1908 / 105 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 04 May 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Abteilungsvorsteher am Physikalisch⸗Chemischen Institut und außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät der Friedrich Wilhelms⸗Universität zu Berlin Dr. Max Boden stein zum etatsmäßigen Aafesfer an der Technischen doch hu zu Hannover und

en Regierungsassessor Dr. Reinhardt in Waldenburg i. Schl. zum Regierungsrat zu ernennen sowie

dem Kassenrendanten, Oberschichtmeister Voigt zu Schöne⸗ beck a. E. bei seinem Uebertritt in den Ruhestand den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht. dem Konsistorialrat, zugleich Erstem Pfarrer an St. Paũũ van Randenborgh in . die nachgesuchte Entlassung aus seinem Amt als Mitglied des Konsistoriums der Provinz Posen, unter Verleihung des Charakters als Geheimer Kon⸗ sistorialrat, zu erteilen.

Finanzministerium.

Die Katasterämter Düsseldorf Hl, Elberfeld und Mörs im Regierungsbezirk Düsseidorf sind zu besetzen.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Der Berginspektor Mengelberg bei der Bergwerks⸗ direktion zu Saarbrücken ist zum Bergwerksdirektor und Mit⸗ glied der Bergwerksdirektion ernannt worden.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Nachtrag e fle nen, l vom 29. Februar 1840

94 ff) und zum Ergänzungstarif vom 6. Juni 1904 (G.⸗S. S. 139/40.

An Chausseegeld wird entrichtet: I) von einsitzigen Kraftfahrrädern ohne jeden Anhang ..

2) von allen übrigen Kraftfahrrãdern

zum G.⸗S.

549 10 8.

Chausseegeld wird nicht erhoben von Kraftfahrrädern welche den Sar ng, des Königlichen und des Fürstlich Heben ollernschen Hauses, dem . Staate oder dem

6 Reiche gehören oder für deren Rechnung betrieben

werden. Im übrigen finden die Befreiungen und die zusätz⸗ lichen Vorschriften zum . vom 29. Februar 1840 mit den durch spätere etze und Verordnungen be⸗ dingten Maßgaben auf den Verkehr mit Kraftfahrrädern ent⸗ sprechende .

Berlin, den 23. April 1908.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten. Breitenbach.

* 7

Auszug aus der Tagesordnung

für die Sitzung des Bezirkseisenbahnrats zu Breslau

am 2. Juni 1908.

Vorlage der Königlichen Eisenbabndirektion Breslau, betreffend tarifarische Gleichbehandlung von Milch in Flaschen mit Milch in Kannen oder Fässern;

Vorlage der Königlichen Eisenbahndireftion Posen, betreffend 1 von Häcksel aus dem Spezialtarif 11 in den Rohstoff⸗ arif;

Antrag des Amtsvorstehers Bittner in Croischwitz auf Früher—⸗ legung der Züge 61 ab Hirschberg und 375 ab Liegnitz;

Antrag des Geheimen Kommerzsenrats Methner in Landes hut auf Fortführung des Bäderschnellzuges 115 von Dittersbach nach Breslau und Einlegung eines Gegenzug's von Breslau jum Anschluß an Zug 116 in Dittersbach;

Antrag des Stadirats Clleleg und des Handeltzkammersyndikus Dr. Hampke in Posen auf Herstellung einer neuen Abendverbindung zwischen Breslau und Posen durch Weiterführung des Zuges 722 ab Breslau his Lissa i. P. und Späterlegung des Zuges 718 ab Lissa.

Brezlau, den 1. Mai 1903.

Königliche Eisenbahndirektion. Hermann.

Bekanntmachung,

betreffend die von Mandt-Ackermannsche Stipendien⸗ stiftung.

Der Geheime Obermedizinalrat und Kaiserlich russische Leib⸗ arzt Dr. Martin von Mandt und dessen Ehegattin Johanna Charlotte Ludevika, geb. Ackermann, haben in ihrem am 20. Oktober 1857 errichteten wechselseitigen Testament der Königlichen Rheinischen , Wilhelms⸗Universität zu Bonn zur Förderung wissenschaft⸗

cher und technischer Studien unter der mannlichen Nachkommenschaft ihrer Seitenverwandten unter dem Namen:

„von Mandt⸗Ackermannsche Stipendienstiftung“ ein Kapital von 48 000 66 vermacht, mit der Bestimmung, daß die Zinsen desselben, nach Abzug der Verwaltungskosten, zur Unterstützung junger Männer christlicher Religion, welche s⸗ der Arznei⸗ oder der Rechtswissenschaft oder der höheren technischen Ausbildung auf Gewerbeschulen und ähnlichen Anstalten widmen, als Stipendien verwendet werden sollen.

Die Zahl der Stipendien ist auf drei festgesetzt.

Zum Genusse der Stipendien i. vorzugsweise berufen:

J. die ehelichen männlichen Nachkommen der Geschwister der Stifter, und zwar:.

in erster Reihe des Ehemanns von Mandt vollbürtigen Bruders Karl Theodor Mandt,

in zweiter Reihe des Ehemanns von Mandt vollbürtigen Schwester Therese, verehelichten Grano,

in dritter Reihe der Ehefrau von Mandt Bruders Albert Ackermann,

in vierter Reihe der Ehefrau von Mandt Bruders Gebhardt Ackermann /

demnächst in , . von Bewerbern dieser Kategorie

II. die männlichen Nachkommen:

zuerst des Ehemanns von Mandt beiden Halbbruder Friedrich Mandt und Franz Mandt,

zweitens des Freundes der Stifter, des Appellationsgerichts⸗ rats Wilhelm Graffunder,

drittens des Freundes der Stifter, des Regierungs- und Bau⸗ rats Emil Flaminius. ,

Sind keine Bewerber aus diesen beiden Klassen von Stipendien⸗ berechtigten vorhanden, so können die Stipendien auch an Fremde, insofern dieselben die Eigenschaft preußischer Untertanen haben, ver⸗ liehen werden.

Der Genuß und die Verabfolgung der Stipendien ist nicht von dem Besuch der Bonner Universitat, noch überhaupt von der Gegen⸗

Fischen Universitäten und Lehranstalten ab— Genuß im Auslande in keinem Falle von Va wi erforderlichen Zeugnisse der ngen, benen mtl Jeugnisse über das Verwandtschaftg. verhältnis mit den Stifte ö

bedachten Famillen su . mn tichts owie ein f nis; von i ,, ulanstalten u rm e n das unter n, . 1. . d auf dem Unbersitãt an un nete & o u richten und auf dem Universitäts⸗ sekretariat 6 tefern. ̃ Bonn, den 15. April 1908. Das Kuratorium 5 Mandt⸗Ackermannschen Stiftung. . ö rdmann.

Angekommen:

Seine i e der Staatsminister und Minister der öffentlichen Arbeiten Breitenbach, vom Urlaub.

.

ö

Nichtamtliches Dentsches Reich.

Preußen. Berlin, 4. Mai.

Der Vorsttzende der Reichsschulkommission, Wirkliche Geheime Oberreglerungsrat, Präsident Dr. Kelch hat sich in dienstlichen Angelegenheiten nach Braunschweig begeben. b Der amerikanische Botschafter Charlemagne Tower hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der

Bots gen, John W. Garrett die Geschäfte der Botschaft. .

Frankreich.

Die Minister Clemenceau, Pichon und Picquart, der Gesandte . und der General Lyauten hielten, W. T. B.“ zufolge, vorgestern eine lange Beratung ab über bie Vorgänge in Marokko, namentlich über die Operationen in der Umgebung von Casablanca und über die Zwischenfälle an der marokkanischen Grenze. Rußland.

Gestern nachmittag wurde in der Kirche des Großen Palais zu St. e,. die Trauung des Prinzen Wilhelm von Schweden mit der Großfürstin Maria Pawlomng vollzogen. Dem feierlichen Akte wohnten, W. T. B.“ zufolge, bei der Kaiser, die Kgiserin, die Kaiserin⸗ Mutter, der König von Schweden, der Großherzog und die Großherzogin von Hessen, der Kronprinz und die Kronprinzessin von Rumänien e Brinz Nikolaus von 1

r . aal.

In der ö. zusammel getretenen Depu tier ten⸗ kammer hielt der Vorsitzende Libanio Gomes eine Trauerrede für den ermordeten König und den Kronprinzen. Wie das „W. T. B. meldet, wurde eine Kommission damit beauftragt, dem Könige und der Königlichen ,, das Beileid des Hauses zum Ausdruck zu bringen.

ie Sitzung wurde darauf zum Zeichen der Trauer geschlossen.

Bulgarien.

Der Ministerpräsident Malinow hat vor einer großen Versammlung eine Rede gehalten, in der er

erklärte:

Die Regierung folge mit großer Aufmerksamkeit der Entwick⸗ lung der mazedonischen Frage und losse keine Gelegenheit vorüber

gehen, um darauf hinzuweisen,

garische Frage sel, gariens nicht unbeachtet

daß diese Frage auch eine bul⸗

bleiben dürfe. Heute

Besserung der Lage der Christen in Mazedonien erstrecke.

auf der Balkanhalbinsel, inebesondere den Anschluß der bulgarischen an die türkischen Eisenbahnlinien.

Amerika.

Das brasilianische Parlament ist heute durch eine Botschaft des Präsidenten eröffnet worden.

In der Botschaft wird, W. T. B. zufolge, festgestellt, daß die Einnahmen des Rechnungejabres 1807 das mit Jun abschließt, mit

105 098 Kontos Gold und 346 266 Kontos Papfer den Voranschlag

über das Budget um 21 601 Kontos Gold und 47 221 Kontos Papier überschreiten. Die Ausgaben betragen 348 933 Kontos Papier und 69 050 sind und als Ovambo gelten wollten. Sie sind., wie diese, nur mit einem

Kontos Gold. Letztere wachsen zu 98 215 Kontos an, wenn man noch 29 165 Kontos für die Konvertierung von 3 260 000 Pfd. Sterl. in die Rechnung einstellt. Einnahme und Ausgabe verglichen, ergeben ein Saldo von 7282 Kontos Gold und ein Defijt von 2667 Kontos Papier. Die Botschaft gibt die Genugtuung der Regierung über die günstige Lage der Konversionskasse zu erkennen, wo Golddepots seit dem 31. Mär 1906 bestehen und sich auf 97 893 Kontos erböht haben. Die Regiernng kauft fortgesetzt Papiergeld zurück, dessen Um= lauf sich am 31. Maͤrz auf 646 8135 Kontos belief. Bie Botschaft betont die beträchtliche Einziehung von Titeln der inneren Schuld und die Einschränkung der Zabl der Schatzscheine, dir um 47 346 Kontos vermindert sind. Die auswärtige Schuld beträgt zur Zeit 72 133 000 Pfd. Sterl. Der Wert der Garantiefonds für Papiergeld macht 5 939 587 Pfd. Sterl. aus. Der Außenhandel ergab im Jahre 1907 einen Export im Werte von 54 136 898 Pfd. Sterl. und einen Import im Werte von 40 527 603 Pfd. Sierl. Zum Schluß weist die Botschaft auf die Entwicklung der Eisenbahnen, der ien Arbeiten und der Beziehungen Brasilitens jum Aus- ande hin.

Einer Depesche des, W. T. B. zufolge ist in Peru eine Revolution r , ge, Die Bewegung . ihren Ausgang in der Umgebung von Lime. Die Aufständischen

durchschnitten die Drähte der elektrischen Leitung in Lima und

bemäͤchtigten sich eines Eisenbahnzuges. Nach einer späteren Meldung ist die revolutionäre err ng von Regierungs⸗ truppen bereits unterdrückt worden. Die Aufständischen sind ins Innere entflohen.

Asien. u den Unruhen in Nordpersien meldet das

„W. T. B.“, daß am 28. April Kurden zahlreiche Dörfer der

in der Nacht zum Sonnabend die unier

estern in Varna . Kommandeur Dickinson⸗Bei wurden verwun

in bezug auf die äußere Politik, laut Bericht des, W. T. B.“,

und daß bei ihrer Lösung die Stimme Bul. mehr denn se müsse Bulgarien der Türkei und Europa gegenüber den Beweis liefern, daß sein hauptsälichstes Interesse aa der Frage 14 auf die

a auch die Reformbewegung diesem Ziele zustrebe, so werde ihr Siga seinen Beistand leisten. Die wirtschaftlichen Interessen des Fürsten. tums forderten gebieterisch den weiteren Ausbau des Eisenbahnnetzes!

eg nn, r Städte Khoi, Salmas und Urmia zerstört, über

e. Personen getötet und das Eigentum und Vieh der wohner geraubt haben. Sie bedrohen jetzt die genannten

drei Städte. Auch in Azerbaigan sind Unruhen ausgebrochen,

1 Verluste an Menschenleben und Eigenium im Gefolge atten.

Einer telegraphischen Nachricht aus St. Petersburg zufolge haben die an der Grenze des Dolabezir ks stehenden ne. der Bevölkerung vorgeschlagen, in türkische Untertanenschaft zu treten, und im w e, h mit neuen Ueberfällen .

andere haben sich geweigert und rüsten sich zum Widerstande. Die persischen Behörden haben 250 Infanteristen und 60 Reiter dem bedrohten Bezirk zu pille gesandt. Das Kommando über die Grenzfestung Tschiarik und die Bewachung der Straße Urmia —-Salmas ist dem Kurden Bek Schekak Symko über⸗ tragen, der für einen Anhänger der Türken gilt.

Unter Leitung des Khan Mahmed⸗Kuli und anderer Führer haben sich an der persischen Grenze vielköpfige Banden gebildet, die, „W. T. B.“ zufolge, . Ver⸗ stärkung erhalten. Eine xussische Strafabteilung befindet sich zwischen Prischib und Beljaguwar. Der Vizegouverneur und der Chef des tan af en Grenzbezirks sind nach Beljaguwar abgereist.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Simla hat eine Streitmacht von 13000 bis 20000 Afghanen in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend in zwei Abteilungen die afghanische Grenze überschritten. Wie das „W. T. B.“ berichtet, marschierte die größere und ju gleich besser bewaffnete Abteilung 7. Landi⸗Khotal zu, die andere unter dem Befehl von Sufisahib nach dem oberen Bazartal. Sonnabendnacht unternahm der Feind einen Hauptangriff auf das Blockhaus von Michni Kandach und machte bis 8 Uhr Morgens verzweifelte Anstrengungen, es einzunehmen. Dies gelang ihm aber nicht und die Garnison erlitt nur geringe Verluste. In der Nacht zum Sonntag bemühte sich der Feind ständig, die ar n, einzunehmen, das heft e Feuer aus dem Blockhaus vereitelte jedoch auch hier seinen Versuch. Darauf zogen sich die Afghanen nach Süden zurück. Inzwischen haben die Häuptlinge der Zakkakhels, die jüngst Unruhen hervorgerufen hatten, dem Obersten Rooskeppel, dem Offizier der Khalbarregion, 1 Dienste angeboten. Aus Landi⸗Khotal wird berichtet, daß sich keine Afridis mit Sufisahib vereinigt haben. Der General Willcocks, der die Leitung der Operationen beim Khaibarpaß übernehmen wird, hat mit der dritten Brigade, mit acht Kanonen und einer Schwadron Kavallerie gestern Landi⸗Khotal erreicht. An der Mohmandgrenze ist alles ruhig.

Afrika.

Der Admiral Philibert übermittelt. W. T. B.“ zu⸗ folge, eine Depesche des ,,, Konsuls in Casablanca mit der Meldung, daß nach Mitteilungen der Eingeborenen Mulay Hafid von den Beni Skaren überfallen worden und mit etwa 30 Reitern in der Richtung nach Mekines geflohen sei. Ferner meldet der Admiral Philibert, daß vorgestern die Truppen des Machsen Saffi ohne nd ar fe wieder besetzt haben.

= Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus“ ist der ffellperietende Inspektor der Blaue Nil⸗Provinz Scott Moncrieff von einem Scheik, der sich 5 um ö ausgerufen hatte, ermordet worden. Der Sh atte etwa 1 alte Derwische um sich a, 4 em e des Distriktskommandeurs Dickinson⸗Bei stehenden . angegriffen, die zur Wiederherstellung der Ruhe eingetroffen waren. Eine Ueberrumpelung des Lagers wurde abgeschlagen, 36 Derwische wurden dabei getötet. Auf englischer Seite fielen zwei eingeborene Offiziere; der mne. Logan und der

et.

Einige Dörfer haben sich zu dem . Schritte bereit erklärt,

oloniales.

Zur Arbeiterfrage in Deutsch⸗Südwestafrika.

Der Mangel an ausreichendem Arbeitermaterial hat sich beim Bau der Otavibahn und im bergbaulichen Betrleb von Tsumeb wieder. bolt empfindlich bemerkbar gemacht. Um so erfreulicher ist die vom Gouvernement soeben übermittelte Nachricht, daß neuerdings ein starker Zuzug von Ovambos zum Bahn‘ und Minenbau im Norden des Schungebiets stattfindet. Jüngst sind in einer Woche annähernd tausend Dpvambos bei der Tsumeb⸗ und Guchab⸗Mine neu eingestellt worden. Die Leute meldeten sich angeblich auf Befehl

ihrer Kapitäne zunächst beim Bahnbau Otavi -Grootfontein; sie

wurden dann, da sie wegen der inzwischen erfolgten Vollendung nicht mehr benötigt wurden, an die Minen überwiesen.

Dieser Zuzug von Ovamboarbeit'rn ist auf elnen Werbezugz zurückzuführen, den der Bur Dük Oosthuizen im November unier⸗ nommen hat. Der Gouverneur hatte diesem die Erlaubnis zur e fenen rbmna erteilt. Oosthuizen ist den Ovambohäuptlingen

ekannt.

Unter den bei der Guchab. Mine eingestellten Ovambo befinden sich übrigens auch einige Herero, die ebenfalls aus dem Dvamboland gekommen

Lendenschurz bekleidet und haben nach Ovwvamboart das haar bis auf einen Haarbüschel in der Mitte kurz ge— schoren Als Grund sür ihre Verkleidung führten sie an, sie hätten Furcht gehabt, als Herero erkannt und deshalb gestrast zu werden. Sie erzählten weiter, im Ovambolande hielten sich noch viele () Herero auf, die gern zurüdkommen wollten; sie fürchteten aber, wegen ihrer Teilnahme am Aufstand bestraft zu werden und den Rest ihrer Viehbestände zu verlieren. Im allgemeinen geht es ihnen nach ihrer Aussage bei den Ooambos schlecht.

Für den Fall, daß wirklich weitere Hereros aus dem Ovambo- lande zurücklehren sollten, hat der Gouverneur Anweisung gegeben, ihnen ihr Vieh zu belassen. Dafür müssen sie sich aber veipflichten, unter Aufsicht in Gegenden zu wohnen, die ihnen im Hererolande als Wohn und Weideplätze zugewiesen werden. (Deutsches Kolonialblatt,)

Kopf

Gine Realschule in Windhuk (Deutsch⸗Südwestafrika). Mit dem Mai des kommenden Jahres wird von der Regierung in Windhuk eine Realschule zunächst mit der untersten Klasse eröffnet werden. Sie soll die entlassenen Schüler mit der wissenschaftlichen , zum einjährig freiwilligen Heeresdienst versehen. An Unterrichtsfächern sind neben dem Deutschen vorgeschen: Englisch und Irn llc Naturwissenschaften. Geschichte und Eidkunde, Zeichnen, urnen und Gesang. Die englische Sprache geht aus begreiflichen Gründen der fran iösischen vor. Die Leitung wird , , . Zedlitz übernehmen. Man denkt, nach der „Deutschen Kolonial- zeitung schon jstzt daran, einen Vorbereitungskurfus mit Deutsch und Rechnen zu eröffnen. Die Schule wird konfesstonslos sein.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung des Reichs⸗ tags befindet 6 in der Ersten Beilage.

In der heutigen 149. Sitzung des Reichstags, welcher * Ea f e nr des Reichsschatzamts, Staats⸗ minister SydowS unb der Staatssekretär des hieichspostamis Kraetke beiwohnten, wurden die Uebersicht der Reichs⸗ ausgaben und ⸗Einnahm en für 1905 und die Rechnung der Kasse der Oberrechnungskammer für 1905 ohne Debatte in dritter Beratung gemäß den Beschlüssen zweiter Lesung endgültig verabschiedet.

Es folgte die erste Lesung eines zweiten Nachtrags zum Gtat für 1908 ((Ostmarkenzulage), Es werden darin LMMs8 358 M gefordert, und zwar 710 000 M für die in der

rovinz Posen und den gemischisprachigen Kreisen der Provinz i en angestellten mittleren, . und Unterbeamten der Postverwaltung und 338 358 M. für, die entsprechenden Beamten der Heeres verwaltung sowie die Unteroffiziere in denselben Gebiersteilen. Die Deckung wird auf die Matrikular⸗ beitraͤge verwiesen. In den Erläuterungen des Nachtragsetats

ist bemerkt;

Erfolg und wich

Die Ostmarkenzula Des hal

e fh ie n, ergriff der Staatssekretär des Reichsschatzamts,

Staalsminister Sydow das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut mitgeteilt werden wird.

Statistik und Volkswirtschaft.

Kriminalität der unehelich Geborenen in Preußen 1897 —1906.

Wenn man gewöhnlich annimmt, daß die unehelich Geborenen an der Krirninalität besonders stark beteiligt sind, so bietet die Reichs kriminalstatistik hierfür keinen Anhalt. Von ihr wird nämlich die Tatsache der unehelichen Geburt bei der Erhebung der persönlichen Verhältnisse der wegen Verbrechen und Vergehen gegen die Reichg⸗ gesetze Verurteilten nicht berücksichtigt; wohl aber bildet diese Tatsache einen Gegenstand der Ermittlung bei der preußischen n,, . der in die Straf- und die Korrektionsanstalten eingelieferten Personen. Die nachfolgende Uebersicht zeigt für das Jahrzehnt 1897/1906 die Beteiligung der unehelich Geborenen an dem gesamten Jahreszugange don Zuchthausgefangenen und Korrigenden.

s waren nach den letzten zehn Jahrgängen der schon mehrfach erwäbnten „Statistik der zum Ressort des Königlich Preußischen Ministeriums des Innern gehörenden Strafanstalten und Gefängnisse und der Korrigenden“ unehelich geboren

vom Hundert des jährlichen Zuganges an mäun weib⸗ männ. weib⸗ lichen lichen lichen lichen

Zuchthaus rückfälligen ) gefangenen Zuchthaus überhaupt gefangenen

h 11,4 1,1

12,9

9, 9

10,5

11,2

10,6

11,4

11,4

10,8

9, 6

männ· weib⸗ lichen lichen Korrigenden?*)

9,9

im Jahre

, e ,

C D , Do X QC & do X-

9290

im Jahres⸗ durch schnitt 1897/1906 . 9,5 11,0 7.8

Um die Bedeutung dieser Ziffern, die natürlich viel kleiner als die der ehelich Geborenen sind, einigermaßen jutreffend beurteilen zu können, erscheint es in Ermanglung sonstiger Unterlagen für eine zweckentsprechende Vergleichung geboten, sie zu dem Anteile der unehelich Geborenen an der Gesamtzahl der Geburten in Be—⸗ ziehung zu setzen. In dieser Hinsicht sei bemerkt, 246 dem dreißig ler gen Zeitraume 1877/1906 von je 100 lebend Geborenen männ« ichen wie weiblichen Geschlechts bei einer Schwankung von rund 7 bis etwas über 8 in den einzelnen Jahren durchschnittlich 7,6 un- ehelicher Abkunft waren. Vergleicht man diese Durchschnittsziffer mit den Zahlen der Uebersicht, so zeigt sich, daß zunächst der Anteil der unehelich Geborenen an der Gesamtzahl der eingelieferten Zuchthaug⸗ gefangenen den an der Gesamtzahl der Geburten wesentlich übersteigt; es ist mithin unter den Zuchthausgefangenen ein verhältnismäßig er⸗ beblich größerer Teil der unehelich als der ebelich Geborenen vertreten.

Was insbesondere den Zuge g von Zuchthausgefangenen über⸗ haupt hetrifft, so war die tat sächliche Beteiligung daran im Jahres durchschnitt 1897/1906 bei den unehellch Geborenen männlichen

i)) rückfällig hier in dem Sinne, daß der Zuchthausgefangene vor seiner Einlieferung mindestens drei Frelheitsstrafen (Zuchthaus, Ge⸗ sängnis oder Korrektions haft) verbüßt hat, darunter eine oder mehrere von sechs Monaten und daruber.

i d. h nach § 361 Nr. 3— 8 des St. G.⸗-B. Verurteilte, die gemäß 362 a. a. O. in einem Arbeitshause (Korrektioneanstalt) untergebracht worden sind.

Geschlechts mit 8.5 v. H. um ein Viertel, bei denen weiblichen ge rr mit 11ñ4 ö um die Hälfte höher als der erwähnte, rechnungtzmäßig zu erwartende Anteil von 6 v. H.; noch stärker find die unehelich Geborenen, namentlich die männlichen, am Zugang von rückfälligen Zuchthausgefangenen beteiligt.

In weniger ungünftigem Lichte erscheint beim , . Ge⸗ schlechte die Hrtell ung der unehelich Geborenen am Korrigenden⸗ zugange, umso unerfreulicher ingen beim weiblichen, wobei die ge⸗ een ee ne Unzucht (5 361 Nr. 6 des St. G. B) eine große

olle ; .

Nach vorstehendem kann es nicht jweifelhaft sein, daß die un⸗ ehelich Geborenen, ganz besonders diesenigen weiblichen Geschlechts, an der Kriminalität im allgemeinen verhältnigmäßig stärker als die ehe⸗ lich Geborenen beteiligt find. Diese soziale Erscheinung findet un⸗ schwer ihre Erklärung in dem Umstande, daß es sehr häufig Personen unehelicher Abkunft in ihrer Jugend mangel eines geordneten Familien · lebens an einer geeigneten Erziehung, insbesondere an genügender körper⸗ licher und geistiger Pflege fehlt.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Frieden im Berliner Baugewerbe darf jetzt als ge⸗ schlossen betrachtet werden. Gestern nachmittag hat, wie das Berl. Tagebl.“ mitteilt, auch die Zablstelle Berlin und Umgegend des Zentralverbandes der Zimmerer in einer stark besuchten Ver⸗ sammlung dem im Bürgersagl des Berliner Rathauset vereinbarten neuen Tarifvertrag für das Berliner Baugewerbe zugestimmt. Die Organisationen der Maurer und Bauhilfsarbeiter haben den Vertrag schon früher angenommen, und der Verband der Baugeschäfte hat in seiner m d , r,, den Beschluß gefaßt, den Ver⸗ trag abzuschließen, wenn die Arbeiterorganisationen ihn an—= nehmen. Diese Horn eur ist jetzt gegeben, und der Friede im Berliner Baugewerbe ist damit, wieder hergestellt. Heute vormittag um 11 Uhr mußte das Ergebnis der Abstimmungen über den Schiedsspruch in den Händen des Magistratgrats von Schulz sein. Außer der im Glasergewerbe erfolgten Kündigung des am 1. August d. J. ablaufenden Tarifvertrages durch den Verband der Glasereien Berlins und der Vororte haben, wie die „Voss. Itg.“ mitteilt, die beiden Glaser⸗ inn ungen in Berlin und Charlottenburg ebenfalls ihre Verträge, die an demfelben Termin ablaufen, gekündigt. Wie in der die Kündigung beschließenden Versammlung der Berliner Glasermeisterinnung mit⸗ getellt wurde, beabsichtigen die Unternehmer, mehrere Bestimmungen des alten Vertrages im Interesse der Arbeitgeber zu beseltigen. So müssen in erster Linie die Akkordarbeiten wieder eingeführt werden und der einheitliche Lohn gänzlich aus dem neuen Tarif herausgelassen werden. ö.

In Karlsruhe haben, wie die „Köln. Ztg. erfährt, die Kutfchereibesitzer, weil ein von der Polizeidirektion obne An⸗ hörung ihrer Wunsche erlassener Tarif zu bohe Sätze enthält, den Betrieb eingestellt. Sämtliche Droschkenplätze sind verödet. Die Kutscher drohen, weder bel Hochteiten noch bei Beerdigungen zu fahren.

Die Aussperrung der Holzarbeiter auf den verschiedenen Schiffs bauwerften in Großbritannien in der Gesamtzabl ven 15009 hat, wie W. T. B.‘ meldet, gemäß dem Beschluß der Arbeitgeber, die Werften zu schließen, wenn die Ausständigen an der Rordosttüste sich nicht den Bedingungen der Arbeitgeber fügten, begonnen. Die Arbeiter anderer Zweige, deren Gesamtzahl sich auf S0 60909 oder mehr beläuft, werden ebenfalls die Arbeit einstellen müssen, wenn kein Vergleich zustande kommt.

Wohlfahrtspflege.

Am 11. und 12. d. M. findet im Beethovensaale zu Berlin X. Köthener Str. 33, die II. Konferenz der Zentralstelle für Volkswohlfahrt statt, in der über Förderung und Autz— gestaltung der hauswirtschaftlichen Unterweisung ver— handelt werden wird. Als Referenten werden sprechen: am 11. Mat von 95 Uhr Vormittags an Jean Kommerzienrat Heyl (Berlin) über die allgemeine Bedeutung der haugwirtschaftlichen Bildung, Geheimer Medinnalrat, Professor Dr. Rubner (Berlin) uber „Haushaltung und Volksgesundheit? und Stadtschulrat Dr. Kerschensteiner (München) über den Auebau und die Drganisation der hauswirtschaftlichen Unterweisung, am 12. Mai Vormittags Fräulein Martin, Vorsteherin des Pestalozzi⸗Fröhel⸗= hauses II in Berlin, über die praktische Durchführung des haugwirt— schastlichen Unterrichtz für die schulentlassene Jugend und Fräulein Foerster, Vorsteherin des Lehrerinnenseminars und, der kauf— männischen Schule des Frauenbildungsvereins in Cassel, über den hauswirtschaftlichen Unterricht fuͤr Schulkinder. Für den Nachmittag des 12. Mai sind Besichtigungen vorgeseben, über die das Nähere bei Versendung der Eintrittskarten mitgeteilt wird. Für die Konferenzteilnehmer wird ein Vorbericht einige Tage vor der Konferenz herausgegeben, der einen Ueberblick über den gegenwärtigen Stand der Einrichtungen für hauswirtschaftliche Unter- weisung in Deutschland und in anderen Kulturstaaten enthält. Mit- glieder erhalten den Vorbericht kostenlos, an Nichtmitglieder wird er zum Selbstkostenpreise von 2 M (gegen Nachnahme oder Varein— sendung des Betrages) abgegeben. Die Verhandlungen der Konferenz erscheinen späͤter einschließlich des Vorberlchts in Karl Heymanns Verlag, Berlin W., Mauerstraße 43/44.

Kunst und Wissenschaft.

Das letzte Heft der Amtlichen Berichte aus den König— lichen Kun stsammlungen“ enthält wiederum interessante Mit⸗ teilungen über Neuerwerbungen, deren Hauptstücke in trefflichen Ab— bildungen wiedergegeben sind. Die Gemäldegalerie wurde u. a. durch ein Porträt eines weißbärtigen Manneg von Trepolo bereichert, das einen venezlanischen Edelmann darstellt und sich bisher im Privaibesitz in Budapest befand. Von demselben Künstler stammt ein jweites neu erworbenes Bild, eine Illustration zu Tasso, ein Liebespaar darstellend, das sich in einem mit Fontänen und Hermen geschmückten Park ergeht. Die englische Gruppe erhielt durch ein Porträt von Johann Hoffang, einem wenig bekannten Maler der englischen Schule des 18. Jahr⸗ hunderts, Zuwachs. Die Nationalgalerie hat einige Werke von Schadow erworben: eine Portraͤtbüste der Galtin des Meisters und einige Reliefs, Pferde und Wagenrennen darstellend. Das Münz. kabinett verhankt dem Generaldirektor Dr. Bode eine überaus wertvolle sasanidische Goldmümmse aus der Zeit Varahrans III. (um 292 n. Chr.). Das Museum für Völkerkunde erhielt aus dem Nachlasse des Geheimen Hofrats, Professorg Dr. Bäßler 14 hervor- ragende Goldfchmiedearbeiten aus Siam. Die Technik, in der sie bergestellt sind, ist dieselbe wie bei unserer Niello. technik: in das Silber werden die Muster hineingehämmert bestehungsweise gegraben und mit einer gewissen Füllung, dem Niello, bersehen. Unterschieden ist die siamesische Kunst dadurch von der europäischen, daß sie die blanken Stellen des Silbers vergoldet. Leider ist diese Technik beute vollständig in Siam verschwunden, Infolgedessen ist auch die Zusammensetzung des Niello im Lande nicht bekannt. Immerhin ist anzunehmen, ce das Rejept dasselbe ist wie im benachbarten Birma, wo diese Kunst noch ganz sporadisch vor⸗ kommt. Infolge des Erlöschens dieser Technik in Siam und, da diese schönen Gefäße von In und Ausländern gleichmäßig ge⸗ sucht werden, sind sie heuse sehr selten geworden und der

reis dementsprechend hoch. Man rechnet das Gewicht in ikals (— 1,50 6) mindestens 4 bis H mal. Um so erfreulicher ist es, daß so viele und dabei ausgezeichnete Stücke, die in einer Zeit ge— sammelt wurden, in der diese Technik, wenn auch nicht mehr blühte, o doch noch ausgeübt wurde, in die Sammlung gekommen sind. Die otive auf allen Stücken sind fast durchweg pflanzlich dekorativ, ver⸗ einzelt erscheinen Tiere. Ferner erhielt die afrikanisch⸗ozeanische Abtellung des Museums zwei große Signaltr am meln aus Nord- westkamerun, ein Geschenk des am 5. März d. J. in einem

siegreichen Gefecht gefallenen Hauptmanns Glauning. Während die gewöhnlichen Trommeln mit Fell bespannt sind und als richtige

*

Musikinstrumente bei Spiel und Tanz geschlagen werden, handelt es

sich bei diesen Signaltrommeln um ausgehöhlte Baumstämme mit

einem oft nur ganz schmalen Längaschlitz. Ibr Vorkommen sst nicht

auf Westafrika beschräntt sie befinden sich in gam gleicher Art und

manchmal auch in den gleichen sehr großen Abmessungen in Neu⸗

guinea und auf den Admiralitätsinseln, auf dene Neuen Hebriden

und auf den Fidschlinseln wie auf Samoa eine Ueberein-

stimmung, die den Fachleuten längst aufgefallen und auch für eines

der großen Probleme der Völkerkunde, für den Zusammenhang indo⸗

nesischer mit afrilanischer Kultur, von Bedeutung ist. Aber die

Kenntnis dieser „Schlitztrommeln“ hat auch einen nicht geringen

praktischen Wert. Sie dienen den Eingeborenen als richtige Fein⸗

sprecher. Dadurch, daß die Signale von einem Dorf ins andere

weitergegeben werden, hat sich mit Hilfe dieser Trommeln eine Art

von drahtloser Telegraphie oder richtiger Telephonie entwickelt, die

gestattet, Nachrichten jeder Art in wenigen Minuten auf Ent⸗

fernungen von 1090 km und darüber zu übermitteln. Es ist das Ver⸗

dienst eines deutschen Schullehrers, Christaller, uns zuerst mit dem

Wesen der Trommelsprache bekannt gemacht zu haben; aber noch lange

nach der Veröffentlichung seiner Arbeit konnte man da und dort von

militärischen Unternehmungen der Schutztruppe, , , .

u. dgl. hören, die in merkwürdiger und rätselhafter Wee ver⸗

raten worden waren. So ist etö nur ein Akt ausgleichen er Ge⸗

rechtigkeit, wenn jetzt zwei besonders auggezeichnete Trommeln dieser

Art, historische Stücke aus dem Besitze großer Häuptlinge,

ihren Weg in das Berliner Museum gefunden haben. Die eine

dieser Trommeln, die große und berühmte Kriegstrommel

der Banßa ist 3,55 m lang und mißt 2,18 m im Umfang. Sie ist

in ihren zylindrischen Teilen mit in hohem Relief geschnitzten Figuren

von Menschen und Krokodilen bedeckt, oben aber von einer weit Üüber⸗

lebensgroßen Figur eines sitzenden Königs gekrönt. Die Trommel war,

Tag und Nacht von Kriegern bewacht, unter einem hohen Schutzdach

aufgehängt gewesen und wurde im Bedarfsfalle mit einer fast manneg⸗

langen Stange geschlagen. Die zweite Signaltrommel ist das größte Stück dieser Art, das uberhaupt in europäische Sammlungen gelangte;

es ist bei einem Umfang von fast 3 m etwa 3,690 m lang ruht wage⸗

recht auf vier plumpen, Elefantenfüßen und ist mit mächtigen Tier⸗ köpfen geschmückt. Die eine Seitenfläche zeigte nackte Männerfiguren, die abgeschnittene Menschenköpfe tragen, sowie geringelte Schlangen; auf der andere Seitenfläche sind zwei große, einander gegenüberliegende Leo- parden abgebildet, deren schlangenartige Schweife in Menschenköpfen enden. Zwei andere durch Größe und Kostbarkeit gleich hervorragende Stücke der Sammlung Glauning sind zwei geln gte Türstöcke aus dem Bamendabezirk. Die Türstöcke zeigen auf der Außenseite über⸗ einanderstehende menschliche und tierische Figuren, diese reich bewegt und von sast grotesker Stilisierung; auf jeder der beiden Leibungsflächen sind jwei mit den Köpfen einander zugewandte Leoparden geschnitzt. Ber Türsturz ist mit fünf fast rund vorragenden menschlichen Köpfen geschmückt, die wohl abgeschlagene Köpfe von Feinden vorstellen sollen den milderen Sitten einer neuen Zeit ent⸗ sprechend, während früher wirkliche Köpfe über der Tür aufgehängt worden waren. Ganz am Ende des Türsturzes ist jederseits eine große Spinne geschnitzt, ein Tier, das in der Mythologie mehrerer Gebiete von Wesfafrika eine besondere Rolle spielt.

Die Bibliotbek des Kunstgewerbemuseums hat in ihrem Ausstellun gssaal eine Sammlung persisch indischer Miniaturen nebst Manuskripten und Abbildungen mohammedanischer Hin ausgestellt; Zutritt unentgeltlich wochentäglich von 10 bis

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Die Bäßlerstiftung. Der am 31. Märj 1907 verstorbene Geheime Hofrat, Professor Dr. Arthur Bäßler ju Eberswalde hat laut einer letztwilligen Bestimmung den Königlichen Museen in Berlin eine Reihe ebenso hochherziger als für die Museen be⸗ deutungsboller Zuwendungen gemacht, die nunmehr die landesherrliche Genehmigung gefunden haben und durch den Testamentgvollstrecker, Stadtrat Hermann Bäßler ju Glauchau, der Generalverwaltung überwiesen worden sind.

Zunächst ist ein Kapital von 1 250 000 M für eine beim König lichen Museum für Völkerkunde zu errichtende, mit dem Namen „Bäßlerinstitut‘ zu bezeichnende Stiftung bestimmt, die durch ein besonderes, vom Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten im Einvernehmen mit dem Generaldirektor der Königlichen Museen zu bestellendes Kuratorium verwaltet werden soll. .

Das Bäßlerinstitut hat folgende Zwecke ju umfassen, zu denen jedoch nur die Zinsen des Kapitals Verwendung finden dürfen: a. Es soll eine Bibliothek die Bäßlerbibliothek zur Förderung ethno⸗ graphischer und ethnologischer Forschungen errichtet werden, in der auch die vom Erblasser dem Museum zugewendete Bücher⸗ und photographische Sammlung aufzustellen ist. Die Räume dafür sind in den für das Museum für Völkerkunde ge— planten Neubauten bereitjustellen und mit der Bezeichnung Bäßlerbibliothekn ju versehen. b. Es ist eine Zeitschrift zur Veröffentlichung ethnographischer und ethnologischer Forschungen unter der Bejeichnung Bäßlerarchiv herauszugeben, mit der die bis- herigen Veröffentlichungen des Maseums für Völkerkunde zu ver⸗ einigen sind. c. Es sollen Expeditionen zur Förderung ethno— graphischer und ethnologischer Zwecke einschließlich der Anlegung von Sammlungen für das Museum für Völkerkunde ausgesandt werden.

Neben diefer großartigen Zuwendung erhält die vom Erblasser am 6. Mai 1903 6 das Königliche Museum für Völkerkunde be⸗ gründete Arthur Gäßler⸗-Stiftung 150 00 6, sodaß sich ihr Kapital auf 250 0090 M erhöht. Diese Stiftung hat den ausschließ⸗ lichen Zweck, aus ihren Zinsen in selbständigen Expeditionen ethno— logisch vorgebildete Reisende nach Gegenden zu senden, in denen für die Völkerkunde wünschenswerte Sammlungen gemacht werden können, und die Ergebnisse dieser Reisen zu verarbeiten und zu veröffentlichen. Die Verwaltung geschieht durch die Generalverwaltung. der König⸗ lichen Museen, die Bestimmung über die Verwendung durch die ver—⸗ einigten Sachverständigenkommissionen der ethnologischen Abteilungen des Museums für Völkerkunde.

Endlich wird das Museum für Völkerkunde noch 10 000 S er⸗ halten zur würdigen Au stel lung der hervorragenden pe ruanischen Sammlung, die der Erblasser früher dem Museum für Völkerkunde geschenkt hat.

Durch diese außerordentlichen Zuwendungen werden die etbno—⸗ logischen , , , des Museums für Völkerkunde in den Stand gesetzt, ihre Ziele in weit wirkungsvollerer und , . Art zu verfolgen und so zugleich die Erwartungen des Erblassers zu erfüllen, der die schon zu seinen Lebzeiten betätigte Liebe zur Völkerkunde in so weitgehendem Maße in die Tat umgesetzt hat.

Theater und Musik.

Berliner Theater.

Das Gesamtgastspiel des Neuen Schauspielhauses im Berliner Theater brachte am Sonnabend eine Neueinstudterung deg Lustsplels Hertas Hochzeit‘ von Max Bernst ein, ein Stück, das auf der Bühne am Nollendorfplatz seiner Zeit einen nachhaltigen Erfolg erzielt hatte. Auch an der neuen Stätte und in der faft durchweg veränderten Besetzung errang das Lustspiel wieder die Gunst des ublikumq. Von den Inhabern der Hauptrollen im Neuen Schauspielhause ist nur Herr Arndt mit seiner von köstlichem Humor getragenen Leistung als Onkel Rosenthal auf dem alten Platze geblieben. Die Titelpartie der Herta wird jetzt von Clara Goericke liebenswürdig und temperamentvoll ver treten, während der früher von Walden gespielte Lutz von Herrn Jensen sympathisch verkörpert wird. Die andern Mitwirkenden konnten befriedigen, wenn auch das Zusammenspiel nicht so geschlossen erschlen wie auf der Bühne des Neuen Schauspielhauses.