Laut Meldung des W. T. B. ist S. M. S. Bremen“ am 29. Februar in Willemstad (Curagao) eingetroffen und geht übermorgen von dort nach Kingston (Jamaica) in See.
. 5 M. S. „Tiger“ ist vorgestern in Schanghai ein⸗ getroffen.
Oesterreich⸗ Ungarn.
In einer gestern abgehaltenen Konferenz berieten die ungarischen Delegierten über den von der Sesterreichischen Delegation angenommenen Antrag Latour⸗-Schraffl, betreffend die Erhöhung der Offiziersgagen und der Mann⸗ schaftslöhnung. Nach dem Bericht des, W. T. B.“ wurde die Erhöhung zwar für wünschenswert bezeichnet, jedoch konnte die Ungarische Delegation uͤber den Antrag nicht weiter ver⸗ handeln, da die Erhöhung der Offiziersgagen und der Löhnung nicht mit dem entsprechenden Betrage in das gemeinsame Budget vom Kriegsminister eingestellt worden sei und Er⸗ höhungen der Ausgaben nicht in der Form von Anträgen, sondern nur auf Grund einer Kreditvorlage der verantwort⸗ lichen Minister bewilligt werden können.
Großbritannien und Irland.
Im Unterhause brachte gestern der Abgeordnete Murray Macdonald (radikal) folgende Resolution ein:
In Anbetracht der fortgesetzt freundlichen Beziehungen ju den auswärtigen Mächten, wie die Thronrede des Königs sie verkündet hat, vertraut das Haus darquf, daß weitere Einschränkungen in den Ausgaben für die Bewaffnung gemacht werden, und daß die Politik der Einschränkung, zu der sich die Regierung verpflichtet hat, verwirklicht werde.
Nach der Erklärung, daß er seinen Antrag nicht in regierungsfeindlichem Sinne einbringe, fragte Macdonald, welche Umstände in den gegenwärtigen Beziehungen Englands zu den Großmächten es rechtfertigten, daß man fortgesetzt bei der gan ßen Höhe der Ausgaben verbleibe, und welche Gefahr England drohe, daß es eine größere Macht aufrecht erhalte, als es je zuvor besessen habe.
Wie das W. T. B.“ berichtet, wies Maedonald auf die Aende⸗ rungen in der internationalen Lage hin, die durch die englisch⸗ französische Entente und durch das englisch-russische Uebereinkommen geschaffen seien, und erklärte hinsichtlich der deutschenglischen Be—⸗ ziehungen, daß der Ursprung der Befürchtungen Deutschlands England gegenüber unzweifelhaft in der Tatsache liege, daß England eine seine offenbaren Bedürfnisse übersteigenre Kriegsmacht aufrecht erhalte. Er sei bereit, der Re⸗ gierung Vertrauen zu schenken, doch die Regierung müsse dies Vertrauen dadurch rechtfertigen, daß sie erkläre, warum sie die gegenwärtige Zahl von Truppen und dazu noch den Zweimächte⸗ standard in der Flotte aufrecht erhalte. — Brunner (radikal) unter⸗ stützte die Resolution und forderte auf, jede Verhöhnung des deutschen Volkes zu unterlassen. Als er Deutschland, führte der Redner weiter aus, mit der Kanalkommission besucht habe, habe er dort, obgleich es ihm schwer geworden sei, daran zu glauben, ge⸗ hört, daß alle Deutschen, sogar Frauen und Kinder, Furcht vor einem unvorhergesehenen Angriff der Engländer auf die deutsche
lotte hätten. Jetzt seien Zeichen der Besserung in den gegenseitigen Beziehungen hervorgetreten, und beide Länder schämten sich ein wenig ihres gegenseitigen Argwohns. England sei stark genug, um in der Verminderung der Rüstungen mit gutem Beispiel voranzugehen.
Der Schatzs kretär As quith brachte alsdann zur Resolu⸗ tion Macdonald folgendes Amendement ein: Im . auf die fortgesetzt freundschaftlichen Beziehungen zu den auswärtigen Mächten, die in der Rede des Königs Augdꝛuck ekommen sind, wird das Haus die Minister in der Minderung der usgaben für Heer und Flotte insoweit unterstützen, als diese Minderung mit einer angemessenen Verteidigung der britischen Be—⸗ sitzungen zu vereinbaren ist.
In Begründung seines Antrages führte Asquith aus:
Er sympathisiere mit dem Wunsche etwas zu tun, um das Anwachsen der Marineausgaben nicht nur in England, sondern auch in anderen Ländern wesentlich einzuschränken. Aber wein das Haus eine Woche nach Unterbreitung des Heeres und Marinebudgets eine Resolution annähme, so würde dies so ausgelegt werden, daß die Re⸗ gierung es versäumt habe, solche Einschränkungen zu machen, wie e durch die Zeitumstände geboten wären, und raß sie tadelnswerier Weise ihre Versprechungen nicht eingelöst hätte. Dies wäre aber nicht der Fall. Während die Regierung gern die Erklärung ju Gunsten der Sparsamkeit abgegeben hätte, wäre sie doch gezwungen, das Haus zu hitten, sich klar zu machen, von welchem Gesichtepunkte aus alle Ersparnisse geregelt werden müßten, nämlich ob sie vereinbar seien mit der angemessenen Verteidigung des englischen Gebietg. Der Redner wies sodann von neuem auf die bereits im Armee und Marinewesen durchgefübrten Einschränkungen der Ausgaben hin und erklärte, daß ein wesentlicher
ortschritt zu Ersparnifsen gemacht worden wäre, ohne die Schlag⸗ ertigkeit zu vermindern. Durch geschickte diplomatische Ver—⸗ handlungen, die mit gleicher Sorgfalt von Lord Lansdowne und Sir Edward Grey geführt worden seien, habe Eagland Beziehungen her⸗ estellt, die auf geschriebene Verträge begründet und durch den gegen⸗ eitigen guten Willen gefestigt seien, der Gefahren beseitigt habe, mit welchen man in vergangenen Tagen ju rechnen gewohnt gewesen wäre. Zwar seien Kombinationen vorhanden, die die Gesinnung und die polltische Richtung der Stagttzmänner iu stören pflegten, doch seien sie alle im hoffen Grade unwahrscheinlich geworden. Sogar wo, wie es mit Deutschland der Fall sei, kein ausdrücklicher Vertrag vorliege, habe England das beste Recht zu hoff'n und zu vertrauen, daß die beiden Völker mit jedem Jahr einem vollständigen gegenseitigen Verstehen immer näher kommen werden. Wir unserer⸗ seits', fuhr der Redner fort, „haben kein Recht, mit Argwohn oder Furcht auf irgend eine Flottenvergrößerung zu blicken, die einfach den wirtschaftlichen und militärischen Bedürfnissen eines Landes ent- spricht, das über eine schnellwachsende Bevölkerung verfügt, die mehr und mehr in der Beschaffung von Nahrungsmitteln sowohl wie von Rohmaterialien von überseelschen Hilfs- quellen abhängig wird, und über einen überseeischen Handel ge⸗ bietet, den ju schützen es verpflichtet it. Das sind vollkommen berechtigte Grenjen ö die Flottenvermebrung jedes Volles Anderer. seits betone ich nachdrücklich, daß Englands gesamte Flottenpolitik eine rein defensive ist. Wir wünschen nicht nar nicht die Führung in der Erbauung neuer Schiffe zu übernebmen, vielmehr wünschen wir alles ju tun, was in unseren Kräften steht, um einen neuen Sport im Wettbewerb der großen Seemächte zu hindern. Unsere Stellung zur See ist derzeit nach Ansicht der Regierung eine solche, daß unsere Vorherrschaft unangreifbar ist, und eine solche soll sie auch bleiben. Diese Herrschaft zur See ist, ebwohl auch wichtig und erstrebenswert für andere, für ung eine Sache, mit der wir stehen und fallen. Wir müssen sie uns bewahren, nicht gegen eingebildete Gefahren, aber gegen alle Möglich⸗ keiten, die nach staatsmännischer Berechnung eintreten können. Zu diesem Zwecke halten wir es für unsere Pflicht, uns unseren Flotten
andard zu erhalten. Die Kombinationen jwischen den Mächten ver⸗ chieben sich von Zeit zu Zeit. Der Standard, der für England not⸗ wendig ist, muß uns die Seceherrschaft gegen jede vernünftigerweise denkbare Kombination sichern. Es ist sehr wenig wünschenzwert, Betrachtungen darüber anzustellen, welches die mögliche Gruppierung 9. werde, und ob diese oder jene Macht sich auf die Seite der
einde 6 stellen werde oder nicht. Dessen bin ich völlig
ficher, daß keine Großmacht der Welt in diesem Augenblick mit Miß⸗
oder Uebelwollen darauf blickl, daß die
auf dem Zwei Mächte. Standard erhalten BGrenze hinauszugehen sind wir weder
* Agquith referierte dann Über die
daß der Kriegsminister Haldane die Stärke
ü ö ann herabgesetzt habe, und teilte mit, daß tterhandlungen mit der indischen Regierung eingeireten t und der Verteilung der indischen Streit⸗
jum Schluß der Meinung Ausdruck, daß wahr⸗ reduktionen, und zwar in Südafrika, erfolgen
zerlauf der Debatte brachte Wyndham die Un⸗
sition mit dem Amendement Asquith zum Aus-
ntesekretär der Admiralität Robertson wies
er in dem Programm dieses Jahres vor-
deubau von Schiffen der kleinste seit zehn Jahren
ware. Er sei von der Admiralität ermächtigt, bekannt
zu geben, daß dag Programm durchaug den Zwei-⸗Mächte⸗
Standard au erhalte. Im weiteren bemerkte er, daß die
Regierung endgültig beschlossen babe, mit dem Bau einer Flottenbasis
in Rossyth f lzufahren. — Balfour erklärte, daß die Opposition für
Sparsamkelt ware, aber glaube, daß die Reduktion sich nicht mit der
natlonalen vertrage. Die Opposition würde für die Regie⸗
rung gegen die Resolutton inn, aber nicht für das Amendement
der Regierung, es sei denn, daß dieses weiter so amendiert würde,
daß es eine keiten n Erklärung bezüglich Beibehaltung des Zwei⸗ Mãächte⸗Standard enthalte.
Die NVesolution Macdonald wurde schließlich mit 320 gegen 73 Stimmen abgelehnt. Die Opposition stimmte mit der Regierung. Die Minorität bestand aus den Radikalen und der , Nachdem die Ablehnung der Resolution bekannt gegeben worden war, erhob sich Balfour, um an Amendement zu dem Amendement der Regierung zu befür⸗ worten. Da es , n aber später als 11 6 geworden war, wurde die Debatte auf unbestimmte Zeit vertagt.
Frankreich.
Wie das ‚W. T. B.“ meldet, hat der gegenwärtig in Paris weilende marokkanische Minister der auswärtigen An⸗ gelegenheiten El Mokri gestern dem Ministerpräsidenten Clemenceau einen Besuch gemacht, wobei dieser die Ver⸗ sicherung erneuerte, daß Frankreich keinerlei Hintergedanken habe, Marokko zu erobern. El Mokri erwiderte, sein Besuch in Frankreich hahe ihn davon vollkommen überzeugt, Er hege die Ansicht, der Aufstand der Schaujastämme sei auf die Um⸗ triebe von Agenten Mulay Hafids n , . und ihre Unterwerfung ] eine Frage der Zeit und der Geduld.
Nach einer offiziösen Meldung hat die Regierung den General d' Amade telegraphisch verständigt, daß sie die Ab⸗ sendung von Verstärkungen begonnen habe, und ihm gleichzeitig mitgeteilt, daß ste ihn zu dem Gefecht am 29. Fe⸗ bruar beglückwünsche und seine Aktionsfreiheit in keiner Weise beschränken wolle.
Türkei.
Nach einer Meldung des „K. K. Telegraphen⸗Korre⸗ spondenz⸗Bureaus“ hat die teilweise Verwendung der zur Bandenverfolgung in Mazedonien in Formation be⸗ griffenen Spezialbrigade begonnen, und zwar im egg Nahije Morichopo, das zum Bezirk Perlepe im Sandschak Monastir gehört und gegenwärtig von griechischen Banden überschwemmt ist. Im vorigen Monat fiel der Kommandant eines Truppendetachements, Hauptmann Ismail, bei der Ver⸗ folgung 3, in einen von einer zweit griechischen Bande gelegten Hinterhalt und wurde getötet, auth wurden sechs Soldaten getötet oder verwundet. Infolgedessen
hat der Generalinspektor den Kommandanten des dritten
Korpsbereichs beauftragt, ein ganzes Bataillon der neuen Spezialbrigade, das sind 16 Streifdetachements, zur Säuberung des besagten Nahije zu verwenden und die Garnison von Tikvesch um zwei Kompagnien zu verstärken. Amerika.
m amerikanischen Repräsentantenhaus ist, „W. T. B.“ zufolge, gestern das Gesetz über die Besteue⸗ rung des a uf? und der Uebertragung von Aktien eingebracht worden.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die ir en Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen 114. Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern Dr. von Bethmann Hollweg beiwohnte, setzte das Haus die zweite Lesung des Reichshaushaltsetats für 1908 fort und wandte sich ur Spezialberatung des „Etats für das Reichsamt des nnern“. Zum ersten Ausgabetitel „Gehalt des Staats⸗ sekretärs 50 000 M liegen nicht weniger als 24 Resolutionen vor, die zum größeren Teil bereits aus dem Anfang Dezember
datieren. Das Zentrum hat folgende Resolutionen eingebracht:
1) wegen alsbaldiger Vorlegung von Gesetzentwürfen, die 1) die Sicherung und den weiteren Ausbau des Koglitiongrechts der Arbeiter (5 152 G. O.), 2) eine auf freihestlicher Grundlage aufgebaute Regelung der privatrechtlichen Verhältnifse der Be⸗ rufs vereine aller Art, 3) die Errichtung von Arbeitskammern zum „freien und friedlichen Auedruck der Wünsche und Beschwerden der Arbeiter bezwecken;
2) wegen tunlichst baldiger Vorlegung eines Gesetzentwurfes, durch den bezüglich der gewerblichen Sonntags ruhe bestimmt wird, daß ) die Sonntageruhe mindestens 86, für 2 aufeinander folgende Sonn⸗ und Festiage 60 Stunden beträgt; 2) die Arbeits⸗ zeit der Handlungsgehllfen, Lehrlinge und Arbeiter, soweit sie in nicht offenen Verkaufsstellen beschäftigt werden, auf höchstens 2 Stunden an Sonn⸗ und Festtagen beschränkt wird; 3) daß eine orts- statutarische Regelung der Sonntagsruhe auch dahin ermöglicht wird, daß die Zulassung der Beschäftigung an bestimmte Be⸗ dingungen geknüpft wird; 4) daß den in Gast⸗ und Schankwirt⸗ schaften beschäftigten n, f. tunlichst an jedem Sonn und Feiertag, mindestens aber an jedem zweiten Sonntag der Besuch des Gottesdienstes ihrer Konfession ermöglicht wird; 5) daß die Sonntagsruhe auf die in der Binnenschiffahrt beschäftigten Per- sonen ausgedehnt wird; .
3) wegen Vorlegung von Gesetzentwürfen und wegen Erlasses von Anordnungen, die a. für die Privat beamten, b. für die technischen Angestellten die Rechtslage verbessern . (die . zählt eine Reihe von benüglichen Einzelsorde⸗ rungen auf;
23 wegen Vorlegung von Gesetzentwürfen zur a . Regelung des Bergrechts und des Knappschaftgsweseng sowie zur Einführung der geheimen Wahl für die Knapp⸗ scha ft sälte sten;
b) wegen a. tunlichst baldiger Vorlegung eines Gesetzentwurft wegen Anstellung besonderer Beamten für die Baukon trolle und
unter der Bedingung,
lasses von Verordnungen zum Schutze der Bauarbeiter, C. wegen vorheriger gutachtlicher Anhörung der nn. Kreise unter besonderer Berücksichtigung der gesetzlichen ; . g ,, Innung verbände, Gesellen. a e usw);
6) wegen Ab nderung des . betreffend die Schlachtvieh⸗. und Fleischbeschau, in dem Sinne, daß die Untersuchungskosten den Bundesstaaten zur Last fallen sollen und Gebühren von den Verpflichteten nicht erhoben werden dürfen;
7) wegen tunlichst baldiger Verlegung eines r rr, betreffend Karte lle, Trusts und ähnliche Vereinigungen, insbesondere Errichtung eines Reichskartellamt s;
8) 62 tunlichst baldiger Vorlegung einer Zusam menstellung über den Stand und die Verbältnisse der Knappschaftgsvere ine;
9) wegen Vornahme einer Untersuchung über die Arbeiter verhältnisse in den Wals⸗ und Hüttenwerken;
10) wegen baldiger Vorlage eines Gesetzentwurfs, betreffend die Unfallfürsorge für Feuer, und Wasser wehren.
(Schluß des Blattes.)
— Auf der Tagesordnung für die heutige (13) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Finanz minister Freiherr von . en, der . Dr. Beseler, der Minister für Landwirtschaft ꝛc. von Arnim und der Minister des Innern von Moltke beiwohnten, stand unächst die Beratung des vom Herrenhause in abgeänderter . zurückgelangten , rfs über Maß⸗ nahmen zur Stärkung des Deutschtums in den Provinzen Westpreußen und Posen.
Die wichtigste Aenderung des Herrenhauses ist in 5 13, der die Enteignung betrifft, vorgenommen; er lautet in der Herrenhausfassung;
Dem Staate wird das Recht verliehen, in den Bezirken, in denen die Sicherung des gefährdeten Deutschtums nicht anders als durch Stärkung und Abrundung deutscher Niederlaffungen mittels Ansiedlungen (6 1) möglich erscheint, die hierzu erforderlichen Grundstücke in einer Gesamtfläche von nicht mehr als fiebzigtausend Hektaren nötigenfalls im Wege der Enteignung zu erwerben.
Ausgeschlossen ist die Enteignung
a. von Gebäuden, die dem öffentlichen Gottes dienst gewidmet sind, und von Begräbnigsstätten,
b. von Grundstücken, die im Eigentum von Kirchen und von Religionggesellschaften, denen Korporationsrechte verltehen sind stehen, sofern der Eigentumterwerb vor dem 26. Februar 1808 vollendet war,
C. von Grundstücken, die im Eigentum von Stiftungen, die als milde ausdrücklich anerkannt sind, stehen, sofern der Gigentums⸗ erwerb vor dem 26. Februar 1908 vollendet war.
Die Bestimmungen unter b und (ü find vom Herrenhause hinzugefügt worden. .
4 übrigen Aenderungen des Herrenhauses sind im wesentlichen nur redaktioneller Natur.
Abg. Stych el (Pole): Wenn Sie beute diese Vorlage annehmen sollten, so würden Sie damit die Grundlagen des Staates unter⸗ raben und den Umsturz der bestehenden Rechtsordnung herbeiführen. enn man Grundrechte und Grundwahrheiten als unliebsam empfindet für ein rücksichtslos verfolgtes Ziel und nur die brutale Faust walten lassen will, so verschließt man sich der Stimme der Ver⸗ nunst und des Gewiffens. Ich verzichte darauf, Sie von diesem kolofsalen Unrecht zu überjeugen. Ich hebe hervor, daß sich unser Kampf nicht gegen das Deutschtum richtete, sondern nur 3 das preußische Re ö, und seine Schärfe. eußen rebt ewesen, den Polen ihre moralischen und intellektuellen Güter von all zu Fall ju rauben. Durch Ueberrumpelung wurde das pol⸗
nische Reich zerrissen, . a,, Königl , eistet wurde,
und die per , tungen wurden n 2 h
nationale Eigenheit der Polen, die uns gewähr ist mit allen Mitteln der Staatsgewalt unterdrückt und verfolgt worden. Die volnische Schule wird verdrängt, die Liebe des Kindes zur Muttersprache zerstört; die polnischen Ortsnamen werden verdreht und umgetauft. Die fieie Aus- übung des Wahlrechts wird den Polen unmöglich gemacht. Ver sammlungs⸗ und Lehrfreiheit werden beeinträchtigt. Der Gebrauch der polnischen Muttersprache wird durch ein Neichsgesetz ver⸗ hindert. Das Strafgesetzbuch wird gegen die Polen in ganz anderer Weise gehandhabt; polnische Redakteure werden bestraft für Delikte, die bei anderen unbestraft bleiben. Die private Kon⸗ kurrenz der Polen wird mit Hilfe von Rextilienfonds erschwert. Durch allerlei Listen, die eines Staates unwürdig sind, nimmt man den Polen Grund und Boden. (Präsident von Kröcher: Als Sie vorhin sagten, man habe den Polen gewisse Rechte geraubt, habe ich das nicht beanstandet, bin also sehr milde gewesen; jetzt haben Sie aber inen Lug druück gebraucht, den ich varlamentarlsch nicht für ulässig halte; ich rufe Sie zur Ordnung Man hat dem volnischen Volke verboten, auf eigenem Grund und Boden mit eigenem Gelde Wohnhäuser zu bauen, man hat es gezwungen, in Erdlöchern, in Gräben zu wohnen. , . rechts.) Jawohl! Soweit solche Schikanen den polnischen Arbeiter nicht zum Wander⸗ stab greifen lassen, will man ihn im Lande behalten, aber nur daß er seine polnische Gesinnung aufgibt; man will seine polnischen Gefühle ausrotten. Mit den big⸗ herigen Ausnahmegesetzen hat man gegen die Polen nichts erreich sondern sich damit nur in eine Sa . verrannt, aug der jetz dieses neue Auenahmegesetz heraushelfen soll. Hakatistische, un⸗ verantwortliche Elemente haben der Regierung die Enteignungg⸗ vorlage, diese Mißgeburt eines kranken Gehirns, souffltert; die große Mehrheit des deutschen Volkes hat, was zu ihrer Ehre hei vor gehoben werden muß, dagegen entschieden Protest erhoben. Es ist doch starke Anmaßung, vom Ausland zu verlangen, daß eg sich für solche unglaubli Enteignungtpolitik aussprechen soll, für die kaum die Mehrheit des deutschen Volkeg vorhanden . Gereicht es dem deutschen Volke zu Ebren, wenn man sagt, es sei in Gefahr, von den drei Millionen Polen aufgesogen zu werden? Dag siebente Gebot kann weder privatrechtlich noch öffentlichrechtli durch abstrakten ormalismus außer Kraft gesetzt werden. In Rußland und Desterreich sind die olen ruhsg, dort herrscht Gerechtigkeit, und die Polen sind die tützen des Staates. Die Berliner Morgenpost= . sich in einem Artikel mit flammendem Pretest gegen die Voilage ausge sprochen. (Der Redner verliest den Artikel und wird noch kurjer Zeit vom Präsidenten von Kröcher unterbrochen mit der Frage: Ist der Artikel noch lang? Der Redner jeigt dem Praͤsidenten den Artikel, und dieser bemerkt: Einen Satz können Sie noch verlesen.) Der Redner fährt dann fort:
Die „Deutsche Tageszeitung! hat ausgeführt. die Frage habe sich jetzt dahin zugespitzt, ob man den Fürsten Bülow in dem Kampf, den er nun einmal aufgenommen babe, im Stiche lassen und damit der greßpolnischen Agitation einen Triumph bereiten dürse, wie sie ihn kaum erlebt habe. Also nur um die abenteuerliche Polenpolitik des Minister⸗ praͤsidenten zu stützen, soll ein solches Unrecht an der polnischen Nation be⸗ gangen werden. Fürst Bülow hat im Herren hause gesagt, man wolle dem ampfe möglichst bald ein Ende machen. Mit wel Mitteln, das versteht man. Daß die Polen zur Welt kommen, daß sie gesund und , sind, daß sie jeben, daß sie keine Bettler sein, nicht auf dem Landarmenetat stehen wollen, daß sie dies alles als Polen tun, daß sie an ihrer Muttersprache festbalten, daß sie ihren Nacken nicht beugen, — dafür sollen sie enteignet werden. BVer russtiche Zar hat bei der Eröffnung der Duma erklärt, daß er die , als die wichtigste Vorlage ansehe; er bat hinzu⸗ efügt, daß bie Anlastung des Eigentums niemals seine moralis . Gi on erlangen werde, das Gigentumtzrecht müffe heslig sein. Fürst
lee gewählter Arbeltervertreler bel die ser Kontrolle, b. wegen
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im Herrenhause dagegen erklärt, er handle im Ein⸗ ändntigz mit der Krone. Da kann man es doch nur als Drelstig⸗ keit ansehen, wenn wir noch ein Herz für Preußen haben sollen und wenn man von uns Dankbarkeit verlangt. Die Polen werden nur mit größter Erbitterung sich weiter . die hakatistischen ee, ,. wehren. Von diesem Platze aus mahne ich meine Landgleute, sich nicht u Gewalttätigkeiten bewegen zu lassen, sie sollen die Edlen unter den Kerne, welter achten, aber sie sollen wissen, was ihnen selten der hakatistischen Elemente im Preußentum und seiteng der Re⸗ glerung droht. Meine Landsleute werden ihre staatsbürgerlichen Pflichten nicht versäumen, aber sie werden auch daran denken, daß es ihnen nichts helfen wird; es genügt, ß sie Polen sind, um neue 96 nahmen gegen sie wieder ausfindig zu machen. Einzelne, vielleicht zahlreiche Opfer werden unter uns fallen, aber das wird die polnische Gesamtheit nicht hindern, auszuharren. gibt verborgene Kräfte in der menschlichen Seele, die nicht geschwächt werden können; diese Kräfte schlummern in der Seele des polnischen Volkes, diese Kräfte werden durch solche Maßnahmen nicht vernichtet, sondern d-, werden, und die Polen werden aus diesem Kampfe siegreich ervorgehen. Hierauf nimmt der Finanzminister Freiherr von Rhein⸗ baben das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut wieder⸗ gegeben werden wird. (Schluß des Blattes.)
Etatiftik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Reedereien in Cöln, Düssel dorf und Duisburg lehnten, der Rh.⸗Westf. Ztg. zufolge, die erhobenen Lohnforderungen der Besatzung der Rheinschiffe ab. (Vgl. Nr. 52 d. 5
In Hannover haben, nach dem Hann. Cour.“, die Ge hilfen der Damenschneider diesen einen Lohntarif unterbreitet, der kürzlich der Gegenstand der Beratung im Schneideramt bejw. der in 16 organisierten Damenschneider gewesen ist. Es wurde be⸗ schlofsen, mit der Ge 4 in Verhandlungen einzutreten und zu versuchen, sich mit ihnen auf einer mittleren Linie zu einigen. Die geforderten Lohnerhöhungen betragen etwa 15 bis 20 do.
Die in Saalfeld a. d. Saale tagende Generalversamm⸗ lung des Deutschen Lithographenbun des beschloß, wie die ö 1. Ztg.“ erfährt, einstimmig die Auflösung des Bundes und
erschmeljzung mit dem Verband der Lithographen und Ste in drucker.
Aus Saarbrücken wird dem W. T. B.“ telegraphiert: Der Arbeitgeberverband des Gipsergewerbes im Saargebiet hat gestern sämtliche Gehilfen, 550 bis 600 an Zahl, aus⸗ gesperrt, nachdem die Verhandlungen auf Erneuerung des am 29. Februar abgelaufenen Vertrages zwischen den belderseitigen * n , . infolge erhöhter Forderungen der Arbeiter ge⸗
ert waren.
Eine starkbesuchte , ,, der bei Innungsmeistern und selbständigen Sch uh machern eschäftigten Schoßarbeiter Leipzigs beschäftigte sich, der ‚Lpj. Itg.“ zufolge, am 1. d. M. in einer Versammlung mit dem vor zwei Jahren zwischen der Schuhmacherinnung und der Freien Vereinigung selbständiger Schuhmacher einerseits und der Gehilfenorganisation anderer- seits vereinbarten Tarif, der am 1. Mai 1908 abläuft und, wenn er nicht rechtzeitig gekündigt wird, stillschweigend ein weiteres Jahr Geltung behalten soll. Sie nahm eine längere Resolution an, in der sie die Notwendigkeit einer Tarifverbesserung be⸗
tont und die Einführung eines höheren Wochen bej. Stunden ⸗
lohns , 45 ) sowie des neunstündigen Arbeitstags als einzige Möglichkeit zur n der wirtschaftlichen Lage der Gehilfen bejeichnet. Sollten die Arbeilgeber zu , ,, , nicht bereit seln, so soll der Tarif alsbald und mindestens 4 Wochen bor dem L. Mai gekündigt und mit allem Nachdruck für einen neuen erhöhten Tarlf eingetreten werden.
Ben en. den Vorsitzenden des Süddeutschen Maler- und Tünchermeisterverband es der Landesverbände Baden, e , n, 6er n, . und Rheinpfalz e, g. und den zuständigen
ebil fenvertretern der Beiirke zwei und sechs andererseits, wurde, wie der ‚Frkf. 66. gemeldet wird, nach gemeinsamer jzwei⸗ tägiger Verhandlung in Mannheim ein Tarif für die genannten Landegteile vereinbart. In den zrtlichen Organisationen stehen nur noch Lohn und Arbeitszeit zur Verhandlung offen, bei der ernste Meinunggverschiedenheiten nicht mehr zu erwarten sein sollen.
In Eisenach sind, wie der Hann. Cour.“ erfährt, sämtliche ilfsgrbeiter des Bauhandwerks wegen Lohnstreits ausständig. as Bauhandwerk ruht.
ö. Lübeck haben, laut Telegramm der Köln. Ztg.“, sämtliche
organisierten Gärtnergehilfen die Arbeit wegen verweigerter Lohnerhöhung eingestellt.
Kunst und Wissenschaft.
der Großen Berliner Kunstausstell at 1908 16 ,
Die Eroͤffnun 1908 sindet am 1.
Gine neue Zeichnung Rembrandts hat das Berliner Lupfer stichkabinett soeben erworben, und sein Direktor, Geheimrat rofessor Dr. Max Lehrs bespricht sie in den Amtlichen Berichten. le mit Bister lapierte Federzeichnung stellt Jakob dar, der vor Isaak kniend ihm die Hand reicht, die der blinde Greis prüfend be⸗ tastet, während die Mutter ihm das Essen bereitet. Eine zwischen * 1 . ö. gde gn e. 3 wohl cn e auf dem er stinziert. e sehr lebendige Zeichnung dürfte am Ende der vierziger Fahre oder um 1650 62
Ja Saale der Singakademie hielt gestern der Geheime Re⸗ serunggrat, Professor Dr. Reinke aus Kiel den ersten i. Vor⸗ äge jum Besten der Kolonial⸗Frauenschule in Witzenhausen über das
ewa: Das Lebendige und dag Leblose. Der Vortragende nnte eg als eine Aufgabe der Wissenschaft an, dag Mannigfache und Unterschiedene unter höhere Einhelten zusammenzufassen. Nur müsse man sich hüten, über die erkennbaren Grenzen hingus Ver— schiedenartiges I. einer Einheit zusammenzuschließen. Diesen Fehler be⸗ ngen jene Biologen, die in mißverstandenem Monismugs keinen nterschied jwischen der lebendigen und der leblosen Natur gelten lafsen wollten, obwohl die pi enn ch Erfahrung dieser Denk⸗ weise widerspreche, gegen die sich auch schon das naive Erkennen wende. Es sel ein Irrtum, anzunehmen, daß in der Natur nur eine einzige Art mechanischchemischer Vorgänge wirksam . Alle be⸗ lebten Wesen jeigten Gigenschaften, die die keblose Natur nicht aufwesfe. Wer der Loͤsung dieser schwierigen Frage näher kommen wolle, betrachte am besten den Menschen, denn bel ihm allein könne er einen Biick in dag Innere der Ratur tun und im Bewußtsein und Wissen rein gelstige Wesenhelten erkennen, die in der lebiosen Ratur jweifello nicht vorhanden sesen. Der Monigmug suche diese tiefe Kluft ver 6 mit falschen Bildern und , . zu überbrücken. hemisch betrachtei, bestehe die lebende Ratur aus Protoplasma. Der chemische Stoff des srotoplagma genüge aber nicht, um Leben z bilden; ah gehöre noch eine besondere, chemisch nicht autz⸗ rückbare Struktur des Profoplasma, eine nnere, weit über da Mikrostopische hinausgehende Formung, die in der ünbeleßten Natur, die nur aug nischen Teilen bestehe, nicht vorhanden sei. Ein welterer grundlegender Gegensatz jwischen belebter und unbelebter Natur sei der Sto sel, den nur jene kenne. Auch der Vorgang . F rf a, ö auf e ere, . . . 2 n ender en aus unbelebtem Sto
erꝛahle, sei nicht 3. Fabel Gigentũmliche Merkmale des .
— 2
seien ferner Wachgtum und Entwicklung, auch das Regeneratlons⸗ e, . und die Reizbarkeit, vor allem aber das Ben , das ,
einer ge n Be e en . Vertreter der bee e Natur und altz die ö. 4
Vorgänge, die eine ee fi Aehnlichkeit mit Lebengvorgängen auf⸗ weisen, für wesensgleich mit diesen zu halten. . lebende Natur habe sozusagen auch eine andere Dynamik als die unbelebte, d. h. noch andere Kräfte, die in ihr wirksam feien. Un eine Lebengkraft! im früheren Sinne dürfe man freilich dabei nicht denken, aber an gewisse höhere und köchfte Formkräͤfte⸗ (Dominanten), die allein in der belebten Ratur wirksam feien, neben den chemischen und phystkalischen Gesetzen und die den Gang der Funkijonen des lebenden Organismus regelten. Ple mechanische Weltanschauung, ye n. emische und physikalische Erscheinungen in der Welt gebe, sei ein Vorurteil. An der Grund verschiedenheit jwischen Lebendlgem und Unbelebtem werde jede monistische Welterklärung Schiffbruch leiden.
Dem interessanten Vortrag wohnte Ihre Majestät die Kaiserin und Königin bei. ö
Dr. Alfred Kerr hielt 8 in dem bis auf den letzten Platz efüllten Beethovensaal einen Vortrag über Henrit Fbfen, dessen . leit als Dichter und Ethiker er behandelte. Er wies auf den influß bin, den Dumas der Jüngere auf die Technik und Hebbel auf daz innere Wesen der Dichtung Ibsens ausgeübt hätten. Nora z B. werde von Gefühlen geleitet, die denen einer Mariamne und Rodope verwandt seien. Der Voitragende schilderte dann kurz die Entwicklung Ibsens an seinen Dramen und vertrat die Ansicht, daß die Lebensanschauung des norwegischen Dichterß am klarsten und wärmsten in der Wildente zum Ausdruck komme. Ibsen Jei in erster Linie der Dichter des Gewissens, das er in neuen, bisher . noch nicht behandelten Konflikten zeige. Es sei ungerecht⸗ fertigt hn als den großen Pessimisten zu bezeichnen; sein Pessimismus ei nur beschränkt, und die Mehriahl seiner Helden steige schließ— lich über sich hinaus in höhere Sphären. Der Vortragende ftellte dann Ibsen in Gegensatz zu Nietzsche. Dieser sei der letzte große Vertreter einer weit jurückliegenden Entwicklungsperiode der Menschheit, vie man mit dem harbarischen Zeitalter bezeichnen könne. Diesem Zeitalter, in dem Kraft und Schönheit herrschten, sei das Zeitalter der Güte gefolgt. Ibsens Ideal weise in eine Zukunft, in der sich jene herrschenden Mächte der Vergangenheit zu einer ver⸗ feinerten Sittlichkeit harmonlisch vereinigt haben würden. So sei der eh ,. des ausgehenden 19. Jahrhunderts zugleich ein Prophet r Ungläubige. ö.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
In Königsberg fand gestern, wie W. T. B.“ berichtet, unter dem Vorsitz des Oberpräsidenten von Windheim eine komiiffarische Beratung über die Frage der Verwendung von Straf— gefangenen bei Landeskulturarbeiten und in der Land wirtschaft statt. An der Konferen; beteiligten sich neben den Ver⸗ tretern der staatlichen und provinziellen Verwaltungs ⸗ und Justibehörden sowie der beimischen Landwirtschaft auch Kommissare des Fusttjministerz und des Ministers für Landwirtschaft.
—
Getreidemarkt in Italien.
Der Kaiserliche Generallonsul in Genua berichtet unterm 26. v. M.: Weichweiz en: Die Preise für ine ee für welchen Ende Dezember 1907 bei einem Gewicht von 79 — 30 g 204 bis 21 Fr. gezahlt wurden, 33 in den ersten Tagen des Januar um O, Id5 , hielten sich auf dieser Höhe etwa 8 Tage lang und fanken dann langsam bis auf 303 201s. Fr. Trotz dieser verhältnis mäßig hahen Preise wurden Abschlüsse erzielt, da für die oberitalienischen Wetzen die Preise bis zum 29. Januar andauernd in die Höhe gingen. Nachdem seither aber die inländische Ware um etwa 50 Cent im Preise gefallen ist, verhalten sich die Käufer den ausländischen Weichweizen gegenüber wie bisher abwartend. Im Süden Italiens hat sich das Weijengeschäft in ähnlicher Weise entwickelt. Plataweizen wurbe im Golf von Neapel zum Preise von etwa 21,50 Fr. abgesetzt, fand aber schon Ende Januar trotz eines Preigrückgangs von 75 Cent. keine Käufer mehr, weil auch hier wie im Norden die inländische Ware inzwischen billiger geworden war. Die Flaue im Handel mit Plataweizen wird aber schwerlich andauern, da die Getreideernte im Süden Italiens weniger ertragreich war als in den nördlichen Gegenden und schon jetzt nicht unbedeutende Mengen oberitalienischen Weizens nach dem Süden ver⸗ frachtet werden. Auch hat man bereit den Versuch gemacht, La Plata— weißen nach kleineren Häfen, wie Palermo, Cagliari, zu handeln, jedoch sind bisher keine Abschlüsse zustande gekommen, teils wegen Verfrachtungsschwierigkeiten, teils weil die Verkäufer nur bei Abnahme groͤßerer kengen Platawelen nach den genannten Häfen a, m. ue, . en . . ö artweizen: In nordamerikanischen Hartweijen (Maccaroni oder Durum Wheats) fand im Januar auch in kann,, . ein lebhafter Umsatz zum Preise von 21,75 - 227 Fr. je nach Lage des Ausladehgfens und Verladezeit statt. Dagegen war das Geschäft in südrussischem Hartweijen, der um etwa J — I Fr. im ,. gefallen ist, bei Februarverschiffung von Novorossisk aus nur beschränkt. Der bei Frühjahrsverschiffung von Taganrog aus für Hartweizen geforderte reis von 244 Fr. (eif. K wurde allgemein zu hoch gefunden, odaß ju diesen Bedingungen Abschlüsse überhaupt nicht zu verzeichnen waren. Kleinere Mengen von La Plata⸗Hartweizen wurden fowohl nach Genua als auch nach südlichen Häfen gehandelt. Mais ist im vergangenen Monat fast nicht umgesetzt worden. 3. fand in , , afer in Genua ein ziemlich reger Umsaß zu wenig veränderten Pressen statt. Donaubafer ist im Preise etwas gien. wird aber fast augschließlich nach Venedig verkauft, wohin Plata · Hafer wegen Frachtschwierigkeiten in nur geringen 2 3 Catz forderten P Die Ende Januar geforderten Preise ftellten ür die ver⸗ schiedenen Getreldesorten, wie folgt: 6 ich f Ulka Cherson Odessa . 2316 Fr. cif Genua Ulka Nicolaieft ... 66 ö Donauweichwe len 79/ o kg 23 — 231. ö Plata Weichwei en 79 / 8o kg . J 2
Ital. Wejen gute Durch ö ene. Lombardi⸗ ö schen Ursprungs 26 261, L. franko Mailand
Makkaroni · Durum· Weljen 3 ; Fr. cif Genua
; Sñditalien
Donau ⸗⸗ Foxan mais bei
April · Mai. Lieserung 14. Genua bei Februar⸗Lieferung . 15 . 2 Donau. Rotmais bei April⸗ ö
, , I H ö bei Februar⸗Lieferung. ö ö Plata · Mais, gelb, rye- terms bei . Lieferung...
Inländischer Mais.
Goĩf von Neapel
13162 —- 13., 135. - 14d. . V4dMedig Donauhafer 453/44 kg 3 146 63 . Ylatahafer 483/49 E bei ö
Februar ˖ LZieferung. .. 1816. plalehasfee i m eg wei . ebruar⸗April⸗ Lieferung.
Genua
, te Steigerung des Gegensatzeß zum Unbelebten betrachten. Wenn manche in, WHeichwelzen forscher hlergegen einige Erscheinungen der unbelebten Natur, z. B.
den Kristall und sein Wachstum, anführten, so begingen fie den Fehler,
Buchweijen
9. . Mehl I. Qualität wurden franko Genua 331. bis
Die Getreidevorräte in Gen ua stellten sich, wie folgt:
am 31. Dezember 1 am 31. Januar 1908 . 4000 dz 3000 dz artweijen——. 9000 3500 G z0090
V 3009) oö500 . —
Nach Savona ist im Januar Geirelde überhaupt nicht ie Ein⸗
fuhr gelangt.
Ernteergebnisse Canadas im Jahre 1907.
Der Kaiserliche Konsul in Montreal berichtet unterm 14. v. M.: Nach der Riesenernte des Jahres 1906 stellt sich die Ernte des letzten Herbstes als ein erheblicher Rückschlag dar, ingbefondere sind die Er⸗ träge in den beiden Hauptgetreidearten Hafer und Welzen ganz er⸗ heblich zurückgegangen. Die Hauptursache hierfür war das außer ordentlich rauhe Wetter im Frühjahr, das die Aussaat wesentlich verzögerte. Da die Sommer in Canada recht kur sind, fo lohnte sich an vielen Orten der Anbau von Wetzen nicht mehr. Bie Pro= vinz Manitoba zeigt daher, zum ersten Male sei Jahren, eine Ab- nahme der Weizenanbauflaͤche.
Der geringe Ernteertrag hat zur Folge gehabt, daß es den Land— leuten im Westen vielfach an Saatgetrelde mangelt. Die Bundeg⸗ regierung in Ottawa hat daher beschlossen, hierfür Vorschüsse zu billigen Bedingungen zu gewähren.
Den amtllchen Erhebungen zufolge stellt sich in den für den Welthandel mit Getreide in Betracht kommenden canadischen Pro- vinzen das Ernteergebnis des Jahres 1907, wie folgt:
In Bushel:
Alberta u. 5 Ontario Manitoba Saz katche⸗ Zusammen ie n
wan?) 19655
rund S3 h24 301 42 140 744 49 891 581 166 556 626 — 28 Mill.
iß aß 44111 — 23566 oog .
2 M3 os J 39 gs 2635 37 372 865 6 456 282 — 24s
Ei 7 is zzz is v5 z 3 455 335 al 6 651 - 4 1oͤsl dos 35 65 * 8 533 1 253 36 = 3.
2 ba 468 * e. 2 zi 4363 43.
Safer. Weizen: Herbst⸗ Frühling⸗ Gerste Roggen... Buchweizen. Mais (außer für ö zwecke). . 22 247 931 — — 22 247 931 — 11.
) Anm. Auf Grund von Schätzungen. oder in den 4 Provinzen zusammen: in Doppeljentnern:
Im Vergleich zum 107 Vorjahr
24 883 go — 41, Millionen zn S3. 16. — i.. 5 335 16 zi5 151
— ö db gs Nais o dbl 55
Anbaufläche und durchschnittlicher Ertrag für den Acre stellten sich in den Jahren 1966 und 1907, wie folgt:
Gerste Roggen
ig 1806
22
Ertrag
Oneglia usw., 5
Ertrag für den Acre An euftice
in Bussteis Aeres
Ontario: 2932 509 28,5 676 164 23,0 144 514 17,1 766 891 28,3 69 754 15,5 113 039 22,5
343 934 64,7
Manitoba: 2789 553 1422 1213596 348 1155961
649 570 25.7 474 242
Alberta und Saskatchewan: Weizen, Herbst⸗ . 92 882 25,36 43 661 ö Frühlings 2 009 151 15 429 629 er 1137 544 36 868 166 Jerfie 136 725 25.5 1iñ7 i5J1 . 33
Sandel und Gewerbe.
Heute vormittag 11 Uhr fand die diesjährige ordentliche Generglversammlung der Reichsbankanleilseigner statt. Der Präsident des Reichsbankdirektoriums Havenstein, der in Vertretung des Reichskanzlers den Vorsitz fuhrte, teilte den wesentlichen Inhalt des gedruckten Verwaltungsberichts für das Jahr 1907 mit und erklaͤrte die Dividende von 9. 89 Proz. Hierauf wurden die Ersatzwahlen für die ausscheidenden Mit— glieder des Zentralausschusses vorgenommen.
(Weitere Nachrichten über 62 und Gewerbe“ s. i. d. Zweiten Beilage.)
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernhaufe wird morgen, Mittwoch, Lohengrin“, mit Herrn Jörn in der Titelrolle, aufgeführt. Die übrigen Hauptpartien sind mit den Damen Rose und Plaichinger und mit den Herren Berger, Griswold und Bachmann befetzt. . ist der Kapellmeister Blech. (Anfang 7 Uhr.)
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen, Mittwoch, Ernst von Wildenbruchs Schausptel Die Rabensteinerin“, mit Frau Willig in der Titelrolle, gegeben. In den anderen Hauptrollen sind die Herren Molenar, Kraußneck, Zeisler, Staegemann, Patry, Pohl. und die Damen von Arnauld, Butze und von Mayburg beschäftigt. In der Erstaufführung von Adolf L'Arronges Lustspiel Der Compagnon“, die Sonnahend im Deutschen Theater stattfindet, wird Betty L'Arronge, die Schwester des Jubilars, die Rolle der Frau Lerche spielen. Die erste Wiederholung findet am Sonntag statt. Das Neue Schauspielhgus führt als nächste Neuheit am , das fünfakttge Lustspiel Der Dummkopf von Ludwig ulda auf. Als nächste Neuheit bereitet das Lessingtheater ein Spiel aus dem . Der Teufel! von Franz Molnür, vor, dag fürflich im Deutschen Vollstheater in Wien mit ungewöhnlich starkem Erfolge seine deutsche Erstaufführung erfahren hat. Das Schillertheater 9. (Wallnertheater) wird seine L'Arronge Feier ju dem siebzigsten Geburtstage des Dichters, morgen, Mittwoch, durch die Aufführung des Lustspiels Der
Anbaufläche
Acres für den Acre
in Bushels
2716711 39,9 787 287 23,9 171745 19,0 7öb 163 33,4
79 870 16,6 106 444 16,8
289 456 82,9
Roggen Buchweizen Mais (außer Futterjwecke)
3141537
ö 9 Inländischer Hafer. . 2llis. — 22 g. franko Masland.
jum Herzen“ begehen. Den meisten Proben hat der Dichter i beigewohnt.