1908 / 234 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 03 Oct 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Jagdhaus Rominten, 29. September. . v. Volmersteln, Lt. im Drag. Regt. König Friedrich III. (2. Schles. ) Nr. 8, in das Gardekür. Regt. versetzt. Nachbenannte Königl. Rumän. Siaatgangebbrige mit dem 1. Ok tober 1968 als Fahnenjunker eingestellt: Popescu beim Inf. Regt. Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westsäl.) Nr. 15, Ta tares cu beim 5. Westfäl. Inf. Regt. Nr. 53, Bal acea nu beim Gren. Regt. Graf Kleift von Nollendorf (1. Wesipreuß) Nr. 6, Bunis beim Inf. Regt. Prin; Louis Ferdinand von Preußen (2. Mageburg.) Nr. 2, Sauleß eu beim Hsraunschweig. Hus. Regt. Nr. 17, Rozin beim Feldart. Regt. Großherzog (1. Bad.) Nr. 14.

Beamte der Militärverwaltung.

Durch Verfügung des Kriegsministeriums. 27. Au gust. Laß, Registrator bei der Insp. der technischen Institute der Inf., zum Militärintend. Registrator ernannt. ö

31. August. Nie hus, Intend. Sekretär von der Intend. des XVII. Armeekorps, 6 1. Oktober 1908 zu der Intend. des IX. Armeekorps versetzt. z

1 . . Temme, Feldintend. Sekretär von der Schutztruppe für Südwestafrika, als Militärintend. Sekretär bei der Intend des T Armeekorps wiederangestellt.

5. September. Haß, Intend. Diätar von der Intend. der milltärischen Institute, zu der Intend. des XV. Armeekorps versetzt.

16. September. Weißenfels, Intend. Registrator von der Schutztruppe für Südwestafrika, als Militärintend. Registrator bei der Intend. des XVI. Armeekorps wiederangestellt.

18. September. ecker (Franz Wilhelm), Intend. Sekretär von der Intend. des VII. Armeekorps, zum 1. Oktober 1908 zu der Intend. des III. Armeekorps versetzt. Davids, Garn. Verwalt,. Insp. in Verden, bei seinem Auescheiden aus dem Dienst mit Pension der Charakter als Garn. Verwalt. Oberinsp. beigelegt.

21. September. Fauck, Garn. Verwalt. Direktor auf Probe in Berlin, zum Garn. Verwalt. Direktor, Güldenpfennig, Ehlers, Mügel, Intend. Karzlisten von den Intendanturen des XI. Armeekorps bezw. der milttärischen Institute und des VIII. Armee- korps, ju Geheimen Kanzleisekretären im Kriegsministerium, er⸗ nannt. sch, Intend. Kanzlist von der Intend. des TIV. Armee- korps, jum J. Januar 1909 zu der Intend des XVIII. Armeekorps versetzt. Schulze, Oberzahlmslt vom II. Bat Inf. Regts. Vogel von Falckenstein (7. Westfäl) Nr. 56, Flentje, Oberzahlmstr. von der Kriegsschule in Metz, auf ihren Antrag zum 1. November 1908 mit Penston in den Ruhestand versetzt.

22. September. Schlößer, Unterzablmstr.,, zum Zahlmstr. beim Gardekorpz ernannt. n Kaserneninspektoren ernannt: die Kaserneninspektoren auf Probe; Heidenreich in Mörchingen, Schule in Berlin, Freytag in Koblenz, Krone in Diedenhosen, Pfeiler in Posen und Jorra auf dem Truppenübungsplatz Bitsch. Wolkewitz, Geheimer Rechnungsrat, Geheimer Registrator im Kriegsministerium, Kurth, Ober jahlmstr. von der J. Abteil. Feldart. Regis. Prinzregent Luitpold von Bayern (Magdeburg.) Nr. 4, Pahl, Ober vrterinär im 1. Gardefeldart. Regt, auf ihren An⸗ frag mit Pension in den Ruhestand versetzt. ;

24. September. Schü ren, Militärbausekretär beim Bau⸗ amt in Wesel, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt.

Nichtamtliches.

Deu tsches Reich.

Preußen. Berlin, 3. Oktober.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten estern nachmittag im Jagdhause Rominten den Vortrag des e, des Chefs des Militärkabinetts, Generalmajors von

Dertzen.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für .

und Steuerwesen und für Justizwesen, die vereinigten Aus⸗ schüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Rechnungswesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungs⸗ wesen hielten heute Sitzungen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Leipzig“ vorgestern von Tsingtau über Wusung nach Tschingwangtau in See gegangen.

S. M. Kbt. „Luchs“ ist gestern von Schanghai nach Shimonoseki in See gegangen.

Sachsen.

In der gestrigen Sitzung der Wahlrechtsdeputation der Zweiten Kammer teilte der er n nach einer Mel⸗ dung des ‚W. T. B.“, mit, daß die Bestrebungen, zu einem Einvernehmen zu gelangen, zwischen den Fraktionen fortgesetzt, aber noch nicht zum Abschluß gebracht worden seien. Namens der Nationalliberalen gab sodann der Abg. Dr. Vogel die Erklärung ab, nach der Ueberzeugung seiner Parteifreunde seien in dem vom Geheimrat Heink vorgelegten Entwurf einer Wahlkreiseinteilung die in dem Kompromiß⸗ antrag niedergelegten Gesichtspunkte, insbesondere die Forde⸗ rung, die Wahlkreiseinteilung möglichst gleich zu gestalten, nicht ausreichend berücksichtigt.

Deutsche Kolonien.

Der Stagatssekretär des Reichskolonialamts hat

durch eine Verfügung vom 22. September d. J., betreffend den Bergbau im Gebiete der Deutschen Kolonial⸗ esellschaft für Südwestafrika, bestimmt, daß das Hehn, welches im Norden durch den 26. Grad suͤdlicher Breite, im Süden durch das nördliche Ufer des Oranje⸗ flusses, im Westen durch den Atlantischen Ozean und im Osten durch eine 100 km vom Meeresufer entfernte und mit letzterem parallel laufende Linie begrenzt wird, vom 1. Oktober d. J. ab der genannten Gesellschaft zur ausschließlichen Auf— suchung und Gewinnung von Mineralien his auf weiteres widerruflich vorbehalten wird, soweit dem nicht wohlerworbene Rechte Dritter entgegenstehen.

Der Kaiserliche Gouverneur von Deutsch— Neuguinea unternahm während des letzten Frühjahrs eine Expedition nach dem Gold führenden gebiete im Hinterlande des Hüongolfes, im dosten von Kaiser Wilhelm sland, längs der englischen Grenze. Einem Begleitbericht des Landmessers Wernicke zu seiner im Anschluß an diese Expedition gefertigten Itinerarskizze ent⸗ nimmt das „Deutsche Kolonialblatt“ die nachstehenden Einzel⸗ heiten:

Gr. v. der Recke ? 1 ĩ 5. März verließ sie den Regierungsdampfer „Seestern“, fuhr zunächst südlich über den Sinogu, passtnrte den Mon, durchfubr den schmalen Verbindungsarm nach dem Eware, durchquerte diesen in südöstlicher,

Die Expedition ging vom Sinogu (Wolfhafen) aus. Am

dann in suͤdlicher Richtung und landete in der südlichsten Bucht des Eware, an der Stelle Iwisöe. Sobald der Expeditions zug geordnet war, wurde abmarschlert. Der scheinbar nur wenig begangene Pfad führte in süd⸗ und südöstlicher Richtung zunächst durch einen Sumpf, dann auf die Höbe einez Rückens, von hier steil abwärts wieder in die Niederung. Der Pfad zog weiter in ostnordöstlicher Richtung durch einen großen Sumpf,

dann beschwerlich auf die Höhe ünu und von dort schließlich, steil ab-

wärts, duich das Dorf Unu, in die Niederung des Waria. Im unteren Teil des Dorfes Unu wurde Lager bezogen. :

Am 6. März führte ung der Weg an die zwei Kilometer vom Lager Unu am Warlafluß belegene Kanuanlegestelle der Unuleute. Die Eingeborenen stellten uns ihre Kanus zur Verfügung; das ge— samte Gepäck wurde darauf verladen; während der größte Teil der Expedition den Weg längs des Flusses weiter marschlerte, gingen die Kanus stromaufwärtß und landeten in Sakatanaira. Dort befand sich ein Bootshaus mit einem Boot, das Goldgräbern gehörte. Tags darauf mußte die Gxpedition mit Kanus über einen bresten Kriek jenseitt des Baches Paͤsu, sodann über den Waria selbst gebracht werden. Da die Strömung zu stark war, wurden die Kanus bier zurückgelassen und der Weiter⸗ marsch angetreten; dieser n weil erst ein Weg geschlagen werden mußte, nur langsam vorwärts; wir kamen durch Niederung busch, um—⸗ gingen einen mit. Pandanuzbäumen umjäunten Kriek, überschritten erh, tiefe Bäche und gelangten um die Mittaggstunde nach dem Dorf Ugo. Hier stand eine Unterkunftshütte für Goldgräber.

Am 8. März traf die Expedition auf den hier einmündenden, hauptsächlich von Goldgräbern benutzten Tamataweg und kam dann nach Kom ene; diesem Ort gegenüber liegt das Inseltorf Ja dun a. Von Komene geht der Weg nach der anderen Flußseite; die Ueber⸗ setzung erfolgte mit zwei Kanuz; bald mußte ein steiler, etwa 120 m hoher Rücken überschritten werden, worauf der Platz oder Ossi erreicht wurde; hler befand sich früher ein Lager der Hüengolf— Grpyedition. Weiterhin führte der Weg zumeist an steilen Abhängen entlang und dann auf die Höhe des Bergetz Komatidia. An diesem Berge fanden wir Guttaperchabäume und Kautschuklianen. Der Weitermarsch bis zu dem Dorf Päma war sehr beschwerlich. Hier befand sich ebenfalls ein Unterkunftehaus nebst Proviantlager der Goldgräber. Als Merkwürdigkelt mag noch eine von den Eingeborenen über den Fluß gespannte, kunstvolle Hängebrücke aus Rotang erwähnt sein, die den Verkehr nach den jenseits des Flusses belegenen großen Pflanzungen ermöglicht.

Nach einem Rasttag erreichten wir am 10. Mär das Dorf Päu und kamen sodann durch eine große Pflanzung. Auf einem Grat steil abwärts marschierend, gelangten wir zum Bach

erusa und bei dem größeren Bach Ina wieder an den

luß. Der Marsch wurde wieder beschwerlich, da kurz nach, einander sechs oder sieben Höhenrücken mit ebensoviel tief eingeschnittenen Bachtälern passiert werden mußten. Die Höhen 1ücken waren jum Teil mit Gras bestanden; auf mehreren fanden sich Spuren früherer Lagerplätze. Von den größeren Bächen sind Abus, Tounga und Burt zu erwähnen; der größte jedoch ist der Baubebach, der jwischen steilen Felswänden mit gewaltigen Wasser⸗ fällen abwärts rauscht. Auf dem hoch belegenen Westufer desselben, am Fuß des Berges Tscheregl, fanden wir einen leidlich guten Platz mit verlassenen Hütten.

Am 11. März erfolgte der Aufbruch nach dem Tscheregiherg. Von dieser Warte aus hatten wir eine prächtige Geländeübersicht. Wir konstatierten, daß der Wgria bis jum Silitaberg westlich, dann erst südlich läuft; daß Flußtal ließ sich bis zu den Kugebergen ver. folgen. Der Pfad der Goldgräber geht vom. Tscheregi westlich nach dem Berg Mimi und von da weiter westlich in die Bachtäler vor und hinter den über 1600 m hohen Baubebergen. Dies ist die Gegend, in der geschürft wird. Vom Tscheregi aus trat die Expe— ditlon den Rückweg an und traf am 15. März wieder an der Waria— mündung ein. /

*

Oesterreich⸗Ungarn.

In der gestrigen Sitzung des böhmischen Landtags dauerte, W. T. B.“ zufolge, die Obstruktion fort. Die 533 die nur von kurzer Dauer war, nahm einen ruhigen Verlauf.

Der König von Spanien wurde vorgestern un⸗ mittelbar nach seiner Ankunft vom Kaiser Franz Josexh in einstündiger Audienz empfangen. Der König dankte für den ehrenvollen Empfang und sprach dem Kaiser zu dessen Regierungsjubiläum seine und der Königin herzlichste Glück⸗ wünsche aus. Abends fand zu Ehren des ,, Königs⸗ paares ein Galadiner statt, bei dem der Kaiser Franz Joseph einen Toast ausbrachte, in dem er den spanischen Majestäten seinen Dank dafür aussprach, daß sie ihm ihre Glückwünsche zum sechszigjährigen Regierungsjubiläum dar⸗ gebracht hätten. ;

„Angesichts dieser koßbaren Beweise von den Gefüblen, welche Eure Majestät für mich hegen“ fuhr der Kaiser, W. T. B.“ zufolge, fort, sei es mir gestattet, in Ihrem Aufenthatt eine neue Kundgebung der Freundschaft zu erblicken, welche unabhängig von den Banden naher Verwandtschaft steis unsere Häuser vereinte, und gleichzeisig eine Kundgebung der ausgezeichneten Beziehungen jwischen Oesterreich— Ungarn und Spanien, für kessen Wohlergehen ich wärmste, herzlichste Wünsche hege.“

Der Kaiser trank auf die Gesundheit des Königs Alfons, der Königin Victoria und der ganzen Königlichen Familie.

Der König Alfons erwiderte:

Mit tiefster Rührung bringe ich Furer Masjestät meine Glückwünsche und die der Königin dar. Bei diesem denkwürdigen Anlaß handelt es sich für mich nicht bloß um ein Datum, das in der Jeschichte der Monarchie eine Epoche darstellt, in dem daz Beispiel eines Monarchen geboten wird, der nach secziglähriger Reglerungszeit in der gar ien Welt ebenso geliebt und geehrt wird, wie in seinen eigenen Staaten. Nicht um das allein bandelt es sich für mich. Auch in meinen Adern fließt das Blut der Habeburger, und es ist natürlich, daß ich den böchsten Stol; empfinde, daß mich Familienbande mit Eurer Majestät ver⸗ binden. Die spanische Armee ist stoli, den illustien Namen Eurer Majestät an ihrer Spitze zu führen.“

Nachdem der König für seine Ernennung zum General der Kavallerie der österreichisch⸗ ungarischen Armee gedankt hatte, erklärte er, daß die Erhaltung der n,, Be⸗ ziehungen zwischen den beiden Staaten stets der Gegenstand seiner unausgesetzten Sorgfalt bilden werde. Zum Schluß trank der König auf das Wohl des Kaisers, der Kaiserlichen Familie und auf das Wohlergehen Oesterreich⸗Ungarns.

Großbritannien und Irland.

In Crawchawbosth sprach gestern der Erste Kommissar im Miniterium für Arbeiten Harcourt über das deutsche Flottenprogramm. Wie das „W. T. B.“ berichtet, führte der Redner aus:

Das deutsche Flottenprogremm verteile sich auf mehrere Jahre, obgleich dies Englands wegen nicht nötig wäre, und sei vollkommen vernünftig, klar und ebrlich. Nur krankhafte Einbildung könne in

einem solchen Programm eine offene Bedrohung des Weltfriedens erblicken. Neben England müßten auch die anderen Länder auf ihre Verteidigung bedacht Jein, und sie seien in ihrem vollen Recht, alle

hierzu erforderlichen Schritte zu tun. Solche Maßnahmen be= rährten England erst dann, wenn sie Englands Vorherrschaft zur See zu gefährden droben. Eist dann, wenn dies eintrete, müsse England seine Vorkehrungen tieffen und ein Minimum von Schiffen bauen, die zur Aufrechterbaltung der gegenwärtigen Ueberlegenheit zur See nötig seien, einer Ueberlegenheit, die England auch in Zukunst zu wahren entschlossen sei, um es zu reimeiden, die anderen Nationen in eine Versuchung zu führen, die anderenfalls ihnen geboten würde. Aber, nachdem ich dies gesagt haben, fuhr Harcourt sort, ‚lassen Sie mich Ihnen versichern, daß nicht ein Schatten von Begründung für den jüngst in der gelben Presse erhobenen halb feigen, halb chaupfnistischen Lärm vorliegt. Innerhalb der letzten 10 oder 18 Jahre hat ez keine Zeit gegeben und ich spröche mil Wissen und im Bewußtsein der vollen Verantwortlichkeit in welcher unsere Beziehungen ju Deusschland in kommerjieller, kolonialer, politischer und dynastischer Hinsicht auf festerem und freundschaftlicherem Fuße gewesen sind als heute. Von persönlicher Feindschaft zwischen den Herrschern, den Regierungen und den Völkein ist keine Rede, und wenn in beiden Ländern eine kleine Schicht von Publizisten vor— handen ist, die infolge selbstsüchtiger, unpatriolischer Absichten den Wunsch hegen, die Nationen ju entzweien, so sind fie die Siraßen⸗ räuber der Politik und Feinde des Menschengeschlechis. Halten Sie den Kopf kühl, die Flolte bereit und die Zunge höflich, und Sie brauchen das Gekläff dieser Pariahunde nicht zu fürchten, welche die Hütte beschmutzen, in der sie wohnen.“

Im weiteren Verlauf seiner Rede führte Harchurt noch bezüglich der angeregten Flottenanleihe aus:

Die Aufnahme elner Anleihe zum Bau von Kriegsschiffen und ile in schließe fast jede finanzielle Täuschung und jeden wirtschaft⸗ lichen Febler in sich, den man sich denken könne. In Deutschland seien die Finanzen nicht dazu angetan gewesen, das Flotter programm ju erweitern. Das Geld habe deshalb durch eine Anleihe aufgebracht werden müssen. Man habe gesagt, weil Deutschland sein sich auf sieben Jahre erstreckendes Flottenbauprogramm auf eine An⸗ leihe gegründet habe, solle England Deutschlanda Vorgehen folgen. Warum, sollen wir das? Was wir brauchen, sind Ergebnisse, und wenn wir, wie es der Fall ist, glauben, daß wir diese Ergebnisse mit gleicher Sicherheit und mit weit größerer finanzieller Stabilität durch unsere bisherigen Methoden erreichen können, so wollen wir doch nicht unsere Zuflucht zu trügerischen Anleihen nehmen.

Türkei.

Das jungtürkische Komitee in Konstantinopel, das bisher die bulgarischen Konflikte mit Gleichmut be— trachtet hat, beginnt nunmehr sie mit Ernst zu verfolgen. Das Komitee erklärt zwar, W. T. B.“ zufolge, keinen Krieg u wollen, aber auch keine Rechtsverletzung zu gestatten. Wenn fach erfolgt sei, würde man auch vor einem Kriege nicht zurückschrecken.

Bulgarien.

Der Ministerrat hat, der Politischen Korrespondenz“ zufolge, mit Rücksicht auf die schwebenden türkisch-bulgarischen Streitfragen die Einberufung der Sobranje vor dem normalen Termin in Aussicht genommen.

Dänemark.

Im Folkething stand gestern der Antrag zur Beratung, das Haus solle den Willen aussprechen, an der Milderung der Tae des Unglücks mitzuwirken, welches das Verbrechen

lbertis über das Volk gebracht hat.

Wie das W. T. B.“ berichtet, bezeichnete der fungie rende Konseil⸗ präsident Christensen im Laufe der Debatte die Behauptung als vollständig unrichtig, daß die Regierung Mitwisserin von Albertis Verbrechen gewesen sei. Es seien Schritte zur gründlichen kriminellen Untersuchurg von Albertis Amtsführung eingeleitet worden. Mit stark bewegter Stimme sprach der Minister . Schmerz darũber aus, daß Albertis Verbrechen möglicherwelse dem cuten Namen Däne mamks im Aueland schaden könnten. Der fungierende Minister des Innern Berg trat darauf verschiedenen gegen ihn gerichteten An—

griffen entgegen. Asien.

Nach einer Meldung des „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenz⸗ bureaus“ haben n fro end Kurden des verstorbenen Kurdenchefs Ibrahim Pascha ihre Unterwerfung ange— boten.

Der französisch⸗chinesische Zwischenfall, der infolge des Einfalls chinesischer Revolutionäre von Yünnan nach Französisch⸗Indochina entstanden war, ist, „W. T. B.“ zufolge, deige legt worden. China zahlt 100 000 Dollars und den an der Jünnanbahn angerichteten Schaden. Es er— neuert die Minenrechte und gestaftet den Ausbau der Eisen⸗ bahn bis Sianfu, aber lehnt es ab, den Vizekönig seines Amtes zu entsetzen.

Das chinesische Finanzministerium hat, dem „Standard“ zufolge, beschlossen, für China die Silberwährung bei⸗ zubehalten. Ferner wird dem Blatt gemeldet, nach chinesischen Zeitungen werde der Große Rat im Jahre 1910 abgeschafft werden, sodaß von da ab das Kabinett die erste Regierungs⸗ behörde bilden werde.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der gestrigen Reichstagsersatzwahl für Königs— berg 1 (Memel⸗Heydekrug] wurden nach den amtlichen Er⸗ mittelungen insgesamt 14505 gültige Stimmen abgegeben. Es erhielten der Geheime Regierungsrat a. D. Sch wabach (Natlib) N27, Butt kere it (Kons.) 2904 und Hofer (Soz. 1852 Stimmen. Zersplittert waren 22 Stimmen. Schwaba ist somit gewählt.

Nr. 43 des Zentralblatts für das Deutsche Reich“, her⸗ ausgegeben im Reschsamt des Innern, vom 2. Oktober, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulgtwesen: Exequgturerteilungen. Y) Post. und Telegraphenwesen: Ausdehnung des Geltungebereichs der Ortstaxe auf Nachbarpostorte. 3) Zoll- und Steuerwesen: Verlegung dis Wohn sitzes eines Stations kontrolleurs. 4) Marine und Schlffahrt: Er—⸗ scheinen des dritten Nachtrags zur amtlichen deutschen Ausgabe des Internationalen Signalbucht. 5) Polizeiwesen: Auzweisung von Ausländern aus dem Reichegebiete.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Gesamtergebnisse der Produktionserhebungen in der Automobilindustrie Deutschland g.

Im Hinblick auf die wachsende Bedeutung der heimischen Auto⸗ mobilindusfrie sind im Reichsamt des Innern Produktionserhebungen über den Umfang und über die Entwicklung dieser Industrie für die Jahre 1901, 1963 und 1906 veranstaltet worden, deren Ergebnisse nunmehr im Druck vorliegen.

Biederhölnung

Kapital .. ö

Es betrugen in der Automobilindustrie Deutschlands: 1901 1903

12 18

S 7 536 225 16 306116

16589 3289

hne s 18185 8 815 gn

ö. der technischen Beamten 116 228

ehälter f, D d 556 582 Zahl der kaufmännischen Be⸗

amten 68 167

Gehälter. S6 156 419 398 595 Wert der wichtigsten Betriebs

stoffe (Brennmaterial usw) M 144715 431 251

Wert der wichtigsten Materialien

(Rohstoffe, Halbstoffe, Fertig⸗

fabrikate) 6

1806

34

43 001814 160347

13 323 578 612 1549194

480 1067 164

1604869

2 643 386 26 202 632.

1903 1906 Stũck 160 Stuck

6 742 321

A Produktion von Kraft- dern.

B. Produktion von Kraft- wagen und Unter⸗ gestellen:

a Per sonen⸗

e sen, ;

I) für rivat⸗ hren 882 Y für Gewerbe⸗

. 168

b. Lastwagen: ) Lieferungs⸗· ae,, Y schwere Last⸗ wagen 3) andere Wagen für besondere

Zwecke. 2

2991 1428361 3923 2328684

4364217 81935 52

1258 8855041 491797

3924 942

29789475 690481

26 142400 82 13 124272 56

580157 160 bõbl66 155

06379 2202092

11625 37 448164

Insgesamt Summe B 884 4712824 C. Produktion von anderen Erzeugnissen (Einzelteilen, Ersatz teilen, Schiffs⸗ und Luftschiffsmoto⸗ ren usw.; Re⸗ paraturen).

1450 10594786 43035591

ob 20

35750 4712824 906220

2083093

2991 1428361 1450 109594786 2083093

ob7 Sh 0h

2328684 43035591 5678505

Summe A . 41 ö. ) 884

Sesamtwert der Produk⸗ . tion . B66 4794 14106240 Il. Hil ksindustrien. 1901 1903

Zahl der Betriebe.. 66 91

ö S 260 709 17245 705 ahl der Arbeiter. . 1308 2768

m 1 2 934230

sonstige Angestellte . 173 406

. . 349 245 S28 219 3 366 517

Wert der Produktion. M 6171870 17 562 398 82052023.

Die Summe von 43 Millionen, die als das in der Fahrzeug⸗ industrie arbeitende Kapital ermittelt worden ist, bleibt hinter der Ziffer zurück, die sich aus den Bilanzen der Aktiengesellschaften und anderweit gemachten Angaben der Gesellschaften und Einzelficmen ergeben. Der Unterschled erklärt sich daraus, daß ein großer Teil der Fahrzeugfabriken neben der Herstellung von Kraft— rädern, Kraftwagen und Motoren auch noch andere Fabrikationg« weige betreibt, so. z. B. die Herstellung von Fahrrädern, Maschlnen, Eisenteilen usw.; in diesen jahlreichen Fällen ist vom Reichsamt des Innern nicht das Gesamtkapital ein⸗ gestellt, sondern der Teil des Kapitals ermittelt worden, der dem Anteil der eigentlichen Automobilfabrikation an der ge— samten Kabrikation elfen Auch muß berücksichtigt werden, daß die Erhebungen mit dem Jahre 1956 abschließen und daher die zabl⸗ reichen, zum Teil mit bedeutenden Kapltalien ausgestatteten Betriebe, die innerhalb dieses Jahres neu entstanden sind, aber noch nicht fabri= jiert haben, in der vorstehenden statistischen . noch nicht erscheinen. Anderseits waren von den Fabriken, die ihren Be⸗ trieb im Laufe des Jahres 1906 eingestellt haben oder in Konkurs geraten sind, keine 2 zu erlangen; auch die Kapitalien dieser Fabriken feblen daher in der Gesamtzfffer.

Dieselben Umstände, wie deim Kapital, sind auch auf die Zahl

olodz7 80. 1906 154 50 O68 489 10751 12 473 051 1468

der beschäftigten Arbeiter von Einfluß gewefen.

Von den zur Zeit noch bestehenden Automobilfabriken baben nut 3 die Fragebogen nicht ausgefüllt. Diese Fabriken sind jedoch so unbedeutend, daß ihr Fehlen ohne Einflaß auf die Statistik it Weniger Anspruch auf Vollfländigkeit kann die Statistif der Hilft⸗ industrien erheben; bei dieser ist einmal die Zahl derjenigen Be— triebe, die nicht geantwortet haben, sehr viel größer gewefen als in der Automobil industiie; die e , . lag aber darin, daß es fost unmöglich ist, den Kreis der zur Automobilhilfsinduftrie zu rechnenden Fabrikationgjweige zu begrenzen, da viele zur Automobil- sabrikation erforderlichen Roh⸗ und Hilssstoffe außerdem auch in anderen Industrien Verwendung finden und vielfach nicht direlt an den Verbraucher, sondern an Händler geliefert werden, fobaß die Er— uger dieser Stoffe nicht wissen, in welcher Industrie ihr Erzeugnis schließlich Verwendung findet.

In den Produkttonszahlen der Hilfsindustrien ist übrigens nicht nur das enthalten, was von den Hilfgindustrien an die Automobs— industrie geliefert worden ist und in deren Produktiongjahlen wieder- eisch int, wie Stabl. und Metallguß, Auiomobilteile und zubehör, Farosserie, sondern auch die Lieferung von Betriebzstoffen und Er satztellen an die Automobilbesitzer. z. B. Benzin, Oel, Radreifen und Taufdecken, und ferner die für Rechnung der Automobilbesitzer aus= geführten Reparaturen. Endlich kommt noch hinzu die fehr erheb- iche Ausfuhr von Eisatzteilen und Zubebör, die insbesondere in der Gummiindustrie ins Gewicht fällt. So sind 3 B. von der Gesamt⸗ produktion der i, , im Jahre 1906 im Werte von 82 Mil lionen Mark in Ä zug zu bringen:

Wert in Millionen

1) der gesamte Benzinverbrauch... 2) die Produktion an Werkzeugmaschinen 3) die Ausfuhr der er m fen 4 die Ausfuhr der Eisen. und Stahlerzeugnisse o) die Ausfuhr von Automobilzubehörteilen 6) die Ausfuhr von Karosserien = insgesamt Der Wert der Statistik der Automobilhllfsindustrien beruht daher

veniger in der absoluten Höhe der Zahlen als in der Vergleichbarkeit der Jahlen der berschiedenen Jahre.

Zur Arbeiterbewegung.

„„Bei der Berliner Fensterreinigrngzanstalt Otto Arn— eim u. Co. ist vor acht Tagen ein Ausstand ausgebrochen. Die

Arbeiter haben, wie die „Voss. Ztg.“ mitteilt, obne vorherige Kündigung die Arbeit niedergelegt, obwohl die Firma sich zu Unter- handlungen bereit erklärt und sich erboten hatte, durch ihre Geschästa⸗ bücher den Nachwels zu erbringen, daß fie für die Branche die höchsten Löhne (durchweg mindestens 22650 S für die Woche) iahlt, Es ist ihr inzwischen mit Hilfe des Ärbeitenachweifcs des Zentralverbandes deutscher Arkeitgeber in den Trangzport⸗, Fuhr⸗ werks⸗ und ähnlichen Gewerben sowie der Beihilfe der Kollegenschaft gelungen, genügend Ersatzkräfte zu finden. Leider sind, wie fast jmmer in solchen Fällen, große Ausschreitungen gegen die Arbeitswilligen k r die Frankfurter Zeitung' aus Konstantinopel meldet, haben die Ausständigen der englischen . Aidin: bahn einen k zur Entgleisung gebracht und auf der ganjen Bahnstrecke die Telegrgphenlinie 'zersört. Die Lage in Smyrna geftaltet sich bedenilich. 3, Nr. 232 d. BI.) Die Arbeiter der algerischen Sektkon der Eisenbahn⸗ ,, , Paris Lyon Mittelmeer beantworteten, wie

svndikats, betreffend ihre Stellung zur Frage eines allgemeinen Ausstands, dahin, daß sie in Friedenszeiten für Dienstverweigerung und Imftichlaffen der Arbeit und für den allgemeinen Ausstand feien. Spie beschloßen ferner, sich in Kriegszeiten dem Trangport der Truppen an die Grenze zu widersetzen. Wegen dieser Beschlüsse entließ die Eisenbahngesell⸗ schaft die Angestellten, welche die Befragung der algerischen Sektion beranlaßt hatten, und denjenigen, der in der Versammlung der Sektion den Vorsitz gefübrt hatte. Um gegen diese Maßregelung Verwahrung einzulegen, erklärten die Arbeiter der Sektion den Ausstand.

Wohlfahrtspflege.

Die Auskunfts, und Fürsorgestellen für Alkohol— kranke bezwecken, der Ausbreitung des Mroboliamus (der Trunksucht) vorzubeugen. In den Auskunfts. und Fürsorgestellen wird jedermann unentgeltlich Auskunft über die Alkoholftage erteilt; ez wird dem Alkoholkranken freie ärztliche Untersuchung geboten, Rat und Beistand demjenigen gewährt, der bereits die Folgen des Alkoholmißbrauchs an sich oder in seiner Umgebung wahrgenommen bat. Eg befinden sich solgende Auskunfte, und Fürsorgestellen für Alkoholkranke in Berlin'“ Königliche Charité, Poliklinik für Nervenkranke (Eingang Alexanderufer), für N., NW., Leiter Dr. med. Kap ff, Direktor der Heilstätte . Walbfrieden . Sprechstunden: Montag und Donnerstag don 5—7 Uhr; Linkstraße 11, für W., SW., 35 Leiter Dr. med. Bratz, DOherarit der städtischen Anstalt für Epileptische Wuhlgarten /; Sprechstunden: Freitag von 6 bis 8 Uhr; Gormannstraße 13, für O., NO., Leiter Dr. med.

alkenberg, Oberarzt der städtischen Irrenanstalt Herzberge;

prechstunden: Mittwoch von 5—7 Uhr. Gine ärztliche Be⸗ handlung findet in den Auskunfts, und Fürsorgestellen nicht statt; Kranke, die in ärztlicher i, sich befinden, haben von ihrem Arjte einen Ueberweisungsschein an die Färsorgestellen mitzubringen.

Kunsft und Wissenschaft.

Das Königliche Kunst gewerbemuseum veranstaltet in diesem Vierteljahr in seinem Hörsgal, Prinz Albrechtstraße 7 = 6, Hof, folgende Vortrag siyklen: 1) Direkkor Dr. Peter Jessen! Ein“ führung in die Litergtur des Kunstgewerbes, Montags, Abends 8 big 2 Uhr, Beginn Montag, den 19. Oktober; 2) Dr. Hermann Schmitz: Der Klassizismug in Norddeutschland vor Schinkel (i770 bis 1816), Dienstags, Abends 83 bis 9 Uhr, Beginn: Dienstag, den 20. Oktober; 3) Or. Oskar Fischel: Die 66. als Dekoration des Innenraums, Donnerstags. Abends 8 bis gr Uhr, Beginn: Donnertztag, den 29. Oktober. Die Vorträge sind unentgeltlich und werden durch Lichtbilder und ausgeftellte Gegenstände erläutert.

Im Königlichen Kunst gewerbemuseum ist in den vorderen Sälen eine Sonderausstellung von Arbeiten einer Gruppe en glischer Künstler eröffnet worden. Es sind vorwiegend kalligraphische Ar— beiten, Drucke, Bucheinbände, Schmucksachen und Silbergeräte. Unter den Künstlern finden sich führende Meister des eng, lischen Kunstgewerbes wie Cobden Sanderson. Douglas Cockerek, Lucien Pissarro, Edward Johnston, H. Wilson und Andere; den Kern bildet die Gesellschaft der Schreibkünstler, die Society of , , . deren Mitglieder, Männer und Frauen, besonderz kostbare Manuskripte nach mittelalterlicher Art beigesteuert haben. Die Ausstellung wird Kunstfreunden und Fachleuten nach verschiedenen Richtungen Anregung geben. Die größere Sonderautstellung . Grabstein⸗· kunst im Lichthof und im Garten wird nach viermonatlicher Dauer mit dem Eintritt des Herbstes am 14. d. M. geschlossen werden müssen.

Im Verein für Deutsches Kunstgewerbe spricht am Mittwoch, den 7. Oktober, Abends 87 Uhr, der Direktor der Koönig— lichen Porjellanmanufaktar zu Berlin, Geheimer Regterungerat Br. A. Heinecke über Technik des Porjellang Eine reiche Ausstellung von Halbfabrikaten und e Erjeugnissen wird den Vortrag be—⸗ gleiten. Die Ausstellung ist bereits von Abends 8 Uhr ab im großen Festsaale des Künstlerhauses zugänglich.

In dem Schloß Gaußig bei Seitschen im sächsischen Kreise Bautzen ist bei der staatlichen Inventuraufnahme eine wertvolle, bisher unbekannte Gemäldesammlung entdeckt, in der sich nicht nur ein Gemälde Rembrandts, sondern auch eine ganze Reihe sonstiger beachtengwerter nlederländischer und deutscher älterer Gemälde be— findet. Hans Naumann berichtet über den wertvollen Fund in der bei G. A. Seemann in Leipzig erschelnenden Zeitschrift für Bildende Kunst?'. Dangch ist. die Galerie Fideikommißbesitz der gräflich Schall ⸗Riaucourschen Familie und geht in ihrem , . vielleicht auf den Jesuitenpater Johann Adam Schall von Bell zurück, der 1591 zu Cöln geboren wurde und 1666 als Großmandarin in ri starb. Er lebte als Missionar, e . licher Mathematiker und Astronom am Hof Suntschis, des ersten Kaisers der Mandschudynastie. Der chinesische Kalender verdankt ihm seine heutige Form, und die berühmtin astronomischen Instrumente der Pekinger Sternwarte, die bel den Chinawirren nach Potsdam Über- geführt wurden, sind unter seiner Aufsicht und nach seinen Angaben an⸗ gefertigt. Das wertvollste Tunstwerk der in Gaußig aufgefundenen Sammlung ist Rembrandts kleines Brustbild seiner Mutter mit dem Buch, dag sich, durch das phantastische Kostüm, die n. Charakteristik, die exakte Formgebung und die feine Färbung als ein Jugendwerk des Künstlerz von 1629.30 erweist. in Bildnis einer jungen Dame mit Perlenschmuck ist vielleicht die Kopie eines verlorenen Porträts von Rembrandt, auf den eine späͤtere Inschrift es direkt bejiehen will. Das älteste Werk der Sammlung ist ein kleiner Christus an der Säule sitzend', der als Werk des nieder— ländischen Italisten Jan Gossaert von 1527 bezeichnet ist und bigher nur durch Kopien bekannt war. Ein Bild, das eine Fuß— operation an einem Satyr darstellt, läßt sich nach einem Stich als Werk des seltenen Antwerpeners Barthel Sprangers bestimmen. Eine figurenreiche Anbetung der Welsen geht nach dem Urbilde auf den absonderlichen und an eee , Pieter Brueghel den Aelteren zurück. Auch von Jan Brueghel besitzt die Sammlung ein Werk, ein Herbstbild; dann von Haarlemer Künstlern zwei Bild nisse des Jan Verspronk, ein Satyrbild des Salomon de Bray, eine Landschaft von Salomon Ruyvedael, eine ausgejeichnete Kneip⸗ szene von Isak van Ostade und eine Schlägerei in der Schenke von Jan Steen, Cornelis Safilepen ist durch eine frühe Arbeit vertreten, Abraham de Hondt mit einem bezeichneten Werk. Von Philipp Wouvermann ist eine kleine Landschenke in Hügel⸗ landschaft da, von Aalbert Cuyp ein schöner Reiter auf der Weide“, von Aert van der Neer eines seiner bessen Seestücke mit dem

Monogramm; eine Dünenlandschaft vertritt Jan van der Meer;

T. B. meldet, eine Anfrage des Allgemeinen Gifenb. hnarbeiter..

ein Urteil des Paris Hermann van Swane belt. eine spinnende Alte Hendrik Bloemgert. Eine Soldatensjene mit dem ö ,,, . ist als Werk des Jacob Duck bezeichnet; weitere Genre⸗ ider sind eine nähende Alte von Cornelis Bega, ein seifenblasender Junge von Cagpar Netscher, ein Mädchen bes' der Wahrsagerin von dem jüngeren Fran van Mierig. Von deutschen Bildern seien das offenbar niederrheinische eines Herrn mit zwel roten Nelken genannt und die Halbfigur einer Bürgersfrau aus der Mitte des 16. Jahr⸗ hunderts. Von Künstlern des 18. Jahrhunderts find Rofalba Carriera, Raphael Mengs, J. H. Tischbein und Anton Graff ver— treten. Besonders intereffant sind zwei allchinesische Porzellanfiguren, die in Ching auf Veranlaffung jenes Paters Schall hergestellt wurden und als frühester porzellanener Exportartikel dienten. Figuren dieser Art scheinen nicht nur bei der Entwicklung des exotischen Barockstilz in Sachsen, sondern auch bei der Gifindung des Meißner Porzellans eine Rolle gespielt zu haben, da unter Halen, ersten Versuchen ähnliche Figuren vorkommen. *

Bauwesen.

Einen Wettbewerb, betreffend Verhütung von Rauch— schäden, hat das Königlich sächsische Finanzministerium mit Frist bis ium 31. Dezember 1909 ausgeschrieben und folgende Preise ausgesetzt: a. 2000 S für denjenigen, der die beste Bearbeitung der im ge⸗ samten Schrifttum der Kulturvölker enthaltenen Vorschlägt zur Ver= bütung von Rauchschäden in einer Weise liefert, daß sie anregend auf, die Besitzer von großen Feuerungsanlagen und anderen, saure Gase entsendenden Anlagen wirkt; b. 10 Gö6 6 für Erfindungen, die es auch bei der gewöhnlichen Bedienung der Feuerungs⸗ oder anderen Anlagen durch einen schlichten Arbeiter ermöglichen, die Schädlichkeit der Feuerungeahgase wie fonstiger faurer Industrieabgase oder wenigstens eines dieser Abgase mit Sicherheit auszuschließen. Die kaufmannische oder gewerbliche Verwertung der Erfindung bleibt dem Erfinder unbeschränkt aberlassen. Ueber die Erteilung der Preise ent⸗ scheidet das Finanzministerium nach Anhörung eines Sachverstãndigen⸗ ausschusses. Den Wortlaut des Preigausschreibens versendet die Kanzlei des Finanzministeriums.

Einen Wettbewerb um Entwürfe für ein Knaben schulhaus in Rostock hat das dortige Stadtbauamt im Auftrage des Rostocker Rates unter den reichsdeutschen und im Deutschen Reiche ansässigen Architekten mit Frist bis zum 3. Januar 1909 ausgeschrieben. Die Unterlagen sind vom Stadtbauamt gegen poft. und bestellgeld⸗ freie Ginsendung von 5 6 zu beztehen, die den Ginlieferern von Entwürfen zurückerstattet werden. Drei Presse von 20665, 1560 und 1009 M stehen zur Verfügung. Der Ankauf von drei welteren Ent- würfen für je 500 MS bleibt vorbehalten. ;

Verdingungen im Auslande.

Oesterreich ˖ Ungarn.

5. Oktober 1908, Mittags 12 Uhr. K. K. Staats bahndirektion in Krakau: Bau von Magazinen für Naphtha und Ser auf der Eisenbahnstation in Tarnow. Die Gesamtkosten betragen ungefähr 14 042Kronen. Die Arbeiten sollen am 15. Dezember 1908 beendet sein. Näheres bei der genannten Direktion. .

Verkehrsõanstalten.

In Nauru (NMarshall⸗Inseln) ist eine Postagentur eingerichtet worden, deren Tätigkeit sich auf die Annahme und Ausgabe von ge— wöhnlichen und eingeschriebenen Briefsendungen sowie auf den Paket., Wertbrief⸗ und Zeitungsdienst erstreckt.

Laut Telegramm aus Saßnitz ist die Post aus Schweden und Norwegens die heute vormittag in Berlin fällig war, infolge starken Nebels auf See ausgeblieben.

Theater und Mustk.

Neues Königliches Operntheater.

Am Donnergtag sind Die Schlierseer“ als stets willkommene Gäste im Neuen Königlichen Qperntheater eingekehrt, wo sie auch im vergangenen Jahre einige Wochen ihre urwüchsige Kunst zeigten. Ihr diesmaliges Gastspiel leiteten sie nicht allein mit einem neuen Stück von Rauchenegger und Dreher, „Der Paragraphen⸗ schuster' betitelt, ein, sondern auch mit einem hübschen Prolog, den Fräulein Fanny Terofal durch die ungewohnte Aufgabe freilich etwas befangen vorlas. Daz neue Stück. das durch die komische Haupt- rolle eines gewitzten und rechtekundigen Dorfschusters getragen wird, erzielte einen vollen Heiterkeitgerfolg, da Herr Terofal seine ganze vis comica als „Paragraphenschuster“ einsetzen konnte. Die Art, wie er durch allerlei Kniffe und Verkleidungen, u. a. als ungarischer Graf und wahrsagende Zigeunerin, einen reichen Bauernhofbe tzer überlistet und dessen Einwilligung zur ehelichen Verbindung seiner Tochter mit dem Gemeindefindling Schorschl erlangt, ist einfach a n, Neben Terofal behaupteten sich auch alle anderen Mitwirkenden mlt Ehren, so 9 . uller und Maria Erhardt als Liebespaar, Georg Vogelsang und Anna Rail als Bauer und Bäuerin, Nikl Kopp als Knecht u. J. Jodler und Schuhplattltänze belebten bei elnem Feuer— wehrfest und der Hochzeitsfeier Tie Sjene, und reijvolle Zithervorträge kürjten in angenehmster Weise die Zwischenakte. So blieb denn au der lebhafte Beifall des Publikum; nicht aus, der jum Schluß mit den wackern Darstellern auch den anwesenden Mitverfasser des unter⸗ haltenden Stückeg, Benno Rauchenegger, vor den Vorhang rief.

Im Köntglichen Opernbause wird morgen, Sonntag, ‚Sar— danapal“ in der bekannten Besetzung aufgeführt (Anfang 8 Üihry. Montagabend wird Die Götterdämmerung“ in folgender Besetzung gegeben: Siegfried; Herr Kraus; Brünnhilde; Frau Plaichinger; Hagen: Herr Griswold; Gunther: Herr Bronsgeest; Alberich: Herr Krasa; Gutrune: Fräulein Ekeblad; Waltraute: Frau Goetze; Rheintöchter: die Damen Hempel, von Scheele⸗Müller, Ober; Nornen: die Damen Herzog, Rothauser und von Scheele, Müller. Dirigent ist der General- musiktdirektor Dr. Muck (Anfang 64 Uhr). Fräulein Farrar tritt am Dienstag in ‚Mignon⸗ auf. Das erste Auftreten des Fräuleins Destinn nach ibrer Erkrankung findet am Mittwoch statt, und zwar als Valentine in den „Hugenotten“.

Im Königlichen Schauspielhaͤuse wird morgen, Nach— mittags 25 Uhr, bei ermäßigten Preisen Schillers ‚Wilßelm Tell“, mit Herrn Sommerstorff in der Titelrolle, gegeben. Es wirken ferner in Hauptrollen die Herren Molenar, Pohl, errack, Arndt, Zeigler, Geisendzrser, Mannstädt, Vollmer und die Damen Lindner, Butze, Stein⸗ sieck und Poppe mit. Abends werden „Die Jäger“ von A. W. Iffland jum ersten Male in der Besetzung der Neueinstudierung wiederholt. Am Montag, den 5. wird Shakespeares , Julius Caesar in folgender Besetzung gegeben: Caesar: Herr Zimmerer; Octavius: 2 Boettcher; Marcus Antonius: Herr Staegemann; Brutus:

err Kraußneck; Cassius: Herr Sommerstorff; Cageca: vert Pohl; Decius Brutus: Herr Geisendörfer; Fraͤulein von Arnauld; Portla: Frau Poppe. Im Neuen Königlichen Operntheater spielen die Schlierseer morgen nachmittag den ‚Dorßspfarrer' und Abends den Paragraphenschuster! In beiden Vorstellungen gibt Xaver Terofal die komischen Hauptrollen. Der Splelplan det Deutschen Theaters für nächste Woche kündigt „König Lear“ für morgen sowie für Mittwoch, Freitag und nächsten Sonntag an. Für Diengtag und Donnerstag ist ‚Kabale und Liebe! angesetzt, am Montag wird Medea“ gegeben, und am Sonnabend findet eine Aufführung des Sommernachtstraums“ statt. In den Kammersptelen des Veutschen Theater ist Arno Holz Komödie „Sozialaristokraten“ für morgen, Mittwoch und naͤchsten Sonntag angesetzt. Am Montag wird Ibsens Schau

Calpurnia;

spiel ‚Gespenster und Dien tag Wedekinds Kindertragödle Frühlings-