Die Gdelmetalleinfuhr hatte einen Wert von 306,8 Millionen Mark gegen 145,2 Millionen Mark im Vorjahre, die Edel- metallausfuhr einen Wert von 59,1 gegen 68,5 Millionen Malk. Gegen das Vorjahr 1907 beträgt der Ein fuhrwert einschließlich der Edelmetalle 247,6 Millionen Mark weniger, gegen 1906 dagegen 308,5 Millionen Mark mehr, der Aus fuhrwert gegen das Vorjahr 76,58 Millionen Mark weniger, gegen 1906 dagegen 545,6 Millionen Mark mehr. — i das laufende Jahr wurden in der Regel die für 1907 ermittelten Werte zu Grunde gelegt, die bei der endgültigen Be⸗ wertung nach Jahresschluß eine Aenderung erfahren werden.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus München-⸗Gladbach meldet die Köln. Ztg.: In der Frage der Einführung des Zweistuhlsystems im Buckskin⸗ gewerbe ist der Versuch einer allgemeinen Regelung gescheitert, weil der Verein der Textilindustriellen der Arbeiterorgani⸗ sation mitteilte, daß er satzungsgemäß nicht berechtigt sei, irsend⸗ welche Arbeitebedingungen für seine Mitglieder festzusetzen. (Val. Nr. 240 d. BI)
Runst nnd Wissenschaft.
Der Bildnismaler Professor Gottlieb Biermann, Mitglied der Königlichen Akademie der Künste, ist am 18. d. M hier aus dem Leben geschieden Er wurde am 13. Oktober 1824 in Berlin geboren, besuchte die hiesige Akademie als Schüler von W. Wach und ging, als er 1. J. 1850 den Staate preis für Geschichtamalerei erbielt, nach Paris in das Atelier Cogniets, später nach Italien, Brüssel und Luxem- burg. Von Schlachtenbil dern . Gustav Adolfs Tod , Stettiner Museum) und Genrebildern aus dem italienischen Volksleben ging er mehr zum Porträt über, das er mit wirkünzsvollem Kolorit und vornehmer Charakteristik behandelte, vor allem in Kindergruppen und Bildnissen von Damen der Aristokratie. Gelegentlich schuf er auch ideale Einzel ˖ hier, (. Zigeunerlkönigin· 1877, „Gsiber! 1880, Verklungene
kkorde) und mythologische Sienen (. Bacchantin) Seit dem Jahre 1855 war er in Berlin ansässig.
. . Jagd.
Die für Frestag angesetzte Königliche Farforccfagd wird auf Son nabend, den 24. d. M., verlegt.
Verkehrõan stalten.
Laut Telegramm aus Ratibor hat daselbst die Post aus Wien, die heute früh in Berlin fällig war, den Anschluß nicht erreicht.
Nach einem Telegramm aus Cöln ist ferner die beute nach⸗ mittag um 6 Uhr in Berlin fällige Post aus Frankreich infolge von Zugverspätung ausgeblieben.
Theater und Musik.
Königliches Opernhaus.
Im Königlichen Opernhause begann gestern Enrico Caruso,
der jedes Jahr im Herbst in Berlin einzukehren pflegt, sein dies⸗ maliges Gast viel. Im Zuschauerraum, der bei außergewöhnlichen künftlerischen Greignissen stets ein farbenfrobes und fesselndes Gesell⸗ schaftsbild jeigt, herrschte gestern angesichts der bevorstehenden Hochzeite⸗ feierlichkeiten im Kaiserhause eine doppelt festfreudige Stimmung, die ch in den erwartungsvoll nach der Königlichen Loge gerichteten licken deutlich genug ausprägte. Die Hoffnungen der An— wesenden, Mirglieder der Königlichen Familte an diesem Abend in ihrer Müte ju sehen, wurden auch nicht getäuscht. Nachdem die anmutigen Weisen von Leo Blechs den Abend er öff nenden harmlog heiteren Dorfidylle Das war ich“ verklungen waren und die ersten Töne von Leoneavallos „Bajaijzi“ ein⸗ etzten, erschienen in den linksseitigen Prosieniumslogen des ersten anges mit Seiner Majestät dem Kaiser Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hobelten der Kronprinz und die Kronprinzessin, Seine Königliche Hoheit der Herzog von Sachsen -Coburg⸗ Gotha mit Gemablin und andere hier anwesende fürstliche Gäste. Hert Caruso hatte als Antrittsrolle den Canio gewählt, eine Partie,
die er hier bisher noch nicht gesungen hat und die abseits von dem Gebiet deg bel canto liegt, auf dem er sonst seine hervorragende Gesangekunst zu betätigen pflegt. Wer aber seinen Don Joss kennen gelernt hat, weiß, daß er auch jenen anderen Stil beherrscht, daß er nicht nur schön ju singen, sondern den Ton charakte—
ristisch zu färben sowie durch lebendige Darssellung hinzu⸗ reißen vermag. Hierin bietet die Rolle des Canio vollauf Gelegenheit, und der Gast wußte sie zu nützen. Schon die ersten Töne, bei dem Einzug der Komödianten und dem Gespräch mit den Bauern, jeigten, daß er in bester stimmlicher Verfaffung war. Der Schleier, der im vergangenen Jahre zuweilen über dem Organ zu liegen schien und den Kuünstler zwang, es vorsichtig zu verwenden, war gewichen. Frei, hell und freudig klang es, als er, abgehend, die Dorfbewohner jur abendlichen Vorfiellung Jud. Ihren Höhepunkt erreichte seine deistung mit dem ergreifend gestalteten Schluß des ersten Aufzug, mit der Klage des betrogenen Bajazzo. 22 aller veristischen Momente, dem luchjen des Gebrochenen, dem Aufschrei des Verjweifelnden, ing hier niemals die schöne Linie verloren, blieb der charakteristische irn doch immer wundervoller Gesang; und als er geendet hatte, brach ein Beifallcsturm los, der Caruso wohl an die jwanzig Mal vor den Vorhang rief. Im letzten Akt kann die Rolle nur darstellerlsch noch feffeln; nicht minder bewährte sich hier seine unvergleichliche Kunst. Auch sonst stand die Auf sührung, die big auf die Chöre durchweg in italienischer Sprache geboten wurde, auf ansehnlicher Höhe. Neben 966 wirkte noch ein zweiter Italiener, Antonio Scotti, von der Metropolitan Oper in New Jork, als Gast mit. Sein Tonio war äußerlich anders, als man ihn bier ju sehen gewöhnt ist; er gab ibn als verkömmenes Faktotum der Truppe in k Alltagtgewand. Herr Scotti erwies sich schon bei dem Prolog als Gesange künstler von Geschmack und großem Können, aber von nicht, oder nicht mehr sehr bedeutenden stimmlichen Mitteln. Seine schauspielerische Leissung war ebenfalls hervorragend. Von einheimischen Kräften wi kten Fräulein Farrar als gefallsũchtige, anmutig jierliche Nedda, Herr Bronsgeest als gesanglich und dar⸗ stellerisch ungemein sympathischer Silvio und Herr Kirchhoff als charaktervoller Beppo mit. Edmund von Strauß leitete die Auf⸗ führung mit Temperament und Umsicht.
Am rn, Herr Enrico Caruso im Königlichen Opern bause sein stspiel als Radames in Verdis Aida“ fort. Die Besetzung der übrigen Hauptrollen ist folgende: Aida: Fräulein Destinn; Amneris: Frau 6 Amoratro: Herr Scotti als Gast; der König: Herr Griswold; Rampbis: Herr Knüpfer. Musikalisch leitet der Kapellmeinter Blech das Werk.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Viel Lärm um Nichiz von Shakespeare, mit den Herren Boettcher, Traußneck, Geisendörfer, Staegemann, Patry, Eggeling, Vollmer, Vallentin und den Damen Arnstädt, Steinsieck, von Mayburg und Eschborn in den Hauptrollen, a,
Das Friedrich Wilhelm städtische Schauspielhaus be⸗ reitet für dle nächsten Wochen eine ganze Reihe von Erstaufführungen vor. Als erste dieser Aufführungen geht Erich Korns Drama Anteros“ in Sjene. Es folgen dann Freiherrn von Schlichts und Walter Turszinekys Lustspiel Seine Hoheit, Herbert von Bergers Drama Irmingard! und Adolf Pauls „Kristian der Zweite“. Sämtliche Werke sind für ⸗Berlin Uraufführungen.
In Breslau ist, wie W. T. B.“ meldet, der Musikdirektor e, . Rudolf Thoma, Kirchenmusiker und Komponist mehrerer ratorien und Opern, im Alter von 80 Jahren geftorben.
Mannigfaltiges. Berlin, 21. Oktober 1908
Zwei sehr helle Feuerkugeln hat der Direktor Dr. F. S. Archenhold am Montag, den 18 Oktober, Abends zwischen 16 und 101 Uhr, auf der Treptower Sternwarte beobachtet. Die erste Feuerkugel jeigte in ihrer Bahn einen scharfen Knick, der im Kleinen Bären! lag. Nach diesem Knick ging die Feuerkugel fast mit derselben Helligkeit weiter. Für eine genaue Bahnbestim mung dieser beiden Meteorerscheinungen ist es sehr wichtig, daß alle diejenigen, die sie ebenfalls beobachtet haben, genaue Angaben über die Zeit, die Farbe, die Helligkeit u a m. an die Redaktion der illustrierten Halbmonatejeitschiift Das Weltall“, Treptow bei Berlin, Sternwarte, gelangen lassen.
Landshut, Bayern, 21. Oktober. (W. T. B.) Heute morgen gegen drei Uhr sind auf der hiesigen städtischen Gaßanstalt in— folge einer Gaserplosion das Maschinenhaus und Neben— räume in die Luft gesprengt worden. Drei Arbeiter wurden
durch Flammen verletzt, einer von ibnen ist gestorben.
Hamburg, 20. Oktober. (W. T B) Heute mittag wurde in Anwesenheit des Staaissekretärs des Reichskolonialamts Vernburg und des Vizeadmirals Breusing, als Vertreter des Staatssekretärs des Reicksmarineamte, ferner des preußischen Gesandten Grafen von Gottzen, des Bürgermeisters O'swald und Anderer da Hamburgische Kolonialinstitut durch den Senator Dr. von Melle eröffnet. Der Staatssekretär Dernburg hielt eine Ansprache, in der er die besten Wünsche der Resichs« regierung für das Institut überbrachte, um dann dessen Aufgaben darzulegen. Er 1 Der Eifolg einer Kolonisationgarbeit hängt nicht nur von der äußeren Macht und Stellung ab die sie der kolonisierenden Nation verleiht, auch nicht von dem Maße der Wohl habenheit und der Bereicherung, das der einzelne in dieser Arbeit erzielt, sondern ebensosehr, wenn nicht mehr, von dem Geiste, in dem alle an ihre großen eihischen und kulturellen Arbeiten berantreten. Nur die Nation, die diese Fragen mit Geschick und Eifolg angreift und ihrer Lösung entgegenführen kann, wird mit hien vor Mit- und Nachwelt kolonisieren. Der Vertreter des Staatesekresärs de Neichsmarineamts wünschte dem Ir stitut eine gedeibliche Entwicklun und sprach das Bedauern des Staat sekretärs aus, nicht n anwesend sein zu lönnen. Die Professoren Dr. Thilenius und Dr. Rathgen erläuterten die bei der Aufstellung des Lehrplans des Instituts maßgebend gewesenen Grundsatze. Mit einem Gesangsvortrag
schloß die Feier. .
Regensburg, 20. Oktober. (W. T. B) Der junge Fürst von Bismarck hat sich von seinem nwohlsein so weit erholt ˖ daß er heute nachmittag bei kühlem, sonnigem Wetten eine Spazier⸗ fahrt machen konnte. Er reist morgen abend nach Friedrichsruh.
London, 21. Oktober. (W. T. B.) Dem Dailv Telegraph“ wird auß New Jork gemeldet, daß der Lufischiffer Thomas. Baldwin mit der Tänffetmsfen eines Lenkballons beauf⸗ tragt worden ist, mit dem die Einrichtung eines Luft- befösrderungsdienstes für Personen und Frachlen von Boston nach den benachbarten Städten, eventuell nach New York und Albany, geplant ist. Zunächst ist der Bau eines Fahrzeugs be⸗ absichtigt, daz zwischen Boston und der Station South Framlingham verkehren soll. Man glaubt den Dienst im Mai des nachsten Jahres eröffnen zu können.
St. Petersburg, 20. Oktober. (W. T. B) Eine Ver⸗ sammlung von Studenten der St. Petersburger Uni- versitäten beschloß, den Aus stand vom 26. 8 Mts. an ein zu stellen, und diejenigen, die schon früher die Vorlesungen besuchen wollen, nicht durch Obstruktion daran zu verhindern. — Die Studenten der Moskauer Universität baben in einer beute abgebaltenen me, , ,. ebenfalls mit großer Mehrheit beschlossen, den Streik einzuste llen.
Am oy, 29. Oktober. (W. T. B.) Nach den letzten Meldungen über den am 17. d. M. in Tschang tschou (Kwang⸗ tung) auf⸗ getretenen Taifun sind dabei über 2700 Menschen ums Leben gekommen und 3600 Häuser zerstört worden.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Teheran, 21. Oktober. (Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“) Ain ed Dauleh ist dank der Be⸗ mühungen eines Teils der Geistlichkeit von Täbris wieder zum Generalgouverneur von Aserbeidschan ein⸗ gesetzt worden. Er erhielt die Weisung, die Ueberreste der Strafexpedition zu sammeln und Verstärkungen aus Teheran abzuwarten. Die Makureiter und Rachim Chan haben die Weisung erhalten, neue Abteilungen zu bilden, die sich mit Ain ed Dauleh vereinigen sollen.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten, Dritten und Vierten Beilage.)
Theater.
Königliche Schauspiele. Donnerstag: Oxern-; baus. 54. Billeitreservesatz. Das Abonnement, die ständigen Reservate sowte die Dienst. und Frei⸗ plätze sind aufgehoben. 2. Gastspiel des Herrn Enrico Caruso. Aida. Over in vier Akten 7 Bildern) von G. Verdi. Text von Antonio
hislanzoni, für die deutsche Bühne bearbeitet von Julius Schanj. Musikalische Leitung: Herr Kapell meister Blech. Regie: Herr Regisseur Dahn. Ballett: Herr Ballettmeister Graeb. (Radames: Signor Enrico Caruso, Amonasro: Signor Antonio Scotti vom Metropolitan Operahouse in New Vork, als Gäfte) Anfang 75 Uhr. —
Schauspielhaus. 239 Abonnements vorstellung. Viel Lärm um Nichts. Lustspiel in 5 Aufzügen von Shakespeare. Regie: Herr Regisseur Keßler. Anfang 75 Uhr.
Neues Dperntheater. Unter Leitung des Direktors Taver Terofal: Gastspiel des Schlier seer Bauern⸗ theaters. Der Paragraphenschuster. Länd⸗ liches Volksstück mit Gesang und Tanz in 4 Akten von Benno Rauch negger und Konrad Dreher. Musik von Emil Kaiser. Einstudiert vom Königl. Bayer Hofschauspieler Konrad Dreher. Anfangs Uhr.
Freitag: Opernhauc. 219 Abonnements vorstellung. Die ständigen Reservate sowie die Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgeboben. Auf Allerhöchsten Befehl: Theatre pars aus Anlaß der Inter- nationalen Konferenz jur Revision der Berner Konvention: Sardanapal. Anfang 8 Uhr.
Zu der am 23. d. M auf Allerhöchsten Befehl aus Anlaß der Internationalen Konferen; zur Revision der Berner Konvention statifindenden LThSaätre pars — Sardamm pal — werden die Billette für den ersten Rang, das Parkett und den zweiten Ran nur unter der ausdrücklichen Bedingung verkauft, ung die Besucher im Gesellschaftsanzug (Damen in aut⸗
eschnittenen hellen Kleidern, Herren in kleiner niform bejw. Frack und weißer Binde) erscheinen. Das Feyer ist für das Publikum geschlossen.
Schauspiel baus. 2365. Abonnementsvorstellung Tie Rabensteinerin. Schauspiel in 4 Akten von Grust von Wildenbruch. Anfang 76 Uhr.
Neues Operntheater. Unter Leitung des Direktors Taver Terofal: Gastspiel des Schlier seer Bauern . theaters. Ter Herrgottschnitzer von Ammer gau. Volksflück mit Hesang und Tanj in 3 Auf zügen von Dr. Ludwig Ganghofer und Hans Neuert. Anfang 8 Uhr.
Ventsches Theater. Lear. Anfang 7 Uhr. Freitag: Fiesco.
Donnerstag: König
stammerspiele.
; . Frühlings Erwachen. r. Freitag: Clavigo.
Anfang
Nenes Schanspielhaus. Donnerstag: Das Fräulein in Schwarz. Anfang 8 Uhr.
Freitag: Zu volketümlich ermäßigten Preisen: Die stinder der Exzellenz.
Sonnabend: Faust. (Erster Teil) Anfang 74 Uhr.
Hebbeltheater. (Königgrätzer Straße 57 / 68.) Donnerstag: Gastspiel von Mme. Sarah Bernhardt: La Dame aux Cam eélins. Anfang 8 Uhr.
Freitag: Le Passe.
Sonnabend: Adrienne Leconurreur.
Sonntag, den 25. Oktober: Abschiedsvorstellung: La Dame aux Cam6éiias.
Berliner Theater. Donnerstag, Abends 8s Uhr:
Der Traum ein Leben. rina: Zum ersten Male: Der Clown. Anfang r
Sonnabend: Der Clown.
Cessingtheater. Vater. .
Freitag. Abends 8 Uhr: Der Raub der Sabinerinnen.
Sonnabend, Abends 8 Uhr: Gespenster.
Schillertheater. O. (Wallnertbeater) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Ein Teufelskerl. Historische Komödie in 3 Akten von Bernard Shaw.
Freitag, Abends 8 Ubr: Der Familientag.
Sonnabend, Abends 8 Uhr: Stein unter Steinen.
Charlottenburg. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male. Der Graf von Charolais. Trauerspiel in 5 Akten von Richard Beer Hofmann.
Freitag, Abends s Ubr Julius Caesar.
Sonnabend, Abends 8 Ühr: Der Graf von Charolaie.
Donnerstag, Abends 8 Uhr:
Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Donnerstag, Abends 8 Uhr:
Ein Walzertraum.
Freitag: Zum ersten Male: Der fidele Bauer. Anfang 76 Uhr. Sonnabend: Der fidele Bauer.
Aomische Oper.
Manon Les caut. Freitag: Goff manns Erzählungen. Sonnabend: Tiefland.
Custspielhaus. (Friedrichftraße 2645. Donners
tag, Abende 8 Uhr: Die Tür ins Freie. Freitag und Sonnabend: Die Tür ins Freie.
Donnerstag, Abends 8 Uhr:
Nesidenztheater. ( Direltion: Richard Alexander) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Kümmere Dich um Amelie. Schwank in 3 Akten (4 Bildern) von Georges Feydeau.
Freitag und folgende Tage: Kümmere Dich um Amelie.
Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld)
Donnerstag, Abends 8 Uhr: Letzte Vorstellung: Das Mitternachts mädchen.
Freitag, Abends 8 Ubr: Eröffnungevorstellung: Gastspiel Alexander Girardi zum Gesten der durch den Brand in Donaueschingen Ge⸗ schädigten: Bruder Straubinger.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Im mer oben auf.
Trianontheater. ( Jeorgenstraße, nahe Bahnhof Friedrichstraße) Donnerstag: Die Liebe wacht. Freitag und Sonnabend: Die Liebe wacht.
Konzerte.
Singakademie. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Klavierabend von Oskar Springfeld.
Saal Bechstein. Vonnerstag, Abends 8 Uhr: I. Ktammermusi abend des Klingler⸗Quartetts.
BGeethonen · Saal. Donnerstag, Abendz 8 Uhr: Konzert von Theodore Spiering mit dem Phziiharmonischen Orchester. (Dirigent: Otto Marienha gen.)
Choralion · Saal. Donnerstag, Atends 8 Uhr: Loewe ⸗ Abend von Karl Götz (I. Abend).
Zirkus Schnmann. Donnerstag, Abende prä). 74 Uhr: Eliteabend. — Gal vrogramm. Neue Debüts und zum ersten Male der Oeffent⸗ lichkeit vorgefübrt: John. der mehrfach prä— miierte Volizeihund, dressiert und vor eführt von Herrn Bonel J. (der Verbrecher wird dargestellt von Herrn Bonel II.). Muffa, das afrikan. Tro⸗ me dar, in der hohen Schule dressiert und vorgeführt von Mr. Florio. Clown Armando und Das bozende Känguruh. 36 Original⸗ Marokkaner. Direktor Albert Schumanns neue und moderne Dressuren. Ferner: Die großartigen Oktober · Spezialitäten.
Familiennachrichten.
Verlobt: Frl. Margarete von Gerädorff mit Hrn Forstreferendar 5 von Kiesenwetter (Dort- mund — Ettergburg bei Weimar).
Verehelicht: Hr. Oberleutnant Harald von Reiners dorff⸗Paczensky mit Sabine Freiin von Herzenberg (Schloß Heuckewalde)
Geboren: Eine Tochter; Hrn. Landrat von Doetinchem de Rande (Ilfeld).
Geftorben: Hr. Wirklicher Gebeimer Rat, Pro⸗ fessor Dr. Friedrich Theodor Althoff (Steglitz ˖ Berlin). — Hr. Oberpostdireltor a. D., Wirk licher Geheimer Oberpostrat Hagemann (Han- nover)ͤ — Hr. Major a. D. Heinrich Jaeger (Berlin) — Hr. Kammerherr und Hauptmann a. D. Hans von Schack (Driesden⸗A. ). — Hr. Werner von Geredorff (Straßburg i. El.). — Hr. Hauptmann 9. D. Hans von Hatten (KRönigèberg J. Pir) — Carola Gräfin von Sumin-⸗Saminska, verw. Freifr. von Recum, geb. Freiin von Langt⸗ dorff (Berlin⸗Tharandt).
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt Berlin 8W., Wilbelmstraße Nr. 32.
Neun Beilagen (einschließlich Börsen Beilage).
X 2a.
Die Finanzvorlagen für den preusßischen Landtag. .
Gesetzentwurf, betreffend die Bereitftellung von Mitteln zu Diensteinkommensverbesserungen.
Mantelgesetz.)
Dem Landtage 3 unter vorstehendem Titel ein Gesetz⸗ entwurf mit sieben Anlagen zugegangen, dessen wesentliche Beflimmungen, wie folgt, lauten: 2
§ 1. Die in den Anlagen enthaltenen Vorschriften, nämlich:
J. wegen Aenderung des Gesttzes, betreffend die Gewährung von Wohnungsgeldzuschüfssen an die unmittel ,, vom 12. Mai 1873 (Anlage 1 e lt n . ne 2. wegen Aenderung des Gesetzes, betreffend das Dienstein⸗ kommen der Lek rer und Lehrerinnen an den 5ffentlichen Volks schulen, vom 3. März 1897,
3. eines Gest6tzes, betreffend die Pfarrbesoldung, dat Rubegehaltswesen und die Hinterbliebenen für⸗ forge für die Geistlichen der evangelischen Landeskirchen,
4. eines 1 betreffend das Diensteinkommen der katholischen Pfarrer, ö.
5. eines Gesitzes, betreffend die Abänderung des Ein⸗ kommensteuergesetzes vom 24. Juni 1891 und des Er⸗ gan jungksteuergeletzfrs vom 14. Juli 1893,
6. emes Gesellschaftssteuergesetzes treten einheitlich zugleich mit diesem Gesetze mit dem Tage der Verkündung in Kraft. —
§5 2. Die Gewährung der Dienstein künfte autschließlich der Woh⸗ nungsgeldzuschũsse erfolgt auf Grund der Besoldungsordnung (Anlage ?7) an die in dieser auf efübrten Beamten. J
Die Bejüge für Nebenämter und Nebenkeschäftigungen, soweit nickt die Beoldunge ordnung hierüber Bestimmungen enthält, bleiben von vorstehender Vorschrift unberührt. —
§5 3. Den im 51 Nr. J und im 5 2 Abs. 1 enthaltenen Vor⸗ schriften über Diensteinkom mene verbesserungen der Beamten wird rückwirkende Kraft vom 1. April 1908 ab beigelegt. Dies gilt auch jugunsten der seit dem Beginne des Etatsjahres 1808 aus rem Dienste geschiedenen Beamten mit der Wirkung, daß auch die 6 der nach dem 1. April 1998 in den Ruhestand getretenen
amten und die Versorgungegnsprüche der Hinterbliebenen der seit dem 1 April 1908 veistorbenen Beamten anderweitig festg setzt werden.
Die Voischrift des Abs. 1 findet auf die unter 5 3 Nr. 1B bis f dieses Gesetzes vorgesehenen Diensteinkommensverbefferungen und Fondgerböhungen entsprechende Anwendung.
§ 4. Soweit das Diensteinkommen eines Beamten an Gehalt, ge, und Wobnungsgeldzuschuß oder Mietentsckärigung für das
tatejahr 1908 binter den bisherigen Bezügen zurückbleibt und bei den Beamten, welchen auf Grund des Nachtiags jum Staate haus halts⸗ Etat für 1968 einmalige Zulagen gewährt worden sind, nicht um den Betrag dieser Zulage verbessert wird, ist die Staatsregierung er⸗ mächtigt, über den Etat den Unterschied als nichtpensionsfähigen Zuschuß ju bewilligen. ,
§z 5. Die Staatsregierung wird ermächtigt, für das Etats jahr 1808 ju verwenden.
1. a) zu den vorgesehenen Diensteinkommens⸗
been en,, .
b) zu Diensteinkommensverbesserungen für diätarisch beschäftigte B amte und
äbnliche Kategorien von Beamten
c) bis f zur Erböbung verschiedener Fonds des Staats haus halts etats . . insgesamt.
o3 186 493 Mark,
5 554 500 1744007. bo 485 00 Dart;
23 000 009 30 000 000
10 obo ooo 2 380 oco
2. jur Ausfũbrung a) des Wohnungsgeldjuschußgesetzes. b) des Lebrerbesoldungs a eseßzßes.. c) des Besoldungsgesetzts für evangelische R 4) * Besoldungsgesttze für katholische 1 a) ju Beihilfen an katholiiche Diõzesen be⸗ bufs Aufbringung der Ruhegehälter der katholischen Pfarrgeistlichen... b) jur Erböbung eines Fonds im Staats- 11 15 0089 im ganzen. 16 000 Mart.
§z 6. Für das Steuerjahr 18 8 wird von allen nach einem Ein—⸗ kemmen von mehr als 000 Mark verarlagten Einkommen steuer⸗ pflich ligen ein Steuerzuschlag erboben. Der Zuschlag beträgt für die dom 1. April 108 big zum 31. März 1909 zu entrichtende Einkommen
steuer in den Einkommenstufen: von mebr als 7 000 bis 8000 Mark 5 vH. ;
120 000
von mehr als 8 000 bis 10500 Mark 10 vH. ; von wehr als 10 50) bis : 0 500 Mark 15 vo.; von mehr als 20 500 bis 30 500 Mark 20 vH. von mehr als 30 500 Mark 25 vH.
§5 7. Bei Bemessung der Zuschläge und der an kommunale oder andere öffentliche Verbände zu entrichtenden Abgaben sowie bei Be⸗ rechnung der zu entrichtenden Steuerbeträe für Wahlzwecke bleiben die Steuerzuschläge außer Betracht. .
§z 8. Behufs Deckang der im 5 5 genannten Ausgabebeträge sind neben den Einnahmen aus dem 5 6 dieses Gesetzes die im Staatshausbalts Etat für 19068 vorgesebene Summe von 7 000 009 Mark sowie im übrigen die bereitesten Staatsmittel für das Etarsjahr 1808 zu verwenden. . ;
§z 9. Der Finanmminister ist mit der Ausführung dieses Gesetzes beaustragt
Der Begründung zu diesem Gesetzentwurf entnehmen wir:
Nachdem in den letzten beiden Jahren der Wobnungsgeldzuschuß der Unterbramten erhöht worden, die Gebälter zablreicher unterer und mittlerer Beamten des Außendlenstes eine dringliche Aufbesserung er⸗ fahren haben und die Pensiong« und Hinterbliebenenbezüge der Be⸗ amten und Velkeschullehler verbessert worden find, beabsichtigt nun- mehr die Staatsre ierung in bereuwilliger Betätigung ibrer Für sorge⸗ pflicht und in Uebereinstimmung mit der mehrfach kundgegebenen Auffassung der Landesvertretung, das bedeutsame Werk einer allgememen Neuregelung der Ginkommenẽe bezüge der unmittelbaren Staats begmten, der Volksschullebrer und der Geistlichen beider christlichen Konfessionen zum Abschluß ju bringen. .
Durch die gegenwärtige Vorlage wird eine Aufbesserung der Besoldungen in e nem solchen Umfang und mit Aufwendung so großer Staatsmiüitel erfolgen, wie sie bisher noch nicht in Preußen auf einmal stattgefunden hat.
Bei den etatmäßigen unmittelbaren Staats beamten findet eine allgemeine Aufbesferurg der Gebãlier der Unterbeamten, durchweg auch der mittleren und eines großen Teils der
äberen Beamten statf. Wie bisber soll auch in Zukunft die Ge⸗ währung eines Wohnun ageldzuschuffes an die etatmäßigen Beamten
*
Erste Beilage zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
Berlin, Mittwoch, den 21. Ottoher
im Reiche und in Preußen nach den gleichen Grundsätzen erfolgen. Die Vorlage über Wohnungegeldzuschüsse ist im Bundesrate noch nicht durchberaten worden. Eine namhafte Srböhurg der Wohnungegeld⸗ zuschüffe für alle Beamtenklasfen ist in Aussicht genommen. Für
reußen dürfte dadurch eine Mehrausgabe von rund 23 Millionen Markt herbeigefübrt werden.
Ferner sollen die Dien steinkünfte der diätarisch be⸗ schäftigten Beamten mit Ausnabme wenlger Beamtenklassen heraufgesetzt werden. Desgleichen wird vorgeschlagen, die Bezüge der Lehrer an den öffentlichen Volkeschulen sowie der evangelischen und kaibolischen Geistlichen durch Aufwendung weiterer erheblicher Staats- mittel zu erhöhen. ;
Alle diese Vorschläge bilden eine einheit liche Maßregel. Unter Ausgleichung nicht mehr berechtigter Verschiedenheiten und unter Be ücksichtigung der gegenwärtigen Lebens. und Teaerungs— verhältnifse sollen die Besoldungen derjenigen Persoren neu geregelt werden, für welche der Staat als Dienstherr unmittelbar ju sorgen verpflichtet ist oder für welche war die Fürsorge anderen öffentlichen Verbänden in erster Linie obliegt, für die aber der Staat, soweit diese Verbände zur Grfüllung ihrer Fürsorgeveipflichtungen unvermögend sind, mit seinen Mitteln helfend einzutreten für geboten bält. Die vorgesehene Erböhung der Bezüge für unmittelbare Staatebeamte, Lehrer und Geistliche erscheint in gleichem Maße dringlich und kann daher nur einheitlich in Kraft gesetzt werden.
Sie erfordert die Bereitftellung von jäbrlich rund 126 Millionen Mark. Hieivon entfallen 605 Millionen Mark auf die E höhung der Gehälter der Beamten und der Bejüge der Diätare, 23 auf die Aufbesserung der Wobnungs eldzuschüfse, 30 auf die Erböbung des Dienfteinkommens der Volksschullehrer und 125 Millionen Mark auf die Steigerung der Beiträge des Staates ju dem Dienstein kommen der evangeliscen und 6, Geistlichen.
Für das Gtatsjahr 1908 stehen jur Deckung dieser 126 Millionen Mark nur die im Etat des. Finaniminifteriums bereit- gestellten 7 Millionen Mark zur Verfügung. Mithin wären noch 18 Millionen Mark durch neue Ginnabmequellen ju decken Zwar kann verarschlagt werden, daß für dag laufende Steuerjahr die Ein. kom mensteuer den Etatssatz um etwa 23 Millionen Mark über eigt; jedoch ist bei den Betriebs derwaltungen, namentlich bei der Eisenbahn⸗ verwaltung, ein erheblicher Minderüberschuß zu erwarten. Hiernach müßten also die fehlenden 49 Millionen Maik durch Zuschläge zu den direkten Steuern beschafft werden. Um nun ju vermeiden, daß e ne so bobe Summe nachträglich auf einmal von den Steuer⸗ pflichtigen einge fordert wird, soll jene Steigerung der Einkommensteuer von 23 Millionen Mark mit dem Teilhetrage von 18 Millionen Mark auf den zu deckenden Bedarf von 49 Millionen Mark angerechnet werden. Demnach wären durch die Zuschlagsteuer nur rund 30 Millionen Mark zu erheben.
Was die dauernde Deckung des Mehrbedarfs be—⸗ trifft, so in es im laufenden Jahre nur dadurch möglich gewesen, 77 Millionen Mark aus dem Etat zu entnehmen, daß in allen Ver⸗ waltungen die nicht duichaus dringlichen Mehrbedürfaisse jurückgestellt und auf die strigenden Erträge der vorhandenen Einnahmequellen in den nächsten Jahren verwiesen worden sind und außerdem das Ex!ra⸗ ordinarium des Eisenbabnetats eine Enilastung dadurch erfahren hat, 1 bestimmte Ausgaben, wie die Herstellung neuer Gleise und die außerordentliche Vermehrung der Betriebs mistel auf Anleibe über- nommen wurden. Hnsichtlich der Entwicklung der bestehenden Ein ˖ nahmen ist zunäckst bei der Eisenbahnverwaltuarg nicht zu erwarten, daß diese größeie Beträge als bisher zu allgemeinen Staats wecken wird ab ühten können, vielmehr wird es schon der äußersten Spar samkeit bedürfen, damit die Eisenbahnverwaltung den auf ihre Be⸗ amten entfallenden Anteil an der Besoldungserböhung mit 44,7 Millionen Mark trägt und die gleiche Summe wie bisher zu den allgemeinen Siaatslasten beisteuert, ohne daß die Grundsätze einer soliden Finanz- gebarung verlossen werden. Bei den direkten Steuern ist auch nicht damit zu rechnen, daß die sprunghafte Steigerung der Einnahmen aus der Einkommensteuer fortdauerf, vielmehr wird hier im günstigsten Falle rur ein mäßiges Ansteigen der Ein abmen zu erwarten sein. Das gleiche gilt für die übrigen Einnahmequellen. Dagegen ist bei den Ausgaben in vielen Posittonen ein rege mäßiges Wachen unver- meidlich. Auch wird die Reichs finanzreform, soweit sich zurieit übersehen läßt, eine Mehrbelastung Preußens um etwa 7 Millionen Mark berheifũhten. .
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Es sind also 133 Millionen Mark zu dicken, von denen 44,7 Millionen Mark die Eisenbabnverwaltung tragen wird. Gebt man weiter von der Annahme aus, daß es möglich sein wird, auf die bestebenden Einnahmen nach Abzug der zu eiwartenden Mebraue gaben noch ungefähr die gleiche Summe wie im laufenden Jahre, d. h. 32, Millionen Mark (77 weniger 4437 Millionen Mark, die der Eisenbahn verwaltung zur Last fallen) zu übernehmen und dabei noch ein geringes Mehr der Einnahmen gegenüber den Ausgaben in An⸗ schlag zu bringen, so blieben rund 55 Millionen Mark ungedeckt. Mindestens diese Summe ist duich Erhöhung der direkten Steuern bereitjustellen. Durch die Atänderung des Ein⸗ kommen und Ergänzungssteuergesetzes sollen 33 Millionen Mark mehr beschafft werden. durch die Reform der Gesellschaftssteuer 22 Millionen Mark Diese Mehrbelastung der stärkeren Sa ultern ist um so mehr gerechtfertigt, weil die dringend nota endige Ver— mehrung der Einnabmen des Reichs, abgesehen von der Echöhung der Einnahmen aus den Etbschaftssteuern, die im allgemeinen nur die woblhabenden und steuerkräftigen Teile der Bevölkerung trifft, durch indirekte, jedermann belastende Steuern erfolgen soll. Die 55 Millienen Mark aus dem Etat zu entnehmen, ist nach der Finanz⸗ lage nicht möglich Die n , der Besoldungen kann nur durchgeführt werden, wenn die Echöhung der direklen Steuern be willigt wird. Ohne eine solche Eiböbung würde es nicht möglich sein, die gemachten Voischläge auf Besoldungsverbesserungen aufrecht juhalten. Beide Maßregeln bedingen sich gegenseitig.
Die vorerwähnten Zuwendungen an die Staatgbeamten, Volkelchullebrer und Geistlichen mit einem Kostenbedarf von rund 126 Millionen Mark erschöpfen noch nicht die Leistungen des Staats für die Dienstein kommensvert esserungen;
Belastung noch einige in den letzten beiden Jahren bereits gemachte, wie einige noch für die Zukunft bevorstehende Aufwendungen hinzu zurechnen.
Die Erhöhung des Wohnangsgeldzuschusses für die Unterbeamten April 19066 bat einen Mebraufwand von
durch das Gesetz vom 4 rund 8] . Mark erfordert. Durch den Etat für das Jahr
1907 sind far die Aufbesserung der Gehälter einiger mittlerer und Unterbeamten, namentlich solcher des Außendienstes, 14 Millionen
Mark und für die Gewäbrung von Kleidergeldzuschüssin an Unter reamte 3.5 Millionen Mark mehr zingestellt. Zur Durchführung des Richterbesoldungsgesetzes siebt der Etat für das laufende Et te jabr
13 Millionen Mark vor. Dieser zusammen fast 27,5 Millionen Mark 2 — gehältern ist auch möglichst verringert worden.
belastung der Penstons., und Reliktenfonds auf Grund der vor— iulagen sind, soweit das ratsam erschien, beseitigt worden.
betragenden Erböbang der Bezüge der Beamten triit binzu die Mehr
g schlagenen Besoldunt sberbessrung, welche für den Bebarrungszustand mit Räcksicht auf die voraussichtliche starke Erböhung des vensions—
saäͤbigen Durchschaitts der Woh nungegeldzuschüsse auf mindestens
16 Millionen Mark jäbrlich zu veranschlagen ist. Die Novellen zum Pen sions⸗ und Hinterbliebenenfürsorgegesetze vom 27. Mai 1907 werden
wärtigen Gesetzesvorlage zu rechnen.
‚— vielmebr sind ihnen zur Gewinnung einer Gesamtübersicht über die dem Staate erwachsende
endlich in der Zukunft einen dauernden Mehraufwand von 165 Mik lionen Mark efordern. Insgesamt ist also mit einer dauernden Erhöhung der Aufwendungen deg Staates für seine Beamten, die Geistlichen und Lehrer von rund 136 Millionen Mark infolge der Maßnahmen der dreiletzten Jahre und der gegen⸗ 8 vo Tazu kommt, daß die Aufwendungen für die Reichsbeamten sid entsprechend seigern werden. Auch ist vorauglusehe, daß vielfach ouch die Bejüge der Provinjial⸗ und Kommunalbeamten eine Ecköhung erfabren werden.
Aus alledem erhellt die große wirtschaftliche und sozlale Be⸗ deutung der Maßnahme. Eintrseits ist es ein bocherfreulicher Vor⸗ gang, wenn durch die gedach en Aufwendungen das Einkommen von hunderttausenden Angestellten öffentlicher Verbände erhöht, die Lebeng— haltung dieser überwiegend dem Mittelstar de angebörtgen Bevölke⸗ rungsteile e leichtert, ihre Arbeitsfreudigkeit und ihre Hin gebung an die öffentlichen Interessen ehoben wird. Anderseits ist aber als Kebr= seite auch nicht die a nach Hunderten von Millionen sich be⸗ ziffernde Belastung zu verkennen, die der Gesamtbeit der Bevölkerung bieraus erwächst. Bei allem Woblwollen, das die Staatsregierung für die ihrer Fürsorge anvertrauten Beamten begt, war daber eine Beschränkung der Gehäaltsaufbesserungen auf das Maß des Notwendigen geboten, um die Lasten aus der weiteren Anspannung der Staatz⸗ mittel für die produktiven Stände nicht äber Gebübr ansteigen zu lassen und die Erfüllung der ar deren dem Staate obliegenden Kultur= aufgaben nicht zu gefahrden. Es mußte überall die mittlere Linie zwischen den vielfach weit gesteckten Ansprüchen und Wünichen der Be⸗ amten und der schuldigen Rügsicht guf die finar zielle & istun gsfähigkeit des Staates sowie der steuerlichen Beschwerung der Bevölkerung inne⸗ gehalten 6 ; 5
So glaubt die Staatsregierung die Hoffnung begen ju dürf daß die langersebnte Neuordnung der Vier fteinto miner ee ge die ö rechtigten Interessen der Beamten, Lehrer und Geistlichen befriedigen und eine Quelle dauernden Segens füt sie werden wird ohne doch die Staatsdiener ein seitig auf Kosten der anderen Berufestände zu be— günnigen und diesen gerechten Grund zur Beschwerde wegen Ueber= bürdung zu geben.
Besoldungsorduung. (Anlage 7 zum Mantelgesttz.
Die Besoldungsordnung trifft genaue Bestimmungen: A. über die Beamtengehälter, die nach Dienstaltersstufen auf⸗ steigen (Klasse 1 bis 5), ferner B. über die Gehälter, die nicht nach Dienstaliersstufen aufsteigen (Klasse 52), alsdann C. über die Einzelgehälter (Klasse 53), endlich D. über die Gehälter für die Beamten der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse. Den der neuen Besoldungsordnung angefügten Bemerkungen ist zu eninehmen, daß die in der Provinz Posen und in den i n gen Teilen der Provinz Westpreußen ange⸗ sellten mittleren, Kanzlei⸗ und Unterbeamten widerrufliche nicht⸗ , Gehaltszulagen in Höhe von 10 v. H des etats⸗ mäßigen Gehalts (ausschließlich Wohnungsgeldzuschuß) auch von dem erhöhten Gehalt beziehen sollen.
In der Denkschrift, betreffend die Aufbesserung der Gehälter der etatsmaßigen Beamten und der Bezüge der außeretatsmäßigen Beamten, heißt es u. a.:
Das Bild der gegenwärtigen Besoldungs ordnung ist trotz mancher, in neuerer Zeit erfolgten Vereinfackungen noch recht bunt, die Zahl der Gehaltstlafsen noch unnötig groß. Die Neuordnurg hatte die Aufgabe, durch Zusammenfassen der zahlreichen Sebaltsklassen den bisher unübersichtlichen Aufbau des Besoldungesystems einheitlicher und gleichmäßiger zu gestalten, obne doch dabei die Rücksicht auf die Erbaltung überkommener und bewährter Ordnungen aus dem Auge ju verlieren. Das hat zur Folge, daß die Erböhung der Besol dungen sich nicht gleichmäßig auf die einzelnen Beamtenklassen verteilt, sondern die prozentuale Steigerung sich verschi⸗den st llt. Die bestebenden Verschiedenh iten sellen auch bei der Bemeffung der Dienstein künfte für die ständigen Diätare und sonstigen Hilfsbeamten mönlichst aus. geglichen werden. Die Bejüge der Diäͤtare haben verhältnismäßig reichlich aufgebessert werden lönnen, nämlich insg ⸗samt um rund 5.6 Millionen Maik gegenüber einem Gesamtbetrage von 60. 5 Millionen Mark, die für die Erböhung der Beamtenbesoldungen angesetzt sind.
Die für einen Teil der Beamten bereits darch den Etat 1907 erfolgten Gebaltsaufbesserungen sind als Vorläufer der allgemeinen Besoldungsreform ju betrachten. Daber müssen zur Würdigung der zukünftigen Gebaltssätze die vor dem 1. April 1907 geltenden Sätze vergleichend herangezogen werden. Die Einrichtung, daß die Zulagen alle drei Jabre gewäbrt werden, bleibt besteben. Ebenso 6 die bisberigen Aufsteigefristen bis zur Erreichung des Höchstgehalts in der Regel nicht verändert. ; -
Bei den unteren Beamten ist 1907 geltenden Säßen durchweg eine Erhöhung sowohl der Mindest⸗ wie der Höchstgehaͤlter vorgeschlagen. Nur in vereinzelten Fällen ist eine Herabsetzung des Anfangsgebalts behufs Zusammenfassung der Beamten mit gleichen Dienstverrichtungen erfolgt. Damit die gegen⸗ wärtigen Stelleninhaber keinen Nachteil erleiden, ist entweder eine Vordatierung des Besoldungedienstalters oder sind andere kesondere Maßnahmen vorgeseben. Von wenigen Ausnahmen abgeseben, beträgt die Aufbesserung, die Besoldungserhöhung von 1907 eingerechnet, duichschnitilich 200 Mark. Das niedrigste Anfangsgebalt i st — abgesehen von dem Wohnungsgeldzus vuß — auf 1605 Mark bemessen. Eme besonders erbebliche Aufbesserung gegenüber dem Stande vor dem 1. April 1907 erfahren die Gendarmen und Schutz- männer sowie die Zollaufs her.
In der Klasse der mittleren Beamten bat eine weitgehende Gleichstellung von Beamtz nkategorien stattgefunden, die sich allerdings um Tel nur auf das Höchstgehalt erstreckt.
Bei den höheren Beamten ist von einer allgemeinen Erhöhung der Besoldungen abgeseben. Jedoch sollen alle in der ersten etats. mäßigen Anstellung sich befindenden böheren Beamten, die eine volle akademische und praktische Vorbildung genossen baben, im Höchstgehalt unter Beibebaltung der bisherigen Mindestgehälter gleichgestellt werden.
Von rund 272 000 eiatsmäßigen Beamten beziehen 1 269 290 ein nach Dienstaltersftufen aufstei endes Gehalt. Die Zab der Besoldungsklassen, auf welche diese sich verteilen, ist van 196 auf 1 vermindert. Von den 2268 Beamten mit nicht nach Dienst, altere stufen aufsteigenden Gehältern entfält mehr als die Hälfte auf Peofefforen und Dojenten bet Universitäten, technischen Hochschulen, Atad⸗mien sowie Direktoren von Museen, also Anstalten, bei denen die Eigenart der Verbälinisse eine besondere Festsetzung verlangt; ferner gehören bierber 477 nicht vollbesoldete Kreisärfte, 463 Kreis-
tie arzt ö ĩ hl der Stellen mit Einzel ie ärzte usw. Die Za m Wm.
Neu ein⸗ geführt sind nichtvenstons fähige Stellen zulagen für die Bureaubeamten bei Provinpalbebörden in besonders verantwortlichen Stellungen. Dle Denlschrift enthält ferner nähere Ausführungen über die estsetzung des Besoldungsdienstalters und die . der Wartezeiten fär die verschiedenen
egenüber den vor dem 1. April