1908 / 212 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 08 Sep 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Laut Meldung des, W. T. B. ist S. M. S. „Bu s ard“ am 5. September in Daressalam eingetroffen. .

S. M. S. „Panther“ ist am 6. September in Freetown (Sierra Leone) eingetroffen und geht am 10. September von dort nach St. Thoms in See.

S. M. Flußkbt. Vorwärts“ ist am 5. September in Nanking eingetroffen und geht heute von dort nach Schenghai ab.

S. M. Flußkbt. ‚Tsingtau“ ist am 6. September in Wutschou (Westfluß) und S. M. S. „Tiger“ gestern in Nagasaki eingetroffen.

Els ⸗Lothringen.

Urville, 7. September. Seine Majestät der Kaiser und König, Allerhöchstwelcher, gestern vormittag aus Straß⸗ burg kommend, im Schloß Urville Wohnung genommen hatte, . „W. T. B.“ zufolge, Nachmittags gegen 6 Uhr auf dem Bahnhof Kurzel Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit den Erzherzog Franz Ferdinand von Oester⸗ reich-⸗Este, der mit Gefolge zur Teilnahme an den Kaiser⸗ manoͤvern eintraf. Seine Majestät geleitete seinen Gast nach Schloß Urville, wo der Erzherzog Wohnung nahm.

In Saarbrücken sind Seine Kaiserliche und Königliche Hehz der Kronprinz sowie Ihre Königlichen Hoheiten der

roßherzog von Baden, der Herzog von Sachsen⸗ Loburg und Gotha und der Prin ier Leopold von Preußen zur Teilnahme an den 2 eingetroffen.

¶Desterreich⸗ ungarn. Der König ist gestern zu einem mehrwöchigen Aufenthalt in Budapest eingetroffen. Eine sehr zahlreich versammelte Menschenmenge bereitete ihm, wie, W. T. B.“ meldet, während seiner Fahrt zur Königsburg unter lebhaften Kundgebungen einen begeisterten Empfang.

Großbritannien und Irland.

Der Gewerkvereinskongreß in Notting ham, auf dem 1750 000 Arbeiter vertreten sind, wurde, W. T. B.“ ufolge, gestern mit einer Ansprache seines Präsidenten, des

arlamentsmitglieds Shackleton eröffnet. Der Präsident be⸗ andelte in seiner Rede die Frage der de, e men und empfahl als Heilmittel die Verminderung der Arbeitsstunden. Auch forderte er dazu auf, daß alle auf Herabsetzung der Altersgrenze für den Bezug der Alterspension hinwirken sollten. Ferner machte er den Vorschlag, die englische Regierung möge die Abhaltung einer internationalen Gewerkvereinskonferenz in London an⸗ regen, auf der alle europäischen Regierungen und die Ver⸗ einigien Staaten von Amerika vertreten sein sollen.

Türkei.

Nach einer Meldung des „Wiener K. K. Telegr.⸗Korr.⸗ Bureaus“ wurde Ghazi Osman Nizami Pascha zum Botschafter in Berlin ernannt. Marschall Osman Feizi Pascha, der bisherige Kommandant des sechsten Korps, ist zum Kommandanten des fünften Korps ernannt und einst⸗ weilig durch den ersten Divisionär Mehmed Fazil Pascha, dem Kommandanten der Truppen an der 6 Grenze, ersetzt worden. 2 ;

Ein Telegramm der, Kölnischen Zeitung“ aus Konstantinopel von gestern meldet: Eine ernste Bewegung gegen die Ver⸗ fassung ist in dem kurdischen Lande ch von Srsindjan ausgebrochen, wo der Kurdenchef Ibrahim Pascha mit 2 den türkischen Truppen Gefechte liefert.

ie Truppen haben bisher anscheinend wenig Erfolge und nicht unbedeutende Verluste. Befehle zum rücksichts⸗ losen Vorgehen sind erlassen worden. Der neue Kommandeur des 4 Korps Abdullah weh findet ernste Arbeit. Einem weiteren Telegramm der „Kölnischen Zeitung“ Pfelg is Pertew Pascha, der Unterstaatssekretär im iegsmini⸗ sterium, zum Chef des Stabes des 2. Armeekorps in Adrianopel ernannt worden.

Asien.

Einer Meldung der Morning Post“ aus Schanghai Eg ist das chinesische Landwirtschaftsamt mit der Finanz-

behörde übereingekommen, den , ,. für Tee zu ermäßigen, um eine Belebung des Teehandels herbei⸗ zufũhren.

Afrika.

Der „Agence Havas“ wird aus Col omb Béchar von estern gemeldet · Die gam Kolonne des Oberst Alix hat heute i r g, das Lager der Harka angegriffen. Der AVberst Alix rückte gegen 5 Uhr fruͤh mit 5009 Mann von Bu Denib gegen das Lager der Harka in Diorf vor und stieß 4 km von Du Denib entfernt auf den Feind. Die Harka griff mit ihrer gesamten Streitmacht die französische Kolonne an und machte wiederholt Versuche, sie von Bu Denib abzuschneiden. Nach vierstüůndigem Kampfe war die arka völlig aufgelöst. Dberst Alix bemächtigte sich des Lagers von Djorf, das die * unter Zurück⸗ lassung der Lebensmittel in offener Flucht verließ. Die französische Kolonne nahm ihren Weg sodann gegen Tazzugert, wo sie sich mit ihrer Kavallerie wieder vereinigte, die auf der Verfolgung der Stämme des Tafilets begriffen war. Die Verluste des Feindes sind beträchtlich. Auf französischer Seite sind nur ein Leutnant von den Schützen und 21 Mann ver⸗ wundet, darunter drei schwer. Der Ausgang des Kampfes ist der Wirksamkeit der französischen Artillerie zu verdanken, die den Ansturm des Feindes in weiter Entfernung von den

Infanterielinien zum Stehen brachte.

Etatiftik und Volkswirtschaft.

Das RKaiserliche Aufsichtsamt für Privat versicherung bat in diesen Tagen ein umfangreiches Werk: Versicherungt⸗ statistik fr 1905 ber die unter Reichsaufsicht stehenden Unterneb mungen“ herausgegeben. Diese Veröffentlichung, ie bei J. Gäattentag, G. m. b. S. in Berlin, erschienen ist, schließt sich nach Form und Anbalt eng an die in den vorhergebenden Jahren berausgegebenen Versicherungestatistikin an. Gs werden darin alle großeren deutschen und die im Inlande jum Geschäftsbetriebe jugelassenen autlärdischen priwaten Versicherungsunternthmungen in umfassender Weise behandelt. ; 3,

Gine Ginleitung von 74 Seiten bringt zuerst einen Ueberblick über die Gntwicklung dez gesamten unter Reichzaufsicht stehenden

priwwaten Verfiherungzwefens rährend des Berichtejahrtes und danach

ö.

Zusammenstellungen und Erläuterungen der Hauptergebnisse des Geschaftsbetriebs in den , n me Dabei nd, wie auch in dem Hauptteile des Werkes, der 406 Selten tatiftischer Tabellen umfaßt, die . Sjweige in folgender Anordnung behandelt: Gruppe 1 Sver ung, Gruppe II Unfall und Haftpflichtversicherung. Gruppe III Landwirtschaft⸗ liche (Vieh und Hagel) Versicherung, Gruppe I. Feuer- Sturm und Wasserleitungsschäden· sowie Einbruchdiebstahlver⸗ Herne Gruppe V Sonstige Versicherung. Die Tabellen beziehen auf den Versicherungsbestand Ende 1906 und auf dessen Bewegung innerhalb dieses Jahres, ferner auf die Betriebsrechnung und die Bilanz für den Schluß des Berichtsjahres; auch enthalten . wegen der Bedeutung, welche dem Prämlenreservefonds im Hinblick auf § 61 des Versicherungsaufsichtsgesetzes jukommt, Uebersichten über die bon den Lebensversichrunggunternehmungen diesen Fonds bis Ende 1906 zugeführten de. Die Aufstellungen sind getrennt nach deutschen allgemeinen Unternehmungen, Versicherunge einrichtungen größerer Berufs vereinigungen und ausländischen Sesellschaften.

Das allmähliche Anwachsen der wichtigsten r, , ,. in den letzten Jahren ist auf einer Tafel graphisch dargestellt. Gin ee, In haltgver zeichniz erleichtert den Ueberblick über den ge⸗ amten Stoff.

Herstellung und Besteuerung von Zigaretten.

Das III. Vierteljahrsheft 1908 zur Statistik des Deutschen Reichs“ bringt eine Statistik über die Herstellung und Besteuerung von Zigaretten, Zigarettentabak und Zigarettenhuͤllen im deutschen Zollgebiet im Rechnungsjahr 1907. Da das Zigarettensteuergesetz mit dem 1. Juli 1906 in Kraft trat, beziehen sich die Vergleichs jahlen für das Vorjahr nur auf einen Zeitraum von 9 Monaten. Im Be⸗ triebe waren 876 ö S59) Fabriken, die nur Zigaretten herstellen, 323 (1906: 311) Fabriken, die Zigaretten und Zigarettentabak her⸗ stellen, 41 (1806: 40) Faßriken, die nur Zigarettentabak herstellen, und 36 (1806: 31) Fabriken, die nur Zigarettenhüllen herstellen. Die Herstellung von Zigaretten betrug 5694 Millionen Stück, der Absatz 5283 Millionen Stück (19806: 3078 biw. 2426 Millionen Stüch.

Der Gesamtsteuerwert der im Rechnungsjahre 1907 verkauften Zigarettensteuerzeichen betrug 15,? Millionen Mark gegen 11,1 Millionen in der Zeit vom 1. Juli 1906 bis 31. März 1907.

Ernährung und Sterblichkeit der Säuglinge in Baden.

Den Mitteilungen zur geburtahilflichen Statistik Badens für das Jahr 1905 (Sonderabdruck aus den ‚Statistischen Mitteilungen für das Großherzogtum Baden) ist zu entnehmen, daß im Laufe der letzten Berichtsjahre die Zahl der an der Mutterbrust oder von Ammen gestillten Säuglinge in Baden stetig zugenommen hat, und es ist 3 kein Zufall, daß dementsprechend die auf je 100 Lebendgeborene errechnete Ziffer der Säuglings« sterblichkeit dort stetig abgenommen hat. Während der Jahre 1903, 1904 und 1905 wurden lLebendgeboren: 64 962, 66 705 und 66 006 Kinder, davon durch die Mutter oder durch Ammen gestillt: 48 770, 50 612 und 50 663, mithin auf je 100 Lebendgeborene 75, 76 und 77, und von k 1090 Lebendgeborenen starben im ersten Lebensjahre 26,7, 20,5 und 18,7. Allerdings ist auch die Zabl der außerebelich geborenen Kinder im Laufe derselben drei Berichtsjahr von 7,28 0 o aller Geborenen auf 7, 24 und 7, 1600 gesunken, wan 1 auf die Abnahme der Säuglingssterblichkeit GCinfluß gehabt

en mag.

Zur Arbeiterbewegung.

Die in München unter dem Vorsitz des Kommerzienrats Menck, Altona, 7 Konferenz des Vereins Deutscher Arbeit⸗ geberverbände beschloß, wie die Münchener Neueft. Nachr.“ melden, als Gegengewicht gegen die sonalistischen Arbeitsnachweise die . von Unternehmern geleiteter Arbeitanachweise über ganz . Gin Augtstand der Spe dittongarbeiter in Nürnberg, der am Sonnabend ebrochen war, ist, wie die Köln. Ztg. erfährt, gestern durch gegenseitiges Entgegenkommen, das jum Abschluß eines jweijährigen Tarlfvertrags führte, beigelegt worden.

Der in Leipzig abgehaltene Verbandstag selbständiger Bildhauer, Stuckateure und Gipser des Königreichs Sachsen, der Provinz Sachsen und der thüringischen Staaten nahm, wie der „Frkf. Ztg. telegraphiert wird, einen Ent⸗ wurf jum Generaltarif für Deutschland an, zwecks Regelung der Ar= beitß bedingungen für das Stuckateurgewerbe.

Wohlfahrtspflege.

Das Rote Kreuz findet für das Deutsche Reich seinen Mittel- . in dem Zentralkomitee der deutschen Vereine vom Roten Kreuz“. m rührigften auf diesem Gebiete ist jedoch der Preußische Landes. verein vom Roten Kreuz‘, der nach dem die Zeit vom 1. Juni 1906 bis 31. Mai 1907 umfassenden neuesten Bericht (Berlin 1908, Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagganstalt. 220 S.) 504 Zweig⸗ vereine mit 88 524 Mitgliedern umfaßt. 25 654 der Mitglieder sind in S336 Sanitätekolonnen praktisch tätig und derartig vorbereitet, daß von ihnen 5303 für das Feldbeer und 5349 für das Besatzungsheer bereit und geeignet sind. Vie 8056 freiwilligen Krankenpfleger des Landes vereins verteilen sich auf 37 Verbände, während 6 Samaritervereine 1350 Mitglieder umfassen. Dem Landesverein steben ferner 563 militärfreie und nicht durch Vertrag mit den Militärbehörden ge⸗ bundene Aerzte zur Verfügung, darunter 39 für das Feldheer und 524 für das Besatzungsbeer. Ferner gehören dem Landesverein 1163 . der Frauenvereine mit 316548 Mitgliedern an, auch eben ihm 2071 praktisch ausgebildete Krankenpflegerinnen und 27899 Helferinnen jur Verfügung. Die Einrichtung von Vereins⸗ lajaretten (nicht unter 20 Betten) ist an 167 Orten vorbereitet, sie würden 10 126 Lagerstätten bieten. An 421 Orten würden dem Verein 14201 Betten bereit stehen. 509 Erfrischungs⸗ stationen sind vorbereitet. 509 Vereine sind zur Unterbringung von Rekonvaleszenten in Familienpflege bereit. Der e Landes⸗ verein betelllgt sich mit 51 Mligliedern an dem deutschen Zentral. komitee, welchem noch 16 andere Mitglieder angehören. Innerhalb des Zentralkomitees wirkt noch der Verband deutscher Krankenpflege⸗ anstalten vom Roten Kreuz“, der 34 Krankenhäuser bejw. Schwester⸗ schaften jählt und auf welchem eigentlich die ganze deutsche Kranken⸗ pflegebereitschaft im Kriege beruht. Eine Betätigung dieser konnte der Verein durch Hinaussenden von 31 Schwestern und 92 männlichen Pflegern auf den sädwestafrikanischen Kriegsschauplatz bekunden, wofür bis Ende Mai 1907 eine Summe von 760 092 MS verwendet wurde.

Wöchnerinnenpflege. Wie die von dem verstorbenen Hof besitzer Jakobsen für Schleswig⸗Holstein eingeführten Margareten spenden den Landgemeinden das Vorhandensein der für die erste Hilfe in Krankheit und bei Unfällen nötigen Gegenstände sichern wollen, so will eine von Medinnalrat Dr. Denele in Stralsund juerst eingeführte Einrichtung von Wanderkörben für Wöchnerinnen“ diesen diejenigen Gegenstände liefern, die für die erste Pflege von Mutter und Kind von nöten sind. Die Körbe enthalten gedruckte Anweisurgen für den Gebrauch der Sachen sowie Belebrungen für die Wöchnerin, außerdem ein Entleihformular. Sie sind jetzt auch für die Pflegestationen der Vaterlandischen Frauenvereine der Provinz Schlesien eingeführt worden. Auch der Ausschuß zur Einführung von Kiankenpflegekästen in Landgemeinden in Würtfemberg macht n seine Stationen von den Wanderkörben Gebrauch. Sie kosten das Stück 2! MS 65 8 und werden u. a. vom Kgl. Hoflieferanten Dr. Lindenmeyrr in Stutt⸗ art, Königsbau, geliefert Die Witwe Sels vermachte dem

öchnerinnenverein in Neuß den Betrag von 20 000 A.

Kunst und Wissenschaft.

Ausstellung von Werken Peter Janssens bei Keller und ö ant

Neben der Spezies, für die der Künstler a hn ist, der Historien⸗

Auftrag von souveräner Sicherbeit. Die Klage der Okeaniden ist von echter Großartigkeit, hetisch in der

uten auf dem Kai emporhält, gibt dem kleinen Bild den starken Wirklichkeitseindruck. Nein, gerade weil diese realistischen Züge fast verschwinden, der Gesamtimpression sich bescheiden einfügen, lauben wir an diese buntgekleidete Menschenschaar, über die flimmernde onnenstrahlen glelten. Sehr lebhaft und flott in der Behandlung ist ein Stierkampf in Sevilla. Weniger eindrucksvoll die Kommuni⸗ , größere „Begräbnig in Sestri' und der dämmerige Feier ö.

Von den Bildern religiösen Inhalts ist Kommt her ju mir“ (1903 04) bei weitem das umfangreichfte. Sehr viel ernste Arbeit steckt darin. Aber alle diese de, , , e. Köpfe, Arme und r diese vielen verschledenartigen Stoffe verwirren. Die Einjel⸗ eiten lenken ab. Der Erlöser, ju dem kreuzbeladen die gläubige Menschheit strebt, droht in den andrängenden Massen zu ertrinken. Man spürt nicht die Allmacht seines Mitleid. Dr. Frhr v. H.

Am Sonntag verstarb nach langem Leiden in seiner Villa in der Kolonie Grunewald der Bildhauer Professor Max Klein. Im Jahre 1847 in Ungarn geboren, fand Klein seine künstlerische Aus- bildung auf den Akademien in Budapest und in Berlin. In den 70 er Jahren ließ er sich in Berlin nieder und entfaltete eine reiche künstlerische Tätigkeit. So stammen von ihm u. a. die Bronzereliefs für die Kronprinjenbrücke, die Büsten Manteuffels und Werders in der Ruhmeshalle, der Marmorbrunnen vor der Nationalgalerie, die rr auf der en,. Brücke. Für die Kolonie

runewald schuf er das bekannte Bismarckdenkmal. Sein letztes Jm. war ein Fontanedenkmal, das er noch vor seinem Tode vollenden onnte.

Der jüngste Dinosaurier. Die Hauptfundstätten für die großen Dinosaurier, zu denen der vielgenannte Diplodokus gehört. waren bisher die sogenannten Atlantosaurus Beds im westlichen Nordamerika, am Ostrande des Felsengebirges. Neuerdings ist aber, so berichtet die Tägl. Rdsch.“, in Deutsch. Ostafrika ein Dino= sauriergebiet aufgefunden, das nach dem Urteil von Professor Fraag in Stuttgart den reichen amerikanischen Plätzen kaum nachstehen dürfte. Die Entdeckung der Stelle verdankt man einem Ingenieur der Lindi⸗Schürfgesellschaft Herrn Bern⸗ hard Sattler. Als Professor Fraas bei Gelegenheit einer Be⸗ reisung Dstafrikas im Sommer v. J. von den Knochenfunden hörte, entschloß er sich, trotz seines leidenden Gesundheitsjuftandes nach der Rückkehr vom Viktorla Nyanza die fragliche Oertlichkeit aufzusuchen.

Sie liegt im Hinterlande von Lindi auf dem Tendagurn⸗

Berge. Die Schichten, die die Dinosaurierknochen bergen, gebören der oberen Kreide an, während die ähnlichen Knochen= reste, die man in Europa und Amerika findet, aus dem oberen Jura, höchstens der untersten Kreide stammen. Da die Knochen infolge der Durchsetzung mit Kalk aus dem umgebenden Gestein ein sehr hartes Gefüge haben, so konnten sie der Verwitterung viel größeren Widerstand enigegensetzen als die mürben Mergel und Sandsteine, in denen sie eingebettet sind, und so kommt eg, daß sie auf dem Tendagurn vielfach ausgewittert an der Oberfläche frei herumliegen. Zuweilen bededken sie den Boden in erstaunlicher Menge; es läßt sich daraus auf einen außerordentlichen Reichtum dieser Schichten an Dinosaurierresten schließen. Die beisammen-⸗ liegenden Knochen gebören immer zu demselben Stelett, und Professor Fraas hat sie in einzelnen Fällen noch in natürlicher Lage angetroffen. Da sie aber durch die Verwitterung sehr gelitten haben, so mußten jur Gewinnung von Stücken, die für die wissenschaftliche Unter suchung brauchbar waren, Grabungen angestellt werden. Professor Fraas beschreibt aus seinen Funden zwei Arten einer neuen Dinosaurier⸗ galtung, die er Gigantosaurutz nennt. Sie n ju der Unter- gruppe der Sauropoden und zeigt viel Aehnlichkeit mit Diplo-= dokus. Die Größe der Tiere war jwar nicht außergewöhnlich, aber immerhin recht ansehnlich. Ihre Körverhöhe wird 3. 30 big 3,50 m, ihre Länge 14 bis 15 m betragen haben. Ein Oberschenkel- knochen wog 25 Ztr., was erklärlich macht, daß Professor Fraas nicht allju viele Stuͤcke mitnehmen konnte. Aus den oben gemachten An- gaben über die Zeit, aus der die Reste stammen, geht hervor, daß Gigantosaurus der jungfle aller sauropoden Dinosaurier ist. u der Jet, wo er lebte, waren seine Verwandten in Amerika und Europa sängst ausgestorben. Weitere genaue Untersuchungen der Fundstätte . zu neuen Entdeckungen führen.

Neber den Mammuttierfund, der dem Präparator des St. Petersburger Zoologischen Museums Dr. Pfitzmayer auf seiner letzten Forschungsteise durch Sibirien geglückt ist, wird jetzt Näheres bekannt. Dem „Lok. Anz. zufolge stieß am 7. Fe⸗ bruar d. J. in Jakutsk eine Anzahl Jakaten und Kasaken ju der Exrpedilion und geleiteten diese bis jum Fundorte. 200 km von den Ufern des Gismeeres fanden sie das Riesentier im aus-⸗ getrockneten Bette des Sanga Jurach, eines Baches, der in den Dmlachbusen fließt. Der Körper des Mammuts lag drelein halb Meter tief im Sande begraben; er ist nicht ganz so gut erhalten wie

ige, den s. Zt. die Herische Expedition fand. Ein äußerst wert⸗ ö 6 wie es bisher noch nicht gefunden wurde, stellt der wohl⸗ erhaltene Rüssel dar, der 1 m lang ist und sofort in Spiritus gesetzt wurde. Bie übrigen Weichteile wurden getrocknet und so nach St. Petersburg geschafft. Der Schädel ist gut erhalten, nur die . ähne fehlen. Bei den Vorderfüßen ist bis zum Knie sogar noch dle Behaarung zu erkennen. Man hat eg wahrscheinlich mit einem emen, aber ausgewachsenen weiblichen Tier ju tun. Das Becken ist nicht vorhanden. Die Expeditlon verblieb am Fundorte 6 Tage bei einer Temperatur von 300 C. unter Null in Zelten. Die Rüdbeförderung dauerte jwei Wochen. In neun Kisten wurde das ganze Tier verpackt, das ein Gewicht von 1600 Kg. hatte. Ueber Ustjangt wurden die Risten mit Renntieren nach Buluna an der Lena geschafft, wo die Weichtelle konserviert wurden. Dann 7 es die Leng entlang auf einem Dampfer der Firma Gromow bis Schigalom. Von Schigalow wurde in Wagen die Burjatensteppe durchquert bis Irkutsk. Hier fonnte man die Eisenbahn bis St. Petersburg benützen. Die Exvedition dauerte sechs Monate. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 33 000 . Bas Ausstopfen des Mammutg für das Zoologische Museum wird

etwa ein Jahr beanspruchen.

Ziteratur.

Deutscher Schiffbau 1908. Herausgegeben aug Anlaß der ersten deutschen iffbauausstellung in Berlin. Chefredakteur: Gebeimer Regierungsrat, Professor Oswald Flamm, Charlottenburg. rn 3 6. Verlag Carl Marfels, Berlin. Für weiteste unf.

stimmt, bietet das Buch, von hervorragenden Spezialisten verfaßt, auch dem in der Praxis stehenden Ingenieur reiche Anregung und einen mühelosen Ueberblick über ein erstaunlich weites Gebiet. Nach—⸗ siehend dag Inhaltsverzeichnig: Die Entwicklung des schwimmenden Materials der deutschen Marine Von J. Rudloff. Die Schiffs⸗ solbenmaschine, ihre moderne Konstruktion, ihre Aussichten für die ukunft. Von 66 Krainer. Die Dampfturbine betriebe. on Marinebaumeister H. Schmidt. Ent⸗ wicklung und Stand des Schiffskefsel und Schiffshilfs« maschinenbaues in Deutschland. Von ofessor Walter Mentz. Neber Schiff ggasmaschinen. Von n F. Romberg. Der Hoch⸗ schulunterricht auf schiffbautechnischen teten. Von C. Flamm. Die deutsche Eisen⸗ und Stahlindustrie und der deutsche Schiffbau. Von Fritz Lürmann. Werftanlagen. Von Professor W. Laag. Zur Kranschau auf der deutschen Schiffbauausstellung 1908. Von GC. Michenfelder. Die deutsche Schiffbauindustrie. Von F. Meyer. Allgemeiner Ueberblick über die für den Handelsschiff bau wichtigen Behörden und Institute. Von Dr.Ing. Matthaei. Elektrische Schiff sanlagen. Von Dr -Ing. C. Arldt. Schiffsausstattung und a,,, Von Fr. Jappe.

Die Leipziger Messe.“ Moderner Kunstverlag Dr. Trenkler u. Co. Leiphig St. Preigz 2 K. Rechtzeitig fur die Oktobermesse ist im genannten Verlage das jweite Heft in bornebmer Ausstattung und einer Stärke von 104 Seiten erschienen. In sieben Abteilungen bringt es neben einer ee guter Abbildungen der ver⸗ schledensten Industrieerzeugnifse Abhandlungen vom Herausgeber Dr. H. Pudor, von Professor Dr. Pazaurek, Dr. Zimmermann, Dr. Heubner u. a. über die Zukunft der Leipziger Messen, Messe und Kunst⸗ ge werbe, keramische Kunstindustrie, Industrie von Beleuchtungs⸗ körpern, Spielwaren und Luxuspapieren, über Reklame und ihre Aesthetik u. A. m. Die Genreporjellane der Fabriken von Gebrüder

eubach in Lichte (Wallendorf) SM. und von Reps u. Trinte

agdeburg, jeigen, wie die deutsche Industrie mit bestem Erfolge bemüht ist, das Niveau der skandinavischen Manufakturen zu erreichen. In der Glagzindustrie steht die berühmte französische Manufaktur Baccarat mit ihren graziös aufgebauten, sehr tief geschliffenen Kristall⸗ gläsern und Kristallkronen an erster Stelle; man darf aber die künstle⸗ rischen Vorteile nicht verkennen, die gerade in dem glatten Kristallglasstile liegen, wie er in Erzeugnissen der Bayerischen Kristallglasfabriken, der Firmen Gebr. . und M. Preckelt jum Teil Erflest wird. Die heute auf fast allen Gebieten des Kunstgewerbes zu Tage tretende Befreiung von Üüberflüssigen Formen prägt den Beleuchtungskörpern und Metall waren wie den Möbeln und schließlich den Galanterie⸗ und Gürtler⸗ waren mehr oder weniger ihren Stempel auf und führt zu einem a Werk⸗ und Materialstil, der sein Ziel sucht in künstlerischem

ufbau und naturgemäßer Gestaltung des Ganzen. Bei dem ver⸗ hältnigsmäßig sehr geringen Preise der Veröffentlichung, die eine Aus—⸗ wahl vorzüglichster Kunstgegenstände der Messe darstellt, ist ihr eine möglichst weite Verbreitung zu wünschen.

Von dem von der Verlagtzanftalt Vaterland! in Berlin berausgegebenen Lieferungswerk Deutsche Gedenkballe“ liegt das Heft 9 vor (2 1). Es enthält den Schluß des Aufsatzes über Kaiser Friedrich I. und eine Abhandlung von dem Maniversitäts« professor Oswald Redlich über Das Zwischenreich'. Als Kunst⸗ . das Heft eine treffliche Heliogravürennachbildung von Friedrich Lessings Gemälde Gefangennahme des Papstes Paschalis durch König Heinrich V.“.

Das 6. (11) der „Kunst unserer Zeit“ (Verlag von Franz Hanfstaengl in Munchen; jährlich 12 Lieferungen; Abonnementgpreis je 8 S; Einzellieferung 4 ) ist wie das vorletzte der diesjäbrigen Münchener Kunstausstellung gewidmet, über die Alexander Hellmeyer schreibt. Außer zahlreichen Textbildern enthält das Heft sechs Vollbilder nach Gemälden von Defregger, Grützner, von Petersen, Firle, von Stuck und Aman. Jean.

Gesundheitswesen, Tierkraukheiten und Apsnerrungs⸗ maßregeln.

Rußland.

In der Zeit vom 10 —16. August a. St. sind von der russischen KLommission zur Bekämpfung der Pestgefahr erklärt worden: für oleraverseucht: die Stadt Samara und die Kreise Samara, ikolajewgk und Nowousensk des Gouv. Samara; für cholera—⸗ bedroht: das Gouv. Taurien, die Stadt Kostroma, die Kreise Jurjewej, Makarjew, Kineschma, Kostroma und Nerechta des Gouv. Kosftroma, die Stadt Jaroslaw und die Kreise Danilow, Jaroslaw, Romanowo⸗Borissoglebst und Rybinsk des Gouv. Jaroslaw, die Stadt hauptmnannschaft Kertsch⸗Jenikale and der Fluß Dnjepr von Kiew bis Berlelaw.

Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Augbruch der Maul und Klauenseuche aus folgenden Orten: Diedenhofen⸗ Lothringen (Schlachthaus) am 5. September, Amtsbezirk Kebl. Baden am 5. September, Kreis Molsheim⸗Unterelsaß am 5. September, Kreis Bamber II. Oberfranken am 6. September, Bezirksamt Franken⸗ thal . Pfalj ( Vlehhändler Samuel Weh am 7. Schtember.

Land und Forstwirtschaft.

Die Weinkreszenz in den Regierungsbezirken Wiesbaden, Koblenz und Trier 1907.

Neben der von Reichswegen für alle deutschen Weinländer an⸗ geordneten Statistik über den Moftertrag, deren pa Zahlen ür Preußen in der Nummer 8 d. J. der .Statisstschen Rorre⸗ pondenz“ besprochen sind, finden in den Reglerungsbeiirken Wies⸗

den, Koblenz und Trler, den bedeutendflen preußischen Weinbezirken, noch cingehendere Erhebungen über denselben Gegenstand statt, deren Ergebnisse in den Ämtgbfättern dieser Reglerungen veröffentiicht werden, für 1907 in den Nummern 5 bejw. 11 und 10. Danach entfielen von den nach der letzten Anbauermittlung in Preußen Ihe bant vorhandenen 20 941 ha Weinland auf genannte drei Bezirke e 18 823 ha. Im Ertrage standen hiervon 15 890 ha, welche 36 O74 hl Wein brachten, alfo durchschnitilich vom Hektar 21.02 HI.

it weißen Trauben waren 14 610 ha bestockt, mit roten 1280; aus f wurden 323 227 hl oder 2,12 hl vom Hektar, aus letzteren

847 hl oder 8,47 hM vom Heklar erkeltert. Die Anteile der

ein zelnen degree irke und Kreise werden in der nachstehenden

Zusammenstellung gege Kreise Gesamtes am g, ;. . Ertrag an des Wein · H Not. weißem rotem bergland 2 Wein most Oberlahnkreis. 3482 0.80 3.03 . nne, 2,20 1,89 0.31 Unterlahnkreis . 7108 2738 194859 265,94 1,099 St. Goarshausen. 826,87 664,351 33,933 3 718785 64,30 Rheingaukreig. 2 395,11 19257090 25,99 28 741,81“, 138,00 Wiesbaden, Land. 596 44 391,83 203 3 954,70 31,00 Wiesbaden, Stadt 12.63 1232 0.31 49,77 Obertaunuskrels . 6, 09 5.09 100 öchst ; 13,00 6,21 0, 14 4.00 2, 00

rantfurt a. z. Gta; g;; jusammen . 3 957, 14 3 0565 I6,24 36 13497 236,90,

R.⸗B. Koblenz: ; R 450 7,30 Ahrweiler. 1142.07 8740 836, 43 460,55 9 442,50 Koblenz, Stadt 4900 14800 1380 00 Koblenz, Land . 525,990 4298.0 26, 68 6646,70 26,53 Cochem 1030,30 . 933,93 1,02 37 639, 50 12, 0

Sankt Goat. 1 236 38 idzä3ß6 46525 15 673.690 35 66 Freunmach 3 A3 d5 3 F574 36, 50 21 S6 8 zog, 56 Herden 15357 15905 46 3 954 33. 76 83

Meisenheim .. 457, 07 398,7 1764,89

Neuwied. 695.37 236,47 2654,18 o8l, 97 696,50 Zell... 1997,89 O, 109 52 062, 00 2, 00 zusammen . 9 776,1 J 059, 88 1 20403 148 934,32 10 609, 58,

R. ⸗B. Trier:

Trier, Land. . . 1702,65 145226 30 860,81 Trier, Stadt. 00 1680 423, 00 Bernkastel . 1 514, 10 1 423,19 65 207,50 . 9, S 54, 10 mn 2 111,20 Saarbrũcken 9, 30 8, Sg 6,00 Saarburg... 823,11 765,61 19 306, 90 Saarlouig .. 7262 55,79 ol, 50 Sanz Wendel. 6574 59,55 ö Wittlich... . I446 55 689990 2313,50 zusammen . 5 089, 54 4497,33 143 556, 11 —.

Unter den Weißweinen ist am meisten der Riesling vertreten mit 8977 ha, die 268 911 hl brachten. Der Regierungsbezirk Wieg⸗ baden war hieran mit 1513 ha und 18 293 hl, Koblenz mit 3859 ha und 119 929 bl, Trier mit 3605 ha und 130 689 hl beteiligt. Mit Desterreicher und Kleinberger waren nahezu gleich große Flächen bestockt, 156493 und 156479 ha, von welchen 16781 und 15504 bi erkeltert wurden. Auf Wiesbaden entfielen hiervon 639 und 386 ha, 9805 und 1986 hl, auf Koblenz 894 und 467 ha, 6827 und 2611 hl, auf Trier 32 und 712 ha, 149 und 10 907 hl. Außerdem sind noch aufgeführt 30 ha Traminer mit 4830 hl Most. gewinn (7,45 ha und 2785 hl für Wiesbaden, 22, 55 ha und 20 bl für Koblenm), 8 ha und 74.50 hI Mallinger (Koblenz), 4,80 ha und 49,20 hl Drleans (Wiesbaden), O, 60 ha und 450 hI Gutedel (Koblenz). Der Rest von 2460 ha und 21 423 hl besteht aus ge⸗ mischten Sorten (Wiesbaden 502 ha, 6324 hl, Koblenz 1809 ha, 13 287 hl, Trier 149 ha, 1812 hh.

An Rotweinen waren 1507 vorhanden 618 ha Spãͤtburgunder, 488 ha Klebrot, 150 ha Frühburgunder und 23 ha Portugieser mit Erträgen von 6689 bezw. 3315, 425 und 418 bl. Von diesen 1280 ha und 10 847 hl entfallen allein 1204 ha und 10 610 hl auf den Regierungsbezirk Koblenj, der Rest von 76 ha 237 hl auf Wies-⸗ baden, während Trier gam leer ausgeht. Die Wiesbadener Rotweine bestehen aus 43 ha und 148 bl Klebrot, 32 ha und 69 hl 2 burgunder, 1 ha und 20 hl Portugieser, ee, also der ganze Spät burgunder, ferner 445 ha und 3167 hl Klebrot, 118 ha und 356 hl Frühburgunder, 22 ha und 398 hl Portugieser für Koblenz bleiben.

In einem späteren Artikel wird noch über den Mostgewinn der bedeutendften Weinorte Auskunft gegeben werden.

Ernteaussichten und Ernteergebnisse in Rumänien.

Der Kaiserliche Generalkonsul in Bukare st berichtet unterm 28. Auqust d. J. Beim Weizen und bei der Herbstgerste ist in mehr als einem Drittel der Bezirke Rumäniens eine Mißernte ju ber zeichnen; in diesem Drittel wurden 2 bis 5 hl auf den Hektar, also kaum etwas über die Aussaat, eingebracht. Ein anderer Tell weist das Doppelte der Aussaat auf, nur wenige Bezirke der Walachei

Dambobita, Teleorman, Vlasca,. Dol, Mehedinti, Olt,

omanati) ergeben eine gute Ernte (i5 bis 30 hh. In der Moldau sind die Bezirke Botosani, Jassy und Dorohol mit guter Ernte, die anderen Bezirke mit mittlerer und schwächerer Ernte ju verjeichnen. Die Gegenden mit guter Ernte hatten auch der Beschaffenheit nach einen guten Ertrag, während die Beschaffenheit der Ernte in den Gegenden mit schwachem Ertrag sehr viel ju wünschen 2 ließ Das Ergebnis der Herbstgerste ist stark unter mittel. Auch lhre Beschaffenheit hatte, ebenso wie die des Weijens, teilweise durch vielen Regen gelitten, der sowohl beim Schnitt als auch beim Drusche großen Schaden verursachte. Dle Roggenernte fiel im ganzen und Ser schwach aus. Die Beschaffenhelt ist zufriedenstellend, das Durchschnittsgewicht 70 bis 74 kg per Hektoliter. Frühjabrsgerste, die 1 f in den durch Duͤrre heimgesuchten Gegenden angebaut wurde, hat gleichfalls vielfach gelitten; der Ertrag war außerordentlich schwach mit Aus⸗ nahme einiger weniger Gegenden. Der Ertrag des Hafers ist in den Gegenden, in welchen der Weizen gut stand, äußerst gut, in anderen Gegenden ist das Korn ganz ju Grunde gegangen oder eg ergab eine schwache Ernte. (In guten Gegenden 50 50 hl per Hektar, in schlechten 14— 20 hl per Hektar.)

Die Bobuenernte, die im Frühjahre zu den besten Hoff nungen berechtigte, hatte infolge eines Mehltaues stark gelitten. Der Ertrag ist äußerst schwach, die Beschaffenheit jufriedenstellend. Raps ist bereits im Herbst 1907 infolge der Dürre größtenteils zu Grunde gegangen. In wenigen Gegenden, insbesondere in der Nähe der Donau, hat er erhalten und einen guten Ertrag geliefert. Leinsaat hat gleichfalls unter der Dürre ge⸗ litten; es kann nur eine schwache Ernte verzeichnet werden. In Hirse hofft man auf einen mittleren Ertrag. Der Schnstt hat begonnen. Ueber die Heschaffenheit läßt sich noch nichts sagen. Mals verspricht im größten Teile des Landes eine äußerst gute Ernte (30 - 40 I per Hektar). In den von der Wetzennot heimgesuchten Gegenden kann nur mit einem schwachen Erträgnisse (15 - 25 h) gerechnet werden.

Wein und Obst liefern in diesem Jahre sehr reiche Erträge.

Die Herbstarbeit en haben bereits im ganzen Lande begonnen.

Dle „Schwejzerlsche Landwirtschaftliche Zeltschrift? vom 4. Sep- tember veröffentlicht folgenden Erntebericht aus der Ostschweij: Talauf, talab und bis welt in die höheren Lagen . ist das Ge⸗ treide unter den glühenden Juli⸗ und Augustsonnenstrahlen fast gleichzeitig reif geworden. Der Körner sowie der Strohertrag ist durchwegs recht ausgiebig. Der Em dertrag ist in gutem, genügend feuchtem Boden in quantitativer Hinsicht mittelmäßig bis gut, in trockenem Boden aber durchschnittlich etwas gering, da der Gratzwuch bei der trockenen windigen Witterung des Nachsommerg still⸗ estanden ist; ja auf manchen trockenen und ungezieferreichen Wiesen⸗

ächen ist der Futterbestand nicht selten sogar jurückgegangen. In den Berggegenden fällt der Emdertrag . 3. relch licher auß, al in den Niederungen. Hinsichtlich der

Güte ist die Emdernte ganz vorzüglich ausgefallen. Auf allen Wiesen ist genügend Herbstgras vorhanden; wo rechtzeitig geemdet werden konnte, ist, sofern die Herbstwitterung günstig wird, noch ein ergiebiger dritter Schnitt in Aussicht. In den Niederungen wird die Herbstweide in nächster Zeit den Anfang nehmen. Aus den Alpen wird berichtet, daß der Grasbestand seit Anfang August merklich ab⸗ enommen habe und voraussichtlich eine frühe Alpentladung in Aus— 3 sei. Ber Wildheuet in den Bergen konnte infolge der anhaltend schönen Witterung ununterbrochen fortgesetzt werden und geht dem Abschlusse entgegen.

Verdingungen im Auslande.

Rußland.

Stab des Orenburgischen Kosakenheeres in Orenburg, 24. Sep= tember / J. Oktober 1908, 12 Uhr Mittags: Lieferung von Uniform tuchen (dunkelgrünes, nicht geraubtes, graues Manteltuch und Kameel⸗ baartuch für Baschllks) im Laufe bon 3 Jahren vom 1. November 1908 ab. Die näheren Bedingungen können täglich von 1 * Uhr beim Stab eingesehen werden.

Bulgarien.

Finan verwaltung in Varna. 14. Oktober 1908, Nachmittags Uhr: Vergebung der Ausforstung der staatlichen Waldung Longosa an der Mündung des Kamtschyn⸗Flusses im Bezirk Varna für die Dauer von 10 Jahren. Die Bestände setzen sich zusammen aus Ulmen und Eschen mit Beimischung von Feldaborn, Bergahorn, Eiche, Weißbuche, Pappel usw. Das durchschnittliche Haubarkeitgalter be⸗ trägt 1900 - 110 Jahre. Der aus 2 Abteilungen (Gorn? - Tschiflik und Dolni ⸗Tschiflik) bestehende Forst umfaßt etwa 2130 ha mit einem wirklichen Vorrat von etwa 644 800 cbm. Es sind jährlich etwa 32 000 ebm, also während der 10 Jabre etwa 320 6000 ebm, zu schlagen. Die Angebote erfolgen für 100 em Stammumfang in 1,30 m Höhe und beginnen mit 5 Fr. für 100 em für Eiche, Esche und Bergahorn, mit 2 Fr. für alle übrigen Holjarten. Zur Teil⸗ nahme an der Verdingung ist die Hinterlegung einer Kaution von 60 000 Fr. erforderlich. Bedingungen und Pläne können bei der Finanjverwaltung zu Varna eingesehen werden.

Brasilien.

14. Oktober 1908, 12 Uhr. Generaldirektion der Arbeiten und Wege (Directoria General de Obras e Viagao) in Rio de Janeiro: Lieferung von Metallmaterial für die Bahnlinie von Deste de Minas, ihre Verbindungen und Verlängerungen. Sicherheite⸗ leistung 3000 Milreig. Näheres beim Reichsanzeiger“.

Aegypten.

Ports and Lighthouses Administration in Alexandrien: 3. November 1908. Vergebung der Lieferung und Grrichtung eines Stahlblechmastes an der ,, n, . Kamarieh (Hafen von Alexandrien). Vorläufige ,, 30 L. G., endgültige 1096/9 des Wertes. Laftenheft, Beschreibung und Zeichnungen beim Reichsanzeiger!.

Verkehrs anfstalten.

Die Eisenbahnlinie Penräus— Athen Larissa ist vor⸗ gestern eröffnet worden. Der Betrieb ist bereits auf der ganzen Linie im Gange.

Theater und Mustk.

Neues Schauspielhaus.

Das Neue Schauspielhaus erprobte gestern seine junge Kraft an dem ersten Teil von Goethes „Faust“ in einer neuen, von Ernst Welisch geleiteten Insjenierung. Zum ersten Male war die Regie des

auses am Nollendorffplatz diesmal in der Lage, die Vorteile, dle ihr die Drehbühne bietet, voll auszunutzen; denn der rasch sich voll⸗ ziehende Szenenwechsel ermöglichte es, das M wen, de Werk mit Einschluß des Prologs im Himmel und der Walpurglsnachtsjenen fast ungekürjt innerhalb vier und einer halben Stunde darzustellen. Das eröffnet die erfreulichsten Aussichten auf die Bewältigung des schwierigeren jweiten Teils der Tragödie, die in absehbarer Zeit folgen soll. Diesem Vorjug steht aber auch ein Nachteil egenüber, nämlich der, daß die einzelnen Bilder dadurch, daß nur ein eil der Bühne ia benutzen läßt, etwas klein und beengt wirken. Bei der Studierstube und den kleinen winkligen mittelalterlichen Gäßchen mag das noch angehen; den Landschaften aber fehlt die Tiefe der Perspektive. Auch erschien von dem durch einen gothischen Bogen, gleichsam als unbewegliches lebendes Bild eines gemalten Kirchenfensterz u schauenden dee, . im Himmel der Abstand nicht weit genug; ier vermißte man schmerzlich jenen von Wagner geforderten, die Welt des Seins von der Welt des Scheins . die Illusion fördernden mystischen Abgrund“. Vaß man in der Erdgeistsjene den Geist nicht sieht, ist elbe daß aber seine sinnvoll. Rede mit unaufhörlichem Donnerrollen begleitet wird, ift ebenso wie die allju ausgiebige Verwendung der Donner maschine in der Hexenküche entschleden vom Uebel. Bei dem Hexen⸗ spuk der Walpurgisnachtszene half die Dunkelheit über die Urzulänglich= keiten der Bühne hinweg. Immerhin aber zeugte die Gesamt= aufführung von gutem Willen und redlichem Fleiß. Das läßt sich auch von den schau e de, . , . sagen. Herr Siebert war alt alter besser denn als verjüngter Faust, obwohl er im Streben nach Natürlichkeit über manchen tiefen Gedanken des Monologs etwas zu leicht hinwegging. Gut war dagegen Ton und Ausdruck in den Gespraͤchen mit Wagner, den Artur ö verständig und angemessen verkörperte. Herrn Kleins Mephistopheles ist von früher her schon bekannt; er ist zwar mehr Kavalier als Schalk und Teufel, aber immerhin ein sonst annehmbarer Vertreter der Rolle. Fräulein Marens Gretchen wirkte mädchenhaft und anmutig, wenn auch vielleicht etwas zu aschenbrödel⸗ haft. Sie traf den Ton im ganzen vortrefflich, nur bin und wieder wurde das innerliche Empfinden durch schulmäßige Sprechweise er= drückt. Lebensvolle Gestalten waren die Marthe Schwerdtlein Grete Carlseng, der weinfrohe Siebel Ernst Arndta sowie seine Zechgenossen in Auerbachs Keller. Auch der Schüler Otto Wollmann und der Valentin Franz Höblings sind mit Anerkennung zu nennen. Die Musik, die Clemens Schmalstich für die Aufführung geschaffen hat, in f sich schlichter Formen und beschränkt sich auf das Not⸗ wendigste. Ihre Autführung ließ aber juweilen zu wünschen übrig.

Im Königlichen QOpernhause findet morgen eine Aufführung von Lortzings Zar und Zimmermann“ in folgender Besetzung statt: ar Peter; Herr Berger; van Bett: Herr Knüpfer; Marie: Frau erzog; . Brown: Frau von Scheele⸗Müller; Iwanow: Herr 5 ,. . Crannf, en 26 . Syndham: err nger; miral Lefort: Herr Krasa. usikalisch leite der gabe ff Blech das Werk. fach n n Im Königlichen Schauspielbause wird morgen „Die Rabensteinerin' von Ernst von Wildenbruch, mit Frau Willig in der Titelrolle, gegeben. Die Herren Matkowsky, Kraußneck, Geisendörfer, Patin Eggellng und die Damen von Arnauld, Butze und von May⸗ urg sind in den übrigen Hauptrollen beschäftigt.

Die „Schl elfen haben am 1. September in Nürnberg ihre sechzehnte Jahreskunstfahrt begonnen. Die Truppe, die im Jahre 1892 von dem Königlich bayerischen Hofschauspteler Konrad Dreher begründet wurde, wird seit zwei Jahren von aver Terofal geleitet. Vom 1. Oktober bis 15. November werden die Schlierseer im Neuen Königlichen Operntheater ein Gastspiel geben.

Im Neuen Schauspielhause sollen in diesem Spieljahre häufiger als bisher volkstümliche Vorstellungen, und jwar zu bedeutend ermäßigten Preisen, veranstaltet werden, die, ganz unabhängig von dem regelmäßigen Spielplane, eine Reihe guter älterer Stücke bringen werden. Die erste dieser Vorstellungen findet am Freitag statt. Auf⸗ geführt wird dag Lustspiel Durchs Ohr“ von Wilhelm Jordan, dem der Einakter Blau“ von Max Bernstein folgt.