1908 / 304 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 28 Dec 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Nachtrag jur Taget ordnung für die 55. Sitzung des Bezirkseisenbabhnrats für die

isenba hndirekiionsbeiirke Hannover und Münster am Januar 1909 in Hannover (im östlichen Flügel des

Empfangtzgebäudes). Ziff. 17. Einlegung eines Zugpaares auf der Strecke Wesel' Jetzige Ziff. 17, 18 und 19 sind in Ziff. 18, 19 und 20 ju ändern.

Hannover, den 23. Dezember 1808. Königliche Eisenbahndirektion.

Per sonalver änderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Fähnriche usw. Neues u. v. Hindenburg,

alais, 24. Dezember. en. der Inf. und kom⸗ mandierender General des IV. Armeekorps, à la suite des 3. Garde⸗ Linde, Gen. der Inf. à la suite der Armee und Prässdent des Reichsmilitärgerichts, à la suite des F l General · Feldmarschall Graf Blumenthal (Magdeburg.) Nr. 36 gestellt. und kommandierender General des VI. Armeekorps, la suite des 1. Garderegts. j. F. gestellt. v. Holzing⸗Berstett, Major von der Armee, unter Enthebung von dem Kommando zur Dienftleistung beim Marstall Seiner Majestät des Kaisers und Königs, zum diensttuenden Flügeladsutanten Seiner Sr. v. Kagenegd, Rittm. und Flügeladjutant Seiner Majestät dez Kalsers und Königs, Milltärattachs bei der Botschaft in Wien, jum Major befördert.

Beamte der Militärverwaltung. Bestallungen.

v. Beneckendorff regts. j. F. gestellt.

v. woyrsch, Gen.

Majestät ernannt.

Durch Allerhöchste 10. Dezember. Busse, Berendt, Intend. Assefsoren, Vorstände der Intendanturen der Großberzogl. Hefs. (25.) Div. bjw. der 7. Div., ju Militärintend. Räten ernannt.

Durch Allerböchste Patente. 10. Dezember. Siemers, Oberintend. Räte von den Intendanturen des TVII. biw. III. Armeekorps, der Charakter als Geheimer Kriegsrat, Militärbauinsp, technisch r Hilfsarbeiter bei der Intend. des VI. Armee- korps, der Charakter als Baurat mit dem persönlichen Range der Räte vierter Klosse, Geißler, Ne bring, Buchhalter bei der en. Militärkasse, Reichelt, Krüger, Registratoren, G e kretür beim Großen Generalstabe, Hoffmann, Registrator beim entraldirektorium der Vermefsungen, Grũtzmacher, Lamprecht, f der Landesaufnahme, Wesemann, Rendant beim Bekleidungsamt des VIII. Armeekorps, Ntermark, Hoffmann, Hauft, Torkel, Lemke, Sarn. Verwalt. in Dt. Eylau biw. Düsseldorf, Mörchingen, Saarhurg und Diedenhofen, Bohnert, Lazarettoberinsp. in Straßburg i. Els., Teßner, Rendant der Unteroff. Vorschule in Bartenstein, Jünke, Wucke, Fefstungtoberbauwarte von den Fortifikationen Geestemünde biw. GSrauden, der Charakter als Rechnungerat, verliehen.

Durch Verfügung des Kriegsministerium s. Heine, Unterjahlmstr, jum Zahlmstr. beim Gardekorps

Mochel, Zahlmstr. vom II. Bat. 4. Unter- elsäss Inf. Regts. Nr. 143, zum XIV. Armeekorps versetzt.

Schmidt (II Berlin), Giebler (Halle a. S), (Sangerhausen), Matiboer), Böbm (Breslau. Krugmann (Rostoch, Unterapotheker des Beurlaubtenstandes, ju Oberapothekern befördert. Brüsch (Solingen),

Georgi, expedierender Se⸗

opographen, Lieseg ang, Rengistrator

Direktoren

7. Dezember.

S. De jember. Dannemann

Feut h (Düsseldorf), ; (Lingen), Oberapotheker des Beurlaubtenstandes, der Abschied bewilligt. Haack, Kanileidiätar von der Intend. det VIII. Armeekorps, zum Intend. Kanjlisten ernannt.

oberinspektoren in Metz I

(III Berlin), 11. Dejember.

Gult gem, tigry) biw. Glogau, gegenseiti Sauer, Winckler, Tazarettinspekloren in Darmstadt biw. Fran furt a. M., gegenseitig. Versetzt zum 1. März 19099 Macionga, Lazarettinsp. in Jüterbog, nach Breslau, Horrmann, Lazjarettinsp. in Thorn, nach

Nichtamtliches

Deuntsches Reich. Prenßen. Berlin, 28. Dezember.

Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von Valentini.

Defterreich⸗Ungarn.

Infolge der Beschwerdenote der bulgarischen Regierung wegen der türkischen Thronrede und infolge der Erregung, die sich deswegen in Bulgarien bemerkbar gemacht hat, hat sich das Wiener Kabinett, Korrespondenzbureau“ meldet, veranlaßt gesehen, die Mächte auf das Anormale der Beziehungen zwischen der Türkei und Bulgarien aufmerksam zu machen und in Konstantinopel den Wunsch auszusprechen, Bul schwebenden Verhandlungen mögli

„K. K. Telegraphen⸗

arien gegenüber in den st Entgegen kommen zu

Frankreich. Präsidenten Weihnachtsfeiertage ein Ueberfall verübt worden. das ‚W. T. B.“ meldet, wurde der Präsident, als er Vor⸗ in Begleitung des Generalsekretärs Ramondou und jutanten, Obersten Lasson spazieren ging, auf der Place de l'Etoile von einem Kellner namens Jean Mathis angesprochen. Mathis ergriff plötzlich den Präsidenten beim Hals uns versuchte, ihm den Bart auszureißen, wurde aber sofort von Ramondou und Lasson festgenommen. der Stock Falliéres entzweibrach, doch verlor der keinen Augenblick seine Ruhe und Kaliblütigkeit und setzte Beim Verhör erklärte Mathis, er habe den Angriff auf den Präfsidenten nach vorheriger Ueber— legung ausgeführt; er bedaure die Tat nicht und habe das Bewußtsein, eine Pflicht erfüllt zu haben.

Sämtliche Minister, das Präsidium der Kammer sowie die meisten Botschafter, Gesandten und Geschäftsträger begaben sich nach dem Elysse, um dem Präsidenten Fallisres ihre Ent⸗ rüstung über den Ueberfall ausz sprechen.

Der Ministerrat hat, W. T. B.“ zufolge, vor— gestern den Maßnahmen für den Uebergang der Westbahn in den Besitz des Staats vom 1. Januar n. J. ab zugestimmt.

Der Ministerpräsident Clemenceau, der Minister des Aeußern Pichon und der Kriegsminifter Picguart hatten vorgestern mit dem französischen Gesandten in Tanger

Auf den Falli eres

Der Ueberfall war so

seinen Spaziergang fort.

Regnault eine Besprechung über die in Hinsicht auf die allmähliche Räumung des Schaujagebiets zu treffenden Maßnahmen. Der Minister des Aeußern wurde mit der Fest⸗ setzung von Instruktionen für den Gesandten Regnault be⸗ auftragt, der Paris am 19. Januar verlassen wird, um den Sultan Mulan Hafid in Fes zu besuchen.

Der Senat und die Deputiertenkammer haben, obiger Quelle zufolge, am Donnerstag voriger Woche das Budget endgülnig angenommen. Darauf wurde die Tagung geschlossen. ie neue Tagung beginnt am 12. Januar n. J.

Rußland

In der Reichsduma stand am Freitag voriger Woche der Etat des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten zur Beratung. Nachdem der Referent den Bericht der Budget⸗ kommission verlesen hatte, nahm der Minister des Aeußern Is wolski das Wort 6 einer , . der politischen Lage. Nach dem Bericht des „W. T. B.“ führte der Minister aus:

Der Optimigmus, mit dem er im vergangenen Winter in der Duma auf die Gestaltung der Dinge im Stillen Oiean hingewiesen babe, babe sich bewahrheitet. Das amerikanisch⸗japanische Abkommen sei ein neues willkommenes Glied in der Kette inter⸗ nationaler Abkommen jur Auftechterbaltung des status quo an den Küsten des Stillen Ozeans und zur Sicherung des freien internationalen Handels und der Wahrung der Integrität und Unabhängigkeit Chinas. Gr, der Minister, könne juversichtlich behaupten, daß in dieser Richtung keinerlei Verwicklungen zu erwarten seien. Ueber das englisch⸗ russische Abkommen, das eine notwendige und natärliche Er⸗ gänzung des russisch japanischen bilde, wolle er nur sagen daß es in den versischen Wirren bereits eine sehr ernste Prüfung überstanden habe. Hinsichtlich Persiens bejwecke die russische Politik die Auf⸗ rechterhaltung historischer, freundschaftlicher Bejiebungen und der russischen . vornehmlich in den persischen Nord⸗ provinjen. Jede Verletzung der Integrität und Unabbängie keit Perstens sowie jede Einmischung in die inneren Angelegenhriten liege Rußland durchaus fern. Eben diese Prinzipien lägen dem Abkommen mit Eng⸗ land zugrunde, mit dem Rußland in den versischen Angelegenbeiten in doller Einmütigkeit handle. Beide Staaten seien jederzeit bereit, Persien ju helfen. Eine schnelle Klärung sei für Rußlard um so wichtiger, als die Wirkung der persischen Krise am em findlichsten in dem angrenjenden Aserbeldschan verspürt werde, wo der russische Handel bedeutend leide. Das englisch russische Abkommen, das genau beftimmte, konkrete Fragen betreffe, sei für Rußland auch vom allzemeinen Standpunkt sebr wichtig, indem es jwischen beiden Mächten freundschaftliche und vertrauensvolle Beziehungen herstelle. Mit tiefer Genugtuung konstatierte der Redner, daß seine auf Befestigung der All ianz⸗ beziehungen jzu Frankreich gerichteten Bemühungen von Erfolg gekrönt wären, und Rußland und Frankreich in allen Fragen der Welt⸗ politik in voller Uebereinstimmung handelten. Das binderte Rußland aber keineswegs, auch ju anderen Mächten freundschaftliche Bejiebungen ju unterhalten und sich ganz und gar der Ansicht des Fürsten Bülow anzuschließen, daß die russische Politik keine Spitze gegen Deutsch—⸗ land richte, daß im Gegenteil wischen Rußland und Deutsch⸗ lan? die alten freundschaftlichen Bejziehungen gewabrt blieben. Er könnte auch die Versicherungen des Fürsten Bülow bestãtigen, daß jwischen Rußland und England weder öffentliche noch eheime, gegen die deutschen Interessen gerichtete Abkommen beständen. 3 jüngste Annäherung Rußland und Italiens sei die na— türliche Folge gemeinsamer Interessen beider Länder an der Wahrung des territorialen status quo auf dem Balkan und der volitischen und ötonomischen Unabhängigieit der Balkanstaaten. Er messe der An⸗ räherung an Italien großen Wert bei und sei überzeugt, sie werde eine friedliche und gerechte Lõsung der auf der Tagt ordnung stehenden wichtigen Fragen 144 fördern. Die letzten Jahre hatten bewiesen, daß Rußland ein wichtiger Faktor des eurrpälschen Gleichgewichts sei, und daß seine, wenn auch nur zeitweilige Schwächung durchaus nicht dem Interesse des Friedens entspreche. esondergz gefahrdrobend wäre eine Schwächung Rußlands für die slavischen Stämme und Staatg⸗ organitmen. Den Beweis dafür, daß die russische Gesellschaft die Traditionen Rußlands nicht vergefsen habe, liefere die allgemeine Aufmerksamkeit, die sie der Rolle der russischen Diplomatie in den Fragen der Reformen für Mazedonien jugewandt babe. Noch greifbarer sei das Festhalten an der Tradilion in der Sandschak⸗ babnfrage heworgetreten, die Rußland Anlaß geboten babe, entschieden und uneigennützig für die Interessen der Ballanstaaten einjutreten. Dabei habe sich erwiesen, daß Rußland auf die Unterstützung einiger anderer Staaten babe rechnen können. Gleich entschieden und uneigennützig bandelte Rußland in der * der Reformen für Majedonien. Der Minifter ging dann auf die Wiederherstellung der Konstitution in der Türkei ein. Der neuen türktschen Staatsordnung sei die Gleichberechtigung der christlichen und mobammedanischen Bevölkerung zu Grunde gelegt. Die Duma wisse, wie die russische Regierung diesem Ereignis gegenüber gemeinsam mit allen Mächten sich verhalten habe, die eine friedliche Loͤsung der Krise auf der Balkanhalbinsel wünschen. Der Minister betonte, daß auch auf der Balkanhalbinsel sich die Dinge offenbar gänstig gestalteten. Es sei vielleicht ein erster Fall in der Geschichte, daß Rußland in seiner Aktionsweise gegenüber den Vorgängen in der Tärkei auf die Einmütigkeit selbst derjenigen Mächte habe rechnen können, die früher Rußland gegenüber Mißtrauen und Mißgunst an den Tag gelegt bätten. Der Mn tster ging bierauf auf die Angliederung Bosniens und die Unabhängigkeitz⸗ erklärung Bulgariens über. Die Stimme der russischen Gesellschaft fordere dringend einen Protest der Reglerung gegen die Annexion. Bezüglich der gegen ihn gerschteten Angriffe erklärte der Minister, wer von ihm einen scharfen Protest gegen die Annexion fordere, glaube offenbar, daß der russische Minister des Aeußern in dieser Frage unabhängig von vorher eirg⸗gangenen Veipflichtungen handeln könne. Leider sei dem nicht so. Der Schleier, der die Vergangenbeit bedecke, sei jetzt ein wenig gelüftet. Wenngleich das durch fremde Indiskretionen geschehen sei, so könne er, der Minifter, nicht die Authentiz tät der veröffentlichten Dokumente der Budavester Konvention von 1877 und der Berliner Deklaratien von 1878 in Abrede stellen. Das Urteil über diese Akte gehöre der Geschichte an; der Migisters Sache aber sei es, mit ihnen und auch noch mit einer Reibe späterer divlomatischer Ablommen zu rechnen, von deren einige jweifellos ibre Kraft verloren, andere aber gewissermaßen noch immer die Freibeit der russischen Diplomatie einengten. Unter solchen Umständen sei es nicht schwer, einjusehen, ju welch' ür Rußland gefährlichen Folgen ein Protest geführt hätte. Einen en aber er⸗

klären, ohne die Absicht, ihn, wenn nötig, mit den Waffen

zu unterstützzen, sei der größte politische Febler, den er nicht babe begehen wollen. Wenn Räaͤßland auch kein versönlich s Recht babe, allein zu xprotestieren, so babe es doch das Recht, ja die Pflicht, auf den internationalen Akt hinjuweisen, der die Lage Bosnien bestimme, auf den Berliner Vertrag. Trotzdem dieser eine gute * der Resultate vernichtet babe, die Rußland für die slavischen Völker erreicht hätte, babe es 30 Jahre lang nicht daran gerührt. Wenn jetzt aber eine der Mächte sich entschlossen babe, eine Abänderung eines für sie unvorteilbaften Artikels des Berliner Ver⸗ trags anzuregen, und Rußland das nicht verhindern könne, so falle ihm die moralische Pflicht zu, auf andere Artikel des Vertrags hinzu— weisen, die für Rußland unvorteilhaft und brengend seien, b-sonderg aber für die Balkanstaaten und die Türkei. Die Stellung Rußlands, dem die Mehrbeit der Mächte sich angeschlofsen, babe von selbst auf den Gedanken einer Konferenz geführt. Der Konferenzgedanke gehe aber nicht von ihm, Iswolski, sondern von der Tärkei, als der un mittelbar Geschädigten, aus. Eine Korferen] brauchten alle, für die die Wahrung des Prinzips wichtig sei, daß Verträge nicht abgeändert werden können ohne Zustimmung der Signatarmaächte; Ruß⸗

land dürfte auf die Zustimmung, wenn nicht aller, so doch der Dabei habe Rußland durchaus nicht eine unfreundliche Haltung gegen Desterreich Ungarn angencmmen. Nach Mitteilung des Inhalts der jüngsten Zirkulardeprsche an kn. Vertreter Rußlands bei den Signatarmächten wies der sodann darauf hin, daß Rußland seit Beginn der Krisig nicht nur mi Frankreich, sondern auch mit England und Italien im Einverständriz gehandelt babe. Die Türkei könne bei den Verhandlungen auf Ruß, lande Sympathien für ihre gerechten Desterreich⸗Ungarn, Stimmung gegeben Denischland

Mehrjabl der Mächte rechnen.

orderungen rechnen. seiner versõhnliche⸗

eine Lösung der aussprechen, die den allgemeinen Frieden fördere. Rußland trete i die Verhandlungen ohne egoistische Absichten ein, und es werde an Friedens bedacht fein Auf Ruß erenzprogramm der Punkt über Ver, ünftigungen für Serbien und Montenegro übernommen. Mit warmer Teilnahme verhalte sich Rußland auch zu Bulgarien. babe allerdings gegen die eindringlichsten Ratschläge Rußland ge, ; mit dem von ibm geschaffenen Bulgarien ju sempathisieren. Daher sei auch Rez. land bemüht, ein gerechtes Ablommen jwischen Bulgarien und der Türkei möglichst schnell herbeijuführen. Bulgarien sei verständigt, dez Rußlands fernere Haltung nicht von Bulgariens Hank lungswes in der Vergangenheit, inwieweit Bulgarien mit den übrigen Balkanstaaten soht— darisch bleibe. Bulgarien, Serbien und Montenegro müßten durch. sein von dem Bewußtsein der politischer Einigkeit beftehe darin, diese Staaten jusammenzuschli⸗ ßen und mit der Tärke durch den gemeinsamen Gedanken an den Schutz ihrer nationalen und ökonomischen Selbständigkeit zu einigen. müsse man der Türkei beweisen, daß Rußland der Bemühung der Verjüngung ihrer inneren Ordnung mit aufrichtigster Sympathie gegenüberste be und keinesfalls die Sicherheit der Türkei bedrohe. Ruß land hoffe, in Belgrad und Cetinje werde man verstehen, daß sie kalt. blütig und besonnen bleiben müßten. babe auf das kategorischste angekündigt, daß ihre Unterftützurg direkt von der Handlungtweise der Serben und Montenegriner eb Der Minister sprach zum Schluß die Hoffnung aus, daß seine Ausführungen eine genügend klare Vorstellung von der russischen auswärtigen Politik geben und es sowohl in Rußland wie im Aug. lande ganz klar sein werde, daß Rußland keinerlei habsüchtige Zwecke verfolge und nur eine gesetzmäßige und friedliche Losung der erwähnten Fragen anstrebe, wie sie der nationalen Würde Raßlanes entspreche. Nach dem Minister Iswolski ergriff der Sozalist Psdnßkroweki II

das Wort und betonte junächst, daß ebenso wie vor dem japanischen noch unverantwortliche ; einmischten.

Streitfragen

des für alle nötigen

die Wahrung lands Initiatire sei in das Kon

Bulgarien

Notwendigkeit morech⸗

untereinander. Rußlands Ziel

Zu eben diesem Zwick

Die russische Regierung

eg . russische Politik

agent neben den Diplomaten eine Liakow Befehle

und Finany⸗ Politik trieben und Militãrbey nk den Anordnungen des Gesandten folgerte hieraus, Politik obne Rücksicht auf die Interessen des Volkes geleitet werde, was vielleicht anderwärts auch geschebe, aber nirgends imn so starkem Die Grklärungen Iswolskis brächten Niemand wisse, was außerdem noch für Verträge noch w:sbalb Iswolski seine Reise im Sommer unter— Der Redner verlangte die Veröffentlichung der amt⸗ lichen Dokamente und sprach sich gegen die gesamte Politik der gegen- wärtigen europãischen gewaltigung der

der Oberst vom Stabe des Kaulasus

wider sprãchen. Maßstabe wie in Rußland. nichts Neues. nommen habe.

1sowie gegen die Stärkeren usw.

Regierungen Schwächeren durch die nationale Verträge seien nicht immer friedlich, loadern oft geeignet, den Frieden ju gefährden und einen Krieg berbeijuführen, den die Völker mit ibrem Blut und Geld bejahlen müßten. fragen übergehend, besprach Pokrowiki junäch? die ang bliche Unter- erjegowiner durch die österreichisch · angarische dabei jedoch betonte, olkes durch die russische Regierung seien Er glaube daher nicht an die Aufrichti chen Parteien, die die gegenwärtige allslawisch⸗ Ve⸗ Er kenne Leute, die im Auslande die weiße Sckoltracht trügen und im Inlande schwarze Raben seien. Aber vielleicht könnten sich die slawischen Völker an die russische Regierung um Schutz Indessen sei diesen Völkern die tradittonelle Politik Ruß⸗ Diese sei nämlich die reine Vergewaltigungẽ⸗ politik, die die Rechtgläubigkeit und das Slawentum nach Belieben Im Jahre 1321 sei ia Konstantinepel der griechische Patriarch Eregor gehängt worden und die nussische

1839 habe Rußland serbische Flücht⸗ linge aus Bosnien im Stich gelaffen, ebenso 1845 der Pforte ge— bolfen, slawische Völker zu unterdrücken. Desterreich⸗ Ungarn Bosnien und die Herjegowina gegen die Zusicherun der Neutralitãt im Krimkriege angeboten. einige Stellen aus einem Buche Leonows über Geheimdokamente der russischen Drientvolittk 1831 1890, Berlin 1893, an, worin auf russische Machinationen zum Sturje des Battenbergers hingewiesen wird und die früberen Beftrebungen Rußlanda, das Preteltorat über Bulgarien zu gewinnen, dargelegt werden. rdinand habe Rußland agitiert, was der Redner durch amtliche Dokumente ju beweisen suchte, aus denen er folgerte, daß Rußland früher sogar Vorbereitungen ju Attentaten Ferdinand nicht fern gestanden habe. Das seien die Bejiebungen den rerbrüderten Slawenvölkern. ö lands Gewaltpolitik sich nach dem fernen Osten gewandt und sis dem türkischen Degpoten genähert, den es bei der grausamen Nieder⸗ metzelung einiger taasend christlicher Armenier unterstätt babe. habe der Autonomie Acmeniens wider- Als in der Stadt Urfa in Mesopotamien im Jabte 18835 die Türken in eine christliche Kirche, in der 3000 Chriften dersammelt gewesen, eingedrungen wären und die Chriften mißbandelt kätten, in frecher Weise von den Türken herausgefordert worden, er möge seine Söhne retten. Aber Christus habe wabrscheinlich weil ihn die russiscken Diplomaten demgemäß instruiert (Bei diesen Worten des Redners erbob sich ein unge beurer Lärm, und es erschollen die Rufe: Hinaus! Der Präsident Chomjakon entjog dem Redner das Wort und beantragte, ihn für 3 Sitzung ausjuschließen, was die Duma annahm. Die Sozialisten verließen darauf den Saal)

Der Abg. Graf Casimir Bobrinski von der gemãaßigten Rechten sprach speziell über den Panslawigmus. f Gemeinsamkeit der

Zu den Balkan⸗

drückung der Bosnier und Verwaltung, er drũckungen des russischen

die er mi

propagierten.

lands wobl bekannt.

Vorwand benutzte.

Gefälligkeit gegen den Sultan. 1853 habe Kaiser Nikolaus J.

Ferner führte der Redner

Auch gegen den Fürsten

Rußlands zu Sväter habe Ruß⸗

Mianister Lobanow Rostowski

wäre Christus

Er wies auf zie und Interessen hin, einen Krieg

slawischen Gefälle nicht wolle offensiben Handlurg die gegenwärtig einen Verrat an der slawischen Protest Rußlandt Nichtaner kennung

enthalten můsse, i bed uten würde.

anerkennen würden, was höchst unwahrscheinlich sei, so sei Rußland nicht verrflichtet, dazselbe zu tun. Die Unabbängigkeit Bulgariens set an sich erfreulich, aber durch die Knechtschaft von 14 Millionen Serben Der Redner bestrüt, daß der moderne Pan— slawismus politische Ziele verfolge und darauf abniele, die nicht⸗ russischen Slawen mit Rußland pelitisch zu vereinigen. Der Abg. Purischkewitsch von der äußersten Rechten tadelte, daß Iswolskt die Vertreter der nicht legalisierten Kadetter partei in einer Vorbesprechung über die äußere Politik zu Die Rede des Ministers erscheine dadurch als ein Gang na der ungesetzlichen Annexion ent egenrufen. . Eine Konferenz könne Rußlarde

in Bosnien

sich angelete

Raͤßland müůsse entschiedenes sonst dasselbe mit Aegypten tun. Prestige nur schädigen, wie dies der Berliner Kongreß getan babe. Den linken Parteien diene der s

1 J ogencnnte Neoslawiemus nur alt

Matke für ihre Parteinlele, um durch einen etwaigen unglücklichen Frieg Rußlande den Umfturi der bestehen den k 8 In der äußeren Politik sei es lächerlich und dumm, sich von versẽnlichen Sympathien und Antipathien leiten zu lassen, anftaft dem nüchternen BDerstand ju folgen. Indessen seit den Zeiten Jwans des Schreck— sichen seien alle englisch russischen Verträge zu ngunften Rraglande ausgeschlagen. England st⸗he gegenwärtig in einem heftigen Kampf mit Deutschland um die Eroberung deg Weltmarktg und fireke danach, Deuischland und Rußland in einen Krieg jzu verwickeln und beide ju schwächen. Die Partei der Rechten balte einen Frieg gegenwärtig för mangebracht. Rußland müsse sich für einen Krieg sn' fernerer Zu— kunft um die babsburgisch- Nachfolgerschaft rüsten. Gegenwärtig fabre Rußland im englischen Schlepptau.

Der Abg. Bulat von der Arbeitegruppe sprach gegen die boben Gebälter der russischen Diplomaten und die überffäsfigen Beamten— ftellen, wobei er die russischen Vertretungen in Hamburg, Darmstadt, Stuttgart, München und Dreeden anführte, die gar keine Beschãfti⸗ gung bätten, sondern nur glänjende Gmpfänge deranftalteten. Die tusstschen Vertreter beschützten nicht einmal die russischen Untertanen im Autlande, was aus den Studentenaus veisungen aus Deutschland kervorgehe. Bejüglich der Ballanfrage meinte der Redner, die Schick. sale der Völker mäßten nicht durch diplomatische Verträge, sordern darch den Willen der Völker geregelt werden. Der Wilfe des russi⸗ schen Volkes käme aber gegenwartig nicht frei um Ausdruck. Die AU beitegruppe befürworte die Freikeit des Individuums und der Völker, und sie sel daher gegen die Annexion, jedoch für die Selb⸗ ständigkeit Bulaariens. Sie befürworte die Abberufung der russsschen Gen darmerieo fi lere aus Mazedonien und verurteile die gefamte innere und äußere Politik der Regierung.

Namens der Fraktion der Muselmanen sprach der Abg. Max udo w umter Betonung der Kaisertreue der russischen Moöhamm edar er über den Danis lamismus. Er bestritt aufs lebbafteste den gefährlichen Fharakter dieser Bewegung für die europätsche Zwwilifation und erklärte, die muselmanische Bewegung sei eine Rulturbewegung, die vielfach verkannt werde. Der Redner befürwortete ein Bündnis mit der Turkei.

Der Nationalist Motowilow sprach unter heftigen Angriffen auf die österreichisch-ungarische Politik gegen die Annexion, worauf der Oktobristenfübrer Wutschkow das Wort ergriff und erklärte, seine Fraklion killige vollftändig die haupt ächlisten Gesichtz punkte Jswolskis, wie sie in der Zirkularnote und der Rede des Ministers aus- gedrũckt seien. Ein wichtiger Faktor der friedlichen Lõsung der gegenwärtigen Frage seien gutnachbarliche, freundschaftliche Bete hungen zu Keutschland, deren Aufrechterbaltung den Interessen beider Länder entspräche; die gegenseitigen kulturellen und 5konomischen Bande und die Tradition der fräheren Freundschaft und CFrinnerungen an gegenseitige Dienste, die man sich in schweren kritischen geschichtlichin Momenten erwiesen, Erinnerungen, die fast (leichbedeutend seien mit moralischen Ver⸗ pflichtungen, allez das bilde eine feste Garantie für eine friedliche Lösung der Krisis. Der Redner verlas sodann namen der gemäßigten Rechten, der Nationalisten, der friedlichen Erneuerer, der Progressisten und Oktobriften folgende Uebergange formel zur Tage ordnung: Nach Anbörung der Rede des Ministers und mit dem Ausdrucke warmen Mitzesübls für die verwandten Slavendölker und Staaten, sowie in der sesten Hoff nung, die Regierung werde alle Anstrengungen machen jur Wahrnng ihrer gerechten Interessen mit allen friedlichen Mitteln, gebt die Duma zur Tagesordnung über.“

Sodann erbielt das Wort der Kadettenführer Miljukow, der junächst die Bedeutung der öffentlichen Meinung Rußlands bervorbob, deren Wi?tigkeit Iswoleki selbst anerkannt habe. Während indessen der Reichskanzler Fürst von Bülow dem Freiberrn von Aebrenthal habe danken können, daß er ihn nicht vorher von der Annexion ver— ständigt habe, habe Itwolski davon vorher gewußt und trotzdem nichts getan, sie ju verhir dern. Der Redner bebauptete, Rußland könnte trotz der geheimen Verträge die Annexion nicht anerkennen, weil die Be⸗ dingungen dieser Versräge nicht juträfen. Er befürworte einen Balkan⸗ band und sprach sich für die Bewilligung territorialer Kompensationen n Serbien aus, war jedoch gegen eine Auftollung der Dardanellen frage und kejweifelte die Aufrichtigkeit der Darlegungen des Ministers bejäglich der Politik in Persien, da Rußland einerseits dem Schah den freund schaftlichen Rat gäbe, die Konstitution beijubebalten, andererseits russiscke Agenten den Schah antrieben, die seinem Volke Lgeberen Versprechungen ju brechen. Daber steige der Einfluß der sarren in Aserbeidschan, woselbst auch österreichische und deutsche Agenten tätig seien.

Nach Annahme der obigen Uebergangsformel zur Tages⸗

ordnung wurden die einzelnen Paragraphen des Etats des Ministeriums des Aeußern beraten. Beim Kapitel Konsularwesen“ bemängelte der Abg. Ant on ow die Existenz des Generalkonsulats und des Vizekonsulats in Frank— furt am Main, des Konsulats in Rostock und Weimar und tadelte des Feblen jeglicher Vertretung Rußlands in Manrheim, das jetzt eine hervorragende Rolle in Deutschland spiele.

Nachdem dann nochmals kurz der Minister des Aeußern Iswols ki gesprochen und Reformen im auswärtigen Dienst, wozu es aber einiger 3. bedürfe, in Aussicht gestellt hatte, wurde der Etat des Ministeriums des Aeußern an⸗ genommen.

Italien.

Das fünfzigjährige Priesterjubiläum des Papstes hat, W. T. B. * zufolge, gestern mit einem in der Basilika San Giovanni in Laterano abgehaltenen feierlichen Tedeum seinen Abschluß gefunden. Der Feierlichkeit wohnten das diplomatische Korps beim Heiligen Stuhl, viele geistliche und weltliche Würdenträger und eine große Volksmenge bei.

Portugal.

Die Kabinettskrisis ist been det. Wie das, W. T. B.“ meldet, ist es dem Justizminister im Kabinett Amaral de Campos Henriques, der zu den Regenerados gehört, gelungen, ein Konzentrationskabinett zu bilden, das sich

ielgendermaßen zusammensetzt: Campos Henriques,

Präsidium und Inneres, Es pre Gueira Finanzen, Telles leg, Wen ceslau, Aeußeres, Luiz Castro, öffentliche Arbeiten, Antonio Cabral, Marine, A larcao, Justiz.

Belgien.

Die Deputierten kammer hat, „W. T. B.“ zufolge, am Donnerstag voriger Woche gelegentlich der Beratung des ilitärbudgets das Kontingent für 1909 mit 73 gegen

ol Stimmen angenommen, das auf 13 360 Mann sest⸗ gesetzt ist.

Im Laufe der Debatte fragte der Abg. Woeste (klerikal) den

gFrieg mie ister, ob das Heer eine Kriegestarke von 180 000 oder von W öm0 Mann baben msffe und Cb er das Kontingent für 1999 als ger leer ansehe. Der Ministerpräsident erklärte sich mit 3 Friegsminister solidarisch und sagte, das Heer sei augenblidlich ark genug.

Türkei. Durch Kaiserliches Irade sind Ahmed Riza zum

Frätbenten der Depütiertenkammer und der Adriandhler De— putierte Taalaat zum Vizepräsidenten ernannt worden.

In der Deputiertenkammer teilte am Donnerstag

voriger Woche bei Beginn der Sitzung die mit der Aus⸗ Erbeitung der Antwort auf die Thronrede beauftragte

sommission mit, daß sie ihre Arbeiten beendet habe. Das

Haus beschloß W. T. B.“ ua; die Diskussion über die Antwort auf die Thronrede auf Sonnabend zu vertagen, um vorher von dem Entwurf Kenntnis zu nehmen. Sodann nahm die Kammer die Wahl der Vizepräsidenten und des Bureaus vor. ;

In der vorgestrigen Sitzung teilte der Alterspräsident NakL unter lebhaftem Beifall des Hauses mit, daß der Sultan die Wahl Ahmed Rizas zum äsidenten der Kammer be— stätigt habe. Ahmed Riza e. darauf den Praäͤsidenten⸗ f eerh dem Alterspraͤsidenten seinen Dank aus und fuhr ann fort:

Sein hauptsächlichftes Streben werde die Erfüllung der Pflichten sein, die das im anvertraute Amt von ihm forderc. Den Deputierten empfahl der Präsident Pflichteifer, Ernst und Häflichkeit. Rassen⸗ und Religior sperschiedenbeit solle das Urteil der Dexunterten nicht trüben. Man möge nicht vergefsen, daß die Worte, die in der Kammer gesprochen würden, nicht nur von Otto—⸗ manen, sondern von der ganjen jivillsierten Welt gehört würden. Jetzt müsse man volitische Fäbigkeit beweisen. Aufgaben der Kammer seien, die Ordnung der Finanjen, die Konsolidation der Souveränität der Nation und kie Vermehrung der Reichs kräfte ur Verteidigung. Man müsse für die Erbaltung der Verfassung arbeiten, die Lehren der Vergangenheit beherzigen und Febler vermeiden, die an anderen

Orten die Unterdrückung der Souveränität der Nation verschuldet

hätten.

Ein Antrag, in die Beratung des Entwurfs der Antwortadresse auf die Thronrede einzutreten, wurde abgelehnt und beschlossen, den Entwurf zunächst in den Kommissionen zu prüfen und ihn heute zur Beratung im Plenum auf die Tagesordnung zu stellen. Ein Antrag, für die Zeit der Adreßdebatte die Presse von der Sitzung aus⸗ zuschließen, wurde abgelehnt.

Der Entwurf der Antwortadresse beschäftigt sich zunächst mit der Auflösung des ersten türkischen Parlamenis und wendet sich dann in scharfer Sprache gegen die damaligen Ratgeber des Sultans. Die Adresse sagt:

. Wern sich der Sultan in der Vergangenheit nicht von den trüge⸗ rischen Einflüsterungen unzuverlässiger Personen hätte berüden laffen, 2 wärde man in der Tirkei in den legten dreisig Jahren an vielen Stellen des Reichs blübende Oasen an Stelle von Ruinen, Fortschritt an Stelle des Verfalls haben erstehen sehen, dann wärden der Nation, die einige wenige Individuen unter dem Schutze des Despotismus für eigennützige Zwecke ausbeuteten, nicht so diele Wunden geschlagen worden sein. Zur äußeren Politik übergebend, bemerkt der Entwurf, daß die ganze Nation den Schmerz des Sultanz äber die Unabbängigkeitserklärung Bulgariens und die Annektierung Bosniens und der Herzegowina teile, und fäbtt fort: Die Kammer wird einer Po litik der internationalen Freundschaft folgen; die Nation, die im Jalande die friedliche Umwäljung durchgeführt hat, wird der Welt jeigen, daß sie auch dem Auslande gegenüber unentwegt die Friedenspolitik ver⸗ folgen wird. Wir hoffen, daß dadurch daz Land sich zu der Stellung binaufarbeiten wird, die es im Konjerte der Großmächte verdient, daß es den r. des Völkerrechts genießen und die Liebe und die Achtung aller verdlenen wird, daß die erwähnten volitischen Fragen bald ju einem guten Ende geführt werden dank dem freund— lichen Beistande der Großmächte, die unserer friedlichen Absichten ebenso wie unseres Giferg und unserer Loyalität sicher sind.“ Als nächste Aufgabe der Kammer nennt der Entwurf die Regelung des Finaniwesens. Die Kammer werde dafür Sorge tragen, daß es nicht erlaubt sei, auch nur einen Pfennig aus der Staatakasse oder auch nur einen roten Para aus der Tasche der Steuerjahler im Widerspruch mit dem Budgetgesetz aus jugeben. Trotz der unglaublichen Verschwendung, die Jabre hindurch getrieben sei, wofür die Geschichte der Finanzen kein Beispiel fände, werde die Kammer es versuchen, die Bilan herju— stellen und dadurch eine Erhöhung des Kredits herbeizuführen. An weiteren Aufgaben nennt die Adresse die Sorge für die oͤffentliche Sicherbeit, für Schulbauten, die Vermehrung der Verkehrsmittel, die Entwicklung von Handel, In dustrie und Landwirtschaft, ferner die Neuorg anifie rung des Heeres und der Flotte, wie es die geographische Lage des Landes verlange, um die Interefsen des Vaterlandes wie der kon⸗ stitutionellen Regierung, die unter dem Schutze des Heeres und der Flotte stehe, ju verteidigen. Die Adiesse schließt: Wir freuen ung, Eurer Majestät unsere Gefühle des Stoljes und der Dankbarkeit kundgeben ju können darüber, daß der Wille des Volkes derartig fest ist, daß keine Macht der Erde ibn erschüttern kann. Darüber, daß wir bei Eröffnung der Kammer, jenes Abbildes der Volkssouveränität, Eure Majestät baben vor Augen seben können und zum Zeichen dafür, daß alle Schranken iwischen Herrscher und Volk auf immer gefallen sind, fließt unser Her über einzig und allein von der Liebe zum Vaterlande und zu unserem Volle. Alle unsere Wünsche gehen darauf binaus, für das Land und für die Nation nützliche Arbeit ju leiften. Wir lassen ung fübren von dem Morgenrot der Gleichheit und Einigkeit, und unser Ziel ist Recht und Gerechtigkeit.“

Die Adresse des Senats drückt gleichfalls den Wunsch nach Erhaltung der Verfassung aus und erklärt, daß der Senat den Wunsch des Sultans bezüglich Einhaltung der Verfassung als ein definitives Gelöbnis aufnehme. Der Passus über die äußere Politik lautet, obiger Duelle

zufolge:

Was die in der Thronrede erwähnte bogsnische und bulgarische

Frage anbelangt, so liegt die Aufgabe, die Korresponden hierüber und die notwendigen Beratungen wit den Berliner Signatarmächten ju verfolgen sowie diese Fragen befriedigenden Lösungen jujuführen, der n , ,,. ob. Wir erwarten, daß der Ministerrat diese Auf⸗ gabe in

wir bejüglich der wichtigen kretischen Frage.

eftiedigender Weise erfüllen wird. Denselben Wunsch hegen

Die Adresse schließt mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß

die gesetzgebende Gewalt des Parlaments unter Mithilfe des , , das Land zum gewünschten Fortschritt führen werde.

Rumänien. Die Deputiertenkam mer verhandelte gestern über die

Thronrede.

Der Minister des Innern Bratiano erklärte, laut Bericht des

W. T. B., in Vertretung des beurlaubten Ministerpräsidenten Sturdia, trotz der Schwierigkeiten der äußeren Lage werde der Friede gewahrt bleiben. Er begrüße die Grneuerung der Türkei, der Rumänien durch alte Freundschaft verbunden sel, und hoffe, daß die neue Aera den Rumänen in der Türkei eine ge⸗ rechte Behandlung jbilligen werde. Zur Unabhängig⸗ keitserklärung Bulgartens übergebend, sagte der Redner, niemand werde im gegebenen Augenblick die Anerkennung der Unab⸗ hängigkeit Bulgariens wärmer unterstützen als Rumänien. Was die Annezion Bosniens und der Herzegowina betreffe, so be— rühre sie kein direktes Intereffe Rumäniens, aber niemand babe ein größeres Interesse an der Aufrechterhaltung des status quo auf dem Balkan als Ramänien. Es werde auf Wahrung feiner In— teresen und legitimen Rechte bedacht sein und mit Energie alle Hestrebungen zur Sicherung des Weltfriedens unterftützen. Der Minister besprach alsdann die Do nauf rage, betonte die don Rumänien vorgenommenen Flußmeliorationen und sagte. niemand lönne an die Möglichkeit denken, beute für die Donau ohne Rumäniens Deilnahme Bestimm ungen ju treffen. Dies wöiderspräche der Würde Rumänieng und den gegebenen Verhältnissen. Mit Seiug auf die

Handels vertragsverbhandlungen mit Oesterreich⸗ Ungarn erklärte der Minister, daß die Kündigung des Handelsvertrages un⸗ jeitgemäß sein würde.

Serbien.

In einer am Freitag voriger Woche abgehaltenen ge⸗ heimen Sitzung der Skupschtina berichtete,, We T. B.“ zu⸗ folge, der Minister des Aeußern Milovanovitsch über das Ergebnis seiner Besuche in Berlin, London, Paris und Rom.

Amerika.

Die Revolution in Venezuela ist ohne Blutvergießen beendigt worden. Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, ist die Präsidentschaft von Gomez im ganzen Lande an⸗ erkannt worden. Sogar der General Celestino Castro, der Bruder des früheren Präsidenten und Chef des Departements Tachira, hat das Kommando über die Truppen abgegeben und alle Waffen mit Munition, über 6000 Gewehre und 3 Millionen Patronen, ausgeliefert. Dies wird als entscheidend dafür ange⸗ sehen, daß der frühere Präsident Castro nicht mehr als Macht—⸗ faktor gelten könne. Die Presse ist frei. Das Viehmonopol ist aufgehoben worden, die Grenzfrage mit Columbia geregelt und der Schiffsverkehr auf dem Zulia von und nach Columbia wiederhergestellt. Durch Erlaß der Regierung ist jetzt die Um⸗ ladung der Waren im Verkehr mit Trinidad zugelassen, die Schiffahrt auf dem Flusse Meta freigegeben und das Trans— portmonopol für Salz abgeschafft worden.

Der holländische Kreuzer „Gelderland“ ist am Freitag in Willemstad eingetroffen. Damit ist die niederländische Flotten demonstration förmlich beendet.

Asien.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ hat eine sehr einflußreiche Abordnung aus Vertretern aller Klassen der Bevölkerung Bengalens, einschließlich von Vertretern der extremen Parteien, dem Vizekönig Earl of Minto eine Adresse überreicht, in der sie ihrer aufrichtigen Dank— barkeit für die neuen Reformen Ausdruck gibt und ihre Unterstützung dem Vizekönig zusagt. Der Vizekönig hob in seiner Erwiderung den repräsentativen Charakter der Deputation sowie die Bedeutung ihrer Versicherungen hervor und sagte, er sehe die Möglichkeit vorher, daß das Reformwerk durch Aufrührer gestört werden könne, er rechne aber auf die Unter⸗ stützung der Bevölkerung.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Freaguenz der deutschen Universitäten im Winter⸗ halbjahr 1808,09.

An den 21 Universitäten des Reichs befinden sich im laufenden Wintersemester 48718 immatrikulierte Studit rende, darunter 1077 weibliche, gegen 47 789 im letzten Sommer, 46 471 im Winter- balbiahr 190708, 31 677 vor jehn, 28 551 ror zwanzig und erst 19040 vor dreißig Jahren, im Winter 1878/79. Diese Entwicklung des Universitätsstudiums ist übrigens nicht nur in Deutschland, sondern auch im Aielande (Frankreich bat zurzelt etwa 32 000, Desterreick⸗ Ungarn 30 O00, England und Italien je 25 020 Uniyersitätastudenten) teilweise in ebenso starkem Maße, feftjustellen. Außer den 45713 immatrikulierten Studierenden haben in diesem Semester noch 3228 männliche und 1782 weibliche Personen als sogen. ‚Gastzubörer“ die Erlaubnis zum Besuch von Universitätsvorlesungen erbalten, sodaß die Gesamtjahl der Berechtigten 53 728 germ! gegenũber 32018 im letzten Sommer und 52 124 im Winter 1907/8. Von der derzeitigen eigentlichen Studenten jahl sind 24 950 an den 10 rreußischen Ur iversttäten eingeschrieben, gegen 23 335 im letzten Sommer und 23 308 im Winter 1907/08; an den 3 baverischen be⸗ finden sich 3740 (86570 und 8383), an den 2 badischen 3807 (4644 und 3480) und an den übrigen 6 einjelstaatlichen Universitäten (ein- schlie glich der reiche lindij cen) 11231 (1 155 und Jo 755).

Wie die derjeitige Studenten abl auf die einzelnen Fakul—⸗ täten bejw. Studtenfächer sich verteilt, und wie der Zugang ju den einjelnen Fächern neuesteng sich geftaltet hat, jeigt die nachftebende Zusammenstellung. Es ftudieren zur Zeit: edangelische Theologie 2151 gegen 2321 im letzten Sommer, katholische Theologle 1670 gegen 1785, Rechtswissenschaft 11 379 gegen 11760, Medizin S558 gegen 8282, Zabnbeilkunde 1054 gegen 979. Philosophie, Sprachen und Geschichte 12232 gegen 12277, Mathematik und Vaturwissenschaften 6652 gegen 6716. Pharmazie 1566 gegen 1503, Staate wissenschenschaften einschließlich der Landwirtschaft 2177 gegen 1957, Ferstwissenschaft 125 gegen 109, Tierheilkunde (nur in Gießen) 115 gegen 116. Darnach sind neuestens wieder zurückgegangen die Zabl der Theologen keider Konfesstonen, ferner die der Juristen, die jetzt innerhalb von drei Jahren langsam um etwa 1900 abgenommen hat, sodann, allerdings geringfügig, die Zahl der Philologen und Historiker, die in den letzlen Semestern beständig in die Höbe gegangen war und seikt dem Winter 18065066 eine Zunahme um 2250 aufweist, sowie die Zabl der Mathematik und Naturwissenschaften Studierenden, wegegen die Mediziner, deren Zunahme seit 1905065 etwa 2500 be⸗ trägt, eine weitere Vermehrung erfahren haben, wie auch die Zahnärzte und die Kameralisten, deren Ziffern in den letzten Jahren ebenfalls be= tändig gestiegen waren.

Im solgenden seien noch den heutigen Besuchsjahlen der ein⸗ zelnen Universitäten, um die hinsichtlich der Reibenfolge der Hochschulen nach der Besuchsniffer binnen Jahresfrist ein⸗ getretenen Verschiebungen erkennen ju lasfsen, die entsprechen⸗ den Zahlen des Wintersemesterz 1907 98 gegenübergestellt. Wie auch big jetzt in den Sommerhalbjahren, steht die Universität Berlin an der Spitze mit 8641 immatrikulierten Stu— dierenden gegen 8220 im Vorjahr); dann folgt München mit ß300 (56943), Leipiig jählt 44iꝛ8 (4341), Bonn 3282 G2zo8), Breslau 2218 (2071), Halle 2158 (2237, Göttingen 2054 (1857), Freiburg 1966 (1814), Straßburg isss (17609), 1841 (1676), Marburg 1750 (1670), Münster 1737 (1606, Tübingen 1667 (1578), Jena 1419 (13786), Würzturg 1346 (1382, Gießen 1196 (1144) Kiel 191 (1025), Erlangen 1690 (1058), Greift wald 736 (803), Rostock 685 (648). Demnach hat jetzt Breslau die b. Stufe inne, aus der es Halle verdrängte; Jena stieg von der 15. auf die 14. Stelle und überflãgelte Würzburg; Erlangen sank von der 18. auf die 19. Stufe, verdrängt von Kiel. Die . ging jurück in Berlin, Halle, Greifswald, Würzburg und Erlangen, während alle übrigen Universitäten eine Besuchssteigerung zu ber⸗ jeichnen haben.

Zur Arbeiterbewegung.

In Mannheim ist, wie die Köln. Itg. berichtet, in einem am

23. d. M. jwischen dem Oberbürgermeister Martin und den Metall- industriellen gerflogenen Besprechung alg gemeinsame Ansicht fest⸗= elegt worden, daß in dem Augenblick,. wo der Verband der etallin dustriellen die verbürgte Mitteilung von der Beendi⸗ gung des Ausstands auf dem Strebelwer erhält, die Ar= beit den vereinbarten Beflimmungen gemäß wieder auf⸗ genemmen werden kann. Die Kündigung der Verbands werke wird jurückgenommen. Der Deutsche Metallarbeiter⸗ verband erließ durch Flugblatt eine Erklärung der Gründe die die Leitung zur Aufhebung des Auzstands Fei dem Strebelweri und jur Entniehung der Streikgelder veianlaßt haben, und teilt mit,