Ihre vorjäbrigen Beschlüsse haben, soweit sie dessen bedurften, die staa liche Genehmigung erhalten. Auch in diesenm Jahre werden Sie sich vor wichtige Entschließungen gestellt sehen. Die König liche Staatsregierung wird Ihre Tätigkelt jwar nicht in An. spruch nehmen; dagegen hat Ihnen der Provinzialausschuß eine stattliche Reihe von Vorlagen zu unterbreiten. Aus ihnen werden Sie erkennen, wie der Provinzialausschuß im Verein mit dem Herrn Landesdirektor unablässig bestrebt ist, das Wohl der Probinz und seiner Angehörigen ju fördern, und sich in diesem Bestreben nicht da⸗ mit begnügt, die durch das Gesetz der n, , gestellten Aufgaben zu erfüllen, sondern bereit ist, weitere Aufgaben freiwillig auflunehmen und sie in einer dem allgemeinen Interesse dienenden Weise seinerseits zu lösen. Ich weise hierfür hin auf die vorge— schlagene Errichtung einer Ruhegghaltskasse und die Erweiterung der Brandenburgischen Witwen. und Waisenversorgungganstalt, wodurch die Kommunalverbände und sonstige Körperschaften in der Provinz eine erhebliche, sehr wünschenswerte Erleichterung in der Ver⸗ pflichtung der Pensionierung und Hinterbliebenenversorgung ihrer Beamten finden würden. Ich weise ferner hin auf die vorgeschlagene Revision der öffentlichen Sparkassen und Kommunalkaffen durch
rovinzialbeamte und die Einrichtung eines Pfandbriefamts für ädtische Hausgrundstücke. Sie werden mit einem solchen Vorgehen des Provinzialausschusses gewiß grundsätzlich einverstanden sein und die einzelnen Vorschläge gern Ihrer Prüfung unterziehen. Das Wanderarbeitsstättengeseerz vom 29. Juni 1907 macht eine erneute Stellungnahme Ihrerseits zu dem Beschlusse des Provinziallandtags vom Jahre 1904 erforderlich, der nicht, wie dies Gesetz es tut, die Kreise sondern die Provinj jum Träger der Wanderarmenfürsorge gemacht und bereits zur Einrichtung einiger hierfür bestimmter Anstalten gefübrt bat. Von den übrigen Vorlagen des Provinzialausschusses ist als besonders wichtig hervorzuheben der Entwurf neuer Bestimmungen über die Gewährung von Chaussee⸗ bauprämien, womit an Ihre vorjährigen Beratungen über diese Frage angeknüpft wird. Vor allem aber wird Sie auch in diesem Jahre die Prüfung und Festsetzung des neuen Provpinzialhaushaltsplanes be— schaͤftigen, der, mit gewohnter Sorgfalt aufgestellt, ein böchst erfreu⸗ liches Bild von der umfassenden Wirksamkeit Ihrer Verwaltung gibt.
Wenn ich, ohne damit das Ihnen sich eröffnende Arbeitsfeld ab— zuschließen, noch erwähne, daß Sie mit Rücksicht auf den bevor⸗— stebenden Ablauf der Wahlperiode die für die Provinzialverwaltung wichtigste Wahl, die Wahl des Landesdirektors vorzunehmen haben, so werden Sie mit mir Ihre diesjährige Tagung als eine besonders bedeutungsvolle ansehen. Mit dem lebhaften Wunsche, daß sie für unsere Mark eine segengreiche sein möge, erkläre ich, indem ich Sie, bochgeehrte Herren, herzlichst willkommen heiße, kraft der mir erteilten Vollmacht hiermit die 34. Sitzunge periode des Provinziallandtages der Provinz Brandenburg für eröffnet.
Hierauf wurden die Verhandlungen vom Alterspräsidenten Kraatz eröffnet und, nachdem der Standesherr Graf von der Schulenburg-Liebrose zum Vorsitzenden gewählt war, nach einem dreifachen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König, in das die Versammlung begeistert ein— sftimmte, weitergeführt.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Königlich sächsische Geheime Justizrat Dr. Mayer ist in Berlin angekommen.
Posen, 16. Februar. Der 40. Provinziallandtag der Provinz Posen wurde heute mittag nach vorauf— gegangenem Gottesdienst durch den Königlichen Kommissar, Oberpräsidenten von Waldow, im Sitzungssaale des Stände— hauses mit folgender Ansprache eröffnet:
Hochgeehrte Herren! Nachdem des Königs Majestät die Ein⸗ berufung des 49. Provinziallandtags der Provinz Posen auf den beutigen Tag Allerhöchst zu genebmigen geruht haben, habe ich die Ehre, Sie namens der Königlichen Staatsregierung bei Beginn Ihrer Arbeiten bier willkommen ju heißen.
Die Verhandlungen Ihrer gegenwärtigen Tagung werden sich fast ausschließlich mit der Verwaltung der provinziellen Angelegen⸗ heiten beschäftigen. Der Schwerpunkt Ihrer Beratungen wird der Lösung der lang erwogenen Frage gelten, in welcher Weise eine zeitgemäße. Dezjentralisatlon der Selbstverwaltung auf dem so wichtigen Gebiete der Verkehrepflege unter ge⸗ rechter Abwägung der Haushaltsinteressen der Provinz und der einielnen Stadt. und Landkreise sowie ihrer Verkehrsbedürfnisse herbei⸗ geführt werden kann. In Ausführung des Beschlusses des 39. Pro—⸗ vinziallandtags bat sich Ihr Propimiglausschuß nach eingehenden Vor— verhandlungen über den Maßstab schlüssig gemacht, nach welchem Ihnen nunmehr die Verteilung der für die Uebernahme der Provinzialchausseen an die einzelnen Stadt und Landkreise zu zahlenden Jahresrenten vor— geschlagen wird. Möchte es Ihren Beratungen gelingen, diese wichtige Frage zu einem Abschluß zu bringen, der in gleicher Weise der Förderung der Verkehrspflege, wie dem Ausbau dert Selbst—⸗ verwaltung der Kreisverbände dient. Von den übrigen Vorlagen wird als Hauptgegenstand der Provinzialetat für das Rechnungs. jahr 1908 Ihr Interesse in Anspruch nehmen. Wenn es sich auch wiederum nicht hat ermözlichen lassen, das Gleichgewicht zwischen Ein⸗ nahmen und Ausgaben ohne Erböhung der Provinzialumlage he zustellen, so werden Sie sich doch überjeugen, daß bel der Auf- stellung des Voranschlags das Bestreben sorgfältiger Rücksichtnahme auf die Leistungsfäbigkeit der Provinz obgewaltet hat. Zur Durch—2 führung der in Aussicht genommenen Besoldungserhöhungen für die Beamten des provinzialständischen Verbandes, deren Bejüge entsprechend dem zu erwartenden Vorgehen des Reichs und des Staats Aufbesserung erfahren sollen, finden Sie einen angemessenen Pauschalssatz in den Voranschlag eingestellt. Bei Ihrer stets bewährten Fürsorge für die Beamten des Provinzialverbandes werden Sie diesem Vorschlage Ibre Zustimmung nicht versagen. Auch die erweiterte staatliche
Fürsorge für die Pensionierung der unmlttelbaren Staats- beamten und für deren Witwen und Waisen läßt es geboten erscheinen, den vrovinzialständischen Beamten die gleichen Ver⸗
günstigungen zuteil werden ju lassen. Zu diesem Zwecke wird ein Nachtrag zu der Ordnung über die dienstlichen Verhältnisse der provinzialständischen Beamten Ihrer Beschlußfassung unterbreitet. Aus dem gleichen Grunde wind Ihnen eine Ergänzung des Reglements der Witwen. und Waisenkafse für die Gemeinde⸗ beamten der Provinz vorgeschlagen. Wie Sie aus dem Etat für das Provinnialmuseum entnehmen werden, soll im Lichthofe des Museums die Kolossalbüste weiland Seiner Majestät des Hochseligen Kaisers Friedrich Aufstellung finden. Das treue und dankbare Gedenken, welches die Provinz der erlauchten Person des verewigten Monarchen bewahrt, dessen Namen das Museum führen darf, findet dadurch einen erneuten sichtbaren Ausdruck. In der jupersichtlichen Hoffnung, daß Ihre Verhandlungen auch diesmal dem Wohle der Provinz dienen werden, beehre ich mich, Ihnen, hochverehrter Herr Landtagsmarschall, den Allerhöchsten Land— tagtabschted vom 8. Februar d. J. und das Allerhöchste Propositions. dekret von demselben Tage zu übergeben und erkläre kraft des mir „teilten Allerböchsten Auftrages den 409. Provinziallandtag der Provinz Posen für eröffnet.
Der Landtagsmarschall, Majoratsbesitzer und Kammerherr Freiherr von Schlichting entgegnete hierauf:
Hochgeehrter Herr Landtagekommifsarius! Nur zu einer kurzen Tagung sind wir vereint. In Anbetracht der großen Wichtigkeit iweier Vorlagen, die dringend ihrer Erledigung harren, haben Eure Gxiellenz von Allerhöchster Stelle die Einberufung des 40. Provinzial landtags der Provinz Posen für heute beantragt. Schon seit einem Dejennium steht auf der Tagegordnung jedes Probimziallandtags die Frage der Uebergabe der Chausseen seitens der Provinz an die Kreise.
Der 39. Prodinziallandtag hat Mittel zur Verfügung gestellt, um die Uebernahme für die Kreise zu lichen, und hat den Provinzial ausschuß ersucht, in diesem Frühjahr pränsse Vorschläge für die Uebernahme zu machen. Nachdem nun diese uns vorliegen, haben wir die Entscheldung zu treffen, ob eine zeitgemäße Dezentralisation der Selbstverwaltung auf dem für die Kreisberwaltungen wichtigsten Gebiet ihrer Tätigkeit, dem Wegewesen, für Provinz und Kreise gleich ,. Wege findend, stattfinden oder oh ungeachtet der , nteressen unserer Provinz die bisherigen Zustaͤnde fortbestehen sollen. Den Staatsgesetzen vom 27. Mal 1907 folgend, zu entscheiden über die Maßnahmen, die notwendig sind, um die ern enn, Beamten in ihren Gehaltsbezügen, der Pension, der 2 für Witwen und Waisen den staatlichen Beamten derselben Kategorie gleich zu stellen. Bei der Einmütigkeit, mit der der m mn sich für die Besserung der finanziellen Stellung ausgesprochen hat, ist ju erhoffen, daß sich seinen Vorschlägen der 46. Provinziallandtag voll und ganj anschlleßen wird. Leider sind die finanziellen Verhäͤltnisse unserer Provinz, wie auch Eure Exzellenz die Güte hatten hervorgubeben, auch in diesem Jahre wieder ungünstig, sodaß trotz tatsächlicher Steigerung des Steuersolls es nicht zu umgehen war, die Provinzialsteuern zu er⸗ höhen. Wir sind damit auf dem Steuersatz von 265 angelangt, dessen Ueberschreitung uns gesetzlich jwingen würde, unsern Etat der staatlichen Aufsichts behörde jur Genehmigung vorzulegen, wodurch der Provinz der Vorzug der freien Bewegung der Selbst- verwaltung verloren geben würde. Es ist darum mit Freuden zu be— grüßen, daß unser hochverehrter Herr Landeshauptmann in einer uns vorliegenden Denkschrift an die Königliche Staatsregierung nach— gewiesen hat. wie dringend notwendig eine Erhöhung der Dotationz—« rente, die der Billigkeit entsprechen würde, für unsere Provin ist. Die Ehrung des Andenkeng Seiner Majestät des hochseligen Kaisers Friedrich durch Aufstellung einer Kolossalbüste Allerhöchst⸗ desselben im Kaiser Friedrich Museum wird auch Sie, meine Herren e g wie alle Bewohner unserer Probinz mit hoher Freude erfüllen.
Und nun, meine Herren Mitstände, lassen Sie uns unsere Arbeit beginnen mit dem Gelöbnis der Treue und der Anhaͤnglichkeit an Sesne Majestät unseren Kaiser und König, indem wir ung in dem Ruf vereinen: Seine Majestät unser Allergnädigster Kaiser, König und Herr Wilhelm II. Hurra, hurra, hurra!
Die Versammlung stimmte in das von dem Marschall ausgebrachte Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König lebhaft ein. Hierauf wurden die Verhandlungen der dies⸗ jährigen Session eröffnet.
haben wir
Oesterreich⸗ Ungarn.
Die offizielle „Wiener Abendpost“ wiederholt den be⸗ kannten Wunsch des Kaisers Franz Joseph, sein Jubiläum nicht durch festliche Veranstaltungen, sondern ausschließlich durch gemeinnützige wohltätige Stiftungen zu feiern, und fordert die Gesellschaft auf, die Kräfte nicht durch einzelne Gaben und Unternehmungen zu zersplittern, vielmehr sich zur Schaffung eines großen bleibenden Werkes u vereinigen. Auch der Ministerrat reef f. sich mit er Angelegenheit und beschloß, eine umfassende Für⸗ sorgeaktion für Kinder als Ziel der Bestrebungen zu empfehlen. Der Artikel zählt eine Reihe sozialer und k Aufgaben dieser Kinderfürsorgeaktion auf und ordert zum Zusammenwirken aller nationalen sozialen Kräfte unter weitestgehender Mitwirkung der Bevölkerung auf.
— Die ungarn Delegation hat vorgestern, laut Meldung des W. T. B.“, in einer Plenarsitzung den Okku⸗ 9 nskre dit angenommen und damit alle Vorlagen er 1 .
t. Frankreich.
Der Ministerrat beschäftigte sich in seiner vorgestrigen Sitzung mit der in der Kammer stattgehabten Erörterung über die Einkommensteuer und einem angekündigten An— trage, den Artikel 1 bis zur Beschlußfassung über andere Punkte der Vorlage zurückzustellen. Es wurde, nach einer Meldung des ‚W. T. B.“, beschlossen, dem Finanzminister die Leitung der Verhandlungen zu übertragen und ihm zu über— lassen, ob er, je nach dem Verlaufe der Debatte, die Ver⸗ trauensfrage stellen wolle oder nicht.
Eine Note der Agence Havas besagt, daß die marok ka⸗ nische Staatsbank vorgestern einmuͤtig beschlossen habe, El Mokri den von ihm verlangten Vorschuß von A/ Millionen Francs zu gewähren, der ausschließlich zur Bezahlung des Soldes für die marokkanischen Garnisonen in den Häfen bestimmt ist. Dieser Beschluß ist gefaßt worden mit Rücksicht auf die Interessen der Fremden, die unter etwaigen lokalen Unruhen leiden könnten, falls die scherifischen Truppen keine Soldzahlungen erhielten. Die Staatsbank sorgt für die europäischen Interessen in Marokko, die sie zu ver— treten hat, und hält es für ihre Pflicht, jeder Gefahr vor⸗ zubeugen.
Rußland.
Das Abschiedsgesuch des Generalgouverneurs von Finn⸗ land, Gerhard, ist, „W. T. B.“ zufolge, bewilligt und zu seinem Nachfolger der Kommandeur des 22. Armeekorps, General der Kavallerie Bekm ann, ernannt worden.
Italien.
Die Deputiertenkammer hat vorgestern nach kurzer Verhandlung, wie das „W. T. B.“ meldet, die Regierungs⸗ vorlage über die in Benadir zu treffenden Maßnahmen an— genommen.
Epanien.
Das Ministerium des Aeußern veröffentlicht eine Note, in der die Gründe dargelegt werden, die zu der Besetzung von Mar Chica Anlaß gegeben haben, nämlich:
Die Nichtachtung des Vertrages von 1894 durch den Machsen, die Notwendigkeit, die feindlichen gif. Gim . zu verhindern, inner⸗ halb der Grenzen des spanischen Territoriums ihre Streitigkeiten jum Austrag zu bringen, und vor allem die Notwendigkeit, dem Schmuggel an der Küste ein Ende zu bereiten.
Die Note wiederholt, W. T. B.“ zufolge, daß die Maß— nahme eine provisorische sei und daß die spanische Regierung sie rückgängig machen werde, sobald der Machsen seinen Ver⸗ pflichtungen nachkomme.
Der König hat gestern nach einer Unterredung mit dem Kriegsminister über die Vorgänge in Mar Chica beschlossen, eine halbe Brigade Jäger nach Marokko zu schicken.
Portugal.
Das Kabinett ist vorgestern, W. T. B.“ zufolge, zum ersten Male im Beisein des Königs zusammengetreten, um die laufenden Geschäfte zu erledigen. Vorher empfing der König verschiedene Deputa tionen, die aus der Provinz in
Lissabon eingetroffen waren.
Das Justizministerium beschäftigt fich mit der Revision aller in der Diktaturperiode erlassenen ö en. ñ
Die Partei der Nationalisten hat beschlossen, alle früheren Abmachungen mit anderen Parteien rückgängig zu e . und an dem Beruhigungswerke der Regierung mitzu⸗ arbeiten.
— Wie das, W. T. B. ferner meldet, hat die Regierung die Entsendung von 300 Mann der Lissaboner Garnison zur Verstärkung der eingeborenen Truppen in Guinen beschlossen, um die Unterdrückung der dort ausgebrochenen Unruhen zu beschleunigen.
Schweden.
Ueber die Frage der Befestigung der Alands⸗ Inseln veröffentlicht ein Mitarbeiter des „Matin“ eine 6 — mit einer der berxufensten schwedischen Persön⸗ lichkeiten, die, nach einer Meldung des „W. T. B.“, u. a. folgendes erklärt habe:
Schweden könne die mit Beunruhigung ansehen.
Befestigung der Alands⸗Inseln nur
Falls die beteiligten Mächte die schwedische Regierung bejüglich der Aufhebung der Klausel des Pariser Vertrages über die Befestigung befragen sollten, würde die schwedische Regierung entschleden gegen einen solchen Plan Einspruch erheben. Die Zustimmung Schwedens könne auch nicht durch Kompensationen, z. B. durch einen Integritäts⸗ vertrag, wie etwa den norwegischen erreicht werden. Schweden wolle keinen solchen Vertrag und habe bereits ein diesbezügliches Anerbieten, das ihm von England zur Zeit der Verhandlungen mit Norwegen gemacht worden sei, abgelehnt.
Amerika.
Der Präsident der Republik Uruguay hat gestern die neue Kammer mit einer Botschaft eröffnet, in der er, W. T. B.“ zufolge, auf die friedliche politische und die be⸗ , ökonomische Lage hinwies. Der Präsident schätzt 3. nr, im laufenden Finanzjahre auf 400 000 Pfd.
erl.
A sien.
Das englische Sxpeditionskorps egen die Zakkakhels hat, wie der General Willcocks, 34. . kifalße meldet, vorgestern nach raschem Vormarsch durch den Khaibarpaß, über den nur Maultierpfade führen, Walai einen Ort im Bazartale, erreicht, wo es zu einem Jusammenstoß mit den Zakkakhels gekommen ist. Diese waren durch das unerwartete Erscheinen der Engländer augenscheinlich so über⸗ rascht worden, daß sie es verabsäumt hatten, eine sehr starke Stellung ,. Walai, die jetzt in den Händen der Eng⸗ länder ist, zu besetzen. Auf englischer Seite ist ein Mann tot, einer schwer verwundet.
Afrika.
Nachdem die Pazifikation der Schau jastämme be⸗ ff scheint, erwägt der General d' Amade, „W. T. B.“ zufolge, die Verteilung des Betrages der infolge der Nieder⸗ metzelung von Europäern beanspruchten Entschädigungen auf die einzelnen Stämme.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung des Reichs tags befindet sich in der Ersten und 4 2 22
— In der heutigen 103. Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Nieber⸗ ding und der Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke beiwohnten. wurde die Spezialberatung des Etats der Reichs post- und Telegraphenver waltung fortgesetzt und die wiederholt vertagte Debatte beim ersten Ausgabetitel „Staatssekretärgehalt“ wieder aufgenommen.
Abg. Wiedeberg (Zentr.): Die Tagegel der der Poftboten be⸗ dürfen dringend einer Eiböhung; boffentlich wird der Staate sekretär ihre Forderung, die mir sehr berechtigt erscheint, bei der Be—⸗ soldungeaufbesserungs vorlage berücksichtigen. Den Telegraphen⸗ arbeitern hat man endlich Arbeiterausschüsse zugewiesen, ein Foit⸗= schritt, den wir mit Freuden begrüßen. Ueber die Dauer der Arbeitszeit der Telegraphenarbeiter ist in dem betieffenden Erlaß direkt nichts gesagt; es läßt sich aber konstatieren, daß in letzter Zeit eine Verkürjung eingetreten ift. Auf diesem löblichen Wege muß aber fortgefahren und schließlich bis zur neunstündigen Arbeits- jeit vorgezrungen werden. Was die Lohnverhältnisse be⸗ trifft, so bleiben auch da noch manche Wünsche der Tele⸗= , dn, n unerfüllt, namentlich hinsichtlich der gleichen ohnregelung. Den gelernten Dachde kern unter den Telegraphen= arbeitern zahlt die Oberpostdirektion Cöln jetzt im Winter denselben Lohn wie im Sommer, ein lobenswertes und sehr nachahmen wertes Beispiel. Die 6 klagen, daß sie bezüglich des Zehrgeldzuschlages hinter den gleichftehenden Arbeitern der Post- verwaltung zurückstehen müssen. Es sollte so viel wie möglich dafür gesorgt werden, daß die Telegraphenarbeiter, die nur im Sommer Beschästigung haben, auch den Winter hindurch beschäftigt werden. Mit einer Herab letzung des Lohnes für den Winter würden sie sich einverstanden erklären. Eine weitere Klage richtet sich dagegen, daß die Telegraphenarbeiter bei ihrer festen Anstellung ein ehe, Gehalt bekommen, als sie vorber als Arbeiter bejogen haben. Tie Anstellung der Vorarbeiter sollte an erleichterte Bedingungen ge— lnüpft werden. Für die Wabl der Arbeiterausschüsse ist das gebeime Verfahren vorgeschrieben. Da der Abg. Beck diese Bestimmung ge—= lobt hat, möchte ich der Hoffnung Ausdruck geben, daß er in de. Sinne auch auf seine Kollegen im Preußischen bgeordnetenhauß einwirkt und diese für die geheime Wahl gewinnt, die sigr für die Bergarbeiter bekanntlich nicht juge= lafsen haben. Die Auflösungebefugnis der Behörde ist ja nicht ohne Bedenken, doch wollen wir die Entwicklung abwarten; hoffentlich wird auch dem Reichstage seinerzeit ein Bericht über die mit den Arbeiterausschssen gemachten Grfahrungen zugeben, wit wir auch im allgemeinen eine etwas detaillierie Stätistik über die Verhältnisse der Telegraphenarbeiter und Handwerker wünschen. Das am Sonnabend geäußerte Verlangen nach der deutschen Ein heitsmarke ist u. a. damit begründet worden, deß sich die Marken. herstellung dann billiger stellen würde. Biese Verbilligung würde doch nur einen verschwindenden Betrag ausmachen. Meine bayerischen Parteifreunde sehen die Frage als eine politische an, und wir geben ihnen darin recht, daß sie an ihrer postalischen Selk⸗ ständigkeit festhalten. Der Vergleich, den der Abg. von Treuenfels wischen den Fällen Schellenberg und Grandinger gezogen hat, hinkt sebr stark. Schellenberg war kein Postbeamter und hat mit seiner Wahl nicht gegen eine Dienstpflicht verstoßen. Grandinger ist ein im Dienste der katholischen Kirche stehender Geistlicher. Er hat auch für die religiöse Erziehung der Kinder iu sorgen und trägt dafür eine große Verantwortung; er verstößt mit seinem Verhalten gegen seine Dienstpflicht. Ich würde es mir als Gewerk⸗= schaftsvorsitzender auch sehr verbitten, wenn ein mir unterstellter Gewerkschastebeamter sich unterstehen wollte, gegen ordnungs- mäßig gefaßte Beschlüsse der Sewerkschaft vorzugehen. So liegen die Dinge. Andererseits haben auch die Konservatlven
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einmal im jwelten Berliner Wahlkrelse zur Wahl des Sozzal⸗
Demokraten gegen Virchow aufgefordert; etwaz andereg hat Dr. llenberg auch nicht getan. (Schluß des Blattes.)
In der heutigen (32. ihm des Hauses der Ab⸗ eordneten, welcher der Minister der geistlichen 2c. Ange⸗ egenheiten Dr. Hol le beiwohnte, gelangte zunächst der Antrag der Abgg. Schiffer (l), Fischbeck (fr. Volksp.)
nd Genossen zur Beratung ö die nn Staatgreg ecung um eine eingehende Auskunft zu
e. n 1) über die Ergebnisse der letzien vom Herrn Handelsminister angestellten Untersuchung über die Vorbildung der Fort-
bildungsschüler, 2) über die Stellung des Herrn Unterrichtsministers zu diesen
Ergebnissen,
über die Maßnahmen jur Behebung der in diesen Er⸗ gebni 6 ju Tage getretenen Mängel des Volksschul unte rrichts“.
Abg. Schiffer (1): Der 6 ist in der Hauptsache die Wiederaufnahme elner Aktion, die wir schon im y . Jahre be⸗ gonnen haben. Wir verlangten damals von der Regierung eine BDenkschrift über die Materie. Der Antrag wurde unvermutet schnell, ohne daß eine eingehendere Behandlung möglich gewesen wäre, einer Kommis überwiesen; um beute einen solchen Vorgang nicht abermals ju erleben, . ich schon jetzs die Verweisung unseres Antrags an eine Kommission, bitte aber, über diese Frage der weiteren geschäftlichen Behandlung erst nach Schluß der materiellen Diekussion abstimmen ju lassen. Im vorigen Jahre ist der Antrag ohne jede Förmlichkeit in der Kommission begraben worden, und Roß und Relter sab man niemals. wieder'. Was bisher, etwa vor einem Jahre, amtlich über die Ergebnisse jener Enquete verlautete, scheint immerhin an dem vorhandenen Material an , eine Kritik allerschärfster Art darzustellen; die Bearbelstung des Materials ist inzwischen jedenfalls beendet worden, und a. haben das größte Interesse daran, die definitiven Ergebnisse kennen zu lernen; ganz besonders wird es uns darauf an kommen, die Stellung des Kultusministers dazu ju erfahren. Es be— steht anscheinend jwischen den beiden Ministerien des Handels und des Kultus in dieser Frage insofern eine gewisse Spannung, als sie bei der Bearbeitung dieser Angelegenhelt nicht Hand in Hand gearbeltet haben, als bei, der ersten Enquete das Kultus, ministerkum vielleicht ganz übergangen worden ist. Eigentlich sollte doch das Fortbildungsschulwesen dem Kultusressort unterstellt sein, da es sich nicht um Ausbildung für gesonderte Berufgjweige, sondern um die Erweiterung der allgemeinen Volksbildung handelt. Der Kultus minister wird nun vielleicht Bedenken gegen das Resultat der Untersuchungen haben, da eg sich bloß um Stichproben handelt; in der Tat aber besteht namentlich in gewerblichen Kreisen ein ge⸗ wisser Verdacht, daß im Volksschulunterricht nicht alles so ist, wie es sein sollte; insbesondere stellen sich Mängel der Vorbildung bei den laufmãänni chen Lehrlingen heraus. Es möchte also doch zu fragen sein, ob es nicht an der ö. ist, die seit mehr als 30 Jahren be⸗ stehenden Allgemeinen Bestimmungen. die als veraltet erscheinen, zu modernisteren. Der Geographieunterricht ist ganz besonders unzulänglich. Es muß geprüft werden, ob nicht dem vorherrschenden Verbalismus energisch zu Leibe gegangen werden müßte. Dabei werden aber die äußeren Momente nicht übergangen werden dürfen, wie sie sich in der Ueberfüllung der Klaffen, in den weiten Schulwegen und in anderem ausprägen. Gewisse Paradeleistungen einzelner Schulen geben kein jutreffendes Bild bon dem Zustand der Gesamtheit. Es handelt sich bier um ein sehr schwieriges, aber auch sebr bedeutsameg Problem; denn wir als Volk der Denker haben die Pflicht und stehen vor der ernsten, bitteren Notwendigkeit unausgesetzten Fortschritts. Ich schließe mit dem Wunsche, . die ,. dieses Problems un⸗ beschadet ihrer Gründlichkeit so rasch fortschreiten möge, daß wir noch in dieser Tagung ju einem Beschlusse kommen.
ierauf nimmt der Minister der seih ichen Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten Dr. Holle das Wort. An der Debatte beteiligten sich bis zum Schluß des Blattes noch die Abgg. von Ditfurth (kons. und Kesternich (Zentr).
Nr. 8 des ö heraut.
egeben im Ministerium der öffentlichen Arbelten, vom 16. d. M. 1 folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 14 Februar 1908, betr. den Eisenbahntöchterhort; vom 14. Fe⸗ bruar 1908, betr. Unfallverhütungevorschriften; vom 14. Februar 1968, betr. Aenderung des Namens des Brandversicherungzvereins Deutscher Gisenbahnbediensteten. — Nachrichten.
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Kraftdroschkenführer Berlins und der Umgegend hielten, nach der ‚Voss. Ztg.“, eine Versammlung ab, um zu der ge⸗ vlanten gesetzlichen Regelung des Automobilverkehrg Stellung ju nehmen. Es wurde beschlossen, den i . Körperschaften folgende Forderungen unter eingehender Begründung zu unterbreiten: Er— richtung von Fahr, und Fachschulen durch Staat und Kommune mit paritätischer Leitung und Verwaltung; Verbot sämtlicher Privat⸗ Chauffenrschulen; Anstellung don Fachleuten jur Ueberwachung des Verkehrs, spejlell des Automobilverkehrs unter besonderer Berüg'— sichtigung von Ingenieuren und erprobten Kraftwagenführern; Fest. setzung der Höchttgeschwindigkeit in verlehrgreichen Eegenden auf 206 kin die Stunde; Anbringung eines Geschwindigkeitsmessers, der es ermöglicht, daß die jeden Tag jurüczgelegten Fahrten noch nach längerer Zeit nachgewiesen werden können; Ginführung der täglichen acht stündigen Normalarbeitszeit und völlige Beseitigung des Prämien und Prozentlohnsystems. ᷣ ⸗
Die auständigen Gasarbeiter Mailands gl. Nr. 40 d. Bl.) nahmen, wie die ‚Voff. Itg. erfährt, in der Nacht zum Sonnabend die Arbeit wieder auf, behielten sich aber eine neuerliche Streikerklärung vor, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden. .
In der Am sterdamer Diamantindustrie sind, wie die Frkf. Ztg.“ meldet, zur Zeit 500 von den S000 Arbeitern arbeiteloß. Zum Zwecke der Aufrechterhaltung der Lohne und der Preise für geschliffene Diamanten, die jetzt durch die Arbeitslosigkeit efährdet werden, wird zwischen dem Juweliersverein und dem
iam antarbeiterbund über die etwaige 216 Arbeitgeinstellung in der Brillantbranche verhandelt, welche drei Viertel der Diamant- industrie umfaßt. Obwohl noch kein Beschluß gefaßt worden ist, scheint eine grundsaͤtzliche Ginigung wahrscheinlich.
Kunst und Wissenschaft.
Im Verein für Deutscheg Kunstgewerbe lu Berlin sprach am verflossenen Mittwoch der Professor Dr. Richard Graul, Direktor des Kunstgewerbemuseums ju Leipfig, über alte und neue Por- jellan pla stik. Eine resche Ausstellung won fizürlichen Porzellanen, auf Einladung des Vorstandes veranstaltet von den Königlichen Ma nufakturen ju Berlin, Melßen, Nymphenburg und Kopenhagen sowie von der Firma Bing u. Gröndahl (durch C. Kavser), begleitete die Ausführungen des Vortragenden, die im wesentlichen im folgenden gipfelten: Die Porzellanplastik des achtzehnten Jahrhunderts ist ein Hlanzpunkt der deutschen Kunst, der gleichwertig neben andere ähn—= liche, zum Beispiel bie itallenische Bronzekunst der Renagissance, tritt. Im Gegensatze zu ihrem Voꝛrbilde, dem ostasiatischen Porzellan, das wesenllich sich nur dekorativ bewegt, pflegen schon die eisten im Porjellan
tätigen deutschen Kür ftler die figürliche Plastik. So ganz besonders Kändler in Meißen um D seine . Es erscheint auch kaum ein anderes Material so ge ianet wie das Porjellan, dem kapriziösen, feinen Sinne des ausgehender SBarods und des Rolokos ju folgen. Damit ist das
orjellan für uns zug Le ĩ ch ein wertvolles Dokument für die Geschichte der
racht, der Sitte und Der Lebensführung im achtjehnten Jahrhundert ge⸗ worden. Bis in die Dent te des achtzehnten Jahrhunderts hinein behält Meißen unbestritten die Führung in der figürlichen Porjellanplaftikunz alle die anderen, nach iber gegründeten Porzellanfabriken, wie jzum Bei⸗ spiel Wien, Höchsft, Träankenthal, Ludwigsburg, Nymphenburg ver- mögen ihm nicht ganz Den Rang abzulaufen, so Vortreffliches sse auch leisten und so gef cHickt sie auch einzelne Gebiete besonders pflegen. Dagegen übt Sepres mit seinen Biskuitporzellanen großen Einfluß auf Deutschland in der zweiten Hälste des achtjehnten Jahrhunderts auz, und der etwas feminine Charakter der figürlichen Porz Nane dieser französischen Staatsmanufaktur trägt auch in die der r rschen Porjellanfiguren etwas Süßliches hinein. Mit der Herrsckaft Des Klassiigzmuß im Beginn des neunzebnten Jahrhunderts geht Die Porzellanplastik zurück, und nur einzelne Manufakturen, wie m SBeispiel Berlin mit seinen Bieskuit⸗ statuetten leisten sel bft in jener Zeit noch künstlerisch Beachteng⸗ wertes. Im allgemei ren aber sinkt das künstlerische Niveau der figürlichen Porzellane ; Die zahlreich aufkommenden kleineren Fabriken Thüringens und in Franken richten ihr Hauptaugenmerk auf den Handelswert ihrer Fügürlichen Erzeugnisse und nicht auf deren künftlerischen. Auch Die führenden Staatsmanufakturen gelangten allmählich beinahe ir das gleiche Fahrwasser. Mit dem Wieder- aufleben der hbistorisck err Stile in den siebziger Jahren des neunzehnten Jahrbunderts kehrte wren allerdings zu dem alten Barod und den Rokoko⸗ figuren und deren Rich t ang . zurück, aber es wollte im allgemeinen zr. künftlerisch bermerkengwerten Fortschritten nicht kommen. Diese wurden vielme bw erst durch den japanischen Einfluß ausgelöst, der sich in den achtziger Jahren einstellte und der ju Beginn der neunziger Jahre Die . zu Kopenhagen iu ihren bekannter figürlichen rzeugnissen führte. Kopen⸗ hagen nahm sich die Tierwelt seiner Umgebung und das schlichte Familienleben des Dages zum Vorbilde. Und indem es seine plastischen Gebilde nicbt, wie das achtzehnte Jahrhundert, mit Muffel⸗ farben (also über der Slasur), sondern mit Scharffeuerfarben lalso unter der Glasur) töm te, führte es einen ganz neuen Stil des figür. lichen Porjellans berbei! Diesen Anregungen folgten Bing u. Gröndahl in Kopenhagen sehr CLald, während die großen deutschen Staats⸗ manufakturen wie Mer Sen, Berlin und Nymphenburg sich mit Recht zunächst etwas jurückb ie l ten und erst, nachdem die Bewegung sich ab—⸗ geklärt hatte, ihr folgt erz und unter der Führung hervorragender Künstler neue Bahnen von die fer Grundlage aus beschritten. Sowohl Meißen als Berlin hatten im ihrer Ausstellung neben derartigen neueren Erjeugnissen auch noch neue Ausformungen alter Modelle aus⸗ eftellt, die auch gan? irn alten Sinne bemalt waren, sodaß die Zu⸗ 89 66. die den Sc cl bis auf den letzten Platz füllte, Gelegenheit hatte, an vortrefflich err Stücken die Richtung der alten Porzellan- plastik mit der neue rer zu vergleichen. Für diese neuere Porjellan⸗ plastik lieferten dann Die Auststellungen von Nymphenburg, Kopen bagen und Bing und Sröndahl nech weiteres Vergleichs material in Fülle. Sehr erfreulicB war, daß all den vielen Ausstellungsstücken der Name des entwerfenden Künftlers beigefügt war, sodaß auch dadurch den Besucherr S Selegenheit jzur Bereicherung ihrer Kenntnisse gegeben wurde.
Das Königliche Institut für Meereskunde, Georgen— straße 34 —= 36, veran ft aLlLtet in der kommenden Woche, Abends 8 Ühr, fol gende öffentliche, Oer Ten und Damen zugängliche Vorträge: Am Dienstag spricht der Professor Gottsche⸗ Hamburg über Die Geschichte der Elberm ü nmdung'; am Freitag Dr. Roloff ⸗Berlin über Die französische Solonialpolitik vor der Revolution und in der modernen ö. Sim Laßkarten sind von 12 bis 2 Uhr Mittags und an den Vortragsaben Den selbft von 6 Uhr ab zum Preise von 25 8 in der GeschäftsSftelle des Instituts ju baben. Der für Donnerstag k WBortrag des Regierungsrats Zoepfl⸗Berlin über Südamerika im eLrtwerkehr“ findet wegen Behinderung des Vor⸗ tragenden in diesem TSinter nicht statt.
Die russische M a rr muterpedition, die den an der Mündung des Janaflufses in Si Sirien entdeckten Mammutkadaver bergen soll, tritt, nachdem das ruf füsche Finanzministerium die erforderlichen Mittel bewilligt hat, dieser Tage ihre Reise an. Sie besteht, wie die St. Petersb. Ztg.. TτIitteilt, auß dem Geologen K. A. Wolosso⸗ witsch und dem Zoologen GC. W. Pfizenmayer. Jener, der das
Janadelta schon alSs Teilnehmer an der Polarfahrt Baron Tolls bereist hat, ift. mit der Untersuchung des Fundorts und seiner Umgebung sorwwie der Lagerungsverhältnisse des Mammuts
betrant. G. W. Pfize nm rmayer übernimmt die zoologische Untersuchung, insbesondere der Eingeweide des Mammuts, die, nach den Tele⸗ grammen aus Jakut SFE, vollkommen erhalten sein sollen. Er war bereits Mitg Lied der letzten erfolgreichen Mammut expedition an die Tolvma, deren Ergebnisse: das vollständige
kelett, die ausgestowfte Haut und jahlreiche Weichteile eines
jungen Mammutbullen S, jetzt die größte Sehenswürdigkeit des Zoologischen Museurm S der trussischen Akademie bilden. Die Reise der Expeditior geht, nach Verlassen der Sibirischen
Bahn bei Irkutsk, über Jakutek und Werchojansk nach Ustjansk, von wo der Fundort etwa 300 Werst entfernt liegt. Die größere 3000 Werst betrag erde Strecke Irkutsk — Jakutzt wird mit Pferdeschlitten, die 2SOdo Werst lange Strecke von Jakutsk über Ustjansk jum und ort mit Renntierschlitten zurückgelegt werden. Diese gewaltige Schlittenfahrt von 5800 Werst bofft die Expedition in etwa 2 onatem zu erledigen, wobei ihr im Interesse einer möglichsten Beschleur i gung die weitgebendste Urterstützung der örtlichen Behörden ger Ahrt werden wird. Nach Untersuchung, Aus⸗ grabung und Bergung Des Mammuts beabsichtigt die Expedition den Transport während Ses Monats Mai noch auf Schlitten durch die nordische Meostundra wach dem 1000 Werft entfernten Bulun an der Lena ju bewerkste Ligen, von wo aus dann im Sommer auf ö. . Irkutsk? und die Bahn ohne Schwierigkeit erreicht werden kann.
—Heater und Musik.
MN ern es Schauspielhaus.
Eine liebenswürdige und durchaus nicht schaurige Gespenster⸗ 6 liegt dem pBQrntastischen Lustspiel Die Dame mit den il ien von Rudolf retzber zu Grunde, das am Sonnabend im Schauspielhause arr ollendorfplatz den Beifall einer zahlreichen
uhörerschaft fand. Die bekannte Ueberlieferung von der Weißen rau, die zu mitternächtlicher . in Beziehung zu einer zarten
tebesepisode gebracht, die sich am Hofe irgend eines Duodej⸗ fürften um die Mitte De sS achtjehnten Jahrhunderts abspielt. Etwag von dem anmutigen Set ndel der Rokokoeit lebt in Presbers zierlich wie auf n er Sim herschreitenden Versen wieder auf. Manches nachdenkliche und kluge Wort aber und manche schaif geprägte tiefe und beberzigenswerte Senterm z erscheint in solcher Umrahmung nicht minder
Stunde in manchem alten losse umgeht, wird hier
zeitgemäß; denn auch unter Zopf und Puder, und unter den Schnürleibchen und geblümten Seidenwesten dachten und empfanden Menschen Birne und Herzen nicht anders als beute. Die Spukgestalt der Weißen Frau steht im Mittelpunkt
der Handlung. Sie Bat sich just in dem Augenblick wieder . da der alte Fürst im S egriff stand, seine Enkelin dem Prinzen Erwin zu verloben. Fürst umd Dof sind darin einig, daß die Erscheinung eine Wanung sei, vor diesem Vorhaben abjuflehen. Aber der m der die Prinzesf ür aufrichtig liebt, will nicht um eines Ge⸗ pensteg und Hirnges ir ftes willen weichen. Er will dem Spuk nachspüren, und läßt fich den Schlüssel zu dem verschlossenen Lieblinge⸗
gemach der verstorbenen Fürstin geben, wohin, wie der wachthabende Dffizier versichert, das Gespenst seit einiger Jeit täglich um Mitter⸗ nacht sich begibt. In Gemeinschaft mit seinern Kammerdiener durch⸗ wacht er dort die Nacht. Hier ist er Zeuge eines seltsamen Schau⸗ er der Geist der verstorbenen, ihrer Enkelin (seiner Brant) auf allend gleichenden Fürstin betritt Punkt 12 Uhr das Gemach, bald darauf öffnet sich eine verborgene Tur in der Wand und ein anderer Jenseitsbewohner tritt ein, ein spanischer Marquis, zu dem die für fromm und unnahbar geltende Fürstin zu Lebzeiten heimlich jarte Be—⸗ ziehungen unterhielt. Sie plaudern und scherzen, tanzen zu den Weisen eines geisterhaften Orchesters ein zierliches Menuelt, und die Fürftin weist dann auf ein Geheimfach hin, wo sie ihre Liebesbriefe verwahrte. Da schlägt's Gins, der Spuk verschwindet. Aber daß das, was er sah, kein Traumgesicht gewesen, wird dem Prinzen obne weiterez klar, als er die Liebesbriefe der Verstorbenen an der bezeich neten Stelle findet. Der Hesitz dieses dem alten Fürsten sehr pein- lichen Geheimnisses sichert ihm die Hand der Prinzessin. Die Briefe aber, von denen nur er und der Fürst Kenntnis haben, werden aus Pietät für die Verstorbene verbrannt. Unter Halms Regie bot die Aufführung, die durch ein flotteres Spieltempo und einige Kürzungen noch gewinnen dürfte, eine Reihe sehr teüvoller sienischer Bilder. Besonders gut war die mit humorvollem Gruseln eingeleitete Spuksjene veranschaulicht, bei der ein von Bogümil Zepler vertontes (leider von Fräulein Goericke sehr schlecht , Liedchen und das von demselben Komponisten stammende, nierliche enuett die Stimmung förderten. Ueber die Geister⸗ geschichte selbst kann man denken, wie man will, dem Dichter wird man die Kühnheit als Recht jzugestehen müssen, ein Motiv, das in der Tragödie (. Hamlet“, Die Ahnfrau' u. a) oft genug verwendet wurde, auch einmal zum Gegenstand eines Lustspiels ju machen. In den Hauptrollen zeichneten sich Harry Walden als Prin Eenst Arndt in der Leporellorolle seines Kammerdieners, Adolf Klein als alter Fürst und Klara Goericke als Prinzessin aus. Lebhafter Beifall rief nach den Akischlüssen mit den Darstellern auch den anwesenden Dichter mehrmaltz hervor.
Residenztheater.
Das Residenztheater bat dem übermütigen dreiaktigen Schwank „Bibi“, der am Freitag seine 25. Wiederholung erlebte, einen Ein—⸗ akter:; Der selige Octave von Mirande und Göéroule (deutsch von Hans Hansen) hinzugefügt, der den kurzweiligen Abend noch um ein lustiges Stücklein verlängert. Es handelt sich um den nicht sehr geschmackvellen Scherz, daß einer sich tot stellt, um die Ge⸗ spräche der ihn Umgebenden ju belauschen. Die diskrete Darstellung Richard Alexanders half aber über alle Bedenken leicht hinweg und erweckte fröbliche Heiterkeit. Zu erwähnen ist noch, daß in Bibi' Fräulein Gregowicz die früher von Fräulein Dewal gespielte Rolle der jungen Frau übernommen hat und am Freitag mit Anmut und Schelmerei durchführte. Im übrigen war die Besetzung die gleiche wie bei der Erstaufführung und der Erfolg nicht minder stark.
Im Königlichen QOpernhause findet morgen abend eine Aufführung von Richard Wagners „Walküre“ statt. In den Haupt rollen sind die Damen Plaichinger, Hiedler, Götze sowie die ren Kraus, Bachmann und Knüpfer beschäftigt. Dirigent ist der Kapell—⸗ meister von Strauß.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Ernft von Wildenbruchs Schauspiel Die Rabensteinerin', mit Fräulein Wachner in der Titelrolle, aufgeführt. In den anderen Hauptrollen sind die Herren Matkowsky, Kraußneck, Staegemann, Patry, Pohl, und die Damen von Arnauld und Butze beschäftigt.
Oskar Straus' ‚Walzertraum“ bleibt auch fernerbin auf dem Spielplan des Theaters des Westengs. Nächsten Sonntag wird Nachmittags „Die lustige Witwen, mit Marie Ottmann in der Titel⸗ rolle, wiederholt.
Im Neuen Theater wird auch in dieser Woche alltäglich das Bernsteinsche Schauspiel Simson“, mit Ferdinand Bonn in der Hauptrolle, aufgeführt.
Im Lustspielhause bleibt auch in dieser Woche Panne“ von Richard Skowronnek, das in Kürze jum 50. Male wiederholt wird, allabendlich in der Besetzung der Erstaufführung auf dem Spiel⸗ ee. Nächsten Sonntag wird Nachmittags „Ein toller Einfall“ ge⸗ geben.
Im Friedrich⸗Wilbelmstädtischen Schauspielbause wird das Schauspiel Meister Joseph! von Eberbard König am heutigen Montag, am Donnerstag, Freitag und Sonnabend aufge⸗ führt. Morgen (77 Uhr) wird „Kriembilds Rache“ (. Die Nibelungen“ 3. Teil) und am Mittwoch „Der gehörnte Siegfried! und „Sieg frieds Tod ¶ . und 2. Teil) aufgeführt. Am Sonntag, den 23. d. M., gebt Oskar Blumenthals und Gustar Kadelburgs dreiaktiges Lustspiel Der blinde Passagier⸗ in Siene. Für nächsten Sonntag ist Nach⸗ mittags Lessings ‚Nathan der Weise“ angesetzt.
Im Thaliatheater bleibt die Posse Immer oben auf!“, mit Alexander Girardi in der Rolle des Wiener Hausverwalters, auch fernerhin auf dem Spielplan.
Friedrich Kavßler hat von der Direktion des Deutschen Theaters einen Urlaub erhalten, um in der nächsten Neubeit des Hebbeltheaters, Julius Babs tragischer Komödie Der Andere“, eine Hauptrolle zu spielen, desgleichen Frau Fehdmer von der Direktion des Neuen Schauspielhauses.
Die Rezitatorin Gertrud von pe et sg ibt im Theatersaal der Königlichen och schule für usik morgen einen Vortragsabend, der unter dem Titel Aus dem Leben des Kindes“ nur Dichtungen bringen wird, die dem Dasein der Kleinen abgelauscht sind. Das Programm enthält u. a., mit Bewilligung Gerhard Hauptmanns, Bruchstücke aus Hanneles Himmel fahrt; ferner Prosa von Gustav Frenssen, Gustav af Geyerstam und Franziska Mann. Die Verskunst wird vertreten durch A. von Chamisso, Carmen Sylva, Rudolf Presber, Reuter, Willibald Gunther und Albert Sergel. .
Die Aufnahmeprüfung für die Marie Seebach⸗Schule des Königlichen Schauspielhauses zu Berlin findet Montag, den g. März 1908, Vormittags 11 Uhr, im Königlichen Schauspielhause statt. Die Marie Seebach Schule gewährt hervor⸗ ragend y Herren und Damen im Alter von 16 bis 21 Jahren unentgeltliche Ausbildung für den Schauspielberuf. Anmeldungen sind sofort an das Direktorium der Marie Seebach⸗Schule des König⸗ lichen Schauspielhauseg zu Berlin NW. 7, Dorotheenstr. 2, zu richten.
Die Konzertdirektion Hermann Wolff kündigt für diese Woche folgende Konzerte usw. an: Dienstag: Saal Bechstein: Konzert von Elsa Launhardt⸗Arnoldi (Gesang) und Ernst Hoff zimmer Klavier); Beethovensaal: Liederabend von Thea Huldenfeldt, am Klavier:
titz Lindemann; Singakademie: V. Abonnementskonzert des Waldemar
eher · Quartetts, itwirkende: Klara Erler, Ernst Breest, Willy Lang, Willibald Wagner und Heinz Bever; Klindworth,Scharwenka— Saal: Konjert von Erna Klein (Klavier,, Mitwirkung: Elsa Ruegger (Violoncelloh; Theatersaal der Kgl. Hochschule für Musik: Dichtungen aus dem Leben des Kindes“, vorgetragen von Gertrud von Hagen Vethacke; Philbarmonie: populäres Konzert des Philharmonischen Drchesters, 3 Dr. Ernst Kun⸗ wald. — Mittwoch: Saal Bechstein:? I. Kammermußsfk.« abend des Zimmer⸗Streichquartetts aus Brüssel (Albert Zimmer, Georges Ryten, Louis Baron und Emile Doehaerd); Beethoven saal: III. Liederabend von Franz Naval, Kaiserlicher und Königlicher Kammersänger, am Klavier: Otto Bale; Blüthnersaal 6 von Otto Süße, am Klavier: Bruno Hinze Reinhold; Philbarme- in: populäres Konzert des Philharmonischen Orchesters, Dirigent. Dr. Ernst Kunwald. — Donnerstag: Saal Bechstein Klarieradend von Blanche Selva; Beethodensaal: Konzert von Aldo Aatenietti (Violine) und Mary Gray (Gesang am Klavier: Coenraad B. Bos;
Singakademie: Klavierabend von Oskar Springfeld, Mimirkung?