1909 / 60 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 11 Mar 1909 18:00:01 GMT) scan diff

Annahme des Antrags nur für wenige Kreise materielle Konsequenzen haben würde.

Von den beiden freisinnigen Fraktionen Antrag ein, in §1 auch die Geistlichen zur einkommensteuer heranzuziehen.

Abg. Reinbacher (frs. Volkap.): fir die Aufrechterhaltung des Privilegtums der Geistlichen ist eine Menge von Gründen ins Feld geführt worden, die wir allesamt nicht gelten lafsen können. Der Hinwels auf die unzulängliche Besoldung der Geistlichen trifft ja wobl auf die niedere Gesstlichkeit und hier namentlich innerhalb der katholischen Kirche zu, wo diese Geistlichen herilich schlecht gestellt sind und auch nicht einmal, wie ihre evangelischen Kollegen, eventuell durch die vorsichtige Autwahl eines Schwiegervaters darin eine Verbesserung herbeiführen können. Die Geiftlichen sollten doch den Spruch: ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! wenigstens in der Form anerkennen: Gönne deinem Nächsten . . Diuhs⸗ ei. ö. ö. e,, n. e nit vielfach an den politischen Kämpfen der Gemeinde teil; n elten bücher' und in der Tagespresse der Schluß gejogen 'worden, da wird selbst von der Kanzel herab gegen die Gemeinden gedonnert. Eg zu der preußischen Ergaͤnzungösteuer . Hhsflrd er Mart . ist auch die Anordnung vorgekommen, daß von der Kanjel für ein - änzungsteuerpflichtiges Vermögen zu wenig veranlagt werden. gutes Gedeihen der Kommunalwahlen gebetet werde. Warum sollen . . Annahme ist aber nicht, zutreffend. Steinmann Bucher also die Geistlichen nicht auch Kommunalsteuern zahlen! ] ö i ken. Wert des in Deutschland vorhandenen Vermögens ohne

Abg. Hirsch⸗Berlin (Son) erklärt für seine Freunde, daß die ( Rücksichtnahme guf die Verschuldung und auf dle Verteilung der Vorlage hei der iweiten Lesung für sie unannehmhar geworten sei, Aktien und Passiven. Diese Methode mag richtig sein, um das Ge— weil den Geistlichen das Kommunalsteuerpripileg wieder zugestanden samtvermögen eines Volkes ju veranschlagen, sie jst aber nicht geeignet, worden sei. Die Gemeinden hätten sich auf die gedachte Neuordnung ein zutreffendes Bild des der Ergänzungssteuer unterliegenden Ver“ bereits eingerichtet; viele Beamte wohnten in Gemeinden, zu deren mögens zu geben, und zwar schon deshalb nicht, weil kei der Er— Lasten sie nichts beitragen, während die Gemeinden für sie Auf— gänzungesteuerveranlagung allgemein die Schulden von dem Aktip— wendungen machen müssen. bermögen abgezogen werden, während die den Schulden entfprechenden

Abg. Ramdo hr (freikons): Eln großer Teil der evangelischen Forderungen nicht immer ergänzungssteuerpflichtigen Perfonen zu-

auch die von mir in dieser Richtung beantragte Resolution

. worden ist, Wir müssen auch verlangen, daß man ung , ng gn ,,,,

tlon. Seit dem Beginn deg Jahrhundertg, so begann Proöͤfeffor Berson en Vortrag, sind die Meteorologen mit der Untersuchung der höchsten Schichten des Luftmeereg beschäftigt. Well Menschen. wie eg der Redner an sich selbst erfahren hat, schon hei Erhebungen ber döho bis 109900 m ihr Leben gefährden, können nur unbemannte Ballons in größere Höhen gelangen. (Bisher waren 28 900 m die größte er⸗ reichte Höhe.) Aber dies Mittel zur Erforschung der . bis zu sechs facher Montblanc Höhe hat sich in der ihm durch die Herren Aßmann und Hergesell gegebenen genialen Form wunderbar bewährt und uns Aufschlüffe gebracht, die völlig unerwartet waren, nämlich, daß es in unseren Breiten in 12 15 00 m eine Grenze gibt, bei der die bis dahin ziemlich regelmäßig nach oben stattfindende Tempe— raturabnahme aufbört und fortan unter einer nicht erheb⸗ lichen Temperaturerhöhung ein gleichmäßiges Klima herrscht, wo kein Auttausch durch vertikale Strömungen mehr vorhanden ist, sondern nur ein Augglesch in horlzontaler Hichtung, der von einer . gien rn . 6 6 nn, . zu rechen erlaubt. ese Beobachtungen lind juerst auf dem Lande in vorgefunden, sodaß man nach Schirati zur der gemäßigten Zone gemacht worden. Da der Qlean aber fast 4 der wurden der ö. bei . 3. i , ,, Erde bedeckt, so lag der Wunsch nahe, auch die Verhältniffe des Luft. die dort gehabten Eindrücke geschlldert. Profeffor Berfon war meereg über em Oiean zu erforschen, um festzustellen, ob hier die Ergeb. inzwischen zur Küste zurückgekehrt, um in Mombassa genau ver- nisse die gleichen sein würden. Die in den letzten Jahren, erst mittels abredete Simultanauffsttege mit Schiratt ins Werk zu setzen Drachenaufstiege, dann auch in umfangreicher Art nach dem System Dr. Elias blieb am . Ort big nach Mitte Oktober, kehrte bann Aßmann Hergesell ausgeführten Untersuchungen auf dem Sean zur Küste zurück und besuchte noch Tanga und Daregfalam, wo er am durch die Herren Rotch, Teisserene de Bort, Hergesell, Hilde⸗ Geburtstage Ihrer Majestät der Katserin einer Parade der Suaheli⸗ brandt sowie die beiden Vortragenden und andere, hler eingeschlossen truppe beiwohnte. Prosessor Berson hatte, auf den Reisegefährten in auch die auf dem deutschen Vermessungsschiff „Planet“ ausgeführten Daregsalam seit dem 7. Sktober wartend, hier mit Unterstützung von Arbeiten, haben die erwartete Bestätigung gebracht. Da sie aber Mundt tägliche Drachenaufstlege an TFLand bis über umęesst auf dem Atlantischen Oscan und in hohen sowie mittleren 2000 im Höhe und an jedem jweiten Tage Pilotaufstiege Breiten (die niedrigste Breite war die der Azoren) ausgeführt waren, ausgeführt. Ein merkwürdiges Experiment gelan noch am 17. Ok-

lann, platzt, worauf der andere Ballon fällt, um erst wenig ober alb des Wasserg zum Stillstand ju kommen und seine Bu gl nn 9 er⸗ lauben. Sehr haufig ließ man Pilotballong aufsteigen, auf deren Wiedererlangung von vornherein Vernicht geleistet war, aber gerade bon diesen wurden viele selbst aus großen Entfernungen von Negern zurückgebracht, die mit ihren scharfen Augen * grellfarbigen Ballons erspäht hatten. Die 7. er haben aug dieser Erfahrung die Neberzeugung erlangt, baß in Äfrika mit Verlust von Ballons weniger ängstlich als bisher zu rechnen ist. Im Laufe der Unter suchungen durchquerte man auch den See, der die Größe des Königreichs Bayern hat, ein Unternehmen, das bisher noch nicht ausgeführt worden ist, und kam auf eine bigher unbekannte Insel Godscha, deren weltfremde Eingeborene sich freundlich henahmen, wie auch an ben Tieren eine merkwürdige Zutraulichkeit beobachtet wurde. So . B. ließ sich ein auf einer Klippe sitzender Secadler aus nächster Nähe photo⸗ graphieren. An der Westküste des Sers in Bukuba, an der Mündung des Kagera und später in Ennebbe wurden für die Zwecke der Expediton ungeeignete Verhãäͤltnisse (Wolken und Gewitter

der Vergangenheit die Beziehungen k unterhalten, die den gegen⸗ seitigen . Interessen entspringen. Im Geiste des Stand⸗ punktes, dem sich Serbien stets untergeordnet hat, daß die bosnisch⸗ herzegowinische Frage eine europaäische Frage ist, und daß den Signatar⸗ mächten des Berliner Vertrags jukommt, sowohl bezüglich der Annexion, als auch bezüglich der neuen Redaktion des Artikels 25 des Berliner Vertrages die Entscheldung ju fällen, übergibt Serbien, auf die Weishelt und die Gerechtigkeit der Machte vertrauend, seine Sache ohne Reserve ihnen als dem kompetenten Gericht und verlangt folglich bei diesem Anlaß von Oesterreich⸗ Ungarn keine Entschädigungen, weder territoriale, noch politische, noch ökonomische.

Zugleich wird der Wortlaut der russischen Vor⸗ stellungen in Belgrad vom 2. d. M. bekannt. Die

reundschaftlichen Vorstellungen der russischen Regierung lauteten e J vom „W. B.“ verbreiteten Meldung des

„K. K. Telegraphen⸗Korrespondenzbureaus“:

Wir konstatieren mit Befriedigung, daß die Königliche Regierung bei ihrem Beschluß verharrt, ihre friedliebende Haltung nicht auf⸗ jugeben, daß sie alleö vermeldet, was einen bewaffneten Konflikt zwischen Serbien und Oesterrelch⸗ Ungarn herbeiführen könnte, und daß sie keine militärischen Maßnahmen an der Grenze treffen wird. Wir sind überzeugt, daß die Lebensinteressen Serbieng, welchen wir immer die aufrichtigsten Sympathien bezeugten, Serbien im⸗ peratlv diese Rschtung einer Haltung diktieren, die einzig und allein den allgemeinen heutigen Bedürfnissen entspricht. Wir konnten uns außerdem überzeugen, daß die Mächte nicht disponiert sind, der Idee der territorialen Forderungen zu Gunsten Serbieng ihre Unterstützung zu leihen. Die serbische Reglerung sollte daraus den Schluß ziehen, daß alle ihre Bemühungen, die Mächte zur Unterstützung der Prätensionen in

verwies darauf, daß die Regierung den Versuch erneuern werde, eine nationale ä, r, auf dem wichtigsten Kampfgebiet in Böhmen herbeizuführen, daß sie zu diesem Zwecke die en Gefetzentwüärse wieder vorlegen würde, und daß sie fest entschlofsen sei, die foziale Reform dem Kampfe der Parteien nicht zum Opfer fallen zu laffen. Ver Redner erörterte dann das nächste Arbeit, programm des Reichsrats und betonte, die Notwendigkeit einer raschen Erledigung des Rekrutenkontingents, namentlich weil angesichtß der gegenwärtigen internationalen Lage keinen Augenblick ein Zwelfel entstehen dürfe, an der Fähigkeit der Monarchie, jederzeit entsprechend für ihre Macht- mittel vorzusorgen. Er erörterte ferner die Notwendigkeit der Erledigung der Eisenbahnverstaatlichungs vorlagen por dem 31. Märj. Eine Verzögerung der Entscheidung über diese Frage wäre gleichbedeutend mit dem Fallenlassen der begonnenen Ver⸗ staatlichungsaktion auf unabsehbare Zeit. Der Ministerpräsident betonte hierauf, daß die Regierung namentlich angesichts der Eifordernisse der militärischen Vorkehrungen aut den Kassenkeständen Vorschüsse habe nehmen müssen, die nunmehr zurückerstattet werden müßten, und rechtfertigte die Ausgabe von vierprozentigen Schatzscheinen, indem er darauf hinwies, daß die Regierung von der legislativen Ge— willigung von Rentenemissionen im Betrage von 229 Millionen pro⸗ visorlsch durch Emission von Schatzscheinen Gebrauch gemacht habe, wobel eine Ersparnigz von 15 —20 Millionen erzielt worden sei. Der Ministerpräsident erklärte weiter, daß die Regierung auf dem Stand punkt stehe, daß sie keine Ursache habe, eine nochmalige legislative Bewilligung in Anspruch ju nehmen. Schließlich bat der Minister⸗ präsident, der Regierung auch in ihrer neuen Zusammensetzung wohl⸗ wollende Unterstützung zu gewähren. . .

Nach der Wahl der Schriftführer sowie der ständigen und

nicht blohh das Ergebnis dieser Ermittlungen in Per Gestalt der späteren Vorschläge der Reaglerung bezüglich der Zuwelsung der einzelnen Orte in die Ortsklassen, ö auch das Material selbst e . ,, wir über den Werdegang dieser Ermittlungen infor⸗ mlert werden.

(Schluß des Blattes.)

eht ein emeinde⸗

Statistik und Volkswirtschaft.

Der Vermögengbestand in Preußen.

In einer kürsmlich erschienenen Schrift bat Stei B den Wert des deutschen Volksvermögeng auf 350 . 36 berechnet. Hieraus ist in einem Artikel der Preußischen Jahr⸗

Spezialkommissionen wurde die Sitzung geschlossen.

; n Einlaufe des Herrenhauses befindet sich ein Antrag des Fürsten Dietrichstein, in dem die Regierung auf⸗ efordert wird, in den Jahren 1909 und 1910 je oh 000 33 für den Ankauf, Bau und Betrieb von Luft—

fahrzeugen zu fordern.

Rußland.

Die Reichsduma setzte gestern die Debatte über den Etat des Ministeriums des Innern fort. ;

Nach dem Bericht des W T. B. äußerte der Abg. Markow (extrem rechts) im Verlaufe der Diekussion, es sei notwendig, die Beamten des Ministeriumz an ihre heiligste Pflicht zu erinnern, die Autokratie ju schützen. Von Beamten werde häufig behauptet, ia Rußland bestehe keine Autokratle, sondern eine Verfaffung. Derartige Beamte gebe es hauptsächlich in St. Petersburg, die Schuld hieran falle auf den Gouverneur des St. Peters⸗ burger Gouvernements. In den Augführungen einiger Vorredner seten Majestätsbeleidigungen enthalten gewesen; er preche seine Ver⸗ wunderung und das Bedauern darüber aus, daß solche Verbrechen im Dumasaal jugelassen würden. Diese Worte riesen stürmischen Beifall auf der rechten Seite des Hausez, lärmende Zwischenrufe und Zischen links und im Zentrum hervor. Nachdem Ruhe eingetreten war, erklärte der Präsident Chomjakow, daß, solange das jetzige Präͤ⸗ sidlum im Amte sei, eine Majestätebeleidigung niemals zugelassen werden würde. Einer solchen habe sich jedoch Markow in seiner Rede schuldig gemacht. (Andauernder Beifall im Zentrum und links.)

Die extreme Rechte reichte daraufhin folgende Er⸗ klärung ein: . . -

Die Fraktion der extremen Rechten hat, da sie eg für unzulässig erachtet, daß auf elnem Dumagabgeordneten die Beschuldigung der Majestätsbeleidigung lastet, beschlossen, den Justizminister von dem Geschehenen in Kenntnis ju setzen, damit vor Gericht festgestellt werde, ob Markow eine Masestätsbeleidigung begangen habe, wie der Präsident behauptet, oder nicht, wie die Fraktion annimmt.

In der Abendsitzung der Duma wurde über eine an den . gerichtete Interpellation wegen ungesetz⸗

icher Emission durch -die Regierung garantierter Obligationen von Privateisenbahnen verhandelt.

In seiner Antwort herief sich der Finanzminister Ko kowtiow auf besondere persönliche Anweisungen des Kaiserg, er⸗ klärte, die Angelegenheiten der Gisenbahngesellschaften mit Regierungögarantien unterlägen nicht der Kompetenz der Duma, und schloß, er müsse annehmen, daß die Inter- pellation auf Unkenntnis der gesetzlichen Bestimmungen beruhe. Der Verkehrsminister Ruklow schloß sich den Ausführungen des Fnanjministers an. Hierauf erklärte der Vlzepräsident Baron Meyendorff, er könne weitere Debatten über diese Interpellation nicht zulafsen, da der Finaniminister sich auf persönliche Instruktionen des Kaifers berufen habe, die nicht das Thema einer Verhanzlunz der Duma sein dürften. Einem Protest des Abg. Miliukow erklärte Meyendorff nicht Folge geben ju können. (

ierauf beantwortete der Justizminister das wegen des Markow⸗Zwischenfalls von der Extremen Rechten an ihn gerichtete Schreiben. h 6 unter Anführung der einschlägigen Ge setzes⸗ bestimmungen ju dem Schluß, daß kein gesetzlicher Grund dorltege, der Forderung der Fraktion nach gerichtlicher Enischeidung, ob Markow eine Majestätabeleidigung begangen habe oder nicht, stattzugeben. Nach diesem Bescheid ersuchte der Abg. Markow den Praͤsidenten, gegen ihn eine formelle Anklage wegen Majestätsbeleidigung zu erheben, da nach der Antwort des Ministers sonst kein gerichtliches Verfahren gegen ihn eingeleitet werden könne. Es sei dies, schloß Markow, eine moralische Pflicht des Präsidenten, um entweder seine vollkommene Rehabilitierung oder sesne Verurteilung herbelzuführen.

Italien.

Das Ergebnis der Parlamentswahlen ist, nach einer Meldung des „W. T. B.“, folgendes: Es sind 209 Ministerielle wiedergewählt, 67 neugewählt; von der kon⸗ stitutionellen Opposition sind 42 wiedergewählt, 2 neugewaͤhlt; Radikale 24 wiedergewählt, 12 neugewählt; Republikaner 12 wiedergewählt, 65 neugewählt; Sozialisten 18 wieder⸗ gewählt, 12 neugewählt; Katholiken 5H wiedergewählt, 11 neugewählt. Es finden 72 Stichwahlen statt. In 13 Wahl⸗ bezirken wird das Ergebnis der Wahl von der Wahlprüfungs⸗ kommission der Kammer entschieden werden. Aus vier Wahl⸗ bezirken stehen die endgültigen Wahlresultate noch aus. An den Stichwahlen sind 144 Kandidaten beteiligt, davon 68 Ministerielle, 8 konstitutionelle Opposition, 25 Radikale, 28 Sozialisten, 5 Katholiken, 8 Republikaner, 2 Christlichsoziale.

Serbien.

Die Zirkulardepesche, die der Minister des Aeußern

Dr. Milovanovitsch gestern nachmittag den serbischen Ge⸗ sandtschaften in St. Petersburg, Berlin, London, Paris, Wien, Rom und Konstantinopel übermittelt hat, lautet nach einer Depesche des W. T. B.“ folgendermaßen: Den freundschaftlichen Ratschlägen der Kaiserlich russischen Re⸗ gierung entsprechend, beebrt sich die Königlich serbische Regierung Ihnen folgende Erklärungen mst der Bitte ju übermitteln, sie der Reglerung, bei der Sie beglaubigt sind, bekannt geben zu wollen. Von der Ansicht ausgehend, daß die rechtliche La ze Serbiens gegen—⸗ über Desterreich⸗Ungarn nach der Proklnmation der Annexion Bosniengß und der Herzegowina normal geblieben ift, hat Serbien

sie sich die

diesem Sinne zu bestimmen, ohne Resultat bleiben werden, und daß Sympathien der Mächte nur so bewahren kann, wenn sie von dem Drängen auf Forderungen absteht, welche sie zu einem bewaffneten Konflitt mit Oesterreich Ungarn führen könnte. Uns liegt eh am Herzen, die Königliche Regierung vor jeder solchen Haltung zu bewahren, die sie einer solchen Gefahr aussetzen könnte. Wir hoffen, daß Serbien, wie es schon erklärte, seinen Versprechungen, den Ratschlägen der Großmächte ju folgen, treu bleiben wird. Wir halten gleichzeitig dafür, daß die serbische

Regierung unter den gegebenen Verhälinissen den Großmächten offen erklären wird, daß sie bei ihren territorialen Forderungen nicht ver⸗ bleibt, und daß sie alles, was sich auf die Lösung der offenen Fragen bezieht, dem Beschluß der Großmächte überläßt. Dann werden die Mächte alle ihre Bemühungen ju Gunsten der serbischen Interessen verwenden können. . In der gestrigen Sitzung der Skupschtina, wurde der Bericht des Finanzaueschusses über den diesjährigen Budgetvoranschlag verlesen. Danach belaufen sich, wie das „W. T. B.“ meldet, die Staatseinnahmen auf 1063 644 104 Dinars, die Staatsausgaben auf 10683 23148 Dinars. Die Mehreinnahmen betragen 370 956 Dinars. Das Budget des

Kriegsministeriums ist um 5 800 000 Dinars erhöht.

Asien. Nach Meldungen der St. Petersburger Telegraphen⸗ agentur“ ist die armenische Bevölkerung in , merklich erregt infolge von Gerüchten über bevorstehende Ausschreitungen des Pöbels. Die Nationalisten verbreiten Aufrufe, in denen sie erklären, sie seien an dieser Agitation nicht beteiligt. Die russische und die englische Gesandtschaft haben die persische

verhindert werden.

in dem es auf die von den Truppen verübten Gewalttaten hinweist und die Bevölkerung auffordert, zu den Waffen zu greifen, um Familie, Ehre und Habe zu schützen. Gestern ist, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, in Bangkok ein englisch⸗siamesisches Abkommen unter—⸗ zeichnet worden, wonach die in Siam vor Abschluß dieses Ab⸗ kommens als englische Staatsangehörige Eingetragenen unter die Gerichtsbarkeit der internationalen Gerichtshöfe gestellt werden, wogegen alle, die sich nach Abschluß des Abkommens eintragen lassen, der siamesischen Gerichtsbarkeit unterstehen.

Afrika.

Entschädigungskommission ernannte Mohamed El Omrani ist, „W. T. B.“ zufolge, nach Casablanca abgereist.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Zweiten Beilage.

Abgeordneten, welcher der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben beiwohnte, fand zunaͤchst die dritte Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend die Heranziehung der Beamten, Elementarlehrer und unteren Kirchen⸗ diener zur Gemeindeeinkommensteuer, statt.

In der Generaldiskussion bemerkt

Aba. Graf von der Groeben (kons ): Die Mehrheit bat gestern im z 4 folgenden Kommissiongvporschlag wieder gestrichen: „In dessen verbleiben hierbei die den Satz von 100 o überfteigenden Zuschläge dem Keise insoweit, als er zur Deckung seiner Bedürfnisse die Einkommensteuer mit Umlagen heranztebt.“ Absicht der Kommission, sie ist von 100 auf 125 0 0 nur herauf⸗ gegangen, um den Kreisen entgegenjukommen. Ich beantrage, den 3 Satz wiederherzustellen. Wir werden von dem Schicksal dieses Antrages unsere Haltung zu dem ganzen Gesetz abhängig machen. hi gemer Oberregierungsrat Dr. Freund: Ich muß zugeben, daß in manchen Fällen eine Shlechterstellung gegen den jetzigen Zustand eintreten muß, wenn die Kreise leer ausgehen würden.

Groeben aus.

Abg. Ecker Winsen (nl): Wir . stimmen, wie sie aus der jweiten Lesung hervorgegangen ist. Lebhaft bedauern wir allerdings, daß man eine ungleichartige Bebandlung der Lehrer und der Geistlichen beliebt bat. Es lag keine Ver anlaffung vor, den Lebrern das Privileg ju nehmen und es den Geistlichen zu belassen, umsoweniger, als die Lehrergehälter von uns unter der Voraussetzung der Belassung des Vorrechts normiert worden sind. Der Anfrag von der Groeben zielt darauf ab, eine

eintreten zu lassen, und wird begründet wit der großen Belastung der Kreise Wir sind aus prinzipiellen Gründen gegen den Antrag. Man kann doch nicht in einem Augenblick, wo das Struervorrecht der Beamten eingeschräckt werden soll, n Beamten Bezslehungen schaffen wollen, die früher nicht bestanden haben. Auch liegt darin elne Durchbrechung des Prinzipz der Kontiagentle⸗ rung. Wir haben allen Anlaß, die Gemeindeetaiz in Ruhe zu lassen, Gin materleller Effekt dürffe auch nur für sehr wenige Kreise dabei herauskommen. Mit dem beantragten Passus würde in das Gesetz

weder die Absicht, einen Krieg mit Ter kenachbarten Mongrchie zu provosteren, noch wünscht ez seine rechtlichen a ihr zu ändern, indem ez fortfährt, auf Grund der Gegen⸗

seitigkeit seine nachbarlichen Pflichten ju erfüllen und mlt ihr wie in

De jiehungen

ein Fremdkörper eingeführt. ;

Geheimer Oberreglerungtrat Dr. Freund: In einem Gegensatz lu dem Kontingentierungtprinsip steht die von der Kom mission vor— geschlagene Bestimmung nicht. Auch kann ich nicht zugeben, daß die

e aufgefordert, Schritte zu tun, damit Ausschreitungen

Das Endschumen in Täbris veröffentlicht einen Aufruf,

anhein, und das genügt nicht. ; gehalten, eine bestimmte Usbergangtvorschrift in Vorschlag zu bringen,

In der heutigen (651) Sitzung des Hauses der

Vas war nicht die

Abg. Dr. Heisig (Zente) spricht sich für den Antrag von der

werden der Vorlage zu⸗

Teilung der Zuschläge von 125 0,ö iwischen Kreis und Gemeinden

zwischen den Kreisen und den

Geistlichen rechnet damit, daß die Aufhebung des Privilegs demnächst= eintreten wird. Viele Geistliche haben bereits darauf verzichtet, weil es ein privilegium odiosum ist. Im allgemeinen werden sich auch die Gemeinden hüten, einen Geistlichen zu wählen, der die Kommunal steuer nicht zahlt. Wir wünschen, daß das Privileg bald fallen möchte, wenn es überhaupt fallen sell; denn wir stehen auf dem Standpunkt: heraus aus der Pastorenkirche und hinein in die Gemeindekirche. Abg. Wol ff ⸗Lissa (fr. Vag.): Dadurch, daß die Konservativen den Geistlichen im Gegensatz zu den Lehrern das Privileg wieder zu—

gesprochen haben, ist die Situation gegen früher verschlimmert worden.

Die ganze Vorlage macht eher den Eindruck, als ob sie aueschließlich

im Ministerium des Innern und nicht im Finanzministerlum aus.

gearbeitet worden ist.

Damit schließt die Generaldiskussion.

In der Spezialdiskussion wird ohne Debatte der Antra der Freisinnigen zu 51 gegen die Stimmen der National⸗ liberalen, Freisinnigen und Sozialdemokraten und vereinzelter Mitglieder der Rechten abgelehnt und §1 nach den Be⸗ fare zweiter Lesung angenommen, ebenso 88 2 und 3. Der Antrag von der Groeben zu §4 wird durch die Stimmen der Rechten, des Zentrums und der Polen und dementsprechend der § 4 im ganzen angenommen. .

Zu §ö5, der das Inkrafttreten des Gesetzes betrifft, beantragen die Abgg. Viereck und Freiherr von Zedlitz und Neukirch (freikons.) folgenden Zusatz:

„In denjenigen Gemeinden, in denen neben der Gemelnde⸗ inkommensteuer Schulbeiträge für öffentliche Volksschulen (Schul sozietätebeiträge) erhoben werden, verbleibt es bis zum Uebergang der Volksschullasten auf die betreffenden Gemeinden bei den big⸗ herigen Vorschriften.“

Abg. Freiherr von Zedlitz und Neulirch (freikons.): Durch die Annahme der Resolution von Kries hat die Mehrheit gestern be⸗ kundet, daß sie für die Gemeinden der Provinzen Posen und Wesspreußen eine Erleichterung für eine Uebergangszelt für notwendig hält. Aber diese

Resolution stellt die Angelegenheit der Regierung lediglich zur Erwägung Wir haben es deshalb für notwendig

um die Belastung der Beamten in diesen Gebietztellen möglichst ju verhüten.

Geheimer Oberregierungsrat Dr. Freund Ob und wann die Sozietätzlasten für die Schulen in Posen und Westpreußen von den Gemelnden übernommen werden, ist doch absolut ungewiß. Viele Gemeinden würden durch Annahme des Antrags direkt benachteiligt

werden.

Abg. Lusengky (1): Ich habe mich von der Notwendigkeit der

Schaffung einer solchen Uebergangebestimmung im Gesetz injwischen Der vom Sultan zum Präsidenten der internationalen übertzngt und werke Heute den Antrag Wlereg ftig men.

Abg. Wolff -Lissa: Die Vorlage ist der Gekenntnis ent- sprungen, daß der Not der Gemeinden abgeholfen werden muß. Wenn es irgendwo nötig ist, Hilfe zu bringen, so in Posen und West⸗ preußen, wo wir die ärmsten Gemeinden und die höchsten Kommunal

steuerzuschläge haben. Mit diesem Antrag wird das Gegenteil be⸗ wirkt. Sie binden damit den Gemeinden eine Rute auf, indem Sle sie zur Uebernahme der Sezletätslasten gegen lbren Willen jwingen

wollen. Dies würde zu ganz unerträglichen Zuständen führen.

Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch: Der Vorredner über⸗ sieht, daß das Gesetz erst am 1. April 1909 in Krast treten und nur für die nach dem 31. März ĩgog neu angestellten Beamten usw. Geltung haben soll. Für eine Reihe von Jahren kann es daher weder für die Beamten, noch für die Gemeinden irgend eine erbebliche finanzielle Bedeutung haben. Daß hier oder da eine Sonetätsschule für die Ewigkeit er⸗ halten bleiben solle, wie der Kommissar andeutete, kann doch kein

Argument gegen unseren Antrag sein. Nach meiner Ueberjeugung wird

es sich nur um einen ganz kurjen Uebergangsjustand handeln. Geheimer Oberregierunggrat Dr. Freund bestreitet letzteres. Abg. Graf von der Groeben (kons.): Wir haben gestern die Resolutlon von Kries angenommen, haben aber gegen den Antrag Viereck dieselben Bedenken, die uns gestern zur Ablehnung veranlaßten. Die Resolution soll ja die Regierung veranlassen, zu erwägen, auf welche Weise die entstebende unbillige Mehrbelastung in Posen und West⸗ preußen mönlichst bald beseitigt werden kann; ein allgemeines Compelle nach dem Antrag Vlereck zu geben, eischeint uns aber nicht als ratsam. . Der Antrag Viereck wird gegen die Stimmen der Frei⸗ konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen abgelehnt. Bei der Gesamtabstimmung wird der Gesetzentwurf gegen die Stimmen der Freisinnigen und der Sozialdemokraten an⸗

genommen. . Es folgt die dritte Beratung des Gesetzentwurfs zur Abänderung des Gesetzes, betreffend die Gewährung von Wohn ungsgeldzuschüssen an die unmittelbaren Staatsbeamten, vom 12. Mai 1873. .

Abg. Lobmann (n.): Die Vorlage, wie sie sich jetzt geftaltet bat, sst ein Stückwerk ohre jede Ginbeinsichkeit. Einer großen Masse kleiner Städte ist bitteres Unrecht geschehen. Dag zustande gebrachte Pröovisortum befriedigt niemand. Leider ist an eine Verbesserung der Beschlüsse zweiter Lesung jätzt nicht mehr zu denken. .

Abg. Dr. von Savigny (Zentt.): Allerdings ist die Situation für elne große Anjahl von Kommunen hinsichtlich ihrer Einranglerung in die Ortsklassen nicht befriedigend; sie haben aber die große Spanne von zwei Jahren Zeit, um ihre Wünsche betreffs Heraufsetzung mlt allem Nachdruck bei der Regelung noch geltend zu machen, und wit wollen hoffen. daß sie sich dieseg Mittels auch mit Eifolg bedienen werden. Daß die Ermittlung der eigentlichen Teuerungsverhältnifft j des Orts, o ungemein schwierig und jeitraubend sie auch sein mag

doch nicht außer Acht gelassen werden darf, muß der Reglerung auch an dleser Stelle nochinals so nahe wie möglich gelegt werden; denn ö hat sich schon jetzt als zweifellos berausgestellt, daß der rohe Maß— stab des Zinmermietepreises für die Bemessung des Wohnungsgeld. zuschusseg absolut nicht genügt. Ich vertraue darauf, daß die Regierung sich dieser Aufgabe bis zur Revision von 1911 unterziehen wird, wenn

stehen, also in jahlreichen Fällen nicht zur Besteuerung herangejogen werden können. Von dem von Steinmann⸗Bucher ermittelten Gesamtbetrage sind ferner nicht nur, wie es in dem Artikel ver ‚Preußsschen Jahrbücher geschieht, die Gigentumswerte der produktiven und werbenden Reichs⸗ und Staattanlagen, sondern auch noch zahlreiche andere Werte, die der preußischen Ergänzungssteuer nicht unterliegen, in Ahjug zu bringen. Es sei nur hingewiesen auf die den Steuerpflichtigen gebörigen Möbel und Hausgeräte, deren Wert auf 20 Milliarden Mark 1u veranschlagen sein dürfte, auf die in ausländischem Grund— besitz und in ausländischen gewerblichen Anlagen angelegten Kapitalien und auf alles Vermögen (einschließlich des Grundbesitzeg und der Ge— werbebetriebe) der Gemeinden, Kreise, Provinzen, Kirchen und Stif— tungen. Von der preußischen Ergänzungssteuer sind ferner bekanntlich befreit auch alle Vermögen, welche die Höhe von 6000 S0 nicht über⸗ steigen. Nach den hierüber vorh indenen Anhaltepunkten ist der Wert dieser Vermögen auf mindesteng 30 Milliarden Mark zu veranschlagen. Im übrigen ist von der preußischen Finanzverwaltung bei jeder e, ge. Gelegenheit, insbefondere auch in der Begründung der inkommensteuernovelle vom Jahre 1906 darauf hingewiesen worden, daß es bisher noch nicht gelungen ist, das in Preußen vorhandene Vermögen und Finkommen bei der Steuerveranlagung überall in voller Höhe zu erfassen. Hierin Besserung zu schaffen, sind die Steuer⸗ veranlagungsbehörden aber andauernd bemüht. In den letzten zehn Jahren (1899 bis 1908) sind von den in Stadt und Land abQ n. Steuererklärungen nicht weniger als rund 1 400 060 eltens der Veranlagungsbehörden berichtigt worden. Das infolge der Berichtigungen mehrveranlagte Einkommen hat zusammen nahezu 26. Milliarden, die veranlagte Mehrsteuer naheju 83 Millionen Mark betragen. Diese Zahlen dürften beweisen, mit welchem Ernste und mit wie anerkennengwertem Gifer die Veranlagunggbehörden Preußens, städtische sowohl wie ländliche, es sich angelegen sein lassen, ihre Amts⸗ pflichten zu erfüllen. Soweit gegen diese Keb damn in den oben ge⸗ nannten Beröffentllichungen Vorwürfe erhoben worden sind, entbehren sie greifbarer Anhaltspunkte.

Obligationen umlauf der deutschen Hypothekenbanken. Das Kaiserliche Statistische Amt hat nach den Halbjahr autwelsen der 38 deutschen Hypothekenaktienbanken deren Pfandbrief. umlauf für den 31. Dezember 1908 auf 9316,15 Mill. Mark er— mittelt; daneben waren im Umlauf 278,568 Mill. Mark Kommunal- und 6,02 Mill. Mark Kleinbahnschuldverschrelbungen. Der gesamte QAbligationenumlauf betrug somit Ende 1908 9600, 535 Mill. Mark. Gegenüber dem Qbligationenumlauf vom 30. Juni 1808 in Höhe von 330604 Mill. Maik bedeutet dies eine Zunahme von 294,52 Mill. Mark. Für das ganze vergangene Jahr betrug diese Zunahme 533,36 Mill. Mark. Für den 31. Dejember 1907 war der Gefamt⸗ umlauf auf 9g0ß7, 20 Mill. Mark ermittelt.

Bevölkerungsbewegung in Deutschland im Jahre 1907.

Im J. . Vierteljahrshefte zur Statistik deg Deutschen Reichs“, Jahrgang 1969, sind die Hauptergebnisse der Feststellungen über die Bewegung der Bevölkerung im Jahre 1907 veröffentlicht. Danach wurden in Deutschland 1807 im ganzen bos 964 Eben geschlossen (1806. 498 990); die Zahl der Geborenen betrug 2060 953 (i8gö: 2 E84 739), darunter 6L 0409 Totgeborene (1906. 52 262); gestorben sind 1178 349 1906: 1174 4645 Personen. Im Verhaäͤllnis jur Gesamtbevölkerung ist gegenüber dem Vorjahre die Cheschließunga⸗ ziffer von 8,16 auf 8, 17 v. T., die Geburtenziffer von 4, 08 auf 33,20, die Sterbejiffer von 19,29 auf 18,98 v. T. gefallen. Der Geburtenüberschuß des Vorjahrs mit 910 275 oder 14,88 v. T. ist danach auf 882 624 oder 14,72 v. T. gesunken.

Die deutsche überseeische Auswanderung 1908.

Im Jahre 1908 sind nach dem J. , , . zur Statistik des Deutschen Reichs, Jahrgang 1909, 9 883 Deutsche ausgewandert. Danach ist die deutsche Auswanderung gegen das Vorjahr, in dem fie noch 31 696 Personen betrug, um 11 313 zurückgegangen und erreichte biermit von allen seit 1871 vorliegenden Ziffern den geringsten Stand. An der Gesamtzabl der deutschen Auzwanderer im Jahre 1508 82 find als Auswanderungsgebiete beteiligt: Branden⸗ urg einschließlich von Berlin mit 2159 Personen, Posen, Hannover, Rheinland, Königreich Bayern und Königreich Sachsen mit j iiber 1000, Westfalen und Königreich Württemberg mit über g00 Personen.

Kenkurse in Deutschland im 4. Viertelsahr 1908.

Nach vorläufigen Mütteilungen des Kaiserlichen Statistischen Amts jur Konkursstatistik gelangten im 4. Vlerteljahr 19985 im Deutschen Reich 2972 neue Konkurse zur Zählung, gegen 2535 im 4. lertellahr 1907. Es wurden öh Anträge auf Konkurg— eröffnung wegen Massemangels abgewiesen und 2417 Konkurg- berfahren eröffnet; von letzteren hatte in 1497 Fällen der Gemeinschuldner die Konkurgeröffnung beantragt. Beendet wurden im 4. Vierteljahr 1905: 2231 (im 4. Vierteljahr 1907: 1926) Konkurt verfahren, und jwar durch Schlußbertellung 1567, durch Zwangg⸗ vergleich 495, infolge allgemeiner Einwilligung 53 und wegen Maffe—= mangels 176. In göb beendeten Konkurtzverfahren war ein Gläubiger— ausschuß bestellt. Von den 2972 neuen und den 2231 beendeten Konkurg. verfahren betrafen:

natürliche Personen . 2183 1808 a 280 Handels gesellschaften. k 97 Genossenschaften 11 andere Gemeinschuldner 116 365.

RKunst und Wissenschaft. A. F. Im Berliner Verein für Luftschiffahrt sprachen am

so entstand das erklärliche Verlangen, die Unterfuchungen auf die Tropen auszudehnen, die auch in mehrfacher anderer Beziehung den Meteorologen lockten, seitdem Jene Beob- achtungen auf dem Ozean eingehend mit den Pafssat⸗ winden beschäftigt hatten, die nördlich vom Aequator aug Nordost, südlich davon aus Südost wehen und deren vertikale Er= ,, ju erforschen ebenso von Wichtigkeit ist, als die Feststellung des wahrscheinlichen Vorhandenseins von Rückströmungen in der Höhe' Nachdem der Wunsch, gründliche meteorologlsche Untersuchungen in den Tropen auszuführen, dank auch erheblicher Unterstützungen Privater, die jetzt als vollendete Tatsache vorliegende Gestalt einer Expedition nach Deutsch Ostafrika angenommen hatte, war das wissenschaftliche Programm somit als ein jwelfaches gegeben: Es galt an erster Stelle, durch Drachen. und Ballonaufstiege die Frage des Vorhandenseins einer Inveisiontschicht in den höchsten Lufischichten und waß sich um diese Frage gruppiert, aufzuklären, an zweiter Stelle die oben näher beteichnete Frage der Passatwinde ju studieren und hieran an— schließend die der Monsunwinde, als einer nicht gleich den Passaten für den ganjen Erdball gegebenen, sondern einer jahresjeltlichen und örtlichen, wenn auch über sehr große Gebiete sich erstreckenden Er scheinung. Für die Untersuchun belder Fragen konnte ein geeignetere Gebiet als Deutsch⸗Ostafrika kaum gefunden werden; der Victoria ⸗Nyanza einerseitg, well er unter dem Aequator gelegen und seine große Ausdehnung die aufgelassenen Ballons mit derselben Leichtigkeit nach ibrem Fall wieder aufzufischen erlaubte, wie dies auf dem Meere möglich ist, die Küste unserer Kolonie andererseits, weil sie besonders passend für das Studium der Monsune ist, die hler im Oktober vom Sommerfüdwest⸗ monsun zum Winternordostmonsun übergehen. Zwar wären ju den letzteren Beobachtungen die Seychellen ⸗Inseln noch geeigneter gewesen; doch ihr Besuch paßte leider nicht in den sorgfältig zurechtgelegten Reiseplan. Es darf indessen gesagt werden, daß für diesen zweiten Programmteil auf der längs der Küste an Bord des deutschen Krlegsschiffeß Bussard⸗ ausgeführten Reise biz ju 22 s. B. durch den Kanal von Mojambique bit nach Lorenzo Marques sehr wichtige Ermlttelungen geglückt sind, die LK B. außer Frage ftellen, daß der Passatwind über dem Äequator Dst⸗West⸗Richtung verfolgt und je näher dem Aequator aus ND. auf der nördlichen Halbkugel, auß SO. auf der südlichen immer mehr in diese Richtung einlenkt, ferner daß über diesem O WePaffat in der Höhe von 18 090 m ein westöstlich gerichteter Antipaffat weht. Auch bejüglich des Monsuns wurde die einigermaßen überraschende Be— obachtung gemacht, daß der auf den großen jentralasiatischen Landflächen geborene Monsun sich bis nach Innerafrika erstreckt, wo über dem Vietorig⸗Nyanza im Sommer SMW. Winde wehen.

Zum ersten Punkt des Programmg wurden am Vletorla. Nyanza ganz besonderg interessante Entdeckungen gemacht. Et ergab sich nämlich durch eine beträchtliche Anjabl von Aufstiegen von Doppel- ballons als ganz unzweifelhaft, daß über dem heißesten Erd gürtel in den hohen Luftschichten die niedrigsten bisher gefundenen Temperaturen beste hen, daß bei gleichen Höhen die Temperatur über den Tropen niedriger ist als über den gemäßigten Zonen, von denen man schon wußte, daß lhre Temperaturen in den großen Höhen wieder niedriger sind als in den entsprechenden Höhen der Polar- Car en, endlich, daß in den großen Höhen der Tropen viel schroffere

emperaturwechsel vor sich Ehen als in denen anderer Klimate. Ginige Zablen mögen diese Sätze erläutern: Während am Üfer des Victoria. Nyanza in 1150 m Seehöhe 4 280 0 herrschten, wurden in 19800 m Höhe 840 C. gemessen, Unterschled 110“, und an zwei aufeinanderfolgenden Tagen wurden bei 16800 m 2, bei 17 000 m 76 festgestellt, Temperaturwechsel in einem Tage somit 242. Die Temperaturwechsel an der Erdoberfläche sind viel geringer, sie bewegen sich im Binnenlande an den großen Seen meist jwischen 4 15 und 4 28“, ad der Küste schwankt die etwa 4 321 0 betragende Temperatur noch viel weniger. Diese Ermittelungen sind höchst merkwürdig. Ob, wie in der ge— mäßigten und kalten nördlichen Zone festgestellt ist, eine Inversiongschicht besteht, oberhalb deren Ruhe im Luftmeer und gleichmäßige, etwas höhere Temperatur herrscht, hat mit völliger Sicherheit noch nicht er⸗ mittelt werden können und muß künftigen Untersuchungen vorbehalten werden. Es wurden zweimal bei 13. und 15 009 m Anzeichen . gefunden, andere Beobachtungen machten die Bestimmung der nversionsgrenje in dieser Höͤbe aber wieder zweifel haft. Ver jweite Vortragende Dr. Eligt hatte es übernommen, vom äußerlichen Verlauf der von Mitte Juni bis Dejember dauernden Expedition ju berichten. Er unterjog sich dieser Aufgabe unter Vor— jeigung vieler Lichtbilder in fesselndster Weise. Neapel, Port Said, der Suezkanal, das Rote Meer, die Landung in Mombassa, die in ihrer ganzen Länge befahrene Usambara⸗ Bahn, die Ankunft in Port Florence am Victoria Nyanja, die Einrichtung der meteorologischen Station am nördlichsten deutschen Ostufer des Seeg, Schiraii, gingen am Auge der Zuhörer vorüber. Dann gab der Vortragende einen Begriff von den mit den Beobachtungen verbundenen technischen Arbeiten, mit denen außer Hiebe er Berson und Dr. Elias auch der Ballonaufseher Mundt aus Lindenberg und eine Anzahl darauf mühsam angelernter Eingeborener beschäftigt waren. Die Drachen versagten junächst den Dienst wegen ungenügenden Drachenwindes, funktionterten später jedoch auch befriedigend. Registrierballonz wurden im ganjen 23 aufgelassen, von denen 8 verloren gingen. Die Höhe, bis zu der sie gestlegen, wurde, wenn immer anqängig, außer durch das dem Ballon mitgegebene, selbst aufjeichnen de Barometer noch durch Winkelmesser mittelg des Theodoliten nachgeprüft. Den Betrieb eines Doppelballong bat man sich etwa folgendermaßen ju denken: Einem mlt Wasserstoff gefüllten Gummiballon ist ein welter angehängt, der für sich allein die ihm aufgebürdeten Instrumente nicht zu tragen ver— mag, wohl aber mit Hilfe des andern. Dem jweiten Ballon ist auch ein Schwimmer angehängt, der, sobald er beim späteren Fall dag Wasser erreicht, den Ballon, an dem er hängt, so erleichtert, daß dieser nicht weiterfällt, sondern in der Luft um sobhiel vom Wasser entfernt steben bleibt, als die Verbindungelelne jwischen Schwimmer und Ballon ge— stattet. Wird nun ein so beschaffener Doppelballon in die Vöhe gelassen, so dehnt sich der obere, fest verschlossene Gummi⸗

Montagabend vor einer Überaus zahlreichen Zuhörerschaft die Herren Professor Berson und Dr. Eliag über ihre im Auftrage det

ballon mehr und mehr aus, bis er schließlich in einer Höhe,

tober. Ein Gummiballon von 70 em Dur messer wurde al Pilot emporgeschigt und bel einem Höhenwinkesf von 755 bis 22 700 m mit dem Theodoliten verfolgt. Gr ging anfangs mit dem fast st⸗ lichen Monsun nach W, kam dann, nachdem zwischen 4000 und 8000 m fast gar kein Wind gewesen, mit Westwind in 26 500 m Höhe zurück, ehrte in größerer Höhe wieder mit Ostwind um und platzte bei 22700 m. Am 21. Oktober trat Professor Berfon die Meeren fahrt nach dem Süden an, deren schon gedacht worden ist, während Dr. Clias noch kurze Zeit in Daressalam blieb und dann nach Europa zurück⸗ kehrte. Von seiner Fahrt auf dem Bussard', den von Bord aut erfolgten Aufstiegen, von einem interessanten Abenteuer mit einer jungen Löwin auf dem Schiff und von seinen Eindrücken von Land und Leuten (Kaffern) in der Delagoabucht berichtete zum Schluß noch Professor Berson. Er war Mitte November wieder in Daretzsalaam zurück, Ende Dezember in der Heimat. Beide Forscher verdienen, wie der Vorsitzende, Geheimer Rat, Professor Dr. Miethe hervorbob, das höchste Lob für diese unter beträchtlichen körperlichen Anstrengungen, , gen und Gefahren der Wissenschaft geleisteten wertvollen enste.

Für dag erste Pnreisausschreiben des Keypler⸗Bun des ist folgende Aufgabe gestellt: Die ältesten (voꝛsilurischen) Funde von Lebewesen sollen nach ihrer Bedeutung für die Entwich unge lehre nen untersucht und allgemein verständlich dargestellt werden. Die beste Bearbeitung erhält einen Preis von 1665 6. Bie Arbelten, in deutscher Sprache, sind bis 31. Dejember d. J. an den wissenschaft⸗ e, nn, des Bundes, Dr. Dennert in Godesberg a. Rh., ein. zureichen.

Der Verband Deutscher Kunstgewerbereine, der mehr als 17 000 Mitglieder e,. wird am 27., 28. und 29. d. M. seinen neunzehnten Deleglertentag in Halle an der Saale ab- halten. Es stehen wichtige Punkte zur Beratung, fo die Gebühren ordnung für das deutsche Kunstgewerbe, praktische Fragen aus dem Gebiete des Kunstgewerbeschutzes, Echtfärberei, Werk der Volkskunst usw. Wir werden über die Beratungen berichten.

Die Königlich baverische Akademie der Wissen« schaften in München kann am 28. d. M. auf ein 150 jh rigeg Bestehen zurügblicken. Aus diesem Anlaß veranstaltete sie gefiern im Akademiegebäude eine Festsitzung, der als Vertreter des Prinz Regenten Seine Königliche Hobeit der Prinz Ludwig von Bapern beiwohnte. Ferner waren erschienen Ihre Königlichen Hobeiten die Prinzen Rupprecht und Alfong und die Prinjeffin Therese sowie die Minister . von Podewils, Dr. don Wehner, von Miltner, von Frauendorfer ünd Dr. Graf von Crailg- beim, die Rektoren der Universität, der technischen und tier— äritlichen Hochschule und jahlreiche Gelehrte. Der Präsident der Akademie Geheimrat Dr von Heigel, dem Selne Königliche Hoheit der Prinmregent aus Anlaß der Feier dag Prädikat Exjeslen; verliehen hat, gab die sonst verliehenen Auszeichnungen und die von der Akademle gewährten Unterstützungen wiffenschaftlicher Unternehmungen bekannt. Im Anschluß hieran hielt Gebeimrat Dr. von Heigel die Festrede, die sich über die Münchener Alademie von 1759 1809 verbreitete und das Leben und Wi ken dieser gelehrten Gesellschaft innerhalb der 150 Jahre schilderte.

Wie das W. T. B. aus München meldet, ist dort der Kunst⸗= historiker Professor Alwin Schultz, Mitglied des Verwaltungtz⸗ ausschusses des Germanischen Nation alkmuseumqg, gestorben.

Ueber den Einfluß des Radiums auf die Pflanzen waren bisher, wie in der Wochenschrift Prometheug“ ausgeführt wird, widersprechende Angaben gemacht worden. Während die Mehrzahl der Beobachter von einer das Wacht um der Pflanzen hemmenden Wirkung des Radiums berichtet batte, hatte eine Minderheit einen

ünstigen Einfluß festgestellt. Diese Behauptungen sind, wie ürtlich Professor Charles Stuart Gager, vom Newyorker Bota= nischen Garten im American Naturalist darlegte, be ide richtig. Das Radium ist nämlich ein Reizmmittel für die Pflanzen, dag, mit Maß angewendet., dag Wachstum fördert, bei übermäßigem Gebrauch dagegen, wie alle Reimnmittel, schädlich wirkt und schließlich sogar das Absterben der Pflanzen jur Folge haben kann. Diese Wirkung des Radiumg hat Gager durch fast 200 Versuche nachgewiesen. Den hemmenden Ginfluß des Radiums j. B. zeigte folgender Versuchs Es wurden 20 Haferkörner vor dem Reimen sechs Tage lang der Radiumbestrahlung auggesetzt und darauf gleichzeitig mit 20 anderen nicht behandelten Körnern ausgesät. Das Ergebnis war, daß die unbestrablten Körner jwel Tage früher aufgingen als die anderen, und daß sieben Tage nach der Augsaat die sungen Pflänzchen der bestrablten Körner er über dem Erdboden sich zeigten, während die anderen Pflanzen bereits mehrere Zentimeter hoch waren. Um sodann den Einfluß zu ermitteln, den die Gegenwart von Radiumstrahlen im Erdboden selbst auf die Keimung und dag Wachgtum der Pflanzen ausübt, wurden 16 Körper „Lincoln“ Hafer in einen Blumentopf ausgesätt;. und jwar in gleichlaufenden Kreisen in Abständen von 7,27 und 45 mm vom Mittelpunkt deg Topfeg. Im Mittelpunkte wurde eine verschlossene Glagröhre mit Radium senkrecht in die Erde gesteckt, sodaß dag Ende der Röhre, das das Radium enthielt, etwa 5 mm unter die Oberfläche zu liegen kam. In ähnlicher Weise wurde eine jweite Pflanjung mit einer leeren Glagröhre angelegt. Nach 106 stündiger Versuchgz dauer waren die Pflinzchen in dem dag Radium enthaltenden Topfe sämtlich auf⸗ gegangen, und sie waren durchweg entschieden größer alg diesenigen der anderen Anlage. von denen drei überhaupt noch nicht aufgegangen waren. Die Pflanzen im 4ußeren Kreise waren durchschnittlich 0 mm,

die im mittleren Kreise 46 mm und die im inneren Kreise 42 mm

zrößer, als diesenlgen in den entsprechenden Kreisen des Kontrolltopfes.

die man im Grad der Füllung ungesähr voraugbestimmen

Am sechsten Tage nach der Aussaat wurden die beiden Röhren um-

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K . . .