1908 / 228 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 26 Sep 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Anschaffungsgeschäften 4 015 397 S (— 98198 6), G. von Lotterielosen. a. für Staatslotterien 9272309 (, *. 2431 901 66), b. für Privatlotterien 5 8os 964 (Ss 4 309 045 MS), II. Reichseigene Steuern: A. von Fracht⸗ urkunden 5 743 115 ¶Æ½ (— 759 887 69), B. von Personen⸗ e , . 7 526 952 S (4 101 350 M6), C. von Er⸗ aubniskarten für ,, 214 8101S (4 147 947 ), von Vergütungen an Mitglieder von Aussichtsräten 587 467 S6 C= 1394 830 66), Erbschaftssteuer 9 426 529 66 ( 629961 S), Statistische Gebühr 631 522 MS C 42181 66), Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung 246 438 002 0 ( 8 308 485 S6), Reichseisenbahnverwaltung 50 036 000 S (— 2148000 6). . ö Die zur Reichskasse gelangte Isteinnahme abzüglich der Ausfuhrvergütungen usw. und der Verwaltungskosten be⸗ trägt bei den nachbezeichneten Einnahmen: Zölle 238 678 588 S 45 443 855 6), Tabaksteuer 4085 067 S C 131 139 6), , 6 386 244 M (4 1593 804 S6), Zucker⸗ teuer 58 760 073 g. (4 1546698 S6), Saßgsteuer 21 983 467 M6 (- 58 300 S6), Branntweinsteuer: a. Maisch⸗ bottichsteuer 1 6757065 S6 (4 1663531 M60), b. Verbrauchs⸗ abgabe und Zuschlag 54 796481 S6 (— 266 584 M), C. Brenn⸗ steuer 216 764 S (4 2141 967 6), Schaumweinsteuer 2 3653 000 Sg (4 117303 S6), Brausteuer und Uebergangs⸗ abgabe von Bier 19 073 487 S (— 635 335 M6), Spielkarten⸗ stempel 753 6566 M (— 4681 S), Wechselstempelsteuer 6 959 843 S (— 11975 66), Reichsstempelabgaben: I. Ueberweisungssteuern: A. von Wertpapieren 10144 539 M6 ( 3396 606 6), B. von Kauf⸗ und sonstigen Anschaffungs⸗ ellen 3 9341138 6 (— 96478 S6), C. von Lotterie⸗ osen: a. für Staatslotterien 9 292 309 S (— 2434 001 S), b, für Privatlotterien 5 724 990 Ss „(4 303 922 MS), II. Reichseigene Steuern: A von Frachturkunden 5 628 253 M66 44 6900 S6), B. von Personenfahrkarten 7376 418 6 ( 92323 S), C. von Erlauhniskarten für Kraftfahrzeuge 1190514 6 64 144 988 6, HD. von Vergütungen an Mit⸗ lieder von Aufsichtsräten gls 71¶12 S6 1366935 Mt), rbschaftssteuer 9 426 529 MS (4 629 961 M6), Statistische Gebühr 630 313 S (— 26 068 M).

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Gemäß 5 53 Abs. 1 Satz 1 des Börsengesetzes sind Börsentermingeschäfte, die nicht gegen ein durch das Börsengesetz oder den Bundesrat erlassenes Verbot verstoßen, verbindlich, wenn die Vertragschließenden in das Handels⸗ register eingetragene Kaufleute sind. Dies gilt auch für Handwerker, die als Kaufleute eingetragen sind. Dagegen gehören Kleingewerbetreibende trotz erfolgter Eintragung nicht zu den Kaufleuten im Sinne obiger Vorschrift.

Bei dieser Rechtslage gewinnt die Vorschrift im 5 des Handelsgesetzbuchs, nach der Handwerkern und Kleingewerbe⸗ treibenden die Eintragung in das Handelsregister zu versagen ist, erhöhte Bedeutung.

Der Ju stizminister hat daher Veranlassung genommen, in einer allgemeinen Verfügung vom 2. September d. J., betreffend die Führung des Handelsregisters, die Ge— richte, die über Eintragung neuer Firmen und über Löschung eingetragener Firmen zu entscheiden haben, hierauf besonders hinzuwelsen.

Nach den t in Schweden geltenden strafgesetzlichen

Bestimmungen esetz vom 20. Juni 1890 wird Betrug mit Geldstrafe oder mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder Strafarbeit bis zu zwei Jahren bestraft, und unter besonders erschwerenden Umstaͤnden darf die Zeit der Strafarbeit bis zu vier Jahren erhöht werden. Daher kann nach dem Autz⸗ lieferungsvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Schweden vom 19. Januar 1878 die Auslieferung aus Schweden e, Betrugs nunmehr in allen Fällen beansprucht werden.

wischen dem Deutschen Reiche und der Schweiz findet auf Grund der Gegenseitigkeit die Auslieferung nunmehr auch wegen des . nicht nur wegen des Ver⸗ brechens der Blutschande statt.

Im Monat August 1908 haben 3280 Schiffe (gegen

3590 Schiffe im August 1907) mit einem Nettoraumgehalt bureaus“, die bisherigen Beamten der Orientbahn au e en,

von 577. 697 Registertons (1907: 595 843 Registertons) den Kaiser Wilhelm-Kanal benutzt und, nach Abzug des auf die Kanglabgabe in Anrechnung zu bringenden Elblotsgeldes, an Gebühren 266 772 6 (1907: A5 287 M) entrichtet.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrat, Senator Dr. Fehling aus Lübeck und Senator Dr. Sthamer aus Ham⸗ burg sowie Königlich bayerischer Ministerialrat Treutkein⸗ Moerdes sind in Berlin angekommen.

Der russische Botschafter Graf von der Osten-Sacken hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der Botschaftsrat von Boulatzell die Geschäfte der Botschaft.

Der Regierungsrat Keller aus Wiesbaden ist der König— lichen Regierung in Frankfurt (Oder) zur weiteren dienstlichen

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Verwendung überwiesen, dem Regierungsassessor Dr. Lohr

aus Marienwerder ist die kommissarische Verwaltung des Landratsamts im Kreise Culm. Regierungsbezirk Marien⸗ werder, und dem Regierungsassessor Schulte-⸗euthaus in

landrätlichen Geschäften zugeteilt worden.

adler“ von Bombay nach Colombo (Ceylon) in See.

Bayern.

Der russische Minister des Auswärtigen Is wolsky ist gestern von Rottach bei Tegernsee in Berchtesgaden eingetroffen und hat sich, W. T. B.“ zufolge, sofort nach der Villa des Staatssekretärs von Schoen begeben, wo ein Diner stattfand.

abteilung und

Frankfurt a. O. die kommissarische Verwaltung des Landrats⸗ Um 4 Uhr amts im Kreise Pr.-Stargard, Regierungsbezirk Danzig, über⸗ bitter tragen, der Regierungsassessor Menger aus Altena ist dem erbitterte

sanrat des eeißs, Uscdom Wollin zur Hilfeleistung in den Nacht den Uebertritt zahlreicher Revolutionäre auf die Seite

der Schahtruppen erwartete.

Einer Einladung des Staatssekretärs von Schoen folgend, wird der Minister Jswolsky bis heute mittag dort verweilen und Nachmittags mit der Bahn nach München reisen.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Der Fürst Ferdinand von Bulgarien ist, W. T. B.“ zufolge, gestern abend in Wien eingetroffen.

8] der ri en , des böhmischen Land⸗ tages fanden wieder im fh, zenen statt, sodaß die Ver⸗ handlungen schließlich abgebrochen und die Sitzung ch gsen werden mußte. Das * T. B.“ berichtet über die Vor⸗ kommnisse, wie folgt:

Bei Beginn der Sitzung kam es unter den tschechischen Ab- geordneten, von denen ein Teil die Präsidertenestrade besetzt hielt, zu lebhaften Augeinandersetzungen. Der Oberstlandmarschall Prinz Lobo witz, der die tschechischen Abgeordneten vergebens ersucht hatte, ihre Plätze einzunehmen, verlleß infolgedessen den Saal. Nachdem die Erregung sich einigermaßen gelegt hatte, erschien er wieder im Hause und eröffnete die Sitzung, die durch Obstruktion der Deutschen ausgefüllt war, und schließlich abgebrochen werden mußte, da sich die deutschen Abgeordneten entfernten und das Haus dadurch beschluß⸗

unfähig wurde. wurde Abends abgehalten. Bei Beginn

Die nächste Sitzun derselben protestierte der Abg. Per gelt im Namen der Deutschen Als der Oberst⸗

gegen die ungesetzmäßige Abhaltung der Sitzung. landmarschall dem deutschen Abgeordneten Wust das Wort erteilte zur Fortsetzung seiner Nachmittags unterbrochenen Rede, applaudierten die Tschechen, während sich auf den Bänken der Deutschen großer Lärm erhob. Gellende Pfiffe, Trompetenblasen, Pultdeckelschlagen, stürmische Schlußrufe wurden laut. Die Deutschen sangen drei Strophen der Wacht am Rhein. Anhaltender Lärm und großer Tumult erhob sich. Wahrend dessen schloß der Oberstlandmarschall die Sitzung und ordnete die nächste für den kommenden Mittwoch an.

Die tschechischen Landtagsparteien beschlossen nach der , den Statthalter korporativ energisch aufzufordern, gegenüber den Demonstrationen der deutschen Abgeordneten als

Statthatter des Kaisers und als Vertreter der Regierung

Stellung zu nehmen und der Regierung die tiefste Erbitterung der tschechischen Abgeordneten über dieses Ereignis kundzugeben. Wie der „Neuen Freien Presse“ gemeldet wird, haben die tschechischen Vertrauensmänner eine Einladung nach Wien zu Besprechungen mit den Ministern behufs Beilegung der deutschen Obstruktion im Landtage abgelehnt.

Epanien.

Nach einer Erklärung des Ministers des Aeußern Allen⸗ desalazar schaffen die Vorbehalte, die Deutschland in seiner Antwort auf die französisch⸗spanische Marokkonote gemacht hat, „W. T. B.“ . für Paris und Madrid keinerlei Schwierigkeiten.

Türkei.

Die Pforte hat, laut Meldung des „K. K. . Korrespondenzbureaus“, an die Signatarmächte des Berliner Vertrages eine Zirkularnote gerichtet, in der diese auf⸗ gefordert werden, wegen der Besetzung der Orientbahnlinie durch Bulgarien die dem Vertrag entsprechenden Schritte in

Sofia zu tun. .

Infolge r. Depesche der geistlichen . von Kerbelah, in der es heißt, derjenige, wel er den Reaktionären een die Liberalen von Täbris helfe, sei kein Mohammedaner, etrachtet die persische Kolonie in Konstantinopel, obiger Quelle zufolge, den Schah als Häretiker und erkennt ihn nicht mehr an. Zugleich erklärte sie, den persischen Bot⸗ schafter 3 mehr als Botschafter, sondern nur als Ober⸗ haupt der Kolonie ansehen zu wollen. Infolgedessen hat der Botschafter seine Entlassung genommen und sich an einer für die Kämpfenden von Täbris eingeleiteten Sammlung mit

10 000 Franks beteiligt.

Bulgarien.

Wie die „Agence bulgare“ erfährt, ist, Nachrichten aus Südbulgarien zufolge, die Bevölkerung entschlossen, die Rück⸗ gabe der Orientbahnen an die Geseilschaft keines— wegs zuzulassen. Die Zug eie hung der Militärposten von der Bahnlinie machte im i kum den schlechtesten Ein—⸗ druck. Die Regierung wird diese Stimmung der Bevölkerung nicht ignorieren können.

Die Direktion der bulgarischen Staatsbahn hat, nach einer Meldung des „K. K. Telegraphenkorrespondenz⸗

in bulgarische Dienste überzutreten, und verlangt, daß heute die protokollarische Uebernahme der in Bulgarien gelegenen Bahnstationen erfolge. Die Direktion der Orientbahn in Konstantinopel hat den Beamten auf deren Anfrage ge⸗ antwortet, sie kenne nicht die Intentionen des bulgarischen Rechtsbruchs, die Beamten möchten die Uebergabe verweigern, nur der Gewalt weichen und den Schutz des Konsulats in Philippopel anrufen.

Asien.

Der Schah von Persien hat, der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ zufolge, die Zu sammenberu fung des Medschläs und des Senats für den 14. November verfügt.

Nach einer Meldung der Nowoje Wremja“ aus Täbrlis drangen gestern nachmistag Makinzische und Douldschinskische Reiterscharen in die Stadt bis zur Gorbatovbrücke unter dem Schutze eines heftigen Artillerxiefeuers einer auf dem armenischen Kirchhof postierten Kosakenbatterie Ain⸗ed⸗Dau⸗ lehs ein. Die Makinzen besetzten den Platz Adschitschai, entsandten in nordwestlicher . eine Umgehungs⸗

schlossen dadur den Belagerungsring. Nachmittags erfolgte ein egenangriff auf die Makinzen. Um 5 Uhr Nachmittags folgten Kämpfe des Fußvolkes, an denen sich Ain⸗ ed Dauleh nur durch Artilleriefeuer beteiligte, weil er in der

Den Europäern droht keine un⸗

mittelbare Gefahr.

Laut Meldung des, W. T. B.“ geht S. M. S. „See- ist gestern ein Staatsrat abge

Wie dem „Daily K aus Tokio gemeldet wird, alten worden, der sich mit

wichtigen Fragen beschäftigte und bei dem der Generalresident

in Korea, Marquis Ito, Marschall Jamagata, Marquis

Matsu kata und Admiral Jamamoto anwesend waren. Der

Premierminister Graf Katfura und andere Mitglieder des

Kabinetts erörterten die auswärtige Politik Japans und die

Finanzreform. Diese und die Förderung der friedlichen Be⸗ enn, zu den Mächten bilden Hauptpunkte des Programms Katsuras.

Alrohol auf

liche Kreis schließt

Wohlfahrtspflege.

Das 25jährige Wirken des Deutschen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke.

Es gibt in Deutschland nur wenige aus ganz , . Tätigkeit emporgewachsene Vereine, die trotz großer Unpopularität im Anfange doch schon nach 25 Jahren eine so deutlich sichtbare Wirkung auf die Volksitten ausgeübt und auch die Gunst der Behörden nach und nach in so hohem Grade erworben haben, wie der Deutsche Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke, der in den Tagen vom 14. bis 17. September 1908 in GCassel seine Jahreg⸗ versammlung abgehalten und zugleich sein A6 jähriges Bestehen mit zwel genußreichen Volkgabenden im überfüllten Casseler Stadt⸗ parksaale würdig gefetert hat. Die i dieses Deutschen Vereins von seiten der verschiedenen Relchs⸗, Landeg. und Stadt- behörden, Universitäten und Vereine flossen beinahe zu reichlich, sodaß zwei wichtige Vorträge über die Entwicklung des Vereins ausfallen mußten. Aber in den Glückwünschen und Anerkennungen der Tätigkeit des Vereins lag doch auch viel Ermunterung und Kräftigung zum Vorwärtsschreiten, sodaß diese Gedenkfeier zugleich ein erhebendes Fest der Entschließung für alle Beteiligten geworden ist und nachhaltig weiter wirken wird. Den Höhepunkt der Begrüßungen bildete eine Ansprache des Professors M. Grützner, der die Wirksamkeit des Vereins als eine hygienische Tat bezeichnete und der Jahresversammlung mitteilte, daß die medizinische Fakultät der Un wersität Tübtngen dem Vorsitzenden des Vereing, Senatgpräsidenten beim preußischen Oberverwaltungsgericht, Wirklichem Geheimen Oberregterungsrat Dr. jur. von Strauß und Torney, zum Dank für die Verbesserung der Gesundheit des deutschen les die Würde eines Doctor medicinas honoris causa verliehen abe.

Den eigentlichen Festvortrag hielt an dem Haupttage, dem 16. September, Obermedizinalrat, Professor Dr. Gruber aus München über die Alkoholfrage in ihrer Bedeutung für Deutschlands Gegenwart und Zukunft“‘. Der Redner ent⸗ rollte ein ergreifendes Bild der Gefahren der En tartung, denen die Kulturpvölker durch Macht, Besitz und y . ausgesetzt sind. Kein römisches Pattiziergeschlecht führte er aus, überlebte das jweite Jahrhundert, keines der unter den Römern neu nobilitierten das dritte Jahrhundert. Aehnlich ist es mit einem Teil des deutschen Adele gegangen. Solche Tatsachen müssen tief beunruhigen, weil auch heute noch alle älteren Familien aussterben. Wenn Berlin z. B. waͤchst, so wächst es durch Zuzug, aber die Fruchtbarkeit nimmt ab. Daz Aussterben liegt an der Verminderung der Kindererjeugung. Durch Unfrucht⸗ barkeit sterben oft ganze Völker aus, wie z. B. die alten Griechen. Zahllose ihrer alten Generationen hatten gearbeitet und gearbeitet, bis die Generation kam, die sich der in ihr ruhenden Kraft bewußt ward und anfing, im Genuß unmäßig ju werden. Das ist dann der Wendepunkt im Leben eines Volketz. Bie Söhne werden im Arbeiten immer lustloser, im Genießen immer ausschweifender als ihre Väter. Die Ordnung des Geschlechtslebens wird jerstsrt, und dann geht es mit dem Volke rapid abwärta. Neben eine g Verfeinerung der Kultur tritt ein ungezügelter Egoismus. Das Gefühl der Ver⸗ minderung des Trieblebens, hervorgebracht durch exzessive Aug⸗ nutzung, tritt guf. Immer abscheulicher werden die Perversionen. Die Fähigkeit, Opfer zu bringen, sintt. Man lebt nur noch für den Augenblick, alle Empfindung wird weichlich. Scharf abgegren te Ge⸗ fühle gelten als Vorurteil und altmodische Sitte. Die Zerstörung jeder Autorität raubt dem großen Haufen jeden Halt. Mehr und mehr tritt es zu Tage, daß die Willensstärke, daß allgemein der persönliche Mut verloren gegangen ist. Selbst der Egoismus wird allmäblich nee Die Scheu wor der Ehe und vor der Aufzucht der Nachkommenschaft wurjelt in dieser Verkommenheit. Die Nation geht unter, als ob sie wüßte, daß sie nicht wert ist, daß die Erde sie trägt. Dieses Geschick der antiken Völker tritt in unserem modernen Leben immer mehr ju⸗ tage. Viele schon leben nur dem Augenblick und verzichten auf Nach= kommenschaft und Leben. ;

Mehrere Forscher, führte der Redner weiter aus, a. den Grund für die Unfruchtbarkeit der Geschlechter in der übermäßigen Ausbildung des Gehirns oder in der unhygtenischen Lebensweise der Gehirnarbeiter. Aber auch dies trifft nicht zu, denn man hat das Aussterben auch bei alten Geschlechtern auf dem Lande, die von Jagd und Krieg lebten, festgestellt. Daher ist die Erklärung für das Auß⸗ sterben nur im Vorhandensein eines Giftes zu suchen, und dieses Gift ist leicht zu finden; es ist der Alkohol. Es entsteht nun die Frage, ob diefe Annahme zutrifft. Die Schäden des Alkohols gehen bekanntlich weit

über die notorischen Säufer hinaus bis tief in die Reihen der Ge.

mäßigten hinein. Bei etwas mehr als einem Drittel aller sterbenden Männer kann man annehmen, daß sie durch Einwirkung des Alkohols früher gestorben sind, als es sonst der Fall wäre. 6 aber er. strecken sich die äden, die der Alkoholgenießer erleidet, auch auf seine Kinder. Die Anzahl der Irren hat sich in den letzten Jahr⸗ zehnten in erschreckendem Grade vermehrt. Die Schäden, die der

intellektuellem Gebiet anrichtet, w. ungeheuer. Unfälle sind zum großen Teil seine Folgen, ebenso Verbrechen. Dat Gedächtnis leidet unter seiner Einwirkung, und schon kleine Dosen von Alkohol tun hier ihre Wirkung. Man merkt also den Einfluß des Alkohols auch bei geringerem n ,. auf allen Gebieten mensch⸗ licher Betätigung. Die Gegenwart stellt höhere Anforderungen an die Gehirntätigkeit als irgend eine andere , Die Aufgaben, die sie stellt, werden 69. schon dem großen Intellektuellen zu viel. Und in dieser r vergiften wir fortwährend unser edelstes Organ! Der Alkoholmißbrauch bedroht die sittliche Natur derjenigen, die sich ihm hingeben, aufs schwerste. Schädigungen, die zum Untergange führen müfsen. Der gefähr⸗ sich enger und enger um uns. Die Juden, die sich dez Alkohols von jeher enthielten, konnten das Gehirn bei Vernachlässigung der übrigen Physis hochzüchten, trotz jahrhunderte langer Entwöhnung von Ackerbau. Darum erschelnt es alg möglich, die Entartung des Volkes zu verhindern. Der Alkoholismus ist sicher nur eine Kinderkrankheit der Menschheit; aber Kinderkrankheiten sind auf tödlich. Man muß sich aufraffen, die Gefahr ist größer denn je. Nur das Geschlecht, das in Gehorsam, Enthaltfamkeit und Arbeit vorwärts schreitet, kann tüchtig bleiben und die Tüchtigkeit in seinen Nachkommen erhalten. Dag einfache Zauberwort, das alles sagt, heißt „Zucht. Wer mit dem Leben spielt, kommt nie zurecht. er sich nicht selbst befiehlt, blelbt immer Knecht!“

Die mit lebhaftem Beifall aufgenommene Festrede des Professors Dr. Gruber bildete den würdigen AÄbschluß der Hauptverhandlungen. Sie machte einen tiefen Eindruck und muß vollständig vorliegen, ehe man zu ihr Stellung nehmen kann. Viele wünschten ihre Verbreitung in hunderttausend Gxemplaren.

Es möge in betreff aller übrigen Verhandlungen nur noch kurj erwähnt werden, daß am eisten Kongreßtage die sehr erweiterte, wohl von hundert Mitgliedern des Vereins besuchte Hul un erg borzugs⸗ weise über innere Vereinsangelegenheiten und über Mitarbeit der Schule und Heranziehung der Lehrer beriet, worüber Rektor Terbrüggen (Hamm) berichtete

Bel der Volkzunterhaltung des Hauptabends wurden, umrahmt von wirkungsvollen Chorgesängen des Casseler Lehrergesangbereins und von Sologesängen und Duetten mehrerer Damen und Herren, noch sechs kürzere Ansprachen von sechg älteren Mitgliedern des Deutschen Vereins gehalten. Ez sprachen der Reihe nach über die Rot. stän de, die der Mißbrauch geistiger Getränke n,. a. für die Gesundheit, b. für die Wohlsahrt, c. für die Sittlichkeit des einzelnen und des Volkes, die dres Herren Professor Dr. M. Grützner (Tübingen), Professor Dr. Böhmert (Dresden) und Superintendent Stursberg (Bonn) und über die Bekämpfung diefer Notstände a, durch freie Selbstbilfe: Geheimer Kommerzienrat Dr. Möller (Bielefeld), b. durch Vereinehisfe: Justizrat Dr. Genfel Leipzig) und (. durch Gemeinde und Staatshilse: Oberbürgermeister Dr. Struckmann (Hildesheim). ö

Am letzten Tage fanden drei Jugendversammlungen statt: für die Schüler der Baͤrgerschulen durch Rektor Terbrüggen (Hamm) und

Er erzeugt ein Heer von

Sanitätgrat Dr. Meinert (Dresden) und für die Schüler der höheren Lehranstalten durch Professor Dr. Esche (Dresden).

Generalsekretãr

Bonser leitete die Verhandlungen ein und schloß mit Dank an die Vortragenden und mit einer . Ansprache an die Schüler die anregenden Jubiläumstage, die gewiß weithin tiefe Anregungen hinter- lassen weiden.

Kunst und Wissenschaft.

Die Königliche Bibliothek in Berlin hat soeben ihren Jahresbericht für das Jahr 1907108 herausgegeben. Dies Ver⸗ waltunggjahr war das erste, in dem der Bibliothek der um 10 006 0 erhöhte Vermehrunggetat zur Verfügung stand. Dieses Mehr wurde in der Weise vertellt, daß der Handschriftenabteilung 6600 6, der Karten.! und der Mustksammlung je 1900 S zugewiesen, 12 060 zur Erhöhung deg ungenügenden Buchbinderfonds der Bruchschriften⸗ abteilung und der Rest von 20 000 .½0½ö für ö, n, bestimmt wurde. So dankengwert diese Etatzerhöhung auch ist, heißt eg in dem Bericht, so wenig genügt sie doch dem wirklichen Bedürfnis der Bibliothek. Ihre Unzulänglichkeit wird dadurch etwas gemildert, daß 9 außerordentliche Ankäufe aug dem für 1906 bewilligten Extra⸗ ends noch Mittel vorhanden sind. Sie sollen auf eine groͤßere Relhe von Jahren so verteilt werden, daß für jedes Jahr 30 500 0 zur Verfügung stehen. Dieser Betrag war im vorhergehenden Jahre um 11505 166 überschritten, infolgedessen blieben für 1907/08 nur 18 500 A6 ,

Für die Sammelarbeit der Bibliothek von grundsätzlicher Be⸗ deutung ist die Genehmigung des vorgesetzten Ministerlums zur Ueber- nahme der beim Königlichen Gymnastum in Heiligen stadt vor— handenen alten Bücher.! und Handschriftenbestände gegen Zahlung einer auf jwei Rechnungsjahre ju verteilenden Geldentschädigung an das Gymnastum. Die Bestände stammen jum Tell aus der Bibliothek des 1773 aufgehobenen Jesuitenkollegiums in Heiligenstadt, zum Teil aus den Bihliotheken säkularlsterter Eich feldischer Klöster, der Zisterzienfer in Reifenstein, der n ,. in Worbis und besonders der Benediktiner in Gerode, die ihre im 8a verwüstete Bibliothek aus dem im Eingehen begriffenen Kloster Reinhausen bei Göttingen ergänzt hatten. Die Bücher waren in Heiligenstadt zum größten Teil nicht in die Gymnasitalbibliothek eingeordnet; zu ihrer Katalogisterung hatte der Direktor des Cymnasiume, Professor Brüll bereits früher die Entsendung eines Beamten erbeten aber erst nach Begrundung der Inkunabelkommission war es möglich gewesen, etwas in dieser Richtung ju tun. Nach dem getroffenen Abkommen sind im Herbst 1907 die Handschriften und die bis 1700 gedruckten Bücher nach Berlin übergeführt worden, . mit n, . alles dessen, was für die Ortsgeschichte von Bedeutung und für die Gymnastalstudien noch brauchbar ist, darunter eine Anzahl größerer geschichtlicher und theo⸗ logischer Quellenwerke. Unter den übernommenen Beffaͤnden befanden 1 58 Bände Handschriften aus dem 14. und 15. Jahrhundert, meist heologischen Inhalts. Das wertvollste Stück dürfte ein kleines Blatt sein, dag einige Strophen Walters von der Vogel weide in der Schrift des guten 13. Jahrhunderts enthält. Von Drucken stehen in erster Linie einige Denkmäler aus der ältesten Zeit des Buchdrucks, die zu Einbänden verwandt waren: umfangreiche Stücke von vier Blättern eines Donat in der ersten Gutenbergtype von 1447, der älteste belannte Donatdruck über- haupt. An . Drucken des 15. Jahrhunderts sind 234 Bände der Königlichen Bibliothek einverleibt, zum Teil alg zweite Exemplare, aber doch nicht weniger als 216 einzelne Inkunabeldrucke, die die Bibliothek bisher nicht besaß. Aus der ersten Hälfte des 15. Jahr⸗ hunderts wurden rund 300 Bände aufgenommen mit etwa 400 Drucken, die für die Bibliothek neu sind. Sie gehören überwiegend den ersten beiden Jahrzehnten des Jahrhunderts an, die Reformationz— zeit und speziell die polemische und Flugschriftenliteratur 1st ver⸗ hältnismäßig spärlich vertreten. Um jo umfangreicher ist die theo⸗ loglsche Literatur aus der jwelten Hälfte des 16. Jahrhunderts, in der naturgemäß die Grzeugnisse der katholischen Pressen die Haupt masse bilden. Aus dieser Periode konnten 50b Bände aufgenommen werden. Besondere Erwähnung verdienen 7 Bände Rotenwerke des 186. und 17. Jahrhunderts. Im übrigen mußte die Bearbeitung des 17. Jahrhundertg (etwa 2509 Bände) späterer Zeit vorbehalten bleiben.

N Leider . die Bücher vielfach nur mäßig erhalten.

Den Ausblick auf eine noch wertvollere Erwerbung ähnlicher Art eröffneten im Berichtsjahr die Verhandlungen der Staatsregierung mit der Stadt Erfurt wegen Uebernahme der dortigen ‚Köntglichen Bihliotheks in Verwaltung und Elgentum der Stadt. Unter Mit⸗ wirkung der Generalverwaltung kam ein Vertrag zustande, nach dem der Staat sich vorbehält, bei der Uebergabe alle Hand⸗ schriften und von den Druckschriftenbeständen bis 1599 das, was die Berliner Bibliothek noch nicht besitzt, zurückju⸗— behalten. Jedoch bleiben in Erfurt alle Stücke, die von pe— sonderem örtlichen Interesse sind. Dle Bibliotheca Amploniana, die eine besondere Stiftung bildet, wird von dem Vertrage nicht berührt. Der endgültige Abschluß der Verhandlungen steht noch aus, doch wird die Zahl der zu übernehmenden Bände voraussichtlich etwa 3300 betragen, darunter etwa 190 Hanbschrfften.

Der Neu bau der Bibliothek ist durch den wochenlangen Still. stand im Baugewerbe in Rückstand gekommen, doch hofft man, daß im Spätherbft 1908 der vorläufige Umzug wird stattfinden können.

Die Vermehrung der Druckschriftenabteilung belief sich im Berichtsjahr auf 46259 (32 979 im Vorjahr) Bande, außerdem wurden in die Zuwachsverieichnisse 10 625 Baͤnde eingetragen, die aug größeren Erwerbungen auf Grund des Gxtrafonds zur Ausfüllung don Lücken stammen. Der gebuchte Gesamtjuwachs der Druckschriften⸗ abteilung beträgt mithin 56 5884 bibliographische Bände. Für Bücherkauf wurden im Ordinarium 104 668.39 6 (im Vorjahr

9l 807,77 n) auggegeben, wofür 18 386 (12 852) Bande erworben

wurden.

Was die Benutzung der Bibliothek anlangt, so wurden 14486 (13 826) Leihkarten und 3195 (3144) Lesesaalkarten auegestellt. Das Vormerkgbuch wies 18275 (165 443) Gintragungen auf, von denen 17549 (13510) erledigt werden konnten. Bestellscheine wurden 534 342 (479 424) abgegeben, auf die 393 079 (367 00) Werke ver⸗ abfolgt wurden. Als nicht vorhanden mußten 36 825 (31 164) be⸗ stellte Werke bezeichnet werden. Von den auggegebenen Büchern entfielen 343 906 (335 300) auf 11 199 (10 484) in Berlin wohnende Entleiher, während 386 068 (28 701) Bände an 1219 (109i) auswärtige Entleiher versandt wurden. Auf dem Wege des Leihverkehr wurden 20 3513 9 bos) Bände verschickt und 675 (630) von auzwärts bezogen.

er große Lesesaal war an 303 (297) Tagen von 139 584 (135 380) Personen, darunter 8003 (516) Frauen befacht. Die An—⸗ jahl der benutzten Bände betrug 268 g) (247 145). Der Zeit. schriftensgal wies eine Besuchtsiffer von 55 633 (ai 7115 Perfonen auf. Der Bestand der Zeitschriften wuchs um 1297 (6175. Die aße gifts teln konnte um 232 Nummern vermehrt werden.

Unter den deutschen Handschriften sind außer dem oben erwähnten Blatt (Walter von der Vogelweide) noch zwei auf dem Gebiete der alten Literatur hervorzuheben: ein Pergamentblatt des 14. Jahr— hunderts aug einer mittel hochdeutschen Legende in Versen, und eine Hen eg nebst dem Traktat von den vier letzten Dingen im nieder⸗ rheinisch eölnischen Dialekt des 15. Jahrhunderts. Bemerkenzwert sind ferner der Coder Goeldelti von 1555, der außer theologischen lateinischen Stücken elne wenig bekannte Rezension der Lutherschen gi e r. enthält; sodann. Böhmers Kolleglenheft; über J. G. Fichtes Einleitung in die Philofophie und das Leben Jesu nach F. D. Schlelermachers Vorlesungen 1823, also erheblich früheren, alt die sind, auf denen K. A. Rütenlks Ausgabe beruht. Der schon reich⸗ haltigen Sammlung deutscher Puppenspiele wurden 15 weitere hinzu⸗ gefügt. Unter den neuerworbenen orientalischen Handschriften ist eine aus Peking stammende durch die Pracht ihrer Ausführung und durch ihre wissenschaftliche Bedeutung gleich ausgezeichnet. Eg sind vier Volumina in chinesischen Einbänden, die außen mit gemusterter hellblauer und innen mit gelber Selde bejogen sind. Das Ganze ist mit Gold geschrieben, das sich von dem dunklen Grunde wirkungsvoll abhebt. Die vier Bände enthalten 264 vertikale Schriftreihen, jede

zu 19 Zeichen. Sie gehören der Si-hia⸗Schrift an, bon der man!

bisher nur wenige Proben besaß, die selt Jahrhunderten außer Ge—= brauch ist und deren Schlüssel verloren ging.

Die Kartensammlung konnte durch 344 Karten in 2912 Blättern, durch 2317 Blätter Fortsetzungen, 187 Bände und 276 Bilder vermehrt werden. Benutzt wurde fie von 795 (653) Personen. Die Musiksammlung erfreute sich eines Zuwachfes von 326 1414) bibliographischen Bänden, von denen 4657 geschenkt wurden.

ngekauft wurden u. a. ausgewählte Stücke aus der bon Jofeph Joachim hinterlassenen Aut ographenfam mung, so Schumannz D-Moll · Symphonte, sein ungedruckteg Violinkonzert, seine Paganini Etuden und jahlreiche Briefe von ihm und Klara Schumann; hon Brahmt das D- Mall ⸗Konzert, eine Sonate von Haydn, ein Serteit und Briefe von Spohr, ferner kleinere und . Stücke von Beethoven, Cherubini, Moschele, Reichardt, C. M. von Weber u. A. Die Erben Joachims fügten als Geschenke bei: Originale von Herzogenberg, Brahms, Ingeborg von Bronsart, Klara Schumann, Ferd. Hiller, Jos. Joachim, Ludw. Spohr, Macfarren, Horgley, Stanford, Tobey, Mollque, Bonewitz, Bechend, Dreßler und Joh. Müller. Eine andere sehr bedeutende Bereicherung ist einer Schenkung der Familie des Berliner Oberkapellmesfters Wilhelm Taubert (f 1851) ju verdanken, indem diese seinen esamten hand⸗ schriftlichen, fast ausschließlich autographen Nachlaß an eigenen Werken, 5690 Bände und Konvolute nebst ,. geschriebenen gedruckten Material der Musikabtellung, die ihn schon lange in Ver⸗ wahrung hatte, jum Eigentum überwieg. Dle deu tfche Mufik⸗— samm lung bei der Königlichen Bibliothek hat sich erfreulich weiter entwickelt; die deutschen Mustkalienverleger sind an dieser Entwicklung dankens wert beteiligt.

Vor einiger Zeit veröffentlichte die Umschau“ einen interessanten Artikel über chirurgische Instrumente des Altertums, aus dem auch an dieser Stelle die hauptsächlichsten , . wiedergegeben wurden. Jetzt macht in derselben Zeitschrift Dr. Robert Holsten Mitteilungen über die Honorare der Aerite in ferner Vergangenheit. Den Ausgrabungen, welche die Franzosen 1897 —= 1599 in Sufa vor. genommen haben, verdanken wir bekanntlich eine Stele des König nr, ,. der um 2250 v. Chr. über Babylon herrschte. Dieser

at auf jener Stele die Gesetze eingraben laffen, die er als Begründer

und geordneter . nach langen Zeiten innerer Kämpfe eingeführt atte. Unter diesen Gesetzen finden sich folgende Bestimmungen: Wenn ein Arit jemandem eine schwete Wunde mit dem Operationsmeffer macht und ihn heilt, oder wenn er jemand eine Geschwusft mit dem Qperationsmesser öffnet und das Auge erhalten bleibt, so foll er 10 Sekel Silber erhalten. Wenn es ein Freigelassener war, so erhält er 5 Sekel. Wenn es jemandeg Sklave war, o soll deffen Eigen- tümer dem Arjt 2 Selel geben. Wenn ein Arjt den zerbrochenen Knochen jemandes heilt oder kranke Weichteile heilt, so fosl der Kranke dem Arzte 5 Sekel Silber geben. Wenn es ein , . war, soll er 3 Sekel geben. Wenn es ein Sklave war, so foll deffen Eigentümer dem Arzte 2 Sekel geben. Wieplel ein Sekel Siber damals wert war, läßt sich jetzt wohl nicht feststellen. Aber wie hoch das Honorar war, das man dem Arzt zubilligte, können wir am besten ermessen, wenn wir andere e,. desselben Gesetzes zum Ver⸗ gleiche heranziehen. So soll ein Schiffer, der für jemand ein Schfff von 60 Gur baut, dafür 2 Sekel Silber erhalten, und wer ein Schiff von gleichem Tonnengehalt mietet, soll dafür i, Sekel Silber als Miete für den Tag geben. Wir haben hierbel nicht an ein kleines Schiff zu denken; denn es werden hiervon noch zwei Arten von Schiffen unterschieden, für die eine geringere Mlete festgesetzt wird. Diesen augenscheinlich hohen ärztlichen Honoraren stehr aber eine Haftpflicht des Arztes gegenüber. Wenn ein Arzt jemand eine schwere Wunde mit dem Operationsmesser macht und ihn tötet oder ihm bei einer Operation das Auge zerstört, so soll man ihm die Hände abhauen.“ „Wenn ein Arzt dem Sklaven eines Freigelaffenen mit dem Opergtionsmesser eine schwere Wunde macht und ihn tötet, soll er einen Sklaven für den Sklaven ersetzen.“

Intereffant ist auch ein Vergleich mit dem Tierarzt jener Tage. „Wenn der Arzt der Rinder oder Esel einem Rinde oder Esel eine schwere Wunde macht und dag Tier heilt, so soll der Gigentämer ise Sekel dem Arjte als Lohn geben. Die Operation am Menschen wird also 60 mal höher honoriert als die am Tler. Dle Haftpflicht besteht auch für den Tierarzt. Wenn er dem Rinde oder Esel eine schwere Wunde macht und es tötet, so soll er P seines Preises dem Eigentümer geben.

eines neuen Reichs und

Das Observatorium auf dem Montblane in 4358 m oh das jur Untersuchung wichtiger astronomischer und erdphysi⸗ alischer Probleme errichtet wurde, ist nach dem Tode des Astronomen Janssen unter die Leitung von J. Vallot gestellt worden, der ebenso wie Janssen ein Observatorium auf dem Gipfel des Montblanc erbaut hatte. Zur dauernden Unterhaltung dieser wichtigen Beobachtungs- stätte auf dem höchsten Berge Europas hat sich in Paris eine be— sondere Gesellschaft gebildet.

BSandel und Gewerbe.

In der heutigen Sitzung des Zentralausschusses der Reichsbank bemerkte der Vorsitzende, Vizepräsident Dr. von Glasenapp, daß die zum Vortrag gebrachte Wochen— übersicht vom 23. d. M. einen 22 es nahen Oktober⸗ termins sehr befef'ise zen Bankstatus erkennen lasse. Der Metallbestand stelle sich mit 11446 Mill. Mark um 267,8 Mill. Mark 4. als im Vorjahre. Der Notenumlauf überschreite mit 1466 Mill. Mark die , iffer um Z6,9 Mill. Die Wechselanlage weise mit 933 Mill. Mark gegen das Vorjahr einen Rückgang um 20933 Mill. Mark n, * . sei mit 62,9 Mill. Mark gegen das Vorjahr um 13,8 Mill. Mark , n,, Wenn dessenungeachtet die Gesamtanlage mit 1175 Mill. lark hinter der des Vorjahres nur um 197 Mill. Mark zurückbleibe, so finde dies seine Be⸗ gründung in dem verhältnismäßig hohen Bestande an Schatz⸗ anweisungen, der um 115 Mill. Mark höͤher sei als im Vorjahre. Die fremden Gelder hätten mit 8195 Mill. Mark einen Stand erreicht, der die , Ziffer um 1566, Mill. Mark übersteige, die , . otenreserve stelle sich . auf 247 Mill. Mark, dem Vorjahre gegenüber um 206 Mill. Mark günstiger. Da auch der Stand der fremden Wechsel⸗ kurse nach wie vor als befriedigend bezeichnet werden könne, so liege zu einer Erhöhung der Bankrate keine Veranlassung vor. Der Zentralausschuß war mit diesen Ausführungen ein⸗ verstanden. Schließlich wurden noch einige Gattungen von ,, , ne, i zur Beleihung im Lombardverkehr der Reichsbank zugelassen.

(Weitere Nachrichten über Handel und Gewerbe“ s. i. d. Ersten ö.

Verkehrsanstalten.

Der anfangs Jull von San Franelgeo mit der deutschen Post für Samoa abgegangene Dampfer „Aeon“ der Australian Mall Line ist nahe den Weihnachtsinseln im Stillen Osean gescheitert. Dle Post, die vermutlich die in der Zeit vom 27. Mai bis 25. Juni in Deutschland aufgelieferten Sendungen umfaßt, ist gerettet und wird voraugsichtlich jwischen dem 22. und 26. Oktober auf dem Wege über Suba (Fidji⸗Infeln) oder über Sydney nach Apia gelangen.

abend:

Theater und Musit h

In der morgen im Königlichen Opern ha use statffindenden Aufführung von Massenets Oper Manon“ singt Fräulein Farrar die Titelrolle. In den übrigen Rollen sind die BHamen Dietrich,

abry, Parbs, sowie die Herren Jörn, off mann, Knüpfer,

asa und Lieban beschäftigt. Musstalisch leitet der General- musikdirektor Dr. Muck das Werk. Montag wird Sarda⸗ napal! in, der bekannten Besetzung der Hauptrollen aufge⸗ führt. Frau Johanna Gadski wird in der am Dienstag stattfindenden Aufführung von Aida“ die Titelrolle singen. Die für Mittwoch angesetzte Salome ⸗Vorstellung finder unter der persönlichen Leitung des Komponisten statt. Alz Nachmittags⸗ vorstellung zu ermäßigten Preisen wird am Sonnabend Hänsel und Gretel! in Verbindung mit dem Ballett Die Puppenfeen gegeben. Die angekündigten Carufo⸗Gastfpie ke müssen auf den 29, 22. und 24. Oktober verlegt werden. Es werden zuerst Bajain n, dann Aida und schlleßlich statt Martha Ea Bohèmes gegeben werden. Die diese 71 unverändert bestehen, fallg nicht noch jetzt umgehend = andere Wünsche geäußert werden. Im Königlichen Schauspielhause findet am nächsten Sanntag, den 4. Oktober, Nachmittags 23 Ühr, eine Aufführung bon Wil helm Tell“, mit Herrn ,, . der Titelrolle, statt. Es wird damit dem vielfach geäußerten Wunsche Rechnung getragen, eine Klasffker⸗= vorstellung ju ermäßigten Preisen während der Schulferien ju heranstalten. Der Billettverkauf beginnt von morgen, Sonntag, ab an der Tages kaffe des Schausplelbauses. Morgen, Sonntag, wird A. Q Arrongetz Lustfpiel Doktor Klausn, mit Herrn Keßler in der Titelrolle, den Herren Vollmer, Oberländer, Boettcher, Vallentin und den Damen von Mayburg, Abich, Schramm und von Arnauld in den anderen Haupt- rollen, aufgeführt. Am Montag wird Ernst von Wildenbruchs Schauspiel Die Rabenfteinerin“ in der bekannten Besetzung wiederholt.

Im Neuen Königlichen Operntheater wird morgen, Sonntag, Uriel Acosta“ don K. Gutzkow gegeben. Die Titelrolle spielt Herr Sommerstorff; außerdem wirken die . Nesper, Kraußneck, Staegemann, Pohl, Mannstädt und die Bamen Willig, Butze und Steinsieck mit.

Im Deutschen Theater ist für Dienstag Kabale und Liebe“ auf den Spielplan gesetzt. Wiederholungen diefes Stückes finden Donnerstag und Sonnabend statt. König Lear‘ ist . für morgen noch für Mittwoch, Freitag und nächsten Sonntag angesetzt. Am Montag werden „Die Räuber“ ge⸗ geben. In den Kammerspielen des Beutschen Theaters finden morgen und am Freitag Aufführungen von ‚Terakoya? und Kimiko' statt. Am Montag werden die Gespenster“ gegeben. Für Dienstag und Sonnabend ist Frühlings Erwachen“ angesetzt. Arno 5 Soꝛialaristokraten werden Mittwoch und nächften Sonntag gegeben.

Im Neuen Schauspielhause wird morgen der Schwank Der Kolonialstandal'. Montag Hebbels „Judith aufgefũhrt. Dienstag und Donnerstag geht Ludwig Fuldas Lustspiel Der Dummkopf in Szene, Miftwoch, Sonnabend und nächsten Sonnfag (I Uhr) finden Wiederholungen von Goethes „‚Faust? (J. Teil) in der neuen Insienierung statt. ge if wird jzu ermäßigten Preisen das gun hne Die Kinder der Exjellenz: von Ernst von Woljiogen gegeben.

Das Lessingtheater hat für nächste Woche folgenden Spiel⸗ plan aufgestellt; morgen abend, Dienstag, Donnerötag und Sonn espenster'; Montag: „Die versunkene Glocke; Mittwoch: Nora“; Freitag: ‚Der Raub der Sabinerinnen *; näͤchfffolgenden Sonntagnachmittag: Die Weber“. Abends: ‚Gespenster ).

Im Schillertheater O. (Wallnertheatery wird morgen und nächsten Sonntag, Nachmittags, „Stein unter Steinen“, morgen abend sowie Diengtag, Hittwoch, Donnetgtag, Freitag und nächsten Sonntagabend Jullus Caͤsar. gegeben. Montag geht Hans Hucke⸗= bein, Sonnabend Das Stiftungsfest in Siene.

Das Schillertheater Charlottenburg bringt morgen und kommenden Sonntagnachmittag Götz von Berlichingen“, morgen abend sowie Freitag „Das Stiftungefest?. Montag wird Bas Apferlamm . Sonnabend Der Herr Ministerialdirektor. Diengtag, n r. Donnerstag und nächsten Sonntagabend Ein Teufel skerl aufgeführt.

In der Komischen Oper wird Anfang Oktober ö. Oper Manon zum ersten Male aufgeführt, nicht, wie mehrfach angenommen 3. 2 gleichnamiges Werk, das Eigentum der Königlichen

ofoper ist.

Im Friedrich Wilhelm städtischen Schauspielhause ist der Spielplan der kommenden Woche, wie folgt, festgesetzt: Sonn⸗ tag: Im weißen Rößl; Montag und Mittwoch: „Egmont“; Diengtag, Donnerstag, Freitag und Sonnabend: Großmaman; Sonntag: Madame Sans Gone“; morgen und nächsten Sonntag, Nachmittags: Der gehörnte Siegfried und „Siegfrieds Tod!. Am Sonnabend, den 3. Oktober, Nachmittags, findet die erste Kinder⸗ an, , . gegeben wird Hänsel und Gretel“.

Im Neuen Thegter wird in nächster Woche das vieraktige Lustspiel Wahrheit“ allabendlich aufgeführt.

Im Residenjtheater folgt von morgen ab dem Schwank Das Glück der andern“, der täglich aufgeführt wird, die Burlegke Der selige Octave, mit Richard Alexander in der Titelrolle.

Im Hebbeltheater wird am Montag „Der Liebhaber von Bernhard Shaw zum 25. Male wiederholt. Die Komödie wird auch weiterhin allabendlich gegeben.

Im Trianontheater ist das Lustspiel „Die Liebe wacht“ das am Dienstag, den 29. d. M., jum ersten Male aufgeführt wird, in den Hauptrollen mit den Damen Else Bötticher, Marie Darnot, Agnes Dühren und Hermine Reichenbach und mit den Herren Hanz Junkermann, Hans Stock, Aenderly Lebiug und Max Laurence befetzt.

Die Konzertdirektion Hermann Wolff n für nächste Woche folgende Konzerte an: Dienstag: Saal Bechstein: Konjert von Bela von Csuka Bioloncelloy am Klavier: Otto Bake; Beethopensaal: Liederabend von Marla Heumann, am Klavier: Eduard Behm. Mittwoch: Saal Bechstein: Klavier⸗ abend von Emil Oppermann. Donnerstag: Saal Bechstein: Liederabend von Martha Riemschneider, am Klavier: . Andrae; Beethovensaal: Liederabend des Komponisten Ma ayer, Mitw.: Tilly Koenen u. Horatio Connell, am Klavier: der Komponist; Sing⸗ akademie; Konjert von Ferenez Hegedüs (Violine), Mitw.: Anna El . Tour (Gesang) am Klavier: A. Plantenberg. n, Saal Bechstein: Konzert von William Morse Rummel (Violine); Beethovensaal: Konzert des 14 jährigen Pianisten Ignaj Tiegermann; Singakademie: Konzert von Marie Schade (Klavier) mit dem Philharmonischen Orchester (Dir. Dr. Ernst Kunwald). Sonnabend: Saal Bechstein: J. Liederabend von Jan Sol, am Klavier: Eduard Behm; Beethovensaal: J. Konzert von Egon Petri (Klavier) mit dem Philharmonischen Orchester unter Leitung von Ferruceio Busoni; Singakademie: Liederabend hon Kurt Lietzmann, am Klavier: Fräulein Anna Bohm.

Mannigfaltiges. Berlin, 26. September 1908.

Die Teilnehmer des internationalen Pressekongresses waren gestern einer , der Stadt Potsdam gefolgt. Nach der Be rüßung durch den Oberbürgermelster Vosberg und einem Frühstück im Hotel „Zur Stadt Königsberg“ wurden die Sehen. würdigkeiten Potsdamg besucht, insbesondere das Neue Palais, Schloß Santsouei und das Mausoleum Kalser Friedrichs. Hier legte der Vorsitzende des Arbeltsausschufsses Schweitzer im Namen des Kon resses einen Kranz am Sarkophag nieder. Von Pote dam begab man ch in Dampfern nach Wannsee, wo im Schwedischen Pavillon von den . , Berlin und Potsdam ein Festmahl geboten wurde.

Vormerkung en. auf Billette bleiben auch für