Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
dem Generalsuperintendenten H. Maurer in Wiesbaden den Charakter als Wirklicher Oberkonsistorialrat mit dem . Räte erster Klasse zu verleihen,
Regierungs⸗ und Baurgt Heeser bei der Königlichen Eisenbahndirektion in Essen a. R. zum Oberbaurat mit dem Range der Oberregierungsräte und . en Leiter des in Entwicklung begriffenen Progymnasiums in Rybnik, Oberlehrer Dr. dan , Wa hner zum Direktor einer sechsstufigen höheren Lehransitalt zu ernennen sowie
dem ordentlichen Mitgliede der Akademie der Wissen⸗ schaften zu Berlin, Professor Dr. Konrad Burdach und dem ordentlichen , . in der 6 Fakultät der Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin Dr. Alois Brandl den Charafter als Geheimer Regierungsrat ferner
dem Geheimen expedierenden Sekretär und Kalkulator im Kriegsministerium Sommerkamp den Charakter als Rech⸗ nungsrat zu verleihen.
Ministerium für Handel und Gewerbe.
Der Regierungsrat Velhagen in Lüneburg ist zum Vor⸗ sitzenden, der Regierungsrat Mackensen daselbst zum stell⸗ vertretenden i. des Schiedsgerichts für Arbeiter⸗ versicherung Regierungsbezirk Lüneburg ernannt worden.
Justizministerium.
Versetzt sind die Amtsgerichtsräte: Bock in Treptow a. R. als Landgerichtsrat nach Stettin und Nahgel in Schivelbein nach Schmalkalden.
Zu Notaren sind ernannt: die Rechtsanwälte Janoschwitz in Zabrze und Walchbhoeffer in Lyck.
In der Liste der Rechtsanwälte . gelöscht: die Rechts⸗ anwälte Justizrat Dr. Emil Hirschfeld bei den Land⸗ gerichten J, Il, III in Berlin, Dr. Heilbrunn bei dem Land— gericht in ern fert a. M. und Geisendorf bei dem Amts⸗ gericht in Priebus.
In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Kriegsgerichtsrat a. D. Dr. Lo dowicks bei dem Oberlandes⸗ gericht in Düsselderf, der Rechtsanwalt, Regierungsrat a. D. Dr. Fahrenhorst aus Duisburg⸗Ruhrort bei dem Amtsgericht in Hörde, der frühere Rechtsanwalt Dr. Stor bei dem Landgericht in Essen, die Gerichtsassessoren Rieß bei dem Oberlandesgericht in Frankfurt a. M., Dr. Herz und Dr. Leuchtenberger bei dem Landgericht JI in Berlin, Dr. Karl Lempertz bei dem Amtsgericht und dem Land⸗ gericht in Cöln, Hecht bei dem Amtsgericht und dem Land⸗ gericht in Dortmund, Dr. Siemsen bei dem Amtsgericht in — Baurs bei dem Amtsgericht in Geilenkirchen,
r. Köhler bei dem Amtsgericht in Oberhausen mit dem ö in Sterkrade, Heinrich Becker bei dem Amtsgericht in Geseke und Schnepper bei dem Amtsgericht in Unna.
Die Amtsgerichtsräte Dimzeit in Mohrungen und Herholz in Ruß, der Amtsrichter Theissing in Neumarkt, der Notar, Justizrat Vasen in Grevenbroich und der ö Brumm und in Nieder⸗Schönhausen sind ge⸗
orben.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Der Landbauinspektor Martin Herrmann in Berlin ist behufs Uebertritts in den Reichsdienst aus der allgemeinen Bauverwaltung ausgeschieden.
Versetzt sind der Landbauinspektor Grütter von Posen als Kreisbauinspektor nach Strehlen und der Wasserbauinspektor Holtvogt von Hannover zum Kanalbauamt in Ostercappeln im Geschäftsbereich der Kanalbaudirektion in Hannover.
Der Landbauinspektor Bernhard Hoffmann in Berlin ist zur Beschäftigung in der Hochbauabteilung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten einberufen worden.
Ernannt sind der Regierungs⸗ und Baurat Künze bei der Königlichen Eisenbahndirektion in Berlin zum Mitgliede des Königlichen technischen Oberprüfungsamts, die Regierungsbau— meister Wentrup, gegenwärtig im Schutzgebiet Kiautschou tätig, und Jordan in Werden a. J. Ruhr zu Landbauinspektoren, Wille zum Kreisbauinspektor in Thorn, Stöcke in Anklam zum Kreisbauinspektor (im Geschäfts bereich der Regierung in Stettin), Karl Müller zum Landbauinspektor in Cöln, Blell zum Kreisbauinspektor in Wittstock, Bärwald zum Bauinspektor Vertreter des Leiters des Statischen Bureaus) beim König— lichen Polizeipräsidium in Berlin, Abel zum Landbauinspektor in Saarbrücken, Krause in Halle a. S. zum Kreisbauinspektor (im Geschäftsbereich der Regierung in Merseburg), Gölitz er zum Kreisbauinspektor in Jarotschin, Kru mbholtz zum Bau— inspektor in Königsberg Ji. Pr., Drosihn zum Kreisbau⸗— inspektor in Greifswald, Stracke zum Bauinspektor in Cassel, Fromm zum Kreisbauinspektor in Lauenburg i. P, Röttgen in Andernach zum , ,. (im Geschäftsbereich der Regierung in Koblenz), Kusel zum Kreisbauinspektor in 3 WRiepert zum Landbauinspektor in Posen und
Alfred Müller zum Kreisbauinspektor in Hersfeld.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.
Dem Organisten und Musikschriftsteller Albert Heintz in Berlin ist der Titel Professor verliehen worden.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 39 der Preußischen Gesetzsamm lung enthält unter
Nr. 10 928 die Verfügung des Justizministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Teil der Bezirke der Amtsgerichte Hachenburg, Marienberg und Rennerod, vom 28. November 1908.
Berlin W., den 11. Dezember 1908.
Königliches n mnnngnamn, rü er.
Bekanntmachung.
Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetzsamml. S. 3657) sind bekannt gemacht:
1) das am 18. Juni 1908 Allerhöchst volljogene Statut für die Drainagegenossenschast zu Madfeld im Kreise Brllon durch das Amtsblatt der , . Regierung zu Arnsberg Nr. 38 S. Hz,
ausgegeben am 18. September 1908,
2) das an 18. Zull La) Aherhschst vollzogene Statut füt die Drainagegenossenschaft u . im Kresse Jülich durch dat Amtsblatt der eh chen Regierung zu Lachen Rr. 9 8h 295,
F * 0 1
ausgegeben am 22. Oktober 1808;
3) der Allerhöchste Erlaß vom 10. August 1808, betreffend die Verleihung deg EGntejgnunghrechtg an die Stadtgemeinde Breglau zur Erweiterung der allsationsanlagen für die Stadt Breslau und zur Verleg Mu gehörigen Rohrleitung, durch das Amts-
ung den blatt der w . erung ju Brezlau Nr. 43 S. 363, aus—
gegeben am 24. Otwh os;
4 das am h. Seh . 1908 Allerhöchst vollijogene Statut für die Genossenschaft zur Resllierung der Leba von Lanz bis Lauenburg zu Lauenburg i. Pomm. Nich das Amtsblatt der Königlichen Re⸗ gierung zu Köslin Nr. 41 S. 255, ausgegeben am 3. Oktober 19608;
5) das am 12. Septemper 1968 Allerhöchst vollzogene Statut für die Proskau.· Regulierungsge ossenschaft Niewodnik⸗Rorok zu Itiewodnik im Kreise Falkenberg O. S. durch das Amtsblatt der Königlichen
Regierung zu Oppeln Nr. 42 S. 381, ausgegeben am 16 Sr—
tober 19038;
6H) das am 16. September 1908 Allerhöchst vollzogene Statut für die vir mn, ,, enossenschaft zu Bierde im Kreise Minden durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung ju Minden Rr. 42 S. 241, n, am 17. Oktober 1808;
D) der Allerhöchste Erlaß vom 25. September 1908, betreffend die Verleihung des K 6 an die Stadtgemeinde Gifhorn jur Qurchführung der Ueberbrückung der Aller im Zuge der Rotstraße, der Verlängerung der Rotstraße bis zur Celler Straße und der Schaffung elner Verbindung jwischen der Wilhelmstraße und der neuen Allerbrücke, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Lüneburg Rr. 46 S. 276, ausgegeben am 15. November 1968;
I) das am 26. September 1908 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungggenossenschaft Olsdorf zu Oledorf im Rreise Bitburg durch das Amtablatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 44 S. 3465, ausgegeben am 31. Oktober 1908.
M
2 Personalveränderungen.
Königlich Preußische Armee.
Offiziere, Fähnriche usp. Neues Palais, 8. Dezember. Horn, Oberlt. im 4. Oberschles. Inf. Regt. Nr. 656, kom mandiert zur Dienstleistung bei der Landesaufnahme, scheidet am 13. Dezember aus dem Heere auß und wird mit dem 14. Dejember 1908 in der Schutztruppe für Südwestafrika angestellt. Gr. v. der Groeben, Fähnr. im 1. Gardeulan. Regt, in das Drag. Regt. von Arnim (2. Brandenburg) Nr. 12 versetz.
Nichtamtliches.
Den tsches Rei ch.
Pren ßen. Berlin, 12. Dezember.
Seine Majestät der Kgiser und König hörten heute vormittag im Neuen Pllais bei Potsdam die Vortrage des Staatssekretärs des Reihsmarineamts, Admirals von Tirpi ö. des Chefs des Marinekabineits, Vizeadmiral von Müller.
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Der Kaiserlich russische Botschafter Graf Osten⸗Sacken erklärte dem Staatssekretär von Schoen, daß die dem russischen Minister des Aeußern Iswolski nach dem Bericht eines deutschen Blattes in einem Zeitungsinterview in den Mund gelegte Aeußerung, Deutschlands Haltung in der Balkanfrage mache ein förmliches Bündnis ö Ruß⸗ land und England nötig, von dem Minister Iswolski niemals,
weder in dieser noch in ähnlicher Form, getan worden sei.
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll— und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Rechnungswesen *. der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen hielten heute
itzungen.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Königlich württem— bergische Ministerialdirektor von Zindel ist in Berlin an— gekommen.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Das öste rreichische Ahgeordnetenhaus setzte gestern die Beratung des Budgetprovisoriums fort.
Nach dem Bericht des. W. T B. trat der Abg. Hribar den Be⸗ hauptungen bezüglich serbenfreundlicher Kundgebungen in Laibach ent⸗ . Er besprach die Laibacher Vorfälle unter Protesten gegen dag
orgehen des Militärs und trat für Schaffung einer slovenischen Un sversität in Laibach ein. — Der Abg. Graf Sternberg (Tscheche) kritisierte die Leltung der tschechlschen Politik sehr abfaͤllig und beieschnete sie alz Mandatepoltik, die gleich der Politik des deutschen Radikalismus nachhumpele, wischen Volkggunst und Fürstengunst hin⸗ und herschwanke und nur den Einfluß der Soylal— demokraten stärke. Der Redner warf den Tschechen ihre Stellungnahme in der serbischen Frage vor, weil sie im Augenblick der Gefahr, anstatt Gefühl für das Interesse deg Reich zu jesgen, die Reichsfahne weg— stellten. Er verlangte rascheste Beseitigung des Standrechts in Prag, das eine ungerechte VBestrafung des tschechischen Volkes für den pro— volatgrischen deutschen Bummel sei, und betonte die Notwendi keit des Bündnisses mit Deutschland. Er appellierte an Tschechen und Deutsche, angesichts der auswärtigen Gefahr einig zum Schutze des Reichs jusammenzustehen und die inneren Streltigkeiten bei Seite ju lassen. Er appellierte inzbesondere an die Deutschen, im Interesse des inneren Friedeng die Provokation des tschechlschen Volkes einzu— stellen und dessen kulturelle Forderungen zu bewilligen.
Die nächste Sitzung findet am Montag statt.
Großbritannien und Irland.
Der Premierminister Asquith hielt gestern auf dem Bankett des nationalen liberalen Klubs in London eine Ansprache, in der er scharfe Angriffe gegen das Ober⸗ haus richtete, weil dessen Mitglieder die Schankkonzessions⸗ vorlage abgelehnt hatten, bevor sie an das Oberhaus gelangt war.
e das W. T. B. berichtet, führte der Minister aus, daß das Verhalten der Oberhaugmitglieder nicht der hergebrachten Form einer öffentlichen Debatte entsprochen habe und ein demütigen des Schauspiet gewesen sei für alle diesenigen, die die ersten Grundsätze einer volkz— tümlichen Regierung schützten. Wenn es sich um die Verwerfung der Schankkonzessionsbill allein gehandelt hätte, so würde dies schon ein Grund gewesen 4. ju den Waffen zu rufen, aber es habe sich nicht allein um diese Vorlage gehandelt.
Der Herrschaft der Lords. müsse ein Ende gesetzt werden. Er (der Premierminister) lehne eg ab, dag a, auf⸗ zulösen, weil dies elne Anerkennung des An spruchs des Oberhauses, eitpunkt und Anlaß der Auflösung zu bestimmen, bedeuten würde! e Finanzfragen müßten einen großen Zeitraum der kommenden Sesston in Anspruch nehmen. Aufgabe des Schatzlanzlers sei es, sehr genau zu sein, aber er habe keine n,. für Defijlte zu treffen, ln hej . den beiten größten schutzzöllnerlschen Landern bor— anden selen.
Zum Schluß seiner Ausführungen nannte Asquith das.
Oberhaus eine unverantwortliche Körperschaft, die keinen An⸗= spruch darauf machen könne, die Wählerschaft zu vertreten.
Frankreich. . Der Präfident der Vereinigten Staaten von Venezuela Cipriano Castro ist, W. T. B.“ zufolge, gestern in Paris
eingetroffen. Nusßland.
Die Reichs duma hat in der gestrigen Sitzung mit großer Mehrheit eine vom Finanzminister eingebrachte 1 angenommen, durch die der Finanzminister ermächtigt wird, eine Anleihe von 450 Millio nen Rubeln abzuschließen. In der Viskussion sprachen, dem Bericht des W. T. B. zu⸗ folg, nur die Sozialdemokcaten und die Acbeitsgruppe gegen den Entwurf. Die Kadetten hielten die Bewilligung von 150 Millionen Rubeln zur ö Ausgaben für verfrüht, da dat Budget noch nicht bestäligt und, das Defizit unbessimmt fel. Die Progressisten und Mohammedaner teilten den Standpunkt der Kadetten. Die übrigen Fraktionen waren aus praktischen Gründen für eine ein- malige Anleihe. Während der Debatte entstand eine prinzipielle Meinungeverschledenhelt zwischen dem Finaniminifter und der Budget kommission über den Paragraphen 118 des Grundgesetzes, dem zufolge nach der Meinung des Finanzministers der Regierung die Kompetenz darüber justehe, zu bestimmen, zu welcher Zelt und unter welchen Be⸗ dingungen eine Anleihe aufgenommen werden könne. Im weiteren Verlauf der Beratung wies der Referent der Budget kommisston Lerche, darauf hin, daß 3700 Millionen zur Tilgung der fünf⸗ prozentigen Obligationen der Reichsrente! und ' di⸗ übrigen 150 Millionen Rubel jur Deckung außerordentlicher Ausgaben erforderlich seien. Aus praktischen Gründen fei eine einmalige Anleihe notwendig. Bei der augenblicklichen Lage dez Weltgeldmarktes könne eine neue Anleihe an außländischen Geldmärkten am Schluß dieses oder zu Anfang des nächsten Jahreg emsttiert werden; der französischi Geldmarkt, der zurzeit über reichliche Msttel verfüge, könne unter diesen günstigen Umständen die Anleihe sicher anlegen. Hierauf ergriff der Finanz minister das Wort und führte aus, daß er sich dem Antrage der Kadetten, jetzt nur eine Anleihe im Betrage bon 300 Millionen Rabeln und weitere 150 Millionen erst nach Prüfung des Budgets zu bewilligen, anschließen könnte. Da jedoch die gegen- wärtigen Umstände sich für Rußland anormal gestalteten, müffe die Regierung Sorge tragen, um Mittel für diese Kreditoperationen zu suchen und vorzubereiten. „Wir stehen“, erklärte der Röinsster, vor der offenen Frage: Sind wir imstande, zwei Kreditoperailonen oder nur eine abzuschließen ? Ich behaupte, daß wir gezwungen sind, eine Kreditoperation auszuführen. Der Staat muß die Mittel unter den beflen Bedingungen und bei bester Konjunktur für scinen Kredit vor— bereiten. Sollte er in wenigen Monaten zwelmal Gelt quellen suchen, so könnte er nicht anders als feinen Krebst schädigen. Nach den traurigen Erlebnissen von 1905 und 1866 kräftigt sich unfer Kredit, und alles, was seit dem September dieses Jahres vor sich gegangen ist, hat unseren Kredit nicht ins Schwan ken gebracht. Er sst gestiegen. Der russischen Staatsordnung sind richtige, ice i g. und den Beschlüssen der Vollzvertretung entsprechende erauz abungen von Mitteln durch starke Gewalt und Gefetze garantiert, und man sollte keinerlei Seitenwege zur Beeinflussung der Regterung suchen.
Italien.
Der Papst empfing gestern, „W. T. B.“ zufolge, im Thronsagle die Mitglieder des diplomatischen Korps, in deren Namen der österreichisch⸗ungarische Botschafter eine , , adresse verlas. Der Papst dankte für die Beglückwünschung zu seinem Priesterjubiläum mit einer kurzen Ansprache.
— In der Deputiertenkammer gab der Schatz⸗ minister Carcgno gestern das Fin anzexposs.
Nach dem Bericht des W. T. B. teilte der Minister mit, daß nach dem endgültigen Budget für das Jahr 1907/68 die Einnahmen sich auf 1 945 424 711 Lire beliefen und daß es mit einem Ueberschuß bon 36 300 009 Lire ahgeschlossen hätte. Die Einnahmen wiesen im Vergleich zu 1966/07 eine Erhöhung von 77 Millonen auf, wobei die Wehenzölle, die um 50 Millionen zurückgegangen feilen, nicht mit in Rechnung gezogen wären. Die Ausgaben zeigten dem Voranschlag gegenüber eine Eisparnis von 27 Millionen. Der Budgetvoranschlag für 190808 sehe einen Üeberschuß von 33, der für 1969,10 elnen von 22 Millionen vor. Zwar würden
die Auggaben infolge einiger Gesetzentwürfe anwachsen, doch werde das
Ergebnis der beiden kommenden Rechnungsjahre infolge deh sehr vor= sichtig aufgestellten Voranschlags ebenso zuftiedenstellend sein wie das des vorliegenden Rechnungejahrts. Der Minister gab welter eine aug— führliche Darstellung von der wirtschaftlichen Lage Italieng und wies seine Fortschritte in Landwirtschaft und Industrle jahlenmäßig nach. Caccano schilderte die Lage detz Schatzes, die ausgezeichnet fi und die der Depositenkassen, die sehr gut funktionterten, und sich immer mehr im Interesse deg Staats und der Lokalverwaltungen entwickelten. Ferner ging der Minister auf dle verbesserte Lage der Staats schuld und 39 die neuen Bedürfnisse zur Erwelterung des Eisenbahnnetzes eln. Er kündigte die Ausgabe eines spziellen Titels einer abläslichen Schuld an zum Zinsfuß von 30 effekilv in Titeln aur den Inhaber oder auf Namen, zu amoitisteren Lurch Auslofung in 50 Jahren und zu emittieren zu einem 150 Mälllonen nicht über⸗ steig nden Jabresbetrage, ju dem Zwecke der Beschaffung der Mittel zur Deckung außerordentlicher Ausgaben für die Staatt« eisenbahnen. Die Notenbanken arbelteten konsequent weiter auf eine Veibesserung hin durch Grhöhung der Metall- reserve zur Deckung der Banknoten, einer Deckung, die gegen—⸗ wärtig 73 o der im Verkehr befindlichen Notenmenge erreiche, und durch Erhöhung insbesondere der Goldbestände, deren Betrag zurzeit sich auf 1 169 O00 000 Lire belaufe. Der Minister wies darauf hin, daß die Mehrausgaben namentlich auf die Verbesserung, des Verkehrg⸗ wesens, auf die rasche Ausführung der öffentlichen Bauten und auf die Hebung des Schulwesens zursickzuführen seien. Carcano schloß, die Finanzpolitik der Regierung werde sich in gerechten Grenzen halten und sei darauf gerichtet, das Gleichgewicht im Staatshaushalt und das hohe Niveau des Staatskredits aufrecht zu erhalten.
Das Exposé des Schatzministers wurde mit Beifall auf⸗ genommen.
Spanien.
In der gestrigen Ministerratssitzung regte der Minister⸗ präsident Maura, „W. T. B.“ zufolge, an, daß die Signatar⸗ mächte der Algecirasakte sich nunmehr unverzüglich über eine Mission an den Sultan Mulay Hafid ver⸗ ständigen möchten, durch die ihm seine Anerkennung bekannt⸗ gegeben werden soll.
Türkei.
Nach einer Meldung des „K. K. Telegrayhen⸗Kor⸗ respondenzbureaus“ sind heüte nacht die vom jungtürkischen Komitee in Konstantinopel aufgestellten zehn Parlaments⸗ kandidaten gewählt worden. Es sind dies fünf Türken, darunter der Justizminister und der Redakteur des ‚Tanin“,
er zwei griechische und zwei armenische Advokaten sowie ö. ö. der Tabakregie angestellter . Der Großwesir und der Unterrichtsminister sind unterlegen.
Amerika.
Der Jahresbericht des amerikanischen Marine⸗ sekretärs empfiehlt, W. T. B.“ zufolge, den Bau von 4 Schlachtschiffen, 4 geschützten Kreuzern h, , . 10 Torpedobootszerstörern. 4 Unterseebooten, 3 Kohlenschiffen und einem Munitionsschiff. Dieses Flottenprogramm soll der
Kongreß in der gegenwärtigen Session gutheißen.
Asien.
Ein neuer Erlaß des Schahs über den Medschlis bestimmt, nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“:
Die Mitelleder des Medschlis werden vom Schah auf zwei Jahre ernannt. Die Funktionen des Medschlis umfassen Kontrolle über die Dandlungen der Minister und über die Finanzen. Die gesetzgeberische Initiatire ist äußerst begrenzt, ebenso das Recht, Bittschriften entgegen⸗ zunehmen und an die Minister Interpellationen zu richten. Der Medschlis versammelt sich zweimal wöchentlich.
— Der indische Gesetz gebende Rat hat, „W. T. B.“ safolsf gestern einen Gesetzentwurf angenommen, der ein schnelleres und mehr summarisches Verfahren * Anarchisten und Unxruhestifter einführt und Gesell—⸗ schaften, die dem öffentlichen Frieden gefährlich find, verbietet. Das Gesetz tritt zunächst in den Provinzen Bengalen und Assam in Kraft; der Generalgouverneur ist jedoch befugt, es auf die übrigen Provinzen auszudehnen. .
Während der Debatte über den Gesetzentwurf erklärte der Vije⸗ könig Carl of Minto, die gegenwärtigen Gesetze seien unzulänglich, um den stets drohenden Gefahren zu begegnen. Die Entdeckung der geheimen Waffenniederlagen, der Anschlag auf den Lieutenant⸗ Governor von Bengalen und die Ermordung des Polizei⸗ inspektoZs hätten ein neues Kapitel in der Geschichte des Ausstandes eröffnet und eine weitverjzweigte Verschwörung aufgedeckt, deren ein⸗ gestandenes Ziel die systematische Ermordung der Regierungsbeamten und die Beseitigung der britischen Regierung in Indlen sei. Der Vizekönig forderte alle Rassen und alle Gesellschaftsklassen auf, sich zu vereinigen, um den geheirnen Anschlägen und Gefahren ein Ende ju machen, durch die dag tägliche Leben des Volles lahm gelegt würde.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tags befindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
Koloniales.
Wie die Kölnische Zeitung“ berichtet, erklärte einem Vertrage zwischen dem Reichskolonialamt und der South West Afriea Co.“ gemäß die letztere allgemeine Schürffreiheit in ihren in Deutsch⸗ Südwestafrtika gelegenen Konjessionsgebieten mit Ausnahme des von ihr an die Otawi Gesellschast abgetretenen Geblets.
Nr. 55 des Zentralblatts für das Deutsche Reich“, ber⸗ ausgegeben im Reichgamt des Innern, vom 11. Dezember hat folgenden Inhalt: 1) Konsulatwesen: Ernennungen; Exequaturerteilungen; Ermächtigungen zur Vornahme von Zivilstandshandlungen. — 2) Bank⸗ wesen: Status der deutschen Notenbanken Ente November 1908. — 3) Maß und Gewichtswesen: Zulassung eines Systems von Elek—⸗ trizitätszählern zur Beglaubigung durch die Elektrischen Prüfämter. — 4) Zoll! und Steuerwesen: Heranziehung des Nachlasses eines fran⸗ zösischen Eiblassers zur Erbschafisstener; dgl. eines dänischen Staats angehörigen; Zulassung eines zollfreien Veredelungsverkehrs für aus ländische Baumwollensammete; dgl. für rohen Holzgeist; Personal⸗ veränderungen bei den Stattonskontrolleuren. — 5) Polszeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.
Kunst und Wissenschaft.
Daß Königliche Institut für Meereskunde, Georgen— straße 34 — 36, veranstaltet in der kommenden Woche, Abends 8 Uhr, folgende öffeniliche, Herren und Damen jugängliche Vorträge: Am Montag spricht der Kustos Baschin⸗Beclln über: „Bie BVemegungserscheinungen des Meeres, (mit Lichtbil dern); am Dlengtag Dr. Ruppin Kiel über „Physikalische und chemische Untersuchungen an Bord des Reichsforschungs dampfers „Poseidon. (mit Lichibil bern); am Mittwoch Prof. Plate Berlin über: „Ein Besuch der Robinson⸗ Insel Juan Fernandez“ (mit Lichtbildernß; am Freitag der Kustos Stahlberg ⸗ Berlin über: „Die Kalisalzlager des norddeutschen , . ein Geschenk des Meeres an den deutschen Boden“ (mit
ichtbildernj. Einlaßkarten sind von 12 bis 2 Uhr Mittags und an den Vortragsabenden selbst von 6 Uhr ab zum Preise von 25 3 in der Geschäftsstelle des Instituts zu haben.
Die „Oxford University Preß“ kündigt, der ‚Voss. Itg. zufolge, die Ausgabe einer photographischen Faksimileauegabe von einem Teil des berühmten Codex Sinaiticus (Alepb) an. Diese wertvollste Handschrift des griechischen Alten und Neuen Testaments, die von Konstantin Tischendorf im Jahre 1844 im Katharinenkloster auf dem Sinai gefunden wurde, später als Geschenk in den Besitz des Kaisera von Rußland überging und sich jetzt in der Kaiserlichen Bibliothek zu St. Petersburg befindet, wurde erst⸗ malig von Tischendorf herausgegeben, der im ganzen vier Ausgaben besorgte und für sein alkurates Trangskript Typen hatte schneiden lassen, um das Menuskript nachzuahmen. Dank der Freigebigkeit verschiedener gelehrter Gesellschaften in Oxford, Cambridge und London wurden Professor Kirsopp Lake und seine Gemahlin in Stand gesetzt, eine Anzahl Negative in voller Größe von dem Neuen Testament de Loder aufsunehmen. Diese werden im Laufe des Jahres 1809 im Koloivpverfahren vervielfältigt und veröffentlicht werden; dam hat Prof. Lake eine Einleitung geschrieben, in der er die Paläographen⸗ Probleme erörtert, und in einem Appendix wird Professor Papadopulos Kerameutz, der Ebef der theologischen Abteilung in der Kaiserlichen Bibliothek, die Chronologie der Korrektoren der Handschrift be— handeln. Der neutestamentliche Teil des Koder wird, einschließlich der Barnabatepistel und der darin erhaltenen Blätter des Hirten“ des Hermatz, 296 . einnehmen. Bel dieser Gelegenheit sei darauf aufmerkfam gemacht, . der ebenso berühmte und in wunderbarer Weise mit dem Sinahticus überelnstimmende godex Vaticanus vor einigen Jahren ebenfalls im photographischen Faksimile veröffentlicht worden ist.
. Jagd. Dienstag, den 15. d. M., findet die nächste König⸗ liche Parforcejagd statt. Stelldichein: Mittags 12 Uhr 15 Minuten am Artilleriepark.
Technik.
Aeber die Vernichtung von Wertpapieren veröffentlicht der ef n. Bauinspektor bei der Reichs druckerei Nicolaus in dem Archiv für Post und Telegravhie einen Aufsatz, dem die folgenden An=
aben entnommen sind:. Je weiter die Reprodukttonstechnik fort⸗ fer Het desto höhere Ansprüche werden in drugktechnischer Beziehung an die Wertpapiere (Briefmarken, Akten, Banknoten usw.) * stellt, um die Herstellung von Falschungen u erschweren. 8 werden deshalb bei diesen Erjeugnissen auch mehrere Druck⸗ verfahren hintereinander angewendet, deren jedes seine besonderen Eigenheiten und Schwierigkeiten hat, die aber alle den Zweck ver⸗ folgen, dem Kenner die Feststellung der Echtheit von Wertpapleren sicher zu ermöglichen, dem Fälscher aber seine Arheit so schwierig zu machen, daß er nur minderwertige Erzeugn sse anfertigen kann, die deutliche Unterschiede von den echten jeigen. Bei den veischledenen Vorgängen der Herftellung fallen jedoch nicht alle Stücke fehlerlos aug, und die Zahl der fehlerhaften Stücke wächst mit den Schwierig⸗ keiten der Herstellung. Deshalb muß von vornherein mit einer be. stimmten Ausschußmenge gerechnet werden. Der Druckausschuß muß genau so überwacht werden wie die fehlerlosen Stücke und schließ lich einwandfrei und vollständig vernichtet werden. Zur Vernichtung sind verschledene Verfahren versucht worden. Bas Verbrennen von Papier ist eine unsichere Sache; es kommt nicht selten vor, daß sich im Inneren von Papierpaketen, die lange Zeit dem stärksten Feuer ausgesetzt waren, noch unversehrte oder nur angesengte Wert. jeichen befinden. Bei gummiertem Papier (Briefmarken) waren die Schwierigkeiten noch größer. Im Feuer hackten solche Papierballen
ch zu Blöcken jusammen und die Feuerwirkung konnte nicht in deren nneres vordringen. Ein Auseinanderreißen der Papiere vor dem Einbringen erschwert aber wieder die Ueberwachung der abgezählten Bogen und muß deshalb vermieden werden. In jedem Falle treten beim Verbrennen Verstopfung der Feuerzüge und Belästigung der Umgebung durch Rauch und umherfliegende Aschenteile als sebr unliebsame Begleiterscheinungen auf. Um diesen Uebel ständen zu begegnen, wird in manchen Betrieben das zu vernichtende . in verschließbare eiserne Kochgefäße eingebracht und darin unter Zusatz von Laugen durch Dampf längere Zeit gekocht. Wird nach bestimmter Zeit der Inhalt abgelassen, so kann man mit Sicherheit darauf rechnen, daß alles vernichtet ist. Auch Zerfaserungs⸗ apparate sind verwendet worden, d. s. lange elserne Trommeln, in denen eine mit Messern besttzte Welle läuft und das Papier unter Wasserzusatz so lange bearbeitet, bis alles in Brei verwandelt ist. Dieses Verfahren hat vor dem Kochen zwar den Vorteil der schnelleren Arbeit und ist auch ganz gut am Platze bei Bogenpapier; verwendet man es jedoch bei Wertzeschen geringerer Größe oder bei gelochten Briefmarkenbogen, so kommt es nicht selten vor, daß kleine Teile oder ,, bei der Lochung abgerissene Marken unversehrt die Maschine verlassen. z ie bisher geschilderten Verfahren sind zwar für kleine Mengen zweckmäßig, genügen aber nicht, wenn große Mtengen bewältigt werden sollen. Pierbei kommt noch hinzu, daß es nicht überall möglich ist, die feuchten Papiermassen, die man al Enderzeugnisse erhält, schnell weg⸗ zuschaffen. Sie können aber nicht gelagert werden, da sie schnell in Fäulnis übergehen. An der Entstehungsstelle fehlt es meist an einer Ver wendungsmöglichkeit, und die Beförderung ist zu teuer und umständlich. Die Beseitigung großer Mengen aber wird in der Reichs druckerei berlangt. Eg werden hier nämlich nicht nur Druckausschuß, sondern überhaupt
alle, auch die unbedruckten Werlpapiere, z. B. die wegen kleiner Fehler
unbrauchbaren Wasserzeichenpapiere und die noch vor dem Drucke beim
Gummierverfahren fehlerhaft gewordenen Bogen bis zum Schlusse in
bejug auf Anzahl und Echtheit überwacht und dann vernichtet. Diese Mengen können mit den geschilderten Verfahren aber nicht bewältigt werden, und die Schwierigkeit der Weaschaffung der feuchten End erzeugnisse würde sehr groß werden. Um eine lestungsfähige Ver⸗ nichtungsanlage zu schaffen und, möglichst wenig Schwierigkeiten mit den Enderzeugnissen zu haben, wurde ein tiockenes Verfahren gewählt und dazu eine sogenannte Schlagkreuzmühle, wie sie die Ab⸗ bildung zeigt, aufgestellt. Biese Vorrichtung hat ihren Namen von einem starken Kreuze aus geschmiedetem Stahl mit etwa 4 m langen Armen, daz in einem gußeisernen Gehäuse in schnelle Umdrehungen versetzt wird. Die Umlaufsjahl beträgt etwa 20 in der Sekunde und der Betrieb der Müble erfordert durchschnittlich 40 Pferdestärken. Die
zu vernichtenden Papiere werden durch einen Trichter in das Gehäuse eingebracht, wo sie sofort von dem Kreuze ergriffen und zerrissen, jum Teil aber auch gegen die Wand des Gehäuses geschleudert
werden. An dieser sind mit geringem Abstande von den Armen des Kreuzes vierkantige Stahlstäbe eingesetzt, an denen alle dorthin gelangenden Papierfetzen vollends jermahlen werden, bis sie
durch ein Sieb in die Sammelkammer gelangen können. Da die aus
gummiertem Papier bestehenden Reste sich schwer entfernen ließen und die Arbeit trotz aller Schutzmittel ungesund und auch unwirtschaftlich war, wurde es versucht, die Abfälle selbsttätig zu entfernen, und zwar durch elne Welle (Schnecke), auf der ein eisernes, korkenzieherartiges Blech befestigt war, durch das beim Umlauf der Welle die Papier⸗ abfälle vorwärtsgeschoben werden. Die Lösung der so einfach er scheinenden Aufgabe stieß am Anfang auf beinahe un⸗ überwindliche Schwierigkeiten, da das ju befördernde Papier, wenn es zu lose lag, sich gar nicht mitbewegte, wenn es aher zu stark gedrückt wurde, sich so zusammenballte, dah es fest wie Holj wurde, und ein Motor von 20 pferdestärken nicht imstande war, die Schnecke zu drehen. Durch Anwendung geeigneter Streich⸗
eisen und entsprechende Gestaltung des Austrittgrohrs gelang es jedoch, r Philipp und Krasa beschäftigt.
aller Hindernisse Herr ju werden. Nunmehr arbestet die Anlage tadellos; sie zerkleinert das Paper in jeder gewünschten Weise und
liefert es selbsttätig in einen angehängten Sack ab; ein daneben.
stehender Arbeiter hat nur nötig, ab und zu die im Sack etwa zu lose liegende Masse mit einem eingeführten Stempel festiudrücken. Der Antrieb der Entleerungshorrichtung erfordert jetzt sehr wenig Kraft und wird von demselben Motor mitbesorgt, der die Mühle antreibt. Ein Fenster in der Wand des Sommel raums und eine elektrische Lampe in diesem Raume gestatten, Zerkleinerung und Entleerung jederzeit zu überwachen. Ferner erlaubt eine verglaste Oeffnung im Entleerungsrohre, den Grad der Zerkleinerung ständig zu prüfen. Da die Mühle mit dem zerkleinerten Papiere zugleich auch
als im umgebenden Arbeitsraume. Die eingeschlossene, mit Staub gesättigte Luft entweicht dann, wenn ihr kein anderer Ausweg geboten wird, in den Arbeitsraum und erfüllt ihn völlig mit Staubteilen. Es ist daher notwendig, die Sammelkammer ju ent- lüften. In der Reichsdruckerel ist sie durch ein Rohr mit dem Schorn⸗ stein deg Kesselhauses verbunden, das die Reste in den Schorn stein abführt, wo sie zum größten Teile in den heißen Abgasen der Feuerung verbrennen. Für die Fälle, in denen eine Abführung nach dem Schornstein nicht möglich ist, ist ein Umführungttohr vorhanden, das den in der Sammelkammer entstehenden Luftüberschuß der Mühle wieder zuführt, sodaß auch dann Ueberdruck und Staubentwicklung ausgeschlossen werden. Die Mühle stiht nunmehr anstatt, wie bisher, nur 2 bis 3 Stunden den ganzen Tag für die Arbeit zur Verfügung, kee sich die Betriebsstunde infolge des geringeren Anteils an dem
ilgungsbetrage für die Anlagekosten verbilligt; ferner werden etwa 4 Stunden taglich Arbeitszeit für jwei Arbeiter gespart, dat sind jährlich rund 1Io00 MS an Löhnen.
Aus stellungswesen.
Die al n e Gesellschaft . Militär⸗ , Marine⸗ und landwirtschaftliche Technil wird in der Zeit bom April bis Juni k. J. in St. Petersburg in den Räumen der Michael Manege eine internationale Ausftellung der neuesten Eifindungen ver⸗ anstalten. Die Austzstellung wird aus nachstehenden Abteilungen
ehen: btellung 1 Militärwesen, Abteilung 2 Marinewesen, Abteilung 3 Landwirtschaft,
Hauptrollen
Abtellung 4 für Verkehrswege, Abteilung 5 Bauabteilung und Abteilung 6 für neue Gifindungen auf dem Gebiete des allgemeinen und spezi len Wisseng. 2 ue steller, die sich an der Aussfellung beteiligen wollen, haben ihre Anmeldung bis spätestens den 15. Februar f. J. an das Ausstellungskomitee in St. Petersburg, Moika 1, zu richten.
Theater und Mufik.
Hebbeltheater.
Die . Komoͤdie Thum melumsen· des von unseren Bühnen jetzt stark bevorjugten Dänen Gustav Wied, die geslern abend im Hebbeltheater zum ersten Male aufgeführt wurde, ift eine Dramall=
sierung seiner Erzählung „Die leibhaftige Bosheit“. Das Bedenkliche
einer solchen Dramatisterung macht sich auch in die fem Fall stark geltend; etwas Grwaltsames, Zerriffencs schädigt Lie einheitliche Charakteristik. Die in den Mittelpunkt gestellte Figur ist ja vortrefflich angelegt, leider wird aber die kfünstlerische Freude an ihr durch manches Widerspruchgvolle und ein Zer fläßtern der Entwicklung gestört. Thummelumsen ist ein etwas einfältiger junger Mann, der als Kind mit seiner Mutter das väterliche Erbe, den Mührenhof, hat verlassen müssen. Die beiden ernähren sich durch einen kleinen Kramladen. Die Sehnsucht, den Mühlenbof wieder in feinen Besiz zu bekommen, ist bei ihm zur fixen Idee geworden. Der berechtigte Schmerz über seine Lage elnersests, andererseitz die Lächerlichkeit seineg einseitigen Idealismus machen ihn zur tragikomischen Figur. Man bemltleidet, verhöhnt ihn; statt Thomfen nennt man ihn Thummelumsen. Die Straßen jungen sreiben mit ihm ihren Spott. Um das Geld für den Rücklauf des Hofes zu erlangen, verrichtet er die unwürdigsten Dienste als Diener im Klub der Freß— säcke! Da hat er das seltene Glück, in der Lotterie zu gewinnen, und ist der Erfüllung seines Lieblingswunsches nahegerückt. Anftatt nun aber unverzüglich den Mühlenhof zu kaufen, benutzt er im Freudenrausch sein Geld, um sich äußerlich eine Stellung zu verschaffen, brügtier seine bisherigen Pelniger, läßt sich in den Bürgerberein aufnehmen, wo er sich mit seiner Cousine und nunmehrigen Braut höchst lächer= lich ausnimmt. So kommt es, daß ihm als Käuferin des Mühlen hofs eine Witwe. Svendsen zuvorkommt. Um den Hof nun doch zu bekommen, heiratet er zuletzt diese kinderreich? Witwe. Daß das Stück die Zuhörer den ganzen Abend aufg lebhafteste anregte und einen lauten Erfolg ermielte, lag an der ausgezeichneten Schilderung des kleinstädtischen Leben und der Menge äußerst humor= voll gezeichneter Typen. Die Regie des Oberregisseurz BiJrn Börnson und die Kuanst der Darsteller haben mit liebevollem Verständnis bewegte und echte Kleinstadibilder geschaffen, die zu betrachten großes Ver= gnügen bereitet, so das winklige Gäßchen mit seinem Verkehr, das Fest im Bürgerverein, die Stube hinter dem Laden, der Mühlenhof; wirkungevolle Figuren in diesem Rahmen waren der Aberlehrer (Hans von Woliogen), die taube alte Jungfer (Frida Richard), die Hebeamme (Rosa Wohlgemuth), der Rechteanwalt (Willi Prager), der Knecht auf dem Müßlenhof, den Hermann Nissen unvergleichlich verkörperte. Die Titelrolle spielte Richard Leopold. Wenn man nicht in allem mit ihm einverstanden sein konnte, so lag das an der Rolle selbst. Waz er ihr gab, war gut und ein Beweis seiner darstellerischen Begabung. Maria Mayer erfreute als Mutter durch ihre Einfachheit und ihren warmen, schönen Ton. Frida Brock hatte einen besunderen Erfolg mit der Wiedergabe eines derben, dabel . Mädchens vom Lande. Eine prächtige Figur stellte Rosa Berteng hin als heiratslust ige, habgierlge Witwe, und vortrefflich bewährte sich wieder Guido Herzfeld in der Rolle eines zynischen, dabel aber warmherzigen und weltklugen Zoll—⸗ kontrolleurs. Auch Herr Wlach fand als Schullehrer den rechten Ton für seine Rolle. Alles in allem: es war ein anregender und kurz« weiliger Abend.
In der morgigen Aufführung der ‚Bajazii im König— lichen Opernhause singt Herr Kraus den Canio; die übrigen sind mit Fräulein Ekeblad und den Herren Bachmann, Heffmann und Lieban besetzt. In der darauf⸗— folgenden Wiederholung von Leo Blichs Versiegelt“ wirken die Domen Hempel, Easton und die Herren Bronsger st, Knüpfer, Kirchhoff und Bachmann mit. Die Partie der Frau Wilmers singt i, . Neumeyer vom Stadttheater in Hamburg als Gast.
irigent ist der Kapellmeister Blech. — Am Montagabend beginnt die Gesamtaufführung des „Ringes des Nibelungen“ mit dem
Vorabend der Tetralogie Das Rheingold“. Eg ist dies die 100. Wieder⸗
holung des Werkes. Beschäftigt sind darin: die Damen Goetze, Gkeblad, Parbs, Hempel, von Scheele. Müller, Ober und die Herren Bischoff, Krasa, Mödlinger, Knüpfer, Ptilipp, Bronsgeest, Lieban und Kirchhoff. Dirigent ist der Generalmusikdirektor Dr. Muck.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Die
Welt, in der man sich langweilt“ von Pailleron, mit den Herren
Vollmer, Sommerstoiff, Patry, Vallentin und den Damen Butze, Abich, Eschborn, Arnstädt, Steinsieck, von Mayburg und von Arnauld in den Hauptrollen, aufgeführt. —Am Montag wird Ch. D. Grabbes Tragödie „Kalser Heinrich der Sechste', mit Herrn Staegemann in der Titelrolle und in der bisherigen Besetzung, wiederholt.
Das Neue Königliche Operntheater bringt morgen abend Die weiße Dame“. In dieser Oper sind die Damen Herjog, Dietrich, von Scheele⸗Müller und die Herren Sommer, Mödlinger, Dirigent ist der Kapellmeister von Strauß.
Der Spielplan des Deutschen Theaters bringt Dienstag
eine Aufführung des Wintermärchens “, an sämtlichen anderen Tagen der
Woche wird „Revglution in Krähwinkel! wiederholt. Am Mittwoch und Sonnabend, Nachmittags 37 Uhr, wird das Welhnachismärchen ‚Treulieb und Wunderhold“ gegeben. — In den Kammerspielen
des Deutschen Theaters wird morgen sowle am Donnerstag, Freitag, Sonnabend und nächsten Sonntag „Der Arzt am Scheideweg“ ge⸗
geben. Am Dienstag findet eine Aufführung von Electra“ statt.
Am Montag und, e l, C. Ten gn ö. es gesehn tag, den 22. ember, finde e Erstaufführung von „Der Luft ansaugt, entsteht in der Sammelkammer ein höherer Luftdruck Dienstag, n v. . g
Graf von Gleichen“ von Schmidtbonn statt. 1 . Schauspielhause wird die Komödie ‚Rabagas“
von Vietorien Sardou morgen, Sonntag sowie am Dienstag, Mitt . woch, Donnergtag, Sonnabend und nächsten Sonntag wiederholt. Montag geht Weh dem, der lügt!“ Freitag „Jullus Cagesar“' in
Sijene. Am Mittwoch und Sonnabend, Nachmittag, 3 Uhr, wird das Weihnachtsmärchen „Schneewittchen und die 7 Zwerge“ wiederholt. .
Im Berliner Theater bleibt an allen Tagen der kommenden Woche, mit Ausnahme von Dienstag und Mittwoch, Hebbels Herodes und Mariamne' auf dem Spielplan. Dienstag und Mittwoch gebt Mosers „Veilchenfresser in Spjene. Am Sonnabendnachmittag findet eine Schülervorstellung von Grillparzers dramatischem Märchen Der Traum , net, 36 . belden Sonntagnachmitiagen wird Balzoeg Mereadet“) aufgeführt.
e, Lessingtheater hat für nächste Woche folgenden Spiel- plan aufgestellt: morgen nachmittag: Rosenmontag‘; morgen abend und am Donnergtag: „Baumeister Solneß '; Montag: „Die ver⸗ sunkene Glocke; Diengtag: Gespenster'; Mittwoch: ‚Hedda Gabler“; en,, Nora“; Sonnabend: Der Biberpelj“; nächstfolgenden
onntagabend: Der Raub der Sabinerinnen“.
Im Schillertheater O. (Wallnertheater) wird am morgigen und nächsten Sonntagnachmittag „Der rote Leutnant“, morgen abend Die Zwillingsschwester gegeben. Montag wird Daß Opferlamm“, Dienstag „Der Richter von Zalamea“', Mittwoch „Der schwarje Kavalier‘. Donnerstag und Sonnabend Der Graf von Charolais.,
reitag ‚Vater und Sohn“ wiederholt. Für nächsten Sonntagabend sst zum ersten Male Ein Volkgfeind“ angesetzt.
Das Schillerthegter Charlottenburg bringt morgen und nächsten Sonntag, Nachmittags, „Götz von Berlichingen“, morgen
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