1909 / 138 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Jun 1909 18:00:01 GMT) scan diff

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§ 21.

Die in diesem Gesetze bezeichneten Ansprüche auf Unterlassung oder Schadensersatz verjähren in sechs Monaten von dem Zeitpunkt andlung und von der Person des Verpflichteten Kenntnis erlangt, ohne Rücksicht auf

an, in welchem der Anspruchsberechtigte von der

diese Kenntnis in drei Jahren bon der Begehung der Handlung an. Für die Ansprüche

standen ist.

§ 22.

Die Strafverfolgung tritt mit Ausnahme der in den §§ 6, 10, In den Fällen der 5 4, echt, den Strafantrag zu stellen, jeder der im 5 13

11 bejeichneten

8, 12 hat das

Äbs. 1 bezeichneten Gewerbetreibenden und Verbände. Dle Zurücknahme des Antrags ist zuläͤssig.

älle nur auf Antrag ein.

Strasbare Handlungen, deren , m nur auf Antrag eintritt, tigten im Wege der Privat⸗

es einer horg gigen Anrufung der

Die öffentliche Klage wird von der Staatganwaltschaft nur dann erhoben, wenn dies im öffentlichen In⸗

können von den um Strafantrage Bere klage verfolgt werden, ohne da Staats anwaltschaft bedarf.

teresse liegt.

Geschieht die Verfolgung im Wege der Privatklage, so sind die

Schöffengerichte zuständig. Schbffeng 86 2s.

Wird in den Fällen der 4, 6, 8, 12 auf Strafe erkannt, so kann angeordnet werden, daß die Verurteilung auf Kosten des Schul⸗

digen öffentlich bekannt zu machen sei. Wird in den Fällen des § 15 auf Strafe erkannt, so ist zugleich

dem Verletzten die Befugnis zuzusprechen, die Verurteilung innerhalb bestimmter Frist auf Kosten des Verurteilten öffentlich bekannt zu

machen. Auf Antrag des freigesprochenen Angeschuldigten kann das Gericht

die öffentliche Bekanntmachung der feier prechung anordnen; die Staatskasse trägt die Kosten, insofern sie nicht dem Anzeigenden oder dem Privatkläger auferlegt worden sind. st auf Grund einer der Vorschriften dieses Gesetzes auf Unter⸗ lassung Klage erhoben, so kann in dem Urteile der obsiegenden Partei die Befugnis zugesprochen werden, den verfügenden Tell des Urteils innerbalb bestimmter Frist auf Kosten der unterliegenden Partei öffentlich bekannt zu machen. ae, n Die Art der Bekanntmachung it im Urteil zu bestimme

§ 24.

Für Klagen auf Grund dieses Gesetzes ist ausschließlich zuständig das Gericht, in dessen Bezirke der Beklagte seine gewerbliche Nieder- lassung oder in Ermangelung einer solchen seinen Wohnsitz hat. Für Personen, die im Inlande weder eine gewerbliche Niederlassung noch einen Wohnsitz haben, ist ausschließlich zuständig das Gericht des in⸗

* n.

auf Schadengersatz beginnt der Lauf der Verjaͤhrung nicht vor dem Zeitpunkt, in welchem ein Schaden ent—

Nr. 71, Regt. Nr. 69,

herzogl. Mecklenburg. Füs. Regt. N Unterarzt des

Bekanntmachung,

betreffend die Karl Hagse Stiftung für die Königliche

akademische Hochschule für Musik in Berlin.

Aus der Karl Haase. Stiftung für die Königliche akademische Hoch⸗ eit vom 1. April 1905 big Ende März 1919 den nachbenannten Studierenden dieser Anstalt die

schule für Musik in Berlin sind für die 3 daneben vermeikten Stipendien bewilligt worden:

1) 8 Felix Fleischer 900 M, buchstäblich: ‚Neun—⸗ ark“

hundeit .

* Planisten Paul Scholj 700 A, buchstäblich: Siebenhundert ark, 3) Violinisten Hans Michaelis 700 , buchstäblich: Sieben

hundert Mark“, ark“. Charlottenburg, den 12. Juni 1909. Der , . Kuratoriums.

Schul ye.

Per son alver änderungen.

Röniglich Preußische Armee.

Nachweisung der beim Sanitätskorps eingetretenen Veränderungen. Durch Verfügung des Generalstabs“ en, . 3 Armee. Mit Wahrnehmung offener Assist. Arztstellen eauftragt: .

am 3. Mai: Heß, Unterarzt beim Inf. Regt. von der Goltz (7. Plomm.) Nr. 54,

am 6. Mai: Schütte, Unterarzt beim Kulmer Inf. Regt. Nr. 141, Hilfrich, Unterarzt beim 4. Magdeburg. Inf. Regt. Nr. 67, Dr. Grimm, einjährig⸗freiwilliger Arjt beim Inf. Regt. Kaiser Wilhelm (2. Großherjogl. Hess.) Nr. 116, unter Ernennung zum Unterarzt deg Friedensstandeß und Versetzung jum 1. Nassau. Inf. Regt. Nr. 87, am 8. Mai: Gebser, Unterarzt beim 3. Thüring. Inf. Regt.

am 15. Mai: Dr. Rich ter, Unterarzt beim 3. Lothring. Feldart.

am 19. Mai: Dr. Reitz, einjährig ⸗freiwilliger Arjt beim Groß⸗ r. 90, unter Ernennung zum riedenstandes,

am 21. Mat: Dr. Frank, überzähl. Vizefeldw. der Res., unter

4 dornisten Willy Galle 600 M, buchstäblich: ‚Sechzhundert

Königlichen Polizeidirektion in Essen zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden. . Die Regierungsreferendare Freiherr von Wolff⸗ Metternich aus Münster, von Scheller aus Cassel und von Rappard aus Königsberg haben die zweite Staats prüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Luchs“ am 12. Juni in Hankau eingetroffen und will übermorgen nach Kiukiang gehen.

S. M. S. „Loreley“ ist am 12. Juni in Thasos einge⸗ troffen und wird heute die Reise nach Athos fortsetzen.

S. M. Flußkbt. Vorwärts“ ist gestern von Schanghai nach Chinkiang gegangen.

S. M. S. „Iltis“ geht heute von Schanghai nach ö Anchorage.

M. S. „Cormoran“ ist vorgestern in Mersina ein⸗ getroffen.

Potsdam, 15. Juni. Aus Anlaß des Todestages Seiner Majestät weiland des Kaisers Friedrich be⸗ suchten, W. T. B.“ zufolge, Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin heute vormittag das Mausoleum bei der Friedenskirche und legten am Sarkophag einen Lorbeerkranz nieder. Später trafen Ihre , der Prinz und die Prinzessin Augu ft ilhe lm sowie Abordnungen zahlreicher Regimenter mit Kranzspenden dort ein.

Klein⸗-Glienicke, 15. Juni. Seine Majestät der Kaiser ließ heute vormittag aus Anlaß der Wiederkehr des Todestages Seiner Königlichen Hoheit weiland des Prinzen Friedrich Carl von Preußen an der Gruft in der Peter⸗Paulkirche auf Nikolskos einen Lorbeerkranz niederlegen. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen übersandten zwei Kränze mit Seerosen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Türkei.

Die Deputierten kammer verhandelte gestern laut Be⸗ richt des W. T. B.“ in lebhafter Debatte bei zahlreichen wischenfällen über die Schaffung parlamentgrischer r ge l n etre gn Dle Beratung wurde schließlich wegen Beschlußunfähigkeit des Hauses abgebrochen. = Eine scharfe Protestkundgebung des griechischen Patriarchen gegen den Beschluß der Kammer, die Unter⸗ richtsprivilegien der christllchen Religionsgem ein⸗ schaften aufzuheben, erregt in Konstantinopel Aufmerksamkeit. Einem dortigen Blatte zufolge erklärte der Patriarch, das atriarchat werde sich mit allen gesetzlichen Mitteln der Auf⸗ 26. widersetzen. In gleichem Sinne äußerten sich der ulgarische Exarch sowie der Locumtenens des armenischen atriarchats. . . türkischen Blätter veröffentlichen einen Steckbrief. und den Verhaftungsbefehl gegen den armenischen Metropoliten von Adana, Monsignore Muschik, der im Verdacht steht, an den letzten Ereignissen teilgenommen zu haben. Muschik weilt zur eit in- Kater

Amerika.

Der Präsident der Vereinigten Staaten von Brasilien, Dr. Moreira Penna, ist, „W. T. B.“ zufolge, gestern vor⸗ mittag gestorben. .

Be Vizepräsident Dr. Nilo Pe ganha hat in Gegen⸗ wart des Ministeriums und der Vertreter des Parlaments und des diplomatischen Korps die Regierung übernommen. Das Minister um und der Chef der Polizei haben ihre De⸗ mission gegeben. Auf Wunsch des Präsidenten Nilo Peganha werden sie noch einige Tage im Amte bleiben.

Parlamentarische Nachrichten.

Der sozialdemokratische Reichstags⸗ und sächsische Land⸗ ta zar nn Hermann Goldstein ist, „W. T. B.“ zu⸗ e . gestern vormittag in Dresden gestorben.

in kleinem, oval begrenjtem Brustbild (Nr. 1525). Auf dat lichte aar ist hier ein en n n,, Mützchen aus Hellkarmoisin und chwarz gefetzt, das sich ungemein 3 wirkend von hellblauem Grunde abhebt. Neben einem itallenischen Frauenkopf im Profil von strenger, Feuerbachscher rg ferngten vor Lorbeergebüsch (Nr. 1535) sei serner ein weibliches Blldnis (Nr. 1536) genannt. Dle volle Frontansicht, in der die Dame aufgenommen ist, hat etwas Starres, ohne daß damit die wohlö beabsichtigte Wirkung der Großartfgkeit ganz ernelt wird. Wohltuend ist der Hauptfarbenaktord, Violett vor Blau. Mit sehr viel Geschmack hat der Künstler für seine Blumen- stücke die Folien gewählt: für hellrote Rosen in leuchtend blauer Vase ein feines Grau hf 1652), ein Graupiolett für gelbe Teerosen in grün⸗ blauem Gefäß (Nr. 1640); üppige Dolden hellgelben Goldregen stehen vor leicht bewöikiem Himmel (Mr. 1635), lila Astern in schwärzlich blauer Schale vor Graublau (Nr. 18528). Oskar Zwintscher beab⸗ sichtigt vor allem eine stark dekorative, bisweilen fast plakatmäßige Wirkung. Er gibt viel Zeichnung, viel Linien, scharf betonte Kon⸗ turen; er vermeidet darum auch starke Licht und Schatteneffekte, die die Linien zerstzren würden; er glbt auch den Szenen, die im Freien splelen, ein gleichwertig zerstreutes Licht; nichts verschwindet im Dunkel, nichts wird durch ene. Helligkeit betortt. Ein besonderg charatterlstisches Beisyiel dieler Art ist das Bildnis in Blumen

(Nr. I346). eine Dame in tütktsblauem Rleide mit ultramarin⸗ J

blauem Schal auf weiß Gartenbank vor grüner Gfeu⸗ heckt. Rings herum stehen Blumen in öpfen, alle steif und gerade an Sicken aufgebunden. Ginige Bilder sind von eigentümlich schwärtlichem Gesamtton, der offenbar bezweckt, bie Brillanz gewisser Cinzeltsne und Gegenstände zu heben, so das Purpurrot der Rosen und Stoffe auf der „Melodie (Nr. 1351), das schillernde Perlmutter und das . Gold des ‚Ruhenden weiblichen Atteg⸗ (Nr. 1344). Zwintscher hat ferner eine ansehnliche Reihe recht wirkunggvoller Bildnisse auggestellt. Die Wirkung dieser Porträt beruht bor allem in dem meist recht glücklich gewählten Verhältnis von Figur zur Bildfläche und der vereinfachenden Stili⸗ sierung des Umrissez. Als besonders gut seien genannt das Kinder⸗ bildnis mit Stiefmütterchen! (Nr. 1345), ein blondes Mädchen mit leuchtend hellem Teint vor dunklem Grunde, das Bildnis eines Ärzteg (Rr. 1343) und das des Dr. Fran Servaeg vor grauem Grunde (Nr. 1347). Eugen Bracht hat mehrere prächtige Landschaften auggestellt: die kleine stinenhaft behandelte Niederburg zu Manderscheidꝰ (Nr. 135), den Otzberg im Odenwald. (Nr. 282) in wirkunggzboller Gewitterbeleuchtung; während der Himmel mit schweren, schwarzgrauen Wolken verhangen ist, werden die Burg und bie kleinen, rotgedeckten Häuser unter ihr von Strahlen eines eigen,. tümlich grellen Lichtesg getroffen. Ferner sei auf die . Schloßkuppel in Dargun“ (Nr. 1469) aufmerksam gemacht, große, im Sonnen

nterieurß mit Figuren von Wilhelm Schreuer; das . Bel der Bo ö (Nr. 56d) stellt eine Tischgesellschaft in dem gelben Lichte einer mit gelbem Seidenschirm verhängten Lampe dar. dag andere, wie jenes in Gelb, Weiß und Schwarz komponjert, drel Bamen, die den Kunftstückchen eines kleinen Hundes, Molln (Nr. 566) juschauen. Endlich sei noch guf eine große Arbeit Alexander Bertrands gewiesen, die ‚Schwestern', Nonnen, die sich um die Bahre einer toten Schwester versammelt haben. Sehr wirkungevall stchen die schwarzen Massen der Nonnentracht und daz Dunkelgrün von Lorbeerbäumen, neben dem Weiß des Bahrtuches wie den weißen und gelben Astern, die man neben der Toten aufgestellt hat.

Ven Duüffeldorfern mag der in Königsberg lebende Ludwig Dettmann angeschlossen werden, der eine große Sammlung seiner Werke jur Ausstellung bringt. Von besonders vorteilhafter Seite zeigt sich Dettmann als Lan dschaster. Zu nennen sind ein farbenprächtiger, herbstlich gelbroter Kastanienbaum . (Nr. 1287), ein in kühlen, blau⸗ grünen Tönen gehalteneg Friedhefgbild „Die blühenden Gräber Nr. 1253), eine dämmerige Abendlandschast mit der einsamen Figur eineg Wandererg, Der verlorene Sohn“ (Nr. 1289) benannt, ein lockereg, feineg Pastell, eine Schafherde; (Nr. 1297 die bei herein⸗ brechendem Sturm, der den Staub =* cu und die gelben Herbst⸗ blätter von den Bäumen wer En. wir un d iwei helle,

aschbilder, TFrüũ . MY ein blühender ‚Kirschbaum“ (Nr. 1312). Dr. V. H.

Im Kunst gewerbe museum ist der Wettbewerb um küũn st⸗ lerische Sie delungen für das Rittergut Rüdersdorf aus⸗= gestellt, zu dem 43 Arbeiten mit einer großen Zahl landschaftlicher, architektonischer und gärtnerischer Zeichnungen und Bilder eingegangen sind. Das Preisgericht hat Preise von im ganzen 12 000 M verteilt.

Das Bayerische Nationalmuseum in München bereitet eine Ausstellung bayerischen Porzellans des 18. Jahrhundertt vor, die sehr reichhaltig und interessant zu werden verspricht. Vor allem ist durch das Entgegenkommen des Königlichen Hofes in München, der aus den Schlössern zu München, Bayreuth, Ansbach, Bamberg und Würzburg zahlreiche und wertvolle Stücke zur Ver⸗ fügung stellt, ein ausgezeichneter Grundstock gegeben. Auch viele Museen und Privatsammler haben, wie die Münchner N. N. melden, ihre Beteiligung jugesagt oder bereitg Zusendungen gemacht. Anmeldungen von Privatsammlern, deren Adressen bei Versendung der Einladungen nicht bekannt waren, werden mit besonderem Dank seder= zeit noch bis Mitte Juli entgegengenommen.

; licht lber rün⸗grau fllmmernde Bäume vor satt blauem Technik. ländischen Aufenthaltzorts, oder wenn ein solcher nicht bekannt ist, das Etatistik und Volkswirtschaft. . ö.

Gericht, in dessen Bezirke die i mn begangen ist.

Zur Sicherung der in diesem Gesetze bezeichneten Ansprüche auf Unterlafsung können einstweilige Verfügungen erlassen werden, auch wenn die in den §§ 935, 940 der Zivilprozeßordnung bezeichneten Vor⸗ augsetzungen nicht zutreffen. Zuständig ist auch das Amtsgericht, in dessen Bezirke die den Anspruch begründende Handlung begangen ist; im übrigen finden die Vorschriften des 5 942 der Zivilprojeßordnung Anwendung. 4

5 Neben einer nach Maßgabe dieses Gesetzes verhängten Strafe kann auf Verlangen des Verletzten auf eine an ihn zu erlegende Buße bis zum Betrage von zehntausend Mark erkannt werden. Für diese Buße haften die dazu Verurteilten als Gesamtschuldner. Eine erkannte Buße schließt die Geltendmachung eines weiteren Ent⸗

schädigungsanspruchs aug.

5§5 27. Bürgerliche Rechtsstreitigkeiten, in welchen durch die Klage ein Anspruch auf Grund dieses Gesetzes geltend gemacht wird, gehören, sofern in erster .

die Landgerichte zuständig sind, bor die Kammern für delssachen.

In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, in welchen durch Klage oder Widerklage ein . auf Grund dieses Gesetzes geltend gemacht ist, wird die Verhandlung und Entscheidung letzter Instanz im Sinne des § 8 des Einführungsgesetzes jum Gerichtsperfassungagesetze dem Reichs gerichte zugewiesen.

§ 28.

Wer im Inland eine Hauptniederlassung nicht besitzt, hat auf den Schutz dieses Gesetzes nur insoweit Anspruch, als in dem Staate, in welchem seine Hauptniederlafsung sich befindet, nach einer im Reichs⸗ gesetzblatt enthaltenen Bekanntmachung deutsche Gewerbetreibende einen entsprechenden Schutz .

Welche Behörden in jedem Bundetstaat unter der Bezeichnung höhere Verwaltungsbehörde im Sinne dieses Gesetzes zu verstehen sind, wird von der Zentral behörde . Bundesstaats bestimmt.

Dieses Gesetz tritt am 1. Sttober 1909 in Kraft.

Mit diesem Zeitpunkte tritt das Gesetz zur Bekämpfung des un⸗ 83 ö vom 27. Mal 1896 (Reichsgesetzbl. S. 145) außer Kraft.

Urkundlich unter Unserer , , n, Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel. Gegeben Neues Palais, den 7. Juni 1909. ( 1. 8. Wilhelm. von Bethmann Hollweg.

Bekanntmachung.

Am 16. August d. J. wird an Stelle der jetzt be⸗ stehenden Reichsbanknebenstelle in Hagen i. W. eine Reichs⸗ bankstelle daselbst errichtet, von welcher die Reichsbank⸗ nebenstellen in Altena, Hohenlimburg, Lüdenscheid und Wetter abhängig sind.

Der Geschäftsbezirk sowie die Namen und Unterschriften der Vorstandsbeamten werden durch Aushang in dem Ge⸗ schäftslokal der Reichsbankstelle in Hagen 1. W. bekannt ge⸗ macht werden.

Berlin, den 10. Juni 1909.

Reichsbankdirektorium. Havenstein. Kauffmann.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

dem Stadtbaurat Karl Steuernagel und dem Stadt⸗

bauinspektor Wilhelm Bauer in Cöln den Charakter als Königlicher Baurat zu verleihen.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und U Medizinalangelegenheiten.

Dem leitenden Arzt der Röntgen⸗ und Finsenabteilung im Städtischen Rudolf Virchow⸗Krankenhause Dr. med. Max

Leyy⸗Dorn in Berlin ist das Prädikat Professor beigelegt worden.

Zieten (Brandenburg.) Nr. 3.

Feldart. 309 Nr. 45 zum 1. Hannov. Inf. Regt. Nr. 74, am 13. Regt. Nr. 50 jum Danzt nf. Regt. Nr. 128, am 19. Mai: Zia ja, Synterarzt, vom 2. Posen. Feldart. Regt. Nr. 56 zum Füs. Regt. von Steinmetz (Westpreuß.) Nr. 37.

Beamte der Militärjustizverwaltung.

Durch Allerhöchste Bestallung. 27. Maj. Kloß, Kriegsgerichtzrat bei der 15. Div, zum Oberkriegsgerichtsrat, Dr. Reh dan, Dr. Schwgedt, Jager, Gerichtzassessoren, zu Kriegs gerichtsräten, ernannt.

Durch Verfügung des Kriegsministerium s. 29. Mai. Kloß, Oberkriegsgerichtsrat, dem Generalkommando des XVII. Armee- korps, Dr. Rehdans, r erg der 35. Div., zugeordnet, letzterer mit dem Amtssitz in Thorn, Grau ert, Mewes, Kriegs gerichtsräte bei der 14. Div. mit dem Amtssitz in Wesel und beim Gouvernement Thorn, jur 15. bejw. 14. Div. mit dem Amtesitz in Wesel versetzt.

Beamt nder Militärverwaltung. Durch Allerhöaete Bestallung. 27. Mais. Meyer, Konstrukteur II. Klasse, um Konstrukteur J. Klasse beim Art. Kon⸗ struktions bureau ernannt. Durch Verfügung des Kriegsministerium g. 27. Mat. Teuber, Intend. Diätar in der Schutztruppe für Südwestafrika, bei der Intend. des Gardekorpß vom 1. Jun 1909 ab als Militär intend. Diätar wiederangestellt. 29. Mai. Konschak, Betriebsleiter, zum Konstrukteur II. Klasse beim Art. Konstruktionsbureau, Lindemann, Militär⸗Baumeister, an, zum Betriebsleiter bei den technischen Instituten ernannt. 1. Juni. Siebenbaar, Intend. Registrator von der Intend. des X. Armeekorpz, jum Geheimen Registrator im Kriege ministerium ernannt. Lehm ann, Baurat, Militärbauinsp. in Liegnitz, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt. 2. Jun. Merkel, Intend. Diätar von der Intend. des XVII. Armeekorps, um Militärintend. Sekretär ernannt.

aiserliche Schutztruppen. Verfügung des Reichs kolontalamts (Kommando der Schutz truppen). Schutztruppe für Südwestafrika.

25. Mai. Baeck, Intend. Diätar, mit einem Rangdienstalter vom 4. Mai 1909 zum Jatend. Sekretär ernannt.

Aichlamtliches.

Deutsches Reich.

Prenßen. Berlin, 15. Juni.

In der am 14. d. M. unter dem Varsitz des Staats⸗ ministers, Vizepräsidenten des Staatsministeriums, Staats⸗ sekretärs des Innern Dr. von Bethmann Hollweg abge— haltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde den Gesetzentwürfen wegen Aenderung des Erbschaftssteuergesetzes, des Reichsstempelgesetzes und des Wechselstempelgesetzes die Zustimmung erteilt. Angenommen wurde ferner der Entwurf eines Gesetzes wegen Aenderung des Schankgefäßgesetzes. Mit der Ueberweisung des Entwurfs von Bestimmungen zur Aus⸗ führung des , und der Vorlage, betreffend Aenderung der Vorschriften über den Befähigungsnachweis und die Prüfung der Seeschiffer usw, an die zuständigen Ausschüsse erklärte der Bundesrat sich einverstanden.

Der Präsident des Reichsversicherungsamts, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Dr. Kaufmann ist in dienstlichen Angelegenheiten nach Süddeuischland abgereist.

Der Oberregierungsrat Scheuner in Trier ist in gleicher Amtseigenschaft der Regierung in Breslau und der Ober⸗ regierungsrat Gärtner in Breslau in gleicher Amtseigen⸗ schaft der Regierung in Osnabrück überwiesen, der Regierungs⸗ rat Illiger aus Allenstein der Königlichen Polizeidirektion in Essen, der Regierungsrat von Oertzen in Aurich der Kön glichen Regierung in Trier, der Regierungsrat Grune⸗ wald aus Allenstein der Königlichen Regierung in Arnsberg

Ernennung jum , des Friedensstandes beim Hus. Regt. von Versetzt: am 11. Mat: Schilling, Unterarzt, vom Niedersächs. Mai: Kruez. ., Unterarzt, vom 3. Niederschles. Inf.

über die Glaubensfreiheit mit einer Aenderun einem Antrag der Oktobristen angenommen, e , der Uebertritt aus einer christlichen Konfession in eine nicht⸗ chrisiliche stattet werden soll, obwohl sich kürzlich Stolypin in langer Rede gegen diese Amendements ausgesprochen hatte. ie Abgeordneten der Rechten, der gemäßigten Rechten und die Nasionalisten enthielten sich der Abstimmung. verließ dabei demonstrativ den Sitzungssaal. ferner in der gestrigen Sitzung einen Gesetzentwurf an⸗ genommen über die biete der preußischen und österreichischungarischen Grenze und eine Anzahl kleinerer Kredite, u. a. Kredite telephonie und Militärunterricht, 75 000 Rubel . Unterhalt ,, und außeretatsmäßig 14 Millionen Rubel ür die preise.

Einberufung von zehn Jahrgängen der Reserven des Amur⸗ und Küstengebietes zu Uebungen im Jahre 1909, die Mittel für das neu formierte Maschinengewehrkommando, zu einer Vermehrung des Geheimfonds des Generalstabes, zu einer Ergänzung der Kriegsvorräte und zum Bau neuer Kriegs⸗ magazine bewilligt, dagegen eine Vorlage wegen Ausführung von strategisch wichtigen Chausseen im westlichen Grenzgebiet abgelehnt, weil sie seitens des Kriegsministeriums ungenügend

Der Kaiser Franz Joseph empfing, W. T. B.“ zu⸗ folge, heute vormittag den Prinzen Heinrich von Preußen in besonderer Audienz.

Das österreichische Abgeordnetenhaus setzte in

der gestrigen Sitzung die Beratung des Fina nzplanes der Regierung fort. Nach dem Bericht des W. T. B.‘ traten alle Redner für die Sanierung der Finanzen der eigzelnen Kronländer ein, wendeten sich aber entschieden gegen die Erhöhung der Branntwein und Biersteuer. Der Abg. Urban hob die der österreichischen Brauindustrie drohenden Gefahren heivor, die einerseits durch die Erhöhung des deutschen Bierzolles entständen, durch den der österreichische Bierexport getroffen werde, und andererseits durch die beabsichtigte Erhöhung der Eisen⸗ bahntarife sowie durch die Biersteuer, die insbefondere auf kleine Brauereien vernichtend wirken würde.

Frankreich. Die zur Notifizierung des Thronwechsels in der Türkei in Paris eingetroffene türkische Sondergesandtschaft ist gestern von dem Präsidenten Fallieres in Gegenwart des

Ministers des Aeußern Pichon empfangen worden.

In der Deputiertenkammer brachte gestern der

frühere Kriegsminister Berteaux einen Antrag ein, durch den die Regierung aufgefordert wird, vor dem Senat die Vorlage der Cisenbahnkommission des Senats bezüglich der Alters⸗ ,,. des Personals der Eisenbahnen zu unter⸗ tützen.

Wie das . W. T B.“ berichtet, wies Berteaux in der Begründung

seines Antrags die Notwendigkeit nach, die Reform zu Ende zu führen, und warf der Regierung vor, irotz wiederholter Versprechen das Vertrauen der Kammer mißbraucht zu haben. Barthou früheren Frage zu keschleunigen. und lehne den die Regierung ab. den Ausführungen des Vorredners an und erklärte, die Reglerung halte in ausreichender Weise ihre Versprechungen, weil ihr Gesetz⸗ entwurf einen Aufwand von 27 Millionen vorsehe. Der Manister⸗ präsident Clemenceau erklärte, daß die Regierung den Antrag Berteaux ablehne und die Vertrauensfrage stelle. werde den Gesetzentwurf verteidigen mit dem Wunsche, den Eisenbahn⸗ beamten die größtmöslichen Vorteile zu gewähren.

Der Mainister

legte dar, daß die Regierung mehr als alle Regierungen getan habe, um die Lösung der Er könne kein Zwangsmandat annehmen Antrag Berteaux wegen der Angrlffe gegen Der Finanzminister Caillaux schloß sich

Die Regierung

Die Priorität des Antrags Berteaux wurde hierauf mit

310 gegen 247 Stimmen abgelehnt. Der erste Teil der Tages⸗ ordnung, der die Erklärungen der Regierung billigt, wurde mit 339 gegen 104 Stimmen angenommen. d

der der Regierung das Vertrauen ausspricht, daß ihre Energie die in Frage stehende Reform durchführen werde, wurde mit 313 gegen 136 Stimmen und schließlich die ganze Tages⸗ ordnung mit 321 gegen 93 Stimmen angenommen.

er zweite Teil,

Nußland.

Die Reichsduma hat gestern nach Meldungen des W. T. B.“ in zweiter und dritter Lesung den e ,, gem

und die Erklärung der Konfessionslosigkeit ge⸗

Die Rechte Die Duma hat

Regulierung der Weichsel im Ge— fur Militar⸗

Intendantur

wegen Steigerung der Futter⸗ Außerdem hat

das Haus die Mittel zur

und der Regierungsassessor Dr. Schumann aus Leer der

begründet sei.

ö

.

.

. 2 K

Zur Arbeiterbewegung.

Von der Arbeiterschaft Kiels wurden, W. T. B.“ zufolge, gestern abend drei Versammlungen abgehalten, in denen der Streik ber Arbeiter der städtischen Reinigungsanstalten behandelt und den Streikenden die Sympathie der Anwesenden ausgesprochen wurde. Vor einem der Versammlungslokale, dem Kolosseum, kam es nach Versammlungeschluß ju mehrfachen Ruhestörungen, sodaß die Pollzei den Plaz und vie angrenzenden Straßen räumte. In der herrschenden Dunkelheit erlitt eine Anjahl von Personen Verletzungen. (Vergl. Nr. 134 d. Bl.)

In St. Petersburg sind, W. T. B. zufolge, gestern morgen die Ängestellten der Straßenbahn in den Ausstand getreten. Sie fordern kürzere Arbeitgzelt und bessere Lohnverhältnisse.

(Weitere Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)

Wohlfahrtspflege.

In den letzten Tagen fand im großen Sitzungesaale des Herren⸗ hauses ju Berlin die erste zahlreich besuchte Mitgliederversammlung der Frauenhilfe fürs Ausland statt. Nach Begrüßunge worten seitens des Vorsitzenden, Freiherrn von Manteuffel, gab der Schrift⸗ führer des Vereins, Pastor Hoppe, den Bericht über die bisher geleistete Arbeit. Es ist festzustellen. daß der Aufruf des Verelng zur Mitarbeit an dem so hochwichtigen Werk der Verforgung der deutschen evangelischen Auslands gemeinden mit Schwestern in allen Gauen des deutschen Vaterlandes und vor allem auch bei den deutschen Auslandsgemeinden selbst das lebhafteste Echo hervorgerufen hat. So ist in kurzer Zeit bie Mitallederjahl auf gegen 560 angewachsen. Der deutsche evan⸗ gelische Kirchenauischuß, der Evangelische Oberkirchenrat in Berlin und alle deutschen Köirchenbehörden haben dem Verein tatkräftige Förderung angedeihen lassen. Besonders dankbar ist es ju begrüßen, daß der Zentralpvorstand der Gustay Adolf Stiftung das Diakonissen⸗ mutter haus . Autland. den Gustay Adolf Frauenvereinen zur Pflege empfohlen und auf seinen Unterstützun gsplan gesetzt hat. Zur Weckung des Interesses für die deutsch-cwangelischen Gemeinden des Auglanbes wird beabsichtigt, anschaulich geschriebene und gut illustrierte Hefte aus dem Leben der Deutschen im Auslande herauszugeben und im Winter auggedebnte Vortraggzreisen ehemaliger Auslandsgeistlicher u veranstalten. Ueber das am 24 März eröffnete Diakon issen⸗ mutterhaus fürs Ausland in Münster in Westfalen berichtete der Generalsuperintendent Zöllner. Der erste Ausbildungskursus hat mit 11 Probeschwestern begonnen, und die Zahl der Anmeldungen auch aus dem Auslande, mehrt sich von Tag ju Tag; allein aus Brasilien sind schon 4 junge Mädchen angemeldet; die erste wird Anfang Jull in Münsser eintreffen. Die Ausbildung beschränkt sich nicht auf die Krankenpflege, sondern ziebt auch Lehr- und Haushaltungs⸗ diakonie in ihren Bereich, sodaß jede Schwester sich das ihren An⸗ lagen am meisten entsprechende Feld ibrer Tätigkeit erwählen kann. Aut dem vom Schatzmeister des Vereins Pastor Lie. Cremer er- statteten Kassenberscht sei erwähnt, daß die Einnahmen des Vereins bisher 12 00 S betrugen, darunter ein Jahresbeinrag Ihrer Majestät der Kaiserin von 00 6. Der Evangelische Oberkirchenrat hat dem Verein vorläufig auf jwei Jahre eine Beihilfe von jährlich 1500 e gewährt. Mit Freude wurde die Mitteilung begrüßt, daß Frau Oelbermann aus Cöln der Frauenbilfe fürs Ausland wiederum h000 M überwiesen habe. So ist die für unsere Landsleute im Aut⸗ land bedeutsame Arbeit in erfreulicher Entwicklung begriffen.

Kunst und Wissenschaft. Große Berliner Kunstausstellung.

V. *)

Von Dresdener Künstlern seien zunächst jwel genannt, die die Autstellung mit größeren Sammlungen ihrer Werke beschickt haben; Hang Unger und Oskar Zwintscher. Hans Unger ist Klinger innerlich verwandt, wenn auch an Krast nicht li , Wie sein großes Vorbild, ftrebt er nach einer hohen, feierlichen Schönheit, er malt nichts Alltägliches und Zufälliges, nicht das Bildnis jeder⸗ manns, fondern Frauen von klafssischer Bildung. und Blumenstücke von erlefener, koslbarer Farbenpracht. Herrlich ist sein großes Doppelhildnis in ganjer Figur von „Mutter und Kind“ (Nr. 15275: Eine blühende Frau romanischen Typs sitzt in antikem Sessel, ein blondes dunkeläugiges Mädchen schmiegt sich an die Mutter, neben der sie steht. Gin Schimmer von Gold liegt über der Gruppe, warm goldig sind die Fleischtzne, dunkelgoldig, wie polierter Onyx schimmert das

gar der Frau, unb golddurchwirkt dag blaue Kleid des blondlockigen

ädcheng. Dle notwendigen ergänzenden blauen Töne erbringt welter der landschaftliche Grund. Der gleiche, wundervolle goldige Schimmer liegt auch über dem grauen Schleiertuch, in das das „Arabische Mädchen! (Nr. 1529) gehüllt ist, eine en fh, die sich höchst diskret von perlgrauem Grunde abhebt. Jener blonde Mädchenkopf mit den dunklen, großen Augen kehrt noch einmal allein wieder

) Vgl. Nr. 111, 115 und 129 d. Bl.

Himmel, und auf den schen Tann“ (Nr. 1669), lebende, saftig dunkelgrüne und abgesörbene gelbgraue Tannen. Einige gute Landschaften jeigt auch Willy ter Hell, wie einen „Sommertag an der Unterelbe', eine Flachlandschaft, über der Wolkenschatten liegen (Nr. 1765), und ein ganz verwandtes Motiv, dag Märkische Dorf“, wiederum eine große Fläche grauen Himmel über einer Ebene mittiefem Horijont; schließlich der anmutige Herbst in der Cifel' in weichen, zarten, grünen und blauen Tönen. Sieg⸗ fried Berndt wandelt nicht ohne Erfolg in den Spuren Claude Monets, wie die feine, ganz hell gehaltene Ansicht des Pont Alexandre III. in Paris? (Nr. 1359) und die „Septembersonne Rr. 16b1) zeigen, gelbbelaubte Bäume auf grüner Wiese vor weiß⸗ lauem Himmel. Wol fgangmüller stellt eine klare Gebirge⸗ ansicht, „Schön Wetter überm Steinernen Meere“ (Nr. 1464), und eine Blau in Blau komponierle Sternennacht in der Hohen Tatra“ (Rr. 1467) aus, Richard von Hagn daz dämmerige, auf Blau und Grün gestimmte „Innere nord⸗ friesischen Bauernhausez ! Nr. 10950), Oskar Popp ein Brama im Waljwerk! (Nr. 1118). gut gezeichnete, lebeng⸗«

eines

Die b0. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure fand in diesen Tagen im großen Saale des Kurbauseg in Wiesbaden statt; sie wurde durch den stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins, Bergwerkedirektor Treutler eröffnet. Der Varsitzende begrüßte in seiner Ansprache die als Chrengäste erschienenen Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden, der befreundeten Vereine sowie die Mitglieder und Gäste. Er gedachte hierauf des Todes des früheren Vereinsdirektorg, deg Gehelmen Baurats Dr. Ing. Th. Peters, der 27 Jahre lang die Geschäfte des Vereins erfolgreich geleitet hat. Hiernach nahm der Oberbürgermeister der Stadt Wiesbaden dag Wort, um die Versammlung ju begrüßen. Ihm folgien der Rektor der Technischen Hochschule in Darmsiadt, der Präsident der Wiesbadener Handelskammer und die Vertreter befreundeter Vereine. Der Direktor des Vereins, Regierungsbaumeister a. D. D. Meyer erstattete hierauf den Geschäftsbericht des verflossenen Jahres. Pie Versammlung beschloß dann, die Augieichnung des Vereins für bedeutende technische Leistungen, die Grashof⸗Denkmünse, in diesem Jahre an den Dr. Ing. Ernst Körting sen. zu verleihen.

Ueber die ästhetische Ausbildung der Ingenieurbauten

roße Ärbeiterfiguren in der rötlichen Beleuchtung des glühenden Hoch

gar. 6 Schindler eine Atelierszene, ‚Muskelspiel“ (Nr. 1276). Edmund Körner zeigt mu n einem in den Tönen etwas barten Interieur einer Barockkirche, Frühmesse in der Ossegger Klofterkirche“ Nr. 1422), eine gut beobachtete Gruppe in Lampen beleuchtung, Traurige Botschaft“ benannt (Nr. 987).

In geschlossener Reihe treten die Düsseldorfer in drei Sälen auf (Saal 12, 14, 20). Die Bildgattung, der die Schule einstmals ihren großen Ruf verdankte, die Historienmalerei fehlt fast völlig. Die Landschafter überwiegen alles andere. Be⸗ sonderg starke und eigenartige Persönlichkeiten sind nicht unter dieser Künstlerschar, dafür ist aber auch das all— gemeine Niveau recht hoch. Es sind fast ausnahmslos höchst tüchtige Leistungen. Das einzige wirkliche, Historienbild ist Joffe Gooffeng „Einführung der Büttenpapierfabrikation In Bergisch⸗Gladbach durch Hollaͤnder im Jahre 1688. (Nr. 3659) Die figurenreich: Komposition des großen Breitbildes ist im Stile eincs Freskos vereinfacht; breite, klar umrissene Flächen sind neben einandergestellt; die Farbenstala ist verhältnismäßig kurz. Dar⸗ estellt it der Befuch einer vornehmen Gesellschaft von Herren und 6 in spanischem Kostüm bei den holländischen Papier- fabrikanten. Goosseng hat ferner ein anmutiges Kinderbild aus⸗ gestelt, „Die kleine Holländerin (Nr. 9830), ein Mädchen in warm rotbrauner Jacke, hellblauem Rock und weißem Häubchen an einer Truhe stehend, auf der neben Splelsachen und elner Vase voll gelber Blumen leuchtende Orangen liegen, und ein Nähendes Mädchen am Fenster“, eine Skijze von sattem Kolorit, in dem Blaugrün, kräftiges Rosa und Hellviolett vorherrschen. Von Landschaften mag junächst H. Liese ga ngg „Herbstmorgen am Niederrheinischen Altwasser (Nr. 56) genannt sein, ganz im dunstigen Graublau ge⸗ halten, im Vordergrunde ein schilfumsäumteg, stehendes Gewãsser, dahinter vor bleichem Himmel hohe, blätterleere Bäume. Von Liese⸗ gang sind ferner eine vorzügliche Dünenlandschaft. (Nr. 545) und der . Niederrheinische Landweg im Winter? (Nr. il) in erwähnen, eine Landstraße mit niedrigen Häusern und kahlen Bäumen im Schnee. Heinrich Hermann zeigt neben einem gani auf bräunlichen Tönen aufgebauten Oltobertag in Amsterdam. (Nr. 560), ein kleines, „Sonnenflimmer“ (Nr. 912) bengnntes Gemälde, ein Ge⸗ böft unter Gaumen, durch deren laubreiche Aeste flimmernde Sonnen— strahlen fallen und helle Reflexe auf den Boden, auf Scheunen und rote Dächer werfen, und schließlich einen graugehaltenen Dorstümpel (Gr. ia). Fritz von Willes „Toter Berg: (Nr. 562), eine Eifellandschaft mit einem auggestorbenen Krater in der Mitte, ist recht wirkungsvoll kraft der großartig geschwungenen Linien und der ernsten, gelbbraunen und dunkelgrünen Töne der Berge vor finster graublauem Himmel. In gani anderer Stimmung zeigt der Künstler die Eifel in der „Ginsterblüte (Nr. 6 wo sich über dem ippig wuchernden, leuchtend gelben Ginster ein hoher, strahlend blauer Himmel mit blendend weißen Wollen wölbt. Her⸗ mann Emil Pohle stellt eine dekorativ breltflächige, tiefgetönte „‚Parklandschaft? (Rr. bh), Gruppen hoher Bäume um einen Teich, an dessen Kfer ein Paar wandelt, und eine flotte Skizie. An der Branbstätte« (Nr. 35) aug. Ernst Hardt ein. Stoppelfeld mit Getreidebocken, Erntezeit (Nr. 667) und zwei schöne Wolkenstudien, e,, (Nr. 9677 und Regenluft ! (Nr. 909), Cornelius

agner eine große Marine unter tropischem Himmel, Im Südmonfun ! (Kr. 662), einen gewaltigen. Dreimaster auf tlesblauen Mecrezwogen, auß dem Delphine emporschnellen. Schließlich sei von Düsseldorfer Landschaftern noch Otto

erm ann genannt, der mit einer sehr fein auf graublau und grau violett gestimmten Ansicht des Wattenmeeret bei Sylt‘ (Nr. 549), mit einer „Piorgendämmerung an der Lahn? (Nr. 66), wo sich aus blauem Dämmer die dunklen Massen elner uralten Steinbrücke und äufergruppen l5sen, und mit einer hellen ‚Dünenlandschaft 38 gar vertreten ist. Von Porträts sei ein geschmackvolles amenbilbniz von Stto Boer (Nr. 540) erwähnt, ein schlichtes Herrenporträt (Rr. 47 von Fritz Reusing und

Ernst annekuchens ansprechendes Blldnig einer weiß⸗ n, . im Korbsessel. Beachtung verdienen jwei hübsche

sprachen zwei Redner: ein Architekt, Geheimer Regierungsrat Dr. Ing. Muthesius, J, b der Ingenieur, Eisenbahnbauinspektor Dr. Ing. Jordan, Straßburg.

. Muthefius führte etwa folgendes aug: Die Geschichte der Formenentwicklung in architektonischen und technischen Gestalten jeigt, daß die richtige Form für einen auftauchenden neuen Gedanken steis erst nach Ablauf einer gewissen Entwicklung gefunden wird. Die Anfangegestalt schließt sich der uns geläufigen Formenwelt an, auch wenn sich die Bedingungen grundsätzlich verändert haben. So waren die ersten Cisenbahnwagen auf Schienen gestellte Post⸗ kuischen, die ersten Gasbeleuchtungskörper imitserte Kerzen, die ersten Automobile deichsellose Droschken. Solche Uebergangsstufen, gewissermaßen eine Metamorphose der Form darstellend, sind auch in der Äuzbildung der Ingenieurbauten zu beobachten, die im 19. Jahr= hundert als ganz neue bauliche Aufgaben auftraten. Auch auf diese wurden zunächst die altgewohnten Formen (antike Säulen, gotisches Maßwerk, Renaissan eeschnörkel, ganze Archite kturfassaden ufw) Über⸗ tragen. Die Entwicklung hat jedoch dahin geführt, diese dem Wesen der Ingenieurbauten nicht entsprechenden Formen mehr und mehr abzustoßen. Dies ist bereits völlig geschehen im Maschinenbau, wo sich eine neue Formenwelt entwickelt hat, die dem Zweck entspricht, ohne auf Schönheiten ju per- zichten. Eg ist noch nicht völlig geschehen bei Brückenbauten, Hallen. konstruktionen usw., bel denen noch heute vielfach versucht wird, bei der alten, auf anderen Voraussetzungen begründeten Architektur Anleihen zur angeblichen Verschönerung der Bauten ju machen. So ist eg noch allgemein üblich, mit architektonischem Zierat überdeckte Steinmatken vor leichte Eisenkonstruktionen zu setzen, wodurch der Versuch unter⸗ nommen wird, heterogene Bauteile miteinander zu verbinden, die nie eine Einheit bilden koͤnnen. Wie das Bestreben, die Ingenieurbauten in den Bereich künstlerlscher Ausbildung zu ziehen, das ganze 19. Jahrhundert erfüllt hat, so ist neben den Versuchen augübender Künfller, die sich aber meistens in der genannten Richtung abspielten, auch in der Literatur das Problem fleißig erörtert worden. Gottfried Semper hat schon in den 50er Jahren die Frage von der asthetischen Seite untersucht und den seitdem sehr häufig nitierten Satz aufgestellt daß von einem monumentalen Stil der Eisen- konstruktionen nicht die Rede sein könne, daß das Eisen vielmehr nur die Konstruktion beeinflussen könne, solange es unsichtbar in einem kompakten Material aufgehe. Die meisten Theoretiker haben sich diesem Standpunkt angeschlossen, indem sie gegen die selbständige Formentwicklung der Eisenbauten hauptsächlich e ,. daß das Glssen zu dünn sei, um einen räumlichen Eindru ju schaffen und daß die Formeisen wlastisch unbildbar seien und daher nicht die versinnbildlichende Funktion ausdrücken könnten. Man mag diese Einwürfe werten, wie man will die e ,, die die Eisenbauten bisher genommen haben, hat den Theoretikern insofern unrecht gegeben, alg sich mit Macht eine dem Eisen . Gestaltungzwelt in den Bauten des Ingenieurs zeigt, die heute nicht nur alg deutlich erkennbarer Typug vor aller Augen steht, sondern sogar dem Schönheitgempfinden der Menschen mehr und mehr zu entsprechen beginnt. Schon heute ist unser Unterscheidungs⸗ vermögen auch für Ingenieurbauten so weit entwickelt, daß wir gut wirkende von häßlich, wirkenden Werken zu unter⸗ scheiden vermögen, sodaß eine ästhetisch? Wertung der Ingenieur⸗ bauten bereltz eingetreten ist. Es hat sich indessen gezeigt, daß die ästhetische Ausbildung der Ingenleurbauten aus dem inneren Wesen der Sache heraus und nicht durch Zutragen äußerlicher Verzterungt⸗ teile geschehen muß. Die wesentlichen Bildungsgesetze der Archi⸗ tektur! bie in Symmetrie, Rhythmutz, Proportion und sinn⸗ fälligem Ausdruck der Funktion bestehen, können alle auch bel den Bauten deg Ingenleurß in ihrem ursprünglichen Sinn ange⸗ wendei werden. UÜnbedingt notwendig ist jedoch, daß derien ige, der sie verwendet, auf der Basig des mathematischen Voꝛstellungg⸗ materials steht, von der aus allein der Triumph der Technik sich entwickelt hat. Denn wäre ein nicht ju verstehender Räckschritt, bie mathematische Denkunggweise zugunsten einer sogenannten äͤsthe⸗ tischen Auzbildung der Ingenteurbauten wieder aufjugeben oder auch