1908 / 18 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 21 Jan 1908 18:00:01 GMT) scan diff

bildung nicht vorliegt; die Vermessungsbeamten sind durchaus in der Lage, ihre Aufgaben ju erfüllen, die jetzt von der Verwaltung an sie gestellt werden.

Dann hat der Herr Abg. Freiherr von Zedlitz die Befürchtung ausgesprochen, daß bei der Einrichtung einer Bureauvorsteherstelle die Stellung der Oberlandmesser herabgedrückt werden sollte. Meine Herren, es ist nicht die Absicht, die Oberlandmesser etwa unter den Bureauvorsteher zu siellen, im Gegenteil, in Fällen, wo der Spenal⸗ kommissar verhindert ist, wird der Oberlandmesser der Stellvertreter sein und nicht der Bureauvorsteher. Ich hoffe, daß es uns auf dem Verwaltungswege, vielleicht durch das Zwischengesetz, über welches ich mit den übrigen Ressorts noch in Verbindung treten werde, gelingen wird, die hauptsächlichsten Wünsche bezüglich der Generalkommissionen zu erfüllen, und daß wir dann bis zur Reorganisation der allgemeinen Verwaltung, die doch wahrscheinlich nicht so weit verschoben werden wird, wie die Herren befürchten der Herr Minister des Innern hat den ernsten Wunsch, möglichst schnell damit voriugehen erträg⸗ liche Zustände schaffen werden.

Abg. Dr. Heisig (Zentr.) spricht seine Befriedigung über diese ,, aus und tistt den Ausführungen des Abg. Freiherrn von ae, über die Stellung der Landmesser bei. Weiter bespricht er Mängel in der Ausbildung der Landmesser unter Bezugnahme auf Broschüren der Oberlandmesser Plähn und Seyfert, sowie ins⸗ befondere der Professoren Hilimer, Müller und des Geheimen Ober- finanzrats Koll.

Minister für Landwirtschaft ꝛc. von Arnim:

Ich möchte auf die eben gehörten Ausführungen erwidern, daß das Landmesserwesen in erster Linie von dem Herrn Finanzminister ressortiert und möchte dem Herrn Abgeordneten vorschlagen, seine Wünsche beim Ressort des Finanzministerlums auszusprechen. Die landwirtschaftliche Verwaltung interessieren zunächst nur die Land⸗ messer, die bei den Generalkommissionen angestellt sind. Diese arbeiten zunächst nicht selbständig, sondern 4 Jahre lang unter einem Oberlandmesser. Sie mũssen dann ein Examen machen, sodaß sie den Bedürfnissen der Generalkommissionen durchaus genügen.

Abg. Dr. Schröder. Cassel (ul.) dankt dafür, daß im Interesse der Vereinfachung und Beschleunigung des Geschäftsverkehrs den Speꝝnialkommifsionen eine größere Selbständigkeit verliehen werden soll, und daß, um den Spezialkommisstonen eine selbständige Erledigung der Geschäfte zu , bei den Spezialkommissionen Stellen für besonders tüchtige und erfahrene Bureauporsteher dadurch ge⸗ schaffen werden sollen, daß 50 Spezialkommissionssekretärstellen im Gehalte den Generalkommissionssekretärstellen gleichgestellt werden. Der Redner befürchtet aber, . dadurch alte Spezialkommissions⸗ sekretäͤre aus ihren Stellungen entfernt werden könnten.

Ministerialdirektor Wes ener erwidert, daß eine derartige Ab⸗ sicht, alte, bewahrte Spenalkommissionssekretäre aus ihren Stellungen zu entfernen, nicht bestehe. Es sollten die tüchtigsten Beamten zu diesen neuen Stellungen herangezogen werden; eine entsprechende Ver⸗ ordnung des Ministers werde aber erst ergehen können, wenn die Gtatsposition dafür im Hause bewilligt sei.

Abg. Witzm ann (nl.) äußert verschiedene Wünsche bezüglich der Spezialkommissionen.

Abg. Tourne au (Sentr.) wünscht die n, . Spezial kommisston in Heiligensfadt, eventuell eine größere Vermehrung des Beamtenpersonals in Rordhausen. Ferner befürwortet er, daß den Gemeinden insbesondere im Gebiete des Eichsfeldes zur Separierung Wege staatliche Mittel gewährt würden und daß Rücksicht auf die

sserläufe bei den Separationen höher liegender Ortschaften ge⸗ nommen werde, damit nicht die tiefer liegenden Gegenden bei Un⸗ wettern Ueberschwemmungen ausgesetzt seien.

Minister für Landwirtschaft 2c. von Arnim:

Der Folgeeinrichtungsfonds von 430 000 Æ wird alle Jahre nach dem Bedürfnisse an die Generalkommissionen verteilt, und von dort aus findet die Disposition über die Einzelverwendung des Fonds statt. Ich kann nicht zugeben, daß die Generalkommission Merseburg dabei schlechter gestellt worden ist als irgend eine andere Generalkommission; im Gegenteil, auf ihre Bedürfnisse ist so weit, wie es mit dem Fonds eben möglich ist, Rücksicht genommen worden.

Was die Wünsche des Herrn Abgeordneten bezüglich Einrichtung einer Spenalkommission auf dem Eichsfelde anbelangt, so kann ich er⸗ klären, daß die Frage schon längere Zeit in Arbeit ist. Wohin der Spezialkommissar aber gesetzt werden wird, kann ich heute noch nicht sagen, weil es sich nach dem Arbeitsgebiete richten wird, das dort vorhanden ist. Darüber schweben augenblicklich Erhebungen.

Was die Frage der Flußlaufregulierungen anbelangt, so kann ich dem Herrn Abgeordneten mitteilen, daß schon im Jahre 1897 ein Erlaß an die Generalkommissionen herausgegangen ist, aufs sorgfältigste darauf zu achten, daß bei Flußlaufregulierungen gelegent- lich von Separationen auf die Unterliegenden Rücksicht genommen werden soll. Im übrigen wird diese Frage ja durch das neue Wasser⸗ gesetz, welches gegenwärtig den verschiedensten Interessentenkreisen, Landwirtschaftg kammern, Oberpräsidenten, Regierungen usw., vorliegt geregelt werden.

Abg. Dr. Wiemer (fr. Volksp.) spricht egen , der En a r 7 gol e cft⸗ . i n stadt aus.

Minister für Landwirtschaft ꝛc. von Arnim:

Meine Herren! Ich will nur kurz die Erklärung abgeben, daß in meinem Ministerium nichts davon bekannt ist, daß eine Verlegung der Spezialkommission von Nordhausen nötig sein soll. Wenn nicht etwa ein anders lautender Bericht von den Präsidenten der General⸗ kommissionen eingehen sollte, kann ich erklären, daß eine Verlegung der Spenalkommission von Nordhausen nicht beabsichtigt ist.

Abg. Tourneau (Sentr.) erklärt, er habe gar nicht die Verlegung der Spezialkommission von Nordhausen nach Heiligenstadt beantragt, sondern die Schaffung einer neuen Spezialkommission in Heiligenstadt gewünscht. Die Gründe des Abg. Dr. Wiemer gegen die Errichtung . n, ,, . in Heiligenstadt seien nur persönliche, keine

Abg. Riesch (freikons) regt an, daß zur Erreichung besserer Ausbildung der Landmesser das heiß lens als Bedingung gefordert werden solle. Der Professor der Geodäsie Georg Hillmer zu Bonn⸗ Poppelsdorf habe erklärt, daß der vielseitige Lehrstoff in vier Semestern

kaum noch zu bewältigen sei. Preußen sei in seinen Anforderungen an die Landmesser hinter Bayern, Sachsen und Mecklenburg zurüͤck⸗

geblieben. Abg. Heine (ul.) richtet an den Minister die Bitte, nochmals

zu erwägen, ob nicht den vielfach geäußerten und berechtigten Wünschen ,

g. Bu entr. e eser e an und versichert, daß seine Partei sich dieser Wünsche gern annehmen werde. fich

Bei dem Fonds zu Beihilfen für die bei Renten⸗

gutsbildungen vorkommenden Folgeeinrichtungen 2.

g. Tourneau (Sentr.) diese Beihilfen, um die Seßhaftmachun von Arbeitern zu fördern und der Abwanderung vorzubeugen. ag

jährlich müsse das platte Land 200 0900 Köpfe an die Städte und die Industrie abgeben; wenn alle er in der Landwirtschaft besetzt seien, könne das Land jedoch höchsteng 125 000 Köpfe abgeben, sodaß h O0 der Landwirtschaft entzogen würden. Diese Kalamität sei nur durch . von Arbeitern auf Rentengütern zu bekämpfen. Ber der VBerfammlung der landwirtschaftlichen Vereine von Pfüi⸗mern in Steitin babe der Vorsitzende des Bundes der Landwirte, von Wangen⸗ heim, eine Refolution in dlesem Sinne beantragt, die auch gefaßt worden ei. In derselben Weise möge Herr von Wangenheim aber auch für je westlichen Provinzen eintreten. Die Güter müßten so groß be⸗ messen fein, daß die Arbeiter das ganje Jahr mit der Le g diff e. ju tun hätten, damit sie nicht anderswohin auf Saisonarbeit gingen. Foffentlich werde es dahin kommen, daß wir mit unserer Getreide erseugung vom Ausland unabhängig werden. Möge das dem Staate Preußen gelingen durch kräftige Förderung der Landwirtschaft auch in den westlichen Probinzen, damit es auch in dieser Beziehung heißen könne: Deutschland in der Welt voran.

Das Kapitel der Generalkommissionen wird bewilligt, ebenso ohne Debatte das Kapitel der banktechnischen Revisoren.

Beim Kapitel der landwirtschaftlichen Lehranstalten

referiert

Berichterstatter Abg. von Arnim über die Verbesserung der Mittel für die landwirtschaftlichen Mittelschulen und bemerkt, daß die größten Schwierigkeiten für die Förderung des landwirt chaftlichen Schulwesens in dem Mangel an Lehrkräften liegen; es müsse zunächst das Hauptaugenmerk ö gerichtet werden, Leer derfendl auszubilden. Die Budgetkommission babe sich in diesem Sinne ausgesprochen.

Abg. Dr. Müller⸗Berlin (r. Vollsp): In der Kommissign ist die Frage gestellt worden, ob die Tierärztliche Hochschule an die Land⸗ rte ffiich⸗ Hochschule angegliedert werden sollte. Der Minister hat dies entschieden in Abrede gestellt. Wir können auch nicht wünschen, daß die Forschungsstätten vermindert werden. An sich möge zur Erzielung bon Ersparnissen der Gedanke nahe liegen, Hoch⸗ schulen zu verschmelzen, und wit bedürfen doch der Dezentralisation auf diesem Gebiete. Gin Ausländer hat mir einmal seine Ver⸗ wunderung darüber auggesprochen, welche Forschungresultate in Deutschland gerade aus kleinen Städten gekommen seien. Das ist aber nur erklärlich; gerade an den kleineren Hochschulen ist ein intensiveres Studium der Studierenden in enger Verbindung mit den Professoren möglich. Die Tierärztliche Hochschule steht der medizinischen Fakultät der Universität näher als der KLandwirtschaft, auch nach ihrer Bedeutung für das praktische Leben. Tierärzte und Mediziner müssen z. B. bei der Bekämpfung von Seuchen jusammengehen. Daß Veterinärstudium kann nur beein- trächtigt werden. wenn es an die Landwirtschaftliche Hochschule über wiesen wird. Wir wollen behalten, was wir haben, und es ausbauen in modernem Sinne, das heißt, indem wir spezialisieren.

Abg. Gyßling j Volksp.): Wir treten gleichfalls für die Förderung des landwirtschaftlichen Schulwesens ein, damlt es allmählich auf die Höhe des gewerblichen Unterrichtswesens gebracht werden kann. Es hat auch schon einen erfreulichen Aufschwung genommen; die Zahl der Schulen, der Schüler, der Unterrichtsstunden und der Lehrer dat beträchtlich zugenommen. Notwendig ist noch eine bessere Aus- bildung der Volksschullehrer, die das Lehrpersonal für die landwirt- e . Schulen stellen müssen. Das Ziel der ländlichen Fort⸗ sldungsschulen muß eg sein, Fachschulen zu werden; wenn man sie bloß als Fortsetzung der Volksschule betrachtet, so besteht die Gefahr, daß sie als Fachschulen mit Gegenständen belastet werden, die für eine Fachschule nicht angebracht sind. Bedacht zu nehmen ist auch auf eine kaufmännische Ausbildung, Unterweisung in der Buch= führung. Es hahen 5j und zwar ohne Anregung des Staates, Buchführungsgenossenschaften gebildet; diejenige in n erben hat eine erfreuliche Entwicklung genommen und allt als vorbildlich. In dem Bericht der Landwirtschaftskammer von Oftpreußen ist das Be dauern ausgesprochen, daß diese Genossenschaft nicht genügend durch taatliche Mittel unierstützt worden ist. Ich möchte deshalb dem

mnister diesen Wunsch nahe legen. In der Kommission ist ferner gewünscht worden daß die Mittel des Etats für das Schulwesen auch für die Mädchenfort ildungsschulen verwendet werden mögen. Ich wünschte auch, daß diesen Schulen mehr als bisher zugewendet werde. Möge der Minister immer mehr Interesse für das ländliche Schul⸗ wesen beweisen und noch mehr Mittel beanspruchen.

* din ('kons.): Es ist erfreulich, daß unser ländliches Schul wesen sich aut entwickelt, und daß jeder dadurch die nötige Fachbildung mitbekommt. Weite Kreise gewinnen auch Verständnis für das Studium unserer landwirtschaftlichen Wissenschaft, und so ist der Besuch unserer Hochschulen erfreulich. Ich wünsche aber, daß das Studium richtig angefaßt und spystematisch durchgeführt wird, daß die . eute nicht bloß einige Semester die verschiedenen Hochschulen besuchen, sondern sich an einen festen Lehrplan halten und nach den vier Semestern das Examen machen. Die jungen Leute, die das Examen gemacht haben, müssen auch eine entsprechende Bezeichnung erhalten, das würde einen Ansporn bilden. Es wächst die Zahl derer, die da volle Studium durchmachen, aber einen Doktor der Lanzwirt- schaft haben wir noch nicht, es kann nur der Doktor der Philosophie erworben werden. Wir hrauchen aber immer mehr hervorragende Männer für unsere Lehrstühle, für unsere mi fer r fer Anstalten, für die großen Betrlebe, die zu leiten n und für die Stellen, wo es gilt, die landwirischastiichen Interessen zu vertreten. Erfreulicherweise wachsen die landwirtschaftlichen Studtenanstalten, und wir können den Dozenten nur dankbar sein, wenn unsere Land⸗ wirtschaft heute auf der Höhe der Wissenschaft und Praxis steht. Nur Wissenschaft und Praxls Hand in Hand führen zum Ziel. Ich hoffe, daß meine landwirtschaftlichen Berufsgenossen von dem Ge- botenen auch den richtigen Gebrauch machen. Unsere landwirtschaft⸗ lichen Schulen haben sich gut bewährt, sie geben den jungen Leuten mit einer abgeschlossenen Vorbildung die Möglichkeit, tüchtige praktische Landwirte und Geschäftsleute zu werden und auch die n, Obliegenheiten in den Gemeinden in Ehrenämtern zu erfüllen. Aus diesem Material erwächst uns ein voriüglicher Stamm, der für unsere Landwirtschaft mitarbeitet; ich kann das aus meiner Tätigkeit im landwirtschaftlichen Vereinswesen bekunden. Es muß aber auch für die besten Lehrkräfte in den Schulen gesorgt werden, denn nur durch Fürsorge für den Lehrkörper läßt g die Schule auf der Höhe erhalten. UÜnsere Winterschulen befriedigen recht gut das Bedürfnis für die Söhne der kleinen und mittleren Güter. Möchten nur der Schulen immer mehr werden! Die Vorbildun muß sich vereinen mit dem, was die Praxis lehrt. Wir werden no viel größere Vorteile von unseren Winterschulen und Landwirtschafte⸗ schulen haben, wenn durchgeführt wird, was in Schlesien versucht ift, nämlich die Einrichtung der Vermittlung der Lehrstellen durch die Landwirtschaftskammer und die Abhaltung einer Uebung nach zurück⸗ gelegter Lebrzeit. Wenn auch die Schulen vorzüglich sind, so müssen doch zunächst die jungen Leute in der Praxis etwas Tüchtiges lernen. Dieses Examen ist nicht theoretisch, sondern beschränkt sich auf das, waz auf dem Gut praktisch gelehrt wird. So werden wir zu ge⸗ sunderen Zuständen kommen, und mancher, der sein Fortkommen in der Landwirtschaft nicht findet, wird von vornherein ausgeschaltet werden. Auch unsere Ackerbauschulen haben erfreuliche Erfolge gezeitigt. Cbenso sind die Kurse für die Ausbildung der Mädchen in der Haus haltung sehr gut, wir bedürfen aber statt dieser Kurse Haushaltungs⸗ schulen. Wir haben solche in verschiedenen Provinzen und in meiner Heimat Schlesien vier solcher Schulen, die sich gut bewähren, und wo die jungen Mädchen alles lernen für ihren 61 als Gefährtin des Mannes, in der Familie und im gesamten Hausstand, von dem das Wohl der Ehe und des ländlichen Heims abhängt. Ich möchte deshalb den Minister bitten, auch unsere Haushaltungsschulen tunlichst zu fördern und dafür Mittel zu beschaffen, damit diese Anstalten mehr Zugang finden können. Unsere Fortbildungsschulen haben sehr viel Segen gestiftet, und wir müssen ferner den Rektoren unserer Winter⸗ schulen danken, die Fortbildungskurse auch in der .

e haben. Aber für diejenigen Landwirte, die keine Schule esuchen können, die Söhne der ganz kleinen Besitzer, müssen die

Landwirtschaftelehrer Kurse abhalten, um die Hauptgrund; ü r aber . gute Ding will Weile haben.

wesen aufrichtig am Her Bei den Lehrern der ländlichen Fortbildungsschulen muß das Ver He n. für die Landwirtschaft selbst erst einmal geweckt werden. H ndwirtschaftskammer Schlesien hat sich jetzt für die obligator ge ländliche Fortbildungsschule auggesprochen. Wir hoffen und beer daß das Land nicht hinter der Stadt zurückbleiben kann. Die lind. liche Fortbildungsschule soll gewisserweise das Bindeglied zwischen der Volksschule und der Fachschule werden. Wir wollen, daß die Jugend Lust an der Arbeit hat, aber auch weiß, 24 sie jung ist. Wir be, grüßen die für das ländliche Fortblldungeschulwesen in den Ctat eingestellten Mittel mit Freude und Dank, denn die Fortbildungz. schulen sollen ja nicht bloß der Jugend dienen, sondern auch den älteren Leuten. Fortbildungsschulen im vollsten Sinne des Worte nd auch unsere landwirt . Privatvereine, und ich bitte die egierung, auch diese Vereine mit Mitteln zu unterstützen.

Minister für Landwirtschaft ꝛc. von Arnim:

Meine Herren! Ich habe schon in der Kommission erklärt, daß in keiner Weise die Absicht besteht, die höheren Schulen, Forst. Landwirtschafts · und Veterinäranstalten, zusammenzulegen. Ich brauch also auf diese Frage nicht welter einzugehen.

Was den Fortbildungsschulunterricht anbelangt, so möchte ich zu. nächst mitteilen, daß im Staatgministerium gerade gegenwärtig Er⸗ wägungen schweben, in welcher Weise überhaupt eine bessere Fürsorge für die schulentlassene Jugend zu treffen ist, wobei natürlich das Fort, bildungsschulwesen in erster Linie zu nennen ist. Meine Herren, ich habe in der Kommission erklärt, daß die Fortbildungeschulen nicht Fachschulen sein sollen, sondern Fortsetzung der Volksschulen, aller⸗ dings mit fachlich oder laͤndlich gerichtetem Unterricht. Sie zu Fach. schulen allmahlich auszubilden, wie Herr Abg. Gyßling, glaube ich, es wollte, dagegen spricht doch außerordentlich viel. Meine Herren, das würde eine ganz andere Ausbildung der Volkeschullehrer erfordern; sonst würden wir zu einem reinen Dilettantie mus in diesen Schulen kommen (sehr richtig ), der eher schädlich als nützlich wirken könnte.

Meine Herren, die ländlichen Fortbildungsschulen kranken bisher im allgemeinen daran, daß die Volkzschullehrer nicht eine genügende Ausblldung für diese Zwecke erhalten, und auch gerade nach dieser Richtung hin schweben jetzt Verhandlungen mit dem Kultus mini⸗= sterium, um daran die bessernde Hand anzulegen. Es wird ferner nötig sein, die Kurse, die alljährlich in verschiedenen Teilen der Monarchie für Volksschullehrer abgehalten werden, um sie für den Fortbildungsschulunterricht besser vorzubereiten, zu vermehren und aut. zudehnen. Auch sie sind ganz besonders wichtig, um eine bessere Schulung der Lehrer durchzuführen.

Was die Frage anlangt, ob das Fortbildungsschulwesen obli⸗ gatorisch eingeführt werden soll, so stehe ich auf dem Standpunkt, daß keinesfalls gegen den Willen eines Landesteils von oben herab der Fortbildungsschulunterricht obligatorisch eingeführt werden soll. Anders steht es mit dieser Frage, wenn ein Landesteil, eine Provinz an die Staatsregierung herantritt mit dem Wunsche, den Gemeinden die Befugnis zu geben, den Fortbildungsschul unterricht obligatorisch ju machen, vielleicht auch den Kreisen diese Befugnis zu geben, wie dag jetzt zum Beispiel in der Provinz Schlesien beabsichtigt wird. Die Verhaͤltnisse sind in den einzelnen Provinzen so verschieden, die Ent⸗ wicklung der ganzen Bevölkerung ist so verschieden, das Bedürfnig nach Ausdehnung des Fortbildungsschulunterrichts ist so verschieden, daß es, wie ich glaube, ein großer Fehler sein würde, wenn man die ganze Monarchie nach dieser Richtung hin über einen Kamm scheren wollte; man muß die verschiedene Entwicklung der einzelnen Landet ˖ teile berücksichtigen und es den Provinzen überlassen, zu geeigneter Zeit die betreffenden Entschlüsse zu fassen.

Wag die niederen Schulen für Mädchen anlangt, so haben wir eine Fortbildungeschule für Mädchen bisher noch nicht. Die soge⸗ nannten Haushaltungsschulkurse und Haushaltungsschulen sind Fach⸗ schulen und fallen deshalb unter das Provinzial dotationsgesetz. Es ist nach der heutigen Gesetzgebung nicht möglich, diese Schulen als Fort⸗ bildungsschulen zu behandeln und dementsprechend mehr oder weniger auf Staatskosten zu nehmen; aber ich kann erklären, daß biäher seitens des landwirtschaftlichen Ministeriums alle Unterstützungt ⸗˖ gesuche, die von solchen Unternehmen an uns herangetreten sind, be⸗ friedigt worden sind. Wir haben das gemacht aus drei verschiedenen Fonds: einmal aus dem allgemeinen Dlgpositlongfonds für wissen⸗ schaftliche Zwecke, Titel I des Kapitels 102; dann aus dem Tel Geflügelzucht und Viehzucht, weil gerade diese Fächer in diesen Schulen gelehrt werden. Die Fonds sind so bemessen, daß es ung möglich gewesen ift, alle Wünsche sowohl der stationären Fort bildungsschulen wie der Haushaltungeschulen, die namentlich im Westen sich außerordentlich günstig entwickelt haben, zu befriedigen. Ich haft, das wird auch in Zukunft möglich sein.

Was die bessere Ausbildung der Güterbeamten anlangt, so hebe ich gerade dieser Frage in letzter Zeit meine Aufmerksamkeit juge= wendet. Ich erkenne vollkommen an, daß die Güterbeamten in Hinblick auf die Wichtigkeit ihrer Tätigkeit, auf die großen Wert die ihnen anvertraut sind, heute nicht die genügende Ausbildung ge= nießen, die sie haben müssen. Ich habe diese Frage zunächst auf die Tagesordnung der nächsten Session des Landesökonomiekolleglumß ge= setzt. Ich beabsichtige, nachdem ich das Landes õkonomiekollegium gi hört habe, weiter in dieser Frage vorzugehen. Nach welcher Richtung hin, darüber möchte ich mich, bevor die Verhandlungen im dandel · okonomiekollegium stattgefunden haben, noch nicht aussprechen.

Was die Frage der Stellung der landwirtschaftlichen Lehrer an den Mittelschulen betrifft, so schweben darüber gegenwärtig noch Ver handlungen; ich hoffe, daß es. möglich sein wird, die Lehrer an den landwirtschaftlichen Mittelschulen ebenso zu stellen, wie die Lehrer an den übrigen wissenschaftlichen Schulen, Realschulen usw.

Was schließlich den Wunsch des Herrn Abgeordneten Hut anlangt, die ganz kleinen landwirtschaftlichen Vereine, die eine Art Schule für die landwörtschaftliche Ausbildung bilden, besser zu unterstützen, so können wir nichts besseres tun, den Vereinen Lehrkräfte jur Verfügung stellen, damit ihre Ti fruchtbringend wird. Das geschieht durch die Wanderlehrer. Landwirtschaftskammern werden die hierfür geforderten Mittel don mir zur Verfügung gestellt. Es wird Sache der Landwirtschaste kammern sein, in dieser Richtung recht tätig zu sein und den landwirtschafllichen Verelnen recht oft derartige Lehrer zu schidher

(Schluß in der Dritten Beilage.)

zum Deutschen Reichsanze

(Schluß aus der Zwelten Beilage)

Nach dem jetzigen Stande der Angelegen. E shwebt das ganze ländliche Fortbildungsschulwesen in der Luft; es *. alles den Privatvereinen überlassen werden zu sollen, trotzdem un e fräbere freundliche Zusage des Miniflers mit der Hoffnung er⸗ . daß schon in diesen Etat die nötigen Mittel eingestellt würden. nschen meines Vorredners, die ich im übrigen unterstütze, ich noch den hinzusügen, daß die Wanderlehrer an den land⸗ aamsilichen Winterschulen, welche von den Provinzen nur ungenü⸗ besoldet werden können, entsprechende Zuwendungen vom Staate

jalten.

Ninister für

bg. Or. von Savigny:

Landwirtschaft ꝛc. von Arnim:

Nelne Herren! Das letzte Viertel eines jeden Jahres wird aus⸗ silt nit Verhandlungen zwischen den einzelnen Ressorts und dem saanjminister bezuglich der Ausgestaltung des Etats, und es werden manche scharfe Kämpfe geführt; aber Sie können nicht erwarten, ö ich diese Kampfe hierher in dieses hohe Haus hineintrage. Wenn chert bebe, baß mit vorlzusig genügend Mittel für die Aus. ltung der Haushaltungsschulen zur Verfügung stehen, so habe ich nit Rücksicht darauf gesagt, daß die betreffenden Fonds, aus denen sschöpfe, meinem Antrage entsprechend vermehrt worden sind, so ih in diesem Jahre der Titel 16 um 50 000 M Meine Herren, es i gleichgültig, ob ein besonderer Fonds für diese Haushaltungs ulen gegründet wird, oder ob ich eine Vermehrung der Fonds, aus un ich bisher geschöpft habe, erhalte. Das würde also in der

muri gänzlich gleichgültig sein. Neine Herren, die Grundfrage, um die es sich handelt, ist die:

Alen die Haushaltungtschulen für Mädchen, die keine Fortbildungs⸗ Hulen Ind, sondern Fachschulen, unter das Provinzialdotationsgesetz untcht? Die Königliche Staate regierung steht auf dem Standpunkte, gh sie, da sie reine Fachschulen sind, unter das Provinzialdotationggesetz Elen. Wir können also vorläufig nicht anders vorgehen, als vor⸗ zangen ist. Ja, wollen Sie das Provinzialdotationègesetz ändern, o ist das eine andere Frage; aber solange es besteht, fallen diese Schulen tatsächlich unter das Dotationsgesetz. Meine Herren, diese Ehnlen haben durchaus keine Aehnlichkeit mit den Fortbildung hulen für Knaben, weil, wie ich eben schon sagte, der Fortbildungs⸗ Kulunterricht für Knaben eine reine Fortsetzung der Volkesschule ist, zihtend die Haushaltungsschulen für Mädchen tatsächlich nur Fach⸗ terricht haben. Aus diesem Grunde ist es nicht möglich, sie mit

In Fortbildungeschulen gleichꝛustellen. Gine andere Frage ist es, ob etwa einzelne Landesteile auch Fort ·

silöungsschulen für Mädchen einrichten wollen. Bisher ist diese Frage an keiner Selte an die Königliche Staatsregierung herangetreten, und g herrscht, soviel ich orientiert bin, nirgends Lust dazu, das Fort⸗ sildangeschulwesen auch auf die weibliche Jugend auszudehnen. Also, meine Herren, es liegen gesetzliche Hinderungsgründe vor, die Haus⸗ haltungsschulen ebenso ju behandeln, wie die Fortbildungasschulen.

Dasselbe gilt von dem, was ich über die Wanderlehrer gesagt habe. Ich bin vorläufig mit den Mitteln einigermaßen ausgekommen; elbstperstãndlich würde es mir sehr erwünscht sein, wenn ich höhere Mittel belommen hätte. Ich will das hohe Haus in keiner Weise bindeta, dahin zu votieren, daß mir größere Mittel zur Verfügung zeltellt werden. Nachdem aber eine Einigung zwischen dem Finanz ninisterinm und meinem Ressort stattgefunden hat, kann ich hier nicht ellliten, daß die Mittel nicht genügten; das geht nicht.

Abg. Bu sch (Zentr.): Die . Post hat einmal die Bedeutung der Hauchaltungsschulen für Mädchen auf dem Lande ganz richtig ge virdigt, wenn sie sagte, daß die Lösung der sozialen Frage im Topfe siege. Können die Mädchen sich auf dem Lande in der Daus wirtschaft zenügend augbilden, so wird ein gut Teil der gefürchteten Abwanderung bom Lande in die Städte verschwinden. Die kleinen Gemeinden sind iber nicht träftig genug, solche Schulen allein zu unterhalten, hier muß der Staat mit seinen Mitteln eingreifen. Mit bloßen Worten sst uns nicht geholfen. Ich hoffe, daß der preußische Landwirtschafts⸗ ninifler beim Finanzjminisser ein geneigtes Ohr finden möge.

Abg. Dr. Schroeder ⸗Cassel (l.) unterftüͤtzt in jeder Hinsicht üiese Luzführungen zu Gunsten der Haushaltungschule und bittet zielchsalls um ftärkere Aufwendungen von Staatsmitteln dafür.

Abg. Dr. He yd weil ler (nl.) bedauert. daß die Landwirtschafts kanmer von Wiesbaden die . von Mitteln für diesen Zweck äbgelebat babe, weil keine Mittel im Etat dafür vorgesehen seien. Im babe debbalb empfohlen, aug dem Fonds für die Wan zerlehrer

istel zn verwenden, aber erfahren, daß diese Mittel dafür nicht detwendei werden könnten. Aus kleinen formalistischen Rücksichten dirfe man nicht die Mittel für notwendige Zwecke verweigern. Die Zentral sielle möge eine Aenderung herbeiführen. .

Minister für Landwirtschaft ꝛ. von Arnim:

Meine Herren! Ich kann die Auffassung des Herrn Vorredners uu bestütigen. Wir haben der Landwirtschaftskammer in Wiesbaden keinerlei Schwierigkeiten nach der Richtung gemacht. Es wird also Sache der Landwirtschaftskammer sein, den Wünschen des Herrn Vor⸗ rednerg gerecht ju werden.

Abg. Or. Rewoldt (frkons.): Ich bitte die Staatsregierung, die Verstaallichung einer landwẽörtschaftlichen Mittelschule in die Hege in leiten. Ich weiß wohl, daß seitens des Finanzministeriums denken vorliegen, weil Konsequenzen für die e, n uderen Schultn sich ergeben, indessen hoffe ich, daß meine Aus. htungen die Finanzverwaltung überzeugen werden, daß in diesem * wahrscheinlich auch in den anderen Fallen nennengwerte finanzielle re nici in bringen find. Pig landwirtfchafiliche Mittig wule n Sl denn J. B. ist von dem Bastischen Zentralverein zur Hebung Landwirtschaft 1857 gegründet worden und 1897 auf die ommersche Landwirtschafte kammer übergegangen, die nunmehr als i ned merz anjufehen ist. Ber Ginfluß derselben ist aber sehr af und. beschraͤntt fich im wesentlichen auf die Genehmigung des ie und die Rechnungsführung. Dle inneren Angelegenheiten unter⸗ . der Königlichen Regierung in . namenilich Anstellung, gj affung und Pensionlerung' der Lehrer. Die äußeren An— e beinen dagegen unterliegen einem Kuratorlum, so die Prä- hin on der anzustellenden Lehrer, Verausgabung der Gelder usw. .* andwirtschaftstkammer ist also jwischen Kuratorium und Ministe⸗

eingeschoben. Gz ist zu befürchten, daß diese Stellung wegen

serinßen Cinfluffes als Beläftigung empfunden wird. Namentlich

bat die Landwirtschaftgkammer auch keine Verfügung über die Ver.

Dritte Beilage

Berlin, Dienstag, den 21. Januar

ist dies aber nicht durchführbar. Daher ist in ungünstigen Jahren von 19665 bis 1805 ein Fehlbetrag aus einem Fandg entnommen worden, der ursprünglich als Penstonsfonds gedacht ist. Dieser ist von 45 hoo MS im Jahre Joo auf 26 000 M im Jahre 1996 zurück= egangen, später aber wieder auf 51 000 M aufgefüllt. Zur Zeit liegen eine besonderen Feblbeträge vor, da die Schülerlahl von 1994 mit ga Schülern im Jahre 1557 auf 170 gestiegen ist. Für besondere Bedũrfniffe muß aber stets das Eintreten des Staates erfolgen, so für Pensionierung von Lehrern, Unterstützung don Lehrerwitwen, außer⸗ ordentliche Aufwendung für Lehrmittel, Gehaltgerböhungen u. dergl. gtoch in letzter Jelt find erhebiiche Schwierlgke ten betreffs eines Neubaus der Schule erwachsen. Au Tigentumgfrage hat Schwierigkeiten

2 neue Lehrkräfte zu be⸗ Staat wird diesem keine

.

ent.): Die Gärtnerlehranstalt in Dahlem einamens Königliche! keine Staats⸗

6 nd.

phologie und der Uebungen im Nitroskopieren gleichwertig ist. Der Gärtnerberuf gewinnt von Tag

Tag an Bedeutung, indem nicht nur Gärtner für die großen gärt⸗ nerischen Handelsfirmen nötig sind, sondern auch immer mehr in den Dienst der großen Kommunen treten, und zwar nicht nur behufs Ver⸗ schönerung des Stadtbildes, sondern auch behufs gesundheitlicer Autgeflaltung der Städte. Darum erscheint es angemessen, daß die oberste Gärtnerlehranstalt in Preußen verstaatlicht wird. Einer der herborragendsten Vertreter des landwirtschaftlichen Ministeriums, Minifterialdlrektor Thiel, hat sich schon vor 8 Jahren dafür aus⸗

rochen. ö 66 a ö. 3 e 0 ) 3. . . . ö. . en; als sie na em verle k é die de me auf den Staat. Das i.

wurde, versprach man aber nicht geschehen. Außer den Schülern ir e, dort noch 400 bis o0 Landwirte. Gs scheint, als werde d 1. Anstalt gegen die viel jüngeren Änslalten in Progkau und Gei enheim in ln Das Landwirtschaftgministerium hat dies bestritten. Ich bitte, die Anstalt zu verstaatlichen; es entsteht dadurch nur eine ganz geringe Mehrbelastung. Eine Gefahr, daß elne Hochschule daraus werden könnte, liegt doch nicht vor.

Abg. Frit sch (nl.) empfiehlt ebenfalls die Verstaatlichung der

Dahlemer Anstalt.

Kommissar des Finanzministeriums, Ministerialdirektor Förster: Die Schwierigkeit liegt nicht beim Finanzministerium. Der Staat hat den größten Teil der Baukosten für die Anstalt in Dahlem her⸗ gegeben, und der jährliche Zuschuß des Stagtes für die Anstalt ist von 265 M00 S6 auf S3 600 SS gestiegen. Man glaubte jahrelang, daß es im Interesse der Anstalt liege, nicht verstaatlicht zu werden, damit sie sich frei entwickeln könne, ohne bureaukratische Einwirkung. . Beschlüffe wegen einer Verstaatlichung sind noch nicht gefaßt. .

Äbg. Dietrich Thorn (Er. Volkep) erklärt, daß seine Freunde den Wunsch bezüglich der Dahlemer Anstalt unterstützen werden.

Abg. Wallen born (Zentr.) bittet, den Direktoren und Lehrern der landwirtschaftlichen Milielschulen schon in diesem Jahre eine Bei⸗ hilfe ju gewähren und sie bel der allgemelnen Gehaltsreviston den Lehrern an den wissenschaftlichen Anstalten gleichzustellen. . möge man nach Ausgestaltung der landwirtschaftlichen Mittelschulen nach der , Seite hin sie nicht mehr wie bisher den Re gierungen, sondern dem Provinzialschulkollegitum unterstellen.

Abg. Metger (ul I: Wenn die deutsche Landwirtschaft die Auf⸗ gabe erfüllen soll, Deutschland von der Zufuhr aus dem Auslande unabhängig zu machen, so muß die Landwirtschaft noch mehr als bisher dle Errungenschaften der Wissenschaft sich nutzbar machen. Das kann nur geschehen durch Förderung des landwirtschaftlichen Unter richtswesens.

Abg. H des Vertreters

amm er bemerkt, daß er trotz der gegenteiligen Erklärung des Finanzministers aus dieser , , , . habe, daß im Finanzministerium die Ursache für die ichtverstaat⸗ sichung der Gärfnerlehranstalt in Dahlem zu suchen sei. Abg. Ernst (fr. Vxzg.): Das Bedürfnis an ländlichen Fort⸗ bildungeschulen ist immer größer geworden, Ich möchte den Herrn Minister daber um eine Erklärung darüber bitten, ob das Gesetz von 1964 für Hessen. Rassau darüber auch bald auf die anderen Provinzen

ausgedehnt werden soll. Abg. Dr. Glattfelter (entr.) spricht den Wunsch aus, das

ländliche Fortbildungsschulwesen insgesamt obligatorisch zu machen.

Minister für Landwirtschaft ꝛc. von Arnim:

Meine Herren! Ich babe die Fragen, die der Herr Abg. Ernst angeregt hat, ia der Hauptsache nach schon beantwortet. Ich habe erklärt, daß ich dagegen bin, obligatorisch von der Zentralstelle aus den Fortbildungsschulunterricht in den einzelnen Landesteilen einzufübren (sehr richtig! rechts), daß ich es vielmehr für Sache der einzelnen Landesteile halte, die nötige Initiative darin zu ergreifen. Es würde auch ganz unmöglich sein, einen derartigen Weg zu beschreiten; denn es ständen uns keine genügend vorgebildeten Lehrkräfte jur Verfügung. Wir können nur ganz allmählich in der Entwicklung des Fortbildunge⸗ schulunterrichts vorgehen.

Was die vorjährige Resolution anlangt, den obligatorischen Fort. bildungsschulunterricht in Westpreußen, Posen und im Regierungsbezirk Oppeln einzuführen, so haben die Verhandlungen mit den Proviniial⸗ behörden und den beteiligen Kreisen ergeben, daß der Wunsch und dag Bedürfnis nach Einführung eines derartigen obligatorischen Unterrichts nicht besteht, und ich glaube, es wird richtig sein, mit

*

iger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger

1908.

reif geworden sind. Was den Regierungsbenirk Oppeln betrifft, so besteht ja, wie ich das schon mehrfach erwähnt habe, in der Provin; Schlesien die Absicht, das Gesetz, welches in Hessen⸗Nassau gilt, und welches der Gemeinde gestattet, durch Gemeindebeschluß den Besuch einer Fortbildungsschule, die dort errichtet wird, obligatorisch zu machen, auch auf Schlesien auszudehnen. auch schon erklart habe, diesem Vorgehen sympathisch gegenüber. Es wird vielleicht zu erwägen sein, ob nicht auch den Kreisen die Befugnis gegeben werden soll, derartige Beschlüfse zu fassen und innerhalb ihres Bezirks den Fortbildungsschulunterricht obligatorisch einzuführen.

Ich stehe, wie ich das ja

Eins möchte ich noch erwähnen, was ich bisher anzuführen ver=

gessen habe. Es wlrd besonders darauf Gewicht iu legen sein, daß eine bessere Aufsicht über die Fortbildungsschulen ausgeübt wird. Daran fehlt es noch ganz außerordentlich. Wir wissen eiaentlich sehr

wenig, was wirklich in den Fortbildungsschulen vorgeht. Es besteht die Absicht, nach dieser Richtung bei der ganzen Reorganisation dieses Zweiges vorzugehen.

Das Kapitel wird bewilligt. .

Bei den Ausgaben für das tierärztliche Hochschul⸗ we sen erwähnt

Berichterstatter Abg. von Arnim daß zur Untersuchung über die Maul und Klauenseuche weitere 30 000 Mt ausgeworfen seien.

Abg. Dr. Heisig Gent): Schon 1996 ist bei einer Petition die rage, ob man den kierärjtlichen Hochschulen die facultas zur Ver⸗ eihung akademischer Würden , sollte, erörtert worden; 1907 hat die Tierärztliche Hochschule in Dresden in jwei Fällen die Pro- motion zum Dr. med. vet. genehmigt und damit diese Frage auch für Preußen wieder ins Rollen gebracht. Der j. B. in Bern er⸗ worbene philofophische Doktortitel soll in Preußen unbeanstandet bleiben. Will man nur Abiturienten neunklassiger höherer Lehr⸗ anstalten zu dieser Promotion zulassen, um ähnliche Zustände wie beim amerikanischen Doktor der Zahnheilkunde zu vermeiden, so muß eine dementsprechende Verordnung erlassen werden. Ich möchte den Minister im Jnteresse der Landwirtschaft bitten, dafür einzutreten, daß den tierärztlichen Hochschulen diese Fakultät verliehen wird, resp. daß mindestens der in der Schweiz erworbene Dr. med. vet. auch in Preußen unbeanstandet geführt werden darf.

Minister für Landwirtschaft 2c. von Arnim:

Meine Herren! Die Frage des Promotionsrechts ist in erster Linie Sache des Herrn Kultusministers. Die Vorgänge in Sachsen aber werden mich veranlassen ich beabsichtigte, dies schon so wie so zu tun mit dem Kultusminister mich in Verbindung ju setzen. und ich muß abwarten, welches Resultat die Verhandlungen haben werden. Eine Grklärung kann ich vorläufig nicht abgeben.

Abg. Dr. Müller⸗Berlin bezängelt antiquierte Verhältnisse an der Tlerär lichen Hochschule Berlin, besonders den Zustand der Hörsãle. Der Zustand des Gebäudes sei ein solcher, wie man es für ein Ge- bände in der Nähe des Jentrumg Berlins kaum für möglich halte. Vor allen Bingen müsse den Lehrern an dieser Hochschule mehr Gelegenheit zu Studienreisen nach dem Auslande gegeben werden. Das habe mehr Wert als der Professorenautausch mit Amerlka, bei dem nichts herausgekommen sei und auch nichts herauskommen werde.

Ein Reg ie rungskomm issar entgegnet, daß die Regierung dankbar sei für das durch diese Anregungen bewiesene 3 Ein Bauprogramm für die Tierärztliche 3 . sei in Vorbereitung. Der Vorredner babe die Verhältnisse aber doch zu schwarz gemalt, wenn er von Vorsintflutlichkeit gesprochen habe. Ausgezeichneie Lehrkräfte ständen gerade in Berlin zur Verfügung. J

Abg. Dr. Müller Berlin: Ich danke dem Kommissar für seine entgegenkommenden Erklärungen, aber ich babe nur gesagt: es sind ja beinahe vorsintflutliche erhãltnisse. Es kann allerdings nicht alles mit einem Male erreicht werden. Wo so hohe wirtschaftli Interessen in Frage . muß ein bißchen Dampf dahinter ge⸗ Macht werden?“ Bas Geld, das in der Forstalademie, der Landwirt- schaftlichen Hochschule und der Tierärztlichen Hochschule angelegt wird, ist gut angelegt.

Bei den Ausgaben für das Veterinärwesen

Abg. Gyß ling (fr. Volksp.,) auf die Konkurrenz hin, welche die privaten Tierärzte durch die beamteten Tierärzte erleiden. Der Geschäftzumfang der letzteren sei nicht genügend umschrieben, und sie Fätten daher eine zu große Privatpraxis. Es müsse eine neue Geschäftsanweisung für die Kreistierärzte erlassen werden, bei welcher die berechtigten Interessen der Privattierärzte berücksichtigt würden. Ferner dürften den Assistenten der Kreistierãr te keine amtlichen Funktionen übertragen werden. Wenn die Kreistierärzte voll besoldet würden, brauchten . keine Privatpraxis. ;

Abg. von Baum bach (kon) führt Klage über die Anwendung der Mittel jur Tilgung der Schafräude im . Cassel unter

weist

Anfũhrung einzelner besonders hart empfundener älle, wo die Schaf. halter unschuldigerweise großen Schaden erlitten hätten.

Minister für Landwirtschaft ꝛc. von Arnim:

Meine Herren, mir sind Klagen aus dem Reglerungsbez rk Gassel auch ju Ohren gekommen; ich habe deshalb durch meinen Veterinärrat im Minlsterium die Sache untersuchen lassen. Es haben Ver⸗ handlungen mit den Lokalinstan en stattgefunden, und es ist festgestellt worden, in welcher Weise Abhilfe gegen die Klagen geschaffen werden kann. Ich kann aber nicht unterlassen, doch ju sagen, daß gerade im Regierungabentik Cassel ein auffallend geringes Verständnis für die Veterinarmaßregeln (Rufe: Oh! und Heiterkeit), die wir dort ergriffen haben, besteht. Ich muß das leider aussprechen. Denn wenn ein besseres Verständnis da wäre, wäre die Räude, die gerade dort unter den Schafen so grassiert, längst getllgt. Wir haben Verfahren, die mit Sicherheit die Räude tilgen, und wenn die Leute die Sache mit mehr Verständnis und mit mehr Lust und Liebe behandelten, dann wäre die Räude dort längst beseitigt. Ich spreche aus eigener Erfabrung; ich habe selber in einer sehr großen Herde in gan kurzer Zeit die Krankheit getilgt.

Abg. Gle im (ul.) bittet

habung bei der Durchführung der Sperre.

Das Kapitel wird bewilligt.

Gegen / Uhr wird die weitere Beratung auf Dienstag. 11 Uhr, vertagt (außerdem kleinere Etats und Etats der Gestüt⸗ und Domãänenverwaltung).

den Minister um eine mildere Hand⸗ des Seuchengesetzes und der Verhängung

dung der Lehrkräfte wie bei Winterschulen. Für ein finanzielles desnt muß nom m nell die Landwirtschafts kammer aufkommen, praktisch

einem weiteren Vorgehen doch zu warten, bis die Verhältnisse dafũr