schöne Worte gesprochen werden, die aber an den unteren Stellen, für die sie gesprochen sind, unge hört verhallen. Wir werden den Wahlkampf bei aller Schärfe mit solcher Sachlichkeit führen, daß er für die Geschicke des Vaterlandes von Segen ist.
Abg. Dr. von Dziem bows ki (Pole): Es heißt immer, der Pole ist der größte Feind des preußischen Staates. Die Staatsregierung hat die uns gegebenen Versprechungen nicht gehalten. Die Politik der Regierung gegen uns ist ungerecht, aber sie hat nicht vermocht, die Entwicklung unserer wirtschaftlichen Macht aufzuhalten.
Abg. Fischbeck (fr Volksp.): Hinsichtlich der Beamtenbesoldungen
sich eine erfreuliche Uebereinstimmung im Hause herauesgestellt. Ich weiß nicht, ob der neuliche Vorstoß des Herrn Dr. Habn gegen die Freisinnigen die offene oder stillschweigende Zustimmung der Konservativen gebabt hat. Herr Dr. Hahn behauptete, der Bund der Landwirte habe den Beamten immer woblwollend gegenüber gestanden. Er kann es aber nicht aus der Welt schaffen, daß die Zollpolitik im letzten Grunde schuld daran war, daß Not in den Kreisen der Beamten jetzt entstanden ist, wenn auch Herr Dr. Hahn die schlechten Ernten dafür verantwortlich macht. Dem Abg. Hahn, der jetzt über die Notlage der Beamten mitspricht, gingen die jetzigen bohen Zollsätze bei der Beratung der Handelsberträge noch nicht weit genug, er wollte damals für Roggen nicht Seö0 Æ, sondern 7 und für Weijen 7,50 4 Zoll. Was das Volt für diese geradezu wucherischen Zölle bejablen muß, sollte in die Taschen der Agrarier fließen. Herr Br. Hahn war der Meinung, daß selbst die Kartoffeln noch nicht teuer genug seien; wenn es nach ihm
gangen wäre, wären die Kartoffeln noch um 50 4 teurer, und so tragte er in seinem damaligen Antrag zum Zolltarif noch eine ganze Reihe anderer Zollerhöhungen; auch die Milch sollte verteuert werden durch einen Zoll von 4 und 6 ½ Wer in den Wablkampf zieht, sollte diesen Antrag des Herrn Dr. Hahn vom 15. Oktober 1902 mitnehmen. Selbst für Futtergerste wollte Herr Hahn einen Zoll von 7,50 , und der Zoll für Hafer sollte in den Handeleverfrägen nicht unter 7, 40 M angesetzt werden. Herr Hahn bat recht, die Teuerung lastet auf den Beamten am meisten, weil sie keine Machtmittel haben, um einen höheren Lohn zu erringen. Deshalb ist gerade den Beamten enüber Herr Dr. Hahn der letzte, der über die teuren Lebensmittel ür die Beamten sprechen dürfte. Es ist selbstoerständlich, daß die teuren Lebensmittel auch alle anderen Produkte verteuern müssen. Herr 2 meint, die Syndikate trieben die Preise, aber die Zoll. sätze sind es vor allem, die die Preise diktieren. Im Zolliarif bat wan den Syndikaten ein Machtmittel gegeben, die Preise in die Höhe ju treiben. Herr Habn meint, wir wollten keine höheren Steuern zahlen, um die Beamtenbesoldungen aufzubessern. Wir haben doch schon vor jwei Jahren erklärt, daß die Besoldungen aufgebessert werden müssen, selbst wenn es nur durch eine Steuer⸗ erhöhung möglich ist. Allerdings müssen wir prüfen, ob die Steuererbhöbung notwendig ist. Ja, die Volktvertretung hat och nur Steuern zu bewilligen, wenn sie notwendig sind. Herr Hahn behauptet, wir wollten nur den Mittelstand belasten und die reicheren Lute frei lassen. Wer ist es denn aber gewesen, der seinerjeit die Progression der Einkommensteuer über 4 0½ hinaus verhindert hat? Das waren die Herren im Herrenhause. Wir sind immer für Freilassung der untersten Steuerstufen und für Erleichterung des Mittelsftandes eingetreten. Im Reiche sind wir auch bereit, die Steuern ju bewilligen, die notwendig sind, um die Finanzreform durchzuführen. Wir kennen natürlich noch nicht die neuen Steuer⸗ projekte im Reich, Herr Hahn scheint aber bereit zu sein, alle Projekte zu bewilligen, obne fie zu kennen. Wir meinen, daß die Steuern nicht so einmrichten sind, daß der Mittelstand die Last zu tragen hat. Daß eine gerechte Steuerreform noch nicht zustande gekommen, daran sind die Finanzmänner im Reich schuld, die keine solchen Steuemrprojekte machen wollen, die die Herren Hahn u. Gen. nicht baben wollen. Man verweist jetzt auf die 35 Millionen Mark Ausfall aus der Herabsetzung der * ersteuer. Diese mußte beschlossen werden, weil sonst die Zuckerkonvention gefährdet war, und die Kon- servativen waren es, die den Reichstag in diese Zwangelage gebracht haben. Die Kreuneitung“ sagt, die Konservativen wollten eine um= fafsende Finanzreform, aber kein Flickwerk. Aber an dem Gegensatz jwischen direkten und indirekten Steuern scheitert die Reform. Trotzdem will die Kreuzzeitung' die Veredlung der Matrikularbeiträge und die Dividendensteuer nicht von der Hand weisen, die sie beide ge⸗ wissermaßen als direlt: Steuern anerkennt. (Zuruf rechts: Ni mals h Dann müssen Sie sich mit der Kreuzzeitung ' auseinandersetzen. Herr Dr. Hahn schrieb den Konservativen das Verdienst zu, für die Beamtenbesoldung besonders eingetreten zu sein. Der maßgebende Staatsmann im Reich, der Reichskanzler, hat aber in seiner bekannten Rede vom 25. Februar 1907 unter den liberalen 6 denen er entgegenkommen könne, neben dem ereinsrecht u. a. auch die Aufbesserung der Beamtengehälter genannt. Es ift also eine Verschleckterung der Sache, was Herr Dr. 66 behauptet, er will den Beamten nur Sand in die Augen reuen. Gbenso falsch ist es, wenn er weiter behauptet, daß die Großgrundbeßitzer besondere Opfer für den Staat bringen. Wie kommt der Abg. Dr. Habn überhaupt dazu, einen Gegen— satz ju konstruieren jwischen den Verdiensten der ver⸗ schiedenen Klassen um das Staatswohl? Der Großgrundbesiß hat eher mit Berufung auf das historisch Gewordene manche moderne Forderung bekämpft, Jo z. B. die Zusammenlegung leistungsunfäbiger Ge⸗ meinden. Mit solchen Schlagworten könnte man auch die Aufhebung der Leibeigenschaft bekämpfen. Die Statistik ergibt sogar eine Zu⸗ nahme kleiner Guts⸗ und Gemeindebezirke, ganz entgegen dem Geiste der Landgemeindeordnung, deren Revision Herr von Bethmann Hollwegals Minister des Innern ausdrücklich als notwendig anerkannt hat. Besonderg müssen die Bestimmungen über die Wählbarkeit der Gemeind vorsteber und Bürgermeister und die Bestimmungen über den Ausschluß der Oeffentlichkeit für die Gemeindevertretersitzungen moderner gestaltet werden. Im Rheinland hat in einem Orte von 5000 Einwohnern ein Mitglied der Gemeindevertretung einen Ordnungsruf erhalten, weil es einem Zeitungeberichterstatter Informationen gegeben hatte. Dag biftorisch Gewerdene wird auch für die geistlich Ortsschulinspektion ins Feld geführt. Der gegenwärtige Herr Kualtusminister scheint, wenn er auch die ernste Absicht hat, hierin modernere Anschauungen zu vertreten, sie doch nickt mit der nötigen Energie durchzusetzen. In Rezierungsbentrk Arnsberg ist es den Lehrern und Lehrerinnen durch Verweigerung von Ferien unmöglich gemacht worden, religlons- wissenschaftliche Vorträge in Dortmund ju besuchen, nachdem ibnen vorher Ferien gewährt worden waren für dem Besuch ähnlicher Vor⸗ träge, die aber mehr im orthodoxen Sinne gebalien waren. In Berlin bat die Generalsynode durch einen Beschluß das Pfarrwabl. recht der Kirchengemeinden so gut wie aufgehoben. Wo ist da noch der Untersch ed 66 der Kirche Lathers und der rönisch⸗ katbolischen Kirche? Die Regierung sollte das Gesetz der General. swnode einfach ablehnen. Im Wahlkampf wird man die Frage, ob ch die Gemeinden eine solche Entrechtung gefallen lassen sollen, mit einem entschiedenen Nein beantworten. Wir brauchen ferner ein Wahlrecht, das nicht Lie große Masse mundtot macht. Wir halten an unserer Forderung des Reichztagswahlrechts fest; unbe⸗ kämmert um alle Angriffe gegen ung, wollen wir an einer Wahl. rechtgreform mitarbeiten, die eine wirkliche Reform ist und namentlich die direkte Wabl und die geheime Stimmabgabe einführt. Das ist Mittelstandspolitik. Nur wenn die Regierung eine solch⸗ Reform — 3 treibt sie eine Politik, die unserem Vaterlande jum Segen ger Abg. Dr. Hahn (B. d. 2): Wir leben im Zichen der Block⸗ alitik, dazu gebött Entgegenkommen von beiden Seiten. Ich babe gegen die Liberalen in durchaus normaler Form polemisiert. Ich greife niemanden persönlich an und wende mich nur gegen die An⸗
schiebung in
sichten. Ich werde die Bleckrücksichten nicht außer acht lassen, aber ich kann doch nicht damit alle liberalen wirischaftlichen Ansichten gutheißen. Die Freisinnigen bringen die ollen Kamellen wieder vor, die nur noch die Soialdemoktaten ver reten. Das tz, wi⸗ unalüdlich die Freisinnigen im Wablkampf dasteben. ir, bie eunde der nationalen Arbeit, u denen die Herren links natũr⸗ nicht gehören, haben festgestellt, daß der inntre Markt not⸗
wendiger ist als der unsichere Erport in das Ausland. Das sollte Derr Dr. Müller wissen. Von diesem Grundgedanken aus, der Industrie und der Landwlrtschaft eine Stärkung des Inlands- marktes zu schaffen, haben wir den Zolltarif gemacht. In allen grund⸗ legenden Prinzipien waren die Landwirte einig. Herr von Wangenheim und ich haben in unseren Antrag auch Getreidezölle von 7,50 S für Gerste und Hafer mit hineingenommen, weil das Ausland beabsichtigte, uns gerade in diesen Produkten eine scharfe Konkurrenz zu machen, und das bätte namentlich Süddeutschland geschädigt. Gin selcher Artikel hätte dem Auslande genügt, uns die Getreidepreise zu diktieren, deshalb mußten wir einen lückenlosen Zolltarif für alle Getreidearten haben. Gg ist Legende, daß wir dabei nur Politik für die Großgrundbesitzer getrieben haben, wir haben im Gegenteil auch für den Bauernfiand und die Landarbeiter sorgen wollen. Einen Gegensatz zwischen Großgrundbesitzern und kleinen Besitzern ibt es nicht, der Bund der Landwirte ist besonders für die kleinen auern eingetreten und hat des halb die Zölle für Fleisch, Kartoffeln, Milch usw. ve ge lagen. Den Milchjoll haben wir leider nicht durchgesetzt. äuglingssterblichkeit ist am geringsten, wenn die Milch am besten ist, die ausländische Milch läßt sich aber nicht genug kontrollieren. Die augländische Milch erhöht die Sãuglingsfterblich⸗ keit. Bei dem Kartaffelzoll wollten wir einen Schutz unserer Früh⸗ kartoffel gegen die Maltakartoffel, die Luxuskartoffel. Auch das war Schutz der nationalen Arbeit auf der deutschen Scholle. Herr Fisch⸗ beck bat nicht nur unsere Meinung bekämpft, sondern ist bis zu Be⸗ schimpfungen übergegangen. räsident von Kröcher: Be⸗ schimpfungen hat der Abg. Fischbeck nicht ausgesprochen Dann werde ich in Zukunft die Ausführungen des Abg. Fischbeck etwas milder ansehen. Wir halten es für fer, wenn der Landmann hohen Lohn bekommt, selbst wenn er seine Bedarfgartikel etwas teurer bejablen muß, anstatt umgekehrt. Die galizischen Arbeiter usw. kommen zu uns, obwohl sie in ihrem Lande ihre Lebensmittel billiger bekommen; sie kommen ju ung, well bei uns höhere Löhne haben. Ich wollte die Herren von Linken doch um etwag mehr Bloqkfreundlichteit bitten. 3 Dr. Wiemer: Blockfreundlichkeit im Zirkus Busch!) Kommen ie in den Zirkus Busch, Herr Kollege, Sie werden auch das Wort erhalten. In der Steuerpolitik stehen fich allerdings die Ansichten schroff gegenüber. Meine Freunde meinen, daß die sämtlichen Be= dürfnisse des Reiches durch direkte Steuern aufgebracht werden. Wenn wir in Preußen die 175 Millionen Mark für die Beamtenbesoldungen aufbringen sollen, werden wir in Preußen die Steuerschraube so anziehen müssen, daß wir nicht auch im Reich direkte Steuern nebmen dürfen, oder wir müßten befürchten, daß die Steuerzahler streiken werden. Wer es mit der Erhöhung der Beamtenbesoldung ernst meint, muß sich sagen, daß wir es nur können, wenn wir in Preußen die direkten Steuern erhöhen und im Reich das Groß⸗ kapital, den mühelosen Gewinn und die Luxusartikel herannehen. Herr Fischbeck erwähnt, daß im Herrenhause die Progression' über 4 0 abgelehnt 8 . dort sitzen doch auch die 1 und Professoren. eine konservativen Freunde in diesem Hause würden wahrscheinlich einer höheren Progression nicht widersprechen. Wir wollen in der Reichsfinanjreform ganze Arbeit machen, Herr von Schwerin⸗Löwitz hat ein ganzes Steuerprogramm entwickelt, des in der Kreuzjeitung⸗ veröffentlicht wurde. Wir haben auf einige neue Steuerquellen hingewiesen, die bisher noch nicht in Betracht gejogen worden sind. Das Großkapital hat eine gewaltige Macht, es diktiert den Weltmarkt, und selbst der Finanzminister hat neu. lich gesagt, er wolle den Großbanken keine Konkurrenz dutch die Errichtung von Filialen der Seehandlung machen. Die Großbanken sind es e die uns die verlustreichen ausländischen Anleihen gebracht haben. Es ist eine durchaus gerechte Steuer- idee, die ausländischen Anleihen zu besteuern, gerechter als die ollen Kamellen, die die Freisinnigen vorbringen. Herr Fischbeck will die breiten Missen und den Mittelstand nicht be⸗ lasten, dann bleibt ihm doch nur das Großkapital übrig. In Wahr- eit will ich die mittleren Schichten schonen, die Freisinnigen wollen es nicht. Herc Fischbeck meint, wir schützten die Großzrundbesitzer und Fideikommißbesitzer, unsere Zollpolitik it aber der gesamten wirt- schaftlichen Arbeit des Vaterlandes zugute gekommen, auch dem Bauernstande, Die Fideikommißbesitzer haben eine teilweise Ver= mögenskonfiskation durch die Caprivische Wirtschaftspolitik über sich ergehen lassen müssen. Haben Sie das Wort Caprivis vergessen, dasz den Großgrundbesitzern den Rat gab, sie möchten 560 vo von ihrem Besitze abscheiben? Der behauptete Initeressengegensatz zwischen kleinbäuerlichem und Großgrundbesitz existiert nicht. Bei der Gründung des Bundes der Landwirte hat mein langjähriger Freund Lon Buchwald zu den Bauern des Dithmarschenlandes gesagt: Ihr. Dithmarschen habt vor mehreren hundert Jahren in der Schlacht bei Hemmingstedt mebrere meiner Vor- fahren erschlagen. Ich will euch das vergessen, wenn ihr in den Bund der Landwirte elntretet. Es gibt aber immer noch einige Dumme im Lande, die an diesen Jaten essengegensatz glauben. Diefe Gegnerschaft jwischen Junkern und Bauern mag einmal bestanden haben, aber jetzt stehen beide Seite an Seite für unsere jetzige deutsche Wirtschaftgpolitik. Heute hat der Bauer das System der in. direkten Steuern längst anerkannt, dabei wird auch die Hapanazigarre für 3 6 des Bankdirektors nicht vergefsen werden. (3wischenrufe.) — Ja, ich war auch einmal so töricht, sie zu rauchen. Ich erinnere daran, daß wir uns nicht gescheut haben, für den Ausbau der Erb= schaftẽsteuer im Sinne der Besteuerung der großen Vermögen ein. jutreten. Herr Fischbeck hat bedauerli eise den Klassenkampf in dieses Haus getragen, er hat die Fideikommißbesitzer an der Riviera denunziert. as würden Sie (nach links) tun, wenn ich das gleiche
mit den reichen Bankiers an der Riviera täte, die dort die Zahl
der Fideikommißbesitzer um das Zwanzigfache übertreffen sollen? ö jũdischen und christli roßkapitals (Zuruf links) — ach, r . Müller, Sie führen ja einen zu bescheidenen Lebenswandel daju. Die Großbanken zahlen ja auch das Geld für die Wahlen. (Erregte Zurufe: Uaverschämtheit! Abg. Goldschmidt: Frechheit) Herr räsident, ich bitte Sie, mich gegen den Vorwurf der Frechbeit ju chützen. (Präsident von Kröcher: Herr Abg. Goldschmidt, Sie
andere Einteilung der Wablkeeise denken; bis dahin protestiere ich gegen eine solche Aenderung lediglich nach der Bevölkerungszabl, die das platte Land nur schädigen würde. Auch der Zentralvorstand der nationalliberalen Partei sollte diese Dinge noch einmal prüfen. Die Widerstandsfähigkeit des Reiches und Preußens auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet wollen wir erhalten. Das Reich ist geelnigt worden nach dem Rezept nicht der Sckwaben, sondern der Märker. Die Hohenzollerm haben die Einigung berbeigeführt. Wollte man den Demokraten weitere Einflüsse einrãumen, so würde man sich am Deutschen Reiche verfündigen. Wir können keine weitere Demokratisie⸗ * in Deutschland gebrauchen. Gegenüber den Taten unserer Hohenzollern würde die weitere Demokratisierung Deutschlands nur eine große Gefahr bedeuten. Das Volk bedarf der Führung, wir können keine Wurstelei gebrauchen wie bei den romanischen Völkern. Es fehlt den Romanen an Königlichen Geschlechtern, gleichwertig unseren Hohenzollern, die die Führung übernehmen könnten. Wir werden das historisch Ueberkommene erhalten müssen und nicht eine Gleichmacherei treiben. Wenn Sie (zur Linken) mit Ihren demo⸗ kratischen Forderungen in das preußische Volk hineingeben, werden wir Ihnen mit aller Entschiedenheit entgegentreten.
Abg. Sraf Praschma (Zeutr.): Ich muß die beiden Vorredner gegen die Vorwürfe in Zwischenrufen in Schutz nehmen, daß sie Wahlreden gehalten hätten. Das waren keine Wahlreden, sondern Blockreden. Der Reichskanzler wird Herrn Fischbeck nicht dankbar sein, daß er diese Rede in seiner Abwesenheit gehalten hat; sie bätte in Gegenwart des Reiche kanzlers im Reichstage gehalten werden ke ge . sie hier nicht hingehört, werden wir unt an dieser Debate n eiligen.
Abg. Dr. Pachnicke (fr. Vvxgg.): Der Abg. Schiffer hat an die Regierung Fragen gerichtet, um Klarheit zu bekommen. Die Regierun chweigt, und sie hat wohl guten Grund. Die Regierung ist si elbst nicht klar, man schiebt von Tag zu Tag; im Reichstage wie in Preußen treibt man Verjögerungepolitik. Es ist falsch, wenn man der Linken die Verjögerung der Beamtenbesoldungsvorlage in die Schuhe schieben will, wie es Herr Hahn tun will, dessen Rede eine Wahlrede der schlimmsten Art war. Es verletzt die historische Wahrheit, daß die Linke die Vorlage ver⸗ jögert habe. Wenn die rechte Seite nicht der Einführung direkter Steuern im Reiche solchen Widerstand entgegensetzte, würde die Finanzreform leicht zustande kommen, und dann wäre die Ver= besserung der Beamtenbesoldungen in Preußen möglich. Fer⸗ langen übrigens nicht nur direkte Steuern im Reich, wir wollen nur, daß pari passu direkte und indirekte Steuern im Reiche erhoben werden. Man hätte auch die Matrikutarbeiträge mehr heranziehen und im Reiche bestimmen können, daß dafür der Besitz stärker heran. gejogen werden könnte. Gerade Herr Hahn hat uns olle Kamellen erzählt, wenn er den hohen Preisen den hohen Lohn entgegenstellt, und wenn er von der Caprivischen Wirtschaftspolitik jpricht. Einmal sagt 89 Hahn, die Wirischafiépolitit Caprivis sei schuld, und ein anderes
al, die Welternte sei schuld. Unvergessen wird das Wort Caprivis bleiben, daß wir entweder Menschen oder Waren exportieren mußten. Nicht aus Rücksicht auf das Großkapital, sonde e auf die klein en Probinibankiers haben wir uns gegen die Errichtung von Filialen der Seehandlung erklärt; es geschah also aus Mittelstandsfreundlichkeit. Auf die Frage nach der Maͤdchenschulreform hat der Minister eben. falls keine Antwort gegeben. Wie steht es ferner mit der haupt= amtlichen Ortsschulaufsicht? Die Konservativen haben allerdings eine Warnungstafel für die Regierung aufgerichtet, auf welcher steht: Immer langsam voran!!“ Wir wollen aber, daß in schnellerem Tempo die Bevormundung der Schule durch die Gesstlichen beseitigt wird. Es fehlte nur noch, daß man die Rolle eines protestantischen Papstes spiele, und daß der Cvangelische Oberkirchenrat eine Enzyklika gegen den protestantischen Modernismus ergeben ließe. Jetzt herrscht in Preußen der Landadel und das Korpsstudententum, Der Landrat ist allmächtig, er ist jetzt sogar Vorsitzender der Feldarbeiter jentrale geworden und ell, wenigstens zunächst, entscheiden, ob ein Arbeitsvertrag mit. Recht oder Uarecht gelöst worden ist. Deshalb müssen wir dafür sorgen, daß Bürgertum und Bauernftand mehr Ginfluß erhalten. Die Abwanderung vom platten Lande in die großen Städte vollziebt sich schon seit Jabrjehnten, sie ist unabhängig von der augenblicklichen Wirtschaftspolltik und liegt in der ganzen Entwicklung. Warum hat man nicht rechtzeitig Mittel dagegen ergriffen? Hätten Sie (zur Rechten) schon vor Jahren kolonisiert, so könnten Sie heute schon die Erfolge sehen. Vor allen Dingen denken Sie nicht daran, die Freizügigkeit der ländlichen Arbeiter ju beschränken und den Kontraktbruch zu bestrafen. Sle können nicht gleichzeitig die Fideikommisse begünstigen und die Arbeiter ansiedeln wollen. In Preußen haben sich an den Wahlen 180 beteiligt, im Reiche 84 o/ das charakter siert die ganze Situation. Das jetzige preußische Wahlrecht ist widersinnig, es fäbrt 3. B. dazu, daß in Breslau ein Student in der eisten Klaffe, sein Professor in der dritten Klosse gewählt hat. Daß das platte Land eine böhere wirt- schaftliche Bedeutung habe als die großen Städte, ist eine unhaltbare Behauptung. Eine Demokratisierung des Wahlrechts ift nur ju er— reichen, wenn die Regierung bei den Wahlen Neutralität bewahrt. Das ing in Stadt und Land muß sich tegen, um bei den Wahlen sich die Geltung zu verschaffen, auf die es Anspruch hat.
Abg. Freiberr von Zedlitz und Neukirch (frei): Was ich zu sagen habe, werde ich noch bei den einzelnen Spezialetats sagen können. Ich würde es nicht für besonders nützlich balten, wenn ich jetzt nochmals darauf einginge; ebenso will ich keine Wahlrede halten. Ich halte es nicht fär zwe mäßig, mich auf die K einzulassen, die hier über Wirtschafte politik, Finanzpolitik, Zollpolitit aepsi hn sind. Ich verzichte daher auf das Wort.
bg. Dr. Friedberg (nl. ): Auch ich könnte auf weltere Aus⸗ einandersetzungen vernchten, wenn nicht der Abg. Dr. Hahn neulich und heute auch meine Partei angegriffen härte. Es scheint zudem, als ob Herr Dr. Hahn von den Konserpativen berufen waͤre, die Wahl. parole für die kommenden Wahlen auszugeben, und dadurch gewinnen seine Ausführungen eine höbere Bedeutung. Herr Hahn nennt die Wahl kreiseinteilung nach der Bevölkerungszahl eine Ungerechtigkeit und sagt, die Nationalliberalen möchten doch noch einmal darüber in Be⸗= ratung treten. Ich weiß nicht, ob ich, wenn ich mich an den Zentral
aben den Ausdruck „Frechheit zugerufen. — Abg. Gold⸗ schmidt: Es ist aber auch eine Frechheit, das ju sagen! — Präsident on Kröcher: Herr Abg. Goldschmidt, ich rufe Sie zur Ordnung) Der Abg. Dr. Habn fährt sort:! Die, Freisinnigen bestreiten ibre blen aus den Zuschüssen der haute finance, die 6. tun das nicht, die kleinen Bauern auch nicht. Gine Reibe von Historikern hat anerkannt, daß der Treußische Staat ohne die Opferwilligkeit und ohne die militärische Tüchtigkeit seines Adels, aiso des Trägers des Großgrund⸗ besizes, nicht aufgebaut werden konnte. (Abg. Kopsch: Und dag Volk ?) Landedelmann und Bauer haben am meiften für den Staat keigetragen. (Abg. Kopsch: Dat ist eine Verhöhnung des Volkes!) Ich will keinen Vorwurf erheben, ich will nur die am meisten An. gegriffenen verteidigen. Das preußische Offizierkorps setzt sich doch nicht aus den reichen Leuten an der Börse zusammen! Und wäre unsere Armee lediglich auf die Kinder der Berliner und die Industriebejirke angewiesen, so würden wir nicht ein so gutes Soldatenmaterial haben. — Ich bin auch ein Anhänger des gleichen Wahlrechts, wie es im Reiche besteht, und habe es 1893 noch verteidigt. Ich meine aber, wir müssen dem Kaiser dor allen Dingen ein Parlament wählen lafsen, mit dem seine Minister regieren können. Die Caprivische Politik bat es herbeigeführt, daß jedes Jahr ein Armeekorps von kräftigen Leuten vom Osten nach“ dem Westen abgewandert ist. Es hat also eine enorme Ver— der Bevölkerung stattgefunden, die Städte sind enorm angewachsen. Der , n . sagte einmal, 30 Jahre lang sei die Gesetznebung füär taz Kapital tätig gewesen, jetzt müsse 39 Jahie lang die Gesetzzebung für die nationale Arbeit wirken. Wir müssen als⸗ zunächst die 30 Jahre ab⸗ warten, bis wir wieder eine Parität haben. Wenn wir durch ein solche Politik den Handwerkerstand, durch die gemeinnützige Anstedlungs⸗ politik den Landarbeiterstand vermehrt haben, können wir an elne
Stellungnabme
vorstand wenden würde, dort ein Echo finden würde; aber wir würden auch nicht zu einer anderen Auffaffung kommen, wenn wir ung die Sache nochmals überlegten. Unseie Stellung ist in vollstem Umfange bekannt geworden, und ich kann Herrn Haha den Vorwurf nicht er= sparen, daß er damit etwas leicht verfahren ist; denn wir baben nicht eine andere Emteilung der Wablkreise lediglich nach der Bevölkerung vertreten, sondern ausdrücklich hervorgehoben, daß der historische Zu⸗ sammenhang der Gebiete nicht zerrifsen werden foll, daß also auch die historische und landwirtschaftliche Zusammengehörigkeit eine Rolle spielen soll. Das ist e waß anderes, als wenn Herr Habn uns unter⸗ stellt, daß wir nur die Bevölkerungszabl berücksichtigen wollten. Aber wir können ung anzerseits nicht dazu aufschwingen, wenn Herr Habn über eine Verschiebung der Bevölkerung seit 50 Jahren einfach binweggeht. Wer das tut, treibt nicht erbaltende Politik, sondern eine reaktionäre Politik. die meine Partei nicht mitma kann. Herr Hahn erklärt, daß das Reichstagswahlrecht in feiner demo⸗ kratischen Form zu gewissen Bedenken Anlaß gibt; wir haben immer betont, daß das Reichstagswahlrecht aufrecht erhalten werden nf daß wir aber die Uebertragung dieses Wahlrechts au Preußen nicht für eine jweckmäßige politische Maßreger halten. Herr Hahn glaubt, daß wir auch mit der geheimen Wahl als Wahl- . in den Wablkreisen keinen Erolg haben wärden, ich bin aber n der letzten Zeit in meinem Wablkreise er , und meine ne für das geheime Wahlrecht ist mit großer Ge⸗
eisterung aufgenommen worden, ein Beweis, daß auch die ländlichen ãhler fa nicht frei von einem gewissen Druck fühlen, von dem sie sich durch dag geheime Wablrecht fei machen können. Herr Hahn bat neulich meine Partei wieder als die Vertreterin des affozierten Großkapitals charakterisiert; wenn er aber einen Blick auf die Zusammensetzung unserer Partei hier und im Reiche tage werfen wollte, würde er finden, Faß kiese Kreise am wenigffen in unserer Fraktion ju finden sind. Das ist nur eins der Agitations-
die nach außen bin verwirren, aber der Wahrbeit ent- 96. ch Bank auch umgekehrt charakterisieren und Herrn ahn fragen, ob denn die Großgrundhesitzer und die großen , nicht auch Großkapitalisten sind. Sie dürfen doch nicht nur an die denken, die hier im Hause sitzen, sondern auch an die Herren im Lande, die hinter Ihnen stehen. (Ruf rechts: Sie haben auch welche) Das ist mir neu; wenn es so wäre, würde ich es dankbar begrüß n angesichts der großen Beiträge, die die Herren unserer Partei leisten könnten. Hat Herr Habn niemals etwas davon gehört, wie die Inhaber von Bergwerlsanteilen bel ungũnstiger Konjunktur jahrelang am Hungertuch genagt haben? Es ware ein dankengwertes Agitationgmittel für Herrn Hahn, wenn er darauf binwiese, daß der Herzog von Arenberg 4 Million Mark aus der Nutzbarmachung des n n, bezieht. Der Gegensatz zwischen Industrie und Landwirtschaft hat wirklich keinen Zweck. Sie (jur Rechten) können industriell unser Vaterland nicht zurückschrauben; das mollen Sie auch nicht, denn Sie können die Industrie nicht entbehren. Auch ist die Steuerkraft der Jadusttie so groß, daß sie einen Teil der Bedürfnisse deckt, die aus der Staatekasse jzu Gunsten der Landwirtschaft befriedigt werden. Herr Dr. Hahn tritt ge⸗ wöhnlich als Vertreter des gewerblichen und landwirtschaftlichen Müttelftandes auf; er mag die besten Absichten baben, aber ich sehe sie nicht verwirklicht, namentlich nicht gegenüber den Wablen. Was er da will, läuft direkt den Interessen des Mittel⸗ standes zuwider, gerade vom Standpunkt der Mittel stands⸗ politik muß man die Haltung ablehnen, die Herr Hahn im Wahlkampf einnehmen will. gibt leine einschneidendere Wirkung für den Mittelstand als die Einführung der geheimen Wahl. Denn er unterliegt den Angriffen von oben und unten, vielleicht von unten noch mehr, und er kann nur frei ur Wahlurne schrelten, wenn er die Nachteile vermeiden kann, die ihm aus der öffent. lichen Stimmabgabe erwachsen. Herr Hahn will die Finanzreform auf den indirekten Steuern aufbauen, will sie also den schwächeren Schultern auferlegen, denn alle diese Steuern — das weiß Herr Hahn als Volkswirt 3. gut — wirken als opfsteuer. Wenn also jetzt das Reich 200 big 360 Mill. Mark mehr bedarf, so muß ein Aus- leich durch irgend eine Form der direkten Steuern eintreten, daß n. Habn das verkennt, mache ich ihm zum großen Vorwurf; wenn man das der Bevölkerung klar macht, so wird sich dieses Programm als zugkräftiger erweisen. Der Vorschlag der Dividendensteuer ist durchaus veraltet, Herr von Zedlitz hat schon neulich darauf hin⸗ gewiesen, daß sie lediglich eine weitere Doppelbesteuerung derjenigen sst, die ihr Einkommen aus Dividenden beziehen. Wer hier beim Schluß der Rede des Abg. Hahn in das Haus getreten wäre, würde von ihm nichts anderes gehört haben als: Pobenjollern, Hohenzollern, als ob die Hohenzollern hier angegriffen wären! Dr. Hahn hat von den großen Verdiensten der Hohenzollern um das deutsche Vaterland gesprochen. Ist das ein Gesichtspunkt, den man in diesem Hause vorbringt? Sind nicht alle Parteien dem preußischen Königshause überaus dankbar für die unablässige Kulturarbeit im Dienste des Vaterlandes? Aber daneben wollen wir nicht verkennen, und das hat Herr Hahn in seiner einseitigen politischen Auffassung übersehen, daß auch die anderen Landesteile, auch Süddeuischland, mit Stols auf eine große Rulturentwicklung blicken, daß auch in Süddeuischland der nationale Gedanke stets lebhaft aufrecht erhalten wurde zu elner Zeit, wo er in Preußen nicht gepflegt werden konnte, weil sich der Bruck von oben dagegen stiäubte. Keine Krone kann besser geschützt werden als - dadurch, daß man in der Gesetzgebung Rechnung trägt dem Gesichtspunkt der sonialen Gerechtigkeit und des Rechts- staates, und den habe ich bei Herrn Dr. Hahn vermißt.
fue belesdigende Aeußerung getan... V * 53 Der Der ent 2 die Sache bereits erledigt.) . Abg. Dr. Hahn: Er hat die Beleidigung aber nicht zurück⸗
ommen. ö r. ch: Durch den Ordnungsruf des Priäͤ⸗ nten ist der erledigt. — (e. kiel Hahn: Parlamentarisch, aber nicht persönlich. (Der Vizepräsident verhindert den Redner, nochmals auf die Sache einzugeben.) Herr Fischbeck hat seine Ausführungen in einem Ton ge—⸗ halten, der mit der Freundschaft im Block schwer vereinbar ist, Abg. Fischbeck: Es ist Geschmackssache, über den Ton iu streiten, die neuliche he ee r, . Dr. Hahn ist von uns als eine starke rovolation aufgefaßt worden. 9 Abg. 6 (fr. Volkep.): In weiten Kreisen berrscht die Ueher⸗ zeugung. daß die Begriffe Agrarier und Konservative sich nicht decken. Ich babe vorhin einen Zuruf nur im Interesse der Konservativen gemacht, die sich selbst gegen die Interessenpolitit des Abg. Dr. Hahn
wehren.
Dr. Hahn: Herr Kopsch braucht die Konservativen nicht . in . . Ich werde aber nichts mehr sagen, denn in e. Schule muß bekanntlich der Lehrer immer das letzte
it ? . nh Toy 3 n m gerne auf das letzte Wort, Herr der e. Ken g ö 6 3. Geschãftsordnung): Ich bemerke jur Geschãrisführung, daß ich darguf nicht mehr geantwortet habe. In der Spezialdiskussion wird eine Reihe kleinerer Etats ohne Debatte angenommen.
Beim Etat des Abgeordnetenhauses bittet der Abg. Kölle ern r geg, daß die Angestellten und Diener des Abgeordnetenhauses nicht bei Schluß der Session sofort entlassen werden möchten, sondern genügend Zeit hätten, sich auch im Sommer nach geeignetem Ersatz umzusehen. bg. Schmidt ⸗ Warburg Gentr.): Im angenen Sommer be⸗ fand ich mich im Trauergeleit unseres bier seit 20 Jahren tätig gewesenen Fraktionsdieners Sassen und mußte es hinnehmen, daß der Geistliche mir nachher sein Befremden darüber aussprach, daß die Diener des Abgeordnetenhauses keine Pensionsberechtigung haben. Der für Unter⸗ stüßzungen vorgesehene Fonds ist viel zu gering. Die Diener müssen so geftellt werden, daß die Anstellung als eine besondere Ehre an. sehen wird. ö e , , . möchte doch hier einmal an das ort denlen: Noblesse oblige!
Vj präsident Dr. Porsch: Ich möchte nur kurz feststellen, daß
die n des Abg. Kölle nicht zutreffend sind.
Der Etat wird bewilligt.
Beim Etat der Forstoerwaltung bemängelt der
Abg. Kölle, 239 fiskalischen Wälder des Harzes so außer- ordentlich fireng gegen den Besuch des Publikums abgeschlossen seien — angeblich im Jateresse des Wildes. Es möchte doch auf die Menschen nur ein Millionstel dieser Rücksicht genemmen werden.
Abg. Puttf ar ken 9m bittet, daß die Unstimmigkeiten bei Ak⸗ nahme der Dienstländereien der Oberförster beseltigt werden möchten; die Oberföͤrster . 33 ein Viertel der Ernte, sie müßten den vollen Ertrag der Ernte erhalten. A orn. Goslar (nl) bittet, daß die Zuftimmung des Ministers von . zum Plane der Aufforstung von Oedländereien recht bald verwirklicht werde.
Der Etat wird bewilligt. Der Etat der Ansiedlungs⸗ kommission wird auf 266 des Abg. Dr. von Dzi em⸗ bo w ski (Pole) in besonderer Abstimmung gegen die Stimmen des Zentrums, der Polen und der
gen
Freisinnigen bewilligt.
28
u. Gen. vor: die Regierung zu ersuchen, — notfalls im Wege des Jiachtragsetat für 1908 — 200 09 6 zur Be⸗ schaffung von Saatgut (Getreide und Kartoffeln) in Ostpreußen flüssig zu machen“. ; Dieselben Abgeordneten beantragen für den Fall der Ablehnung dieses Antrages, verschiedene Titel im Jandwirt⸗ schaftlichen und im Domaͤnenetat zu Bauzwecken um ins⸗ gesamt 200 000 zu kürzen und um diese Summe den Fonds . kö e 4 . in den östlichen rovinzen (Ostfon u verstärken.
2 6. Arnim Jüsedom (kons.): Bei der zweiten Lesung lag bereits ein Antrag von Bieberstein vor, der ebenfalls die Verstärkung der Mittel forderte, um in Ostpreuhen den durch die Mißernten 9 schädigten Landwirten mit Saatgut ju helfen. Der Antrag damals in der Budgetkommission aug etatsrechtlichen Rücksichten ab= gelehnt worden, aber die Regierung ist doch aufgefordert worden, für diesen Zweck irgendwie Mittel flüssig zu machen. Zur Begründung unseres Antrages habe ich keine weiteren Ausführungen ju machen, da der Herr Minister sich in Ostpreußen selbst davon überführt hat, daß die von uns geforderten 200 0090 5 einmal ausreichend sind. Sollte aber die Regierung erklären, daß 3 keinen Nachtragẽ· etat mehr einbringen kann, so würde ich unseren jweiten Antrag jur Annahme empfeblen. — Der Redner führt darauf im einzelnen aus, daß die Herabminderung der von ihm vorgeschlagenen Titel obne Schwierigkeit geschehen könne, da der Fortgang der be treffenden Arbeiten in keiner Weise aufgehalten werde. Finanzminister Freiherr von Rheinbaben:
Meine Herren! Es handelt sich im wesentlichen um eine etats⸗ rechtliche Frage, und ich bitte daher, in Uebereinstimmung mit dem Herrn Minister für Landwirtschaft mich kurz darüber äußern zu dürfen. Ich möchte vorweg bemerken, daß wir naturgemäß den schweren Mißstand, der einzelne Telle von Ostpreußen im vorigen Jahre infolge ungünstiger Witterungsverhällnisse getroffen hat, sehr sorgsam beobachtet haben, und daß wir getan haben, was möglich war. Wir haben die Summe von 184 000 A, die der Oberpräsident beantragte, um augreichendes Saatgut zu beschaffen, ohne jede Kürzung in den Etat eingestellt. Erst nachher stellte sich heraus, daß die Schäden an Saatgut, namentlich an Kartoffeln, auch an Getreide, weil diese sehr naß eingeerntet waren, noch größer waren, als man ursprünglich angenommen hatte. Erst nach Aufstellung des Etats beantragte der Oberpräsident, weitere 200 000 AÆ für das Saatgut bereitzustellen. .
Ganz in Uebereinstimmung mit den Autführungen des Herrn von Arnim halten wir es seitens der Staatsregierung für er⸗ wünscht, daß Ostpreußen auch diese weiteren Mittel zugeführt werden (Bravo! rechts), damit wir unter allen Umständen vermeiden, daß abermals eine Mißernte infolge ungenügenden Saatguts eintritt. Es handelt sich nur um die Frage: Wie ist die Sach: etatsmäßig am korrektesten zu behandeln? Da kommen nun drei Wege in Be—⸗ tracht: 1) der Weg des Nachtragéetats, 2) die Frage der Ueberschrel⸗ tung des Osifonds und 3) die Frage der Kürzung einzelner Positionen, die anderweitig im Etat enthalten sind, unter Uebertragung der so gewonnenen Beträge für den in Rede stehenden Zweck. ⸗
Was den ersten Weg betrifft, so hat Herr von Arnim schon gan mit Recht hervorgehoben, daß es an sich unerwünscht ist, einen Nach tragsetat einzubringen wegen einer verhältnismäßig nicht erheblichen Forderung. Ich möchte hinjufügen, es würde auf diese Weise gar nicht geholfen sein; denn auch wenn wir einen Nachtragsetat ein bringen, müssen wir die Deckungsmittel dafür beschaffen. Wir können unmöglich elnen Nachtragsetat einbringen und die Deckungsmittel für diese zum Ordinarium gehörige Ausgabe etwa auf Anleihe nehmen. Uns würde also mit einem Nachtragtzetat nicht geholfen sein, da die Beschreitung des Anleiheweges meines Erachtens als ausgeschlossen angesehen werden muß.
Die zweite Frage wäre die, die 200 000 Æ beim Ostfonds im Wege der Etatsüberschreitung zu verrechnen. Allein auch hier ist es feststehender Grundsatz, den die Regierung in Uebereinstimmung mit dem Abgeordnetenhause innegehalten hat, Dispositionsfonds nicht ju überschreiten, vnd ich glaube, es liegt im Interesse des Budgetrechts, an diesem Grundsatz festzuhalten.
Bleibt der dritte Weg, die Mittel zu gewinnen, indem einige Abstriche bei anderen Positionen gemacht werden. Nun muß man unter allen Umstãnden verhüten, solche Abstriche ju machen, die andere Posttionen schädigen und wirtschaftliche Bedenken in sich tragen. Wir glauben aber, daß die Abstriche, die von Herrn von Arnim vorgeschlagen sind, in der Tat unbedenklich sind. Es handelt sich überwiegend um gering- fügige Abstriche bei Baufonds deg Extraordinariumg. Diese Bau⸗ fonds kann man naturgemäß nie auf Heller und Pfennig berechnen, der Bedarf steht nie so pränse fest. Wenn also für die schlesischen Flüsse ein Fonds von 2 600 000 A ausgebracht ist, so ist es, glaube ich, unbedenklich, diesen Fonds um 25 000 A zu kürzen; wenn für den Neubau der landwirtschaftlichen Hochschule 828 000 M ausgebracht sind, so ist es ebenfalls unbedenklich, davon 50 000 M abzusetzen, und naturgemäß werden die nächstjährigen Raten erhöbt werden.
Endlich fällt eine Positlon von 75 000 A für eine Regulierung, die vorgesehen war, weg, weil sich nachträglich Bedenken dagegen er—⸗ hoben haben.
Ich glaube also, daß der Weg, wie ihn Herr von Arnim in Nr. 209 vorgeschlagen hat, der etatsmäßig korrekte ist, anderweiten wichtigen Aufgaben keinen Eintrag tut, und deswegen bitte ich im Einverständnis mit dem Herrn Minister für Landwirtschaft um An⸗ nahme des Antrags Nr. 209. (Bravo)
Abg. old (Zentr.): Seit Jahren ist der Wunsch geäußert, daß die ö 3. Etat der Bauverwaltung abgejweigt und dem Tandwirtschaftsministerium angegliedert werde. Bei den Kanal- bauten müssen die Landeskulturaufgaben besser berücksichtigt werden. Zwar ist den , n , dag landwirtschaftliche Reffort befragt worden, aber es taucht doch von neuem der Ge danke auf, . nicht diese Arbeiten vom Landwirtschaftgministerium übernommen werden sollen. Die Schfffahrtsinteressen würden dabei nicht leiden. Ferner hebe ich nochmals den Wunsch ,, g, der Generalkommissionen hervor. Es ist endlich an Zelt, damit voranzugehen; dabei kommt eine Ausgestaltung der Epen al kommissionen und eine bessere Verbindung mit den Verwaltungg⸗ behörden in Frage. In der Domänen. und Forstverwaltung wird die Initiative der unteren Instanzen gelähmt durch die häufigen Revisionen seitens der oberen Beamten, und diese Revisionen sind un zweckmäßig, da sie nicht durch Fachmänner, sondern durch Verwaltungsbeamte
stattfinden. Man solste von dieser veralteten Einrichtung absehen und Revisionen nur da vornehmen, wo wirklich Mängel auftreten. Man sollte namentlich die Revisionen in der Domänenverwaltung den Forst⸗ beamten übertragen, da die Beamten der .
verwaltunggtechnisch ausgebildet sind. Das würde auch billiger sein denn die 2 6. en in der Regel in der Nähe der Yom nen,
4
die juristischen Angelegenbeiten hat auch die Forstverwaltung juristische Beamte zur Verfügung. ffentlich bedarf es nicht
eines Jnitiativantrages, um die Reglerung zu diefer Aenderung ju veranlassen. . 2
Darauf wird gegen 45, Uhr die weitere Beratung des Etats auf Dienstag, 11 Uhr, vertagt.
Ziteratur.
Kurje Anjeigen ener Schriften, deren Besprechung vorbehalten bleibt, r, . en 56 nur an die Redaktion, ee re rer 32, in richten. Rücksendung findet in keinem Falle statt.
Naturwissenschaftliche Vorträge für die Gebilde ten
ur . , n , J. Reinke. Hft. 2. 1 A, t. 1,50 ron ugen jer.
ö 1 , . Eine vaterländische Familiengeschichte von
Julius Schirmer. 4 , gebdt. 5 Æ Berlin NW. 7, Gerxxen
straße 23. Boll u. Pickardt.
Grenzen in der Ratur und in der Wabrneh mung vom Standpunkte der Elektronentheorie und des elektromagnetischen Welt- bildes. . , . von Professor Erich Marx. 14 B. G. Teubner.
Dig rr r der Unterrichts kommission der Gesell⸗ schaft deutscher Naturforscher und Aerzte. amtbericht. Heraugzgeg. bon A. Gutzmer. Gebdn.7 AÆ Leipzig, B. G. Teubner. Deutsche Bürgerkunde. Kleines Handbuch des politis— Wissen zwerlen für jedermann. Von Georg Hoffmann und Ern Groth. 5. Aufl Gebon. 2,50 M Leipilg, Fr. Wilh. Grunow. RWeltpofitik und Schulpolitik. Festrede bon Professor Richard Eickb off. 0,40 Æ Leipzig, B. G. Teubner.
Die Volksfchule Preußens in ibrem Verhältnis zu Staat und Kirche n 4 . Volksschulunterhaltungsgesetzes vom 28. Juli 1806. Mit dem Text dieses Gesetzes und den hier ju erlassenen Ausfũhrungsanweisungen. Quellenmäßige Darstellung von V. 6 . . t **1 8 836 rn.
as ha er neuspra e Unterr realschulen ju leisten? Von Professor Dr. J. Ruka. Heidel berg, Karl Winters Unixersitãts buchhandlung.
Beiträge zur Methodik e , , Unterricht. Gesammelte 2 ö, hrer. Herausgeg. von G. R. Pieper. 1,50 M Leipiig, B. G. Teubner.
Die soziale Bedeutung der Reformanstalten für n, ,, ,, 29 Walter Henje. Berlin W. 50, Marbur 11. O. Gerhardt. .
. Volksmedijin. Eine Darstellung volkg⸗ medismnischer Sitten und Gebräuche, Anschauungen und Heilfaktoren, des Aberglaubens und der Zaubermedizin. Unter Mitwirkung von . berausgegeben von Dr. O. von Hoverka und Br. . Kronfeld. Mit einer Einleltunsz von Professor Dr. Max Reuburger. Mit 28 Tafeln und etwa 500 Abbildungen im Tert. 28 Liefermngen mit Je 48 Seiten Text und 1 Tafel X o, S0 M Vorzugspreis bis 1. Mai d. J. à 075 Æ Lieferung 1. Stuttgart, Strecker u. Schröder. ;
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. ü. Rußland. k Bekã der Pestgefa erer? 6 Fim a em n! m und die .
S ö kuoka und Nagasaki in Japan für cholerg⸗ een r g , n, e. 14. November v. J, Nr. 272.)
Indien.
einer Mitteilung der Regierung von Bengalen vom 21. 2. d. J. sind 1 wegen des Ausbruchs der Pest in Porbandar getroffenen , , , . in dem Hafen von Oriffa gegen Schiffe, die von Porbandar ankommen, n fed , worden. (Vergl. . R. Anz.“ vom 25. September v. J. — Nr. 229. 2
Sandel und Gewerbe.
der Wochenübersicht der Reichsbank vom 14. Mär . — (* 34 — im Vergleich zur Vorwoche):
Altiva: 1808 190 1906 Meta Oer A A A B an kurg⸗ fahlgem deutschen Gelde oder an Gold in Barren oder aus⸗ n, ,. T 6 ; gao g9s3 oo9 805 420 oo ( 1 00 935 oo k , Bestand an Reichg⸗ Sa, , gg ooo Ta 53e oo 2 gr ooo n n, m, * 257 oo . 11 860 oom . 1 867 00) Bestand an Noten Z23 255 oo 2a 456 0 23 59 oo r, , , , n, , , . ein de, genen. ( r ö, Goh) Cb. z os Ch ( g f Göhh Besiand an Lombard · n. ird. 7, 31 oœ00 s3 866 ooo 689 Rs ooo dr me, ,,, Beftand an Gffetten. ede e = ie gi Cd ( Tri gas Gh Bestand an sonftigen lonftigen. . 30 ooo 10s 174 o 81 ss Coo ö cb s dsr Ch , gin Göön C— 6s ch ö. 180 ooo ooo lo oo oo 180 odo oo . (uber be, uber der 3 der Reseryefonds ¶ nge d, gs gig os eä gig lunberinkerh unverandert; (unter dern der Betrag der um⸗ 1 za bos ooo 1 310 439 oo 1228 618 oo r n. a ä die Jonstigen . i. Verbhnd. ' ggg oog 616 55 o 6 180 Co , die sorsttgen Paffba s. 3 3, Rö r s R er, d nen d,
Metalljufluß blieb um 2.1 Mill. Mark hinter der vor⸗ jar , der Wechselbestand übersteigt infolge der um S5 Mill. Mark geringeren Zunghme alg im Vorjahr den vor⸗ jährigen Bestand noch um 1 Mill. Mark.
t det enge st el lt en (Au der e n mf w,, . .
Außenhandel Desterreich⸗ Ungarns im Jahre 1907.
A andel Desterreich⸗Angarns läßt sich eine Zunahme um 7) Mi 83 Kronen konstatieren. Er hob sich von 562 auf 4574 Misiionen Kronen. Die Ginfuhr stieg von 2249 auf 2343 Mil-
um Etat der landwirtschaftlichen Verwaltun liegt ein Antrag der Abgg. von Arnim⸗Züsedom (kons.
beamten bei ihren
d es könnt Iso Relsekosten erspart werden, wenn die Forst⸗ — 53 6 die Domänen besuchten. Für
ionen, erhöhte sich demnach um 94 Millonen Kronen. Dle Ausfuhr,