Advokat Dr. Moritz Schönberg in Krakau. tagfahrt (Termin zur Wahl deg definitiven Konkursmasseverwalters)
16. Dezember 1807, Vormittags 10 Uhr. Die Forderungen sind bis zum 4. Februgr 1908 bei dem gengnnten Gericht anzumelden; in der Anmeldung ist ein in Krakau wohnhafter Zustellungsbevoll mächtigter namhaft zu machen. Liquidierungstagfahrt (Termin jur Feststellung der Ansprüche) 18. Februar 1908, Vormittagg 10 Uhr.
2) Ueber das Vermögen der Mariem Blaustein, Eigen. tümerin einer Schnittwarenhandlun Nr. 8, mittels Beschlusses des K. K. in Lemberg vom 3. Dejember 1907 — No. ca. S8. 327. — Propiso- rischer Konkursmasseverwalter; Advokat Dr. Moritz Roth in Lemberg. Wahltagfahrt (Termin zur Wahl des definitiven Konkurtz massever⸗ walterg) 13 Dezember 1807, Mittags 12 Uhr. Die Forderungen sind bit zum h. Januar 1908 bei dem gengnnten Gericht anzumelden; in der Anmeldung ist ein in Lemberg wohnhafter Zustellungs bevollmä tigter namhaft zu machen. Liquidierungttagfahrt (Termin zur Fest⸗ stellung der Ansprüche) 13. Januar 1908, Vormittags 10 Uhr.
Wahl⸗
in Lemberg, Lazienna⸗Gasse Landesgerichts, Abteilung Vii,
Finnland.
dag
20. 1. 08 Helsingfors
10. 1. 08 * = 1. 08 Wiborgs Radstufvurätt.
17. 1. 08 Helsingfors
Inställelsedag (Termin jur Anmeldung und Prüfung der Forderungen; Verlust der Forderung bei nicht ordnungsmäßiger An ⸗ J — Annahme eines Anwalts Gläubiger nicht zu entbehren. Inställel se⸗
ist für ausländische Gericht
Rädstufvu- rätt.
Rãädstufvu- rätt.
3. 2. 08 Sordavala Radstufvurätt.
2. Gerichtstag Korpilahti sockens H́-
der
radsrktt.
gewöhnlichen
Winter sitzungen
28. 1. 08 Jisalmi Rädstufrurätt.
10. 1. 08 Hollola m. fl.
socknars Häradsrũtt.
21. 4. 08 Loppis och Rengo sock-
30. 1. 08 Hoelsingfors
1 . 7. Gerichts tagielavesi
der Winter⸗
sitzungen,
welche
nars Hüradsrätt.
Raàadstufvu- rũtt.
och Keitel socknars Häradsrätt.
gewöhnlichen
am 4.2. 08
beginnen
530. 1. 08 30. 1. 08
4. 1.906
Björneborgs Radstuf-
vurütt.
Helsingfors Radstufku-
růütt.
1907.
Bulgarien.
Das Kreiggericht in Küstendil hat über das Vermögen des dortigen Kaufmanns Paul Arsow den Konkurs verhängt.
Wagengestellung für Kohle, Kols und Briketts am 7. Dezember 1907:
Ruhrrevier Oberschlesisches Revier Gestellt 24 — tej 5 lt Richt gestell! . J 33 .
geheut., n decsen ber er feht e k Nicht gestellt d? eldung steht noch aus.
Nach den Ausführungsbeftimmungen zum Gesetz über die Statiftik des Warenverkehrs mit dem Auslande vom 7. Februar 1906 3 altere statistische Anmeldescheine nur bis Ende des Jahres 1807 ver- wendet werden. Die in den Händen des Publikums befindlichen ge= stempelten Aus fuhrgnmeldescheine älterer Art (d. h. die— jenigen, auf deren Rückseite sich fie ben Erläuterungen befinden) von den Postanstalten vom 1. Januar 19608 ab kostenlos gegen gestempelte Anmeldescheine neuerer Art (d. h. solche, auf deren Rückseite drei⸗ zehn Erläuterungen abgedruckt sind umgetauscht werden.
London, 7. Dezember. (W. T. B.) Nach dem Handels ausweis hat die Einfuhr im November um 1 398 020 Pfd. Sterl. und die Ausfuhr um 2 887 014 Pfd. Sterl. gegen den gleichen Monat im Vorjahre zugenommen.
Madrid, 8. Dejember. „Gaceta de Madrid“ veröffentlicht eine Verordnung, nach welcher alle aus Marokko stammenden Er zeugnisse zum freien Verkehr zugelassen werden.
New Jork, 7. Dezember. (W. T. B.) Der Wert der in der vergangenen Woche eingeführten Waren betrug 13 111 000 Dollars gegen 12 441 000 Dollars in der Vorwoche.
New York, J. Dejember. (W. T. B.) In der vergangenen Woche wurden 20 000 Dollars Gold und 516 909 Dollars Silber ausgeführt, eingeführt wurden 13 831 000 Dollards Gold und 266 000 Dollars Silber.
Die Preisnotierungen vom Berliner Produktenmarkt sowie die vom Königlichen Polizeipräsidium ermittelten Marktpreise in Berlin befinden sich in der Börsenbeilage.
Berlin, 7. Dejember. Bericht über Speisefette von Gebr. Gause. Butter: Bei reger Nachfrage wurden feinste rein⸗ schmeckende Qualitäten zu höheren ing geräumt. Zum 120. und 150. Pfennigstich passende Sorten sind sehr gesucht. Die heutigen Notierungen sind? Hof und Genossenschafts butter Ia Qualität 132 bis 133 Æ. IIa Qualität 125 bis 129 Æ — Schmal: Die recht erhebliche Steigerung der Preise zu Beginn der Woche bat ein N lassen der Kauflust zur Folge gehabt, sodaß der Markt am Schluß der Woche bei . Haltung eine leichte Abschwächung zeigt. Der Konsum in Deutschland ist gut, sodaß die Lager sich flott räumen. Die heutigen Notierungen sind: Choiee Western Steam 51 bis 526 A. . Tafel schmalj (Borussia) 54 M, Berliner Stadtschmal (Krone) 54 big 58 ., Berliner Bratenschmalj (Kornblume) 55 big 58 Æ — Speck: Fest.
Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom J. Dejember 1907. Zum Verkaufe anden 4586 Rinder, 1030 Kälber, 6949 Schafe, 11 949 Schweine. karktpreise nach den Ermittlungen der Preis festseßzunge kommi sston. Bejahlt wurden für 109 Pfund oder 50 Kg Schlachtgewicht in Mart Tenzing green wolle, d venftesgt astet, boch ür nder: en: vollfleischig, ausgemãästet, en Schlachtwerts, höchstens 7 Jahre alt, 79 bis 82 AÆM; Y) junge fleischige, nicht auggemäͤstete und ältere ausgemästete 71 big 75 ; 3 mäßig genährte junge und gut genäbrte ältere 64 bis 68 Æ; H gering genährte jeden Alters 59 bis 62 * — Bullen: 1) voll seis hien höchsten Schlachtwertꝗs 71 bis 74 Æ; 2) mäßig genährte süngere und gut genährte ältere 65 bis 69 ; 3) gering genährt o8 bis 63 M — ärsen und Kühe: 1) a. bed e , aug- gemastete Färsen böchsten Schlachtwerts — big — Æ; b. vollfleis ausgemaästete Kühe böchsten Schlachtwerts, böchstens 7 Jahre 69 bis 72 Æ; 2) ältere auggemästete Kühe und weniger gut ent wickelte jüngere Kühe und Färsen 64 bis 68 ; 3) mäßig genäbrte i, und Kühe 57 big 61 Æ; 4) gering genäbrte Färsen und Kühe
o2 bis 56 AÆ Kälber: 1) feinste Maftkälber , und beste Saugkälber 98 biz 1090 Æ; 2) mittlere Mafstkälber und gute Saug kälber 5 bis 1 *; 8) geringe n 50 biz 63 A; H Atere aun m Xa der ⸗ resser) 82 87 * chafe: 1) Mastlämmer und jüngere Masthammel 83 big S7 A; 2) ältere Masthammel 73 big 76 Æ; 3) mäßig genäbrta mmel und Schafe Merischafe) 60 big 64 ; ) Volsteiner n, , — big — AÆ, für 100 Pfund dgewichi big = A
Schweine: Man zahlte für 100 Pfund lebend (oder 80 Rg) mit 20 5/9 Taraabzjug: 1) vollfleischige, kernige Schweine feineren Massen und deren Kreujungen, höchstens 11 Jahr alt: a. in Gewicht don 220 big 280 Pfund 56 big — Æ; b. über 280 Pfund lebend (Käser) — bis — Æ; 2) fleischige Schweine 53 biz 80 AÆ; gering entwickelte 49 big 52 Æ; Sauen 5I big — A
Berlin, 7. Dezember. Wochenbericht für Stärke. Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte don Mar Sabergko. Bei unveränderter fester Tendenz bleibt der Geschäftsverkebr für Stärke- fabrikate ruhig. Es sind zu notieren Ia. Kartoffel stärke 24 - 241. AM. Ia. Kartoffelmebl 24— 24 A. II. Rartoffelmebl o- 2 M. feuchte Kartoffelstärke Frachtvaritäi Berlin 14 00. A, gelber Sirup 28 . — 28 Kap. Strup 29 J — 30 *, Gxrpor tfirur 30 - 30 A. Rartoffeljucker 29 29 Æ. Kartosffeljucker kap. 30 — 305 X. Dertrin gelb und weiß la. 30-530 A., do. sekunda 38s 8 , Rumeponlenr 42 — 43 AÆ, Bierevulenr 11-42 A, Dallesche und 2 47 49 A, enstärde Aeinst. 3 — 18 M. do. * 16—– 47 A. Neisstärke (Strablen / SI. - 23 do. 1 SL- 53 . Schabestürke 26 — 44 ., Ia. Maiastärke 36 - 38 ,
xD — 26 , Kocherbsen 2M — 28 21 grüne Erbsen Rt = 28 er 18 — 20 Æ, inl. weiße Bobnen 23 — 28 M., flache ohnen 23 - 25 * 8 3 weiße Bohnen R- 28 X russische mm = 21 — 2 . große Vinsen 46 - d . 38 44 , Neine do. 306 -— 38 weiße e C 70 AM Senf 6 - 60 M., Vanstdrner 30 — 36 A. terrübsen 80. — 31 Winterrapg z M X. Mauer Mohn 66 785 A. o — 100 AÆ, Pferdebobnen 171 — 181 A. 185 —
—
Mal loko 16—17 Æ. Wicken 17-18 A.