1908 / 227 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 25 Sep 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Varlament protestieren. Die Autonomie des Libanon sei durch einen Vertrag mit sechs Großmächten garantiert, und diese Autonomie dürfe keine Schmälerung ., wes⸗ halb der Libanon es ablehne, Deputierte in das Parlament zu entsenden.

Die Antwort des Schghs von Persien auf die englisch-russische Note ist in London eingetroffen. Wie das „Reutersche Bureau“ erfährt, stimmt die Note der Aufforderung, neue Wahlen auszuschreiben und ein neues Parlament zusammenzuberufen, zu, deutet aber an, daß der Schah angesichts der zerrütteten Verhältnisse in einer seiner Provinzen hierfür den geeigneten Zeitpunkt aus—⸗ wählen müsse. erselben Quelle zufolge glaubt man in gut unterrichteten: Kreisen, daß dieser Vorbehalt dem Wunsche der persischen Regierung zuzuschreiben sei, nicht den Anschein zu erwecken, als ob sie einem fremden

wange weiche, und man ist nicht der Ansicht, daß darin ein ersuch des Schahs zu erblicken sei, der Erfüllung seiner Versprechungen auszuweichen. . auf seiten Rußlands und Englands

Ebensoweni hg anderer⸗

gie Absicht, einen olchen Zwang auszuüben, vielmehr will man lediglich Rat⸗ chläge erteilen zur Wiederherstellung der Ordnung und einer geregelten Verwaltung.

Die von den Anhängern der Schahpartei für gestern angekündigte Bestrafung von Täbris bestand, einem Londoner Blatte zufolge, darin, daß aus einer Entfernung, die für eine wirksame Beschießung zu groß war, sechs Geschütz⸗ alven auf die Stadt abgefeuert wurden. Die Nationalisten kin Maßregeln getroffen, um einem Angriffe entgegenzu⸗ treten. Die Barrikaden waren von Männern mit Gewehren, Schaufeln und Sensen besetzt.

Etatistik und Volkswirtschaft. Gin und Ausfuhr von Zucker vom 11. bis 20. September 19808. Ginfuhr Ausfuhr im t

m Spejial · Spezlal · handel handel

d rein

Gattung des Zuckert

Verbrauchszucker ssenr n und dem raffi⸗ nierten gleichgestellter Zucker) 76 a / i) Rohrzucker 7h a Davon Veredelungsverkehr Rübenzucker: Kristallzucker (granulierter) . 769) Rübenzucker: Platten⸗, Stangen⸗ und Würfel zucker 76 c) Ruͤbenzucker: gemahlener Melis . n fr: Stücken und ũmel zucker 0 . Rübenzucker: gemahlene Raffinade (176 f) . ö (1769) arin (176 h) andis (176i)

49071

27117

7028 2390

3324 4728 1221

) ;

p, Me⸗ Ahorn

steueramtlicher

saft (1765 )) Zuckerhaltige Aufsicht: Gesamtgewlcht Menge des darin enthaltenen Zuckers. Berlin, den 24. September 1908. Kaiserliches Statistisches Amt. van der Borght.

Waren unter

Stand und Entwicklung der bayerischen Montan— in du strie.

Unter diesem Titel veröffentlicht soeben das Königlich bayerische Statistische Bureau in Heft 70 der „Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern“ eine Arbeit, in der an der Hand der Statistik die Entwicklung und der gegenwärtige Stand der bayerischen Montan industrie eingehend textlich und tabellarisch sowie durch eine Karte dargestellt werden.

Gegenstand der Untersuchung sind die vier Hauptzweige der Montanindustrie: Bergbau (Minerallohlen und Bitumen, Erze, Steinsali, Steine und Erden), Saljgewinnung (Siedesalz, Glaubersalz, schwefelsaure Tonerde ꝛc.), Hütten wesen (Roheisen, Schwefelsäure, Vitriol und Petse) und Verarbeitung des Roh eisens (Guß⸗, Schweiß und Flußeisen). industriezweige werden in vorliegender der geographischen Verbreitung in Bayern, nach der Größe der einschlägigen Betriebe unter Berücksichtigung der , e sowie insbesondere nach dem Umfang der Pro⸗ duktion. Soweit es tunlich war, sind die entsprechenden Zahlen bis zum Jahre 1879 zurück wiedergegeben. Auf diese Weise ist nicht nur der Stand, sondern zugleich die während der letzten Jabrzehnte erfolgte Entwicklung der bayerischen Montanindustrie , .

In einem zweiten Abschnitt wird die Belegschaft der vier Hauptzweige der Montanindustrie noch besonders behandelt, wobei auf die Arbeite verhältnisse in den Bergwerken sowie auf das Knappschafts⸗ wesen weiter eingegangen wird.

In ganjen kommen für die bayerlsche Montanindustrie 1778 Werke mit einer Belegschaft von über 40 000 Arbeitern in Betracht. Die Produktion der bayerischen Montanindusirle bezifferte sich im Jahre 1907 auf rund 6,7 Millionen Tonnen mit einem Wert von 109 Millionen Mark. An diesen Zahlen sind von den vier Hauptgruppen der Montanindustrie am meisten die Eisenhütten⸗ industrie (Verarbeitung deg Roheisens) und der Berghau be— teiligt, wie die folgende Uebersicht zeigt:

Probuktion

Werle lg. Menn . Bergbau 4

J 26 898 6022606 36 921 719 hiervon Steine und Erden 1597 16801 4148029 16806319 Sal gewinnung aus

wässeriger Lösung ... 9 592 S0 543 4310 867

8 . ; w 9 879 241 918 13230161 erarbeitung des Roheisens 1099 11283 349 679 54 880720

Summe. . 1778 40 352 6694746 109 313 457

hiervon Staatsbetriebe. 21 4147 645 835 12278571 Privatbetrieb 36 205 6050911 97064896. Wag die geographische Verbreitung der Montanindustrie in Bayern betrifft, so 6. unter den Regierungsbezirken an erster Stelle die Pfal; mit einer Produktion im Werte von 443 Millionen Mark

Die genannten Montan Arheit geschildert nach

Mackintos

PVroduktioaswert 1000 Æ Oo 4683 4.3 , . .

,,

O00 46 Oo 23 156 21,2 Schwaben. 14478 13,2 Oberfranken. Mittelfranken . 10291 9,4 Niederbayern Unterfranken. 5 367 4,9

Für den bayerischen Kohlenbergbau kommen 20 Werke, in Frage mit einer . von fast 9009 Mann und einer Produktion von 1,8 Million Tonnen im Werte von 18,6 Millionen Mark. Von

diesen Zahlen entfallen Produktion auf Werke schast 7 . Stein

und Pechkohlen⸗ bergbau S184 1495 396 17768 085 Braunkohlenbergbann . 683 286 266 Sbꝛ 260. Die wichtigsten Stein und Pechkohlenbergwerke liegen in Ober—⸗ bayern und in der Pfalz: Produktion

Menge Wert

t M6 Oberbayern 780 739 S757 946 falz 681 967 8674508

berpfaly 3 365 erpfalz ) 33 190 335 631

Oberfranken * 1495 896 17768 085

Königreich.. hiervon Staatsbetrieb 499 189 6292120 996 707 11475 965.

Privatbetrieb ö

Die Braunkohlen produktion, die immer noch trotz des

raschen Aufschwungs in den letzten vier Jahren von geringer Be.

deutung ist, verteilt sich im wesentlichen auf Unterfranken (66 0so

e nach) und die Oberpfalz (33 o ); auf Oberbayern ent⸗ so.

Rechnet man von der Gesamtproduktion den Haldenverlust und Selbstverbrauch der Werke ab, so ergibt sich für die Steinkohlen bergwerke eine absatzfähige i geen von 1327 405 t und für die Braunkohlenbergwerke eine solche von 256 755 t, im ganzen also eine absatzfähige Kohlenproduktion von 1584160 t.

Im Gegensatz zu der Braunkohlenproduktion hat die Stein⸗ kohlen produktion Bayerns eine erhebliche Steigerung erfahren, wie die folgende Uebersicht erkennen läßt.

Steinkohlenbergbau seit 1848:

Absatz fähige P oduktion Werke Belegschaft . . 1935 110 596 826 002 2142 205 648 1831578 2735 361 254 3 321 519 3351 529 079 4639 863 4338 740 753 7970028 6757 1078837 12 609218 8184 1327 405 16877 231.

366 alj. Oberbayern.

Beleg⸗

Jahr

184849 1859660 1870 1880 1890 1809 1907

1907 2,5 oo der uktion deg Deut R h re 1907 gehörten der bayerischen Eisenhüttenindustrie 109 Werke mit einer Belegschaft von fast 12000 Arbeitern an; sie produ⸗ zierten aug Roheisen rund 360 000 t Gußelsen zweiter Schmel⸗

Schweiß. und Flußeisen im Werte von 54.9 Millionen

Den bedeutendsten Anteil an diesen Summen hat die Rheinpfalz, wo die für die Eisenindustrie so wichtige Vorbedingung der billigen Kohle (Produktion im eigenen Lande und im nahegelegenen Saarrerier sowie billiger Trangport durch Schlffe aus dem Ruhrrevier) gegeben ist. Auf die 8 Regierungs⸗ bezirke verteilt sich die Produktion der Eisenhüttenindustrie, wie folgt:

Produktionswert Produktionswert

16 oo 6 oo

Pfall 22662 818 413 Oberbayern .. 3 605 80 6,4 Oberpfalz. . . 12176788 22,2 Oberfranken.. 2 4532 563 4,4 Mittelfranken. 7 696 625 149 AUnterfranken . 2092044 3,8 Schwaben. . . 4151 232 7,6 Niederbayern. 162672 O0, .

Die Fortschritte, welche die baverische Hüttenindustrie in den letzten Jahrjehnten gemacht hat, sind an sich erfreulich. Es betrug die einschläglge Pnroduktion Bayerns

im Jahre Tonnen

1870 69717 1880 100 224 1890 178 663 1900 276 501 44 895 231 15079 9 4 880 720.

Weitere Einzelheiten, namentlich auch bezüglich der anderen Montanindustriezweige, mögen aus der eingangs erwähnten Schrift selbst entnommen werden, die im Verlage der Lindauerschen Buch- handlung zu München erschienen ist (Preis 3 „).

im Werte von M6

15 026 806 17 045687 28 020 715

Zur Arbeiterbewegung.

Eine e mm, der Möbel träger in Gießen hat, wie die „Köln. Zig“ mstteilt, ohne Ausstand zum Abschluß eines neuen Lohnvertrages mit Lohnerhöhungen geführt.

In Wien waren, demselben Blatte zufolge, am Mittwoch die Bühnenarbeiter des Theaters an der Wien und des Raimundtheaters in den Ausstand getreten, nachdem ihre Forde⸗ rungen von den Direktoren abgelehnt worden waren. Der Ausstand wurde jedoch noch vor Beginn der Abendvorstellung durch die Zusage der Direktion, neue Arbeltsverträge ju schließen, beigelegt.

Funst und Wissenschaft.

Neue Forschungen auf Neuseeland.

Im Augustheft des . Geographical Journal“ berichtet Jam es

Bell, Direktor der Geologischen Landesaufnahme von Neuseeland, über seine Forschunggreise in ein bisher fast unbetreteneg Gebiet der Südinsel von Neuseeland im Sommer des Jahres 1907. Es handelt sich im wesentlichen um das Flußgebiet des Karangarua, dag auf Blatt 81 deg Stielerschen Handatlasses südwestlich vom Mount Sefton im Distrikt Westland zu suchen wäre. Der Karangaruafluß bildet sich unter etwa 439 45 s. Br. und 1700 5. S. aus den Abflüssen mehrerer Hänge⸗ gletscher, fließt im Tale eines alten Gletscherg, der einst bis zur Küste reichte, an 15 km unter Bildung von Schwellen und Wasserfällen

nach weiteren 20 km in die Tasmansee. seines Laufes nimmt er zwei rechte Nebenflüsse auf, den Twain und

oder *, (40,5 oo) der gesamten Montanproduktion Bayern; es folgen rann der Reihe nach:

westwärts, wendet sich dann scharf nördlich und behält diese Richtung etwa 20 km lang bel; zuletzt biegt er nach Nordwesten um und fällt In der zweiten Hälfte

) Der Betrleb in der Oberpfalz wurde bereits anfangs 1907

Copland, die fast ganz parallel zum Oberlauf des Karangarua fließen und mit diesem ene Gebirgswelt mit jahlreichen unerstiegenen Berggipfeln, unerforschten Flüssen und Gletschern einschließen. Obwohl die über vier Wochen lang dauernde Expedition Bellz unter der Ungunst der Witterung sehr ju leiden hatte, hat sie doch viel zur Kenntnis dieser Gebirgswildnis beigetragen. Das Cie Interesse bot den Reisenden der Douglasgletscher, der im Quell. gebiet der gi Twain und Copland liegt. Gleich allen neusee⸗· ländischen Gletschern ist er nur noch der jusammengeschrumpfte Rest eines früher fast bis aus Meer reichenden Gletschers. Er besteht aug dem Firnfeld und der Gletscherzunge, die beide durch eine jähe Felzwand voneinander getrennt werden. Das. Firn— feld liegt am . des 2854 m. (nach Stieler 3340 m) hohen Heu? efton und erstreckt sich längz des die Täler des Twain und Copland trennenden Coplandrückens an 5 km weit westwärts in naheju gleicher Breite. Fast in seiner ganzen Länge bricht das Firnfeld dann plötzlich über eine 1209 m hohe Wand . in ihrem oberen Teile weist diese prächtige Eisfälle mit Soraeg auf, im unteren fast senkrechte Felsabstürze, über die nicht weniger algz 37 Wasserfälle und unaufhörlich Gletscherlawinen (gegen 26 in einer Stunde jählte Bell) hinabbrausen, deren durch Echo und Gegen— echo verstärktes Getöse noch in 2 km Entfernung die mensch. liche Stimme übertönt. In einem großen Felsenzuikus am Ost. ende dieses gigantischen Absturtes setzt sich dann aus den herab— stürjenden Eislawinen die Gletscherzunge jusammen und zwängt sich jwischen stellen Wänden 10 km lang abwärts. Der obere Teil dez esamten Douglasgletschers ist ein typischer Hängegletscher in fen . der untere Typus eines regenerterten Gletschers. le die kleineren Gletscher der Nachbarschast, so ist auch der Douglag. gletscher von mächtigen Moränenwaällen aus Phylliten und Grauwadke bedeckt. Am Ende des Gletschers wird ein kleiner Ste durch die Endmoräne aufgestaut; diese durchbricht der Abfluß, der Twain, in starken Schnellen. Das Tal des Twain jeigt, wie dag des Karangarua, nach Bell die charaktertftischen Formen glazialer Aushöhlung. Größeres Interesse bletet auch der einige Kilometer südöstlich vom Douglasgletscher gelegene Macerrowgletscher auf der Ostseite der Südalpen, den im Südosten hobe Berge, wie The Dwarf (27653 m) und Mount Burns (2740 m), flankleren. Er ist ein echter Tal⸗ aletscher, 10 m lang, durchschnittlich fast 1 km breit, im oberen Teile von ebener Oberfläche, im unteren von Spalten durchsetzt, von Felstrümmern übersät, und trägt jwei Seitenmoränen; er endet mit einer etwa 30 m hohen GEieklippe, aus der die Wasser des Landg⸗ boroughflusses geysirartig hervorbrechen, um parallel zur Hauptwasser⸗ scheide der Insel südwärts zu fließen.

Es mag wohl mit der Psycholozie des Menschen jusammen— hängen, daß er sein 661 farbig auszuschmücken strebt. Und solange eine Kunst bestand, hat sich auch neben ihr ein Handwerk etabliert, das ihre Werke nachbildete, und was der Geist des Künstlers ersann, in vielfachen Nachbildungen an die Minderbemittelten verteilte. Die Kunst ist ewig und unveränderlich. Von Santi bis zu Adolf Menzel ist sie dieselbe wunderbare Wiedergabe des Lebens durch ein künstlerisch empfindendes Temperament geblieben. Aber das Handwerk, die Wege der Vervielfältigungen, sind andere geworden. Mit dem feinen Spur. sinn, der unserer Technik eigen ist, hat man die nn Probleme studiert, und die Photographie, die eine mechanische Kopie der Details ermöglicht, ist der Reproduktion eine machtvolle Helferin geworden. Sie . im farbigen Lichtdruck einen Triumph gefeiert, und so konnte die Vereinigung der Kunstfreunde in Berlin, Markgrafen⸗ straße 57, an die große Aufgabe herantreten, 10 der ausgezeich netsten Bilder von Arnold Böcklin farbig nachjubilden.

Jn einer abgelegenen Seitenstraße Schöneberg, in einem großen, roten Hause, dessen hohe Fenster sich auf einen breiten, vlereckigen Hof öffnen, sind die unzähligen Arbeitskräfte untergebracht, die gebraucht werden, um ein einziges Bild mit all den seltsamen Reien, den ge⸗ heimnisvollen, märchenhaften Wirkungen, dem hinreißenden Farben⸗ zauber des Böcklinschen Genies darzustellen. Zueist wird dag Driginal im grellen Sonnenlicht photographiert und, da man nicht immer Sonnenlicht hat, so ist ein elektrischer Scheinwerfer erfunden worden, der auf dem kleinen Raum die Helligkeit der Sonne erzeugt. Drei Aufnahmen werden gemacht, und von der Gelatineschicht der nach ihnen hergestellten Positive werden die ersten Abdrucke in drei Farben e, De,. Für das Auge des Künstlers haben diese farbigen Lichtdrucke eine eigenartige An— ziehungskraft. Sie kommen natürlich dem Original an Leuchtkraft und Tiefe des Valeurs keineswegs gleich, sie machen eher den Eindruck einer individuell veränderten Kopie, die ein ebenbürtiger Künstler nach dem Orlainal angefertigt hat. Sind diese Lichtdrucke gewonnen, so r die ,. ein, aber nicht Lithographen im landlaͤufigen Sinne,

ondern Künstler, die zum großen Teil seit 20 Jahren in der Anstalt der Vereinigung der Kunstfreunde tätig sind, und wägen mit prüfen⸗ dem Auge ab, welche Farben und welche Nuancen noch fehlen, um die Wirkung des Originals zu erjeugen. Zwanzig, fünf undjzwanzig und mehr Steine werden angefertigt, die dann unter Anwendung der vollendetsten Drucktechnik Ton für Ton, Farbe für Farbe und jede kleine Nuance der Zeichnung auf dag fäuschendste wiedergeben. Es ist ein mühevolles Verfahren, und Hunderte von Intelligenzen und kunstfertigen Händen müssen zusammen— wirken, um endlich in voller Pracht den Reichtum des Originals hervorzubringen. Tatsächlich gibt es gegenwärtig weder in Deutsch⸗ land, noch sonst auf dem europäischen Kontinent, noch jenseits des 6 Wassers eine derartige Musteranstalt und derartig vertraute Gehilfen des Kunsthandwerks wie in dem großen roten Hause in der abgelegenen Straße von Schöneberg.

Die Wiedergabe der zehn Böcklins ist etwas bisher Unerreichtef. Gewiß haben die Klingerschen Radierungen und die Schwarz-weiß, Barstellungen Böcklinscher Kunst große Erfolge errungen, aber eg sst doch nun einmal eine unleugbare Tatsache, daß Böcklin Größe in der unvergleichlichen Farbe seiner Gemälde besteht.

opulär aber kann nur eine farbige Darstellung den großen

chweizer Meister machen. Ing Volk dringen können nur preiz= werte Nachbildungen, und diese Aufgabe ist von der Vereinigung det Kunstfreunde vorteefflich gelßst. Nimmt man noch hinzu, daß die Vereinigung der Kunstfreunde in einer eigenen Werkstatt die Rahmen der Originale, wie sie sich in der Schack Galerie in München finden, herstellt, so fehlt nichts mehr, Arnold Böcklin in den weitesten Kreisen heimisch zu machen.

Ueber den Eid im Volksglauben bringt der Globus“, Zeit, schrift fär Erd. und Völkerkunde, einen Aufsatz, der gerade jetzt be der bevorstehenden Prozeßreform von doppeltem Interesse sein dürfte In den weitesten Volkskreisen besteht noch heute eine echt religiöse Scheu vor Ableiftung eines Eides, der von Alters her als eln sebt efährliches Beteuerungsmittel galt und früher nur in den seltensten ällen angewendet wurde; von diesem Gesichtspunkte erklärt auch die Stellungnahme des mosaischen Rechts gegen dag weele Schwören. Der Eid bedeutete ursprünglich eine Selbstverfluchung für den Fall der Unwahrbeit, und die Strafe für den Meineld sollte jeden treffen, der objektiv die Unwahrheit gesagt hatte, ganz gleich, ob dies worsaätzlich oder nicht vorsäͤtzlich geschehen war, denn d feine Unterscheidung zwischen fahrlässigem und überhaupt nicht ver, schuldetem Falscheid gehört einer viel späteren Zeit an. Auch n unserm modernen Volksglauben lassen sich noch Jahrtausende alte Anschauungen über Melneid und Eid, beides Ueberbleibsel einer längft vergangenen Periode mystischen Rechts, nachwelsen. Ert kürslich weigerte sich in Cassel eine Frau, die wegen Sittlichkeltt— verbrechen angeklagt war, den ihr auferlegten Eid zu leisten, inden sie als Grund dafür angab, daß sie Mutterfreuden nige e Gerade der Volksglaube, daß eine in gesegneten Umständen befindliche Frau nicht schwören solle, ist sowobl in Deutschland als auch anden wärts noch weit verbreitet. Strackerjan berichtet in seinem Buch Aberglaube und Sagen aus dem Großherzogtum Oldenburg

wieder eingestellt.

daß dort der Aberglaube herrsche, daß sonst dag erwartete Kin

„viel auf dem Gericht liegen! müsse. Auch in re,, soll sich eine schwangere Frau hüten, vor Gericht zu geben oder zu schwören, sonst hat das zu erwartende Kind viel gerichtliche Händel im Leben. Bei den jüdischen Frauen und in Galizien gilt das Schwören in gesegneten Umständen als eine große Sünde, und in Dänemark soll nach dänischem Prozeßrecht einer schwangeren Frau kein Eid abverlangt werden; auch in Rumänien und in der Bukowina ist der gleiche Glaube bekannt. Daß er auch in den verschiedensten Gegenden Deutschlands noch heute verbreitet ist, beweisen die ab und k 3 Eidesverweigerungen vor Gericht bis in die neueste eit hinein.

Die Wiederherstellungsarbeiten am Erechtheion auf der Akropolis von Athen werden nächstens abgeschlossen sein. Wie G. Caro im letzten Hefte des Jahrbuchs des Deutschen Archäolo⸗ gischen Instituts berichtet, sind schon die Nordhalle, die ein⸗ gestürtte Westwand und die Korenhalle aufgebaut und fast ganz aus den ursprünglichen Werkstücken ergänzt, die Süd— wand ist neu erstanden, die noch vorhandenen schwarzen Marmor⸗ platten des Frieses sind an ihre Stelle gelegt. Nach Voll endung dieser Arbeiten wird sich der Architekt Balanos den gen zuwenden, an denen Hill und Wood wichtige neue Beobachtungen gemacht haben. Durch neugefundene Stücke läßt sich jetzt das Dach der Pinakothek als ein dreifaches Pultdach wieder⸗ herstellen. Ueberraschende Ergebnisse hatte eine kleine, von Brückner und Sklas ausgeführte Grabung am Friedhof vor dem Dipylon. Die Grabbezirke einzelner vornehmer Familien wurden festgestellt, und dabei ergab sich, daß sie sämtlich auf sehr viel höherem Unterbau auf⸗ ragten, als man bisher annahm. Was bis jetzt hier als antiker Boden galt, ist später aufgetragen.

In der Galerie Eduard Schulte wird nächsten ,, die Spitz weg ⸗Ausstellung geschlossen. Sie erhielt in den letzten Tagen durch einige hervorragende Arbeiten weitere Ausdehnung. Gleichzeitig endigt auch die Ausstellung von August Seidel 4, Eugone Burnand, G. A. Fjaestadt, Otto Hettner, Ch. W. Bartletl usw.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Konferenz der deutschen landwirtschaftlichen Berufs— genossenschaften zu a,, vom 189. bis 22. September

Die Verhandlungen der Konferenz der deuischen landwirtschaft⸗ lichen Berufsgenossenschaften wurden am 19. September im Kaisersaal zu Darmstadt eröffnet. Zum Vorsitzenden wurde der Großherzogliche Geheime Regierungsrat Bichmann gewählt, der die zahlreich erschienenen Teil nehmer sowie die Vertreter der Großherzoglichen Ministerien und der übrigen Behörden im Namen der land⸗ und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft für das Großherzogtum Hessen willkommen hieß. Namens des Großherzoglichen inisteriums des Innern begrüßte der Ministerialrat Dr. Ußinger die Konferenz in längerer Ansprache, ebenso namens der städtischen Körperschaften der Beigeordnete Eckert. Alsdann wurde in die Tagesordnung eingetreten.

Zu dem 1. Punkt: Stellungnahme zu den bekannt ge— wordenen Grundzügen für die Abänderung der Organi- sation, des Verfahrens und des Instanzenweges in Arbeiterversicherungssachen“ erstattete der Landesrat Nötel⸗ Posen einen Bericht, der mit dem Antrage schloß:

Die in Darmstadt versammelten Vertreter der deut schen land—⸗ wirtschaftlichen Berufggenossenschaften erklären:

„Die in den Nummern 20, 24 und 36 des Zentralblattes für das deutsche Baugewerbe“ veröffentlichten Grundzüge für die Ab⸗ änderung der Arbeiterversicherungsgesetze bieten in zahlreichen grundlegenden und besonders wichtigen Bestimmungen ene Grundlage für die Umgestaltung des Unfallver⸗

cherungsrechtz. Das Reichsamt des Innern ist entsprechend dem in der vorjährigen Konferenz der deutschen landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften gefaßten Beschluß wiederholt zu bitten, Ver⸗ treter der Kranken⸗, Unfall. und Invalidenversicherungsorganisationen mit beratender Stimme zur Abfassung des Entwurfs eines neuen Arbeiterversicherungsgesetzes, also vor Abgabe an die gesetzgebenden Körperschaften, juzuztehen und den Entwurf möglichst frühzeitig zu veröffentlichen.

Die sich an den Bericht anknüpfende Erörterung ergab allseitige mg zu dem Standpunkte des Berichterstaiters, der bon der

ersammlung ersucht wurde, seinen Vortrag in ungekürjtem Wortlaut möglichst bald und noch vor der Drucklegung des Protokolls ju ver—⸗ öffentlichen. Bei der Abstimmung wurde der gestellte Antrag ein⸗ stimmig angenommen. f

Punkt 2. Zusammenschluß der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften und der in demselben Bezirk ansässigen Organe der gewerblichen Berufsgenossen⸗

chaften zu einer freien Vereinigung behufs Wahr nehmung gemeinsamer Interessen“ wurde von dem Geheimen Regierungw⸗ und Landesrat Kehl⸗Düsseldorf bebandelt. Er teilte im wesentlichen mit, daß im Rheinlande die berufgenossenschaftlichen Verwaltungen damit vorgegangen seien, sich jwecks Wahrnehmung gemelnsamer örtlicher Interessen ju einer freien Vereinigung zusammenzuschließen. Die Vereinigung bezweckt den Auztausch von Erfahrungen über das Heilver⸗ fahren, besonders auch in der Wartezeit, über die Ent schädigungsfeststellung, über die Ueberwachung der Rentenempfänger und die dabei hervorgetretenen Uebelstände, über ärjtliche Behandlung, Begutachtung, Honorarhöhe, künftige Ausbildung der Aerzte in der Unfallheilkunde und sozialen Medizin, Einrichtung der Heil⸗ anstalten usw., über Fragen der Unfallverbütung und Betriebsüber⸗ wachung, den Abschluß von Verträgen und Abmachungen, insbesondere mit Aerzten, Krankenhäusern, Bandagisten, Krankenkassen usw., bezüg- lich der gemeinschaftlichen Vertretung vor den Schiedsgerichlen, sowie über die Schaffung von Einrichtungen für die Aus, und Fortbildung der für die Berufggenossenschaften tätigen Personen. Die sich anschlleßende Besprechung erstreckte si namentlich auf die Erweiterung der von einer solchen freien Vereinigung anzu⸗ strebenden Ziele, ferner auf die Einbeziehung anderer Versicherungg—⸗ träger (Krankenkassen, Landesversicherungzanstalten) und auf den Kosten⸗ punkt. Im Anschlusse daran wurde die ständige Kommission der deutschen landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften ersucht, mit dem geschäftsführenden Augschaß der gewerblichen Berufsgenossenschaften nähere Fühlung jzu nehmen behufs gemelnsamen Vorgehens der land⸗ wirtschaftlichen und der gewerblichen Berufggenossenschaften in der Frage der Reform der Arbeiterversicherungsgesetze.

Pankt 3 der Tagegordnung betraf die Gründe für die Zu⸗ nahme der Rentenlast bei den landwirtschaftlichen Be⸗ rufsgenossenschaften und die neuere Entwicklung der Rentenlast. Berichterstatter waren der Oberreglierungsrat Stamer ⸗Reutlingen und der Landesrat Dr. Schröder Cassel. Man war sich darin elnig, daß der sogenannte Beharrungs—⸗ justand in der Entschädigungsleistung noch lange nicht zu erwarten sei, wenngleich in den letzten Jahren gewisse Schwankungen in der Steigerung der Lasten hervorgetreten seien. Diese Erscheinung sei im , . wohl auf die in derselben Zeit allgemein einsetzende stärkere Anwendung der Mittel zurückjuführen, die sich als geeignet erwiesen haben, die Zunahme der Rentenlasten in den engsten Grenzen ju halten. Als solche Mittel kämen neben der Bur h fl run der Unfallverhütung vorzuggweise in Betracht ein intensives Eingresfen in die Heilbehandlung der Unfallperletzten wäh⸗ rend der ersten 13 Wochen nach dem Unfall und späterhin die um— fassende Kontrollrevision der Unfallrentenempfänger.

Punkt 4 der Tagesordnung betraf das Thema: „Begriff und Umfang des Heilverfahrens nach dem a ,,. lichen Unfallversicherungsgesetz, insbesondere die Nach— behandlung und die erneute ärztliche Behandlung Un fall verletzter nach Abschluß der Hauptbehandlung“.

keine

Berichterstatter waren der Geheime Regierungg und Landegrat Kehl, Düßsseldorf, und Dr. Lossen, Besitzer und Leiter der Darmstädter Ernst Ludwigs. Heilanstalt. Es wurde für zweckmäßig erklärt, dem Heilverfahren bet seiner Beendigung einen gewissen formellen Abschluß durch Benachrichtigung der Verletzten zu geben; im übrigen wurde die besondere Bedeutung dargelegt, welche die sofortige und in geetgneter Art einsetzende Heilbehandlung der Unfallverletzten nach den Ex⸗ fahrungen der Praxis erlangt hat.

Der 5. Punkt der Tagezordnung, die Frage: Ist die Auf⸗ fassung des Reichs verficherungsamts, daß der Verletzte nicht verpflichtet ist, eine Operation an sich vornehmen zu lassen, vom rechtlichen und äritlichen Standpunkte aus gegenüber der abweichenden Anschauung des Reichs⸗

erichts haltbar?‘ wurde von dem Geheimen Oberregierungsrat

ung⸗Karlsruhe in verneinendem Sinne erörtert; Geheimer Re⸗ glerungsrat Radtke vom Reichsversicherun gsamt verteidigte die Stellungnahme des Reichsversicherungsamts in dieser Frage.

Der naͤchste 6. Punkt der Tagegordnung wurde von dem Landegrat Nötel⸗Posen behandelt, der die verschledenen Mittel und Wege erörterte, wie im einzelnen den in der Praxis vielfach hervortretenden Schwierigkeiten in der vollständigen und richtigen Erfassung der Beitragepflichtigen abzuhelfen sei.

Zu Punkt 7 erörterte Landesrat Dr. Schröder ⸗Cassel die Be⸗ deutung des bankmäßigen Ueberweisungs- und Scheck— a , für die Landwirtschaftlichen Berufsgenossen⸗

aften.

Dann folgte ein Referat des Geheimen Oberregierungsrats Jung- Karlsruhe über die Stellungnahme der landwirtschaft⸗ lichen Berufsgenossenschaften zur Aufhebung des 5 25 des Statuts der Schmiede 3 die eine Rücküberweisung der bisher bei letzterer Genossenschaft versichert gewesenen landwirtschaft⸗ lichen Kleinbetriebe an die landwirtschaftliche Berufs genossenschaft bezweckt. Ueber die Gründe für diesen Beschluß gaben der Vorsitzende des Vorstands der Schmiede berufsgenossenschaft Cyrus und der Geschäftsführer Dr. Grundmann Auskunft. Die Konferenz beschloß, die Regelung der aus dem Beschlusse der Genossenschaftsver⸗ sammlung der Schmiedeberufsgenossenschaft vom 27. Mal 1908 sich ergebenden Fragen, insbesondere auch die Festsetzung des Zeitpunkts, zu dem der Uebergang der Betriebe und der darauf ruhenden Unfall—⸗ lasten stattfinden J. der ständigen Kommission der deutschen land⸗ wirtschaftlichen Berufsgenossenschaften zur Vereinbarung mit der Schmiedeberufègenossenschaft zu überweisen.

Ueber Maßnahmen zur Durchführung der land- und forstwirtschaftlichen Unfallverhütung! berichtete der Landesrat tel-⸗Posen. Das Reichsversicherungsamt wird die landwirtschaft lichen Berufegenossenschaften, die technische Aufsichtbeamte haben, voraussichtlich im Dejember d. J. zu einer besonderen Besprechung der einschlägigen Fragen einladen.

Die von Landesrat Dr. Schröter⸗Breslau behandelte Frage: „Ist das Honorar des Arztes, welcher von der Berufs« genossenschaft unmittelbar mit der Behandlung eines Un fallverletzten betraut worden ist, als Entschädigung im . des § 103 L. U.. V.« G. anzusehen?“ wurde verneint..

Ueber die Beschlüsse der landwirtschaftlichen und gewerblichen Berufe genossenschaften zu den Vorschlägen des Reichs versiche⸗ rungsamts betreffs der Abgabe von Unfallasten bei der Ueberweisung von Nebenbetrieben“ berichtete Landesrat Nötel⸗Posen. Diesen Vorschlägen sind nunmehr sämtliche landwirt⸗ fart, erufsgenossenschaften beigetreten. ;

Ueber die Anhörung des behandelnden Arztes nach § 75 Absatz 3 L. n. V. G., wenn der behandelnde Arzt zu der Berufegenossenschaft in einem Vertragsverhältnisse steht“, verbreitete sich Landegrat Dr. Schröder -Cassel unter be—⸗ sonderer Behandlung der dieser Bestimmung in neuerer Zeit vom Reichgversicherungs amt gegebenen Auslegung.

Nach einer Reihe geschäftlicher Mitteilungen seitens des Vor⸗ sitzenden der ständigen Kommission, Landezrats Nötel⸗Posen, und Ab- stattung des Dankes an die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft für das Großherzogtum Hessen als Gastgeberin wurde die Tagung

geschlossen.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

In Berlin wurden gestern ,, wie W. T. B.“ be⸗ richtet, durch den Kreigarzt Dr. Hüttig in der im 4. Stockwerk des Vorderhauses Kniprodestraßze 116 belegenen Wohnung des Archltekten Robert Otto bei einem fünf Monate alten Kinde Hans Mund echte Pocken festgestellt und das Kind mit der Mutter, Frau Martha Mund, geborenen Otto, dem Virchow ⸗Kranken⸗ hause überwiesen. Mutter und Kind sind, von Brasilien kommend, am 3. d. M. zugereist und haben bis zum 15. d. M. im Arbeiterinnen⸗ heim in der Versöhnungs. Privatstraße gewohnt. Alle Vorsichts« maßnahmen sind getroffen, und die Famille Otto ist in ihrer Woh⸗ nung vorläufig isoliert worden. Eine Zwangsimpfung ist heute vor⸗ mittag bereits erfolgt.

St. Peters burg, 24. September. (W. T. B.) Die Cholera⸗ statistik weist heute 354 Neuerkrankungen und 172 Todesfälle auf. Die Gesamtzahl der Erkrankten beträgt 1705.

Port Said, 24. September. (W. T. B.) Hier ist ein Pest⸗ fall festgestellt worden.

Verkehrsanstalten.

In Waterberg (DeutschSüdwestafrika) ist eine Postanstalt wleder eingerichtet worden, deren Tätigkeit sich auf die Annahme und Ausgabe von gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefsendungen sowie im Verkehr innerhalb des Schutzgebietsß und mit Deutschland auf den Postanwelsungs⸗ und den Nachnahmedienst erstreckt.

Vom 1. Oltober ab werden im Postanweisungsverkehr mit Britisch⸗ Inden, Canada, Hongkong, der portu⸗ giesischen Kolonie Maeago und 2 61 auf Verlangen en ng ge, Ausjahlungsscheine gegen eine Gebühr von 20 aus⸗ gestellt.

Im Veikehr mit Britisch⸗Somaliland 6a sind von jetzt ab Briefe mit Wertangabe bis zum Höchstbetrage von 2400 60 zulãässig.

Laut Telegramm aus Saßnitz ist die Post aus Schweden, die heute vormittag 11 Uhr in Beilin fällig war, infolge von Zug verspätung in Schweden ausgeblieben.

Theater und Mustik.

Königliches Opernshaus.

Mozarts komische Oper Figaros Hochzeit“ erlebte gestern ihre 5 00. Aufführung auf der Königlichen Bühne. Zum Teil neu und stimmungsvoll in Szene gesetzt und auch im übrigen sorgfältig vorbereitet, machte die Aufführung, die als , . Hauptneuerung die von Levi wiederhergestellten Seccorezitative an Stelle des früher gesprochenen Dialogs brachte, als Ganjes einen . vorteilhaften Eindruck. Gine feine Abtönung der Gesamtwirkung, ein verständnigvolles Eingehen auf den Stil Mozartscher Kunst und die ebenso lebendige wie präzise und musikalisch feinfühlige Handhabung des Orchesters durch Herrn Kapellmeister Blech waren die Hauptvorjüge. Man hatte mit Recht auf manche allgemein üblich n, anleriertheiten in Gesang und Darstellung verzichtet. So erlebte man denn gestern ein echtes

künstlerisches Greignis, trotß mancher Einwendungen, die man gegen den Darsteller des Figaro, Herrn Griswold, machen muß. Die schöne Stimme allein reicht doch hier nicht aus; für diese lebensprühende igur bedarf es eines beweglichen Temperaments und eines gewandten pielg. Auch stört bei Herrn Griswold die mangelhafte Aussprache des Deutschen hier ganz besonderg. Die Gräfin sang für das erkrankte räulein Bestinn ein bekannter Gast, 1 Johanna Gadski vom etropolitan Operahouse in New Jork, mit besonders im Plano wohlklingender Stimme und kluger Unterordnung unter den Geist der Gesamtaufführung. . Hoff mann als Almaviva, Fräulein . als Susanne, Fräulein Rothauser als Cherubin, Frau bon Scheele⸗Müller als Marzelline, Herr Bachmann als Bartolo, Herr Lieban als Basilio, Herr Philipp als Richter, Herr Krasa als Gärtner und Fräulein Lindemann als. Bärbchen boten alle im erwähnten Sinne vorzügliche, zum Teil ja bereits vorteilhaft bekannte e,, e, sodaß der reiche Beifall des Hauses im vollsten Maße gerechtfertigt war.

Neues Theater.

Das Neue Theater erzielte mit der gestrigen Erstaufführung eine aus Amerika bezogenen Stückes einen gef der von einiger Dauer⸗ zu sein verspricht. Wahrheit“ nennt sich dieses vieraktige Lustspiel von Clyde Fitch, das Berta Pogson für die deutsche Bühne bearbeitet hat. Unwillkürlich wird man dabei ein wenig an Ibseng Nora. erinnert; ein Puppenheim ist es, in dem Becky. Tom Warder niedliches Frauchen, auf ihre Art schaltet und waltet. Aber jum Unter⸗ schied von Nora will sie von ihrem Mann gar nicht ernst genommen werden, und ihre Neigung zu kleinen Flunkereien soll er verstehen, vergeben und sich mit der e,, begnügen, daß sie ihn wahrhaft liebt. Aber diese Flunkereien bringen sie in eine böse Lage. Eine verheiratete ist auf sie eifersüchtig , ,. weil sie in Erfahrung ge⸗ racht bat, daß ihr Gatte mit Becky allzuhäufig zusammentrifft. Sie macht Tom Warder darauf aufmerksam, und Becky verstrickt sich, von ihm zur Rede gestellt, mutwillig in ein Lügengewebe, dat mit Recht den Verdacht des gutmütigen Tom stark erregt. Man trennt sich, und Becky reist zu Hen Vater. Dieser, ein alter Tagedieb, der von einer von Tom ihm ausgesetzten Leibrente lebt, ist von der Ankunft der Tochter wenig erbaut und beschließt, da er den Verlust der Rente befürchtet, das junge Paar wieder zusammen⸗ zubringen. Er telegraphiert an Tom, daß Becky ein Unfall zugestoßen sel. Becky aber weigert sich, in der von ihrem Vater in Szene gesetzten Komödie die ihr zugedachte Rolle zu über⸗ nehmen, sie gesteht vielmehr ihrem inzwischen voll Besorgnis herbeigeeilten Gatten reumütig ihr Unrecht ein, und dieser nimmt sie denn auch verzeihend in seine Arme. Auf tiefere Wirkungen geht das Stück nicht aus, aber es ist in der Charakterzeichnung nicht übel geraten und von harmloser Unterhaltsamkeit. Seine Wirkung be⸗ ruht hauptsächlich auf dem Spiel der Darstellerin der Becky. Meta Jäger, die Inhaberin der Rolle, war ihrer Aufgabe vollauf gewachsen. Das spielerische Wesen der jungen Frau traf .. meisterlich, ließ aber auch stets die bessere und tiefere Seite des Charakters durchblicken. Ihr Mann wurde von Herrn Christians, das andere Ehepaar von Herrn Schroth und Fräulein Reimann angemessen verkörpert. Eine köstliche Charge bot Herr Schmidthäßler als Vater Becky, und Rosa Valetti zeichnete eine verliebte Zimmervermieterin mit vollsaftigem i . . geschmackvoll hatte William Wauer das Lustspiel in zene gesetzt. ;

Morgen, Sonnabend, findet im Königlichen Opernhause eine Aufführung der großen bistorischen Pantomime Sardanapal“ in der bekannten Besetzung statt. Musikalische Leitung: Dr. Besl.

Im Königlichen Schauspielbause wird morgen Shake⸗ speares Hamlet aufgeführt. Die Titelrolle spielt zum ersten Male . Lindner, in den anderen erm fh sind die Herren Vollmer,

ohl, Geisendörfer, Boettcher, Kraußneck, Mannstädt, Müller, Eich⸗ holz und die Damen Meyer und Ressel, als Gast, beschäftigt.

Bei der am Dienstag, Mittags 1 Uhr, im Deutschen Theater stattfindenden Gedächtnisfeier für Adolph L'Arronge wird der Intendant des Stuttgarter Hoftheaters Freiherr zu Putlitz die Gedächtnigansprache halten und Professor Sieg⸗ wart Friedmann, der Mitbegründer und ehemalige Sozietaäͤr des eutschen Theaters, einen von Ludwig Fulda ver⸗ i. Prolog sprechen. Im musikalischen Teil der eier wirken init: die Königliche Sängerin Frau Thila Plaichinger, Pro⸗ fessor Heinrich Grünfeld, Professor Oskar Bie und der Pianist Curt Bake. Eintrittskarten zu dieser Feier sind im Bureau des Deutschen Theaters unentgeltlich zu haben.

Mannigfaltiges.

Ber lin, 265. September 1908.

In den reich und geschmackvoll geschmückten Festsälen des Zoo- logischen Garteng fand gestern abend das Festbankett der Presse für die Teilnehmer am 12. Internationalen Pressekongreß statt. Nachdem der Vorsitzende des Berliner Arbeitsausschusses Schweitzer das Hoch auf Seine Masestät den Kalser und König und die Souveräne und Staatgoberhäupter der anderen auf dem Kongresse ver⸗ tretenen Länder ausgebracht hatte, nahm der Staat? und Finanzjminister Freiherr von Rheinbaben das Wort zu einer Ansprache, in der er etwa folgendes ausführte: Wenn der Finanzminister das Wort ergreift, findet er immer eine gewisse Aufmerksamkeit, aber die Auf⸗ merksamkeit löst sich meist in die mit stillem Grauen gestellte Frage auf: was kostet das? Deshalb ist es begreiflich, daß in den Be—⸗ ziehungen zwischen ff und Finanzminister der Finanzminister mehr das leidende Objekt als das beglückte Subjekt bildet. Aber heute will ich die Gemüter beruhigen und sagen: es kostet nicht‚z. Ich habe Ihnen dann junächst im Namen meiner Ministerkollegen für die freundliche Cinladung zu Ihrem Kongresse und Ihren Festen zu danken. Eine der bervorragendsten Tätigkeiten des Finanzministers bestebt in dem Abtragen von Schulden, und es drängt mich, die Dankesschuld abzutragen, die wir bei Ihnen für Ihre Einladung haben. Ich habe Ihnen weiter die Grüße des Reichskanzlers zu übermitteln, der es sich nicht versagen kann, namentlich den ausländischen Journalisten, ehe sie wieder in ihre Heimat jurückkehren, noch einmal seine Sympathien auszudrücken. Und dann lassen Sie mich meiner Bewunderung Ausdruck geben für Ihren Präsidenten Singer, der mit unermüdlichem Eifer und unvergleichlicher Unparteilichkeit Ihre Verhandlungen leitet, und für den Vorsitzenden Ihres Arbeitsausschusses Herrn Schweitzer, der seit Monaten tälig gewesen ist, um diese schöne Ver⸗ anstaltung in würdiger Weise zustande zu bringen. Die Geschichte der a . Jahrzehnte ist eine Geschichte der regsten Verkehrsentwicklung. Obwohl aber der Verkehr die Völker einander ständig näher bringt, sehen wir den anscheinenden Widerspruch, daß die Nationalitäten stärker wie früher ihre Eigenart betonen und auf deren Wahrung bedacht sind. Deshalb werden auch die Ausländer es hoffentlich verstehen, wenn die deutsche Nation auf ihre Eigenart stolz ist. Die Presse hat die schöne Aufgabe, was an Fortschrltten der Kultur und Mensch⸗ lichkeit geleistet wird, dem Volke zu vermitteln, alles was in der Studlerstube in Literatur und in Kunst Großes erzeugt wird, in täg⸗ liche Münze umzusetzen. Bet dieser hohen Aufgabe sollte ihr die alte Regel, bei dem Mitmenschen nur Gutes, nicht Schlechtes voraus—⸗ zusetzen, zur Richtschnur dienen, auch in dem Verkehr von Nation ju Nation.“ Der Redner schloß mit dem Wunsche, daß die ausländischen Gäste, von der Aufnahme in Berlin befriedigt, nicht sagen möchten: zum ersten und zum letzten Male, sondern zum ersten Male und auf e, und brachte ein Hoch auf den 12. Internationalen Presse⸗ ongreß aus.

Im weiteren Verlauf des Festmahles toasteten der Chefredakteur Vollrath⸗Berlin auf die Association de la presse inter- nationale, der Kongreßpräsident Singer auf sämtliche an dem Kongreß beteiligten Journalistenvereinigungen. Im Namen der augt⸗ ländischen Gäste dankte der Direktor des Temps M. Hoöbrard; end⸗ lich dankte der Redakteur Schütze Berlin dem Finanzausschuß.