1908 / 119 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 20 May 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Artikel II. .

Die Uebergangsbestimmungen (8 8) erhalten fol genden *

Die Artikel IE und VII des Penssonsgesetzes vom 2. Mai 19 (GSS. S. 95) finden auch auf diejenigen Beamten Anwendung, für deren Pensionierung Artikel J des mittels Allerhöcksten Erlasses vom 21. Januar 1892 Landesherrlich genebmigten Nachtrags zu den reglementarischen Bestimmungen des Kur und Neumärkischen Ritter⸗ schaftsichen Kredit⸗Institutz maßgebend geblieben istt

Hinfichtlich der Witwen, und Waisenfürsorge haben diese Beamten nochmals innerhalb einer von der Haupt. Ritterschafts. Direktion fest⸗· zufetzenden Frist zu wählen, ob die älteren oder die durch , . Nachtrag ergänzten , . u. 1 905 Landesberrlich genehmigten Nachtrags maßgebend sein !

. ö. so ist e der ö n in Absatz 2 und 3 der Uebergangsbestimmungen ju verfahren.

Kur⸗ . ler n nnr . Hi vun e m. Direktion. (Siegel.) Beglaubigt: . Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. von Arnim.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Der Kreistierarzt Traeger zu Belgard ist nach Berlin versetzt worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.

An der Königlichen Luisenstiftung in Posen ist der bis⸗ herige Lehrer an . städtischen Lehrerinnenbildungsanstalt in Rolberg Martin Krüger als ordentlicher Seminarlehrer endgüllig angestellt worden.

Bekanntmachung.

Das Stipendium der von dem ju Berlin verstorbenen Ge beimen Medizinalrat, Professor Dr. Joseyh Mever testamentarisch begründeten Julius Adelheid Stiftung im Betrage von 240 4 soll für das Kalenderjahr 1909 an einen talentvollen, würdigen und bedurstigen Studierenden des Baufaches dischen Glaubens verliehen werden. .

ö Bewerber werden aufgefordert, ihre Gesuche bis zum 16. Jull d. J. an das Kuratorium genannter Stifung, zu Händen des unterzeichneten Profefsors Dr. Kalischer in Berlin W. 16, Konstanzerstraße 2, einzureichen und ihnen beijufügen:

I) einen kurzen Lebenslauf, . .

2) eine Urkunde, daß Bewerber jüdischen Glaubens ist,

3) ein amtliches Bedürftigkeitsattest mit spenieller Angabe der Vermögens verhältnisse des Bewerberß,

4 ein Führungzattest von der Technischen Hochschule,

5 ein Zeugnis über Fleiß und Fortschritte während des Studiums.

Berlin, den 19. Mai 1908. , t

Das Kuratorium der Julius. Adelheid⸗Stiftung. Professor Dr. Kalischer. Martin Meyer.

Nichtamtliches. Dentsches Reich.

Preußen. Berlin, 20. Mai.

Seine Majestät der Kaiser und König, Aller—

höchstwelche heute vormittag von Wiesbaden hier wieder ein⸗

etroffen sind, hörten auf der Eisenbahnfahrt den Vortrag des en ee, Generals der Kavallerie von Einem.

Der Kaiserliche Botschafter in Washington Freiherr Speck von 1 urg hat einen ihm 4 bewilligten Urlaub angetreten. Wahre seiner Abwesenheit werden die Geschäfte der Botschaft von dem Botschaftsrat Grafen von Hatzfeldt-Wilden burg geführt.

In der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ wird die vom Reichs⸗ eisenbahnamt aufgestellte tabellarische Uebersicht der Be⸗ , n,, deutscher Eisenbahnen für den Monat April 1908 veröffentlicht, auf die am Montag an dieser Stelle auszüglich hingewiesen worden ist.

Laut Meldung des W. T. B.“ ist S. M. Flußkanonen⸗ boot ‚Tsingtau⸗⸗ gestern von Canton nach Tungkun gegangen und beabsichtigt, heute nach Canton zurückzukehren.

Wiesbaden, 20. Mai. Seine Majestät der Kaiser und König hielt gestern vormittag. W. T. B.“ zufolge eine Parade Über die Garnisonen Wiesbaden und Homburg B. d. Höhe vor dem Kurhause ab. Nach dem Abreiten der Fronten der aufgestellten Truppen nahm Seine Majestät einen Vorbeimarsch entgegen und kehrte an der Spitze der Fahnenkompagnie nach dem Schlosse zurück. Später fand daselbst bei Ihren Majestäten anläßlich des Geburts⸗ tages Seiner Majestät des Kaisers von Rußland eine I,, . statt, an der der Reichskanzler Fürst von Bülow, der russische Botschafter Graf von der Osten⸗ Sacken, die Herren der russischen Botschaft, die direkten Vor⸗ esetzten und Kommandeure der Truppen, die in Parade ge⸗ . batten, u. A. teilnahmen. Im Verlaufe der Tafel brachte Seine Majestät der Kaiser die Gesundheit des Kaisers von Rußland aus.

Bayern.

Die Kammer der Abgeordneten setzte . die Debatte über den Vollzug des Reichs vereinsgesetzes fort. Nach dem Bericht des W. T. B. führte der Abg. Ca ssel- ganze Debatte sei im Grunde über⸗ heft, da alle mit den Anordnungen, welche die baverische eglerung getroffen habe, einveistanden seien. Bei der Bekämpfung des Reichs dereinggesetzes werde mit maßlosen Uebertreikungen ge⸗ arbeitet; tatsächlich bringe des ganze Gesetz für Bayern keine einzige 6 Wenn die liberalen Parteien im Reicht⸗ tage das Gesetz abgelehnt hätten, so wären die zahlreichen frei⸗

mann lliberal) aus, die

aus nationalen Gründen entstand * eine sonstige Einwirkung stattgefunden, habe der ö ' Innern bereits zweimal

heitlichen Bestimmungen niemals in ein preußisches Vereinsgesetz

* VJ

Der

hineingekommen. sster von Brettreich Ktklärte im weiteren Verlauf der Sitzung, der

Sprachenparagraph ses lediglich

auf da bestimmteste für unrichtig erklärt. Jugendliche unter 18 Jahren . zur Beurteilung von Fragen des öffentlichen. Lebens noch nicht in der Lage. Zur Regelung des Plakatwesens sei die baverische Regierung bereit. Die Erlaubnis jum Anschlagen von Makaten dürfe nur verweigert werden bei Verstößen 3 Gesetz, öffentlich Ordnung und gute Sitte. Bejüglich der Gewerkschaften bleibe alles beim alten. te baverische Regierung erachte sie als nicht volitisch. . .

Der Gesetzentwurf über den Vollzug des Reichs vereins⸗ gesetzes wurde darauf einstimmig angenommen.

In der gestr en Sitzung des Finanzausschusses der Kammer der Abgeordneten kam auf Anregung des Referenten Abg. Dr. Schaedler die Frage des Eigentum⸗ verhältnisses der Walhalla bei Re k . Sprache. Nach dem Willen König Ludwigs L sollte die Walhalla dem neuen Deutschen Reiche übergehen werden. Fraglich aber sei, ob das Deutsche Reich, wie es im Jahre 1871 unter Ausschluß Oesterreichs gegründet worden sei, dem Reich entspreche, das König Ludwig im Auge g habe. .

Der Kultusminister Dr. von Wehner erklärte, obiger Quelle zufolge, daß über diese Angelegenheit ein Gutachten des Kronanwalts eingefordert worden, aber noch nicht eingelaufen sei.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Das österxreichische Abgeordnetenhaus hat gestern nach längerer Dehatte die Dringlichkeit des Antrages Schraffl und die vom Weinkulturausschuß vorgeschlagenen Resolutionen zu Gunsten der von einem Notstande betroffenen weinbautreibenden Bevölkerung angenommen. Vor Schluß der Sitzung brachte, „W. T. B.“ zufolge, der Sozialdemokrat Nemec den vor⸗ gestern abend in Prag auf den böhmischen Sozialdemokraten Sveceny von den Tschechisch⸗Radikalen unternommenen Ueberfall ur hach, Mehrere böhmische r bn ten stürzten ch gegen die Bank, auf der Klofac sich befand, und ver⸗ suchten, auf ihn einzudringen. Es gelang jedoch, Tätlichkeiten zu verhindern. .

Nach einer langen, tumultuosen Siene sprach der Präsident Weiskirchner sein tiefstes Bedauern über den Vorfall sowie darüber aut, daß politische Kämpfe nicht mit den Waffen des Geistes ausgetragen werden. Er erklärte, den Fall der Obmännerlonferenz unterbreiten ju wollen und an ste zu appellieren, auf die Klubgenossen im Sinne des Friedens und der Versshnung einwirken zu wollen. Der Abg. Klof ae erklärte, er sei gegen Feinde stets loyal gewesen; er habe den Vorfall selbst mißbilligt.

Unter dem Vorsitz des Obmanns des Neunerausschusses Sylwvester haben gestern abend in Wien die deutschfrei⸗ heitlichen Parteien des Abgeordnetenhauses eine Vollversammlung abgehalten, an der auch die Minister Dr. Derschatta, Dr. . und Prade teilnahmen. Nach längerer Debatte wurde, obiger Quelle zufolge, eine Resolu tion ein⸗ stimmig angenommen, in der die Entrüstung der Parteien äber den von den klerikalen Abgeordneten veranstalteten Ein⸗ . gersi tät sowie über die Ge⸗

bruch in die Grazer ain. ü die , 5 len Studenten in Inns⸗ b ruck ausgesprochen wird.

ver Resolution heißt es weiter: Die Versammlung setzt volles Vertrauen in den Unterrichts minister, 4j er die Freiheit der Wissenschaft schützen und dem Gesetz Ächtung verschaffen wird. Den Peosessoren der Gochschulen wird für ihr entschiedenes und würdevolles Vorgehen zur Wahrung der Rechte und Freihesten der Hochschulen der waͤrmfe Dank ausgesprochen. Die antideutschen Kundgebungen haben sich gestern abend in Prag bei der deutschen Turnhalle erneuert. Die Demonstranten wurden von der Polizei zerstreut und 15 Verhaftungen vorgenommen. . Im ungarischen Abgeordnetenhause kündigte gestern der Landwirtschaftsminister Dargnyi einen Gesetz⸗ entwurf über Parzellierung an, durch den Rentengüter geschaffen und Pachtgenossenschaften gebildet werden sollen, ferner ein Gesetz über Landwirtschaftskammern, einen Antrag auf jährliche Zuwendung von 550 0900 Kronen zur örderung der Viehzucht und Weidewirtschaft und chließlich eine Gesetzes vorlage, betreffend die indu strielle Verwertung der Wasserkräfte.

Großbritannien und Irland.

In der gestrigen Sitzung des Unterhauses bat der Abg. Ashley (Kons.) die Regierung um Mitteilungen über die Fortschritte in den 0 , . zwischen der englischen und russischen Regierung hinsichtlich der mazedonischen Reformen.

In Beantwortung der Anfrage teilte der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Sir Edward Grey, laut Bericht des W. T. B.“, mit, daß die Verhandlungen über einige Punkte noch nicht abgeschlofsen seien. Er könne aber gegenwärtig den Mit- teilungen, die dem Hause bereitz vorgelegen hätten, nichts hinzufügen.

Auf die weiteren Jagen Ashleys, ob Gesandte Mulay Hafids im uswärtigen Amt um eine Audienz nachgesucht hätten, und ob es die Absicht der Regierung seiMulay Hafid als Sultan anzuerkennen, wenn 5 der bereits Marrakesch in Besitz habe und sich auf dem Wege nach Fes befinde, in Fes seinen Einzug halte, erwiderte der Staatssekretär:

Die erste Frage könne er verneinen; bezüglich der zweiten könne er nur erklären, daß er nicht davon unterrichtet sei, daß irgend ein Ereignis eingetreten sei, welches rechtfertige, daß die Regserung einem derartigen Plan nähertrete.

Frankreich.

Der gestern abgehaltene Ministerrat hat, W. T. B.“ ufolge, endgültige Vorschriften für den General 5 Amade zur i Leu der Pazifikation im Gebiete der Schaujas und für den 1 yautey wegen der Obliegenheiten des Ober⸗ kommissars beschlossen und ferner, daß die Regierung amtlich an den aus Anlaß des dreihundertjährigen Jubiläums in Quebec stattfindenden Festlichkeiten teilnehmen und vom Parlament Mittel zur Entschädigung der aus den Militär⸗ werkstätten entlassenen Arbeiter verlangen solle.

In der Deputiertenkammer interpellierte gestern der Abg. Gauthier de Elagny (Nationalist wegen der Unterschrift des Ministers Briand unter dem Aufruf der sozialistischen Vereinigung der Loire, der die kollekti⸗ . Grundsätze empfiehlt. ö

Nach dem Bericht Les W. T. B. erinnerte der Minister Briand daran, daß er schon erklärt habe, niemand sei befugt ge= wesen, seine, des Ministers, Unterschrift unter diesen Aufruf zu setzen.

Dann nahm die Kammer die Erörterung über die Ein⸗— kommensteuer vorlage wieder auf.

Rußland.

Anläßlich der 5 des Geburtstages des Kaisers Nikolaus fand gestern in Zarskoje Sselo ein Festgottesdienst statt, an dem die Majestäten, die gesamte Kaiserliche Familie, die Königin von Griechenland, der Großherzog und die Groß— herzogin von Hessen, der rumänische Thronfolger mit Gemahlin und der Infant Don Pedro von Spanien teilnahmen. Nach dem Gottesdienst fand ein Frühstück statt, zu dem, ‚W. T. B.“ ufolge, vom; . Korps geladen waren der spanische . der griechische und der . deutsche Geschäftsträger und der deutsche Militärbevollmächtigte.

Spanien.

Der Minister des Aeußern Allendesalazar teilt, nach einer Meldung des ‚W. T. B.“, in einer Note mit, daß der Zwischenfall in Casablanca, wo gelegentlich eines Zu⸗ sammenstoßes mit französischen Soldaten ein in spanischen Diensten stehender Riffsoldat erschossen worden war, beigelegt sei. Die fünf Schuldigen seien verhaftet und den französischen Behörden zur Bestrafung übergeben worden. Sobald der Minister aus Casablanca die nötigen Mitteilungen erhalten haben wird, sollen Beschlüsse gefaßt werden, um die Wieder⸗ kehr derartiger Vorfälle in Zukunft zu verhindern.

Amerika.

Der amerikanische Kongreß hat gestern, wie das „W. T. B.“ meldet, einstimmig eine 6. es vorlage, be⸗ treffend die ,, , von anderthalb Millionen Dollars zur Beteiligung Amerikas an der im Jahre 1912 in Tokio stattfindenden Internationalen Ausstellung, angenommen.

J Alien.

Ueber die Lage an der russisch⸗persischen Grenze teilt „W. T. B. zufolge, der aus Beljassuwar nach Tifl zuruͤckgekehrte Chef des Grenzbezirks General Schein mit, daß alles ruhig sei, obschon vereinzelte Ueberfälle durch persische Räuber vorkämen, die aber nur zum Zwecke des Viehraubes erfolgten. Die russische, gegenwärtig in der Nähe des Dyman⸗ postens befindliche Strafexpedition habe bisher nicht einge⸗ griffen. Der Expeditionschef beschränke sich vorläufig darauf, von den Stammesältesten Schadenersatzleistungen an die Ge⸗ schädigten zu verlangen. .

Wie das „Reutersche Bureau“ aus Nahag kki meldet, ist die Brigade des Generals Barretto bis zum Bohoidag⸗ Tale vorgerückt und dabei auf hartnäckigen Widerstand ge⸗ stoßen. Die Verluste des Feindes, der Mann stark war, beirugen 60 Tote. Unter den Anführern befand sich Sirdar Nasr⸗Ullah⸗Chan, ein Bruder des Emirs von Afghanistan. Auf britischer Seite sind 29 Mann gefallen.

Afrika.

Wie dem „Temps“ aus Tanger gemeldet wird, ist Mulay nid am 16. Mai in Mekines eingetroffen. Einem Londoner latt wird. „W. T. B.“ zufolge, gemeldet, daß auf dem . besinbülche Trupgen des Suitans Abdui Asis im Gebiet der Beni Snassen von feindlichen Stämmen in ihrem Vormarsch aufgehalten und . worden sein sollen. Eine Abordnung Mulay haf s soll im Lager einge— troffen sein, um über die Uebergabe der ganzen Streitmacht zu

verhandeln.

Nr. 22 des Zentralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 15 Mai, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulatwesen: Ernennung; Entlassungen; Exequatur- erteilung; Todesfall. 2) Bankwesen: Status der deutschen Noten⸗ banken Ende April 1908. 3) Polizeiwesen: Ausweisung von Aus—« ländern aus dem Reichsgebiet.

Nr. 39 des Zentralblatts der Bauperwal tung“, heraus. gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 15. Mai, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrichten. Nichtamtliches: Karl Schäfer 4. Die Erneuerung des Rathauses in Fürstenwalde 3. d. Spree. Vermischtes: Ginweihung der Hohkönigsburg. Endesche Stiftung. Leins- Stiftung. Wettbewerb um Entwürfe für ein Realgymnastum in Spremberg. XI. Internationaler Schiff ahrtskongreß 1908. Böcherschau.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Eheschließungen, Geburten und Sterbefälle im Deutschen Reiche während des Jahres 1906.

Nach einer im ersten Heft des Jahrgangs 1908 der Viertel jahre hefte jzur Statiftik des Deutschen Reichs hierüber veröffentlichten Statistik wurden während des Jahres 1906 in Deutschland 498 980 Ehen geschlossen, d. s. 13 084 mebr als während des Vorjahres; von je 10 000 Bewohnern heirateten hiernach im letzten Berichts jahre 163 gegen nur 15838 161,090 161,4 in den drei Vorjahren 1903, 1904 und 1905. Allerdings ist auch die Zahl der Ehescheidungen seit dem Vorjahre um 965 und seit dem Jahre 1900 sogar stetig von 7928 auf 12180, d, i, im Laufe der 6 Jahre um 53,60, gestiegen; am haufigen waren im Verhältnis zu je 109 000 Ginwohnern die be⸗ scheidungen in Berlin, wo schon auf je 14 Gheschließungen eine Ehe= scheidung kam. Was das Lebentalter bei Eingebung der Ehe betrifft, so standen von den eheschließenden Männern 28,9 oso, von den ehe⸗ schließenden Frauen 56,9 o / im Alter bis zu 25 Jahren, andererseitt hatten 2709 der ersteren und 1,00so der letzteren bei der Eheschließung das 50. Lebensjahr schon jurückgelegt. In einem höheren Lebengalter als die von ihnen gehetrateten Frauen standen 71,4 0/9 sämtlicher ebe⸗ schließenden Männer, in der gleichen Altersstufe: 8,8 o, mithin in einem jüngeren Lebensalter: 18, 8 oso. .

Lebendgeboren wurden während des Jahres 19066 im Deutschen Reiche 2 022 477 Kinder, d. s. 35 324 mehr als während des Vor⸗ jahres, darunter 170 020 Kinder außerehelicher Abkunft (S, 40/0 der Gesamtjahl). Totgeboren wurden 62 265 Kinder, darunter 7040 (11, 30/0 außerehelicher Abkunft. Es waren somit von je 1000 ehelich gebotenen Kindern 29, von je 1090 außerehelich geborenen 40 tot zur Welt gekommen, bejw. als totge boren angemeldet. Von den 26 862 Mehrlingsgeburten waren 26 535 Zwillings-, 266 Drsllingsgeburten und 1 Vierlingsgeburt, sodaß auf die 2 60847539 neugeborenen Kinder nur 20959 935 Wöchnerinnen kamen. Das Ver⸗ hältnis der neugeborenen Mädchen zu den Knaben war im ganzen wie 100: 166.

Gestorben sind i. J. 1906 (ausschließlich der Totgeborenen) 1112202 Personen, d. . Ss 112 weniger als im Jahre vorher; die Abrahme war besonders auffällig in den Monaten Januar, Februar, Auguft, Juli und Märs, wogegen für die Monate Dernnbe Ser tember und November eine en . der Todesfasse im Vergleich

Schließlich wurde die einfache Tagesordnung durch Handaufheben an⸗ genommen.

mit dem Vorjahre festgestellt worden ist. Der Geburten⸗ äüberschuß ist für das Deutsche Reich auf 148 00 der Gin

Goldschmiede die Entwürfe von Schmucksachen

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Finder, falls der Tod innerhalb der festgesetzten Anmeldefrist erfolgt,

kbzufig zu den Totgeborenen gerechnet werden, während in Deutschland dez Kind, das geatmet hat, zu den Lebendgeborenen gezählt wird.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Essen wird der Frkf. Ztg.“ rn n,. Die im Bau⸗ ewerbe von Rbeinland und Westfalen noch bestehenden treitigkeiten sind durch einen Schiedsspruch des von den be—⸗

telligten fünf. Organisationen eingesetzten Schiedsgerichts nunmehr endgültig beseitigt worden. Der Schiedespruch befsimmt u. a., daß

die e. für Ueberstunden, Nachtarbeit, Sonntaggarbeit sowie ir Arbelten an gesetzlichen Feiertagen in den einzelnen Vertrags⸗ gebieten dieselben bleiben wie bisher. Auch die Arbeitszeit, nach den

Jahreszeiten abgestuft, wird durch den Schiedsspruch festgesetzt.

Um die Aussperrung der Etuiarbeiter in Pforzheim (vgl. Nr. 106 d. Bl) beilegen zu können, ist, der Köln. Ztg. zufolge, das dortige Gewerbegericht als Einigungsamt angerufen worden.

Her Ausstand der italienischen Landarbeiter dehnte sich, wie die ‚Frkf. Ztg.“ erfährt, jetzt auch auf einen 6 Teil der n iacenza aus, weil dortige Grundbesitzer Ersatzkräfte ins

treikgebiet von Parma gesandt haiten. Dadurch ist die Hoffnung auf baldige Beilegung des Streiks wieder vermindert worden.

In Lille beschlossen, wie W. T. B.“ meldet, die Maurer⸗ zebilfen den Gesamtautstand, da die Arbeitgeber die geforderten Lohnerhöhungen abgelehnt hätten.

Kunst und Wissenschaft.

In Kunstgewerbemuseum sind Schülerarbeiten aus der Königlichen Zeichen⸗Akademie in Hanau augsgestellt, die unter Leitung des Direktorg, Professor Petersen vorwiegend der Goldschmiedekunst dient. Besonderz fesseln aus 29 e fũr

n Far org⸗ sältig dargestellt, knüpfen sie an Ueberlieferungen an, berücksichtigen aber alle Ansprüche der Materialien und zeitgemäßer Formen⸗ auffassung, sodaß sie der heutigen Juwelier- und Goldschmiede⸗ lunst und namentlich ihrer breiteren Produktion mannigfache An⸗ regung geben können. Wie die Schüler für diese Aufgaben vor⸗ bereltet werden, jeigen die Aufnahmen alter Stücke in Verbindung mit Uebungen im Gedächtnisjeichnen, in denen die Phantaste be— fruchtet und dem trägen Kopieren vorgebeugt wird. Daneben sind auch Uebungen für Medaillenschnitt, charaktervoll in Gips geschnitten, auggestellt. Die Tendenjen des Unterricht sind in einem Aufsatz des Direktors Petersen über moderne Schmucklompositionen erläufert, der in der Ausstellung an Interessenten abgegeben wird. Die Dauer der Augstellung ist auf 2 bis 3 Wochen berechnet.

Literatur.

Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte der Mark Brandenburg. Leipzig, Verlag von Duncker und 1 Hardenberg und die ständische Opposition 18101811. on Dr. Wilhelm Steffens. 1907. 203 S. M 5, 50. Hof und Zentralverwaltung der Mark Brandenburg im Mittelalter. Von Hang Spangenberg. 1568. 535 S. 1440 = Von den beiden vorliegenden Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte der Mark Brandenburg beruht die erstgenannte Abhandlun im wesentlichen auf Akten des Geheimen Staaksarchivs bwie des Märkischen Ständearchivs ju Berlin. In der Einleitung ird Hardenbergs Stellung zu dem Gedanken einer National- vpräͤsentation in Preußen des näheren erörtert. War Stein der Vater dieseg Gedankens, hatte er der Nation als Krönung seines Derkes Reichs stände zugedacht, wirkliche, gewählte Vertreter des olkeg, so hat Hardenberg eine ursprüngliche Abneigung gegen jede entativverfassung nie überwunden, so starken Abwandlungen auch eine Ansichten unterworfen waren. Natlonalberfammlungen waren mn seinen Augen etwas Gefährliches, trozdem wurde in dem Cdikt om 27. Oktober 1810, dag sein Finanzprogramm enthielt, dem dreußichen Volk eine zweckmäßig eingerichtete, ĩonfultatibe epräsentation, sowohl in den Provingen wie für das Ganje⸗ Prsprochen. Es war das erste Hal, daß eine derartige tsage für den gesamten preußischen Staat öffentlich pro— am ert wurde. Als aber namentlich der Adel seinen Reformen n staͤrksten Widerstand entgegensetzte, entschloß sich Hardenberg im ember 1810, jetzt wieder auf frühere Ideen zurlickgreifend, zur Be⸗ hung von Notabeln. Der Einleitung folgt eine Darftellung der . Zustände und Vorgänge in Preußen. Das Selbstgefühl des 1 6 war nach dem Sturz Steins unter dem Minifterfum Dohna— tenstein sehr schnell wieder Jewachsen, feine Ideen waren auf die ederherstellung des ständischen Staates gerichtet. Der ungeheuer⸗ 1 gar e wurde gemacht: um auf ein stärkeres Vertrauen zwischen * Grundbe tzern und den verschiedenen, besonders den Provinzial⸗ nen binzuwirken, möge man bei der Besetzung der Stellen * fg, wie zur Zeit üblich, das Prinziv der Intelligenz, als das der 6 ten in einer Provinz vorwalten lafsen. Bie kurmärkischen a n g zitierten in einer Eingabe an Hardenberg den 9e Rezeß d Il oss in dem Kurfürst Friedrich Wilhelm dies versprochen hatte: z E wollen in wichtigen Sachen, daran des Landes Gedelben oder z erb gelegen, ohne Unserer getreuen Landbehörde Vorwissen und g icht ö noch vornehmen.“ Die Forderung trat auf, daß e onarch mit den Ständen über die etwa nötigen Ver⸗ nie ngen und Auflagen verhandele und einen Vertrag ab— ls. Den Feist. (des alten, stä i dischen. Prodin zial tastes hen ujerte am schroffsten der Friedersdorfer Gutsherr von der . Ihm war die preußische Monarchie ein Zusammen. . aus vielen an Gesetzen und Jewohnheiten höͤchst 1 e en Provinzen“ ohne Aussicht, jemals eine Nation zu werden. sn lochen Anschguungen heraus wurde ein einheltliches Steuersyftem zm en Lanzen Staat verworfen; es sollte nach den einzelnen Pro— n verschieden sein. Nach diefen Ausführungen über die politischen

Forderungen des Adels geht der Verfasser die einzelnen Provinzen durch. Zu den Deputierten, die von den westpreußischen Gutsherren nach Berlin entsandt wurden, um dort Einspruch gegen das neue. Steuersystem zu erheben, gehörte der Landschaftsdirektor

Hirpel, der dann von Hardenberg Ende Dezember 1810 zur Notabelnversammlung berufen und ein Jahr darguf als vortragender Rat in den Staatsdienst gezogen wurde, Er ist in der Geschichte dadurch belannt, daß er 1513 bei der Abfassung des Aufrufs „An mein Volk. mitwirkte. Den stärksten Widerstand leistete der kur= märkische Adel, dessen Deputierte sich in Berlin in einer landtag⸗ ähnlichen. Versammlung. vereinigten. Für ihre Anschauungen ist es bezeichnend, daß z. B. ein neumärkischer Deputierter erklärte, die Neumgrk sei eine Prodinz für sich und könne dergeftalt ich nicht in ihrer Befugnis, überall und ohne Gegenstimmung anderer Provinzen ihr. Bestes wahrzunehmen, beschränken lafsen. Bie hervorragendsten Mitglieder der kurmarkischen Deputierten sowie der Kurmärker unter den Notabeln werden einer besonderen Betrachtung unterzogen, am eingehendsten der bekannte spätere Generalleutnant v. d. Marwitz. Von den Deputierten, die in den Provinzen von den Ständen gewählt wurden, sind zu unterscheiden diejenigen Männer, die von der Staatsregierung aus dem ganzen Land berufen wurden, die sogenannten Notabeln'. Allerdings war auch in dieser Versammlung der Adel zahlreich vertreten; von 64 Mitgliedern ge⸗ börten ihm 30 an. Manche Deputierte wurden noch nachträglich zu Notabeln ernannt, und schon daran läßt sich ermessen, wie weit Hardenberg vor der ständischen Bewegung jurückwich. Immerhin war es doch, wie der Verfasser hervorhebt, ein bedeutungsvoller Augenblick in der Geschichte des preußischen Staates, als hier zum ersten Male seit dem Bestehen des Gemeinwesens Vertreter der Hauptberuf stände aus allen Provinzen zusammentraten, um die Regierung bei der Wahl der Hilfsmittel, die der Not des Landes steuern sollten, zu beraten. Die Eröffnungsrede Hardenbergs am 23. Februar 1811, die Aufgaben der Versammlung und ibre Geschäftsordnung, ihre Bedeutung fur die Verfafsungsfrage, ihr Unterschied von den franjzösischen Notabeln, die 24 Jahre vorher jusammengetreten waren, wird Punkt für Punkt untersucht. In dem jweiten Abschnitt erörtert der Verfasser die Frage, wieweit die Reformpläne denbergs durch die Opposition det Stände umgestaltet wurden; er scheidet Hardenbergs Entwürfe nach den beiden großen Gesichtspunkten einer Agrar- und einer Finanj= reform. In dem Gdikt über die Regelung der gutsherrlichen und bäuer⸗ lichen Verhältniss- vom 14. September 1811 war zwar der Grundgedanke der Reform ie n, Eigentums verleihung und Ablssbarkeit der Dienste und Servituten war gesetzlich ausgesprochen, aber die Ausführungebestimmungen waren den Gutsherren derart günstig, daß sich die Besitzderhältnisse tatsächlich nur wenig verschoben. In der noch heute geltenden Gesindeordnung vom 8. November 1815 blieb allerdings die Regierung allen Einwendungen gegenüber fest. Un= geachtet der heftigen Klagen über die Auflösung patriarchalischer Bande wurde das Verhältnis zwischen Herrschaft und Gesinde auf den Begriff des Vertrages gegründet. Nachdenr Hardenberg bereits im Finanzedikt vom 2. Oktober 1810 völlige Gewerbefreiheit ver- kündet hatte, ließ er am 2. Nobember das Edikt über die Einführung einer allgemeinen Gewerbesteuer folgen. Den Gutsherren wurden aber in dem Edikt vom 7. September 1811. besondere Zugeständniffe gemacht Das Recht, zum Absatz an Andere zu brauen, und das Recht, Branntwein zu brennen, verblieb auf dem Lande den bisherigen Besitzern. Eine Ausdehnung der Grundsteuer auf die ganze Monarchie nach gleichförmigen Grundsätzen unterblieb. Die Verfassungsfrage war in der Notabelnversammlung gar nicht zur Diskussion erf worder, und die Schuld daran, daß diese Angelegenbeit trotz wieder⸗ holter Versprechungen nicht erledigt wurde, mißt der Verfasser haupt- y . Hardenberg bei, der sich mit dem Gedanken der Volksvertretung nicht habe befreunden können. In einer Schlußbetrachtung gibt der Verfasser eine Gesamtwürdigung Hardenbergs, indem er den Nachdruck 2h . * und Bleibende legt, das er nach Steins Rücktritt geschaffen ha

In der Schrift HSof⸗ und Zentralverwaltung der Mark Branden burg“ sucht Hang Spangenberg eine Lücke der bisherigen Forschung auszufüllen. Er bemerkt im Vorwort, die bekannten Werke über die Geschichte des Beamtentums und der Verwaltung des preußischen Staates gäben nur knappe Uebersichten über die Anfänge der Ent⸗ wicklung. Gründliche und erfolgreiche Bearbeitung habe nur das Gerichtswesen gefunden, sonst habe sich fast überall, besonders für das weite Gebiet der Finanzverwaltung, der Mangel zuverlässiger Einiel⸗ forschung fühlbar gemacht. Indem er in der Ginleitung eine Uebersicht über die Quellen gibt, führt er aus, daß ein richtiges Bild von der Entstehung und Zusammensetzung des Rats und seinem Verhältnis zum Landesherrn und zu den Ständen nur dadurch gewonnen werden könne, daß in den urkundlichen Konsensvermerken und Zeugenreihen, die in engem Zusammenhang zu einander ständen, der Mitwirkung des Rats gedacht werde. Für die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts ift eine unschätzbare Quelle Karls IV. um 1375 entstandenes Landbuch der Mark Brandenburg, eine großartig angelegte, amtlich statistische Aufnahme über die Einnahmen des Markgrafen, den gesamten, nicht nur landesherrlichen Grundbesitz, seine Leistungen und Abgaben. Die sodann vermutlich zum Zweck der Steuerveranlagung aufgenommenen Schoßregister der mittelmärkischen Kreise aus den Jahren 1459, 1451 1480 und 1481 hat bereits Friedrichs des Großen Minister von Herjberg in seiner Ausgabe des Landbuchs (1781) veröffentlicht. Der Verfasser betrachtet dann die Zentralverwaltung zunächst nach ihrer Organisation (der Markgraf und das neue Beamtentum, der Rat, die Kanzlei), sodann nach ihren Funktionen (Justizverwaltung, Finanzwesen, Heer= wesen). Es ist unmöglich, die gewaltige Summe bon Arbeit, die in diesen Untersuchungen steckt, im einzelnen zu zergliedern, jedenfalls ist die Kenntnis der mittelalterlichen brandenburgischen Geschichte von , Verfasser des vorliegenden Buches ganz wesentlich gefördert worden.

Aus Kanzlei und Kammer. Erörterungen zur Kurialen Hof⸗ und Verwaltungsgeschichte im 13, 14. und 15. Jahrhundert. Von Paul Maria Baumgarten. Bullatores. LTaxatores domorum. Cursores. Freiburg im Breisgau. Herdersche Verlags⸗ handlung. 1907. gr. So [XVIII und 412. 20 S6. Der Verfaffer des vorliegenden Buches gehört zu denen, die die wichtigste Aufgabe der mittelalterlichen Kirchengeschichte in der eingehenden Erforschung der kurialen Verwaltung sehen; sein großer Band über die Camera Collegii Cardinalium, der 1898 jum Abschluß gelangte, gibt die Richtung an, in der sich seine Forschungen bewegen. In dem neuesten Werk legt er vor, was er in den vatikanischen Bestaͤnden über die Siegel⸗ beamten, die Bullatores, ermittelt hat. Er erörtert zunächst Titel und Zahl dieser wichtigen Kanzleibeamten und gibt ein zeitlich ge— ordneteg Verzeichnis bon ihnen für das 14. und 15. Jahrhundert. Die anderen Abschnitte behandeln die Familie (— Dienerschafth der Bullatoren, ihre Ernennung und Vereidigung, die Ausstattung des Siegelamts, die Stempelschneider, die Vernichtung des Namensstempels nach dem Tode des Papstes, den Gebrauch der Bulla defectiva vor der Krönung eines Papstes, die Besiegelung und Auslieferung der Urkunden hierbei schildert er das collegium cursorum der päpst⸗ lichen Boten die Geldangelegeneiten des Siegelamts, die außer⸗ gewöhnliche Tätigkeit der Bullatoren und ihre Privilegien. Die Be—= bandlung der Mietzzahlungen für die Bullarie führte den Verfasser zu der Frage, wie überhaupt das kuriale Wohnunggwesen eingerichtet war. Die päpstlichen Beamten, die mit seiner Regelung betraut waren, hießen tasatores domorum; so erklärt sich die Beifügung dieses Stichworts auf dem Titel. Die Tätigkeit der cursores wie der taxa— tores domorum hat der Verfasser jwar nur nebenher, aber doch in den Grundlinien zum ersten Male gezeichnet. Auch sonst hat er mancherlei von dem, was ihm der Kenntnis wert schien ohne daß es unbedingt in den Gang der Untersuchung hineingehörte, den einzelnen Abschnitten eingefügt und deshalb dem Buch den umfafsfenden Obertitel „Aus Kanzlei und Kammer“ gegeben. In dem Anhang sind die Urkunden mitgeteilt; angehängt ist ein chronologisches Verzeichnis aller im Text vorkommenden Urkunden und Handschriftenauszüge. Auf das umfangreiche Register folgen die Listen der im Text vorkommenden Päpste, Kardinäle und Hofbeamten sowie der Verwaltungsbeamten im

inneren und äußeren Dlenst der Kurie.

1

Mangel

Land⸗ und Forstwirtschaft. Ueber Eseljucht und Eselhaltung in Deutschland

veröffentlicht Dr. Ernst Bödeker Lehrte in den. Mitteilungen der Deutschen Landwirtschaftegesellschaft einen beachtenswerten Beitrag. dem die folgenden Ausführungen entnommen seien.

Wenn die Frage der Einführung einer Maultierzucht in Deutsch= land jur Befriedigung bestimmter Besyannungsbedürfnsffe erwogen ist, so können für die Ginführung einer deutschen Gfelzucht noch umfasfendere Gründe beigebracht werden. Wiederholt schon ist dafür eingetreten worden, Ciel als Ersatz von Hunden vor kleinen Fuhrwerken ju ber- wenden, freilich mit geringem Erfolg, . des Mangels einer eigenen deutschen Zucht, deren Fehlen eben die Beschaffung umständlich und teuer macht. Eine ungleich wichtigere Frage ist die Verwendung von Eseln in Gemüsebau⸗ und anderen Kleinbetrieben. Aber auch hier scheitert die e ml g. Einführung an der schwierigen Be⸗ schaffungsmöglichkeit gerade für unsere Verhältnisse geeigneter Vertreter dieser genügsamen und ausdauernden Zugbiehklaffe. Nachdem j. B. für das bekannte Gemüsebaugebiet hei Bardowier (Hannover) eine größere Anzahl Esel eingeführt war, hat man schließlich nach Verlauf von mehreren J

andere Gegenden lassen sich ähnliche vergebliche Versuche anführen, Versuche, die nur mißlangen, wess flets der Grfatz schwierig bleiben mußte, da man auf ganz gelegentliche Einfuhr oder auf die Einfuhr mit bestimmtem Auftrag bei in beiden Fällen teurem Preise angewiesen war, wobei hinzukam, daß außerordentlich ungleichmaͤßlges Material geliefert wurde. Denn unter den Eseln gibt ez ebenso große Unterschiede, wie unter den Pferden, und das ist bei der geringen Bekanntschaft mit jenem Zugvieh in Deutschland wohl besonders hervorjuheben. ;

Gegen die Zweckmäßigkeit der Verwendung von Eseln in Deutsch= land spricht also durchaus nicht die Zahl der vergeblichen Versuche. Es darf dabei ferner nicht vergessen werden, daß sich die Ginfuhr von leichten Pferden immer mehr hob und daß dadurch diese Art Pferde den Käufern immer mehr zugänglich wurde, während die Be⸗= schaffung von Eseln mehr und mehr werung erfubr. Unter diesen Gesichttpunkten ist auch die Abnahme von Gsein im Laufe der letzten Jahriehnte in Deutschland ju betrachten. Während in Preußen bei der Zählung vom 19. Januar 1873 noch 877 Gfel sowie S384 Maultiere und Maulesel bei einem Pferdebestande von 2275724 gezählt wurden, war die Zahl der CEsel am 1. Dejember 1900 auf 1674 gesunken, die Zahl der Maultiere und Maulesel betrug nur noch 351, die Zahl der Pferde war auf. 2 923 627 gestiegen. Für Deutschland würde sicherlich der Vergleich ein ähnlicheg Ergebnig haben, leider stehen dafür keine jusammenfaßbaren Zahlen bejüglich dieser Tierart jur Verfügung.

Seit 1885 hat sich die Zahl der in Deutschland eingeführten Pferde annähernd verdoppelt, einen besonders großen Anteil nehmen dabei immer mehr die Russen ein, welche fast die Hälfte der ganzen Jahreseinfuhr ausmachen. Die Billigkeit der russischen Pferde macht die Nachfrage so groß, und da Deutschland kleine Pferde nicht so billig erjeugen kann wie Rußland, sind wir auf wachsende Einfuhr junächst angewiesen. Deutschland wäre aber imstande, Esel in erheb= licher Menge als teilweisen oder schließlich vollständigen Ersatz dieser russischen Pferde zu züchten, und das könnte nur als erwünscht be— zeichnet werden. Für die erste Einrichtung einer deutschen Eselzucht wird aber unbedingt die Hilfe staatlicher Organe nötig sein.

In den alten Kulturländern einer subtropischen Zone bedingten Wasser⸗ und Bodenverhältnisse nach dem Aufgeben der Weidewirtschaft meist eine gartenmäßige Bodenkultur, während in der gemäßigten Zone der in den Einzelflächen umfangreichere Feldbau eintrat und

ier erst mit der stärkeren Besiedelung ju eingesprengten kleineren Gartenbauflächen führte. Jene ausgedehnte gartenmäßige Boden. kultur gebrauchte ein genügsames, ohne viel Kornfutter ju er⸗ nährendes Last! und Zugtier, und so wurde dort der Esel austier. Bei uns in Deuschlan? hat nun unter dem

influsse der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der letzten 25 Jahre der gartenmäßige Anbau immer größere Flächen eingenommen und wird voraussichtlich noch erheblich an Umfang ju⸗ nehmen. Für diese Bodennutzung kommt der Esel auch bei uns in Deutschland jetzt als Zugtier in Betracht. Die leichten Pferde, welche 1 werden müssen, verteuern nur unnötig die Arbeit vieler leinbetriebe, und selbst in Mittel⸗ und Großbetrieben mit Gemüseban, Milchfuhren usw. ist der Esel, wie Belspiele genügend jeigen, mit Vorteil zu gebrauchen. Klimatische Verhältnisse verbieten keines wegs, wie oft gemeint wird, die Zucht und Haltung des Esels in Deutschland, das beweisen Oesterreich. Ungarn, die Schwels und , n, Mit der Steigerung und den Fortschritten der Garten⸗ ultur in den subtropischen Ländern und den deshalb wachsenden An⸗ sprüchen an die Fortschaffung von Früchten und Waren wurde dort das gleich anspruchslose, stäͤrkere Maultler verwandt. Wenn dle Haltung und Zucht von Maultieren auch bei uns erörtert ist, so würde * ebenfalls erst eine feste Grundlage in einer heim ischen Eselzucht finden können. Im allgemeinen würden wir Esel für kleinere Fuhrwerke züchten; wenn sie etwas stärker werden, als die heute meist eingeführten, so wird die Nachfrage um so größer sein. Besondertz gute Eselbengste aus dieser heimischen Zucht würden der Maultierzucht als vollständig eingebürgert besser dienen können, als eingeführte.

Auch würde die Einführung einer deutschen Eselzucht schließlich für die Bestrebungen der inneren Kolonisation von Wert sein. Benn kommt auch noch immer das Rind in Kleinwirtschaften alg Zugtier jur Verwendung, so wird doch in vielen Gemüsebau. und anderen Kleinbetrieben aus bestimmten, jwingenden Gründen 6h zu den Marktplätzen us.) immer mehr auf das Pferd zurückgegriffen, für das aber voll und ganz ein heimischer Esel an die Stelle treten könnte, dessen Haltung wesentliche Ersparnisse bringen würde.

Der Stammvater unseres Haugtzesels ist der in Afrika in zwei Lokalschlägen vorkommende Wildesel; Equus africanus bewohnt die nördlichen Teile des mittleren Ostafrikas von Hochnubien bis an das Rote Meer, Equus somalicus das Somaliland. Erstere Unterart ist hell⸗graulich⸗gelb, unten heller mit einem schwarjen Schulter und einem von diesem rückwärts laufenden Rückenstreifen. Der Somali ⸗Esel, auch Maskatesel genannt, ist größer, mit bängender Mähne ohne Schulter, und mit nur schwachen Rückenstreifen. Die Beine haben viele und deutliche dunkle Querringe. Die Bedeutung des Esels wird nirgends mehr gewürdigt als in dem dunklen Erdteil. Das zeigen auch die Nach⸗ weisungen über den Viehbestand in Deut sch⸗Südwestafrika, die der Jahresbericht über die Entwicklung der Schutzgebiete in Afrika und der Südsee im Jahre 1906s07 enthält. In den Verwaltungsbenirken Grootfontein, Dutjo, Omaruru, Karibib, n . Gobabis, Windhuk, Rehoboth, Gibeon, Keetmanghoop, Warmbad, Lüderitz bucht und Swakopmund sind im Jahre 1907 3119 Pferde gezähst, dapbon 978 in Militärbesitz, gegenüber 5265 Stuͤck im Jahre 1903. Esel wurden im Jahre 1907 2155 gezählt, davon 1639 in Privatbesitz, gegen 899 im Jahre 1963; unter den Eseln, die sich bis auf wel Stück im Besitze von Welßen befanden, wurden 237 Hengste, 514 Stuten und 79 Fohlen sowie 438 Wallache festgestellt, bezüglich des Restes fehlt die Angabe des Geschlechtes. Gegenüber der erheblichen Abnahme der Pferde zeigt sich also eine ae Vermehrung der Esel, ebenso eine ganz außerordent⸗ iche Zunahme der Maultiere, mit denen leider die schwächeren Maulesel zusammengejählt sind. Maultiere und Maulesel ver⸗ mehrten sich nämlich von 88 Stück im Jahre 1903 auf 5450 Stück im Jahre 1907. Davon kamen die meisten, nämlich 4216, auf Militärbesitz. Daß unter den verschiedenen Arten des ane n, auch Abkömmlinge vom asiatischen Wildesel, dem Kulan, nd, wird nicht angenommen. In Europa sind Großbritannten, Frankreich, Spanien und Italien eselzüchtende Länder; in Dester⸗ reich ⸗Ungarn (Istrien) ist mit gutem Erfolge versucht, den kleinen istrianer Esel durch Zuführung von italienischem Blut größer und leistungsfähiger zu machen. In Nordeuropa ist der Esel aus an Zuchtstätten vollständig Gegenden beinahe auggestorben. Bie

vielen einge⸗

entartet und in nach Deutschland

ahren doch wieder auf leichte Pferde namentlich russischer Herkunft zurückgreifen müssen. Für viele

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