durchgehenden Linie selbstverstãndlich auf Grund von durchgehenden Ladescheinen deutsche Güter im wesentlichen verfrachtet werden könnten. Diese Linie würde nunmehr, wenn dem Wunsche, die Vorlage abjulehnen, Rechnung getragen würde, eingehen. Damit würde die deutsche Postflagge in einer ganzen Anzahl Häfen da draußen verschwinden; und das wird selbstverstãndlich einen sehr schlechten Eindruck machen. Ich stehe nicht so ganz auf dem Standpunkte des Herrn Abg. Noske, daß darauf nicht viel ankommt und daß man diese nationalen Gesichtepunkte nicht bervorbeben soll, besonders nicht, wenn sie Geld wert sind, wie in diesem Falle. Der Herr Staatssekretär des Reichs postamts hat Ihnen schon aus seiner Erfahrung bestätigt, welch' erhebliche Be⸗ deutung es für die Befestigung der Macht und des Ansehens des Deutschen Reiches hat, wenn in möglichst schnellen Intervallen sich die Reichsflagge auf Dampfern in den verschiedenen Inselhãäfen zeigt. Er hat dabei bemerkt, daß der Mensch in diesen Gegenden ja noch sehr oft als eine Art Zuspeise angesehen wird, daß es sich um sehr rohe und unzwilisierte Völker handelt und daß, sie in Kontakt mit der Kultur zu bringen, eine wichtige Aufgabe ist, nicht bloß eine nationale, sondern auch eine nvilisatorische.
Meine Herren, es kommt aber auch noch etwas anderes hinzu. Wir haben heute die Postflagge, die schnelle Verbindung jwischen Hongkong und Australien, und es wird niemand, kein deutscher Kauf⸗ mann, verstehen, daß wegen einer Frage von 20 000 oder 25 000 Pfund diese Flagge verschwindet (Sehr richtig! bei den Frei⸗ sinnigen), und daß man sich da nun zurũckneht. Nan wird sagen: die schlechte Finanzlage gestattet noch nicht einmal eine Ausgabe von 20 000 Pfund. Ja, das wird sehr erheblich gegen die Deutschen ausgenutzt, das wird von dem Reich auf den einzelnen übertragen; es wird in den Blättern dagegen gehetzt, es wird gesagt: ihr Deutsche habt ja überhaupt noch nicht einmal die Kraft, die paar Schiffe zu unterhalten. Ich glaube, das ist ein Poflen, an dem man am allerwenigsten sparen darf; denn die gegen⸗ wärtige Finanzlage des Deutschen Reiches mahnt jwar zur Sparsam⸗ keit, aber mit den Konsiderationen, ob das Deutsche Reich ein sehr reiches, sehr mächtiges, sehr handelskraftiges, auf dem friedlichen Wege sehr eroberungsfähiges ist, hat es gar nichts ju tun. Wir sind niemals so reich gewesen, wir sind niemals so unternehmend gewesen, wir haben niemals so viele Keime gelegt zur Entwicklung unserer fried⸗ lichen Aufgaben in der Welt wie zur Zeit; und das soll man auch nicht obsturcieren durch eine kleinliche Art der Politik, so gern ich jugebe, daß man, wenn man überhaupt sparen will, irgendwo anfangen muß. (Sehr richtig! rechts) .
Wir haben diese beiden Linien hier verlangt, weil wir ersteng glauben, daß die Subvention bezahlt werden kann, ohne daß eine Erhöhung des Reichszuschusses für die Inselwelt eintritt, zweitens well wir die Sache für wichtig halten für die künftige Entwicklung dieser Inselwelt, wofür, wie der Herr Abg. Nosle ja vor. gelesen hat, sehr schöne Ansätze vorhanden sind, drittens, weil wir nicht wollen, daß ein Territorium, welches wir kommerziell bereits in Beschlag genommen haben, uns entrissen wird, und weil wir nicht wollen, daß wegen ein paar hunderttausend Mark unserer Flagge dort — ich möchte sagen: weniger Achtung gezollt würde. Wir wollen es aber auch, weil der Halt, den die deutsche Regierung an dieser Inselwelt hat, in bezug auf den Eindruck, den es auf die Eingeborenen macht, nicht verringert werden soll, und weil wir vor allem nicht glauben, daß eine wesentliche Entwicklung der dortigen Unternehmungen und der neuen, die wir dahin wünschen, erfolgen kann, wenn nicht mindestens die gegenwärtig bestehende schnelle Ver⸗ bindung beibebalten wird. ;
Ich brauche nichts Besonderes darüber zu sagen, weshalb wir den Wunsch haben, daß auch die Insel Jap angelaufen wird. Es bringt das das ganze Inselgebiet in unmittelbaren Kontakt mit dem Kabel, mit der Welt und erschließt dem Welthandel außerdem die Karolinen, für die wir ja seinerjeit Erhebliches aufgeopfert haben.
Aus diesem Grunde, und weil das eine erhebliche Leistung von keiner Seite darstellt, haben wir es für wünschenswert erachtet, daß es aufgenommen wird; und es ist ja auch diese Seite der Sache von niemandem angefochten worden.
Auf die andere Frage, die der Herr Abg. Noske zu Gunsten seiner Resolution angeführt hat, wird von anderer Seite eingegangen werden können. Ich muß nur sagen, daß ich mich doch sehr ver⸗ wundert habe über die Kritik, die an einer Vorlage nochmals und wiederholt geübt worden ist, nachdem nach dem, was in der Kom⸗ mission vorgekommen ist, der Herr Vorredner über die Unrichtigkeit der von ihm vorgebrachten Zahlen gar keine Zweifel mehr haben konnte. (Bravo! rechtg.)
Abg. Liebermann von Sonnenberg swirtsch. Vgg); Wir sind keines wegs grundsätzlich gegen Dampfer subventionen, erkennenwielmehr an, daß den Leistungen der Dampferlinlen auch eine Gegenleistung des Reichs gegenübersteher muß. Wir haben in der ersten 2 s unsere Stellung dabin präßssieren lassen, daß wir in der Kommission den Nachweis der Dringlichkeit und Notwendigkeit erwarteten. Dieser ist nach unserer Meinung dort nicht in vollem Umfange erbracht, deswegen hat unser Vertreter in der Kommission zunächst gegen die Regierunge vorlage gestimmt. Sel bstoerstãndlich ist es uns aber auf der anderen Selte nicht gleichgültig, wenn durch Einziehung der deutschen Flagge auf einzelnen Linien das Ansehen Deuischlands jm Aut lande geschädigt würde. Wir wollen deshalb auf der einen Seite dem Gesichtspunkte der Sparsamkeit Rechnung tragen, auf der anderen aber eine nationale Schädigung verhüten. Nach unserem An— trage kann alles im Augenblick Bestehende bestehen . nicht wieder aufgenommen ist nur die Linie Singapore Neu⸗ uinen. Unter Umständen werden wir bereit sein, im nächsten Jahre auch für diese zu stimmen. Wir wollen zugleich der Regierung einen Wink geben, daß sie für die Folge derartige Forderungen nicht erst ein⸗ bringi, wenn sie erfüllt werden sollen. Der Reichstag muß solche Vorlagen in allen ibren Einzelheiten prüfen können. Der Abg. Roste meinte, wenn Gründe fehlter, so beriefe man sich flets auf nationale NofwendiFs keiten. Wie denkt er sich denn die Vertretung der deutschen Arbeiterinteressen, wenn sie nicht vertreten werden auf dem Boden des großen nationalen Staats? Ueber den Antrag Albrecht beantrage ich getrennt abzustimmen. Wir werden für die Nummer a stimmen, denn auch wir glauben, daß sich allerdings in bezug auf bie Bemar nung der Schiffe bei der Ausreise Uebelftände herausgestellt baben. Wir wollen nicht, daß man damit rechnet, während der Reife schlimmstenfalls allerhand Gesindel an Bord nehmen zu können, und gegebenen Falls auf Schwarze jurückgreift. Dagegen stimmen wir
egen 4, weil wir nicht wollen, daß durch die iffsfrachten des
r dem deutschen Steuerzahler, dem deutschen Bauer eine Kon⸗ erwächst. .
, ** berger (3entr.: Wir stimmen gegen die Regierunge.
vorlage sind aber entschlossen, den ntrag Lattmann zu unterstũtzen, weil
interessant. Wenn eln 1 . so möchte des Zentrums hören.
Verlauf dero heutigen Debatte war Jentrumgredner die Rede des Grafen Kan sch den Lärm über die antinatlonale Gesinnun Dem Standpunkt des Grafen Kanitz kann ich mich allerdings an. schließen. Er fragte mit Recht nach der Deckung, wie meine politischen Freunde das stets getan haben. Wenn wir in diesem Jahre für die Flottennovelle ohne Erledigung der Deckungsfrage ge ⸗ slimmt haben, so handelte es sich . st um eine minimale Belaftung des Volkes, dann aber haben wir uns in der Budget- lommission bemüht, eine Regelung der Deckungsfrage zu finden. Zum Antrag auf Besserstellung der Veteranen haben wir beantragt, den Gesetzentwurf über die Zuckersteuer außer Kraft zu setzen, wenn der sber die Veteranen in Kraft tritt, wollten also die tsparnis beim letztgenannten Entwurf den Veteranen zu Gute kommen lassen. möchte nur wünschen, daß der Standpunkt des Grafen Kanitz von allen hier geteilt wird. Vas Vorhandenfein einer indirekten Deckung muß ich, wie schon in der Kommission, bestreiten. Vertritt man den Standpunkt des Staatssekretärs, so muß man gerade zu einer . minderung der Subvention kommen aber der Staats se kretãr hat die Mehr⸗ einnabme aus den Zöllen um mindestens die Hälfte zu hoch angegeben. Die Gesamteinfuhr im Bismarck. Archipel hetrug 1806 400 000 aber man kann doch nicht die Gesamteinfuhr mit 10 oo verzollen, denn darunter befinden sich an barem Geld 200 000 46, an Kohlen 240 000 υς, und auch die notwendigen Tebengmittel darf man doch nicht verjollen. Zieht man dieles alles ab, so bleiben an wirklicher Zolleinnahme höchstens 109 000 6. Also mit der direkten und in⸗ Rirekten Deckung ist es gleichermaßen nicht weit her. Wir sind nicht dagegen, daß die hestehenden Verbindungen nach Neu · Guinea erhalten bleiben; es fragt sich nur, ob es richtig ist, eine zweite Linie dahin zu fubventionieren. Gine Linie genügt vollständig; denn eine von zwei Linien muß nach der Begründung der Vorlage selbst notleidend werden. Danach genügt der Antrag Lattmann voll ständig; er ermög⸗ licht auch eine zweckmäßige Ausgestaltung der Küstenschiffahrt auf Nꝛu. Gulnea. Der Lloyd hat diese Kästenschiffahrt an die Neu Guinea⸗ Rompagnie abgetreten für ganze 12000 6 jährlich; wir aber sollen dafür 270 000 S0 jährlich zahlen. Für den deutschen Handel . die Verbindungen genügend vorhanden, und der Personenverkehr ist ganz minimal. Der Antrag Lattmann gibt auch dem Lloyd alles, was notwendig sst. Für die sozlaldemokratische Resolution unter a werden wir stimmen; daß wir für b stimmen, hat der Abg. Noske wohl selbsft nicht erwartet. Wenn der neue Vertrag zu stande kommt, bitt? ich, doch auch die Frachttarife recht scharf ing Auge in fassen, die Tarife nach ,, unverhaltnismäßig hoch, zumal im Ver it denjenigen na n. ö ⸗ — . nn n buhr i. Der Staatesekretãr meint, die Ab⸗ lehnung der Vorlage würde die deutsche Flagge aus jenen , e. der⸗ chioinden laffen, und damit werde das Ansehen des Deutschen Reichs ge⸗ n n. Gr hätte Lieber den Rachweis führen sollen, daß vor der Sub⸗ bention deutsche Schiffe dort die deutsche Flagge nicht gezeigt hätten; diesen Nachweis hat er aber nicht versucht. Seit Abschluß der ersten Dampfersubhentions verträge sind mehr als 20 Jahre verfloffen, und die Verhaäͤltnisse haben sich ganz erheblich verschoben Damals sind die Interessen der Kapitalisten in jeder Beziehung, auch speziell hinsichtlich des Schiffbaues, in umfassendstem Maße berũcksichtigt worden. te fleht der deuische Schiffbau auf solcher ohe, daß die betreffenden Vertrageaklauseln einen ganz anderen 8h erhalten haben, indem sie direkt prelsverteuernd wirken. Dahin gebört auch die Klausel wegen des Beiuges der Kohle aus Deuntschland, wo das Rheinisch⸗ Westfãlische Kohlensyndikat die Preife beftimmt. Der Lloyd darf die billigere und bessere walisffche Kohle nicht benutzen. Aehnlich liegt es mit den Klauseln, betreffend den Bezug von 8 Alle diese Klauseln kommen den kapttaliftisch⸗agrarischen Interessen ganz direkt zugute, während die Arbeiterschast direkt dadurch geschädigt wird. Auf derfelben Linie liegt die Klausel beigsich der Zulaffung der arbigen. Die angebliche Ueberlegenhest der chinesischen Ser⸗ 6 sst eine Fabel; außerdem weiß man doch, daß diese schmutzig und oft mit ansteckenden Krankheiten behaftet sind, das Zu⸗ fammenarbeiten mit ihnen also nicht sehr nach dem Geschmack ber deutschen ¶ Seeleute ist. Wären die Farbigen nicht billiger als die Weißen, so würden letztere von den apitalisten cher bevorzugt werden. Anderseits gewöhnen sich die deutschen her sehr bald daran, die aeg. Behandlung, die sie den arbigen angedeihen lassen, auch auf. die Deutschen zu übertragen. Die Far n, daß die Farbigen die Hitze in den Kesselräumen erheblich besser vertragen, ist hinfällig. Wie kommt es, daß auf der westlichen Halbkugel die weißen Seeleute die Hitze durchaus ertra en? Sollten denn die Temperaturen auf der östlichen von denen auf der wesilichen verschieden sein? Das ist doch nicht der Fall. In den Keffelräumen der Lloyddampjer herrscht eine Temperatur von 50 bis 60 Grad, also etwa wie im Roten Meer. In bezug auf Ventilationzeinrichtungen der Kesselräume zu Gunsten der vor dem euer arbeitenden Schiffsmannschaften sind wir gegenüber anderen e . sehr zurück; trotzdem findet sich in den Abmachungen mit dem Lloyd nicht einmal die Vorschrift, daß bei Neubauten bessere der= artige Ginrichtungen geschaffen werden, Dle Statistik der Hitzschläge und Selbstmorde beweist nicht, ö Tropen höher war als in Nordamerika und unter den Selbst⸗ mördern sind auch zahlreiche Farbige. Die Woermann Linie hatte früher schwarze Feuerleute und ist neuerdings ju Weißen zurũck-· gegangen. Wir verlangen ferner in unserer Resolution eine Be⸗ mannungsstala, die neben der Tiefladelinle zu den dringendsten Not⸗ wendigkeiten für die Schiffe gebört. Die in dieser Beziehung be⸗ stehenden Vorschriften erstrecken sich nicht auf das Deckspersonal. Der schließliche Einwand, daß alle diese Forderungen eine zu große Steigerung der Selbstkosten nach sich ziehen würden, kann doch nicht
ernst genommen werden. ): abe aufs lebhafteste zu . Dig ö Hormann vorwarf,
bedauern, daß der Kollege Noske dem Abg. er habe ß Beauftragter des Norddeutschen Lloyd gesprochen. Solche Vorwürfe werden immer dann erhoben, wenn man sachlich nichts Rechtes sagen kann. Der Abg. Hormann hat als Vertreter der Iinkeliberalen Fraltionsgemeinschaft gesprochen. Das deutsche Volk braucht sich vom Lloyd nichts schenken zu lassen. Der Norddeutsche Lloyd macht aus den trantatlantischen Linien seine Profite, nicht aus den subventionierten Linien; würde er diese Linien nicht fahren, so würde jedenfalls die Verzinsung seines Aktienkapitals eine viel größere sein. Es handelt sich bier nicht um die Subvention einer Gesellschaft sondern um Leistungen einer Gesellschaft die bezahlt werden müssen. Wenn man nur Linien zuläßt, die sich selbst rentieren, so müßte man auch alle die Poftämter einziehen, die Zuschüsse erfordern. Der Graf Kanitz wird doch nicht verlangen, daß Postämter in entlegenen deutschen Srten eingezogen werden, weil sie sich nicht rentieren, oder Telephonverbindungen aufgegeben werden, die nur geringen Zuspruch baben. In den tropischen Gegenden gibt es eine Menge von Artikeln, die ein langes Lagern nicht vertragen und die so schnell wie möglich verfrachtet werden müssen. Eine Plantage braucht Jahre, ehe sie einen Verkehr rentabel macht. Ohne gute Transportgelegenheit muß eine Kolonie in ihrer Entwicklung stecken bleiben. Mit Unkecht hat der Abg. Erjberger bei seiner Berechnung der Zollabgaben Taba und Alkohol ausgeschalset. Die Hauptsachen bleiben allerdings Kopra und die en rr Hier ist also zum großen Teil für Deckung der Ausgaben geforgt. Ich hätte es verstanden, wenn der Graf Kanitz seinen ablehnenden Standpunkt eingenommen hätte, als wir Südwestafrika erwarben, wie er es aber hier tut, wo es sich um eine so geringfügige Sache handelt, verstehe ich nicht. Auf den Schnick g! allein können wir uns in bezu auf Australlen nicht verlassen. Für unsere Beamten dort muß do auch die Gelegenheit einer hesseren Verbindung 6 werden. Das erfordert auch die Rücksicht auf den Schutz unferer Kolonisten. Vir baben in dieser Beziehung in unseren Kolonien teueres Lehr— eld bezahlen müssen. * tt! Sie, der Vorlage zuzustimmen. . wiffen ja gar nicht, 5 der Norddeutsche Llovd überhaupt geneigt
daß die Zahl derselben in den
ö den Ausführungen des Abg. von Liebermann handelt es . n tlich 2 e. um ein Provisorium. Machen wir doch lieber gleich gane Arbeit. Wie stehl denn die Regierung zu dem Antrag Lattmann, wenn ö. angenommen wird? Hat sie Gelegen. heit gehabt, injwischen den Lloyd zu hören, und welche Stellung nimmt sie zu dem Antrage ein? Ich wünschte nicht, daß die , , n eine Riererlage erlitte. Für den Absatz 2 des Antrags echt werden wir in' Konsequenz unserer bekannten Haltung jur Frage der Lebens verteuerung stimmen. den ersten Teil des Antrags be⸗ trifft, fo scheint mir die Frage der Verwendung der Farbigen noch
, (. Vollsp) bittet die Parteien dringend,
sich auf dem Boden der Regierungsvorlage zu einigen.
Stellvertreter des Reichskanzler, Staatssekretär des Innern, Staatsminister Dr. von Bethmann Hollweg: ; . Meine Herren! Der Herr Abg. Gothein hat zunächst die Frage an mich gerichtet, wie die verbündeten Regierungen sich iu dem Antrage Lattmann stellen. Die derzeitige Haltung der verbündeten Regierungen zu der Gesamtangelegenheit ergibt sich aus den Aus- fühtungen, die der Herr Staatesekretär des Reichskolonialamts beute hier gemacht hat, und in denen er meines Dafũrhalten in ũber⸗ zeugender Weise nachgewiesen hat, einen wie großen Wert die ver · bündeten Regierungen auf die Annahme dieser Vorlage legen müssen und legen. Wenn der Reichstag in Rücksicht namentlich auf die Finanzlage des Reichs bedauerlicherweise die Reglerungsvorlage ab- lehnen und nur den Antrag Lattmaun annehmen sollte, so wird das erst der Moment sein, in dem die verbündeten Regierungen zu diesem Antrage werden Stellung nehmen können. Welcher Art diese Stellung sein wird, kann ich im gegenwärtigen Moment nicht
sagen. Wenn der Herr Abg. Gothein dann weiter mich gefragt
hat, wle sich der Lloyd zu dem Antrage Lat mann stelle, so kann ich erklären, daß ich unmittelbar, nachdem der Antrag eingebracht war, mich mit dem Lloyd in Verbindung gesetzt habe, um zu sehen, welche Stellung er seinerseits ju dem Vorschlage Lattmann einnehmen würde. Die Verhandlungen sind eingeleitet worden, haben aber noch nicht ju einem Abschluß geführt, sodaß ich auch jetzt noch nicht fagen kann, welches der Abschluß sein wird für den Fall, daß der Reichstag den Antrag Lattmann unter Verwerfung
der Regierungsvorlage annehmen sollte.
Abg. Hormann (fr. Volley): Der Abg, Nocke hat sich dahin ausgefprochen, alg ob ich mit unberechtigter Voreingenommenheit ge⸗ sprochen hätte. Eine solche Behauptung steht hart an der Grenze des Juläfsigen. Ich will darauf nicht eingehen, sondern das Urteil dar- Uber dem Hause überlassen. Ein Teil des Hauses ist nicht für die Vorlage, weil die Deckungsfrage nicht geklärt sei, aber man ist doch auch für die Teuerungszülagen und für die Dstmarkenzulagen ein⸗ getreten, für welche Deckung auch nicht vorhanden ist. Wir halten diefe Ausgabe für notwendig und bewilligen sie in der Hoffnung auf die Finanzreform. Ich freue mich, daß der Abg. Liebermann von Sonnen ; berg später geneigt sein wird, für die ganze Vorlage einzutreten. Ich bitte, jetzt gleich den letzten Schritt zu tun und die ganze Vor⸗ lage anzunehmen. Der Norddeutsche Lloyd ist auch von der Not⸗ wendigkeit der Linie Singapore Neu Guinea überzeugt. Die größere Leistungssähigkest der Farbigen ist statistisch nachgewiesen. Unter den weißen“ Arbeitern erkranken Ig öso, unter, den Hhinesischen nur 13,5 oo. Hitzschläge sind bei dem europã ischen Personal häufig, bet dem farbigen aber sehr selten infolge ihrer Enthaltsamkeit. Der Dampfer Gera hatte auf seiner fünften Reise 24 weiße Heißer, von Denen 18 erkrankten, und auf seiner fechsten Reise 39 farbige Heizer, von denen nicht ein einziger eikrankte. Die Dampfergesellschaften stellen im Interesse der Menschlichkeit Farbige an; Ersyarnisse werden damit nicht erzielt, da die Zahl der Farbigen viel größer sein muß. Wer das Interesfse der Allgemeinhelt will, muß für die Vorlage
stug f Eriberger (Bent): Der Abg. Gotbein hat uns bier das
reckaespenst des südwestafrikanischen Aufstandeg vorgehalten, wenn 6. e, 16 annehmen. Das könnte zutreffend sein, wenn wir die ganze Vorlage ablebnen, aber durch Annahme des Antrages Lattmans können wir ähnliche Zustände vermeiden, denn die Linie Singapore Neu⸗Guinea kommt dafür gar nicht in Betracht. Der QUoyd ist dann verpflichtet, die Linie von Australien ũber Neu Guinea nach Hongkong zu führen, während er jetzt diese kontraktliche Pflicht nicht hat. 270 600 M rechnet man für die Linie Singapore Neu Guinca; die übrigen 230 000 66 für die andere Linie sollen ihm be⸗ willigt werden. Der Norddeutsche Lloyd hat natürlich noch nicht auf diesen Vorschlag geantwortet, sondern wartet die weite Lesung ab; fo dumm ist er natürlich nicht, daß er nicht lieber die 500 00 0 nimmt, wenn er sie kriegen kann. Die Freisinnigen baben früher eine andere Stellung eingenommen, denn bei der ersten Beratung der Dampferfubvention 1884 hat der Abg. Bamberger die Subvention eine Fimmelschreiende Verschwendung genannt, und 1898 bei der Ver⸗ längerung des Vertrages bis 1914 bat ebenso der Abg. Richter gegen die Vorlage gesprochen. .
Damit schließt die Diskussion. ersönlich bemerkt der
, n (So). daß er selbstverstãndlich die per sönliche Ehren
haftigkeit des Abg. Hotmann nicht verdãchtigen wollte, und verwahrt sich gegen die , ö. Staatssekretãrs Dernburg, daß er mit alschen Zahlen operiert habe. . . 6 der fn n über die Forderung der Regierung von 500 0090 ος werden die dafür Stimmenden für die Mehr⸗ heit erklärt; infolge des lebhaften Widerspruchs vom Zentrum läßt aber der Vizepräsident Kaempf noch einmal abstimmen, und es ergibt sich nach Probe und Gegenprobe die Mehrheit gegen die Forderung; unter der Mehrheit befindet sich auch ein großer Teil der Konservativen.
Darauf wird der Antrag Lattmann (230 000 6) gegen die Stimmen der ,, . und einiger Mitglieder der sinkeliberalen Fraktionsgemeinschaft angenommen.
Die Refsolution Albrecht zu à (Bemannungsstala) wird gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, des Zentrums und her Antisemiten abgelehnt; die Resolutivn zu b wird gegen die Stimmen der . und der linksliberalen
raktionsgemeinschaft abgelehnt. . ' Es folgt die zweite Lesung der Nachträge zum Etat für 1908, welche den Bau neuer Kolonialbahnen be⸗ treffen, und der Gesetzentwurf, welcher über die Deckung der Ausgaben Bestimmung trifft.
er Gesetzentwurf, betreffend die Deckung außerordent⸗ licher Bedurfnisse der Schutzgebiete (mit Ausnahme von Süd⸗ westafrika und Kigutschou) im Wege der Anleihe, ist, von der Budgetkommission in das Gesetz über die Einnahmen und Ausgaben der Schutzgebiete von 1832 hineingearbeitet worden; danach ist die Deckung außerordentlicher Be⸗ duͤrfnisse erforderlichenfalls im Wege der Anleihe zu Lasten der betreffenden Schutzgebiete flüssig zu machen. Die Anleihen können auch zu Lasten . Schutzgebiete aufgenommen werden. Die Verzinsung erfolgt u 35M Proz, und es sind Anleihen wie Darlehen vom agen Jahre nach der Begebung oder Gewährung mit jährlich mindestens 3/3 Proz. zu tilgen. .
sst, sich mit der geringeren Summe des Antrags Lattmann zu be⸗
inerseits den Reichs finanzen Rechnung trägt und doch der Kolonie Ie e r m. ee sie nach unserem Dafürhalten braucht. Der
.
gnügen, ob er damit die Leistungen übernehmen kann, die er leisten
(Schluß in der Zweiten Beilage.)
schãdigt wird.
eines einzelnen oder mehrerer dieser
*
102.
(Schluß aus der Ersten Beilage.)
Im übrigen hat die em nn ,. den Bau der
frika (Mombo — 5s, Mrogoro —Taborg), Kamerun (Südbahn), Togo (Lome = Atakpame) und Südwestafrika (Seeheim — Kalkfontein) gutgeheißen und empfiehlt die beiden Nachtragsetats sowie die beiden Entwürfe wegen Aenderung der Gesetze, betreffend Ge⸗ währung von Darlehen an die Schutzgebiete Togo und Süd⸗ westafrika mit geringen Modifikationen zur Annahme. Der Gesamtaufwand für die Bahnen beläuft sich ꝗn ca. 150
neuen Kolonialeisenbahnlinien in Deutsch⸗ Pangani
Millionen Mark. Referent ist der Abg. Dr. Semler.
Die Budgetkommission bringt außerdem eine Resolution in Vorschlag, die verbündeten Regierungen zu ersuchen, im nächsten Jahre eine einheitliche Fassung des Gesetzes uͤber die Einnahmen und Ausgaben der Schutzgebiete von 1892 vor⸗ i und eine anderweite Regelung der Frage des Reserve⸗
onds tunlichst für das nächste Etatssahr herbeizuführen.
Es findet zunächst eine allgemeine Besprechung über die Bahnprojekte, die Deckungsfrage und über die von der Kom⸗
mission vorgeschlagene Resolution statt. Abg. Led h J
ihre Finanzierung betrffft. sein zur Unterwerfung der Eingeborenen listischer Ausbeutung. Natürlich gibt es Deutschland, die an diesen Bahnen interesse haben, nämlich die 8 und lieferanten und gewisse Kapitalisten.
und deren k Leute
Aber unmöglich kann
es den deutschen Arbeitern und der Masse der deutschen Steuerzahler zumuten, für diese Kapitalistenjwecke Gelder zu bewilligen. Der Staats⸗ sekretär Dernburg meinte freilich, die deutschen Arbeiter verdienten, wenn in Deutschland das Material hergestellt und nach den Kolonien z . Die deutschen Arb iter haben kein Interesse daran, daß ihnen ein Teil des Geldes aus der einen Tasche genommen und
geschafft würde.
zu einem kleineren Teile in die andere Tasche gesteckt wird; darauf würde die ganze Sache hinauslaufen.
würde. Auch dabei könnten ja die Arbeiter verdienen. lichen Parteien haben der Regierung in dleser Frage Zutreiberd geleistet; es wurden immer neue
Bedenken zu haben. Aneldote, ein deutscher Unternehmer sei gefragt worden: Wo liegt
eigentlich Mrogoro? Er habe geantwortet: Wo unser Geld aufhört. Als der Telegraph gelegt werden sollte, der schließlich ö Tabora
erung — das war zu der Zeit, als der Zylinder des Abg. Spahn kee er gn, die Trasse
nach Muansa gelegt wurde, hieß es auch von seiten der
maßgebende Rolle spielte —,
angelegenheiten die geändert werden; sie hat doch mit sich
dürfe nicht lassen. über die Führung der Linie übernommen baben, nachher in diesen Dingen eigentümliche Erfahrungen machen. werden die wunderbarsten Projekte ausgearbeitet.
im Ovambolande ein ganzes Armeekorps gehalten werden, um Druck gegen England ausüben zu können!
wäblte Finanzierung ganz ebenso belastet. man die Kolonien etwa den Einzelstaaten gleichstellt. In Kolonien gibt es keine Träger der Verantwortlichkeit,
diese Millionen und noch dazu ohne Deckung bewillig
Schatz sekretãr. (Lachen.)
neuen Schreck bereiten, um so mehr, als er sich gegenwärtig . etzen. Wenn ihm jetzt wieder ein Schrecken in die Glieder fährt, so 33 er wie sein Vorgänger abdanken, und wir möchten nicht dazu beltragen, daß auf diese Weise auch dieser Staatsmann von seinem Posten Wie die Mehrheit in der Budgetkommission gewirtschaftet
um für den Herbst die Reichsfinanzreform in Sjene zu
abtritt. hat, ist geradezu slandalös. (Der Präsident Graf zu Stolberg
den Redner zur 33 Wir verwahren uns dagegen, daß durch ein ehrheiteparteien der Parlamentarismus ge⸗
solches Verfahren der Damit schließt die Diskussion.
Bei der Abstimmung wird durchweg nach den Kommissions⸗ vorschlägen beschlossen, sowohl hinsichtlich der einzelnen Linien
wie der Deckung und der einzelnen Nachtragsetats; auch Resolution der Kommission wird angenommen.
ur zweiten . der, Ostmarkenvorlage“ haben olksp.) u. Gen. einen Abänderungs⸗ att der für die Militärbeamten
die Abgg. Ablaß (fr. antrag eingebracht, wonach und Unteroffiziere geforderten 301 000 S6 nur 91 000 M 2 werden sollen.
Pachnicke (fr. Vgg.): Unser Antrag bedeutet, s, n. e Vor⸗ lage bedenkt außer den unteren und mittleren Beamten auch
den Rahmen der Vorlage als zu weit gezogen erachten.
die Beamten der Militärverwaltung und die Unteroffiziere. Für Berücksichtigung der Militärbeamten
sekretãr nicht versagt werden kann. Auch in den früheren Resolutionen sind die
des Soldatenstandes nicht berücksichtigt worden. Bezüglich der Fr der Unwiderruflichkeit legen wir entscheidenden Wert darauf,
Willkür bei Verteilung dieser Zulage möglichst auszuschließen und nicht politische Motive maßgebend sein zu lassen, damit nicht etwa jemand die Zulage wegen seiner 6g . zum Hakatismus er⸗ eamten vor Gewissenskonflikten
schützen will, so kann sie ihn ja einfach vom Osten nach dem — 5 n ittels der Widerruflichkeit der den Erklärungen der Regierung
hält. Wenn die Regierung einen
versetzen, wenn es im . des Dienstes notwendi sollte; sie bedarf also des Dstmarkenzulage nicht. Nach
gilt die Unwiderruflichkeit nur für ein Jahr. Wir würden ander
falls auch ein Engagement für die weitere Zukunft übernehmen, wenn Forderungen bekämen, die über das Jahr 1908 hinausgehen. Wir wollen fär die Zukunft freie Hand haben, schon für den Fall
wir daß bei der allgemeinen Gehaltsreform vielleicht durch anderwelt
. genug in ein größeres Geschäfts⸗ die Zwischen⸗
Das wäre so, als wenn ein großer Teil des Grunewaldes abgeholzt und auf der großen Sandwüste ein Nachbild der Pyramide von ö
e bürger⸗
. ! Bahnprojekte ausgearbeitet. Die Gefahr neuer Aufstände wird durch diese Bahn keineswegs ge⸗ mildert. Auch die Linienführung, ihre Trassierung, scheint uns praktische Der Staatssekretär Dernburg erzählte mal die
Gegenüber dem Schweigegelöbnig, das die Blockparteien können wir
; Ein Oberleutnant Schmidt hat dabei in einer Kolonialgesellschaft gesagt, es müßte
] Wag die Finanzierung betrifft, so stehen wir zwei Projekten gegenüber: eine Kolonialanleihe zu leisten und ein Darlehen an die Kolonien mit Reichsgarantie. Der deutsche Steuerjahler wird durch die von der Kommission ge⸗ Man täuscht sich, wenn
die Beamten sind dort fluktuierend, ihre Amtsführung in den tropischen Kolonien geht nicht über drei Jahre binaus. Wir können ö Umstãnden Wir nehmen dabei auch eine gewisse menschliche Rücksicht auf den gegenwärtigen Gewiß, wir wollen ihm nicht einen
ist geltend gemacht, daß, wenn z. B. der Postsekretär die Zulage erhält, sie dem Intendantur⸗ ĩ : Deshalb nehmen wir Abstand davon, die Militärbeamten zu streichen, wollen aber die Unteroffiziere ausschalten, weil bisher niemand daran gedacht hat, auch die Per⸗ sonen des Soldatenstandes in die Ostmarkenzulage a,,
ersonen
our (Soz.): Diese Vorlage mutet dem Reiche noch viel größere Ausgaben zu, ohne für Deckung ju sorgen. Wir stehen ibr rundweg ablehnend gegenüber, sowohl was die Cisenbahnen als was Die neuen Eisenbahnen sollen ein Mittel
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3weite Beilage
Berlin, Mittwoch, den 6. Mai
Regelung des Wohnungsgeldzuschusses von der ganzen Ostmarken⸗ julage Abstand genommen nen,, Dagegen wollen wir die glei 86 Behandlung der Beamten sichern, und im Namen der liberalen Fraftions gemeinschast stell ih deshalb die bestim mie Frage. ob die Regierung für den Fall, daß die Vorlage künftig wiederholt wird, nach den gleichen Grundsätzen verfahren wird, wie für 15965. ob also bei Erfüllung der enden Bedingungen, die in den Er⸗ läuterungen gegeben sind, die Regierung denselben w n, die Zu⸗ lage gewähren wird, die sie für 1908 . haben. Ich jweffie nicht, daß der Schatzsekretär diese Frage bejahen wird, denn das ent- spräche einfach der Konsequenz der Sache, aber es ist doch wichtig, wenn es vom Regierungetisch erklärt wird. ö SGeneralleutnant Sixt von Armin: Der Antrag ist uns ebenso überraschend wie unerfreulich. Im Gegensatz zum Vorredner bemerke ich, daß von dem ersten Moment an, wo man an Ostmarkenzulagen dachte, die Absicht bestand, die Unteroffiziere an dieser Ver. günstigung teilnehmen zu affen. Ich berufe mich auf die gestrigen Ausführungen des Schatz sekretärg, daß schon 1904 die Unter⸗ offtziere einbegriffen waren, und mit vollem Recht. Der Charakter dieser Zulage ist doch ganz wesentlich eine Anerkennung für die onen, die eine längere Reihe von Jahren unter besonders schwierigen und ,, Verhältnifsen im Dienst des Reiches ihre Schuldigkeit getan haben. Dag gilt für die Unteroffiziere ebenso wie für die Beamten. Für die Herres verwaltung wäre es peinlich und unangenthm, wenn ein Unterschied zwischen Unteroffizleren und Beamten gemacht würde, die unter denselben schwierigen Verhaäͤltnissen ihren Dienst tun. Von allen Seiten des Hauses ist so oft das Wobl⸗ wollen für die Unteroffiziere betont worden; die Unteroffiziere werden e nicht verftehen, wenn be dieser Frage ein Unierschied Piatz greift. Ich kann nur dringend bitten, die Regierungsvorlage anzunehmen.
Staatssekretãr des Reichsschatzamts, Staatsminister Sy dow:
ob meiner Auffassung nach die verbündeten Regierungen im Fall einer Wiederholung derartiger Bewilligungen in künftigen Jahren nach den⸗ selben Grundsätzen bei der Verleihung der Zulagen verfahren würden, wie sie jetzt in den Erläuterungen angegeben sind, und ob sie also den Beamten, die in einem Jahre diese Zulage erhalten haben, die Er⸗ füllung der betreffenden Bedingungen vorauegesetzt, auch in künftigen Jahren diese Zulage unter diesen selben Bedingungen belassen würden. Ich habe keinen Zweifel, zu erklären, daß die beteiligten Verwaltungen auch ferner nach den gleichen Grundsätzen verfahren werden, wie sie hier in den Erläuterungen angegeben sind, und daß die Verwaltungen, also den Beamten, die in dem einen Jahre die Zulage erhalten haben solange und soweit sie den in den Erläuterungen angegebenen Vor⸗ aussetzungen entsprechen, auch in folgenden Jahren die Zulage belassen werden. ; Abg. Gröber (Zentr.) weist darauf hin, daß die nnigen das Dis positiv abändern müßten, wenn sie die 3 6 wollten; so, wie der Antrag laute, entspräche der Begründung nicht. Die Vorlage sei und bleibe eine politische Bor es sollten dieselben Grundsätze im Reiche maßgebend sein wie in Preußen, denn dort habe der Ministerprãsident Bülow erklärt, die Ostmarken⸗ zulage solle keine Teuerungezulage sein, sondern eine Prämie für Aus⸗= harren auf gefährdetem Posten unter schwierigen politischen Verhält nißsen. Innerhalb eines ganzen Jahres solle die Zulage unwider- ruflich sein; o glückliches Volk der Beamten! Tatsächlich handle es
sich um eine widerrufliche Vorlage, die an das frühere Wort des Abg. Eickhoff erinnere: Zuckerbrot 83 Peitsche frũhere Wo Abg
Staatssekretãr des Reichsschatzamts, Staats minister Sydow: Meine Herren! Gegenüber den Ausführungen des Herrn Vor- redners muß ich hier nochmals an die Spitze meiner Ausführungen den Satz stellen, daß der Antrag in dem Nachtragsetat keine poli⸗ tischen Zwecke verfolgt. (Oh! oh! und große Heiterkeit in der Mitte) Ich habe nie bestritten und bejweifle nicht, daß in Preußen die Zulage einen politischen Zweck verfolgt; denn in Preußen liegen die Ver⸗ hältnisse anders als hier, vor allem deshalb, weil in Preußen politische Beamte dabei in Frage kommen, während es sich für uns — das ist von jeher zur Begründung der Vorlage geltend gemacht worden, und das kann ich nur wiederholen — darum handelt, daß die Reichs⸗ beamten, die am Orte zusammen mit preußischen Beamten, denen die Zulage gewährt wird, unter gleichen Verhältnissen leben, nicht schlechter gestellt sind als die preußischen Beamten. (Sehr richtig! rechts.) Politische Beamte hat doch das Reich dort wirklich nicht, die Postbeamten sind doch keine politischen Beamten; die Intendantursekretãre und schließlich die Unteroffiziere — halten Sie die für politische Beamten? Ich kann nur nochmals betonen, daß gerade ju dem System der preußischen Polenzulagen, wie der preußische Herr Finanzminister im preußischen Abgeordnetenhause hervorgehoben hat, die Widerruflichleit gebört; hier im Reich ist die Widerruflichkeit nicht vorgesehen. Wenn die Frage der Unwiderruf⸗ lichkeit, wie ich gern zugebe, dadurch, daß die ganze Zulage nur für ein Jahr gewährt werden soll, nicht ganz die Bedeutung hat wie in Preußen, so liegt das wirklich nicht an den verbündeten Regierungen, sondern die Resolution des Reichstages ging dahin, außerordentliche Zulagen zu bewilligen, die also nur innerhalb des Etatsjahres be⸗ willigt werden können. Wenn dann noch in omnem eventum die Un⸗ widerruflichkeit hinzugefügt ist, so meine ich, haben alle Beteiligten innerhalb dieses Rahmens ihren guten Willen bewiesen.
Der Herr Abg. Gröber hat darauf hingewiesen, daß im Jahre 1905, als auch gewisse Bewilligungen für Beamten und Unter⸗ beamten der Reichs⸗, Post und Telegraphenverwaltung in den
Ostmarken beantragt wurden, von Unteroffizieren nicht die
Rede war. Das ist richtig, aber das war auch eine
ganz andere Vorlage als die im Jahre 1904. Der An⸗
trag von 1804 entsprach inhaltlich dem jetzigen; damals hat man
außer den Militärbeamten auch die Unteroffiziere hineingezogen, es
sollten alle Unterbeamten und Unteroffinlere, die in diesen Provinzen
waren, die Zulage bekommen unter den in der Erläuterung angegebenen
Einschränkungen, und so ist es auch jetzt. Im Jahre 1905 hingegen
handelte es sich darum, einen beschränkten Fonds zur Gewährung ein,
maliger Unterstützungen in der preußischen Provinz Posen und den
gemischtsprachigen Gebietsteilen von Westpreußen bei der wirtschaft⸗
lichen Notlage zu gewähren. Das war ein ganz eng begrenzter Zweck,
Der Herr Abgeordnete Pachnicke hat an mich die Frage gerichtet,
zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatganzeiget.
1908.
beschräntten Zweck Mittel ju erhalten, er hat weder für seine Beamten noch für seine Unteroffiziere Mittel ausgebracht. Eine Differenzierung zwischen Militärbeamten und Unteroffizieren 6st seitens der Militärverwaltung auch damals nicht vorgenommen worden. Und nun möchte ich doch meinen, daß gerade weil das hier, wie Herr Abg. Gröber aus einer früberen Verhandlung vorgelesen hat, keine Funktions zulage im eigentlichen Sinne, auch keine Teuerung ge sein soll, sondern weil den damit zu bedenkenden Personen eine Gleich= stellung mit den entsprechenden preußischen Kategorien und eine gewisse Entschãdigung für die Schwierigkeiten der Lage, unter der sie 5, beim Militär 7 bis 8 Jahre ausgehalten haben, gewährt werden soll, dieser selbe Grund für die Unterofftzlere zutrifft, und deshalb bitte ich Sie, den Antrag so, wie er von den verbündeten Regierungen gestellt ist, anzunehmen. ( Bravo h
Der Antrag Ablaß soll, wie der Vizepräsident Dr. Paasche mitteilt, eine . dahin 3 * daß im Dispofitiv des Nachtragsetats die Worte „sowie Unteroffiziere“ gestrichen werden.
Abg. Brejs ki (Pole): Auch die Militärbeamten haben Gelegen= beit, die Polen zu schikanteren, soweit es sich um 3 Werkstãtten· und Arsenalarbeiter handelt; und sie werden sich in diefer Richtung ga hl Mühe geben, um die Ostmarkenzulage zu erhalten. Daran, daß sich die deutschen Beamten in den polnischen Landesteilen nicht wohl fühlen, ist doch gewiß die polnische Bevölkerung schuld; Beweise hat der Abg. von Gamp übrigens für diefe seine Behauptung nicht er , g.
Liebermann von Sonnenberg (wirtsch. Vrg.): Die Beruf fin von Militärbeamten und Unterofftzieren a . Ri uns nicht gangbar. Der Unteroffizier wohnt in der Kaserne, bekommt dasselbe Gehalt wie der Unteroffizier überall sonst, und ich kann nicht einsehen, wie der Unteroffizier dort einen Vorzug haben soll vor seinen Standesgenossen. Es ist ein guter alter Grundsatz, daß der Soldat sich von volitischen Dingen möglichst fern halten Ha. Wir stimmen demgemäß für den Antrag Ablaß. *
Abg. Pachn icke fr. Vgg): Ich stelle auch meinerseits fest, da die Vorlage keine politische Bedeutung hat. Wir wollen ledigli die preußischen und die Reichsbeamten gleich stellen. Wir erkennen auch die Notwendigkeit nicht an, uns für alle Zeit zu binden, weil der Posten in den dauernden Ausgaben steht. Er ist ein Provisorium und (s, 536 ͤ ). X
g. Lede bour (Soj.): Wir werden zunächst für den Antra Ablaß stimmen, um von einem Teil des Heeres den ol wet ebe . fern zu halten. Daß der Staatssekretär sagt, die Vorlage habe keine politische Bedeutung, wundert mich nicht, well er das ex officio sagen
nach dem Falle Schellenberg um so mehr. Aber trotz alledem stellen sich die Herren jetzt hier hin und stimmen in den le. Ruf des Staatssekretärs begeistert ein. Da ist auch der letzte Funke von Liberalismus erloschen, denn die Herren geben mit sehenden Augen der Korruption des Beamtentums Hhre Zustimmung!
Damit schließt die Diskussion.
Nach einer persönlichen Bemerkung des Abg. Eickh of n, gegen den Abg. Gröber (Zentr) wird zur ku e elf geschritten.
Die Forderung von 301 000 S6 für die Beamten der Heeresverwaltung und die Unteroffiziere wird in nament⸗ licher Abstimmung mit 288 gegen 17 Stimmen verworfen; zwei Abgeordnete enthalten sich der Abstimmung.
Der Antrag Ablaß gelangt in ebenfalls namentlicher Abstimmung mit 167 gegen 137 Stimmen zur Annahme. Auch über die Nachtragsforderung von 710 006 MS für die mittleren, Kanzlei⸗ und Unterbeamten im Bereiche der Post⸗ und Telegraphenverwaltung wird namentlich ab⸗ e e, die Bewilligung erfolgt mit 156 gegen 148 Stimmen ei einer Stimmenthaltung.
Im übrigen wird der Nachtragsetat im einzelnen und das zugehörige Etatsgesetz in seinen einzelnen Paragraphen angenommen.
Es folgt die Fortsetzung der zweiten Lesung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend n des 5 833 B. 5 l 23 pflicht des Tierhalters.) Die Vorlage, welche dem 5 33 folgenden zweiten Satz inzufügen will: „Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der chaden durch ein Haustier verursacht wird, das dem Berufe, der Erwerbstätigkeit oder dem Unterhalt des Tierhalters zu dienen bestimmt ist, und entweder der Tierhalter bei der Beaufsichtigung des Tieres die im . erforderliche Sorgfalt beobnchtet oder der Schaden auch bei Anwendung dieser Sorgfait entstanden sein würde“, ist am 2B. Januar in zweite Beratung genommen, aber in deren Verlaufe einer Kommission überwiesen worden, die dem Gegenstand zwei Sitzungen gewidmet hat. Das Ergebnis der Kommissionsberatung war die un⸗ veränderte Annahme der Vorlage und die Annahme einer Resolution, wonach der Reichskanzler ersucht werden soll, alebald einen Gesetzentwurf vorzulegen, der die Unfall⸗ i , n, auf das bisher nicht versicherungs⸗ pflichtige Fahr⸗ und Stallpersonal ausdehnt. Den Bericht über die Kommissionsderhandlung hat der ursprüngliche Urheber des Antrags auf Abänderung des 5 833, Abg. von Treu enfels (d.-kons) erstattet. Von der wirtschaftlichen Vereinigung (Abgg. Gä bel und Vogt⸗Krailsheim) ist beantragt, dem § 833 noch hinzu⸗ ufig Die Bienen gelten als Haustiere“.
Gãbei (d. Rfp.) empfiehlt den Antrag, die Bienen zu den Haustieren zu rechnen.
ö Dr. Varen horst (Rp. tritt unter Hinweis auf die volks- wirtschaftliche Bedeutung der Bienenzucht in der Provinz Hannover, besonders der Lüneburger Heide, lebhaft für den Antrag ein. Jeder kenne ja das Volkslied: Mein Herz, das ist ein Bienenhaus“, dies aber könne man nur singen, wenn die Bienen auch Haugtiere wären.
Staatgsekretär des Reichsjustizamts Dr. Nieberding:
Meine Herren! Ich bedauere sehr, die freundlichen Worte, die der Herr Vorredner mir persönlich zuteil werden ließ, mit einem
entschiedenen Nein“ beantworten ju müssen. (Hört! hört Ich kann nicht der Meinung sein, daß die verbündeten Regierungen einer Bestimmung, wie sie
hier in Vorschlag gebracht wird,
und dazu waren auch nur beschränkte Mittel nachgesucht. Damals
ige
hat der Heir Kriegsminister kein Interesse daran bekundet, für diesen
gern justimmen würden. verbündeten Regierungen die
Ich bin überzeugt, daß auch die volkswirtschaftliche Bedeutung der
mußte; aber daß es ein Freisinniger fertig bekam, wundert mich
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