1908 / 49 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 26 Feb 1908 18:00:01 GMT) scan diff

.

einem gemeiasamen

Laut Meldung des

dort nach Sydney in See. S. M.

(ange ein wen ,

S. „Tiger“ ist gestern von Hongkong nach

Wusung in See gegangen.

Oefterreich⸗ Ungarn.

Die österreichische Delegation hat gestern, wie das W. T. B.“ meldet, den Antrag Latour⸗Schraffl, betreffend die Erhöhung der Offiziersgagen und der Mann— scha . den Voranschlag des gemeinsamen Finanz— ) des gemeinsamen obersten Rechnungshofes über die . angenommen sowie den Bericht des

die gewerblichen Heeres—⸗

ministeriums un

, . chusses, betreffen ieferungen, genehmigt.

Bei den vom 20. bis 25. Februar vorgenommenen Wahlen in den böhmischen Landgemeindebezirken sind, obiger Quelle zufolge, gewählt worden: 39 tschechische Agrarpartei, 1 katholische tschechische Volkspartei, J Jung⸗ ischechen, 13 deutsche Agrarpartei, darunter Minister Peschka, 2 deutsche Forischrittspartei, 2 Alldeutsche, 5 Deutschradikale, 1 selbständiger radikal Nationaler (deuisch, 1 freinationaler

Agrarier (deutsch), 1 Christlich⸗Sozialer (deutsch).

Im ungarischen Abgeordnetenhause verteidigte gestern der Minister des Innern Graf Andrafsy den Antrag,

ö die Revision der Hausordnung.

Der Minister wies im Laufe seiner Rede die Anschuldigung zurück, daß die Reglerung die Redefreiheit beschränken wolle, um die Erhöhung des Rekrutenkontingents durchzupeitschen. Die Regierung werde niemals Armeeforderungen obne eine nationale Armeereform beantragen. Er bestreite, daß im n,, des allgemeinen Wahlrechts die

en und die Beschränkung der Redefreiheit da Die Revision der Hausordnung habe keine Spitze weder gegen die Sozialdemokratte noch gegen die ationalitäten, sie bejwecke nur, dem Parlamente die Fähigkeit zu sichern, Beschlüsse zu fassen. Unter lebhaftem Beifall empfahl schli⸗ßlich der Minister

Dbstruktion ausgeschlo daher überflüssig sei.

angelegentlich die Annahme des Revisionsantrages.

Bei den gestrigen Landtagswahlen der Kurie der Landgemeinden in Galizien haben die polnischen Konser— vativen 25 Mandate (in der vorigen Wahlperiode 41), die Demokraten 8 (, das polnische Zentrum 3 (7, die polnische

Volkspartei 17 (9, die Ruthenen 21 (189) erhalten. Großbritannien und Irland.

In der gestrigen Sitzung des Oberhauses richtete Newton an die Regierung eine Anfrage hinsichtlich der Lage

; W. T. B.“ ist S. M. S. „Condor“ vorgestern in Brisbane eingetroffen und geht am 7. März von

lußkbt. Vorwärts“ ist vorgestern in Hankau Eflne

in Mazedonien und verwies auf die Wirkung, welche die türkische , , . auf das Mürzsteger Programm

und das europäische Konzert ausüben werde.

Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt Lord Fitz maurice erklärte, nach dem Bericht des W. T B.“, in Beart⸗

wortung der Anfrage. er könne dem Hause keine erfreulichen Mit⸗

teilungen machen. Man sei in dieser Frage auf einem sehr keitischen Punke angelangt, sowohl in Mazedonien . n 4

elbst als auch in diplo⸗

matischer Hinsicht im europässchen Konzert. Bezüglich der gegen ·

wärtigen Lage der mazedonischen Reform befinde sich der Machtbefugnisse der Zivil und

England in Meinunggverschiedenhelten mit der Pforte über die Frage

Finanzagen ten. Be⸗

züglich der Reform der Gendarmerie beflade ez sich mit

den anderen Mächten nicht in Ueberelnstimmung.

in der Theorie vollkommen darü Mächte bisher noch nicht ju überzeugen vermocht, daß der Augenblick bereits gekommen sei, wo man der Pforte eine Note über diefen Gegen. stand überreichen könne. Niemand, der die jüngste Rede des Frei⸗ herrn von Aehrenthal gelesen hat“, fuhr Lord Fitzmaurice fort, kann behaupten, daß er die Uebelstände der Lage in Mazedonien zu unterschätzen versuchte. Es ist häufig gesagt worden, mit dem europäischen Konzert sei es zu Ende, und es ist gegen den befreundeten Staat Desterreich Ungarn wegen des hm ver liehenen Rechts zur Ueberwachung der Eisenbahnen im Sandschak eine heftige Sprache gebraucht worden. Die Eisenbahnen im Balkan betrachten wir als handeltreibende Nation nicht nur ohne Besorgnis, sondern sogar mit wohlwollender Neutralität. Je mehr Effenbahnen und . in diesen Ländern gebaut werden, um so beffer für sie und für jedermann. Ich hoffe, es wird deutlich verstanden werden, daß wir uns mit der ziemlich ungerechten heftigen Sprache gegen die befreundete österreichisch, ungarische Regierung wegen dieser Gisenbahn nicht identifizieren, um so mehr, wenn wir ung defsen erinnern, daß nach dem Berliner Vertrage Desler⸗ reich Ungarn das Recht hat, den Sandschak Nobibajar zu besetzen, und daß es dieses Recht nur aus inneren politischen Gründen bisher noch nicht ausgeübt hat. Nach dem Berliner Vertrage hat Oesterreich— Ungarn das besondere Recht, im Sandschak Wege zu Fauen und Garnisonen zu halten, und es würde eine enge und nicht edelmütige Interpretation dieses Rechts sein, wenn wir Oesterreich⸗Ungarn die Befugnis bestreiten wollten, die Schritte zu tun, die ibm selbst in diesen Gegenden vorteilhaft sind. Andererseits müssen wir aber sagen, daß es, wenn eine Anjahl von Mächten mit n. Gegner unterhandelt, immer unglück. lich ist, wenn eine dieser Maͤchte bei dem Gegner den Eindruck herbor⸗ ruft, es habe sich etwas ereignet, was diese Macht von den anderen trennte. Qbwohl ich die österreichisch ungarische Regierung von jeder derartigen Ahsicht absolut und vollständig freispreche, ist s doch un= zweifelhafte Tatsache, daß die Pforte ju dem Schluß kommen könnte, daß, weil Desterreich Ungarn von dem Recht, die Eifenbahnen zu überwachen, Gebrauch macht, jwischen dieser Macht und den anderen Signatarmächten des Berliner Vertrages eine ernste Meinungs- verschiedenheit besteht. Das ist nicht der Fall, es sst Ueber⸗

treibung ju denken, daß das europälsche Konzert beständig ge⸗

brochen worden ist dadurch, daß man in den erwähnten Punkten an dem Uebereinkommen nicht festgehalten hat, und dadurch, daß Oester. reich⸗Angarn von dem Gebrauch gemacht hat, wozu es fein unzweifel⸗

haftes Recht hatte. Lord Fltzmaurice schloß mit der Erklärung,

Was die Justizreform anlange, so sei . zwar mit den anderen Mächten er einig, doch habe man die andern

daß die britische Regierung hinsichtlich der mazedonischen Reformen

eine beobachtende Haltung einnnähme, Sir Edward Grey würde aber in nicht allzu ferner Zeit solche Vorschläge machen, die nach britischer Auffassung die Lage erfordere.

Im Unterhause stand gestern ebenfalls die maze— donische Frage zur Erörterung. Der Abgeordnete Hurdy , . brachte einen Antrag ein, die Regierung zu ersuchen,

ie Ausführung der Kontrolle in Mazedonien durch die den Mächten verantwortlichen Behörden nachdrücklich zu betreiben.

In der Debatte führte der Abg. Gooch (liberal), obiger Quelle fe g aus, daß das österreichische Eisenbahnprojekt, das rein strate— gischer Natur sei, die gesamte europälsche Lage ändere und es der einzige Trost sei, daß Rußlands Eisenbahnprojekt strategisch unbrauchbar ge Britannien solle mit Deutschland hinsichllich der Bagdad

ahn in Verbindung treten. Das sei der einzige Weg, Deutsch— lands Geanerschaft in Mazedonien ju beseitigen. Der Slaatofekretär des Aeußern Grey kennzeschaete die Anstrengungen der britischen Re⸗ gierung binsichtlich der Reformen und ging auf die Ginwendungen der verschiedenen Redner ein. Er sagte, als Mitglied eines Konzerts

empfeble man si

.

en wolle, welche die eine

chlleßen wirkungsvolles worden, England sollte anderen

sei, dadurch, daß es ihnen zu verstehen

2 M

Sollte England bereit sei

Frage wirksam Schwierigkeiten bet wiederhole Fltzmaurse wohlwollenden Neutr

müsse sicherlich die

gepaßten Zielen zuwende, zu denen sie ein Recht habe, a Kosten der mazedonischen Reformen. 3 auf die öffentliche

Boden gewänne, well er türkische Frage nicht zum

eigenen

gleich wirkung vo erweise. Der britische Gendarmerievor⸗

aber nicht als endgültigen Vorschlag hin. Er sei ferner der Meinung, daß, wenn für dag Konzert Gefahr bestände, dies nicht eine Folge von Meinungsverschledenheiten oder Strestigkelten fein würde, fondern daß dag Konzert aus Mangel an Lebengfähigkest untergehen äßnnte. Der⸗ selbe Grad des Erfolge wäre notwendig, um das Konzert zufammen—« zuhalten, und die dem englischen Gendarmerlevorschlag folgenden Ver— handlungen würden zeigen, welche Lebensfähigkeit das Konzert besäͤße.

Die Resolution wurde darauf zurückgezogen.

Gestern abend hat in London ein Bankett der dortigen ,, stattgefunden, an dem der deutsche Botschafter raf Wolff⸗Metternich mit den Herren der Botschaft, der deutsche Generalkonsul und viele andere hervorragende Per— sönlichkeiten teilnahmen. Wie das W. T. B. berichtet, brachte Spie er, der Präsident der Kammer, einen Toast auf die Gesundheit des Deutschen Kaisers aus. Graf Wolff⸗Metterni ate in seiner Erwiderung, der Kaiser werde über den Festbericht hoch erfreut sein,“ wie er stets alles das begrüßt, was zur ,. der freund⸗ schaftlichen Beziehungen der beiden oͤlker beitrage. Der Kaiser erwidere den guten Willen Englands von ganzem Herzen. Der Präsident der Handelskammer besprach dann die deutsch-englischen Beziehungen und sagte, das Gedeihen beider Länder, die so viel Gemeinsameg hätten, sei ju ihrem gegenseinigen Vortell. Der Vizeprästdent der Hamburger Handelskamm r Kraul sprach die . aus 9 das Abkommen zwischen den allantischen Dampf⸗ la , , . ten sich für alle Beteiligten als günstig erweisen Herde. Darau , 2 Botschafter Graf Wolff⸗ etternich 65 setze viel Vertrauen in die Beziehungen zwischen dem Ven chef Reich und Großbritannien, soweit diese Bejtehungen auf tatsächlichen Verhältnissen beruhten. Zwischen heiden Landern bestehe eine alt überlieferte Freundschaft, für deren e dag Aufblühen von Handel und Industrie in Deutschland ein Hindernis bilde. Der gewaltige Umfang des englisch · dcuischen Handels bilde ein Bindeglied jwischen beiden Völkern und ein Unter— pfand für die Fortdauer ungestöcter Beniehungen. Der Botschafter ging dann in seiner mit Beifall aufgenommenen Rede auf die inter⸗ nationale Politik, namentlich auf die Balkanpolitit ein.

Frankreich.

Die Deputiertenkammer hat gestern die Verhand⸗ lungen über die Ein kommensteuer wieder aufgenommen. Artikel 1 hebt die vier direkten Steuern vom Zeiipunkt der Ver— öffentlichung des . an gerechnet auf.

Artikel 2 ersetzt sie duich eine allgemeine Einkommensteuer, ver⸗ mehrt durch eine Zäschlagsteuer, die von dem Einkommen des Famillen⸗ oberhauptes erhoben wird.

Der Deputierte Aimond (Radikal) brachte einen Ab— änderungsantrag zu den beiden ersten Artikeln des Gesetzes ein, der diese verschmelzen will, und erklärte, W. T. B.“ zu⸗ folge, in der Begrundung seines Antrages:

Er wünsche eine Aufhebung der vier direkten Steuern zu ver— meiden, bis sie durch eine andere, leichteinbringliche Abgabe ersetzt seien, und verwies auf das Beisplel von Elsaß Lothringen, wo man stufenweise vorgegangen sei. Aimond nahm dann alle' die einzelnen Kritiken wieder auf, die bereits in der Generaldiskufsion vorgebracht worden waren.

Nachdem Z6vaes und Magniaude sich gegen den Antrag Aimond gewendet hatten, wurde die Weiterberatung auf Donnerstag vertagt.

Rußzland.

Laut Beschluß des Ministerrats erfolgt die Ernennung und Abberufung des finnländischen General' gouverneurs und seines Gehilfen künftig durch Kaiserlichen kas an den dirigierenden Senat. Der Ukas wird dem Senat und dem Slaatssekretär durch den Generalgou verneur zur Kenntnis gebracht.

Italien.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ hat der si ilianische Deputierte Aguglig unter den Deputierten eine Kn nne ur Unterschrift in Umlauf gesetzt, in welcher der König ge—

eten wird, Nasi zu begnadigen. Bis jetzt haben g' De⸗ putierte die Petition unterzeichnet.

Spanien.

Infolge der jüngst vorgekommenen anarchistischen An— schläge hat der . des Innern de la Cierva in; einem gestern amtlich veröffentlichten Erlaß, „W. T. B.“ zu⸗ folge, angeordnet, daß innerhalb Monatsfrist in jedem Hause ein Pförtner angestellt werde, der eine genaue Ueberwa ung des seiner Obhut anvertrauten ,. durchzuführen uh als behördlicher Agent angesehen und Befugnis zur Verhaf— tung von Uebeltätern haben werde.

In der Deputiertenkammer interpellierte der Republikaner Soriano gestern die Regierung, ob sie die Ver⸗ träge zwischen Roghi und mehreren Spaniern be⸗ züglich der Minen bei Melilla gebilligt habe, und welches ihre Haltung sein würde, wenn diese Verträge Schwierig⸗

schlag bliebe und könnte zu jeder Zeit wieder aufgenommen werden. Er glaube, daß die Ernennung eines türkischen Gouverneurs für Mazedonien durch die Mächte die Frage lösen könnte, er sfielle das

weder selnen Kollegen noch erhöhe man seinen man sich eben . Einflusses rühme. Wenn acht beiseite schaffen, 26 4. ö. 4 . z, . . e, wie nne da as onzert ein tel fue seine wen netten des se , . ö In Höeantwortung der Anfragen, eiklärte der Minlste ächten beweisen, daß es ihm ernst . . daß unangenehme Folgen entstehen würden, . nichts geschähe, was es fur nötig halte. 3 gehen, zu sagen, daß es zu einer Katastrophe wenn eg seine Ansicht nicht durchletzen könne? Er glaube nicht, daß eine ( erte Akiion Englands zur Löfung der majedonischen tagen würde, sie würde vielmehr England in gen, deren Ende niemand vorhersehen könnte. Er ärung, betreffend Englands Haltung einer r lität den Bahnprofekten auf dem Balkan gegenüber, und sehe nicht ein, daß England so sehr daran intereffiert fel. Daß dieser Augenblick zur Förderung eines umfassenden Eisenbahnplanes gewählt worden sel, der die Zustimmung des Sultans erfordere, efürchtung erwecken, daß eine der Mächte inner—⸗ halb des Konzertg ihre Aufmerksamkeit ihren eigenen , 3 er au eder derartige Eindruck müsse Einung der Balkanländer, Konstantinopels und des Konzerts selbst die ungünstigste Wirkung haben. Grey fuhr fort, er würde es tief bedauern, wenn ein solcher Eindruck wünsche, daß das Konzert auf⸗ recht erhalten bleibe. . hätte sichere Garantien, daß die iege führen würde. Würden die Mächte des Konzerts einmal den Kontakt miteinander verlieren, so könnten sie nicht vorhersehen, welche Mißverständnisse sich zwischen sie einschleichen würden. Er vertraue, daß die Befürchtung, Oesterreichs Pläne hätten das Konzert gestört, sich als unbegründet erweisen würde. Waß die britischen Gendarmerlepläne anlange, so sei England bereit, jeden lan zu Gunsten irgend eines anderen. den irgend eine andere Macht vorschlage, aufzugeben, wofern sich dieser nur als

leiten mit den Stämmen ö sollten. Ferner fra Horiano auch, ob es wahr sei, daß der Machsen geg ah n . von Mar Chica durch die Spanier rn erhoben habe.

ern Allende salazar nach dem Bericht des W. R. B., e Regierung nicht zugeben könne, daß die Communsquòᷣt von n nl zu Regierung einen anderen als Sultan anerkennen als bh

sis. Obwohl aber die Regierung sich nie in die inneren a Maroktoz æzingemischt babes so tles deb ieicht in ersteren nn Kommandanten der afrikanischen Plätze Spaniens nicht umhin lnat mit jedem Beziehungen zu unterhalten, der, wenn au ohn eine anerkannte Oberhoheit zu besitzen, in der Umgebung dieser n eine gewssse Autorität ausübe. Der Minister fügte hinzu, di ] gierung schütze jwgr die Interessen der spanischen Untertanen, fen wegs aher koͤnne sie Verträge anerkennen, die mit Leuten abgeschio seien, die keine gesetzliche Autorität dazu hästen.

Portugal. Die Minister sind gestern zu einem außerordentli ͤ Kabinetts rat zusammengetreten und haben, „W. T. 66 e, beschlossen, die Verordnungen Francos, durch welt ie Kammer aufgelöst und die Organisation der Pairskamm reformiert wird, aufzuheben und die Mitglieder der aufgelij Kammer einzuberufen, um die Eidesleistuug des Königs en gegen , . sodann den Staatsrat zu versammeln, um der Auflösung der Kammer Stellung zu nehmen. Die Ne wahlen werden nicht vor dem 5. April stattfinden.

Schweden.

In der Ersten Kam mer des Reichstags gab geste der Pizepräsident, frühere Ministerpräsident Lun de her bezüglich der Ostsee⸗ und Aalandsfrage, laut Meldun des W. T. B.“, folgende Erklärung ab:

Es sei wünschenswert, daß auch von der Ersten Kammer (n Aeußerung über die Ostsee⸗ und Aalandsfrage vorliege, die kein Zweifel Über die in. Schweden herrschende einstimmige Meinung dieser Lebensfrage lasse. Deshalb wolle er im Namen der Ers Kammer erklären, die Kammer sei überseugt, daß die Regierung m aller Kraft insbesondere für die für Schweden so ernste Frage Aufrechterhaltung des für die Aalandetnfeln geltenden Status qu eintreten werde.

Sämtliche Mitglieder der Kammer stimmten diesen Au führungen zu.

Der Minister des Aeußern von Trolle verwies in seiner n Beifall aufgenommenen Antwort auf seine Auslassungen in n Zweiten Kammer und versicherte, daß die Regierung mit aller Kun suchen werde, bei den zur Zeit geführten Unterhandlungen d Interessen Schwedens zu wahren.

Norwegen.

Im Staatsrat ist gestern, „W. T. B.“ zufolge, h schlossen worden, im Storthing einen Gesetzentwurf ein bringen, der den Gebrauch von Schleppnetzen in norwegischen Gewässern verbietet.

A sien.

Dr . Gouverneur von Urmia Imam Kuli Mirg

ist, W. T. B.“ zufolge, gestern in Saudsch bulak eingerüt

das die Türken in der Nacht zum Montag geräumt hatten. Afrika.

Einer vom W. T. B.“ verbreiteten Depesche des Admira Philibert zufolge ist die politische Lage in Ma roll unverändert. Die Truppen diAlmades lagern in ihrn Quartieren.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen d Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinda sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen 109. Sizung des Reichstags, welcha der Staatssekretär des Innern Br. von Bethmann Hollwen und der Staatssekretär des Reichs justizamts Dr. Nie berding beiwohnten, wurde die Spezialberatung des Etats der Ju stizverwaltung fortgesetzt bei den Ausgaben für daß „Reichsgericht!/.

Abg. Stadthagen (Sor): Im vorigen Jahre hat das Reich gericht meinen Parteigenossen Dr. Liebknecht wegen Vorberestun zum Hochverrat zu 14 Jahren Festungehaft verurteilt. Dieser . gibt mir Anlaß, über die Unabhängigkeit der in solchu Prozessen fungierenden Richter einige Bemerkungen zu machen Die Rechtssicherheit, besonders beim höchsten Gericht, ist gan besonders gefährdet, wenn für die Auswahl der Richter polttssch Mot sve ertscheidend sind und nicht die Tüchtigkeit des Richten als Jurist. Daraus ergeben sich Schäden, die weit binausgehen über den Begriff, der Klassenjasti;, wesl damit die Mögtschte gegeben ist, Unschuldige auf die Anklagebank zu zerren, bio , . weil sie in irgend einer Frage anderer Ansicht sun als die gerade fungierenden Richter. Da ist neuerdingt wiede ein Reichsanwalt zum Senatspräsidenten beim Reichsgericht ernannt worden. Das Schlimmste ist, daß diese Richter die erste und lichte Instarz;, also auch Richter in eigener Sache find; hier muß zum Schuß der Rechtesicherheit eine Berufungsinstanz gegeben werden. re . weise hat sich ein großer Verein von Richlern gebildet, die mit Schänf betonen, daß die Unabhängigkeit des Richters durch die Garantie det Unabsetzbarkeit nicht genügend geschützt ist. Welche Fülle disziplin, rischer Tendenzwrozesse hat sich in den litzten Jahrzehnten abgespiell! Bel der Auswahl der Richier ist haupt ächlich die poltiische Juve, lässigkeit maßgebend; darauz ergeben sich Streberti und Friecherl als hervorragende Mittel für tag Avancement ee n e, die in diese höchsien Vertrauentstellungen, welche die Machthaber zu ben ien haben, einrücken möchten. Der Fürst Bismarck selh at in amtlichen Uckunden diese politische Zuverlaͤfsigkeit all das Haupterfordernis für die Ernennung von Mitgliedern det Reicksgerichts beieichnet. Jener Richter verein als selbstverständliche

Gegner von Strebtrei und Kriecherei schlägt nun vor, daß zur Wahrung der Unabhängigkeit der Richter diese für die Besetzung solcher Stellen aus ihrer Mitte dag Vorschlagsrecht erhalten follen. Ich bemerke bei⸗ läufig, daß dieser Richterverein natürlich nicht in Preußen, sondem in Oefterreich besteht.

lwirtsch. Vgg.,

Das Kapitel wurde bewilligt, ebenso ohne Debatte das Extraorbingrium und die Einnahmen.

Eine Reihe von Petitionen wurde als zur Erörterung

im Plenum ungeeignet erklärt.

Es folgten sodann Wahlprüfungen. Ohne Diskussion wurden nach dem Antrage der Wahlprüfungskommission für gültig erklärt die Wahlen der Abgg. Manz (fr. Volksp, 3. , n, mn, ,. (Ry, 6 ien urth, Graef

eimar, Wachhorst de Wente (n., H. Han⸗

nover), Schack (wirtsch. Vgg., Eisenach, Will (Zentr, Straßburg⸗Land) und Wiltberger ent 10. Elsaß⸗ Lothringen).

(Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirtschaft. Gin und Ausfuhr von Zucker vom 11. bis 20. Februar 1808.

Einfuhr Augfuhr ernie, ern peiial⸗ pezial Gattung des Zuckers bene, r dz rein Verbrauchszucker (raffinierter und dem rafsi⸗ ;

nierten , ter Zucker) (176a ih .. 434 142 384 Rohrzucker (176 a).... 246 1

Dabon Veredelungsverkehtrt 53 Rübenzucker: Kristalljucker (granulierter) 766) 4 108100 Rübenzucker: Platten ⸗, Stangen und Würfel⸗

,, . 4 20 803 gil en er: gemahlener Melis h. ö 3029 dtübenzucker: Stücken und Krümelzucker

. . 4268 Rübenzucker: , . Raffinade (176) .. 20 2 484 Rübenzucker: Brotzucker (176g) ...... 1793 Rübenzucker: Farin (176h) ... ..... 1595 Rübenzucker: Kandis (1769) .. ...... 160 311 Anderer Zucker (176E/ n)) ..... 114 134325 Rohrzucker, roher, fester und flüssiger (176). 108 Rübenzucker, roher, fester und . 1765 133 861 Anderer fester und flüssiger Zucker (flüs sige

Raffinade einschließlich des Invertzucker⸗

sirups usw.) (176m). . Füllmafssen und Zuckerabläufe (Sirup, Me⸗

. Melaffetraftfutter; hrubenfaft, Ahorn⸗

1 . 6 460 31. Waren unter steueramtlicher ;

u —ĩ

esamtgewicht ..... J ö 1217 Menge bes darin enthaltenen Zuckerz . ö 419.

Berlin, den 25. Februar 1908.

Kaiserliches Statistisches Amt. ͤ . der Borght.

Cin und Ausfuhr einiger wichtiger Waren in der Zeit vom 11. bis 20. Februar der beiden letzten Jahre.

Einfuhr Ausfuhr Warengattung im Spe zialhandel dz 100 kg 1908 1907 1908 1907

Baumwolle... 214 874 239 oꝛ27 20 335 21039 Flachs, gebrochen, ge⸗

schwungen us. . 23 538 47 597 4 885 2 ooq Hanf, gebrochen, ge⸗

schwungen uf... 8617 16156 h h97 3 596 y. und Jutewerg .. 53 335 31335 195653 6

erinowolle im S weiß 30719 68 355 63 404 Kreuzzuchtwolle im

a e ö 28 535 40 491 271 187 Eisenerze . 5 498 203 526 /J09] 985 533 976 071 Steinkohlen. 2 336 517 3 364 94a i] 5 837 605) 5 o, 5 615 Braunkohlen.. . 1 576 988 2580 378 7960 4 o8o0 Erdöl, gereinigt.. 375 430 409 538 6 354 Chilesalpeterr.. 383 347 250 848 18036 1209 Roheisen .... 67 2035 35 238 67 950 97 959 Rupfer 49 434 27 622 2180 094.

Berlin, ben 26. gehruar 1908.

Kaiserliches Statistisches Amt. van der Borght.

Fleischverbrauch in Deutschland im Jahre 1907.

Aus den vom Kaiserlichen Statistischen Amt im ‚Reichg⸗ und Stagtgzanzeiger“ veröffentlichten Vierteljahrsübersichten über die Zahl der Tiere, an denen die Schlachtvieh⸗ und Fleischbeschau vorgenommen wurde, ergibt sich, daß im Jahre 1907, abgesehen von den Haus—= schlachtungen, zum Verbrauch geschlachtet worden sind (einschließlich der zur Tierfütterung e,. Pferde und Hunde):

gegen 1906 gegen 1905 1 135 239 1372 1387 J 575671 37727 195653 Bullen.. 428 142 12069 38615 Kühe. . 1596 382 28349 59073 , n ; 938 936 wc— 13572 1160 aälber.. . 4374 842 166 594 17257 weine . 16 382 985 3040523 42810159 109142 250 010 / 489743 wc— 38 910 8 60 448 K,, 6 472 49 . 314.

Berechnet man unter Außerachtlassung der Pferde und Hunde das dermutliche Enn der gewerblich geschlachteten Tiere und legt man dieser Berechnung der Vergleichbarkeit wegen die vom preußischen Landwirtschaftsministerium angenommenen Durchschnitts⸗ ewichte von 235 kg für Rinder, 40 kg für Kälber, 80 Kg für

chweine und 20 kg für Schafe und Ziegen zu Grunde“), so ergeben sich folgende gleischtteng z j

gegen 1906 gegen 1905 Doppelzentner Rindfleisch. 8 316 958 151747 278 242 Kalbfleisch .. 1749937 w 66638 6 903 Schweine fleisch. . 13 106 388 2432418 2248127 Schaffleisch. .. 437 223 21828 50 002 Ziegenfleisch d * 72782 4 12090 zusammen 23 708 455 2333 263 1925076.

Demnach haben die Fleischmengen, die durch die inländischen ge—⸗ werblichen Schlachtungen für den Verbrauch der auf den Kauf des Fleisches angewiesenen Bevölkerungskreise verfügbar geworden sind **, egenüber dem Jahre 1905 um rund 8, 84 v. H. und gegenüber dem Cen 1906 sogar um 10,91 v. H. zugenommen. Nach der Be⸗ völkerungsstatistik vermehrt sich jetzt die Bevölkerung Deutschlands durchschnitilich um nicht ganz 1,5 v. H. jährlich; es hat daher in dem eitraum von 2 Jahren seit 1905 eine um 5,84 v. H. und im letzten ahre 1907 sogar eine um 9,41 v. H. 66 Zunahme des Ver⸗ rauchs von durch inländische gewerbliche Schlachtungen zur Verfügung gestelltem Fleisch stattgefunden, als dem Bevölkerungszuwachs in der leichen Zeit enisprechen würde, d. h. also: der auf den Kopf er Bevölkerung entfallendegtFleischverbrauch ist be- trächtlich gestiegen. . n . doe, r , , a . . 1 / / /// ) Diese der Berechnung zugrunde gelegten Durchschnittsjahlen müssen als niedrig bejeichnet werden; wir wollen indessen an ihnen festhalten, um von vornherein dem Einwand zu begegnen, daß unsere Darstellung zu günstig gefärbt sei. **) Ein Abzug für die infolge der Fleischbeschau verworfenen

Le bine ngen ist nicht vorgenommen worden, da auf der anderen

eite bei den angenommenen Durchschnittsschlachtgewichten die für 2. Verbrauch 1 bleibenden inneren Teile nicht berücksichtigt nd.

Stellt man dazu die Haugschlachtungen mit dem Kalserlichen Statistischen Amt (Reichsarbestsblatt 1907, Heft 11) mit 5.91 Kg für das Jahr und den Kopf der Bevölkerung (hier sind mit Recht höhere Durchschnitts gewichte angenommen worden) für are der drei letzten Jahre glelchmäßig in Rechnung, o hat, wenn man für das Jahr 1905 eine mittlere Be— völkerung von 59 750 000 Einwohnern, für 1906 von 60 550 000 und für 1907 eine solche von 61 550 000 Cinwohnern für ganz Deutschland annimmt, der auf den Kopf der . entfallende Verbrauch pon durch Schlachtungen im Inlande verfügbar gewordenem Fleisch in den letzten drei Jahren sich folgendermaßen gestaltet: Es sind ver⸗ jehrt worden 1907: 48,43 kg, 1906: 45, 15 Kg, i905: 46,36 kg.

Selbst wenn die aus Hausschlachtungen zum Verbrauch gelangten Flelschmengen nicht gleichfalls erheblich zugenommen hatten, ist alfo allein schon infolge der Zunahme der der Schlachtvieh. und Fleisch⸗ beschau unterliegenden inländischen gewerblichen Schlachtungen der für den Kopf der Bevölkerung verfügbar gewesene Fleischvorrat im Jahre 1907 gegenüber dem n, um 3,28 kg und gegenüber 1905 um 2,07 Eg gestiegen.

Gast⸗ und Schankwirtschaften in Preußen.

Das jetzt zum fünften Male erschienene Statistische Jahrbuch für den preußischen Staat“ enthält außer den gewissermaßen feststehenden Tabellen der allgemeinen Statistik, in denen der Staat, die Probinzen oder die Regierungsbezirke die Zählungseinheit bilden, noch einen Anhang, in dem die . Ergebnisse besonderer Untersuchungen für die einzelnen Kreise veröffentlicht werden. Die früheren Jahrgänge hatten in diesem Anhange schon sehr beachteng⸗ werte Zusammenstellungen über Steuerverhältnisse usw. der Kreise

ebracht. Die Haupttabelle des Anhangs im neuen Jahrgang 1907 enthält neben den wichtigsten Ergebnissen der Volkszählung des Fahres 1905 und anderen Nachweisungen auch eine Berechnung über die Ver⸗ teilung der Gast⸗ und Schankwirtschaften in Stadt und Land im . i tie Ergebnisse dieser letzten Berechnung sollen uns hier näher beschäftigen.

Betrachtet man ing. die Gesamtzablen für den Staat, so zeigt ch, daß das Land im Verhältnis zur Bevölkerung weniger Schank—« tellen aufweist, als die Städte. Im ganzen Staatsgebiet kommen auf jede Schankstelle mit Ausschank geistiger Getränke 220 Personen, in den Städten jedoch nur 264, auf dem Lande 234. Was die einzelnen Provinzen anlangt, so walten hier zwischen dem Osten und dem Westen der Monarchie auffälligerweise beträchtliche Unterschiede, wie folgende Zusammenstellung zeigt. Es kamen auf eine e in Einwohner:

n

Stadt Land in Stadt Land Ostpreußen .. . 183 364 Sachsen.. . . 245 225 stpreußen. . . 207 346 Schleswig⸗Holstein 1l—2 181

We

Berlin.... . 153 Brandenburg.. . 173 205 Pommern... . 177 296 essen⸗Nafsau . . 174 188 on, , heinland .. . 250 189 Schlesien.. . . 222 289 Hohenzollern . . 123 113.

Im Osten welsen also die Städte verhältnismäßig weit mehr Schank⸗ . auf als das Land, im Westen ist es umgekehrt. Nur Hessen⸗ assau bildet hier eine Ausnahme, das Cnohl fuͤr die Städte wie für das Land eine hohe Schankstättenzahl hat. Am günstigsten schneidet das platte Land in Posen ab, wo auf 451 Personen eine Schank⸗ stätte kommt, am ungünstigsten in Hohenzollern, wo fast genau vier⸗ mal so viel Ahe , vorhanden sind. Rechnet man Stadt und Land jusammen, so hat Hohenzollern verhältnismäßig die meisten Schankstätten; nächstdem folgen, wenn man von Berlin absteht, annover, Hessen⸗Nassau und Brandenburg; die wenigsten haben osen, Ost, und ei,, . Unter den Regierung ezirken steht wieder Sigmaringen weit an der Spitze. Es folgen dann Stade, Aachen, Wiesbaden, Koblenz, während Oppeln, Köslin und Allenstein am wenigsten Schantkftãtten haben. Das Land allein ist in Sigmaringen, Aachen, Stade, Osnabrück, Cöln am meisten mit Schankstätten gesegnet, dagegen in Posen, Köslin, Bromberg, Königsberg und Allenstein am wenigsten. Eg ist also eine bunte Musterkarte, bei der man nur wenige klare Gründe des Unterschiedes erkennen kann, zu denen in erster Linie der höhere Wohl- stand, die Verbreitung der Industrie und die eigene Weinproduktion zu rechnen sein dürften. Gin einheitliches Prinzip liegt jedoch der Verteilung der Schankstätten offenbar nicht zu Grunde.

Wir lassen nun zunächst die Liste derjenigen Stadtkreise und Städte in anderen Kreisen lolsen, die die höchste Schankstättenziffer haben, in denen also am wentgsten Personen auf eine Schankstätte kommen. Die Reihenfolge ist folgende: Tondern 62 Einwohner auf eine ständige Gast. oder Schankwirtschaft mit Ausschank geistiger Getränke, Iburg 638, Biedenkopf 67, Münster 68, Hoya 74, Simmern 76h, Bremervörde 76, Neuhaus (Oste) 77, Malmedy 80, Montjole 81, die Städte im Landkreise Kottbus 8i, Wipperfürth 82, Heinsberg (Aach.) 8, Dannenberg 84, Hünfeld 87, das Stadtgebiet im Kreise Süderdithmarschen 9l, Husum 92, St. Goar 92, Kehdingen 92, Schönau 1. Schl. 92, Bentheim 92, Bersenbrück 92, Saarburg 92, das Stadtgebiet im Oberwesterwaldkreise 93, das Stadtgebiet im Unter⸗ lahnkreise 96, Meppen 97, Sonderburg 97, Groß Wartenberg 98, Schleiden (Aach) 99. In den übrigen Städten und Städtegruppen entfällt eine Schankstätte erst auf lo0 und mehr Einwohner. Man sieht, daß sich diese Städte mit der höchsten Schankstättenzahl besonders auf 4 Gebiete verteilen: auf den nördlichen Teil Schlegwig⸗Holsteins, auf Hannover, den Regierungsbezirk Aachen und einzelne Teile Hesfeng. Von den Städten der östlichen Provinzen fallen nur die eines einzigen Kreises: Schönau i. Schl, unter diese Gruppe. Charakteristisch ist es, daß es sich bei diesen Staͤdtegruppen fast ausschließlich um reine Land— städte mit geringer industrieller Entwicklung handelt. Die eigentlichen Industriefstaͤdte, auch die kleineren, haben rg eine weit geringere Verbreitung der Schankstätten. So kommen j. B. im e ick e. Berirk auf eine Schankstätte Bewohner: in Gleiwitz 408, in Beuthen 342, in Königshütte 4965, in Kattowitz 315, in den Städten des Landkreises Kattowitz 366, ferner im Ruhrgebiet: in Dortmund 450, Bochum 336, Herne 391, Gelsenkirchen 515, Lüdenscheid 465, Recklinghausen 406, Essen 480. Oberhausen 425. Vas sind auffallend niedrige Schankstättenziffern, und da gerade in diesen Gegenden die Trunksucht meren, sehr weit verbreltet ist, so beweisen sie, daß die Jh der Schankstaͤtten an sich nicht entscheidend ist. Besonders kann bei vorherrschendem Schnapskonsum ein starker Mißbrauch geistiger Getränke mit einer sehr niedrigen Schank— stãttenziffer 83 in Hand gehen. Die geringste Schankstättenziffer hat unter allen Städten und Städtegruppen Preußens die Stadt Kiel mit einer Schankstätte auf 564 Personen, die jweltniedrigste dag schon erwähnte Gelsenkirchen, beides Städte, die nicht gerade im Rufe der Nüchternheit stehen. Merkwürdigerweise zeigen auch die preußischen Großstädte auffällige Unterschlede. Am wenigsten Schank⸗ lokale haben außer Kiel Cssen (180), Dortmund (450) und Duisburg 415), jwischen den Ziffern 300 und 400 bewegen sich Düsseldorf (399),

agdeburg (381). Altona (317), jwischen 200 und 300: Görlitz (293), Barmen (291), Cöln (290), Aachen (272), Crefeld (257), Cassel (246), Posen (243), Wiesbaden (238), Elberfeld (235), Halle (229), Breglau (219), Rixdorf (203). Eine Schankstätte auf weniger als 200 Ein⸗ wohner haben: Danzig (199), Königsberg (198), Hannover (197), Schöneberg (193), Stettin (164), Frankfurt a. M. (159), Charlotten⸗ burg (154) und Berlin (153). Man sieht, daß die Regellosigkeit gleichlam Prinzip ist. Großstädte des Dstens, des Westens und der Mitte folgen in bunter Reihenfolge. Ein Grund für diese Unter— schiede ist schwer zu entdecken, abgesehen vielleicht davon, daß die größten reinen Industriestädte mit dem vermuilich größten Schnaps. konsum am wenigsten und die reichsten Städte am melsten Schank— stätten haben. Doch kommt auch dieses Prinzip nicht ganz zum Durchbruch. Hauptfächlich wird es sich um die Unterschiede in der praktischen Handhabung des Konzessionswesens handeln.

Zum Schluß lassen wir noch einige Zahlenangaben über das Land folgen. Die niedrigste Schankstättenziffer der ganjen Monarchie hat das Landgebiet im Kreise Kattowitz mit einer Schankstäͤtte auf 845

1 w 164 estfalen. . . 259 249

Einwohner. Mehr als J00 Cinwohner mußten sich mit elner Schank⸗ flätte begnügen in den Dörfern der Kreise Beuthen (718), Zabrze (71h, Gostyn ¶. 37) Koschmin (90), Neutomischel 73 1), Koften ( 35jund Rasten⸗ burg (729). Es sind also auf der einen Sete die Gegenden mit vor= herrschendem Großgrundbesttz, auf der anderen diejenigen mit Kohlen jechen, in denen die niedrigste Schankstätten frequenz herrscht. Äuch im Weften der Monarchie hahen die Dörfer bei Dortmund und Bochum am wenigsten Schankstätten. Weniger als 100 Einwohner kamen auf eine Schankstätte in den Dörfern dreler Kreise, nämiich Jellerfeld (65), Hatgerloch (1) und Wipperfürth (26). Bei Zellerfeld hängt dies wohl mit den zahlreichen Fremdengasthäusern des ann. zusammen. Die anderen belden Krelse llegen in den ung wohlbefannten Gegenden mit höchster Schankstättenzahl.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Oberhausen meldet die „Köln. Ztg.“: Auf der Hoch ofen⸗ anlage der Gutehoffnunghütte hatten einige Arbeiter die Arbeit ohne Kündigung niedergelegt in der irrigen Annahme, daß die bisherige Sonntagsprämie uin die Hälfte gekürzt werden i. Tat⸗ sächlich ist eine derartige Herabsetzung nicht vorgenommen worden. Alg die Arbeiter auf ihren Frrtum hingewiesen wurden, kamen sie auf eine früher erfolgte gohnherabsetzung zurück, deren Aufhebung ste jetzt forderten. Mit Rücksicht auf die jetzt mißliche Geschäftslage ift die sem Verlangen nicht entsprochen worden. Der Aufforderung der Ver waltung, die Arbeit gestern wieder aufzunehmen, sind die Ärbeiter nicht nachgekommen. Infolge deg Auststands liegen mehrere Hochöfen still.

Kunst und Wissenschaft.

Wie hiesige Blätter melden, hat Andrew Carnegie der Robert Koch⸗Stiftung zur Bekämpfung der Tuberkulofe die Summe von 500 000 αν zugewendet. Die Stiftung verfügt somit jeßt über rund S800 000 M. Eg steht zu hoffen, daß die großberzige Spende Carnegiegt manchen mit Glücksgütern Gesegneten zur Nach= folge anregen wird. Wenn in Deutschland Vermzgen wie das, Über welches Carnegie verfügt, auch nicht bestehen, so ist bei ung die Zahl derer doch nicht klein, die wohl imstande wären, ein im besten Sinne humanitäres Institut, wie die Robert Koch. Stiftung, deren Erfolge der gesamten Menschheit zugute kommen, kräftig zu unterftützen. Von großen Beträgen sind der Stiftung, außer dem von Andrew Carnegie gespendeten, bisher 50 000 6 von dem Fürsten Henckel von Donnersmarck, 15 000 MS von der Familie Krupp und 10 500 von dem Geheimen Kommerzienrat Dr. Eduard Simon zugegangen.

A. FE. In der Fachsitzung der Gesellschaft für Erdkunde am Montag, deren 3566 Geheimrat Profefsor Dr. Wahnschaffe führle, berichtet der Professor Dr. Kurt Gagel „über die Cal⸗ dera von La Pal ma' als Ergebnis einer im Mär vorigen Jahres nach den Kanarlschen Inseln und Madeira unternommenen Studien reise. Palma ist die nordwestlichste der Kanarischen Inseln, etwa über 700 Quadratkilometer groß und durch eigenartige geologische Ver= hältnisse ausgejeichnet, die seit lange den Forschern Rätfel auf⸗— geben und landschaftliche Besonderheiten zur Folge haben, die in ihrer Art fast in in der Welt sind. Auch der Vortragende fand sich veranlaßt, als Geologe an der Erklärung der i , . von Palma mitzuwirken. Während eines 14 tägigen Aufenthalts hat er die Gebirge der Insel, deren bedeutendste Höhen von 000 bis 2400 m erreichen, durchwandert und zahlreiche treffliche photographische Aufnahmen gemacht, die in Lichtbildern vorgeführt wurden. Seine Untersuchungen bestätigen die merkwürdige Tatsache, daß die größten Erhebungen des Gebirges nicht aus Fels, sondern aus Schotter⸗ und Schlacken massen bestehen, die in ihren tieferen Schichten durchsetzt sind von Lavabänken Und auf einem , niedrigen, nur , hundert Meter bohen Sockel eines Grundgesteins lagern, in dem Marmor in großen Blöcken häufig vorkommt. Noch merkwürdiger bei dieser Zufammen⸗ setzung des Gebirges ist, daß die unteren, felsigen Telle des Gebirges flache, die oberen aus Schotter bestehenden dagegen überaus steile Böschungen, häufig fast senkrecht abfallende Wände zeigen. Etwa den Mittelpunkt der Insel nimmt die berühmte Caldera ein, ein ge— waltiger Gebirgskessel, von hohen Bergwällen umgeben, die ihn in einem reichlichen Halbkreise, der sich von NW über N und O nach SS0 erstreckt, einschließen. Es sind mehrere konzentrische Bergwälle zu unterscheiden; der innere ist der niedrigste, etwa 1000 m hoch, dann folgen, terrassenförmig sich erhebend, Walle von 1506 bis zu 2000 m. Der aͤußerste Bergwall enthält die großen Erhebungen, die sich als das Gebirgsmassiv verhältnismäßig wenig überragend kennzeichnen. Zwischen den Wällen, von deren äußersten nach allen Richtungen Bäche und Flüsse zum Meere eilen, sind überaus enge Schluchten und Täler, deren Wände in ihrem oberen steilen Teile vegetationgarm, dagegen auf den flacheren Böschungen des Grundgebirgssockels mit Wald bedeckt sind, wo dieser Sockel Üüberhaupt zutage tritt, was nicht die Regel ist. Nach 8W öffnet sich die Caldera ju dem verhältnismäßig weiten Talwege des bedeutendsten Flusses der Insel, des ran Barranco, der an seiner Mündung unterseeisch eine mächtige Barre aufgeschüttet haben muß, da die sonst hart an der Küste vorhandene greh Meeres tiefe von 100 Faden vor der Mündung erst in weiter Entfernung vom Lande wiederzufinden ist. Aus den hier dargelegten geologischen Verhältnissen ergibt sich die landschaftliche Besonderheit der Insel Palma: malerische, enge Schluchten, überragt von turmhohen Steil⸗ wänden, abwechselnd mit weiteren Tälern, wo die flacheren Böschungen des Grundgebirges zur Geltung kommen und die Steilwände in einiger Entfernung zurücktreten, aber stets eine Umrahmung des Bildes geben, die ihresgleichen sucht, besonders, da das Bild gegebenen Falles ziemlich reichen Baumwuchs aufweist. Mehrfach zeigten sich auf den im März aufgenommenen Bildern die Gebirgs⸗ kämme mit Schnee bedeckt. Wie erklärt sich nun die geologische Ent⸗ stehung dieser seltsamen Gebirgsnatur? Professor Gagel hat darüber folgende Vermutungen: Palma verleugnet die itwirkung des Vulkanismus bei seiner Bildung nicht. Wenn zur Zeit auch keine Erscheinungen dieser Art vorkommen, so hat doch in der Sdͤdostecke der Insel, außerhalb des höchsten Gebirgswalles, noch 1585 ein Ausbruch stattgefunden aus einem verhältnismäßig niedrigen, schön geformten ,, Ebenso sprechen bestimmte Stellen der Caldera, und zwar gerade solche auf dem Grunde dieses Gebirgskesselgs, dafür, daß sie Krateröffnungen gewesen sein mögen. Diese Beobachtung hat einjelne Geologen zu der Annahme verführt, die Caldera sei durch den Einsturz eines ungeheuren Vulkanberges entstanden. Hiergegen aber sprechen die Schottermassen, die dag HSauptmaterial . den Aufbau des Gebirges abgegeben haben. Sie können hier nur aufgetürmt worden sein in einer Zeit, da die Insel gan; vom Meere bedeckt war und doch die Tätigkeit ihrer Vulkane nicht ruhte. Man wird also annehmen dürfen, daß wahrscheinlich zur Miocänzeit, in der der Vulkanismus n n, stark erdbildnerisch tätig war, die in ihrem Grundgebirgskern vorhandene und in Berg und Tal schon pro—⸗ filierte Insel gesunken und jahrtausendelang vom Meere bedeckt ge⸗ wesen ist. Als sie später wieder aus den Fluten auftauchte, wird ste allerdings sehr verschieden von ihrer gegenwärtigen Gestalt ausgesehen haben; aber nun begann die langsame, in ihren Wirkungen jedoch machtvolle Erostonstätigkeit, mit größerem Effekt natürlich bei den lockeren, als bei den Felsgesteinen. So erklärt sich das Her⸗ ausnagen der tiefen und engen Schluchten aus Schotter und Laba einerselts, die geringeren Aenderungen andererseits, die der felsige Sockel des Grundgebirges erfahren hat. .

In der sich an den beifällig aufgenommenen Vortrag anschließen-⸗ den Debatte wurde eingewandt, daß die eigentümlichen Talbildungen

und die Entstebung der konzentrischen Gebirgswälle . nach den Mit⸗

teilungen des Redners nicht genügend durch seine Deutung des Vor⸗ ganges erklären. Der Vorsitzende sprach indessen seine Meinung da⸗ hin aus, daß kaum eine andere Erklärung des geologischen Baues von

alma denkbar sei, als die vom Vortragenden mit ebenso viel Gründ⸗ ichkeit als Klarheit dargelegte.