Berlin, den 30. November 190,
Raiserlicheg Statistischet Amt.
van der Borght.
Gejahlter Preit für 1 Doyyesie nt ner niedrigster¶ hochster niedrigster höchster niedrigster höchster Doppelientner preis 6 * * * * * * * * * Ger st e. 16, 0 1701 26 5i1 1800 1500 21. 1. ⸗ 6 . . ö . 1, . ö 10 Ih 1h oo 15505 735. i. ⸗ * 2 * * *. 2 * * 6 30 16,70 1 . J . * E 0 JJ ö. . ö 18565 1856 6 108 1800 ; ĩ ꝛ Brandenburg a. 5p... ; 2 . 1c. do 18. do 16630 160 ö ö ö . ! 1 17 90 1790 18, 00 18 00 18 30 15 31 60 18 os 18 os 25. ii. J ee 2 '. 23 16 15360 77 1328 1728 1750 25. 11. ; x . J 2 * 1629 1620 , 29 18 1615 1555 S. il. ; ; ,,, . ,, 16 ö 1s 292 16 22 16 19 21. i. ö w i Gail; , n g, ae, ig, . . . . ; / ! 1 13 13 4 13 . . ; ; . . , 160 is go 166 1 86 g0oꝛ 16, 10 1710 21. il. . ö Brieg V . 2 3 18 60 1600 166 166 1120 ce 286 5 291 18,50 18,00 21. 11. . d i/ 1630 16 30 16 50 17 30 1730 . J ; ᷣ — . w; y 1760 18 o 6 133 136 — . Dohchũt V 8. 1 ss 8636 16090 162 21. i. 18 ; . ö ä, i g sg ö . . — . JJ , w. ö 1856 ̃ . — ‚ ᷣ J r , iss, ß , ig . SGoglar. 1786 18 o 18 8 18 56 18 56 63 . . . . ñVulda . 6 e neee, . ⸗ — : . . . Meißen . ö 14,50 15,50 — — 18. 80 — J . i ̃ r i'rna . . 18 5 18 36 383 63 3 138 . . . — w 3 , ,,, t , Boo 2m. u . 6 en d , K 6 . u. 60 — — 1840 18,40 25 z :/ :/: // ::: 8; 3 55 6 3 3 . dd 18 60 15 39 15 30 1540 1349 ö. . 63 1854 3E. ii wd 14 86 js ds 17 56 6 . 416 d 5 17337 ; ̃ . 3 ö un i 2000 2099 * 80 B do ; ; , . 5 - . 17 56 839 14 31s 1728 17244 5. 11 . wd 4 ö. 6; . . 35 z3z is ss i533 *. i 100 = K K 1290 1720 . . 18 00 18 00 5 8 17352 ; . — Safer. , ö 8. bo 11 1 21 592 1920 1440 21.11. . n, : nee, nee, neee, 35 zz 16566 15855 2. Mn. *. nster urg . ö [ * * 2 8 5,50 15,50 * 5 2 ; g 2 18. 80 6 . 16 o 52 811 18, 6 16 49 238. 11. ü *] Elbing 494 . 1 — 1 ga. 462 . . 1725 17.25 3 52 17,25 6 9 . — * k w ; . . z 16, 50 16,50 17,00 17.00 17,50 1750 33 561 16,99 1 h 21.11. * wd , , , , is . . e . . . . k 6 18 163 1.16 16 36 1586 35 33 1840 64 2. 4 . ./. / / // / // / / ö 6 3 9 1618 ö. . — K, * 9 3 2 3, 3 16 1. 6 . * yritz. w g. 5.20 16,40 15,50 15,80 99 — ö 8 9 2 ö Stargard i. PoJasJnmrc.·.·. , 1 68 163 36 36 13 50 6 Ig w 1. . 1. s wd 1b 6 1. So 169 16. 1 * 3 * 1d. d 35. 11. . d . * ö ⸗— 39 1. 16.00 33.1. *. . , 6. . 0 K* v ö ö . 1 — , h 3 n. 6 n, n. s /, n, 36 . 166 . ( ieee * 2a 15665 15.66 1600 1699 1630 21. 1 200 k r . d 835 1460 15. 16 15, 10 15,0 15. 60 d0 755 15,10 6411. ? r n 11 14 66 1476 15 26 18 36 15.36 z . . . ; . . iß sds ies iczs ibüsß is ßßd 63 z 10 1810 18,30 21. u ö 8 J 1d . 6s jd. 30 16,40 15 16 1e 6 Io 40. 11. . s . JJ ( 14,60 1480 ; ; ; . — Brieg. . . — 65 1 15,20 1520 1343 15,13 60ꝛ 9199 15.28 15,44 21.11. ; HJ 1ö, id, , ih, is gs . . — , . , n, , , , . — ; . . . 9 laboö bo 26! 34 ua 14n6 21. u. 70 eine.. ? 3 . . . ⸗ . 16, 85 17,10 17,10 17535 1735 17460 = . e ; 15.65 15 00 15765 16 75 16 35 17 56 . — — Scfurt ᷣ is 5d i656 17 66 100 110 17630 — — — 34 k J ö Goslar V 16, ö . 200 3 320 16. 80 1600 14.11. ,,: ö , , n , n, n ker *. . 1 . *. * * 2 * *. * * 5,50 16,50 00 1 0 2 — . . 6 JJ ö 168 l 16 25, 16, 5 16. 56 200 3275 16,38 15,9 21. 11. J 2 2 20 26 ve. 1656 16, p 25 115 16 50 16 55 77. it. 16 VJ arm, so än, so wo is 55 15 80 159 23 1959 ö * = K,, 1g, 16 1550 17.00 17 2 17 56 Iz, 5 756 13 023 1723 — 1 1 2. Nünchen * 5 * 1 . 1 1754 17 64 . . 19,32 19,32 5 54 18,R00 1595 21. 11. . . — 1 J . 15 56 16 55 16,20 16,40 1640 16, 8 147 2374 16, 18 . 21.11. ? K 6. . jd 55 1835 1510 1030 , z ü 1 15, 80 16 00 16, 10 16,30 ; ⸗ = ⸗ * rna * 1 * * 1 * * * * * 2 * * 1 1 * . 5 2 = Hen. J 36 . 6. 63 6 110 14 6 . 3 4. x * utzen 5 * . . . . . . . . 1 115 1 5, : ; ̃ 40 1440 158,60 15,690 iS ob 1d o * ö, g. dd — 16 14 00 15.60 15, 560 — Je. 14 205 14,67 — 64 265. 11. j ö⸗ Kd i; 2 2 3689 1325 1580 1620 35 1 336 15. 65 ĩ 71. 11. ; wd — — 15 55 Id . So 16 56 15 46 25 35 16. 0g 1879 21.11. . ..... ö * 1s iz igsss is s 35 185 . * Nunder ngen 15 00 15,60 15,56 16,27 1640 16,60 330 5 363 16,25 16 36 21. 11. J = d . 16d 16 16 3 1635 16 35 51 1312 16.0 ⸗ 21.11. ( JJ 15. 8 1515 15 35 16 56 16 6 465 255 16 56 iss . ; wd * e. 186 Ir 10 16536 3 lbs 2 158 21. ii. ; * 564 , . . 9 . . * * * * * 3. ö 17,50 17,50 1800 18,00 ' 0 15 37 * ö 1 ö. en ibsõss ibo ih,ig 56 2 310 3 tz 153 37 28. 11. . ⸗ 2 ed . * w n. 156 18 76 ʒob 1716 1576 15,51 75. 11. 400 aren * * 8. 1 1 . 2 * 1 * 1 * ᷣ g 21 — — 17,00 1700 1780 17380 . ; J, (. 2 11 : 71 32 16 3 21. 1 5 J — — is 66 is so! 16.56 17. 28 1 16 83. - . . tner und der Verkaufgwert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt. Der Durchschnittzyreig wird gut den unabgerundeten Zahlen K
Deutscher Reichstag. 1. Sitzung vom 28. November 1908, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
der Tagesordnung steht die Fortsetzung der ersten
. des we eines Gesetzes, betreffend Aende⸗ ngen im Finanzwesen, in Verbindung mit der Fori⸗ ung der ersten Beratung der Entwürfe eines Ge⸗ s über den Zwischenhandel des Reichs mit anntwein, eines , s Gesetzes wegen Aenderung des Brausteuergeseßz es, g Weinsteuergesetzes, eines Nachlaßsteuergefetzes, es Gesetzes über das Erbrecht des Staates, eines Ge—= 's wegen Aenderung des Erbschaftssteuergesetzes, z Elektrizitäts- und Gassteuergesetzes und eines seigenste ue rgesetzes. . Ueber den ,. der Sitzung ist in der vorgestrigen mmer d. Bl. berichtet worden.
Akg. Erzberger (Sentr) fortfahrend: Es ist nicht richtig, vir 1968 eine andere Stellung eingenommen hätten als 1906. Hat öh nicht auch der Abg. Dr. Wiemer im Jahre 1906 sehr lebhafte denken gegen die Ausdehnung der Erbschaftssteuer geäußert? Er erklärt, daß er in den meisten Punkten sogar der Anficht preußlschen Finanzministers beitreten könnte, der damals eine andere Stellung eingenommen hat, als er sie heute einnimmt. g ist vom Freisinn eing grundsaͤtzliche Verwerfung der Erhöhung indirekten Steuern proklamiert worden, heute laulet es anderz. Der Wiemer sagt jetzt: eine ungbweisbare Vorauzsetzung für unfere mmung ist., daß die wohlhabenden Volksschichten ju den en des Reichs ausreichend r, , werden. Kein Wort grundsätzlichen Ablehnung indirekter Steuern! Damalg haben Lbgg. Wiemer, Müller Meiningen, Müller⸗Sagan die Tabak. er prinzipiell bekämpft, damals wurde hinsichtlich der feuer von den Freisinnigen eiklärt, sie könnten“ nicht n willigen, daß ein beliebtes und gut bekömmliches Genuß kel dem Volke noch weiter verteuert werde. Aber noch beffer ist, der Abg. Kopsch am 1. Mal 1906 hier ausführte; damals war der Rechten angedeutet, daß man später einer Vermehrung der steuer nicht abgeneigt wäre, da richtete der Abg. Kopsch einen hell an die Deffentlichkeit, er forderte die Gastwirie auf, in dem üstungsrum mel fortzufahren, sie fänden die Unterstützung der esten Volkskreise und sollten dafür sorgen, daß in' dem stten Reichstag die Freunde der indlrekten Steuern weniger reich vertreten wären. Mir erscheint, als ob es heute anders ge. Ein Gegensatz in der Haltung des Zentrums von 1906 und 8 besteht aber nicht. Schon 1906 hat das Zentrum die Ausdehnung Erbchaftssteuer wie die Schaffung einer Nachlaßsteuer abgelehnt. nerlenswert ist der Ton, den der Finanzmintster gegen die verkschaftsbe wegung anschlug; er melnte, daß es eigentlich flüssize. Gelder seien, die die Arbeiter dafür auf⸗ beten und die sie lieber auf dem Altar des Vaterlandes opfern könnten. kann nur ein Finanzminister reden, so spricht aber nicht ein licher Staatsminister, denn dieser soll auch Minister für die eterklassen sein. Heute hat feder denkende, seiner Aufgabe bewußt bleibende Arbeiter die Verpflichtung, der Gewerk. ftsbewegung beijutreten und sie mit seinen Mitteln zu unter— n. Wenn der Minister nur die sosialdemokratischen Gewerk⸗ en meinte, so darf er nicht vergessen, daß seine Worte don den christlichen, auf nationaler Grundlage wirkenden berkschaften alg eine Verletzung aufgefaßt werden. Ich haͤlte nicht
nubt, daß man noch jetzt vom Ministertisch so ultra- lonaͤre Ansichlen hören könnte, die in der vormärslichen einem Minister zum Ruhm gerelcht hätten. Heute eber
ein Minister mit solchen Anschauungen nicht als der Ver= nsmann deg ganzen deutschen Volkes aufgefaßt werden. Man ä sich, wenn die Darlehngkafen der Landwirte Gutes leisten, wenn den Innungekassen das Vermögen zunimmt. Niemand macht den atbeamten einen Vorwurf, daß sie die Pripatve sicherung durch- bren versuchen, daß sie sich im Falle der Arbeitslosigkeit gegen. ge Unterstützung sichern. Wenn aber die Arbeiter ganz dasselbe so wirft man einen Stein auf sie. Tie Rede des Finanz= stes sördert indirelt die Sozialdemokratie weit mehr alleg andere. Dag ist eine Sohialistentöterei, wie man sie stens vom Reichsverband gewöhnt ist. Man sollte sich freuen, der Arbeiterftand, der sich die melsten Fortschritte wie te Lohne, Verkürzung der Arbeitszeit aus eigener Kraft erkämpft in den Zeiten der Ruhe und des Friedeng dazu übergeht, einen tschͤtz anzusammeln, wie ihn dag Reich im Jufiugturm kt. Die Autorltät der Staataminister hat durch die Worte dez miministerz guch in den Kreisen der christlichen Gewerk. en einen schweren Stoß erlitten. Man darf nicht unter— ken, welcher Fends an Vertrauen zur Regierung durch sosche n verloren gehen kann. Die Abgg. Weber und Müller— ningen und der Finanzminister haben das Zentrum als den uldigen an unserer heutigen Finanzlage bingestellt. Man hat ewiesen auf die clausula Franckenstein als die Ürsache alles Üebels. t 1960 übt diese , einen . auf die Gestaltung des Es nicht mehr aus; bit dahin bat sie aber ihren Zwick voll= zfüllt. Auf Grund der Klausel haben die Einzelstaaten Nillionen Mark seitens des Reichs erhalten. Wie ungerecht ; bt und w'e unbegründet ist somit das Sträuben der Einzelflaaten, die gestundeten. Matrikularbeiträge an das Reich abzuführen! uiß sind in densesben Jahren auch annähernd eben so viele ulden gemacht worden; aber warum haben denn die verbündeten serungen in den Zeiten der Kartellreichstage nicht die Aufhebung Klaufel betrieben? Jetzt, wo die Kehrseite der Medaille sich (lnöpft man auf einmal die Taschen zu! Alfo auch dlese führungen des Schatzsekretärs und Des preußischen Finanzministers nicht stichhaltig. Ohne die Haltung Tez Zentrums wären er Periode 1895/98 500 Millionen Steuern zuviel bewilligt den, Im Jahre i909 hörten wir doch den ganzen Bundegrat, Reichskanzler an der Spitze, bei der Einhringung der zweiten Flotten⸗ age das Hohe Lied anstimmen, daß wir gerade jn im Gelde dommen. Die Steuern von 1960 haben auch alles eingebracht, im voraus festgelegt war. Die Finanzreform von 1906 ist nicht z gur durch das Zentrum, sondern auch durch die Konfervativen Nationalsiberalen mit beschlossen worden; hat sie Fiasko gemacht, nd auch diese Parteien mit schuld. Dabel ift es fast sch, wie j'tzt auf der Fahrkartensteuer hirumgeritten wird, doch auch der Bundesrat in der vom Reichstage beschlossenen ang akzeptiert hat. Nun sollen wir im Jentrum aber ganz ders an der Weiterentwicklung der Schuldẽnwirtschaft und so st heutigen Finanz misere schuld sein. Die Statistik über unahme der Reichschuld bestätigt diese Behauptung nscht. we in. dem Kartellrelchzkag von 1857 — 1890, wo das Zentrum wächtigt war, hat die Fdeichsschuld um 1205 Millionen, von 130! gb um rund eine Milliarde zugenommen, letztere verursacht d die Chinaexpedition und den südwestafrikanischen Feldzug; in n Fällen ist das Zentrum nicht gefragt worden. 190708, wo die tung der Geschäfte nicht mehr mit in den Händen des Jentrums itt die Schuld um eine weitere halbe Milligrde gewachsen. n man kein Geld im Beutel hat, soll man feine — Reg erung forderungen bewilligen; das ist im Januar d, als die Flottenvermehrung jur Äbslimmung stand, nicht geschehen.
orwurf also, als ob die Finanzgebarung des Zentrums an din mimifere mit schuld sei, scheint mir hiermit bündig wider ü den einzelnen Steuern ist unsere Stellungnahme? bereltz an worden. Auch wenn Sie die 5o0 Millionen . 9 leine Aenderung im Finanzwesen vornehmen, dann stehen oll vor derselben Schwierigkeit wie heute. Vielleicht noch Ener als die Bewilligung neuer Steuern ist die Aufrechterhaltung
*
hat in dem Budgetrecht. Sie mögen konstitutionelle Garantien haben, welche Sie wollen, Sie mögen auch einen verantwortlichen Reichskanzler haben, wenn Sie nicht das Budgetrecht wirksam band= haben, keine Ausgaben ohne gleichteitige Deckung bewilligen, werden Ihnen diese Garantien nichts heüfen. Die schärfere Handhabung des Ausgabebewilligungsrechtg, die schärfere Kontrolle der Aus gaben, das sind, die wichtigsten Aufgaben, die dem Reichstag in der Zukunft obliegen. Dau braucht es. gar nicht neuer Gesetze. In der Budgelkommission wird es an Anregungen, dleses Kontrolf⸗= recht wiüksamer zu gestalten, unsererselts nicht fehlen. Die Prüfung aller Uebersichten müßte in die Hände der Budget- kommission gelegt werden, damit gerade diese sieht, wie die von ihr bewilligten Mitiel verwendet worden sind. Dann können dieselben Abgeordneten, die in der Budgetkommisston die einzelnen Etats⸗ kapltel durchgearbeitet haben, die Verwendungen viel besser im Auge behalten. Davon verspreche ich mir weit mehr Sparsamkeit als van allen sonstigen Garantien. Der Reichstag hat es alfo in der Hand, für “Ordnung der Finanzen ju sorgen, wenn er sein Budgekrecht ausübt und gegebenenfallgz Ausgaben verweigert. Aber die erste Voraugsetzung dafür wäre, daß man einer Partei, die das Budget⸗ recht handbabt und Abstriche macht, nicht nachher den Vorwurf der Antinationalilät macht. Sonst bleibt der Deutsche Reichstag wirklich in Geldfragen zur Ohnmacht verurteilt. Gebrauchen wir das Budgetrecht, dann haben wir Garantie für Sparsamkest. Man hört jetzt soviel von Sparsamkeit, daß der Abg. Speck vom Sparfamkeitg⸗ fanatismus sprechen konnte. Wir werden aber sehen, wie nachher in der zweiten Etatsberatung alles bewilligt werden wird, was der hohe Bundesrat verlangt. Ich traue diesen schönen Versicherungen von Spgrsamkeit äußerst wenig. Der Reichskanzler hat ja einfach, als die Mehrheit einen Abstrich gemacht hatte, den Reichstag aufgelsft und die Mehrheit als antinational gebrandmarkt. Der Abg. Müller⸗ Meiningen verurteilte den Einfluß des Militãrkabinetts, aber seine Freunde, die in der Budgetkommission für Abstriche beim Militär- etat waren, haben im Plenum die Kommissionsbeschlüsse über den 66 geworfen und damit die Macht des Militärkabinetts erweitert. ie Freunde des Abg. Bassermann wollten auch erst überflüssige Stellen von Gouverneuren, Kommandanten und Adjutanten streichen, erklärten nachher aber doch, sie hätten sich anders besonnen und wollten keine Anträge darauf stellen. Wie von der verantwort- lichen Stelle das Budgetrecht durchbrochen wird, haben wir an der Cbhingexpedition und dem süͤdwestafrlkanischen Feldzug gesehen. Bei dem ersteren 1900 sagte der Reichskanzler nachher einfach, er bäte um Indemnität, und es solle nicht wieder vorkommen, aber 1905 kam es doch wieder vor. Zur Gesundung der Finanzen muß deshalb der Reichstag von seinen Machtmitteln einen verständigen Gebrauch machen und dann einmütig dagegen wehren, daß irgend ein Beamter des Reichs einer Partei den Vorwurf der Antinatlonalität zu machen wagt, wenn sie vom Budgetrecht Gebrauch macht. Der . Bülow hat im Jahre 1900 unsere Finanzen in tadellofem ustande überkommen. Jetzt haben wir trotz der Vermehrung der Einnahmen in den Jahren 1900 und 1966 nach seiner achtjährigen Kanzlertätigkeit den totalen Zusammenbruch der Finanzen. Per Reichskanzler macht das immer ganz einfach: Als die Kolonlal— politik zusammenbrach, hielt er eine Rede über die schlechte Presse, die die Beamten angegriffen habe; als das Aug. wärtige Amt zusammenbrach, und ein wichtiges Schriftstück nicht gelesen wurde, erklärte er, er übernehme die Verantwortung, und schickte einen Geheimrat in die Wüste, und der Schlußeffekt wird sein, der Reichstag möge einige Beamte mehr bewilligen; jetzt, da die Finanzen jusammenbrechen, hält er eine große Sparsamkeitsrede, aber gar nicht für das Reich, sondern es war eine Strafpredigt an die Kommunen und an jeden einzelnen im deutschen Vaterlande; er spricht von überflüssigem Luxus und zu großer Reßpräsentation. Wer hat denn aber den Reichsbaushalt mit Repräsentationsgeldern ausgestattet? Es ist unter dem Fürsten Bülow geschehen, vorher gab es neben dem Gehglt keine Repräsentationsgelder. Der Reichskanzler versicherte dann, in allen Finanzgeschäften müsse ein neuer Geist einziehen, und bei den stagtlichen Lieferungen müsse wirtschaftlicher gehandelt werden. Seit 4 Jahren kämpfe ich aber gegen die Monopole Tippelskirch, Woermann, Krupp. Deshalb stehe ich allen diesen Versicherungen ffeptisch gegenüber. Der Schatzsekretär empfahl Rückkehr zur altpreußischen Sparfamkeit. Dieser Ausspruch war diplomatisch äußerst klug. Er befagt, daß ju= letzt nicht gespart worden ist. sonst könnte man nicht zur früheren Sparsamkeit zurückkehren. Es ist aber früher immer behauptet worden, es werde kein unnützes Geld ausgegeben. Der Kriegsminister von Einem erklärte in der Budgetkommission: Bevor ich auch nur einen Pfennig ausgebe, drehe ich ihn ein, und zweimal üm. Wir wären schon zufrieden, wenn er sich nur einen Tausendmarkschein nochmals ansahe, bevor er ihn ausgäbe. Ver Reichskanzler sagte, die Reichskasse ist leer, wenn sie erst wieder gefüllt ist, dann werden wir zu sparen anfangen. Im praktischen Leben würde jemand, der erst verschwendet hat und dann einen um 160 000 anpumpen will mit dem Versprechen, künftig sparsamer zu fein, keinen Pfennig Geld bekommen. Daß man bei vollen Kassen sparen wird, das glaube ich einfach nicht. Der Schatzsekretär mag nach Annabme der Reichsfinanzreform einen noch hundertmal stärkeren Einfluß besitzen, als es jetzt der Fall ist, man würde ihm, wenn er Anforderungen der Heer⸗ und Marineressorts zurückwiese, einfa sagen: Herr Sydow, befstellen Sie den Möbelwagen! J bedaure sehr, daß uns nicht gleichzeitig mit dieser Finanzreform die wichtigste Grundlage für dlese ganze Finanzreform, der Etat, unterbreitet ist, wir könnten dann sehen, welche Ausgaben notwendig sind, und danach die Einnahmen berechnen. Jetzt haben wir es er' lebt, daß die einen 500 Millionen Mehreinnabmen für notwendig halten, die anderen, auch wir, 30) Millionen. Dem Staats sekretãr will ich keinen Vorwurf machen. Ich wesß sehr wohl, wie stark gearbeitet werden mußte für die Ausarbeitung der Steuervorlage, der Besoldungsvorlage, die Autarbeitung der Benkschrift, deren wissen · schaftlichen und statistischen Wert ich nicht verkenne; aber bedauerlich bleibt es doch, daß es nicht so eingerichtet werden konnte, daß wir jetzt schon uns mit den Einzelbeiten des Etats beschäftigen können. Man kann nicht leugnen, daß im Reichs haushaltsetat eine Ver⸗ schwendung Platz gegriffen hat, angefangen mit Seite 1, mit dem Gehalt des Reichskanzlers, und am Schluß mit der ostasiatischen Expedition. Der Reichska zler bucht 100 000 M Honorar, ein General otrektor, der manches Aktenstück nicht liest, würde so viel nicht bekommen' Der hervorragende Schauspieler Matkowsky erreicht dieses Gehalt noch lange nicht. Es ware interessant, einmal zu erfahren, was denn eigentlich die Regierung im Umherziehen kostet, an Reise⸗ kosten, Depeschen, Ortezulagen. Ich bin auch nicht überrascht, daß für gewisse Dispositionsfondz eine Erböhung gefordert wird. Es heißt z var sonst, Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, man kann aber guch sagen, Schweigen ist Silber und Reden ifl Gold für andere Leute. Die rapide Zunahme der Reisekosten ist aller⸗ dings erklärlich, wenn man sieht, wie die Diplomaten wie Spreu durcheinandergewürfelt werden. Ich erinnere jum Belsplel an die Wanderirrfahrten unseres neuen Gesandten in Mexiko. Dazu kommen die vlelen Urlaube unserer höheren Beamten. Ich mißgönne nie⸗ mandem seinen Urlaub, aber wenn während der wichtigsten inter⸗ natlonalen Verwickelungen die betreffenden höheren Beamten, der eine hier, der andere dort, sich aufhalten, so kann ich imir denken, was das an Reiseentschädigungen und Tagegel dern kostet. Auf die Ausgaben für das Heerwefen will ich iin einzelnen nicht eingehen. Ich möchte nur hinweisen auf die ungebeuren Ausgaben, we che die technischen Institute erfordern, auf die Ünterschleife in Kiel, auf die Unterschlagungen in Spandau. Es zeigt hier eine Ver⸗ schwendung im Material, die nicht mehr zu verantworten ist. Die verantwortliche Verwaltung aft: Gebt uns einige Aufsichts⸗ organe mehr! Das erklärte damals denn auch der Krieggminister, als ich die Uanterschlagungen in Spandau zur Sprache brachte. Eg soll mir ein Mensch im deutschen Vaterlande weismachen, daß wir im Be— kleidungsamt des Gaidekorps 11 aktive Offtiere brauchen. Wenn man schon einen Offizier verwenden will, warum nicht einen inaktiven,
lrãftige Geltendmachung der Rechte, die der Reichstag jetzt schon
so einen Haufen Geld sparen. Man hält uns entgegen, das selen nur Kleinigkeiten, aber in diesen splegelt sich der Geist wider. Wenn ein Leutnant vom Kriegsgericht berurteist wird, so! wird * guf Kosten des Reichs hin. und berkefördert und bekommt noch Tagegelder. In einem Fall bekam ein Leutnant 8 Tage Stuben arrest, er erklärte: Dafür habe ich so viel Fuhrkosten und Tagegelder herausgeschlagen, daß ich eg mir schon die paar Tage bequem machen ann. Ich weise auf die großen Kosten der Paraden hin. Im letzten Herbst ist ein Fußartilleriebataillon von Culm zur Kaiserparade nach Straßburg geschafft. Es hat dort nur ganz abseits gestanden, war aber fünf Tage unterwegs. Ich möchte wissen, was allein diese unnötige Manidulation deim Reiche gelostet hat. Wir müssen einsetzen bei folchen einzelnen Positionen. die uns bekannt werden. Daraus können wir dann Rüc— schlüss machen. Der Mitberichterstatter der Budgetkommission für den Militäretat Abg. von Elern hat schon auf einen der wundesten Punkte, die rapide Zunahme der Fteifekosten, hingewiesen, die sich um 18 bis 19 Millionen, gleich 500 bo, seit 1899 gesteigert haben. Aus den gestrigen Veröffentlichungen der Nordd. Allgem. Zeitung“ über den neuen Militäretat ersießt man eine Zunahme der fortdauernden Auggaben von über 5 Millionen; die einmaligen Aus⸗ gaben sind danach allerdingͥ 20 Millionen wentger, aber das will nichts besagen. Man hat Raten. die früher mit 5 Millionen ein⸗ gestellt wurden, jetzt mit einer Million eingesetzt; das ist nur eine ,, . bon doch zu leistenden Ausgaben. Nach dem erften knblick finde ich in dem neuen Milttäretat nicht das mindeste an Ersparnissen, wie sie uns zugesagt und vom Hause befürwortet sind. Bei der Flotte unterstreiche ich kräftig alles, was Dr. Spahn gesagt hat. Ich halte es für einen der größten Fehler der inter⸗ nationalen Politik. der je gemacht ist, daß man das englische Angebot einer Verständigung uͤber die Flottenrüstungen rund abge⸗ lehnt hat. Was heute in England vor sich geht, ist die Rückwirkung davon. Die Leute, die früher zu einer Verständigung mit Deutsch⸗ land geraten haben, sind im englischen Parlament vollständig verstummt. Die Budgetkommission hat die wichtigste Aufgabe, im Flottenetat unnachsichtig zu streichen. Wird uns gesagt, es geschehe an falscher Stelle, so werden wir dem Schatzsekretaͤr erwidern: so viel Gesamt⸗ abstrich, verteilen Sie ihn da, wo er Ibnen am wenigsten wehe⸗ tut. In Kiautschou, in dieses von hoher Stelle einmal so bezeichnete Drecknest, haben wir 120 Millionen hineingesteckt, wir brauchen nicht ja befürchten, daß es uns weggenommen wird, bevor es ausgebaut ist. Leute, die über seden Verdacht erhaben ind, wie General von der Goltz, haben Kiautschou als die chillesferse des Deutschen Reichs bezeichnet. Im vorigen Jahre haben wir in der Budgetkommifflon feststellen können, daß bei Aufführung eines Baues, der 48 000 6 gekostet hat. für die Bauleitung 28 000 S ausgegeben sind. Der Fürst Datzfeldt hat schon auf die ungeheuren Mieten für Militaͤr⸗ gebäude hingewlesen und darauf, daß Bauleitung und Baubureaut noch vorhanden sind, wo man einen Zweck gar nicht mehr erkennen kann. Die Ausgaben für Külautschou sind für unseke Finanzen ein- fach unerträglich. Was will das Volk, was will der Reichstag machen, wenn Kiautschou einmal angegriffen wird? Man Fan? niemandem einen Vorwurf machen, daß er die Pachtung von Kiautschou seinerzeit gebilligt hat. Aber die Verhältnisse haben sich leitdem vollständig geändert, und eine kluge und weitschauende Politik muß es verstehen, sich dieser veränderten Süuagtion anzupassen. Wie kann man uns jumuten, noch jedes Jahr aus den Steuermitteln des Volkes 8 Millionen für diefe Pachtung hinzugeben! Ich mache der Marineverwaltung nicht den Vorwurf, daß sie das Geld nicht zweckmäßig verwendet hätte, aber wenn man . kolossalen Anlagen von Chausseen und dergleichen in Kiautschou betrachtet, so fragt man sich: ist das das Wichtigste angesichts der Finanzlage? Ist ferner noch ein Kontingent von 25060 Mann' in Sãdwestafrlka not. wendig, wo dort kaum noch ein einziger wehrfähiger Schwarzer lebt? Will man diese Soldaten immer noch dort belassen, trotzdem uns jeder Mann alles in allem mindestenz 8000 S jährlich kostet? Eine Schutztruppe da, wo es kaum noch etwas zu schützen gibt. Auch im neuen Ctat sind wieder 16 Millionen für Südwestafrika eingestellt. Daß ist die neue Aera der Sparsamkeit im Ftat für 190951 . Beispielen für verschwenderische Wirtschaft braucht man ja freill nicht in die Ferne ju schweifen. 2 Jahre war die Niederwall! straße in Berlin aufgerissen; die Postverwaltung legte ein Kabel hindurch, aber erst nachdem andere Verwaltungen mit ihren Är⸗ beiten in der Straße fertig geworden waren; da wurde dann alles wieder aufgerissen! Aehnlich in Wilmersdorf; bei einer solchen Wirtschaft wäre jeder Privatmann längst bankrott gegangen. Das riesige Anschwellen des Militärpensionsfonds muß zu den größten Bedenken Anlaß geben; mit dem Geiste unserer Gesetzgebung stehen die forcierten Pensionierungen in schärfstem Gegensatz. In unver⸗ hältnismäßig jungen Jahren werden noch ganz gefunde Offiziere pensioniert und auf das Spazlerengehen angewiesen; dazu zahlen wir doch nicht die Pensionen! Es muß ein anderes System für die Zivilversorgung der Offißiere eingeführt werden, in ähnlicher Weise, wie es bei den Unteroffizieren schon bestebt; das ist Im Interesse der Reichsfingnzen und der betelligten Offin ere gleich not— wendig. Es handelt sich auch hier um eine brennende Frage. Der Reichskanzler hätte seine Mahnung jur Sparfamkeit recht deutlich an die einzelnen Ressorts, statt an die einjelnen. Bürger richten sollen. Wo ist der Erlaß des Reichzkanzlers, der die Refforts zur Sparsamkeit mahnt? Er ist ung nicht mitgeteilt worden. (Zwischenruf des Abg. Südekum: Aus Sparsamkeitsrücksichten h In der Begründung zu den neuen Steuergesetzentwũrfen klingt irgend eine Rücksicht auf die erwerbstätige Be— völkerung nicht durch; man hört nur das alte Lied, das deutsche Volt sei reich und könne noch mehr tragen. Die Leistungsfähigkeit des deutschen Volkes darf nicht nach dem Durchschnitt des Berliner beurteilt werden. Im Lande hört man jeden Kaufmann, jeden Gewerbe⸗ treibenden fragen: Wann werden endlich die Steuern kleiner werden? Bewilligen wir ein paar hundert Millionen an neuen Steuern weniger, so sind diese paar hundert Millionen tatsaͤchlich gespart; nur auf diesem Wege kann an neuen Steuern wirklich gespart werden. Die Steuerreform ist eine Mittelstandsfrage ersten Rangegz. Tommen diese neuen Grundsätze zum Durchbruch, so wird es ein Glück sein für Volk und Reich. Abg. Em mel (Sor): Der preußische Finanzminifter hat durch seine Rede gegen uns wohl weniger für die Finanzreform begeistern, als sich nach anderer Seite in empfehlende Erinnerung bringen wollen. da er ja unter den neuen Reichskanzlerkandidaten genannt wird. Der Minister von Rheinbaben hat dann auch die erhöhten Löhne der Eifenbahn⸗ Bediensteten! erwähnt, wie er sich sehr vorsichtig ausgedrückt bat. Der preußische Gisenbahnminister hat uns aber doch hier kürilich ausdrücklich gesagt, die Löhne der Reichseisenbahn— arbeiter könnten nicht erhöht werden, weil sonst auch die Löhne der preußischen erhöht werden müßten. Der Finanzjminister wollte auch an der größeren Höhe der Gewerkschaftsbeiträge den wirtschaft— lichen Aufschwung der Arbeiter als erwiesen angesehen haben. Der preußische Finanzminister hätte doch wenigstens die Berichte der preußischen Gewerbeinspektoren lesen sollen, um eines Besseren belehrt zu werden. In fast allen diesen Berichten, wie auch denen aus Württemberg, Sachsen, Bayern usw, wird konstatiert, daß die Er= höhung der Löhne fast ausgeglichen sei durch die Steigerung der Lebengmittelpreise. Selbst wenn ein wurtschaftlicher Aufschwung bei den Arbeitern stattgefunden hätte, so brauchten doch darum die Arbeiter noch nicht ihren Gewerkschaften und ihrer Partei den Rücken ju kehren und die Beiträge dafür nicht zu bezahlen. Von den 13 Millionen, die für Streikjwecke ausgegeben sein sollen, sind jährlich allein? Millionen Mark an solche Arbeiter gezahlt worden, die ausgesperrt und von den Unternehmern aufs Pflaster e, waren, und nur 6 Millionen für andere Streiks. Der Finanzminister bemängelte eg, daß diese Beiträge Zwangsbeiträge sind, aber eg gibt doch auch Zwangginnungen mit Jwangsbeiträgen, warum sollen die Arbeiter nicht dasselbe Recht haben? Ver Finanjminsster meinte, die
einen felddienstunfähig gewordenen? Es laufen doch fo viele pensionierte Generale im deutschen Vaterlande herum. Wir könnten
Steuern würden von den Arbeitern wieder abgewaͤlst; wohin sollten auch die Arbeiter kommen, wenn sie nicht die Nach ⸗·