Deichbrüche im westlichen Deutschland und an der Elbe — baben in den letzten Monaten in zum Teil nie dagewesenem Umfang zahllose blühende Menschenleben, Besitztümer der Wohlhabenden und die einzige
abe der Armen vernichtet. Nie Provinz Westpreußen ist durch
otteg Gnade vor solchem Unglück bewahrt geblieben; aber ihre ge⸗ samte Bevölkerung hat in teilnehmendem Kummer das Leid und die Sorgen der Betroffenen mit empfunden und durch reiche Gaben opfer freudiger Wohltätiekeit zu lindern gesucht.
Einen besonders schweren, in allen Teilen der Provinz tief empfundenen und beklagten Verlust hat ung da verflossene Jahr gebracht, als am 2. November v. J. der langjährige bochverdiente Vorsitzende Ihres Prohinzialausschusses, Herr Geheimer Rat Doebn, durch einen plötzlichen Tod aus einem langen, an Glück und Lsebe, an Arbeit und Erfolgen reichen Leben abberufen wurde. Seine Majestät der Kaiser und König haben Allergnädigst geruht, der Ver⸗ dien ste des Entschlasenen wie zu dessen Lebzeiten so auch noch in dem Ausdruck Allerhöchstihrer Teilnabme ehrend zu gedenken; Ihre Ver—
tretung hat in einem warmen und rühmenden Nachruf der Liebe und
dem Danke der ganzen Propinz Ausdruck gegeben; seine Freunde und Verehrer baben schmerzbewegt den Entschlafenen zur letzten Ruhe geleitet. Das Andenken an den Geheimen Rat Doehn, seine rastlose Arbeit, seine Veidlenste um die Proviaz, seine seltene, talkräftige wie liebeng— würdige Persönlichkeit wird in Westpreußen dauernd erhalten bleiben. Die Tätigkeit seines Nachfolgers, dessen Wahl den für die Provinz bedeutungsvollsten Gegenstand Ihrer diesjährigen Tagung bilden wird, möge der Probinz ju gleichem Segen ereichen!
Die Mittel, welche Sie durch frühere Beschlüsse dem Provinzial⸗
ausschusse zur Unterstützung von Kleinbahnen jur Verfügung gestellt
Vorlage des Provinzial⸗ ausschusses wird die Bereitftellung eines weiteren Kredits don 800 000 M jur Unterstützung von Kleinbahnen beantragt. Die Hebeammenlehranstalt der Provinz entspricht nach Umfang und Gestaltung nicht mehr den an sie ju stellenden Anforderungen. Der Provinzialaneschuß unterbreltet Ihnen in einer ausführlichen Bor— lage seine Vorschläge für die von Ihnen zu beschließenden baulichen Maßnahmen. Auf dem Gebiete welterer Fürsorge fur die Bez mien
haben, sind eiscköpft. In einer
Erhöhung von Gebältern der Provtnztalbeamten und die Errichtung einer Ruhegehalisgkasse für die westpreußischen Kommunalbeamten, zu beschäftigen haben. Es ist wohl ju erwarten, daß Sie, Vorgehen der Staatsregierung auf dem Gebiete der aufbesserung und dem Vorschlage des Propinzialausschusses folgend, eine die Provinz nicht unerheblich belastende Ausb⸗sserung der Diensteinkommen beschließen werden. In gleicher Weise muß aber rwartet werden, daß diese weitere Fürsorge der
— — — —
dem
Gehalte · die Vorlage sämtlicher Bücher, Unterlagen und Bestände verlangen,
sind. — 57.
Probinz in allen Kreisen ibrer Beamten mit Dank und Befriedigung
auigenommen wird, daß über das Maß hinausgehende Begehrlichkeit
und ein scherlsehendes Vergleichen mit anderen Beamtenkalegorien, wo eg vereinzelt zutage getreten ist, nunmehr in dem Pflichtbewußtsein der Beamten ein Ende findet. Neben den vorerwähnten und ein gen anderen lleineren Vorlagen wird die Fesistellung der Voranschläge * Probinnalhaushalts den weiteren Gegenstand Ihrer Beratungen ilden.
Mit dem Wunsche, daß die Beratungen und Beschlüsse auch Ihrer diesjährigen Tagung der Provinz zum Segen gereichen mögen,
dinziallandtag für eröffnet.
Nach einem vom Alterspräsidenten, Rittergutsbesitzer Heine⸗Narkau ausgebrachten Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König wurde zur Wahl des Präsidiums geschritten, aus der als Erster en von Graß⸗Klanin, als stellvertretender Vorsitzender der e, e Hafen tor Graf von Kayserlingk⸗-Marien⸗ wer 1 ö
Seine Königliche
Imsha ven, 31 4
Hoheiter Großherzog von O folge, zum Besu
ez hier eingetroffen. Bayern.
Sämtliche bayerischen Handelskammern sind gestern in
München zum Ersten bayerischen Handelskammertage
rr, ern,, dem auch Seine Königliche Hoheit er Prinz Ludwig beiwohnte. Der Ministerpräsibent Freiherr von Podewils, der die Versammlung im Namen der Regierung begrüßte, wies unter anderem darauf hin, daß die erste Hauptaufgabe des bayerischen Handels kammertages
die Stellungnahme ur bayerischen Steuerreform sei, und kam 8.
dabei auch auf die Reichsfinanzreform k sprechen.
Wie das W. T. B. berichtet, ketonte Frelherr von Podewils,
daß dem deutschen Volle die schwere Stunde ker Verständigung über
11
Einen so glänzenden Auf— aufweise, so groß auch sei, Tatsache
rückwärtz wenden
die Reiche finanzreform geschlagen habe. schwung unsere wirtschafiliche Lage auch die Mehrung des Nationalvermögens daß gegenwärtig der Blick sich wolle man Grsreuliches erschauen. Wohl machten sich ein⸗ zel ne fon, einer wirtschaftlichen Besserung geltend, doch könnte sich diese noch lange hinausziehen. Die bayerische Steuer⸗ reform lasse sich nur in einem gewissen Zusammenhang mit der Reicksfinanzreform lösen. Es werde sich dabei die Än⸗ sicht bestätlgen, daß die unerläßliche Stärkung der Reiche finanzen, der wir in loyaler Weise bis an die äußerste Grenze der Opferwilligkeit unsere Mitarbeit weihen, die Sicherung der bundetzstaatsichen Budget⸗ gebarung in sich berge. Sie müsse dies, wenn anders das ganze Sanierungswerk nicht die finanzielle, ja selbst die volitische Selb⸗ ständigkeit der Einzelstagten in schwerer Weise bedrohen solle.—
Nach der Rede des Ministerpräsidenten trat die Versamm— lung in die Beratung der bayerischen Steuerreform ein.
Sessen.
Bei der gestern fortgesetzten Budgetberatung der Zweiten Kammer kam der Finanzminister Dr. Gnauth auch auf die Reichs fin anzref orm zu sprechen und führte, W. T. B.“ zufolge, aus:
Gine Reichteinkommen. und Reicht vermögentsteuer müsse für unganehmhar erklärt werden. Der Antrag der Ahgg. Gamp und Herold würde für Hessen einen Zuschlag von 18 bis 20 v zu den direkten Steuern bedeuten. Dleser Antrag würde nichls anderes ur Folge haben, als aus der Reicht finanmnot eine fesche der Bundesstaalen ju machen. Er würde ferner auch die politische Selbständigkeit der Bundegstaaten beemträchtlgen und den söderasiven Ekarafier beg Reiches nicht sörhern. Dem Abg. Molthan müsse er Mecht geben, wean, er gesagt hahe, daß im Relchztag jum großen Teil mit wenig Sachkenn inig das Verhältnis Preußens zu Hessen in der Eisenbahn— gemelnschaft geschildert worden sei. Wenn ein Abgeordneter von der Bedeutung und der Kenntnig des bg. Freiherrn von Heyl ganz offen erklärt, daß eine Revision dieses Verkragg für Heffen unter allen Um- länden ungünstig augfsallen müsse, so ware es iörlcht, noch eine solche Rev sion anzustreben.
Oldenburg.
Der Landtag hat, laut Meldung des ‚W. T. B.“, in seiner gestrigen Sitzung die Vorlage, betreffend Wohn ungs⸗ kerdzuscha der Zivilstaatsdiener und Volksschul— ehrer, abgelehnt.
müsse,
Sachsen⸗Altenburg.
Der Landtag hat, nach einer Meldung des W. T. B.“, gestern das neue Wahlgesetz angenommen. Vorher hatte ein Antrag des Präͤsidenten Oßwald Annahme ge⸗ funden, nach dein auf dag platte Land 12 Abgeordnete, auf
bleibe,
Zoll innerhalb der vom Zollamt festzusetzenden Frist
* ; ; 8 n. . 12 ; . 23 Deckun X 16 ; hen 5 bag 2 Aklare ich im Allerbochsten Auftrage den 33. Wesprenß sche⸗ Pro⸗ so können die Steine zur Deckung der auf ihnen ruhenden Abäben
itzender der Wirkliche Geheime Rat
. Adenburg ist, W. T. B.“ Seiner Majestät des Kaifers heute
werden Sie sich mit Anträgen des Probinzialausschusseg, betreffend die lede zeit er sichtlich ii
8 die Rechte Dritter
3
die Städte 11 und auf die Höchstbesteuerten 9 Abgeordnete entfallen. Die Zahl der Abgeordneten erhöht sich damit
um zwei. Deutsche Kolonien.
In der Nummer 5. des Deutschen Kolonialblatts“ vom L März d. J. ist die auf Weisung des Reichskanzlers für Deutsch⸗Südwestafrika ergangene und mit ihrer Ver— kündigung in Kraft getretene Verordnung des Gouverneurs, betreffend die Erhebung eines AUusfuhrzoiles auf rohe oder ungeschliffene Diamanten, vom 16. De— zember 1998 abgedruckt. Sie hat folgenden Wortlaut:
§ 1. Die Angsuhr von rohen oder ungeschliffenen Diamanten aus dem deutsch südwestafrilanischen Schutzgebiete unterliegt einem Zolle, welcher 10 M für das Karat oder 48,50 S für das Gramm beträgt. Jedes angefangene Zentigramm wird für voll gerechnet. —
2. Die Ausfuhr ist nur se-wärts, und jwar nur über den Ort Lüderitzbucht gestattet. — 5 3. Zur Entrichtung des Zolls bat fich derienige, welcher die Stelne ausführen will, auf dem Zollamt Lüderttzbucht einzufinden und sie unter Angabe det Empfängers in einem jur Versendung und Versiegelung geeigneten Behältnis zur Wägnng vorzulegen. Als Besitzlegitimation ist der nach der Ver— ordnung vom 21. Oktober 1905 erforderliche bebördliche Erlaubnis. schein vorzujeigen — § 4. Die Steine sied nach Wägung und Entrichtung deg Zolls in dem in S§ 3 genannten Behältnis vom Absender und Zollamt gemelnschaftlich zu bersiegeln. Sie dürfen nur in diesem Zastande jur Ausfuhr zugelassen werden. — § 5. Ueber das Wägungzergebnis und die Zahlung des Zolles wird vom Zollamt ein Register geführt. In jedem einzelnen Falle wird dem Anlieferer der Steine ein Registerauszug als Ausweig erteilt. — 5 6. Jeder Inhaber eines Diamanterlaubnisschein es (val. Verordnung des Gouverneurs von Deutsch⸗ Südwestafrlka über den Dandel und Verkehr mit rohen oder ungeschliffenen Diamanten vom 21. Oktober 1908) ist rerpflichtet, ein Register zu führen, aus welchem der Bestand sowie jeder Zu⸗ und Abgang von Viamanten Die nähere Einrichtung des Registers wird durch Bekanntmachung bestimmt. Dag Register ist auf Verlangen dem Kaiserlichen Zollamt in Lüderitzbucht oder einer sonst vom Kaiserlichen Gouverneur bezeichneten Behörde zur Ginsicht jederzeit vorzulegen. Desgleichen können die vorbenannten Amtgstellen sederzein
welche zu einer vollständigen Kontrolle der Geschästesührung nötig Alle Verstöße gegen diese Verordnung und die zu ihrer Ausführung öffentlich bekannt gemachten Bestimmungen können vom Zollamt, sofern nicht die Bestimmungen des F 10 in Betracht kommen, mit elner Ordnungestrafe bis zu 150 „S belegt werden. —
8. Die zollpflichtigen Steine haften ohne Rüchsicht auf für die auf ihnen ruhenden Abgaben und können, solange der Zoll nicht bezahlt und der Empfänger nicht namhaft gemacht ist, von der zuständigen Amtzstelle zurückbehalten oder mit Beschlag belegt werden. Das an den Inhaber der jollpflichtigen Steine von dem Zollamt ergehende Vecbot der westeren Versügung über die Steine hat die Wirkung der Beschlagnahme. Wird der nicht entrichtet,
und Kosten vom Zollamt nach den Beslimmungen deg Bürgerlichen
Gesetzbuchs über den Pfans verkauf öffentlich meistbirtend verkauft ober
versteigert werden. — S 9. Die Organe des Zoll. und Vol izeidienstes sind befugt, verdächtig erschelnende Sendungen jeder Ait ju öffnen und auf ihren Jahalt zu prüfen. Bie Postbeamten haben das Recht, solche Sendungen anzuhalten und der zu⸗ ständigen Amtestell! zur Deffnung und Prüfung zu über— geben. Außerdem können Haussuchungen und körperliche Durch suchungen bei e porliegendem Verdacht der Abgabenhinterziehung vorgenommen weiden, wohel die Vorschriften der Strasprozeßordnung (65 102 ff.) zu beachten find. — 5. 10. Wer eg unternimmt, rohe oder ungeschliffene Viamanten ohne Entrichlung des in diefer Ver— ordnung festgesetzten Zolles auszuführen oder über cinen anderen Jus— fuhrort als Lüver itzbucht über die Zollgrenze zu bringen, wird mit
SGefängnis bis zu drei Monaten und Geldstrafe bis ju 100 000
bestraft. Außerdem findet Ginziehung der den Gegenftand
rischen Parteiführer,
setzen,
der Zu⸗ widerhandlung bildenden Steine statt. Kann die Einziehung 62 treffenden Steine nicht erreicht werden, so ist auf Erlegung des Wertes der Steine, und wenn dieser nicht ermittelt werden kann, auf Gilegung einer angemessenen Geldsumme zu erkennen.
— — — — —
Oe fterreich⸗ Ungarn.
Die tschechisch⸗ klerikalen und die tschechisch⸗agra⸗ die gestern zum Ministerpräsidenten Freiherrn von Bienerth geladen waren, hielten eine Vor— besprechung ab, in der sie, „W. T. B.“ zufolge, beschlossen, dem Ministerpräsidenten mitzuteilen, daß ihre Parteien die Staatsnotwendigkeiten so lange nicht durchgehen lassen werden, als der Ministerpräsident nicht seine Demission gegeben habe. Großbritannien und Irland.
Im Unterhause standen gestern mehrere pellationen auf der Tagesordnung.
Auf eine Anfrage Ashleyz (Kons.), ob von England, entweder selbständig oder im Verein iit anderen Mächten, Scheitte getan worden seien, um eine friedliche Regelung der Streitfragen zwischen Oesterreich Ungarn, Serbien und Montenegro berbeizuführen, erwiderte der Staate sekretãr des Auswärtigen Amt Sir Edward Grey. . W. T. B. jufolge: Es seien in letzter Zeit zwischen den Mächten, England eingeschlossen, verschiedene Mitteilungen ausgetauscht worden, um eine friedliche Regelung herbeisuführen. Auf eine weitere Anfrage Ajhleys, ob Grey, ohne guf die Verhandlungen ungün stig einzuwirken, dem Hause mitteilen könne, welchen Fortgang diese Verhandlungen nähmen, erwiderte dieser in verneinendem Sinne. Die Verhandlungen zwischen den in Frage kommenden Mächten seien notwendigerweise informatorischer Natur, bet, dem gegenwärtigen Stande der Dinge glaube er, darüber kelne Mitteilung machen ju dürfen.
In Beantwortung einer Anfrage bezüglich der ministers Haldane über das Reichgheer am 20. v Ministerprasident Aequith:
Inter⸗
Rede des Kriegg⸗ . M. erllãrte der Was Haldane bezüglich der Landes. verteidigung vorgeschlagen hätte, wäre nur, dem Material eine geeignete Organtsation zu geben, das schon lange bestehe und das sich aus Freiwilligenkorpg zusammensetze, die nach vom
arlament gebilligten Grundsätzen gebilget! wären. Eine
tnmischung in die vollstän dige Bewegungöfreiheit der Kolonien wäre nicht beabsichtigt. Haldane habe nur vorgelchlagen, das ing Werk zu was von den Premierministern der Kolonien in der Reichs. konferenz im Jahre 1997 beraten und gebilligt wäre.
Auf eine Anfrage bezüglich Persleng teilte der Staalssekretãr des Auswärtigen Amtes Sir Edward Grey mit, daß der Erlaß einer Amnestie einen Teil der Anregungen bildete, über die beraten würde, um die Pazifikation Persieng zu sichern.
Bei der gestrigen Jahres versammlung der Verei nigung der Handelskammern wurde die Resolution der Belfaster Handelskammer beraten, in der es, laut Bericht des . B.“ heißt, das Land solle sich selbst von dem starren System des Freihandels befreien, und in der ferner eine Aushreitung der Grundlage der Besteuerung sowie eine Reform des Finanzsystems befürwortet werben. 46 Handels⸗ kammern stimmten für zund 31 Hen die Resolution, 82 ent⸗ hielten sich der Abstimmung. Der Vorsitzende erklärte, da keine Zweidrittelmajorität vorhanden sei, könnte in der Sache nichts weiter getan werden.
Frankreich.
In dem gestern abgehaltenen Ministerrat hielt, wie dag W. T. B.“ berichtet, der Minister des Aeußern Pichq Vortrag über die äußere Lage und über den Stand der Ve handlungen der Mächte. Der Ministerpräsident Clemenceg und der Finanzminister Caillaux erklärten, sie würden unt Stellung der Vertrauensfrage in der Kammer die Ablehnung des von dem Abg. Magniaude zum Einkommensteuerges gestellten Abänderungsantrags verlangen, nach den jedem Steuerpflichtigen, dessen Einkommen nicht übe l5 000 Fr. beträgt, für jede Person, die er zu unter halten hat, ein Nachlaß Im weiteren Verlaufe der Sitzung legten der Finanzministe
einen Gesetzentwurf, betreffens die Steuerzuschläge der de
partements un? der Gemeinden, zur Genehmigung und ha Unterrichtsminister Do um ergue den Erlaß zur Hehn vor, durch den der Abhé Loish zum Professor für Religiong geschichte am Collèùge de France ernannt wird.
— Die Deputier tent ammer hat gestern, obiger Quell zufolge, bei Weiterberatung des Gesetzentwurfs über die Ein, kommensteuer nach der Erklärung des Ministerpräsidente; Ser von der Regierung bekämpften Abänderungsantrag Magniaub
daß die Regierung die Vertrauensfrage stelle, den
mit 291 gegen 185 Stimmen abgelehnt und daran mit Artikel 98 eine auch vom Finanzminister Caillaux ge pflichtigen, dessen Einkommen 12000 Fr. nicht übersteigt, fün jede von ihm zu unterhaltende Person ein Nachlaß von ach Francs gewährt werden soll.
Rußland.
Die Finanzkommission der Reichsdumag hat gestern, wie das „W. T. B.“ berichtet, die Prüfung des Gesetzentwurß⸗ bezüglich der Maßnahmen begonnen, die gegen den Andra ni der Chinesen und Koreaner im Amurgebiet ergriffen
werden sollen. Die Kommission fand es für zweckmäßig, die
Wirkung dieses Gesetzentwurfs mit den noch vorzunehmenden
Abänderungen nicht nur auf Chinesen und Koreaner, sondem überhaupt auf alle Ausländer auszudehnen.
Serbien.
Zu Ehren der neuen Regierung fand gestern im König lichen Palast in Belgrad eine Foftafel statt, bei der der König Peter, dem „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenzbureau“ zufolge die Begnadigung sämtlicher politischer Verbrecher in einer Rede ankündigte, in der er zunächst die
als Herrscher begrüßte und dann fortfuhr:
Vie Verhältnisse sei jweifellos schwer. Volk blickten aber veitrauenspoll in die Zukunft, da sie die Führer de Volks geeinigt der Leitung der Staatsgeschäfte So, wie alle Serben in dem gegenwärsigen Augenblick alle Beleidigungen und Angriffe der Vergessenbelt überwiesen, so verjeihe er, Ter Köni, elle ihm und seinem Dause zugefügten Beleidigungen. Mögen, sagte der König, „ven ttz an unter uns jede Ueinigken schw enden, möge unsere Biust niht mehr von Haß und egolstischen Wänschen ersüllt sein, damit mir al wie ein Mann, von gleich großer Liebe zum Vaterlande getragen, ung
seien
für seine bedrohte Zukunft zur W-hr setzen. Ich bin überzeugt, das
die aus anerkannten Patrioten jusammengesetzte Regierung in der Laze und gewillt sein wird, die in sie gesetzten Hoffnungen zu rechtfertigen.
Der König schloß mit Hochrusen auf die Serben und das Serbentum
Der Ministerpräsident Nowakowitsch erwiderte mit
einer Dankesrede, die in begeistert aufgenommenen Hochrufen
auf den König und das Königliche Haus ausklang.
Amerika. Das amerikanische Repräsentantenhaus hat di⸗ Vorlage, betreffend staatliche Subventionierung der Post dampf er, „W. T. B.“ zufolge, abgelehnt.
Asien.
Wie die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ melden
ist Seid ul Mamelik, den Sattar Khan zum Gouverneut von Choi eingesetzt hat, um dort die Ordnung wiederherzu⸗
stellen, in Salmas eingetroffen und hat von dort aus de
Gouverneur von Urmia telephonisch aufgefordert, er solle in bestimmter Form erklären, ob er sich dem unterwerfen und verpflichten wolle, in und deren Umgegend für gesicherte sorgen, andernfalls werde er nach Urmia marschiereh. Als der Gouverneur eine ausweichende Antwort gab, wiederholte Seid ul Mamelik seine Aufforderung, worauf der Gouverneur durch das Endschumen und durch die Führer der Revolutionäre die Bevölkerung davon in Kenntnis seßzte seine Antwort aber noch hinausschob. Die Bitte der Vertreter der Bevölkerung, Maßnahmen gegen die Handlungsweise der türkischen Grenzoffisiere und der — zu treffen, wurde von Seid ul Mamelik erfüllt.
Nach einer Meldung aus Choi haben die Revolutionäre die Krieger Maku Serdars zurückgeschlagen, wobei dieser 20 Mann verlor.
— Die Vertreter der fremden Mächte in Adis Abeba haben, der „Agence Havas“ zufolge, bei der äthiopischen Regierung um ernsthafte Bürgschaften für die Sicherheit und den Schutz der Gesandtschaften und der Europäer im Falle eines Thronwechsels nach— gesucht. Die äthiopische Regierung ließ durch den Kriegs⸗ minister Fitaurari Apte Giorgis eine vollkommen zufrieden⸗ stellende Antwort erteilen, indem sie die Versicherung abgab, daß Ruhestörungen oder sonstige Verwickelungen bei einem etwaigen Thronwechsel in Adis Abeba nicht voraus— zusehen seien, und daß die Gesandischaften und die Europãer auf alle Fälle in wirksamster Weise geschützt werden würden Leichter schon könne es in der Provinz zu Verwickelungen kommen, doch erklärte die äthiopische Regierung, daß es in ihrer Macht stehe, ihnen die Spitze zu bieten.
der
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstag und der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hause 3 Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten
ilage.
von jsehn Francs gewährt werden soll
billigte Zusatzbestimmung angenominen, nach der jedem Sieur
Annäherung
n — 117 M 451 — ? 8 zwischen den politischen Parteien Serbiens, aus denen die ö gegenwärtige Regierung hervorgegangen sei, als Serbe und .
Er und sein ganze
. sãben schicksalsschwerẽ
Volks willen Stad Verhältnisse
Bei der am 265. Februar stattgehabten Reichstags⸗ stichwahl im Wahlkreise Bingen⸗Alzey wurden nach amtlichen Ermittelungen insgesamt 22 8I1(1 Stimmen abgegeben. Hiervon entfielen auf den Landtagsabgeordneten Philipp Rebe l⸗Dieburg (Zentr) 11 927, auf den evangelischen Pfarrer Adolf Korell⸗Königstätten (fr. Volksp.) 10 83864 Stimmen. Uebel ist somit gewählt.
Bei der im Wahlkreise 6 Hannover (Syke⸗Hoya) am 265. Februar stattgehabten Reichstagsersatzwahl wurden amtlichen Ermittelungen zufolge 22714 gültige Stimmen ab⸗ gegeben. Hiervon entfielen auf von Dannenberg (Welfe)
6317, auf Dr. Heiligenstadt (Natlib) 5883, auf Henke . 9 Antwerpen in einer Anzahl von
) 3898, auf Harries (Freikons) 3453, auf Dr. Lewin §* Ver 3163. Die Stichwahl findet am 8. März statt.
Kunft und Wissenschaft. Verschlossene Briefe aus dem Jahre 1585.
Im Jahre 18589 wurden beim Umzuge des Amtsgerichts 11 in Frankfurt a. M. in das neue Gerichtsgebäude 179 verschlossene Briefe an Abressaten in Cöln, Aachen, Lüttich, Antwerpen, Amsterdam u. g. D. auf- gefunden, die sämtlich aus dem Jahre 1585 herrührten und mit wenigen Ausnahmen aus Italien stammten. Ein Paket kaufmännischer Rech= nungtzauszüge in ltalienischer Sprache aus den Jahren zos2 n 664 lag den Briefen bel. Der Fund wurde zunächst an die Verwaltung der Königlich preußischen Staattarchiv- abgeliefert. Durch Allerhöchste Entschließung wurden die Brlefe postmuseum üÜberwiesen. Ueber diesen hochbedeutsa men Fund, der 272 Briefe — unter ibnen 237 aus Italien — enthält, veröffentlicht der Ober und Geheime Postrat a. V. Sautter in der letzten Nummer des Archivs fär Post und Telegravhte einen längeren Aufsatz. nach enthielten einzelne der uneröffneten Umschläge mehrere Briefe, in einem Falle waren 11 verschiedene Briefe in einem Umschlag er— halten. Von den 272 Briefen waren bestimmt für Cöln 8a Ant- werpen 53, Lüttich 40, für Offiziere und Soldaten des spanischen Herres in den Niederlanden 39. Auf 10 Briefen ift der Bestimmungs⸗ ort nicht angegeben oder richt
zu entsiffern. Aug dem Inhalt mehrerer der Briefe geht unjwelfelhaft bervor, daß sie zur Be—⸗ forderung mit der Reichspost bestimmt waren und daß sie nicht durch die damals bestebenden städtischen Botenanstalten oder mit Privatgelegenheit (wandernde Mönche, reifende Kaufleute) befördert worden sind. Der untrüglichste Beweis hierfür muß in dem Umstand ges⸗hen werden, daß sich der ‚„Postapiso“ zur Post von Mal⸗ land nac Cöln vom 16. Mai 1585 bei den Briefen befindet. Unter „Avytso“ in postalischem Sinne verstand man in jener Zeit das Be⸗ gleitschreiden, das von den einzelnen Postämtern dem die DOrdinari ; post?“ befördernden reitenden Postillon als Ausweis über die ihm anvertrauten Briefsendungen offen mitgegeben wurde. Der votliegende Poftaviso ist in italienischer Sprache abgefaßt und aus Maland unter dem 16. Mai 1585 datiert. Der Ab— sender ist der spanische Postmeister in Mailand. Empfänger sollte der Generalpostmeister sein, der damals in Cöln residierte. Diese Post ist ohne Zweifel unterwegs abhanden gekommen und, nach dem Datum mehrerer der vorliegenden Briefe zu schließen, schelnen weitere 3 — 4 Postsendungen dasselbe Schicksal gehabt zu haben. Nach der ansehnlichen Zahl von Briefen aus Rom und Venedig wird es sich dabet auch um das Abhandenkommen von Briefpaketen Mantua — Cöln und Venedig Cöln gehandelt haben. Das oben er⸗ wähnte Postariso Mailand Cöln vom 16. Mai 1886 ist nun eine sehr wertvolle Urkunde. Zunächst ist sie der älteste auf uns gekommenen Postavisi. Bisher galt als älteste Urkunde dieser Art ein Thurn und Taxlesches Aviso jur Post Venedig — Brüssel vom 5. Juni 1598. Wir ersehen aus dem Aviso ferner, daß schon im Jahre 1585 als kürzester Reiswe zwischen Cöln und Mailand der Weg über Basel galt, während man bisher annehmen mußte, daß damals noch die uralte Poststraße über Trient, den Brenner — Fernvaß — Reute — Füssen — Auge burg für den Postdienst benutzt wurde. Die Linie Basel wurde vermutlich auch nur für Gilsendungen in An— spruch genommen, die über den Simplon bezw. den Bernina Julieipaß nach Chur und Zürich befördert wurden. Unsere Briefe sind jedenfalls noch nicht über die Schweijerpässe befördert, da die Drdinarixost diesen Weg nicht kannte. Zwei der Briefe tragen ju— dem den Vermerk „francha sino Augusta“ — frei bis Augsburg —, der die Beförderung durch die Schwelz bis Basel unbedingt ausschließt. Interessant ist ferner die in dem Aviso enthaltene Mitteilung, daß die Ordinaripost aus Cöln vom 26. April erst am 15. Mal nach Malland gelangte, also volle 17 Tage unterwegs war, während der am 4 Mai abgefer igte Postkurier, der allerdings auf dem kürzeren Weg über Basel geritten sein dürfte, Mailand schon in 8 Tagen erreichte. Die ungewöhnlich langsame Beförderung der deutschitalienischen Post erklärt sich aug der damalg eingersssenen, hauptsächlich den nieder= ländischen Unruhen jujuschreibenden Unordnung im Postengange.
Wie und wo sind die Briefe nun aus dem Gewahrsam der Reichs poft gekommen? Der Beförderungsweg der Postsendungen Mailand — Cöln = Niederlande läßt sich noch beule genau sesistellen. Geheimrat Sautter macht ihn namhaft und hält es für naheliegend, anzunehmen, daß der Ort des Abhandenkommens entweder in den Einöden der damals weit mehr noch als heute unwirtlichen Gifel, oder in den einsamen Waldungen deg Soonwaldes oder Hungrücks ju suchen sel. Der Soonwald war schon 24 Jahre früher der Schauplatz eines frechen Postrauhg gewesen, der den Kaiser Ferdinand 1 veranlaßte, den Hofpost. melster Christof von Taxig von Präg aus zur Untersuchung an Drt und Stelle zu entsenden. ie Frage, auf welche Ursache die Beraubung der Post in unserem Falle zurückjuführen ist, läßt jweierlet Ver= mutungen ju. Einmal kann man annehmen, daß die Cölner oder 6 Städteboten, die wegen des gewaltsamen Vorgehens dez
alserlichen Postmeisters in Csln gegen ihre alten Gerechtsame gerade damals sehr erbittert waren, die Kaiserliche Post gewaltsam weggenommen haben, oder daß es sich um eine Beraubung der Post aus polltischen Gründen gehandelt bat, was damals nicht selten vorkam. Zu jener Zeit tobten am Rhein die Wirren, die durch den Ucbertrijt des Eribischofs und Kurfürsten Gebhard Truchseß von Cöln zum Protestantismus und seine daraufhin vom Papst verfügte Ab—⸗ setzung entbrannt waren, und man scheute sich nicht, um polltischer
wecke willen die Briefsendungen dei Gegnerz an sich zu bringen.
6 ist auffällig, daß sich unter den Briefen nicht ein änzigeg Schreiben des Kalsers oder eines Kurfürsten befindet. Der Verfasser vermutet daher, daß eine Anjahl von politisch wichtigen Belefen aus dem guten Fang sofort auggeschleden wurde, während die Abrigen, denen man nach der Aufschrift keinen politischen Wert bei⸗ legte, irgendwo versteckt wurden, wo sie dann in Vergessenheit ge— rieten, um erst nach Jahren wieder zum Vorschein ju kommen. Un—= aufgeklärt bleibt, wie die Briefe schließlich in die Akten des Amts. gerichtß in Frankfurt a. M. gerteten.
Inhaltlich kann man unter den Briefen kausfmännlsche Ge— schäftgbriefe und Privat! und Familienbriese unterschelden. Bie Ge. schäftgbrie se bilden die weit überwiegende Mebrjahl; meist find sie in italienischer Sprache abgefaßt, doch finden sich unter shnen auch solche in spanischer, portuglesischer, fran zösischer und flämischer Sprache. Sle sind melst sehr schlecht, mitunter unleserlich geschrleben. Aug lhrem Inhalt geht beivor, daß Mailand, Genua und Venedig damals in den lebhastesten Handels bestebungen zu Cöln und Antwerpen Gestanden haben. Dles ist schon bejüglich Czlng sebr auffällig, denn alle sonstigen Zelt gachrichien beklagen dag gänzliche Danlederliegen des Dandels in Göln insolge — erwäbnten Unruhen, den sogenannten . Kölnischen Krieges. Aber nech unerklärlicher ist der rege Geschäflghriefversand noch zur damaligen Zelt nach Antwerpen; denn die Stadt wurde seit beinahe Jahresfrist on einem spanischen Deere unter dem Befehl des Prinzen Alrrander Farnese von Parma
später dem Reichs ⸗
der
belagert. Seit dem 25. Februar 1335 war Antwerpen durch eine 2400 Fuß lange, stark brfestigte, von den Spaniern quer über die Schelde von einem Ufer zum anderen gezogene Brücke vom Verkehr
mit der Außenwelt völlig abgeschnitten, während bis dahin auf dem Wasserwege durch Rlockadebrecher eine Verbindung mit den B⸗wohnenn
der von der Landseite her eingeschlofsenen Stadt immerhin noch möglich gewesen war. Dies war in Italien, wie aus Briefen an Angehörige des spanischen Belagerungsheers ju entnebmen ist, wobl. bekannt. Und dabei doch diese jahlreichen Geschäftsbriefe an Antwerpener Häuser, in denen von der Besiellung und Abnahme von Waren, von Geschäftgabschlüssen, Abrechnungen und Bezablung von Wechseln die Rede (ist, gleich als ob man allerorten im tiessten Frieden lebte! Wie sollten die Briese über haupt in die Hände der Adressaten gelangen? Vielleicht dafür die Tatsache einen. Fingerjeig, daß Briefe nach Fällen in die Briefe nach Cöln ein— gelegt waren. Anscheinend rechneten die italienischen Kaufleute damit, daß ihre Cölner Geschäftsfreunde doch noch über Mittel und Wege verfügten, die Briefschaften durch das spanische Belagerungeheer hin⸗ durch in die Stadt hineinjzuschmuggeln. Aber dessenungeachtet bleibt
der rege, unbefangene, an die tiefste Friedenszeit erinnernde Geschäftz-
verkehr mit einer belagerten Stadt, wie er sich in diesen Briefen
kundgibt, ein Rätsel. Nicht minder staunenerregend erscheint die durch
Da ˖
— — ——
und
Mitteilungen in den Brlefen aus Italien verbürgte Tatsache, daß
Briefe aus dem belagerten Antwerpen nach Italien versandt werden konnten, noch dazu, ohne Verzögerung zu erleiden.
Aus der damaligen Unsicherheit der Postbeförderung erklärt sich wohl der Umstand, daß in manchen Geschäftsbriefen zunächst die Ab schrift früherer, unbeantwortet gebliebener Briefe mitgeteilt wird, von denen der Schreiber wobl annahm, daß sie nicht an ihre Adresse ge⸗ langt seien. — Mehreren Briefen liegen Wechsel bei, sodaß wir die damalige Form der Wechsel kennen lernen. Er bestand aus einem schmalen, etwa 6 em breiten unbedruckter, engbeschrlebenen Papler⸗ streifen von 20—- 2? em Länge. Der Wortlaut war annähernd derselbe wie heutzutage. Die einzelnen Worte sind meist stark abgekürnt. Wie auch bei den meisten Geschäfisbriefen lautet der Eingang: „Al nome de Dio“ oder „Laus Deo“. Davor steht ein Kreuz, das auch sonst, namentlich von Geistlichen, an die Spitze der Briefe elch: wurde, ein in Italien noch heute nicht — Brauch. Am Schluß, unmittelbar vor der Unterschrift, stehen meist die Worte „a Dio. Bemerkenswert ist die beträchtliche Zahl der zu jener Zeit in Cöln ansässigen itallenischen Handelshäuser; wir begegnen deren unter den Adressaten der Briefe nicht weniger als 17. Die Firmen müssen untereinander meist in freundschaftlichen Beziehungen gestanden haben,
da die Brlese an die eine Firma häufig in die Briefe an irgend
eine andere zur Weiterbeförderung eingelegt wurden. Die Zahl der in Antwerpen ansässigen italienischen Firmen stand binter der Zahl der in Cöln befindlichen nicht zurück. Umgekehrt begegnen wir nieder ländischen Kaufleutea, die sich in Italien niedergelassen hatten und von dort Handelsgeschäfte nach ihrer Heimat betrieben. Von Interesse sind jwei in der Farbe noch gut erhaltene dreieckige, blau und gelb gemusterte Stoffproben in einem Brief aus Genua nach Cöln und eine welße Leinwandyrobe in einem Briefe aus Venedig nach Antwerven. Nach diesen Proben sollte geliefert werden. Wir haben also den Beweis, daß die heutlze Form des Musterversandes in Zeugahschnitten schon vor länger als 300 Jahren in der kauf— männischen Welt gebräuchlich war. Neben geschaftlichen Dingen machen die Absender in ihren Geschäftsbriefen auch Mitteilungen über politische Tageiereignisse. Nach ibnen ju urteilen, scheint die Wahl des Papstes Sixtus V. die Gemüter der Zeitgenossen besonders lebbaft ere gt zu haben. Neben politischen Mitteilungen lesen wir auch solche über die Ernte und den Saatenstand und über die geschäftliche Lage anderer Häuser. Der Ausdruck in den Geschäftsbriefen läßt, wenn es sich um Klagen über schlechte Lieferung und dergleichen handelt, an Derbheit und Urwüchsigkeit oft nichts zu wünschen übrig. Aus diesen Briefen ergibt sich auch ein anschauliches Bild von dem Güteraustausch zwischen Itallen und dem Niederrhein und den Nieder⸗ landen. Beim Ein und Verkauf der Warengattungen spielten im 16. Jabrhundert die Messen und Märkte eine große Rolle. In den Briefen aus Oberitalien ist häufig von den beiden Messen in Piacenza, der Oster, und der Augustmesse, die Rede, die große Bedeutung gehabt haben müssen. Daneben werden aber auch die Messen in Besan gon und Frankfurt a. M. genannt. Die Güterbeförderung scheint ungemein langsam gewesen zu selin. So war eine Sendung von Cöln bis Neapel über 3 Monate unterwegs. In der Richtung aus Italien war Cäͤln der Speditionsplatz für Waren nach Hamburg, Antwerven für solche nach England und dem beutigen Holland. Bel der Beförderung Über Antweipen kam namentlich die Beförderung zur Ser über Venedig in Frage.
Die Privat, und Familienbriefe zerfallen in mehrere Gruppen, nämlich: Briefe, die zwischen Geistlichen gewechselt werden, Briefe von jungen Priestern und Studenten an Angebörige i . Heimat, Brlefe an Angehörige der spanlschen Armee in den Nieder landen, die man „Feldposibriefe nennen kann, und Famillenbriefe verschiedenen Inbaltg. Die Geistlichen bedienen sich in ihren Briefen meift der lateinischen Sprache, doch finden sich auch Briefe in französischer und italienischer Sprache; es handelt sich in meist um geistliche Projesse, die in Rom gefübrt warden, um Bemühungen zur Erlangung von Pfründen, Empfeblungen für solch' und Berichte über das Gegebnig der unternommenen Schritte. — Unter den Briefen der Studenten an ihre Angebsrigen in der Heimat dürfte die langatmige, schwülstige Epistel eines recht unlustigen Studiosus der Rechte in Rom, eineg jungen Sudermann aus Cöln, an selnen Vater die Helterkeit der Leser erregen. Die lateinische Aufschrift des Briefes lautet in Uebersetzung: Dem Wohledlen, boch= angesehenen Manne und Herrn, Herrn Heinrich Sudermann, dem bochverdienten Syndikus der Hansa in den Relchsstädten, meinem Vater in höchster Ehrerbietung — in Cöln. Der Brief ist offenbar berechnet, den Unmut des gestrengen Heern Vaterg darlber zu beschwichtigen, daß es mit den Studien des Sohnes nicht recht vorwärtg gehe. Sudermann junior macht u a. den Vorschlag, sich in einer ‚Juristenvresse in Rom jum Vr. jur. vorbereiten zu lassen. Er schreibt: Eg gibt bier Leute, die nach einer sehr kurzen Methode und einem solchen Leitfaden des Rechteg die Studlen lehren und vollenden, daß sie sich anbeischig machen, in der Jeit von ech Monaten einen Unkundigen, der latelnisch kaum sprechen und versteben kann, ju einem ausgeielchneten Doktoe ju promodbleren.“ Aber auch dieser mübelose Weg scheint dem verbummelten Studenten noch zu beschwerlich; er möchte am liebsten von der Ablegung des jurlstijchen Doktorerxamens ganz lozkommen und sucht daher dem Baler an elnem Beispiel klar ju machen, daß man, auch obae Doktor kerlg zu sein, in elne hobe Stellung gelangen kann,. Da it schreibt der Student — Minutlug, ein sehr berübmter Mann, Dir nicht unbekannt, der, obwohl obne Gesetzeßkunde, ju dem gebelmen Rate der Fürsten von Bapern jugelassen, 100 Galden jeden Monat und Futter für 6 Pferde bekommen bat, won noch dle 3 der bl. Apostel hinjukommt, sodaß er im Jeltraume von 2 Jahren, da er das Amt eineg Legaten übernommen batte, zebns, oder * wir sechgtausend Dukaten lin Vaterlande angelegt baden oll, was lch den. halb erwähnen wollte, um Dir ju jelgen, daß auch ode den Voktor— titel einer dem Nate der Fürsten und bes Yiaales vorste den kann. Du aber magst Dich nach Gäatdünken entschelden, und Du wirst mich nachgiebig und berelt finden.“
In * Brlesen an vffinere und GSeldaten der Wanlschen Armer in den Nlederlanden ii sast ar nn von Famlllen · und Vermögenzangelegenbeiten di. Wede. rel Felzpostbriese lad don besonderem Interesse, well se elne wabre Idylle a den don wil den Kiieggstürmen durchlobten Jeltlüutten bilden,. Sie Rad an den Leutnant der leichten Melterel, Schloßbaupimann von Trezzo und Gouverneur von Gent Antenio d ölwerg gerichiek uad ideen von jwel Brüdern und einem Vetter Lrafee der die ich in Waäen einen bilflosen, offenbar unehelichen Sprößllnge ihreg auf dem Felde der Ghre gefallenen Bruderg und Vetters berzlich aunedmen.
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Wat die äußere Beschaffenheit der Briefe anlangt, so sind sie auffallend klein: meist 9 em breit und 7 em hoch; müunter nähert sich die Form dem Quadrat. Geschlossen sind fie entweder mit einem zugeschaittenen, versiegelten Papier streifen oder mit einem ebenfalls verstegelten Bindfaden. Auffallend ist, daß keiner der Briefe eine Spur von postamtlicher Behandlung trägt. Poststempel gab es damals nech nicht, aber Vermerke Über Franko. oder Porto⸗ beträge hätte man erwarten dürfen. Die Geschäftebriefe tragen meist einen Frankaturvermemk des Absenderg. Welches Beförderungz= geld aber an die Post entrichtet wurde, ist nirgends ersichtlich. Bei den Feldpostbriefen fehlt stetz der Bestimmunggort; sie tragen nur allgemeine Angaben, wie Fiandra (Flandern) oder al campo (im Lager), al campo eatto. (im katholischen Lager). Die militärischen Elgenschaften des Empfängers und der Truppenteil sind dagegen melst angegeben. Wir ersehen daraus, daß die alte Reichs= post sich schen im 16. Jahrhundert bei Briefen an Soldaten im Felde mit denselben Angaben begnügte, die unsere heutige Post im Mobil machungefalle für Feldpostsendungen in Anspruch nimmt.
Aus diesen Angaben mag der Leser ersehen, daß eg sich bei dem Brieffund um eine Sammlung bochintertssantet Dokumente handelt, die eine wertvolle Bereicherung des Reichspostmuseumz ausmachen.
Dle Universität Oxford hat, wie W. T. B. meldet, dem Professor Felix Liebermann⸗Berlin honoris causa den Grad eineg Doctor of civil law verliehen.
Bauwesen. Verkündung der Schinkel ⸗Preise für 1909.
Die vorgestrige Versammlung des Architekten Vereins galt ausschließlich der Verlesung der Gutachten der Beurteilungeausschüffe über die am Schinkel Wetibewerb dieses Jahres beteiligten Arbeiten und, daran anschließend, der Verkündung der Namen der Verfasser der⸗ jenigen Entwürfe, welche durch Zuerkennung von Staatspreisen oder von Plaketten mit dem Bildnis Schinkels ausgezelchnet oder als Ersatz für die häusliche Arbeit jur Staateprüfung angenommen sind. Aus dem Gebiet des Hochbaueß waren 283 Entwürfe zu einem Erziehungs heim“ eingegangen. Es erhielt den Schinkelpreis und die Plakette Dipl⸗Ang. Regierungsbauführer Hang Paul Herrmann Schöneberg, die Plakette die Dipl. Ing. und Regie⸗ rungsbaumeister Erich Richter Steglitz und Willibald Seckt⸗ Berlin sowie Architelt Joseph Scherer Berlin. Als Ersatz sür die häugliche Arbeit zur Staatsprüfung wurden seitens des Technischen Ober prüfungsamtt die Arbeiten von Herrmann, Richter und des Dipl. Ing. und Regierungsbaumeisters Otto Müller⸗Berlin angenommen. Au dem Gebiet des Wasserbaues waren zu der Aufgabe Um- gestaltung der Wehr, Schleusen und Kraftan lagen in der Weser bei Münden“ 6 Entwürfe eingegangen, bon denen die Arbeit des Reglerungbauführers Todt in Pottzdam durch den Schinkel= Preis und die Plakette, diejenige des Regierungsbauführers Maaske in Altkirch⸗Oderberg durch die Plakette ausgezeichnet wurde. Beide Entwürfe wurden auch als Ersatz der häuslichen Prüfungtarbeiten gäatgebelßen. Aus dem Gebiet des Eisenbahnbaues waren neun Entwürfe zur Herstellung einer Babnverbindung von Troisdorf längs der vorhandenen rechttzrheinischen Bahn mit der Ahrtalbahn bei Bodendorf und mit der links⸗ rbeinischen Bahnstrecke bei Sinzig eingelaufen. Eg erhielten den Schinkel ⸗ Preis und die Plakette der Regierungsbauführer Otto Blunck⸗ Charlottenburg, Plaketten die Regierungsbauführer Wolff⸗ Rendzburg. Barth⸗Cöln, Heinr. Knoch⸗Marienwerder und Ernst Marteng⸗-Cöln. Alle 5 Arbeiten wurden auch alt Ersatz der häuslichen Prüfungsarbeit angenommen, und außerdem die Arbelten der Regie⸗ rungsbauführer Friedr. Wilb. Mau- Danzig, W. J. Metz ⸗Cöln und Hermann Nagel⸗Ognabrück. Alle 43 Gntwürfe waren an der Wänden des Saales ausgehängt.
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