1908 / 176 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 28 Jul 1908 18:00:01 GMT) scan diff

unter Ueberführung zu den Res. Offizieren dieses Regis. und unter ausnahmszweiser Verleihung der Aussicht auf Anstellung im Zivildienst (Staatseisenbabndienst) und Sammiller des 6. Chep. Regts. Prin; Albrecht von Preußen unter Ueberführung ju den Offijteren der Landw. Kap. 1. Aufgebotg; den Abschied mit der gesetzlichen Penston zu be⸗ willigen: dem Lt. Röhm des 11. Feldart. Regie.; den Abschied unter Fortgewährung der Pension zu bewilligen; dem Oberften z. D. Frhrn. v. Podewils mit der Erlaubnis zum Forttragen der bisherigen Uniform und dem Major . D. Gür ster, Bezirkagoffizier beim Beiirkskommando LMünchen, mit der Erlaubnis zum Tragen der Uniform des 14 Inf. Regtgz. Hartmann, beiden mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abjeichen; zu ernennen: zum Chef des Generalstabs J. Armeekorps den Oberstlt. Endres, Abteil. Chef bei der Zentralstelle des Generalstabz. jum Kommandeur des 2. Schweren Reiter⸗ regts. Eriherjog Franz Ferdinand von Desterreich Este den Oberstlt. v. Stetten, Chef des Gengeralstabs J. Armee korps, zum Ingen. Offisier vom Platz in Inagolstadt den Major Ruchte beim Stabe des 1. Pion. Bats., zum Ezkadr. Chef im 4 Chev. Regt. König den Rittm. v. Grundherr zu Altenthan u. Wevberhaus dieses Regts. jum Bezirksoffijter beim Bezirke— kommando J München den Major a. D. Falkner v. Sonnen burg unter Stellung zur Dicp.; zu versetzen; die Hauptleute Leeb, Komp. Chef im 16. Inf. Regt. Großherjog Ferdinand von Toskana, zum 4 Inf. Regt. König Wilbelm von Württemberg und Schuster, Komp. Ebef. im 4. Inf. Rest. König Wilhelm von Württemberg, zum 16. Inf. Regt. Großherzog Ferdinand von Toskana, beide in gleicher Eigen ˖ schaft, ferner zum 1. Oktober d. J. von der Untereff. Schule die Oberlts. Westermaper zum 8. Inf. Regt. Großherzog Friedrich von Baden, Linde jum 22. Inf. Regt. und Gries zum 1. Jägerbat, dann zur Unteroff. Schule den Oberlt. Schmitt vom 6. Inf. Regt. Kaiser Wilbelm, König von Preußen, die Lis. Neureuther vom 5. Inf. Regt. Großherjog Ernst Ludwig von Hessen und Hartmann vom 8. Inf. Regt. Großherjog Friedrich von Baden; zu befördern: jum Major ohne Patent den Hauptm. Kleemann beim Stabe des Eisenbabnbats, zu Oberlta. die Lts. Schöninger des 7. Chevd. Regis, komman⸗ diert zur Equitationganstalt, und Frbrn. v. u. zu Bodman des 3. Feldart. Regts. Prinz Leopold, zu Ltz. den Fähnrt. Weingart im 2. Trainbat.,, dann mit Patent vom 9. März d. J. die Fähnriche Bauer im 10. Inf. Regt. Prinz Ludwig mit dem Range nach dem Lt. Pfaffenzeller des 13. Inf. Regt. Franz Joseph I, Kaiser von Oesterreich und AWpostolischer König von Ungarn, Lechner im 10. Feldart. Regt, Schöpf im 3. Feldart. Regt. Prinz Leopold und Geyer im B. Feldart. Regt, König Alfons TIII. von Spanien, diese drei mit dem Range nach dem Lt. Gries des 4. Feld⸗ art. Regts. König; einzureiben: den Lt. Frhrn. v. Mauchenbeim gen. Bechtolsheim, bigbher Persönlicher Adjutant Seiner König—⸗ lichen Hoheit des Herlogs Ladwig Wilhelm in Bayern, in den etat⸗ mäßigen Stand des Inf. Leibregts; zu charakterisieren: als Oberst den Oberstlt. . D. Cullmann, Stabsoffizier beim Bezirks kommando Nürnberg; am 21. d. M. den Lt. Detzner des 2. Pion. Batg. vom 1. Auguft dx. J. ab bis auf. weiteres obne Gehalt zur Dienstleisiung beim Reichskolonialamt zu kommandieren; im Beurlaubtenstande: am 20. . M. dem Lt. Dengler der Landw. Inf. 2. Aufgebots (Landau) den Abschied zu bewilligen; den Oberlt. Klein der Landw. Inf. 1. Aufgebots (Nürnberg) zum Hauptm. ju befördern; b. bei den Beamten der Militärderwaltung: am 20 d. M. mit Pension in den erbetenen Ruhestand treten zu lafsen: die Oberjahlmeister Wildt des 2. Inf. Regts. Kronprinz und Frhrn. v. Lupin des 16. Inf. Regtg. Groß- berjog Ferdinand von Toskana, letzteren jum 1. August d. J, beide unter Verleihung des Titels eines Rechnungsrats, die Rech⸗ nungsräte Schäfer, Proviantmeister beim Proviantamt Augsburg, und Stockmayer, Proviantmeister beim Prodiantamt Germersheim, letzteren zum 1. August d. Is.; ju ernennen: zu Intend. Assessoren (überjäblig) die geyrüften Rechtgpraktikanten Dr. Jac quin, Lt. der Res. des 9. Inf. Regts. Wrede, bei der Intend. III. Armee- korps und Zacherl, Oberlt. der Res. des 9. Inf. Regts. Wrede, bei der Intend. J. Armeekorps, zum Zablmstr im J. Armeekorps den Unterjablmstr. Winterstein des 13. Inf. Regts. Franz Joseph L, Kaiser von Oesterreich und Avostolischer Tönig von Ungarn; ju be⸗ fördern: ju O tend. Sekretãren die Intend. Sekretäre Zirkel der Intend. JI. eekorps, Kannam üller, Kracke der tend. II. Armeckorps, A ricola der Intend. der 5. Div, Wille, Ibl der Intend. milttärischen Institute, zum Oberintend. Registrator den Intend Registrator Röttinger der Intend. II. Armeekorps.

München. 17. Juli 1908. Durch Verfügung des General—⸗ stabsarztes der Armee. Der einjährig⸗reiwillige Arzt Dr. Bommes des 8. Inf. Regts. Großberzog Friedrich von Baden wird zum Unter⸗ arzt im 4. Inf. Regt. König Wilhelm von Württemberg ernannt und mit Wahrnebmung einer offenen Assist. Aritstelle beauftragt.

Seitens des Generalkommandos J. Armeekorps wurden die Zabl⸗ meister Hochfär ber vom 20. Inf. Regt. Prinz Ruprecht um 9. Feld= art Regt. und Bucher vom 3. Inf. Regt. Prinz Karl von Bavern zum Eisenbahnbat. versetzt.

XIII. (stõniglich Württembergisches) Armeekorps. Beamte der Militärverwaltung.

Schloß Friedrichshafen, den 10. Juli 19808. Schiler (Calw), brle (Biberach), Unterapotheker der Ref, Müller (Ludwigsburg), Unterapotheker der Landw. J. Aufgebots, ju Ober— apothekern ernannt.

Schloß Friedrichshafen, den 17. Juli 1995. Dr. Friede rich, Oberapotbeker der Res, zum Stabsapotheker ernannt. Breit“ schuh, Stabtveterinär im 2. Feldart. Regt. Nr. 29 Prinz Regent Läaitpold von Bayern der Charakter als Oberstabsveterinär mit dem persönlichen Range auf der VII. Stufe der Rangordnung verlieben.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ wird eine Genehmigungsurkunde, betreffend eine Anleihe der Stadt Münster, ver— öffentlicht.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 28. Juli.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten gestern vormittag vor Bergen an Bord der Jacht e enzollern“ die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts, fanterie Grafen von Hülsen-Haeseler und des Chefs des Marinekabinetts, Vizeadmirals von Müller.

Auf Vorschlag des Reichseisenbahnamts hat der Bundesrat einige Aenderungen der Anlage B zur Eisenbahn⸗ verkehrsordnung beschlossen.

Die Nr. TXT ist durch die Aufnahme von Patronen aus Dorfit und Alldorfit ergänzt.

In die Nr. La sind Sicherheitsvorschriften für Paraffinzündbänder, die wegen der Zufammensetzung ihrer Zündmischung bisher von der Beförderung ausgeschlossen waren, aufgenommen.

Die Vorschriften der Nr. L sind auf die Lösungen von Benzin und ähnlichen leichtentzündlichen Flüssigkeiten in wässeriger Seifenlauge ausgedehnt.

Die Aenderungen treten sofort in Kraft.

enerals der In⸗

Das Nähere hierüber geht aus der bezüglichen Bekannt⸗ machung vom XW. Juli d. 89 (Reichsgesetzbl. S. 477) hervor.

Der siamesische Gesandte Phya Sridhamasasana ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandi⸗ schaft wieder übernommen.

Laut Meldung des W. T. B.“ ist S. M. S. „Deu tsch⸗ land“ am 25. Juli vor Teneriffa eingetroffen und geht am 1. August von dort in See.

S. M. S. „Jaguar“ ist am 25. Juli in Futschau ein⸗ getroffen und geht morgen von dort nach Schanghai in See.

S. M uh kh. Vorwärts“ ist am 25. Juli in Hsiangtan am Höngkiang) eingetroffen und gestern von dort nach

schangscha (am Höngkiang) abgegangen. S. M. S. „Sperher“ ist vorgestern in Lüderitzbucht eingetroffen und geht heute von dort nach Swalopmund in See.

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Großbritannien und Irland.

Der König und die Königin haben gestern im Buckinghampalast 24 Mitglieder des gegenwärtig in London tagen⸗ den Internationalen Friedenskongresses empfangen. Der König hieß in Erwiderung auf eine Ansprache, in der er Förderer des Friedens genannt war, die Delegierten willkommen und sagte, W. T. B. zufolge:

Er empfinde nichts mit aufrichtigerer Genugtuung als die Er⸗ kenntnis, daß seine Bemühungen zur Aufrechterhaltung des Friedens unter den Völkern nicht fruchtlos gewesen selen, und dat Bewußtsein der kochbersigen Wertschäͤtzung, die seine Be⸗ strebungen in England . wie in den andern Ländern gefunden hätten. Die Herrscher könnten sich kein höheres Ziel setzen, als die Förderung eines guten Einvernebmens und herj— licher Freundschaft zwischen den Nattonen. Das sei das sicherste und geradeste Mittel, duich das die Menschheit ihr vornehmstes Ideal zur Wirklichkeit machen könnte. Dieg Ziel zu erreichen, sei sein unaug⸗= ge setztes Bemühen und Gebet. .

Im Unterhause wurde 1 mit der Erörterung des Etats des Auswärtigen Amts begonnen und als hauptsächlichste Frage die Lage in Mazedonien besprochen.

Wie das W. T. B.“ berichtet, erklärte der Staatssekretär des Auswärtigen Sir Edward Grey nach Reden der Liberalen Pon sonby, Lynch und Dilke sowie des Konservativen Perey, er habe den Eindruck gehabt, daß Lynch habe sagen wollen, England könne, indem es die englisch. russische Konvention abgeschlossen habe, diese als Hebel benutzt haben, um in der manedonischen Frage eine besondere Milwirkung von seiten Rußlands zu erlangen, eine Mitwirkung, die die Verjögerung verkürzt hätte, die bei der Darlegung der Reformen eingetreten sei. Das, so erklärte der Staatssekretär, war genau das, was wir nicht tun konnten. Es war ausdrücklich vereinbart, daß die englisck⸗russische Konvention sich nur mit solchen Teilen der Welt und den dort vorhandenen Inter- essen befassen sollte, die die beiden Vertragsparteien betrafen, und daß wir nickts unternehmen sollten, um in die Konvention irgendwelche fremde Interessen hineinzubringen, was der Anlaß einer Schädigung anderer Mächte hätte sein könren. Was die Verjögerung der Reform⸗ maßnahmen betrifft, so babe ich seinerzelt, als wir unsere Vorschläge vor diesem Hause niere gien; kern. Jeheimnis daraus gemacht, daß wir nicht vorhatten, ü liert varnil Hen, und daß wir in Gemein⸗ schaft mit den anderen Mächten handeln müßten. Weder Rußland noch Großbritannien hatten Neigung oder das Vermögen, die mazedonische Frage entweder jedes sür sich oder gemeinsam in Angriff ju nehmen und ju regeln, obne die anderen Mächte zu Rate ju jiehen, und wenn dieses Zarateziehen so lange Zeit in Anspruch genommen hat, so ist daran einfach die Tatsache schuld, daß der ju befragenden Mächte viele sind und daf das Problem ver⸗ wickelt und voller Eimelbeiten ist. Ich kann heute abend nicht im einzelnen auf die mazedonischen Reformen eingehen; die Loge hat sich in den letzten Tagen geändert, so plötzlich und in so großem Maße, daß ich mich lieber auf allgemeine Bemerkungen beschränken möchte. Der Ursprung der ganzen Lage in Mazedonien ist eine schlechte und schwache Regierung gewesen. Sie ist eine Versuchung für die benachbarten Staaten oder deren Bürger und für die in Majedonien ansässigen, der Nationalitãt dieser benachbarten Staaten angehörenden Bewohner ge⸗ wesen, auf die Stärkung ihrer eigenen Nafsionalitãt auf Koflen der anderen bedacht ju sein. Die Regierung, die sich selbst unfäbig füblte, dir Ordnung zu kewahren, bat die eine gegen die andere auz⸗ gespielt, anstatt kraftvolle unparteiische Maßregeln jur Aufiecht⸗ erhaltung der Ordnung zu ergreifen. Gegen diese Situation und gegen diese Methoden der Regierung haben wir in Gemeinschaft mit anderen europäischen Mächten jeitweilig Einspruch erhoben. Nun ist plötzlich, und soweit 2 Betracht kommen, unerwartet, ein Proteft von der tärkischen Armee und der mulelmanischen Bevölkerung selbst gekommen. Das Außergewöhnliche ist, daß diese Ereignisse, anstatt zunehmende Unoidnung jur Folge ju haben, für einige Zeit und in gewissem Maße Sicherheit und Rube geschaffen baben. Ebenso erfreulich wie dies ist, ift es auch bemerker swert, daß die neue Lage in dem Augenblick ein⸗ getreten ist, wo wir den anderen Mächten Vorschläge jur Bildung einer fliegenden Kolonne zur Unterdrückung der Banden mit Unvarteilichkeit und Nachdruck unterbreitet haben und daß in diesem Augenblick die Banden berschwinden. Wenn dieser Stand der Dinge fortdauert und die Banden sich wirklich zerstreuen, so wird die Bildung einer solchen Streitmacht zu ihrer Vernichtung nicht notwendig sein. Wir be— grüßen für den Augenblick die neu geschaffene Lage. Ich glaube, daß sie andauern wird und daß die Balkan staaten Bulgarien, Serbien und auch Griechenland die äußersten Anstrengungen machen werden, dafür ju sorgen, daß sie andauert. Ich glaube auch, daß niemand Nutzen davon haben wird, fich in Mazedonien festzusetzön und daß Tie Regierungen der der Türkei benachbarten Staaten, soweit ihr Einfluß reicht, alles was in ihrer Macht steht, aufbieten werden, um zu verbindern, daß die Banden auf ihren Gebieten geduldet oder gebildet werden, ebenso wie ich hoffe, das alle Mäckte Europas das äußerste tun werden, um den ünstigen Einfluß der gegenwärtigen Lage weiter ju entwickeln. Unsere . in Mazedonien sind niemals politische gewesen. Ponsonby hat emerkt, daß vom Standpunkt der Humanität Großbritannien unxarteilsch, gerecht und großmütig ist. Wir wissen, daß das voll. kommen richtig ist, aber im Augland findet es keinen Glauben. Deshalb möchte ich betonen, daß für England die mazedonische Frage lediglich eine Frage guter oder schlechter Regierung ist. Wir sind in der maje⸗ don ischen Frage nur altiv geworden, weil wir sehr wohl wissen, daß nicht nur die christliche Bevölkerung urter der schlechten Regterung leidet, sondern auch die mohammedanische Landbevölkerung. Demnach ist unser einziger Wunsch gewesen, eine gute Regierung an der Spitze zu seben, und wenn die Turken jetzt daran gehen, die ganze Verwastun ihres Landes ju verbessern, wenn sie die Bürgschaft übernehmen, . Mohammedaner und Chrislen in gleicher Weise von dieser Ver⸗ besserung Nutzen zieben sollen, dann würde die mazedonische Frage auf diese Weise beigelegt sein, indem die Türken getan hätten, was ju tun wir seit Jahren dringend von ihnen forderten. Es wäre besser, wenn die Angelegenheit auf diesem Wege gelsst würde, als daß man von einer widerstrebenden und unwilligen Behörde Tell- teformen erwressen müßte. Wir müssen die Greignisse abwarten. Im gegenwärtigen Augenblick kann ich sagen, daß unfere Sympathien auf Seite derer sein müffen, die wehr Freibeit, mehr Feftigkeit und mehr Unyvartellichkeit in die Regierung ihres Landes einzuführen

suchen, und ich würde der letzte sein zu prophejeien, daß sie dabei Mißerfolg haben werden. enn sie Erfolg haben, so muß dies durch eigene Kraft geschehen. und das letzte, was wir wünschen könnten, wäre, bei ĩ ibres Werkes ihren Enthusiazmus zu dämpfen. nur sagen, daß wir ebenso wachsam und ernstbaft wie bisher fort- fahren werden, Mazedonien und den anderen Tellen der Türkei eine . ju sichern, wozu wir durch rechtmäßige Verträge be= rechtigt sind. Im gegenwärtigen Moment wäre eg jedoch unmöglich, darüber zu sprechen, durch welche Anstrengungen dieses Ziel zu er⸗ zeichen sei. Wir begrüßen die Nachricht, daß der Sullan seinem Lande eine Verfassung gegeben hat, wir begrüßen die Stärke der Er— regung, welche die Prollamatlon der Verfassung zu Wege gebracht hat, und während wir in unserer Wachsamkeit nicht nachlaffen, noch auch in unserem Bestceben lau werden, alles in unserer Macht Stehende ju tun, um die Weiterentwicklung Majedonienz ju fördern, müssen wir gegenwärtig eine sympathische, aber abwartende Haltung beobachten.

Nun komme ich zu einer anderen Frage von großer Bedeutung,

die ich nicht berũhrt haben würde, wenn sie nicht von Dilke angeregt worden wäre, das ist die Frage der allgemeinen Politik, die aber von äußerster Delikatesse ist. Ich bedauere nicht, daß die Frage angeregt worden ist. Es ist unjweifelhaft durchaus nicht wünscheng. wert, daß einige Kreise des Landes es so darstellen, als ob das Ziel der englischen Politik sei, Deutschland zu isol ieren. Ebenso ist es unerwünscht, daß irgend ein Teil der 6ffentlichen Meinung in Deutschland glauben sollte, daß dies der Fall ist. Wenn Sie nun auf die Frage der Bestehungen zwischen den beiden Großmächten eingehen, so möchte ich bitten, daß, wer die Gefühle der beiden Nationen einander gegenüberstellt, dabei nicht von zu kleinen Gesichts punkten ausgehe. Bie Gefühle jweier großer Völker mögen ibrem Grade nach bon Jahr iu Jahr wechseln, aber ich bin befugt, ju sagen, daß jeder, der die Geschichte der letzten jwansig Jahre unyartelisch überblickt, wird jugeben müffen, daß die Haltung Großbritanniens nicht diejenige einer Macht war, die der Srreichung guter Beziehungen widerstrebte. Wenn Sie Ihre Gedanken ju den Greignisfen jurückschwelfen laffen, die sich in der eisten Hälfte dieser wanzig Jahre abspielten, werden Sie finden, daß es Zeitpunkte gab, wo eine beständige Reibung jwischen England und Frankreich oder zwischen England und Rußland vor⸗ banden war. In den letzten Jabren haben wir Uebereinkänfte mit diesen beiden Mächten erreicht, durch welche diese jwischen uns besteherde Reibung sowobl wie die für den Frieden beftehende Gefahr, die jwischen England und IFrankteich einerseitsB, zwischéen England und Rußland andererselts vor⸗ handen war, beseitigt wurde. Daz ist ein fehr merklicher Unterschied. Hat vielleicht eine Macht in Europa der Meinung Ausdruck ge⸗ geben, daß das günstige Gleichgewicht der Mächte von ihrem Stand- punkt aus von unseren schlechten Beziehungen ju Frankreich und Rrß— land abhänge? Keine Macht hat so etwas gesagät. Auch Dentschland bat es nicht gesagt. Es ist noch nicht so lange ber ich glaube, ez war im vergangenen Jahr —, daß . wurde, die deutsche Politik hänge nicht davon ab, daß Feindschaft jwischen anderen Mächten hervorgerufen werde. Ich möchte hinzju⸗ fügen, daß,. soweit wir beteiligt sind, es keineswegs unsere Politiz ist, unserer Freundschaft eine feinzselige Spitze gegen eine ander: Macht ju geben. er wir müssen frei sein, diese Freund⸗ schaften einzugehen. Nachdem wir sie abgeschloessen baben, bin ich rillens, die weiteste Garantie zu bieten, daß wir sie ju unserem eigenen Vorteil und dem des anderen Landes benutzen, aber wir wollen ihren Vorteil nicht dazn verwenden, um Feindschaft jwischen unserem Freund und einem anderen Lande zu säen, noch ist es unser Ziel, irgend eine andere Macht zu isolieren. Seitdem man von Isolierung gesprochen hat, ist es nur angemessen, daran zu erinnern, daß Deutschland zwei Verbũndete hat und daß wir weder dieses Bündnis mit scheelen Blicken betrachtet, noch gemeint haben, daß es gegen uns gerichtet sei; ferner, daß wir . defsen Ablommen mit Frankreich und Rußland getroffen haben, welche der ganjen Welt annt geworden siad, obwohl die Bestimmungen der Tripelalllanz bis ber nicht veröffentlicht worden sind. Es existiert also nicht der geringste Grund, anzunehmen, daß das Ziel und die Ursache dieser Abkommen die Isollerung Deutschlands gegenüber irgend einer anderen Macht wäre. Hinsichtlich der Gemerkung Dilkes, es habe, weil Rußland und wir in der mazedonischen Frage gemein- sam vorgingen, den Eindruck gemacht, daß wir im Begriff seien, obne die anderen Mächte etwas vorjunehmen, wodurch sich die anderen Mächte beleidigt fühlen könnten, will ich erklären, wie eg kam, daß die ge— machten Vorschläge gerade von Englaad und Rußland ausgingen. Wir machten Vorschläge, die im Februar bekanntgegeben wurden, und jwar ohne Verständigung der anderen Mächte, well die Situation sich so entwickelt hatte, daß es notwendig war, entweder daß wir uns von der Reformbewegung überhaupt zurückiogen, oder daß sie eine wirksamere tatsaͤchlichere Gestalt annahm. Spyaͤterbin teilten wir die Vorschläge Rußland vertraulich mit, damit es in der Lage sei, mit anderen Vorschläͤgen bervorzutreten, die sich in derselben Richtung bewegen, aber nicht ganz so weit gehen und die übegen Mächte einschließen würden. Ich bin siemnlich sicher, Deutschland wäre unter den ersten gewesen, ju versichern, daß es mit den andern bereit sein würde, die russischen Vorschläge anzunehmen. Die Vorschläge wurden jwischen uns und Rußland besprochen, weil wir jzuerst den umfangreichen Entwurf in seinen Geundzügen festgelegt batten und eg für urs von Wichtigkeit war, den Gehalt der russischen Vorschläge zu kennen, damit wir uns eine An⸗ sicht bilden konnten, oz wir ihnen aufrichtig unsere Unterstũtzung würden leihen können. Die anderen Mächte gaben ibre Bereitwillig= keit, ja ihre Freude zu erkennen, die russischen Vorschläge anzunehmen, und es kann kein Zweifel bestehen, daß die Aktion Englands und Rußlands in der majedonischen Frage in niemand den Wunsch ver. anlaßt hat, irgend eine Machtgruppe zu bilden.

Nachdem Grey sodann die Haager Kon ferenj berührt hatte, besprach er die Congofrage und erklärte, er begrüße die Mitarkeil der anderen Mächte. England solle sich freuen, die schwere Last, eine Reform am Congo herbeizuführen, nicht allein tragen ju müffen. Die Regierung habe nicht den falschen Ehrgeiß, die führende Partei ju Vielen, wenn eine andere Macht dies tun wolle. Schließlich streiste Grey noch die versische Frage, wobei er auf die im Haufe auf ber= schiedene Anfragen schon erteilten Auskünfte verwieg.

Nach den wiederholt von Beifall unterbrochenen Aus⸗ e,. Greys nahm das Haus den Etat des Auswärtigen mts an.

Rußland.

Das französische Geschwader ist gestern nachmittag unter dem Salut der russischen Linienschiffe und Kreuzer auf der Reede von Reval eingetroffen. Sobald das Schiff, auf dem sich der Präsident Fallieres befand, Anker geworfen hatte, wurde von der Kaiserjacht, Standard“ ein Dampftkutter abgeschickt, auf dem sich der russische Marineminister Dikow befand, der den Präsidenten im Namen des Kaisers be— willkommnete. In einer Barkasse begab sich Fallieres mit ne,. und dem Minister Dikow nach der (Standard‘, wo er vom Kaiser Nikolaus begrüßt wurde und ihm die Minister das Gefolge des Kaisers, der Generalgouverneur der baltischen Pre⸗ vinzen, der Gouverneur von Esthland, der Gouvernements—⸗ adelsmarschall und Andere vorgestellt wurden. Der Gegen⸗ besuch des Kaisers auf dem Praͤsidentenschiff ‚Verits“ währte eine Stunde. Während dieser Zeit konferierten die Minister Iswolski und Pichon. Am Abend fand an Bord der Standart“ zu Ehren des Präsidenten Galatafel statt, in deren Verlaufe der Kaiser Nikolaus, wie das, W. T. B.“ meldet, folgenden Trinkspruch ausbrachte:

Ich empfinde ein lebhafteg und wirklicheg Vergnügen, Herr Präsident, Sie in den russischen Gewässern willkommen zu heißen, und

ich lege Wert darauf, Ihnen herzlich ju danken für Ihren Besuch,

anz Rußland als ein neues Zeugnis für die Bande auf⸗

. und unverän derlicher Freundschaft ansiebt, die Rußland * Frankreich vereinigen. Ihr Aufenthalt unter uns, davon n ich überzeugt, wird jur Wirkung haben, daß diese Bande noch engere werden und daß der feste Wille der beiden befreundeten und rabündeten Länder, weitzueifern an der Erhaltung und Festigung

Belt eriedens, aufs neue ins Licht gerückt wird. Ich trinke auf bre Gesundbeit, Herr Präsident, und auf den Ruhm und das Dedeiben Frankreichs.

Der Präsident Fallisres erwiderte: :

Gure Majestät konnte nicht an der großen Freude zweifeln, die 3 dem Präfidenten der Französischen Republit bereiten würde, Gurer Naöjestät in den russischen Gewässern den herilichen Gruß Frankreichs M überbringen. Ich schließ: Ihre Majestät die Kaiserin, deren An= vesenheit zu dem Glanje dieses Festes die Anmut fügt, in die Ge— üble ein, die ich mich freue, Ihnen ausjusprechen. Ich danke Furer Majestät für die Worte, die Sie soeben ausgesprochen haben, und ich bin glücklich, hier mit Eurer Majestät die Gefuüble beständiger und treuer Freundscha't zu bekräftigen, die unsere beiden Völker ver⸗ kinden. Dleser für die Wahrung des gemeinsamen Interesses so lücklich geschloffen! Bund empfängt die kostbace Weihe der Zeit. 6. it in Eurova eine Bürgschaft des Gleichgewichts; er wird sort⸗ dauern jum größten Wohle Frankreichs und Rußlands und ich bin vie Eure Majestãt davon überieugt, daß unsere gegen wärtige Begegnung aufz neue den festen Willen der beiden befreundeten und erbündeten Länder betätigen wird, wettjucifern an der Bewahrung ud Festigung des Weltfriedens. Ich erhebe mein Glas zur Ghre Gurer Majestät und Ihrer Majestät der Kalserin, Ihrer Majestät der Kalferin. Mutter und der ganjen kaiserlichen Familie. Ich trinke zuf die Größe und auf das Glück Rußlands, des Freundes und Bundesgenossen Frankreichs.

Türkei.

Die türkischen Blätter veröffentlichen eine amtliche Mit⸗ teilung, in der, dem „K. K. Telegraphen⸗orrespondenzbureau“ zufolge, erklärt wird, daß der Sultan von den Freuden⸗ lundgebungen der Bevölkerung mit Befriedigung Kenntnis genommen habe, und es sein entschiedener Wunsch sei, daß die Verfassung bis auf den letzten Buchstaben durchgeführt und daß die Durchführung niemals, sei es aus welchem Grunde immer, beeinträchtigt werde. Dem mitgeteilten Irade gemäß würden die Wahlen überall sofort und rasch vorgenommen werden. Die Kammer werde am 1. November eröffnet werden. Die Vaterlandsliebe lege der Bevölkerung die 3 auf, jede Handlung und jede Forderung zu vermeiden, die mit der Verfassung und der Ergebenheit und Treue unvereinbar seien, um der Welt zu beweisen, daß sie der Kaiserlichen Gunst⸗ bezeugung würdig sei. Die geringste gegen den Willen des Sultans vollzogene . würde dem Lande unersetzliche Verluste bringen. Schließlich empfiehlt die amtliche Mitteilung der Bevölkerung, die seit drei Tagen dauernden Kundgebungen einzustellen. ͤ . .

Die Botschafter Oesterreich⸗Ungarns, Italiens, einige Ge⸗ sandte und Geschäftsträger haben, derselben Quelle zufolge, bei ihrem Besuche des Großwesirs auf der Pforte ebenfalls die Versicherung erhalten, daß die Verfassung vollkommen durch⸗ eführt werden würde und die Vorarbeiten für die Wahlen keen. angeordnet seien. .

Die vom Sultan erlassene Amnestie ist überall nur als für die Jungtürken gültig publiziert und ausgeführt worden. Wegen der übrigen politischen Gefangenen, Verbannten und Flüchtlinge herrscht Ungewißheit.

Amerika.

Der niederländische Gesandte de Reus hat, wie das W. T. B.“ aus Willemstad meldet, gestern die telegraphische Aufforderung erhalten, sofort nach Holland abzureisen.

Afrika.

Der „Kölnischen Zeitung“ wird aus Tanger unter dem gestrigen Datum gemeldet, daß Abdul Asis zwischen Sair Si Aida und Mdakra eine Niederlage erlitten habe und daß ein von Saffi aufgebrochenes asifisches Heer in Abda zum Rückzug gezwungen worden sei. ; .

Am Mittwoch hat die marokkanische Regierung, W. T. B. zufolge, in Tanger einen im Dienst der deutschen Gesandtschaft stehenden Marokkaner, angeblich wegen persön— licher Beziehungen zu dem hafidischen Pascha von Alkasar, verhaften lassen. Tatsächlich steht der Mann den politischen Vorgängen fern. Der deutsche Gesandte hat noch in der⸗ selben Nacht die Freilassung des Verhafteten durchgesetzt und die Bestrafung der marokkanischen Soldaten verlangt, die ihn r Schimpfreden gegen Deutschland in das Gefängnis gebracht

atten.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Die Aktiengesellschaften in Preußen 19056.

Im Jabre 1906 wurden nach der Stat. Korr. insgesamt 2835 im Vorjahre 28 10) Aktiengesellschaften, die ibren Sitz im Sinne des S132 H. G -B in Preußen batten, mit einem Nomlnalkaxritale von II2,73 (8427, 33) Millionen Mark gezählt. Davon befand n sich 38 E28) Gesellschaften mit 31,29 (24 87) Mill. Mark Nominalkavital in Tonkurs und 1583 (75) mit 19707 (10433) Mill. Mark Neninal⸗ laxital in Liquidation. Für die den Vermögengstand und die Ge⸗ schäftsergebnisse betreffende Bilan ibeschreibung müssen natürlich die in Konkurg oder Liguidation befindlichen, außerdem aber 130 (117) neu- gegründete Gesellschaften mit 321,39 (253, 88 Mill. Mart Nominal⸗ lapital, von denen bisher eine Jahresbilan; überhaupt noch nicht auf- gestellt worden war, sowie endlich 14 (6) Gesellschaften mit 11,25 310) Mill. Mark Nominallapital, von denen aus irgend einem sonstlgen Grunde, 1. B. weil sie gesetzlicher Vorschrift zuwider keine Bilanz veröffentlicht haben, für 1806 (1905) eine Bilanz nicht ju er⸗ balten war, ausscheiden. /

Es kommen also für die Bilanibeschreibung in bejug auf das im Laufe des Jahres 18906 abgeschlofssene Seschäftejabr (Bilani-⸗ labr) 2656 Attiengesellschafien (gegen 2584 im Vorjahre), darunter B (im Vorjahre 56 Kommanditgesellschaften auf Aktien, in Betracht. Ihr nominelles Aktienkapital betrug am Schlusse des Geschäftsjabres 611,674 Gozi, 15), das ein geig hlte hingegen Soss 15 (7561,79) Mil. lionen Mark. d. i. über neun Zehntel des Nominalkapitals. Von dem nominellen Kapitale waren im Berichtgjahre 34875 Mill. Mark 42 v. H. vom eingejablten 310 57 Mill. Mark 44 v. S. als Vorzugsaktien begeben, also hier wie da im Verbältniffe ju dem Betrage der Stammaktien (S261, 99 Mill, Mark. nominell, e , i. Mark eingejahlt) ein verhältnismäßig gering ugiger Teil.

Von den 2650 Gesellschaften, für die eine Bilan vorlag, waren Al mit einem gegenwärtigen (eingejahlten) Altienkapitale von 1831,55 Mill. Mark bereitz bor 1871 gegründet, 404 mit 1849.66 Nill. Mart im Jabrlebnte 1571— 89, Sas mit i332 a1 Mill Mark 381 90, 1069, d. . jwei Fünftel der Gesamtzabl, mit 2056,82 Nill. Mark. d. i. über ein Vlertel dez gesamten derzeitigen Akltier⸗ lapitals 1891 - 18900, während 416 Gründungen mit 895,30 Mill. Mark Kapital auf den sechsjährigen Zeitraum 1901-05 entfallen.

Die Häungkelt der Errichtung von Aktien gzesellschaften hat hiernach im Jabriehnte 15891 —= 1550 ihren Höhepunkt erreicht, was sich unschwer dadurch erklärt, daß gerade seit Beginn der 1909er Jahre die Be liebtheit der Gesellschaften m. b. S. als Geschäftsform bei. Kapital- assoriationen überaus flark zugenommen hat.

Nach dem eingezahlten Attienkapitale

Berichts jahre ;

* auf die Akltiengesellschaften . Kapitala gruppe überhaupt v. H. bis Million Mark.. 3854 32,2 ; 2, ,, .

x J 123527

ö 210

. 11 390, 01 10 Millionen Mark 124 4253,19 zusam men ?z 650

geordnet, entfielen im

eingej. Aktienkapital

Millionen Mark v. H. 190 22 ;

8 056, 75 ;

Während von den hier gebildeten sechs Kaxitalsgruyben die unterste die zahlreichsten Gesellschaften enthält, liegt der Schwerpunkt des Aktienkapitals in der oberften Gruppe.

Die gleichfalls jum Uaternebmungskapital gehörigen echten Reserven, d. b. solche durch Ausschluß von der Gewinnverteilung, durch Emissionsagio oder Zuzahlungen gebildete Rücklagen, welche jur Deckung etwaiger künftiger Verluste, zur Erhöhung künftiger Ge— winne oder zu sonstigen känftigen freiwilligen Verwendungen dienen sollen, betrugen insgesamt 156353 (im Vorjahre 1335,33) Millionen Mark. Insbesondere die gemäß 5 262 H. G- B. zur Deckung etwaiger aus der Bilanz sich ergebender Verluste angesammelten gesetzlichen Reservefonds beliefen sich im ganzen auf 1080 81 (im Vorjahre auf 3 15,39) Millionen Mark, d. i. ein Achtel des Grundkapitals, mithin, da § 262 3iff. 1 a. a. D. Rücklagen aus dem jährlichen Reingewinne im allgemeinen nur biz jur Erreichung des jehnten Teiles des Grund kapitals vorschreibt, ein günstiger Stand. ;

Einen Teil des werbenden Kapitals der Aktiengesellschaften bilden auch die diesen durch Auf aahme langfristiger Schulden jugeflossenen Kapitalbeträge, und jwar handelt es sich hierbei um Obligationen und Anleiben fowie um Hypothekenschulden. Im ganzen bꝛstanden der⸗ artige Schulden bei den preußischen Aktiengesellschaften in Höhe von 2254 02 (im Vorjahre 2043 99 Mill. Mark, d. i. 23,8 (25,0) v. H. also annähernd ein Vieitel des gesamten Kapitalvermögens leingejabltes Altienkapital nebst echten Reserven 955978 S558, 05) Mill. Mark]. Die Verschuldung ist mithin ziemlich be⸗ deutend und in der Zunahme begriffen; anderseits sind aber die An⸗ lage⸗ und Betriebswerte der preußischen Aktiengesellschaften C. h. die Attiva ohne Verlustvorträge) allein von 1805 auf 1906 von 289 525,59 auf 32 501,54 Mill. Mark, also um nabezn. 3 Milliarden gestiegen. Bei einer früheren Aussonderung der Odbligationen sowie Anleihen einerseits und der Hypotbeken anderseits hat sich ergeben, daß auf erstere Schal art etwas über drei Fünftel, auf letztere annäbernd zwei Fünftel der Schuldensumme entfallen. .

Die am Schluffe folgende NUebersicht veranschaulicht den Ver; mögensstand der Aktiengesellschaften 9 den im Jahre 1906 aufgestellten Bilanzen auch nach Gewerbegrup pen.

Danach findet man hei weitem die meisften Altiengesellschaften im Nahrungsmittel und im Handelsgewerbe (einschließlich von 261 Banken, darunter 35 Kommanditgesellschaften auf Aktien); es folgen, schon in bedeutendem Abstande, aber immer noch mit je rund einem Zehntel der Gesamtzahl, die Maschinenindustrie und das Verkebrsgewerbe, während die Gruppen Landwirtschaft usw., Tierzucht u w., Be⸗ kleidungs., sowie Baugewerbe unter den Attiengesellsckaften kaum nennengwert vertreten sind.

Sin sichtlich des Aktienkapitals steht das Handelsgewerbe mit nahezu drei Milliarden Mark oder etwas über einem Drittel des Gesamt. kapitalz der Aktiengesellschaften (wopon 2453 85 Millionen Mark allein auf die Banken entfallen) an erster Stelle; hierauf kommt der Bergbau usw. mit einem Fünftel, die Maschinen industrie mit annähernd einem Achtel, das Verkehrtgewerbe mit fast einem Zehntel und sodann erft die die jahlreichften Gesellschasten aufweisende Industrie der Nahrungs⸗ und Genußmittel mit rund einem Fünfjehntel des gesamten Kapitals. Im Durchschnitte auf eine Gesellschaft war das eingejablte Aktienkapital beim Bergbau usw. mit rund acht und demnächst beim Handelsgewerbe mit über sechs Millionen Mark am höchsten. In der Form von Vorzugsaktien ist das Aktienkapital in erheblichem Maße nur beim Bau⸗ und beim Verkehrsgewerbe sowie noch bei der Metall- verarbeitung begeben. . .

Was die (echten) Reserven betrifft, so sind sie naturgemäß beim Versicherunge gewerbe mit dem Anderthalbfachen des eingenablten beiw. faft einem Brittel des nominellen Aktienkapitals verhältnismäßig weitaus am bedeutendsten. Bei der Mehrjahl der Gewerbegrupyen, insbesondere auch noch bei einigen recht bedeutsamen, wie dem Ver⸗ kebrs gewerbe, der Industrie der Steine und Erden, der Textilindustrie und der Metallverarbeitung, erreicht der gesetzliche Reservefonds im ganzen noch nicht den jehnten Teil des Grund (Nominal) Kapitals; am meisten darüber hinaus geht er bei der Leder⸗ und der 2 Industrie, danach beim Handels und beim Beberbergungs⸗ gewerbe.

Die stärkste Verschuldung bemerkt man beim Beberbergungs⸗ gewerbe, wo die langfristigen Schulden das Kapitalvermögen um sieben Zehntel übersteigen, sowie bei den „sonstigen Gesellschaften, bei denen sie nur um ein Zehntel hinter dem Vermögen jurückbleiben. Auch bei der Induftrie der Steine und Erden, dem Baugewerbe, der Induftrie der Leuchtstoffe, dem Verlehregewerbe, der Pavier⸗, der Maschinen sowie der Nabrungamittelinduftrie ist die Schuldbelastung mit über drei bis faft vier Zehnteln des Kapital vermögens noch ziemlich bedeutend, dagegen bei der Tierzucht und Fischerei sowie beim Versicherunge gewerbe äußerst geringfügig.

Zahl und Vermögensstand der Aktienaesellschaften nach Gewerbegruppen 1806. Kapitalvermögen Schulden eingezabltes echte Reserven (Obligationen, Aktienkapital gesetz. Anleihen, iber · liche Hypotheken) über⸗ v. H. * über v.60 un⸗ V. baupt dert, haupt des

Mn teilen vi- zugt Mill. des Mill. .

6 der- mögens 1.66 13,0 0, 05 478,47 83 52 42,49 389. 84 43.79 21,39 46, 94 18,08 18,37 4358

250,36 242 9, 51 13.14 2 415,34 3,656 270,95 3 819217 57,64

Gewerbegrurpen Zahl Leupt Vor.

Mill. C6 aktien

Landwirtsch. Gãrtnerei 8 Tierzucht, Fischereĩ. 7 Bergbau, Hütten, Sal. 203 Ind. d. Steine u. Erden 187 Metallverarbeitung. 92 Maschinenindustrle .. 254 Cbemische Industrie . 76 Ind. d. Leuchtstoffe . 50 Textilindustrie .... 102 apierindustrie. 34 ederinduftrie 26 Ind. d. Holj⸗ u. Schnitzst. 25 Ind. d. Nahrungs- u. Genußmittel .. 471 Bekleidun Baugewer

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Statistik des Marktverkehrs mit Schlachtvieh. Infolge eines im vergangenen Jahre beim Landwirtschafttãminister gestellten Antrags des Landesökonomiekolle giums hat der Reichs⸗ kanzler nach längeren Verhandlungen mit den Ginzelstaaten nunmehr die Aufstellung einer fortlaufenden Statistik über den Umfang des Marktverkehrs mit Schlacht vieh an 40 der bedeutendsten Schlacht. diehmärkte Deutschlands angeordnet. Es soll danach der monatliche Auftrieb von Rindern, Kälbern, Schafen und Schweinen an den Schlachtviehmärkten in Aachen. Augsburg, Barmen, Berlin, Bremen, Breslau, Bromberg Cassel, Chemnitz Coblen, Cöln, Crefeld, Dan zig. Dortmund, Dres den, Düssel dorf, Elberfeld, Essen, Frankfurt a. M.,

burg, Hannoper, Husum, Karlsruhe, Kiel, Königsberg i. Pr., Leipzig, übeck. Magdeburg, Mainj, Mannheim, Metz, Mülhausen i. G., München, Nürnberg, Plauen i. V, Straßburg i. G., Stuttgart, Wiesbaden, Würjburg und Zwickau vom 1. Juli d. J. an spätestens bis zum 5. des folgenden Monats dem Kaiserlichen Statistischen Amte in Berlin mitgeteilt und eine entsprechende Zusammenstellung dieser Auftriebe von diesem tunlichst bald im „Reichaanzeiger veröffentlicht werden. Man erhält dadurch in Zukunft einen raschen Ueberblid über die Entwicklung des Schlachtviehverkehrs in Deutschland, und es ist zweifellos von großer Bedeutung, aAllmonatlich genau verfolgen zu können, oh die em . an den Schlachtviehmärkten ju oder ab⸗ nehmen. Dadurch, daß von den betreffenden Marktverwaltungen die Aufstellung über die Höhe der Monatsauftriebe der genannten vier Tier⸗ gattungen rückwärts dom Jabre 1900 ab geliefert werden soll, wird auch sofort eine Vergleichbarkeit der jetzigen Auftriebe mit den früheren Jahren ermöglicht, wodurch die Brauchbarkeit dieser Statistik nicht unbeträchtlich erböbt wird. . . . Gz handelt sich bei dieser Statistik aber lediglich um eine Er⸗ fassung des Handel sverkehrs mit den einzelnen Tiergattungen und seiner Veränderungen, dagegen ist diese Statistik nicht damn geeignet und bestimmt, über den Umfang der Fleischbersorgung in Deutschland irgend welche brauchbare Unterlage zu schaffen; hierfär wird nach wie vor die Statistik über den Umfang der Schlachtungen, die der Schlachtvieh. und Fleischbeschau unterlegen haben, als allein brauchbar herangezogen werden müfsen. Da es sehr erwünscht wäre und das Inbejiehungsetzen dieser beiden Statistiken wesentlich erleichtern würde, wenn die Statistik über den Umfang der Schlachtungen in Zukunft nicht vierteljährlich, sondern gleichfalls monatlich veröffentlicht würde, hat das Landesökonomiekollegium auch eine dahin gehende Anregung dem Landwirtschaftsminifter unterbreitet.

Zur Arbeiterbewegung.

Von den christlichen Gewerkschaften waren, wie die Rb ⸗Westf. Ztg.“ berichtet, am 31. Dejember 1907 284 6459 Mitglieder, gegen 260 990 zu derselben Zeit des Vorjahres, dem Gesamtver band angeschlossen, das ist ein Mehr von 24 609. Sämtliche 21 Drganisationen, die dem Gesamt⸗ verbande angehören, haben mit Ausnahme einer einzigen an Mitgliedern im letzten Jahre gewonnen. Der christliche Berg⸗ arbeiterverband wuchs von 75 153 auf 76 866 an, der christliche Bau⸗ handwerker und Hilfsarbeiterverband von 38 076. auf 42 087, derjenige der Textilarbeiter von 36 984 auf 41 916, derjenige der Metallarbeiter von 26272 auf 28 472; der Verband für das graphische Gewerbe hatte allein einen kleinen Rückgang, von 1415 ging er auf 1400 zurück. Die Gesamteinnahme der christlichen Gewerkschaften betrug im Jahre 1907 4311 495 M, die Gesamtausgabe 3 193 978 60; der Kassenbestand stellte sich am 31. Dezember 1907 auf 3 4857 735 6, davon waren in der Hauptkasse 2 971 480 6. Zu den 284 649 Mit⸗ gliedern der christlichen Gewerkschaften kommen noch 80 437 hin ju, die dem Verband nicht beigetreten sind. .

Aus Stettin wird dem . W. T. B.“ telegraphiert: In den gestern abend gepflogenen Einigungsverbhandlungen mwischen der Direktion der Werft Vulkan“, dem Arbeiteraus—⸗ schuß und der Nieterkommission, erklärten sich letztere bereit, den Vorschlag der Direktion, daß alle Nieter bis einschließ⸗ lich Oktober, bis jum Ablauf des Dampfers George Washington“ an vier Abenden in der Weche je 16 Stunden nach ö der normalen Arbeits jeit arbeiten, jur Annahme zu empfehlen. Andere Wöünsche der Arbeiterschaft wurden von der Direktion teils bewilligt, teils abgelehnt. Sobald die Nieter sich mit den Bedingungen der Direktion über die Regelung der Uerbestundenarbeit einverstanden er⸗

ären, wird der Betrieb des Werkes wieder aufgenommen.

Zwischen streike nden Steinbrucharbeitern in Drapeil, die einen Brückensteg über die Seine und einen Glevator ju zerftören versuchten, und Gendarmen und Dra gonern fand, wie. W. T. B.“ meldet, ein Zusammenstoß statt. Die Rädelgführer der Aus ständigen wurden verhaftet.

Wohlfahrtspflege.

Jugendgerichte gab es Anfang Juli, nach einer in den Mit- teilungen der Deutschen Zentrale für Jugendfürsorge“ enthaltenen Zu⸗ sammenfstellung, in 29 deutschen Städten und jwar in Aachen, Altona, Barmen, Berlin, Beuthen. Bielefeld, Breslau, Cöln, Darzig, Düssel⸗ dorf, Essen, Frankfurt a. M., Hamm, Kattowi, Kiel, Königsbütte, Lennep, Pankow, Posen, Potsdam, Rirdorf. Schöneberg, Solingen, Spandau, Stuttgart, Wedding, Welßensee, Weißenfels und Werden. In Aussicht genommen war die Einführung solcher in Bochum, Charlottenburg. Dortmund, Lübeck, Main. Mülheim a. Ruhr. In Württemberg sind seit dem 1. Juni d. J. Vorschriften für die Behandlung Jugendlicher ins Leben getreten. In Hessen sind solcke in Vorbereitung. In Bayern sind, nach den M. N. N.‘, die seit längerer Zeit erfolgten Gr⸗ bebungen zur Errichtung von Jugendgerichtshöfen nunmehr beendigt. Die Bestimmungen jur Einführung werden demnächst veröffentlicht, und diese selbst fell nach den Gerichteferien erfolgen. Die Jugenz⸗ gerichtsböfe sollen an allen größeren Gerichten Bayerns glelchmeitig eingeführt werden. An kleineren Amtsgerichten werden die Richter die Strafsachen Jugendlicher getrennt von den übrigen behandeln und sich den Intentionen der Jugendgerichtaböfe anschließen Für Be⸗ tufungèsachen usw. werden an den Landgerichten besondere Kammern gebildet, welche die Strafsachen Jugendlicher zu bebandeln haben.

unst und Wissenschaft.

A. F. Die Römerschanze, gegenüber Nedlitz bei Potg dam gelegen, bildete in den letzten Tagen das Ziel von zahlreichen Aus- flüägen, weil bekannt geworden war, daß dort Ausgrabungen ftatt⸗ finden. Viele Besucher und Besucherinnen des Platzes werden viel⸗ leicht eine kleine Enttäuschung erfahren haben, namentlich dann, wenn sie nicht das Glück hatten, einen sachkundigen Erklärer jur Seite ju haben; denn jum Verfländnis der Bedeutung dieser Ausgrabungen gelangt man nicht ohne weiteres. Dazu ist nötig, daß man sich zunächst daran erinnert, was wir bisher von der Römerschanze gewußt oder vermutet haben, und dem gegenüberstellt, was auf Grund der e Unter⸗ suchungen künftig beglaubigte Tatsache sein wird. Daß die Römer⸗ schanje mit Römern nichts ju tun und niemals etwas ju tun gehabt hat, ist selbstoerständlich, denn bis in diese Gegend sind die Römer kommen. Eg besteht die Möglichkeit, da Srund ju der Annahme vorliegt, daß die Anlage dieseg Rmg⸗ walles etwa zu Beginn unserer Zeitrechnung erfolgt ist, daß ste zu einem Verteidigur gssystem gehort hat, das nicht nur in den bäufigen Kämpfen der germanischen Stämme untereinander, sondern auch gegen größere Gefahren Tienste leisten sollte. Die bis her bete ermutung, daß dieser auf einem Plateau über der

vel vorhandene, 200 m im Durchmesser bal tende Ringwall tatsächlich eire zufällige Terraingeftaltung, sondern Menschenwerk sst in An⸗ lehnung an geeignete Bodenverbältnifse, und daß er von Germanen angelegt worden ist, die bier bis jur Völkerwanderung saßen, dann aber seitenz der das leer gewordene Gebiet be⸗

besondere

völkernden Wenden im gleichen Sinne lange Zeit benutzt