1908 / 46 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 22 Feb 1908 18:00:01 GMT) scan diff

aus, um den Witwen nur eine Pension von 1 täglich zu geben. Er habe im vorigen Jahre über das Elend der Lehrerwitwen Mit teilungen aus Schlefien gemacht, jetzt bringe die Frankfurter Zeitung ähnliche Mitteilungen aus Hessen⸗Nassau, wonach . B. 22 Witwen mit ihren Wünschen aus Mangel an Mitteln abgewiesen werden mußten. Es solle zunächst einmal authentisch die Zahl der Witwen in jedem Reglerungsbezirk festgestellt werden, damit die dh, gn wisse wie viel berhaupt gebraucht werde. Ferner sei eg nicht richtig, daß die Witwen alljährlich von neuem um die Unterstützung einkommen müffen. Gine Lehrerwifwe in Kesselsdorf in Schlesten habe eine einmalige Unterstüßzung von S0 M auf ihr Gesuch erhalten, eine laufende Ünterftützung sei ihr von der Regierung in Liegnitz mit der Begründung u het worden, daß laufende Unterstützungen nur an die ältesten Witwen gegeben würden. Diese Unterstützungen sollten aber grundsätzlich dauernd bewilligt werden. Die Regierung möge Sorge dafür tragen, daß diese Klagen endlich verstummen können.

Minister der geistlichen 1c. Angelegenheiten Dr. Holle:

Meine Herren! Auch die Unterrichts verwaltung hat den leb⸗ haften Wunsch, daß die Unterstützungen für die Witwen und Waisen verstorbener Lehrer möglichst fortlaufend bewilligt werden. (Bravo) Sie hat demgemäß bereits die Regierungen mit Anweisungen ver⸗ sehen: soweit die Disposition über den Fonds es gestattet, fortlaufende Beihilfen in möglichster Höhe ju geben. (Bravo Aber es ergibt sich ganz von selbst, daß, weil in jedem Jahre die Zahl der Witwen sich verändert und auch die Verhältnisse der neu hinzutretenden eben⸗ falls Beachtung finden müssen, nicht allen Witwen von vornherein eine fortlaufende Unterstützung bewilligt werden kann; denn sonst würden die gesamten Mittel des Fonds gleich festliegen. Die Ver⸗ teilung geschieht in der Weise, daß die Zahl der Witwen bestimmend ist für die Zentralverwaltung und daß darnach die Fondsanteile be⸗ stimmt werden, welche an die einzelnen Regierungen von der Zentralstelle aus überwiesen werden. In dieser Beziehung kann ich auch zugleich die Anfrage des Herrn Abg. Eickhoff beantworten, daß wir ein genaues Verzeichnis der Witwen hier haben. Die Regierung verteilt dann die Unterstützungen je nach dem Be⸗ dürfnis der einzelnen Witwen. Daß das natürlich schwierig ist, liegt auf der Hand.

Herr Abg. Zieschs hat den Wunsch ausgesprochen, daß wenigstens alle Witwen über 60 Jahre fortlaufende Unterstützungen bekommen möchten. Ich glaube, das ist in der Regel auch der Fall, jedenfalls werden die älteren Witwen bei der Gewährung laufender Unter— flützungen tunlichst und vorzugsweise berücksichtigt.

Dann hat Herr Abg. Zieschs welter eine Frage angeregt, die auch berelts bei der Unterrichtzverwaltung im Gange ist. Er bat darauf hingewiesen, daß die Auskünfte, die für Gewährung von Bei⸗ hilfen bestimmend sind, nicht bei den Polijeibehörden, sondern auf andere Weise eingezogen werden möchten. Ich darf bemerken, daß in allernächster Zeit eine Verfügung hinausgehen wird sie ist bereits in Arbeit die davon ausgeht, daß die Vertrauenspersonen der Schulen oder die Mitglieder der Schulorgane bei dieser Auskunft alt wesentliche Faktoren herangezogen werden sollen. (Gravo!)

Im übrigen haben die Ausführungen sämtlicher Herren Vorredner ergeben, daß sie sich in erfreulicher Uebereinstimmung mit der Staatg⸗ regierung befinden, daß nämlich die Sorge für die Hinterbliebenen der Lehrer sowie auch für die ausgeschiedenen Lehrer selbst möglichst reichlich sein möge. Die Erhöhung der einjelnen Fonds ergibt ja, daß die Staatsregierung auch in diesem Jahre wieder das getan hat, was nach Lage der gesamten Verhaͤltnisse irgend angängig war. Der eine Fonds ist und zwar vorläufig im Extraordinarium um 50 000 A, der andere um die bedeutende Summe von 130 000 Æ im Ordinarium erhöht. Wenn noch nicht alles hat geschehen können, was die Herren erwarten, so mögen sie einen Teil der Zukunft überlassen. Das Be⸗ streben der Unterrichtgherwaltung wird dahin gerichtet sein, den Nöten der ausgedienten Lehrer und der Lehrerwitwen mehr und mehr Abhilfe ju schaffen. (Bravo h

Abg. Ern st (fr. Vagg) schließt sich den Ausführungen des Abg. Ziesché an.

Bei dem Dispositionsfonds für das Elementar— unterrichtswesen, 445 000 M, weist

Abg. Peltasoh mn (fr. Vgg.) darauf hin daß aus diesem Fonds nur den leistungsschwachen Synagogengemeinden Beihilfen gewährt werden, während nach der beim Schulunterhaltungsgesetz angengm⸗ menen Refolution diefe Gemeinden samtlich Zuschüsse erhalten sollen. Es sollte nicht nur eine Unterstützung, sondern ein Recht für alle sein. Die Regierung habe erklärt, daß sie der Resolution wohlwollend gegenüberstehe und damit einverstanden sei, daß den jüdischen Religions⸗ e Heer ein auskömmliches Gehalt gegeben werde; jetzt aber gebe die Regierung den Lehrern nur bei wenigstens 12 Kindern für den Religionsunterricht eine Beihilfe.

Ministerialdirektor B. Schwartz kopff: Die Regierung steht der Frage des jüdischen Religionsunterrichts an Volksschulen durchaus wohlwollend gegenüber; es handelt sich bei der Bestimmung wegen der 12 Kinder durchaus nicht um den Ausdruck eines Uebelwollens, im Gegenteil. Es ist aber ein Mißverständnis, daß a 1L1e Synagogen— gemeinden Beihilfen für den Religiongunterricht erhalten sollen. Es sst ein Grundsatz, daß auch bei der Unterstützung aller anderen Religionsgesellschaften, der christlichen Konfessionen, der Staat nur an lesstungsschwache Verbände Beihilfen zahlt. Der Stgat kann immer nur fubsidiär solche Beihilfen gewähren. Ebenso ist es bei der Bestimmung, daß nur, wenn mindestens 12 jüdische Kinder einen Religiongunterricht erhalten, eine Unterstützung gewährt wird. Der Staat muß sich eine gewisse Grenze auferlegen, und auch bei katholischen und evangelischen Kindern wird die Beihilfe zu einem befonderen Religionzunterricht von dem Satz von 12 Kindern ab⸗ hängig gemacht. Wir müssen auch hier daran festhalten. Bei der dafür eingesetzten Summe sind wir auf Schätzungen angewiesen; sollte . herautstellen, daß diese Summe nicht genügt, so kann leicht

bhilfe geschaffen werden.

Um 4 2. wird die Beratung abgebrochen, um Abends um 7i Uhr fortgesetzt zu werden.

Abendsitzung vom 21. Februar 1908, 7 / Uhr?

Das Haus setzt die Beratung des Etats des Ministeriums der geist lichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, und zwar die Diskussion, die

ch an den „Dispssitionsfon ds . das Elementar⸗ chulwesen, 445 8 S“ geknüpft hat, fort.

Abg. Marx (Zentr.) ; Von diesem Fondg sind bekanntlich 40 000 M zu Beihilfen bestimmt für leistungsschwache Synggogen⸗ gemeinden zur Erleichterung der Beschaffung des jädischen Religions- unterricht; da, wo mindestens 12 jüdische Kinder dauernd vorhanden sind. Dem Wunsche des Abg Peltasohn, daß von der in dem Worte „leistungeschwachen Iiegenden Beschränkung abgesehen werden möge, ann ich mich nur anschließen, desgleichen dem Wunsche nach Wegfall * i chränkung auf die Gemeinden mit dauernd mindestens zwölf

ndern.

Abg. Vier eck (frkons): Wir werden der Bewilligung 3 40 000 M gern zustim men. Der Minister hat dankenswerterweise für den Bedärfnisfall noch welteres Entgegenkommen zugesagt. Leider

hat der Wunsch deg Hauses, allen Gemeinden die Beihilfe eventuell zuteil werden zu lassen, der Beschränkung des Vermerks auf die „leistungsschwachen ! nur teilwelse Erfüllung gefunden.

. Cassel (fr. Vollsp.): D nf ch der Mehrheit ist im vorigen Fahre durchaug nicht dahin gegangen, eine solche Beschränkung ju statuleren. Der Kommissar des Finanzministers war allerdings anderer Meinung, aber das hat sich ihm nicht angeschlossen.

Abg. Henning (kons.) schließt sich den aus dem Hause geaͤußerten Wünschen durchweg an.

Der Titel wird bewilligt.

Zu den. Aus gaben für Taubstummen⸗ Blindenwesen bemerkt

Abg. Dr. von Savigny (Zentr.), daß es unrecht und des preußischen Staates unwürdig sel, eine Anzahl taubstummer Kinder bhne Unterricht zu lassen. Erhebliche Kosten kämen nicht in Fraß; Ber Minister möge im nächsten Jahre eine Vorlage einbringen, in⸗ mich aber auch Kurse für die Seelsorge der Taubstummen einrichten.

irklicher Geheimer Oberregierungärat von Bremen legt die

Schwierigkeiten dar, die den Wünschen des Vorredners 2 Sie Angelegenheit werde aber im Auge behalten werden.

Die Ausgaben werden bewilligt, ebenso der Rest ber dauernden Ausgaben für das Elementarunterrichtswesen.

Beim Extraordinarium dieses Kapitels weist

Abg. Stanke (Zentr) darauf hin, daß in Westpreußen und Posen ein volles Sießentel der Krelsschulinspekloren in eigenen Dienst gebüuden wohne. Kaum eine Beamtenklasse erfreue sich be⸗ züglich der Dienstwohn gebäude eines solchen Woblwollens der Regie⸗ rung. Zum ersten Male würden jetzt solche Dienstgebäude auch für den Regierungobenirk Oppeln beantragt. Solle dies heihen, daß auch die Ostmarkenzulage nach Oberschlesien über tragen werden solle? Das wäre sehr bedauerlich. Man solle lieber das Geld für Schulbauten verwenden.

Regierungekommissar, Regierungsassessor Dr. Lezius: Lediglich das Bedürfnis ist entscheidend. Auch kommen nicht etwa nur Kreis⸗ schulinspektoren in Frage, sondern auch Baubeamte usw.

Als letzter Titel des Extraordinariums sind 200 000 66 „zur Förderung von Leibesübungen, Volks- und Jug endspielen?“ ausgeworfen, . 2 ** 26

Abg. von Schenckendorff (v). bittet, bei der Verwendung dieses Betrags in erster Linie auf die Volktschulen Bedacht zu nehmen. Er könne nur wünschen, daß mindestens dieselbe Summe im Ordi— narium des nächsten Jahres erscheinen möge.

Abg. Hammer (konf.): Auch mich hat die Einstellung dieser Summe sehr gefreut. In unseren höheren Schulen wächst ein Ge⸗ schlecht heran, das keineswegs besonders in Leibesübungen ausgebildet ift und um das einem für die Zukunft fast bange werden kann. In den romanischen Ländern wird schon den Sekundanern das Florett, fechten beigebracht. Bel uns sollte das Schlagen mit dem Korbsäbel eübt werden. Der Redner setzt die Vorzüge des Hieb⸗ und Stoß Ee end und die günslige Wirkung auf die körperlichen Kräfte und den ganzen 2 eingehend auzeinander.

Abg. Schiffer 922 Es ist doch nicht ungefährlich, so sehr einem Spestalsport dag Wort zu reden. Die Frage ist; Wie weit ist das Syftem stabillert, die Freude am Sport in die Schulen hinein⸗ zutragen?

Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ angelegenheiten Dr. Holle:

Meine Herren! Zu meiner besonderen Freude kann ich die volle Uebereinstimmung der Unterrichtsverwaltung mit den Ausführungen der drei Herren zum Ausdruck bringen.

Die Unterrichtsverwaltung hat, um auf die letzte Frage zu ant⸗ worten, in welcher Weise das System organisiert ist, um Sinn und Verständnis für die Leibesübungen in das Volk hineinjutragen, zu diesem Zweck die Turnlehrerbildungganstalt in Berlin zu einem ge⸗ wissen Mittelpunkt ausgestaltet, um dort für die Erprobung und Verbreitung gesunder Fortschritte in allen denjenigen Leibesübungen zu sorgen, die jur Hebung der Gesundheit und Wehrkraft des Volks

und

tehen.

dienlich erscheinen. (Bravo) An dieser Anstalt ist der Betrieb des Knaben, und Männerturnens jeitgemäß und wecentsprechend fortgebildet worden; ferner ist für die

Ausbildung des Mädchenturnens ein neuer Lehrgang aufgestellt, und für die Ausgestaltung der Frelübungen sind neue Gesichtspunkte und neue Spiele gewonnen worden.

Um die dort gemachten Erfahrungen möglichst schnell und möglichst weit in das Volk hineinzutragen, sind neben den gewöhn⸗ lichen Ausbildungskursen für Turnlehrer und Turnlehrerinnen noch Fortbildungskurse eingerichtet. Zu diesen Fortbildungskursen werden die Turnlehrer von den Lehrerseminaren und höheren Schulen und Turnlehrerinnen von den Lehrerinnenseminaren und höheren Mädchen⸗ schulen hierher eingezogen; nach erfolgter Ausbildung kehren sie in die Provinzen zurück, um dorthin dasjenige ju übertragen, was sie hier an der Zentralstelle gelernt haben. Von Zeit zu Zeit werden sie von der Landetturnanstalt aus revldiert, ob sie das, was sie hier lernten, auch richtig beibehalten und richtig übertragen haben.

Damit diese ausgebildeten Kräfte nun in möglichst weitem Um—⸗ fange wirken, erscheint es junächst notwendig, durch ihre Vermittelung allmählich die Lehrer an allen Schulen ebenfalls auf diesem Gebiete mit den Neuerfahrungen bekannt ju machen. Demgemäß veranstalten die Turnlehrer der Lehrerseminare und die Turnlehrer der Lehrerinnen seminare in der Prinz wieder Fortbildungskurse für die Turnlehrer an den Volksschulen und ebenso für die Turnlehrerinnen an den Mädchenschulen. Auf diese Weise wird allmählich eine zunehmend größere Zahl von Lehrern im Turnen und in der Pflege der Leibes⸗ übungen ausgebildet.

Daneben bestehen Kurse zur Ausbildung von Leitern für Volkg⸗ und Jugendspiele. Die Zahl der Teilnehmer betrug im Jahre 1906 1600, im Jahre 1906 2500, im Jahre 1907 z000 (hört, hörth, also eine sehr erfreulich aufsteigende Skala, die darauf schließen läßt, daß das Verständnis für den Wert des Turnens und der Leibesübungen doch in immer weitere Kreise eindringt.

Besonders erfreulich ist dabei, wie durch diese Kurse und ihre jahlreichen Teilnehmer, die nicht nur dem Lehrerstande, sondern auch anderen Ständen angehören, das Interesse an diesen Uebungen in die Gemeinden, in die Vereine hineingetragen wird, und wie sich die Wirkung in erfreulicher Weise für die schulentlassene Jugend geltend macht. Denn darauf muß, wie bereits bemerkt worden ist, das Haupt bestreben gerichtet sein, daß die Jugend, auch wenn die Jugend aus dem Schulzwang entlassen ist, aus freiwilliger Entschließung diese Leibesübungen fortsetzt. (Sehr richtig h

Um nun diese Leibesübungen sowohl für die schulentlassene wie für die schulpflichtige Jugend zu fördern, sind die erwähnten 200 00 neu eingestellt worden, um, wie ich ebenfalls hoffe, nicht nur vorüber⸗ gehend, sondern dauernd in dem Etat der Unterrichtsverwaltung zu er⸗ scheinen. (Bravo) Diese 200 000 M sollen in erster Linie dazu dienen, die Zahl der Fortbildungskurse und der Kurse zur Ausbildung von Leitern für Volks. und Jugendspiele in allen Teilen der Mon archle zu vermehren, damit junächst erst das erforderliche geübte

Personal da ist. Welter sollen daraud Remunerationen an elntel ne Personen gegeben werden, welche sich die Förderung und Leltung von freiwilligen Lelbegũbungen der Schuljugend und schulentlassenen Jugend mit besonderem Erfolge ungelegen sein lafsen, und en dlich sollen die Vereine und die freien Vereinigungen, welche bisher schon mit an⸗ erkennengwertem Erfolge nach dieser Richtung hin tätig gewesen sind, daraus in geeigneter Weise unterstũtzt werden. (Lebhaftes Bravo auf allen Selten des Hauses.)

Die „Allgemeinen Fonds“ werden ohne Debatte bewilligt.

Es folgt das Kapitel ‚Kunst und Wissenschaft“‘.

Referenf Abg. Dr. Berndt (ul.) berichtet ausführlich über die auf der Museumsinsel beabsichtigten neuen Museumetbauten.

Abg. von Pappenheim (kons.): Ueber die neuen Bauten auf der Museumẽsinsel sind uns in diesem Jahre in der Budgetkommlssion Pläne, Grund. und Aufrisse vorgelegt worden. Die Pläne lassen die Veiwendung des Restes der Museumzinsel übersehen; der Giat fordert einstweilen nur eine eiste Rate von einer halben Million. In diesem Jahre ist nur von dem linken Flügel des Hauptgebäudes die Rede; ihm wird sich in Huf eisenform ein rechter Flügel und dann das ägyptische Museum anschließen. Bei einem sochen Plan kann nicht plötzlich von einem oder dem andern Teil abgesehen werden; mit der ersten Rate ist auch die Bewilligung des Planes und Programms verbunden, Wir be⸗ willigen die erste Rate mit einigen Vorbehalten. Der Kostenbetrag für die hier in erster Linie beabsichtigten Gebäude ist auf 5 So0 009 * angegeben; das ist aber nur ein Teil des Ganzen, wenn diesetz Ganze hinsichtlich des Kostenbetrages auch noch nicht so feststeht. ün den linken Flügel und den Mittelbau, welch letzterer den Altar von Pergamon aufnehmen soll, wird sich der rechte Flügel mit 3 Millionen anschließen, während das ãgyptische Mufeum auch noch 1 Million kosten wird. Es handelt sich also im ganzen um 11 illionen. Immerhin wird hier ein gewaltiges, schönes Kunstwerk aufgeführt werden, das zu schaffen des Schweißes after Edlen wert ist. Hoffentlich wird es in absehbarer Zeit gelingen, diefes großartige Werk zu vollenden und, damit dem Denkmal des edlen Huldergz Friedrich III. ein Denkmal gegenüberstellen, wie es seines Lebens und Strebens würdig ist.

Abg. Münsterberg (fr. Vgg.) begrüßt es, daß es gelungen sei, an Stelle von Joseph Joachim einen so berühmten Mann wie Henry Marteau als ersten Lehrer des Geigenspiels an der Hochschule für Musik zu gewinnen.

Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗ angelegenheiten Dr. Holle:

Wenn ich zunächst auf eine Frage des Herrn Vorredners ein⸗ gehe, so muß ich bemerken, daß die im Etat vorgese hene Organisation für die künftige Verwaltung der Naturdenkmalpflege unächst nur auf die Persönlichkeit von Conwentz zugeschnitten ist, und zwar darum, weil sich noch nicht übersehen läßt, ob die jetzt vor⸗ gesehene Organisation dauernd eingeführt werden kann. Es sollen daher erst Erfahrungen abgewartet werden, um darnach eine endgültige Entschließung über die Organisation zu treffen. Ob Conwentz kommen wird, um das von Danzig aus mit so großem Erfolge geleitete Werk hier von Berlin aus weiter zu führen, läßt sich noch nicht mit Be⸗ stimmthelt übersehen. Ich hoffe aber, daß die bedeutsame Aufgabe, die ihm hier bevorsteht, für ihn genügend verlockend sein wird, dem Rufe zu folgen.

Mit der Leitung der Sammlungen des Kunstgewerbemuseums ist an Stelle des Geheimrats Lessing der Ritter von Falke ja bereits beauftragt worden.

Die Anregung wegen weiterer Ausgestaltung des Phonogramm⸗ archivs habe ich mit großem Interesse verfolgt und werde sie gern in Erwägung ziehen.

Aber wat mich namentlich bestimmt, das Wort zu nehmen, das ist die besondere Freude darüber, daß die beiden geehrten Herren Vorredner gegenüber dem geplanten Museumsbau auf der Museumsinsel sich in so entgegen kommender Weise geäußert haben. Ihre Ausführungen lassen erkennen, wie allseitig die Ueberzeugung besteht, daß die umfangreichen Sammlungen der preußischen Museum⸗ verwaltung in einer Weise untergebracht werden müssen, die ihrem künstlerischen und wissenschaftlichen Werte entspricht, und daß es dringend erwünscht ist, die prächtigen, aber bis dahin getrennten Bauten auf der Museumsinsel durch den geplanten Neubau zu einem harmonischen, der Residenz würdigen Ganzen zu vereinigen. (Bravo)

Abg. Dr. Wagner lfreikons.): Ich bitte den Minister, uns auch Reproduftionen der Pläne und Entwürfe zugänglich zu machen, enn aus den Plänen und Zeichnungen, wenn sie fetzt auch auf dem Tische des Hauses liegen, sich zu orientieren, ist für den Einzelnen doch kaum tunlich. Ich möchte besonders die Erhöhung des Landeskunstgem erbe,

fonds anregen, aus deffen Mitteln die beteiligten Kreise die Plastik gern mehr gefördert sähen.

Eine Reihe von Titeln des Kapitels „Kunst und Wissen⸗ schaft“ wird bewilligt und darauf um 1 Uhr die Fort⸗

setzung der Beratung auf Sonnabend 11 Uhr vertagt (worher.

3. Lesung der Vorlage, betreffend die Dampffährenverbindung Saßnitz Trelleborg). t

Verdingungen im Auslande.

Italien.

Bürgermeisteramt in Verong. 3. Märi 18938, 19 Uhr Vor. mittags: Bau einer Schule. Wert 78 337, 8 Lire. Sicherheits leistung S000 Vre. Räheres in' italienischer Sprache beim Reiche anzeiger. ˖

Königliche Tabakmanufaktur in Mailand. 9. Märi 1908, 2 Uhr Nachmittags: Lieferung von 3 800 009 Stanniolpapier jum Verpacken von Schnupftabak. Gewicht etwa 23 hoh kg. Vorläufige Sicherbeitsleistung BoD Lire. Näheres in italienischer Sprache beim

Reichsanzeiger !. galaarte n.

Beiirksfinaniverwaltung So fia, 2. Märj 1908, Wegen Nicht⸗ bestätigung der am 5. Februar d. J. stattgefundenen , , betreffend? Lieferung von 54 600 Kg Papier, 1 Million Bri umschläge, 10 900 ig Pappe, 3000 m Canebas, 100 Stück Londoger Buchbinderstoff, 105 in Halbeanevas, 5b0 kg Zinn, 5000 kg Blei, Io0J kg Antimon regulus, 1090 kg Starke, 10909 kg Leim, 1000 Eg Terpentin und 1000 kg Petroleum, ist dieselbe nochmal für den vorstehend angegebenen Termin anberaumt,

Bezlrksfinanzverwaltung zu Sofia. 23. März 19898: Lieferung und Installierung von Signal apparaten in den Stationen und Wärkerbäuschen der bilgarsschen Staatsbahnen. Ungefährer Wa 160 05 Franten. Kautlon 5 o Des Angebotgbetrages. Zur Be. werbung werden nur Fabriken zugelassen, die sich mit der Herstellung und Installterung solcher Apparate befassen; sie haben eine Beschein⸗

ung einer Cisenbahnverwaltung beizubringen, wonach sie derartige

parate zur Zufrledenhelt der betreffenden Verwaltung geslefert und inffalliert haben. Uebernahmsbedingungen, Pläne usw. r bei der Generaldirektion der Staatsbahnen und Häfen, Sofia, unent eltlich zu haben. Angebote sind in verschlossenen mschlãgen an den Geilrkẽ· präfekten zu Sofia zu richten.

zum Deutschen Reichsanz

r 46.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Die Landwirtschaftliche Woche.)

Am 2. Tage der XII. Hauptversammlung des Deutschen Vereins für ländliche Wohlfahrt und ö sprach der Landrat B üchting-⸗Limburg a. Lahn über das Thema: Die Wohlfahrtspflege auf dem platten Lande, ein Kampf zegen . die Gnifernung. Der Vortragende wies zunächst an praktischen Besspielen nach. daß die Entfernung der ein jelnen Orte von einander und den großen Städien wie der Uebertragung jedes Kultur sortschrittes auf dag platte Land, so auch der Wohlfahrtspflege schwere inbernisse in den Weg stellt. Er führte sodann Versuche an, wie man 5 den beiden Kreisen, an deren Spitze er gestanden hat, bezw. steht, perfucht habe, diese Hinderniffe ju bekämpfen; durch Bildung von Rommunalãrzteverbunden in der Beschaffung ärztlicher Fürsorge, durch Frlaß eines Kreisstatuts guf dem Gebiete des gewerblichen Fort hildungsschulwesens, durch Kreigarbeitgnachweis usw. Schließlich be⸗ kämpfte er den Satz, daß das Landleben billig sel, und forderte 3383 Berücksichtigung des platten Landes seitenz der großen Verkehrs. derwallungen. Das Landleben sel nur für den unt ten standard of ie billig, für alle Menschen mit Kulturbedürfnissen teurer als das Stadtleben. Aus der Landpflegegrbeit berichtete Frida Gräfin zur Lippe Qberschönf eld. Die Referentin sprach die Hoffnung aus, daß ihr Bericht dazu beitragen möchte, Hilfskräfte, d. h⸗ Landpflegerinnen, zu gewinnen; um Statfonen wäre ihr nicht bange, die flrecken ihre Hände von allen Seilen aus. Bigher bildete sich der Landpflegeschwesternkreig aus alteren in anderen Mutterhäuserg vor- ebildeten Kräften, die schon in verschledener Weife im Dienst für 1 ender Liebe gestanden, aber der Verband kann sich nicht allein auf Himmel in den Schoß fallenden Helferinnen verlaffen, er braucht eine eigene Ausbildungsstätte. Da aber der deutsche Landpflegeberband noch ganz ohne jede finanzlelle Beihllfe arbeitet, sei diese nicht leicht zu beschaffen gewesen. Aber es fand sich eine Möglichkeit dadurch, daß die bisher nur für Ohst⸗ verwertung im Sommer und eine Winterschule für Thüringer Bauern⸗ töchter eingerichtete Landpfle estatlon Ostbeim im Rhöngebirge eine . Leiterin gefunden, . acht bis zehn ene, Landpflege⸗

diefe ihm gleichsam vom

chülerinnen vom 15. Mai ab dort eine Vorschule in einfacher Haushalt ˖ übrung, Obstverwertung, Kleinkinderschularbeit und Armen und Krankenpflege durchmachen können, woran sich die weltere Aus—⸗ bildung der Landp n, anschließt. Dankbar hervorgehoben wurde fodann die freundliche Hilfe, die den auszubildenden Landpflege⸗˖ schwestern durch Herrn Dir. Plaß. Zeblendorf und durch die Vorstände ber schon bestehenden Tandpflegessationen zuteil wird; zum Schluß ab die Berichterstatterin mit den eigenen Worten einer Landpflege⸗ fewer ein Bild ihrer Arbeit. An diesen Vortrag schloß sich eine lebhafte Diskussion, an der sich u. a. Gutgpächter Seemann Bresen, Vereinggesstlicher Graf aus Königsberg i. Pr. Fräulein von Kortzfleisch, Feiffenstein, Kreisschulinspekter Petert, arburg . E., und Dr. Pflug, Berlin, beteiligten. In der Diskussion trat zu Tage, daß über das eigentliche Wesen der Landpflegearbeit noch manche mißverständlichen Auffassungen herrschen. Der Geschäftsführer des Deutschen Land. flegeverbandes, Dr. Stie ger, Südende, gab infolgedessen ein kurzes . der Aufgaben der Landpflegerinnen, Nach einem kurzen Schluß⸗ Dort der Frau Gräfin zur Lippe, in dem sie ihren Vortrag noch durch einige kleine Züge aus ihre eigenen Arbeit ergänzte, zeigte dann Br. Bödeker, Lehrte, in dem letzten Vortrag Heimatkunde und Heimatpflege im hann over schen Kreise Burgdorf (mit Vorführung von 30 Lichibildern) den Versuch, für den Ort Lehrte Ine dauernde Inventarssierung der auf die Heimatbewegung bezüglichen Gegenstände eben in den Lichtbildern herzustellen und durch deren Vorführung das Verständnis für die Geschichte der Heimat zu wecken und die Heimatliebe ju fördern. So schilderte der Vortragende u, a., wie eg mit einigen nach Zeichnungen n, Lichtbil dern allein möglich gewesen 3 die Ergeknisse der Funde elner alten Siedel tãtte, des Ür⸗Lehrte, leicht verständlich zu machen. Bei der Vorführung interessanter Bäume und Baumgruphen, alter Grabdenkmäler und Dorfkirchen der Lehrte bengchbarten Dörfer sowie sonstiger bemerkens werter Gebäude und Gegenstände wurde ervorgehoben, daß die Bilder nickt nur Anlaß zu Ausflügen gegeben hätten, sondern auch zu wert⸗ pollen neuen Mitteilungen sowie zur Befolgung der Heimatschutz · bestrebungen. Auch Eigentümlichkeiten aus der Gegenwart, wie Konservenbau und Konservenfabrikation, Milchtrangport mit Ziegen gespannen, die Tätigkeit einer Sanltätskolonne vom Roten Kreuß, Grundrisse von Landarbeiterhäusern u. a. m. boten in der bildlichen Vorführung Gelegenheit, den Stand der Heimat und Wohlfahrte pflege sn Lebrte zu verdeutlichen. Cine Uebersichte karte der Gegend führte sowohl die . wie polltische Entwicklung der Gegend vor Augen, ihre Aufnahme in die Licht bildersammlung sollte namentlich auch dazu dienen, das in unserer heutigen Zeit wertvolle Kartenlesen ju fördern. Lehrte, in dessen nächster Umgebung die Lichtbilder ge⸗ sfammelt sind, ist innerhalb eines Menschenalters aus einem kleinen ländlichen Dorse zu einer Stadt mit verjehnfachter Bevölkerung emporgewachsen, infolge Anlage deg Eisenbahnknotenpunltes auf seiner Feldmark; und so war hier das Bedürfnig dringend genug, alles zu sammeln, wat geeignet erscheinen konnte, Heimatschutz und Heimat⸗ kunde und durch beide die Heimatliebe einer Bevölkerung, in der mehr und mehr die beimischen Bestandteile in den Hintergrund traten, nahe zu bringen.

; r , Verlauf auch dieses jweiten Abends bewies wiederum das wachsende Interesse, das von allen Selten den Bestrebungen und Aufgaben des Deutschen Vereins entgegengebracht wird. öge es ihm gelingen, in allen auch jͤtzt noch fernstehenden Kreisen der Be⸗ völkerung eine immer breitere Grundlage für seine Tätigkeit ju schaffen, die darauf hinausläuft, entgegen dem unheilvollen Zuge in die Stadt, ein wieder beimfrohes und heimfestes Landvolk zu schaffen.

Als die interessanteste a . der Deut sch en La ndwirt⸗ schafts.· Geselischaßft gilt feit, den Ausschlüssen üher die Grnãhrungk · weise der Pflanzen, welche die Wiffenschaft gebracht hat, die Dünger⸗ Abteilung, deren gegenwärtiger Vorsitzender, Rittergutshesitzer Vibrang - Calvörde sich derselben Geltung unter den gib en erfreut, wie fein Vorgänger Schulz Lupitz. Ben ersten Vortrag in dieser Abteilung bielt am n , in einer den großen Saal dez Aich llefienhauses Lis auf den letzten Platz füllenden Wer sammlung der Professor Dr. A Stutzer; önietkerg über die Stick st off⸗ düngung mit besonderer Berücfichtigung von Kalk⸗ salpeterdund Kalkstickstoff. Bei dem andauernden Steigen der Preise für alle Arten von Sticfsteffdünger ist der Gegenstand don kohem Interesse für die Landwirte. Er steht auch ganz im Vordergrunde der Erörterungen in ihren Kreisen, seildem die Gewin⸗

nung de Luftstickstoffes für die Pflanien rn ãbrung nicht mehr allein

auf die Hilfe der Bodenbakterien auf dem Ümwege der Grün= düngung angewiesen ist, sondern angefangen wurde, den in der Atmpostzbärd entheltencn' Stichstoff chemlsch in. fesseln und (bn in geelgneter Gestait dem Boden zunuführen, Es sind 1. 3. zwei Wege, die eingeschlagen werden, um u diesem Ziele zu gelangen: Mi Hilfe der großen Wasserkräfte in Norwegen bereitet man dort auf elestrischem Wege Salpetersäure (als das Oxydations- produkt des Stickstoffes) und bindet diese an Kalk Kalksalpeter, auch Norge Salpeter genannt oder man stellt, gleichfalls unter Anwendung hochgespannter Elektrintät, aus CGalciumcarbid ein

) Vergl. Nrn. 44 u. 465 d. Bl.

Dritte Beilage

Berlin, Sonnabend, den 22. Februar

ganz neues Produkt her, Kalkstickftoff Verfahren des Profefsgrs Adolf Frank —, in dem beträchtliche . des Luftstickstoffes Hemisch an Kalk gebunden sind. Belde Produste sind bestimmt, den inmer? teurer werden den Chilesalpeter in ersetzen, aber für beide seblen noch ausreichende vraktische Erfahrungen, um sie, mit vollem Nußen für“ den Landwirt in. Anwendung. in bringen. Cine Summe folcher Erfahrungen sollte der Vortrag, von 1 Stutzer vermitteln, daber der große Andrang der Hörer.

as zunächst den neuen Kalkfgipeter anbelangt, so ist sr sehr leicht löglich und in der Aqderkrume genau so frei be⸗ weglich wie der Chilesalpeter, ja er vermeidet die Unart des letzteren, auf schwerem Boden elne Kruste ju bilden, und hält den Boden locker. Für Halmfrüchte scheint demnach kein Unterschied zwischen dem nat eli und dem künstlichen Salpeter ju bestehen; ebenso lehrt die Erfahrung Gleichwertigkeit beider Produkte bei Zuckerrüben mit ben e, Quantität wie Qualität der Rüben. Für Delfrüchte stehen Versuche noch aus; doch lassen die Erfolge bei Senf auch für Rap auf ein gutes Ergebnis schließen. Bei Futterrüben scheint Chilesalpeter zweckmäßiger, wenn? man nebenbei nicht noch Kainit gibt. Gleiche Wirkung be⸗ züglich der Ertrags mengen haben beide e tere en auf Kartoffeln, nur bestehen noch Zweifel, ob ihr Slärkegehalt verschieden beein⸗ flußt wird. Man wisl biesen bet Anwendung von Kalksalpeter im Vergleich mit Chilesalpeter bald Höher, bald. niedriger gefunden haben. Bel der Anwendung des Kalksalpeterg ist dessen Eigenschaft, viel Waffer aus der Luft angujtehen, an Mangel, weil bel Jängerer Auf⸗ bewahrung eine schmierige Masse entsteht. Achnliche Uebelstände bei der Anwendung bietet auch der Kal kstickstof f, weil er heim Ausstreuen durch Staub Arbeiter und 6 aft gl, auch platzen belm Aufßemahren die Säcke, weil der Aetzlalk fich mit der Zeit in gelöschten Kalk um⸗ wandelt. Doch sind diefe Uebelstände von geringerer Erheblichkeit und werden hoffentlich beseitigt werden können. Im übrigen hat der Kalkftickstoff sich anßer auf kenkinenn und Moorboden als ein recht beachtengwerter Stickstoffdüůnger erwiesen sowohl für Kartoffeln als für Weisen, Roggen und Hafer 3. Die Landwirtschaft lann, so schloß der Vortragende, beruhigt in die Zukunft schauen, in der vielleicht der Ghilefalpeter aufgebraucht sein wird. Eg äist durch die Wissen⸗ schaft fr Erfatz geforgt! Hoffentlich bringt die zu erwartende Konkurrenz in der Fabrtkation don Stichstoff dünger die Preise zu ö der Landwirischaft von ihrem hohen gegenwärtigen Stande erunter.

In der sich an den n, aufgenommenen Vortrag anschließen⸗

den Debatte! wurden Mängel im NRorgesalpeterhandel beklagt. Es werden I3 0/00 Stickstoff gehalt versprochen, aber angeblich nur 1200 und etwas mehr geliefert, und damit wird die ausbedungene Preis⸗ paritãt mit Cbilesalpeter verletzt; denn statt 142 3 wie 3. 3. bei Chilesalpeter kostet das Kilo Stickstoff dann 150 167 3. Der anwesende Vertreter der Norgesalpeterfabrit er⸗ flärte die Sifferenz durch die vom Inlandgempfaͤnger nicht gehörig beachtete Gewichtsvermehrung (ea. S ] Y) des Salpeter auf dem Transport infolge Wasseraufnahme. Auf, das ursprüngliche und be⸗ rechnete Gewicht bezogen, werden chat og Sticstoff gehalt ergehen. Jedenfalls wurde jum Ausdruck gebracht, daß die berechtigten Wünsche Der Landwirte Berücksichtigung finden werden. Im Anschluß an den ersten Vortrag sprach der Rittergutsbesitzer Vibtangs - Galyörde über Düngung und Erjeugungskosten von Kartoffeln. Selt 75 Jahren, nämlich vom Zeitpunkt der Ginführung der Spiritutbrennerel im großen an gerechnet, nimmt der Anbau von Kartoffeln ftetig zu und zugleich die Einführung neuer Sorten, deren Anzahl durch die Bemühungen von Züchtern und Nachzüchtern enorm angewachsen ist. Die befferen unter diesen Nachzũchtungen geben wefentlich bessere Ernten alg die ältesten bekannten Sorten, fordern aber auch eine wesentlich stärkere Düngung. In den 70 er Jahren brachte starke Mistdüngung in Calvörde die Erträge auf den Morgen nur auf H6 bis S5 Zentner. Erst die Einführung neuer Sorten und die praktische Anwendung dessen, was snjwischen die Wissenschaft gelehrt, bor allen die starke Benutzung von, Kalisalien, steigerte in der Wirtschaft des Vortragenden in der Zeit von 18853 bis 1893 den Ertrag auf durchschnittlich 91 Ztr., bon 1894 bis 1904 auf durch⸗ schnittlich 104 Ztr. Der Redner jwelfelt nicht an der Möglichkeit, es bei Arwendüng gufer Sorten und richtiger Düngung auf 299 Itr. für den Morgen zu bringen, allerdings nur auf dem für Kartoffelbau geeignetssen Boden, nämlich sandigem Lehmboden, lehmigem Sand⸗ Hoden und humofem Sand. Trockene Sandböden dagegen haben, wenn im Juli und August Regen ausbleibt, allzu bedeutende Ausfälle, nasser Boden bringt af regelmäßsg Mißernten. Um hohe Ernten zu ge= winnen, empfiehlt sich ein 5 = 6 jähriger Umtrieb und duich starke Ver⸗ wendung von Kalisalzen elne solche Anreicherung des gers in den Vorjahren vor Kartoffelanbau, daß er mindestens 300 Pfund Reinkali mehr bent. als durch die Ernten entnommen ist. Auf einem solchen mit Kali angereicherten Acker ist dann, wenn nicht starke Gründungung vorhanden ist, eine gute Mistdüngung zu geben, daiu auf den Morgen 13tr. Super- phosphat und bei 6 der Pflanzen J Itr. Salheter. Dann wird man sicher auf eine gute Ernte rechnen ksnnen. Der Vortragende teilte im Anschluß bieran noch mit, daß er tatsächlich 1903 auf einem Acker stück lehmigen Sandes von der Kartoffelsorte Sas“ 145 Ztr. auf dem Morgen geerntet habe, knüpfte daran aber die Mahnung, in der Düngung Maß zu halten, um eine sonst leicht wiederkehrende Ueberproduktion mit hieraus sich ergebenden unrentablen Preisen zu vermeiden. Wolle man aber die gegebere Möglichkeit so großer Ernten erschöpfen, so müsse wenigstens die Anbaufläche beschränkt und der Anbau von Kartoffeln auf demselben Acker in größeren Abständen vor- genommen werden, wat, auch den Vortell haben werde, die Sicherheit vor Befallkrankheiten und hiermit die Sicherheit der Ernte zu vermehren. Herr Vibrans berechnet nach seinem Wirtschaftsabschluß ür Kartoffeln die Erzeugungskosten auf 131 4 für den Morgen (ein- chließlich 29 4 Acker pacht), wonach sich ihm bei seiner 1907 er Durch- chnittsernte von 123 Ztr. der Koftenprels eines Zentners Kartoffeln amuf 1, O7. stellt. Es Ist also möglich, schloß der Redner, Kartoffeln ju dein Preife zu erzeugen, den im Durchschnitt der Jahre die Stärke⸗ fabriken für sie zahlen.

In der sich anschließenden Digkussion wurde geltend gemacht, daß im Sften, wo der Stallmist bedeutend billiger einstehe, sich eine Ein. schränkung des Kartoffelbaues nicht empfehle. Man würde schwerlich eine andere Kultur nachwelsen können, die auch nur annähernd die

leichen Erträge gebe. Von Wert würde es sein, der Frage der arkoffelmüdigkeit des Bodens nachziuforschen. Herr Vibrans glaubt nicht an Kartoffelmüdigkeit, wenn man dem Boden reichlich hg, waß ihm durch die Ernte entiogen wurde. Dagegen empfehle es sich, einer vorangegangenen Anregung entsprechend, der Frage der Versuchs⸗· wirtschaften für Sandboden wie auch der Trocknungsfrage die größte

g des Vereins jur Förderung der Moorkultur standen ausschließlich n auf

Eignung des Torfes tu Feuerungsjwe cken. Gr wies über. ewürdigt

) Zugleich mit Superphosphat darf Kalkstickstoff aber nicht ver⸗ wandt werden.

*

eiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

1908.

Wasser haltendem n, brennen. Nächstdem sei der Brennwert des Torfes durch selnen Aschegehalt und nicht am wenigsten durch sein Bolumengewicht bedingt, well cin zu lockerer Torf unter Umftänden u schnell Und ohne intensipe Heijwirkung brennt. Eine glückliche Käzsung der Heijfrage sei ein auf Vergasung hinauglaufendes Per- fahren. Im Anschluß hieran sprach Dr. Wo lff⸗Magdeburg über den augenblicklichen Stand der in du st riellen Verwertung des Torfes als Brennmaterial. Auch ibm dünkt die möglichst aus⸗ enn, Trocknung des Torfes als erste Bedingung seiner erfolgreichen

erwertung als Brennmaterial. Der Redner erörterte die verschtedenen diesem Jweck dienenden Methoden, die meist auf Lufttrocknung oder Verdampfung des Wassers durch Wärme oder mit Zuhilfenahme eines Vacuumg hinauslaufen. Ganz neu und eigenartig ist ein der Aug. burger Maschinenfabrik patentiertes Verfahren der Torftrocknung durch überhitzlen Wafferdampf, wobei mittels des in gesättigten Dampf ver⸗ wandelten Dampfes in sinnreicher Weise ein Kreislauf hergestellt ift, der im Prinzip eine sehr vorteilhafte Verbrennung des Torfes ver⸗ spricht. Das Verfahren ist zunäckst für minderwertige Braun⸗ kohle im Potsdamer Glektrinitätswerk in Uebeng. Gine andert Art der Verwertung des Torfes als Brennmaterial sst die praktisch in Elisabethveen bei Oldenburg ausgeführte Torf⸗ verkokung, elne dritte das von Professor Frank empfohlene, im Moor⸗ ebiet anzuwendende Verfahren der Ueberführung aller nicht aschebildenden

estandteile des Torfs in brennbare Gase, dem die , , zu Grunde liegt, daß Torf keine Trangportkosten tragen kann, Eine Ver⸗ suchzanlage dieser Art besteht in Dodingen bei Herne, sie bietet die Gelegenheit, jeden Torf auf seine Eignung für das Verfahren unter⸗ suchen ju lassen. Es werden jur Zeit Vorschläge ventiliert, eine Kraft jentrale von 10000 PS. im Moorgebiet ju schaffen, egründet auf die Vergasung von Torf, der bis 400 Wasser ent⸗ 9. darf und bestimmt 1 zur Erjeugung von Elektrizität u. a. für Fabrikation von Kalkstickstoff Dr. Wolff gab zum Schluß seiner lleberzeugung Ausdruck, daß Mittel und Wege zu rationeller Torf⸗ verwertung für Brennzwecke sicher gefunden werden würden. Die 29 600 qkm Moore, die es in Deuischland urbar zu machen gelte, feien ein starker Antrieb dazu, und der rastlose Geist des Menschen ruhe auch bei minder Wichtigem nicht, bis Brauchbares geschaffen und der Puntt gefunden sei, an dem jur Hebung des Ganzen der Hebel mit Erfolg angesetzt werden könne. .

Es berichtete noch Freiberr von Gärtner, Braunschweig über ein von ihm seit drei Jahren benutztes Verfahren zur Aus⸗ scheidung des Wassers aus dem Torf, wobei Elektrizität in dem Sinne eine Rolle spielt, ß sie, wie angenommen wird, die Poren der wasserhaltigen Torfmasse öffnet und dem Wasser auszutreten ermöglicht. Professor Frank und Dr. Caro sprachen ausführlicher über das von ihnen einpfohlene Verfahren, das nicht, wie fälschlich angenommen werde, nur auf die Gasgewinnung ausgehe und auf bie Nebenprodukte von vornherein verzichte, Letzteres sei nur der Fall, wenn das Moor allzu stickstoffarm sei. Bei miehr als 1100 Stickstoffgehalt oder gar bei 5 340 /o, wie die bayerischen Moore be⸗ sitßen, lohne sich die Gewinnung von schwefelsaurem Ammoniak sehr wobl. Aber das Gesamtverfahren empfehle sich allerdings nur, wenn mindestens 40 = 50 t Trockentorf am Tage vergast würden. Daß eine solche Anlage jur Gewinnung von Elektrizität, sei es zu Licht oder Kraftjwecken, ö. nicht bezahlen werde, scheine ausgeschlossen, namentlich im Hinblick auf die Verwendung der Clektrizität als Traft in einem weiten Umkreis. Die wachsende Leutenot auf dem Lande treibe mehr und mehr zur Benutzung motorischer Arbeit. Die Anregung, ob es nicht wünschenswert sel, jum Studium aller der interessanten Fragen der industriellen Torf berwertung einen Torfingenieur im Verein anzustellen gab zu inter⸗ essanten Bebatten Anlaß, als deren Ergebnis vom Voꝛfftzenden zu gefagt wurde, die Angelegenheit in einem späteren Stadium der Ent⸗ wicklung des Vereins jum Austrag zu bringen. Einstweilen, so führte . von Wangenheim aus, müsse er beiweifeln, daß bereits

räfte vorhanden seien, die den Voraussetzungen des Antrags ent⸗ sprechen würden.

Zum Schluß gab noch Dr. Wiel and, der Leiter der Torf⸗ verkokungsanstalt zu Elisabeth veen, Aufschluß über die dort mit Erfolg betriebene Tor fverwertung. Als Nebenprodukt wird Teer gewonnen und der Destillation unterworfen. Der Torfkoks bietet ein so vorzãgliches, schnell entzũndliches, rauch und geruchlos brennendes Heinmaterlal, daß mit Leichtigkeit dafür 45 bis 55 M für die Tonne zu erzielen sind, was die Rentabilität gewãhrleistet. Dies 8 ist bemerkengwert, weil Steinkoblenkols, wovon in Deutschland 20 illionen Tonnen erreugt werden, 1. Zt. 20-22 die Tonne kosten. Aber dieser Torffoks scheine in der Tat ein ideales Heümaterial und die Aussicht zu rechtfertigen, daß bei Andauer der hohen Steinkohlenpreise auch die gegenwärtig für Torfkoks erzielten hohen Preise sich behaupten werden.

(Schluß folgt.)

Weizeneinfuhr in Marseille.

Nach den Wochenberichten des in Marseille erscheinenden

Le Somaphore hat die Weljeneinfuhr von M arseille auf dem See wege betragen:

in der Zeit vom 19. bis 24. Januar 2 847 da davon aus Rußland. .

in der Zeit vom 26. bis 31. Januar 14s . davon aus Rußland. 2

in der Zeit vom 2. bis 7. Februar. . davon aus Rußland. 6

in der Zeit vom 9. bis 14. Februar ; 78 998. davon aus Rußland . . 38 912 . In den Zollniederlagen in Marseille befanden sich am

12. Februar 268 760 dæ.

Ernteaussichten und Getreidehandel in Syrien.

Der Kaiserliche Generalkonsul in Beirut berichtet unterm 6. d. M.: Das Getreideautfuhrverbot wird in Beirut streng gehandhabt, mögen auch die im Lande vorhandenen Getreidevorräte enügen, um den Landesbedarf bis zur nächsten Ernte, d. h. bis nächsten Cn ju decken. Die Getreidespeicher im Drontettal (Hama) und im Hauran sind wobl gefüllt, und in Belrut und Halfar sind zur e. ungefähr je 4000 Tonnen Getreide eingelagert, die wegen des

ugfuhrberbots nicht verschifft werden können. Beirut bezieht außer- dem Mehl zollfrei aus dem Auglande. .

Die Witterungsberichte aus dem Innern lauten günstig. Reichliche und regelmäßige Riederschläge lassen eine gute Ernte er⸗ hoffen, und die Produjenten beeilen sich, ihre Vorräte ju verkaufen. Infolgedessen und wegen des Ausfuhrverbotgs sind die Preise gegen Ther denen von Ende Dezember noch um 100 gesunken.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßzregeln. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

(Aus den „Veröͤffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitgamts“, r. Z bom 19. Februar 18908.)

Pe st. Türkei. In Dje dda find vom 27. Januar bis 2. Februar 6 Erfrankungen (und 8 Todesfälle) an der Pest gemeldet, im ganzen seit dem 14. Januar 19 (17).