1908 / 257 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Oct 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung.

Auf Grund des 510 des Gesetzes, betreffend die elek⸗ trischen Maßeinheiten, vom 1. Juni 1898, ist das folgende System von Elektrizitätszählern zur Beglaubigung durch die Elektrischen Prüfämter im Deu tschen Reiche zugelassen und ihm das beigesetzte System zeichen zuerteilt worden:

3 Induktionszähler für Dreiphasenwechselstrom mit

gleichbelasteten Zweigen, Form PDS, hergestellt von den Isarig⸗Zähler⸗Werken, G. m. b. H., in Muͤnchen. .

Eine Systembeschreibung wird in der Elektrotechnischen , t veröffentlicht, von deren Verlag (Julius Springer in Berlin N. 24, Monbijouplatz 3) Sonderabdruͤcke bezogen werden können.

. den 19. Oktober 1998. . Der Präsident der Physikalisch⸗Technischen Reichsanstalt. In Vertretung:

Hagen.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Besitzer der , Bärenwgide im Kreise Schlochau, Kommerzienrat Rudolph Koch in Berlin in den erblichen Adelstand zu erheben.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Landgerichtsrat Ewald Schmidt in Hirschberg

i. Schl. zum Landgerichtsdirektor in Königsberg i. Pr. zu ernennen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den bisherigen Oberlehrer, Professor Dr.-Ing. Ernst

örster in Gleiwitz, früher in Breslau, zum Königlichen

aschinenbauschuldirektor zu ernennen.

Finanzministerium. Königliche Seehandlung (Preußische Staatsbanh.

G el gnnt nn n ng.

Bei der Auggabe der im Januar d. J. zur öffentlichen Zeichnung aufgelegten Preußischen Staatsanleihe der so⸗ genannten Staffelanleihe, verzinslich zu 4 Prozent, Is, Prozent, 31/ Prozent war den Zeichnern wegen der ihnen zugeteilten Stücke eine Sperre bis zum 31. Dezember d. J. auferlegt worden. . .

Mit Genehmigung des Herrn Finanzministers wird diese Sperre bereits

zum 5. November d. J.

aufgehoben. Die freien Stücke stehen von diesem Tage ab den Zeichnern gegen Rückgabe der seinerzeit erteilten Quittungen an unserer Hauptkasse Vormittags 9 bis 11 Uhr zur Ver⸗ eng Da die Zeichner für die Zeit bis 31. Dezember 1911 ie Aufbewahrungsgebühren bereits bezahlt haben, steht ihnen natürlich auch frei, die Stücke bis dahin in der Verwahrung der Seehandlung 8 belassen.

Berlin, den 390. Oktober 1908.

Königliche Seehandlung (Preußische Staatsbank). 4 Kr ech. ĩ chneider.

Königliche Generallotteriedirektion.

Bekanntmachung.

Die ,,, sowie die . zur 5. Klasse der 219. . preußischen Klassen⸗ lotterie sind nach den s5 5, 6 und 13 des Lotterieplans unter Vorlegung der ben ichen Lose aus der 4. Klasse bis um 3. November d. J, Abends 8 Uhr, bei Verlust des n rechts einzulösen.

Die . der 5. Klasse dieser Lotterie wird am J. November d. J, Morgens 8 Uhr, im Ziehungssaale des Lotteriegebäudes ihren 3 nehmen.

Die Einschüttung der Gewinnröllchen erfolgt am 6. No⸗ vember d. J., Nachmittags 2 Uhr.

Berlin, ben 25. Oktsber 1565.

Königliche Generallotteriedirektion. Strauß. Ulrich.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Der Bergwerksdirektor des Königlich preußischen und Herzoglich braunschweigischen Gemeinschaftsbergwerks am Rammelsberge, Bergrat Richard zu Goslar ist zum Berg— revierbeamten für das Bergrevier Süd⸗Bochum und der bis⸗ herige Bergrevierbeamte, Bergmeister Wolff zu Bochum zum Bergwerksdirektor am Rammelsberge ernannt worden.

Dem ,,, essorDr.⸗Ing. Förster ist die Stelle des Direktors der Maschinenbau⸗ und Hütten⸗ schule in Gleiwitz übertragen worden.

Justizministerium.

Der Rechtsanwalt Theodor Schaaff in Treptow ist zum Notar für den Bezirk des Kammergerichts, mit An⸗ weisung seines Amtssitzes in dem zum Bezirk des Amtsgerichts e n gehe en Teile der Gemeinde Treptow,

der Rechtsanwalt Justizrat Reiche in Glogau zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichis zu Breslau, mit An⸗ weisung seines Amtssitzes in Glogau, und

der Rechtsanwalt Ernst 3 in Schleswig 9 Notar für den Bezirk des Oherlandesgerlchts Kiel, mit Anweisung seines Amtssitzes in Schleswig, ernannt worden.

Karte von Tschili und Schantung im Maßstabe 1: 200 000. ( Buntdruck.)

Im Anschluß an die unterm 20. 5. 08 Nr. 461 V angezeigten Blätter sind die nachstehenden Sektionen: C. 13 Oschau dschöéu F. 14 Dschöu tsun, J. 13 Döng dschöu fu, Gd. 14 Xsing dschoöu fu, K. 13 Tschffu, H. 14 Lat dschöu fu, L. 13 Wi 'häi wöt, J. 14 Lät yang hsien, C. 14 Schun ds fu, K. 14 Hät yang D. 14 Lin tsing dschöu, L. 14 Wön döng KE. 14 Gäu tang dschöu,

en,

sien,

1 S Mn.

ö

r die gartographische Abteilung bearbeitet und veröffentlicht orden

w ( ĩ Der Hauptvertrieb der Karte ist der Verlagsbuchhandlung von R. Eisenschmidt hier, Vorotheenstraße Nr. 70 A, übertragen worden. Der Preis eines Blattes beträgt 2 44. Die Anweisung für den Dienstgebrauch zu dem ermäßigten Preise von 1 6 für jedes Blatt erfolgt durch die Plankammer der König⸗ lichen Landegaufnahme hier, NW. 40, Moltkestraße 4. Berlin, den 29. Oktober 1908. Königliche Landegaufnahme. Kartographische Abteilung. von Zglinieki, Oberstleutnant.

Bekanntmachung.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 k S. 152) wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß das steuerpflichtige eineinkommen der Lieg nitz⸗= Rawitscher K niebaiahr⸗ 1907/08 auf

buchstäblich: Dreihundertsiebenundvierzigtausendfünfhundert Mark, festgesetzt worden ist. Breslau, den 29. Oktober 1908. Der ö Fntemnttfsr.

Slölting.

Aichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 30. Oktober.

In der am V. Oktober 1908 unter dem Vorsitz des Staatsministers, Vizepräsidenten des Staatsministeriums, Staatssekretärs des Innern Dr. von Bethmann Hollweg abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde dem Ausschußantrage zu dem Entwurf eines Gesetzes, be⸗ treffend die Einwirkung von Armenunterstützung auf öffent—⸗ liche Rechte, zugestimmt. Annahme fanden ferner die Ausschußantraͤge su der Vorlage, betreffend die Preisfeststellung beim Markthandel mit Schlachtvieh, und zu der Vorlage, be⸗ treffend den Bezug von Unfall- und Invalidenrenten in aus— ländischen Grenzgebieten. Schließlich wurde über eine Reihe von Eingaben Beschluß gefaßt.

An Stelle des Geheimen Oberfinanzrats Seelmann ist der vortragende Rat im Finanzministerium, Geheime Finanzrat Pochhammer zum Mitgliede des Disziplinarhofs für die nichtrichterlichen Beamten ernannt worden.

Laut Meldung des, W. T. B.“ ist S. M. S. „München“ vorgestern in Vigo eingetroffen und geht heute von dort nach

Madeira in See. . „gussa rd⸗ ist vorgestern in Inhambane e e, , g. eingetroffen und geht morgen von dort nach ourengo Marques in See.

Wildpark, 30. Oktober. Seine Majestät der Kaiser und König traf, W. T. B. zufolge, gestern nach⸗ mittag aus Wernigerode auf der Station Wildpark ein, wo Sich Ihre Majestät die Kaiserin und Königin und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin ictoria Luise zum Empfange eingefunden hatten.

Sachsen.

Bei der Beratung von Eisenbahnpetitionen in der i, Kammer gab der Finanzminister Dr. v. Rüger, aut Bericht des W. T. B.“, u. a. folgende Erklärungen ab:

Das Rechnungkjahr 1906 habe rund 55. Millionen Mark Ueber schuß und eine Verzinsung des Gisenbahnkapttals mit S, 24 o/o gebracht, das Jahr 1907 einen Ueberschuß von 52 Millionen Mark und eine Ver⸗ ziinsung mit 495 oo; nach dem Etat sei für 1808 ein Ueberschuß von 4,7 Millionen Mark und eine Verzinsung mit 3,9 oo vor- gesehen, für 1909 werde sich nur eine Verzinsung von 3,54 o / o er⸗ eben, also eine nur bescheidene Eisenbahnrente. In den ersten neun

onaten dieses Jahres habe ders Güterverkehr rund 24 Milltonen Mark weniger ergehen als im Vorjahre. Sollte sich in den letzten drei Monaten ein ähnlicher Ausfall ergeben, so werde für 1908 mit einer Mindereinnahme von 3 200 000 M6 zu rechnen sein. Der Per⸗ sonenverkehr habe sich etwas günstiger gessaltet. In den erflen neun Monaten habe er rund 1 Millionen Mark mehr ergeben als im Vorjahre; indessen werde mit einer weiteren Steigerung angesichts der Einführung der vierten Wagenklasse an Sonntagen nicht zu rechnen sein. Die Abwanderung aus der dritten in die vierte Klasse sei bedeutender, alg gemeinhin angenommen. Eg sei alfo alles in allem mit einer Mindereinnohme von 24 Millionen Mark zu rechnen. Dem—⸗ en würden Ersparnisse an Auggaben nicht eintreten. Die

ehrausgaben für EGisenbahnkohlen würden jährlich etwa So0 000 S betragen. Es sei also bestimmt damit zu rechnen, daß der für 1968 veranschlagte Ueberschuß nicht erreicht werde. Eine Besserung für 1909 sei nicht zu erwarten, wenn auch nach der Bekundung erfahrener Geschäftgleute eine weltere Verschlechterung der Verhäͤlinisse kaum eiatreten dürfte.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Der deutsche Botschafter von Tschirschky und Bögen⸗ dorff, der vorgestern abend in Budapest eingetroffen war ist, „W. T. B. zufolge, gestern vom Kaiser Franz Josep in Sonderaudienz empfangen worden. er Botschafter konferierte sodann mit dem Minister des Auswärtigen Freiherrn von Aehrenthal. z

In der Oesterreichischen Delegation wurde gestern die Verhandlung über den bosnischen Kredit fort—

gesetzt.

Nachdem der Abg. Neme eg die Verwaltung Bogtzniens scharf kritisiert hatte, erörterte, laut Bericht des. W. T. G., der Äbg. Bärnreither die Richtungslinien des neuen Kurses für Bosnsen und sagte, nur durch eine wirklich gute , . werde dle Monarchle ihre durch die Annexion übernommene moralische Verant- wortung vor Europa rechtfertigen können. Der Reiche finanzminister Burian kam auf die in der Debatte geäußerten Anregungen zurück und bemerkte, wenn der Abg. Kramarz alt ,, für die Er⸗ regung über die Annexion angeführt habe, daß die Verwaltung die Herzen der bosnischen Bevölkerung nicht zu gewinnen vermocht habe

und daß Serbien nunmehr vom Meere abgeschnitten sei, möchte er einersells darauf hinwessen, daß die Annexion von der Bepölkerun überall ruhlg, ja begeistert aufgenommen worden sei, andererfelss darau . daß den Gefuͤblzmomenten in Serbien alsbald die Kompensatlong⸗ frage gefolgt fel endlich daß Bosnien auch nicht am Meere lege, also der Weg von Serblen an das Meer siets über Böznien und Dalmatien führe. Der Minister dankle sodann für dag warme Interesse der Delegierten für Bosnien und betonte, daß bel den Vor— bereitungen für den Landtag Vertrauengmänner der Bevqllerung herangezogen werden, und sagte die eingehendste Prüfung der An= regungen und Beschwerden zu.

Der bosnische Kredit wurde angenommen und die De— legation begann sodann die. Beratung des Heereg— ordinarium s.

Der Abg. Axmann brachte einen Antrag ein, betreffend die Bewilligung eines Nachtragskredits behufs Erhöhung der Mannfchaftz. löhnung und Verbesserung der Mannschafigkost, fowie eine Resolution, in der die Einstellung von 10 Millonen Kronen für die gleichen . in das Budget für 1910 verlangt wird. Der Graf Glam

artinitz und der Fürst Schönburg betonten trotz der absolut fried= lichen Tendenz der österrelchisch ungarischen Außenpolltik vie Rot. wendigkeit einer starken Armee. Der Reich kriegsminister Schz na ch erklärte, er werde für den Antrag Axmann beim naäͤchsten Budget ein? treten. Er müsse aber darauf aufmerksam machen, daß das Budget das Ergebnis der Verhandlungen dreier Regierungen sei. Er hoff jedoch, im nächsten Jahre einen weiteren Fortschritt zu erzielen.

Die gestern in Wien i. außerordentliche Ge⸗ neralversammlung der Oesterreichisch , , . Staatseisenbahn⸗BFesellschaft hat, obiger Quelle zufolge, einstimmig das Verstaatlichungsübereinkommen genehmigt.

Ueber die Unruhen, die vorgestern in verschiedenen Provinzstädten Böhmens stattgefunden haben, berichtet das „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenzbureau“, wie folgt:

In Außtig kam es vorgestern abend ju Zusammenstbßen zwischen Deutschnationalen und Sozialdemokraten, wobel ein Deutschnationaler Stockhiebe über das Gesicht und ein anderer einen Mefferssich in die Nase erhielt. Außerdem wurden zwei Personen durch Steinwürfe verletzt. Die Nacht verlief ruhig. Die Ausschreitungen trugen keinen nationalen Charakter.

In Trautenau zog vorgestern abend eine Gruppe von mehreren hundert jungen Leuten zum tschechischen Vereinshause. In diesem, im tschechischen Bethause sowle in mehreren Privathäusern wurden Fensterscheiben eingeschlagen. Die interventerenden Polljeibeamten wurden mit Steinen beworfen. Die Poltzeiwache und Gendarmerie zerstreute die Demonstranten.

In Brüx wurden vorgestern abend in der deutschen Schule im ischechischen Viertel von Demonstranten Fenster eingeschlagen. Als diez bekannt wurde, zog ein Trupp zum tschechischen . und schlug, trotzdem das Gebäude bewacht war, mehrere Fensterscheiben ein. Sofort griff Kavallerie ein. Drei Deutsche wurden verhaftet. In der inneren Stadt begannen die Demonstrationen um 775 Uhr Abends, doch wurden die Straßen von der Gendarmerie und hom Militär geräumt.

In Kopltz und Tschausch bei Brür kam es zu Ausschreitungen der Bergarbeiter. Als die dorthin gesandte Kavallerle eintraf, war bereits Ruhe eingetreten. Vor Kopltz wurde von flüchtenden Demonstranten auf die sie verfolgenden Polijeiwachtleute geschoffen, die Täter konnten jedoch nicht festgestellt werden. Im ganzen wurben 15 Personen verhaftet. Um 11 Uhr Nachtg herrschle Ruhe.

In Teplitz wurden vorgestern abend von deutschnattonaler Selte ,, veranstaltet, an denen ungefähr 2060 Personen tell⸗ nahmen. Pie Gendarmerle und die Wache verhinderten Zusammen⸗ stöße. An einigen tschechischen Gebäuden und bei der sozlaldemokra, tischen Krankenkasse wurden die Fenster eingeschlagen und an jwei Geschäften die Firmentafeln herabgerissen. Auch in der deutschen Turnhalle und in einem tschechischen Gasthause wunden die Fenster eingeschlagen. Um 105 Uhr Nachts war die Ruhe wieder hergestellt.

In Prag nbgn auch gestern auf dem Graben, gegen⸗ über dem Deutschen Hause, Ansammlungen statt; zu groͤßeren Ausschreitungen kam es, der „Neuen Freien Presse“ zu⸗

folge, nicht. Großbritannien und Irland.

Der Staatssekretär des Auswärtigen Sir Edward Grey und der deutsche Botschafter Graf Wolff-Metternich haben, nach einer Meldung des „W. T. B.“, am Dienstag ein Abkommen unterzeichnet, durch welches England und Deutschland zur Bekämpfung der Schlafkrankheit in ihren ostafrikanischen Besitzungen gemeinsam Maß— nahmen getroffen haben.

Frankreich.

In dem gestern abgehaltenen Ministerrat berichtete der Minister des Auswärtiger Pich on, „W. T. B.“ zufolge, über die Verhandlungen in der Balkanangelegenheit. Der Ministerrat billigte sodann die Uebereinkunft mit der Orleansgesellschaft wegen Wiederaufnahme des Betriebes gewisser Linien und über die freundschaftliche Regelung des Preises für den Zurücktkauf der Westeisenbahn.

In der Deputiertenkammer brachte gestern der Abg. Berry einen Antrag ein, dahin gehend, jeden Totschläger, der als Gewohnheitsverbrecher fesigestellt ist und sich aus dem Töten ein Vergnügen macht, als Mörder mit dem Tode zu bestrafen.

ie das W. T. B.“ meldet, forderte Berry für seinen Antrag die Dringlichkeit, um darjutun, daß die Kammer den Wunsch hege, bis zur Modifikation des gegenwärtigen Gesetzes die Todesstrafe bei⸗ jubehalten. Der Justiminister Briand bemerkte in feiner Gr⸗ widerung, es sei der Kammer unwürdig, auf solche Art ihre Meinung über die Todesstrafe zu äußern, und kündigte an, daß er in nächster Zeit die Diskussion der der Kammer über diese Frage vorgelegten Ge— sctzentwürfe verlangen werde.

Die Kammer lehnte es ab, zum Zweck dieser Diskussion die Tagesordnung der nächsten Woche zu ändern, worauf das

aus die allgemeine Besprechung des Unterrichtsbudgets ortsetzte und mehrere Kapitel des Budgets bewilligte. Darauf

wurde die Sitzung geschlossen.

Türkei.

Das Komiteeorgan „Schurai Ummet“ veroffentlicht, . fog, eine albanesische Proklamation, in der gegen jede Kompensation an Serbien, Montenegro und Griechenland durch albanesisches Gebiet kategorisch protestiert wird. Die Proklamation mahnt zur Ruhe und zu gemein—

schaftlicher Arbeit.

Griechenland.

Die Deputiertenkammer ist, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, für den 12. November einberufen worden.

Serbien.

Gestern hat in Belgrad, W. T. B.“ zufolge, eine Kund⸗ gebung von mehr als 10000 Personen stattgefunden, die dem Könige vor dem Palais Huldigungen darhrachten und sodann vor die russische Gesandtschaft gen. Der Professor Popowits ) hielt eine Ansprache, auf dle der russische Ge⸗ sandte mit Worten des Dankes erwiderte.

ulgarien.

Infolge gemein sam er n, ,,, Englands, Frankreichs und Rußlands hat, dem „K. K. Telegraphen⸗ Korrespondenzbureau“ zufolge, die bulgarische Regierung die Entlassung der Reservisten für naͤchsten Sonnabend an⸗ geordnet. Die Antwort auf die erwähnten Vorstellungen, die die Regierung gestern abend den Vertretern der Mächte hat zustellen lassen, erklärt: ;

Dle Regierung sei von friedlichen Absichten erfüllt und habe nie⸗ mals aggressive Absichten gegen die Türkei gehabt. Um einen Bewelt ihrer friedlichen Gesinnnung zu geben, würden die zu den Fahnen ge—⸗ tufenen Reservisten entlassen und keine andere Heeres klasse einberufen werden. Die Reglerung habe auch ihre Genelgtbeit erkennen lassen, sich mit der Türkei zu verständigen, indem sie jwei Delegierte entsandt habe, die die Aufgabe gehabt bätten, die Genesgtheit der Pforte zu er⸗ mitteln. Die Regierung werde ibr möglichstes tun, um zu einer direkten Veiständigung mit Konstantinopel zu gelangen.

Die Pforte hat, nach einer Meldung der ö Zeitung“, vorgestern der Regierung Die offizielle Mitteilung machen lassen, baß sie bereit sei, mi? Bulgarien in direkte Verhandlungen zu treten.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (6) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der inanzminister Freiherr von Rhein⸗ baben beiwohnte, wurde zunächst die gemeinsame erste Be⸗ ratung der Gesetzentwürfe über die Pfarrbesoldung, das Ruhegehaltswesen und die Hinterbliebenen— fürsorge für die Geistlichen der evangelischen Landeskirche und über das Diensteinkommen der katholischen Pfarrer fortgesetzt.

Abg. Dippe (nl. ); Die Vorlagen sind bisher nicht überall mit reiner Freude aufgenommen worden; es wird aber nicht über- raschen, daß meine I,. diese Vorlage begiüßen. Wir haben schon früher den Standpunkt vertreten, daß die wirtschaftliche Lage der Geistlichen einer erheblichen Aufbesserung bedarf, wenn sie ihren Beruf, ohne große Sorgen augüben sollen, und daß die Kirche in dieser Hinsicht , muß und nicht hinter onderen zurückbleiben darf. Gewiß wäre es besser, wenn die Kirche selbst die gesamten Aufwendungen über nähme, aber das ist ein Wunsch, der nach dem Freiherrn von Rheinbaben zu den unerfüll⸗ baren gehört. Wenn die Leistungsfähigkeit der Kirche an ibrer Grenze angekommen ist. muß der Staat eintreten. Dazu kommt, daß dies hler ein nobile ofsicium des Staatz ist; denn es handelt sich um alte Schulden. Eine die Zeiten führen, wo weniger die Kirche einen großen Magen hatte als der Staat. Die einijelnen evangelischen Kirchengesetze in der Vorlage halte ich är gute Gesetze. Weniger, al die Vorläge bringt, konnte man den Geistlichen nicht bieten. Ich will nicht eine Be—⸗ amtenkategorie gegen eine andere ausspielen, aber wenn die Geist⸗ lichen den Oberlehrern nicht gleichgeftellt werden, so haben sie andererseitz freie Wohnung, die Möglichkeit bon f shissen zum Grundgehalt und die Möglichkeit, in eine beffere Stelle bineinzukommen, die über diesen Besoldungsetat hinausgeht. Im übrigen darf man nicht immer äußere Dinge vergleichen, sondern die Stellung des Geistlichen im Berufsleben ist eine freiere als die des Oberlehrerg; denn vom Oberlehrer gilt der Satz: „Das beste, waß du wissen magst, darfst du den Büben doch nicht sagen ?. Wenn nun aber der Staat so erhebliche Mittel für die Besserstellung der Geistlichen und für die Nengründung von Ppfarrerstellen bereit- stelt, so ist es ernste Pflicht der kirchlichen Instanzen, zu prüfen, ob es nicht möglich ist, Pfarrerstellen aufzuheben, die nicht die volle Arbeitskraft eines Geistlichen beanspruchen, und sie mit anderen jzusammenzulegen. In vielen Fällen wird dies zwar schwer, in manchen unmöglich sein, und man wird nicht mit rauher Vand eingreifen wollen, aber in vielen Fällen wird es möglich sein. Für die Zulagekassen und die Pensionskassen weiß ich keine bessere Regelung alt die, welche in der Vorlage worgesehen ist. Wünscheng⸗ wert ware eg vielleicht gewesen, die Hilfsprediger den Ruhegehalts—⸗ offen, anzuschlleßen. Was die höhere Besoldung der evangelischen Geistlichen gegenüber den katholischen betrifft, so befinden sich die ersteren in wirtschaftlich schwächerer Lage, da sie eine Familie mit sKtlndern, die meist in stattlicher Anzahl vorhanden sind, ju unterhalten haben. Die Notwendigkeit, andere Angehörige zu unterstützen, ist bier wie da vorhanden. In der Vorlage für die katholischen Pfarrer ist der Stein des Anstoßes der Artikel 15 mit der Ausnahmestellung der Enzdiözese Posen⸗Gnefen und der Diöjese Culm. Es kann zweifelhaft sein, ob der Erfolg den Erwartungen der Regierung entsprechen wird; denn die Geist⸗ lichen, die keine y vom Staat erhalten, werden vielleicht in anderer Welse schadlos gehalten, und manche der anderen werden die Zuschüsse vielleicht mehr als Plage denn als Woltat empfinden. Aber andererseits kann der Staat doch nicht Geistliche umterstützen, die mit aller Glut der nationalen Leidenschaft und des nationalen Hasseg den Staat bekämpfen. Die Bedenken des Abg. Porsch sind wohl auch in den Verhandlungen mit dem Gpiskopat er⸗ örtert worden, und unsere TKommission wird die Eventualvorschlãge des Herrn Porsch prüfen. Ich hoffe, daß die Gesetzentwürfe nach sorgfaäͤltiger Beratung in der Kommission angenommen werden. Abg. Viereck (freikons. ):; Ebenso wie in dem Gesetz von 1898 itt auch in dieser Vorlage an dem g g festgehalten, daß die Drdnung der Pfarrerbesoldung in erster Reihe den Kirchen zustehe, und daß der Staat seine Macht auf dem Wege des Zwangeverfahrent ur Verfügung zu stellen habe. Wir stehen nach wie vor auf dem Boden des christlichen Staats, und wir sind der Ansicht, daß Gottesfurcht, Aönigstreue und Vaterlandsl iebe auf demselben Boden wachsen. Die Geistlichen müssen in der Lage sen, diese ibre Aufgabe durch . ungestört zu erfüllen. In der Vorlage hat

jeder der drel Zweige der wirtschaftiichen Vers orgung das Hesoldungs⸗ vesen, dag Ruhegehaltswesen und die Fürsorge für die Hinter hllebenen eine eigene gesetzliche Regelung erfahren. Durch die Ruhegehaltekasse wird ein angemessener, nheitlicher Ausbau des bisher in verschledenen Landeskirchen sehr verschi⸗den geregelten Pensiong. ent, zugleich auch eine dauernde 8 der Altergzulage⸗ lafe eistrebt. Die für die evangelischen Seistlichen in Aussicht ge⸗ nommenen Gehaltsverbesserungen stehen hinter denen der Beamten Uurück. Indessen ist einersests zu beachten, daß schon nach drei Jahren eine erste Zulage erfolgt und daß wir andererseits nicht iber Gesetze hinaug geben können, die die Rirche selbst für richtig gehalten 2 Die Staatsregierung bat sich unsern Dank afür verdient, daß es ihrer vermittel nnen Tätigkeit , itt, alle Landeskirchen zu einem einheitlichen erf en zu öetimmen. Was die Höhe des Staatsjuschmffes betrifft, fo beträgt sit für die Alters julagekasse 8 050 000 MS, für die Ruhegehaltskasse e) 00 6, für den Pfarr,, Witwen. und Wassenfonds unter Fort⸗ all der bigherigen Staatsbeiträge 1 924739 S6. Ferner ist vor⸗ kesehen eine Erhöhung des Fonds für neue Pfartstellen. Wir können ese Forderung nur für gerechtfertigt halten. Dle Erhöhung der Gehälier der katholischen Geifffichen bleibt nach der Vorlage' über das Diensteinkommen der katbostschen Pfarrer hinter denen der hangellschen Geistlichen zurück. Dies könnte bedenklich erscheinen, eg ä., aber anzuerkennen, daß die Sorge für eine en g, beim

letholischen Geistlichen nicht vorhanden ift. Daß diefes Gefetz auf

Betrachtung darüber würde in.

die Diözesen Gnesen, Posen und Kulm sich nicht erstrecken soll, ist ie ln, ö. H an ee 2 jener Landegtelle. Inwieweit diese traurigen Verhältnisse uns berechtigen, den' katholi⸗ schen Geistlichen diefer beiden ösilichen Diözesen die Erhöhung zu versagen, werden wir gewissenhast zu prüfen haben. Ich würde Es nicht billigen können, wenn wirklich, wie der Abg. Porsch gemeint hat., die Gesinnung bestraft würde. Es gibt in beißen Diözesen eine große Reihe von Geistlichen, die zwar fest auf katholischem und auf , . Standpunkt stehen, aber doch die , ,. Tätigkeit in den Vordergrund stellen und * in den polstischen Kampf nicht eintreten. Auf der andern Selte gibt es aber auch, namentlich in der jüngeren Generation, Geistliche, die sich zu Führern des politischen Kampfes machen und das Deutschtum und den preußischen Staat bekämpfen. Wir müssen ung also die Entscheidung horbehalten, halten es aber grundsätzlich für angängig, solchen Feistlichen, die es sich zur Aufgabe machen, den preußischen Staat zu bekämpfen, die Mittel daju zu verfagen, fich in diesem Sinne ju betätigen. Im großen und ganjen können wir nur die Hoffnung aussprechen, daß dieses Gesetz den Erfolg haben wird, die Gefstlichen bor schweren Nahrungssorgen ju schützen und ihre Berufsfreudigkelt zu stärken, damit sie in der Lage sind, den Boden zu beackern, auf dem unsere Ideale wachsen.

(Schluß des Blattes)

Dem Herrenhause ist ein Staatsvertrag zwischen Preußen und dem Großherzogtum Sachfen, betreffend die Durch führung der Grundstuüͤcks zu sammeniegungen und der damit verbundenen Ablösungen im Groß⸗ herzogtum Sachsen durch die Königlich preußischen Auseinandersetzungsbehörden, nebst einem zugehörigen Schlußprotokoll und einer auf den Staatsvertrag bezü glichen Denkschrift zugegangen.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Arbeiter der Unterseebootabteilung der White⸗ hegdschen Torpedofabrik in Ftume sind, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, in den Ausstand getreten, well die Direktion der Forderung auf Entlaffung eines Werkmeisters nicht nachgeben wollte. Auch auf der Danubiuswerft ruht die Arbeit.

Kunst und Wissenschaft.

n nen n,, Klasse der Akademie der Wissenschaften hielt am 22. Oktober unter dem Vorsitz ihres Sekretarß Herrn Auwerg eine Sitzung, in der Herr Branca über die Hypothesen jur Erklärnün der Mondkratere“ sprach. Durch Tilghmann, dann durch gran ist neuerdings der Nachweis erbracht, daß der „Meteor Erater‘ in Arijona, nahe dem Cañon Diablo, tatsächlich durch ein Meteor ge⸗ He, sein muß, da er weder durch Gasexploston noch durch Wirkung des Magmas entftanden sein kann. Dadurch erhält die von Gilber? und Anderen ausgesprochene Ansicht, daß die Mondkratere durch den Aufschlag von Meteoriten entstanden seien, zum ersten Male eine tatsächliche Stütze. Trotzdem aber gibt es Gründe, die eine Ver— allgemeinerung einer solchen Hypothese auf alle Kratere ganz un⸗ möglich machen. Wir würden daher unterscheiden müssen zwischen Mondkrateren, die möglicherweise burch Meteorite geschlagen sein können, und solchen, die unmöglich durch Meteorite geschlagen sein können. Solche Gründe sind daz Vorhandensein 1) der Perlschnur— sratere, die offenbar auf Spalten stehen; ) des konzentrischen Drillings⸗ kraters; 3) der Zwillingekratere, bei denen die Innenebene des eĩnen in ie des andern übergeht, ohne durch einen Wall getrennt zu sein; ) der polygonal umgrenzten Kratere; 5) der Kratere, die gan; ohne Wall sind; . Zentralkegel. Die Erklarungshersuche laffen fich in fol⸗= gender Weise gruppieren: J. Außerhalb deg Mondes liegende Ursachen. z Infolge von Meteoritenfall (Gilbert), 2) infolge von Gezeiten bildung des Magmas (H. J. Klein). II. I‚n Monde selbst liegende Ursachen. A. Durch vulkanische Vorgänge. 3 Infolge von Explo⸗ sionen, q infolge von Aufblähung der Erstarrungerlnde (Loewy und Puiseur), 5) infolge von Volumbermehrung des Meagmat (Nasmith und Carpenter), 6) infolge von Aufschmelzung (C. Süß). B. Durch tektonische Vorgänge. 7 Infolge von Ginstürzen J rin). Herr Branca legte eine Arbeit des Dr. Ktennaß in hen vor: Bie Neberschiebungen in der Pelopsnnisos. J. Der Ithom i⸗ berg. Auf Ithomt werden über dem edweänen Fly iwei Ueberschiebungsdecken nachgewiesen; die eine setzt aus obertriasischen Sedimenten, die andere aus einem Kalkmassiv obercretazischen, vielleicht auch eocänen Alter zusammen. Der Flysch ist bei den Ueberschiebungen jum Teil mitgerissen worden. Die beiden Decken scheinen auch in der übrigen Peloyonnisog entwickelt ju sein. Herr Munk überreichte die Neue Folge seiner Ge⸗ sammelten Mitteilungen Ueber die Funktionen von Hirn und Rücken— mark“ und Herr vanst Hoff die drltte Auflage feines Werkg: Die rn der Atome im Raume'. Als Bericht über eine mit akademischen Mitteln ausgeführte Untersuchung wurde vorgelegt: J. Scheiner, Untersuchungen über die Solarkonstante und die Temperatur der Sonnenatmosphäre. In der an demselben Tage unter dem Voesitz . Sekretart Herrn Vahlen abgehaltenen , . der philosophisch⸗ kist orischen Klasse las Herr Vahlen über zwei Briefe des Alciphron,. Der Bauernbrief II 40 und der Fischerbrief 18 wurden, jeder hauptsaͤchlich mit Ber tehung auf eine Stelle, besprochen. Vorautz⸗ eschickt wurde eine allgemeinere Erörterung über die Heberlieferung der riefsammlung und die in ihr e, , g,. Kritik. Dag korrefpon⸗ dierende Mitglied Herr Loofs in Halle überfandte eine Abhandlung: Die chronologischen Angaben des sog. Vorberichts · zu den Festbriefen des Athanasius ).

An der Königlichen Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berl in findet in der rn? vom 1. bis 6. März 1509 ein land⸗ wirtschaftlicher Unterrichtskursus für praktische Landwirte und Verwaltunggbeamte statt. Autzkunft hierüber erteilt das Rertorat der Hochschule, Berlin N. 4, Invalidenstraße Nr. 42.

Der Generalsekretär des Deutschen Verelng für Wobhnungsreform Dr. Karl von Mangoldt aus Hresden spricht i ittwoch im Verein für deutsches Kunstgewerbe über Ziele und Aus⸗ abe der Gartenstadtbewegung. Der Vortrag findet im roßen Fest⸗ aale des Künstlerhauses statt, eint Ausstellung begleitet ihn.

Wie W. T. B. aus Stockholm meldet, ernannte die dortige Lkademie der Wissenschaften die Profefforen Waldeyer und Harnack in Berlin ju auswärtigen Mitgliedern.

Die Frage, ob die Insekten Gehör ll ge, wird im Prometheus“ behandelt. Im allgemelnen scheine das Gehör der Insekten im Vergleiche mit dem der böheren Wirbeltiere unvoll— kommen ju sein. Wenn aher auch Verfuche ju bewessen scheinen daß manche Gattungen und Arten ganz taub sind, fo ware es doch

übereilt, ein solches Urteil ohne weitereg zu fällen. Die Sache ver- halte sich nämlich . daß viele Insekten nur Töne von bestimmter

öhe und von bestimmtem Klange vernehmen, für andere aber voll⸗ ommen taub seien. Lubbock stellte z B. Verfuche mit der Honigbiene an, indem er alle Arten lauter Töne und Geräusche in unmittelbarer gRꝛihe der Versuchstiere hervorbrachte, ohne daß die Bienen dabon die Ee note Notiz genommen hätten. Wahrschein lich hören sie alfo diefe

one und Gerausche in der Tat nicht; und doch wiffen alle er— fahrenen Imker, daß die Honigbiene tatsächlich ein Gehör hat. Wenn nämlich junge Königinnen erscheinen, fo lassen sie einen , , , ziemlich starken Ton, der uns wie Tüh! Tüh!“ klingt, hören. Diesen Ton vernimmt die alte Königin sogleich, wird sehr erregt und antwortet wiederholt. Auch auf die Arbeiterbienen hat der Ton der Königin eine offenbare, mächtige Wirkung. Die Töne also, die sie selbst erjeugen, scheinen die Bienen gut ju hören, wenn sis auch für alle übrigen Sch. schwingungen taub sind. Ebenso ist es möglich, daß Inseklen Schall. arten erjeugen und unter sich vernehmen, für die wir Menschen keine Empfindung besitzen.

Die Geschichte der Mumifizierung bei den alten Aegyptern behandelte der Professor Elliott Smith in einem Vortrage gelegentlich der Jahresversammlung der British Assoclation, die im September d. J. in Dublin stattfand. Aus dem Vortrage macht der „Globus, Illustrierte Zeitschrift für Lander und Völker- kunde (Vieweg u. Sohn in Braunschweig) folgende interessante Mit⸗ teilungen: Schon in vordynastischen Zesten war eg im Rillande üblich, die Körper der Toten roh in Felle, Leinwand oder Matten zu hüllen und im Sande zu begraben. Infolge der Trocken. heit des Bodens und des vollständigen Luftabschlusses durch feste Einpackung der Leichen in den Sand setzte' oft Aus⸗ trocknuung ein, ehe noch irgendwelche jersetzende Wirkungen und Faͤulnigerscheinungen sich jelgen konnfen; fo blieb denn der Körper in dauerhafter Form erhalten. Diese Erscheinung muß den vorgeschichtlichen Aegyptern selber vollkommen vertraut gewefen sein. Cs finden sich naͤmsich reichliche Bewelse dafür, daß schon in dieser frühen Zeit Grabschändung und Beraubung der Mumien etwas ganz Gewöhnliches war. Außerdem muß die spätere Bevölkerung jedenfalls darauf gekommen sein, wie ausgezeichnet die Ratur felbst die Leichen ihrer Vorfahren vor der Verwefung schützte, sonst würde ii die alten, längst verlassenen Grabstätten nicht in fo ausgedehntem Maße als Ruhestätten für die eigenen Generationen neu benutzt haben. Später wurde es dann Sitte, die Leiche in einem Sarge oder in einer Felsenkammer betzusetzen. Badurch erhielt die mit eingeschlossene Luft freien Zutritt ju dem Körper und beförderte die Verwesung. So muß denn vielleicht in frühdynaftischen Zeiten der Gedanke, die Erhaltung ihrer Toten mit künstlichen Mitteln zu versuchen, den alten Aegyptern als etwas Natürliches erschienen sein. Ein Antrieb zur Ausbildung eines solchen künstlichen Versahreng war durch mancherlei gegeben: einmal waren es ihre religiösen Ansichten, dann die natürliche Neigung der ganzen Menschheit, die Ueberrefte ihrer Lieben nach Möglichkeit zu erhalten; dazu kamen die Eigentümlichkeiten von Boden und Klima, die eine Mumifizierung begünstigten, außerdem die Kenntnis präservierender Sale, die fich fo reichlich und leicht zu⸗ gänglich in Aegypten selbst fanden, und der aus den benachbarten Ländern bezogenen Harze, mit deren Wirkungen sie sogar schon in vordynastischen Zeiten vertraut gewesen waren. Auf diesem Wege haben wir ergründen können, wie der Gedanke einer kũnstlichen Leichen erhaltung entstand, warum man versuchte, ihn in die Tat umzusetzen, und wie man auf die Mittel damn kam. Das macht es aber un⸗ wahrscheinlicher als je, daß die Sitte der Einbalsamierung in Aegypten aus fremden Ländern eingefuhrt worden sel, wo ja keiner dieser Gründe für das Aufkommen einer solchen Praxis bestehen konnte. Genaue Angaben, auf Grund deren wir sagen könnten, wann man im Rillande mit bem Ein! balsamieren begonnen hat, haben wir allerdings nicht. Wenn auch die ältesten, mit Sicherhelt als künstlich mumiffziert ju bezeichnenden Leichen aus der Zest der zehnten Dynastie flammen gefunden wurden sie von Quibell in Sakkarabh —, so sprechen wieder andere Anzeichen dafür, daß die erfsen Versuche einer Mumffikation für die Periode der ältesten Pyramidenerbauer anzusetzen sind. Mit dem Auf⸗ kommen des Mittleren Reich hatte die Technik im ganzen und großen die Stufe erreicht, die in ihren ae en das in den nächsten zweitausend Jahren übliche Verfahren darstellt. Syine höchste Eni wicktung fand es allfer⸗ dings erst in dem Zeitalter des Neuen Reichz. Erst jetzt verstanden die Ein⸗ ballamierer eg, das Gehirn zu entfernen und den Schädel dicht aug. zufüllen und überhaupt durch mühsame und e,, Kunstgriffe dem toten Körper eine größere Aehnlichkeit mit der Le ensform ju ver⸗ leihen. Damit wurde denn auch die Statue des Dahingeschiedenen, die in früheren Zeiten infolge der immerhin nicht fehlerlosen Er⸗ haltung des Körpers einen wesentlichen Bestandteil der Grabau stattung gebildet hatte, überflüssig und wurde nicht mehr in die Bel , . mitgegeben. Giner hohen Blüte der Kunst der Ein⸗ balsamierung, die in Einielheiten noch weiter ausgebildet worden war, folgte dann ein rascher Verfall. Aus Amerika fommt übrigens die bisher freilich noch unbestätigte Nachricht, daß ein Professor vom Bostoner Smith College ein Mittel entdeckt habe, durch dag den ein. gefallenen Gesichtern und Körpern von Mumien ihre ursprũng⸗ liche Gestalt und . wiedergegeben werden könne. Eg soll sich dabei um eine Lösung ätzender Pottasche handeln und die Ent— deckung soll an einer ju einem formlosen Klumpen vertrockneten e, die zufällig in einen Kübel mit Pottasche geraten war, gemacht sein.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ mastregeln.

Helsingfors, 29. Oktober. (W. T. B) In Sysmä, Gou— vernement St. Michel, erkrankten eine Arbeiterfrau und ihr ein⸗ jähriger Sohn an Cholera; das Kind ist gestorben.

Sandel und Gewerbe.

9 der heutigen Sitzung des Zentralausschusses der Reichsbank, die unter dem Vorsitz des Präsidenten des Reichsbankdirektoriums Havenstein stattfand, wurde die Wochenübersicht vom 23. Oktober vorgetragen; ferner wurden einige Gattungen von Schuldverschreibungen zur Beleihung im Lombardverkehr der Reichsbank zugelassen.

Weitere Nachrichten über Handel und Gewerbe“ s. i. S. Zweiten Beilage.)

Verkehrsanstalten.

Die Seehafenstadt Harburg.

Die Erörterungen über den zwischen Preußen und Hamburg ver⸗ einbarten, von den gesetzgebenden Körperschaften noch nicht ratifizterten . enken die Aufmerksamkeit von neuem auf die preußische Industriestadt Harburg, die in nächster Nähe von Hamburg auf dem linken Elbufer liegt. Ünter dem Titel Ble See hafenstadt pern. hat nun der Harburger Handelgkammerfekretär Dr. Heinrich

ley eine Schrift veröffentlicht, Fie die bisherige Entwidkung Har burgs darstellt und schätzengwerteg Material auch zu der im Vorder- grund stehenden Köhlbrandfrage beibringt.

Anspruch auf felbständige Seegeltung konnte Harburg zuerst im Jahre 1849 machen, als der Harburger Hafen eröffnet wurde. Pie Entwicklung des damaligen Schiffahrtsverkehrs war recht günstig, odaß bereitz im Jahre 1855 über 1100 Schiffe mit einer Ladungꝭ⸗ ähigkeit von über 100 009 Registertong gejählt werden Tonnten