1909 / 98 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 27 Apr 1909 18:00:01 GMT) scan diff

der Wahl des Oberlehrers an dem Königstädtischen Gymnasium in Berlin, Professors Dr. Gilow zum Direktor des Köllnischen Gymnasiums daselbst die Allerhöchste Bestätigung zu erteilen und

infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Crefeld getroffenen Wahl den bisherigen Stadtsyndikus Dr. Freiherm Ferdinand von Hausen in Altona als besoldeten Beigeordneten der Stadt Crefeld für die gesetzliche Amtsdauer von zwölf Jahren zu bestätigen.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.

In der Königlichen Landesturnanstalt hierselbst wird zu Anfang Januar 1910 wiederum ein sechsmonatiger Kursus zur Ausbildung von Turnlehrern eröffnet werden. Es wird beabsichtigt, auch diesmal 20 Bewerber

mehr als in den früheren Jahren einzuberufen. k

Das König⸗ liche Regierung ; . liche Provinzialschulkollegiu ann, daher die Meldungen ge— eigneter Bewerber tunlichst fördern.

Für den Eintritt in die Anstalt sind die Bestimmungen vom 15. Mai 1894 maßgebend. Bei der nach § 4 dieser Bestimmungen abzulegenden Aufnahmeprüfung werden auch folgende Uebungen verlangt:

am Reck: Schwungkippe, auch in Verbindungen, Felg⸗ aufzug; am Barren: Schwungstemmen am Ende des Rück⸗ schwungs, auch in Verbindungen, Schulterstand aus Grätschsitz hinter den Händen; am Pferd: die einfachen Stütz sprünge aus Seltstand wie Flanke, Kehre, Wende, Hocke; im Springen: Hochsprung mit Anlauf 1,20 m, Weitsprung 4m; Dauerlauf: 10 Minuten; Stabsprung: 150 m hoch; Kugelstoßen (Steinstoßen): 10 kg 4 m.

Die Königliche Regierung mg f

Das Königliche Provinzialschulkollegium i . diese Anordnung in 6. Verwaltungsbezirke in geeigneter Weise bekannt zu machen, besonders auch auf die Ver— mehrung der hall der Kursusteilnehmer hinzuweisen. Ueber die dort eingehenden Meldungen ist vor Ablauf des Sep⸗ tember d. J. unter kurzer, möglichst bestimmter gutachtlicher Aeußerung zu den einzelnen Bewerbungen zu berichten.

Auch wenn Aufnahmegesuche dort nicht eingehen sollten, erwarte ich Bericht.

Jedem Bewerber ist ein Exemplar der Bestimmungen vom 15. Mai 1894 unter Hinweis auf die nach Vorstehendem bei der Aufnahmeprüfung verlangten Uebungen mitzuteilen; die anmeldende Behörde hat sich von der genügenden Turnfertigkeit des Anzumel denden Ueberzeugung zu verschaffen, damit nicht etwa aufgenommene Bewerber wegen nicht genügender Turnfertigkeit wieder entlassen werden müssen.

Indem ich noch besonders auf den S6 der Bestimmungen

vom 15. Mai 1894 verweise, veranlasse ich , . Regierung . ö. . Previn jc schufollegium die Unterstützungsbedürftig⸗ keit der Bewerber auf Grund amtlicher Unterlagen sorgfältigst zu prüfen, sodaß die bezüglichen Angaben in der durch meinen Erlaß vom 20. März 1877 U III 7349 vorgeschriebenen Nachweisung als unbedingt zuverlässig bei Bewillung und Bemessung der Unterstützungen zu Grunde gelegt werden können.

Die betreffenden Lehrer sind ausdrücklich auf die mißlichen Folgen ungenauer Angaben hinzu⸗ weisen. Auf der Nachweisung ist auch anzugeben, ob der Angemeldete ledig oder verheiratet ist.

idle sind die Bewerber darauf aufmerksam zu machen, daß die persönlichen Reisekosten nach und von Berlin von ihnen mit in Rechnung gezogen werden müssen, und daß 120 S bei den gesteigerten Wohnungs⸗ und Nahrungsmittel⸗ preisen auch bei großer Sparsamkeit kaum mehr fur einen Monat ausreichen. Besonders ist darauf zu achten, daß be⸗ üglich der Beurlaubungs- und Stellvertretungsverhältnisse ö. darüber, wer die Kosten für die Stellvertretung trägt, keinerlei Zweifel bestehen bleiben. .

Die Lebensläufe, Zeugnisse ꝛc. sind von jedem Bewerber zu einem besonderen Hefte vereinigt vorzulegen.

In Spalte „Bemerkungen“ auf frühere Nachweisungen, Berichte, den Begleitbericht und der Meldung beiliegende e gi 2c. zu verweisen, ist unzulässig. Die genannte Spalte ist der Uebersicht entsprechend kurz und bestimmt aus⸗ zufüllen.

ich,

Unterschrift.)

An die Königlichen Regierungen und das Königliche Provinzialschulkollegium hier.

Abschrift erhält das Königliche n , m n,, zur Nachricht und gleichmäßigen weiteren Veranlassung be— züglich der zu Seinem Geschäftskreise gehörigen Unterrichts⸗ .

Wiederholt bemerke ich, daß es in hohem Maße erwünscht ist, eine größere Zahl wissenschaftlicher Lehrer, welche für die Erteilung des Turnunterrichts geeignet sind, durch Teilnahme an dem Kursus dafür ordnungsmäßig zu befähigen. Von neuem weise ich auch auf die Notwendigkeit hin, den Turn⸗ unterricht in den Lehrerseminaren überall von Lehrern erteilen zu lassen, welche dazu besonders vorgebildet und befähigt sind. Wo die Entsendung von Seminarlehrern zu dem Kursus auf Schwierigkeiten stößt, empfiehlt es sich, in der Weise für die Zukunft vorzusorgen, daß Präparandenlehrer zur Ausbildung hierher geschickt werden. Im Hinblick auf die nicht geringen Anforderungen an die körperliche Leistungsfähigkeit, welche in dem Kursus gestellt werden müssen, ist es auch im Interesse der Teilnehmer erwünscht, wenn diese möglichst jung eintreten. Ich mache darauf aufmerksam, daß der Aufenthalt an der hiesigen Landesturnanstalt strebsamen Lehrern mannigfache Gelegenheit zur Fortbilduag auch auf anderen Gebieten gibt und daher nicht bloß ihrem späteren Turnunterrichte zugute kommt.

Berlin, den 22. April 1909.

Der Minister der geistlichen, Unterrichtz⸗ und Medizinalangelegenheiten. Im Auftrage: Preische.

An die Königlichen Probinzialschulkollegien (auch Berlin).

Evangelischer Oberkirchenrat. Zum Pfarrer der deutschen evangelischen Gemeinde zu Braila in Rumänien ist der Pfarrer Hartung in Friedrichs⸗ brunn (Ostharz) berufen worden.

n der Dritten Beilage zur heutigen Ausgabe des Reichs⸗ und Stgatsanzeiger“ ist eine Genehmigungs—⸗ drkunde, betreffend eine Anleihe der Stadt Brom⸗ berg, veröffentlicht.

Aichlamtliches.

Dentsches Reich.

Preußen. Berlin, 27. April.

Der Kammergerichtspräsident Dr. Lisco ist von seiner Urlaubsreise nach Berlin zurückgekehrt.

Laut Meldung des W. T. B.“ ist S. M. S. „Loreley“ am 24. April von Merfina nach Konstantinopel in See ge⸗ gangen.

S. M. S. „Seeadler“ ist am 24. April in Lindi ein⸗ getroffen und geht heute von dort nach Zanzibar in See.

S. M. S. Flußkbt.‚ Vorwärts“ ist am 24. April von Hankau abgegangen, an demselben Tage in Kiukiang einge⸗ troffen und geht heute von da nach Wuhu ab.

S. M. SS. „Stettin“ und „Lübeck“ sind vorgestern in Malaga eingetroffen und setzen nach Kohlenübernahme die Reise nach Malta fort.

Potsdam, 27. April. Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz ist, „W. T. B.“ zu⸗ folge, ö mittag aus Wien hier eingetroffen.

Oesterreich Ungarn.

Der Deutsche Kronprinz Wilhelm ist, „W. T. B.“ zufolge, nach e , Verabschiedung vom Kaiser Franz Joseph und den Mitgliedern des Kaiserlichen Hauses gestern abend von Wien abgereist.

An den Vertreter Oesterreich⸗Ungarns in Sofia sind, nach einer Meldung des K. K. Telegraphen⸗Korrespondenz— bureaus, gestern Weisungen über die Anerkennung der Un⸗ n,, . Bulgariens ergangen, da durch das türkisch⸗-bulgarische Uebereinkommen, in dem die Türkei die neugeschaffene Lage anerkennt, und das offiziell zur Kenntnis der österreichisch⸗ungarischen Regierung gebracht worden ist, die Interessen der Orientbahnen vollkommen gewahrt erscheinen.

In der gestrigen Sitzung des ungarischen Abge⸗ ordnetenhauses teilte der, Hi fer rie, r. Wekerle den nahezu vollzählig versammelten Abgeordneten die Demission des Kabinetts mit. Ueber den Verlauf der Sitzung berichtet das ‚W. T. B.“, wie folgt:

Unler großer Spannung teilte der Ministerpräsident Dr. Wekerle mit, daß die Vemission des Kabinetts erfolgt sei, weil die Verhand⸗ lungen mit der österrelchischen Regierung ergebnislos gewesen seien und die Mitglieder des Kabinetts bezüglich der weiteren Schritte in der Bankfrage zu keinem Einverständnis hätten gelangen können. Der Ministerpräsident ersuchte das Abgeordnetenhaus, sich bis zur Klärung der Lage zu vertagen. Der Abg. Hoitsy von der Kossuthpartet erklärte hierauf, daß die Kossuthpartei nicht durch Starr⸗ sinn die Lösung der Krise verhindern wolle, aber ihre Nachgiebigkeit habe gewisse Grenzen, über die hinaug sie nicht gehen werde. Der Handelgminister Kossuth erklärte sodann, daß der Rücktritt des Kabinetts herbeigeführt worden sei, weil die Solidarität der Mit- glieder in der Bankfrage aufgehört habe. (3wischenruf: Die Koalition hat aufgehört! Der Redner verwahrte sich dagegen, daß die Kossuth— partei mürbe werde. Die Partei und ihre Führer selen vor dem Lande und vor der Krone für ihre Ueberzeugung mannhaft eingetreten.

Die Unabhängigkeitspartei drückte in ihrer gestrigen Parteikonferenz ihren Führern en, Kossuth und dem Grafen Apponyi in einer feierlichen Kundgebung ihr unerschütterliches Vertrauen aus. Gleichzeitig wurden die Führer damit betraut, einen Vorschlag zur Lösung der Krise k machen, der den Interessen des Landes und den Prinzipien ber Partei entspricht.

Großbritannien und Irland.

Im Unterhause wurden gestern Anfragen über den Einspruch Englands bei der chinesischen Reglerung wegen der Canton Hankau⸗Bahnanleihe an den Staats⸗ sekretär des Auswärtigen Amts gerichtet.

Nach dem Bericht des W. T. B.“ erklärte der Parlamenttz⸗ untersekretär des Auswärtigen Amts Me Kinnon Wood in Er— widerung auf die Anfcagen, die Antwort der chinesischen Regierung sei am 14. d. M. eingegangen. In dieser verteidige die Regierung im allg⸗melnen ihre Haltung, berühre aber garnicht die Behauptung der englischen Regierung, daß der Abschluß der Anleihe unter Be— dingungen, die keine Garantien für die angemessene Verwendung der Gelder gäben, dem Sinne nach einen Bruch des Abkommens von 1905 bedeute. Die chlnesische Regierung sei hierauf hingewiesen worden.

Im weiteren Verlauf der Sitzung stellte der Abg. Rees an den ersten Lord der Admiralität die Anfrage, ob irgend eine Mitteilung zu erwarten sei über die Absicht Oester—⸗ reich-⸗Ungarns, seine Flotte um vier ober mehr . zu vermehren. Me Kenna antwortete bejahend. Sodann wurde in dritter Lesung die Gesetzes vorlage zur Einführung von Reformen in Indien angenommen. Bezüglich des im Oberhause gegen den Willen der Regierung angenommenen Antrags auf Streichung eines Zusatzes wird mik dem Oberhause ein Kompromiß herbeigeführt werden.

Frankreich.

Der Präsident Fallires nahm, „W. T. B.“ zufolge, in Begleitung des Herzogs von Genug und des Prinzen Nashimoto gestern vormittag die Parade über das in Villa⸗ franca vor Anker gegangene italienische Geschwader ab und empfing, nach Nizza zuruͤckgekehrt, den 8. deg Königs

der Belgier, den er bald darauf erwiderte. Am Abend fand

ein Festmahl statt, hei dem zwischen dem Präsidenten und dem König der Belgier Trinksprüche gewechselt wurden.

Türkei. Die Lage ist gegenwärtig gekennzeichnet durch die Be— strafung der an dem Militäraufstand Schuldigen. Unter den bisher Verhafteten befindet sich, nach Meldungen

des „W. T. B.“, eine große Zahl hoher Hofwürdenträger,

darunter der Staatssekretär der Finanzen, der erste Sekretär des Sultans Ali Dschewad⸗Bey, der Kommandant von Kon— stantinopel Tahir Pascha und Nadir Aga, der ein persönlicher Freund des Sultans gewesen ist. Ferner wurden der reaktionäre Führer, der Kurde ichn Tschautsch, der während bes Aufstandes die Truppen auf dem Platze Sultan Achmed befehligt hatte,

achthundert Polizisten, die unter dem alten Regime als Spiong

gedient hatten und zum Teil große Geldmittel bei si führten, und endlich zahlreiche aus dem Mannschaftsstande hervor ,. Offiziere verhaftet. Mehrere Kriegsgerichte sind mit der Untersuchung befaßt. Die Füsilierungen sollen zahlreich sein, doch ist die Zahl von mehreren Hundert übertrieben. Unter den . befinden sich auch viele Hodschas. Elner strengen Bestrafung geht insbesondere das vierte Bataillon der Salonikier Jäger entgegen, dessen Mannschaften truppweise gebunden unter scharfer Bewachung abgeführt werden.

Nach Angabe des Ministers des Aeußern hat auf Wunsch des Sultans vorgestern abend ein mazedonisches Bataillon den Hildiz besetzt. Der Oberstkommandierende Schewket Pascha erklärte auf alle Fragen bezüglich des Sultans, die . der Armee sei erfüllt, wenn die Ordnung und Ruhe wiederhergestellt und die Schuldigen be— straft sein werden. Sache des Parlaments werde es sein, zu beurteilen, ob auch den Sultan an den letzten Vorgängen Schuld treffe. Solange dies nicht erwiesen, seien alle hierauf bezüglichen Gerüchte haltlos.

Das Kabinett hat, „W. T. B.“ zufolge, vorgestern sowohl dem Sultan wie auch dem Parlament seine . demission überreicht.

Die Nationalversammlung ist gestern früh unter militärischer Bedeckung aus San Stefano nach Konstantinopel urückgekehrt und hat eine geheime Sitzung abgehalten, in der f die Mitteilung des re hene von der Demission des Kabinetts erörterte und sich mit der Frage eines eventuellen Thronwechsels beschäftigte. Da Mahmud Schewket Pascha der Versammlung mitteilte, daß er für sein: militärischen Operationen noch 24 Stunden benötige, wurde die Beschluß halung bis heute aufgeschoben. Aus demselben Grunde wurde as Kabinett ersucht, noch bis heute im Amte zu bleiben.

Bei der Pforte sind Meldungen eingelaufen, denen zufolge in Erzerum eine reaktionäre Militärerhebung unter ganz analogen Verhältnissen, wie in Konstantinopel, aus— gebrochen ist. Die Mannschaften knebelten die Offiziere und verlangten die Wiederherstellung des Scheriatrechts. Regierung wendet alle Mühe an, den Ausbruch von Wirren zu verhindern.

Der Austausch der Ratifikationen des öster reichischungarisch⸗türkischen Ententeprotokolls hat, „W. T. B.“ zufolge, gestern vormittag stattgefunden.

Amerika.

Wie die „Associated Preß“ aus Port of Spain meldet, hat der Präsident von Venezuela die Präsidentschaft zeitweilig dem Vizepräsidenten Velutini übertragen und eine Erholungsreise angetreten.

Asien.

Die

Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗

agentur“ finden in Bageschah täglich Ministerberatungen

statt, in welchen die Einzelheiten der Konstitution erörtert

werden. Die Progressistenpartei gewinnt sichtlich an Erfolg.

Afrika. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ lagerte am 22. d. M. eine starke Irn all der Beni Mter drei Weg—⸗ stunden von Fes entfernt. Der sich allgemeiner Beliebtheit erfreuende Scherif Mulay abd Eslam el Om rani hat sich zu der Mahalla begeben, um die Beni Mter mit dem Machsen auszusöhnen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichs— tags und der Bericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Das Herrenhaus trat heute um A Uhr wieder zu einer Sitzung zusammen, um die Besoldungsvorlagen ür die Staatsbeamten, die Geistlichen und die Volksschullehrer an die Deckungsvorlagen auf Grund der Kommissions— berichte zu beraten.

In der heutigen (72.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten gelangte zunächst der Gesetzentwurf, he treffend die Erweiterung des Stadtkreises Düssel dorf und die Organisation der Amtsgerichte in Düsseldorf, Gerresheim, Neuß und Ratingen, zur zweiten Beratung auf Grund des Berichts der verstaͤrkten Gemeindekommission.

Nach S1 sollen mit Wirkung vom 1. April 1909 an mit Düsseldorf vereinigt werden J. vom Landkeeise Düsseldorf die Landgemeinde Himmelgeist, Teile der Stadtgemeinde Gerresheim, der Landgemeinden Eller, Ludenberg, Rath, Lohausen sowie die Ortschaft Stockum, II. vom Landlreise Neuß Teile der Landgemeinde Heerdt. Andererseit werden nach S 2 Teile der früheren Ortschast

Wersten von, de' Stadt Duͤsseldorf abgezweigt und mit

dem Landkreise Düsseldorf vereinigt. * Nach 5 3 He—

halten die Amtsgerichle Gerresheim, Neuß und Ratingen ihre

bisherigen Bezirke bei. Durch Königliche Verordnung können die mik Düsseldorf vereinigten Gebietsteile dem Besin

des , ,. n Vüsseldorf zugelegt und Grenzberichti . ) ö

gungen zwischen den Bezirken der Amtsgerichte Düsseldorf und Düsseldorf⸗Gerresheim vorgenommen werden.

Die Kommission, die im übrigen die Vorlage unver. .

ändert angenommen, hat hierzu den Zusatz gemacht, daß im

Falle der Vereinigung der nicht einzugemeindenden Gebiete ·

feile mit einer zu einem anderen Amisgerichtsbezirke gehe , ö

päteren J

Gemeinde das Inkrafttreten dieser Aenderung. der gerichtsgrenze durch Königliche Verordnung auf einen s Tag als den der Eingemeindung bestimmt werden kann.

Nachdem Abg. Ecker ⸗Winsen (nl.) über die . J

handlungen und »beschlüsse und über die eingegangenen

3

rtferiert, die Ueberweisung der Petition der Stadt Hilden um Er⸗

richtung eines eigenen Amtsgerichtg in Hilden an die Regierung zur

Erwägung empfohlen hat, bemerkt .

Abg. von Brandenstein (kons.): Wir werden den Kom— missionsbeschlüssen mit der einzigen Ausnahme beitreten, daß wir der Gingemeindung der durchaus ländlichen, Acker und Gemüsebau treibenden Gemelnde Himmelgeist unsere Zustimmung versagen. Wir sind nicht der Meinung, daß die Ausdehnung der Großftädte von der Regierung und dem Landtage noch besonders begünstigt werden soll.

Abg. Linz (Zentr.): Wir erklären uns mit den Kommissions—

e cdlüufen die von einer sehr großen Mehrhrit gefaßt sind, einver⸗ tanden. t Abg. Dr. Beumer (nl) erwähnt eine Schmähschrift, die an das Haus gelangt sei und in der der Abg Hausmann, der Vorsitzende der Gemeindekommission, beschuldigt werde, er habe am Telephon auf die Frage. ob er der Graf Spee sei, geantwortet: „Ja, der bin ich“. Der Abg. Hausmann telegraphiere heute, es sei eine Lüge, daß er sich eine Verwechslung mit dem Grafen Spee habe gefallen lassen. Der Eingemelndung von Himmelgeist solle daz Haus, abgesehen davon, daß die Bewohner selbst und ebenso die Verwaltung deg darin ge⸗ legenen Arenbergschen Grundbesitzes sie wünschten, schon um des schönen Namens willen justimmen.

Abg. Marx (Zentr.) meint, das Dementi deg Abg. Hausmann werde bei dem freundlichen und liebengwürdigen Charakter dieses Kollegen wohl nicht so schroff aufzufassen sein, wie es klinge. Der Redner befürwortet die Einverleibung einiger an die Stadt Neuß an grenzenden Gemelnden, die mit Neuß schon gänzlich verwachsen seien, n diese Stadt.

Unterstaatasekretär Holtz: Sollte sich die Notwendigkelt dieser Eingemeindung nachweisen lassen, so würden seiteng der Regierung Bedenken nicht erhoben werden. Für die Eingemeindung von Himmel geist nach Düsseldorf sprechen ja überwiegend kommunale Rücksichten.

Mit einer kurzen Bemerkung des Abg. Marx schließt die Diskussion.

Die Eingemeindung von Himmelgeist wird gegen die Stimmen der Konservativen und eines Teiles des Zentrums beschlossen, die übrigen Kommissionsvorschläge gelangen fast einstimmig zur Annahme.

Die Pihl lioꝛ von Hilden beantragt Abg. Gottschalk⸗ Solingen (n.) der Regierung nicht zur Erwägung, sondern zur Berücksichtigung zu überweisen.

Geheimer Dberjustijzrat Geißler sprlcht sich gegen die Annahme dieses Antrags aus. ö .

Mit schwacher Mehrheit wird die Petition der Regierung zur Berücksichtigung überwiesen.

Darauf setzt das Haus die Beratung des Etats des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten und zwar die am Montag begonnene allgemeine Besprechung bei dem Titel der dauernden Ausgaben „Gehalt des Ministers“ fort.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Bonn beschloß, der Rh.! Westf. Ztg.“ zufolge, der Zentralverband christlicher Bauhandwerker und Bau— bilfsarbeiter, der dort bei verschiedenen Bauunternehmern starken Widerstand bei der Durchführung der tariflichen Lohnvereinbarung findet, in einer großen Arbeiterversammlung, den Kampf gegen diese Arbeitgeber mit aller Schärfe aufzunehmen. Aus der Erßrterung ergab sich, daß der Verband sihh in dieser Bewegung der Sympathie derjenigen Arbeitgeber erfreut, welche die Tariftreue wahren.

In Mazamet sind die Wollkrempler seit Wochen aug ständig (ꝰgl. Nr. 93 d. Bl.). Im Zusammenhang mit dem Ausstand dürfte ein Brand stehen, der, wie W. T. B.“ meldet, in der Nacht zum Montag eine Wollspinnerei einäscherte; zu gleicher Zeit explodierten zwei Dynamitpatronen an den Toren zweier Woll—⸗ krempele ien.

Aus Freiburg (Schwelj) wird der „Frekf. Ztg.“ gemeldet: Der Schweijer Eisenbahnarbeiterverband faßte eine Re—⸗ solution gegen den unbefriedigenden Entwurf für ein neueg Be— soldungsgesetz. Er verlangt für die Streckenarhbeiter den Zehn stundentag und für die Werkstätten die Abschaffung der Akkord arbeit.

Wohlfahrtspflege.

Pensiongtzanstalt Deutscher Journalisten und Schrxift—⸗ steller (Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit)h in München. Ueber die erfreuliche Entwicklung des Unternehmens verbreitet sich der soeben erschienene Geschäftsbericht für das Jahr 1908. Wir entnehmen ihm, daß die Anstalt im verflossenen Jahre eine Gesamt— einnahme von 205 000 M zu verzeichnen hatte, daß sie an Pensionen und Zuschüssen 28 600 M autzahlte und nach Deckung aller satzungsmäßigen Verpflichtungen und Ueberweisungen an die verschtedenen Fonds mit einem Ueberschuß von 22 400 M abschloß. Das ge⸗ somte Vermögen der Anstalt beträgt zurzeit 1700 000 . gin l sst das Verhältnis 470/90 der Reserven zu den rechnerischen Verpflichtungen. Der Bericht, der außer den Rechnunggabschlüssen eingehende Ausführungen des Vorstands und Aufsichtsrals und ein Gutachten des Versicherungstechnikers Professor Dr. Wolf in Leipzig enthält, kann, wie die übrigen Drucksachen der Anstalt, jederzeit kostenloß vom Bureau der Anstalt, München, Max Josephstraße 1so, bejogen werden.

Kunst und Wissenschaft.

Dle diesjährige Große Berliner Kunstausstellung wird am 1. Mai, Nachmittags 2 Uhr, vor geladenen Gästen eröffnet werden; von 4 Uhr ab ist die Ausstellung dem Publikum zugänglich. Am Eröffnunggtage beträgt der Eintrittgpreis 1 6.

A. E. Die Deutsche Gesellschaft für Vorgeschichte erfreute sich in ihrer dritten Sitzung nach Erledigung der geschäßft⸗ lichen Eingänge zweler Vorträge, die recht augenfällig bewiesen, wie die Vertiefung in Spezialitäten, so anscheinend interesselos sie bei oberflächlicher Betrachtung dem Laien auch zuwellen dünken, die wichtigsten Ergebnisse liefert, sodaß die Wissenschaft den Männern gar nicht dankbar genug sein kann, die in mühsamfsten Detailunter⸗ suchungen die sicheren Grundlagen schaffen für nnn g zusammen⸗ sassende Betrachtung der Menschengeschichte. Professor Goetze, einer der besten Kenner jener dunklen Jahrhunderte deg. Mittelalters, die man Merowinger Zeit“ nennt und die sich er— streckt von der Völkerwanderung bls ins achte Jahrhundert, stand seit lange vor dem Problem, welche Kulturreste aus dem 6. Jahrhundert in Italien den Langobarden, welche den Goten zu⸗ zuweisen selen? Belde aus sehr verschledenen Teilen Nordeuropas ammenden germanischen Völker waren in diesem Jahrhundert in Italien erobernd und herrschend aufgetreten, unbekannt aber war ge— blieben, wag von den Erinnerungen aus dieser Zeit als gotisch, was alg langobardisch anzusprechen war? Da hatte Prof. Goetze den richtigen Gedanken, an den Stellen Nachforschungen zu halten, wo bor ihrer Wanderung nach Westen die Goten wahrscheinlich jahrhundertelang gesessen haben, nämlich in Südrußland, und sein Erfolg war, daß er in Katakomben von Kertsch Reltefbilder und an anderen Stellen Schmuck und Waffen, u. a. eigenartige Helme, sand oder als dort gefunden in Museen und Privatsammlungen sah und photographierte, deren Vergleich mit auf dem Boden Italiens gemachten Funden ihm nun mlt aller Sicherheit festzustellen erlaubt, wet von letzteren gotisch ist. Damit aber hängt innig jusammen

die Würdigung der Leistungen und der Kulturstufe beider deutschen Stämme. In noch höberem Grade hat ein ähnliches Ver— fahren, das in vielslährigen Untersuchungen der Generaloberarzt Vr. Georg Wilke Chemnitz einschlug, zu Feststellungen der über— raschendsten Art geführt, die in weit entlegene Zeiten zurück— gehen. Jahrelange fortgesetzte Ausgrabungen von Urnenfeldern in Slebenbürgen, Ungarn und Bosnien haben dem Vortragenden die Ueberzeugung gegeben, daß hier zu einer gewissen Zeit jwei be— sonders charakteristische Schmuckformen, das Mäander⸗ und das Spiral. Ornament der Tongefäße, nicht nur allgemein angewandt, sondern zu hoher künftlerischer Vollendung entwickelt worden sind. Nun finden sich entfernte Anklänge an diese Verjierungen allerdingYt auch in Scherben elner Keramik, die nicht der neolithischen, sondern einer weit älteren Periode der Steinzeit angehört; aber sie gestatten die An⸗ nahme keineswegs, daß diese Ornamente etwa sich allmählich aus jenen Anfängen entwickelt haben können, denn es fehlen alle Zwischen⸗ stufen. Man wird deshalb annehmen müssen, daß an einem Zeitpunkt der neolithischen Periode die Ornamente frei erfunden und alsbald wegen ihres gefälllgen Aussehens Allgemeingut der steinzeltlichen Künstler eworden sind. Das setzt nun zwar voraus, daß sie technisch herjustellen, nicht allzu schwierig sein durfte. Daß diese Voraussetzung gegeben war, legte der Vor⸗ tragende dar, indem er an einer groß Anzahl im Lichtbilde vor⸗ geführter, mit scheinbar komplizierten Mäander und Spiralmustern versehener Scherben und Tongefäße zeigte und für die aufmerksamen Zahörer überraschend bewieg, auf wie unsäglich einfache Weise alle diese Muster herstellbar sind, wenn man für Herstellung des Mäander musterg die beiden Hälften von Quadraten oder Rhomben, die in einer Diagonale oder einer Mittellinie geschnitten sind, gegeneinander verschiebt, für das Spiralmuster aber dasselbe mit einander berührenden Krelsen tut, die in den ihre Mittelpunkte verbindenden Durchmessern geschnitten werden. Voraussetzung der Entstehung des Musters ist in beiden Fällen, ö. konzentrisch und in leichmäßigen Abständen voneinander andere Vlerecke bejw. Kreise ineingejeichnet sind. So entsteht z. B. ein schönes Spiralornament, wenn man 2 einander berührende Kreise von 7 big 11 em Durch⸗ messer, von denen der eine 7, der andere 11 konzentrische Kreise im gegenseitigen Abstande von J em zeigt, in angedeuteter Art im Durch⸗ messer schneidet und aneinander um J em oder Vielfache des halben ,, , . verschiebt. Es dürfte zuzugeben sein, daß diese Möglichkelt, hübsche Muster in großirr Mannigfaltig⸗ kelt herzustellen, sehr einfach ist und die Nachahmung sehr erleichterte. Immerhin setzt die Erfindung an sich eine bemerkenswerte Intelligenz voraus und nötigt zum Respekt vor den Erfindern und Entwicklern der Idee. Wer waren diese und zu welcher Zelt wurde die Erfindung gemacht? Der Vortragende beantwortet diese inen dahin, daß die ir wohl der Flechtkunst entlehnt war, die, obgleich ihre Zeugnisse sich nicht erhalten haben, bei den Völkern der Steinzeit sicher cbenso vorhanden war, wie wir sie heute noch bel Naturvölkern in jum Teil kunstvoller Ausbildung finden. lecht⸗ arbeit ergibt von selbst Zickjack' und gewundene, in jedem Fall dem Auge wohlgefällige Linien, die jur Nachahmung in der Keramik angeregt haben mögen. Die Erfindung aber ist höchst wahrscheinlich an der Stelle gemacht worden, wo wir sie auffällig oft und auffällig qgut ausgeführt sehen. Daß sie sich von hier aus verbreitet, daß sie auch in Mitteldeutschland häufig geübt wurde, wie die Grab⸗ funde beweisen, ist noch kein Beweis dafür, h diese Kunst von hier ausgegangen sei, um so weniger, als mit einiger Wahrscheinlichkeit Mäander. und Spiralkeramlk nicht früher als im dritten Viertel des dritten Jahrtausends in Mitteldeutschland geübt worden ist, während die siebenbürgisch⸗ungarisch⸗bognischen Funde bis zur Mltte dieseg Jahrtausends zurückgehen. Generaloberarjzt Dr. Wilke entscheidet sich deshalb dafür, daß es die indogermanischen Bewohner der Länder rechts und links der mittleren Donau waren, welche als die Erfinder anzusprechen sind, und da von hier aus etwa um 2000 die indo⸗ germanische Ginwanderung in Griechenland erfolgte, so sieht er in der Tatsache dieser Erfindung einen Beweis mehr für die Höhe geistiger Begabung der ältesten Vorfahren des griechischen Volket.

Professor Gottfried Merzbacher hat jetzt seine Tienschan⸗ reise abgeschlossen. Uiber die räumlich sehr ausgedehnten Züge des Forschers im Sommer v. J. macht der Globus“, illustr. Zeitschrift für Länder und Völkerkunde (Verlag von Vieweg in Braunschweig) folgende Angaben: Es galt durch mehrmaliges Ueberschreiten der den östlichen Tienschan bildenden Ketten ein Bild von dem Bau dieses Gebirgsteiles zu erlangen. Merzbacher wurde diegmal von dem Geologen Dr. P. Groeber, elnem Tiroler Bergführer, drei Russen und einigen Kirgisen und Sarten begleltet. Der Aufbruch von Kuldscha, wo überwintert worden war, konnte eirst am 2. April erfolgen.

unächst wurde dag große Längstal Kungeß, das Haupltal des Ili, bis nahe zu seinem Ursprung im Herzen des östlichen Ttenschan durchwandert, von wo Merzbacher über die Hoch⸗ pässe Tat⸗assu und Dagüt südwärts jum Kleinen Juldugtal hinüberging. Kleines und Großes Juldugtal bilden das in gewisser Beziehung sehr merkwürdige größte Talgebiet des östlichen Tienschan, das von dem bei Karaschar in den Bagraschsee mündenden Chaidük durchströmt wird. Die Expedition zog im Kleinen Juldustal 150 km aufwärtg bis in sein Quellgebiet, ib sch i den Kotülpaß und wandte sich im Tal des Kotülflusses südwärts nach Karaschar, das am 20. Mai erreicht wurde. Im Kotültal fand me . seine frühere Annahme von einer gewaltigen Entwicklung der ehemaligen Vereisung des füd⸗ lichen Tienschan bestätigt. Von Karaschar begah sich Merzbacher nach Kutscha, um von hier nordwärts den östlichen Tienschan in seiner größten Breite quer zur Strichrichtung der Ketten zu Überschreiten. Diese Reise führte durch noch gänzlich unerforschtes Gebiet und war mit außerordentlichen Schwierigkeiten und Gefahren verknüpft. Der Marsch führte durch das Quertal des Kiuköntk und durch ein morpho⸗— logisch interessantes Geblet berelt4z ausgetrockneter oder in der Aus—= trocknung begriffener Seen, feiner über die hohe Koltepe Kette zum Großmn Juldustal. Dieses kommt dem Koksu nahe, an dessen Oberlauf Merzbacher im Vorjahre ein großes Konglomerat⸗ gebirge aufgefunden hatte. Er stellte nun durch einen Ab— stech r nach Westen den Anschluß an seine vorjährigen Aufnahmen im oberen Koksugebiet her und gewann mehr Klarheit über die Art der Entstehung jenet Gebirges. Auch für die Kenntnis der früheren Vergletscherung jener Täler war der Abstecher von Bedeutung. Darauf jog die Expeditlon im Kleinen Juldustal aufwärts und bog hierauf nordwärts in das Quertal des Dunde⸗kelde ab, auf dem gleichnamigen Paß die Iran⸗Charbutkette zum System des Manaß⸗ flusseg überschreitend. Diese große, reich vergletscherte Kette bildet daß Rückgrat des östlichen Tienschan; e zeichnet sich, wie alle Ketten des östlichen Gebirges, durch äußerst geringe Schar tung aus, hat also keine leichten Uebergänge. Durch das prächtige Chorgoßtal und dann durch das Kot⸗aschutal ziehend, erreichte die Expedition am 22. Juli dle Stadt Manaß und bald darauf Urumtschi. Die schwierige Ueberschreitung war also ge⸗ lückt. Am 31. Jult brach Merjbacher von neuem auf zu einem uge in die östlichste der großen vergletscherten Tienschankelten, in die Bogdo · Ola Kette. Von dem Ort Fukan führte ihn das große Quertal Bogdo⸗Ola in dat zentrale Bogdo⸗Ola⸗Gebiet. Das Tal ist in seinem Unterlauf in mächtig entwickelte, kohlenführende sogenannte jüngere Bildungen eingeschnitten. Groeber fand aber hier Fossilien, die das Alter dieser Bildungen wohl erheblich höher hinaufrücken dürften. Auch in diesen, dem Rande der Gobi so nahe gerückten Vorketten sind die Spuren diluvialer Eiszeit in staunengwert mächtiger Entwicklung vorhanden.“ Nach verschiedenen Zügen im Bogdo. Ola erreichte die Expedition am 26. August wieder Urumtschi. Ber Rest des Reisesahres war westlicheren Gegenden gewidmet. Ein Versuch, von Schlcho (westlich von Manaß) das Gebirge von neuem ju durch⸗ Jaeren und in die Quellgegenden der Täler von Kasch und Kungeß zu gelangen, schlug fehl. Grfolgreicher war ein Versuch von Dschincho Fi, westlich) aug. Dank der Beihilfe eines Torgouten⸗ phäuptlings wurde dag Kaschial erreicht. Dieser Weg bot tektonisch lehrreiche Erscheinungen und wunderbar deutliche

Aufschlüsse über die Phasen der einstigen Vergletscherung. Eg wurden vorzüglich erhaltene unterkarbonische Fossilien gesammelt. Dle parallelen Längstäler Kungeß und Kasch stellten einst ein gemein⸗ sametz Becken dar, dessen Bildung mit den durchgreifenden Störungen, denen die heutige Gestalt des Tienschan zu danken ist, im engsten Zusammenhang steht. Zur Erkundung dleser und anderer wichtiger Eischeinungen wurde daz Kaschtal bis zu seinen höchsten Quellen durchwandert. Die Vergletscherung war hier geringer, als erwartet wurde. Die wenigen Talgletscher hatten keine bedeutende Ausdehnung, und ihre Zungen befanden sich ausnahmslos im Stadium erheblichen Rückzuges. Das Forschungsprogramm, dat auch einen Vorstoß zum Quell⸗ gebiet des Kungeß enthielt, konnte hier leider nicht vollständig erledigt werden, weil mit dem 21. Oktober die bis dahin große Gunst des Wetters aufhörte und der Winter urplötzlich hereinbrach. So mußte Merzbacher sich zur Rückkehr nach Kuldscha entschlleßen, das er am 5h. November erreichte. Er begab sich daun nach Deutschland, während Groeber noch im Kaschgarbecken arbeiten wollte. Zu den g ni dieser Reise Merzbachers gehören unter anderem mehrere nahezu vollständige geologische Querprofile des Tienschan, eine Frucht der verschiedenen Durchquerungen des Gebirges.

Literatur.

Von der bei B. G. Teubner in Lelpüg erscheinenden Sammlung wissenschaftlich gemeinverständlicher Darstellungen Aus Natur und Geisteswelt“, auf die an dieser Stelle schon wiederholt hingewiesen wurde, ist wieder eine ganze Reihe neuer Bändchen erschlenen. Zunächst seien einige bervorgehoben, in denen dag Leben und Lebengwerk be= deutender Männer in kurzen Monographien geschildert wird. Im Band 146 hat es Oswald Külpe unternommen, den Leser mit Immanuel Kant und seiner Philosophie bekannt zu machen. Die kleine Schrift, die in jweiter Auflage vorliegt, ist recht verdienstvoll. Die ganze Arheitz.! und Schreibwelse des Königsberger Philosophen erschwert das Verständnis selner gewaltigen Gei . selbst dem Fachmann; wie viel mehr hat der Laie mit diesen Schwierigkeiten zu kämpfen, die ihn nur zu oft nach ersten, schüchternen Versuchen da— von abschrecken, sich mit der Philosophie Kants aus dessen Schriften bekannt zu machen. Eine einführende Schrift, die in populärer Form über die Voraussetzungen der Kantischen Philosophie und die Arbeitzweise des Philosophen unterrichtet und zugleich seine Philosophie in ihren Grund⸗ gedanken klarlegt, kommt daher einem vorhandenen Bedürfnig durchaus . Der Verfasser hat sich seiner schwierigen Aufgabe mit Geschick und Sachkenntnis entledigt. In den 13 Kaplteln seiner Schrift behandelt er die geschichtliche Bedeutung Kants, die vorkritische Zeit, dag kritische Problem, die Grundgedanken der kritischen Philosophie, Raum und Zeit, die Kategorien und Grundsätze, die Aprioritaͤt als Subjektivität und den Phänomenaligmug, die Beschränkung der Erkenntnis auf mögliche Erfahrung, die Ideen und Prinzipien, als Sittengesetz und die Poftulate sowle das Reich der Zwecke. Nachrichten über die letzten Lebensjahre des Philosophen und eine Schilderung seiner Gesamt— persönlichkeit schlleßen das Büchlein ab, das allen Laien, die sich mit Kant beschäftigen wollen, zur Einführung und als Vorstudium zu der Lektüre seiner Werke empfohlen werden kann. Im Band 245 behandelt in ähnlicher Welse Dr. Karl Schwarze den Engländer Herbert Spencer. Er verknüpft mit einer knappen, die wesentlichen Stufen seiner Entwicklung aufjeigenden Lebensskizze Spencers die all gemeinen Grundlagen seines Denkens, seine Philosophie im engeren Sinne, seine Auffassung deg natürlichen Weltbildeg, seine Biologie, seine Anschauung von dem Wesen des menschlichen Geistes, seine Pfycho= logie, seine Darstellung der menschlichen Gesellschaft, seine Sozlologie und Ethik. Darwin und sein Entwicklungsprinzip beschäftigt jetzt, im Darwin Jubiläumsjahre, wieder weite Lalenkreise. Diese werden die Bekanntschaft mit einem Philosophen gern annehmen, der, im wesent⸗ lichen unabhängig von seinem großen Landgmann, dieses Entwicklung prinzip zur Grundlage eines umfassenden philosophischen Systemg ge—⸗ macht und auf ihm ein eigenartiges Weltbild gejeichnet hat. i , sein Leben und seine Ideen hat der Marburger

rofessor Dr. Paul Natorp im 269. Bändchen der Sammlung ere n, der als ausgezeichneter Sachkenner bier jum ersten Male versucht hat, eine vollssändige Systematik der Lehren Pestaloszis zu geben. In der trefflichen Schrift werden nach elnem über den Lebens.« ang und dle Entwicklungsgeschichte seiner Ideen unterrichtenden apitel die Prinzipien der Pestalonischen Pädagogik (Spontaneität, Methode, Anschauung, Gleichgewicht der Kräfte und Gemeinschaft) dargelegt und dann diese Erziehungelehre in ihrer praktischen Be⸗ tätigung gezeigt (sittliche Bildung in Haus und Schule und durch Re— ligion; Verstandesbildung durch Mathemalik, Formunterricht, Sprach⸗= unterricht c. Physische und Kunstbildung). Von den anderen neu— erschlenenen Bändchen, deren jedes dauerhaft gebunden 125 M kostet, seien noch einige genannt, die sich mit naturwissenschafilichen Fragen beschäftigen. ImIm Band 263 schildert der Privatdozent an der Univeisität München Dr. R. Goldschmidt Die Fort⸗ pflanzung der Tieren. Das Büchlein ist mit 77 Abbildungen geschmückt und aus einer Reihe von Vorlesungen hervorgegangen, die der Verfasser im Münchener Volkshochschulverein gehalten hat. Aug der ungeheuren Fülle der biologischen Erscheinungen auf diesem inter essanten Gebiet konnte im Rahmen einer kleinen Schrift naturgemäß nur eine kleine Auswahl geboten werden; der Verfasser hat es aber verstanden, alle . von Erscheinungen, die mit der Fort- pflanzung der Tiere zusammenhängen, zu behandeln. Nach einem ein⸗ leitenden Kapitel über die Bedeutung der Forspflanzung werden deren verschiedene Formen (ungeschlechtliche, geschlechtliche, gemischte Fortpflanzung) gekennzeichnet. Im weiten Teil der Schrift werden die Mittel der Nachkommenschaft, Erhaltung und Verbreitung zu sichern, geschildert (passive und aktive Bruipflege). Ueber die Stammesgeschichte unserer Haustiere unterrichtet im 262. Bändchen der f . Dr. C. Keller. Einleitend wird die Geschichte der modernen Haugtierforschung skizilert, dann wird der zeltliche Verlauf der Haustierwerdung und die Anpa fun gzerscheinungen bei Haugtztieren alz Folge der Domestikation geschildert. Im weiteren werden Abstammung und Bildungsherde der einzelnen Haustiere dar⸗ gelegt. Am Schluß wird auf den Erwerb, den der Mensch in der sreilebenden Tierwelt zu machen verstand, in tiergeographischer Hin= sicht und im Hinblick auf die Kulturentwicklung der Menschheit hingewiesen. Endlich sei das 240. Bändchen erwähnt, in dem der Leipziger g Dr. Bruno Peter „Die laneten? behandelt. Er hat die einjelnen Körper unseres Planeten= vstems beschrieben, ihre Bahn, ihre Erscheinung für das bewaffnete und unbewaffnete Auge, ibre physikalischen Eigenschaften sowie die sie begleitenden Trabanten. Wo es anging, ist der Weg angegeben, der zur Erkenntnis der Beschaffenheit der Himmelskörper geführt hat; dabei ist das Gebiet der auf exakter Beobachtung beruhenden For⸗ schung nirgends verlafssen und auf die Lücken in unserem Wissen hingewlesen. Wo das Interesse es bot, hat auch die historische Seite Berücksichtigung gefunden. Da der Stoff ein abgeschlossenes Ganze bildet, hat er in erschöpfender Vollständigkeit bebandelt werden r en 18 Figuren im Text unterstützen und erleichtern das Ver⸗ ändnis.

Mit astronomischen Fragen beschäftigt sich auch ein im Verla des Kosmos“, Gesellschaft der Naturfreunde in Stuttgart (4 1,80) erschlenenes Büchleln von Dr. Wilhelm Meyer, das sich Der Mond, unsere Nachbarwelt“ betitelt. Es werden zunaͤchst die wechselnden Stellungen des Mondes zur Erde beschrieben, die Mond⸗ phasen, die Sonnen- und Mondfinsternisse erzeugen; dann lernt der Leser die Entfernung und Sröße des Mondes kennen und wird darüber unterrichtet, wie weit Fernrohr und photographischer Apparat uns behilflich sein können, die charakter stischen Landschasten des Mondes im Geiste zu besuchen. Die Gebirgswelt des Mondes baut sich vor ihm auf, die Kraterfrage wird erörtert und jene andere, ob es Wasser und Luft auf dem Monde gebe. Das führt zu der heute kaum noch sicher verneinten Frage nach dem auf dem Monde etwa vor⸗ handenen Leben. Das Büchlein ist reich, zum Teil mit Original mondlandschaften, illustriert.