beurteilen können: wir befinden uns jetzt im Februar, der neue Etat bringt so und soviel neue Stellen aus, eg sind Tausende von Ver⸗ setzungen nötig — wenn die Verwaltung bis zur Genehmigung des Gtats wartete, so würde es ja kaum möglich sein, die Beamten fruher als am letzten Tage zu versetzen. Ich verfüge deshalb schon auf meine Gefahr Versetzungen früher, in der Annahme, daß der Etat hier angenommen wird; und nur wenige Verfügungen erfolgen kurz vor dem Termine, sie können nicht früher geschehen. Aber die Herren wollen überzeugt sein, daß die Versetzung so früh wie möglich ausgesprochen wird. Wenn Wünsche um Versetzung an die Verwaltung herantreten, so werden in solchen Fällen, wo die Wünsche begründet sind, wo also wirklich aus Gesundheite⸗ rücksichten eine Versetzung notwendig ist, die Versetzungskosten gejahlt. Es ift aber dabei nicht zu vergessen — und ich glaube, das ist eine Wahrnehmung, die nicht bloß bei der Reichspoff. und Telegraphen⸗ verwaltung gemacht ist, sondern bei allen Verwaltungen — daß bei den Beamten, die gern versetzt werden wollen, irgend ein Mitglied der Familie sicherlich das Klima nicht vertragen kann (Heiterkeit), und daß wir die wunderbare Erfahrung gemacht haben, daß, wenn eine Versetzung gewünscht und auch erfüllt wird, und der Beamte nun nach dem neuen Orte kommt, dann der Arzt sagt: ja, das ist gar kein richtiger Ort für Sie, was wollen Sie denn hier? Sie müssen wieder fort. Bei Beurteilung solcher Wünsche ist also, glaube ich, eine gewisse Vorsicht notwendig, damit man nicht zu einem fasschen Urteil kommt.
Einer der Herren Vorredner hat dann zum Ausdruck gebracht, daß bei den Vergebungen der Bedürfnisse der Verwaltungen doch eme größere Verteilung der Leistung stattfinden möchte und nicht einzelne Personen besonders berücksichtigt werden. Ich glaube, der Serr Tb. Lattmann führte besonders Fahrräder an. Ich möchte ihm darauf erwidern, daß selbstverständlich bei Ginführung neuer Beförderungt⸗ mittel, wie vor Jahren der Fahrräder, Beförderungsmittel, die in den verschiedensten Benirken notwendig wurden, die Verwaltung erst einmal Erfahrungen sammeln wollte, welche Fahrräder sich am besten eigneten. Nun kann man das doch nur in der Weise machen, daß man einen Typ durch das ganze Reich einführt und sagt: obgleich diese Fahrräder nun von den verschiedensten Menschen behandelt werden, wollen wir einmal sehen, ob der Lieferant, dem wir unsere Anforderungen mitgeteilt hatten, den Ansprüchen gut genügt. Das ist geschehen, und dazu ist eine Firma ( in Dresden ausgewählt worden. Sie hat uns Fahrrãder zu unserer vollen Zufriedenheit geliefert, Nachdem Jahre vergangen. waren und vẽñ den Oberpostõirektionen auch Wünsche geltend gemacht wurden, die Versendung ju Reparaturen ju vermeiden, und dabei an⸗ geführt wurde, daß in den Bezirken geeignete Lieferanten vorhanden seien, sind wir seit einigen Jahren dazu übergegangen, auch einigen Oberpostdirektionen zu überlassen, in ihren Bezirken Fahrradunter⸗ nehmer auszuwählen, soweit Sicherheit besteht, daß deren Produkte ebenso gut sind wie die andern.
Es sind im weiteren die Plombenlieferungen angeführt worden. Ja, meine Herren, um in den Bahnvosten Siegellack zu vermeiden, sind solche Plomben, auch für Wertsachen, eingeführt. Da ist es natürlich notwendig, daß das ganz vorzügliches Fabrikat sein muß. Wir haben daher geglaubt, nicht anders vorgehen ju können, als daß wir nur wenige, ganz zuverlässige Lieferanten für die Lieferung aus⸗ gewählt haben und uns der Patente bon diesen Lieferanten bedienen.
Die Stellung der Postverwaltung dem Handelsstande und besonders dem Kleinhandelsstande gegenüber ist ja bekannt; und ich kann einem der Herren Vorredner, der ausführte, daß in Vlauen die Beamten Selbstschlachtungen vorgenommen und die Diensträume zur Herstellung von Wurst benutzt hätten, nur erwidern, daß, sobald diese Tatsache der vorgesetzten Behörde bekannt geworden ist, sie selbst⸗ verftändlich die Sache gerügt und verboten hat.
Ich möchte dann noch auf den Fall der Verwendung von Militäranwärtern in Diätarienstellen zurückkommen und dem Herrn Abg. Werner erwidern, daß er doch falsch unterrichtet ift, wenn er glaubt, daß die Postverwaltung etwas Unerlaubtes täte, wenn sie die Militãranwärter nun auch für Diãtarienstellen annehme. Das geschieht selbstverstãndlich nur nach Vereinbarung mit der Behörde, die in erster Linie die Vertreterin der Ansprüche der Militãranwärter ist, das heißt mit dem preußischen Kriegs ministerium. Die Annahme der Militäranwärter als Diätarien gereicht den Anwärtern zum Vor⸗ teil. Den Herren ist ja bekannt, daß die Reichs. Post. und Telegraphen⸗; verwaltung die einzige Behörde war, bei der Militãranwãrter gleich in etatsmäßige Stellen kamen; bei allen anderen Behörden mußten fie erst durch die Diätarlenstellung gehen. Nun ist im weiteren be⸗ kannt, daß der Bedarf an Assistentenstellen gegenwãrtig nicht so groß
wie er früher war, und daß infolgedesen, da die Militãranwäͤrter nur einen Teil dieser Stellen bekommen, Militäranwärter nur in geringer Zabl hätten angenommen werden können; um diesem Uebel ftande abzuhelfen, nahmen wir nun auch Militäranwärter für Diätarienstellen. Infolgedessen bleiben die Aussichten für die Militaranwarter auch ferner gůnstig.
Ich komme nun zu der Ausführung des Herrn Abg. Kulergki, der einen Fall zur Sprache gebracht hat, den be— reit? ein Mitglied der Budgetkommission jur Sprache brachte, indem er eine Zeitungsnotiz anführte, nach der ein Land⸗ brieftrãger wegen seiner Wablabstimmung postseitig befragt und zur Rechenschaft gejogen sei. Ich habe in der Budgetkommission damals erwidern müssen, daß der Fall mir nicht bekannt sei, daß ich aber Veranlafsung genommen habe, Bericht darüber einzufordern. Dieser Bericht ist eingegangen, und danach stellt sich der Sachverhalt doch etwas anders, alt der Herr Vertreter der polnischen Fraktion hier ausgeführt hat, und ich glaube, es wäre recht gut gewesen, da ihm der Fall bekannt war, daß er ihn doch zutreffend geschildert hätte, damit der Gindruck verwischt würde, als ob irgendwie seitens der Postverwaltung nach der Art der Stimmabgabe des Briefträgerg geforscht wäre. Der Sachverhalt ist folgender: In dem Ort Groß-Lutau war nach der letzten Reichgtage˖ stichwahl, bei der auf den deutschen Kandidaten 13 Stimmen ent⸗ fallen waren, der Lehrer in Verdacht geraten, den volnischen Kandidaten gewählt zu haben. (Heiterkeit in der Mitte.) Anlaß ju dem Ge⸗ rächte batte der Umstand gegeben, daß bei der Zusammensetzung der Wähler die 18 deutsche Stimme nur bon dem Lehrer oder won dem Land⸗ brlefträger Schaleki abgegeben sein konnte, und daß Schalgki von dem Postagenten einen Wahliettel für den deutschen Kandidaten er beten und nachher geäußert hatte, er habe diesen gewäblt. Kurje Zeit darauf
ö. in dem berichtet wurde, daß der Lehrer in Groß · Eutau den p Kandidaten gewählt habe. In dem auf Antrag des Lehrers gegen den Redakteur eingeleiteten gerichtlichen Strafverfahren wegen Beleidigung ist durch das eigene Zeugnis des Schalekt, also des Land. brieftrãgers, festgestellt worden, daß nicht der Lehrer, sondern daß Schal gk seine Stimme dem polnischen Kandidaten gegeben batte, also— ledig ⸗ lich, meine Herren, wie hier festjustellen ift, durch dag Verfahren, welches der Lehrer wegen Beleidigung gegen die Zeitung eingeleitet batte. Die Oberpostdirektion in Bromberg hat dem Schal ski vor⸗ halten lassen, wie unehrenhaft sein Verhalten dem Lehrer gegenũber ist. Dem damit beauftragten Beamten hat Schalskt das Unehren⸗ hafte seiner Handlungsweise eingeräumt und zugleich die Bitte aus. gesprochen, mit Rücksicht auf sein hohes Alter und seine weit vor⸗ geschrittene Gebrechlichkeit seine Versetzung in den Ruhestand herbei⸗ juführen. Da Schaleki 61 Jahre alt ist und nach dem von ihm bei⸗ gebrachten ärntlichen Zeugnis seinen Berufepflichten nicht mehr ge⸗ wachsen ist, wird seinem Antrage entsprochen werden. So stellt sich also die Sache in ganz anderer Weise dar, als der Abg. Kulerski sie geschildert hat.
Abg. Dr. Struve (fr. Vgg.): Der Rückgang des wirtschaft⸗ lichen Verkehrs hat natürlich auch auf die Einnahmen der Vost⸗ derwaltung zurückgewirkt. Daß die Aufhebung dez Ausnahme arifs für den Orts, und Nahverkehr nicht etwa zur Erhöhung der Ein. nahme, sondern vielmehr zu deren Abnahme geführt hat, hat auch die un verdächtige Deutsche Tages eitung' anerkannt, ebenso daß auch die Fahrkartensteuer denselben Effert gehabt hat. Es ist mir erfreulich, einen Sünder ju sehen, der Buße tut. Leider ift es die Post⸗= vberwaltung, die willfährig den Wünschen des Reichstags in dleser Richtung entsprochen bat. Die Verhältnisse in Württemberg könnten unserer Verwaltung zum Muster dienen. An den Schaltern sitzen allerdings keine so schön uniformierten Beamten wie bei uns, dafür ist aber das Porto wesentlich billiger als bei uns. Wenn es wahr sein sollte, daß die für die Unterbeamten in Austsicht genommene Gehaltserhöhung des Anfangsgehalts nur 10 o betragen soll, , könnten, wir uns damit in keiner Weise zufrieden geben. Vielleicht teilt uns der Staatssekretär mit, welches Ergebnis die Ermittlungen darüber gehabt haben, inwieweiß die Unter⸗ beamten in die Stellungen der mittleren Beamten einrücken können. Anscheinend sind gewisse amtliche Funktionen von der Bewertung als gehobene Stellen ausgeschlofsen worden, so die der Geldbesteller, nach unserer Meinung mit Unrecht. Dankbar erkennen wir an, daß , . Stellen für Leitungsaufseher geschaffen werden sollen. Seh?
erechtigt sind immer noch die Klagen über Nichtanrechnung der Militärdienstjeit; es müßte doch endlich etwas geschehen, um der offenbaren Ungerechtigkeit ein Ende ju machen, daß das Jahr 1895 bier eine gan? unvęrständliche Grenze zeg. Sin Angestellter kann auf diese Weise im Laufe der Jahre im Vergleich zu einem anderen Angestellten, der mit ihm an demselben Tage in den Dienst trat, um Tausende geschädigt werden. Es liegt ja nun vielfach der Grund für solche Ungerechtigkeiten nicht in dem mangelnden sozialen Ver⸗ ständnis der obersten Spitzen der Verwaltung, sondern in dem leidigen Umstande, daß solche Reformen mit Geldkoften verknüpft sind. — Eine allmähliche Herabsetzung der Dienststundenjabl muß im Inter⸗ esse der Gesundbeit und Leistungsfähigkeit der Beamten befürwortet werden. Die Briefträger in den großen Städten haben einen be⸗ sonders schweren Dienst; man sollte für sie eine Leistungsgrenze und die Trennung des Briefsendungs, und des Drugksachenberkehrs in Er⸗ wägung nehmen. Auf dem Lande befinden sich die Postbefõrderer in übler Lage. Die Erhöhung des Futtergeldes entspricht nicht entfernt den seit dem neuen Zolltarif eingetretenen bedeutenden Preis. steigerungen, so daß sie den Pferden vom Futter abziehen müssen. Daher sehen denn die Landbriefträgerpferde heute auch fast alle jammerlich aus. Die Tagegelder der Postboten könnten durch Weg⸗ fall des gänzlich überflüffigen Probejahres aufgebessert werden. Der Postverwaltung sollte doch auch nur angenehm sein, wenn die Beamten mit Reinigungzarbeiten, Straßenkehren usw. nicht be= schäftigt werden sollen; diese Arbeiten könnten doch durch Frauen be⸗ zärgt werden. — Wenn die Unterbeamten den Beschwerdeweg be schreiten, sollte man nicht immer gegen fie vorgehen, sondern auch den Vorgesetzten ab und zu einmal zeigen, daß man Gerechtigkeit zu üben gewillt ist. Es ist doch ferner kein erwünschter Zustand, wenn eine Bame als Fernsprechgehülfin nicht angenommen wird, weil ihr Vater in demselben Dre Postunterbeamier ist. In Hildesheim wurde einem Lehrer don dem Regierungspräidenten verboten, Poft⸗· unterbeamten Unterricht zu erteilen. Es follte eine Pete cu ins Leben gerufen werden. — Dle materielle nterstũtzung der Erholungsheime für die Beamten begrüßen wir mit Freude als ein sehr nachahmenswertes Beispiel. Die Wünsche der Telegraphen⸗ arbeiter, die sich in einem Bunde jusammengetan haben, müssen wir faft durchweg als berechtigt anerkennen. Mit dem veralteten System der Vertrauensärzte sollte die Postverwaltung endlich brechen. Ich habe einen sehr berechtigten Zweifef, ob nach den Vorkommnissen des letzten Jahres und nach den Erklärungen des Staats sekretars in diesen Kreisen noch erbebliche Neigung besteht, weiter in ein Verhältnis zur hohen Postverwaltung ju treten. In dem bekannten Falle des Wiesbadener Vertrauensarjtes Schellenberg können wir das Ver— halten des Staatssekretãrs nur auf daz allerschärfste verurteilen. Der Staats sckretär hat ja selbst mitgeteilt, daß die Sache nur durch die Schwatzhaftigkelt einer Kellnerin in die Deffentlichkeit gekommen ist. Er sägte anderseitz, die Stimmabgabe fei nicht die Ursache der Maßregelung. Wenn er so genau unterrichtet war, wird er auch wissen, daß die Oberpoftdirektion in Frankfurt dem Dr. Schellenberg in dürren Worten eröffnet hat, daß seine Stimmabgake der Grund der Lösung des Verhältnisses ist. Dr. Schellenberg bat seinen Kollegen am Biertisch g fl. 294 er den Sozialdemokraten als das kleinere Uebel gewäblt Katte. Diefe Aeußerung bört eine Kellnerin, teilt sie dem nationalen Stammtssch mit, an dem auch ein Postrat a. D. sitzt, der die Sache weiter nach Wiesbaden und Frankfurt meldet. Zuerst wurde ein Einschreiten abgelehnt; dann aber kam ein Abgesandter der Oberpostdirektlon zu ibm, um bon ihm Auskunft über seine Stimmabgabe zu fordern. Diefe lebnte er ab, worauf der Abgesandte seinen amtlichen Auftrag fũr erledigt erklärte. privater Unterhaltung mit seinem nunmehrigen Gaste tesste diesem Dr. Schellen ewählt hätte. Wenige an versuchte nachher, ihn Norddeutsche Allgemeine worin Dr. Schellen ert wurde Dem
demokrat, 9 wahl fũr 98
er .
der hl
der Minist das war 1882, und nun leben wir in einer liberalen Aera! ist wirklich schwer, satiram non
seribsre. Es handelt da Leute, die für wenig Geld in den Dienft der 2 — m, in eine geistige Knechtschaft zu
erschlen in der Nr. 42 der ‚Flatower Zeitung“ vom 117. April ein
— 6 ,, t er weer ee fl fh er d r , irn, nr w. ,,.
amtlichen Stellen gefragt worden, ob sie nicht auch ju der Sache Stellung Jehmen könnte. Sie bat erklrt, . zu haben, auf die Sache wollen uns geistige Kne Sozialdemokratie oder nicht, liches Recht der Stimm haben einmütig für Schellen ãhnlicher all passiert wie Telegraphensekretãär Schwarr, der ge⸗ wählt werden sollte, durch Lauen⸗ stein mitgeteilt worben, Ta erteilt werden könne, als Stadtberordnet?r zu kandidieren. Der Postdirektor hat seine Befugniffe überschritten, es steht ibm überhaupt nicht zu, einem Telegraphensekretär das zu verbieten. Wir mit den Sozialdemokraten in Kiel einen schweren Kampf zu kämpfen, und nun beteiligten fich infolge des Uebergriff3s deg Ober- poftdirektors weniger Poslbeamte an der Wabl, und infolgedessen wurden statt 5 bürgerlicher d sozialdemokratische Stadtverordnete in Kiel . Das wird doch auch der Postverwaltung wohl nicht angenehm sein.
Staatssekretãr des Reichspostamts Kraetke:
Meine Herren! Ich muß gan entschieden dagegen proteftieren, daß Herr Dr. Schellenberg gemaßregelt worden sei. (Lachen und Un⸗ ruhe links) Ich sehe darin gar keine Maßregelung. Ich stehe auf dem Standpunkte, daß, wenn jemand ein Amt übernimmt, er auch ge⸗ wisse Pflichten hat und gewisse Rücksichten zu nehmen hat. Das Vorgehen der Reiche postverwaltung ist erfolgt, weil in die Kreise der Postbeamten hinein das Gerücht verbreitet gewesen ist, Herr Dr. Schellenberg habe soʒialdemokratisch gewahlt, und weil dieses Gerücht sich als wahr erwiesen hat. Ich konnte nicht jedem Unterbeamten und Beamten sagen: Herr Dr. Schellenberg hat zwar sozialdemokratisch gewãhlt, er ist aber kein Sozialdemokrat, es ist gar kein Makel an dem Herrn. Ich habe ausdrücklich gesagt, daß jeder vollständig das Recht hat, frei ju wählen und da es eine gebeime Wahl ist, kein Mensch danach forscht. Wenn aber Herr Dr. Schellenberg so unvorsichtig gewesen ist, darüber zu sprechen, und dag in die Kreise der Postbeamten dringt, von denen ich nicht dulde, daß sie der So nialdemokratie angeboren (Bravo! rechts — erregte Zurufe und große Unruhe links und bei den So), so würden Irrungen entstehen; dann könnte es beißen: die Höhergestellten können tun, wag sie wollen, die dürfen sozial⸗ demokratisch wählen, und bei unt aber duldet es der Chef nicht. (Andauernde Unruhe links und bei den Soi.) Meine Herren, ich habe persönlich als Mensch mein Bedauern ausgesprochen, daß Herrn Dr. Schellenberg dies passiert ist, und eg ist unrichtig, wenn Herr Dr. Struve es jetzt umdreht und so schildert, als wenn ich Herrn Dr. Schellen berg für einen Sozialdemokraten gehalten hätte. Das ist mir nicht eingefallen. (Zuruf links: Das ist ja ganz gleichgültig) Ihnen ist das gleichgültig, aber mir nicht. (Lachen und Unruhe links bei den Soꝛialdemokraten.)
Im weiteren muß ich nochmals betonen, daß von meiner Seite oder von seiten der Reichepostverwaltung keine Zeile in irgend eine Zeitung gekommen ist. Herr Dr. Struve hat ja erklart, ich hätte das gesagt, und er müsse das glauben und glaube das auch. Ich möchte das auch energisch in Anspruch nehmen und muß ihn bitten, wirklich zu glauben, daß von seiten der Reichs post verwaltung nichts in die Zeitung gekommen ist. Ich bin aber nicht in der Lage, ibm ju sagen, wer den Artikel in dieser Zeitung, die ja ganz frei ist, geschrieben hat. (Bravo! rechts. Unruhe in der Mitte, links und bei den Sonaldemokraten.)
Abg. Eickhoff (fr. Volkgp.): Der Staatssekretär hat in dieser Frage eine ganz andere Auffa ung als wir. 86. hätte als Staats⸗ sekretãr den ganzen Fall als ellnerinnenklatsch behandelt, wie er es verdiente. In der geplanten Reform der Telephongebfhren erblicken! auch in meiner Heimat die Kaufleute und Industriellen einen bedauerlichen Rückschritt. Wie stebt es mit Fer Erhaltung der Bezirtefernsprechnetze in den bergischen Landen? Der Abg. Linz hat gestern schon die Befürchtung ausgesprochen, daß sie aufgehoben werden sollen. Dadurch würden die Interessenten aufs schwerste ge⸗ schãdigt werden. Ich wäre dem Staalssekretär dankbar, wenn er uns eine beruhigende Erklärung gäbe. Wenn die höheren Beamten ein akademisches Studium dunchmachen fellen, fo ist daz ein Fort⸗ schritt, namentlich in der Richtung, daß sie naturwissenschaftlich mehr durchgebildet werden. 6 und Telegraphenbeamte müßten wobl eine verschiedene usbildung erhalten, denn bei den letzteren handelt es sich vorwiegend um eine technische Ausbildung. Es ist nur freudig zu rüßen, daß sich der Kronprinz ent- schloffen hat, an der technischen Hochschüle Studien zu treiben. Um einen Dualismus zu bermeiden, follte der Staats sekretãr sich daju enischließen, den jetzigen böberen Beamten Rang und Titel der späteren akademisch gebildeten zu geben. Die Erklärungen des Staats sekretãrs über die Wänsche der Postdirekteren waren leider ju allgemein und unbestimmt. Hoffentlich folgen nun aber bald den Worten Taten. Zu einem Mißtrauen egen die Postdirektoren liegt aus Anlaß des Herantretens der . an Abgeordnete für ibn kein Anlaß vor, die Postdtrertoren sind an uns erst herangetreten, nachdem sie monatelang auf eine Audienz gewartet batten. Die Postdirektoren wollten dem Staats sekretär nur den Rücken stärken gegenüber der Finaniwerwaltung. Wir unserseits haben doch auch den lebbaften Wunsch, einmal wiedergewählt jn werden. Im Etnste gesprochen, wir werben uns niemals daz Recht nehmen lassen, für das Petitionsrecht der Beamten einzutreten. In beiug auf die Unterbeamten freue ch mich über die Erklärung des Staatssekretärs, daß die jetzigen gebobenen Unterbeamten als geprũfte im Sinne der neuen Verordnung gelten und gegenüber den geprüften keine Nachteile haben sollen. Bie Prüfung ist doch nicht das Ent⸗ scheldende, und auch die mittleren Beamten sollten sich mit der Pruü⸗ fung nicht brüsten. Absonderung und Zersplitterung liegen nicht im Interefse der Beamten selbst. Dlse Verwaltung ent⸗ ibrer⸗ eits den Vereinigungen der Postbeamten keine ndernisse n den Weg legen. Gin Koalitiongrecht, das das treikrecht involojert, wollen auch wir den Beamten nicht jugestehen, daß
aber zu großen Verbänden jusammenschließen, ist ibr gutes
echt. Der Staatssekretãr sollte den m Vereinigungen mit mehr Vertrauen entgegenkommen und den Knterbeamten eine ition äber dag ganze Reich gestatten. Auch nach unferer w muß in einer so großen Verwaltung . berrschen, daneben bedarf es aber des Vertrauens jwischen Angestellten und Borgefsezten. Leider cheint das Vertrauen der Beamten ju der Po tung in der etzten Zeit erschüttert u sein. Möge der Staal sckretär ales tun, um dieseg Vertrauen von neuem ju befestigen.
q zukommen.
(Schluß in der Zweiten Beilage)
M 41.
(Schluß aus der Ersten Beilage.)
Staatssekretär des Reichspoftamts Kraetke:
Dem Herrn Vorredner kann ich auf die Anfrage iber die bergi · schen Telephonnetze nur erwidern, daß die Angelegenheit gleichjeitig mit der Sebührenfrage geregelt werden wird. Ez liegt von vornherein nicht in der Absicht, die Bezirkstelephonnetze ganz aufiulösen; aber eine neue Regelung wird notwendig sein. Ueber diese Frage werden vir dann Gelegenheit haben, uns zu unterhalten, wenn eine Vorlage äber Fernsprechgebühren dieses hohe Haus beschäftigen wird.
Ich möchte dem Herrn Vorredner noch einige jonstige Worte erwidern. Ich würde ganz damit einverstanden sein, wenn die Herren Abgeordneten die Eingaben von Beamten an Ihre Petitionskommission iberwiesen. (Abg. Eickhoff: Da bleiben sie liegen) — Bitte! Sie befolgen ja in der Petitionskommission, soweit mir bekannt ist, den Grundsatz, daß Sie sich auf solche Petitionen nur einlassen, wenn ein ablehnender Bescheid der Behörde vorliegt. (Sehr richtig! rechts) Und ich glaube, das ist der richtige Weg. Dort bietet sich die Ge⸗ legenheit, einen Kommissar der Verwaltung zujmniehen, der amtlich Auskunft gibt. Aber, meine Herren, wohin soll das jetzt beliebte Verfahren führen? Wie der Herr Abgeordnete selbfst ausgeführt hat, trägt er hier allerlei Wünsche von Beamten vor, er nennt keine Namen, ich weiß auch nicht, wieviel Beamte es sind. Er glaubt sich aber berechtigt, zu sagen: die Wünsche haben Anspruch auf Erfüllung. (Abg. Eickhoff: Die Wünsche sämtlicher Beamten) Der Abgeordnete urteilt hier obne weiteres: diese oder jene ũnsche sind berechtigt. (Sehr richtig! rechts; Abg. Eickhoff: Nach meiner Meinung) Ja, meine Herren, ich kann da wirklich weiter nichts sagen; ich muß Sie aber dringend auf die Gefabrten binweisen, Die solch ein Vorgehen in sich trägt. So gebt es wirklich nicht Sie machen es dem Chef der Verwaltung ganz unmöglich, mit seinem Personal gut ausjukommen, wenn jeder einzelne Abgeordnete, dem irgendwelche Wünsche jugehen, ohne Befragen der Verwaltung hier erklärt: bei dieser oder jener Beamtenkategorie schlägt die Behörde nicht den richtigen Weg ein; die Wünsche sind berechtigt. Ich habe ja garnichts dagegen, daß alles vor Ihr Forum kommt, aber doch auf dem richtigen Wege. (Abg. Eickhoff: Auf welchem denn?) Verweisen Sie die Sachen doch an die Petitionskommission, ich bin sehr gern bereit, Kommifssare hinzuschicken, die Ihnen Auskunft geben. Wenn ich die Ehre hätte, hier als Abgeordneter zu sitzen, ich weiß wirklich nicht, ob ich den Mut hätte, zu sagen, eine ganze Rategorie von Beamten hat Anspruch auf Erfüllung der vorgebrachten Wünsche; dieser Anspruch ist berechtigt. Ich möchte beinahe glauben, es gehörte auch etwas Sachkenntnis dazu. (Sehr richtig! rechts. Lachen links.) Sehen Sie einmal, Sie sprechen selbst über die Vostlaufbahn und über die Art, wie wir sie regeln. Da betonen die Herren mit Recht immer, es ist notwendig für die Verkehrsbeamten, daß sie Kenntnisse vom praktischen Dienste haben, daß sie die Verhaltniffe richtig be⸗ urteilen können, und deshalb muß es bei der späteren Karriere auch so sein. Nun meint aber mancher Abgeordnete, er selbst, obaleich lein Fachmann, beurteile das ganz richtig, ich aber, obgleich ich den ganzen Weg von unten bis oben durchgemacht habe, beurteile das nicht . haben jetzt an dieser Stelle, der Stelle des Staats. sekretãrg, einen Beamten, der aus der Karriere selbst bervorgegangen ist, der den Dienst ganz genau kennt, jeden Dienst durchgemacht hat, rompu au moͤtier; und trotzdem nehmen Sie an, er behandle seine Beamten nicht richtig oder nicht wohlwollend genug. Was hätte ich für einen Grund damn? Erst⸗ mals bin ich kein so bösartiger Mensch (na! na! link?), daß ich mir etwas daraus mache, andere schlecht zu behandeln, und mweitenẽ steckt in jedem Menschen eine gewiffe Seguenlichkeit. Warum soll ich mir denn schwere und überflͤssige Mühe machen? Dder halten Sie es für ein großes Vergnügen, daß ich unrichtigen Auffaf ungen wãbrend der Etatsberatung immer wieder entgegentreten muß 3 nicht meinet wegen, sondern der Beamten wegen? Glauben Sie wirklich, daß Sie Zufriedenheit schaffen, wern Sie jede ein else dandlung der Behörde von vornherein, ohne sie ; darüber gehört zu haben, was entscheidend für sie gewesen ist, als schlecht eder unzulänglich hinstellen? Das führt zu nichts Gutem. Ich fühle nich verpflichtet, nochmals hervorzuheben, daß es viel besser ist, wenn solche Gesuche an die Petitionskommission kommen denn wenn sie da gründlich behandelt worden sind, können Sie auf Erxund der amtlichen Auskünfte, die Sie bekommen haben, auftreten und sagen: las ist amtliche Auekunft, danach halten wir die Sache fũr richtig oder wir halten fie nicht für richtig und müssen iht entgegentreten; ber auf dem bisherigen Wege, glaube ich, ermielen Sie nichts, als mmer nur neue Unzufriedenheit. d,
els (ökons. ); Die Ausfährlichkeit einzelner . ö iar zu der Stärke, in der dre Fraktionen vertreten sind. Der Abg. Forsch bat auf eine chriftliche Zusage eines konservativen Vereins Bezug genommen; ir verurteilen solche schriftlichen, unautorisierten rn . von parteisekretaͤren usw. durchaus; auch mein Freund 2 . on getan. Es handelt sich bier auch gar nicht um den Se s ãr e gesamten konservativen Partei. Damit grledigt sich * 4 Lg. Kopsch gegen uns erhobene Vorwurf der Demagogie. 9 2 3 sibrungen beg Abg. Kopsch lag ein gewisser Zug von Wehmu *. B wir den Blockbrüdern von links unlauteren Wetthewerb machten. Im Grunde haben wir uns doch sehr lieb und von unlautetem 156 kewerbe kann doch keine Rede sein. , die der Abg. ttmann heute erhob, würden in der Praxis nur den gehen Darenhäusern und ähnlichen Einrichtungen zugute kommen me dost zwingen, unter dem Selbstkostenpreis zu arbeiten, was wir 56 iht wünschen können. In Ler Beamtenschaft hat es ein . ꝛ Mößfallen erjeugt, daß auf die Ausfübrungen meines Kollegen Dröscher mne minder ausführliche Auskunft gegeben worden ist. Der Abg. dam er Ut uns vorgeworfen, wir hätten unsere rühmliche Tradition auf dem Bebiete der Sonntagtzruhe verlassen. Nein, das haben wir nickt . Bir widerffreben der Resolution wegen deg früheren 22 2 Klusses namentlich mit Räcksicht auf den kleinen rwe. k ; nicht in der Lage ist, Personal zu halten. Im Jalle Schellen⸗ g können wir dem Staatesekretär und seinem Verhalten nur
Zweite Beilage K zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
Berlin, Montag, den N. Februar
zustimmen. Dr. Scellenberg hat für den Sonialdemokraten ge⸗
immt und dag auch zugegeben. Wenn ein in einem Vertrauens. e ln zur 2 . Mann einer Partei die Stimme gibt, deren Vertreter Bebel in Dresden sich als Todfeind der bürgerlichen Gesellschaft erklärte, die er stürzen wolle, wenn er könne, so kann von der Fortdauer dieses Vertrauensverhält⸗ nisses keine Rede sein. Wie stelst sich der Abg. Hamecher denn zum Falle Grandinger? Dieser katholische Geistliche, der sich der iberalen Partei angeschlofsen hat, ist vom Sribischof von Bam. berg 6 worden. Wir danken dem Staats sekretär, daß er das Eindringen der Sozialdemokratie in die Beamtenschaft verhindert, und versichern ibm, daß er bei diesem Bestreben stets auf unsere Unterstützung rechnen kann.
Hierauf schlägt der Präsident Graf zu Stolberg dem Hause vor, sich zu vertagen. Das Haus ist damit ein— verstanden. .
renn, 33M Uhr. Nächste Sitzung Montag 1 Uhr. (Etats der Post⸗ und Telegraphenverwaltung, der Reichs⸗ druckerei und der Reichsjustizverwaltung)
Koloniales.
Die Phosphatlager von Nauru. Das Organ der Deutschen ** esellschaft enthält einen ausführlichen, mit Illustra⸗ tionen versehenen Aufsatz über die Phosphatlager auf Nauru, dem wir folgendes entnehmen: Unser kleinstes Schutzgebiet, die Marshall⸗ inseln, bat einen Flächeninbalt von nur 409 qkm, der sich auf eine große Anjabl von Atollen verteilt, die mit wenigen Ausnahmen Lagunen · inseln find und eine einbeimische Bevölkerung von etwa 15 000 Seelen aufweisen Za diesem Schutzgebiet gebört die O26 Grad (üdlicher Breite und Ioß 55 Grad östlicher Länge liegende Insel Nauru. Während die Atolle eine Bodenerhebung von kaum 15 Fuß über den Hoch⸗ wasserspiegel haben, ragt Nauru etwa 75 m empor. Aus gewaltigen Meerestiefen steigt die fast kreisrunde Insel in einem Winkel von 450 auf und bildet einen abgeflachten Kegel, defsen Fläͤchengus dehnung etwa 2060 ha beträgt. Rings um die Insel neht sich in einer Breite von 60-90 m ein Riff, dann folgt ein etwa 100 m breiter Gürtel ebenen Landes, auf welchem die Kokotpalme in üppiger
ülle gedeiht, und dabinter fteigt steiniges Gelände auf, in dessen ale ee Teil eine kleine, . Fuß tiefe Lagune liegt. Alz ih Jahre 1886 die deutsche Flagge auf den Marsball⸗ inseln gebißt wurde, war Nauru noch eine der berüchtigtsten Inseln der Südsee. Die Bewohner — etwa 1590 Seelen — lebten in steter Fehde, und die unter ihnen angesiedelten weißen Händler waren meist schlimme Gesellen, entlaufene Matrosen oder gar ent ⸗ prungene Sträflinge, die auf irgend eine geheimnievolle Weise ihren
eg don Australien oder Neu-Kaledonien nach dieser weltentlegenen Insel, die sie hesch combers adise. nannten, gefunden hatten und einen aͤußerst schlechten 5. auf die Eingeborenen augübten. Unter deutscher Verwaltung und dem segensreichen Verbot der Schnapz. und Waffenelnfuhr find die Bewohner Naurus nach und nach ju näöͤchternen, lichen Menschen heran⸗ gejogen worden, und das fteinige Gelände, das bin dem Kokosgürtel ansteigt, bat sich als eine Anhäufung hochgradiger hosphate erwiesen. Die Ausbeute solcher Düngestoffe war al rivileg der Jaluit⸗Gesellschaft übertragen, die bekanntlich dem Reich die Verwaltunggkosten des Schutzgebiets zu erstatten hatte. Alg das Reich auch die Verwaltung dieses Schutzgebiets selbst übernabm, beließ man der Gesellschaft jwar dieses Privileg auch fernerhin, setzte jedoch
Ausfuhrabgabe fest. ö 9 Die . . Sachverständiger ergaben, daß das Pbospbat ursprünglich zweifellos von Vögeln hierhergebracht worden war, welche die damals wohl unbewohnte Insel als Brutplatz be= nutzt haben werden, wie wir es heute noch in allerdings kleinerem Maßstabe auf anderen Inseln der Südsee beobachten können. In der aller Wahrscheinlichkeit nach Jahrhunderte zurückliegenden Zeit, als diese Ablagerungen stattfanden, scheint Nauru ein Korallenatoll gewesen ju sein. Unter vulkanischen Einwirkungen hat die Insel Hebungen und Senkungen er fahren, von welchen wei bejiebungsweise drei nachweisbar sind. Vermutlich wird aber eine weit größere Anzahl stattgefunden baben, ehe Nauru die heutige Gestalt angenommen hat. Das in dem Guano enthaltene lösliche Phosphat sickerte mit dem Regen auf den Koralleauntergrund, sättigte sich hier mit dem erforderlichen Kalk und bildete Phosphaigestein. gh Laufe der Jahrhunderte haben Brandung und Regenfall Tie weniger harten Korallengebil de weggewaschen, wäbrend sich der phospborsaure Kalk in Höblungen und Spalten zwischen dem verwitterten Gestein in Form von abgeschliffenen Tieseln und Sand sammelte. In diesem Zustand scheint sich die Insel abermalgz gehoben zu baben und nach wie vor von Vögeln besucht worden zu sein. Wiederum sickerte das Phospbat aut diesen jängeren Ablagerungen und zementierte die in den Spalten an⸗ gebäufien Phosphatgebilde einer früheren Periode zu einem Kon⸗ glomerat jusammen, wie wir es heute in großen Klumpen finden. Diese zusammengeschweißten Gebilde sind häufig in so merkwürdiger Weise mit den primären durcheinander geworfen, daß hieraus schon auf die gewaltige Naturkraft geschlossen werden darf, welche bei den Hebungen und Senkungen der Insel tätig gewesen sein muß. Die zahlreichen, über die ganze Inses vorgenommenen Bohrungen baben bis zu einer Tiefe von 10 bis 15 Fuß überall das gleiche Material ergehen, und allenthalben fand sich auf der Oberfläche Phosphat in Gestalt abgeschliffener Kiesel, lose umher⸗ liegend. Bis ju welcher Tiefe die Phosgphatlager reichen mögen, ist noch nicht feftgestellt; aber die nachgewiesenen Vorräte sind so ge⸗ wallig, daß ihr Abbau für mehrere Generationen ausrelchen wind. Die Qualität des Phogpbates übertrifft die aller bisher be= kannten Ablagerungen, sowobl was den hohen und vollständig leichmäßigen Gebalt an Phoephorsäure betrifft als auch mit . auf die ganz geringe Beimischung von Eisen und Ton⸗ erde. U‚n das Phospbat für Düngzwecke verwendbar zu machen, wird es bekanntlich mit Schwefel säure ire es findet bei der immer rationelleren und wissenschaftlicheren Bewirtschaftung des Bodens von Jabr zu Jahr größere Verwendung. Naturgemäß geht ein beträchtlicher Teil der Abladungen nach den die Südsee umgebenden Ländern: Japan, Auftralien, Neu. Seeland und Honolulu; auch Frankreich, Belgien, England, Schweden, Norwegen, Ru land und vor allem Deutschland beiieben große Mengen, die Union Stettin allein z. B. 20 000 bis 25 000 t im Jahr.
Literatur.
Von dem würdig auggestatteten und mit guten Abbildungen dersehenen e, Die deutschen Befreiung kämp e, Deutschlands Geschichte 1806 bis 1815? von Hermann Müller. Bobn (Verlag von Paul Kittel in Berlin) liegen die Lieferungen 2—=4 vor. In ibnen ist die Geschichte der Epoche von der Rückgabe Hannovers an England bis jum Gefecht bei Heile berg
(10. Juni 1807) dargestellt. Aus den farbigen Kunstbeilagen seien die
1908.
iedergaben des Gemäldes Breslau in den en der Er⸗ 2 4 26 Professor R. Knötel und der lebensvo en Semãlde Blücher vor der Schlacht bei Katzbach' und Die Kolbenschlat bei Hagelberg⸗ von Professor Röchling besonders hervorgehoben. Das ganze Weik ist auf 30 Lieferungen zu je 1 ercchaet. 6 — Trutznachtigall. Von F. Friedrich Spee S8. J. . s den Liedern aus den Güldenen Tugendbuch des sel ben Dickters 2 der Ausgabe von . Brentano kritisch neu herausgegeben on Alfons Weinrich. w der 1 von Brentano. Freiburg 1908, Herdersche ö handlung. 35. — MÆ; geb. 380 6. — Das steigende Inter ss ür Brentano, bon dessen Ausgewählten Schriften der Herdersche Verlag 1996 eine 2. Auflage erscheinen lassen konnte, legte den Gedanken nahe, als Ergänzung dazu eine Neubearbeitung von Brentanos. Ausgabe der Trutznachtigall von Spee, Lie längst zu den literarischen Seltenheiten gehörte, zu veranstalten. Da Brentano nur neue Orthographie anwandte, im übrigen aber einen wörtlich treuen. Text bieten wollte, mußte sich naturgemäß die neue Ausgabe der jetzt üblichen Rechischreibung bedienen. Bei der Ver⸗ leichung mit den Originaldrucken stellte sich jedoch, wie der kritische 9 ausweift, eine Reihe von meistens unbeabsichtigten Abweichungen beraus, die, sollte Brentanos Absicht eines unverfälschten Textes nicht hinfällig werden, vermieden werden mußten. Deshalb wurde in der Regel der ursprüngliche Text wiederbergestellt, während die Aenderungen in die Lesarten verwiesen wurden. Tie Lieder aus dem Güldenen Tugendbuch sind, erstmals krilisch , . samtlich aufgenommen, sodaß in einem Bande der ganje Dichter Sper geboten wird. Um das Verständnis zu erleichtern und dem Buche auch in weiteren Volkskreisen Eingang zu verschaffen, erläutern die kurz gehaltenen Anmerkungen heute nicht mehr gebräuchliche Worte und Rede⸗ wendungen. Zu begrüßen ist der underänderte Abdruck der Biographie Spees, die jedoch der Herausgeber, einem Wunsche Brentanos selbst folgend, nach dem Stande der Forschung berichtigt und ergänit bat. Besonders wertvoll ist die literarische Einleitung, die den Beweis zu erbringen sucht, daß die Beschästigung mit Spee einen be— deutenden Einfluß auf den Religionswechsel Brentanos ausgeübt hat, und außer einer vollständigen Bibliographie alles Wissenswerte über die Trutznachtigall und ihren Dichter entbält. Auch hat der Herausgeber die Herkunft der Lieder der . Zugahen nachzuweisen bermecht. Zur ierde gereichen dem Buche die Nachbildungen der Titelbilder der . von 3. und der 16 8 Brentano, die beide inleitung ihre Erklärung gefunden haben. 7 1 für 1908. (Jahrg. L) Hrag. von C. Meyer, unter Mimwirkung von Dr. M. Oßsbęrn u. C. R. Weiß. Eleg kart. 350 M½ Verlag Edmund Meyer, Berlin. — Verleger, Schriftfteller und Kür stler haben sich bier zusammengetan, um ein in der Idee wie in der Ausführung gleich eigenartiges und an⸗ sprechendes Werkchen zu schaffen, das um so größeren Anklang finden dürfte, als die Kunst des Silhouettenschneider s, von neuem belebt, heute wieder viele Freunde besitzt. Ein Aufsatz von Dr. Max Os born über Die schwarze Kunst' führt uns die Geschichte und Art der Silbouettenkunst vor und leitet zum Haupibestandteil des Werkchens über: zu 26 gan sseitigen, ji. T. nech nicht bekannten Sil houetten aus dem Goethekreis nach Driginalsilbouetten mit Fe, re, . aus⸗ ewäblten bejüglichen Merksprüchen. Ein Kalendarium macht den Imanach für praktische Zwecke brauchbar. Für Bücherliebhaber sind 100 numerierte Exemplare auf echt Sütten gedruckt und in ganz Pergament gebunden. Der Almanach soll in den nächften Jahren ortgesetzt werden. ö n, ,. Kolonialkalender für das Jahr 1908. Nach amtlichen Quellen bearbeitet. 20. Jahrgang. Berlin 1908. Deutscher Kolonialverlag. Preis 1.890 M — Der Kolonialkalender ist ein gutes Handbuch für jedermann, der sich mit Kolonialpolitik beschäftigt oder am Gange der Kolonialpolitik Interesse hat. Er bringt die Per- sonalien der kolonialen Reich beamten in der Heimat und in den Kolonien, eine Uebersicht über die einzelnen kolonialen Erwerbs und Agitationsgesellschaften, die exangelischen und katholischen Missionen, die Postbestimmungen in den Kolonien und die Fracht⸗ und Passage⸗ preise der nach den Kolonien führenden Dam pferlinien. Er enthalt weiter e, , , Erlasse über die Anstellung von Beamten sowie auch einige Tabellen für Pflanzer.
t urge gel gen neu erschienener Schriften, deren Besprechung vorbehalten bleibt. Einsen dungen nnd nur an die Redaktion, Wil helm straße 32. zu richten. Rücksendung findet in keinem Falle statt.
Aus Natur und Geisteswelt. Bochn. 171, 181 und 186. Gesundheitslebre für Frauen. Von Dr. Roland Sticher. Mit 13 Abbildungen im Tert. Gebdn. 1,25 — Die Pflanzen welt deg Mikreftopz. Von E Reukauf. Mit 109 Abbildungen in 165 Einjeldarftellungen nach Zeichnungen des Verfasserz. Gebon. 25 M — Kolonialbotanik. Von Dr * Tobler. Mit 21 Figuren im Text. Gebꝛn. 1,25 M Leipzig, B. G. Teubner.
Aus Natur und Geisteswelt. Bdchn. 18, 186 187 und 192. Der Kampf zwischen Menschen und Tier. Von Professor Dr. Karl Eckstein. Gebdn. 125 A — Philosop bie. Von
ans Richert. Gebdn. 125 M — Natürliche und küůnstliche
flanzen⸗ und Tierstoffe. Von Dr. B. Bavink. Mit Figuren im Tert. Gebdn. 125 * — Das deutsche Dorf. Von Robert . 51 Abbildungen im Text. Gebdn. l, 285 M Leipzig, B. G. Teubner.
erer lg rer. Geständnis. Eine Erjählung von J. E. Portitzky. 2 Æ München, Etzold u. Co. . ̃
Salome. Von Adam Röder. O50 4 Wiesbaden, Emil
ehrend. . in . der Boecchetta. Historische Erzãblung aug der Zeit des eldjuges Naxoleon Bonapartes in Oberitalien 1796. Von Karl * era. 2. Aufl. 150 4M; gebn. 2. Rathenow, Max Babenzien.
Sil houetten⸗ Almanach 19083. cen Herausgeg. von C,. Mever unter Mitwirkung von Dr. M. Osborn und E R. Wei ß. Eleg. kart. 3,50 Æ Berlin W. 35, Pote damerstraße 27 6B,
und Meyer. nn, n . des 19. Jabrhundertz und der Gegenwart. Ein Grundriß der modernen Plastik und Malerei, mit etwa 500 Ab. bildungen. Von Dr. Berthold Daun. Liefg. J bis 12. Preis à 1420 06 Komplett lip Lieferungen. Berlin W. 57, Goeben⸗
22, Georg Wattenbach. ) ; tan f . der Luft. Ein Vortrag von Graf Zeppelin. 0.75 C Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt. .
Die Gottes botschaft. Drama in drei Akten. Von Klara
Pfudel. 2 Æ Berlin W. 50, Geisbergstr. 40, A. Haack.
Land⸗ und Forstwirtschaft. Saatenstand und Getreidehandel in Bulgarien. Der Kaiserliche Konsul in Varna berichtet unterm 6. d. NM. Der Stand der Wintersaaten wird überall günstig beurteilt. Reichlicher Schneefall im Januar hat dem Boden genũgende Feuchtig · leit gegeben und auch die spät aufgegangenen Saaten haben nunmehr , Wurjel gefaßt, um selbst ftärkerer Kälte Widerstand zu
leisten. Nur die wegen der Dürre im Herbst v. J. erst spät besäten
Mit den Titelbildern der Originalausgabe