1908 / 72 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 24 Mar 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Modellierllasse. Modellleren nach der Antike und der Natur: Professor G. Janensch;

Aktsaal für Bildhauer. Modellieren nach dem lebenden Modelle (Akt); Professoren C. Herter und P. Breuer;

Zelchnen, Malen und Modellieten von Tieren nach Gipz und nach der Natur, Anatomie der Tiere: Professor P. Meyerhbeim; y ge rtr, nach Vorlagen und nach der Natur: Professor

„Vorgang; .

8 und Radierklasse: Professor Hans Meyer;

Unterricht und praktische liebungen in den verschiedenen Techniken der Malerei, 3 der Farben, Malmittel und Malgründe: Maler Alb. Wirth; ö

Uebungen in den lithographischen und verwandten Drucktechniken: Maler C. Kappstein;

Gewandstudien und Uebungen in figürlichen Kompositionen: In den Abteilungen für figürliches Zeichnen, Malen und Modellieren.

B. Atelierunterricht.

Atelier für Landschaftsmalerei: Professoren F. Kal!lmorgen und P. Vorgang;

eller für Marinemalerel: Professor C. Saltzmann; Atelier für Kupferstechen und Radleren: Proseffor Hans

Meyer; Schülerateliers für Maler und Bildhauer: Professoren J. Scheuren berg, G L. Meyn, M. Schä fer, W. rie dri anen ch.

P. Meyerh eim, E. Herter, P. Breuer, G.

C. Vorträge in den Hilfswissenschaften.

Vortrage üb Kunstgeschichte: f Dr. G. Galland, b. ei r n e, e es 3. . d.

Der Unterricht des Sommerhalbjahrs beginnt am Montag, den 27. April 1908. Neueintretende haben sich am Sonnabend, den 25. April 1908, schen 11 und 2 Uhr im Sekretariat, Charlottenburg, Hardenberg ⸗· aße 33, zu melden und einen selbstgeschriebenen Lebenglauf, ein polljelliches Führungeattest, die nötigen Schulieugnisse sowie eventuell die schriftliche Erlaubnis des Vaters oder Vormundes jum Besuche der schule gleichzeitig ebendaselbst einzureichen. ospekte sind beim Anstaltssekretariat erhältlich. in, den 14. März 1908. . Der Senat, Sektion für die bildenden Künste. Arthur Kampf.

Aichtamtliches. ;

Deu tsches Reich.

Preußen. Berlin, 24. März.

Ihre . der Kaiser und die Kaiserin, nd, „W. T. B.“ zufolge, heute vormittag mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Au gust Wilhelm und der Prinzessin Viktor ia Enn vom Anhalter Bahn⸗ hof mit Sonderzug nach Venedig abgereist.

Laut Meldung des, W. T. B.“ sind S. M. SS. „See⸗ adler“ und „Panther“ gestern von Swakopmund nach Kapstadt in See gegangen.

MNerseburg. 2. an i der Provinz Sachsen sst gestern nach Erle gung seiner Arbeiten von dem Königlichen Kommissar, Oberpraͤsidenten ig geschlossen worden. Mit einem Hoch auf Seine ajestät den Kaiser und König trennten sich die Abgeordneten.

Denutsche Kolonien.

Von der Expedition gegen Simon Copper wird aus Deut sch⸗Südwestafrika, „W. T. B.“ zufolge, weiter amtlich gemeldet:

Die Werft Simon Coppers ist dadurch aufgefunden worden, daß man der Spur der Bande folgte, die am 8. März eine deutsche Patrouille am Aub überfallen hatte. In dem Gefecht am 16. stand der ganze Orlog Simon Coppers und Lamberts mit über 200 Mann und mehr als 100 Gewehren unserem Fameelreiterkorps

enüber. Der Gegner verlor auch jwei Großleute, darunter einen

ruder Simon Copperg. Der 363 der großen Ansttengungen und Entbehrungen sehr geschwächte Zustand der Kameele und der Mangel an Wasser verboten weitergehende Verfolgung; auch machte sich die Nähe der englischen Grenze hiadeind geltend.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Seine Majestät der König Friedrich Aug ust von Sachsen ist, W. T. B.“ zufolge, heute früh von Sigmaringen in Bozen eingetroffen.

In den Verstaatlichungsverhandlungen mit der österreichisch⸗ ungarischen Staatseise nbahngesell⸗ Haft ist in der letzten Zeit eine Pause eingetreten, weil

Wiener Telegraphen⸗orrrespondenzbureau zufolge, sich einerseits die Norwendigkeit sehr eingehender Berechnungen ergeben tte, die von Referenten des Eisenbahnministeriums und der taatseisenbahngesellschaft gemeinschaftlich durchgeführt wurden, und weil andererseits nach deren Abschluß die politischen Vor⸗ gänge der letzten Wochen die Regierung voll in Anspruch nahmen. Die Verhandlungen, an deren Verzögerung weder die Regierung noch die Staatseisenbahn ein Verschulden trifft, werden demnächst fortgesetzt werden. . Im Budgetausschuß des österreichischen Ab⸗ 84 rdnetenhauses stand gestern das Unterrichtsbudget,

el Hochschulen“, zur Beratung. * nn, r r W. T * betonte der Berichterstatter

Bilin ski, daß die vollständige Freibeit der Universttäten und die Lehrfrelhein als kostbarstes Gut gewahrt werden müssen. Die Pro-⸗ fessoren sollten das Recht haben, wirklich wissenschaftliche Fragen von ihrer Lehrkanzel und in ihrer wissenschaftlichen Literatur vollstäadig unabhängig von Regierung und Kirche zu behandeln. Ge gebe aber nicht an, daß die gesetzlich anerkannte Religion bejchimpft werde.

Rußland.

Auf Kaiserlichen Befehl wird, wie das, W. T. B.“ meldet, eine außerordentliche Besichtigung aller russischen Kriegshäfen und Küstenbefestigungen in der Ostsee und im Schwarzen Meere stattfinden. Mehrere Admirale sind

Vornahme dieser Besichtigung, die innerhalb zehn Tagen Kere sein muß, vorgestern abgereist.

EDypanien.

Im Senat interpellierte gestern der frühere liberale

Minister Sanches Roman die Regierung wegen Marokko.

Nac dem Bericht des W. T. B. fragte der Interpellant, ob es wahr sei, daß der Minister des Aenßern eine Revision der

Der 23. Provin iallandtag

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Algeciragakte herbelmuführen beabsichtige. Da eine Partei in Spanien dafür set, eine andere icht, müsse das Land wissen, auf welcher Seite die Regierung flehe. Toman krhisierte ren die in Marokko be⸗ folgte Sen die vollkommen unklar fei. Ueber die Benehungen Spaniens zu den anderen Mächten, sagte er, esd müßten, kofte es was

wolle, die guten Beziehungen mit Frankreich und England er⸗

es halten bleiben, ohne dabei in irgend einen Gegensatz u Deutschland

zu geraten. . ö .

In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer fegt * Abg. Llorens (Karlist) dem Minister des Aeußern an, daß er afrikas betriebenen Waffenschmuggels interpellieren werde. Der Minister erklärte sich zur Beantwortung bereit.

Türkei.

Der General Nobilant ist, dem „K. K. Telegraphen⸗ Korrespondenzbureau. zufolge, den Mächten, der Pforte und den Botschaften in Konstantinopel von Seiten Italiens als Kandidat für den durch den Tod des Generals de Giorgis erledigten Posten des Gendarmeriekommandanten von Mazedonten

notifiziert worden. Amerika.

Im am erikanischen Repräsentantenhause brachte , gestern einen Gesetzentwurf der Regierung über eine bänderung des Shermanschen Antitrustgesetz es ein. Der Entwurf at, W. T. B.- zufolge, nicht den Zweck, zu verhindern, daß die Ar keller in den Ausstand treten oder dle Arbeit geber sich zusammenschlleßen, um befriedigende Arbeitgbedingungen ju erlangen. Falls er angenommen, würde, würden Vereinbarungen über unter Aufsicht der Regierung e⸗ Das Gesetz erlaubt derartige Zu sammenschlüfse und bmachungen unter Beschränkung Det Verkehrs, soweit sie niht undernünftig sind, vorausgesetzt, daß die Ge⸗ sellschaften, die eln Prsolleg wünschen, entweder bei der Interstate O C9gmmeree Commisason oder bei der Aufsichtgbehörde über die Ge⸗ sellschaften in Washington eingetragen sind. Sie Erwerbsgesellschaften, welche die Eintragung wönschen, müssen Augkunst über hre Srgani= sation, ihre finanzlellen Verhältnisse, ihre geschäftlichen Abkommen ufw. in Umfange geben, wie es der Präsident der Vereinigten Staaten vorschreiben sollte.

Auf den amerilanischen Berater des koreanischen Staats⸗ rates Stevens ist, wie das „W. T. B. meldet, gestern in San Francisco von zwei Koreanern ein Revolverattentat ver⸗ übt worden aus each dafür, daß Stevens dem Vorgehen Japans in Korea Vorschub leiste. Stevens, der verwunhet worden ist, hat einen der Angreifer erschossen.

A sien. ,

Nach einer amtlichen Meldung aus Niederländisch— Indien haben die niederländischen Truppen das Kampong Sepagara auf der Insel Soembawa genommen. Auf nieder⸗ ländischer Seite wurden sechs Soldaten verwundet, der Feind

hatte 18 Tote. Afrika.

Einer Meldung des Reuterschen Bureaus aus Allazar zufolge haben , alle Franzosen zum Verlassen der Stadt genötigt und die Pͤroklamation Mulay Hafids zum Sultan verlangt. Die Einwohnerschaft von Allazar unterstützt das Verlangen, der Gouverneur lehnt es jedoch ab und bereitet sich auf einen Angriff vor. 1

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Hauses der * eordneten befindet sich in der Ersten und Zweiten age.

Der heutigen 130. Sitzung des Reichstags wohnten bei der Reichskanzler Fürst von Bülow, der Staatssekretär des Innern Dr. von Bethmann Hollweg, der Staats⸗ sekretär des Reichsmarineamts von Tirpitz, der Staats⸗ sekretär des Reichsjustizamts Dr. Nieber ding, der Staats⸗ sekretär des Reichspostamts Kraetke, der Staatssekretär des Reichskolonialamis Dernburg, der Staatssekretär des Aus⸗ wärtigen Amts von Schoen und der Staatssekretär des Reichsschatzamts Sydow. .

Auf der Tagesordnung stand die Fortsetzung der Spezial⸗ beratung des Etats für den Reichskanzler und die Reichskanzlei. Die Debatte über die auswärtige Politik wurde wieder aufgenommen. In ihrem Verlauf nahm der Reiche kanzler Fürst von Bülow das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut mitgeteilt werden wird.

In der heutigen (60) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben und der Minister der öffentlichen Arbeiten , n,, beiwohnten, bemerkte vor Eintritt in die Tages⸗ ordnun

. Dr. Fürbringer (nl): Der Abg. Iderhoff hat am 18. März hier eine Aeußerung von mir im Provinziallandtag

zu Hannover richtig gestellt, wongch ich gesagt babe, daß der

Abg. Iderhoff den Minister der öffentlichen Arbeiten babe ver⸗ pflichten wollen, bel den Arbeiten am Hafenbau in Emden Arbeiter aus einem Umkreise von 20 km um Emden überhaupt nicht heranzuziehen. Aus dem stenographischen Bericht habe ich mich überzeugt, daß ich über diese Bemerkung des Abg. Iderhoff im Irrtum gewesen bin. Ich batte aus Zeitungsberichten über die Sitzung des Abgeordneten. bauses vom I8. Februar entnommen, daß der Abg. Iderhoff noch eine Verschärfung der Verfügung deg Ministerg gewünscht habe, wonach in einem solchen Umkreise keine Arbeiter aus der Lankd⸗ wirtschaft für Kanalbauten berar gejogen werden sollen. Tatsächlich . aber der Abg. Iderhoff gesagt, daß man so welt nicht zu gehen rauche und daß er sich damit begnüge, wenn nur in der Zeit der Ernte und der Felderbest⸗llung landwirtschaftliche Arbeiter nicht für Kanalbauten genommen würden. Zu meiner Entschuldigung kann ich anführen, daß mir bei meiner Aeußerung der stenographische Bericht nicht vorlag. Ich werde den Irrtum durch Mitteilung an das Landes⸗ direktorium in Hannover und durch Mitteilung des Wortlaut der Iderhoffscken Rede in ostfriesischen Zeitungen korrigieren. Ich hoffe, daß der Abg. Iderhoff den Vorwurf der groben Fahrläsfig keit gegen mich nunmehr zurücknehmen wird.

Abg. Dr. Ider hoff (freilkons.) erklärte, daß er sich über diese Erklärung freue und nun auch seinerselts den Vorwurf der Fahrlässtz⸗ keit zurũcknehme.

Auf der Tagesordnung stand die erste Beratung des y Eisenbahnanleihegesetzes (Sekundär⸗

nvorlage).

Die Vorlage fordert inggesamt 502 850 0900 , und jwar La zum Bau von jwel Haupteisenbahnen sleuzthal¶ Weldengu = Dillenburg und Oberhausen· West - Hohenburberg mit einer neuen Essen⸗ bahnbrücke üßer den Rhein bei Ruhrort), b. um Bau von 13 Nebeneisenbahnen und C. zur Beschaffung von Betriebg. mitteln für diese neuen Linien jusammen 132 525 0600 ,

ihn wegen des in den spanischen Besitzungen Nord⸗

33 , , mn,

Il. zur Anlegung des zweiten bezw. dritten und vlerten Gleises au

22 Strecken 52 717 006 Æ, III. zur Fertigstellung des i 2. zweiten, dritten und vierten Gleisen, Vorortgleifen und Verbindung bahnen auf 30 Stredken 32 184 0090 AÆ, IV. zu veischledenen Bau⸗ ausführungen (Gewelterung des oberschlefischen Schmal spur⸗ neßes, Herstellung einer Umgehungebahn bei Glm, Deckung der Mehrkosten für bereltßs genehmigte Bauausführungen bei 9 Strecken) 20 424 000 MÆ6, V. zur Beschaffung von Betriebt⸗ mitteln für die bestehenden Staate bahnen 220 0003500 Mt, VI. zur Auffüllung des Bie posi iongfonds der Eisenbahnverwaltung jur Vermehrung der Betriebsmittel, Erweiterung und Ergänzung der Bahnanlagen sowie zu Grunderwerbungen ehe Vorbereitung der⸗ artiger Erweiterungen im Falle eineg nicht vorherjufehenden deer nisses der Staatsbahnen bel ju erwarten der Verkehrs steigerung (Geseny vom 3. Mai 1995) 30 000 060 AÆ6. VII. zur westeren Förderung des Baues von Kleinbah nen 5 Oco ooo A .

Es fand zunächst eine allgemeine Besprechung, zugleich über die in der Vorlage enthaltenen einzeinen BHauaus= führungen, statt. Als erster Redner nahm der Minister der öffentlichen Arbeiten Breitenbach das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut wiedergegeben werden wird. An der Deban e, für die sich 140 Redner aus dem Hause gemeldet haben, beteiligten sich bis . Schluß des Blattes die Abgg. von Quast n allenborn (Zentr), Macco (nl5 und Vorster eikons.).

Dem Reichstage ist folgender Entwurf eines Gesetzes betreffend Aenderungen im Münzwesen, zur verfassungt⸗ mäßigen Beschlußnahme zugegangen:

Artikel 1.

Das Münigesetz vom 9. Jult 18735 (Reichzgesetzbl. S. 233) wird geandert wie folgt: .;

. Im. Artikel 3 wird unter Nr. 2 vor dem Worte Zehn. pfennigstücke, dag Wort . Fünfundiwan zigyfennigst cke, eingeschaliet und dem § 3 nachstehender Schlußsatz beig⸗fügt: . Der Bundesrat ist auch ermächtigt, anzuordnen, daß die Jahresjabt und die Inschri Deutsches Reich auf der den Relchzadler ragenden Stite angebracht

werden.

II. Im Artikel 13 Abs. 1 werden hinter den Worten Der Bundesrat ist befugt: als Nr. 1 die Worte einzuziehende Münzen gemäß den in Artikel 8 enthaltenen Vorschriften außer Kurg zu setzen; , als Nr. 2 die Worte die zur Aufrechterhaltung eine geregelten Beld⸗ wesens erforderlichen poltzellichen Vorschristen zu erlaffen;? eingefũgt und im Abs. 2 desselben Artikels die Worie unier 14 durch die Worte unter 2 und 3 ersetzt. Die bisherigen Nr. 1 und 2 dez

Abs. 1 werden Ne. 3 und 4. Artikel 2.

Im Artikel IV des Gesetzes, betreffend Aenderungen im Münz= wesen, vom 1. Juni 1900 (Reichegesetzbl. S. 260) wird das Wort fünfjehn w durch das Wort jwanzig⸗ ersetzt.

Bei der am 19. d. M. im 1. Hannoverschen Wahlkreise veranstalteten K l sind, W. T. B.“ zu⸗ folge, wie jetzt amtlich richtig gestellt ist, 265 Süimmen ab⸗ gegeben worden. Es haben erhalten der Domänenpächter Fegter (freis. Vgg) S422, der Rechtsanwalt Groeneveld deutsch⸗sozial) 36. der Oberbürgermeister Fürbringer (natl.)

1 und der Buchdruckereibesitzer Hug (Soz ) 2916 Stimmen. Zersplittert sind 4 Stimmen.

Etatiftik und Volkswirtschaft.

Aus der vor kurzem erschlenenen Krim inalstatistik für das Jahr 18993 (Statistik des Deutschen Reichg, Band 176) geht hervor, daß in diesem Jahre 3145 Personen (gegen 3024 im Vorjahre) wegen Verfälschung von Nahrungs. und Genußmittein bew. wegen Verkaufs von solchen bestraft worden sind, darunter 1950 Evangelische, 1101 Katholiken und 85 Juden. Hiervon entfallen allein auf die Stadt Berlin 315. Wegen Herstellung und 11 gesundheitsschädlicher Nahrungs⸗ und

enußmittel wurden 826 Peisonen bestraft, darunter 521 Gvan—= gelische, 258 Katholiken und 36 Juden.

Die Bevölkerung Griechenlands nach der letzten Zählung.

Nach der im November v. J. vorgenommenen Zählung stellte sich die Bevölkerung Griechenlands auf 2631 952 Seelen gegen 2 433 806 im Jahre 1896. Es ergibt sich somit eine Zunghme von 1988 146 Köpfen. In den meisten Bezirken hat die Ginwohnerzahl zu⸗ genommen, nur sechs Beüicke (Arkadia, Lakonia, Cykladen, Leuladia, Zante und Trifkkala) weisen eine Abnahme auf.

Früher war Griechenland das Land, das verhältnigmäßig die meisten Männer aufwies. Heute ist das Ueberwiegen des männtichen Geschlechts weniger bedeutend. Es hängt dies wahrscheinlich mit der starken Auswanderung in den letzten Jahren zusammen, womit auch die Abnahme bezw. die nur unbedeutende Zunahme der Bevölkerung in einigen Bezirken zu erklären ist. (Bulletin d' Orient)

Zur Arbeiterbewegung.

Im Leipziger Steinsetzergewerbe ist ein Tarifkonflikt au? gebrochen. Da der bisherige Tarif abgelaufen ist, haben die Ge⸗ hilfen dem Arbeitgeberverband einen neuen Tarifentwurf vorgelegt, in dem sie, der Leipziger Zeitung“ zufolge, hauptsächlich eine Ver⸗ kürzung der täglichen Arbeitezeit von 9 Juf 85 Stunden und einen Staffellohn von 73 bis 89 3 für die Stunde für Steinsetzer, von 58 bis 70 3 für die Hilfsarbeiter, die auch mit rammen, und von 45 bis 55 8 für alle übrigen Hilfgarbeliter fordern. Die Arbeitgeber dagegen wollen nur 67 bis 74 3 für Gehilfen und 48 bis 50 für die Hlfaarbeiter, die mit rammen, bewilligen, sür die übrigen Hilfearbeiter überhaupt keinen bestimmten Lohn lestfe en. Die Verkürzung der Arbeltszeit lehnen sie ab. Die sonftigen Gehilfen= forderungen dagegen wollen sie anerkennen. Eine vorgestern tagende Gehillenbersammlung war mit diesen Zugeständnissen nicht zufrieden und beauftragte ihre e, de, en. nochmals beim Arbeit⸗ geberverband wegen Anerkennung ihrer . vorstellig zu

werden. ; Vie Mitte Februar in Essen unter dem Vorsitz des Beigeordneten

Dr. Wieoseldt eingeleiteten Verhandlungen zum erneuten Abschluß eines Kollektivarbeitsvemrtrags für das rheinisch-⸗westfälische Baugewerbe, die am 25. Februar auf vorgestern vertagt worden waren, sind nach der Rheiniich⸗Westfälischen ern. wiederum der Vertagung auf unbestimmte Zeit anheimgefallen.

Wohlfahrtspflege. Die Breslauer Alterssparkasse

beruht auf dem Prinzip, daß von dem Zinsenguthaben des Sparers der städtischen Sparkasse ein Teil (meist J bis ) auf eln besonderes Konto übertragen und ihm auf diesem, um einen gewissen s* aus dem jährlichen Ueberschuß der Sparkasse vermehrt, verzinst wird. Der sich hierdurch allmählich ansammel nde Betrag wird „gesperrt !, d. h. bls jur Erreichung eines gewissen Alters (meist des 55. Lebeng⸗

find auch die Ehefrauen solcher

ahret) jzuräckbehalten. Diese Alterssparkafse, die seit 1834 besteht, oll nunmehr in dem Sinne eine Erwelterung erfahren, daß der Kreis der Teilnehmer sich nicht, wie bisher, auf Arbeltnebmer befchranlen soll, sondern auch Arbeitgeber sich beteiligen dürfen. Dementsprechend legt der Breslauer Magistrat ein neues Statut vor, nach dem in die Alterssparkafse Personen aufgenommen werden, die folgenden Be⸗ dingungen entsprechen; sie müsfsen mindestens 16 Jahre und dürfen nicht mehr als 45 Jahre alt en, sie müssen steuerfrei oder von einem Jähretzein kommen bis höchstens 2100 Æ zur Einkommensteuer ver⸗ anlagt sein, sie dürfen nicht zur Ergänzungtsteuer veranlagt und nicht öffentliche, pensionsberechtigte Beamte sein. Aufnahmefähig Personen. Der Magistrat sagt dazu: Wir vertreten hierbei die Ansicht, daß Arheitgeber, wel ein Ginkommen von nicht mehr als 2100 M haben, ebenso wie die Arbeitnehmer zu denjenigen Personen ju rechnen find welchen wir durch unscre Sparkasse elnen Rückkalt für die Zeit ihres Alters gewähren sollten. Diese Ansicht findet ihre Begründung gan besonders darin., daß far Arheitgeber durch unsere Arbeiterverficherungg⸗ gesetzgebung durchgreifende a e für die Zeit ihres Alters im all⸗ einelnen nicht getroffen worden ist, während Arbeitnehmer durch das nvalidenversicherungsgesetz für die Zeit ihres Alters und ihrer Erwerbs unfähigkeit sichergestellt sind. Um den Kreis der Mitglieder nicht gar u welt auszudehnen, haben wir die Sestimmung aufgenommen, daß 9 Teilnehmer nicht zur Grgänzungssteuer veranlagt sein dürfen; es sollen hierdurch solche Persanen von der Mitgliedschast ausgeschlossen werden, welche bereits im Besitze eines Vermögens find, das ihnen später als Rückhalt für das Alter dienen kann. Emne ganz wesent⸗ liche Aenderung soll die neue Satzung in bezug auf die den Teilnehmern der Altergzsparkasse zu ährenden Zuschüsse berheiführen. Die neue Satzung beftimmt, daß der erforderliche Zuschuß ohne Beschrãnkung i . der Höhe alljährlich in den Etat eingestellt wird, während biͤher nur ein Betrag bis zur HHhe von 20 000 M, und auch dieser erst aus den Neberschüssen, für Zuschüfse verwendet werden konnte. Mit der Erwelterung des Teilnehmerkreiseß wird ein nicht unerheb⸗ Iicher Mehrbedarf an Zuschuß verbunden sein und von Jahr zu Jahr

zunehmen.

unst und Wissenschaft

A. H. Aehnlich der Sitzung vom 14. März gestaltete sich am letzten Sonnabend auch die ordentliche Monatssitzung der Berliner Gefell schaft für Anthropologie zu einem Ereignis in den Annalen der Gesellschaft, weil von dem Wirklichen Geheimen Rat, Professor Dr. Robert Koch ein Vortrag zugesagt war, der starke Anziehungs⸗ kraft zu üben nicht verfehlt hatte. Wie vor 8 Tagen war auch dies. mal der Hörsaal des Nuseums für Völkerkunde bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Sitzung präsidierte der Professor von den Steinen. Dle letzten Wochen, so begann er, haben ung einige schmerzliche Verluste gebracht. Es starben Geheimer Mediminalrat Dr. Adolf Baer, bekannt als Verfasser von Kommentaren zur Anthropologie“ und als ein Bahnbrecher und rast⸗ loser Kämpfer in der Bewegung gegen den Alkohol, ferner Geheim- rat, Prefessor Dr. Richard Kaufmann, der unserer Gesellschaft als För⸗ derer erfolgreicher Ausgrabungen in Aegyyten und Vorderaften befon⸗ ders nahe getreten und für das laufende Jahr noch als Obmann unseres Ausschuffes erwählt war, Professor Dr. Gustav Oppert, ein in unseren Sitzungen fast nie fehlendes und oft durch Vorträge erfreuendes und in die Debatte aus dem reichen 33 seiner Kenntnis der indischen Welt gern eingreifendes Mitglied, endlich der Hauptmann Glauning, der am 5. März alg Chef des Benrks Baimunda in Kamerun in einem Fegreichen Gefecht gegen Eingeborene gefallen ist. Sein Verlust wird vor allem vom Museum für Völkerkunde beklagt, denn Vauptmaun nn,, war einer der eifrigsten und erfolgreichsten Sammler ethnographischer Seltenheiten. Ein Viertel bis ein Drittel unserer west. und ostafrikanischen Sammlung ist ibn zu danken, wertvolle ischnitzereien aus Kamerun, noch jüngst von ihm erworben, werden elnen Teil der demnächst im unstgewerbemuseum zu zeigenden Augstellung bilden. Der Vorsttzende gedachte dann auch zweier im März gefeierter siebenzigster Geburtstage langiähriger

Mitglieder; des Rentiers Franz Körner, bekannt durch feine gkuͤrktich n

Funde wertvollster Reste der Diluyialfauna in den Rixdorfer Küies= ruben, bekannter noch durch die Liberalität, mit der er teils diese unde als Geschenke an verschiedene Sammlungen überwiesen, teils am Fundorte selbst ein kleines, Interessenten gern geielgtes Hufeum davon angelegt hat; ferner des Geheimen Medinnalratg, Professor Dr. Gustav Fritsch, der vor zwei Fahren bereits auf eine 45sährige anthropologtsche Tätigkeit zurückblicken durfte und n noch eine ansehnliche Perspektive solcher vor sich hat. . or von den Steinen 3 dann mit herzlichen Worten den Vortragenden des Abends, den dle Gesellschaft mit wahrem Stolz ihr Mitglied nenne und der, obgleich erst seit 1870 Mitglied, schon 1862, als er noch in der kleinen Posenschen Kreisftadt Wollstein als Arjt tätig war, fär die Anthro⸗ pologie und Urgeschichte lebhaftes Interesse bekundete. Denn damals ammelte er mit Eifer Scherben an der sogenannten Schweden chan je 6 Wohnorts, studterte und beschrieb deren Drna⸗ mente, fandte an Virchow eine vom Apotheker des Orts auf⸗ gefundene Urne, unterfuchte alte, egen. Skelette u 6 f. Gin wahres Gläck, so meinte humorvoll Professor von den Steinen, daß Dr. Robert der erst 1866 mit den wichtigen Forschungen begann, die ihm einen Weltruf eintrugen, und Wollstein, als Ihrer Auggangestätte, ein Rellef für alle Zeiten gaben, damals so wenig ge⸗ funden hat, und auf unserm Speztatgebiet zu fener Zeit verhällnig. mäßig wenig erfolgreich war, um es dafür auf einem anderen in um so höherem Grade zu werden! Immerhin erlauben uns seine anthro⸗ vologischen Antezedenzien, Robert Koch ein wenig auch als den unsern ju betrachten, auch wenn wir von dem Band der Mitgliedschast ab⸗ en, dag ihn zu unserer Freude seit 338 Jahren mit unserer Gesellschaft verbindet. Der Vorsitzende begrüßte dann auch noch in der Person des Professorg . ischer einen nach 3z jähriger Abwesenheit aug Ostasten Heimgekehrten, dem als Attachs für die künftlerischen Interessen bel den Gefandischaften in Pet ing und Tokio wertvolle Erwerbungen far unsere Museen geglückt sind. Well drel davon im Hörsaal zur Besichtigung ausge⸗ stellt seien, werde Profeflor Fischer gebeten, vor Eintritt in die Tages. ordnung hierüber einige Geklärungen zu geben. Diesem Wunsch wurde alsbald, wie folgt, durch Herrn Fischer entsprochen: Ad 1. Im Jahre 1531 eroielt man durch Bushell auf dem Orientallstenkongreß in Berlin die ersten Kunde von in Schantung gefundenen Steinrellefs, Grabstätten und Spferhallen, stam mend aus der Zelt der inen 35 (221 vor bis 206 nach Christo). . er,. n Be

, . nich

aug der klassischen Zeit vorzufhren na berlassen haben. Sie gehören jetzt dem Museum sür Cine nähere Eiklkrung bleibe für eln anderes Hel und dann unter Begleitung von Lichtbildern jur Erläuterung der hochinteressanten Delalls der Barfteslungen vorbehalten, die fich auf bistorlsche, mytzo⸗ loglsche, religißfe und ataplfissche Dinge beziehen und merkmürdige Lebnlichtesten zeigen mit allägyptischen, am melsten aber mit babylonischen Reliefs.

Ad 3. Ein bronjene Opferlampe in Gestalt einer lebensgroßen Sang, die aug der Spang, Dynaftle stammt (i'ss bis ies bor Chr.). Auch dieg Stück f ein Unikum, dessen sich kein anderes NMuseum erfreut. Ez ist in feinem hohen Alter! und ni ff durch eine Zusammenstellung beglaubigt, die Kaiser Khang f (66s - 1723) über Kunfigegenstänbe aug der Shang Bynagstie hat anfertigen lassen.

Ad 3. Eine Malerei aus der Zeit der Tang Dynastie (618 - 907, gn aug Turfan sn Chinesssch Turfestan siammendes Werl, das nach Technik und Mal mitteln grundverschieden ist von allen japanischen und chinesischen Bildern, ebenso in der Art der i durch linen Stoffstreifen. Das Bild ist, nach Ansicht buddhistischer Autors⸗

täten, wie des Dr. Souoda (hon der bubdhistischen lniberfstät in

6

*

Kigto) aus Tu kestan, wo det Buddhigmuß im 8. Jahrhundert unserer; e, d,. des Kagera, des größten der hon Westen in den See

eitrechnung blühtt., im 10. Jahrhundert aber durch fanatische

ohammedaner mit i. und chwert unterdrückt wurde, vermutlich durch fliehende Mönche nach Nordchina gerettet worden und auf Umwegen, vielleicht über Korea nach Japan gelangt. Das Bild stellt eine schöne Frau in Lebeffggröße vor, die Göttin Gyorag Kwannon, von der die Legende erjäblt, daß sie auf die Erde gestiegen sei und sich mit einem einfachen Fischer ver⸗ mäblt habe, um unter den armen Leuten segensvoll ju wirken. Es verspricht, eine schöne Ergänzung ju den Wandmalereien zu werden, (. Profe ö . und Dr. von Lecoq aus Chinesisch Turkestan

meebra en. ; er Fund ad 1 ift deshalb von besonders hohem Interesse, weil von alten Bronzen abgesehen kein Kulturland der Welt so arm an Werken aus alter Zeit ist wie China. Baudenkmäler wie in Italien, Griechenland, Aegyten, Affyrlen sucht man in China vergebeng, weil alles den . Umwäljungen, Krlegen und vor allem der , .

ewohnheit jum Opfer fiel, daß jede neue Dynastie die Werke der vorangangenen zerstörte oder verfallen eß. Die aliklassischen Statten von Changan, dag heutige Hsianfu und u das . Honanfu, · baben während der Chou. Dynastle (1122 bls 255 vor Chr) bejw. der Han⸗Dynastie (221 vor bis 206 n. Chr.) an Baudenkmälern und Skulpturen ungefähr die gleiche Rolle gespielt wie daz antike Rom und Athen; heute findet sich dort kaum noch eine Spur, die an die altllassische, vorbuddhistische Kultur erinnert. Um so werivoller ist das augnahmgzweise Erhaltene, wie jene wunderbaren Steinreliefs.

Der nun folgende Vortrag von Profefsor Dr. Robert Koch über Ant hropologische Beobachtungen gelegentlich einer Expedition nach dem Victoria Nyanza“, begleitet von vielen ausgezeichneten Lichtbildern, wiederholte zu einem großen Teil seines Inhalts die hochinteressanten Mitteilungen über die Rerse nach den Sesse⸗ Inseln an der Nordwestecke des 80 500 Quadrat. kilometer großen Sees; über den Aufenthalt und die Tätigkeit dort, die Schlaftrankheit, * Leben der Eingeborenen 2c, worüber bereits am 27. Februar auf Grund eines Vorirgge des ů orschers in der Deutschen Kolonialgesellschaft an dleser Stelle ausführlich berichtet worden ist. Das Nachfolgende ist deshalb nur eine Aehrenlese don Grgänzungen ö Vortrags, die vom Redner mit Rücksicht auf seine besondere Betonung des Authropologischen bei dem vorliegenden Anlaß gegeben wurden: Die um den Victoria ⸗Nynmza herum wohnenden Völker gehören ohne Unterschied dem großen Bantustamm an; doch sind sie keinegwegs von

Ianz reinem Bantublut, sondern stellen in ihrer großen Mehrheit ein

ischvolk dar. Das ift auch ganz natürlich, weil der große See seit undenklicher Zeit das Ziel der Wanderung vieler Völker von allen Seiten her gewesen sein mag. Van einem Hamitlschen Stamme erscheint das von Norden gekommene Hirtenvolk der Babima, dag erobernd aufgetreten ift und jetzt das Land Ruanda bewohnt. Ob an der Vÿölkermischung auch die Pygmäen beteiligt find, die nordöstlich vom See und in den Urwäldern am Congo als in geringer Volkszahl noch als vorhanden nachgewiesen sind, bleibt bei aller Wahr⸗ scheinlichkeit eine offene Frage. In jedem Falle hat die eingetretene Völker- mischung an den Gestaden des Victoria · Sees einen ziemlich gleichartigen

Vỹltkertyus heraugentwickelt, differenziert nur durch Einflusse des Klimas

und die hiervon abhängigen Besonderheiten der Ernährung, der Kleidung und der Sitten. Diese klimatischen Einflüsse sind erheblicher, als man erwarten sollte, denn am Süd, und Qstufer des Sees herrscht, veranlaßt durch die fast unausgesetzt vom Steppenlande im Südosten her⸗ wehenden trockenen Winde, ein heißes und trockenes Klima, während dieselhe Luftströmung, nachdem sie sich über dem See mit Feuchtigkeit gesättigt, am Nord und Westufer ein feuchtes Klima und bei den enormen Niet erschlägen eine reiche, üppige Vegetation erzeugt. Verschiedenheit entsprechend leben die Bewohner der 5 und des benachbarten Festlandes im wesentlichen von Pflanzenkost. Die unausgesetzt blühende und Frucht tragende Banane genügt fast 1 gesamten Nahrungsbedarf, der Rindenbaum liefert ihnen die Kleidung. Es ist im großen und genzen ein friedliebendes Volt

von sanften Sitten. Die Missionen protestantische wie katholischt⸗ haben hier die Erfolge gehen, daß fast alle Gingeborenen sich zum a

Christentum bekennen, erdings nicht immer unter völliger Aufgabe

beidnischer Gewohnheiten, wie der Vielweiberei, die Häuptlingen und

n, ,, ,, von Mensch und Tier ebenso wichtig wie die aus der äußeren Körper-

Landes ist Sache der Frauen, die schwere Arbeit des Bäumefälleng, des

BVootbaues, des Fischfanges und der Jagd dagegen Aufgabe der Männer. Bananen. süße Kartoffeln, Mais sind diese Neger doch keine Verächter von y wenn auch

nden, die von

Bei aller Vorliebe für Pflanzenkost

der Vortragende niemals von den geringen Rindviehbest den Häuptlingen gehalten werden, hat schlachten sehen. Dagegen ist eine Sumpfantilope, die mit Hunden gejagt wird, ein bellebtes Wild⸗ bret. Auch verstehen die Eingeborenen aut der Banane ein seicht berauschendes Getränk Pombe“ zu berelten. Zu dem Zweck werden die halbretf getrockneten ö nachdem sie 8— 15 Tage zum Trocknen aufgehängt ind, wobei sich ihr Stärkemehl in Zucker verwandelt, im zerkleinerten Zustande in einem hölzernen Troge mit Wasser durchgetreten und die Blütenstände der

apyrusstaude angeblt das Ferment hinzu gegeben.

ie Gärung der süßen Flüssigkeit tritt bald eln; bei ihrem Beginn wird die nunmehrige Pombe ' in große Kürbisflaschen gefüllt und während zwei bis drei en der vollen Auggärung Üüberlafsen. Merk⸗ würdig ist, daß die Gingehorenen ihre Pombebereitung nach Möglich. leit geheim halten und Über die fast vor jeder Hütte befindlichen 2 = 3 Holitröge ungern Auskunft geben. Selbstverständlich bilden auch die Fijche einen Tell der w unter ihnen eine kleine ert die sie kunstgerecht zu räuchern berstehen. Außerdem eben sie im gerösteten Zustande Heuschrecken und geflügelte Termiten alg Leckerbissen. Zum Fang der letzteren wenden stie ein schlau ersonnenes Verfahren an, das auf ein Aug⸗= räuchern des Termitenbaues zur geeigneten Zeit hinaugläuft. Gintagß⸗ fliegen, die in großen Schwärmen vorkommen, werden in Menge in besonderen Netzen gefangen und geröstet mit Brot verbacken. Die oben erwähnte Arbeltgtellung jzwischen Männern und Frauen hat auch Anwendung auf den Bau der runden, mit Laub und Gras eingedeckten ütten, bei deren schneller Errichtung eine bemerkengwerte Geschick— ichkeit der Männer im Aufrlchten des Holzgerüsteg, der Frauen in der Eindeckung, zutage tritt. Ihre aus Brettern mit der Faser der Raffiapaluie zusammengenaͤhten Ruderboote benutzen! die Eingeborenen, sie mit großer Augdauer wohl 12 Stunden hintereinander rudernd meist ist das Boot von 24 Ruderern bemgnnt ausschließlich zur Küstenschlffahrt im flachen Wasser. In den See hinaus wagen sie sich bei dem hohen Bange seiner Wellen kaum. Deshalb ist die Mitte des Victorla⸗ Nyanja auch noch vollständig unerforscht. Es geht die Sage, daß es dort auch noch Inseln glbt, auf denen ganz nackte Menschen hausen. (Selbft die englischen Dampfer haben bitãz heute das Rätsci nicht gelöt) Ganz leichte Boote werden auch durch rr nn, der langen Blattstiele der Rafflapalme hergestellt. In jedem 7 e sind bei der leichten, beständiges Ausschöpfen der oote erfordernden Bauart und bei der großen Menge von Krokodilen Seereisen , m,. Es ie. iermit zusammen, daß es allgemeine Sitte sst, vor Antritt einer längeren Fahrt auf dem See eine Ziege zu opfern, auch gilt ein befonders be= reiteter Zaubertrank als Mitiel gegen Seegefahr. Merkwürdige und sehr wechselnde Gebräuche bessehen an 3a ledenen Stellen bei Be⸗ eu gn bald sind sie sehr einfach, bald sehr zeremontell; Frauen nien bei der Begrüßung meist nieder. Ebensolche Verschiedenheiten bestehen in der Kleldung. Während auf bem Kawergnelo fast alle Gingeborenen vollständig . gingen 9 auf den Sesse Inseln neben der Kleidung sn Rinden off ereits eine Art Kieidermode in bunten Sioffen entwickelt. ls Regenschutz werden. geflochtene Hüte von der Größe eines ausgespannten Regenschirms getragen. Sell sam ist ein metallener, locker um die Hüften sitzender Ring, den die Mädchen ohne Uusnahme tragen. Etwas abweichende Gewohnheiten in der Dorfansage fand der Vortragende auf dem Festlande am Westufer des Seeg am

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fallenden Ströme. Hier führt zu jeder Hütte ein beeiter Weg, von Bananen und Zäunchen davor eiggefaßt. Kennzelchnend für die Männer und Knaben dieser Gegend ist die umgehängte große Kürbisflasche. Zum Schluß seines mit größtem Belfall aufgenommenen Vortrags führte der Redner Bil der von eigenartigen, mit roter Farbe an Glimmerschieferfelsen gemalten Zeichen vor, die sich häufig flnden, sehr alt zu sein scheinen und über die die Eingeborenen keinerlei Aus⸗= kunft zu geben vermögen. Mit den von Südafrika bekannten Busch⸗ mannszeichen haben sie nichts ju tun; ebensowenig scheinen es Schrift⸗ zeichen zu sein. In der sich an den Vortrag schlleßenden Besprechung fand Professor Klaatsch jwischen den im Bilde vorgeführten Zeichen und von ihm in Queensland gesehenen ähnlichen Malereien eine große ,, er in beide für Anfänge einer Hiers , r und roh llisierte Tierfiguren. Dr. Staudinger hat n ches am oberen Benue geseben, Professor Goetze in neolithischen Gräbern in Hessen. In seinen Schlußworten danfte der Vorsitzende dem Redner für die hochinteressanten Miteilungen, die allen außerordentliche Anschauungen vermittelt hätten, und im besonderen das durch erfolgreiche Bekämpfung der Echia fran t an den Negern getane Liebegwerk, wodurch vieles Unrecht gesühnt werde dessen sich in Behandlung der Schwarzen, in früheren Fahren zumal, unsere Rasse schuldig gemacht hat.

Der Geheime Regierungsrat, Professor Dr. Reinke aus Kiel hielt gestern abend in der Singakademie seinen zweiten in zu Gunsten der Kolonial⸗Frauen⸗Schule in Witzenhausen. Daz Thema lautete: Die Stellung des Menschen in der Natur. Der Vortragende führte etwa aus, daß die Vorfahren des Menschen der Wissenschaft nicht bekannt seien. In den Tertiärschichten habe man , efunden, die künstlich bearbeitet scheinen; man habe in ihnen Spuren er e, Tätigkeit erblicken wollen; das sei aber keine er⸗ wiesene oder , , , ae eine unsichere Mutmaßung. Die ersten sicheren Spuren vom Dasein des Menschen auf der Erde treten im Diluvium plötzlich zu Tage. Aus den von diluvianen Menschen überkommenen Resten könne man jzwischen einer altdiluvianen, einer mittel · und jungdiluvianen Menschenrasse unterscheiden. Schon die Menschen des mittleren Dilupiums zeigen eine Schädelbil dung, die der⸗ jenigen der heutigen Europäer im wesentlichen entspricht. it jenen 1 scheinen sich die Menschen körperlich nur e, verändert zu haben.

er Redner ging dann auf die Frage ein, ob der Mensch in genetlschem Zusammenhang mit der übrigen Tierwelt stehe, und betonte, daß auch auf diese Frage die Wssenschaft keine Antwort ju er vermöge. Wenn es tlerische Vorfahren der Menschbeit gegeben habe, so könne man am ehesten annehmen, daß der Mensch sich in der Tertiärzelt von diesen Vorfahren abgezweigt habe. Den Pithecanthropus könne man als einen solchen Vorfahren jedenfalls nicht ansprechen, da er erst der Diluvial zeit angehöre, also ein Zeitgenosse des Venschen gewesen sei Bei Hyvothesen über di Abstammung des Menschen von anderen Säuge⸗ tieren dürfe man nicht einseitig den Schädel berücksichtigen; ebenso wichtig und notwendig sei vielmehr die vergleichende Betrachtung der Der Faß des Menschen sei ein Schreitfuß, der aller Affen aber ein ausgesprochener J Es sei daher wahrscheinlicher, daß Mensch und Affe einer gemein samen älteren Wurzel entstammten, als daß der Mensch vom Affen abstamme. Was den Menschen von allen anderen Lebe wesen der Erde aber er gf, unterscheide, sei seine Kulturfähigkeit. Schon der Mensch des Diluviums war ein Kultur. mensch, denn schon er besaß die Anfänge einer Kunst und Industrie? Ja, die mit primitiven Mitteln hervorgebrachten Kunsterzeugnisse jener Epoche (Skulpturen auf Renntiergeweihen, Röteljeichnungen an Höhlenwänden) jeigten bereits eine so auffallende Beobachtungsgabe, daß man sagen könne: der Dilupialmensch war ein echter Künstler und Erfinder, den von den Künfflern unserer Kulturepoche nicht ein Unterschled in der natürlichen Begabung, sondern nur eine lange kulturelle Entwicklung trenne. Vor allem trenne dann die Sprache den Menschen

von den Tieren; so habe nur der Mensch eine Gästes⸗ und Kultur⸗

geschichte, die kein Tiergeschlecht auch nur in den kleinsten Andeutungen kenne. Das sei eine tiefe, unüberbrückbare Kluft, die Mensch und Tier scheide. Ebenso tief aber scheide die Menschen, und Tierseele die Fähigkeit jener, sittliche Ideale zu bilden und zu erfassen. Diese pfychologischen Argument seien bei dem Studium des Verhältnisses

form hergeleiteten.

Literatur.

Der Beruf des Oberbeamten in den Strafanstalten und Gefängnissen von C. Fliegen schmidt, Strafanfialts. direktor in Bremen. Oslebshausen. Verlag bon Karl Cauer in Mar- burg (geb. 4 ). Der Verfasser eikennt es als ernste Pflicht des Begmten an Strafanstalten und Gefängnissen, den AÄbgelrrten' und Gestrauchelten möglichst zur Hilfe zu kommen und ihnen bei. zustehen, daß sie sich möglichst wieder zu brauchbaren Gliedern der Seselsschaft emporarbeiten. Die vorliegende Schrift, fußend auf lang· lährigen in der Praxig erworbenen Erfahrungen, will den In ihren schweren Beruf neueintretenden Beamten mit Rat. schlägen an die Hand gehen, wie sie am besten den Straf⸗ , für die sittliche Hebung der Häftlinge autznutzen können. Ein kurzer Ueberblick über die Geschichte des Strafvolliugs leitet zu Abschnitten über die Veihrecher, ihre Stellung zur ö schaft und ihre indivlduellen Erscheinungen über; dann wird die Stellung der Oberbeamten in den Hefängnissen als Helfer und Pfleger besprochen und an der Hand der , . Bestimmungen die Art un? Weise eingehend dargelegt, wie die. Beamten ihren Pfleglingen ilfe und Pflege mit Aff t. auf Erfolg am besten angedeihen 1 önnen. Der Verfasser lehnt die, namentlich unter Lombrofoß Gin⸗ iu vielfach vertretene Theorie, daß es geborene r , . vpen gebe, ab. Er verwirft daher jede schablonenhafte Be= handlung, verlangt vielmehr ein inzividuelleß Eingehen in n Einzelfalle, der nur ein besonderg bestimmtes Abweichen von der Norm darste lle. Sein Standpunkt ist ebenso frei von falscher Sentimentalität wie von unfruchtba em Pessimie mug, vielmehr getragen von durch Gr= fahrung gefestigter Einsicht und hoffnungs roher Hilssbereitschaft. Ein eingehendeg Studium der Fliegenschmidtschen Schrift kann allen an- ere en Gefängnlsbeamten durchaug empfohlen werden, sie werden n ihr eine Fülle beachlengwerter Winke und Raischläge finden und durch sie ju einer hohen Auffassung ihres entsagungzreschen Be— rufes angeregt und in ihr bestärkt werden.

Der rührige Kunstwartverlag (Georg D. W. Callwey in München) tritt wieder mit einer Reihe wertvoller Veröffentlichungen vor das Publikum, die volle Anerkennung verdienen und af f die welteste Verbreitung finden werden. Zunächst sei ein von

erdinand Avenarius mit , nr De, J,, g. estelltes und n sehr würdiger äußerer Gestalt herausgegebene rr renn, genannt. G3, 0 6 Das Buch verfolgt keine Lehr, und Lernjwecke, es sol pielmehr dem Leben dienen, daher hat der Herausgeber seine Augwahl, im i ele n anderen Anthologien, mit Recht nicht aus Isterar- historlschen Gesichtspunkten oe, . sondern lediglich den Lebenggehalt der e , . in Betracht ien, Auf die künstlerische Zusammen⸗ stellung hat er ein Hauptgewicht gelegt. Die Sammlung zerfäll in folgende Abschnltte: Das Buch der Natur, Von Schuld und von Sühne, Von Liebesleid, Vom fahrenden Volk, Gin Soldatenbuch, Bon Rittern und Knappen, Von alten Helden, Im Schein der g Unterm icksal, Rätsel und Träumen und Sehnen und Hoffen. Man wird von dieser n, ,. rühmen können, daß in jhr das eine Gedicht den Eindruck beg aadern fördert und hebk und daß die Stimmungen ineinander wirken, soweit das bei dem im . mit der reinen Lyrik objektiveren Wesen der Ballade möglich ist. Das Buch ist mit schönem Bildschmuck nach Gemälden und Zeichnungen von Böcklin, Cissarz, Angelo Jank, Max Klinger, Morltz von Schwind Hans Thoma, Albert Welti und Ludwig von Zumbusch gef mch

und stellt sich dem von Avenarius herausgegebenen Hautzbuch deutscher Lyrik ö die Seite. ; 6 . ö