Per sonalveränderungen.
Aöniglich Preuß ische Armee.
Offijiere, Fähnriche usmn. Berlin, 13. Mär Frhr. v. Dung ern, Rittm. und persönlicher Adjutant Seiner Kaiserl. und Königk. Hoheit des Kronprinjen, mit dem 15. Märj 1909 von dieser Stellung enthoben und in das 3. Gardeulan. ,. zurũckversetzt. v. Esbeck Platen (Ernst Ulrich), Lt. im Leibgardehus. Regt. auf sein Gesuch zu den Res. Offizieren des Regtg. übergeführt.
Die nachgengnnten Abiturlenten der Hauptkadettenanstalt in der Armee als Fähnriche angestellt: die Portepeeunteroffiziere: v Haug witz, im 1. Garderegt. j. F., v. Alt⸗Stutter heim, im Kaiser Alexander Gardegren. Regt. Nr. 1. v. Bonin, im Gardefüs. Regt., v. Frey⸗ burg, im 4. Garderegt. z. F., v. Koerber, im Königin Augusta Gardegren. Regt. Nr. 4. Herwarth v. Bittenfeld, im Gardegren. Regt. Nr. 5, v. Kraewel, im Gren. Regt. König Friedrich Wilhelm IV. (I. Pomm.) Nr. 2, Behrenz, im Gren. Regt. König ir ic der Große (3. Ostpreuß.) Nr. 4, v. Rohr, im Gren. Regt.
rin Carl von Preußen (2. Brandenburg.) Nr. 12, Barchewitz, im Inf. Regt. Herwarth von Bittenfeld (1. Westfäl. Nr. 13, Messerschmidt gen. v. Arnim, im Inf. Regt. Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfäl.) Nr. 15, Schmock, im Inf. Regt. von Grolman (I. Posen.) Nr. 18, v. Brandis, im Inf. Regt. Groß⸗ 161 Friedrich Franz II. von Mecklenburg ⸗ Schwerin (4. Branden⸗ urg.) Nr. 24, Schacht, im Inf. Regt. Fürst Leopold von Anhalt⸗ Dessau (1. Magdeburg.) Nr. 26, Preuß, im Inf. Regt. Prinz Louis ing von Preußen (2. Magdeburg.) Nr. 27, Kummetz, im
üs. Regt. Graf Roon (Ostpreuß.) Nr. 33, Naatz, im Füs. Regt. Königin Viktoria von Schweden (Pommerschen) Nr. 34, v. Wedel, im Inf. Regt. Prinz Moritz von Anhalt⸗ Dessau (6. Pomm.) Nr. 42. Ritter, im Inf. Regt. Graf Kirchbach . Niederschles.) Nr. 46, Schindke, im 3. Niederschles. Inf. Regt.
r. 50, Stieler, im 3. Posen. Inf. Regt. Nr. 58, Hossen⸗ fel der, im Inf. Regt. Freiherr Hiller von Gaertringen (4. Posen.) Nr. 59, Dingeldey, im Inf. Regt. Markgraf Karl (7. Branden burg.) Nr. 60, v. So denstern, im 3. Oberschles. Inf. Regt. Nr. 62, Bley, im 8. Rhein. Inf. Regt. Nr. 70, Zirzo w, im 4 Thüring. Inf. Regt. Nr. 773, v. Weyhe, im Füßs. Regt. General⸗Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen (Hannob.) . 6, J , af, , , , Guse, im Inf. Regt. Bremen (1. Hansegt.) Nr. I7b6, Maurhoff, v. Heppe, im 1. Kurhess. Inf. Regt. Nr. 81, v. der Lühe, im Großherjogl. Mecklenburg. Gren. Regt. Nr. 89, v. Frobel, im Oldenburg. Inf. Regt. Nr. 91, Quaring, im 2. Oberrhein. Inf. Regt. Nr. 59g, Mackle, im 2. Bad. Gren. Regt. Kaiser Wilhelm J. Nr. 110, Weese, im 5. Bad. Inf. Regt. Nr. 113, Müller -⸗Hempfing, im Inf. Regt. Kaiser Wilhelm (2. Groß⸗ herzogl. Hess) Nr. 16, Bruns, im 3. Westoreuß. Inf. Regt. Nr. 129, Hofmann, im 1. Unterelsäsf. Inf. Regt. Nr. 182, Dornblüth, im Könige⸗Infanterieregiment (6. Lothringischen) Nr. 145, Wörmbcke, im 2. Masurischen Infanterleregiment Nr. 147, Walter, im 5. Westpr. Inf. Regt. Nr. 148, Roe hl, im 8. Thüring. Inf. Regt. Nr. 153, Du vernoy, im 5. Niederschles. Inf. Regt. Nr. 154, Boie, im 5. Hannov. Inf. Regt. Nr. 1665, Goeritz, im 8. Bad. Inf. Regt. Nr. 169, Guderian, im Großherzogl. Mecklen⸗ burg. Jägerbat. Nr. 14 Herr, im Kür. Regt. Herzog Friedrich Eugen von Württemberg (Westpreuß.) Nr 5, Breyer, im Drag. Regt. König Albert von Sachsen (Ostpreuß.) Nr. 10, v. Blumenthal, im Drag. Regt. von Arnim (2. Brandenburg.) Nr. 12, v. Müller, im Schleswig ⸗Holstein. Nan. Regt. Nr. 15, Grauert, im 1. Pomm. Feldart. Regt. Nr. 2, v. Heeringen, im Feldart. Regt. General ⸗Feldzeug meister (1. Brandenburg.) Nr. 3, Pflieger im Holstein. Feldart. Regt. Nr. 24, El stermann v. El ster, im Lauenburg. Feldart. Regt. Nr. 45, Luch mann, im ret Regt. von Hindersin (Pomm.) Nr. 2, Böttcher, im Niederschles. Fußart. Regt. Nr. 5, Trenk⸗ mann, im 1. Westpreuß. Fußart. Regt. Nr. 11, Berlin, im Bad. Fußart. Regt. Nr. 14, Buzello, im Pion. Bat. Fürst Radziwill (Ostpvreuß.) Nr. 1, Aschenborn, im Eisenbahnregt. Nr. 1, Erx⸗ leben, im Eisenbahnregt. Nr. , Burckhardt, im Telegraphenbat.
Nr. 4 sniglich Bayerische Armee.
München, 11. März. Im Namen Seiner Majestät des Königs. Seine Königliche Hoheit Prinz Luitvold, des Königreichs Bayern Verweser, haben Sich unterm 7. d. M. Allerhöchst bewogen gefunden, nachstehende Personal veränderungen Allergnädigst zu verfügen: im Beurlaubtenstande: den Hauptm. der Res. Ne id hardt des 4 Feld⸗ art. Regts. König zum Masor (40) zu befördern und dem Hauptm. Röder von den Landw. Pion. 1. Aufgebots (Nürnberg) ein Patent seines Dienstgrades vom. 7. d. M. (41) zu verleihen; im Sanitätskorps: im altiven Heere: dem Generalarzt zj. D. Dr. Helferich den Rang als Gen. Major ju verleihen; zu befördern; zum Oberstabzarit (aͤberzähl.) den Stabsarzt Dr. Liersch, Bats. Art im 6. Inf. Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preußen, zu Stabs— ärzten (überjäbl.) die Oberärzte Dr. Schuch des 1. Ulan. Regts. Kaiser Wilbelm II., König von . und Dr. Botz des? Chev. Regts. Taxi, * Oberärzten (überjzähl.) die Assist. Aerjte Kosenbach des Inf. eibregts, Neumayer des 21. Inf. Regts., Dr. Haydn des 22. Jaf. Regts, Riegel des 2. Ulan. Regts. König, Dr. Fischer des 7. Chev. Regtgs. und Greiner des 5. . Regts. König Alfons XIII von Spanien; im Beurlaubtenstande: zu befördern: zum Oberstabsarzt den Stabzarzt Dr. Sittmann der Landw. 1. Aufgebols (1 München), ju Stabsärzten die Oberärzte Dr. Ober⸗ meier ( i, , fn hene n Dr. Wasser⸗ mann(IMünchen), Dr. Schelter (Nürnberg), Dr. Lutz (Mindelheim), Dr. Welcke, Dr. Schneider und Dr. Pr ate r tu (I München) und Dr. Wäldin (Ingolstadt) in der Res., Dr. Werk meister (Rosenheim), Dr. Ho rsch (Mindelheim) Dr. Müller (Hof), Dr. Betz (1 München), Dr. Ber ger (Hof), Dr. Teufel und Dr. Knopf (1 München) in der Land. 1. Aufgebots; außerdem: den Professor an der Kriegtzakademie mit dem Gehalt der außerordentlichen Hochschul⸗ professoren Dr. Simon zum Professor mit dem Gehalt der ordent⸗ lichen Hochschulprofessoren vom 1. April d. J. an in etatsmäßlger Weise zu befördern.
Raiserliche Marine.
Offiziere usm. 13. März. Befördert: v. Trotha (Adolf), Korv. Kapitän, Admiralstabsoffinier beim Stabe der Hochseeflotte, um Freg. Kapitän, Schultz (Wilhelm), Kapitänlt., Napigationgofftier S. M. Linienschiffes „Kalser Barbarossa“, zum Korv. Kapitän, Donner, Oberlt. zur See, Kommandant eines Schultorpedobootes der II. Torpedodiv, jum Kapitänlt, Hartmann, Lt. zur See vom Stabe S. M. großen Kreujers „Friedrich Carl“, Hersing, Lt. jur See von der J. Torpedodiv., zugleich 1. Schulflottille, Kogp—⸗ mann, Lt. jur See von der II. Torpedodiv., zugleich J. Res. Flottille, Monjs, Lt. zur See von der II. Torpedodiv., ju— gleich 11. Schulflottille, — zu Oberlts. zur See, Dr. Gers dorf, Marinestabgarzt vom Stabe S. M. Linlenschiffes Kaiser Karl der Großen, jum Marineoberstabsgarjt, Dr. With, Marintassist. Arjt vom Stabe S. M. großen Kreujerg Gneisenau', Dr. Kyritz, Marineassist. Arjt vom Stabe S. M. Linienschiffes „Braunschweig“, — zu Marineoberassist. Aerjten. .
Wallmann, Konteradmiral, zur Verfügung des Chefs der Marinestation der Ostseec, Goebel, Kapitänlt. von der J. Marine insp., unter Ernennung jum Direktor der Marinetelegraphenschule, — auf ihre Gesuche mit der gesetzlichen Penston jur Disp. gestellt.
Der Abschied bewilligt: Schmid (Friedrich), Kapitänlt. von der J. Marineinsp, unter Verleihung des Charakters als Korv. Kapitän, Czech, Korv Kapitän z. D., zugeteilt dem Kommando der Marinestation der Nordsee, Knieper, Marineing. von der 1. Werft⸗ div., — mit der gesetzlichen Pension, der Auesicht auf Anstellung im
wildienst und der Erlaubnig zum Tragen der bisherigen Uniform,
r. Runkwitz, Marinegen. Arjt und Flottenarit der Hochseeflotte,
mit der gesetzlichen Pinsion und der Erlaubnls zum Tragen der blös—
erigen Uniform, Schwartz (Rudolf), Oberlt. jur See von der t herig ch tz 26 nehme, in kleinere Ortschaften Garnisonen zu verlegen, ich mochte
II. Marineinsp.
staiserliche Schutztrupyen. Schutztruppe für Südwestafrika.
Verfügung des Reichskolonialamts (Kommando der Schutztruppens. 18. Februar. Teschner, Unterzahlmstr, mit elnem Dienstalter vom 29. Jull 19807 jum Kaserneninsp. ernannt.
26. Februar. Bailleul, Oberintend. Sekretär, am 31. Ja- nuar 19095 behufs Wiederanstellung im Bereiche der Königl. preuß. Heeregverwaltung (bei der Intend. des Gardekorps), aus der Schutz⸗ truppe ausgeschieden.
Dentscher Reichstag. 226. Sitzung vom 17. März 1909, Nachmittags 2 Uhr. (Bericht von Wolffg Telegraphischem Bureau.)
Das Haus setzt die Spezialberatung des Etats für die Verwaltung des Reichsheeres fort im preußischen Militärkontingent bei dem ersten Titel des Ordinariums der Ausgaben „Kriegsminister 50 000 MS“.
Hierzu sind zwei Resolutionen eingebracht: 1) vom Zentrum wegen Abänderung der Wehrordnung von 1888 in der Weise, daß die Kontrollversammungen der Personen des Beurlaubtenstandes alljährlich nur einmal stattfinden; 2) von der linksliberalen Fraktionsgemeinschaft (Dr. Ablaß und Genossen);: „den Herrn Reichskanzler wiederholt zu ersuchen, nach den Beschlüssen des Reichstags vom 21. März 1905, vom 31. März 1906, vom 25. April 1907 und vom 5. Februar 1908 die Reform des gesamten Militär⸗ strafrechts, des Beschwerderechts und des ehrengerichtlichen Ver⸗ fahrens gegen Offiziere in die Wege zu leiten“.
Abg. von Byern (d. kons.): Zu meinem Bedauern muß ich hervor⸗ heben, daß die Worte, die gestern der Abg. Häusler gesprochen hat, nicht in diesen vier Wänden verhallen, sondern wie alles, was hier
esprochen wird, im Inlande und Auslande eifrig verfolgt werden. gen den Aeußerungen des Abg. Häusler könnte es scheinen, als ob in der deutschen Armee nicht alles in Ordnung wäre, als ob bloß Parademarsch geübt würde. Ich kann sagen, das Aus— land beneidet uns um eine Armee, wie wir sie besitzen, schlag⸗ fertig zu jeder Zeit. Dem Abg. Häusler schien es, als ob die Haupt— dienftaufgabe darin bestände, Griffe und Parademarsch zu üben. Wodurch haben wir denn unsere Disziplin erreicht? Mit durch den Drill und den Parademarsch. Es ist gerügt worden, daß die Kaͤsinos nicht mehr die einfachen Stätten für die Erholung der Offiziere seien wie früher. Gewiß sind sie besser ausgestattet als früher; aber ist nicht überall auch in den zivilen Verhältnissen der Luxus gestiegen? Man hat sie etwas wohnlicher und behaglicher eingerichtet. Wenn bei den Liebesmahlen und überhaupt nicht mehr so viel getrunken wird wie früher, so möchte ich fast sagen: leider! Früher liebte man einen frischen, fröhlichen Trunk, jetzt trinkt man womöglich Limonade und Apfelwein. von oben auf Einschränkung der Geschenke beim Abschied von Vorgesetzten usw. gewirkt wird, und daß die Truppen dieser Ein⸗ wirkung gern folgen. Die Kavallerie hat ihre Unentbehrlichkeit und ihre ausschlaggebende Bedeutung am 16. August 1870 zur Ge⸗ nüge bewiesen; heute ist jedenfalls nicht der geeignete Zeitpunkt, eine Verminderung der Dienstzeit für die Kavallerie zu befürworten. Der Kavallerist muß ebenso gut wie der Infanterist nicht nur mit dem Pferde, sondern auch mit der Feuerwaffe ausgebildet werden; die Kavallerie muß mit der Infanterie konkurrieren können. Der Ka— vallerist muß lernen, Ortschaften zu befestigen, die nachher von der Infanterie verteidigt werden müssen. Er muß lernen, Karten zu lesen; er muß auch Verständnitz haben für die Gefechtsmethoden andtrer Waffen. Wir sind froh, wenn der Rekrut am Ende des ersten Jahres mit seinem Pferde umzugehen gelernt bat. Jede Kavallerietruppe muß im Jahre mindestens ein- bis zweimal Schwimmübungen abhalten. Bei der Autbildung des Pferdes kann man nicht bloß mit geschickten Mannschaften, sondern man muß mit der großen Masse rechnen; erst im zweiten Dienstjahre kann man den Rekruten zeigen, wie ein Pferd zugeritten werden muß. Aus allen diesen Gründen ergibt sich die ab— folute Unmöglichkeit, die Dienstzeit der Kavallerie von 3 auf 2 Jahre zu vermindern. Auch Frankreich hat sich gehütet, das ju tun. Der Militäretat ist für 1909 um ca. 30 Millionen niedriger veranschlagt
als sein Vorgänger; auch der Reichsschatzsekretär hat das lebhaft an.
erkannt. Trotzdem hat sich die Budgetkommission bemüht, noch weitere Ersparnisse zu machen. Ich kann diese nicht anerkennen. So sollen am Aggregiertenfonds von 400 000 M 100000 Mark abgesetzt werden; wir beantragen die unverküszte Bewilligung. Weiter foll vom 1. Oktober das reitende Feldjägerkorps ein. gehen. Ich bedauere das außerordentlich, weil dabei das Reich
auf keinen Fall eine Ersparnis machen wird; wir werden auch hier
den Antrag auf Wiederherstellung einbringen. Beseitigen wir dieses Korpt, so müssen wir doch Ersatz haben für die Wahrnehmung der von den reitenden Feldjägern bisher besorgten Funktionen, und ob uns das billiger wird, ist doch sehr zweifelhaft. bitten, von einem Abstrich an . nehmen. Ich bin auch für Ersparnisse, aber wenn auch hier nicht
der Platz ist, patriotische Reden zu halten, so muß ich doch auf
unsere Kriegsgeschichte verweisen. Wie steht es im Kriege? Man hat vorgeschlagen, sogar die Trommler fallen zu lassen. Auch der Trommler macht seine Musik, und jwar am rechten Orte; er geht voran beim Sturm auf die feindlichen Höhen; er hat seinen Teil an dem Dankgebet, welches die Truppen nach gewonnener Schlacht zum Himmel erschallen lassen. Wer in seinem Leben noch nicht gebetet hat, tut es in einem solchen Moment. Das Zentrum möchte ich bitten, dafür einzutreten, daß an Schlacht- tagen der religiöse Sinn des Soldaten durch Musik gehoben wird, wie durch die Orgel in der Kirche. Stellen zulagen will der Keiegsminister im nächster Jahre vornehmen wir wollen das Weitere abwarten. Mit der Einrichtung der Bekleidungsämter sind wir sehr zufrieden, sie baben sich bewährt, und wir , . ie aufrecht ju erhalten. Die Uniformen werden viel billiger bergestellt als die für die Post. In Königsberg soll in diesem Jahre ein neues Bekleidungsamt errichtet werden; wir begrüßen dies. Die Militärgefängnisse könnten jusammengelegt und dadurch gespart werden; hier sollte nur das absolut. Notwendige aufgewendet werden. Rationen sollten nur die Offtiere hekommen, die Pferde in der betreffenden Zahl halten. Kürzt man aber die Rationen, so muß man den Offiäeren auch Pferdegelder geben. Die Hauptleute bei den Unteroffiziervorschulen bekommen überhaupt keine Ratsonen; auch sie verdlenen eine. Daz; Futtern mit Kattoffeln ist wohl bei Arbeitspferden angebracht, aber nicht bei Reitpferden; das Reitpferd würde sich schwer daran gewöhnen; ich möchte also dringend davor warnen, diese Versuche anzustellen. Die Kantinen sollte man nicht zu einem zu hohen Preise verpachten, und nur an Männer, die eine gute Vergangenheit haben. Ist die Pacht nicht zu hoch, so wird der Wirt auch billiger liefern können, die Ucberschüsse aber sollten der Truppe verbleiben. Die Budgetkommission hat große Abstriche gemachi, zum Teil waren sie berechtigt, z. B. beim Heljungsmaterial. Entschieden möchten wir uns dagegen verwahren, daß man den Büchsenmachern eine piivate Tätigkeit verbieten will. Wollte man die Privattätigkeit den Büchsenmachern verbieten, dann müßte man auch den Militärärzten, Veterinärärzten usw. eine solche Tätigkeit verbieten. Mancher Büchsenmacher hat schon eine sehr schöne Erfindung gemacht, das Verbot der Privattätigkeit würde dies unterbinden. Wir begrüßen es, daß die Verwaltung fur die erlrankten Offiziere eintritt durch die Schaffung eines Erholungsheimg. Ein Antrag des Kriegsministerlums, die Unteroffizlervorschule von Biebrich nach Wetzlar zu verlegen, ist leider abgelehnt worden. Wir werden die Wiederherstellung der Position beantragen. Wir möchten unsere Bitte wiederholen, daß der Kriegsminister mehr darauf Bedacht
Auch dem Kollegen Häusler wird bekannt sein, daß.
überall als berechtigt
Ich möchte auch dringend den Militärmusikern Abstand zu
Welt liegen
Die Regelung der Frage der
instruktionsstunde gehalten.
für meine Kreisstadt insbesondere hier ein Wort einlegen. Die Kontrollplätz? sollten im Interesse der Landbevölke— rung nicht ju weit vom Wohnorte gelegt werden. Die Militär gerichtsbarkeit nur für die Dauer der Kontrollversammlung bestehen zu lassen, möchte ich im Interesse der Mannschaften nicht befürworten. Erfreulicherweise hat der Kriegsminister unterm 25. Jul vorigen Jahres berfügt, daß möglichst Innungen zu Lieferungen an die Militärverwaltung zuzulassen sind. Wir erkennen dies sehr an und freuen uns, daß durch Vermittlung der Handwerkskammer in Koblenz den dortigen Schneidermeistern eine große Lieferung von Waffenröcken übertragen worden ist. Auch die Schneiderinnung in Liegnitz ist mit solchen Lieferungen bedacht worden. Auch anderen Innungen sind Aufträge zu teil geworden. Leider sind nicht alle Be⸗ kleidungsämter dem Wunsche des Krlegsministers nachgekommen. Die Schneldergenossenschaft in Stettin hatte im vorigen Jahre einen Auf— trag erhalten. Als es sich aber um eine Neuvergebung handelte, erhlelt die Innung ablehnenden Bescheid, da sämtliche An— fertigungen Strafanstalten übergeben seien. Das ist doch nicht zu billigen. Es ist der Wunsch geäußert worden, daß verab— schledete Offiziere Beamtenstellen erhalten. Der Kriegsminister ist bemüht, diesem Wunsche zu entsprechen. Verabschiedete Offiziere könnten u. a. verwendet werden als Turnlehrer bei staat— lichen Anstalten, als Revisoren bei Alters- und Invalidenversicherungt⸗ anstalten, bei Militärgefängnissen, Attilleriedepots, Proviantämtern, Konstruktionsbureaus, bei noch mehr Postämtern, beim Zoll. und Steuerfach, bei der Eisenbahn, als Lotterieeinnehmer. Vor der Be⸗ setzung der dritten Leutnantsstelle durch Feldwebelleutnants möchte ich warnen. Diese Feldmebelleutnants würden sich auch in solchen Stellen nicht wohlfühlen. Schließlich muß auch ein solcher Leutnant pensioniert werden, und dann ist er zu alt, um eine andere Stellung zu bekommen. Leider ist das Projekt, am 1. April das Veterinäroffijierkorps auszudehnen, an der Finanzverwaltung gescheitert. Hoffentlich tritt die Maßregel am 1. April 1910 in Kraft. Die jungen Leutnants sind mitunter in einer Weise angezogen, die auch ein konservativer Mann tadeln muß. Die Offiziere machen die Mode der Ziviljugend mit, sie tragen zwischen Mund und Nase etwas, wovon man nicht weiß, ist es ein Bart oder eine abgebrochene Zahnbürste. Man sieht Kragen bis ans Kinn, man sieht verschiedenes Tuch bei demselben Regiment und verschiedene Säbel usw. Im übrigen können wir stoli auf unsere Armee sein. Die Vorgesetzten müssen sich aber immer stets vor Augen halten, daß der Soldat nicht Dienst tun soll, weil er muß, sondern weil er es gern tut. Der politische Horizont hat sich verfinstert, die politisch: Lage zwingt uns, unser Heer schlagfertig zu erhalten. Ich schließe mit den Worten eines militärischen Schrift stellers, dessen Ansichten ich sonst nicht teile: Vie Furcht vor unserer starken Waffe ist mir die beste Versicherung für den Frieden.
Abg. Dr. Müller-⸗Meiningen (fr. Volkep.): Die Ausführungen des Vorredners waren mir in einem Punkte sehr interessant. Ich erinnere mich noch sehr gut einer früheren Erörterung beim Militäretat, wo seitens der Linken ähnliche Kritik, aber in viel weniger drastischer Weise, als es heute mit der abgebrochenen Zahnbürste der Fall war, geübt wurde, und wo darauf ein Ennüstungssturm seitens der Rechten antwortete. Es freut mich, daß das heute anders war; da ist unzweifelhaft der veredelnde Einfluß des Blockeg; Ste haben noch viele Gelegenheit, derartige Veredelungen an sich vorzunehmen. Der Abg. Häusler hat gestern sämtlichen Mehrheitsparteien den Vorwurf gemacht, daß sie die Sparsamkeitsbestrebungen des Zentrums nicht unterstützt hätten. Für uns lehne ich diesen Vor— wurf als unberechtigt ab. Zahlreiche Abstriche sind auf unseren Antrag erfolgt, oder entsprechende Resolutionen entstammen unserer Initiative. In ande en Punkten hat uns das Zentrum im Stiche gelassen. Wenn der Abg. von Liebert aber glaubt, dem Kriegaminister dafuͤr danken zu müssen, daß er nicht die Ruhe und den Gleichmut verloren habe gegenüber diesen Abstrichen, so scheint dieser Dank etwas überflüssig. Wa um sind die Herren um den Aba. von Liebert so zarifühlend in dieser Richtung? Gegenüber dem Kollegen des Kriegsministers vom Kolonialamt waren sie nicht so übermäßig zuvorkommend; dessen Ruhe und Gleichmut haben sie auf die Folter gespannt. Es würde um die Feldherrneigenschaften des Kriegsministers sehr schlecht stehen, wenn die verhältnismäßig kleinen Abstriche ihm bereits die Nachtruhe rauben würden. Ich glaube, daß der Abg. von Byern etwas zu ängstlich für den Kriegsminister war. Alle Par— teien des Hauses waren von dem festen Willen beseelt, möglichst große Abstriche zu machen; aber es läßt sich nicht leugnen, die Schwierig⸗ keit liegt in der Materie selbst, die dem Laien sehr wenig Einblick gewährt. Ausgerechnet gerade immer die Stelle, die abgestrichen werden soll, gefährdet nach der Erklärung der Kriegsverwaltung die Wehrhaftigkeit des Deutschen Reiches. Keine bürgerliche Partei will die Wehrkraft des Reiches schädigen. Meine politischen Freunde würden das mit dem allerschärfsten Protest zurückweisen, aber es läßt sich doch nicht leugnen, und der Eindruck bleibt auch heute bei der großen Mehrheit des Hauses, daß der gute Wille nicht beim Kriegsminister, sondern bei den anderen Instanjen, die hier in letzter Linie in Frage kommen, fehlt, der absolut notwendig ist, wenn
wüklich eine derartige Sparsamkeitsaktion zu einem Erfolge führen
soll. Die Militärverwaltung sollte in mehr auf die Stimmung im Lande diesen guten Willen werden wir uns ganz umsonst mit der so— genannten Finanzreform herumquälen. Wenn von der Militämver— waltung für die nächsten Jahre nicht mehr Entgegenkommen ge— zeigt wird, werden wir in wenigen Jahren, auch wenn die Finani— refomim zu sftande kommen sollte, genau dasselbe Finanzelend haben. Wesentliche Erfolge werden wir nur durch große organisatorische Aenderungen erreichen können. Solche Aenderungen halten wir für nötig im Pensionierungssystem, in der Gewährung weitgebenden Dis— positionszurlaubs an alle Waffengattungen und in erster Linie in der Herabsetzung der Friedenspräsenzstärke nach Ablauf des Quinquennats. Allerdings wird es sich fragen, wie die Verhältnisse in der ganzen Aber ohne solche großen organisatorischen Maßnahmen lassen wir bel der ganzen Finanzoprratlon lediglich Wasser in ein Faß ohne Boden. Ich beklage, daß bei einzelnen Posten der Wille zum Sparen bei der Militärverwaltung nicht gezeigt ist. Ich will auf die Frage der Adjutanten nicht eingehen, da sie auf Konventionen beruht. Aber die Kommandanturen sind vielfach Sinekuren, so vor allem die in Breslau, Swinemünde und Glogau. Hinsichtlich der Pensionierungen hat Eugen Richter schon vor Jahrzehnten auf die Unhaltbarkeit dieser Zustände hingewiesen.
dieser Beziehung etwas geben wie bisher. Ohne
Die Gehaltaverhältnisse bemüht man sich überall möglichst über ĩ sichtlich zu gestalten. die
Im Militäretat aber machen die Dienstzulagen den größeren Teil der Gehaltsbezüge aus. Es muß Klarheit in den Etat kommen und vor allem dieses Dienstjzulagewesen aufhören. Wer hat denn sonst solche Zaschüsse in der Staatsverwaltung? Wir erwarten, daß man nicht etwa versucht, bei der bevorstehenden Gehaltsregelung neue Privilegien, die dem System der Sparsamkeit zuwider sind, einjuführen. In einer Reihe von Fragen stimme ich mit dem Kollegen Häusler überein, vor allem bezüglich der Uaübersichtlichkeit des Militäretats. Es finden sich eine Menge von unklaren Sammel- und Dispositionsfonds, besonders die Personal! und Realexigenz ist vollkommen verwischt. Der Mangel an Aerzten wird auch von uns sehr bedauert. Aber der Grund dafür, daß wir im Reservestand viel zu weng Aerzte haben, liegt in kleinlicher konfessioneller Engherzigkeit. Es ist bekannt, daß die jüdischen Aerzte noch sehr zurückgesetzt werden. Solche Kurzsichtigkeit wird sich im Falle eines Krieges rächen. Die Militärrichter beschweren sich darüber, daß über ihre juristische Qualffikation Offiztere zu befinden haben, denen die Urteilsfähigkeit darüber fehlt. Die Wünsche der Veterinärbeamten können wir vollkommen unterstützen. Wir haben deren Interessen stets auf dat allerwärmste vertreten. Sie klagen vor allem über ein schlechtes Apancement. Mit 35 Jahren haben sie erst ein Einkommen von kaum 2100 6. Wir sind diesem ebenso wichtigen wie tüchtigen Stande eine weitgehende Berücksichtigung feiner Wünsche schuldig. Der Abg. von Byern hat uns eine Kavallerierekruten⸗ Wir sind ihm dafür dankbar; aber trotz⸗ dem wünschen wir eine Beschränkung der Dienstzeit der Kavallerle
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nüßten wohl gar kein Material haben.
Artillerie. Auch sehr viele bayerische Sachberständige — ich 6 nd
iJjommen. Wir haben auch jetzt wieder eine Reihe von Militär. nißhandlungsproßsssen gehaht. Ich erinnere nur an den Prozeß Biermann Holzapfel und Genossen. Ich will auf Einzelheiten nicht eingehen. Wenn wir das tun, sagt der Abg. von Olden— öurg: Es sind Einzelfälle. Tun wir es nicht, so sagt er, wir . hl ᷣ Da ich annehme, daß er Jellungen liest, werde ich heuse auf Einzelheiten vernichten. Der so⸗ zenannte Aufruhrprojeß in Darmstadt zeigte wieder, daß die Vor⸗ ; irn unseres Militärstrafgesetzbuchs, vor allem die ungeheueren Strafminima unter keinen Umständen aufrecht zu erhalten sind. Es vpurde hinterher auf so viel Monate erkannt, wie vorher auf Jahre. Die Gerichte müssen künstliche jaristische Konstraktionen machen, um iber die hohen Strafminima hinwegzukommen. Trotz des Abg. von Oldenburg will ich einige Beispiele anführen. Ein Mann, der sich weigerte, den Pferdemist aus dem Stall mit der Hand weg zuschaffen, erhielt zwei Monate Gefängnis. In einem anderen Falle, in einem sächsischen Regiment, erhielt ein Unteroffister, weil er Soldaten gestoßen, an die Wand geworfen und mit dem Schaufelstiel ins Genick geschlagen hatte, sechs Wochen Mittel— arrest; ein Mißhandelter aber, der dem Unteroffizier auf seine Frage, ob er verrückt sel, erwidert hatte: Nein, aber vielleicht andere, wurde wegen Achtungsverletzung zu zehn Tagen strengem Arrest verurteilt. Das ist mindestens ebenso viel wie 6 Wochen
Mittelarrest. Die Zentrumsresolution, betreffend die Kontroll⸗ rersammlungen, sind wir bereit anzunehmen. Es scheint ung wichtiger, daß bei den Kontrollbersammlungen mit mö lichster Rücksicht gegen die Reservisten vorgegangen wird. Ich begrüße, daß die drakonische ¶Judikatur von e nigen Gerichten beseitigt ist, die entschieden haben, daß die Reservisten nur während der Konteollbersammlung selbst der sAMilitärgerichtsbarkeit unterstehen. Der Grundgedanke, den der Abg. vHäusler über die Jugenderziehung entwickelt hat, ist uns sehr wmpathisch. Das vorzüglichste Mittel gegen die Militärmißhand— lungen ist und bleibt die Bekämpfung der körperlichen Schwerfällig- keit durch einen frübzeitigen, syst'matischen Turnunterricht, durch Spiel und Sport. Die Bestrebungen, die der Zentralausschuß für deutsche Volksspiele mit großer Energie durchgeführt hat, verdlenen die kräftigste AUnterstützung der Militärverwaltung. Die Turnerei in unserer Armee ist kümmerlich. Dies ist die Auffassung von Sachver⸗ ständigen, vor allen Dingen deutscher Turnlehrer. Die Gymnastik in der Armee ist in wahrer Hohn auf das deutsche Turnen. Querbaum und Sproangkasten sind Markerinstrumente. Daz Täarnen in der Aimee gilt gewissen Offijierskreisen zum Teil als zu demokratisch. Die deutsche Turnerschaft hatte an— läßlich ihres letzten Turnfestes eine ganz absonderliche Behandlung und Mißachtung durchzumachen. Ich möchte ersuchen, gerade die Be⸗ strebungen der deutschen Turnerschaft zu unterstützen. Jeder Soldat muß ein Turner, jeder Offizier ein guter Turager sein. In den letzten Monaten ist von den konstttutionellen Verhältnissen unter dem Zwange der Verhältaisse mehr als früher die Rede gewesen. Gerade auf dem Gebiete, wo diese Kontrolle am allernotwendigsten wäre, hat uns aber das Zentrum im Stiche gelassen. Als ich im vorigen Jahre gegen dag Militärkabinett gesprochen hatte, war es gerade der Abg. Erzberger, der einen sehr merkwürdigen Vorstoß gegen uns und für die Kommandogewalt machte. Gerade die Feier des hundertjährigen Bestehens des preußischen Kriegsministeriums müßte uns zu einer Betrachtung seiner etwas eigentümlichen Stellung jwingen. Der Militäretat ist ein Reichsetat; der Kriegsminister aber ist ein preußischer Minister. Daraus ergeben sich schon ginz sonder⸗ bare Konsequenzen; die Ministerverantworilichkeit wird auf ein ganz kleines Gebiet beschränkt, im übrigen ist der Kriegsminister nur ein ausführendes Organ der Generaladsutanten, det Chefgz des General— stabeßz und des Chefs des Militärkabinettꝛ.. Die kommandierenden Generale haben auch keine Befeble oder Anordnungen vom Kriegsminister entgegenjunebmen; er kann nur Nachfcagen an sie richten; sind die Generale mit dem Militärkabinett einig, dann ist der Widerspruch des Kriegs ministers überhaupt lahm gelegt. Der Abg. von Oldenburg meinte voriges Jahr, ich sollte mich nochmals informieren, dann würde ich beruhigt sein. Ich habe mich informiert, und zwar in einem Kommentar, den ich auch dem Abg. von Oldenburg empfehle. Danach hat diese Institution genau die Zuständigkeit, die ich voriges Jahr hier behauptet habe. Nachdem voriges Jahr der Kriegsminister eine amtliche Auskunft ber die Zuständigkeit verweigert hat, frage ich, ob diese Angaben richtig sind und, wenn ja, ob es überhaupt noch eine Zuständigkeit gibt, welche das Militäckabinett nicht besitzt. Kommen Ungeheuerlich—⸗ leiten vor, wie in dem neulichen Bismarck. Preozesse, wie die direkte Anstiftung zu Brüsewltzlaaden, so geht das auf das Militär— labinett zurück. Dazu kommt die Bevorzuzung einzelner Stände in der Armee. Ich erinnere an den Fall Gaedke. Man unterscheldet in der Armee, und ich berufe mich dabei auf aktive Offiziere, nicht bloß bürgerliche und adelige Waffen, sondern auch bürgerliche und adelige Regimenter, Hofregimenter und gewöhnliche Rigimenter. Innerhalb der Garde werden 4, inner⸗ halb der anderen Truppen noch 3 Stufen unterschseden, in ganzen also 7. Von der Krieg zakademle geht die Berufung und Versetzung ju dem Generalstabe aus; da zeigt sich der große Vorsprung, den der Adel gegenüber den Bürgerlichen erbält. Tazu kommt die Klage, daß die Adligen die allerbesten Abteilungen im Generalstah besetzen, die Militärattachéstellen werden sämtlich von adligen Offineren besetzt, ebenso de Armeeiaspektoren, desgleichen die Augbildungs⸗ abteilung. Dagegen siad weniger gesuchte Posten mit Bürgerlichen besetzt. Sind diefe etwa zu unfähig, um jene besseren Stellen zu be⸗ setzin7 Damit komme ich ju dem Abz. Liebert. (Zuruf Links: von Lieber!) Er sagte, das Offisierkorps sei aus einem Guß gleich tüchtig. Wir verkennen keineswegs die Tüchtigkeit des deutschen Offinters. Jedes Regiment und jeder Offizter würde, wenn der Kriegsherr ruft, vollkommen feine Schuldigkeit tun. Aber wir verlangen, daß alle Offiziere gleich gestellt, gleich behandelt werden. Wer die Homogenität im Offizierkorps ausschaltet und einen gewissen Kastengeist in die deutsche Armee einführt, der versündigt sich an der deutschen Armee. So denken Tausende von deutschen Offizieren. Auch der versündigt sich an der deutschen Armee, der die Willkür an die Stelle des Rechts setzen will. Dles gllt namentlich von den Pensionierungen. Man ist eistaunt, welche Quisquilten persönlicher Art oft bei der Verabschiedung der Offisiere eine Rolle splelen. Mancher Offizier weiß überhaupt nicht, weshalb er blauen Brief erhält. BVeshalb halten wir die Bekanntgabe der Qualifikation des Offijters für durchaus notwendig. Der Abg. von Olden⸗ burg sagte, das Verhältnis des deutschen Offiäüers zu dem obersten Kriegsherrn sei ein persönliches. Gewiß, aber in einem bloßen persön—
was geht denn vor der Schlacht vor?
den
lichen Dienslverhältnis ju dem Kaiser steht auch der Offißter nicht, er ist auch Staatzbeamter, und auch für ihn müssen die staatg⸗ rechtlichen Gesetze gelten. Ist dies nicht der Fall, so steht er noch unter der Stufe des blödesten Lakaten. Die Fälle Friederich und Bismarck machen auch eine Aenderung des ebrengerichtlichen Verfahrens zu ciner diingenden Notwendigkeit. Urspränglich war der König nur der Vollstrecker oft geringer ehren— gerichtlicher Strafen. Heute sind die ehrengerichtlichen Urteile eigentlich keine Urteile mehr, sondern nur sachverständige Gutachten, an die sich die höheren Stellen nicht halten. Das nilltär⸗ gerichtliche Verfahren ist zu einer Willkür ausgeartet, nicht nur gegen den aktsven, fondern auch gegen den verabschiedeten Offiner. Der Reserveoffizier ist den Ehrengerichten auch in politischer Be— ziehung auf Gaad; und Ungnade ausgeliefert. Das Mlilitärkabinett übt hier eine oberste gerichtliche Entscheidungsgewalt aus, die zu einer Vernichtung der ehrengerichtlichen Selbständigkeit führen muß. Die Offiziere sind doch auch Staatsbürger und haben einen Anspruch auf staatszbürgerlichen Schutz. Der Mangel an diesem Schutz ekklaͤrt auch den Mangel an Offizieren. Soll der Offizier im richtigen Sinne des Wortes Volkserzieher werden, so muß er auch mit dem nötigen Rechtsschutz umklesdet werden. Eine kritiklose Verbeugung vor der Macht und eine Beweihräucherung alles Militärischen kann dem wahren militärischen Geiste nicht förderlich sein. Die ver— fassungsmäßigen Rechte der Krone wollen wir keineswegs antasten, aber wir sagen, möge bald der Kriegsminister kommen, der dieser Kabinettsmißwirtschaft ein Ende macht.
Preußischer von Einem:
Meine Herren! Von einigen Rednern sind außerordentlich wichtige Budgetfragen berührt worden, die mit dem Leben der Armee nicht allein jusammenhängen, sondern es gewissermaßen bedingen. Ich werde auf alle diese Punkte im Laufe meiner Rede eingehen; ich möchte vorweg aber einige Bemerkungen machen über Dinge minder⸗ wichtiger Natur.
Der Herr Abg. Dr. Müller⸗Meinin jen hat an die Spitze seiner Betrachtungen den Satz hingestellt, daß seine Fraktion unter allen Umständen für die Schlagfertigkeit und die dauernde Kriegsbereitschaft des Heeres eintreten würde. Das war mir eine höchst angenehme Mitteilung. Aber unmittelbar darauf hat er gesagt, er erwarte, daß in möglichst kurzer Frist, also nach Ablauf des Quinquennats, eine erhebliche Verminderung der Friedenspräsenzstärke (hört, hört! rechts) und daneben noch eine ausgiebige Disposilionsbeurlaubung der Mannschaften des Heeres stattfinde. (Hört, hört! rechts) Ich muß offen gestehen: wie sich das mit der Schlagfertigkeit und vor allen Dingen mit der Kriegs— bereitschaft des Heeres vertragen soll, verstehe ich nicht. Herr Dr. Müller⸗Meiagingen hat in bezug auf Glogau gesagt: die Be— hauptung, daß dort ein Kommandant nötig sei, ginge über seinen Laienverstand. Nun, die Behauptung, daß sich die umfangreiche Be⸗ urlaubung und die Herabsetzung der Friedenspräsenz mit der Schlag⸗ fertigkeit und der Bereitschaft für den Krleg vertrüge, geht über meinen Militärverstand. (Bravo! rechts; Zuruf Uinks.)
Herr Abg. Häusler hat gestern einige Bemerkungen gemacht, an denen ich nicht ohne weiteres vorübergehen kann. Es ist ja auch bereits heute im „Vorwärts darauf hingewiesen worden, daß ich bei meiner heutigen Antwort jedenfalls mit einer gewissen Eleganz an allen unbequemen Bemerkungen vorübergehen würde. Gestern hätte ich nicht geantwortet, um mich besser vorbereiten zu können (Heiterkeit rechts; es sei dann aber von dem Militärkabinett gesagt worden: Einem vor die Front!“ Meine Herren, ein ungewöhnlicher Unsinn! (Sehr richtig! und Heiterkeit rechts) Ich kann Sie versichern, daß ich ein vollkommen selbständiger Mann bin, der ganz allein nach eigener Entschließung beurteilt, wann und wie er reden wird. Darüber hat mir kein Mensch Vorschriften zu machen, auch noch niemals welche gemacht.
Der Abg. Häusler hat sich über unsere Ausbildung ausgelassen, über die Ausbildungszeit der Infanterie, die zweifellos verkürzt werden könnte, wo man sparen könnte; der Infanterist lerne erheblich zu viel. Meine Herren, das sind Ansichten, und ich will gegen diese Ansichten gar nicht streiten, ich will aber doch konstatieren, daß alle die Generale, die das Exerzierreglement gemacht haben, die unsere Feld⸗ dienstordnung aufgestellt haben, erfahrene, im Dlenste ergraute Männer, anderer Ansicht sind, und solange in der Armee die Meinung ist, daß diese zwei Jahre durchaus notwendig sind, um einen Infanteristen nicht bloß mit dem Dienst vertraut zu machen,
General der Kavallerie
Kriegsminister,
sondern ihm den Dienst so beizubringen, daß er ihn, ich möchte sagen,
automatisch zu tun vermag, daß er ihn über seine ganze Reserve Landwehrzeit nicht vergißt, so lange müssen wir dle
jährige Dienstzeit beibehalten und werden sie auch bei behalten. (Zuruf links: Also Automaten) Der Meinung die verschiedentlich ausgesprochen ist, daß heutzutage
aber
durchaus widersprechen, das ist unrichtig. Wenn wir die Parade bei— behalten haben, hat das einen gewissen Zweck, aber daß wir irgendwie
die Treppe in irgend einer Formation und geht sofort ins Gefecht. Die Besichtigungen der Rekruten finden noch im Kasernenhof statt, aber wenn die Ausbildung der Kompagnie anfängt, geht es sogleich ins Gelände. Es wird die Gefechtsausbildung geprüft und besichtigt, und
da ist ein Besichtigungstag der beste U bungttag der Truppe, aber
kein Paradetag.
Der Herr Abg. Häusler hat sich dann noch mit der Kavallerie beschäftigt. Ich will ganz wenige Worte dazu sagen. Er hat ge— meint, meine damalige Aeußerung in der Kommission, daß ich der Sache ablehnend gegenüber stände, wäre wohl maßgebend gewesen für die Denkschrift. Ganz gewiß, aber auch kelner der mit der Bearbeitung beauftragten Herren des Kriegsministeriums ist auch nur im Zweifel gewesen, daß wir für die Kavallerie die dreijährige Dienstzeit un— bedingt beibehalten müssen wegen der gründlichen Ausbildung der Kavallerle für den Krieg. (Sehr richtig! rechts) Der Herr Abg. Häutler hat gesagt, der Satz, das Pferd sei die erste Waffe des Ka— vallerlsten, sei ihm so außerordentlich wunderbar, so antiqaiert er⸗ schienen, heute beherrschte das Feuer das Schlachtfeld, und die Schlachten würden durch das Feuer entschleden, und die Kavallerie müßte sich beschelden. Zugegeben, daß das alles richtig ist, aber Weiß denn der Herr Abg. Häutler nicht, daß vor jeder Schlacht elne große Aufklärungstätigkeit stattfindet, daß diese Aufklärungslätigkeit zunächst in ihren äußersten Spitzen sich vollzieht, in den Patrouillen, daß diese Patrouillen sowle die Aufklärungseskadrons quer -⸗Beet reiten müssen, daß ihnen lein Hinderniz zu hoch, keines zu breit sein darf, daß sie überall durch.
und und
zwei- V
noch der Paradedrill und der Paradedlenst die Truppe bedruckte, muß ich Kameraden, sind eigentlich außerordentlich rechts) eine Paradetaktik oder eine Paradeausbildung treiben, das muß ich absolut leugnen. Früher fing jede Besichtigung mit dem Parademarsch an, mit der Paradeaufstellung; die schönen Zeiten sind vorüber, jetzt stebt
kommen müssen; daß sie nur ihren Weg finden können, ihre Tätigkeit ausüben können, wenn sie Herr ihres Pferdes sind, das Pferd dirigieren können? Weiß er nicht, daß man mit einem Pferde, was man in der Han) herumwerfen kann, ganz anders auf einen Gegner losreitet, der auf einem stieren Bock sitzt, der ihm zum Opfer fällt? Weiß der Herr Abgeordnete Häusler nicht, daß ein gerittenes Pferd, ein im Gleichg⸗wicht gehendes Pferd eine ganz andere Kraft auf⸗— wenden, viel länger aushalten kann, daß die Kavallerie ganz andere Märsche reitet, wie er selber im vergangenen Jahre gesagt hat — ich habe die Rede nachgelesen — daß nur mit einem durch und durch gerittenen Pferde die Kavallerie fähig ist, ihre Tätigkeit auszuüben, weiß er das nicht? (Zuruf: Das weiß er alles) Er hat nur gar nichts davon erwähnt. Wenn er es weiß, bedaure ich, daß er nicht davon gesprochen hat. Also aus diesen Gründen brauchen wir ein gerittenes Pferd, und wenn der Herr Abgeordnete Häusler auf die französische Kavallerie hingewiesen hat, indem er gesagt hat, die französische Kavallerie habe sich mit der ganzen Sache abgefunden — so muß ich das sehr bedauern. Der französische Kriegsminister hat allerdingz gesagt, die Kavallerie könne jeden Tag an der Grenze zu Pferde steigen; ich sage: fragt mich nur nicht, wie! Die französische Kavallerie ist beute noch in den aller— größten Schwierigkeiten; sie geht damit um, jedes Regiment anders auszubilden, eines für die Attacke, das andere für das Fußgefecht, das andere für den Felddienst! Daz kann man nicht michen! Man weiß nicht, in welche Lage ein Regiment kommt. Jedes Regiment muß in allem ausgebildet sein, muß jederzeit bereit sein, alle die verschiedenen Verhältnifsse, die an es herantreten können, zu be— herrschen. Deshalb müssen wir eine dreijährige Ausbildungszeit für die Kavallerie haben. Ich freue mich, daß der Herr Abg. Häusler nicht weiter auf seinen Anträgen bestehen bleibt.
Der Herr Abg. Häusler hat gemeint, die Armee interessiere sich nicht für die militärische Jugenderziehung. Woher weiß der Herr Abg. Häusler das? Die Armee interessiert sich außer⸗ ordentlich für die militärische Jugenderziehung! Er sagt, sie hätte es nicht angeregt. O gewiß: wir stehen seit langer Zeit mit den zuständigen Ministerien in eifrigen Verhandlungen darüber, und ich hoffe, daß es bald zu praktischen Ergebnissen kommt. Ich hoffe daß, wie Herr Dr. Müller⸗Meiningen angedeutet hat, wir dahin kommen, daß recht eifriger Turnunterricht stattfindet, daß exerziert wird, daß Turnausflüge gemacht werden, und daß fleißig Sport ge⸗ trieben wird. Ich glaube, daß das für unsere ganze deutsche Jugend außerordentlich nützlich und angenehm wäre. Ich hoffe, daß wir dahin kommen. Und ich boffe, daß auch etwas auf dem Wege der Fo tbildungsschulen erreicht wird in der bösea Zeit zwischen der Ent lassung des jungen Mannes auz der Schule und seinem Eintritt in das Heer. (Sehr gut! links.) Ich hoffe, daß es nicht mehr allzu— lange dauern wird, bis die Staatsbehörde damit vorgeht.
Dann hat der Herr Abg. Häusler über Militärkasinos und Luxus gesprochen. Ich würde ganz gewiß sehr erfreut sein, wenn die Armee sich vom Luxus noch ferner gehalten hätte, als wie sie es, Gott sei Dank, in ihrer Gesamthelt getan hat. Gewiß ist auch sie zum Teil davon ergriffen. Wenn aber der Herr Abg. Häusler dies verallgemeinert hat, so muß ich dem widersprechen. Wir haben sehr schöne, sehr wohnliche, ja sehr elegant eingerichtete Kasinos; aber die Masse der Kasinos ist zweifellos auch heute noch einfach. (Sehr richtig! rechts) Davon wiid sich der Herr Abg. Häusler in seiner Heimat selbst überzeugen können. Solche Kasinos sind überall, sie sind ia der Provinz, wo man binkommt; ich habe in Kasinos gegessen bei Regimentern, wo man ein paar Stuben von der Kaserne genommen und auf das allereinfachste eingerichtet hatte — wie es ja der Herr Abg. Häusler selbst erwähnt und scheinbar gewünscht hat. Wenn nun einjelne Kasinos mehr oder weniger elegant eingerichtet sind, so gehören sie meistens Regimentern, die ein größeres Alter haben, die nicht bloß ein festgefügtes Offizier⸗ korpz, sondern auch einen Stamm alter Herren haben, die sich ein besonderes Vergnügen und eine Ehre daraus machen, dem Offizier⸗ korps Teile der Ausstaitung und Silberzeug zu schenken. Viele gehen dabei so weit, den Regimentern auch noch die Summen jzu geben, die zur Erhaltung der Kasinos nötig sind. Es liegt also nicht immer an den Offizierkorps — sogar selten —, daß si: sich derartige üppige Kasinos einrichten, sondern es sind großenteils Geschenke, die ihnen gemacht werden.
Der Herr Abg. Häusler hat von den kostbaren Geschenken an zrgesetzte gesprochen. Ich glaube, es ist wohl überall so, daß man
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scheidenden Vorgesetzten in hoher Stellung, sei es im Zivil, sei es in anderen Berufen, im Gewerbe, im Handel, Geschenke macht,
wenn sie aus irgend einer hervorragend geleiteten Stellung abge c Geschenke, wie sie die Regimenter machen beim Ausf einfach. (Se
Man kann das überall sehen. Die Regimenter dies Bestimmungen getroffen, um in gewissen Grenzen ju bleiben: gibt viele Regimenter, die sagen: ein Geschenk bekomm senige, der lo Jahre im Regiment gestanden bat. Nan 2 Regimentern gestanden, bin da recht lange gewesen, Geschenk bekommen. (Große Heiterkeit.)
Nun möchte ich noch auf einen Punkt kommen: die Repräsentation. Es ist durchaus zu mißbilligen, wenn sich jemand derleiten läßt, in repräsentieren über sein Einkommen. Ich balte es eigentlich für eine Dummbeit (sehr richtig!), sein Geld wegzugeben, zu darben und dafür Anderen kostbare Dinge vorzusetzen — nachher seufjt der betreffende über die Kosten, die ihm das gemacht bat! Eine Notwendigkeit liegt für keinen Menschen in der Armee vor, das zu tun. (Hört, bört) Für keinen Menschen! Das sage ich auf das bestimmteste. (Zamnf aus der Mitte) — Der kommandierende General muß natürlich Gesellschaften geben, das ist selbstverständlich; aber ich spreche h von Untergebenen, von Leuten, die etwa ibre Vorgesetzte wollen. Es gibt doch noch — Gott sei Dank! — ein Vorgesetzter, die es sich einfach verbitten, eingeladen ju halb finde ich, daß es nicht schön war von dem Hern Abg zu sagen, daß Repräsentation notwendig sei, um Karriere ju (Zuruf aus der Mitte.) Wenn das der Fall wäre, be untergekommen. (Lebbafte Zustimmung. Erneute Zurafe au Mitte.)
Der Herr Abg Unterschlagungen von
M 888 22 in der Armee
Häusler hat ferner gesagt, es wären vorgekommen ganzen Wagenladur Ich kenne solcke Fäll Er bat ferner gesagt e t, um Kragen und Aufschläge an machen zu lassen. W solche Fälle vorkommen bekannt ist, riektert der sch dige O füier seine
Kantinengeld
1 . . Denn g