Ernannt sind:
unter Beilegung des Titels Bergmeister zum Bergrevier⸗ beamten für das Bergrevier Nord⸗Vochum der Berginspektor Dobbelstein vom Bergrevier Nord⸗Hannover, für das Berg⸗ revier Zeitz der Berginspektor Erdmann vom Bergrevier Eisleben und für das Bergrevier Königshütte der Berg⸗ inspektor Bellinger von dem Steinkohlenbergwerk Gerhard bei Saarbrücken,
zum Bergwerksdirektor des Steinkohlenbergwerks Fürsten⸗ N bei Saarbrücken der Berginspektor Bracht von dem
teinkohlenbergwerk Kronprinz bei Saarbrücken, ;
zu Berginspektoren die Bergassessoren Bellmann (Wil⸗ helm) bei dem Steinkohlenbergwerk Ver. Gladbeck, Wigand im Bergrevier . Weihe im Bergrevier Süd⸗ Bochum, Frentzel bei dem Steinkohlenbergwerk Bergmanns⸗ glück und Gründler bei der Friedrichsgrube O⸗S.
Versetzt sind: der Bergrevierbeamte Bergrat Menzel von Diez nach Cöln für das Bergrevier Cöln-⸗Ost und der Berginspektor Grevel von dem Steinkohlenbergwerk Ver. Gladbeck nach Recklinghausen für das Bergrevier West⸗Recklinghausen.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
31 *r Kreistierarzt Kissuth in Tuchel ist nach Jüterbog versetzt. Dem wissenschaftlichen Hilfsarbeiter im Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamt, Tierarzt Dr. Hans Bohtz in Berlin ist die kommissa⸗ re. Verwaltung der Kreigtierarztstelle in Tuchel übertragen worden.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten.
Der ordentliche Professor Dr. Hans Schreuer zu Münster i. W. ist in gleicher Eigenschaft in die i h Fakultät der Universität zu Bonn versetzt worden.
Der bisherige Oberlehrer an der städtischen he Mädchenschule in Pr. Stargard Paul d ,,. zum Kreisschulinspektor in Samotschin, Regierungsbezirk Bromberg, ernannt worden.
Dem Lektor für landwirtschaftliche Handelskunde an der Universität zu Breslau, Syndikus der Handelskammer daselbst, Dr. Conrad Riesenfeld ist das Prädikat Professor bei⸗ gelegt worden.
Am Lehrerseminar zu Rosenberg O⸗S. ist der kom⸗ missarische Seminarlehrer, Kaplan Fafflok als ordentlicher Seminarlehrer angestellt worden.
Der mit der städtischen höheren Mädchenschule in Inster⸗ burg verbundenen Lehrerinnenbildungsanstalt ist auf Grund des 5 3 der Prüfungsordnung vom 24 April 1874 die jederzeit widerrufliche Berechtigung zur Abhaltung von Entlassungsprüfungen verliehen worden.
. —
Evan gelischer Oberkirchenrat.
um Pfarrer der deutschen evangelischen Gemeinde zu Ancud auf der Insel Chilos (Chile) ist der Hilfsprediger Artur Gollin aus Adlershof bei Berlin berufen worden.
Per sonalver änder ungen.
Königlich Prenßische Armee. Beamte der Militärjustizwer waltung.
Durch Verfügung des Kriegsministerium s. 18. März. Vogeler, Kriegsgerichtsrat von der 10. Div., zum 1. Juni 1905 zur 7. Div. versetzt.
GSeamte der Militärverwaltung.
Durch Allerhöchste Abschiede. 12. März. Brook, Ge⸗ beimer Baurat, Intend. und Baurat von der Intend. des VII. Armee- korpe, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt.
Den Oberzablmeistern: Arause vom 3. Niederschles. Inf. Regt. Nr. 50, Freimuth vom Leibdrag. Regt. (2. Großherzegl. Heff.) Nr. 24, — bei ibrem Ausscheiden ars dem Dienst mit Pension der Gharakter als Rechnungsrat verlieben.
Durch Verfügung des Kriegs ministerium s. 11. März. Dr. Erause, Qberlebrer am Realgymnasium mit Realschule i. G. zu Gera, unter Ueberweisung an das Kadertenhaus Dranienstein, zum Oberlehrer des Kadettenkorpz vom 1. Juli 1908 ab ernannt. Peter, Militãärbausekretär auf Probe beim Bauamt L in Straßburg i. E. endgültig angestellt.
14. März. Schmits, Unterzahlmstr.,, zum Zablmstr. beim XII. Armerkorrg ernannt. Lüpke, Zahlmstr. vom III. Bat. Inf. Regtg. von Wittich (3. Karhess) Nr. 83, zum IV. Armeekorps, Reinhardt, Zahlmstr., vom III. Bat. L Lothring. Inf. Regts. Nr. 130, zum XI. Armeckorps, — jum 1. Mai 1908 versetzt.
15. März. Starratsche ck. Intend. Diätar von der Intend. 36 Div. ju der Jntend. des TV. Armeekorps zum 1. April 1908 dersetzt. ł
I7. März Koschorek, Langner, Prodiantamtekontrolleure auf Probe in Gumbinnen bjw. Lüben, zu Provlantamtskontrolleuren ernannt., Lehnow, Intend. und Baurat von der Intend. des XVI. Armeckorps, zur Intend. des VII. Armeekorps zum 1. Juli 1908, Reichenbach, Proviantamteassist. in Graudenj, nach Saar⸗ brũcken, — versetzt.
18. Märj. Quiel, Profeffor, Oberlehrer am Kadettenbause in Potsdam, zum 1. April 1408 an dag Fadettenhaus in Plön versetzt.
19. März. Neugebauer, Oberjablmfstr. vom Fäs. Bat. Tönigin Augusta Gardegren. Regts. Nr. 4, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt. ;
Rõnialich Sãchsische Armer.
Offiziere, Fähnriche usw. 21 Märj. Conrad, Hauptm. bei der Königl. preuß. Versuchgabteil. der Veikehrstruppen, jum ũberzäbl. Major, vorlaufig ohne Patent, bꝛfördert.
2B. März Benthien, Hauptm, Zollen kopf,. Lt, — big 31. Märj d. J. in der Kaiserlichen Schutztruppe für Sädwestafrika, mit dem 1. April d. J. in der Armee wiederangestellt, und jwar: Benthien als Hauptm mit einem Patent vom 23. September 1995 Ji im 8. Feldart. Regt. Nr. 78, Zollenkopf im 5 Regt. Nr. 12.
24. März. v. Brincken, Lt. der Res. des 1. Has. Regt. König Abert Nr. 18, von dem Kommando zur Dienstleistung bei diesem Regt. enthoben.
e sch es Reich. len, Berlin, 31. März.
. Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ ung. .
Gesandte in München von Schlözer
ĩ bewilligten Urlaub angetreten. . werden die Geschäfte der Gesandt⸗ . o von Ben eckendorff und von
Der Archipassistent Dr. Eduard Reibstein ist von Düsseldorf 2 das Staatsarchiv in Osnabrück versetzt worden.
Laut Meldung des W. T. B. sind S. M. S. „Arkona“ und die Torpedoboote 8 90“ und „Taku“ vorgeßern in Nagasaki eingetroffen und an demselben Tage nach Kobe in See gegangen.
S. M. S. „Bremen“ ist am 28. März in Kingston 8 eingetroffen und gestern nach Port au Prince zurück⸗ gekehrt.
S. M. S. „Bussard“ ist am N. März in Zanzibar eingetroffen und geht am 3. April nach Daressalam in See.
S. M. S. „Loreley“ ist am 27. März in Haifa ein⸗ getroffen. ö.
S. M. S. „Luchs“ ist am N. März in Schanghai eingetroffen.
S. M. S. 6 ist gestern in Hongkong ein⸗ n,. und gehl am 8. April von dort nach Canton in See.
S. M. Flußkanonenboot „Vorwärts“ ist gestern von Hankau nach Tschenglin (Jangtse) abgegangen.
Samburg. ittag hat in der Sankt Johanneskirche in
rr , die Trauerfeier für den verstorbenen ürgermeister Dr. Mönckeberg stattgefunden, an der, W. T. B.“ f e, außer den Mitgliedern des Senats und der . reter Seiner Majestät des Kaisers, t Königs von Sachsen, Seiner Königlichen
Heinrich von Preußen und des Staats⸗
smarineamts, er die Mitglieder des
Konsularkorps, Rächsbeamte und ziere teilnahmen. Nach Beendigung der wurde die Leiche nach dem Ohlsdorfer oofe Fan wo sie nach einer lithurgischen Andacht
ñ esenkt wurde.
Oesterreich ungarn. Der wa,, des österreichischen Ab⸗
,, , . etzte in seiner gestrigen Sitzung die eratung des Ju stizbudgets fort.
Nach dem Bericht des W. T. B.“ protestierte der Abg. Mastal ka gegen den Vorwurf, daß die tschechischen Abgeordneten durch neue Streitfragen den Frieden in der Justipflege zu stören be⸗ absichtigen. Die Regierung sel veipflichtet, der systematisch betriebenen Rechts verweigerung durch deutsche Richter ein Ende zu bereiten. Das tschechische Volk werde mit allen Mitteln für die Gleichberechtigung seiner Sprache kämpfen. — Der Abg. Klofac verwies auf die unter den Tschechen herrschende Erregung und forderte den Justüminister auf, von seinem Auffichterecht Gebrauch zu machen und den Richtern ju be Te. gemäß dem Sinne des Gesetzes tschechische Eingaben anzu⸗ nehmen.
Nachdem der Abg. Romanczuk an der Justizverwaltung in Galizien Kritik geübt hatte, wurde die Weiterberatung auf heute vertagt.
Großbritannien und Irland.
Im Oberhause gab der Unterstaatssekretär Lord Fitz⸗ maurice in der gestrigen Sitzung in Beantwortung mehrerer Anfragen Lord Lamingtons, „W. T. B.“ zufolge, nachstehende Erklärung ab:
Nach der Meinung der Regierung seien die britischen Interessen in dem Lande jwischen Bagdad und der persi chen Grenje vollkommen geschũtzt. Sein der Erörterung des englisch⸗russischen Uebereinkommens sei nichts vorgefalea, was eine Ergäniung seiner damaligen Aus- jührungen notwendig machen würde. Die einzige Veränderung babe in der größeren Tatigkeit bestanden, welche die russischen und englischen Diplomaten entfaltet hätten, um einerseitg auf die türkische Regierung einen Druck dabin auszuüben, daß sie das unglückliche Vor⸗ gehen der türkischen Truppen an der versischen Grenze eindämme, andererseits um die persische Regierung zu veranlassen, sich nicht in noch höherem Maße verletzt zu 1 als durch dieses rũcksichtslose Vorgehen der türlischen Behörden gerechtfertigt sei. fügte hinzu, das Parlament habe volle Kenntnis der ganzen Verein⸗ barungen, die jwischen England und Rußland getroffen worden seien.
— Im Unterhause interpellierte gestern der Abg. Rees lliberal) die Regierung, ob die deutsche Regierung von der Tatsache unterrichtet worden wäre, daß der russische Minister des Aeußern eine schriftliche Erklärung des Inhalts abgegeben habe, daß das englisch⸗russische Abkommen die britischen Rechte im Persischen Golf nicht berühre. Der o, D,, . Runciman erwiderte, laut Bericht des ö
Der Text der Dipesche des Staate sekretärs Grey an den britischen Botschafter in St. Petersburg vom 29. August, in der von dieser Erklärung des russischen Ministers Alt genommen worden wäre, sei der deutschen Regierung jugleich mit dem Tert des Abkommens mit⸗ geteilt worden.
Der Schatz sekretär Asquith kündigte sodann an, daß das ta . vom 15. bis zum N. April Osterferien haben wurde.
Im weiteren Verlaufe der Sitzung brachte der Abg. Red⸗ mond ein Resolution ein, die das gegenwärtige System der Verwaltung Irlands verurteilt und die . auf⸗ stellt, daß die Lösung des Problems nur erreicht werden könne, wenn dem irischen Volke in allen rein irischen Angelegenheiten die legislative und exekutive Gewalt gegeben würde.
Redmond erklärte, in keiner Periode der Home⸗Rulebewegung sei Irland schlechter . und unzufriedener gewesen als in der gegen- wärtigen, und entschloffener, von seinem Streben nach Home Rale nicht
Fitz maurice
abzulassen, bis zu deren Erlangung. Er bringe die Resolution ein, um die Reglerung und das Haus in die Lage zu versetzen, ihre Neberjeugungen so darzulegen, dah die Home⸗Rulefrage bei den näͤchsten allgemeinen Wahlen nicht ausgeschlossen würde.
Der Abg. Per ey (Kons.) brachte im Namen der osition einen Abänderungsantrag ein, der darlegt, daß ihre Gegner⸗ schaft gegen die Schaffung eines irischen Parlaments mit ver⸗ antwortlicher Exekutive unabänderlich sei.
Percy sagte, Redmond habe ga, daß Home Rule eine noch lebende fre sel. Aber es sei eine verlorene Sache, da im britischen Volke die Begeisterung für einen ideellen engeren Zusammenschluß des Reiches im Wachsen sei.
Den Anträgen folgte eine lebhafte Debatte.
Der Schatz sekretãr Asquith erklärte, er könne der von Redmond eingebrachten Resolution in ihrer gegenwärtigen Form nicht; en, und schlug einen Zusatz vor, nach dem die höchste Gewalt in irischen Angelegenheiten beim gparlament liegen solle. Er könne keiner Resolution zustimmen, in der es heiße, es die Pflicht des gegenwäctigen Parlaments sei, ein legislatives oder erekultveg System fär Irland zu schaffen, da dies ein großer Vertrauensbruch gegen die Waählerschaft sein würde. Das . der nächsten Zukunft werde sein, ein freies Reichs parlament ür Reichsangelegenheiten ju schaffen und in rein lokalen Angelegen. * sich auf die lokale Meinung und Verwaltungs maschinerie zu verlassen.
Schließlich wurde der von Perch eingebrachte Ab⸗ änderungsantrag mit 334 gegen 142 Stimmen 14 nt und die Resolution Redmond mit dem Zusatzantrag Asqulth mit 313 gegen 157 Stimmen angenommen.
Frankreich.
Die Deputiertenkamm er erörterte gestern die Amnestievorlage und genehmigte, nach dem Bericht des „W. T. B.“, mit großer Mehrheit den Artikel 1, der die mit der Weinbaukrise im Süden zusammenhängenden Vergehen mit Ausnahme der Weinfälschung amnestiert. Zu Artikel 2, der Preßvergehen, Streikvergehen und Vergehen gegen die wöchent⸗ liche Arbeitsruhe amnestieren will, erklärte der Ministerpräsident Clemenceau unter starkem Beifall:
Widerspenstige Beamte und Antimilitaristen sollen die Amnestie ,. genießen, da dann die antipatriotische Bewegung nicht aufhören wurde.
Ein Amendement Sembat, das die Antimilitaristen am⸗ nestieren will, wurde mit 460 gegen 73 Stimmen abgelehnt, ein Amendement, das Verleumdungsvergehen allgemein von der Amnestie ausnehmen will, mit 343 gegen 235 Stimmen angenommen. Die Beratung wird heute , .
Italien.
Die Jacht „Hohenzollern“ mit dem Deutschen Kaiserpaar, dem Prinzen , . Wilhelm und der Prinzessin Viktoria Luise an Bord ist, W. T. B.“ zufolge, gestern unter dem Donner der Geschütze der italienischen Kriegsschiffe und leb⸗ haften Kundgebungen der Bevölkerung von Venedig in See ge— gangen. Der „Hohenzollern“ folgten der 2 Kreuzer Hank urg. und die italienischen Torpedobootszerstörer ( Ostro“, „Dardo“, „Freccia“ und „Strale“, die das Ehrengeleite geben, während das Begleitschiff für die italienischen Gewässer, der Panzerkreuzer Francesco Ferruccio“, die Spitze bildete.
— Der „Agenzia Stefani“ zufolge hat der rusfische Bot⸗ an in Rom dem Minister des Aeußern Tittoni g ein Memorandum der russischen Regierung, id die mazedonischen Reformen, ell übermitielt. Tittoni erwiderte, die italienische Regierung nehme alle in der rusfischen Note enthaltenen Vorschläge an und werde sie unterstũtzen.
— Der Minister des Aeußern Tittoni hat nach der „Agenzia. Stefani“ gestern eine Meldung des Gouverneurs des italienischen Somalilandes erhalten, der zufolge der Hauptmann Vitali mit 512 Askaris und mit Unterstützung der Schiffe „Volta“ und „Staffetta“ am 15. März Dan ane ohne Widerstand besetzt hat. Der Ort wurde sofort sehr stark befestigt.
Portugal. Der . Manuel hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, die Staatsbehörden empfangen, die ihm die Versicherung ihrer monarchischen Gesinnung und Treue gaben.
Niederlande. Die Erste Kammer hat das Protokoll, betreffend die
, . Rußlands zur Brüsseler Zucker— o
nvention, genehmigt. Wie das . W. T. B.‘ meldet, erneuerte der Finanzminlster sein
Versprechen, daß die Regierung einen Zuschlagsjoll auf russischen Zucker erheben werde, sobald dieser beginnen werde, den niederländlschen Markt zu überschwemmen. aber diese Möglichkelt für sehr unwahrscheinlich halte.
Türkei.
Die türkische Kommission für das Studium der Sandschak⸗ bahn ist, einer Meldung des „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenz⸗ bureaus“ zufolge, jetzt ernannt worden. Sie besteht aus vier militärischen und zwei Zivilmitgliedern. Die Arbeiten werden im nächften Monat beginnen.
Afrika.
Die Mahalla des Sultans Abdul Asis, von der man e, . hatte, daß sie nur ein Phantom sei, ist, nach einer Meldung des W. T. B.“, tatsächlich errichtet worden. Abdul Asis hat um sich mehr als 6000 Mann geschart, die bereit sind, abzumarschieren, sobald die Rekruten genügend ausgebildet sind. . ĩ
Aus Casablanca wird obiger Quelle zufolge berichtet, daß der französische Gesandte dem Vertreter Mulay Hafids, dem . französischen Marineoffizier Saffi er, erklärt habe, mit ulay Hafid keinerlei Verhandlungen wegen der Pazifizierung des Schaujagebiets pflegen zu wollen. Mulay Hafid müsse sich dem Sultan Abdul Asis unterwerfen.
Parlamentarische Nachrichten.
; Die . über * 6 3 , ags und des Herrenhauses befinden in en, a er und eh Beilage.
— In der heutigen 136. Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekreiär des Innern Dr. von Bethmann Hollweg, der Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke und der Staatssekretär des Reichsschaßzamts Sydow bei⸗
wohnten, wurde zunächst der Bericht der Reichsschulden⸗
Der Minister erklärte, daß die Regierung
kommissi on vom 10. März 1908 ohne Debatte der Rech⸗ nungskommission überwiesen.
Es folgte die erste Beratung des Gesetzentwurfs, be⸗ treffend die Beschäftigung von Hilfsmitgliedern im Kaiserlichen Patentamt. Nach der Vorlage können im
alle des Bedürfnisses vom Reichskanzler Personen, welche die ähigung zum Richteramt oder zum höheren Verwaltungs⸗ dienft besitzen oder in einem Zweige der Technik sachver⸗
ständig sind, mit den Verrichtungen eines Mitglieds des
Patentamtes beauftragt werden. Der Auftrag kann für eine bestimmte Zeit oder für die Dauer des Bedürfnisses erteilt werden und ist vor Ablauf der Zeit oder der Erledigung des Bedürfnisses nicht widerruflich. Im übrigen sollen die für Mitglieder geltenden Vorschriften des Patentgesetzes auch auf die Hilfsmitglieder e, wg finden.
Abg. Dr. Junck (nl) billigt die Tendenz der Vorlage, wenn man naturlich auch keine Neigung habe, eine solche Einrichtung anders als vorübergehend zujulassen, und wenn auch die zeitliche Begrenzung des Auftrages nicht ganz unbedenklich sei. Die Tätigkeit des Patentamtes sei vorwiegend eine richterliche und keine Verwaltungs⸗ fätigkeit. Um dem Entwurf auch äußerlich den Charakter eines Not- gesetzes zu geben, werde von seiner Partei zur jweiten Lesung be⸗ antragt werden, die Geltung des Gesetzes nur bis zum 31. März 1911 zu ecken. Damit werde auch ein weiteres Kompelle zur Revision des Patentgesetzes gegeben.
(Schluß des Blattes.)
— In der heutigen (64) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben und der Minister der geistlichen 2. Angelegen⸗ heiten 26 olle beiwohnten, gab zunächst der Präsident von Kröcher bekannt, daß vom Minister des Innern folgendes, an den Präfidenten gerichtetes Schreiben vom 30. März ein⸗ gegangen ist:
Guer Exzellenz beehre ich mich, auf das gien Schreiben vom 28. cr. im Ginverständnis mit dem Königlichen Staats ministerium ganz ergebenst zu erwidern, daß die Königliche Staatsregierung — wie sie annimmt, in , , . mit den Wünschen des Landtage — die Session möglichst bald ju schließen beabsichtigt. Sie muß indessen Wert darauf legen, daß zuvor von wichtigeren Vorlagen noch die folgenden erledigt werden: Polhel⸗ kostengesetz, Quellenschutzgesetz, Gesetz, betreffend die weitere Auf⸗ schließung des staatlichen Besitzes an Steinkohlenfeldern im Ober⸗ bergamtsbenrke Dortmund, Gesetz, betreffend den Bau eines Schiff. fahrtskanalz vom Mauersee nach der Alle bei Allenburg (des masurischen Kanals) und von Staubecken im masurischen Seengebiete, Eisenbahnanleihegesetz, Gesetz, betreffend die Feststellung eines Nach⸗ trages zum Staats haus haltseiat für das Jahr 1908. Die Königliche Staatsregierung ist hiernach zu ihrem Bedauern im gegenwärtigen Augenblick noch nicht in der Lage, einen genau bestimmten Termin für die Schließung anzugeben. von Moltke.“
Präsident von Kröcher bemerkt hierzu, daß das Quellenschutz
gesetz und das Gesetz über die Steinkohlenfelder schon dem Herrenhaug jugegangen seien, daß der Nachtragsetat hoffentlich am Freitag werde endgültig erledigt werden, daß das Gesetz über den masurischen Kanal schon heute 9 der Tagegordnung stehe; das Eisenbahnanleibegesetz werde er morgen auf die Tagesordnung setzen, und das Polijeikosten⸗ gesetz denke er für Donnerstag auf die Tagesordnung zu setzen.
Sodann trat das Haus in die erste , , des Gesetzentwurfs, betreffend die Feststellung eines Nach⸗ trags zum Staatshaushaltsetat für das Etats⸗ jahr 1908 (Teuerungszulagen für mittlere und untere Beamte und Lehrer,), ein.
Abg. Graf von der Groeben Ekons.): Nachdem der Senioren⸗ konvent beschloffen hat, daß die Gehaltsausbesserungen im allgemeinen von der Besprechung auszuschließen sind, darf ich wobl annehmen, daß die Redner der einzelnen Fraktionen ebenfalls diese Frage nicht weiter berũhren werden. ö
Präsident von Kröcher: Ich darf diesen Vorschlag wohl als Antrag auffassen und annehmen, daß das Haus sich danach richten wird.
Abg. Graf von der Groeben (fortfahrend): In einer gewissen Presse wurde in agitatorischer Weise es so dargestellt, als ob die Beamten, Lehrer und Geistlichen in diesem Jahre überhaupt leer aus—⸗ gehen würden. Dieser Unterstellung wird durch die Vorlage der Boden entzogen. Die Zulage sollen die am 1. April 18968 vorhandenen etatsmäßig angestellten oder diätarisch beschäftigten Beamten, und jwar die Unterbeamten in Höhe von 100 66 die Kanzleibeamten, Zeichner und mittleren Beamten mit einem Jahres-
ehaltssatze von nicht mehr als 4200 4 in Höbe von 150 erhalten, 66 sie nicht bereits durch die im Etat für 1907 vorgesebenen Diensteinkommengsverbesserungen eine Erhöhung ihrer Diensteinkünfte erfahren haben. Ich bedauere, daß es nicht möglich gewesen sst, noch etwas weiter ju greifen. Die Teuerungszulagen sollen dem Fonds zu Dienfteinkommensverbesserungen für die Beamten, Geistlichen und Volkeschullehrer nach Maßgabe der besonderen Gesetzes vorlage entnommen werden. Aus diesem Fonds erhalten ferner die am 1. April 18908 im preußischen Volksschuldienst in Schulverbänden mit 25 oder weniger Schulstellen endgültig oder einstweilig angestellten Lehrer eine einmalige Zulage von 150 A, Lehrerinnen eine solche von 100 „M, sofern sie eine Schulstelle bekleiden, die mit einem Grundgehalt von nicht mehr als 1200 , bei Lehrerinnen von nicht mehr als 900 M augsgestattet ist. Es wird hier im Gegensatz ju den Beamten das Grundgehalt zu Grunde gelegt, was unter Umständen zu Ungerechtigkeiten führen kann. (Rufe: Lauter! ren, von Kröcher: Ich höre Rufe „Lauter!“ es ist aber sehr schwer für den Redner, lauter zu werden, wenn er trotz des nach seiner festen Ueberzeugung lautesten Sprecheng von Hunderten von Stimmen übertönt wird.) Der Maßstab des Grund⸗ gehalts führt doch zu sehr eigenartigen Zuständen; es kann vorkommen, daß ein Lehrer mit einem Grundgehalt von 1200 die Zulage erhält, während sein Nachbar mit einem unerheblich höheren Grundgehalt das Nachseben hat. Ich glaube doch, daß diese Frage einer sehr eingehenden Prüfung bedarf. beantrage, die Vor⸗ lage der Budgetkommission ju überweisen, in der auch andere Fragen, so 1. B. die Zulagen für die Geistlichen, noch genauer geprüft werden
müũssen.
1. Schmedding (Zentr.): Wenn man im vorigen Jahre die ,, auf die Unterbeamten und einen Teil der mittleren Beamten beschränkt hat, so geschah dies deshalb, weil damals nicht ein Fonds in demselben Umfange wie jetzt zur 4 stand. Nach der jetzigen Vorlage sind Subalternbeamte mit einem Ginko von 4200 MÆ ausgeschlossen. Dazu gehört ein großer Teil der Sub⸗ alternbeamten, jz. B. die Lehrer an den Baugewerkschulen, Rendanten der Hauptkafsen, Oberlehrer bei den Seminaren, Polijeiinspektoren, Vermessungsbeamte usw. Es wird in der Kommission noch darüber zu sprechen sein, obzdiese Härte für die Subalternbeamten mit einem böheren Maximalgebalt nicht zu beseltigen ist. Es ist doch nicht zu übersehen, daß auch solch⸗ Beamte, die ihre Sohn: auf höhere Schulen schicken und auch sonst für ihre Kinder erhebliche Ausgaben haben, die . mindestens ebenso gebrau die Subalternbeamten. die höchstens 4200 M bejiehen. Die Be⸗ stimmungen über die Teuerungsjulagen für die Lehrer und Geistlichen bedürfen nach unserer Meinung noch einer eingehenden e 1 63 Dr. Friedberg (ul.): Wir bedauern, daß die Vorlage
n
kommen Hilt macht. Nur wenige Kategorlen der mittleren Beamten erreichen dieseg Endgehalt, und ich sehe nicht ein, warum nicht wenigftens diejenigen höheren Beamten miteinbe ogen 3 deren Ge⸗ halt bie her 4200 1 beträgt oder darunter bleibt. Am meisten bedauerlich
mmen
n können, wie
ist aber, daß in diesem Entwurf den Beamten, die eben erst im Etat für 1967 eine kleinere Aufbesserung erfahren haben, aus diesem Grunde die Zulage vorenthalten ist. Sie würden dadurch nicht besser gestellt werden als das Gros der übrigen Beamten, sondern sie haben durch die Aufbesserung erst eine gzewisse Gleich sellung erlangt; sie sollten also bier auch berücksichtigt werden. Es handelt da speziell um die Eier err e , die den Post⸗ assistenten gleichgestellt worden sind. Die Postassistenten im Reiche bekommen alle die Teuerungszulage, die Eisenbahnassistenten sollen sie nicht erbalten. Es ist uns immer gesagt worden, wir müßten pari passu mit dem Neiche vorgehen. Diese Art des Vorgehens wird hier vollkommen vermißt. Bezüglich der Lehrer geht die Vorlage davon aug, daß alle Lehrer die Zulage er⸗ balten sollen, deren Grundgehalt 1200 S beträgt. Das bedeutet ein Endgehalt von 2280 - 3006 S; während man also bei den Staats⸗ beamten bis zu 4200 6 geht, steigt man bei den Lehrern so weit herunter. Das ist nicht nur eine materielle, sondern auch eine moralische Benachteiligung und Kränkung der Lehrer. Ueberhaupt ist die mechanische Feststellung nach dem Grundgehalt höchst unzweck⸗ mäßig; stößt an eine Gemeinde mit dem Lehrergrundgehalt von 1200 ½ eine andere Gemeinde, wo dieses Grundgehalt 1250 beträgt, so bekommen die Lehrer in dieser Nachbargemeinde vom Staate keinen Pfennig. Nicht das Grundgehalt, sondern das Endgehalt hätte als Kriterium aufgerichtet werden sollen. Die Anknüpfung an das Grundgehalt ist auch deshalb verfehlt, weil datselbe Grundgehalt in den verschledenen Gegenden ganz etwas anderes bedeutet, etwas anderes im Osten als in den Industrie⸗ emeinden des Westeng. Sehr bedenklich ist ferner die Be— e r. auf die Gemeinden unter 25 Schulstellen. Eg heißt, die Gemeinden mit über 25 Schulstellen könnten die Sache selbst machen. Hier handelt es sich aber doch um eine Regelung für das ganze Land. Es gibt Gemeinden mit mehr als 25 Schulstellen, die ein noch niedrigeres Grundgehalt gewähren und doch leistungsfähig sind, und solche, die ein höheres Grundgehalt gewähren und dennoch nicht als leistungsfähig erscheinen. Mindestens sollte überall da, wo der Staat einen a l leistet, auch die Zulage ge⸗ währt werden. Der e, ter verwies auf die Reserven der Gemeinden. Wo stecken diese, wo sollen sie diese hernehmen? Sollen sie etwa einige Monatsraten mehr Einkommensteuer erheben? Alle diese Unstimmigleiten bewelsen aufs neue, ein wie außer- ordentlich schwerer Fehler es von der n. war, daß sie die Besoldunge vorlage nicht rechtjeitig einbrachte. 45 000 Lehrer werden berücksichtigt, 35 000 gehen leer aus. Hätte man auch hier die Grenze bei 4209 ½ gezogen, so würden statt Z Millionen 12 erforderlich sein, da3z war der ganze Unterschied. Auch die Lehrerinnen sind nicht genügend berücksichtigt; man hat bei ihnen das richti Prinzip des Gehaltsverhältnisses von 80: 100 verlassen. großen ganzen ist die Vorlage ein Stückwerk schlimmster Art, das wir in der Budgetkommission zu verbessern uns bemühen werden, für das wir die Verantwortung nicht tragen können. Hoffentlich wird im Herbst alles wieder gut gemacht und den Beamten das gegeben, worauf sie Anspruch haben.
(Schluß des Blattes.)
Nr. 13 des Eisenbahnverordnungsblatts“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 28. Mär; d. J., hat folgenden Inhalt: Allerhöchste Konzessionsurkunde vom 2. März 1908, betreffend die Augdehnung des Kerkerbachbahnunter⸗ nehmens auf den Bau und Betrieb einer Roll⸗ und Seilbahn von Heckholjhausen nach Obertiefenbach durch die Kerkerbachbahnaktien⸗ gesellschaft. — Scheckgesetz. Vom 11. Mär 1908. — Bekannt⸗ machung des Reichskanzlerß vom 5. März 1903, betreffend Aenderung der Militärtrangportordnung. — Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 9. März 1808, betreffend Aenderung der Anlage B jur Eisen⸗ bahnverkehrgordnung. Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 18. März 1908, betreffend staatliches Aufsichtsrecht über die Roll⸗ und Seilbahn von Heckholihausen nach Obertiefenbach, vom 23. März eo 2 Auslegung dies Begriffs „Kriegsteilnehmer'. —
achrichten.
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Organisation der deutschen Privatangestellten hat in der jüngsten Zeit, in der wichtige Fragen für die Exlstenz und Zu⸗ kunftssicherung dieser Berufsklasse zu eingehenden Erörterungen geführt haben, einen bedeutenden Aufschwung genommen. In der Sozialen Kultur“ (1808, Märzheft) bringt A. Ennasch eine Zusammenstellung, die die Zahl der organisierten Privatbeamten auf 553 436 feststellt. Es entfallen hiervon auf 17 kaufmännische Verbände 473 539, auf 11 technische Verbände 1068 476, auf 9 Verbände der Bureauangestellten 13 450, auf 4 landwirtschaftliche Verbände 14416 und auf 7 ver⸗ mischte Verbände 43 555. Unter letzteren befindet sich auch der Deutsche Privatbeamtenverein · (Sitz in Magdeburg) mit 23 002 Mitgliedern.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Faß⸗ und Flaschenbierarbeiter Leipzigs beschäftigten sich, der Lpz. Itg. zufolge, in einer Versammlung mit dem neuen Lohn⸗ und Arbeitstarifvertragsentwurf, den die Brauereibefitzer den Braugehilfen und Brauereiarbeitern zur Anerkennung vorgelegt haben. Die Versammlung rũgte an diesem Entwurf, daß er in keiner 6 auf die e, . Rücksicht nehme, die von den Arbeitnehmern in einem von ihrer
tganisation ausgearbeiteten und dem Prinzipalsverbande schon vorher unterbreiteten Tarifentwurf aufgestellt worden seien. Man behauptete sogar, der neue Prinzipalstarif enthalte Bestimmungen, die den bis—« . en Arbeits- und Lohnverhältnissen gegenüber ungünstiger seien.
* langer, meist abfälliger Besprechung der einzelnen Tarifbestim- mungen erklärte die Versammlung in einer Resolution den Entwurf der Brauereibesitzer für unannehmbar und beauftragte die Tarifkommission, neue Verhandlungen mit der Prinzipalsverbandsleitung einzuleiten, um einen beide Teile befriedigenden Tarif zustande zu bringen. Bei
etwaiger ablehnender Haltung der Arbeitgeber soll eine neue Ver⸗
.
.
der Teuerunggzulagen bei den Beamten mit 4200 S Ein⸗
sammlung über die weiteren Maßnahmen endgültig beschließen.
Aus London wird dem W. T. B.“ telegraphiert: Der Ver⸗ mittlung⸗ und Schiedsgerichteausschuß der schottischen Eisen⸗ industriellen hat beschlofsen, im Hinblick auf die Verkaufgpreise seit Beginn des Jahres die Werkbesitzer ju ermächtigen, eine Lohn⸗ herabsetzung um 7 0 eintreten zu lassen.
In Turin fa wie die Frkft. Itg. erfährt, 12 0900 Arbeiter der Maschinenfabriken und verwandter Industriezweige wegen eines Streites über die Arbeitsordnung ausständig.
In den Baumwollspinnereien der Neuengland⸗ staaten ift, wie dem W. T. B.“ aus Boston gemeldet wird, eine zehnprozentige Lohnverküriung in Kraft getreten, von der 120 000 Arbeiter vom 6. April ab betroffen werden.
Runst und Wissenschaft
Dag Direktorium des ,, . Instituts der Uni⸗ versität Berlin bat den Beschluß gefaßt, dem Deuts chen Museum in München die 250 Jahre alten Originalapparate von Otto von Guericke ju überlassen. Die Luftpumpe von Otto von Guericke ist für die ganze Welt einer der wichtigsten Marksteine in der Ge- schichte der Pbysik. Für das Deutsche Museum baben diese Apparate noch den besonderen Wert, daß ihre Erfindung sowie die großartigen
mit der Luftpumpe auggeführten Versuche den Anfang der experi⸗ mentellen Physik in Deutschland bejeichnen. Die Driginalapparate werden demnächst im Saale Mechanik an Stelle der bereits vor⸗ handenen Nachbildungen Aufftellung finden. .
Am Sonntag hielt der Geheime Regierungerat, Professor Dr. Reinke aus Kiel seinen dritten Vortrag zum Besten der Kolonial ⸗Frauenschule in Witzenhausen über das Thema Der Kampf der Weltanschauungen“. Vortragende ging von der Berechtigung aus, die in dem Bestreben der Menschheit liege, eine Lösung der sie umgebenden Welträtsel zu versuchen. Das Sehnen nach einer solchen Lösung sei von jeher lebendig gewesen und der Kampf, der sich heute befehdenden beiden Grund⸗ anschauungen des Materialigmus und des Idealismus sei ebenso alt. Der Vortragende bekannte sich offen ju diesem und versuchte seine Stellungnahme 6 begründen. Man dürfe bei seinem Bemühen, sich eine Weltanschauung aufzubauen, nicht außer acht lassen, daß jede Weltanschauung schli Flsch auf perfönlichem, subseitiven Empfinden beruhe, daß also Bescheidenheit und Duldsamkeit , m. ahweichenden Ansichten hier durchaus am Platze sei. . des Materialigzmus, den der Vortragende Nachtansicht nannte, im Gegensatz zu der rn des Lebens, die der Idealismus biete, fußt Professor Dr. Reinke auf der Ansicht, daß der Materialgmug aus dem Grunde keine befriedigende Erklärung der Welt⸗ und Lebeng⸗ probleme bieten könne, weil er viel zu beschränkt sei, um in die Höhen und Weiten ju dringen, die das Menschenhirn und „herz ausfüllen könnten. Die Naturwissenschaft allein reiche nicht aus zur Bildung einer Weltanschauung. Alle naturwissenschaftliche Erkenntnis beruhe ausschließlich auf der Erfahrung, der sinnlichen Wahrnehmung. Das Prinzsp der Entwicklung des Naturgeschehent sei hier oberstes Gesetz, einer Entwicklung, die einen An⸗ sang und ein Ende kenne. Dag intellektuelle Streben des Menschen sei zeitlos und grenjenlog. Das ganze Gebiet des Uebersinnlichen, bekannt als Sittliches, unbekannt als Trans⸗ zendentales — i über die Grenzen des Naturerkenneng kbinaus, sei in das Naturgeschehen nicht mehr einzuordnen und die Naturwissenschaft, deren Aufgabe es sei, das Gesetzmäßige zu erforschen, stehe den Gründen und Ursachen dieser Gese ö völlig ratlos gegenüber. Das sei die Grenze, an der sich der Mensch, unbefriedigt von der Unzulänglichkeit des bloßen naturwiffenschaftlichen Erkennens, der Spekulation und dem Glauben zuwende. Er erkenne über allem scheinbar Willkürlichen eine sittliche Weltordnung und das Gesetz der Kausalltaͤt, das nicht aus der zufälligen Entwicklung der Materie, sondern auz einem sielbewußten Weltwillen ju erklären sei. Im weiteren Verlauf wandte der Vortragende sich D die Behauptungen, daß jwischen n ft und Religion ein feindlicher Gegensatz bestebe und daß die ethischen Grundlagen der christlichen Weltanschauung unvereinbar seien mit den Ergebnissen der Natur⸗ forschung. — Bie drei Vorträge, die der Professor Dr. Reinke in der Singakademie gehalten hat, werden demnächst als Heft 4 seiner natur⸗ wissenschaftlichen Vorträge bei Eugen Salzer in Heilbronn (jum Preise von 1 6, kart. 1,50 S) erscheinen.
In Leipjig ist gestern der Gebeinrat und Domherr des Hoch— stifts Meißen, Dr. theol. et phil., Senior der theologischen Fakultät und der Gesamtuniversität, Professor Gustav Adolf Fricke im Alter von 86 Jahren verstorben. Ein Leipziger Kind, widmete sich
ricke in seiner Vaterstadt dem Studium der Theologie, wurde 1846 riwatdoßent und 1849 außerordentlicher Profeffor. 1851 folgte er einem Ruf an die Uniersität in Kiel, von wo er im Jahre 1865 wieder nach Leipzig zurückkehrte und dort ver⸗ blieb. Bei seinem 70 Geburtgtage wurde er Ehrenbürger dieser Stadt. Von seinen zahlreichen Schriften seien er— wäbnt: Kirchengeschichte' (1850), „Die Erhebung jum Herrn im Gebet“ (is61). „Das exegetische Problem im Briefe an die Galater 3, 20 (is80), Metaphysik und , . in ihrem gegenseitigen Verhaltnis (i882), ‚Ist Gott persönlich? (1895). In weiten Kreisen war der Verstorbene auch durch seine Tätigkeit im Zentralvorstand des Gustav Adolf ⸗Vereins bekannt.
Literatur.
Himmelsbild und Weltanschauung im Wandel der Zeiten. Von Professor Troels Lund. Autorisierte, vom Ver—⸗ fasser durchgesehene Uebersetzung von Leo Bloch. Geb. 5 M (Verla von B. G. Teubner in 22 — Ein ganz eigenartiges, 1 interessantes Buch. Es bietet nicht die uh. e, ,. eines streng sachlichen , . vielmehr den frischen Erguß einer tief und warm fühlenden Menschenseele. Erlebt ist der Inhalt des Werkes, nicht nur erforscht. Unter der Maxime: Das Leben ist Wachstum, alles ist nur ein Glied im Ganzen, dem Wachstum nach oben, jum Lichte, u Gott — gibt der Verfasser als Ergebnis gründlicher Forschungen einen Ueberblick über die Entwicklung unserer Wellanschauung vom Anbeginn der Zeiten bis auf unsere Tage, wie sie abhängig ist von dem Welt. oder Himmelsbild, das jede Zeit sich gemacht. Das tut er in so glänzender, oft begeisternder Sprache, daß der Leser auf den Höhen seiner lichten Betrachtungsweise wie in lenkbarem Luftschiffe diesem kundigen und geistreichen Führer mit Lust folgt durch Asien, Afrika und Europa, von den Babyloniern und Aegyptern zu den Chinesen, Juden, Griechen, Arabern, über Christentum und Islam, durch Altertum und Mittelalter bis in die Neuzeit hin. Und wie auf einer gesicherten Luftschiffahrt drunten auf Erden die Landschaftsbilder in verschiedener Gestalt, Beleuchtung und Charakter vor den Blicken des aufmerksamen Betrachters wechseln, so ähnlich nimmt der auf dem Geistesfluge durchs Weltenbild hineilende Mitforscher des kundigen Führers im großen Himmelsbilde die verschiedensten Zeitbilder unter stets wechselnder Be⸗ leuchtung wahr: Glieder einer von unten nach oben, zum Licht, zu Gott hinsteigenden Kette der Weltanschauung, bei welcher Betrachtung. weise die Ueberjeugung geweckt wird, daß jede Zeit ihr eigenes Himmelsbild, ihre eigene Weltanschauung hat. — Besonderg verweilt die Betrachtung bei dem Zeitbilde des 16. Jahrhunderts, in dem sich die Bestandteile der mittelalterlichen und der neuzeitlichen Weltanschauung in interessanter Weise mischen, und jzwar be⸗ leuchtet er zunächst die ‚Entstehung der Bestandteile der Welt- ans . des 16. Jahrhunderts und zeigt sodann die Mischung der Besfandtelle der Weltanschauung des 16. Jahrhunderts.“ Im ersten Ab- schnitt fesseln den Leser besonders die Kapitel: Der Ursprung des Lichte. Die Sternkunde der Chaldäer. Sterndeutung. Zarathustra. Budr ha. Teufelsglauben und Sterndeutung. Konfuzius. Dreieinigkeit bei den Aegyptern. Die Juden und ihr unsichtbarer Nationalgott. Messiatz⸗ idee. Die Griechen und das Weltenkunstwerk. Alexander der Große. Jesus von Nazareth und die neue Macht: die Liebe. Pauli Abstand von Christi Lehre. Im jweiten Abschnitt: Die Renaissance auf dem Gebiete der Philosophie und Naturwissenschaft; der Reformation auf dem Gebiete des religlösen bens steht hier gegen⸗ über eine mystische Weltanschauung:; die Verbreitung der Sterndeutung und der Teufelsglaube. — Bis hierher alles anschaulich und klar. Doch unter der Aufschrlft Auflösung und Neubildung in der Neujeit“ erscheint mancher Zug in der Weltanschauung der Gegen⸗ wart, die von dem Gedanken an die Unendlichkeit des Weltalls be—⸗ herrscht wird, wie die Auffassung vom Wert dez Glaubeng, von der Lehre vom Gottessohn u. a. in gewissem Nebelschleier. Dennoch wird das Buch als Ganzes dem Leser, der für die Geistesentwicklung der Menschheit Sinn und Interesse hat, viele Anregung bieten.
— Franz Söhns: ‚Unsere Pflanzen“, ihre Namengerklärung und ihre Stellung in der Mythologie und im Volksaberglauben, mit Buchschmuck von J. V. Cissari. 19607. (Verlag von B. G. Teubner in Leipnig.) — Der Verfasser, dessen Heimat der deutsche Wald um⸗ 6 u früh schon lebhaftes Interesse für die lieblichen Kinder im Walde und Flur eingesogen, bald auch für ihren Namen, erst zwar zunächst für den durch dag Lehrbuch sozusagen versteinerten, dann aber mehr noch für die Volksbenennung der Pflanze, die oft viel be⸗