1909 / 96 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 24 Apr 1909 18:00:01 GMT) scan diff

Der Landrichter von Braunschweig in Magdeburg, der Amtsrichter Wende in Glogau, die Rechtsanwälte und Notare 1 Fisch in Tecklenburg, Justizrat Panse in Erfurt und Tönnies in Husum, die Rechtsanwälte, Justiz— räte Dr. Ben⸗Israel in Koblenz und Hünerbein in Elberfeld sind gestorben.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Den Domänenpächtern Lücke zu Borschütz im Regierungs⸗ bezirk Merseburg und Janders zu Schmeisdorf, im Re— gierungsbezirk Oppeln ist der Charakter als Königlicher Ober—⸗ amtmann verliehen worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und J Medizinalangelegenheiten.

Dem Bibliothekar an der Universitätsbibliothek in Mar⸗ burg Dr. Kopp ist der Titel Oberbibliothekar beigelegt worden.

Angekommen:

Seine Exzellenz der Ministerialdirektor im Ministerium der geistlichen, Unterrichts und Medizinalangelegenheiten, Wirkliche Geheime Rat P. e, aus Karlsbad.

Aichlamtliches.

Deuntsches Reich. Preust tn. Berlin, 24. April.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundes rats für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr und der Ausschuß für Zoll- und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.

In . vom 1. April 1908 bis zum Schlusse des Monats ärz 1909 sind, nach dem „Zentralblatt für das Deutsche Reich“, folgende Einnahmen des Deutschen Reichs an Zöllen, Steuern und Gebühren abzüglich der Ausfuhrvergütungen usw. sowie Einnahmen der Reichs-⸗Post⸗ und Telegraphen verwaltung und der wee, r wa tung zur Anschreibung gelangt: ölle 583 797 443 S (gegen das Vorjahr N 113913 6), Tabcksteuer 11201316 Je (— 262 815 SM), Zigaretten⸗ steuer 17 120 990 S (4 1915308 1M), Zuckersteuer 15] Sas 73 M6 (4 3 858 735 o), Salzsteuer 57 Jad 36 4 734701 SM), Branntweinsteuer: a. Maischbottichsteuer 15 735 831 S6 (4 316335 S6), b. Verbrauchsabgabe und ushlag 129 032 002 S6 (— 1494995 6), C. Brenn⸗ euer 2 145 253 6 (4 5 0652 215 S6), Schaumweinsteuer h 896 9364 HS (— 90569 S6), Brausteuer 47 666 201 6

. 3 322 134 S6), Uebergangsabgabe von Bier 4 804 518 M6

474260 . Spielkartenstempel 1 909 588 6 (C 12 335 6),

euer 0 oe ee, n, == 93 Ser wo,, ei h. Vechlel hne nt 6 Ueberweisungssteuern: X von Ki n N 517 860 M6 CK 30871008 S6), B. von Kauf⸗ und sonstigen Anschaffungsgeschäften 12 070751 MS ( 2829 783 6), C. von Lotterielosen: a. für Staatslotterien 29 210 800 M ( 2246 748 S), b. für Privatlotterien 10 622 170 M ( 764636 6), II. Reichseigene Steuern: A. von Fracht⸗ urkunden 14 321 751 S (— 1 638420 6), B. von Personen⸗ fahrkarten 17 994921 6 (— 987 281 S6), C. von Er⸗ laubniskarten für . S9l 840 M6 (4 273 006 6), D. von Vergütungen an itglieder von Aufsichtsräten 3 280 571 S ( 1009 422 606), Erbschaftssteuer 29 259 160 6 C 3599583 S6). Statistische Gebühr 1474 605 6 N 349 S), Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung 623 189 295 16 C 26 099 C80 6), Reichseisenbahnverwaltung 116 356 000 S (— 4 835 000 M). . Die zur Reichskasse gelangte Isteinnahme abzüglich der Ausfuhrvergütungen usw. und der Verwaltungskosten beträgt bei den nachbezeichneten Einnahmen: Zölle 541 139772 101 878 405 6), Tabaksteuer 10 733 957 C 266 264 6), igarettensteuer 15 679 907 M C 3013980 „S), Zucker⸗ steuer 144161 126 S (4 5646622 S6), Salzsteuer 57 618729 ½ ( 146944 S6), Branntweinsteuer: a. Maisch⸗ bottichsteuer 10 732 363 MS ( 158 675 S6), b. Verbrauchs⸗ abgabe und Zuschlag 107 988 386 M ( 4 643 559 46), c. Brenn⸗ steuer 2 145 253 S6 (4 5052 215 6), Schaumweinsteuer 5 539 826 M (4 S7 220 6), Brausteuer und Uebergangs⸗ abgabe von Bier 48 057 525 M (— 3116614 M6), Spielkarten⸗ stempel 1779130 M ( 15 822 66), Wechselstempelsteuer 16105965 6 (— 931 824 66), Reichsstempelabgaben: I. U&eberweisungssteuern: A. von Wertpapieren 26 969 788 (4 3027 553 46), B. von Kauf⸗ und sonstigen Anschaffungs⸗ eschäften 11 826 004 MS (4 2778 485 6), C. von Lotterle⸗ osen: a. für Staatslotterien 29 210 800 S6 (— 2246 748 6), b. für Privatlotterien 10 472 273 6 (4 567 689 o), II. Reichseigene Steuern: A. von Frachturkunden 14 035 296 6 ( 1605 6653 M66), B. von Personenfahrkarten 17 634 980 60 ( 967578 S), C. von Erlaubniskarten für Kraftfahrzeuge 185400353 S6 C 267 546 MS), D. von Vergütungen an Mit⸗ lieder von Aufsichtsräten 3 214 960 MS . 989 233 M), Frbschaftssteuer 29 2659 160 1M (4 3599 583 MS), Statistische Gebühr 1 457 520 M (— 74570 M9).

Der Königlich niederländische Gesandte Baron Gevers hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der Legationsrat Jonkheer van Vredenburch die Geschäfte der Gesandtschaft.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. Flußkbt. „Tsingtau“ gestern von Sainaw am Westfluß nach Schuihing und Wutschou abgegangen.

S. M. Tpdbte. „S 90“ und „Taku“ sind gestern in

Weihaiwei eingetroffen und gehen übermorgen von dort nach Tsingtau in See.

heute in San Stefans statt.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs und Staatganzeigers“ werden im Kaiserlichen Statistischen Amt en, Nachrichten über den Saaten⸗ stand im Deutschen Reiche üm die Mitte des Monats April 1909 veröffentlicht.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Das „Armeeverordnungsblatt“ veröffentlicht einen Erlaß des Kaisers Franz Joseph, wonach er aus Anlaß der mannigfaltigen patriotischen Veranstaltungen ö. Erinnerung an die hervorragenden weltgeschichtlichen Waffentaten des Jahres 1809 den Heldenberg bei Wetzdorf in Nieder⸗ oͤsterreich der Armee zum Geschenk macht mit der Bestimmung, daß dort alle Angehörigen der Wehrmacht, die sich durch be⸗ sondere Leistungen vor dem Feinde oder sonst um das Vater⸗ land verdient gemacht haben, eine pietätvoll gehütete Ruhe⸗ stätte finden sollen.

Großbritannien und Irland.

Großbritannien hat gestern, nach einer Meldung des „W. T. B.“ die Un abhängigkeit Bulgariens anerkannt.

Frankreich.

Der Ministerrat hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, beschlossen, die Effektivstärke der Besatzung des Schaujagebiets um dreitausend Mann zu verringern. Die Gesetzegvorlage des Marineministers, betreffend die Rekrutierung der Marine, wurde gutgeheißen. Der Minister des Auswärtigen Pichon sprach hierauf über auswärtige Angelegenheiten.

Cypriano Castro ist gestern abend in Paris ein⸗ getroffen.

Ruszland.

Die russische Regierung hat sich, nach einer Meldung des „W. T. B.“, an die fremden Regierungen mit einer Zirkular⸗ depesche folgenden Inhalts gewandt:

Vom Generalkonsulat in Aserbeidschan waren Mitteilungen ein—⸗ gegangen, daß in dem von den Truppen des Schahs belagerten Täbrits eine Hungersnot ausgebrochen sel und dem russischen und anderen Konsulaten, ebenso wie den russischen und fremden Be⸗ wohnern dieser Stadt seitens der Gegner des Schahs, die den Kampf mit den Truppen der Regierung führen, wie auch seitens der durch Hunger zur Verzweiflung gebrachten Ortsbevölkerung ernste Gefahr drohe. Deshalb war der russische Geschäftsträger in Teheran an⸗ gewiesen worden, dem Schah zu erklären, daß die russische Regierung, falls die persische Regierung nicht unverzüglich Maßregeln zur Sicher stellung der er mn , für die Konsulate und die fremden Unter- tanen in Täbrig wie auch für die friedliche Ortsbevölkerung ergreift, sich genötigt sehen werde, eine Militärabteilung nach Täbris zu entsenden, um die Konsulate und die Ausländer ju schützen und um ihnen und der Bevölkerung die Proviantiufuhr ju sichern. Trotz des Versprechens des Schahs, dem Kommandeur der per⸗ sischin Truppen, Prinzen Ain ed Dauleh ju befehlen, Proviant zufuhr nach Täbris zuzulafsen, hat der Prenz die Zufuhr nicht zu— gelassen, und Konsulate und Ausländer verblelben somit in ihrer ge⸗ fährlichen Lage. Angesichtz dieser Wendung der Dinge hat die russische Regierun . die dem Schah angekündigte Maßregel auszu- führen. Einer ru , hteilung ist nunmehr der Befehl gegeben worden, aus e, , 6 Täbris auszurücken. Die Ziele, die diese Abteilung verfolgt, nd oben erwähnt. Sobald in Tähris dier e ldnung nien ff tie. d ben , ,, der n .

re L. 23 sicen ntertanen sint, wird die Ahteilung Fr nguẽfen werden .

Spanien.

Die Deputiertenkammer hat gestern, wie das „W. T. B.“ meldet, einen Antrag Morels, in der Angelegenheit der von dem Auditeur Macias gegen das Marineministerium und die Regierung erhobenen Beschuldi⸗ gf enn 6 Untersuchungskommission zu ernennen, ab⸗ gelehnt.

Türkei.

Der gestrige Selamlik verlief normal und ohne Zwischen⸗ fall; der Sultan wurde, wie immer, mit Zurufen begrüßt. Der Großwesir teilte den anwesenden Diplomaten, „W. T. B.“ ufolge, mit, daß ein Telegramm aus San Stefano von dem le enn der Nationalversammlung eingelaufen sei, das treue Ergebenheit gegenüber dem Sultan versichert. Ferner gab der Marschall Lamphoevener Pascha den Anwesenden im Namen des Sultans bekannt, daß der Kommandeur des ersten Korps Mahmud Schewket telegraphisch sein Erstaunen über die Gerüchte ausgedrückt habe, die mazedonische Armee sei gekommen, um den Sultan abzusetzen. Der Zweck des Vorgehens der Armee sei nur die Wiederherstellung der Ord⸗ nung und die Bestrafung der Anstifter der letzten Unruhen.

In der gestrigen geheimen Sitzung der National⸗ versammlung, an der etwa 220 Deputierte und

19 Senatoren teilnahmen, wurde, „W. T. B.“ zufolge, mit

1650 gegen 8 Stimmen die Absetzung des Sultans beschlossen. Die Fan ift ag sei ieh. ob der Scheich ül Islam sein Fetwa erteilen werde; die Nachrichten über seine Haltung lauteten widersprechend. Wie nach dem genannten Bureau verlautet, war bis zum Erscheinen der Kriegsflotte die Stimmung der Versammlung für den Sultan nicht ungünstig; sie schlug aber um ö. die Nach⸗ richt, daß die Marine der Freiheitsarmee sich anschließe. Mahmud Schewket Pascha, der der Sitzung beiwohnte, erklärte der Versammlung, daß er infolge der Revolte des Konstantinopeler Korps mit Abteilungen des zweiten und dritten Korps, über die er das Oberkommando übernommen habe, zur Wiederherstellung der Ordnung heranrücke; wer um Pardon bitte, werde begnadigt, die übrigen würden bestraft werden. Er sei aber nicht gekommen, um den Sultan zu ent⸗ thronen. Nach Durchführung des Programms möge die freie Nationalversammlung beschließen, was sie für gut halte. Im weiteren Verlauf der geheimen Sitzung teilte der Präsident mit, daß das Protokoll über die türkisch⸗bulgarischen Verhandlungen eingebracht worden sei. Trotz der anderen Aufgaben, mit denen sich die Kammer befaßte, wurde e l n, das Protokoll in Beratung zu ziehen und es einer Kommission zuzuweisen. .

In der öffentlichen Nachmittagssitzung der National⸗ versammlung wurden Protestdepeschen aus den Provinzen und Glückwunschdepeschen der Walis von Monastir und Angora verlesen und eine an die asiatischen Walis zu sendende De⸗ pesche verfaßt, in der Maßnahmen zur Verhütung weiterer Unruhen in Adana angeordnet wurden.

dem neuen Kabinett zu vertagen.

? . Weiter wurde be⸗ schlossen, die Verhandlung über die Stellungnahme gegenüber Die nächste Sitzung findet

*

Die mazedonischerArmee hat am gestrigen Tage d Vormarsch gegen die Hauptstadt fur fehr . mehrere Vororte besetzt. Die Truppen wurden überall von den Einwohnern freudig begrüßt. Gegen G6 Uhr Abends erreichte die Spitze der Vorhut die Peripherie der Stadt und geriet in einen Kampf mit den Mannschaften der Kasernen von Daub Pascha und Ramys Misiwir, die sich weigerten, sich zu ergeben. Der Beginn des Kampfes wurde sofort den anderen Kasernen mitgeteilt. 5000 Mann aus den Kasernen von Stamhul wollten den Mannschaften der angegriffenen Kasernen zu Hilfe eilen, wurden jedoch vom Kriegsminister zurückgehalten. Die Truppen in den Kasernen von Pera blieben neutral. Von den Truppen im Yildiz hofft man, daß sie der Sultan vom Kampf zurückhalten werde. Der Bahnhof der Hauptstadt ißt ebenfalls schon von den Belagerungstruppen besetzt. Bigher sind etwa 8o)h0 Mann mit der Bahn aus San Stefano ein— getroffen. Weitere Transporte laufen noch ununterbrochen ein, so daß im Laufe der Nacht die gesamte Stadt von den maze= donischen Truppen besetzt sein wird. Der frühere Berliner Milltärattachs, Major Enver Bey hat zum Schutze jeder diplomatischen Mission eine Kompagnie Infanterie bestimmt. In der Stadt herrscht Panik. Seit Anbruch des heutigen Tages ist heftiges Gewehr- und Geschützfeuer aus der Richtung des Jildiz vernehmbar. Wie eine heute vormittag eingelaufene Depesche des „W. T. B.“ meldet, hat sich die Besatzung det Yildiz der Belagerungsarmee ergeben.

Weiter wird gemeldet:

Konstantinopel, 24. April. Die Garnisontruppen ziehen sich in der Richtung auf Pera zurück. Sämtliche den HYildi beherrschende Kasernen sind in den Händen der mazedo— nischen Truppen. Einige Soldaten, die in das französische Hospital flüchten wollten, wurden dicht vor den Toren nüedergeschossen. Eg heißt, daß die Kanonen des lldiz auf die mazedonischen Truppen gefeuert haben.

Rumänien.

Der Handelsvertrag zwischen Rumänien und Oesterreich⸗- Ungarn ist gestern, „W. T. B.“ zufolge, unterzeichnet worden.

Amerika.

amerikanische Senat hat „W. T. B.“ meldet, eine Resolution angenommen, in der der ,,, ersucht wird, dem Kongreß vergleichende Tabellen über die von Deutschland, Frankreich und den Ver— einigten Staaten erhobenen Zölle auf Töpferwaren, Glas, Papier, Woll⸗ und Baumwollwaren, Zucker u. a. vorzulegen.

Durch ein Dekret des Präsidenten von Vene— zuela werden, obiger Quelle zufolge, alle die in Freiheit gesetzt, die aus Anlaß des Sturzes Castros verhaftet worden ind, einschließlich der Personen, die seinerzeit an der Ver— chwörung zur Ermordung des Präsidenten Gomez beteiligt waren. Der Vizepräsident Velutini übernimmt in nächster Zeit vertretungsweise die Präsidentschaft.

Der gestern, wie das

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstags befindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (.0.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister für Handel und Gewerbe Delbrück beiwohnte, gelangte zunächst der Gesetz⸗ entwurf über den Bergwerksbetrieb ausländischer juristischer Personen und den Geschäfts betrieb außerpreußischer Gewerkschaften zur ersten Beratung

Der Gesetzentwurf schreibt vor, daß ausländische juristische Personen sowie die Gewerkschaften, die in einem anderen deutschen Staat ihren Sitz haben, zum Erwerbe von Betg— werkseigentum und zum Bergbaubetriebe, die Gewerkschaften auch zum Erwerbe von Grundstücken der staatlichen Ge— nehmigung bedürfen.

Zur Begründung des Gesetzentwurfs nahm zunächst der Minister für Handel und Gewerbe Delbrück das Wort, dessen Rede am Montag im Wortlaut wiedergegeben werden wird. Nachdem dann noch die Abgg. von Kessel (kon),

Lusensky (nl und Dr. von Woyna (freikons) für, der

Abg. Dr. Hager (Zentr.) gegen den Gesetzentwurf gesprochen hatten, wurde die Vorlage einer Kommission von 14 Mit⸗ gliedern zur Vorberatung überwiesen.

(Schluß des Blattes.)

Dem Reichs tage ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die zollwidrige Verwendung von Gerste, nebst Ve⸗ gründung zugegangen.

Nr. I7 des „Zentralblattz für dag Deutsche Reich“ berauggegeben im Neichsamt det Innern, hom 23. April hat folgenden Inhalt: 1) Konsulatwesen: Ernennungen; Ermächtigungen jur Vor⸗ nahme von. Ziwilstandshandlungen; 4 n , Todesfall. 2) Handels und Gewerbewesen: Ansehung der Medininisch⸗pro— pädentischen Abtellung bei der Universttät zu Münster als Medinnische Fakultät im Sinne det 5 3 der Prüfungsordnung für Zahnärste,. = 3) Militärwefen: Gefamtverzechnig der zur Anstellung Von Militkt⸗ anwärtern verpflichteten Privateisenbabnen. 4) Finanzwesen; Nach weisung der Einnahmen des Deutschen Reichs für die Zelt bon 1. prll 1508 big Ende März 1968. 5) Marine und Schiffahrt: Befimmungen über die gegenseltige Anerkennung der Schlffgmeßbties in Deutschland und Italien. 6) Polizeiwesen: Auswelsung von Ausländern aus dem Reichsgeblete.

Nr. 13 des „Gisenbahnverordnungsblatts“ hertz erg im Ministertum der öffentlichen Arbeiten, vom 19. April, ba olgenden Inhalt: Bekanntmachung des Reschzeisenbahnamtg vom 23. Mär; 1955, betreffend Ergänzung der Nummer XXXII* den Anlage B jur Gisenbahnverkehrzordnung. Bekanntmachung IFteichstanzlerß vom 27. März I96h, betreffend Aenderung der Mlilltir, trangportorbnung. Bekanntmachung des Reichgeifenbahnamtg bom J. April 130g, betreffend JÄenderung der Anlage C zur Essenbahn, verkehrgordnung. Erlaß des Ministers der öffentlichen At hesle vom 9. April 1909, betreffend Amtsbezeichnung der Königlichen Eisen bahndirektion in Saarbrücken. Nachrichten.

Wohlfahrtspflege.

Die Gesellschaft jur Bekämpfung der Säuglings, sterblichkeit in Berlin versendet den Bericht über ihre Tätigkeit n Jahrs 1808. Sle war die erste Gsellschaft ihrer Art in Deuisch⸗ land und besteht seit H Jahren. Auch im Berichtejahre wurde wieder eine große Anzahl von Merkblättern für gäuglinggpflege an Wöchnerinnen verteilt, Stabtverwaltungen af Bunsch jur Verbreitung jur. Versügung gestellt, so— ö Behörden, Vereinen und Prsvatyersonen in vielen Fällen Auskunft üher Einrichtung und Arbeitsweise der Beratungsstelle ire Gefellschast ertelst. Diese Stelle ist, an jedem Pienstag und Fielteg hon 11— 1 Uhr geöffnet. Ueber jedes der Gesellschaft zuge⸗ führte Kind wird ein Personalbogen angelegt; es wird ärztlich unter sucht, gewogen und angelegt und die Nahrungsaufnahme mit der

Ke sontrösisert. Die gleiche Kontrolle wind wöcentijch finmal wiederholt, solange das Kind unter Aufsicht der Gesellschaft bleibt. Auch das Prinz der Stillpräm ien hat sich bewährt. zhütter, die ihre Bedürftigkest nachwessen, echalten von der Gesell⸗ schast eine Stlillprämie von durchschnittlich 2 6 in der Woche, se⸗ lange sir selbst stillen und ihr Kind regelmäßig einmal wöchentlich zur Fontrolle bringen. Aerzte geben ihnen bei den Besuchen die nötigen nwessungen für di⸗ eigene Körperpflege sowie Ver haltungsmaßregeln sär bie Pflege und Ernährung der Saͤuglinge. In Ergänzung dieser aritlichen Beratung teilt die Gesellschaft. den Hilfesuchenden zugleich die nötigen Heilmittel unentgeltlich zu und, versorgt sie mit den jur Pflege erforderlichen Artikeln (Seife, Puder, Salben) und Krästigungmitteln (Tropon, Zranin, kalipräparaten). In den Fällen, in denen., eine Unterernährung festge= Fellt wurde, taten auch kostenlos verabfolgte Nahrungemsttel die bisten Dienste. Wo die häuslichen Verhältnisse der Hilfesuchenden besonderg ungünstig waren, konnte die Gesellschaft öfter durch Unter— cringung von Kranken in Klinlken und Krankenhäusern, durch Ueber⸗ weisung älterer Kinder in Fürsorgeanstalten und auf andere Weise belsend eingreifen. Besondere Bemühungen wurden gemacht, den hliifefuchenden Frauen eine ihrer Vorbildung und ihrem Gesundheits⸗ ustand angemessene Arbeit zu verschaffen ( Die Fürsorgestelle wurde im Berichtsjahre von 372 Frauen nit Säuglingen (1997: 256) in Anspruch genommen. 241 Frauen grhielten Stillpräm ien im Betrage von 4218 M (3796 M); Pflegeartikel, wurden im Weite bon 380 (111) A berteilt; zu BPWeihnachten erhielten 50 Frauen Gaben im Werte von 680 6. Jon den Hilfe suchenden Kindern waren 226 ehelich, H unehelich; 213 Frauen besuchten mit ihren Säuglingen die Beratungsstelle länger als eine Woche; die durchschnittliche Be⸗ 0chachtungs zeit betrug 10,V Wochen, die durchschnittliche Gewichts . junahme der Säuglinge 1320 g. An Einnahmen, hatte die Gesellschaft im Berichtsjahre 17 617 6 zu verzeichnen, die mit den Jusgaben bei einem Saldovortrag von 3139 6 balancieren.

Kunst und Wissenschaft.

Die Ausstellung von Porträts älterer Meister aus Privatbesiz in der Akademie erregt in allen kunstfreundlichen Kreisen dauernd ein so lebhaftes Interesse, doß der Kaiser Friedrich. Museums⸗

Verein sich entschlossen hat, den anfänglich auf den 30. April fest⸗ gesetzten Schlußtermin noch etwas hinauszuschieben. Durch das Ent gegenkommen der Besitzer werden die privaten Kunstschätze, die jetzt

in den Räumen der Akademie am Pariser Platz vereinigt sind, noch biz Sonntag, den 9. Mal dem Publikum jugänglich bleiben.

Von neuen Bahnen des Weltverkehrs berichtete in der Ampilfachsitzung der Gesellschaft für Erdkunde Dr. Richard Hemi g. Jeder Monat, so leitete der Redner seinen Vortrag ein, inge neue Projekte. Da sei es sehr schwer, den Hesitzstand unserer

Verkehrgmittel an einem gegebenen Zeitpunkt festzustellen. Er wolle deshalb nur von den am Beginn des laufenden Jahres bestehenden resp. in Benutzung genommenen, im Vergleich zu einer kurzen Ver⸗ gangenheit neu* ju nennenden Verkehrswegen sprechen und in Kürze nur die ernsthaft geförderten rojekte kennzeichnen. Von technischen und wirtschaftlichen Einzelheiten werde er absehen, ja in den ju zeigenden Lichtbildern grundsätzlich Vernicht auf Landschaftliches leisten, so dankbar es auch meist aufgenommen werde. Dieser Absicht entsprechend werde er in knapper Erfassung seines Themaz somit nur Kartenstizien zeigen und ju welterer Vereinfachung von Europa überhaupt nicht reden, das nahejn eisenbahngesättigt sei und in den letzten Jahren geringen Zuwachs solcher Veikehrtzwege empfangen habe, die als Welt derkehrgbahnen“ anzusprechen seien. Diesem Programm ent⸗ sprach der Vortrag, der die Hörer zunächst nach Asien führte. dem hohen Norden, von der sibirischen Eisenbahn, hier ein geschlossen der vom Amur durch die Mandschurel bis Port Arthur sihrende, durch den russisch japanischen Krieg berühmt gewordene Schienenweg, von der Polar, Ural⸗, der Beringshahn geleitete der

Redner in die weniger unwirtlichen Gebiete Mittelasiens, wo Ruß⸗

land Großeg im Bahnbau geleistet hat, nämlich die Tranglaspische Bahn und die Linie Orenburg Taschkent und Taschkent Barnaul, die bis an das Glacis der Indien im Norden begrenzenden Gebirge führt und früher oder später für den Verkehr mit Indien wichtig ju werden verspricht. In einem gewissen Gegen stz ju diesen der Segnungen guter Verkehrswege teilhaftig gewordenen Ländern steht China mit feiner fast unüberwindlichen Abneigung gegen Bahnen, die anscheinend jedoch in nicht ferner Zeit einem Umschwung um Gegenteil Platz machen wird., wenn erst die deutsche Schantung⸗ bahn (seit 1901). die Jangtsebahn, die Peking —Hankow⸗ und die Hankow. Canton Linien die ungeheuren Vorteile zeigen werden, die sich gerade dag dicht bevölkerte Land von Eisenbahnen, versprechen kann. Wahrscheinlich ist die Zeit nahe, wo China eisersüchtig darauf sein wird, seine Eisenbahnen nur als nationale zu bauen, und Kon— kessiͤnen an Fremde ganj versagen wird. Allmählich wird uns daz Reich der Mitte um ein Bedeutendes näher gerückt sein. Wie lange ist eg doch her, daß Kiautschou uns von Berlin aus erst in 1 * erreichbar war, während heute 15 Tage genügen? Der Gedanke, mit Hslfe der Gobibahn von der Küste bis ins Her; Chinas in kürjester Frist ju gelangen, mutet wie ein Zaubermärchen an, Kaum anders steht es um die Bagdadbahn. So langsam es damit ug. Geldmangel der Reglerung und mancherlei politischen Intrigen weilergeht, schon die fertige Strecke bis Konia hat neue Leben in diese Gebiete gebracht, und die nur zu einer eitfrage gewordene Weiterführung nach Bulgurlu, El Kelif, Bagdad, asima wird den Verkehr an Gütern und Posten nach und von Indien um ein Erhebliches beschleunigen. Aus ganz anderen Motiven ist ein welter wichtiger Bahnbau in der Türkel gefördert worden, nämlich der nach den heiligen Städten in Arablen, bei dem ebenso ih zeliglöse al strategische Gründe mitgewirkt haben. Wie immer die wahren Gründe lauieten, der Weltverkehr akzeptiert dankbar die zunächst erst die eine der heiligen Städte, Medina, erreichende Bahn; deren vernünftige Entwicklung wird ohne Zweifel dazu helfen, sie auch bis Mekka zu hren, k wahrscheinlich bis Aden, und den unerläßlichen Anschluß herzustellen nach der Bagdadbabn einerseits und andererseitg trotz des gegenwärtigen Sinai Konflikt, der nur als eine Episode anzusprechen ist jum Roten Merre und nach Aegypten. Großartigenes noch als die Li führung diefes asiatischen Bahnnetzes vollzieht sich in Afrika. Die Absicht Ceckk Rhodes, einen ben schwarzen Erdteil von Süden nach Norden kreuzenden Schienenweg Perzustellen, geht schnell ihrer Verwirklichung entgegen, i sie auf großen Strecken berest auzgeführt. Gewaltig erscheint der Plan, die ungeheuren Dietorigwasserfälle am Zambest auf weite Strecken die Llektrisch Fraft ür ben! Bahnbetfleb liefern zu laffen. Auch diese Ärbest is im Werke, und die Victoriafälle, die es mit der Hergabe von Krast mit dem Niagara aufnehmen, haben vor diesem den Vgrzug, mie malg einzufrleren. Die große und schwierig lösbare Frage der Weiterführung dieser Bahn vom Kap zum“ Nil ist die, ob sie pburch den GCongossaat oder durch Deutsch Ostafrika

ju leiten ist. Litzteres wäre der könnten schöne Wechselbeniehungen hergestellt werden zwischen Schienen. und Wasserwegen, erinnert man sich der von den drei großen Seen, Nyassa, Tanganjika und Victorla⸗Nyansa gegebenen Möglichkeiten. Ein höchst interessanter Plan, streckenweise auch von den Franzosen schon verwirklicht, ist die Trangsahara. Bahn nach Timbuktu und zum Tschabsee. Sle legt unz den Ausbau von Bahnen in Togo, wie in Kamerun so nahe, daß diese wohl ebenso wie der Ausbau wichtiger Bahnen in unseren Kolonien Südwest. und Ostafrika nicht lange auf sich warten lasfsen werden. Das Eldorado für den Eisenbahningenieur ist z. 3. jenseits des Atlantischen Ojeans Cana da; denn seine allseitige Erschließung ist mit Rücksicht auf seinen Reichtum an Landes produkten Weizen, Holi, Erz so hoffnungereich für eine gute Rentabllität anzulegender Gifenbahnen, daß trotz der enormen zu überwältigenden Entfernungen die Er— schließung des Landes bis Alatka und bis zur Hudsonbat, in Angriff genommen 1886, mit neuem Aufschwung seit 1903 gefördert, tatsächlich allseitig im Werke ist, unter— stützt durch nicht übermäßig schwierie Terrainverhältnisse, wenn auch gebindert durch lange anhaltende Winter. In beiden Pu nkten besitzt PiGnamerlka, fo hier bejelchnet im Gegensatz zu Britisch⸗ Amerika und zu den Vereinigten Staaten, die als eisenbahngesättigt aus vor⸗ liegender Betrachtung ausscheiden, teils günstlgere, teils un—= günstigere Verhältnisse. Den ungünstigen Terrainverhältnissen, infolge hoher Gebirge und auf welte Gebiete sich er— streckenden Vulkanismus gesellte sich, einer weitsichtigen Verkehrs⸗ politik feindlich, noch die Zersplitterung, namentlich Mittelamerikas, ln eine Menge kleiner, aufeinander eifersüchtiger Staaten zu. Dennoch hat die letzte Zeit den Anschluß wichtiger Bahnlinien an die mexicanischen bis Tapachula und Guatemala und bis Port Limon (Lima) gefehen. Andere Bahnen Mittelamerikas sind für den Landes⸗ verkehr wichtig, obne dech als Bahnen des Weltverkehrs gelten zu dürfen. Manchen derselben wird nach Ausführung der Atlantik und Pajlfik verbindenden Kanalbauten einmal diese Bedeutung zukommen, sobald sie mit Panama und Tehuantepee in Verbindung sind. Wie förder⸗ lich ein großes Staatgswesen dem Bahnbau ist, bekundet Argentinien, daz seine Hauptstadt mit großen Verkehrelinien bis hinauf zu ho s. Br. in Verbindung gesetzt hat, allen Gebirgen, schwierigen Tunnelbauten, Erdbeben, selbst Revolutionen jum Trotz. Nur die richtige Ueber landbahn, Südamerlka von Meer ju Meer durchquerend, sehlt noch in ihrer Vollendung, des hohen Gebirgswalles wegen. Aber auch für sie sind vlelversprechende Anfänge gemacht: Buenos Aires=-„Uyunt nach Mollendo, Arica, Antofagasta, und die Lokomotive fährt hier auf Strecken, die bieher bestenfalls dem Maultiere zugänglich waren. In naher Zeit wird auch dag chilenisch' Santjago mit dem argentinischen Mendola über den Paß von Uspallata durch Eisen⸗ bahn verbunden sein, wobei Höhen von 3000 und 3700 m ju über schreiten und enorme Tunnels zu durchfahren sind. Am verhältnis mäßig ungünstigsten ist von allen Erdteilen Australien bedacht, seine Einordnung in den Weltverkebr ist auch besonders schwicrig. Nichts destoweniger verkürzen sich die . in denen dieser jüngste, geologisch älteste Erdteil von der alten Welt aug zu erreichen ist, immer mehr. Die Dampferfahrt von Colombo auf Ceylon bis Sydney nahm früher 18— 22 Tage in Anspruch, sie hat sich jetzt bis zur ersten Berührung mit dem australischen Kontinent auf 10 Tage und von da bis Sydney auf 3 und 2 Tage verkürzt. Eisenbahnlinien ost westlicher Richtung

geradere Weg, und es

fehlen noch, weil z. 3. der Hauptverkehr des Erdteils sich im S0.

Notd und Süd sind mit einigen Umwegen 1088 und 1711 Em in Verbindung Strecken über Land Sydney

desselben zusammenzieht. auf Strecken von 320, gesetzt, während die längeren mit dem 370 km entfernten Port Darwin und mit dem 2900 km entfernten Derby verbindet. Der Redner gab am Schluß seiner Ueberzeugung Autdruck, daß man allseitig gut tue, sich mehr, als etz bisher geschieht, mit den großen Verkehrgunter⸗ nehmungen auf dem Erdball vertraut zu machen, die einen so wichtigen Teil der praktischen Erdkunde bilden. w .

Ueber die Kunstwerke im Kaiserlich ü Schatz. haufe Shöfoin ju Na ra sprach am Mittwoch Dr. Sttg Kümmel aus Berlin vor den Mitgliedern des Vereins für Deutsch es Kunsftgewerbe im Künstlerhause. In das achte Jahrhundert fällt die Blütezeit des 552 in Japan eingeführten Buddhismug, ganz be- sonders unter dem ihm sehr ergebenen Kaiser Shomu. Als er 756 starb, schenkte seine Witwe dem , Buzdha in der alten Kalser⸗ stadt Nara alle Schätze des Verewlgten. Durch diese verdienstliche

andlung glaubte sie der Seele des Verblichenen den Pfad zur ewigen

errlichkeit um so sicherer zu erschließen. Die Widmung der Kaiserin und das Verzeichnis der Stiftung sind auf einer 15 m langen, 30 em hohen und mit 489 Kaiserlichen Siegeln bedeckten Papierrolle, datiert vom 22. Juli 756, noch erhalten. Die Zahl der im Sköoroin überlieferten Objekte beträgt mehr als 3000. Keine sürstliche Schatzkammer und kein Küirchenschatz Europas können sich also mit dlesem japanischen Schatzhause an Alter und Reichtum bez Bestandes messen. Der Name Stosgin bedeutet ursprünglich allgemein Schatzhaus, hat sich aber allmählich auf dieses eine be⸗ rühmte allein beschränkt. Es ist eigentlich niemandem zugänglich. Bis zur Mitte des dreizehnten Jahrhunderts wurde es nur etwa alle 25 Jahre geöffnet, von da ab noch viel seltener bis in die Mitte der achtuger Jahre des 19. Jahrhunderts. Seitdem wird es jäbrlich einmal im Herbst sorgfältig gelüftet und alleg nachgesehen. Stets aber muß ein persönlicher Vertreter des Kalsers erscheinen, um das Haug unker großem Zeremonlell zu eröffnen. Dr. Kümmel, der im Auf⸗ frage der Berliner Museen Japan bereist hat, um für die Ostasiatische Abteilung des Museumz in Berlin ju sammeln und ostasiatische Kunst ju ftudieren, Fat das seltene Glück gehabt, drei Tage lang die Schätze des Shosoins eingehend studieren ju dürfen. Die Kunst⸗ werke, die das Sbösoin umschließt, bekunden elne ganz eigenartige Stilrichtung und Technik. Entstanden sind sie, darüber besteht kein Iweisel, alle im achten Jahrhundert. Sle sind also durchweg mehr alg 12750 Jahre alt. Da finden sich Setzschirme, die nicht bemalt, sondern in dem bekannten Batikverfahren hergestellt sind, Teppiche mit auffallend symmetrischen Mustern, Kästen, die mit Farben be⸗ malt sind, die man aus Bleioryd gewonnen und später nicht wleder hergestellt hat. Die Muster dieser Kästen, Blumen, Bläten, Pflanzen finden sich in der japanischen Kunst späterer Zeit nicht wieder. Altertümliche Mustkinstrumente, insbesondere Lauten von außerordentlich feiner Form sind aus Sandelholz gefertigt, mit Perlmutter und Schildpatt eingelegt; Jagdszenen, Mandartaenenten, an den Pegafug erinnernde Pferde, Kameelreiter erscheinen in den Mustern. Keberschaa teln sind schwarz gelackt und in den Lad Ein- lagen aus Perlmulter und untermaltem Bernstein oder aus Silber und Gold eingedrückt. Diese Technik ist auch herangezogen, um die Rückseiten von Bronzesplegeln zu verschönern. Doch finden sich auch Bronespiegel, deren Rächselte ein gegofsfenes Relief trägt. Dieses Relief erscheint ganz so, wie auf Spiegeln der gleichreitigen chinesischen Tangdynastie. Schwerter mit gelackten Scheiden und grabierten Stichblättern. weisen ebenfalls auf chinesische Kunst und Technik bin und ein Splegel, aus Silber und Gold ge— fertigt und in Zellenschmel; farbig dekoriert, bekundet eine Vollendung n der Technik, die im 3. Jahrhundert äußerst überraschen muß. Allem Anscheine nach sind die Schätze des Sho o zum Teil Import, jum Teil bon Chinesen hergestellt worden, die in den Kunsthand⸗ werkstätten des KRalferlichen Hofes ju Nara tätig waren Solche Kun siweristätten für Metallarbeiten, Weberei, Lackfunst, Emalskunst haben bestanden, das sst Tatsache. Aber die dort tätigen chinesischen Meister haben anschelnend die Geheimnisse ihrer Techniken nscht preisgegeben, denn sie gingen den Japanern nach kurzer Zeit wieder verloren. Baß dagegen im achten Jahrhundert, leb⸗ hafte Beziehungen zwischen Japan und Ching bestanden haben, steht fest. China aber unterhielt wieder rege Verbindungen ju Westasien. So kam etz, daß es in seine Kunst und sein Kunst—⸗ gewerbe zahlreiche westländische Motive aufnahm. So jeugen auch

Gläser westllchen, sogar christlichen Charakters und Stoffe mit persi⸗

schen Webemustern und dergleichen im Shosdin von dem Einfluß det

Westens. Der Vortrag wurde durch Lichtbilder und elne große Zahl von farbigen Abbildungen erläutert, die japanische Zeichner nach den Originalen des Shosgins in natürlicher Größe farbig gefertigt hatten. Außerdem hatten die Bibliothek des Kunstgewerbemuseums neu erworbene ene , Holzschnitte und die Firmen J. Salomonsen, R. Wagner und Albert Wallach in Berlin neuere japanische Erjeug⸗ nisse aus, ihren Beständen in großer Zahl ausgestellt.

Veränderungen bayerischer Seen in historischer Zeit. Daß das Aussehen unserer Erdoberfläche sich stetig verändert, ist zwar seit Lyells Tagen jedem Naturkundigen geläufig geworden, aber in welchem Maße Veränderungen auch in unserer Jeit vorgehen, darüber fehlen meistens konkrete Vorstellungen. Einen sehr empfindlichen An= zeiger geologischer Umgestaltungen bilden die Seen. Genaue Beob⸗ achtungen an diesen lassen erkennen, in wie kurzer Zeit Wandlungen des Landschaftsbildes vor sich gehen können. So konnte H. Walser aus einer sehr genauen Karte vom Jahre 1660 nachweisen, daß von den damals im Kanton Zürich vorhandenen 149 Seen sich nur 40 bisher unverändert erhalten haben, 16 haben sich stark und 20 etwas weniger verkleinert; 73 kleinere Seen sind ganz ver⸗ schwunden und an ihrer Stelle finden sich nur noch Spuren von Sümpfen. Bei einem Vergleich alter Karten, namentlich der Apianischen Karten vom Jahre 1568 und der Riedelschen hydro⸗ graphischen Karten vom Jahre 1807 hat nun Georg Breu gefunden, daß ähnliche Verhältnisse auch für die Seen der bayerischen Alpen und des Böhmerwaldes und Fichtelgebirges vorliegen. Die Zahl der in den letzten Jahrhunderten ganz verschwundenen Seen ist, wie die Umschau (heraus zegeben von Dr. Bech⸗ hold, Frankfurt a. M) mitteilt, sehr groß. Et sind er⸗ loschen 43 Seen und Weiher in Südbavern, 34 Seen und Weiher im Fichtelgebirge und Böhmerwald, 19 Teiche in der Umgebung von Bamberg, die jedoch jum größten Teil in früheren Jahrhunderten künstlich angelegt waren, und 4 Seen im übrigen Nordbayern, die 1834 noch vorhanden waren. Die en , Seen im Gebirge Süd⸗ bayrrns, wie der Königssee und der Walchensee, haben sich weniger verkleinert als viele Vorlandseen, wie z. B. der Chiemsee, der Kochel⸗ see, der Abstorfersee u. a. Der Vermoorungkprozeß vol zeht sich bei den Moräͤnenseen viel schneller als bei den Gebirgsseen. Bei manchen der , . Seen, j. B. dem Staffelsee und dem Kochelsee, sind bereits die Wände der ehemaligen Wanne überall unter den Anschwemmungen verschwunden, und das ganze Seebecken besteht nur noch aus einer jentralen, von den Halden des Deltas und der Uferbank n horizontalen Ebene. Die Zahl der kleineren Seen Bayerns, die ihren Spiegel in den letzten 300 Jahren sehr bedeutend verkleinert haben, beläuft sich auf ungefähr 25. Die zentrale Ebene ist hier durch die fortwährende Zufuhr von Schlamm hoch aufgeschüttet worden und befindet sich in gleicher Höhe mit der Uferbank. Sie messen nur noch einige Meter Tiefe.

Literatur.

Im Verlage von Quelle und Meyer in Leipzig erscheint eine Sammlung von Einzeldarstellungen aus allen Gebieten des Wissens (leder Band 125 M) unter dem Gesamttitel Wissenschaft und Bildung“. In dem vorliegenden 66. Bändchen schildert der Privat⸗ dozent Dr. Curt Hennigs „Die Säugetiere Deutsch⸗ lands“, ihren Bau, ihre Lebensweise und wirtschaftliche Be⸗ deutung Die Schrift ist aus Vorlesungen hervorgegangen, die der Verfasser an der Techniscken Hochschule in Karlsruhe gehalten hat. Nachdem im allgemeinen vom Bau und von der Tätigkeit des Säugetierkörpers gehandelt wurde, werden die Fledermäuse, die Kerfjäger, die Nagetiere, die Raubtiere und die Huftiere im einzelnen behandelt. Im 66. Band derselben Sammlung beschreibt der Oberarzt und Privatdozent in Halle Dr. A. Menzer den menschlichen Organismus und seine Gesunderhaltung“. Auch diesem Buch liegen Vorträge des Verfassers jugrunde, die er im Halleschen Volksbildungsverein hielt. Seine Betrachtungen gründen sich auf eine Darlegung des Aufbaues und der Funktionen des menschlichen Körperg. Nach einer Schilderung der ihn bedrohenden Schädlichkeiten werden dann die Forderungen einer der Gesunderhaltung dienenden Lebensführung aufgestellt. Zahl⸗ reiche Abbildungen sind dem Text beigegeben.

Der Deutsche Verein für Schulgesundheitspflege hat das Verhandlungsheft seiner Darmstädter Tagung im Jabre 1908 als Ergänzung zur Vereingzeitschrift Gesunde Jugend“ im Verlag von Teubner in Leipzig im Druck erscheinen lassen (5 M). Es enthält zunächst drei Referaie über die Frage der Hygiene der höheren Mädchenschulen von dem irektor Dr. Wehrmann, von Dr. med. Allee Profs und dem Sanitätsrat Professor Dr. Schmidt⸗ Bonn. In allen Referaten wird neben der Hygiene der Gebäude auch die des Unterrichtsgbetriebes, der Unterrichtsfächer und des Stundenplan beleuchtet und Mittel und Wege gezeigt, die Hygiene deg Mäͤdchenschulweseng in gesundere Bahnen ju lenken. Als zweiter Gegenstand stand auf dem Programm der Darmstädter Tagung das Thema: Vorjüge und Nachteile der Internate. Auch diese Frage wurde von drei Referenten, dem Professor Dr. Boesser⸗Karlgruhe, dem Seminaroberlehrer Dr. Friedrich. Schnee⸗ berg und dem Obermedininalrat Dr. Erler Melßen behandelt. Während dabei der medizinische Referent die Vorzüge der Internate gegenüber der Famillenerztehung betonte, stellten sich die Internate nach den Autzführungen der päͤdagogischen Redner als ein Notbehelf gegenüber der Ernehung innerhalb gefunder Familienverhältnisse dar. Die

weiteren Referate behandeln die Themata: Einheitliche Gestaltung des höheren Unterrichts von r , , ,. und hygie⸗

nischen Gesicht punkten aus betrachtet (Referent; Professor Dr. Griesbach ⸗Mülbaufen 1. E), Zahnpflege in der Schule (Pro- fessor Dr. an, n. und Mundatmung der Schulkinder und deren orthopädische Behandlung in der Schuljabn⸗ klinik (Zahnarzt Schröder⸗Casseh. Das Heft bringt an seinem Schlusse das Ergebnis der unter dem Vorsstz des Geheimen Regie- rungs. und Medizinalrats Dr. Leubuscher in Meiningen abgehaltenen Tagung der Schu lärztevereinigung, die sich anl 63 der g. Jahregversammlung des Deutschen Vereins für Schulgesundheitg pflege in. Darmstadt bildete. Jedenfalls enthält die Publikation , n. Interessantes und Anregendes für Pädagogen sowohl wie für Aerzte.

Kurje Anjeigen neu erschlenener Schriften, deren Besprechung horbehalten bleibt. Ginsendungen sind nur an die Redaktion, Wil belmstraße 32 ju richten. Rücksendung findet in keinem Falle statt.

Die Stadt Posen unter preußischer Herrschaft. Von Moritz Jaffés. Verfassung und ö , , der 8 4 e . oh rf rn III.). Zweiter Teil. 10,20 .

eipzig, Duncker u. Humblot.

. Pharuz⸗Verkehrsplan Groß⸗Berlin 1809. Der vielfarbige Plan hat nachstehende Begrenzung: nördlich Tegel, östlich Köpenick, suͤdlich Teltow, westlich Potgdam. Uebersichtliche Angabe der Veriehrsverbindungen, Post⸗ und Gemeindegrenzen, des bebauten und unbebauten Geländes, fahrbarer und projektierter Straßen . Nebst vollständigem Straßenverjeichnis ꝛc. 2.50 16. Berlin 8W. 68.

Lindenstr. 3. Pharug⸗Verlag.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Unter dem Titel Mittel und Wege jur Beschleunigung der Seßhaftmachung von Landarbeitern ist im Verlage von Paul Parey, Berlin, eine Schrift des Königlichen Bauratgs Lucian pitsch in Wolmirstedt erschienen, die Anregungen für eine Be⸗ schleunlgung der Seßhaftmachung von Landarbeitern geben will, Der Verfaffer geht davon aug, daß als wichtigste Vorbedingung für das Gedeihen einer Landarbelterstelle eine sorgfältige Auswahl det Ansiedlerß und seiner Frau anzusehen ist. Er will für die Ent ·