des 14 Inf. Regts. Hartmann aus Anlaß seiner Bersetzung in den
6 in Anerkennung feiner Dienstleistung den Tel einez Rechnungsrats zu verleihen.
Dag Kriege ministertum hat nachftehende Personalveränderungen bei den Beamten der Militärperwaltung verfügi: in etatmäß. Cigen⸗ schaft wurden mit der Wirksamkeit vom 1. d. M. ernannt: am 6. d. M. der Unterzahlmstr. Langen walter des 1. Feldart. Regts. Prinz Regent Luitpold zum Zahlmstr. im II. Armeekorps, der Garn. Verwalt. Kontrolleur Gender der Garn. Verwalt. Erlangen jum Garn. Verwalt. Insp. bei der Garn. Verwalt. Speyer; befördert; am 6. d. M. der Kaserneninsp. Reithmeler der Garn. Verwalt. München zum Garn. Verwalt. Kontrolleur bei der Garn. Verwalt. Erlangen; ferner wurden am 10. d. M. mit der Wirksamkeit vom 1 Septen ber d. J. auf An füuchen nit Pension in den dauernden Ruheftand versetzt: der Oberjahlmstr. Lippacher des 14. Inf. Regts. Hartmann und der Rechnungzrat Ruppert, Lazarett⸗ verwalt. Direktor des Garn. Lazaretts München.
Raiser liche Schutztruppen. Verfügung des Reichs kolonialamts (Kommando der Schutz trupp en). Schutztruppe für Deutsch-⸗-Ostafrika. 19. April. Scheffler, Intend. Sekretär, der Titel Ober⸗ intend. Sekretär verliehen. Schutztruppe für Südwestafrika.
26. April. Hille, Provlantamtsassist, anläßlich seiner Ver= setzung in den dauernden Ruhestand der Charakter als Proviantamtz— kontrolleur verliehen.
Aichlamtliches.
Dentsches Reich. Prenßen. Berlin, 15. Mai.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen, W. T. B.“ zufolge, gestern nachmittag in der Hofburg in j dien ben Vortrag des Vertreters des Auswärtigen Amts, Gesandten Freiherrn von Jenisch entgegen.
Der Direktor im Reichskolonialamt Dr. Conze tritt am 22. d. M. von Southampton aus eine Informations⸗ reise nach Südafrika und Deutsch-Südwestafrika an. Die Dauer dieser Reise ist auf etwa 4 Monate bemessen. Als technischer Sachverständiger wird der Regierungs- und Baurat Fischer an der Reise teilnehmen.
Laut Meldung des W. T. B. ist S. M. J. „Hohen⸗ zollern“ gestern von Pola nach Gibraltar in See gegangen.
S. M. S. „Sleipner“ ist vorgestern von Pola nach Catania (Sizilien) in See gegangen.
S. M. S. „Sperber“ ist vorgestern in Kapstadt ein⸗ getroffen. ;
S. M. S. „Leipzig“ ist gestern in Suva (Fidji⸗Inseln) eingetroffen, geht am 17. Mai von dort nach Apia und am 1 von dort über Mauru, Ponape, Truck nach Manila in See.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Zu Ehren des deutschen Kaiserpaares fand gestern abend im Zeremoniensaal der Hofburg ein Festmahl statt, bei dem der Kaiser Franz Jose ph, „W. T. B.“ zufolge, nachstehenden Trinkspruch ausbrachte:
Der Besuch, den Eure Majestät in Begleltung Ihrer Majeflät der Kaiserin mir heute abjzustatten die Gute haben, erfüllt mich mit wahrer, herzlicher Freude und bietet mir den sehr erwünschten Anlaß, meiner hohen Genugtuung darüber Ausdruck zu verleihen, daß es mir vergönnt ist, Eure Majeslät, den beharrlichen Förderer aller Friedeng⸗ bestrebungen, in einem Augenblick begrüßen zu dürfen, da der im verflossenen Winter manchen Gefahren ausgesetzte Friede wieder ge⸗ sichert erscheint. Mit tiefer und aufrichtiger Dankbarkeit gedenke ich hierbei der neuerdings in glänjender Weise bewährten bundegfreundlichen Haltung des Deutschen Reichs, dessen flets hilfe⸗ bereite Unterstützung die Erfüllung meines innigen Wunsches in so hohem Maße erleichtert hat, alle entstandenen Schwierigkeiten obne kriegerische Verwicklungen auszugleichen. Waren auch alle Mächte einig in diesem redlichen Bemühen, so ist es doch bor allem der unerschütterlichen Bundegtreue meiner hohen Freunde und Ver bündeten, Eurer Majestät und Seiner Majestäf des Königs bon Italien, ju danken, wenn wir heute mit ungetrübter Be— friedizung auf die erzielten Erfolge blicken können. In der sicheren und durch eine auf drei Bezennien zurückteichende Er— fahrung begründeten Zuversicht, daß das kostbare Gut des Friedens auch künftighin seine sichersse Bürgschaft in den dauernden und innigen Beniehungen finden wird, die uns und unsere Völker verbinden, heiße ich Gure Majestäten aufs herzlichste willkommen und erhebe mein Glas auf das Wohl Eurer Majestät, Ihrer Majestät der Kaiserin und des gesamten Kaiserlichen und Königlichen Hauses. —
Der Kaiser Wilhelm erwiderte:
Eurer Kalserlichen und Königlichen Apostolischen Majestät huld— voller warmer Willkommengruß bat unt, die Kaiserin, meine Ge— mahlin, und mich, in tiefer Seele bewegt und gerührt. Empfangen Eure Majestät innigsten Dunk für diese Worte wahrer und edler
reunnschaft. Gin Menschenalter ist vergangen, sfeitdem Eure Majestät mit meinem in Gott ruhenden Herrn Großvater den Grund ju dem Freundschaftabund gelegt haben, der bald darauf ju unserer hohen Freude durch Italiens Beitritt erweitert wurde. Welcher Segen auf diesem Bunde geruht hat, das wird dereinst die Geschiche fänden. Alle Welt weiß aber schon heute, wie wirkungg voll gerade den letzten Monaten dieseg Bündnis dazu bei getragen hat, ganz Farcpa den Frieden zu erhalten. Was damals begründet worden ift, steht heute festgewurzelt in den Herzen unferer Völker. Eure Masestät wiffen, wie sponfan hüben und drüben, in Desterreich, Ungarn wie in Deutschland, die Zustimmung war, so oft unser treues und geschlossenes Zufammen stehen nach außen hervortrat. Und als die Kalserin und ich beute früh durch Garer Masestät im Früblingsschmuck prangende Residenjftazt Wien unseren Einzug in dle altehrwürdige 4 hielten, da klang uns aus den goldenen Alt⸗Wiener Herzen brausender Jubel entgegen, und mächtig war der Widerhall, den dieser Jubel in unseren Herjen fand. Ich darf mich ja rühmen, hier kein — * ju sein. Seit ich als junger Prinz mich zum ersten Male
urer Maj⸗tät vorftellen durfte, hat eg mich immer wieder in die Nähe der allverebrten Person Garer Majeftät gejogen, wo mir stets unwandelbare Gate und Freunzschaft jiteil wurde. Unauslöschlich lebt in weinem Herjen die Erinnerung an die Aufnahmen, die ich in Gurer Meajestät weitem Reich sowohl hier alg bei dem itter- lichen Volk der Magryaren allezeit gefunden hahe. Mögen unter dem glorreichen Zepter Guter Majestat die Gefühle und Gesinnungen
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treuer Freundschaft bl in dle feinste Zukunft bestehen, mögen sie stets das unjerreißbare Band zwischen unz und unseren Reichen bilden zum eile unserer Völler, zur Wahrung des Friedens. Mit diesem unsche erhebe ich mein Glas und trinke auf dag Wohl Gurer Majestät. Gott segne und erhalte Eure Majestät und Ihr er—⸗ lauchtes Haus.
Nach dem Festmahl hielten die Majestäten Cercle. Später fand im großen Redoutensaale der Hifturz, der mit Blatt⸗ pflanzen und Gobelins prächtig geschmückt war, eine glänzende Soiree statt.
Im Laufe des . der Kaiser Franz Jalchb und der Kaiser Wilhelm an den König von X Italien folgendes Telegramm gesand r; —
Unsere Begegnung bietet uns den neuerlichen Aillaß, unseren erhabenen Verbündeten und Freund zu begrüßen und ihm den warmen Ausdruck unserer unveränderlichen Freundschaft zu übermitteln.
Der König Victor Emanuel erwiderte mit folgender Depesche:
Ich bin Gurer Majestät, sehr dankbar dafür, daß Sie mit dem Kaiser, unserem gemelnsamen Verbündeten und Freund, willens gewefen e mir den Autdruck Ihrer unwandelbaren Freundschaft zu über⸗ enden. Diese, Freundschast ist mir sehr teuer und ich versichere Eurer Majestät, daß sie in meinen Gefühlen eine aufrichtige und volle Erwiderung findet. Vietor Emanuel.
— Der Deutschngtionale Verband der Abgeord— neten hielt gestern 6 aus Anlaß der Ankunft des deutschen Kaiserpaares eine Sitzung ab, in welcher der Vor⸗ sitzende Syl vester in einer Ansprache, die stehend angehört wurde, „W. T. B.“ uf ge, ausführte:
Der Besuch deg Heutschen Kalsers, dem heute alle deutschen Herzen mit ganz besonderer Begelsterung entgegenjubelten, sei nicht nur eine feste Bürgschaft für die freundnachbarlichen Bezlehungen iwischen den beiden mächtigen Reschen, er sei auch der weitbin leuchtende und wirkende Ausdruck der Innigkeit des deutsch österreichischen Bünd— nisses. Während ringtzum feindlelige Kräfte an der Arbeit gewesen, um die österreichisch⸗unggrische Monarchie in schwere Kriegsgefahr zu stürjen, habe das Deutsche Neich durch den Willen Kasser Wilhelms und seiner Ratgeber in voller Uebereinstimmung mit den Gefühlen und Interessen des gesamten deutschen Volkes von allem Anfange an fest und unerschütterlich an der Seite Oesterreich⸗ Ungarns gestanden. Ein Staaten und Freundschaftzbund, der jedem der beiden Reiche zu Nutz und Ehre gerelche. Der Redner schloß mit Heilrufen auf die Träger dieses Bündnisses, Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Joseph, in die die Versammelten mit Begeisterung einstimmten.
— Das österreichische Abgeordnetenhaus nahm . obiger Quelle zufolge, einstimmig die Dringlichkeit des
ntrags, betreffend die Un tersuchung der Verhältnisse der Rüben hauern durch eine Kommission des Abgeordneten— hauses, an. Im weiteren Verlauf der Sitzung begründete der Abg. Masaryk die Dringlichkeit seines Antrags, betreffend den Agramer Hochverratsprozeß.
Masaryk rechtjertigte die Kompeteni des Reichgrats, sich mit dieser Angelegenheit zu befassen, damit, daß österreichische Slowenen, ja sogar Abgeordnete, beschuldigt worden feien, an einer angeblich hoch= verräterischen Organisation beteiligt zu sein; dann wies er nach, daß weder formell noch sachlich im Prozeß der Beweis einer hochverräterischen Organisation im Süden des Reiches erbracht sei. Mafaryk wird seine Ausführungen in der nächsten Sitzung am 18. Mal fortsetzen.
— Nach einer Meldung des „Pester Lloyds“ ist der Ministerpräsident Dr. Wekerle vom König Franz Joseph beauftragt worden, vorbereitende Schritte zur Bildung eines neuen Kabinetts zu unternehmen,
Großbritannien lund Irland.
In Unter hause regte gestern W. Redmond die zweite Lesung der Bill an, die den fuͤr die römischen Katholiken gegenwärtig bestehenden Ausschluß von den Aemtern eines Vizekönigs von Irland und Lordkanzlers von Großbritannien aufhebt, eine Aenderung des Thronbesteigungseides des Königs vorsieht und ver— ee veraltete Gesetze, die sich gegen die Katholiken richten, abschafft.
chef dem Bericht des W. T. B.“ erwiderte der Premier⸗ minister As quith, er peisönlich sei für die Aufhebung des Aug— schlusses der Katholiken von den beiden Aemtern. Bezüglich des Eides begünstige er eine Abschaffung der Erklärung, die keine Bürgschast für die schon durch die Gesetzgebung gewährleistete protestantische Thron folge sei. Asquith deutete an, daß eine Lösung der Schwierigkeit n . werden könnte, wenn man elne Kommission einsetzte, die eine n äihrer Form sowohl den Katholiken wie den Protestanten genügende Erklärung arsarbeiten sollte.
Die zweite Lesung der Bill wurde schließlich mit 133 gegen 123 Stimmen angenommen, doch ist keine Aussicht vor— handen, daß die Bill noch in dieser Session Gesetz wird.
Frankreich.
Die Lage im Postbeamtenausstande hat sich nach
Meldungen des „W. T. B.“ weiter gebessert. Gestern früh haben in Paris zahlreiche Ausständige die Arbeit wieder auf— genommen. Im Haupttelegraphenamt war der Dienst fast ein normaler. In Lyon und Marseille waren alle Beamten zum Dienst erschienen. Im Hippodrom in Paris wurde gestern eine von drei— tausend ausständigen Postbeamten besuchte Versammlung abgehalten, in der ein Antrag angenommen wurde, der die Unterstützung der Postbeamten durch die Arbeiter—⸗ organisationen willkommen heißt. Der Sekretär des Eisen— bahnersyndikats befürwortete den Streik der Eisenbahn⸗ beamten. Der Generalsekretär des Gagzanzünderverbandes kündigte an, das Verbandskomitee werde sich am Abend über ein wirksames Mittel, die Postbeamten zu unterstützen, schlüssig machen. Der Elektriker Pataud erklärte, der Augenblick zu handeln sei nahe. Er werde sich mit den Gasarbeitern ins Einvernehmen setzen, denn auf Worte müßten Taten folgen. Der Sekretär des Verbandes der Syndikate betonte, daß alle Syndikate die Postbeamten . müßten. Die Versammlung nahm zum Schluß eine Tagesordnung an, die den Kampf bis zum äußersten für Freiheit und Syndikatsrecht befürwortet, die Solidarität mit den gemaß⸗ regelten Kameraden betont und dem Ausstand Beifall zollt.
— Die Kammer setzte in der gestrigen Sitzung die Dis⸗ kussion über die Reform der Kriegsgerichte fort.
Spanien.
In der gestrigen Sitzung der Kammer erklärte der Justizminister, W. T. B.“ zufolge, daß die Verhandlungen mit Marokko nicht abgebrochen, sondern nur vertagt worden seien. Die Meldung, der Sultan habe wegen des scharfen Tones des Gesandien Merry de Val den Abbruch der Verhandlungen herbeigeführt, sei unrichtig. Spanien habe auch nicht, wie mehrfach gemeldet worden sei, gewisse Vor⸗ sichtemaßregeln im Hinblick auf die Lage in Marokko ge⸗ troffen. Diese sei unverändert und gebe zu Besorgnissen
keinen Anlaß.
Eine neue Proklamation Mahmud Schewket Paschas , . nach einer Meldung des, W. T. B.“, den Termin zur Ablieferung der Waffen um eine Woche. Falls keine Waffen abgeliefert werden sollten, suchungen statifinden und sirenge Maßregeln
Asien.
Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗ . . . persis . . srate eine Kom⸗ mission von iedern geęwaͤhlt. warden um ein. n eu e Wah ig get . . . 1. in ö
ufruf die Bevölkerung der Hauptstadt aufgefordert, sich zu beruhigen, und das Tragen von Waffen verboten. Zur un⸗ verzüglichen Bestrafung von Ordnungssihrungen sind Militär⸗ gerichte eingesetzt worden.
würden Haus⸗ ergriffen werden
oloniales.
Der Gouverneur des Schutzgeblets Kamerun Dr. Seitz ist, wie W. T. B.“ berichtet, mit dem Major Engelhardt in Hamburg eingetroffen, um an einer dort statifindenden Konferenj we ftafri⸗ kanischer Kaufleute teilzunehmen.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstags
und der Schlußbericht über die gestrige 8 des Hauses
ö n befinden sich in der Ersten und Zweiten eilage.
— In der heutigen (258. Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern Dr. von Bethmann Hollweg, der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten von Ar nim, der Staatssekretär des Reichsschatzamts Syd ow und der Staatssekretär des Reichskolonialamts Dernburg bei—⸗ wohnten, wurde die zweite Lesung des Entwurfs eines Vieh⸗ seuchengesetz es fortgesetzt und die allgemeine Besprechung, die gc an § 1 geknüpft hatte, wieder aufgenommen.
Abg. Kobelt (b. k. F): Bie Unterminierer des Blocks, die
estern mit fast zärtlicher Verehrung vom Block gesprochen baben, kern. alle Veranlassung, eine Ciörterung über den Block nicht an den Haaren herbeizuführen. Wenn Sie Jensuren erteilen wollen, wie Sie es gestern gegenüber den Abgg. Erzberger und Struve getan haben, dann sollten Sie doch richt vorsichtig sein. Professor Delbrück, der doch ein konserpativer Herr ist, sagt in einer Schrift: Ich denke, kein Wort ist ju hart, diesegs Ge—⸗ baren eines Vereins, der stets mit seiner vaterländischen Gesinnung und seiner Opferwilligkeit prunkt, zu brandmarken.“ Ber Linken wurden gestern Uebertrelbungen vorgeworfen. Wirkliche Ueber= treibungen wird man erleben können, wenn die Herren bei den Wahlen mit diesem neuen Viehgesetz hausteren gehen. Die Fleischverteuerer haben dafür gesorgt, daß die Reglerung jetzt eine Handhabe hat, alle und jede Einfuhr verbieten zu können, die den Agrarlern unangenehm ist. Weit über die ursprüngliche Vorlage hinaus ist diese Befugnts in den 55 6 und 7 ausgedehnt worden; auch ohne daß dem helmischen Viehbestande eine Gefahr droht, kann das Verbot erfolgen. In Oesterreich und Rußland, diesen Riesengebleten, wird immer eine Seuche herrschen, wenn sie auch nur lokale Bedeutung hat; will die Regierung das Gesetz scharf anwenden, so geht sie eben auch dann schon mit dem Verbot vor, und die Agrarier haben ihren Willen. Die Maul- und Flauenseuche ist allerdings zurückgegangen, aber die Tuberkulose hat sich in den letzten 15 Jahren ganz gewaltig vermehrt. Die Magermilch sollte künftig nur nach Grhitzung verfüttert und die Verfütterung des Zentrifugenschlamms sollte verboten werden. Von zuständiger Seite ist das Gesetz ein Reichspiehseuchengesetz auf Kosten der Allgemeinheit genannt worden; das trifft zu. Ich bitte deshalb, unseren Anträgen mehr entgegenzukommen, als es in der Kommission der Fall gewesen ist, damit auch wir der Vorlage zustimmen können.
Abg. Dr. von Trzeinskt (Pole): Einen Mangel des Entwurfs erblicken wir darin, daß für die Rinder und Pferde, die an Tollwut gefallen sind, eine Entschädigung nicht gewährt werden soll. Diese Ausnahme ist im Interesse der ärmeren Bevölkerung sehr zu be⸗ dauern. Wir beantragen, beide Tiergattungen der Entschädigungs⸗ pflicht zu unterstellen. Wir könnten das ganze Gesetz nicht annehmen, wenn dem an sich schon sehr kautschukartigen 5] nicht folgender Zusatz gegeben wurde:
Unter Wahrung geeigneter Schutzvorkebrungen sind Maßnahmen zu treffen, die der Grenibevöllerung die bisher geübte und zulässige Fleischversorgung aus dem Grenzlande auch fernerhin gewährleisten.“
DViese Bestimmung entspricht dem Interesse der Grenzbewohner. Mit Rücsicht auf diese beantragen wir dann noch, daß für die Grenzdistrikte die Entschädigungen in Anbetracht der besonders schweren wirtschaftlichen Nachteile aus Staatgmitteln gewährt werden.
Abg. Wehl (ul.): Die Wünsche der Lederindustrie haben in der Kommission nicht den erwarteten Erfolg gehabt. Es herrscht deshalb in diesen Kreisen eine begreifliche Eiregung. Im amerikanischen Senat besteht die Absicht, den hohen Häutezoll aufjuheben. Dann wird Argentinken, von dem wir in der Hauptsache die Häute bestehen, seinen Hauptabsatz in Nordamerika suchen. Nun kommt noch dieses Gesetz, das geeignet ist, der Lederindustrle bei Seuchengefahr! in Auslande den Import zu erschweren. In Deutschland selbst können nur 35 0½ unsereß Lederbedarfs gedeckt werden. Für den Kriegtfall ist diese Frage auch für die Heeregzverwaltung von der höchsten Bedeutung. Die gestrigen Erklärungen des Staatzsekretärs waren ja Trostezs⸗ worte für Handel und Industrie. Ich vertraue dabei dem guten Willen der verbündeten Regierungen, Handel und Industrie zu schützen. Ein sehr unbequemer Paragraph für Handel und Industrie ist auch 5 172, der die Regelung der Be⸗ seitigung oder Reinigung von Abwässern und Abfällen in Gerbereien, Felle⸗ und Häutehandlungen vorsieht. Diese Bestimmung entbält eine unnötige Belästigung der Gerbereien. Trotz dieser Mängel des Entwurfs stimme ich doch im Interesse der Landwirt- schaft und der Allgemeinheit gern für das Gesetz.
(Schluß des Blattes.)
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (88 Sitzung, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach beiwohnte, die dritte Beratung des Staatshaushaltsetats für das enn, 1909, und zwar die Besprechung des Etats des Ministeriums der
eistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegen— . fort.
Abg. Hoffmann (Soz.): Meine letzte Rede zum Kultugetat hat Ihnen nicht gefallen. Das ist ein gutes Zeichen; denn wir sind hierher geschickt, um die Ansicht unserer Wähler zu sagen. Der Abg. . hatte gefragt, warum von den Sozialdemokraten ausgerechnet der Kollege Hoffmann und nicht ein so fein gebildeter Mann wie der Abg. Heimann zum Kultusetat spreche. Nach der gestrigen Rede deg Ministerialdirektors D. Schwaitzkopff sollte der Abg. Heß solche Aeußerungen nicht mehr so unbedacht tun, dag könnte für den Abg. Heß sehr gefährlich werden, da er Krelsschulinspektor ist. Man hat mir auch vorgeworfen, daß ich Unterricht in der Gesetzeskunde statt in der Religion verlange.
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Ich habe dabei nicht daran gedacht, daß die Gese außwendig gelernt werden sollen. Da halte ich die Blbel⸗ sprüche denn doch noch für viel besser; denn . werden wenigstens nicht geändert, aber bei der Schnelligkeit unserer Geseßgebung können die Kinder ja ar nicht folgen. ch bin auch kein fanatischer Bekämpfer des Christentums, ich be⸗ sämpfe nur das Christentum, das von gewissen Parteien zu polttsschen Zwecken mißbraucht wird. Die „Kreuzzeilung“ behauptete, ich bekaͤmpfte das Christentum, weil ich von einem gud?ᷣ abstammte; sch stelle fest; daß ich von mütterlicher Seite von einer streng katholischen alten Berliner Familie abstamme. Ich bin ein unehe⸗ Iicheg Kind, nach melnem Vater babe ich nicht geforscht, aber me Kngst nicht Swen daß *r gm Snde fe, e, Reer Gr, or, T eine Tonsur tragen könnte. — Lehrer werden wegen „Hinneigung zur Sonlaldemokratle! gemaßregelt. Es ist ein Glück für den Herrn Ministerpräsidenten, der elgentlich hierher gehört an Stelle des fehlenden Kultugministers, daß unsere Parteigenossen im Reichttage die Finanzreform nicht mitmachen, denn sonst könnte darin vielleicht eine Hinneigung des Reichtkanzlers jur So naldemokratie gefunden werden, und man könnte seine Maßregelung als notwendig ansehen. Der Abg. Dr. Schepp hat die preußische Lehrerschast gegen den angeblichen Vorwurf der Heucheiei in Schutz genommen, well ich gesagt habe, daß bei einer geheimen Abstimmung der Lehrer sich ergeben würde, wie diese öffentlich anders sagten als sie dachten. Ich habe hier den Brief eines Lehrers, der mir nach meiner eisten Rede schreibt, daß er ein Feind der Religion und der Kirche sei und daß die meisten Lehrer so dächten. Er schreibt, er möchte heulen daruber, daß er sein Kind taufen lassen muß; es wäre aber eine Verrücktheit, wenn er das öffentlich aussprechen würde; die Lehrer müssen ihre Meinung verstecken, weil sie sonst verhungern müßten. Ein Lehrer, der keinen Religiongunterricht geben will, weil es seiner Ueberjeugung nicht entspricht, dürfte dajn auch nicht gejwungen werden können. Ich will nun noch kurz auf den Kultusminister Herrn Schwartzkopff eingehen. Es widerstrebt ihm die Tonart, in der ich gesprochen hatte. at sich nicht neulich Herr Arendt sehr energisch ber den Ton vom Re⸗ glerungötische beschwert? Wenn ein guter Ton eingeführt werden . dann gehe man doch vom Regierungstisch mit gutem Beisplel voran! Ich erinnere auch nur an den Kollegen Malkewitz, den roten Gustav“, der früher ja als Sozialdemokrat sehr bekannt war. Es ist ein öffentlicher Skandal, daß es in Preußen möglich ist, das Kultugministerium ein halbes Jahr ohne Oberhaupt zu lafsen. (Vüie⸗ präsident Dr. Porsch: Ich bitte Sie, sich in Ihren Autdrücken zu mäßigen.) Daß Abgeordnetenhaus hätte längst einen Minister ver— langen müssen, und es kann ihn erzwingen, indem es das Gehalt nicht bewilligt. Wenn kein Minister vorhanden ist, braucht auch das Gehalt nicht bewilligt zu weiden. Herr Schwartzkopff hat das Vor⸗ gehen gegen die sozialdemokratischen Arbeiterturnvereine durch Iltieren einiger Lieder aus ihrem Liederbuche als gerechtfertigt be— wessen wollen. Das von ihm nttierte Lied von der deutschen Treue hat aber gar kein Sozialdemokrat, sondern der hochverdiente Kunst⸗ kritiker und warmherzige Poet Ludwig Pfau verfaßt, und die Ueber— schrifft helßt gerade: Das alte Lied, das schöne Lied, das Lied der deutschen Treue, Herr Schwartzkopff hat aber zitiert: Dag alte, das dumme Lied. Et scheint besser in der Traktätchenliteratur als in der deutschen Literatur bewandert zu sein. Uebrigens steht das Lied gar nicht in dem Liederbuch der Arbeiterturnvereine, das ich bier auf den Tisch des Hauseg lege. In dem ganzen Buche ist nicht eins von den Zitaten vorhanden, mit denen nan das Vorgehen gegen die Arbeiterturnvereine ju rechtfertigen suchte. Man will die Arbeiterturnvereine beseltigen, um den Deutschen Turnerbund“, den patriotischen, zu stärken. Der Herr Ministerialdirektor Schwartzkopff, der soeben erscheint, zitierte auch aus dem Liederbuch eines Gesangvereins die Parodie auf das Lied Stille Nacht, heilige Nacht“ und sagte, das sei die Ge⸗ sinnung, die wir unseren Kindern beibrächten. Bisher haben wir aber noch keinen Gesangperein für Kinder gegründet. Ich babe in verschledenen Liederbuͤchern nach dieser Parodie gesucht und endlich eine gefunden, worin der Text aber anders lautet, als Herr Schwartzkopff zitiert hat. 3h überlasse das Urteil darüber der Oeffentlichkeit. Herr von Zedlitz meinte am 28. April, daß Sozialdemokraten nicht in die Schulvorstände und Schuldeputationen gehörten, weil die große
Volkes eine religsöse und patriotische Erziehung der Kinder wünsche. Wir haben aber als Vertreter des Volkes Anspruch auf die Mitgliedschaft in diesen Körperschaften. Herr von Zedlitz deutete auch an, daß wir nicht mehr lange in diesem Hause sitzen würden; wir werden uns alle Mühe geben, daß wir wiederkommen. Herr von Zedlitz und seine Freunde sollten sich hüten, für Diäten einzutreten. Anders ist es mit uns, die wir nicht als Aktionäre oder Aufsichtsräte hier sitzen können, die wir nicht für Artikelschrelben à la oller ehrlicher Seemann Hunderte von Mark bekommen. (Lebh. Zwischenrufe: Kultusetath Herr von Zedlitz hat seine Vorwürfe gegen uns gerade beim Kultus- etat erhoben, Herr von Zedlitz und Neukirch ist in seinen Angriffen gegen uns bis ju der Tonart des Herrn Fischbeck ge⸗ kemmen, der von uns als Strolchen und Wegelggerern sprach. Herr von Zedlitz sollte sich hüten, geschichtliche Studien ju machen, die er gegen uns verwerten könnte; ist er doch ein Vertreter der Kaste, deren Vorfahren das Volk schon augtsaugten und ausplünderten als Raubritter. Buschklepper und Strauchräuber. Heute haben Sie es leichter, das Volk mit der Zoll⸗ und Steuer politik, der Liebeggabenpolitik augzurauben. Sie wollen Einbrecher und Sozialdemokraten auf eine Stufe stellen, aber dagegen sind die Einbrecher noch die reinen Waisenknaben.
(Schluß des Blattes.)
paragraphen
Dem Reichstage ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Verwaltung des Reichsinvalidenfonds und des
Sinterbliebenenversicherungsfonds, nebst Begründung
Bugegangen.
reife
Wahl⸗
In der gestrigen Reichtagsersatzwahl im wurden,
Lüdinghausen⸗Beckum⸗Warendorf n W. T. B.“ zufolge, insgesamt abgegeben 19 874 Stimmen;
ʒ;ödavon entfielen auf den Herzog von Arenberg Gentr.) 15001, auf den Justizrat Westhoff (Zentr.) 3558, auf den
waren 130 Stimmen.
Stadtverordneten Eilers (Soz) 1195 Stimmen. Zersplittert
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Der Ausstand der Berliner Bauklempner ist, wie der
Voff Itg.“ zufolge in einer Versammlung der Arbeitgeber sestgestellt ʒvzaurn , mri krise! Plätze der Ausstandigen sind jum größten Tell DQVurch Arbeitz willige wieder besetzi. Die Einstellung neuer Arbeltg⸗
täte aus der Prabinz nimmt sbren Fortgang, und da, dark der
Unterstützung der Verbände im Berliner Baugewerbe, die vom Strelk betroffenen Klempnermeister nicht gedrängt werden, so ist der Auestand
nur von diesen und nicht von den Ausständigen mehr abhängig. Falls die Einstellung AÄrbeitgwilliger wie bisher Fortschreitet, ist guf lange
9 ö. Heit
gar keine Autsicht vorhanden, die Ausständigen überhaupt in
Berlin unierzubrlngen.
Neum ünster berichtet die „Köln. Ztg.“, daß der seit mehr
—⸗ us Alg Jahregfrist herrschende Ausstand im dorligen Tabakgewerbe
beigelegt sst, Sperre und Boykott sind aufgehoben worden. Beide arteien . Der Herstellungslohn für 1000 igarten wurde von g. 5 „ auf jo „ erhöht.
F vruskn?e M er rꝰn
Mehrheit des
un st nud Wissenschaft.
Der Professor Dr. Michaelig in Straßburg i. G. hat sein Amt als auswärtige Mglied ber Zentraldirektion deg Kasferlichen Archäologischen Instituts aus Gesundheltgrücksichten niedergelegt. Un seiner Stelle ist Profeffor Br. Wol ters in München in bie Jentral⸗= direktion eingetreten.
A. E. „Ueber die Ergebnisse seiner Reise in Syrien 1st elzver m . erg ö a g Sitzung 1 i, n. asig en Gese Haüt Drofefsgr Dy. Sarre. e der Vor⸗
. sn Fereifs der Gefrnscharäefür Gödde vom Verlauf dieser in Begleitung von Dr. C. Herzfeld im ver— gangenen Jahre ausgeführten Reise berichtet, so galten diesmal seine Mitteilungen in n, Augführlichkeit und unter Vorzeigung vieler Lichtbilder den ar äolggischen Erfolgen seiner Studien an ver= schledenen Plätzen. Von Üleppo aus bei Gakl. Megkene, dem antsten Balis und byjantinischen Barbalissos, an den Guphrat gelangt, fanden die Reisenden hier ein in feiner Art seltenes Bauwerk, ein achteckiges Minarett! auf rechteckigem Würfel, datlert von 1218 n. Chr. Erbauer Saladin. Von der wahrscheinlich in Lehmjiegeln aufgebaut gewesenen Moschee, zu der dag Minareit gehörte, ist keine Spur mehr vorhanden. Von Geki⸗Megkene war die Abficht, den Euphrat auf seinem rechten Ufer stromabwärts bis nach Der, d. . bis jur Ein= mündung des linken Nebenflusses Cbabur zu begleiten, vorher jedoch sollte von Abu Strere aus (nahe Eski. Meskene) eine Wanderung land- einwärts durch die Wüste nach dem als sehengwert bejeichneten Rusafa ⸗Sergiopolis unternommen werden. Gegen diesen Ausflug erhoben die arabischen Begleiter lebhaften Einspruch, indem sie die Qualen des Dursteng und Verdursteng auf dieser ganz wasser⸗ losen Strecke mit schwarzen Farben malten. Indessen eg wurde genügend vorgesorgt und auf die Hin. und Herreise nur so viel Zeit gewandt, als der Wasservorrat reichte, was dann frellsch für die hochinteressante Ruine von Rusafa nur einen zweitägigen Aufenthalt . Dle Trümmer dieser zur byzantinischen Zeit einst stark be⸗ estigten Stadt, die ihren damaligen Namen dem heiligen Sergius verdankte, und wahrscheinlich in der Mitte des 13. Jahrhunderts beim Einfall der Mongolen zerstört wurde, sind recht bedeutend und über⸗ raschend wohl erhalten. Letzteres gilt besonders von der nahezu rechteckigen, mit Türmen bewehrten Umsassunggmauer, die auf ihrer Innenseite Arkadenhallen derselben Art zeigt, wie die aurelianische Stadtmauer Roms Der Plan der Anlage ent svricht dem bekannten Grundriß eines römischen Kastrums. Wie bel diesem sind auch jwei einander gegenüberliegende Tore, ein Nord und ein Südtor vorhanden; das erstere, unten in 11 m Höhe verschüttet, ist im übrigen gut erhalten. Innerhalb dieser ÜUmwallung gehören zwei Kirchenrulnen zu den interessantesten Trümmern aus alt— christlicher Zeit. Die Basillka des Sergius stellt eine dreischiffige Säulenbasilika dar, an der verschiedene Bauperioden deutlich unter⸗ scheidar sind. Die Apsis ist zum Teil erhalten, auch ist eine Inschrift vorhanden. Die andere Kirche an der Südseite ist mehr zerstört, es ist eine Zentralkirche von basiltkalem Grundriß. Was von der Axrsitz noch aufrecht steht, zeigt den Baustil des Nordtorg und gleich der erstgesehenen viele schöne Details in den Steinmetz arbeiten. An einem Rundbogen ist der Schlußstein durchgerutscht, klemmt aber noch zwischen den Nachbarsteinen und verhindert so wohl noch für lange Zeit den Zusammenbruch. An der Nordseite ist noch ein interessanter Profanbau: Vier masstve Kuppeln in den Ecken eines Quadrate, zu denen aber sogar in den Ansaätzen eine Mittel kuppel fehlt, sodaß zu vermuten ist, diese Mittelkuppel sei einst in Holz aufgeführt gewesen. Alle Steinbauten Rusafag sind von dem eigenartig glänzenden Glimmerschiefer des mittleren Euphrattales hergestellt und gewähren deshalb in Sonnen und Mondlicht einen phantastischen Eindruck. Von Rusafg zum Euphrat in einem Tages marsche zurückkehrend, fanden die Reisenden in Sura eine antike, 540 von Justinian be—
festigte Stadt, eine unter einer ganjen Anzahl ähnlicher Befestigungen,
die während der byzantinischen Herrschaft zum Schutz der Euphrat grenzen aufgeführt worden sind. Stromabwärtz kamen sie bei Abu Kube an eine enge Stelle des Euphrat, wo jetzt der Telegraph den Strom kreuzt und sich Reste einer alten Brücke finden. Es sst sehr wahrscheinlich, daß dies die Stelle ist, wo Thapsacus laz und Alexander der Große den Euphrat überschritt. Für 8 Tage wurde nun nach dem linken Ufer des Euphrat hinübergegangen, um Haragla, eine Festung aus parthischer Zeit mit kreisrunder Umwallung, und die ausgedehnten Ruinen in nächster Nähe der südsstlich davon gelegenen modernen Stadt Rakka zu besichtigen. Hier besteht noch gut erhalten ein uraltes Kastell mit Wall, Graben und Türmen, das weder aus römischer, noch aus byjantinischar, sondern wahrscheinlich aus baktrischer Zeit stammt. Jedenfallg war Rakka, das jur byjantinischen Zeit Nicephorium hieß, zu allen Zeiten ein be⸗ deutender Ort; nur wechselte et, wahrscheinlich nach wieder holten Zerstörungen, seine Stelle. Das Stadtgebiet des Rakka des 8. — 9. Jahrhunderts war ein anderes wie das des 12.—13., und das moderne Raklka liegt wieder an anderer Stelle. Dieser Umstand bringt den heutigen Bewohnern von Rakka guten Nutzen. Sein Ruf als archäologischer Fundort hat viele zur Niederlassung hier bestimmt, die Bevölkerung ist in den letzten 5 Jahren um das Drei⸗ bis Vier⸗ fache gestiegen, und überall sieht man innerhalb des weiten Stadt⸗ gebiets nach Altertümern, im besonderen nach keramischen Gefäßen und Scherben, graben, die in Konstantlnopel einen guten Markt finden. Rakka besitzt auch eine alte Arkadenmoschee mit rundem Minarett, deren Restaurierung nach einer in Ton vorhandenen Inschrift 11665/6tz n. Chr. stattgefunden hat. Die Turmanlage — unten ein Steinbau, darüber ein runder Backsteinbau — geht wobl in das 10. Jahrhundert zurück. Auf dag rechte Euphrafufer zurückkehrend, kamen die Reisenden zu der Stelle, wo der Strom, einen Engpaß von nur 50 m Breite durchbrechend, plötzlich nach Süden umbiegt. Von hier bis zur Chaburmündung zeigt der Euphrat rechts und links frühere Befestigungen, links Zelebise und rechts etwas oberhalb davon Zenobsa Halebije, das besucht wurde. Der am hohen Ufer errichtete, noch in der Verwahrlosung der Jahrhunderte sehr fest gebliebene Bau, Mauern mit gewaltigen Türmen, den nahen Strom beberrschend, rührt wahrscheinlich von Justinian her, wenn auch ein Teil des Kastellz, wie die Scherbenfunde bewessen, aus islamischer Zelt stammt. Zenobia dürfte sich in der byzantinischen Zeit zu Sergiopolis wie eine wirkliche große Grenzfestung gegen die unruhigen östlichen Nachbarn zu einem befestigten großen Truppen⸗ lager in Reserve verhalten haben. Die Stadt enthält die Ruinen von 2 Basiliken, ähnlich denen von Rusafa, aber ohne die letztere auszeichnende Schmuckformen. An eine Ruine ist ein Turm angebaut, vielleicht im Anschluß an ein Palattum, dessen Mauern aus Gspöquadern aus dem Guphrattal errichtet waren und von dem noch ein Gewölbeteil mit kleinen, schießschartenartigen Fenstern vorhanden lst. Im Norden von Zenobla finden sich Graban⸗ lagen vgn großer Aehnlichkeit mit solchen bei Palmyra, jum Teil Felsengräber wie dort und gleich diesen interessanten Schmuck, auch Büsten, bergend. Den Euphrat jum jweiten Male bei Der überschreltend, verfolgten die Reisenden nun dag Tal des Chabur aufwärts big jur Einmündung des DOscharadschak in der Chabur. Dies Tal muß in agltorientalischer Zeit ungemein gut angebaut und bewohnt gewesen sein. Eine Menge von Tells, d. h. lünstlichen Hügeln, die Wind und Wüstensand auf der Stelle alter Ansiedlungen gebildet haben, legen Zeugnis bierfür ab, ebenso eine noch vorhandene steinerne Brücke, die heute über trockenes Land führt, weil der Chabur injwischen seinen Lauf geändert hat, die jedoch durch eine noch vorhandene Inschrift, die es ab⸗ zuklatschen gelang, bekundet, daß sie von Badr⸗eddin. Lulu, Beherrscher on Mosul (1233 — 1259 n. Chr.) erbaut worden ist. Dag hier durchwanderte Land ist von Europäern ersichtlich bisher wenig besucht worden, wie die durchaus unzulänglichen Karten be⸗ weisen. Es gewährte den Reisenden daher Genugtuung, auch außer⸗ halh ihrer eigentlichen Zwecke sih kartographisch betät 4 zu konnen durch genaue Aufnahmen des bizher auf den Karten an falscher Stelle verzelchneten Seet von Chatunije und der ihm benachbarten Berge.
dem außerordentlich reichen
Daß fast ganz kahle Sindschar⸗Felsengebirge in zstlicher Richtun
überschreltend, gelangten sie nach der Stadt . Si eines täürkischen Kaimakams und Mittelpunkt der Wohnplätze einer mohammedanischen, von den Strengglůubigen verketzerten Sekte, der Suft, deren Belenntnis . der uralten persischen Religion (Zoroafter, guteg und böses Prinziy aufgenommen hat. Mehrere Bauten mutelalterlichen Ursprungs sin
in Sindschar von Interesse, u. a. ein vom Jahre 59s der Hedschra stammender Turm, der aus Ziegeln erbaut, kunstvolle, allein mittel Ziegeln ausgeführte Muster jeigt. Ein alt Heiligtum verehrter Bau mit hübschen Stuckverzierungen enthlelt Inschriften, die koplert wurden.
foicheñ, die als Er hauer Nureddin⸗Machmud , . und alt Jahr der Errichtung 543 der Hebschra (1 145 n. Chr.) verzeichnen. Charakte⸗ ristisch fuͤr die Pracht dieser gut erhaltenen Bauten ist ihre Auf⸗ führung in Backstein unter Änbringung reicher Musterung der vor⸗ beschriebenen Art, namentlich an Tärmen, sowie die vielfache Ver⸗ wendung kostbaren Alabasters bei Herstellung der stets die ichtung nach Mekka angebenden Mihrab oder Gebetanischen in den Moscheen. Die Vollendung dleser Schmuckformen, ihre herrliche Arbeit welsen auf eine hohe Blüte dieser islamischen Kunst, etwa im 13. Jahrhundert, hin. Das sich am (linken Tigrigufer hin Jerffrecken de ist in seiner gegenwärtigen Gestalt verhãltnismaäßig seine Mauer stammt aus dem 17. Jahrhundert; doch gibt es ein altes, sich viel weiter nach Norden ausdehnendes Mosul, das Trümmerfelder einschließt, die wie mit Scherben übersit sind. Hier gibt es auch noch teilwelse in Ruinen liegende schloßaitige Kioske, interessant durch stuckartige Versierungen, die vermutlich früber farbig bemalt waren. Wo hierbei Menschen dargefleslt find, feblen merlwürdigerweise überall die Köpfe. Aus der Zeit des schon ge⸗ nannten Badr-⸗eddin Lulu hat sich der Oberteil eines großen Wasser⸗ gefäßes erhalten mit sitzenden, Becher in der Hand tragenden Figuren. Ein anderer Bau, etwa aus der gleichen Zeit, ste t wahrscheinlich ein Mausoleum vor; es verrät seine jũngere . durch reich geschnittene Ziegel und vorhandene Glasur. Auch christliche Kirchenbauten der chaldäischen und akobttischer Kirchen enthält Moful, als solche gekennzeichnet durch Resser— darstellungen aus dem 13. bis 16 Jahrhundert. Recht beieichnend für die Güte der Hilfsmittel, welche der wissenschaftlichen Forschung heute durch die Technik an die Hand gegeben werden, sst der Erfolg, den die Reisenden mit ihrem augen chncten Teleobjeltiv bei pboto⸗ graphlscher Aufnahme einer Inschrift hatten, die sie auf der Kaimauer am Tigris in den Stein eingebauen saben. Es war unmöglich, von dem resßenden Fluß aus eine Aufnahme zu erreichen, aber vom entgegengefetzten Mer aus, nber den Fluß hinweg wurde die Inschrift mit großer Schärfe vbotagrarbiert. Die Fahrt Tigris abwärts auf einem Floß erlaubte den Reifenden nach einem informatorischen Autflug nach Riniveb und AFur, an ber— schledenen, sie wegen ihrer Bauwerke interessie renden Plätze aus- justeigen. In Keschschaf an der Mändung dez Zab wurden eine alte Festungsanlage besichtigt, bei Sintritt des Tigris in die Ebene in Tekrit, daz wahrscheinlich einst Eischoffttz gewesen, die Reste einer Toranlage. Islamische Bauten au 9. und 10. Jabrhundert gab es auch bier, wie i linken Flußufer, wo ein islamischer Backsteinbau m datumloser Inschrift aufgenommen S
4 FHF 2
wurde. Sdlich von
ginnt am linken Tigrizufer das kolcsfale Rainenfeld
daß, von Dr. Herzfeld u. a. früher bereits untersut
seinem nördlichen Teil besichtigt warde. ;
der Besuch der aus gebrannten Zie
Abu Dellf und des 60
sucht wurde auch eine
sassanidischer Steinbau,
Festung von l
bewohnt gewesen zu sein s
wältigend, welche auß
mit dem Stur des
gewesen sein muß, o diel,
der Güte der Bauausführung dem 3
Dies gilt besonders von mehreren Miraretts ju ver
kunsthiftorisch einzig dastehend durch ihre Ziegeldekorationen
Maßwerk und Jiegels e
von einigen profanen Bacteinbauten erkwürdig durch
die Anwendung verschiedenfarbiger, verschieden geschichteter und ge—⸗
brannter Ziegtl; von wobhlerhaltenen Mibrabs ähnlich kurstvoller
Herstellung wie die in Mosul gesehenen, endlich von dem berübmten
Talisman ⸗Tor. Bel dessen beträchtlicher Höhe gelang es wiederum
allein durch das Teleobjektiv das seltsame Relief ju photographieren
das sich oberhalb der Torsffnung befindet und jwei gegen—
einander fauchende Drachen mit Schlangenleibern darstellt, zwischer
denen eine welbliche Gestalt steht, mit den Händen die Ungebeuer
abwehrend. (Diese Gestalt kann auch Apoll in derselben Auffaffung
darstellen, die ihm nach Maßgabe von in Chinesisch. Turkestan gefundenen
Bildern, nach ihrem Bekanntwerden mit griechischer Kunft, asiatt
Künstler der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung gab or
Bagdad wurde noch Ktesiphon am linken Tigrisufer ein Längerer ur
Seleuela am rechten Ufer ein kũrzerer Besuch gemacht. Die Archi
in beiden Städten gehen in die letzten Jabrbunderte dor
nach unserer Zeitrechnung zjurüd. Mehrfach fan ö
Mauerjüge waren kaum noch erkennbar; nur
Ktesiphon, erbaut von Sapor J. (240 - 271
ein beträchtlicher Teil, nachdem innerbalt
bedeutender Einsturz stattgefunden bat
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aber Marmorbekleidung entdeckt werden; vielmehr ausschließli scheinlich bemalt gewesen ist. An bein Reisenden den Eindruck, daß ein Teil der abgetragen worden ist. — Auf ibrem sflug n Absicht, auch Babylon einen flüchtigen Besuch abzuftat die Reisenden bei Burele die Stelle, an der einst d Kanal Schatt en Nil zum Euphrat hinüberging di auf einer weiten Strecke. Noch zur omejadischen Zeit bestand Kanal, dessen Ufer einst mit Häusern und Gärten besetzt w ist sein Bett und seine verlafsene Umgebung der Fundo vorislamische Scherben. — Dem Vortrag folg hervor, wie erfreut man sein dürfe, wenn zwei Männer Kenntnis und so sicherer Beobachtung des Gebiete sich zu einer solchen Forschunggrelse vereinigten.
Die Liste derjenigen fremden Nationen Sammlungen von Kunstwerken an der dies säbriger nationalen Kunstautstellung im Kön palast zu München beteiligen, ist abgeschlosser Belgien, Bulgarien, Danemark, Frankreich reich, Rußland, Schweden, die Schwein Ungarn. Die Türkei und Bulgarien beteilige an einer Münchener Ausstellung.
Theater nad Mnstk.
Schi ⸗lertheater O. (Walglnert beate
Gustap Davis Kemödie Jungfer ODbrigkeit! Panne gestern bei ihrer ersten Aufführung in Berlin einen freundlichen Erfolg Eg ist eine frische Dorfkomsdie mit einer gefunden Beim ischung von Rührung im letzten Akt, aber gerade dieser benbafte Gefühle. auebruch verhalf dem Werk zu 6. zu erquickender Wtr kung Ueberhaupt besitzt der Lers s ein glückliches Gefübl För dramatisch zugespitzte Aktschlüse, Nach dem lauen Dumor und der nemlich westschwelfigen Kleinmalerecr in den
beiden ersten Aufzügen regte jedegmal kine beluftigende Schluß wendung
Das am glgricheltzgene Me wil ist reich an arnirchen Kar me, nam: mtisik-⸗ -- Q c