Laut Meldung des W. T. B.“ ist S. M. S. „Panther“ am 19. Februar in Lüderitzbucht eingetroffen. S. M. S. „Sperber“ ist am 12. Februar in Acerg ,,,. eingetroffen und geht übermorgen von dort nach roß⸗Friedrichsburg (Goldküste) in See. S. M. Tpdbte. „S 90“ und „Ta ku“ sind vorgestern von Schanghai nach Tsingtau in See gegangen.
Dentsche Kolonien.
Aus Auckland wird dem „Reuterschen Bureau“ vom 13. d. M. gemeldet: Unter einem Teil der Samoaner herrscht Unzufriedenheit. Der Gouverneur Dr. Solf hat daher dem Volke des Langti einen Besuch abgestattet und die Mißverständnisse aufgeklärt. Lanati bat um , wurde sedoch nach Savail in die Verbannung geschickt. Die Häuptlinge billigen das Vorgehen des Gouverneurs.
Oefsterreich⸗ Ungarn.
Zum ersten Male seit dem 18. Oktober v. J. ist der gestrige Sonntag in Prag, „W. T. B.“ zufolge, ruhig verlaufen. Der Bummel der deutschen Studenten erfolgte in gewohnter Weise und blieb unbehelligt. Die Polizei hatte keinen Anlaß einzuschreiten. Dagegen wird gemeldet, daß sich Ueberfälle guf deutsche Kinder durch tschechische in letzter Zeit mehren. Vorgestern wurden der Pri Karl Rohan und der Graf Franz Hartig, die sich in Begleitung ihres Er⸗ ziehers befanden und sich in deutscher Sprache unterhielten, von tschechischen Burschen überfallen und mißhandelt. Die Täter sind entflohen.
Großbritannien und Irland.
Der König und die Königin sind vorgestern W. T. B.“ zufolge kurz vor 6 Uhr in London eingetroffen und von dem e,. und der Prinzessin von Wales, dem Staatssekretär
ir Edward Grey und dem Ministerpräsidenten Asquith empfangen worden.
— Wie amtlich bekanntgegeben wird, wird der Admiral Lord Beresford am 24. März d. J. das Kommando über die Kanalflotte niederlegen. Die besten Schiffe der gegen— wärtigen Kanalflotte sollen, „W. T. B.“ zufolge, dann die zweite Division der Hauptflotte, die Schiffe mit den Stamm⸗ mannschaften die dritte und vierte Division, diese beiden mit dem Standort Sheerneß, bilden.
Frankreich.
Der Ministerrat hat vorgestern, laut Meldung des W. T. B.“, die Beratung der Marinefragen fortgesetzt. Die Finanzinspektoren haben ihre Untersuchungen über die Rückwirkung der Vorschläge des Marineministers auf die Finanzen des Landes beendet.
Nuß land.
An den Generalgouverneur von Finnland ist, „W. T. B.“ zufolge, vom Kaiser der Befehl ergangen, die Session des finnländischen Landtags am 16. Februar zu eröffnen.
Türkei. In ber vorgestrigen Sitzung der Deputiertenkammer
stand die Interpellation über den Ministerwechsel auf
der Tagesordnung. Nach Eröffnung der Sitzung verlas der Präsident unter großer Erregung des Hauses, „W. T. B.“ zufolge, ein Schreiben des Großwesirs, in dem dieser mitteilt, daß er wegen wichtiger politischer Geschäfte nicht erscheinen könne und die sofortige Beantwor— tung der Interpellation nicht für opportun halte, da der Wechsel im Kriegsministerium im engen Zusammenhange
stehe mit den auswärtigen Fragen, mit deren Lösung er Nachdem der Praͤsident noch Briefe der
sich beschäftige. rüheren Minister des Krieges und der Marine verlesen hatte, ie erklärten, ihre ungesetzliche Absetzung nicht anzunehmen, beschloß das Haus, auf das Schreiben des Großwesirs zu erwidern, daß die große Erregung der Kammer sein Erscheinen unbedingt
notwendig mache; anderenfalls würde die Kammer gezwungen
sein, sich in Permanenz zu erklären und in seiner Abwesenheit Beschlüsse zu fassen. Nach einer kurzen Pause verlas der Präsident einen Protest, den die Gffiziere des in Kon⸗ stantinopel stationierten Geschwaders der Kammer gegen die Er— nennung des Marineministers übersandt hatten. Der Führer der Jungtürken Riza Tevfik protestierte in heftiger Rede gegen dieses disziplinwidrige Vorgehen der Offiziere. Als Riza Tevfik während einer Pause, in den Wandelgängen er— ien, wurde er von Offizieren afte Vorwürfe machten, worauf Riza ausrief: „Wir aben bisher verstanden, Ordnung zu halten; wir werden es, wenn nötig, auch weiler verstehen“. Der
Kammerpräsident machte dem Zwischenfall dadurch ein Ende,
daß er Riza ins Präsidentenzinimer zog. Die Erregung
steigerte sich, als der Großwesir noch immer nicht erschien
und, durch einen Boten dazu aufgefordert, es endgültig ablehnte, in der Kammer zu erscheinen. Das Haus beschloß darauf mit 198 gegen 8 Stimmen, dem Groß⸗ wesir das Mißtrauen auszudrücken und nahm eine Resolution an, in der der Präsident der Kammer er⸗ sucht wird, dem Sultan die Willensmeinung der Kammer zur Kenntnis zu bringen, daß ein Kabinettschef ernannt würbe, der das Vertrauen der Kammer besitze. Der zweite Teil der Resolution, worin die Kammer erklärt, sie wolle so lange tagen, bis sie die Erklärung des Großwesirs erhalten habe, wurde abgelehnt. Der Präsident erklärte, daß er die Antwort des Sultans in der nächsten Sitzung mitteilen werde. Bei Beginn der Abstimmung über das ißtrauens votum gegen den Großwesir erschien ein Bote mit der Erklärung, der Großwesir sei bereit zurückzutreten, wenn die Kammer die Verantwortung für die inneren und äußeren Folgen des Rück—⸗ tritts übernehme. Er erwarte die Antwort der Kammer.
Abgesehen von Kundgebungen vor der Kammer gegen Schluß der Ein herrschte in der Stadt infolge des starken Regens Ruhe. ie Schützenbataillone und einige andere Truppenteile waren den ganzen Tag über in Bereitschaft. Die Erregung in der Marine ist viel größer als in der Armee. Die Kriegsschiffe waren im Hafen Nachmittags klar zum Ge— gt Erst nach Bekanntwerßen des Verlauftz der Kammer— tung schien sich die Garnison zu beruhigen.
n der gestrigen Sitzung der Kammer teilte der Präsident mit, daß ein Schtelben des ersten Sekretärs des Sullang ein⸗
geen en sei mit der Mitteilung, daß der Sultan den . des Innern Hilmi Pascha, unter Belassung auf seinem Posten als Minister des Innern, zum Großwesir er⸗ nannt und mit der Bildung des Kabinetts beauf⸗ tragt habe, Bald darauf traf ein zweites Schreiben ein mit der Nachricht, daß der Sultan Sia⸗ed⸗din zum Scheich ül Islam ernannt habe. Im weiteren Jer len der Sitzung, die ruhig verlief, beriet das Haus mehrere Anträge. Ein Antrag des israelitischen Abg. Carasso, gegen Kiamil Pascha wegen will⸗ kürlicher Ersetzung des . und Marineministers einen Prozeß anzustrengen, wurde abgelehnt. .
— Der Bautenminister hat der Kammer ein vom Minister⸗ rate genehmigtes Arbeitsprogramm für acht Jahre über⸗ reicht, in dem jährlich drei Millionen Pfund beansprucht werden. Die europäischen Bahnbauten umfassen 708 km, die kleingsiatischen Bahnprojekte qußer der Vollendung der Bagdad⸗ und , die Anschlußlinien mit Aegypten und dem Kaukasus, zusammen 7940 km. Weiter sind im Programm Straßen, Häfen und Verbesserungsarbeiten vorgesehei.
— Eine offizielle Mitteilung des jungtürkischen Komitees erklärt, dem „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenz⸗ bureau“ zufolge, kategorisch die kürzlich verbreiteten Nachrichten für unbegründet, daß darauf hingearbeitet werde, den Sultan zu Gunsten des Prinzen Jussuf Izzedin zu entthronen und daß deshalb der Kriegs- und der Marineminister abgesetzt worden seien. Das Komitee, das soviel Mäßigung bewiesen, habe sich auch in dem neuen beim letzten Kongreß ausgearbeiteten Pro⸗ gramm verpflichtet, das Leben und die Rechte des Sultans, olange er der Verfassung treu bleibe, zu schützen und weise daher die von Feinden der Humanität des Ottomanentums aufgebrachten Lügen zurück.
Bulgarien. Die Session der Sobranje ist einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge vorgestern geschlossen worden.
Schweden.
Beide Kammern des Reichstags haben, nach einer Meldung des W. T. B.“, das Gesetz, betreffend Herab— setzung des Weinzolles, angenommen.
Amerika.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ ist vorgestern in
Caracas von dem Kommissar der Vereinigten Staaten von Amerika Buchanan und dem Vertreter Venezuelas das Pro⸗ tokoll unterzeichnet, durch welches die Streitfragen zwischen beiden Ländern beigelegt werden.
A sten.
Ueber die in Rescht ausgebrochenen Unruhen werden vom „W. T. B.“ folgende Einzelheiten mitgeteilt.
Ungefähr 200 Verschwörer, hauptsächlich Kaukasier, drangen in einen Garten, in dem sich der Gouverneur aufhielt, und schleuderten eine Bombe, durch die der Gouperneur und seine Gefährten getötet wurden. Alsdann lehrten die Verschwörer in die Stadt zunück, zerstörten mittels Handgranaten das Gouvernementsgebäude, die Post, dat Telegraphen, und das Justijgebäude und bemächtigten sich des Arsenals und der Geschütze. Die Revolutionäre haben dem ruffischen Konsul versprochen, Leben und Eigentum der russischen Untertanen und der friedlichen Ortsbewohner nicht zu gefährden.
, Afrika.
Nach Meldungen der „Agence Havas“ aus Fes hatte der französische Gesandte Regnault mehrere Besprechungen mit dem Sultan Mulay Hafid, die außer Fragen allgemeiner Art n, das Schaujagebiet und
die algerische Grenze betrafen. Mulay Hafid wünscht ein gutes Einvernehmen und hat geäußert, er werde vergessen,
daß Zwistigkeiten bestanden hätten zwischen den beiden jetzt be⸗
freundeten Ländern, deren Einvernehmen nunmehr gegenseitige Freundschaft fordere.
— Nach einer vom „Eclair“ verbreiteten Meldung aus Melilla wurde ein spanischer Wachtposten im Lager von Cabo⸗Apera von einigen Marokkanern angegriffen und verwundet. Infolge dieses Vorfalls unternahm eine spanische Truppenabteslung eine Expedition in das Muluja⸗Tal, zerstörte die Häuser mehrerer Kaids, besetzte einige Dörfer und machte eine Anzahl Gefangene.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die vorgestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden
; lgan sich in der Ersten und Zweiten Beilage. umringt, die ihm leb⸗
— In der heutigen (31) Sitzung des Hauses der Abgeordneten wurde zunächst mitgeteilt, daß der Abg. Wattendorff (Zentr.), Vertreter der Kreise Steinfurt und Ahaus im Regierungsbezirk Münster, am 14. Februar ge⸗ . ist; das Haus ehrte dessen Andenken in der üblichen
eise.
Sodann wurde in die dritte Beratung des Gesetz—⸗ entwurfs über das Diensteinkommen der Lehrer und Lehrerinnen an den öffentlichen Volksschulen eingetreten.
Hierzu liegen vier Anträge vor:
I) ein Antrag der Abgg. Dr. Iderhoff (freikons) und Ge⸗ nossen, die Regierung zu ersuchen, auf eine Erhöhung des Unter- stützungsfonds für ausgeschiedene Lehrer und Lehre— ö den gesteigerten Lebengbedürfnissen entsprechend Bedacht zu nehmen,
2) ein Antrag der Abgg. Eickhoff (fr. Volkep.) und Ge— nossen, die Regierung um Erhöhung des Unterstützungsfonds für Witwen und Waisen von Elementarlehrern zu ersuchen,
3) ein Antrag der Abgg. Dr. Glattfelter (3entr.) u. Gen, die Regierung zu ersuchen, allgemeine Bestimmungen zu erlassen über Größe und Beschaffenheit der Dienstwohnungen für Lehrer und Lehrerinnen, Zubehör und Bestandteile der Dienst⸗ ,, (Wirtschaftegebaͤude, Oefen usw), ferner über die Rechte und Pflichten der Wohnungtinhaber (Wasser und Lichtbeschaffung, Instandhaltung usw.),
4 ein Antrag der Abgg. von Ditfurth (kons.) und Genossen, die Regierung zu ersuchen, daß sie für Schulneubauten unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse und der Leistungsfähigkeit der Betelligten neue Anhaltzpunkte über Größe und Beschaffen« heit der Dien stwohn ungen aufstellt.
Abg. von Tilly (kons.): Schon in meinen Schlußworten bei der zweiten Lesung hatte ich betont, e auch meine politischen Freunde auf eine Reihe von Wünschen haben verzichten möffen, bie die Lehrerschaft für sich geltend gemacht hat. Wir begrüßen es aber mit Freude, daß durch die Kompromißbeschlüsse aller bürger⸗
lichen Parteien der Lehrermangel voraussichtlich beseltigt werben wird. Die Verhandlungen des Preußischen Lehrertages konnen uns allerding einen Vorgeschmack davon geben, wie die Erfolge deg Gesetzes in . Krelsen abfällig beurteilt werden mögen; ich kann aber mit Befriedigung feststellen, daß auch drei Vertreter der bürgerlichen Linken für das Kompromiß eingetreten sind. Das wird hoffentlich zur allgemeinen Beruhigung beitragen. Wir erhoffen Anerkennung dafür, daß durch die Gleichstellung der Lehrer in
Stadt und Land die Lehrerbesoldungsverhäͤltnisse besser geworden
sind. Im „Berliner Tageblatt ist vor wenigen Tagen der Vor⸗ wurf erhoben worden, die Konservativen hätten gegen weiter gehende Ausfbesserungen der Lehrer gestimmt, auch dagegen, daß für die niederen Küsterdienste eine Mindestentschädigung von 590 ƽ gewährt werden solle. Diese Behauptungen des ‚Tage⸗ blatts' sind im ganzen und in allen Einzelheiten unwahr. Es handelt sich um die Abstimmung über den ersten Ent—⸗ wurf; wir mußten gegen diese Anträge stimmen, weil wir die Deckungsfrage dabei genügend berücksichtigt zu sehen wünschten und unsere Stellungnahme davon abhängig machen mußten. Wir hielten diese Anträge jur Zeit für unerfüllbar. Ich möchte den Abg. Hoff, der wohl Bejiehungen zum Tageblatt“ unterhält, bitten, der Redaktion diese Behauptungen richtig zu stellen, damit wir nicht dag Opfer einer höswilligen Entsellung werden. Wir hoffen, daß auch das Herrenhaug den Beschlüssen aller bürgerlichen Parteien zustimmt. Aber wir hoffen ebenso, daß die Staatsregierung bei der Ausführung des Gesetzes die Schulverbände mit 8 bis 25 Schulstellen bei der Gewährung der Staatszuschüsse im Sinne des Gesetzes bedenken wird. Zum Schluß empfiehlt der Redner die Resoluston seiner Partet hinsichtlich der neuen Schulgebäude und gibt dem Wunsche Ausdruck, daß das Gesetz bald Gesetzes kraft erlangen möge.
Ministerialdirektor D. Schwartz kopff: Der Vorredner ist auf die Verhältnisse der kleineren Städte eingegangen und hat die Besoranis ausgesprochen, daß ihnen durch das vorllegende Gesetz große Lasten aufgebürdet werden. Ich kann nur das wiederholen, was ich bereits bei der jweiten Lesung gesagt habe, daß die Staatzregierung gerade die Verhältnisse dieser kleinen Gemeinden bis zu 25 Schul⸗ stellen möglschst berücksichtigen und sie mit Zuschüssen bedenken wird. Was die emeritierten Lehrer anbetrifft, so ist schon bei früheren Gelegenheiten nach der Aufbesserung der Lehrergehälter auch eine Erhöhung des Unterstützungsfonds für die älteren emeritierten Lehrer erfolgt. In gleicher Weise ist gegenüber den Relikten verfahren worden. Auch in dem vorliegenden Falle wird die Staatsregierung einer Aufbesserung der Pensionen und der Reliktenbezüge nähertreten sobald die Verabschiedung des Besoldunggesetzes erfolgt ist. gtatůrlich werden dabei auch die Wünsche der Staatsbeamten berücksichtigt werden müssen.
(Schluß des Blattes.)
Nr. 6 des „Gisenbahnverordnungsblatts“, heraut⸗ egeben im Ministerium der öffentlichen Arbelten, vom 10 d. M., k folgenden Inhalt: Bekanntmachung des Reichseisenbahnamts, betreffend Ergänzung der Nr. TXXVb der Anlage B zur Eisenbahn⸗ verkehrsordnung. Vom 19. Januar 1909.
Statiftik und Volkswirtschaft.
Deutschlands Ein- und Ausfuhr von Pferden, Rindvieh, Schafen, Schweinen und Geflügel im Jahre 1908.
Nach dem Dezemberheft der ‚Monatlichen Nachweise über den auswärtigen Handel Deutschlands?, das die tabellarischen Uehersichten über den Handelsverkehr des deutschen Zollgebietgz mit dem Auslande im ganzen Jahre 1908 nebst einer vorlärfigen Berechnung der Ein— und Ausfuhrwerte enthält, hat die Einfuhr von Pferden im vergangenen Jahre weiter abgenommen. Nachdem das Jahr 19906 den Höhepunkt der Pferdeeinfuhr nach Deutschland mit 155 924 Stück gebracht hatte, verminderte sie sich bereits im Jahre 1907 um 28 285 Stück, und die Statistik für das Jahr 1908 3 einen weiteren Rückgang der Einfuhr um 8639 Siück auf. Mit Ausnahme der schweren Zuchthengste, der Kutsch⸗,, Reit, und Renn— pferde sowie der Ahsatzfohlen, deren Einfuhr eine lleinere Steigerung erfahren hat, betrifft die Mindereinfuhr im Jahre 1908 alle Arten Pferde, wie die folgende Zusammenstellung zeigt. Es wurden w 9 2 j 908 1908 gegen 1907 ] et. 10137 4 562
12701
Arbeitspferde, leichte, Stuten. Arbeitspferde, leichte, Hengste,
, . Arbeitspferde, schwere, Stuten. 21 605 Arbeitspferde, schwere, Hengste,
k 34 09909 Zuchthengste, leichte... 159 Zuchthengste, schwere ... 656 Kutsch⸗, Reit, Rennpferde usw. l 7820 Schlachtpferdee .. . — . Pferde unter 1,40 m Stockmaß 16888 3 935 m ; 1845 me 319 56
Töcde' C— TI.
Die Ausfuhr von Pferden ist im Verhältnis zur Einfuhr immer nur gering gewesen; sie hatte bereits im Jahre 19907 in fast allen Gattungen einen Rückgang außzuweisen, und im Jahre 1908 hat dieser noch weiter zugenommen. Während aber 1907 besondert infolge einer stärleren Ausfuhr von Schlachtpferden die Gesamtzahl der ausgeführten Pferde immer noch etwas höher als 1906 war, er— gibt sich für 1908 auch eine kleinere Gesamtausfuhrjahl als für i907. Es wurden ausgeführt: 3.
C68
Wert in 1000 0 35 199
40 197 86 125
112 108 52 162 116 114 148 997 19 663 33 15 29 45
5 2 411 2615.
Der Wert der i. J. 1908 eingeführten Pferde ist vor⸗ läufig auf 87 348 000 1 berechnet und bleibt hinter Lem endgültig er⸗ mittelten Einfuhrwert des Jahres 1907 um 5 439 000 S zurück. Der Wert der ausgeführten Pferde beträgt nach vorläufiger Berechnun 2615 000 S6, d. h. S6 906 M weniger als im Vorjahre. Dana ergibt sich für 1908 ein Einfuhrüberschuß von 84733 000 .
Die Einfuhr von Rindvieh hat im Vergleich mit der des erg e. 190 um 11595 Stück zugenommen. Der Höhepunkt der Rinderelnfuhr war — wenn man von dem Jahre 1894 absteht, in dem eine außergewöhnlich große Einfuhr stattgefunden hat — im Jahre 1903 mit 362791 Stück erreicht worden. Seltdem wurde die Ginfuhr von Jahr zu Jahr kleiner, 1907 na ö. bei einer Abnahme von 665 427 Stück auf 205 872 Stück zuruck. i908 hat nun wieder
1903 gegen 1907 Stück Stück
Arbeltspferde, leichte, Stuten. 357 4 Arbeitspferde, leichte, Hengste, d Arbeitspferde, schwere, Stuten. Arbeitspferde, schwere, Hengste, a len ef. . Zuchthengste, schwere ... Kutsch⸗, Rest⸗, Rennpferde usw. gn, Pferde unter 1,40 m Stockmaß Absatzfohlen . Saugfohlen
*
1 r
Dea erreich, ungarn,
ieder um 6867 n. da sie wegen der
Kälber unter 6 Wochen. Männliches Jungvieh bis zu
Bullen. . Ochseien -
. Männliches Jungvieh bis zu Waoblsches Jungvieh bls zu
vorläufigen Berechnung auf 15 463 C05 ,
unahme der Rindereinfuhr stattgefunden, obwohl auch in diesem . die Einfuhr von weiblichem Jungvieh im Alter bon 1 61 Jahren und von Kühen noch welter sich verminderte. Ber Hauptanteil an dieser Einfuhrsteigerung entfällt auf die Einfuhr aus Bänemgrk, woher 118 935 Stück oder 53 3 v. H. der Ge⸗ samteln fuhr stammen; gegenüber dem Vorjahre sind 16418 Stück ehr aus Dänemark 6 worden. Auch die Einfuhr aug ie, in den letzten Jahren ständig abge⸗ nommen hatte, von 26. 702 Stück im Jahre 1903 allmählich auf b b97 Stick im Jahre 1907 zurückgegangen war, hat 1905 Stück zugenommen; dagegen ist die Einfuhr aus der Maul und Klauenseuche längere Zeit perboten war, um 7040 Stück kleiner gewesen. Ein Bild der Einfuhr
gibt folgende Zusammenstellung: 1908 gegen 1907 ,,
.
Stück Stück hoh .
7785 1064 592 13 757 457 1733
49076 8 652 14919
16737 2636 5 339 68 071 1257 21 102 11654 2791 5116 50 390 2 547 30 234 217 470 w 11598 79 035.
Die Aug fuhr von Rindpieh ist unbedeutend; während sie aber 1907 eine Abnahme um 1746 Stück gegen das Jahr 1906 auf—
Hrnmdich bie zu 1. Jahr
26 Jahren il, Jungvileh bis zu 2 Jahren. J Kühe .
xuweisen hatte, ist sie 1998 um 609 Stück gestie gen. Pie Haupt. Feigerung entfällt, wie die nachstehende Zusammenstellung zeigt, auf die Ausfuhr von Ochsen, die sämtlich nach der Schweiz gegangen sind. Eg wurden ausgeführt:
. 1908 r, . Wert in
1000 60
1908 Stück
Kälber unter 6 Wochen .. 184 39 15
Jungvieh bis zu 11 Jahr. 130 91 19 96 45 48 196 8 94
24 Jahren
26 Jahren
111 85 1ho 1 36 15 1 6654 oh
2041 1 609 1032. Der Wert des eingeführten Rindviehgs stellt sich nach der
vorläufigen Berechnung auf 79 035 0090 M und ist um 1 412 000 M0 höher als der endgültig ermittelte Wert der vorjährigen Einfuhr. Der Wert des ausgeführten Rindviehs, der auf 1033 000 S be— rechnet ist, hat sich um 391 000 M gegen das Vorjahr erhöht. Der Ginfubrüberschuß an Rindvieh im Jahre 1908 beläuft sich daher auf 78 003 000 A6.
Die Einfuhr von Schafen und Ziegen hat im Jahre 1968
eine weitere Abnahme erfahren, nur an Lämmern erhlelt Deutsch⸗ land 228 mehr als im Vorjahre.
Es wurden elngeführt: 1908 gegen 1907 . ö Stück Stück 1000 S ,,, 456 4 228 14 Schafe. 609 — 595 459 w 651 — 409 20.
Die Aug fuhr von Schafen nimmt von Jahr zu Jahr ab und hat auch für 1998 einen weiteren Rückgang aufzuweisen; dagegen
. . Ziegen im Jahre 1908 erheblich mehr als 19607 nach dem Aus—⸗ land geliefert worden.
Es wurden ausgeführt:
1908 Stück
9 gegen 1907 .
Stück 1000 60 Lämmer 10385 — 2024 403 Schafe. 41362 — 1998 1435 m, 164 4 412 27.
Der Wert der Einfuhr ist bei Schafen vorläufig auf
43 C00 A, bei Ziegen auf 20 000 6 berechnet worden, der Wert der Aus fuhr dagegen auf 1838 000 M bei Schafen und auf Aob9 (Ms bei Ziegen, sodaß wir hier immerhin noch einen Ausfuhr⸗ überschuß im Werte von 1372 000 S für das Jahr 1908 zu ver⸗ zeichnen haben.
Die Einfuhr von Schweinen (ohne Spanferkel, die fast
ur aus hadischen Zollausschüssen eingeführt werden) ist 1908 um 17040 Stück gestiegen. scinem im Handelsvertrag zugelassenen Kontingent von 80 000 Stück nur 1424 Stück (946 mehr als im Jahre 1907), Rußland statt 1650 000 nur 94 870 Stück (16022 mehr als im Jahre 1907) gesandt. ( Ez wurden eingeführt:
Oesterreich⸗ Ungarn hat aber von
1v0os gegen 1307 Meng, Stück Stück 1000 10 Spanferkel. 1088 — 43 16 Schweine. . 96542 17040 15 447. Die Ausfuhr von Schweinen richtet sich hauptsächlich nach
der Schwelz, die von Läufern nach Oesterrelch Ungarn; sie ist aber 1908 erheblich schwächer gewesen als 1907, welches Jahr allerdings eine bisher ganz außergewöhnlich hohe Ausfuhr aufjuweisen hatte. Es wurden ausgeführt:
1808 gegen 1907 ann Stück Stück Iboo 1
Spanferkel. 7964 — 17075 796.
Schweine
Der Wert der Einfuhr von Schweinen stellt sich nach der d. h. um 2 760 009 höher alg i. J. 1967, der Wert der Augfuhr dagegen mit 816 000 0 um 1725 000 M½ niedriger als i. J. 1907, . der Ginfuhr⸗ über sch uß sich für 19068 auf 14 647 0900 M besän Aug vorstehenden Zahlen ergibt sich für Rindvieh, Schafe, fegen und Schwesne nach der vorläufigen Wertberechnung ein infuhrüberschuß von insgesamt 51 2558960 96, während er ch am Schluß des Vorjahres nach der vorläufigen Wertberechnung uf 89 376 600 M gestellt hafte. Bie e n erlberechnung hat ür 1907 schließlich nur einen Wert deg Ginfuhrüberschusseg von oö S7 000 e ergeben; infolge des starken Rückganges der HFinder⸗
prelse im Je hre gos dürfte auch ber Ginfuhrwerk' für 19663 be der endgültigen Berechnung sich vorautzsichtlich nicht unerheblich vermindern,
daß in Wirklichkeit keine bedeutende Steigerung des Wertes dez Gin⸗ suhrsberschuffeg eingetreten ist. Die Einfuhr von Lebendem a fe zeigt mit Ausnahme dersenlgen der Tauben usw. eine beträchtitche Steigerung gegen— er dem Vorjahre. Allerdings ist die Einfuhrsteigerung des Jahres Hos noch nicht ausreichend gewesen, um den starken Rückgang, der im Jahre 19607 gegenüber 1906 eingetreten war, auszugleichen. Es wurden
1908 Wert in 1000 060
23 832
eingeführt:
1908
Ganse 7517981 Stuck hihner aller Art 111 471 *
ö 28 399 * Tauben usw. 5 222 , — 71
gegen 1907
4 310 608 Stück 4264 dæ2 13 599 1 3974 ö 516 41921. Die Ausfuhr hat bei Gaänsen jiemlich erheblich abgenommen,
bel Hühnern und Tauben dagegen etwas zugenommen. Es wurden ausgeführt: .
1908 Wirt in 00 S6
1908 gegen 1907
16 Gänse .. 38 807 Stück — 14633 Stück 225 Hühner aller Art ö
577 dz , b6 . — 15. 9 Tauben usw. .. 6d 4 79 98 447.
Der Wert der Gin fuhr von Geflügel ist vorläufig auf 41 921 000 M, um 1 653 000 6s höher als der endgültig ermittelte Einfubrwert des Vorjahres, berechnet, der Wert der Augfuhr auf 447 000 υ (- 66 060 M), sodaß der Einfuhrüberschuß einen Wert von 41 474 000 M gehabt hat.
Im ganzen beträgt der Wert der Einfuhr von Pferden, Rindvieh, Schweinen, Schafen, Ziegen und Geflügel im Jahre 1908 nach der vorläufigen Berechnung 224260 060 S, der Wert der Ausfuhr 6775 0090 MS, mithin der Wert des Ueber schusses der Einfuhr über die Ausfuhr 217485000 .
Zur Arbeiterbewegung. Das Einigungsamt des Berliner Gewerbegerichtzs hat,
der Voss. Ztg.“ zufolge, am Freitag in der Streitsache wegen der
Verkürzung der Arbeitezest in der Berliner Holzindustrie folgenden Schiedsspruch gefällt: 1) Vom 1. Märj d. J. ab tritt die Verkürzung der Arbeilszeit auf 51 Stunden ein. 2) In den Be⸗ trieben, in denen bisher die Entlohnung nach Stundenlohn erfolgte, wird nach Eintritt der Verkürzung der Arbeitgzeit der bisherige Stunden lohn für 51 Stunden in der Woche vergütet. In denjenigen Be⸗ trieben, in denen bizher ein Wochenlohn für 52 Stunden gezahlt worden ist, bleibt derselbe Wochenlohn auch für die neue 51 stündige Woche bestehen. 3) Die Festsetzung der neuen Arbeitsverkürzung um eine Stunde für die Woche unterliegt der freien Vereinbarung. Be⸗ en r aufen zum Vespern sind ohne besondere Vereinbarung nicht atthaft.“
Kunst und Wissenschaft.
A. F. In er Februarsitzung der Vordergsiatischen Ge⸗ sellschaft sprach der Dr. F. Kern über Fragmente von Sagen und Märchen in der Hibel .. Der Vortragende hat mit einem außerordentlichen Aufwand von Mühe und Scharfsinn eine große Anzahl von Erjählungen der Bibel darauf untersucht, inwieweit sie einen historischen Kern enthalten oder inwoiewelt es wahrscheinlich ist, daß sie mythisch und märchenhaft sind. Diese Untersuchung führte entweder zum Vergleich der als Mythen vermuteten Erjäblungen mit den ähnlichen oder selbst genau gleichlautenden bei anderen Völkern, die vielleicht als Quellen, vielleicht als Wiederholungen oder Nachbildungen der biblischen Erjählungen, vielleicht auch als ganz unabhängige, aus den gleichartigen Regungen der Volkgseele geborene Erfindungen und Erjählungen zu betrachten sind. Das von dem Vortragenden bei so umfassender Untersuchung durchforschte Gebtet ist natürlich ehr groß und auch dankbar, well der Scharfsinn dabei Ansporn zur Betätigung findet und bei entsprechenden Erfolgen ebenso auf seine Rechnung kommt wie die Phantasie. Aber gerade in diesem Doppel spiel geistiger Tätigkeiten liegt eine Gefahr der Abweichung von strenger Wissenschaftlichkeit und voraussetzungsloser, un— befangener Prüfung. Es schlen, daß die sehr jahlreich besuchte Versammlung, in der auch einige Mitglieder der mythologischen Gesellschaft ald Gäste anwesend waren, in in diesem Sinne mehr⸗ fach in Opposition zu den Ausführungen des Redners gesetzt fand; denn in der sehr interessanten Diskussion, die sich anschloß, schieden sich die Meinungen für und wider die Ergebnisse der Dr. Kernschen Untersuchungen ziemlich bestimmt vonelnander. — Zur Charakte⸗ risierung des überaus inhaltreichen Vortrags seien nur wenige von Vr. Kern aufgeführte Beispiele genannt: le Er⸗ jzählung der Vertreibung deg ersten Menschenpaarg aus dem Paraditg findet, einschließlich der Rolle, die Schlange und Apfel hierbei spielen, ein Gegenbild auch in der Mythe vom Garten der Hesperiden. Der Bruderzwist zwischen Kain und Abel, einschließlich der ihm durch die semitische Traditlon angehefteten, menschlich verständllcheren Deutung durch die Liebe beider Brüder zu einer Schwester (in einer abweichenden Fassung sogar je zur Zwillinge⸗ schwester des andern), findet sich wiederholt nicht bloß in der griechischen Sage (Eteokles und Polynikes), sondern auch in der altnordischen Mythe (Baldur und Hödur), ja er wiederholt sich, Erzähler und Dramatiker anregend, noch immer (Braut von Messina). Aehnliches ist beweisbar in der Sage von Jacobs Traum, von Josephs Schicksal, von der mythischen Herkunft und Kindheitsgeschichte des Meses (worüber die Tradition viel mehr weiß als die Bibel, indem sie seine Eltern benennt und eine Tochter des Pharao zu seiner Mutter macht), in der Geschichte des aus dem kahlen Felsen ge— schlagenen Quells, des grünenden Aronstabes (erinnernd an den wandernden Wald der schottischen Macbeth ⸗ Sage) in der Erjählung von der Einnahme Jerichos, von dem durch einen Mühlstein getöteten Abimelech, in den Wundererzählungen, die sich in den Büchern der Könige an die Propheten Eliag und Elisa knüpfen u. s. f. Selbst das Gegenstück einer Gigantomachie findet man bei Jesaias in der gin bn dein König von Babel, der den Himmel stürmen wollte, u. s. f. .
In der Debatte wurde jwar eingeräumt, daß Mythologie und Geschlchte voneinander zu trennen, eine wichtige Aufgabe und deshalb die Untersuchung deg Vortragenden beachtens⸗ und anerkennengwert sei. Allein es müsse doch mit dußerster Vorsicht verfahren werden, wenn man nicht zu schlefen Ergebnissen gelangen solle. Wenn der Vortragende darin auch recht habe, daß das Wunderbare kein unerläßliches Kriterium des Märchens sei, so . doch auch das Seltsame und Ungewöhnliche nicht ohne sorgfältigste Prüfung eine Erzählung zum Maͤrchen stempeln, die wahr sein könne. In sehr vielen Fällen hat das Sprichwort Geltung: Von nichts spricht sich nichtgß. Ein wahrer Kern ist vorhanden, überrankt und übersponnen von Dichtung. Wer in unseren Tagen noch erlebt hat, wie die Legende um die Gestalten des alten Kaisers Wilhelm, von Bismarck, von Moltke webt; wer sich erinnert, was alles unbewelsbar, aber doch seinem Charakterbilde angemessen, vom alten Fritz erzählt wird, der wird nicht leicht viele Gestalten der Bibel ob der an sie geknüpften, phantastischen Zutaten zu unmög- lichen, zu mythischen ge r anleug⸗ umdeuten. Die ältesten Ge— schichisbücher aller Völker sind mit Mythen in diesem Stil erfüllt, — sehr erklärlich, weil die von Mund zu Mund getragene Ueberlleferung binzuerfand, hinzudichtete. Herodot ist in ahrheit ein Mythen schreiber, werden wir deshalb an der geschichtlichen Persönlichkeit j. B. eines Cyrus; weifeln? Die llntersuchungen des Vortragenden seien , in den Punkten interessant, wo sie die Frage erörtern, ob Ursprüng⸗ liches ober Nacherjähltes oder zu anderen Malen en unabhangig von dem Ersten Ereignetes vorliegt; denn hier berühren sie sich mit der Urgeschichte des Menschengeschlechtz. Aber gerade hier sei es äußerst schwierig, zu richtigen Schlüssen zu gelangen, die besonderen rzählung miteinander vorurteiltzfrei
üge der einen und der anderen . estimmten Züge der einen
zu bergleichen, zu prüfen, ob und welche und 3. anderen eigentümlich sind; ob 6 Tendenzen der Grjählung ergeben, die etwa im Sinne errschsicht er Priesterschaft die . Begebenheit umgestaltet haben, ob die Beweggründe der handelnden Personen in den verschledenen Verstonen die gleichen oder verwandte oder verschledene sind. Zur Vorsicht in allen diesen Fragen mahne auch die Erfahrung der letzten Jahrzehnte, die uns an , ägyptischen, babylonischen , vieles als geschichtlich eglaubigt zeigt, wat wir längst ung für mythisch zu halten gemöhnt batten. — Die Debatte in Kürze zusammenfassend, sprach es der Vor⸗ sitzende Professor von Luschan am Schluß aus, daß die Urgeschichts⸗˖ forschung dag größte Interesse an der Mythengeschlchte hat und daß es Motle überelnstimmender Art in den aͤltesten Erzählungen gibt die als Völkergedanken anzusprechen ö weil sie auch ohne Ansto von außen und ohne bewußteg Wiederholen von Gehörtem der Volkeseele entspringen, andere allerdings von mehr tatsächlichem
Gepräge, die hindeuten auf gemelnsam Erlebtes oder auf Ueber⸗ lieferung von großen Greignissen. Zu Motloen der letztgedachten Art gehören u. a. die über die ganze Erde verbreiteten Erzählungen von einer großen Sintflut. Wenn das gleiche Motiv der Erzählung von den zuletzt, sei es auf einem Schiff, sei es auf einem Felsen eng ju⸗ sammengedrängt sich rettenden wenigen Ueberlebenden, z. B. auch in den Sagen der Bewohner der Karolineninseln, sich wiederfindet, so ergibt sich der sin auf Zusammenhänge jwischen den Völkern der Urzeit und auf Beziehungen zwischen ihnen. In diesem Sinne werden daher Untersuchungen, wie die von Dr. Kern angestellten, immer zu begrüßen sein.
In der Deutsch ⸗Asiatischen Gesellschaft hielt am 12. Fe⸗ bruar, Abends 8 Uhr, im Großen Saale der Königlichen Kriegz⸗ akademie der Tibetreisende Dr. Tafel aut Stuttgart einen Vortrag, in dem er zuerst kurz den Weg, den er bei seinem Eindringen in das verschlossene Land Tibet gemacht hat, schil derte. Er gab ein an— schauliches Bild von den außerordentlichen Gefahren und iahlreichen Widerwärtigkeiten, denen seine Forschungtreisen aug⸗ gesetzt waren. Nicht weniger als jwölfmal ist seine Karawane bon Räubern überfallen und jerstreut, wiederholt ist auf diese Weise die gesamte wissenschaftliche Ausbeute verloren gegangen. Dennoch hat Dr. Tafel eine Reihe neuer noch niemals von Guropäern gesehener Gebiete entdeckt, vermessen und beschrieben; insbefondere ist es ihm gelungen, die Quelle des Hoangho oder Gelben Fluffes aufzu⸗ finden und dessen Oberlauf festiustellen; wesentliche Lücken der Er⸗ forschung Tibet sind durch ihn augtzgefüllt worden. Dr. Tafel ver⸗ anschaulichte seinen Vortrag durch eine Reihe schöner Lichtbilder, die das lebhafte Interesse der zahlreich erschienenen Hörer hervorriefen.
Im Verein für Deutsches Kunstgewerbe sprach am Mittwoch der Untversitätgprofessor Dr. Vogel sang aus Utrecht über holländische Wohnräume und Möbel der Renaiffance. Er führte etwa folgendeg aus: Die geistige Kultur Hollands ist ver hältnismäßig jung. Als im Süden der Niederlande schon die Burgunder ihren verschwenderischen Luxus trieben, waren die Lebeng— bedingungen im Norden noch recht dürftig. Das holländische Bürger⸗ haus mußte mit geringem Platz und ungünstigen Bodenverhältniffen rechnen; daraug folgte nicht nur eine gewisse Beschränkung in den Räumlichkeiten, sondern auch das Bestreben, die Räume eng an=— einander und ineinander zu schachteln. Die Haustür öffnete sich un mittelbar in den Vorraum, aus dem die Spindeltreppe nach oben führte. An den Vorraum, der zugleich Wohnraum war, gliederten sich kleinere und gräßere Gelasse, darunter das halbhohe Hänge⸗ jimmer, das sein Licht vom Flur aus empfing. Daß Zu sammendrängen der Räume hinderte eine architektonische Aust= gestaltung deß Innern. Nur der Kamin, das Hauptstück des Baueg, erfuhr eine solche schon in gotischer Zeit. An ihm auch setzte die Frührenaissance juerst ein. Das beste Stück, das aus jener Zeit erhalten ist, ist ein Kamin aus dem Palast des Geldernschen Söldnerführerz Marten von Rossum. Aber sowohl solche Arbeiten, wie die späterhin überall sich zeigenden Renaissancemöbel darf man kaum als ursprünglich holländisch annehmen, denn man jog damals eine Flut von Zeichnern und Arbeitern von den südlichen Nieder⸗ landen herein, und in Utrecht setzte sich 4. B. die bekannte Blld—⸗ schnitzerfamilie der de Nole dauernd fest und unterhielt eine umfangreiche Bildschnitzeiwerkstatt. Immerhin bildete sich ein Typags des niederläͤndischen Zimmers aus, und an ihm hielt man lange Zeit fest. Die Wirksamkeit der Vredemann de Vrise (Vater und Sohn), die durch ihre in großen Auflagen verbreiteten Ornamentstiche der von ihnen ins Niederländische uͤbersetzten fran= zösischen Renaissanee Eingang zu verschaffen suchten, fanden in Holland nicht den rechten Widerhall. In der jweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts prägte sich sogar in Holland im Gegensatz zu den plastischen Neigungen, die sonst die Renaissanee in dleser Zeit be⸗ kundet, eine Vorliebe für elnen klaren, nüchternen, einfachen Schreiner⸗ stil aus. Sie führte in Verbindung mit einer herben Sachlichkeit zu den stimmungevollen, sauberen, ansprechenden lichten Zimmern, wie sie ein Vsermeer und Pleter de Hooghe in ihren Bildern sestgebalten haben. Nur hin und wieder deutete eine schwere orientalische Tisch⸗ decke darauf hin, daß die Wohlhabenheit in Holland nahe daran war, dem Luxus das Tor zu öffnen. Als dies geschah nach 1660, als en sssher Prunk an die Stelle der ruhigen Gediegenheit trat, zeigte sich das bolländische Haug alsbald überladen bis zur Kulturlosigkeit. Immerhin brachte auch diese Zeit eine Wandlung mit sich; die einzelnen Räume des Hauses, die bis dahin alle fast die gleiche Be⸗ stimmung hatten, sondern sich nach ihren Zwecken in Wohn, Schlaf⸗ und Lesesimmer usw. Eine reiche Ausstellung von Abbildungen aut der Bibliothek des Königlichen Kunstgewerbemuseums unterstützte neben Lichtbildern die Ausführungen des Vortragenden.
In den Räumen der Pankgrafschaft von 1381, Chaussee⸗ straße 1101, hat der Architekturmaler Peter Woltze aus Weimar eine Autstellung von über 30 seiner letzten Werke, Motive aus Rothen⸗ . ö. Tauber, Dinkelsbühl und Lübeck eröffnet. Der Eintritt ist frei.
Der Chemiker, Professor Julius Thom sen in Kopenhagen ist dort, W. T. B.“ zufolge, am Sonnabend gestorben.
Ende Dezember 1578 wurde in den Trümmern der Villa des Nero in Anzio eine Mädchenstatue gefunden, deren hohen künstlerischen Wert man erst 20 Jahre später erkannte. Jetzt ist das Standbild, ein Meisterwerk der griechischen Bildhauerkunst, vom itallenischen Staat für 450 000 Lire angekauft worden; etz foll in einem besonders hergerichteten Saale deg Thermen. Museums seinen Platz . Auf dem Gianicolo in Rom ist man bel Ausgrabungen auf einen vollständigen und gut erhaltenen Tempel gestoßen, der aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem dritten Jahrhundert n. Chr. stammt und dem Mitrakult diente. Der Fund wäre von um so nen. Bedeutung, als bisher nur spärliche Reste dieses Kults be⸗ annt waren.
Verkehrsanstalten.
Die nach dem ermäßigten Satz von 10 8 für je 20 g frankierten Briefe nach den Vereinigten Staaten von Amerikg ge⸗ langen in der nächsten Zeit mit folgenden direkten Schiffsgelegenheilen zur Absendung:
Kaiser Wilhelm II.“ ab Bremen 16. Februar, Gneisenau' ab Bremen 20. Februar,
Kaiserin Augusta Vietoria“ ab Hamburg 27. Februar, Kronprinzessin Cecilie! ab Bremen 9. ich
„Prinz Friedrich Wilhelm?‘ ab Bremen 13. März,
Kaiser Wilhelm der Große“ ab Bremen 16. Märj, Amerika“ ab Hamburg 20. Marz,
Kaiser Wilbelm II“ ab Bremen 23. März,
„Kronprinz Wilhelm‘ ab Bremen 30. ; . .
Alle diese Schiffe sind Schnellpostdampfer oder solche, die für eine bestimmte Zelt vor dem Abgang die schnellste Beförderungz⸗ gelegenheit bieten.
Bei dieser Gelegenheit wird erneut darauf err n daß die ,, sich nur auf Briefe und nicht auch auf Post⸗ arten, . eschäftspapiere oder Warenproben erstre
emeldet: Die Strecke ontagvormittag wieder
Amtlich wird
Erfurt, 14 Februar. ö st ab
Bretleben — Sondershausen vollständig bet rie bs fähig.