der alten preußischen Sparsamkeit die Rede. Ich möchte das alte schöne Studentenlled dahin ändern: O, alte preußische Sparsamkeit, wohin bist du geschwunden, wie liegst Du uns so weit, Du wirst nicht mehr gefunden; vergebens spähe ich umher, ich finde Deine Spur nicht mehr.. Möge die Regierung recht bald eine mutatio rerum eintreten lassen. Wir haben jetzt in der Staattkasse Ebbe. Bei den Staats.
bauten könnten sehr große Summen gespart werden, ohne daß das n
dem Zweck der Gebäude den geringste bruch täte.
Minister für Landwirtschaft 2c. von Arnim:
Ich stimme dem Herrn Grafen von der Schulenburg darin voll- kommen zu, daß bei den Bauten der Domänenverwaltung durchaus gespart werden muß und daß man vor allen Dingen nicht allzu massip und für ewige Zeiten und damit zu teuer bauen soll. Die Verhält⸗ nisse ändern sich und damit auch die Anforderungen. Aus diesem Grunde habe ich gerade auch die Frage der Bauten bei der Domänen⸗ verwaltung in den Kreis meiner besonderen Aufmerksamkelt gezogen. Wir verhandeln schon lange darüber, auf welche Weise man ju einer Aenderung und Besserung der gegenwärtigen Zustände kommen kann. Was den speziellen Fall anlangt, den Herr Graf von der Schulenburg vorgebracht hat, so scheint die für die Gebäude ausgeworfene Summe ja relativ hoch zu sein. Eg liegt das daran, daß einmal für alle Wohnungen Kuhställe vorgesehen sind und ganz besondere Kosten für Nebenanlagen gefordert wurden. Die Häuser an und für sich kosten 18 000 S und dienen für 4 Familien, es kommen also auf die Familie 4500 4 Das ist der Satz, auf den wir in den fetzten Jahren immer gekommen sind. Es ist dabei zu
berücksichtigen, daß alle Nebenleistungen, wie Fuhren, mit einbegriffen
sind. Kuhställe sind mit 6000 M pro Stück veranlagt, und für Neben⸗ anlagen sind 2550 pro Haus in Aussicht genommen. Ich habe leider die einzelnen Unterlagen nicht hier, da ich nicht gewußt habe, daß die Sache zur Sprache gebracht würde, und kann daher nicht angeben, woher es kommt, daß in den hier besprochenen Fällen so verhältnis⸗ mäßig große Summen für Nebenanlagen eingesetzt worden sind. Wenn Herr Graf von der Schulenburg die Güte gehabt hätte, mich vorher zu benachrichtigen, so wäre ich in der Lage gewesen, die nötigen Unter⸗ lagen zur Hand zu haben.
Oberbũrgermeister Dr. Bender⸗Breslau: Ich stimme im allge⸗ meinen dem Grafen Schulenburg zu, aber in bezug auf die guhnh f gebäude und die Justizgebäude kann ich ihm nicht zustimmen. Bei den Justizgebäuden vermißt man die notwendige Rücksicht auf das Publikum, und daß der Juftizfiskus Luxus mit seinen Gebäuden triebe, kann man nicht behaupten. Die Bahnhofsbauten müssen geräumig und bequem angelegt werden. Die tüchtigen Baumeister lassen übrigens jeden unnöligen Zierat fort. Die Häuser, die der Staat für seine Arbeiter errichtet, müssen gut und dauerhaft gebaut werden. Man soll aber nicht den Städten ungerechtfertigte Vorwürfe machen. ir müssen überall dahin kommen, daß die Arbeiterfamilie zwei Zimmer für sich hat. Graf Mirbach klagte, daß der Staat zu hohe Löhne jahle. Der Staat muß aber in der Hebung der Arbeiterklasse voran⸗ gehen; er darf nicht den Arbeiter nehmen, der den geringsten Lohn verlangt. Die Wohnungen auf dem Lande sind mangelhafter als in der Stadt. Sollen wir nun dem Staat in den Arm fallen, wenn er bessere Wohnungen errichten will? Ich begrüße es mit Freude, wenn die Arbeiter bessere Lohne und bessere Wohnungen bekommen.
Graf von Mirbach: Es gibt auch in Berlin noch sehr einfache Verhältnisse, ich frühstücke auch in Berlin noch am ungedeckten Tisch, bei Habel unter den Linden. Der Staat muß sparsamer wirtschaften, denn er wirtschaftet auf Kosten der Steuerjahler. Der reiche Privatmann kann wirtschaften, wie er will, aber der Staat hat die moralische Veipflichtung, seine Ausgaben so einzurichten, daß sie den Steuern der Untertanen entsprechen. Ich habe nicht von hohen Löhnen gesprochen, sondern von exorbitanten. Wir leben unter einem verhängnisvollen Luxus auf allen Gebieten, es könnte nichts schaden, wenn wir allAe wieder zur Einfachheit zurückle zen wollten. Und der Staat muß zunächst innerhalb seiner Grenzen bleiben.
Der Gestütetat wird bewilligt.
Der Etat der Ansiedlungskommission und der Etat der preußischen Zentralgenossenschaftskasse werden ohne Debatte bewilligt.
Es folgt der Etat des Finanzministeriums. Berichterstatter Oberbürgermeister Ehlerg⸗Danzig referiert über die Kommissionsverhandlungen und beantragt namens der Kommission folgende Resolution: die Regierung zu ersuchen, 1) bei Aufbesserung der Dienstbesüge der Beamten, Geistlichen und Volksschullehrer gleich- zeitig für Beschaffung ausreichender Deckungsmittel, soweit nötig, durch entsprechende Ergänzung der dauernden Staatseinnahmen, Sorge tragen zu wollen, 2) der Einführung von direkten Steuern im Reich entgegenzutreten.. Ferner beantragt der Berichterstatter, über eine Peti⸗ tion vom Verein der Reichs⸗, Staats. und Kommunal-Ruhegebalts, Witwen! und Waisengeldempfänger zu Bromberg um Erhöhung der Ruhegebälter und Reliktenbezüge und Gewährung einer Ostmarken⸗ zulage an per sionierte Beamte zur Tagesordnung überzugehen. ᷣ SBISraf von Mirbach: Aus einer Tabelle, durch deren Aufstellung sich Herr von Dziembewsli großes Verdtenst erworben hat, über das Staatesteuersoll auf dem platten Lande und in den Städten i der letzien 15 Jahre bis 1905 ergibt sich, daß ich mit meiner früheren Darstellung von dem Zurückbleiben des Einkommens in der Provinz Ostpreußen vollkommen recht gehabt habe, ganz besonders in den Landgemeinden. Es hat sich zwar eine kleine Steigerung vollzogen, aber in der Relation zum Westen sind wir erheblich zurück geblieben. Wir sind daher bei den Anforderungen an Schulen usw. in äußerst schwieriger Lage mit unserer Prästationsfähigkeit. Ez liegt eine große Härte darin, daß bei uns die Grundsteuer als Maßstab herangezogen wird, z. B. bei den Schullasten, denn die Verschuldung ist bei uns viel größer als im Westen. Man sollte sich nur auf die Einkommensteuer stützen. — In einem Vorschlage von mir vor einigen Jahren, den ich dem Finanzminister zugeschickt babe, und der sich spenell auf Ostpreußen bezog, habe ich auf eine leicht er⸗ bältliche höhere Einnahme hingewiesen, namentlich durch Einführung der Staffeltarife für Holz, die die Regierung beschließen kann, ohne das Parlament zu fragen. Bedauerlicherweise hat man die Getreide staffeltarife aufgehoben. Daraus könnte die Staatskasse eine Rein⸗ einnahme von 10 Millionen haben und weitere 10 Millionen aus den Staffeltarifen für Hol nur bis an die Elbe heran.
; * Beger: Die Finanzwirtschaft des Reiches ist seit Jahren eine so unglückliche, die Ausgaben für Armee und Flotte steigen der⸗ maßen, daß man schon die 120 Millionen im Juliusturm heranziehen möchte. Das Reich ist auf in direkte Steuern hauptsächlich angewiesen, und diese sind ja keineswegs erschöpft. In keinem anderen Staate sind Tabak und Spiritug so niedrig herangezogen worden wie bet ung. Solche Luxussteuern treffen niemand, der sie nicht tragen will. Die Finanzlage in Preußen ist ja noch gesund, aber der gesunde Grundsatz von 1892. Betriebsmittel für die Eisenbahnen auf Anleihen zu entnehmen, ist schon in diesem Jahr durchbtochen worden. Wenn auch hier Vernachlassigungen früherer Jahre gut zu machen sind, so läßt sich doch bei der Steigerung des Betriebs koeffizienten von od auf 68 ,, nicht absehen, wie man zu der früheren soliden Grundlage wieder zurückkehren kann. Die Parlamente sind eigentlich berufen, die Regierung zu kontrollieren, leider ist das jetzt fast umgekehrt, die Regierung wird zu neuen Ausgahen gedrängt, und wenn sie Deckungsmittel verlangt, so sind die Abgeordneten nicht zu Hause, Im Zusammenhang mit der Anleihewirtschaft stebt der schlechte Kurs unserer Siaatspapiere. Ich möchte den Minister bitten, bei der nächsten Anleihe den Zinsfuß nicht so ängftlich zu bemessen, damit Bantieis und Publikum verdienen
können, und unsere Staatspaplere wieder gern aufgenommen werden. Bei den Gemeinden tritt ja leider dieselbe len n me m . und mehr zu Tage. en festhalten daran, daß Ausgaben nur zu
illigen d, wenn Deqgunggmittel dafür vorhanden sind,
und wir müssen unserem Finanzminister 3 n,. ) ö e un eibt. es⸗
damit die Einführung direlter Steuern im Re ter halb empfehle ich Ihnen die Resolution unserer Finanzkommissson. Qberbüũrgermeister Körte⸗Königsberg: Der Herr Finanzminister hat sich bei früheren Gelegenheiten gegen die Finanzwirtschaft der kö eg gh nh. . ommunen n mmer wäre als im Reich. Die Ko machten Ausgaben aus Anleihen für Zwecke, 6 nützlich, 6. uh notwendig seien, Ich glaube nicht, daß durch solche Auslaffungen 26 . 53 . ien n, 3 Städte haben aber n für ulen und Gesundheitszwecke zu Grund gesetzlicher Vorschriften. Wenn = , n, greifen mußten, so geschieht es, weil die Anforderungen gewachfen
sind. Aus Anleihen werden auch wirtschaftliche Betriebe er⸗
richtet, die aber einen Nutzen abwerfen; hiergegen kaum Bedenken erhoben werden. Ein weiterer sehr wesentlicher Teil kommunaler Anleihen entfällt auf die Än= lage von Staatzinstituten, z. B. Gymnasien, Kunstakademien. 63 stellt der Staat gewisse Ansprüche, und es findet ein gewiffer
ettbewerb verschiedener Kommunen statt. In Königsberg besspiels—⸗ weise können wir nicht umhin, den Grund und Boden für den Neubau der ältesten Kunstakademie in Preußen unentgeltlich herzugeben. Aehnlich liegt es für uns mit der Kunstgewerbeschule in Königsberg, die uns 500 go S zirka kosten wird, die wir unmöglich aus laufenden Mitteln aufbringen können. Der Königsberger Bahnhof muß um— gebaut werden, aber bei 200 ͤ/g Kommunalsteueraufschlag können wir 3 Millionen für Grunderwerb nicht anders als durch Anleihe decken. Ich möchte daher den Minister bitten, die Verhältnisse zu unterscheiden; was Düsseldorf leicht möglich ist, kỹnnen wir in Königs⸗ berg nicht. Hier muß von allgemein gültigen Verwaltungsmaßregeln abgesehen werden. .
Finanzminister Freiherr von Rheinbaben:
Meine Herren! Ich werde mich bei der vorgerückten Stunde um so kürztr fassen können, als die Ausführungen des Herrn Oberbürger⸗ meisters Körte, die sich über die steuerliche Entwicklung in den Ge⸗ meinden verbreiteten, eigentlich mehr zu dem Etat des Innern als zu meinem gehören. Ich möchte aber nicht unterlafsen, zuvor Exzellenz Becker den wärmsten Dank dafür auszusprechen, daß er mich in dem Bestreben, nicht in eine übermäßige Schuldenwirischaft zu geraten, bestens unterstützt hat. Herr Oberbürgermeister Körte sagte, meine Ausführungen über die Zunahme der Verschuldung in den Kommunen hälten dazu geführt, die kommunalen An— leihen zu dellassteren. Eine solche Absicht hat mir völlig fern ge— legen, denn ich habe mich nicht ausschließlich oder nicht in erster Linie gegen die Zunahme der Anleihewirtschaft in den Kommunen ausgesprochen, sondern in erster Linie gegen die Anleihewirtschast im Staat, und habe also naturgemäß weder die Absicht gehabt, die staat lichen Anleihen noch die kommunalen zu deklassteren. Aber darauf hinzuweisen, daß die Anleihen auch in den Kommunen in bedenklichem Maße junehmen, habe ich nicht nur für mein Recht, sondern auch für meine Pflicht gehalten. Wollen Sie bedenken, meine Herren, daß in den letzten neun Jahren die Gemelnden nicht weniger als 14 bis 1500 Millionen neue Anleihen aufgenommen haben, und wenn Sie dazu die Anleihen der Kreise und Provinzen hinzunehmen, so er⸗ gibt sich eine Steigerung der Anleiheschuld in weiterem Sinne um etwa 2 Milliarden in den letzten neun Jahren. Daß eine solche Zu⸗ . der kommunalen Schuldenlast bedenklich ist, muß ich aufrecht⸗ erhalten.
Herr Oberbürgermeister Körte wies darauf hin, daß die Städte zum Teil von den Aufsichtsinstanzen gedrängt würden, in hygienischer und sozialer Hinsicht sehr weit zu gehen. Ich wlll das nicht voll— kommen in Abrede stellen. Ich glaube, daß in bester Absicht die Grenzen der Leistungsfähigkeit nicht immer so be— rücksichtigt werden, wie es wünschenswert wäre; aber das ist doch nur die eine und die geringere Selte der Sache. Die Hauptsache liegt meiner Ansicht nach darin, daß nicht in allen Kommunen die richtigen Grundsätze für die Verteilung der Ausgaben auf den Etat und auf die Anleihen bestehen, und daß man sich aus Bequemlichkeit, aus Rücksicht auf die Forderungen des Tages — es ist ja viel leichter, den Anleiheweg zu beschreiten als den Kem⸗ munalsteuerweg — sich lieber dazu drängen läßt, den Weg zu neuen Anleihen zu beschreiten. Ich habe früher große Städte gekannt, die selbst die Bauten für Volksschulen auf Anleihen nahmen. In meiner Tätigkeit als Regierungspräsident ist es mir wiederholt vor gekommen, daß große Städte selbst solche Kosten durch Anleihen aufbrachten. Aber ich gehe noch weiter. Nicht nur das würde ganz ungehärig sein, das wird Herr Oberbürgermelster Körte mit mir anerkennen, sondern ich glaube auch, daß größere Städte selbst höhere Schulen, wie Bürgerschulen, und noch gehobenere Schulen, wie Gym⸗ nasien, nicht mehr auf Anleihen nehmen dürfen, weil diese Kosten für die größeren Städte zu den laufenden, in gewissen Perioden immer wiederkehrenden Ausgaben gehören. Und doch finde ich in den Anleihe⸗ projekten der Städte massenhaft Anlelhemittel für solche Projekte vor⸗ gesehen, die meiner Ansicht nach immer wiederkehren und deshalb auch nicht durch Anleihen gedeckt werden können. Der richtige Weg, der sich allerdings nicht von heute zu morgen durchführen läßt, ist der, daß die Kommunen für solche Zwecke Fonds ansammeln. Ich erinnere daran, daß die Rheinprovinz kürzlich einen solchen Beschluß gefaßt hat: der Pro⸗ vinzialausschuß wird ersucht, in den Etataplan des Jahres 19609 für die Ansammlung eines Fonds zur Verminderung des Anleihebedarfs für regelmäßig wiederkehrende Bauten und Ausgaben einen Betrag von 10j0 der Provinzialabgabe einzustellen. Das ist der Weg, auf dem in langsamer Arbeit die übermäßige Verschuldung in den Kom munalverbänden eingeschränkt und die Fonds allmählich angesammelt werden können, um die Belastung des Anleihemarktes einzuschränken.
Dann hat Herr Oberbürgermelster Körte eine große Anzahl von Lokalschmerzen vorgetragen und hat die Anschauung vertreten, daß eine Stadt von der geringeren Leistungsfähigkelt Könige— bergs mit einem milderen Auge angesehen werden müsse als die wohlhabenderen Städte wie Frankfurt am Main, daß die Regel, alle Slãdte gleichmäßig heranzuziehen, nicht aufrechtzuerhalten sei. Eine solche Regel besteht nicht. Und es ist selbstversändlich, daß bei der Beteiligung der Städte an Maßnahmen und Bauten, wie der Kunst⸗ akademie in Königsberg und dem Bahnhofsumbau in Königsberg, die Leistungsfähigkeit der Städte entsprechend berücksichtigt wird. Das haben wir immer getan, und ich glaube, auch der Herr Oberbürgermeister Körte wird mir bejeugen, daß ich spenell bel derartigen Maßnahmen der nicht starken Leistungsfähigkeit von Königsberg gern und willig Rechnung getragen habe. Ich darf an den Masurischen Kanal erinnern, der Sie in den nächsten Tagen
gemeint, daß die Anleihewirtschaft bei den
sie da auch zu Anleihen
ł — es können also ist. (Braboh z
teschäaftigen wird, wo wir, abtoelchend von den Grundsätzen, vie wir
sonst allgemein aufgestellt haben, von den Interessenten keine Garantie für die Unterhaltungskoslen gefordert haben, keine Anteilnahme an den
Grunderwerbskoften, die nicht hoch
Anforderung der 5 Aber daß eine Stadt wie Könige berg
beschränkt worden. bei solchen Maßnahmen wie die gewerbeschule, einer Kunstakademie, die doch in erster Linie ihr zugute kommen, einen ihrer Bedeutung entsprechenden Beitrag zu leisten hat, und nicht die Gesamtheit der Steuerzahler, die gar kein Interesse daran haben, allein die Kosten tragen, — das ist, glaube ich, eine Forderung der Billigkeit. Ich meine, so wird sich steis der Weg einer Verständigung finden lassen, wie er bisher gefunden worden
Oberbürgermeister Dr. Len tzeMagdeburg: Der Fiskus selbst treibt am meisten die Städte zu Ausgaben, denn er ist der Stärkere. Wie soll aber die Möglichkeit geschaffen werden, daß den Beamten⸗ , wenn die Vorlage im Herbst kommt, rückwirkende Kraft vom 1. April gegeben wird? Für den Staatssäckel mag das gehen, aber die Städte haben jetzt ihre Etats ausstellen müssen, ohne Kennt⸗ nis davon, was sie noch dafür aufzubringen haben werden. Viele Gemeinden haben für ihre höheren Lehranftalten Staatszuschüsse, oft unter der Bedingung, daß die Städte an ihre Lehrer dieselben Be⸗ soldungen zahlen müssen, wie der Staat. Diese Städte 236 also ihre Oberlehrer ebenfo bezahlen, wie der Staat sie nach der Gehalte⸗ erhöhung bezahlen wird. Die 5 wird sein, daß die Städte das neue Etatzjahr mit einem großen Defizit abschließen werden. Ich habe daher die ernstesten Bedenken, ob die Erklärung der Regierung über die rückwirkende Kraft bestehen bleiben kann.
Finanzminister Freiherr von Rheinbaben:
Ich kann die Bedenken des Herrn Oberbürgermelsters Dr. Lenze vollkommen verstehen und würde ihm sehr gern einen Weg angeben, wie die Gemelnden über diese Schwierigkeiten hinwegkommen könnten. Aber ich bin dazu außer stande; denn die Höhe der Sätze steht noch nicht fest, und es steht ferner nicht fest die Entwicklung, welche die Sache im Landtage nehmen wird. Ich bin daher außer stande, etwas näheres darüber anzugeben, um welche Summen es sich für die einzelnen Gemeinden handelt. Schwierigkeiten können für die Gemeinden aller⸗ dings eintreten, wenn, wie die Absicht vorliegt, die Gesetze rückwirkende Kraft bekommen. Ich glaube daher, die Gemeinden werden gut daran tun, sich mit einem Reservefonds auszurüsten und schon in diesem Jahre auf eine entsprechende Erhöhung der Kommunalsteuer bedacht zu sein. (Bewegung) Andere Mittel anzugeben bin ich im Augen4 blick außerstande.
Herr von Buch: Für die angemessene Besoldung der Beamten muß der Staat Sorge tragen, und eine Regierung verletzt einfach ihre Pflicht, wenn sie nicht rechtzeitig Anträge auf eine Erhöhung bringt. Aber die Sachen haben sich berschoben. In den Parlamenten, in der Presse läuft alles Sturm gegen die Regierung wegen der Grhõhung. Ich gebe zu, daß im einzelnen Falle ein wirklich warmes Herz für die Beamten mitspricht, aber im allgemelnen kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß dabei Wahlrücksichten mitspielen. Man sehe sich doch die Verhandlungen des Abgeordnetenhauses an. In der letzten Session wurde fast eine ganze Sitzung mit dem Zank unter den Parteien darüber zugebracht, welche denn eigentlich zuerst
des Slaates, der Regierung und die Disztplin der Beamten leiden. Es haben sich unter den Beamten Vereinigungen zu dem girl gebildet, in agitatorischer Weise Verbesserungen herbeizuführen.
ie Beamten vergessen vollkommen, daß sie Königliche Beamte sind; sie kommen nicht mehr vertrauensvoll zur Regierung oder zur vor⸗ gesetzten Behörde, sondern sie wenden sich mit Massenpetitionen an die Abgeordneten. Für verschiedene Beamtenkategorlen gibt es schon Abgeordnete, die eine Art Schutzgott für dlese Kategorien bilden. Piese Agitation, die dauernde Unzufriedenbeit hervor- rufen muß, weil diesen Ansprüchen die Regierung niemals folgen kann, jeigt z. B. der Ulk‘, die Beilage des Berliner Tageblattes“. Ba steht ein Bild: der Finanzminister sint am Fenster und trinkt Sekt; davor steht eine hungernde Beamtenfamilie, der Mann sagt zur Frau: Laß doch, lieber hungern, als betteln. Auf dem zweiten Bilde — Herbst 1908 — steht der Finanzminsster im Traueranzuge am Fenster und sagt zu der Familie, die traurig um den Sarg dez Mannes fleht: ‚Tröstet euch, meine Lieben, der Himmel hat es nicht gewollt, daß er den Tag erlebte, an dem er zu vernehmen hoffte, daß sein Jahreseinkommen um 11,75 6 erhöht ist. Es ist eine Niederträchtigkeit und Gemeinheit, ein solches Bild zu bringen. Ich fragte mich eist, ob ich einem solchen Schandbild die Ehre an⸗ tuen sollte, es hier zu erwähnen, ich habe es erst getan, nachdem die Presse sich von der „Kreuzzeitung“ bls zum Vorwärts“ als solidarisch erklärt hatte, als sie glauble, daß einer ihrer Vertreter im Reichstag beleidigt sei. Für diejenigen, die eine solche Schmutz⸗ schrift verbreiten, ist die Bezeichnung, die der Abg. Gröber ge⸗ brauchte, noch viel zu zart. Dasür gibt es ganz andere Ausdrücke. Wenn die Presse sich solidarisch erklärte, sollte sie auch dafür sorgen, daß nicht solche Gemeinheiten berbreitet werden, die uns im Auslande schaden und den Beamten den Eindruck machen müssen, als ob sie Partias wären. Ich hoffe, daß die Beamten sich durch diese Gemein⸗ heit nicht becinflussen lassen; der Finanmminister ist dagegen wehrlos.
Der Etat des Finanzministeriums wird bewilligt.
Ueber die erwähnte Petition geht das Haus zur Tages⸗ ordnung über. ; ö
Die Etats der Verwaltung der direkten Steuern, der Zölle und indirekten Steuern und der Lotterieverwaltung werden ohne Debatte bewilligt.
Beim Etat der Königlichen Seehandlung bemerkt
Graf von Mirbach: Dieser Etat hat im anderen Hause eine große Debatte hervorgerufen, aber dieses Haus wird einig darin sein, daß eine Erhöhung des Kapitals der Seehandlung erwünscht ist. Nicht einverstanden aber bin ich mit der Ansicht des Finanzministers gegen die Errichtung von Filialen in der Provinz. Diese Filialen würden lediglich mit den Bepositenbanken konkurrieren. Ich halte das Be⸗ denken, daß die Filialen wirtschaftliche Existenzen gefährden könnten, also nicht für gerechtfertigt.
Finanzminister Freiherr von Rheinbaben:
Meine Herren! Ich möchte der Auffassung des Herrn Grafen von Mirbach entgegentreten, als ob es in der Absicht der Staats—⸗ regitrung läge, das Kapital der Seehandlung neuerdings zu erhöhen. Ich glaube, der Heir Graf verwechselt dies mit der Preußenkasse (Z3ustimmung des Hern Grafen von Mirbach, wo allerdings elne Erhöhung beabsichtigt ist, während das Kapital der Seehandlung erst — ich glaube vor vier Jahren — auf 100 Millionen erhöht worden und somit als hinreichend zu bezeichnen ist.
(Schluß in der Dritten Beilage.)
Baulosten. Während sonft bei den groen Kanalproekten die ganzen Unterhaltskosten und ein Drittel der Baukosten von den Interessenten garantiert werden mußten, sind deren Leistungen hier lediglich auf die sind,
Gründung einer Kunst .
Filialen in den Provinzen in Tätigkeit zu sehen.
die Gehaltserhöhung beantragt habe. Darunter müssen die Autoritãt
zum Deutshhen Reichsanzeiger und Kr
M 78.
(Schluß aus der Zweiten Beilage)
Wag die jweite Frage, die Einrichtung von Filialen der See⸗ handlung in der Provinz betrifft, so ist dies von uns eingehend über⸗ legt und in der Finanzkommisston ausführlich erörtert worden. Es hat, möchte ich sagen, auf den ersten Blick etwas Verführerisches, nicht bloß die Zentrale in Berlin ju haben, sondern auch Ich will in⸗ dessen von der finanziellen Seite gar nicht sprechen, ob das Geschäft rätlich wäre oder nicht. Ich will mich nur mlt der sonalen und all. gemeinen Selte der Frage beschäftigen, und da glaube ich doch, daß der Anregung, solche Filialen zu errichten, erhebliche Bedenken all⸗ gemeiner Art entgegenstehen. Zunäͤchst ist hervorzuheben, daß wir dadurch in eine Kampfstellung ju den übrigen Großbanken geraten würden, eine Kampfftellung, die ich nicht für wünschenswert erachten würde, da wir den Wunsch haben müssen, mit ihnen, insbesondere auch bei der Begebung von Anleihen, in gutem Einvernehmen ju stehen.
Noch bedenklicher wäre es meiner Ansicht nach, wenn die Seehandlung dazu überginge, im Lande weithin Filialen zu errichten, weil dadurch die jetzt schon schwierige Position der kleinen Privatbanken und der kleinen Privatbankiers noch weiter ungünstig gestaltet würde. (Sehr richtig) Herr Graf von Mirbach sagte, diese Banken hätten keine Depositen. Meine Herren, ich halte das sür irrig. Die kleinen Banken und Bankiers haben mehr oder weniger alle Depofiten. Wovon sollen sie denn leben, wenn sie nicht Depositen haben, an die sich dann der übrige Veikehr — An⸗ und Verkauf von Werspapieren usw. — anschließt.
Ich kann mich auch nicht mit dem Herrn Grafen darin einver⸗ standen erklären, daß diese Banken unsicher wären und ju Verlusten führten. Gewiß ist das in einzelnen Fällen richtig. Aber in den mittleren und kleineren Bankierg lebt doch ein solides und für die wirtschaftliche Struktur sehr wertvolles Element, das zu erhalten wir alle Veranlafsung haben. (Sehr richtig Die Situation der mittleren und kleinen Banken ist an sich schon gegenwärtig sehr schwierig, well der Aufsaugungk⸗ proßeß, den wir im ganzen wirtschaftlichen Leben haben, gerade auf diesem Gebiete sich sehr stark geltend macht. Sie lesen fast jeden Tag in der Zeitung, daß dieser oder jener alteingesessene Bankier von einer Großbank Nufgesaugt worden ist, ein Prozeß, der vielleicht nicht aufzuhalten ist, der aber in dem einzelnen Falle doch durchaus be⸗ dauerlich bleibt. Richten wir nun mit der Kapitaltraft der See⸗ handlung noch Fillalen in der Provinz ein, so wird dieser Aufsaugungs⸗ proieß der mittleren und kleineren Bankiers noch schneller vor sich gehen. Dazu mitzuhelfen haben wir keine Veranlassung. Dann kommt für die Königliche Staatereglerung noch ein Moment hinzu: ich halte unsere wirtschaftliche Entwicklung, die sich im großen und ganjen in dejentralisierender Richtung bewegt, die eine Erstarkung der lokalen Sparkassen und örtlichen Genossenschaften mit sich bringt, für durchaus nützlich und glücklich, und wir haben gar keine Veranlafsung; diese deten tralisierende Richtung ju schwächen und die Zentralisierung känstlich ju stärken. Geht die Seehandlung mit einem Netz von Saugarmen in die Provinz, so wird sie naturgemäß nach der zentrallsterenden Richtung hin wirken und wird den lokalen Spar⸗ kassen und Genossenschaften, die in glücklichster Entwicklung begriffen sind, ihre besten Hilfequellen abgraben und nach Berlin führen, sodaß ich glaube, daß die Bedenken gegen die Einrichtungen von Filialen der Seehandlung in der Provinz doch überwiegen. .
rbach: tehe den privaten Bankiers durchaus ,,,, mich, daß wir die g , Finanzministers kennen gelernt haben.
Beim Etat der Münzverwaltung referiert Berichterstatter Herr Eblers über die , neuer Münzen und erwähnt darunter den Vorschlag, den Taler im Gebrauch zum
üunfmarlstück zu erklären. . . fre fte mn gf, Dr. Struckmann⸗Hildesheim: Nachdem die
Taler eingezogen find, sich aber das Fünfmarkstück als zu dick und gro . esen hat, könnte man ö. Münzen in der Größe und Stärke des Talerg prägen und als Fünfmarkstüͤck bezeichnen. Das sieht jwar eigentümlich aus, aber wenn man bedenkt, daß man auch Papiergeld verwendet, so könnte das auch eine solide Verwaltung derantworten. Mit einem Fünfmarkstück in Gestalt des Talers würde jeder zufrieden sein, und der Staatgkredit würde nicht darunter Liden. Der Staat hätte nebenbel aus der Prägung noch eine Mehr-
einnahme.
Finanzminister Freiherr von Rheinbaben:
Ich muß dem Herrn Vorredner jugeben, daß das Fünfmarkstück das Schmer ene kind der Mũnz verwaltung ist. Man klagt mit Recht über den viel zu großen Umfang und die verheerenden Wirkungen, die es auf jedes nicht ganz unbedingt solide gebaute Portemonnaie augũbt. Wir haben uns bemüht, es kleiner iu gestalten, aber dadurch ist es wieder ju dick geworden. Was wir auf der einen Seite gewannen, verloren wir auf der andern. Wir sind immer noch dabei, einen gangbaren Weg ju suchen, aber gegen den Weg, den der Herr Oberbürgermeister vorgeschlagen hat, habe ich doch ernste Bedenken. Ich fürchte, es würde doch etwaß nach der Gebarung von südamerikanischen Republilen aussehen, wenn wir nun auf einmal den Taler zu Fünfmarkstucken machen würden, denn darauf kommt seln Vorschlag hinauz. Gewiß sind auch jetzt schon unsere Scheidemünzen nicht vollwertig, und es besteht auch jetzt noch ein erheblicher Unterschied jwischen ihrem nominellen und effektiven Wert. Nun aber den Wertinhalt ganz ju verwischen und Scheidemũnzen annähernd wie Papiergeld zu behandeln, das wäre doch sehr bedenklich, und ich fürchte, man würde dann mir und uns allen den Vorwurf der unsoliden Wirtschaft machen.
Im übrigen kann ich dem Herrn Vorredner darin beistimmen, daß die jetzige Form unserer Münzen nach der ästhetischen, künstlerischen Seite ju wünschen läßt. Unsere Münjen sind korrekt geformt,
nicht genehm, oder die Modelle, die die Herren cinreichten, entsprachen
glih Preußischen Staatsanzeiger.
. 1908.
Dritte
Berlin, Dienstag,
hier zu einem höheren Grade der Entwicklung zu kommen. Ich habe mich an verschledene Künstler gewandt mit dem Wunsche, sie an die Münze zu bekommen, aber entweder war die Position den Herren
unseren künstlerischen Ansprüchen so wenig, daß wir nicht darauf ein⸗ gehen konnten. Ich werde aber in dem Bestreben fortfahren, künst⸗ lerische Kräfte an die Münze zu zieben, und vor allen Dingen, wenn neue Modelle, neue Prägestempel geschaffen werden sollen, auch weitere Kreise von Künstlern zu beteiligen, um uns Probestücke liefern ju lassen, und so, wenn möglich, diesen noch nicht ganz auf der Höhe be⸗ findlichen Zweig der Verwaltung zu Vervollkommnung zu bringen. Bravo) . Oberbürgermeister Dr. Struckmann meint, man könnte ja eventuell dem Fünfmarkstück etwas Gold hinzufügen, damit es den vollen Wert habe. ; .
Der Etat der Münzverwaltung wird bewilligt, ebenso ohne Debatte die Etats der Staatsschuldenverwaltung, des Herren⸗ hauses und des Abgeordnetenhauses.
. Beim Etat der Allgemeinen Finanzverwaltung verliest
. von Mirbach eine . die Kreditinanspruch⸗
nahme der Bank von Frankreich während eines Zeitraums von 16 Wochen im vorigen Herbst um 245 Millionen über die der Reichs
bank hinausgegangen sei; trotzdem sei der Diskont in Frankreich um
die Hälfte geringer gewesen. Blr cb ge, genf Bender⸗Breslau: Gerade weil der
Oberbuͤrgermeister Dr. . Diskontfatz bei uns hoch war, wurde die Bank von Frankreich flärker
in Anspruch genommen. Die Erscheinung ist durchaus erklärlich, bei uns n, . unsere hoch entwickelte Induftrie kolossale Kapitalien
im Gegensatz zu Frankreich.
87 3 n, Man hat immer behauptet, daß bei starker Inansprachnahme der Notenbanken der Diskont entsprechend höher sieigt. Durch meine Zahlen habe ich das Gegenteil nachgewiesen.
Darauf wird der Etat genehmigt, ebenso ohne jede Diskussion die Etats der Handels- und Gewerbeverwaltung und der Berg⸗, Hütten⸗ und Salinenverwaltung.
Um 6i /g Uhr vertagt sich das Haus, um die Etatsberatung am Dienstag, 12 Uhr, fortzpusetzen.
Gesundheitswesen, Ti eiten mud ags⸗ Gesundhe esen 3 Absperrung
Aus dem Sanitätsbericht über die Königlich preußische
Armee, das TII. und XIX. (1. und 2. Königlich sächsische)
und das XIII. (Königlich württembergische) Armeekorps
so wie über die Kaiserliche ostasiatische 1
für den Zeitraum vom 1. Ottober 190 bis 30. Sep— tember 1905.
Zu Beginn des Berichtsjahres, am 1. Oktober 1904. befanden ke Fon den Armerckorpg aus dem Vorjahre insgesamt 7401 Kranke militãrärztlicher Behandlun ,. 6099 in etten und 1392 ei einer iq?! giststärke von 525 717 Mann kamen im Laufe der Jahres 106 494 in Lazarettbehandlung, 155 626 in Revier., und 29479 in Revler, und Lajaiett. behandlung; im ganzen kamen hiernach 63,08 0 der Iststärke als krank in Zugang, gegenüber dem Vorjahre eine um 256 höhere Projentjabi. Dle Zunahme ist im wesentlichen bedingt durch das ver mehrte Auftreten der Grippe und der Erkrankungen der ersten Atmungg. wege. Am Krankenzugang waren die Einjährigfreiwilligen stärker als die übrigen e r f, beteiligt, insofern als von ihnen 96,620 / ihrer Iststärke alt krank zugingen, dagegen z. B. von den Unter- offizleren nur 40,32 , von den eingejogenen Mannschaften des Beurlaubtenstandes nur 54,99 oso. Ven den Mannschaften des ersten Bienstjahres erkrankten 89, 46 oso, von denen des jweiten Dienstjabres 45, 29 oso und 4266 0 in höheren Dienstjabren. Die Sterblichkeit betrug im Berichtsjahr O, 2 0 (im Vorjahr O, 190,9). . .
Von den einzelnen Armeckorps hat das XIII. (Königl. württ.) mit 82 100 / die melsten Kranken gehabt, an jweiter Stelle folgte das II. (pommersche) mit 72,61 00. Den geringsten Zugang hatte daz XIX. (2. Königl. sächsisch) mit 5, Oh o / o. Bei den 3 bayerischen Armeekorps stellen fich die entsprechenden Projentjahlen auf 80445 0so, 7662 oο und 53, s2 C69. Von den 12 Monaten deg Berichtsjeit. raumes hatten Januar (7,52 9), November (6, 17 , Mär] (6, 17 oo) und Februar (6.01 o den stärksten, Juni (3,85 o/ und September (3, 68 d / ) den geringsten Krankenjugang.
Die 339 009 Kranke, die einschließlich des am 1. Oktober 1804 vorhandenen Bestandes in Behandlung gewesen sind, haben 4987 643 Behandlunggtage erfordert; auf jeden Kranken entfielen demnach im Durchschnitt 147 Behandlungotage (gegenüber 146 im Vorjahre). Im Lajarett betrug die durchschnittliche Behandlungsdauer 25,9 (243), im Revier 7,5 (.) Tage. Ber Ausfall an Diensttagen betrug für jeden Mann der Armee 9,5 (9, 1) Tage.
Mit Infektionskrandkhelten und allgemeinen Krank- beiten amen im Laufe des Berichtsjahres 161 (im Vorjahre 11 679) Kranke in 86 und 5 durchschnittlich 26,7 (30,5) Behandlungttage. Der vorzuheben sind 7463 fim Vorjahr 3204) irn g mit Grippe, lol (1006) mit Tuberkulose — darunter 322 797) mit Tuberkulose der Luftwege — 331 (470) mit Unterleibs⸗· ivphus, 2 (64) mit Wechselfteber, 37 (285) nat Diphtherle ee Krupp, 354 (266 mit Scharlach 290 (3568) mit Masern, 571 96 mit Mumps, 37 (38) mit epidemischer Denickffarre, 702 (602) mit Rose, 50 (44) mit Wundinfektion. krankheiten, ferner 4642 (3666) mit akutem und 245 (236) mit Hhronsschem Gelenkrheumatigzmus, 53 (19) mit Ruhr, 4 mit asiatischer Fholera, 3 mit Starrkrampf, 536 (600) mit Blutarmut, 108 (64) mit Hitzschlag, 31 in mit bösartigen Geschwülsten, darunter 15 mit Sarkom, 3 mit Karzinom, 75 (168) mit Vergiftungen — darunter 45 (40) mit e ne , n — 21 (37) mit Zuckerruhr. Von den Erkrankungen an Wechselfleber waren 10 sicher — und 1 33 scheinlich — in Fiebergegenden des Auslandes (Algier, Südwestafrika, Sstafien, Italien) erworben. Von den 4 Faͤllen e ee. Tholera waren 3 auf dem Uebungzplatz Thorn, 1 in raudenz porgekommen; der Nachweis von Choleravibrlonen, wurde in allen Fällen geführt, 3 dieser Erkrankungen verliefen leicht, sodaß die Dienstfähigkeit erhalten blieb, ein Fall endete löslich. Die Krankenzahl der im vorigen Berichte bereits er. wähnten Typbusepidemie in Deimold erhöbte sich im Berichtsjahr noch um 13, sodaß im ganzen 104 Erkrankungen mit 8 Todesfaͤllen festg
ellt sind.
tt ,, . des 5 kamen zu einem Bestande von 210 Kranken 35490 (3306) ee. mit Geisteskrankheiten, 386 (406) mit Fall
im Revier.
ö
Mü Krankheiten der Atmungsorgane kamen zu einem Bestande von 668 (651) Kranken 45 835 (39 201) in Zugang. Am ssärksten war der Zugang wie im Vorjahre im Januar und Februar. Mit Krankheiten der Kreislaufsorgane kamen 7121 C172. mit Krankbeiten der Ernährung sorgane 49919 (48 288) in
ugang. Wegen Blinddarmentzündung wurden im Berichtsjahre 263 2l5) Kranke operiert; von den . sind 260 in einer
perationstabelle zusammengestellt. ach dieser wurden von den Dperierten 215 geheilt, 45 starben. Die Anzahl der Blinddarm operationen hat seit 1902/03 um 114,9 e 0 jugenommen, dagegen der Zugang an Kranken unter dieser Rapportnummer nur um 34,3060.
it venerischen Krankbeiten gingen 19175 (19499) zu,
d. h. 19.4 (19,8) ioo der Kopfstärke. Den geringsten Zugang batte wie in den letzten 11 Jahren das XIII. Korps. Bei der englischen, oͤsterreichischen und franiöstschen Armee betrugen die Zugangeziff ern während des letzten Berichtsjahres (1904) in ooo der Kopfstärke: 107,5, 61,6 und 54,0. 4 Mit Krankheiten der Harn, und Geschlechtsorgane n, . der venerischen) gingen zu 2870 (2672), mit Krank eiten der äußeren Bedeckungen 72 546 (74 085), mit Krank⸗
eiten der Bewegunggorgane 35 9637, mit mechanischen
erletzungen tszs 141 (70 290), endlich 7433 (8379) mit Augen⸗ krankheiten und 6700 (6oß8s) mit Ohrenkrankheiten. Um an— steckende Augenkrankhelten handelte es sich in 202 (228) Fällen.
Gestorben sind von den miliiärärztlich behandelten Mann- schaften im Laufe des Berichtsjabres (Vorjahres) 741 (719), d. h. 2.2 (2.2) om der Behandelten. Die Todesursache war bei 650 (644) Rranköelt, bei so Höh ein Üüngläck fal und bel 21 (za) Selbftmorß. Ferner sind auherhalb der milttärärztlichen Behandlung z02 (269) gestorben, davon 20 (14) durch Krankheit, 86 (32) durch Unglücksfall und 186 (173) durch Selbstmord. Die Krankheiten, welche den Tod ver. ursachten, waren u. a. 1066 (129) mal Lungenentzündung, 27 (20) mal Brufffellentzundung, 140 (106) mal Tuberkulose, 40 (566) mal Typhus, 64 (74) mal Blinddarm oder Bauchfellentzündung nebst Ausgängen, 30 (42 mal Hirnhautentzündung oder Krankheiten des Gehirns, z0 (26) mal Krankhelten des Herjens. Die Gesamtzabl der Todesfälle n der Armee belief sich auf 1943 — 20 o der Kopfstärke, sie hat sich seit dem Berichtsjahre 1873374, also innerhalb von 32 Jahren, bon 6,7 auf 2,0 osgo der Kopfstärke, d. h. um 70,1 0o verringert. Außerdem schleden 17 468 (16679) Mann aus der militär⸗ ärzlichen Behandlung, u. a. wurden 266 (292) in die ert beurlaubt, 3247 (2835) in Kurorte oder Genesungsheime entsendet, 183 . nach Einleitung des Dienstunbrauchbarkeitz. oder In. validitätsverfahrens als dienstugfähig zur Truppe entlassen, 4637 (4617) unmittelbar aug der militäraärztlichen Behandlung als dienst. unbrauchbar oder invalide entlassen, außerdem wurden 3014 (3555) auf Grund vor der Einstellung in den Militärdienst vorhanden ge⸗ wesener Lelden als dienstunbrauchbar erkannt und entlassen.
Der Uebersicht über die Brunnen⸗ und Badekaren, die 1772 aktiven (und 53? sonfligen) Mannschaften gewäbrt wurden, ist zu ent- nehmen, daß u. a. 21 (und 40 sonstige) in Landed, 313 (E. 50) in Wlesbaden, 169 (4 20) in Norderney, 107 (4 68) in Teplitz, 109 ( 43) in Nauheim verpflegt worden sind.
Nach dem Sanitätsbericht über die Kaiserliche ostasigtische Besatzungsbrigade e . Krankenzugang bei einer Iststärke von 2730 4. J. 1900: 18 360, im Vorjahre: 2776) 19690 19 583, 2206), d. H 77, 9 (1066,56, 794,3) dcοo. Der August hatte mit 86,9 ao den flärksten, der Juni mit T., o den schwächsten Zugang. Der
ugang an Infektionskrankbeiten und allgemeinen Krankheiten betrug 231 im Vorjahr 184). Die Zahl der be, dn, , . ist von 53 im Vorjahr auf 12 gefallen, dagegen die der Malaria ˖ und Ruhrerkrankungen von 17 und 69 auf 46 und 74 gestiegen. Gestorben sind 11 Ange⸗ börige der Brigade — 40 Yoo (6,5 csoo im Vorjahr), dabon 7 an Krankheit, 2 durch Unglücksfall, 2 durch Selbstmord. Anderweitig schleden 8, Mann aus der militärärztlichen Behandlung, darunter 62 als tropendlenstunfähig; außerdem wurden infolge von Dienst⸗ unbrauchbarkeit oder Invalidität 66 Mann entlassen, darunter 61 als Ganz oder Halbinvallde. Nach dem Berichte über die Tätigkeit des Zahnarjtes wurden bei der Brigade 1238 Mann während des Jahres jahnärzntlich behandelt, u. a. wurden 49 Ersatzstücke mit 265 Zähnen an- gefertigt. Im byglenisch⸗chemischen Laboratorium zu Tientsin wurden 163 pehericken i und 154 chemische Untersuchungen ausgeführt, und infolge der Ergebnisse der letzteren 35 Proben von Nahrungs- und Genußmitteln oder Gebrauchsgegenständen beanstandet,; u. a. von 2X Proben Rotwein 11, von 3 Proben kondensierter Milch alle, weil Mlilchsäuregärung eingetreten war. Eine Cakeslieferung erwies sich mst Würmern u. dergl. durchsetzt, die beanstandeten Seifen enthielten 1. T. Stärke als Füllmaterial uswn. Bei den Untersuchungen im bakteriologischen Laboratorium über die Erreger der chinesischen Ruhr wurden zweimal Amöben nachgewiesen, welche verschwanden, sobald die Kranken mit Kalomel behandelt wurden.
Indien.
Nach einer Mitteilung der Regierung von Bengalen vom 5. Mär d. J. sind die wegen des Ausbruchs der Pest in Man doi ge⸗ troffenen Quaraniänemaßregeln in den Häfen von Orissa gegen Schiffe, die von Mandpi ankommen, au fg eh oben worden. 1. R⸗Anjz.“ vom 9. März d. J. Nr. 59.) . Bandel und Gewerbe. ö
(Aut den im Reichsamt des Innern zusammengestellten m * z. Nachrichten für Handel und Industrie“ )
3 Deutsches Reich und Italien.
Uebereinkunft zwischen beiden Ländern, betreffend den Schutz an Werken der Literatur und Kunst und an Photographien. Zwischen dem Deutschen Reich und Italien ist unterm 5. Nobember 1907 mit einjähriger Kündigungsfrist eine Ueber⸗ einkunft abgeschlossen worden, die inhaltlich mit der denselben Gegen stand behandelnden Nebereinkunft jwischen dem Deutschen Reich und frankreich vom 8. April 9 übereinstimmt. Neu ist in der vor⸗ legenden Uebereinkunft die Bestimmung des Artikels 4, wonach die öffentliche Darstellung oder Aufführung eines nach der Berner Uebereinkunft oder der neuen Uebereinkunft geschützten Bühnenwerkes oder Werkes der Tonkunst in Italien von Amts wegen durch die Lolalbehörden verboten werden wird, wenn der Urheber bei dem Königlich italienischen Ministerium für Landwirtschaft, Industrie und Handel oder bei einer italienischen Konsularbehörde in Deutschland die Erklärung abgegeben hat, daß er die öffentliche Aufführung im voraus jedem verbiete, der nicht durch schriftliche und be— laubigte Bescheinigungen seine Einwilligung nachwelst. Für diese rklärung ist die n die italienischen Urheber vorgeschriebene Ge- bühr ju entrichten, die in die italienische Sigatskasse fließt. Die Ur= heber find indeffen zur Abgabe einer solchen Erklärung nicht ver- pflichtet. Durch ihre , , wird keines der den Urhebern durch die itallenischen Gesetze, die Berner Uebereinkunft und die neue liebereinkunft gewährleifte ten Rechte beeinträchtigt. — Die Ueber einkunft ist am 25. Februar d. J. ratifijtert und tritt einen Monat danach in Kraft. (Reiche gesetzblatt)
n k darunter hö9 ehirn. oder re, er,, r,, usw. Bei 69 Geisteskranken
ntbehren aber der Grazie, die vielfach aueländische Münzen haben. Sie glauben aber nicht, mit welchen Schwierigkeiten es verbunden ist,
ucht, 217 (208) mit lagen Zustände ,,, . geistiger Schwäche vor, bel 51 handelte egz' fich uin jugendliche Verblödung (Dementia praecox).
)Deutsches Handels ˖ Archiv 1907 1 S. 942.