1909 / 12 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 Jan 1909 18:00:01 GMT) scan diff

ufolge der Allerhöchst genehmigten Vorschriften, welche den * akkreditierten Ec hahn auswärtiger Mächte gegen⸗ über zu beobachten sind, haben sämtliche zum Allerhöͤchsten ofe gehörigen oder daselbst vorgestellten Herren den Bot⸗ chaftern und deren Gemahlinnen, nachdem dieselben von hren Kaiserlichen und Königlichen Majestäten, von Ihren Kaiserlichen und Königlichen . dem Kronprinzen und der Kronprinzessin und von Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzen 3. den Prinzessinnen des Königlichen Hauses empfangen worden sind, sowie sämtliche zum Allerhöchsten . gehörigen ober dafelbst vorgestellten Damen den Bot⸗ err n, nach allgemeinem Herkommen den ersten Besuch, und zwar in Person, zu machen. Diese Bestimmung tritt jetzt in Betreff des Botschafters der Vereinigten Staaten von Amerika und dessen Gemahlin in Kraft. Berlin, den 14 Januar 1909. . Der Oberzeremonienmeister. Graf A. Eulenburg.

Justizministerium.

Dem Notar Schroeder in Manderscheid ist der Amtssitz in Bedburg angewiesen.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.

Am Lehrerseminar in Friedeberg N. M. ist der sn. kommissarische Lehrer Lucas vom Seminarnebenkursus in Prenzlau als ordentlicher Seminarlehrer angestellt worden.

In der Dritten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ wird eine Genehmigungs⸗ urkunde, betreffend eine Anleihe der Stadt Hanau, veröffentlicht.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 15. Ja nu ar.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen vorgestern im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des Ministers der ,, . Arbeiten Breitenbach, des Ober⸗ präsidenten der Provinz Brandenburg von Trott zu Solz und des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von Valentini entgegen. Gestern hörten Seine Majestät die Vorträge des Kriegsministers, Generals der Kavallerie von Einem, des Chefs des Generalstabes der Armee, Generals der Infanterie von Moltke und des Chefs des Militärkabinetts, Generalleutnants Freiherrn von Lyncker.

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Der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika und dessen Gemahlin werden, wie aus der bereits veröffentlichten Hofansage hervorgeht, nunmehr die zum Allerhöchsten Hofe gehörigen oder daselbst vorgestellten Herren und Damen empfangen. Dieser Empfang wird am Sonn⸗ abend, den 23. d. M., Abends von 9 Uhr ab, stattfinden. Der Anzug ist für die Damen in ausgeschnittenen Kleidern, für die Herren vom Militär in kleiner Uniform (Gesellschafts⸗ anzug), für die Herren vom Zivil in Frack mit Ordensband über der Weste.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrat für Hamburg, Senator Dr. Sthamer ist von Berlin abgereist.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ wird eine Zusammenstellung der Berichte von deutschen Fruchtmärkten für den Monat Dezember 1908 veröffentlicht.

Württemberg.

Bei der gestrigen Beratung der Volksschulnovelle in der Zweiten Kammer brachte der HZerichterstatter Dr. Hieber (deutsche Partei) die Sprache auf die Verwahrung, die das bischöfliche Ordinariat gegen den Inhalt des Regie⸗ rungsentwurfs seinerzeit öffentlich eingelegt hat. Wie das W. T. B.“ berichtet, erklärte der Kultusminister von Fleischhauer im Verlauf der Debatte:

Ich bestreite dem Ordinariat nicht das Recht, Stellung zu nehmen. Bedauern muß ich, daß das Ordinariat die Eingabe veröffentlicht hat, ohne die Antwort der Regierung abzuwarten, weil dadurch die Ver⸗ ständigung erschwert worden ist. Den Zweck, eine zeitgemäße Schul reform zu schaffen, dürfen wir nicht aus dem Auge verlieren. Das Ordinariat hat sich darüber beklagt, daß ihm amtlich vor Fertigstellung des Entwurfs keine Gelegenheit zur Aeußerung gegeben worden sei. Dies ist unterblieben, damit nicht dem Ordinariat dadurch ein Anschein des Rechts eingeräumt würde. Auch früher ist ein solches Anhören unterblieben, ohne daß Einspruch dagegen erhoben worden ist. Uebrigens ist die bischöfliche Behörde nicht ohne Kenntnis von den Absichten der Regierung gewesen. Ich habe selbst bei einer Begegnung mit dem Bischof im April vorigen Jahres ihm von den wesentlichen Bestimmungen des Entwurfs über die Aufsichtsfrage ver⸗ traulich Mitteilung gemacht. Etwaige Einwendungen hätte der Bischof sehr wohl geltend machen können. Wenn das Ordinariat für

die Kirche das Recht der Aussicht über die religiös - sittliche Erziehung der Kinder in Anspruch nimmt, so ist dieser Forderung durch Artikel 84 tatsächlich genügt. Gine Erweiterung der Aussichts⸗ rechte der Kirche kann nicht in der Absicht der ,, . liegen und ist stets von der Regierung und den Ständen . esen worden. Die Regierung wird den Angelegenheiten der katholischen Kirche auch künftighln das Wohlwollen entgegenbringen, welches das katholische Volk erwartet. Sie wird sich 2 das Vorgehen des Ordinariats nicht abhalten lafsen, auf den von ihr als richtig erkannten Wegen in der Schulreform fortzuschreiten und wird ohne Rücksicht auf Anfechtungen, von welcher Seite sie auch kommen mögen, ihr i zu erreichen suchen. Auf die Giklärung des Kultusministers emerkte der Abg. Gröber (Hentr), daß das evangelische Kon⸗ sistorkum nicht nur als Oberschulbehörde, sondern auch als Ober- kirchenbehörde befragt worden sei, sonst hätte in die Motive nicht eine Aeußerung dez Konsistoriumg in seiner Eigenschast als Oberkirchenbehörde aufgenommen werden können. Die arität hätte eg verlangt, auch dem Ordinariat Gelegen⸗ eit zur Aeußerung zu geben. Gröber kritisierte dann, daß der Minister von einer privaten Unterredung mit dem . Mitteilung gemacht habe. Die Behandlung der Kirche sei in diesem Falle rückständig und buregukratisch gewesen. Der Bischof habe nur seine Pflicht getan, und das Ordinariat sei es dem katholischen Volke schuldig gewesen, keine Zweifel über seine Stellung zu lassen. Die Kirche brauche sich nicht als Dienst⸗ magd behandeln zu lassen und könne eine würdige Behandlung bean spruchen. Der Kult us mint ster erwiderte, daß die Unterredung keine private, sondern eine amtliche gewesen sei. Er bleibe dabei, daß dem Konsistorium nur in seiner Gigenschaft als Oberschulbehörde der Entwurf mitgeteilt worden sei Wenn der Abg. Gröber es für un⸗ recht halte, daß die Regierung auch gegenüber dem Bischof ihren Standpunkt wahre, so werde er, der Minister, sich doch nicht abhalten i 9 zu sagen, was er dem Staate und seiner Stellung uldig sei.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Der Kaiser Iran Joseph hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, die Abordnung des preußischen Kaiser Franz Gardegrenadierregiments Nr. 2 in besonderer Audienz empfangen und die Glückwünsche zu seinem Inhaberjubiläum entgegengenommen, die der Kommandeur des Regiments, Oberst Freiherr von Gsebeck, übermittelte. Dieser über⸗ reichte eine künstlerisch ausgestattete Huldigungsadresse sowie eine Jubiläumsgabe, bestehend aus einer U / m hohen Bronze— statuette auf armorsockel, die einen Fahnenträger des . darstellt. Abends fand in der Hofburg eine Fest⸗ tafel statt.

Die en,, welche die Ordnung der nationalen Streitfragen in Böhmen zu den dringendsten Notwendig—⸗ keiten rechnet, hält, der Wiener Abendpost“ zufolge, an der Ansicht fest, die diesen Zwecken dienenden Gesetzentwürfe, die bereits in allen wesentlichen Punkten e n e, in kürzester Frist den berufenen gesetzgebenden Körperschaften vorzulegen. Sie ist der Ansicht, daß es der Erreichung des angestrebten Ziels wesentlich zustatten käme, wenn die berufenen Vertrauensmänner der beteiligten Parteien die Grundzüge der vorbereiteten Gesetzentwürfe vor

eitige Aussprache hierüber eintreten ürde Denkt bereits in den nächsten Tagen die Einladung zu diesen Besprechungen ergehen zu lassen und deren Gang p zu beschleunigen, daß ohne nes ur und zu dem ursprünglich in Aussicht genommenen Zeitpunkte die Mög⸗ lichkeit vorliege, die Gesetzentwürfe den gesetzgebenden Körper⸗ schaften endlich zu unterbreiten. Sie glaubt, auf diesem Wege . eingeleitete Verständigungswerk nachhaltig fördern zu önnen.

deren Einbringung in den i n, Körpern zur Kenntnis nehmen und in eine .

ürden. Die Regierung

Großbritannien und Irland.

Der Unterstaatssekretär des Krieges Lord Lucas hat gestern an eine Anzahl Offiziere, die an der Universität zu Belfast ausgebildet werden, eine Ansprache gehalten, in der er, „W. T. B.“ zufolge, ausführte:

Die vor kurzem erfolgte Organisation des Heeres gestatte, heute eine größere Expeditionsmacht ins Ausland zu senden, als je judor. Es könnten jetzt 166 0900 Mann mit einem Male aus— gesandt werden; aber das Problem, mit dem man sich zu befassen habe, sei, wie man dieses Expeditionskorps während der Dauer eineg langen Feldzuges auf seiner Stärke er⸗ halten könne. Im Falle eines großen Krieges mit einer zivilisierten Macht sei es möglich, daß 100 009 Mann und bog0 Offictere nötig seien, um die reguläre Armee während der ersten sechs Monate auf ihrer Stärke zu erhalten. Er, der Unterstaatssekretär, freue sich, sagen zu können, daß man hauptsächlich infolge der Einrichtung der Spezial reserve die erforderlichen Mannschaften zur Verfügung haben werde, nicht allerdings die Offiziere, die vielleicht noch wichtiger seien.

Frankreich.

Zum Präsidenten des Senats ist, „W. T. B.“ zu⸗ folge, der bisherige Präsident Dub ost mit 229 von 245 ab⸗ gegebenen Stimmen wiedergewählt worden.

In der Deputiertenkammer gedachte gestern der Präsident Brisson der Erdbebenkatastrophe in Süditalien und der internationalen Beweise der Solidarität, die dabei zu Tage getreten sind. Dann setzte die Kammer die Besprechung der Interpellation über Marokko für heute auf die Tagesordnung, lehnte es aber trotz dringenden Verlangens des Handelsministers Barthou mit 372 gegen 205 Stimmen ab, am Mittwoch über den Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Konzession der Minen von Quenza, zu verhandeln. Der Handelsminister ersuchte so⸗ dann, das Projekt Quenza unmittelbar nach Annahme der Einkommensteuervorlage zur Beratung zu stellen. Dies wurde mit 303 gegen 244 Stimmen . Nachdem der Justiz⸗ minister Briand eine Vorlage, betreffend Begnadigung der an den Unruhen in Dravan-Vigneux Betei⸗ ligten, eingebracht hatte, wurde die Sitzung geschlossen.

Rußland.

Der Vizeadmiral a9. D. Roschdjestwenski ist, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, gestern früh in St. Peters⸗ burg e n

Türkei.

Der österreichisch⸗ungarische Botschafter in Konstantinopel, Markgraf Palla vicini, hafte, „W. T. B.“ zufolge, gestern nachmittag eine Unterredung mit dem Großwesir Kiamil Pascha und dem Minister des Aeußern Tewfik Pascha über die Formulierung der einzelnen Punkte des Ein⸗ vernehmens. .

In der gestrigen Sitzung der Deputiertenka mmer gab der Minister ry Innern eine Erklärung über ein angebliches Attentat auf den Thronfolger ab und er⸗ läuterte sodann die Maßnahmen der Regierung zum Schutze

der allgemeinen Sicherheit, insbesondere im Wilajet Smyrna, sowie die Maßregeln zur Linderung der Not in . e das W. T. B.“ berichtet, stellte der Minister bezüglich des

ersten Punktes fest, daß es sich nach dem Ergebnis der . Untersuchung lediglich um unbewiesene, unter den Haremsdamen ent- standene Gerüchte handelte, und erklärte betreffs des zweiten Punktes, daß die Regierung ju den angegebenen Zwecken 100 050 Pfund bei der Ottomanischen Bank geliehen und die deutsche angtolische Bahngesell= schaft 60 000 Pfund zur Verteilung an die längs der Bahnlinie wohnenden Notleidenden zinsenfrei vorgestreckt habe.

Die Kammer nahm die Ausführungen des Ministers mit Befriedigung zur Kenntnis.

In der Boykottbewegung gegen die öster⸗ reichischen Waren und Lloydschiffe ist, laut Meldung des „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenzbureaus“, noch keine Veränderung zu bemerken. Der österreichisch⸗ungarische Bot⸗ schafter Markgraf Pallavicini hat bei der Pforte abermals wegen der Löschung österreichischer Schiffe interveniert. Die Pforte hat zugesagt, Anweisungen geben zu wollen, die ein baldiges Ende des Boykotts gegen lassen.

Serbien.

Wie das Handelsblatt „Trgovinski⸗Glasnik“ mitteilt, hat der Kaufmännische Verein in Belgrad auf eine Anfrage bei der Regierung den Bescheid erhalten, daß sie einen Boykott gegen österreichisch⸗ungarische Waren nicht billige und ihn mit allen Mitteln verhindern würde.

Dänemark.

Im Folkething stand gestern die zwelte Beratung des Budgets des Kriegsministeriums auf der Tages ordnung.

Wie daz . W. T. B. berichtet, sprach der Verteidigungsminister Neergard im Läufe der Debatte sein Bedauern aus über die auf— getauchten Gerüchte, betreffend die Anwesenheit fremder Kriegeschiffe in dänischen Gewässern zu Uebungszwecken. Die Gerüchte richteten nur Schaden an. Die angestellte Untersuchung habe ihre böllige Grundlosigkeit erwiesen.

Amerika.

Wie vom „W. T. B.“ aus Willemstad gemeldet wird, haben die Niederlande das Dekret, das die freie Waffen⸗ aus fuhr gestattete und seinerzeit als Maßregel gegen Castro erlassen worden war, wieder aufgehoben.

Aten.

Nach Meldungen der „St. Petersburger Telegraphen⸗ agenturꝰ hat das in Ispahan zusammengetretene Pro— vinzialparlament sich an die ausländischen diplomatischen Vertretungen mit der Bitte gewandt, die Verfassung wieder⸗ herzustellen. Der 6 Ferman Ferma ist vor⸗ gestern mit, siebenhundert Reitern, darunter fünf— hundert Bachtiaren, nach Ispahan aufgebrochen. Makureiter ,. Khoit und das Dorf Julphad bei Maranda esetzt. In der Nähe des Grenzdorfes Dschulfa haben sich Kurden einer aus Urmia kommenden, dreihundert Kamele zählenden Warenkarawane bemächtigt, desgleichen der nach Täbris fahrenden persischen Personenpost. Revolutionäre haben vor b, das Palais des Prinzen Ferman Ferma in Täbris geplündert.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tags befindet sich in der Ersten Beilage.

Auf der Tagesordnung der heutigen ( 85.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern Dr. von Bethmann Hollweg beiwohnte, stand die erste Be⸗ ratung des Entwurfs eines Arbeitskammergesetzes.

Als erster Redner ergriff der Staatssekretär des Innern Dr. von Bethmann Hollweg das Wort, dessen Aus⸗ führungen morgen im Wortlaut werden mitgeteilt werden.

Kunst und Wissenschaft.

Die Königliche Akgdemie der Wissenschaften hielt am 7. Januar unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Wal deyer eine Gesamtsitzung. Herr Dilthey las, als Fortsetzung seiner am 6. Dezember 1996 vorgetragenen Untersuchung, über das Wesen der Geisteswissenschaften und ihr Ver— hältnis zu den Naturwissenschaften. Herr Zimmer legte vor: Beiträge zur Erklärung altirischer Texte der kirchlichen und Profanliteratur. 3. Conall Cernach elöen. Die Untersuchung beschäftigt sich mit der Be⸗ deutung eines in den Erzäblungen der altirischen Heldensage dem hervorragenden Helden Conall Cernach beigelegten Adjektivs (elsen) und den Bildern, die wir uns von Haupffiguren der Sage machen müssen. Das korrespondierende Mitglied Herr Loofg übersandte eine Abhandlung: Das Glaubensbekenntnis der Homou— sianer von Sardiea. Einer Rejension des bisher nur in arg korrumpierter Gestalt gedruckten Texteß folgen erklärende An—ↄ merkungen und Ausführungen zur dogmengeschichtlichen Würdigung des Bekenntnisses. Erstere bringen neben tex ckritischen Bemerkungen den Nachwels dafür, daß hinter den dogmatischen Aussagen des so⸗ genannten Sardicense alte abendländische Traditionen stehen, die den von Marcell von Ancyra verarbeiteten kleinasiatischen eng verwandt waren. Letztere wollen dartun, daß in dem fraglichen Bekenntnis nichts Geringeres ju sehen sei als eine authentische Interpretation des Nicaenum, ein Ausdruck einer erst durch den wachsenden Einfluß der , . Theologie antiguierten Orthodoxie, die dem Mono—⸗ thelsmus und, dem menschlichen Leben Jefu gerechter wurde als die spätere Trinitätslehre und Christologie. Herr Branca legte eine Arbeit des Professors Dr. A. Tornquist in Königtzberg i. Pr. vor: »Die Annahme der submgrinen Erhebung des Alpen zuges und über Versuche, Vorstellungen über submarine Gebirgetbil dung zu erlangen.“ Eine Anzahl von Erscheinungen spricht dafür, daß die ersten Phasen der Erhebung der Alpen submarin erfolgt sind. Es wird weiter wahrscheinlich gemacht, daß feste meso⸗ zolsche Kalke submarin mit noch weichen tertiären Sedimenten (Flysch) n Berührung gekommen sind. Ursprünglich lagen diese kantigen, sesten Kalkmassen in groben Trümmerschichten über dem Flysch; bon dort aus sind sie submarin in die liegenden weichen Flyschsedimente bineingesunken, sodaß sie nun sogar den Anschein einez glaztalen Transports erwecken konnten. Eine Reihe von Verfuchen, welche noch weiter fortgesetzt werden sollen, bestätigt die Möglichkeit eines solchen Vorgange. Herr Schwarz . einige von dem Professor G. R. Reovius (letzt in Kopenhagen lebend) angefertigte Modelle sester Lamellen ver, bestehend auß einem Kern von Gelatine⸗ häutchen und einem Ueberzuge von Wacht, gelöst in Canadabalsam in der Wärme. Durch diese festen Lamellen werden Stücke bestimmter Minimalflächen zur Anschauung gebracht.

olgende Drucschriften wurden vorgelegt: S. Boltz mann, Wi . aftlichh Abhandlungen. Im Auftrage der kartellierten an Akademien hrsg. von fi Hasenöbrl. Bd. 1. Leipzig 1969, dag von der Akademie unterstützle Werk O. Mann, Kurdisch= persische Forschungen. Abt. 4. Bd. 3. Die Mundart der Mukri⸗= Furden. Tl. 2. Berlin 1909, und das von dem korrespondierenden NMitgliede Arthur Chuguet eingesandte Werk Episodes et Fortraits. Serie 1. Paris 1809; endlich von Brunner seine Ab⸗ handlung Ehe Sources of English Law. Translated by H. Freund. Boston 1908. Sep. Abdr.

Dle Akademie hat durch die philosophisch ⸗historische Klasse für das Unternehmen einer Neuausgabe der Septuaginta, die has Kartell der deutschen Akademien in die Hand genommen hat, 2500 ,

Dag ordentliche Mitglied der n , Klasse Richard Pischel ist auf einer Studienreise in Madras im Dezember

908 verstorben.

Am 13. Januar sprach Professor Or. Erich Pernice aus Greifswald im Verein für Beutsches Kunstge wer be zu Berlin über antike Bronzen. Er ging aus von den Versuchen der Alten, bei den Bronzen durch verschiedene Mischungsberhältnisse verschiedene NMetallwirkungen hervorzurufen, und sprach sodann ausführlicher über die Patina. Eine Reihe von Gründen wurden dafür angeführt, daß die Alten eine absichtliche Patinierung ihrer Bronzearbeiten nicht gekannt haben, sondern die Bronze in ihrem ursprünglichen Goldton ju fehen wünschten. Zwar waren schon im Altertum zahlreiche Bron en an heiligen Stätten mit einem Ueberzug versehen, und schon die Alten stritten sich darüber, ob das Zufall oder Absicht sei, jedoch ö

ch der Beweis für die vorgetragene Ansicht nahezu mit Sicherheit

sihedẽ⸗ Im zweiten Teil des Vortrags wurde, zunächst in historischer Darlegung, ausgeführt, wie namentlich in den Anfängen die Technik den Stil der Bronjen bestimmt hat und wie künstlerische Gesichts⸗ punkte für die Formgebung erst dann in den Vordergrund traten, als die Meister , aller technischen Schwierigkeiten geworden waren. Für die Vervollkommnung der Technik haben besonderz die jonischen Griechen Kleinasiens den festländischen die Wege gewiesen durch Ausbildung der Eisenindustrie. Elnige Beispiele erläuterten, wie diese Industrie auch auf die Bronzeformen umgestaltend gewirkt hat. Dez weiteren wurde auf die Erfindung der Metalldrehbank eingegangen und ihre Wirkung auf die Bildung gewisser Bronjeformen und auf das Gußverfahren geschildert, das in den Ausgüssen ganz bestimmte charakteristische Eigentümlichkeiten zurückläßt. Endlich wurde an einigen Beispielen erläutert, wie sehr die uns erhaltenen Bronzearbeiten noch einer wissenschaftlichen Durcharbeitung bedürfen, um als Grundlagen für die stilistische Würdigung zu dienen, und danach wurde an einigen Gefäßen das künstlerische Fang nh der Alten dargetan. Anttke Bronzen in Originalen und Nachbildungen sowie zahlreiche Photo—⸗ graphien und Lichtbilder boten den Zuhörern, die den Saal dicht er⸗ füllten, reichlich Gelegenheit zu eigener Anschauung.

Wie die „Korrespondenz Hoff mann“ meldet, hat Seine Majestät der Katser und König dem Königlichen Geheimen Rat, Universitäts⸗ professor Dr. von Riezler in München für die von ihm verfaßte Geschichte Bayerns“ den Verdun-⸗Preig verliehen.

Die Belgische Akademie der Medöin in Brüssel ernannte, W. T. B.“ zufolge, den Geheimen Medizinalrat, Professor Dr. Senator in Berlin ju ihrem Ehrenmitglied.

Ueber umfangreiche Fossilienfunde in Nordägypten bringt der „Scientifie American“ Nachrichten. Schon im Sommer 1907 hatte er mitgeteilt, daß eine von dem American Museum of Natural History in New York ausgesandte und von Professor Henry Fairfield Ogborn geleitete Expedition mit sehr reichen und wertvollen Ergebnissen zurückgekehrt sei. Anläßlich ihrer Ordnung und Aufstellung wird nun Ausführlicheres über die Funde bekannt. Den Mütteilungen des „Seientifie American“ entnimmt die Zeitschrift für Länder⸗ und Völkerkunde Globus“ die nachstehenden Angaben:

Das Arbeltsfeld der Gelehrten war das Fayum, eine natürliche

Senkung von etwa 80 km Durchmesser in der Eibyschen Wüste, 0 km südwestlich von Kairo; vom Niltal wird sie durch einen schmalen Streifen Wüstenland geschieden. Dieses Becken war einst jum größten Teil vom See Moeris ausgefüllt; dieser lag etwa i00 m höher als die heutige, seichte, von brackigem Wasser gebildete Flüche des Birket⸗elKerun. Die Senkung selbst besteht aus einer Reihe von Terrassen oder versteinerungführenden Schichten, die stellenweise 300 bis 350 m hoch ansteigen. Das Ganze hat sast die Gestalt eines riesigen Amphitheatersz. Die an Knochen reichste Lage bestand aus losem, rotem Sande, in dem die Funde eingebettet waren, und hatte eine Mächtigkeit von 12 bis 13 m, dafür aber eine meilenweite hortjontale Erstreckung. Daß nun gerade hier eine so erstaunliche und außerordentlich große Anzahl von Vertretern der altafrikanischen Tierwelt ihr Grab ge⸗ funden hat, schreibt Osborn folgenden Umständen zu. Lange bevor der Nil entstanden, floß in Urjeiten ein gewaltiger Strom nord- wärtö und ergoß sich in das Mittelländische Meer, das da— mals etwa 250 km weiter nach Süden reichte als heute. Mit sich führte er Leichen in Menge, zusammen mit Sand und Kies. An der Mündung, im jetzigen Fayum, hemmte nun eine Barre seinen Lauf und verhinderte, daß die herabgetriebenen Körper ins Meer hinausgeschwemmt wurden. So häufte sich hier eine Sammlung von Tieren jeder Art auf, großen und kleinen, Fleischfressern und Pflanzenfressern. Sie finden sich in allen Stadien der Grhaltung; teilweise sind die Knochen hart und festz oft aber auch welch und bröckelig. Immer sind sie nur unpollständig versteinert; in der Regel müssen sie gründlich mit Schellack getränkt werden, ehe sie sich entfernen und trangzportleren lassen. Mit den festen, zu Stein ewordenen Fossillen aus dem westamerikanischen Sandstein lassen sie * nicht vergleichen. Selten finden sich zwei Skeletteile eines und desselben Tieres dicht zusammen; die Schädel sind durchweg arg zer⸗ trümmert. Osborn erklärt dies durch die jermalmende Wirkung des Geschiebes und dadurch, daß Krokodile und Schildkröten an der Zer⸗ stückelung der im Wasser treibenden Leichen gearbeitet haben.

Einer der wichtigsten Funde ist der Schädel deg riesigen Arsinoitheriums, dessen erste Ueberreste vor einigen Jahren von Beamten des ägyptischen Geologieal Survey entdeckt wurden und zu den größten Ueberraschungen der paläontologischen Forschung gehörten. Selnen Namen erhielt das Tier nach der schönheitberühmten Königin Arsinoe (316 v. Chr.), die nach ihrem Tode als Schutzgöttin des Fayumg verehrt wurde. Aus dem Schädel und. den übrigen Knochen, die Osborn und seine Mitarbeiter gefunden haben, läßt sich in Vereinigung mit dem Material der englischen Gelehrten die Erscheinung des seitsamen Tieres ziemlich genau bestimmen. Das Auffallendste an ibin waren zwei hochragende, oberhalb der Nase neben einander aufsitzende, scharfspitzige Hörner von etwa zwel Fuß Länge, die geradezu phantastisch augsehen. Beim ersten Blick auf eine von vorn aufgenommene Photographie des Schädels glaubt man einen Gselskopf vor sich zu haben. Dem blindwütigen Angriff, eines so bewaffneten Fieres, das der amerikanische Bericht mit Grund als den König der Tierwelt im Fayum zur Zeit des Gojäng sasheicht, konnte keines unter selnen Zeitgenossen wöder⸗ stehen. In der Gestalt hält das Arsinoitherium die Mitte jwischen Rhinozeros und Elefant. Es war eiwa 2 m hoch und fast 3 m lang; die Knochen des Skelettes waren massig, der Körperbau schwer. Der Hals war kurj, konnte leicht nach oben und unten bewegt werden und war deshalb wohl imstande, einen Feind in die Luft emporzuschleudern. Die Füße waren kurz; die fünf Zehen breiteten sich augeinander wie die des heutigen Elefanten. Dat Gebiß

bestand aus tiefgerillten, scharfkantigen Mahljähnen, die zum Zer⸗ malmen festerer Pflanzennahrung eingerichtet waren. Die schmale Vorderpartie des Maules wies daz Tier zudem darauf an, nicht zu grasen, sondern Buschwerk und niedrige Bäume abzuweiden.

Was den landschaftlichen Cbaratter und die Naturverhäͤltnisse des Fayums und der Libyschen Wüste angeht, in denen dag Arsinditherium und die mit ihm zusammengehßrende Gruppe primi⸗ tiver Tiere lebten, so ist Osborn auf Grund der fossilen Reste der An⸗ 1 daß diese Gebiete damals ein Savannenland mit verstreutem, lichtem Baumbestand und mit derselben Temperatur wie heute waren. Dle Tiere waren nämlich solche, die fast ausschließlich nur in einem reich bewasserten Delta oder Aestuarium nahe der See, auf nicht dicht bewaldetem, hier und da von sandigen oder sumpfigen Strecken eingenommenem, von großen Strömen mit schneller Strömung durchzogenem Boden die ihnen zu⸗ sagenden Daseingbedingungen finden konnten. 27 Arten dieser Land⸗ säugetiere sind bis jetzt festgestellt worden, alle verhältnigmäßig kurz⸗ . und mit langsamer Forthewegung. Eine Untersuchung des Baues der Gliedmaßen, besonders der Füße, läßt erkennen, daß sie zum Gehen auf sandigem und nachgiebigem Grunde wohl befähigt waren. Zu * n m gehörten nur zwei Arten; eine war ausgesprochen

eischfressend.

Von Bedeutung ist auch die Auffindung von Schädel, Unter⸗ kiefer, Bein und n stn hen und einigen Rückenwirbeln des Urelefanten, des Paläomastodon.

Technik.

A. F. Der Berliner Verein für Luftschiffahrt begann sein neueg Vereing jahr, das 27., mit seiner Hauptversammlung: in der Zahl der Versammlungen der 283. Es waren hl neue Mit⸗

lieder angemeldet, die Aufnahme fanden. Aus dem vom Schrift⸗ ö. erstatteten Fa hresbericht ist die Tätigkeit des flugtechnischen Ausschusses hervorhebengwert, der unter Vorsitz von Professor Süring 10 Sitzungen abhielt und sich, besonders nach Bekanntwerden der Sarl Lan- schen 50 060 Mark -⸗Stistung für die deutsche Erfindung eines Flugschiffes schwerer denn Luft! bis Ende 1910, viel mit der Prüfung eingereichter Projekte zu beschäftigen hatte. Den meisten Erfindern konnte die Un= ausführbarkeit ihrer Kombinationen nachgewiesen werden, nur dem Ingenieur Dorn wurden 000 M zum Bau eines Motorfliegers be—⸗ willigt. Dem 3 zur Förderung dieses in Deutschland bisher etwaß vernachlässigten Zweiges der Flugtechnik waren im Laufe des Jahres namhafte Summen zugeflossen, nachdem im Jahre vorher eine Zuwendung des Vereins von 1009 M dazu den Grund gelegt hatte, nämlich 5070 ½6 vom Kriegsministerium, 1000 46 von Geheim— rat Pintsch, 1o00 M von Wertheim. Im Laufe deg Sommers wurde auch ein Volsinscher Aeroplan angekauft und seither in Lindenberg theoretisch untersucht. Seine praktische Erprobung auf einem geeigneten Platz in der Nähe von Berlin steht bevor. Fleißiger Ge⸗ brauch ist von Adepten der Luftschiffahrt auch von den theoretischen, von Hauptmann Hildebrandt eingerichteten Unter⸗ richtskursen gemacht worden. Als Lehrer waren daran näͤchst dem soeben. Genannten beteiligt Professor Süring für Meteorologie, Geheimrat Miethe für Ballonphotographie, Ober⸗ leutnant Ruge für Flugtechnik. Am 1. September gelangte auch der 1907 von der optischen Anstalt Goerz veranstaltete und fundierte ballonphotographische Wettbewerb zum Austrag. Der Preis wurde Dr. Broeckelmann zugesprochen. Dagegen fand die von Oberstleutnant Moedebeck in Vorschlag gebrachte kartographische Begrbeitung der Provinz Brandenburg, mit besonderer Berüdsichtigung der Grfordernisse der Luft- schiffahrt, bisher nicht die wünschengwerte Unterstützung. Der am 7. September in Beclin begründeten Provinzialgruppe des Deutschen Luftflotten⸗Vereins ist der Verein als korporatives Mitglied bei⸗ getreten. Als eine wichtige Errungenschaft darf die gewonnene Mög—⸗ lichkeit gelten, die Luftschiffer gegen Schaden an Leib und Leben zu versichern; sie ist den Bemühungen des Herrn Max Krause ju danken. Der Verein hielt in 1998 11 Sitzungen ab. Die Mitgliederzahl beträgt zurzeit 1240. Als neues Mitglied wurde auch Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen gewonnen. Zum korrespondierenden Mitgliede wurde u. a. der Sieger im amerikanischen Gordon Bennett Rennen, Herr Oscar Erbslöh⸗Elberfeld erwählt. Schmerzlich beklagt der Verein den Verlust zweier Mitglieder durch den Tod: des allezeit als ein Gönner des Vereins durch die Tat erwlesenen Barons Max Hewald und des Dr. Ernst Ladenburg. Im Vorstand hat sich während deg abgelaufenen Jahres die Aenderung vollzogen, daß die Geschäftssührung am 1. Jull vom Kapitän zur See Geidies an Oberleutnant Ruge überging, der indessen schon Anfang August infolge Uebernahme der Verwaltung des Ballonmaterials sein Amt an den Privatler Fiedler abtrat, der es im Ehrenamt bis Schluß des Jahres geführt bat. An Stelle des von Berlin versetzten Oberstleutnants Oschmann übernahm im September Oberstleutnant Schmiedecke das Amt des Zweiten Vorsitzenden.

Ueber die Ballonfahrten des letzten Jahres berichtete der Vorsitz ende des Fahrtenausschusses Dr. Br oe ke (mann, daß, ungerechnet die 77 Fahrten in den Tagen des 10. 11. und 12. Oktober, 115 Freifahrten ausgeführt worden sind (gegen 101 in 1907), davon 88 von Berlin aut, 18 von Bitterfeld und 9 von ebensoviel verschiedenen Plätzen aus. Daran nahmen 361 Personen teil, unter ihnen 25 Damen (gegen 316 und 15 in 1907). ie zurückgelegte Entfernung . O07 km, die Fahrt also durchschnittlich 191 km. lie längste Fahrt erstreckte sich über 13260 km von Berlin bis Nijesch in Südrußland am 3. und 4. September, die kürzeste über 2 km bon Schmargendorf bis Schöneberg am 25. Mai. Mehrfache Wettfahrten fanden auch außerhalb der Oktobertage statt, die an Zahl bedeutendste am 3. Mail. Ballon „Helmholtz mußte nach 89 Fahrten autrangiert werden, Ballon „Bezold?“ nach 865, nachdem er beim Abstieg an der Tafelfichte schwer beschädigt worden war. Den Geschäftsbericht erstattete Herr Fiedler. Das Vermögen des Vereins hat eine Vermehrung von 12 106 S è auf 27947 M erfahren, nicht . 10 000 ½, die Herr Carl Lanz bereltz auf Abschlag seiner Stiftung überwiesen hat. (Die mit der Prüfung der Geschäftelage betraut r . Kom⸗ mission erklärte die von Herrn Fiedler getroffene Organisation und Einrichtung als mustergültig und ließ ihm einen besonderen Dank votieren.) Der Umfang der Geschäfte ist gewaltig angewachsen, er wird durch die Ziffer von mehr als 20 000 Ein und Ausgängen gekennzeichnet. Wertvolle Mithilfe bei Erledigung der ausgedehnten Geschäͤfte gewährte Fräulein Fleischmann. ;

Die statuten . Neuwahl des Vorstands für das Jahr 1909 mußte bel dem Widerspruch eines Mitgliedes gegen Akklamationswahl durch Stimmzettel erfolgen. Sie ergab bei 94 abgegebenen Stimm zetteln nahezu einstimmig die Wahl des n . Vorstands mit Auznahme des Herrn Gradenwitz, der eine Wiederwahl abgelehnt hatte, und an dessen Stelle der Fabrikbesitzer Max Krause , . wurde. Unter den vom Vorstand gemachten geschaͤstlichen Mitteilungen waren zwei von allgemeinem Interesse: u einer Ballonfahrt mit einem Vereingballon soll künftig nur berechtigt sein, wer wenigstens zwei Jahre Mitglied ist, um dem Mißbrau borjubeugen, daß jemand Mitglied wird, nur um zu einer Ballon⸗ fahrt zu gelangen, und nach Erreichung seines Zweckes wieder austritt. Die ihrerzeit von Baron Hewald mit einem Kostenaufwand von 16 600 ½ erbaute Schmargendorfer Ballonhalle wird dem Verein von den Erben für 006 M angeboten. Die Versammlung stimmte dem Ankauf zu.

Einem freundlichen Gebrauch entsprechend, die Hauptversammlung des Vereinz nach angehörten Berichten und geschlagener Wahlschlacht durch einen Vortrag aus einem andern Gebiet als dem der Luft⸗ schiffahrt zu feiern, nahm Rechtganwalt Eschenbach das Wort zu dem Vortrage: Meine Reise in Algerien, Kabyvlien und Tunis'. Die Reise ist im April vorigen Jahres aug geführt worden, als ez nicht nur in Deutschland, sondern auch nach Passieren des Gotthardtunnels in Italien noch recht winterlich kalt war. Ja, auf dem Schiff des Norddeutschen Lloyd jwischen Genua und Algier konnte man sich gern der behaglichen Wärme er⸗

freuen, die eine ausgezeichnete mr., in kürzester Frist ver⸗ breitete, als die fröstelnden Passagiere den Wunsch danach äußerten. Und Winter war auch noch bei der Ankunft in Algier, denn man sah die fernen Berge des hohen Atlas bis tief hinunter noch mit Schnee und Eis bedeckt. Ja, auch bei der Fortsetzung der Reise hatte der Vortragende mit deutschen Begleitern noch Bekanntschaft mit dem Winter zu machen; denn die Dlligence, die ju einer Fahrt nach Kabylien benutzt wurde, fand im. Gebirge ihren Weg durch Schnee versperrt, sodaß den Reisenden nichts übrig blieb, als das Gebirge zu Maultier unter Leitung eines sicheren Führers zu durchreiten, was sowohl anstrengend als auch nicht ungefährlich war. Jenfeits erreichte man die obere 800 m über Meeresspiegel gelegene der zwei Terrassen, mit denen sich der Atlas gegen die Sahara abdacht, ein fruchtbares, stark bevölkertes, aber sumpfiges Land, denn die Natur hat dem Atlas fowohl nach Norden alg nach Süden Quertäler und Flüsse versagt, die seinen Wasserreichtum jur Ebene führen. Der Vortragende gab interessante Schilderungen von Kabyllen und seinen Bewohnern, deren überraschend große Unkultur zu beweisen scheint, daß die Franzosen, trotz 80 jährigem Besitz des Landes, bei der unter der Asche fortglimmenden Revolution bei diesem Volk nur erst a, Kulturfortschritte erreicht haben. Zur zweiten Terrasse und der in ihren Anfängen infolge von Salzseen und zahlreichen Felgkämmen ihren Charakter als Wüste ö. verleugnenden Sahara hinabsteigend, erreichte der Vortragende na mehrfacher Bekanntschaft mit den der Wüste 45 Elementar⸗ ereignissen, u. a mit dem Samum, endlich die Oase Biskra, die als ein Paradies im Schmuck ihrer herrlichen Vegetation anmutete. Auf der Reise nach Tunis aufs neue die Wüste durchquerend, besuchte der Reisende die beiden mitten in der Wüste gelegenen römischen Ruinenstädte Tingat und Lambesi. Etwa zu Beginn unserer Zeitrechnung erbaut und im 5. Jahrhundert zerstört, dann vergessen und 1844 erst wieder aufgefunden, rufen diese Städte no heute Bewunderung hervor durch die Grohßartigkeit ihrer Anlage und die selbst in den Ruinen ihrer Paläste noch sichtbare , Rechtsanwalt Eschenbach findet diese Trümmerstätten

ompejt weit überlegen, und die von ihnen gezeigten Ltchtbilder scheinen das Urteil zu bestätigen. Welcher Wandel der Zeit, welcher Unterschied jwischen der von den Römern diesem LandstrichM gebrachten Kultur und der Unkultur heutigen Tages. Diese Ein= drücke blieben dem Reisenden treu auch bei weiterer Fort⸗ setzung seiner Reise nach Tunis, dann zu den Ausgrabungsarbeiten in Carthago, nach Bijerta und dem malerisch gelegenen Constantine. Die Rückfahrt wurde auf wenig ,,,. schem Dampfer über Marseille ausgeführt. Der Vortrag war von Anfang bis zu Ende durch Lichtbilder erläutert und gewürzt durch geistvolle Bemerkungen und Betrachtungen. Die Gabe, seine Zuhörer mitreisen zu lassen und ihr Interesse gefesselt zu halten, besitzt der Vortragende in erfreu⸗ lichem Grade.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Der Präsident des Deutschen Landwirtschaftsrats Graf von Schwerin⸗Löwitz hat die 37. Plenarversammlung dieser Körperschaft auf den 16 —19. Februar nach Berlin einberufen. Auf der Tagesordnung stehen neben den Steuervorlagen folgende Jm . stände bon allgemeinem Interesse: 1) Bildung von Friedensvereinen zur Schlichtung von Rechtsstreitigkeiten, 2) Förderung wirtschaftlicher . auf dem Lande, 3) Tätigkeit der landwirtschaftlichen

örperschaften in Deutschland auf dem Gebiete des landwirtschaftlichen Bauwesens, 4 Taxvorschriften der deutschen Hagelversicherungsgesell⸗ schaften, 5 Ergebnisse der vom Reichsamt des Innern unterstützten Fütterungsversuche mit Trockenkartoffeln, 6) Mißstände im Dünge⸗ mittelhandel (Kalisalze, Salpeter, Superphogphate). Als koloniales Thema hat der Landwirtschaftsrat diesmal „die Wasserversorgung in unseren Kolonien gewäblt und als Referenten hierüber die Herren Landrat von Uslar und Professor Dr. Karl Dove gewonnen.

Gestern fand in Berlin unter dem Vorsitz des Geheimen Justiz⸗ rats Uhles der zweite brandenburgische Fischertag und im Anschluß daran die Hauptversammlung des Fischereivereins der Provinz Brandenburg statt. In welchem Grade das Interesse der märkischen Berufsfischer für die Fischereifragen gewachsen ist, zeigte der starke Besuch der gestrigen Versammlungen. m Auf⸗ trage der Regierung wohnten den Verhandlungen der Präsident des Oberlandeskulturgerichts Dr. Metz und der Regierungsassessor von Bredow bei. Die Tagesordnungen waren sehr reichhaltig. Nach kurzer Begrüßung durch den Vorsitzenden referierte der Geschäftsführer des Vereins Br. Friedrichs über Fischereipachtverträge, ingbesondere auch über die hinsichtlich der Ausgabe von Angelkarten, der Eis— nutzung sowie des Einsetzens von Fischen zu treffenden Vertrags⸗ bestimmungen. Es sei notwendig, nicht das Einsetzen bestimmter Arten, sondern nur die Höhe des aufzuwendenden Befrages im Kon⸗ trakte festzusetzen. Die Diskussion gestaltete sich außerordentlich rege, und es wurden , die Pachtverträge der Regierung wie die der Pri⸗ vaten einer Kritik unterzogen. Der Vorsitzende teilte mit, daß der Brandenburgische Fischereswerein mit dem Fischereiverein der Provin Posen Pachtvertragsformulare aufgesetzt hat und Exemplare von diesen beiden Vereinen bezogen werden können. Bezüglich der Fischerei im Neberschwemmungsgeblete lagen Beschwerden von den Rathenower i. vor; die strittigen Fragen sollen im Prozeßwege erledigt werden.

itteilungen über die Vermittlung von Besatzfischen und über die Be⸗ setzung offener Gewässer beschlossen die Tagegordnung des Fischer⸗ tageg. In der Hauptversammlung des Fischereivereins hielt zunächst Professor Dr. Schiemenz einen Vortrag über das Königliche Institut für Binnensischeret in Friedrichshagen bei Berlin, dessen Aufgabe es ist, die Binnenfischerei und Fischzucht durch wissenschaft⸗ liche Untersuchungen zu heben. In erster Linie soll ein rationeller Wirtschaftsplan für die Seen, Flüsse und Bäche aufgestellt werden. Sodann soll ein für die Fischerel möglichst günstiger modus vivendi gegenüber den in unsern Gewässern im Interesse der Industrie, Schiffahrt und Landeskultur herbeigeführten Veränderungen angestrebt werden. Weiter soll das Institut auch Unterrichtszwecken dienen, indem darin Kurse und praktische Uebungen für Fischerei⸗ interessenten und Beamte, die mit der Fischerei zu tun haben, sowie für Studierende der Landwittschaftlichen Hochschule abgehalten werden. Endlich soll Gelehrten Gelegenheit gegeben werden, süßwasserbiologische Studien zu betreiben. Nach Eintrltt in die geschastliche Tagesordnung erstattete der Vorsitzende, Geheime Justhjrat Uhles den Geschäftsbericht, nach dem sich die Mitglieder. zahl auf rund 1300 stellt. Die Besetzung offener Gewässer mit Fischen und Krebsen hat im Herbste in ausgedehnter Weise statt⸗ gefunden. Es wurden über 1760 Pfd. Setzagle mit einem Kosten⸗ aufwand von mehr als 800 , ferner 1 Million Karpfenbrut, über 30600 Stück Zandersetzlinge, 3100 Stück Krebse gusgesetzt. Für das Frübjahr sind große Bezüge von Aalen in Aussicht genommen. An Prämien für Erlegung von Fischraubzeug wurden über 2090 M ge zahlt, für Entdeckung von Fischfreylern 30 6. Den Kleinteich⸗ wirtschaften hat der Vorstand ganz besondere Aufmerksamkeit ge⸗ widmet, und eg sind bereits 6 solche Anlagen im Betriebe; 1909 werden weitere 4 Anlagen in Betrieb genommen werden, 4 kind im Bau begriffen, und 3 Projekte liegen zur Prüfung vor. Der Vor⸗ ssand hat die Gruͤndung eineg neuen Fischereivereins in Lübbenau mit lebhafter Freude begrüßt und dem Verein zur Hebung der Fisch⸗ und Krebszucht in Lübben zu seinem zehn jährigen Jubiläum (16. Januar d. J) ein Viplomglückwunsch⸗ schreiben gewidmet. Was den Etat für 1909,10 betrifft, so art dieser mit 250 300 M in i. und Einnahme ab. Für Kleinteich⸗ wirtschaft ist ein Posten von Boo M eingestellt. Zum bn ver · kündere der Vorsitzende eine Reihe von Auszeichnungen. Gg erhielten die silberne Medallle Professor Dr. Eckstein⸗Ebergwalde, die Grgh⸗ fischermeister Mahnkopf in Spandau und Hübner in Frankfurt a. O. ferner wurden mehrert bronzene Medaillen und Ehrenurkunden ver

liehen.

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