1909 / 47 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 24 Feb 1909 18:00:01 GMT) scan diff

Dem Kaiserlichen Vizekonsul Schernau in Coquimbo kee n aus dem Reichsdienst erteilt

(Chile) ist die erbetene Ent worden.

Dem Kreisdirektor Dieckmann ist die mit den Geschäften des Vorstands der Polizeidirektion verbundene Kreisdirektor⸗ stelleẽ in Mülhausen,

dem Oberregierungsrat Dittmar die Oberregierungsrats⸗ stelle bei dem Bezirkspräsidium in Metz und .

dem Kreisdirektor Pau li die Kreisdirektorstelle in Hagenau übertragen worden.

Königreich Preußen. Finanzministerium.

Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Eckernförde, Regierungsbezirk Schleswig, ist zu besetzen.

Ministerium für Landwirtschaft, Do mänen und Forsten.

Schließung einzelner Bezirke für die Notierung forstversorgungsberechtigter Anwärter.

Auf Grund des 5 29 Absatz 2 der Bestimmungen über Vorbereitung und Anstellung im Königlichen Forstschutzdienst vom 1. Oktober 1905 werden für die Regierungsbezirke Königsberg, Gumbinnen, Posen, Stade und Cöln sowie für den Bezirk der Hofkammer der Königlichen Familiengüter neue Notierungen forstversorgungs⸗ berechtigter Anwärter bis auf weiteres derart aus⸗ geschlossen, daß für diese Bezirke nur Meldungen solcher Anwärter angenommen werden, die bei Ausstellung des Forst⸗ versorgungsscheins mindestens zwei Jahre im Forstschutzdienst dieser Bezirke beschäftigt sind. (Vorzugsberechtigte Anwärter.)

Die früher im Staatsforstdienst der Regierungshezirke

Königsberg und Gumbinnen beschäftigt gewesenen, bei der Neueinrichtung des Regierungsbezirks Allenstein in diesen überwiesenen und dort im Staatsforstdienste fortlaufend weiter beschäftigten Reservejäger erwerben durch eine im ganzen zwei⸗ jährige staatliche Beschäftigung sowohl für die Notierung im Bezirk Allenstein als auch für die in den Bezirken ihrer . Beschäftigung Koͤnigsberg oder Gumbinnen eine Vorzugsberechtigung im Sinne des ersten Absatzes dieser Ver⸗ fügung. . ; Wollen sie hiervon Gebrauch machen, so haben sie in den Notierungsgesuchen die Zeit ihrer Beschäftigung im Staats⸗ forstdienste der einzelnen Bezirke nachzuweisen und den Bezirk ihrer Wahl anzugeben.

Diese iger ist durch das dortige Amtsblatt bekannt zu machen.

Berlin, den 19. Februar 1909.

Ministerium für ö Domänen und Forsten.

Wes en er. An sämtliche Königlichen Regierungen.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten. *

Der bisherige Gymnasialoberlehrer Anton nmeler aus Prüm ist zum Kreisschulinspektor in Völklingen ernannt

worden. . Dem Oberlehrer an der Luisenschule in Berlin Albert

Esderts ist der Charakter als Professor verliehen worden.

Aichlamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 24. Februar.

vormittag im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des Chefs des Valentini und des Staatssekretärs des Innern Dr. von Beth⸗ mann Hollweg.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrat, badischer Finanzminister Dr. Honsell, Senator Stadt⸗ länder aus Bremen und Senator Dr. Schaefer aus Ham⸗ burg sind in Berlin angekommen.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ ist ein Bericht über die Tätigkeit der preußischen Staatsarchive im Jahre 1908 ver⸗ öffentlicht.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Fürst Bismarck“ mit dem Chef des Kreuzergeschwaders vorgestern in Manila eingetroffen.

S. M. S. „Arcona“ ist am 21. Februar in Tsingtau eingetroffen und vorgestern von dort nach Jap (West⸗Karolinen)

in See gegangen. . ö

S. M. S. „Iltis“ ist vorgestern in Nanking eingetroffen und geht heute von dort nach Tschingkiang (Dangtse) ab.

S. M. S. „Tiger“ ist vorgestern in Ilo⸗Jlo (Philippinen) eingetroffen und an demselben Tage nach Manila in See gegangen. ;

S. M. S. „Sperber“ ist vorgestern in San Paolo de Loanda eingetroffen und geht morgen von dort nach Lüderitz⸗ bucht in See.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser Franz Joseph hat gestern,, W. T. B.“ zufolge, den ungarischen Handelsminister Kossulh in ein⸗ stündiger Audienz empfangen.

Neutralität notwendig seien. Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute iu

Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von

Großherzoglich

Großbritannien und Irland.

Im Oberhause beantragte gestern der Staatssekretär für Indien Viscount Morley die ö ee Lesung der Gesetzes⸗ vorlage zur Einführung von Reformen in Indien, wie er i am 17. Dezember v. J. gelegt habe. U .

Wie das W. T. B.“ meldet, erklärte der Staat ssekretär in der Begründung seinetäz Antrags, daß die Lage dort jetzt weniger ernst und trübe sei, als damals, wo er die Erklärungen über die in Aussicht genommenen Reformen in der Verwaltung abgegeben habe. Die öffentliche Meinung in Indien habe sich über seine und des Vizekönigs Erwartung hinaus beruhigt.

In der schriftlichen Erwiderung auf eine kürzlich im Unterhause gestellte Anfrage, betreffend die britische Antwort auf das russische Memorandum über Persien, sagte der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Sir Edward Grey, „W. T. B.“ zufolge:

Die britische Reglerung hat die russtsche davon verständigt, daß sie zu der Ansicht neige, daß das beste Verfahren, das England und Rußland einschlagen könnten, darin läge, sich von den inneren An— gelegenheiten Persiens gänzlich fernzuhalten. In der Erkenntnis je⸗ doch, daß es für Rußland schwöerig sein dürfte, diese Haltung einzu— nehmen, well es an den unruhigsten Teil Persiens angrenzt, ist die britische Regierung bereit, in gewisser Richtung mit der russischen zusammenzuarbeiten. Vile britische Regierung stimmt der Ansicht zu, daß, solange nicht eine, repräsentative Ver- fassung eingeführt ist, die Lage des Landes sich wahrscheinlich nicht bessern werde, und sie würde daher dem Schah den Rat erteilen, seinen aus fähigen, energischen Männern bestehenden Staatsrat auf⸗ zufordern, ihm in der n, Entwurfs einer Repräsentativ⸗ verfassung zur Selte zu stehen. Die britische Regierung hat Rußland vorgeschlagen, daß dem Schah eine Andeutung gegeben werde, daß er, wosern er nicht eine konstitutionelle Regierungsform gewähre, seltens der englischen und russischen Regierung keine Unterstützung er— halten werde, die vielmehr Maßregeln zu ergreifen haben würden, um ihre Interessen zu schützen. Die britische Regierung hat die russische auch davon in Kenntnis gesetzt, daß, falls eine Anleihe als notwendig betrachtet würde, die Bedingungen derselben eine sorg⸗ fältige Erwägung erheischen würden und daß sie keiner Anleihe zu⸗ stimmen würde, welche nicht von einer gewählten Versammlung ge— nehmigt würde. Grey fügt noch hinzu, daß im Prinzip zwischen der englischen und der russischen Regierung keine Meinungsverschiedenheit betreffs der im Auge zu behaltenden Ziele und Bedingungen herrsche.

Frankreich.

In der Zollkommission m 8 rin, D d, , zufolge, die Minister Ruau und Cruppi technische Ein⸗ wendungen gegen die Erhöhung des Zolltarifs, Pichon wies dann auf die Möglichkeit internationaler Verwicklungen und die voraussichtlichen Gegenmaßregeln hin. Gewisse von der Kommission beantragte Maßnahmen könnten insbesondere die Entente cordiale gefährden.

Türkei.

Auf der Pforte wurde, „W. T. B.“ zufolge, gestern offiziell erklärt, daß das österreichisch⸗ungarisch⸗türkische Protokoll mit den letzten Aenderungen vom Ministerrat an— genommen und dem Sultan unterbreitet worden sei. Die Unterzeichnung sei heute oder morgen zu erwarten, worauf es dann den be den Parlamenten unterbreitet werden würde.

, Serbien.

Das nue Kabinett ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ wie fölgt gebildet Nova kowitsch (Fort⸗ schrittler), , m wir 9 adikalen Milowangwitsch, Aeußeres, il ein , wits e. Protits . Pa sitsch, Bauten,“ die Jungradikalen Stojanowitsch, Kultus, . ch, Handel, der Nationalist Riba⸗ ratsch, Justiz. Zum Kriegsminister ist der Divisionskommandeur Oberst Marinowitsch ausersehen.

Dänemark. setzte gestern die

im Oberhause dar⸗

Das Folkething Beratung der

Landesverteidigungsvorlagen fort.

Nach dem Bericht des W. T. B. erklärte der Verteidigungs⸗

minister Neergaard gegenüber den Ausführungen der verschiedenen

beantragten vorgeschobenen befestigten Kopenhagen für die Sicherung der Diese hefestigten Punkte könnten nicht

werden. Der Mirister bestätigte seine früheren Aeußerungen über die Stellung des Auslandes der Verteidigung der Neutralität Dänemarks, nämlich, daß von seiten det Auslandes leine Pression ausgeübt worden sei und auch nicht ausgeübt werden würde Der Minister des Aeußern Graf Ahlefeldt ⸗Laurvpigen hob darauf hervor, daß Dänemark gegenwärtig mit allen Mächten in den freundschaftlichsten

die

Parteiführer, daß bei

Positionen jzu Lande als Landfestungen bezeichnet

Beziehungen stebe, und daß die Mächte überzeugt selen, daß Väne⸗ mak stets strenge Neutralität beobachten werde.

Aber“, fuhr der Minister sort, ‚während eines Krieges können Situationen eintreten, wo eine Neutralitäteverletzung nicht unwahrscheinlich ist. Für diese Fälle müssen wir bereit sein, eine Verletzung jurückjuweisen. Eine nicht verteidigte Neutralität ist der Möglichkeit einer Nichtrespektie⸗ rung ausgesetzt. Aber es gibt natürlich Grenjen für das, was eine kleine Natson für ihre Verteidigung aufwenden kann. Von uns

werden zwei Dinge verlangt: nämlich eine korrekte Haltung in unserer Außenpolitik, und eine unseren Verhältnissen angemessene starke Ver—

teidigung. Erfüllen wir diese Forderungen, so besteben Chancen, die Verwicklung in einen Krieg zu veimelden. Es ist der Wunsch aller Mächte, daß wir ein möglichst starkes Verteidigungswesen haben. Veshalb empfehle ich eindringlich die Annabme der Gesetzentwürfe. Eine Landesverteidigung ohne Sicherung Kopenhazens auf der Land⸗

seite kann ich nicht empfehlen.

Amerika.

Der amerikanische Staatssekretär Bacon und der deutsche Botschafter Graf Bernstorff haben gestern, W. T. B.“ zu⸗ folge, in Washington das Patentabkommen unterzeichnet, das eine gleiche Behandlung der Patentinhaber in beiden

Ländern vorsieht. Asien.

Die russisch⸗chinesischen Verhandlungen in Peng ie China die russische Verwaltung und die Lokalverwaltung von Charbin, die Bestimmungen des Friedensvertrages von Portsmouih ver⸗ 3. zu haben. Der englische Gesandte Jordan und der ame⸗ anische Gesandte Rockhill haben letzthin der russischen Gesandtschaft notifiziert, daß Großbritannien und Amerika sich in die russisch⸗chinesischen Beziehungen nicht einzumischen wünschten und deshalb unter der Notwendigkeit ständen, von neuem zu versichern, daß sie bei ihrer vorher beobachteten Haltung in der Angelegenheit verblieben, nämlich die Be⸗ stimmungen des Friedengvertrags zu beobachten. Einer weiteren Meldung des genannten Bureaus zufolge haben die Russen alle chinesischen Läden und Warenlager an

sind seit einiger Zeit auf einem toten Punkt angelangt. das „Reutersche Bureau“ meldet, beschuldigt

ri

den Hauptpunken der Eisenbahn westlich von Charbin am

vom Staate.

21. Februar geschlossen, da die Eigentümer sich weigerten, die ihnen auferlegten Abgaben zu zahlen. Die Eisenbahnbehörden berichten, . der uber die Eisenbahn gehende Geschäfts⸗ verkehr, mit des still liegt.

Ausnahme ausländischen, vollkommen

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (39.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Minister für Landwirtschaft 2c. von Arnim beiwohnte, wurde zunächst die Beratung des Etats der landwirtschaftlichen Verwaltung fortgesetzt.

Im Extraordinarium sind zur Förderung der inneren Kolonisation in den Provinzen Ostpreußen und , 2 Millionen Mark, wie im vorigen Jahre, aus⸗ gesetzt.

In Verbindung damit wird die Denkschrift über die Ver⸗ wendung dieses Fonds für das Etatsjahr 1907 besprochen. Die Budgetkommission beantragt, die Denkschrift für erledigt zu erklären.

Die Abgg. Graf von der Groeben (lons.), Graw (Zentr), von Bonin lfreikons), Dr. He ydweil ler (al), Gyßling (fr. Volksp. und Dr. Pachnicke (fr. Vgg.) be⸗ antragen folgende Resolution:

die Regierung ju ersuchen, sobald wie möglich unter Zu⸗ ziehung von Interessenten und Sachveiständigen eine Konferenz zu berufen, welche in eine Prüfung einjutreten hat, wie in den einzelnen Provinzen des preußischen Staates die von dem Königlichen Landes—⸗ ökonomterollegtum am 11. Februar 1909 gewünschte Organisation des Ansiedelungswesens zu gestalten, wie insbesondere un— beschadet der Verschiedenheiten in den einzelnen Provinjen eine Zusammenfassung der ganzen Arbeit in einer Zentralstelle ju er— möglichen ist“.

Berichterstatter Abg. von Arnim (kons.) referiert über die Kom missionsberhandluagen und empfiehlt die Annahme des Kommissiont⸗= antrags bezüglich der Denkschrift.

Abg. Graf von der Groeben (kons.): Zur Frage der inneren Kolonisation in Preußen könnte man sagen: der Worte sind genug g-wechselt, es ist zweckmäßig, daß jetzt einmal etwas geschieht. Bel aller Anerkennung der Leistungen auf diesem Gebiete können wir uns nicht verhehlen, daß immer noch sehr wenig zur Lösung dieser großen Aufgabe des preußischen Staats geschehen ist. Man hat berechnet, daß ungefähr 10 000 Jahre vergehen würden, ehe auf dem bisherigen Wege das Ziel erreicht wäre. Die bisher dafür aufgewandte Summe von 40 Millionen ist außerordentlich gering. Die uns vorgelegte Denk schrlft läßt leider nicht erkennen, welche Summen aus dem Fonds für die innere Kolonisation Osspreußens und Pommerns der Landbank und welche Summen gemeinnützigen Gesellschaften zugewiesen worden sind. Vor jwei Jahren bereltz habe ich die Bedenken meiner politischen Freunde dagegen ausgesprochen, daß die Landbank als eine private Erwerbsgesellschaft Mittel zu Folgeeinrichtungen für die innere Kolonlsatlon, also für Schulen ze. erhält. Die Land= bank kolonisiert aber weiter und erhält nach wie vor Unterstützungen Die Bedenken meiner Freunde gegen diese Unter stützung sind noch nicht beseitigt. Wir wollen aber unter keinen Um ständen, daß der Anschein erweckt werde, daß wir lediglich den „verkrachten Großgrundbesitz' santeren wollten; wir wollen, daß auch der Arbeiter und der kleine Bauer sein Grundstück jum wirklichen Werte erwerben kann. Wir stehen auf dem Standpunkt, daß das Interesse des Erwerbers dem Interesse des Ausgebers, des Großgrund⸗ besitzers, vorgezogen werden muß. Tantiemen an Aufsichlsräte geben wir nicht. it müssen von neuem die Frage eingehend prüfen, ob aus dem Fonds von 23 Millionen Gelder an private Gesellschaften gegeben werden sollen. Ueber die Anstedelungtgesellschaft in Ostpreußen, die von der Landgesellschaft begründet worden ist, will ich ez nicht reden. Ich habe nun gemeinschaftlich mit verschiedenen Parteien den Antrag im Anschluß an die Resolution gestellt, die am 11. Februar vom preußischen Landegökonemiekollegium gefaßt worden ist. Die Resolution sagt im wesentlichen: 1) Es ist eine wirtschaftliche, somiale und nationale Notwendigkeit, einen Teil des Greß— grundbesitzes, namentlich in den östlichen Provinzen, planmäßig ju besiedeln unter Vermeidung jeder überflüssigen Mobilisierung des Grundbesitzes und unter Erhaltung einer ausrelchenden Anzahl von gesicherten und gut bewirtschafteten Großbetrieben. 2) Die Haupt— aufgabe der inneren Kolonisation ist die Begründung leistungt⸗ fähiger Landgemeinden mit zweckmäßig eingerichteten Bauernwirt— schaften, mit Handwerker und Landarbeiterstellen, sowie die Ent⸗ schuldung und Sicherung des vorhandenen Besitzes. 3) Die Ge— meinden müssen mit ausreichendem Vermögen, besonders mit Grund⸗ eigentum, ausgestattet werden; die Anstedler müssen unter Be— dingungen eingesetzt werden, die auch in ungünstigen Zeiten ihre Lebentsähigkeit gewährleisten. 4) Viesen und allen weiteren Anforderungen, die im staatlich ' nationalen, volkgwirtschaftlichen und sozialen Interesse gestellt werden müssen, kann nur ein Kolonisator entsprechen, der die Kolonisation nicht um des Gewinnes willen betreibt; andererseltsz erscheint die Verstaatlichung des Anstedlungswesent nicht jweckmäßig. Den richtigen Mittelweg bieten gemeinnützige Unternehmungen, welche die Garantie bieten, daß si⸗ bei aller Bwegungsfreiheit in ihrer wirtschaftlichen Betätigung dech niemals das öffentliche Interesse dem Erwerbezinteresse unteroronen; die hohe Bedeutung der inneren Kolonisation für daz Gemeinwohl rechtfertigt eine stärkere als die bisherige finanzielle Beteiligung des Staates und der Kommunalverbände. 5) Die Kultivierung der Moore und Heiden ist mit Staatgmitteln zu fördern unter gleichzeitiger industrieller Ausnutzung der Torflager. 6) Für das gesamte Staatsgebiet sind, einheitliche Normen für die Organisation des Ansiedlungswesens zu erlassen, welche un— beschadet der notwendigen PVezentralisation in den einzelnen Bejstrken eine Zasammenfassung der ganzen Arbelt ermöglichen. Wag die spejlellen Verhältnsss- von Ostpreußen betrifft, so eischeint gs mir als ganz ausgeschlossen, daß nicht auf die Dauer ine Verföhnung der dort vorhandenen Gegensätze eintritt; es stehen ja beiderseits hochbefaͤhigte Männer an der Epitze Veiwaltung, die alle dagselbe Stieben beseelt, dse innere Kolonisation. ju fördern. Die Fragen der Organisation usw., wie sie bei der vommeischen Ansie dlunck⸗ gefe lsschaft vorliegen, kaben ihre Bedeutung sür das gesamte preußische Staatszgeblet und müssen einmal gründlich erörtert werden; diese Fragen haben ihre große Bedeutung für alle anderen Staatevber, wallungsrwesge, für die' brwworssehende Verwaltunggreform, für ie Finanjen. Darum geht unser Antmag dahin, der da nd wir ischaftem inister möge eine Konferenj von Sachverständigen berufen, die alle diese Frag gründlich berät. Aber das ist nur die eine Seite der Sache; es wi fich vor allem auch um die „Zentralstelle⸗ handeln. Diese wird . meiner Meinung richtig das landwirtschaftliche Ministerium sein; diese muß die ganze Angelegenheit in den Händen behalten. Der Ech punkt der inneren Kolonisatton selbst wird aber immer draußen, nic in der Zentralinstanj liegen. Immer wester dringt das Bewu tsein die Bevölkerung esn, daß die Trennung von Kapstal und Ar elt dem Lande zum Schaden gerelcht, daß eine engere Verbin dun angebahnt werden muß. Immer größere Bedeutung e, . die Frage der inneren Kolonisatson, für den an dug und für den Kaufmanntstand. Auch die Erkenntnis ĩ e sich immer mehr Bahn, daß die Fleischversorgung des Va ö landeg fehr eng mit einer Vermehrung beg kleinen Hesttzerstandes ö sammenhängt. Dabei behält der Großgrundbesitzerstand immer )

anerkanntermaßen der

seine sonlale Bedeutung; er darf nicht untergehen, er hat große us⸗

Nr. 7 des

4

n für das Vaterland ju . ährer auf

dem Lande sein. Dennoch aber ist

er muß nicht bloß wirtschaftlich

die innere

pnisetlon ein Kulturwerk ersten Range. Ich bitte um Annahme reg Antrags. Schluß des Blattes.)

sol

Feb

D

rugr

Februar 1909, betreffend Aenderung der Anlage B ordnung. Nachrichten. a

Bekanntmachung des

„Eisenbahnverordnungzblattz⸗ ben im Ministertum der öffentlichen . ö genden Inhalt:

heraul⸗

vom 22. Februar, Reichskanzlerg vom

1909, betreffend Aenderung der Anlagen Y und VI ver stärTransportordnung. Bekanntmachung des Reiche kanzlers vom

jur Eisenbahn⸗

e Revi

; In Ergän

Statistik und Volkswirtschaft.

sions verbände nach dem Gegenstande des Unter—

nehmens ihrer Genossenschaften.

jung der Ausführungen in den Nummern 253 und 270

Reicht. und Staatsanzeigerg ? vom 26. Oktober und 14. No-

uber v. J.

Fiflonsberhältnisse nach

itgenofsenschaften .... Darlehnskassenvereine 1 stoffgenossenschaften: gewerbliche... landwirtschaftliche hreneinkaufsvereine.

gewerbliche... ; landwirtschaftliche . I. J. g. Beschaff. v. Maschinen

und Geräten .

bringen wir nachstehend aus den von der Preußischen

tralgenossenschaftskafse hegrbeiteten Mitteilungen zur deutschen ossenschaftsstatistit᷑ für 1906. (XXXIII. Ergänzjungsheft zur t gn ift des Königlich preußischen Statistischen Landesamt, Berlin obs) Nachweisung über die Genossenschaften der verschiedenen Verbände h dem Gegenstande des Unternehmens.

Es gehörten am 1. Januar 1906 im Deutschen Reiche dem

dar.

zum Verbande

tgl. Gen. 540 711 11559 162 11547

3 1529 2

937

13

rlgenossenschaften:

45

aningenossenschaften * 1 landwirtschaftliche 1

sstoff u. Magazingenossensch.: 1 landwirtschaftliche . wuktivgenossenschaften: gewerbliche P landwirtschaftliche .. ĩ dar. Meiereigenossensch. . . I. Beschaff. usw. v. Zuchtvieh 1 bnungs! und Baugenossensch.: 1 Vereinshäuser . stige Genossenschaften

ditgenossenschaften .. östoffgenossenschaften: 1 mneinkaufs vereine.

14 11

39 1979 1672 . 75 140 971 91

120o199 19 1 47 4 . 7 799 64 1343 707 064 15770 zum Zentralverb. deutscher Kon⸗

sumvere ine Gen. Mitgl.

458 192

24

zu sammen

Gen. 241

8 ö (.

genossenschaften:

gewerbliche.

14

gazngenossenschaften:

hstoff u Magazingenossensch.: 11 Mußltivgenossenschaften: 16H landwirtschaftliche. dar. Meiereigenossensch. . sumbereinne .. nung. u. eigentliche nee, stige Genossenschaften .. 3

vitgeno ssenschaften ... an. Darlehn gkassenbereine . 1411 bftoffgenossenschaften:

ggewerbli . lundwirtschaftliche hreneinlkaufghereine. 1

gewerbliche

J 7 landwin tschaft liche. 1

J

. 8

S3 677 612 3 842

1201 357 682 586 zu anderen Verbänden Gen. Mitgl. 177 289 119 142 372

Baugenossensch.:

W GO O c O

zusam men 443

Gen. 624 168 104

25 73

979 6694 162

34

e 1 75

lgenossenschaften :

gewerbliche... landwirtchaftliche

a ,

im wirt swaftliche hstoff. u. Magan fensch. . e fe gü.

geno . 3 e , weten mdwirtschaft licht er. Melereigenossensch. 1 Beschaff sumdere l. x dnungs. u. igentliche . 2 35

ier Ge noffenschaften

und G

werbl

d Gerãten . dniingenossenschaften: ( iche ö

1353 106 273 141

. 6

; 29 12 eschaff. v. Maschinen

43 36

42 10

126 783 695

46 668

194 64 198 3349

891 4039

11603 1049

906

26 020 24 494 23441 27129

75 421

191 1 4369 2884 435 042

12 489 449 usw. v. Zuchtvieh 33 5 Baugenossensch.:

Kd

zusammen

zum Reichs⸗ g, , nn. . i r ö. hssch (einschl. d. Neuwieder)

Mitgl. 1031780 1027351

539 129 430 61

2146 2749

267

136 29 211

166 1266

3 551 174 915 160 308

5127

22791

2129 635 3863 1411062,

zum Hauptverb. deutscher ge⸗ werbl. Gen.

Mitgl. 50 690

2 500 264

1022

330 8

1327

113 296 296 12702

1162 124 6h10

71 148,

zu keinem Verbande

Mitgl. 185 181 24371

3879 9 865 3723

11672 3 425

26 875 7928 25 975 50h 021.

g g mit früheren Jahren lassen sich nicht anstellen, da

um e die Rz

ögufen

üj

igla

eitet. M

Un ge ei

Zur Arbelterbewegung.

ln. Ztg.“: ö . 9

an einigte sich auf die

1 Ci blunß für sämtliche Genossenschaften des Deutschen Reiches Januar 1906 zum ersten Male erfolgt ist.

Augstand der Koblenarbelter im Kieler Hafen ke— Der Lobntarif war am 31. Deiember ab⸗ Arbeitgeber hatten angesichtg der ungünstigen Ge— ne Lohnkürzung angekündigt. Es wurden Verhandlungen

Handen des Stundenlohneg

von 50 3 auf 45 J, des Lohnes für das Löschen der Kohlen vom Schiff an Land von 70 3 auf 66 5. Die * , lehnten aber eine Bindung auf drei Jahre ab. Da eine endgültige Einigung nicht justande kam, beschlossen die Arbeitnehmer, in den Ausstand ju treten. Es handelt sich um etwa 300 organifierie Hafenarbejter. Die am Montag in Kiel eingetroffenen Kohlendampfer konnten nicht ge— löscht werden. Es werden nur Kohlenschiffe durch den Ausstand ke— rührt. Die Hamburg ⸗Amerika Linie hat den Dampfer „Poseidon mit 290 Arbeitswilligen nach Kiel gesandt.

Die Lohnstreitigkeiten in der Weberei Achter u. Ebels in München- Gladbach sind, der „Köln. Ztg. zufolge, dadurch beendet worden, daß die Firma einen bie her im Buckstingeweibe noch nicht üblich gewesenen Lohntarif mit der Wirkung big vorläufig zum 1. Oktober zugestand. (Vgl. Nr. 45 d. Bl)

In Rau scha haben, nach demselben Blatte, die Glashütten besitz er, um eine Lo hnherab setzung herbeizuführen, den alten Tarif⸗ vertrag zum 1. März gekündigt. Da die Arbeiterschaft eine Lohnver— schlechterung entschieden ablehnt, ist ein Ausstand wahrscheinlich.

Da die Verhandlungen mit den in den Ausstand getretenen Webern der Firma „Schlesische Buntweberei vormals B. Neugebauer Söhne und Carl Pospischill' in Langen“ bie lau zu keiner Einigung geführt haben, hat sich, wie der. Voss. Itg.“ tel'graphlert wird, die Firma veranlaßt gesehen, 417 Arbeitern und Arbeiterinnen, die als Spuler, Färber und Arpreteure beschäftigt waren, zu kündigen, da, wenn die Weberei ruht, für sie Arbeit nicht vorhanden sei. (Vgl. Nr. 40 d. BI.)

Literatur.

Jahrhuch der Königlick Preußischen Kunstsamm— lungen. Dresßigster Band. 1. Hef. Berlin 1909. G. Grotesche Verlagshuchbandlung. Das erste Heft des dreißigsten Bandes deg von Profefsor Ferdinand Laban herausgegebenen Jahrbuchs der König. lich Preußischen Kunstsammlungen wird eingeleitet mit einer scharf⸗ sinnigen Üntersuchung Simon Mellers Zur Entstehungsgeschichte des Krarzgesimses am Palasjo Farnese in Rom.. Zunächst zeigt der Verfasser, daß die beiden Berichte Vasaris in den Viten Äntonios da San Gallo und Michelangelo nicht lückenlos aneinandenpassen. In der Biographie San Gallos endigt der Bericht damit, daß Papst Paul III. das Gesimsprosekt Michelangelos über die Projekte der anderen Konkurrenten stellte und dessen Ausführung anoꝛdnete, diese aber dem San Gallo vorbehielt. Vasariß Angaben in der Vita Mäichelangelos scheinen dagegen nur so zu verstehen iu sein, daß berelts bei Lebzeiten Antonios da San Gallo auch die Aussührung an Michelangelo übertragen wurde. Man könnte nun annehmen, meint Meller, daß die von Vasari erwähnte Ver stimmung wegen der fremden Konkurrenz Antonio bewog, die Aus, führung des Michelangeloschen Projektes abzulebnen, und der Papst sich gejwungen sah, auch die Ausführung dem letzteren zu übergeben. Meller bespricht dann ein Briefkonzept, in dem, wie man bisher annahm, Michelangelo den ursprünglichen Gesimgentwurf San Gallos scharf kritisierte. Meller beginnt zu zweifeln, daß diese Kritik wirklich von Michelangelo stamme, denn sie bestehe aus nichts anderem als aus verworrenen Umschreibungen der an sich nicht sehr pränsen vitruvianischen Forderungen; sei kleinlich, pedantisch, schülerhaft und keineswegs Überzeugend. ‚— Diese Zweifel werden jur Gewißheit. Milanest hatte bereits bemerkt, daß die Ausdruckswesse dieses Brlefkonzepteß weder michelangeloisch, noch überhaupt toekanisch sei. Michelangelo kann nicht der Verfasser diefer Kritik sein, vielmehr muß eine Abschrift Michelangeloß von einem fremden Briefe vorliegen. Das setzt aber ein lebhaftes Interesse Michelangelos an jenem kritisierten Gesimsentwurf voraus. Sollte etwa sein eigenes Gesims hier angegriffen werden? Und sollte ein dem Antonio da San Gallo Nabestehender der Angreifer, der Verfasser dieser Kritik sein? In der Hauptsache ist, wie gesagt, dieses Schrelben eine Wiederholung vitruvignisag er Postulate, es besteht jum Teil aus ins Italienische übersetzten Vitrupzitaten. An eine der in der ersten Hälfte des Cinquecento erschienenen Vstrupübersetzungen hat sich der Schreiber dabei nicht gehalten, dagegen existieren die auffälligsten Uebereinstimmungen mit einer handschriftlichen, im Drucke nie er— schienenen Vitruvübersetzung von Gicvanni Battista da San Gallo, genannt il Gobbo, dem Bruder Antonios (Rom, Bibl. Corsintana). Die Kritik stammt also nicht von Michelangelo, ist vielmehr offenbar ein von San Galloscher Seite gegen sein Gesimeprojekt gerichtete? Elaborat. Da das Kreujgesimß in den Detail. sormen auffallend streng ist, wurde von verschledener Seite die Detaillierung dem Michelangelo abgesprochen und anderen Künstlern zugewiesen. Meller meint nun, daß Michelangelos erster Entwurf im Detail gewiß freier und zügelloser gewesen sei. Erst durch die San Gallosche Kritik wäre Michelangelo genötigt worden, sich bei der Ausführung im Detail strenger zu fassen.

In einem reichillustrierten Aufsatze setzt Max J. Friedländer seine im vorigen Bande begonnenen Studien über Bernaert van Orley fort. Orleys Tätigkeit jwischen 1515 und 1520 wird nunmehr untersucht. Ein reizvolles Bild der Madonna mit dem Kinde in einem Garten neben einen Springbrunnen, im Besitz des Herrn J. Emden in Hamburg, das das aufgefälschte Dürermonogramm trägt, schrelbt der Verfasser Orley ju und setzt es auf etwa 1514 an. Zwischen 1515 und 1520 wäre dann der in Turin ausbewabrte Altanrflügel von Furnes entstanden. Der Verfasser konstatiert, daß die Bauformen der auf dem Flügel dargestellten kapellenartigen Hale noch vorwiegend gotisch sind, daß das Verständnig für Renaissance= architektur keineswegs vorgeschritten ist, sodaß also für die Einschiebung einer itelienischen Reise in die Periode jwischen 1512 und 1518 aus der Archltektur oder Ornamentik Argumente nicht gewonnen werden können. Im übrigen ist zu konstatteren, daß sich der Jugend⸗ stil Orleys zu einer erheblich eleganteren und abgeschliffeneren Weise ausgebildet hat. Der Verfasser kommt auf den 1529 datierten, aber nicht signterten, vielteiligen Flügelaltar mit dem Marien ⸗Tode im Bürgerhospital zu 6 jzu sprechen. Die traditionelle Be⸗ stimmung auf Orley wird durch stilkritische Prüfung, im besonderen durch Vergleichung mit dem Turiner Stücke, wie auch gesicherten Arbeiten des Melsters von 1521 bestätiet verschledenen Teilen auffallend unglesch ist, hat man Mitarbeit von Schülern hier in besonders weitem Umfang anzunehmen. Ein Teil des vielgliedrigen Brüsseler Hospltalbildes, die Darbringung im Tempel, kehrt nur auf jwei Darstellungen der Schmerjen Marsä, die im Museum zu Antwerpen und in der Galerie Colonna in Rom bewahrt werden, wieder. Da diese drei Repliken der Darbringung im Tempel bei vollkommener Uebereinstimmung der Kompositton und des Stils eine Fülle kleiner Variationen und Freiheiten erkennen lassen, erklärt Friedländer die Tafeln der Schmerjen Martä, wie das eine Gegenstück mit den Freuden Mariä in Rom für Arbelten, die um 1520 in Oileys Werkstatt entstanden sind. Die Madonna mit der Blume auf der Darstellung der Freuden Mariä ist eine häufig vor⸗ kommende Komposition. Friedländer nennt neun ihm e Wiederholungen, deren älteste ein Stich des Meisters mit den Band⸗ rollen ist. Va dieser Stecher nach 14790 nicht mehr gearbeitet hat, da ferner weder anzunehmen ist, daß dieser als Kopist schon Entlarvte der Erfinder ist, noch daß die Maler des XVI. Jahrhunderts nach dem primitiven Stich gearbeitet haben, muß hier eine Madonnentafel des XV. Jahrhundertg als Vorbild gedient haben, die vermutlich in Brüssel stand und vielleicht eine Schöpfung Rogerg van der Weyden war. In die gleiche Zeit setzt Friedländer ein kleines Triptychon der Casseler Galerie, das bleher Jan van Coninxloo , war, ferner elne Beweinung Christi in der Sammlung Dario Venables zu London und mehrere Madonnenblder in der Ambrosiana zu Malland, bei Herrn Ad. Schloß in Paritz, des Prado ju Madrid, der Sammlung Hoogendiss im Haag und der Londoner National Gallery. Schließlich bespricht Friedländer die Tätigkeit Orleyg als Porträtmaler in jener Periode. Seit 1515 diente er nachweiglich der Statthalterin argarete von Desterreich, Tochter Kaiser Maximilians als Bildnigmaler. Ein Porträt der Fürstin von der Hand Orlevs besitzt die Sammlung

Carvalho ju Parig. Von dem jugendlichen Karl V. liegen zwei

Da die Qualität in den

bruar 1909 einjureichen.

Bildnisfafsungen vor: die eine mit halbseitlich nach rechts gewandten Profil kommt in sechs leicht voneinander abweichenden Repliken vor; keine hat Anspruch, für das Original zu gelten, das scheinbar zugrunde gegangen ist. So bleibt denn auch die Autorschaft Orleys etwas zweifelhaft. Die andere Fassung dagegen, die den jungen König originell und geistreich aufgefaßt mit lebhafter Wendung des Kopfes zeigte, schreibt Friedländer mit größerer Bestimmtheit Orley zu. Das Original befindet sich in der Galerie zu Budapest; Wlederholungen sind nicht bekannt. Vas einzige inschriftlich beglaubigte Bildnis von Orleys Hand ist dasjenige des Doktors Georg von Zelle von 1519 in der Brüsseler Galerie, leider kein sebr gutes Werk Orlevs. Der Ausdrug ist leer und wenig bestimmt, die Form entbehrt der Klarheit. Die Hände erscheinen schlecht verkürzt. In eirem der . Hefte des Jahrbuchs wird der Verfasser seine Orley⸗Studien ortsetzen. ,

Es folgte ein ‚Rekonstruktionsversuch des Hochaltars Donatellos im Santo ju Padua“ von Detlev Freiherrn bon Hadeln. Der Verfasser teilt die Ansicht anderer, daß die durch Camillo Boito getroffene, heutige Anordnung der Bronzestatuen und Reliefs Dona⸗ fellos verfehlt ist. Aber auch der Vorschlag Cordenons' sei nicht in allen Punkten zu akzeptieren, dessen Rekonstruktion sich eber denelianischen Schöpfungen des ausgehenden Quattrocento als Werken Donatellos anschließe. Außerdem habe Cordenons einen inkorrekten Text der ältesten Beschreibung des Hochaltarg, nämlich denjenigen des benezianischen Patrizieis Michiel, benutzt. Hadeln zeigt, daß der korrekte Text einem großen Teil des Bronzerellefs unzweideutlg den = Platz anweist. Der Verfasser macht dann auf gewisse Üeber⸗ einstimmungen eines Terracottaaltars des Donatello⸗ Gehilfen Giovanni da Pisa in der Eremitanerkirche zu Padua mit dem Jugendwerke Mantegnas in Verona, dem Hochaltarwerke von S. Zeno aufmerksam und schließt auf ein gemeinsames Vorbild, den ehemaligen pgduanlschen Hochaltar Donatelloß. Der Hochaltar Mantegnas wird nun neben der Beschreibung Michielg und den jahl⸗ reichen Zahlungs vermerken, die, von Floria und Lajzarini publiziert, über Entstehung der einzelnen Teile des Aufbaus Kunde geben, zu einer Rekonstruktion herangezogen. Der Verfasser kommt schließlich zu folgenden Annahmen. Bie sieben Bronzestatuen waren in einen Säulenbau von drel Frontinterkolumnien, einem Seiteninterkolumnsum gestellt. Der Sockel dieser Säulenhalle, deren Grundriß sich aus drei quadratischen Flächen zusammensetzte, war vorn und rückwärts steben⸗ gegliedert, seitlich dreigegliedert. Vorder und Rückseite des Sockels waren fast gleichartig geschmückt: An den vier Ecksteinen befanden sich die vier Evangelistensymbole, die berühmten Bronzetafeln mit Sienen aus der Antoniuslegende waren ebenfalls zu zweit und zwei auf Vorder und Rückseite verteilt, und zwar nahmen sie die Flächen unter dem Seiteninterkolumnium ein. Vorn war dann ferner ein Bronzerelief der Pietè angebracht, als Mittelstück des Sockels, flankiert bon den Wappen des Stifters Francekeo da Tergola, eir es padua—= nischen Wollhändlers. Auf diesem Sockel ruhte die Säulenhalle mit vier hochgestellten Säulen an den Fronten, vier bochgestellten Pfeilern an der Rückseite. Diese Stützen trugen ein Gebälk, auf dem die flache, wahrscheinlich kassettierte Decke ruhte. Bekrönt wurde der Bau durch eine große Volute, vermutlich geschmückt mit jenem Stein⸗ relief Gott. Vaters, dag die Dokumente erwähnen. Zum Schlusse weist Hadeln auf die große Bedeutung dieses Werkes Gonatellos für die oberitalienische Kunst, speziell für die Geschichte des ober italienischen Altarbil des der zweiten Hälfte des Quattrocentro hin. Nachwirkungen, ö an den Hochaltar des großen Florentiner lassen sich nicht nur in Padua, auch in Venedig, Vicenja, Verona, in der Lombardei und Ferrara konstatieren.

Richard Hamann beschließt das Heft mit einem wertvollen Beitrag zur Geschichte der mittelalterlichen Skulptur Deutschlands Die Kapitelle im Magdeburger Dom?. Hamann erörtert sunãächf die Prinsipien der Kapitellbetrachtung, behandelte dann die Kapitell= tvpen im Magdeburger Dom und bespricht die Entwicklung des mittelalterlichen Kapitellz. Endlich gelingt es dem Verfasser, jwei Künstlerpersönlichkeiten festjustellen, den Meister der breittlarigen n des Chorumgangeg“ und den ‚Meister der Ranken⸗ apitelle“. H.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Saatenstand in Italien während des letzten Drittel z des Monats Januar 1909.

In Piemont, dem größten Teile der Lombardei und in Venezien, wo schönes Wetter, niedere Temperatur und starker Frost herrschte, waren die Felder mit Schnee bedeckt. In diesen Gegenden machte sich bereits der Mangel an Feuchtigkelt bemerkbar. Die Felder in der Emilia und in den Marken lagen größtenteils unter Schnee, der jwar die landwirtschaftlichen Arbeiten hinderte, aber das Wachstum förderte. In Mittelitalien wirkte die kalte Temperatur 9 günstig auf das Getreide. An der tyrrhenischen Küste egünstigten das andauernd schöne Wetter und der spärliche Schneefall die Feldarbeiten. In den südlichen Gegenden und auf den Inseln war der Stand der Felder im allgemeinen zufriedenstellend. Mit Ausnahme einiger Gegenden, wo die Feldarbeiten unterbrochen werden mußten, wurden im Süden die Getreidefelder schon vom Unkraut ge—⸗ säubert, dessen Wachstum durch das herrschende Klima begünstigt worden war. In einigen Gegenden klagt man über Mangel an Grün auf den Weideplätzen. (Bericht des Kaiserlichen Generalkonsulatg in Genua vom 17. Februar 1909.)

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

München, 23. Februar. (W. T. B.) Die Korresponden Hoff⸗ mann“ meldet: Beim ersten Bataillon des 21. Infanterie⸗ regöments in Fürth sind am 18. Februar 1 Unteroffijier und 19 Mann wegen Darmkatarrhs dem Lajarett überwiesen worden. Von ihnen fühlten sich am 20. Februar bereits 13 Mann wieder vollständig wohl, nur 1 Mann hatte erhöhte Körpertemperatur. Am 22. Februar gingen noch vier Mann wegen der gleichen Erkrankung dem Lazarett zu. Nach dem Ergebnis der bakteriologischen Unter- suchung handelt es sich um leichte Ruhr. Die Erhebungen üder die Ursache sind noch im Gange. Die erforderlichen Maßnabmen gegen die Weiterverbreitung sind getroffen.

Verdingungen im Auslande.

(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim Reiche. und

Staatzanjeiger' ausliegen, können in den Wechentagen in dessen

Expedition während der Ea von 9 bis 3 Uhr eingeseden werden.

Italien.

Direktion des Militärkommissariatz deg 8. Armer kerne in lorenz und gleichzeitig diejenigen in Alessandria, Wailand, enua, Verona, Bologna, Ancona, Turin, erm:

Neapel, Bari und Palermo. 1. Mär 16208, 12 Ude Mirren Vergebung der Lieferung von 18 0090 m dunkelblauem Rlelderder t Unteroffistere und Karabinieri in 18 Losen ju ie 1000 m. Sccherde nh leistung für jedes Los 780 Lire. Zeugnisse sind big Tdäte tenz R de

Näberes in itallenischer Srreche dem Reichsanzeiger“.

Direktion des Militärkommissariat de 1 Armed, m Neapel. 2. März 1909, 1 Ubr Mittagg: Vergedeng der Rr fennng von 20 000 Paar kleinen Stiefeln mit Herner Marel chen e dg. truppen in 10 Losen ju ie doo Paar. Scher deren de, nen, w, en Los 450 Lire. Zeugnisse sind bis pätestenz 1. Mär LW nme em. Näheres in itallenischer Sprache derm Nen denn ener