1908 / 257 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Oct 1908 18:00:01 GMT) scan diff

herrscht hler der Lehrermangel. vorhanden, so daß 15 000 Klassen, besonders auf dem

als überfüllt in einklassigen Schulen die KRlasse

6t Millionen Lehrkraft sind.

alles Werbens in der Presse, lingt es nicht, die Präparandenanftalten und Seminare zu füllen. Eine solche Methode der Lehrerheranbildung mag angebracht gewesen feln in Zeiten, wo Preußen sich groß hungern mußte, nicht mehr jetzt, wo es ein reicher Staat genannt werden kann. Erst nach 31 Bienstjahren gelangt ein Teil der Lehrer zu dem End—

gehalt, das 150 über dem der Kanzlisten steht. Ein befreundeter

Landwirt in der Umgegend von Kiel sagte mir neulich, daß auf seinem Hof ein unverheirateter Schweizer von 20 Jahren neben freier Station oh 6, monatlich beziebe. Ein junger Lehrer in demselben Dorf steht sich höchstens auf 30 M monatlich, wenn er seine Pension bezahit hat; wie soll er dann ngch die Kosten seiner Fortbildung, die Lebens- versicherungsprämie, Schuldenzinsen usw. zahlen? Ich habe es mit der größten Genugtuung begrüßt, daß der Kampf der Oberlehrer um Gleichstellung mit den Richtern und Regierungsräten endlich Erfolg gehabt hat. Ist es da gerechtfertigt, daß man die Volkeschullehrer mit bedeutend weniger als der Hälfte des Gehalts der Sberlehrer abspeist ? Wir gönnen den Vorschullehrern an den höheren Schulen, daß sie künftig 4009 bezw. 42065 M6 erhalten; aber ihnen gegenüber ist das Gehalt der Volksschullehrer um volle 1000 6 niedriger bemessen, und das entspricht der Gerechtigkeit nicht. Nach dem Verlauf unserer Bebatte über den Bremzerlaß war ich überrascht, daß der Bremgerlaß in diesem Entwurf in aller Form statulert worden ist. Die Regierung beruft sich zur Begründurg dieser Maßregel auf die allju große Bunt⸗ scheckigkeit der Lehrergehälter und auf die Landflucht der Lehrer. Die esgentliche Ursache der Buntscheckigleit liegt in der Unzulänglich⸗ keit der 1897 aufgestellten Gehaltssätze; je höher Sie dle Vormalsätze bemessen, desto mehr wird ganz von felbst ohne jeden Zwang, ohne gesetzliche Bremse eine großere Gleichmäßigkeit der Tehrergehälter eintreten und die Buntscheckigkeit verschwinden. Man brauchte wirklich das Gesetz nicht mit dem Odium der Kulturbremse zu belasten. Mit Recht hat der Abg. Schiffer Goethes Wort variiert; denn wo die Lebrer fehlen, da siellt dies Wort, nämlich die Landflucht, zur rechten Zeit sich ein. Die Landflucht ist doch nicht ein Ding an sich, sondern in der Hauptfache Lehrermangels. Der junge Seminarist muß sich heutzutage Furch einen Revers verpflichten, 5 Jahre nach bestandenem Examen zur Verfügung der Regierung zu stehen. Die Folge ist, daß uͤberall Lehrermangel herrscht, daß seit Jahr und Tag kaum ein junger Semsn zrist in die Stadt kommen kann. Von 16 000 jungen Lehrern sind 15 000 auf dem Lande und die übrigen in den kleinen Orken. Als ich vor 25, Jahren das Seminar verließ, hatten wir einen Lehrermangel in diesem Sinne nicht. Es ist eine merkwürdige Interpretation der Verfassung, wenn die Regierung die Rücksicht auf die lokalen Verhältnisse erst bei Orten mit mehr als 25 0090 Einwohnern nimmt, und wenn der Minisserial—= direktor sehr richtig sagte, es sei schwierig gewesen, eine richtige Grenje zu finden, so meine ich: es war überhaupt unmöglich, eine vernünftige Grenze zu finden. Die Zulage von 200 bis 750 M6, die in den größeren Orten gegeben werden foll, befriedigt nicht. Preußen geht in dieser Beiiehung wirklich nicht in Deutschland doran. In Bayern werden die Geineinden nicht nur nicht gehindert, für ihre Lehrer mehr zu tun, sondern geradezu animiert, mehr zu tun. Genau so ist es in Sachsen, Württemberg, Baden und Hessen. In der vorgelegten Form wird das Gesetz überhaupt nicht durchgeführt werden können, ohne kulturwidrig und vernichtend zu wirken. Bedauer⸗ licherweise ist dem Entwurf eine ausführliche statistische Darlegung der jetzigen Besoldungsverhältnisse, aus der man die Wirkung des neuen Gesetzes ersehen könnte, nicht beigegeben. Zahlreiche Schulorte werden, wenn die Vorlage Gesetz wird, mit dem Grundgehalt oder mit dem Endgehalt herabgehen müssen, und davon werden hauptsächlich die Gegenden des Westens betroffen werden. Im Regierungsbezirk Arneberg müssen von 184 Schulorten volle zwei Dritte das Grund ehalt herabsetzen, ähnlich liegt es im Regierungsbezirk Düsseldorf. n, den Industrleorten des Westens mit keilweise gemischter Be— völkerung und polnischen Elementen sind solche Gehaltesätze, wie die Vorlage sie normiert, auf die Dauer ganz unmöglich durchzuführen. Das Gesetz wird, je mehr es bekannt wird, nicht nur in der Lehrerschaft, sondern auch in der Bevölkerung überhaupt einen Sturm erregen, eine Erbitterung erzeugen, wie noch gegen keine schulgesetzliche Maßnahme in Preußen. Ich begreife nicht, wie die Regierung bon sich aus dazu kommen konnte, den Gemeinden höhere Kulturleistungen zu verbieten. Nach der Verfassung hat der Staat doch nur fubsidiär einzutreten. Wenn er jetzt 30 Millionen anbietet für diesen Zweck, sollte er doch die Gemeinden geradezu animieren, zu diesen 30 Milllonen noch zuzulegen. Bezüglich der Verteilung der 30 Millionen kann ich mich den gestrigen Ausführungen des Abg. Cassel anschließen; die Staatgmittel kommen keineswegt dahin, wo das wirkliche Unvermögen ist. Äm stärksten würden die leistungsunfähigen kleinen Gemeinden betroffen werden, wo leistungsfähige Großgrundbesitzer, wo Millionäre sitzen, die tatsächlich zu diesen Schullasten nichts beitragen. Andere Ge⸗ melnden werden sogar ein gutes bares Geschäft nach der Vorlage machen, indem ihre Lelstungen vermindert, ihre Staatszuschüsse aber erhöht werden. Nun hat gestern Freiherr von Zedlitz den Plan seiner Besoldungskassen entwickelt. Soweit solche einen Versuch darstellen sollen, zu einer gerechten Verteilung der Lasten zu kommen, sind sie durchaus diskutabel; im ganzen walten aber doch sehr siarke Bedenken vor. Freiherr von Zedlitz trat gestern mit einer Sicherbest auf, als ab sr damit den Stein der Weisen gefunden hätte; er hat fogar dem Nollegen Schiffer vorgeworfen, er biete den Lehrern Steine statt Brot. Ich trage aber Bedenken, mich der Führung des sehr verehrten Herrn von Zedlitz hier anzuvertrauen, weil ich nicht sicher bin, ob seine Ent— wicklung auf diesem G biete als abgeschlossen zu gelten hat. Vor einem Jahre bat Herr von Zedlitz den gleichen Gedanken im Tag ver— treten. Im Februar d. J. hat er in einer Versammlung in Kottbus sich dagegen auzgesprochen weil damit die Politik in die Frage getragen würde. Jetzt hat der Wind wieder umgeschlagen. Aus der Neuen Pädagogischen Zeitung“ geht aber hervor, daß ein Hauptlehrer in einer längeren Konferenz mit Herrn von Zedlitz diesen erst von der Notwendigkeit der Hesol dungekasse hat überzeugen können. Es scheint hiernach, daß mancher zu schieben glaubt und selber geschoben wird. Fordert man diese Ein— richtung im Namen der Gerechtigkeit, wie kann man dann bei den Grundgehältern und Alterszulagen stehen bleiben? Wo bleibt die Mietg⸗ entschädigung, die die Städte fo schwer belastet, wo bleiben die sãch⸗ lichen Schulkosten, wo bleibt daz höhere Schulwesen? Ich zitiere aus dem Etat der Stadt Kiel, daß diese Stadt im vorigen Jahre für die Schullast einen baren Zaschuß von 4 Millionen leistet; nach dem Vor⸗ schlage Cassel würde die Stadt mit diesen 1 Millionen einfach vorbelastet. Geben Sie den L hrern 1599 66 Grundgehalt und 256 60 Asters- zulagen, lassen Sie sie das Höchstgehalt in 28 Jahren erreichen, dann haben Sie Normalsätze ohne Kulturbremse, die sich in 95 oo aller Gemeinden ganz von selbst durchsetzen werden. Ich erkenne alfo auf der einen Site an, daß die Besoldungsvorlage für diejenigen Lehrer, die die Mindestsätze beziehen, wesentliche Vorteile brir ge, auf der anderen Seite aber nicht der Bedeutung und Schwierigkeit des Lehramts gerecht wird. Unerläßlich ist doher eine erhebliche Erhöhung des Grundgehalts und elne anderweitige Bemessung der Alterszulagen' Vor allen Dingen aber ist für uns enischeidend, daß die Kulturbremse verschwindet, die unvereinbar ist mit der Seibstverwaltung. Möge es der Kommission gelingen, ein Kulturwerk ohne reaktionäres Be werk zu, schaffen, ein Gesetz, das für alle Teile der Monarchie eine Auf— wärts« und Vorwärtzentwicklung der Voltsschule nicht nur ermöglicht,

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Im Jahre 1906 waren für 116000 Schulklassen in Preußen nur 98 066 Lehrkräfte, Lehrer und e, . ande, ohne n. Lehrkraft waren. Ferner waren 13 4090 Klassen überfüllt, über— füllt nicht etwa in dem Sinne, wie in Dänemark, Norwegen oder ir nr mit ihren Klassen von 35 bis 50 Schülern, sondern über üllt im Sinne des Ministerialerlasses vom 235. März 133 3. mit mehr als 89, in mehrklassigen Schulen mit mehr als 76 Schülern gilt. Dag Fesamtfazit der preußischen Schulverwaltung ist, daß von den r preußischen Schulkindern annähernd 3 Millionen nicht genügend beschult sind, weil die Klassen überfüllt oder ohne eigene Die bisherige Lehrerbesoldung hat vollständig berfagt, denn trotz aller Privilegien und Stipendien für die Anwärter, trotz das geradezu unwürdig gewesen ist, ge—

aber

eine Folge des

. gewährleistet zum Segen der Schule und des ganzen Vater⸗ andegz! . . Ministerialdirektor D. Schwartzkopff: Trotzdem die Aug⸗ führungen der beiden Vorredner ctwas Neues zur Sache nicht gebracht baben, m ich doch, einige Angriffe auf die Regierung erwidern ju müssen. Der Abg. Borgmann hat sich die schlechten Schuljustäͤnde in Preußen verbreitet. Ich bin weit entfernt davon, die preußischen Schul zustände als der Verbefferung nicht bedürftig hinzustellen. Im Gegenteil, wir wiffen ganz genau, wo eine Verbesserung einzusetzen hat, ünd wie wir unser Volksschulwesen vorwärts zu bringen haben. Aber wie der Abg. Borgmann sie hin⸗ stellt, liegen die Verhältnisse in Preußen denn doch nicht. In den Jahren 1836 bis 1896 ist die Zahl der Schulkinder auf der evange⸗ lischen Seite um 26 o,, auf Fkatholischer Seite um 31 6 ge⸗ stiegen, demgegenüber die Zahl der Lehrer in demselben Jahrzehnt auf evangelischer Selte um 49 6/o, auf katholischer um 64 o. bitte, zu vergleichen, in welch kolossaler Wesse gegenüber der Bevölkerungsvermehrung die Stellenvermehrung jugenommen hat. Das ist eine Leistung der preußischen Unterrichtęverwaltung, die jeder anerkennen an Ich führe noch eine Ziffer an. In den letzten jehn Jahren sind die den preußischen Volksschulen jur Verfügung gestellten Staats— mittel von 83 Milllonen auf 153 in diefem Jahre ge— stiegen, also beinahe eine Verdoppelung allein der Staatsleistungen. Nimmt man hinzu, wie kolofsal in den letzten 10 Jahren die Ge— meindelasten für die Volksschule angewachsen sind, so muß man zu⸗ geben, daß sehr Erhebliches auf diesem Gebiete getan ist. Es haben sich alle Kreise Mühe gegeben, die preußische Volksschule vorwäris zu bringen. Die Schilderungen des Abg. Borgmann machen den Ein— druck, als ob in einer Klasse 120 oder 130 Kinder mit einem Male von einem Lehrer unterrichtet würden. Hier handelt es sich um die sogenannten Dalbtagsschulen. Diese sind ein Normalinstitut der preußischen Volksschule. Wir bemühen ung, sie herabzumindern, und werden es auch erreichen. Aber man kann nicht 10000 solcher Schulen mit einem Schlage beseitigen. Wir sind in der Beseitigung der überfüllten Schulen stetig vorwärts geschritten. Sie ind jedes Jahr trotz der enormen Volkevermehrung um 4 bls 38 0 zurückgegangen. Wenn man die Vermehrung der Lehrerstellen, das , der Staatszuschüsse, das Herabgehen der überfüllten Schulen sich vor Augen hält und gerecht würdigt, so hat die preußische Unterrichts verwaltung nicht den geringsten Anlaß, sich mit ihren Leistungen irgendwie zu verstecken. Seit Jahren be⸗ mühe ich mich, die Frage des Lehrermangels und die der Lehrer— besoldung zu erörtern und klarzulegen, daß sie mit einander nichts zu tun haben. Man könnte den Lehrermangel doch nur auf die Be— soldung zurückführen, wenn wir einen Mangel an Anwärtern hätten. Ich beweise Ihnen in jedem Jahre mit Zahlen, daß dies nicht der Fall ist. Die Stellen, die wir in unseren Seminaren und Pcä⸗ parandenanstalten zu besetzen haben, können wir gar nicht einmal ausfüllen, sondern haben jedes Jahr Zurückweisungen. Pie jungen Leute werden sehr gern Lehrer, und darln ist eine Verschlechterung in keiner Weise eingetreten. Ich bitte dringend, den Lehrermangel und die Besoldungsfrage getrennt zu behandeln. Der Lehrermangel ist herbeigeführt durch das rapide Anwachsen der Bevölkerung und noch viel mehr durch die Verschiebung der Bevölkerung, die durch die Aenderungen in den wirtschaftlichen und sozialen Verhälknissen eingetreten ist. Wir werden ung bemühen, dem Lehrermangel weiter entgegenzuwirken. Wenn der Abg. Hoff sich durch den Wortlaut der Begründung gekränkt gefühlt hat, so kann ich nur sagen, seine Ausführungen über das Lehrermaterial kann man nur aufs tiefste bedauern. Er behauptete, wir nähmen unfähiges Material in unsere Seminare. Als ob wir nötig hätten, schwachbegabte junge Leute anzunehmen! Daz ist ein Angriff auf die preußische Lehrerschaft, den ich auf das entschiedenste zurückweisen muß. Sie leistet in vollem Umfange, was sie zu leisten hat, es ist ein ausgezeichnetes Material. Der Äbg. Hoff wünschte keine Gewährung von Unterstützungen. Das Unterstützungs⸗ wesen ist auf den Seminaren zu allen Zeiten vorhanden gewefen, schon vor 20 und 30 Jahren. Kann man daraus einen Vorwurf herleiten? Sollen denn nur reiche Jungen Lehrer werden? Ich halte es im Gegentell für einen großen Vorzug, daß man auch Söhnen aus Kreisen, die nicht mit Gläcksgütern gesegnet sind, die Möglichkeit gewährt, Lehrer zu werden. Die höheren Lehranstalten' und Universitäten kommen auch nicht ohne Stipendien aus. Die Theologen bekommen solche in großer Zahl. Wie kann man da der Lehrerschaft einen Vorwurf machen? Wir werden uns nach wie vor bemühen, gutes Ersatzmaterial in unsere Seminare zu bringen, und ich be— streite ganz entschieden, daß dies bisher nicht der Fall gewefen ist. Hinsichtlich der Besoldung selbst hat der Abg—= Hoff von der Kulturbremse gesprochen. Er selbst ist der allergrößte Kulturbremser, denn er verlangt ein Einheitsgehalt und damst eine Beschränkung der Bewegungsfreiheit der Gemeinden. Ich muß daher auch diesen Ausdruck mit Bestimmtheit zursckweifen, Unser Vorschlag sucht den Mittelweg zu finden zwischen dem Ein= heitsg halt und der Bewegungsfreiheit der Gemeinden durch Fest⸗ setzung eines Mindestgehalteß und Zulaffung der Bewegungsfrelheit in bestimmten Grenzen. Die Gehaltssätze sind sehr scharf bemängelt. will gern zugeben, daß man über sie strelten kann, aber wir haben uns bemüht, nach Maßgabe der Mittel, die nun einmal von dem preußischen Steuerzahler flüfsig gemacht werden können, möglichst viel zu erreichen, um unsere Lehrerschaft zu fördern. So gering, wie der Abg. Hoff den Fortschritt qualifiziert, ist er denn doch nicht. Ich mache darauf aufmerksam, daß die preußische Lehrerschaft vor noch gar nicht langer Zeit, auf dem vorhergehenden Magdeburger Lehrertage, selbst nur 1550 Is Mindestgehalt und 150 M Altersjulage gefordert hat. Die Ver— gleiche mit anderen Beamtenkategorien haben ihre Gefahr. Ich bekam erst heute morgen j. B. eine Gingabe von einem Regierungsfekretär aus Berlin, der dringend um Gleschstellung mit den Berliner Volks— schullehrern bittet. Er macht darauf aufmerkfam, daß er nur Wohnungs⸗ geldzuschuß erhält, während der Lehrer frele Wohnung oder volle Ent- schädigung dafür bekommt, und weiter auf feine höhere Vorbildung. Man liebt die Hinweise auf andere Staaten. Preußen stebt mit seiner Vorlage bei weitem an der Spitze. Bayern zahlt [200 bis 2800 Mp0, Sachsen heginnt allerdings mit 1500 6, läßt aber nur bis 3506 auf steigen, Baden zahlt 1500 bis 2800 „6, aber erst nach der Anstellung im 27. b. 28. Lebensjahre, so daß das scheinbar höhere Gehalt im Anfang nicht hinausgeht über das, was Preußen zahlt. Hamburg hat allerdings Gehälter von 2460 bis 4706, gibt aber keinen Wohnungsg ldjuschuß. Der Lehrer muß dort seine Wohnung selbst bezahlen. So könnte ich Ihnen Bundes staat für Bundesstaat anführen und zeigen, daß wir diese Sätze alle zum mindesten erreichen. Die Regierung verdient also nicht den Vo wurf, daß sie mit mangelndem Wohlwollen vorgegangen sei. Wir haben uns bemüht, für die Lehrer zu sorgen; möge auch das Haus zu einem Ergeb ais lommen, das für die Notlage der Lehrer Abhilfe schafft und unsere Volksschule vorwärts bringt. Abg. Freiherr von Richthofen-Mertschütz (kons.): Die Ausführungen des Abg. Borgmann haben mir nicht gerade imponjert ebensowenig wie die des Abg. Hirsch. Man muß sich doch erst über die Verbältnisse etwas informieren. Herr Hirsch hat gestern nicht einmal die Rede des verstorbenen Abg. Liebknecht gekannt. Auch für Herrn Borgmann läuft die Zeit zu schnell. Es ist ja auch kein Wunder, daß die Soztaldemokatie unter ihrer reaktion iren Führung mit den jetzigen Zeitverhältnissen nicht mehr ganj mitkommt. Herr Borgmann schlen nicht zu wissen, daß vor zwei Jahren das Schullastengesetz gemacht ist. Seine Bere nung der Be⸗ lastung der Gutsbezirke und Landgemeinden dattert aus der Zeit vor diesem Gesetz, wir haben aber dieses Gesetz gemacht, um die uns gerechte Belatung aus der Welt zu schaffen. Herr Borgmann tadelt auch die Leistungen der Schulpatrone, es gibt aber nach dem jetzigen Gesetz keine Schulpatrone mehr, sie sind durch as Gesetz von 1906 aufgehoben. Wissen Sie das nicht, Herr Gorgmann? Unsere Stellung zum Gesetz bat der Abg.

von Ditfurth dargelegt in einer Weise, die Anerkennurg ge

nur allgemein über

Herr Cassel sagte, die Schule solle dem politischen Kampf ent werden. (Abg. Cassel: Habe ich nicht gesagt! Schiffer war es!! Bann war es ein anderer. Aber diese 1 la,. ie , . an i aan, 36 353 , ., 7 großer Teil der r wo eine Freunde ni auf der linken Seite im Parlament sitzen. Herr 1 nannte aber die Vorlage eine agraris daß sonst ein Tell der Lehrer ins andere Lager In der „Deutschen Lehrerzelitung wird schon über die traurige

splitterung unter den Lehrern geklagt und gelagt, daß ein Ten R Lehrer zwar noch die Gleichstellung mit den Sekretären fordere, al doch auch mit anderem Erreichbaren sich begnügen wolle, und in?

daß die Lehrer in das agrarische Lager gehen könnten. Die Landlehn⸗ wissen eben, daß es besser ist, nicht mir einem unbrstimmten R ñ auf die Zukunft ju kommen, sondern nur zu verlangen, wat durt führbar ist. Vor zwei Jahren versprachen meine Freunde den Lehrer nachdem die Basis für die Schullastenverteilung gefunden sei, die dehter besoldung so ju regeln, daß die Lehrer vor Not geschützt find. Dlefe Versprechen will meine Fraktion jetzt einlösen. Nachdem des Schul. unterhaltungsgesetz justande gekommen ist, muß unsere Sorge die Besest gung des Lehrermangels und des Lehrerwechsels sein. Die Sola demokratie wirft uns vor, daß wir die Volksbildung gar nich wollten. Gerade das Gegenteil ist der Fall. Gerade wenn M Volk auf dem Lande durch tüchtige Lehrer erzogen ist, werden d jungen Leute, die in die Stadt gehen, nicht so leicht den Irrlehren de Soßtaldemgkratie verfallen. Ein tüchtiger evangelischer oder katho Uscher Volkeschullehrer kann in Ergänzung des Glternhauses en Fundament fönigstreuer, patriotischer, christlicher Gesinnung in d Verzen der Leute legen, daß sie nicht so ohne weiteres auf dle Send boten der internationalen Sozialdemokratie hören. Diese Begriffe sim Ihnen (zu den Sozialdemokraten) vollständig unbekannt; Sie wolle dem Volle die Ideale nehmen, allez, was daz Leben überhaupt sebengwan macht. Was das Gesetz selbst anbelangt, so müssen wir doch mit der Staatsregierung anerkennen, daß eg erhebliche Verbesserungen bringt Wir werden prüfen, ob in diesen Verbesserungen Überall das Richti⸗ getroffen ist. Wir werden sehen, ob es möglich ist, vielleicht Wartezeit der Lehrer etwas abzukützen und eine andere stufung der Alterszulageperioden eintreten zu lassen,

den Lehrern in dem Lebensalter, in dem ste lich große Auggaben haben, diejenigen Gehalts sätze bewilln werden, die sie brauchen. Wir meinen aber, daß die Altem, zulage doch im wesentlichen den Forderungen der Landlehrer entspꝛicht und daß damit doch ein ganz respektables Höchstgehalt erreicht witz. Wir erkennen auch dankbar an, daß die Staatsregierung de Lehrerinnen erhebliche Verbesserungen eingeräumt hat. Meine Anerkennung des Lehrerstandes auf dem Lande möchte ich aut— dehnen auf die Tätigkeit der Lehrerinnen. Auf unfere Anregung sind bei jweiten und dritten Stellen auf dem Lande Lehrerinnen jugelassen worden. Ich kann auf Grund eigener Erfahrun konstatleren, daß diese Lehrerinnen sich im großen und ganjen vorzüglich bewährt haben. Wir werden prüfen, wie weit wir den Wünschen der Lehrer entgegenkommen können. Ez ist ja fehr leich zu sagen, wir wollen den Lehrern eln Maximalgehalt von 4500 6 geben. Wir haben aber, und das bin ich namens meiner Freunde beauftragt zu erklären, nicht bloß den Lehrerstand zu vertreten, sondern auch Re Steuerzahler. Wir müssen zwischen beider Interesfen die richtige Mitte finden. Man erregt Unzufriedenheit, wenn man mit so welt gehenden Vorschlägen überhaupt vor daz Land tritt. Die Staatz regierung tut dies mit ihrer Vorlage viel weniger als die Herren, die solche Rede halten, wie wir sie heute gehört haben. Mit allen Nachdruck verlangen wir die Gleichstellung der Lehrer in Stadt um Land. Wird diese Forderung jetzt nicht befriedigt, so wird dag Mißverhältnis zwischen der Bewertung der Stadt, und Land. lehrer, niemals aus der Welt geschafft werden, und es it sehr fraglich, oh die Regierung in dieser Beztehung nicht zu weit gegangen ist. Ich will nicht sagen, daß Teuerungszulagen von den großen Städten nicht gegeben werden sollen, vielleicht gibt auch die schematische Bestimmung der 265 000 Einwohnerzahl zu Bedenken Anlaß, und eg kann erwogen werden, oh sich ein anderer Maßfuah formulieren läßt; aber das ist doch keine Frage, daß wir die Juter, essen der Steuerzahler nicht ohne weiteres aus dem Auge lassen dürfen, wenn wir eine gleiche Bemessung der Gehälter in Stadt und Land, wenn wir das erreichen wollen, wa wir für die Landlehrer zu erreichen wünschen. Nach unsetet Meinung darf aber die örtliche Zulage nicht pensionsfähig sein. Der Lehrer hat nur höhere Ausgaben zu bestreiten, folange' er in der großen Stadt ist. Ist er pensioniert, so kann er sich seinen Wohnsitz aussuchen, und dann wird es zu . sein, ob die Staatz regierung dadurch, daß sie die Zulagen penstonsfähig gemacht hat, dat Richtige getroffen hat. In einzelnen Kantonen der Schweiz besteht die Bestimmung, daß in den Orten, die am entfernte ten don der Stadt liegen, die höchsten Gehälter gejahlt werden, also auf, dem Lande höhere als in den Släͤdten. Bas ist auch' gum natürlich; die Teuerungsverhältnisse zwischen Stad! und Land haben sich in den letzten 160 Jahren mehr ausgeglichen. Mit. Schlagworten wie „Kulturbremse“ kommt man auf dicsen Gebiete nicht weiter. Meine Freunde billigen in diefer Hinstch böllig das, was die Staatzgreglerung durch den Mund des Mintfterial, direktors Schwartzkepff hat erklären lassen. Die Schule sst in der Tat eine Veranstaltung des Staates. Der Staat muß also regulierend in die Gehaltssätze eingreifen können. Di- Gleich. stellung der Gehälter in Stadt und Land ist die erste Etappe auf diesem Gebiete, die Besoldungskassen sind die zweite; denn die Cr= leichterung in der , der Schullasten ist von der größten Bedeutung. Die Besoldungskassen sollen die Basts bilden, die be— stehende Ungleichmäßigkeit aus der Welt zu schaffen. Die Vertreter von Berlin brauchen sich hier nicht in die Brust zu werfen Und don Kulturbremse zu sprechen. Es ist noch gar nicht so lange her, daß die Gemeindelehrer von Berlin sich aufs schärffle gegen die ftädtisch Schusperwaltung wandten. Berlin ist erst den Vororten mit Gehalt gufbesserung gefolgt; und die jetzigen Sätze sind niedriger als die Maximalsätze, die die Berliner Lehrer bekommen sollen, wenn de Entwurf Gesetz wird. Auf die Frage, ob die Besoldungskassen mit der Verfassung vereinbar sind, lasse ich mich nicht näher ein, das zu prüfen wird Sache der Kommission sein. Ich meinerseltz glaube, daß sie wobl mit der Verfaffunggurkunde vereinbar i Ferger wird zu prüfen sein die Frage der Anrechnung der Pienshzelt an Privatschulen, die Frage der Mietgentschädigung und der Ablbsung des Kircken, vom Schuldienst. Wenn von freisinniger Seite behauptet wird, der Kirchendienst lasse sich mit der Würde des Lehrerstandes nicht vereinigen, so möchte ich doch darauf bin= weisen, daß es Lehrer genug gibt, die anders denken, und die pekuniär benachtelligt würden, wenn sie den Kirchendienst auf geben müßten. Indessen sind wir nicht abgeneigt, auch diefe Frage eingehend zu prüfen. Ich komme zum Schluß und wiederhole, daß die Stellung meiner volitischen Freunde ber? den Lehrern in be kleinen Städten und auf dem platten Lande immer mehr Verständnit sindet. Wir haben den ernsten Willen, den Wünschen der Lehter o weit entgegen zu kommen, als es irgend möglich ist, ohne dit Steuerzahler ernsilich zu benachteiligen. Wir werden prüfen, o vielleicht hier und da an der Vorlage der Regierung Aenderungen vorgenommen werden können. Hoffentlich gelingt es der Kommisslon, ein Gesetz zu stande zu bringen, das der großen Lehrerschaft Preußen ein schönes Weihnachtsgeschenk sein wird; hoffentlich gelingt es uns weiter, auf dem Boden der christlichen preußischen Volkeschule ein Gesetz zu siande zu bringen, welches nicht nur der Tehrerschaft, sondern auch dem preußischen Vaterlande zum dauernden Segen gerei ö Abg. D. Hackenberg (nl): Die bisherigen Debasten und die in diesen herborgetretenen Gegensaͤtze beweisen, daß die Neuregelung 3c Voltsschullehrerbesoldung ein ebenso wichtiges wie schwöieriges Wer ist. Es handelt sich in der Tat nicht um eine bloße eam, besoldungefrag⸗, sondern um Fragen, welche die ganje künftige * wicklung und Leistungsfähigkeit unferer Volksschule beireffen. Gs kan

dann hauytsach

funden hat. Ich will nur dem Trio Cassel-BorgmanrHoff eimidern.

nicht geleugnet werden, daß ein enger Zusammenhang besteht mwischen

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Pädagogischen Zeitung, heißt es, daß darin die größte Gefahr beste⸗

Brot geben, so

der Lehrerbesoldung und der Lösung der Aufgaben, die wir von der Heure ö dauert nach meinem Dasũrhalten schon allzu⸗

lange, daß das Neiden und Streiten, das Klagen und Kämpfen um die

Gebaltsverbesserung den Lehrerstand in Anspruch nimmt und ihn von seiner eigentlichen Tätigkeit abhält; es ist die höchste Zeit, einen Zustand zu schaffen, der diese Frage von der Tagesordnung der Lehrerversamm⸗ lungen verschwinden laßt und die Lehrer wieder in den Stand setzt, sich mit voller Kraft den Fragen und Problemen zuzuwenden, die gerade an sie in erster Linie herantreten. Eröffnet nun die Vorlage die Aussicht dazu? Die Debatte hat ergeben, daß sir die dazu gehörige Vollkommenheit nicht hat; wir werden bei aller Anerkennung des Gebotenen in ernstester Prüfung mltarbeiten, etwas daraus zu machen, was uns unserem Ziele näherbringt. Im Vordergrund der ganzen Verhandlung stand die Frage der Gleichstellung des Lehrerstandes, Es war mein Freund Schiffer, der das Verdienst hat, zuerst mit allem Nachdruck darauf bingewiesen zu hahen, daß diese Gleichstellung in der Vorlage nicht vorhanden ist, daß sie mit so zahlreichen Aug⸗ nahmen behaftet ist, daß die Regel dadurch sehr eingeengt wird. Ganz werden wir die Gleichstellung nicht erreichen. Jedenfalls aber ist es wünschengwert, sie ins Auge zu fassen auf dem Boden nicht eines Normal⸗, sondern eines indestgebalts. Auch hierauf hin= ewiesen zu haben, war wieder ein Verdienst unseres Kollegen chiffer. Gewiß können wir jetzt das Mindestgehalt, wie wir es wollen, nicht erreichen. Wenn uns Herr Borgmann daraus einen Vor⸗ wurf macht, daß wir das auch ausgesprochen haben, so wollen wir eben keine Hoffnungen erwecken, von denen wir wissen, daß wir zu ihrer Erfüllung die Mittel nicht in der Hand haben. Gewiß bedarf es für diese Zwecke großer Mittel, und wir müssen die Deckungsfrage immer mit im Auge behalten. Stellen sich uns aber solche Ausgaben wirklich als notwendig dar, dann müssen wir auch die Mittel haben und gewillt sein, sie herbei uschaffen, weil wir wissen, daß jede falsche Sparsamkeit die heutigen zi n. verewigen, erweitern und verbreitern würde. Die Ent⸗ wicklung des Planes der Besoldungskassen seitens des Herrn von Zedlitz ist mir nicht ganz klar geworden, es muß das wohl an mir llegen; es schien mir, als wenn seine Besoldungskassen etwas anderes sind, als was man in Lehrerkreisen sich darunter vorstellt. Er sieht in diesen Bezirkskassen den großen Regulator für die Verteilung der Staatszuschüsse,. Wenn er betont, daß diese auch dahin gelangen müssen, wo Not und Bedürfnis vorhanden ist, so werden wir ihm darin helfen, wir werden mitwirken zu verhindern, daß solche Dinge vorkommen können, wie sir der Kollege Hoff erwähnt hat. Auch schien mir die Gerechtigkeit der Verteilung durch seinen Plan keineswegs so verbürgt, wie es bei hm zum Ausdruck kam. Nach seinem Plan kommt eine östliche Provinz sehr gut, Berlin auch noch nicht ganz schlecht weg; aber für den Westen tritt bei diesem Plan der wunder⸗ liche Zustand ein, daß für diesen nichts übrig bleibt. Für den Westen schlägt das Gesetz Gehaltssätze vor, die schon längst überschritten sind und den Gemeinden Rückschritte zumuten; aus den Bezirke kassen soll für uns nichts abfallen. Ist das eiwa ausgleichende Gerechtigkeit? Wenn Herr von Zedlitz meinte, wir wollten den Lehrern Steine statt wollen wir uns doch hier keiner Bilder sprache bedienen, die mehr absichtevoll als zutreffend ist. Ganz besonders liegt mir das Verhältnis zwischen Stadt und Land am Herzen. Ich habe mein Leben auf dem Lande verbracht, bin in Schul; arbeiten fortwährend auf dem Lande tätig und habe ganz gewiß ein Recht, als zuständiger Beurteiler dieser Verhältnisse zu gelten. Herr Cassel meinte es ja gar nicht so böse, ais er die Vorlage agrarisch nannte; wir dürfen aber doch nicht durch die neue Ordnung der Lehrer⸗ besoldung die städtischen Schulinteressen schädigen. „Die Volks⸗ schule ist ein einheitlicher Organismus“, betont auch die Begründung; also krankt auch die Volksschule auf dem Lande, krankt die ganze Volksschulbildung, wenn ihr Interesse irgendwo geschädigt wird. Herr non Zedlitz sprach von den Pflichten und Lasten von Stadt und Land für die Schule in einer Art, als wenn das Lind Volksschulen unterhlelte, um den Städten Kulturelemente zuzuführen. Bel uns im Westen verbleibt der größte Teil des Nachwuchses auf dem Lande, und wir brauchen gute Volksschulen um des Landes selbst willen. Auch alles, was die Städte für das Schulwesen überhaupt tun, auch eing vollständige Gleichstellung der Gehälter würde der Landflucht der Lehrer nicht steuern. Die Verhältnisse auf dem Lande machen es manchmal dem Lehrer schwer, da zu bleiben. Es bedurfte nicht erst des Auftretens des Herrn Borgmann und seiner Freunde, um die Notstände in unserem Volksschulwesen aufzurollen. Ich habe keine Etatgheratung vorübergehen lassen, wo wir dieser Frage nicht ernstlich ins Auge geschaut hätten. Ich spreche ez zum Ruhme unseres Lehrerstandes aus, daß er auch vor schwierigen Verhältnissen nicht zurückschreckt; aber es gibt schließlich doch eine Grenze. Unsere Unterrichtskommission befand sich auf dem richtigen Wege, als sie seinerzeit darauf hinwies, daß die alleinstehenden und die Ersten Lehrer an den zweiklassigen Schulen herausgehoben werden müßten; ich bedauere, daß die Verwaltung diesen Gedanken abgelehnt hat. Auch die Gründe für die Ablehnung können mich nicht überzeugen. Merkwürdigerweise führt die Be— gründung an, deß die Lehrerkreise damit nicht einverstanden sein werden; aber die Unterrichts verwaltung stellt diesem Urteil ihr eigenes überhaupt nicht gegenüber! Und das jetzt, bei dieser Gelegenheit, wo nochmals gesetzgeberisch an das Volsschulwesen herangetreten wird, wo Sie sich ernsthaft fragen müßten: ist es mit der gesunden Ent“ wicklung unseres Volksschulwesens vereinbar, daß der junge 20jãhrige Seminarist zu einem alleinstehenden Lehrer gemacht wird? Gehört der nicht in ein äußeres System hinein? Darf die Unterrrichts verwaltung zulassen, daß es zur Regel wird, wenigstens bei uns im Westen, daß die einklassigen Schulen nur vom Seminar abgehende 41 bekommen, und die zweiklassigen 2 Kollegen, die auf derselben Schul. und Seminarbank gesessen haben? Wie soll sich da einer an den anderen halten? Kommt nunmehr ein Dritter hinju, na .. . Weiter sagt die Begründung, die Lehrerzahl an einzelnen Schulen sei so gering, daß man den Ersten Lehrer nicht auszeichnen könne. Ja, dann sintt doch der Unterricht wirklich zur reinen Abrichtung herab. Die einklassige Schule bedarf tüchtiger Lehrer, nicht der Anfänger. Geben Sie mir einen normalen Lehrer, der schon 4 bis 5 Jahre unterrichtet hat, und ich, will Ihnen jeden Augenblick den Beweig erbringen, daß diese einklassigen Schulen hinter den achtklassigen städtischen Schulen in keiner Weise zurüqbleiben. Der wirkliche Lehrer hat gerade an der , . Schule seine große Freude, weit mehr, als sie irgend ein Stadtlehrer haben kann. Auf diesem Wege würde es auch gelingen, einen seßhaften Lehrerstand auf dem Lande ju bekommen. Dann könnte auch zu dem seßhaften Ersten Lehrer ein Seminarist hinzutreten, der hätte den besten Halt an dem älteren Kollegen, er würde von ihm kameradschafilich in die Schularbeit eing fübrt werden. Ein anderer Mißstand betrifft die Anstalten für geistig und körperlich Verkrüppelte und für die ürsorgeerziehung. Hier haben wir Lebrer vom schlechtesten ge err ja sogar Lehrer, die aus dem Staatsdienst haben ent— laffen werden müssen. Solche Zustände dürfen wir nicht dulden. Wir sind hier alle guten Willens, etwas zustande zu bringen, was den Wünschen der Lehrerschaft entgegenkommt und vor allem dem weiteren Aufbau der Volksschule dient. Wenn dieser Wille bei der Regierung und bei allen Parteien vorhanden ist, so ist die Hoffnung berechtigt, daß schließlich etwas Gutes herauskommt. Abg. Dr. Jderh off (freikens. ): Wenn die Herren Schiffer und Cassel das Gehalt der Regierungssekretäre für angemessen für die Lehrer erklären, dann müssen sie auch die Mittel dazu zu benennen wissen, denn sonst erregen sie nur Unzuftiedenheit bei den Lehrern. Aber die Herren haben diese Forderung wohl nicht ganz ernst ge⸗ meint, denn sonst hätte Herr Cassel schon längst durchletzen müssen, daß die leistungsfähige Gememde Berlin diese Gehälter gewährt. Die Lehrergehälter in 2 bleiben 2 mee, , 1. , den öchstsätzen der Regierungsvorlage zurück. Tie erren n . 2. nur den . . städten die Möglichkeit offen ballen, höhere Gehälter als die Landgemeinden zu geben, damit die Städte dem Lande die besten Lehrer entziehen können. Wenn nun aber die Ortszulagen nach der Vorlage einen Teil des pensionsfähigen Gehalts ausmachen sollen, so bleibt der bisherige Zustand einer

Klassifizierung des Gehalts in vier Stufen bestehen, und wir haben in ö bis vierter Klasse. Der Wunsch, die besten Lehrer zu haben, ist gerade bei den Landgemeinden gerechtfertigt, denn die größeren Städte sind nicht allein auf die Volksschule angewiesen, sondern haben noch andeie Bildungsanstalten, aber auf dem Lande ist die Volkeschule die einzige Bildungsguelle. Wir müssen dem Lehrer ein solches angemessenes Grundgehalt geben, daß er auf dem Lande bleiben kann. Die Verteilung der Staats. beihilfen können wir nicht als glücklich bezeichnen. Schon nach dem bisherigen Gesetz sind die Beihilfen oft an Stellen gegeben worden, die sie gar nicht mal zu dem Zweck verwenden konnten, die sie gar nicht nötig hatten, weil sie leistungsfähig sind. Die leistungsschwachen Gemeinden werden auch in dieser Vorlage nicht genügend bedacht, und auch die in Aussicht genommenen Er⸗ gänzungszuschüsse reicken nicht aug. Manche Schulverbände werden für eine Lebrerstelle 230 M mehr aufwenden müssen und diese Last drückend empfinden. In einigen Provinzen, wie j. B. , hat man aus den Dolationen nicht genügende Summen für diese Zwecke reserviert. Es ist deshalb ganz richtig, wenn diese Vorlage ein Beschwerderecht an den Previnzialrat gibt, Die niederen Küster⸗ dienste möchte man den Lebrern abnehmen, aber wenn dann ein ent— sprechender Teil des Gehalts abgezogen wird, dann will der Lehrer selbst davon nichts wissen. Dringend empfehlen möchte auch ich eine Revision der gesetzlichen Bestimmung über die Anrechnung der Dienst⸗ zeit der Privatlehrer. Die Lehrer der Wobltätigkeitganstalten ver. lieren z. B. bei ihrem Uebertritt in den öffentlichen Schuldienst bis zu 10 Jahren. Ich hoffe, daß aus der Kommissionsberatung ein ge— deihliches Gesetz herauskommt. ö . Abg. Cassel (fr. Volkep.): Der Abg. Freiherr von ofen i

falsch unterrichtet, wenn er meinte, ich hätte bemerkt, die Schulfrage müsse dem Politischen Kampfe entrückt werden. Die Stadt Berlin hat den Volksschullehrern freiwillig Zulagen gewährt. Dazu habe ich meinerseits meistenteils die Inttiative ergriffen. Warum gerade der Abg. Iderhoff es hier vermerkt, daß wir in Berlin die Gleich- stellung der Lehrer mit den Stkretären der Verwaltung noch nicht zur Durchführung gebracht haben, verstehe ich nicht, da er doch sonst Über die Differenz der Gehälter in den großen Städten und ander wärts klagt. Wir sind ehrlich genug, zuzugeben, daß wir das Ziel in Berlin noch nicht haben erreichen konnen, wir werden uns aber be⸗ mühen, soweit das Gesetz es zulassen wird, diesem Ziele mehr und mehr nahezukommen. Ich habe nichts gesagt, was Ste berechtigen könnte, die Angabe eines Termins zu fordern. Trotzdem ich mich mit aller Vorsicht geäußert habe, erfolgen solche Angriffe, die irgend welche Berechtigung nicht haben. Ich nehme von dem, was ich gestern gesagt habe, nichts zurück. Die Folgen des Gesetzes kommen jum allergrößten -Teile tatsächlich den Lehrern und Lehrerinnen auf dem Lande jugute. Wir halten es nicht für richtig, daß, wenn nach so vielen Jahren endlich eine neue Besoldungsordnung kommt, durch die Bremsbestimmung erreicht wird, daß großenteils eine Verbesserung in Zukunft gar nicht erfolgen kann. Für die Beurteilung der Sachlage ieichen die vom Meinisterial direktor verlesenen Ziffern über die Gehaltssätze in anderen Bundeg⸗ staaten nicht aus. Auf die mögliche Anwendung der Bremse kommt es an. Der Abg. von Richthofen hat mich und den Abg. Hoff im Zusammenhang mit dem Abg. Borgmann ge— nannt. Daß Herr Borgmann etwas hier sagt, kann mich nicht davon abhalten, dasselbe zu erklären, wenn ich es für richtig halte. Daran ändert nichts, daß ich mich an einer anderen Stelle in einem hestigen Kampfe mit ihm befinde. Der Abg. Freiherr von Richthofen muß aus dem Trio ein Quartett machen und auch den Abg. Schiffer mit uns jusammen nennen. Daß wir. nur einseitig Großstadtinteressen ver⸗ treten, bestreite ich. Wir sind der Ueberjeugung, daß ohne unsere

vlelleicht gern dem Trio anschließen, wenn nicht mehr der Abg. Borg⸗ mann die große Bratsche spielte. ;

Abg. Cassel (fr. Vollsp.) kann es nicht als eine Genugtuung empfinden, wenn jemand das, was ein anderer gesagt habe, als von ihm gesprochen hinstelle.

Abg. Borgmann (Sor) bemerkt, wenn der Abg. von Richthofen ihm vorwerfe, die Zeit verschlafen zu haben, da durch das Schul- unterhaltungegesetz die Patronę abgeschafft seien, so seü festzustellen, daß das Schulunterhaltungsgesetz auf die Provinzen Westpreußen und Posen keine Anwendung finde, Ob der Abg. Schiffer sich dem Trio anschließen wolle, wisse er nicht. Aber wenn Herr von Richthofen ein⸗ treten würde, so würde er (Redner) sofort die Flöte hinlegen und die Bratsche nehmen.

Abg. Hoff (fr. Vgg.) beruft sich auf einen Bericht der Schlesischen 33 über die Versammlung in Kottbus, der nicht widerrufen worden sei.

Abg. Hir sch⸗Berlin (Soz.): Freiherr von Richthofen folgert eine

Rückständigkeit der Sozialdemokratie daraus, daß ich nicht Re An—

sicht des Abg. Liebknecht über den Geist der Verfassung gekannt hätte. Ich habe aber in meiner Rede ausdrücklich erklärt: ich kenne den Standpunkt des Abg. Liebknecht, aber ich billige ihn nicht.

Abg. Freiherr von Richthofen (kons.): Diese Bemerkung des Abg. Hirsch fiel eist in seiner zweiten Rede, als jene Rede des Abg. Liebknecht vorher von verschledenen anderen Rednern erwähnt war. Herr Borg⸗ mann beruft sich jetzt auf die Ausnahme von Westpreußen und Posen, er hat aber seine Aeußerung über die Patrone gerade mit Ruͤcksicht auf Schlesien gemacht. . ;

Abg. Hirsch⸗ Berlin (Soz ): Ich habe nicht erst im Laufe der Debatte die Ansicht Liebknechts kennen gelernt; wenn ich das gesagt habe, bitte ich, darein keine Zweifel zu setzen. .

Abg. Borgmann (Soz.); Der Form nach sind die Patrone allerdings aufgehoben, aber tatsächlich sind sie noch vorhanden und wirken weiter. ;

Darauf geht das Haus zur gemeinsamen ersten Beratung des Gesetzentwurfs über die Pfarrbesoldung, das Ruhegehaltswesen und die Hinterbliebenen füärsorge für die Geistlichen der epangelischen Landeskirchen und des Gesetzentwurfs über das Diensteinkommen

der katholischen Pfarrer über.

Abg. Winckler (kons. ): Man wird anerkennen müssen, daß die von der Staatsregierung gewählte Form die richtige ist. Bei dem Gesetz für die evangelischen Geistlichen handelt es sich nur um die Fort⸗ setzung der früheren Gesetzgebung, das für die katholischen bildet ein notwendiges Korrelat dazu. Die Vorlage haut sich auf dem Gesetz von 1898 und dem damals begonnenen Verfahren auf. Der Verlauf der Beratung und Beschlußfassung über die jetzigen, die Geistlichen betreffenden Gesetze wird sich verhältnismäßig glatt vollziehen, glatter als der über die anderen Gesetze, bei denen wir uns kein rechtes Bild machen können, in welcher Gestalt sie aus der Kommission zurück⸗ gelangen werden. Der Verlauf unserer Verhandlungen wird aber auch ein anderer sein als der über die kirchlichen Gesetze von 1898. Damals bestanden erhebliche Bedenken auch bei meinen politischen Freunden, ob man den Entwurf sanktionieren sollte, denn es galt einen Bruch mit der Vergangenheit. Heute aber hat sich erwiesen, daß das damalige Gesetz für die ehangelische Kirche ein wesentlicher Fortschritt gewesen ist. Eine Un

zulänglichkeit der Gehälter war schon damals ju erkennen; aber, es

bestand noch das Pfründensystem. Die Unzuträglichkeiten sind zu groß geworden, und man muß dem einzelnen Geistlichen einen festen gesetzlichen Anspruch an den Staat und die Landeskirche gewähren. Das ist der Stellung des Geistlichen auch würdiger. Das Bedenken,

Bemühungen den Landlehrern auch die jetzigen Aufbesserungen noch nicht zugute kommen würden. habe nicht im geringsten die

Freunde der Lehrer säßen. r imputieren, die Sie nicht haben, und ich lehne es weit von mir ab, die Frage der Lehrerbesoldung zu einem Gegenstand des politischen Kampfes zu machen. Ich empfange häufig Besuche von Lehrern, habe aber diese Gelegenheiten noch nie benutzt, mit ihnen in politische Er—⸗ örterungen einzutreten. Es ist uns wirklich Ernst um die Sache, aber wir werden eine Gehaltsordnung nur dann gutheißen, wenn sie auf die Interessen der Gesamtheit der Lehrerschaft und nicht nur eines

Teiles Rücksicht nimmt. Abg. Zieschs (Zentr.): Die Verhältnisse der Mittelschullehrer

der Leistungen für die Volksschullehrer hat ja zu manchen Bedenken

Form er auch haben mag, es muß zugestanden werden, daß er eine Besserung bringt. Als Mitglied des Lehrerstandes möchte ich diese Verbesserungen, so bescheiden sie auch sein mögen, nicht zurũckweisen. Ich muß bestreiten, daß die Lehrer eine so große Vorliebe für die Stadt haben, wie man es ihnen nachsagt. Ich würde selbst gern aufs Land gehen, wenn ich nicht so alt wäre. Wir müssen aber darauf bestehen, daß die Lehrer im Gehalt mit den Sekretären der Verwaltung und der Gerichte gleichgestellt werden. Die Regierung lehnt immer Vergleiche mit anderen Beamten ab, sie tut es aber doch zum Teil in einer Weise, die uns sehr wenig gefüllt, z. B. bei, der Mietsentschãdigung. In bezug auf das chf n it rangieren die Lehrer unmittelbar über den Kanzlisten. Wir müssen darin, ohne den Kanzlisten zu nahe treten zu wollen, eine Kränkung des Lehrerstandes erblicken. gemelnen kann ich nur wünschen, daß ein Gesetz justande kommt, das den Wünschen der Lehrer entspricht. Der Lehrer, namentlich der Land⸗ lehrer ist ein wichtiger Faktor im Kulturleben; er muß so besoldet daß er dieser seiner Aufgabe ohne Sorgen gerecht werden ann.

Ministerialdirektor D. Schwartz ko pff: Die Einzelheiten werde ich in der Kommission erörtern; ich erwidere nur, daß der Frage der Besoldung der Mittelschullehrer die Unterrichtsberwaltung ihr be⸗ sonderes Interesse zuwendet und sie nach Kräften zu fördern bemüht ist. Enischließungen der Regierung sind darüber bis heute noch . Eesaßt sodaß ich eine bestimmte Erklärung noch nicht ab— geben kann.

Darauf wird die Debatte geschlossen.

Es folgen persönliche Bemerkungen.

Abg. Hoff (fr. Vgg) stellt fest, daß er anerkannt habe, daß die Vorlage vielen Lehrern Vorteil bringe; er habe nicht die gesamte Qualität der Lehrerschaft herabgesetzt und nicht von schwach befähigten Lehrern gesprochen, sondern der Abg. Borgmann habe diesen Ausdruck einem Schreiben des Casseler , entnommen; er habe ferner nicht von einer Kulturbremse gesprochen, sondern nur gesagt, wenn die Lehrer ein auekömmliches Ginheitsgehalt hätten, würde es einer gesetzlichen Bremse nicht bedürfen.

Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (freikons. bemerkt, daß er Befürchtungen aus Lehrerkreisen gegenüber sagen müsse, daß er die Frage der Besoldungskassen noch nicht für spruchreif halte, daß sie aber kein Hindernis für das Zustandekommen dieses Gzetzes sein sollten. Herr Hoff habe gesagt, daß er, der Redner, im Tag! sich für die Besoldungskassen, in der Versammlung in Kottbus sich aber dagegen ausgesprochen habe. Wenn er (Redner) nicht mehr ent- wicklungsfählg wäre, würde er nicht mehr politisch tätig sein.

Abg. Frelherr von Richthofen stonfz erwidert dem Abg. Cassel, daß er nicht behauptet habe, die Berliner Kommunalbehörden hätten erst infolge einer Beschwerde bei der Regierung die Gehälter geregelt, sondern nur, die Berliner Lehrer hätten sich über ihre Besoldung be⸗ schwert, die Berliner Vororte seien zuerst mit Gehaltszulagen vor⸗ gegangen, und dann sei erst Berlin nachzefolgt. Wenn er in dem Trio Cassel. Borgmann⸗-Hoff den Abg. Fassel mit dem Abg. Schiffer verwechselt habe, so sei es doch eigentlich schmeichelbaft, mit dem Abg.

Schiffer verwechselt zu werden, und der Abg. Schiffer wurde sich

Es liegt mir fern, Ihnen Motive zu

haben in diesem Entwurf keine Berücksichtigung gefunden. Man scheint diese Kategorie der Lehrer vergessen zu haben. Die Aufbringung

Veranlassung gegeben. Ich würde es beklagen, wenn diese Etörterungen dahin führten, daß der Entwurf nicht Gesetz würde, denn welche

Im all

daß durch die gesetzliche Festsetzung ein Riegel gegen weitere staatliche

Aufwendungen, wenn sie sich einmal als notwendig erweisen sollten,

Meinung ausgesprochen, daß nicht auch auf der rechten Seite wahre vorgeschoben sein könnte, hat sich als unbegründet herausgestellt,

ein Beweis, daß die Grundlage, welche 1897 98 nach langen Ver⸗ handlungen gefunden wurde, eine zugleich feste und elaftische ist, um darauf weiter bauen zu können. Die Vorlage für die evangelischen Geistlichen, über die ich zunächst sprechen will, kann als eine Erfüllung derjenigen Wünsche anerkannt werden, die Io. manches Jahr hier vorgetragen sind und die namentlich am 5. März v. J. als berechtigt von allen Seiten bereichnet wurden. Man wollte über das Besoldungswesen der Geistlichen hinaus überhaupt die wirtschaftlichen Verhältnisse der Geistlichen in umfassenderer Weise geregelt sehen. Es wurde damals namentlich auf den Zusammenhang hingewiesen, der jwischen dem Besoldungs˖ und dem Ruhegehaltswesen besteht. Man hob hervor, daß zwar in bezug auf die Besoldung und das Alterszulagewesen ein einheitliches Band um die einzelnen Landes kirchen geschlungen sei, daß dies aber noch nicht hinsichtlich des Ruhe⸗ gehalts geschehen wäre. Ich möchte nicht unterlassen, auch die Ein⸗ mütigkeit der landeskirchlichen Vertretungen zu erwähnen und die Bereistwilligkeit, mit der die staatliche Unterstüßzung zur Durchführung dieses Wunsches in Aussicht gestellt wurde. Wie wir im allgemeinen den beiden Entwürfen grundsätzlich zustimmend gegenüberstehen, sind wir auch bereit, die erforderlichen staatlichen Mittel nach dem Vor- schlage der Vorlagen zu bewilligen. Es findet hier ein Zusammen- wirken des Staates und der Kirchen statt, welches wir für richtig in der Vorlage geregelt ansehen, wie wir ebenso auch die gezogene Grenze als richtig anerkennen. e

Abg. Dr. Porsch (Zentr.): Erfreulicherwelse finden wir unter den Besoldungsvorlagen auch zwei Gesetzentwürfe, welche das Dienst⸗ einkommen ger Pfarrer der evangelischen und der latholischen Kirchen betreffen. Da daraus in weiten Volkskreisen die Meinung entstanden ist, als habe der Staat für eine ausreichende Besoldung der Geist⸗ lichen, wie etwa der Oberlehrer, zu sorgen, so möchte ich dazu einige rundsätzliche Ausführungen allgemeiner Natur machen. Die Geist⸗ .. sind nicht Staatsdiener, sondern Diener der Kirche, und Aufgabe der Kirche es ist, für ihre ausreichende Besoldung zu sorgen. In der Erfüllung dieser ihrer Pflicht ist die Kirche gehindert und gehemmt worden durch die Säkulgrisation, durch die Einschränkung des Wohl⸗ standes der Kirche, der sich mit der Zeit gesteigert haben würde. Die an die Stelle getretene staatliche Füͤrsorge hat sich mehr und mehr als sehr bescheiden herausgestellt; die Notwendigkeit einer besseren kirchlichen Versorgung ist in den letzten Jahrzehnten erheblich schärfer hervorgetreten. Wenn auch die Kirchen einen klagbaren An⸗ spruch auf Grund der Säkularisation gegen den Staat nicht haben, so bestebt doch unjweifel haft ein moralisches Recht der Kirche gegen den Staat. Wie für die evangelische, besteht dieser Anspruch auf für die katholische Kirche. Desbalb haben wir stets an den Staat die Forderung estellt, angesichts der steigenden Bedürfnisse aus seinen bereiten itteln zu helfen, weil er in schwerer Not die Kirchenreichtũmer an sich genommen hat. Die Einstellung der betreffenden Mittel für die Geistlichen in den Etat hat manche Uebelstäͤnde; es ist kein sehr würdiges Verhältnis zwischen Kirche und Staat, da die Zuschüsse derart gewährt werden. Deshalb ist schon 189 von diesem Hause der Antrag Heydebrand angenommen worden, der die Regierung ersuchte, die Staatsmittel in einer festen Summe den geordneten Organen der Kirche zu überweisen. Wir haben es freudig begrüßt, daß die Sache so gemacht werden sollte. Die Regierung hielt es für das iweckmäßigste, eine große Alters. zulagekasse und Ruhegebaltskasse einzurichten, und sie hat auf Grund des Beschlusseg des Hauses mit den kirchlichen Organen beider Konfesstonen verhandelt. Von evangelischer Seite wurde der Vorschlag angenommen, vom katholischen Episkopat aber, als mit dem Wesen der katholischen Kirche unvereinbar, abgelebnt, und die Auf- fassung des letzteren in sechs Sätzen formuliert, die die Regierung in dem dann von ihr ausgearbeiteten Entwurf großenteils berũcksichtigte, allerdings mit Ausnahme der weitergehenden Wünsche bezüglich der Hilfsgeistlichen und der Domgeistlichkeit. Das Zentrum hat 1898 diesem Entwurf schließlich seine Zustimmung gegeben, weil wir wußten, daß wir damit immerhin, soweit es den Inhalt des Gesetzes betraf, in Uebereinstimmung mit der Meinung der kirchlichen Organe handelten. Es kam hingu, daß der Artikel 1 des Gesetzes von 1898, wie er jetzt in Artikel 1 des heute vorliegenden Entwurfs wörtlich wiederkehrt, auf Grund eines von uns gestellten Antrages beschlossen worden ist.