—
2) Die Umrechnung solcher Goldmünzen, für welche ein bestimmteg Verhältniz ju Silbermünzen gesetzlich nicht feststeht, erfolgt nach Maßgabe des Verhältnisses des gesetzlichen Feingebalts derjenigen Münzen, auf welche die Zahlungsverpflichtung lautet, zu dem gesetz⸗ lichen Feingehalte der Reichs goldmünzen.
Bei der Umrechnung anderer Münzen werden
der Taler zum Werte von 3416, 2
der Gulden süddeutscher Währung zum Werte von 1546,
die Mark lübischer oder hamburglscher Kurantwährung jum Werte von Lis ,
die übrigen Münzen derselben Währungen zu entsprechenden Werlen nach ihrem Verhältnisse zu den genannten berechnet. !
Bei der Umrechnung werden Bruchteile von Pfennigen der Reicha⸗ währung zu einem Pfennig berechnet, wenn sie einen halben Pfennig oder mehr betragen, Bruchteile unter einem halben Pfennig werden nicht gerechnet. ;
z 9 Werden Zahlunggverpflichtungen nach Eintritt der Relchts⸗ wäbrung unter Zugrundelegung vormaliger inländischer Geld⸗ oder Rechnungewährun gen begründet, so ist die Zahlung vorbehaltlich der Vorschriften detäz s 9 in Reichs münzen unter Anwendung der Vor⸗ schriften der Nr. 2 zu leisten.
4) In allen gerichtlich oder notariell aufgenommenen Uckunden, welche auf einen Geldbetrag lauten, desgleichön in allen zu einem Geldbetrage berurteilenden gerichtlichen Entscheidungen ist dieser Geld⸗ besrag, wenn für ihn ein bestimmtes Verhaältniz zur . gesetzlich feststeht, in Reichkswährung ausjudrücken, wonehen jedo bessen gleichseitige Bezeichnung nach dersenigen Währung, in welcher ursprünglich die Verbindlichkeit ö war, gestattet bleibt.
Das Gesetz, betreffend die. Ausprägung von Reichsgoldmünzen, vom 4 Dezember 1871 (Reichègesetzbl. S. . das Münzgesetz vom 9. Juli 1873 (Reichzgesetzl. S. 253), das Gesetz, betreffend Aende⸗ rungen im Minzwesen, bom 1. Juni 1900 (Reichsgesetzbl. S. 250) und das Gesetz, betreffend Aenderungen im Münzwesen, vom 19. Mat 1968 (Relchegesetzbl. S. 212) werden aufgehoben. Soweit in be— stehenden Vorschriften auf Vorschriften der aufgehobenen Gesetze ver⸗ wiefen ist, treten die entsprechenden Vorschriften dieses Gesetzes an die Stelle.
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel.
Gegeben Neues Palais, den 1. Juni 1909.
0 Wilhelm. Fürst von Bülow.
. betreffend die Ausführungsbestimm ungen zu den bisherigen Münzgesetzen. Vom 9. Juni 1909.
Der Bundesrat hat beschlossen, daß die zu dem Gesetze,
betreffend die Ausprägung von Reichsgoldmünzen, vom 4. De⸗
zember 1871 (Neichsgesetzbl. S. 404, zu dem Münzgesetze vom 9. Juli 1873 (Reichsgesetzbl. S. 233), zu dem Gesetze⸗ betreffend Aenderungen im Münzwesen, vom 1. Juni 19090 (Reichsgesetzbl. S. 250) und zu dem Gesetze, betreffend Aenderungen im Münzwesen, vom 19. Mai 1908 (Reichs⸗ gesetzl. S. 212) erlassenen, zur Zeit noch geltenden Aus⸗ führungsbestimmungen auch nach dem Inkrafttreten des Münz- gesetzes vom 1. Juni 1909 in Geltung bleiben sollen. Berlin, den 9. Juni 1909. Der Reichskanzler. In Vertretung: Sydow.
Bekanntmachung,
betreffend den Austritt der niederländischen Kolonien in Westindien aus dem Verbande der internationalen Uebereinkunft über Maßregeln gegen Pest, Cholera und Gelbfieber vom 3. De— zember 1903 (Reichsgesetzbl. 1907 S. 425).
Vom 7. Juni 1909.
Die Königlich niederländische Regierung hat der Regierung der Französischen Republik die Kündigung der internationalen Uebereinkunft, betreffend Maßregeln gegen Pest, Cholera und Gelbfieber, vom 3. Dezember 1903 für die niederländischen Kolonien in Westindien zugehen lassen.
Berlin, den 7. Juni 1909.
Der Reichskanzler. Im Auftrage: von Koerner.
—
Die von a ah zur Ausgabe gllangende Nummer 382
des Reichsgesetzblatts enthält unter
Nr. 3620 das Münzgesetz, vom 1. Juni 1909, unter
Nr. 3621 die Bekanntmachung, betreffend die Ausführungs⸗ bestimmungen zu den bisherigen Münzgesetzen, vom 9. Juni 1909, und unter
Nr. 3622 die Bekanntmachung, betreffend den Austritt der niederländischen Kolonien in Westindien aus dem Verbande der internationalen Uebereinkunft über Maßregeln gegen Pest, Cholera und Gelbfieber, vom 3. Dezember 1903 (Reichsgesetzbl. 1907 S. 425), vom 7. Juni 1909.
Berlin W., den 16. Juni 1909.
Kaiserliches Postzeitungsamt. Krü er.
Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
den Pfarrer an der böhmisch-⸗lutherischen Gemeinde in Berlin, Superintendenten a. D. Tillich zugleich zum Kon⸗ sistorialrat und Mitgliede des Konsistoriums der Provinz Brandenburg im Nebenamte zu ernennen und
infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Eschweiler getroffenen Wahl den Kaufmann Joseßs Nacken, den Kaufmann Peter Besgen und den Rentner Christian Vahsen daselbst als unbesoldete Beigeordnete der Stadt Eschweiler auf fernere sechs Jahre zu bestätigen.
Seine Majestät der König haben den Anschluß der deutschen evangelischen Gemeinde zu Kristiania in Norwegen an die evangelische Landeskirche der älteren Provinzen der preußischen Monarchie Allergnädigst zu ge⸗ nehmigen geruht.
Finanzministeri um. Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse
in Naumburg, Regierungsbezirk Merseburg, ist zu besetzen.
Königliche Generallotteriedirektion.
Bekanntmach ung. Die Königliche Generallotteriedirektion verlegt am 21. d. M. 6. Geschäftsräume von der Wilhelmstraße 63 (Gartenhaus) nach dem für die Latterieverwaltung her⸗ gerichteten Gebäude Markgrafenstraße 47 hierselbst. Berlin, den 12. Juni 1909. Königliche Generallotteriedirektion. Strauß. Ulrich.
Ministerium für Landwirtschaft, Do mänen und Forsten. Die Oberförsterstelle Neu-Lubönen im Regierungs⸗ bezirk Gumbinnen ist zum 1. August 1909 zu besetzen. Be⸗ werbungen müssen bis zum 1. Juli eingehen.
Tagesordnung für die am 309. Juni 1909 in Münster i. W. im Sitzungs⸗ zimmer der Königlichen Eisenbahndirektion stattfindende 56. Sitzung des Bezirkseisenbahnrats sür die Eisen⸗ bahndtirektionsbezirke Hannover und Münster.
Feststellung der Anwesenden und Bildung des Bureaus. Aenderungen in der Zusammensetzung des Beünirkzeisenbahnrats. Aenderungen in den Bezirken der Königlichen Eisenbahndirektionen. Berufung des ständigen Ausschusses. ⸗ Wesentliche Aenderungen im Personen⸗ und Gepäckberkehr. Wesentliche Aenderungen im Güter und Tierverkehr. Fahrplanänderungen. ; Ergebnisse früherer Beschlüsse des Bezirkseisenbahnrats. Wahl von Mitgliedern des Ausschusses. Aus nahmetarife für die Ausfuhr von Getreide. Ausnahmetarif für Steinsalz und Siedesalz. Ausnahmetarif für Ton. / Beratung der eisenbahnseitig für den Winterfahrplan 19091910 in Aussicht genommenen Aenderungen. Fahrplanänderungen. Zeit und Ort der nächsten Sitzung. Hannover, den 11. Juni 1909. Königliche Eisenbahndirektion. Wesener.
In der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ ist eine urkunde, betreffend eine Anleihe der Stadt Mül⸗ heim a. d. Ruhr, veröffentlicht.
Aichlamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 16. Juni.
Der Ausschuß des Bundesrats für Handel und Verkehr hielt heute eine Sitzung.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Königlich württem⸗
getroffen.
Der Königlich niederländische Gesandte Baron Gevers ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandt⸗
schaft wieder übernommen.
Neufahrwasser, 16. Juni. Seine Majestät der
Kaiser und König traf, „W. T. B.“ zufolge, von Wild⸗ park gestern abend um 7 Uhr hier ein und begab Sich sofort
an Bord der Jacht „Hohenzollern“. Das Kaisergeschwader ging den Jesczent uch betreffen e hn, um ne fl!
um 8isz Uhr in See. Deutsche Kolonien.
Die Togo⸗-Dahomey⸗Grenzkommission hat ihre , ,,,
gehalten werden, aber es komme dann auch eine Stunde, die gebiete,
bisherige Aufgabe, die Festlegung der Ostgrenze bis zum 9. Breitengrade, beendigt. Inzwischen ist, wie das „Deutsche Kolonialblatt“ mitteilt, eine Vereinbarung deutschen und der französischen Regierung dahin erzielt worden,
daß die Grenzkommission ihre Arbeiten weiter nördlich fort⸗
setzt, um sämtliche bezüglich der deutsch⸗französischen Grenze noch bestehenden Streitpunkte zu beseitigen.
gesammelt und wird mit der Triangulation der noch nicht
genau festgestellten Grenzstrecke zwischen dem 10. Grad nördl.
Breite und Dje⸗Gando demnächst beginnen.
— Ueber die Entwicklung der Lage in Ponape ((Ost⸗ re n wird von dem Kommandanten S. M. S. „Jaguar“ berichtet:
Nach Gintreffen der Kriegsschiffe Condor! und „Jaguar“ sowie
einer 156 Mann starken Polizeitruppe sind FriedensstörungLen nicht
mehr vorgekommen. Die Eingeborenen ei kannten den Ernst der Lage. Es bestand ein monatelanges Mißtrauen, kein Häuptling ließ sich sehen, dem Kriegeschiff wurden keine Lebensmittel geliefert. Hierin trat während der letzten Zeit infolge des freundlichen Auftreteng der Regierung eine bölllge Aenderung ein. Auch das disnplinierte und dabei doch harmlose Benehmen der Schiff szbesatzung sowie der schwarzen Truppen wirkte beruhigend. gellefert, auch einige alte Gewehre angebracht.
Ponape galt im Innern alt unwegsam. Durchhaue erschienen
wegen der kreuz und quer Legenden Stämme des vor mehreren Jahren
duich einen Taifun gefällten Hocwaldes alg unaussührbar. Doch mußte ein Versuch gemacht werden, da der Bezirkgamtmann in Ponape ohne Schiff mit noch so biel Truppen abgeschnitten gewesen wäre wie ur spanischen Zeit. Der mit 60 Soldaten unternommene Versuch gelang. In jwei Monaten wurde ein etwa 20 km langer Durchhau guer durch die Insel nach Klit und eln rechts abgehender Durch hau nach Paliker hergestellt. Die Baumftämme machten viel Arbeit, aber es ging. Anfang März marschierten ein Teil des Landungskorps und einige schwarle Soldaten in jwölfstündigem Marsche nach Kiti. Jetzt müssen nur noch etwa 20 km Zweigwege angelegt werden, was in Hälde geschehen soll. Ponape ist dann in allen seinen Teilen durch weiße Truppen erreichbar. Dann dürften Aufstände für die Zukunft wohl kaum mehr zu befürchten sein. Daneben sind durch diese Arbeit
enehmigungs⸗ v. , d. . einen solchen Verfassungsentwurf vorzulegen, da nach dem bosnischen
meinsamen Monarchen, die
Erhaltung des Bündnisses mit dem Deut chen Reiche ein, — J 7 .
den Frieden zu verdanken habe, und forderte die Regierung auf, dahin
zu wirken, daß den Christen in den Balkanländern wirklich die Frei⸗
Aeußern
Glemenecau der
zwischen der
Die deutsche Abteilung
der Grenzkommission hat' sich in Kjirkjiri (Bezirk Sokode) , .
Eine Anzahl Uebeltäter wurden aus⸗
,, Land und Wasserkräfte der allgemeinen Nutzung erschlossen worden. ⸗
Im Anschluß an das Landungtmanöver fanden in Kiti, Mutok und Metalanim an Bord des „Jaguar“ Verhandlungen jwicks Ein= fübrung einer Aiheitssteuey statt. Sämtliche Häuptlinge der be— treffenden Landschaften hattẽn sich sofort eingefunden und dem Vor⸗ schlage der Regierung zugestimmt. Das Schiff drang jedesmal so tief wie möglich in die schmalen Korallenhäfen vor, sodaß zur Ver— wunderung der Häuptlinge ihre Hütten in bequemer Reichweite unter den Geschützen lagen. Die Eingeborenen hatten das für unmöglich gehalten, denn das letzte Schiff, an das die alten Leute sich noch erinnerten, war der Südstaatenkreuzer ‚Alahama“, der im Jahre 1362 vier Walfischfänger in Mutokhafen verbrannt hatte; in den übrigen Häfen waren nur die kleinen spanischen Fluß kanonenboote gewesen.
In Ponape herrscht nech Lehenssystem. Nach dem Tode elnts Mannes fällt sein Land an einen anderen, von dem Häuptling zu bestimmenden Mann. Die Folge ist der Mangel von Inter⸗sse an dem Ausbau des Hesitzeß und, da sich nach dem Tode ds Vaters die Familie notgedrungen zerstreut, auch absoluter Mangel an Familiensinn.
Die Steuer legt nun jedem Manne zwischen 15 und 45 Jahren die Pflicht auf, fünfjehn Tage im Jahre für die Regierung um den ortsüblichen Tagelobn bon 1 S½ zu arbeiten. 50 v. H. des Arbeits- lohnt erhalten die Namarakis oder Häuptlinge, 50 v. H. die Arbeiter. Dafür wird das Land sreies Gigentum der Leute, und die bisherigen Naturalienabgaben fallen fort. Da tie Insel 800 Männer zäblt, so beträgt der jährliche Arbeitslohn gegen 12 C00 166 Durch diese Steuer werden also nicht nur die Eingeborenen zur Leistung eines Beitrags
zu den öffentlichen Lasten herangejogen, sondern es wird damit auch
eine Hauptursache der bisherigen Streitigkeiten unter den Eingeborenen, das Lehenssystem, beseitigt.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Das österreichische Abgeordnetenhaus setzte gestern die erste Lesung des Finanzplanes der Regierung fort.
Nach dem Bericht des . W. T. B.“ wandte sich der Abg Geß⸗ mann im Laufe der Debatte an die Tschechen mit dem Ersuchen, die ziellose Opposition aufzugeben, um eine Verständigung zwischen
Deutschen und Tschechen zu ermöglichen, die außer aus politischen
Gründen auch durch die Finanznot der Länder geboten sei.
Das Haus nahm schließlich einen Antrag Glombinski auf Einsetzung eines Spezialausschusses an, dem die Finanz⸗ vorlagen überwiesen werden sollen, und trat darauf in die Beratung eines Dringlichkeitsantrags Kalina ein, durch den die Regierung aufgefordert wird, die bosnisch⸗herzego⸗ winischen Verfassungsentwürfe dem Hause unverzüglich vorzu⸗
legen.
Nach der Begründung der Yringlichkelt dis Antrags durch den Abg. Kalina, der die Besorgnis auesprach, daß Bosnien nur eine
Scheinverfassung ohne wilsame Kontrolle dez Landtags über die
Verwaltung erhalten werde erklärte der Ministerpräsident Freiherr von Bienerth, daß die Regierung nicht in der Lage sei, dem Hause
Verwaltungegesetze für die Regelung des inneren Recht und der
Ordnung in Bosnien die beirerseitigen Parlamente nicht zuständig
seien. Die Einführung der Verfassung sei eine Prärogatipe des ge— dieser unter verfassungsmäßiger Mit wirkung des gemeinsamen Ministeriums und der beiden Regierungen
ausũbe.
Nach kurzer Debatte wurde der Dringlichkeitsantrag Kalina abgelehnt und darauf die zweite Lesung des Budgets
begonnen.
In der Verhandlung trat der Abg. Lang (Christl. Son) für die dem man
heit des Gewissens und des wirtschaftlichen Lebens gewährt werde. —
Der Abg. Freiherr von Chiari befürwortete die rasche Erledigung
des rumänischen Handelsvertrages und des Ermächtigungsgesetzes und
k ch — erklärte in Besprechung der nationalen Frage, es sei im Interesse bergische Finanzminister von Geßler ist heute hier ein⸗
einer gedeiblichen politischen Entwicklung des Staats unbedingt er⸗ forderlich, den nationalen Ausglelch anzubahnen. Darauf wurde die Verhandlung abgebrochen.
Frankreich.
Im gestrigen Ministerrat erstattete der Minister des Pichon, „W. T. B.“ zufolge, Bericht über seine bisherigen Verhandlungen mit der marokkanischen Mission. Die Verhandlungen sollen fortgesetzt werden. Pichon ersuchte den Finanzminister, die im Laufe dieser Unterhandlungen auf⸗ geworfenen finanziellen Fragen zu prüfen.
— Der Senat verhandelte in der gestrigen Sitzung über
Nach dem Bericht des ‚W. T. B. erklärte der Ministerpräsident Forderung gegenüber, die Uebertreter des Trennungegesetzes zu begnadigen, das Pregramm der Regierung ent⸗ Das Gefetz müffe
die Geister zu beruhigen. Lie Regierung könne die Mitglieder ehemals selbständiger Organisatioren nicht begnadigen, wenn diese die Regierung bekämpften. Alsdann wurde in die Beratung der einzelnen Artikel eingetreten. Auf die Forderung Gaudin Villaines, die Postbeamten zu begnadigen, entgegnete der Arheitsminifter Barthou ablehnend. Er jählte die den Postbeamten gewährten Vorteslle auf und sagte, sie hätten das Vaterland und seine Gesetze Er spreche ihnen das Recht des Streils und der Arbeitt⸗ einstellung ab.
Der Senat verwarf das Amendement Villaine mit 239
gegen 33 Stimmen, nahm dagegen die Begnadigung der
Winzer und der infolge des Streiks vom 14. Januar Ver⸗ urteilten an. Darauf wurde die Sitzung aufgehoben.
— Die Deputierten kammer hat genern mit 428 gegen 132 Stimmen die Dringlichkeit der Debatte über die Zolltarifrevision beschlassen.
— Die gesamte Geistlichkeit des Girondedeparte⸗
ments hat an den Erzbischof von Borde aux, Kardinal
Andrieu anläßlich der gegen ihn eingeleiteten sirafrechtlichen Verfolgung eine Adresse gerichtet, in der es, „W. T. B.“ zu⸗ folge, unter anderem heißt:
Das katholische Gewissen, das in Frankreich zu lange geschlummert, wurde durch Eure gewichtige Stimme aufgeweckt und wird der Schutz der sozialen Ordnung sein und nach manchen Kämpfen wird dies den Sieg des Rechts über die Gewalt bedeuten.
Rußland. Die Reichsduma ist, einer Meldung des „W. T. B.“ uf etz gestern durch Kaiserlichen Uas bis zum 23. Oktober
. J. vertagt worden.
Spanien.
Die „Gazetta“ veröffentlicht ein Dekret, das dem Kriegs⸗ minister einen Kredit von 3281410 Pesetas zuweist. Die Summe ist zur Verstärkung und Verproviantierung der Garnison von Melilla und zur Bereithaltung von drei ge⸗ mischten Brigaden bestimmt.
.
K .
Türkei.
Nach einer Meldung des, W. T. B. erklärte der Minister des Aeußern Rifat Pascha in einer Unterredung über die Kretafrage, daß alle Zeitungsnachrichten über bevorstehende Schritte der Mächte verfrüht seien. Die beteiligten Regiexungen hätten, soweit ihm bekannt sei, noch keine bestimmten Entschlüsse Left. Auch die türkische Regierung behalte sich daher ihre
tellungnahme vor. „Ittihad“ meldet, der . sei die Kopie einer Note Griechenlands an die Großmächte über⸗ reicht worden, in der es sich über die aktiven Maßnahmen der
Türkei gegen Griechenland beschwert.
— Die Deputiertenkammer setzte gestern die Beratung
des Preßgesetzes fort. Die Interpellation über die Kreta⸗ und eln neuer, von Boltwood entdeckter radioaktiver Körper, das
frage wurde auf nächsten Donnerstag anberaumt.
— Zwischen den aufrührerischen Albanesen und den türkischen Truppen haben, obiger Quelle zufolge, bei Schisschma drei heftige Zufammenstöße mit Verlusten auf beiden Seiten stat gefunden. Dschavid Pascha verlangt ö und droht den Albanesen mit dem Belagerungs⸗ zustand.
— Nach milltärischen Feststellungen beträgt die Gesamt⸗ zahl der bei den Unruhen im Wilajet Adang getöteten und verwundeten Armenier und Mohammedaner 5400.
— In der Garnison Erzerum ist der normale Zustand durch den Kommandanten des 4. Ordu (Erzinghian) Marschall Ibrahim Pascha wieder hergestellt worden; die revoltierenden Soldaten sind entwaffnet und die verjagten Offiziere in ihre Kommandos eingesetzt worden. Der schuldtragende Kom⸗ mandant von Erzerum, Divisionsgeneral Jussuf Pascha ist
nach Konstantinopel gebracht und harrt seiner Aburteilung.
Amerika.
aft die vorgeschlagene Besteuerung der Reinerträg⸗ nisse der Korporationen befürwortet nicht allein wegen der durch eine solche Steuer zu erzielenden Staatseinkünfte, sondern weil sie auch einen entschiedenen Schritt vorwärts zur Kontrolle der Korporationen bedeutet, wofür sich Taft schon im Dezember v. J. in seiner Botschaft an den Kongreß aussprach.
— Die chilenische Regierung hat dem Kongreß den Budgetvoranschlag für 1910 vorgelegt. Die Ausgaben belaufen sich, obiger Quelle zufolge, auf 196 157 351 chilenische Goldpesos.
Asien.
Infolge der letzten Vorfälle in Täbris hat der dortige türkische Konsul seine Regierung um Schutz für die bedrohten türkischen Staatsangehörigen ersucht. Wie daß „W. T. B.“ meldet, werden die türkischen Grenztruppen infolgedessen die Distrikte Choi und Dilman besetzen.
Parlamentarische Nachrichten. Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstags befindet sich in der Ersten Beilage.
Dem Reichstage ist der Entwurf eines Gesetzes wegen Aenderung des Reichsstempelgesetzes nebst Begründung zugegangen.
Statistik und Bolkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Der Ausstand der Straßenbahnangestellten in St. Petersburg (ogl. Nr. 138 d Bl.) dauert, W. T. B.“ zufolge, fort, doch wurde bisher die Oldnung nirgends gestört. Die Zahl der Ausständigen beirägt 4200. Die Polijei hat zahlreiche Organisatoren des Ausstandes verhaftet. Einzelne Wagen fahren unter polizeilicher Bededung und werden von Ingenieuren geführt. Gestern stießen zwei Straßenbahnwagen zusammen, wobei 10 Personen verletzt wurden.
(Weltere „ Stalistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage)
Kunst und Wissenschaft.
Ueber den Stammbaum des Radiums äußert sich der Glasgower Chemiker Frederie Soddy in der ‚Rivista di Scienza“ in einem Aufsatze, dem die ‚Köln. Ztg.“ nach einem Referate von La Nature“ folgendes entnimmt: Man weiß, daß das Radium sich schrinbar
ohne äußere Vergnlassung in eine Reihe anderer Körper umwandelt; dem Mittel meergeblet entstammen.
seine Atome zerplatzen oder explodieren gewissermaßen wie eine Reihe nebeneinander gelegter Patronen, von denen die vordere immer die nächstfolgende jur Explosion bringt. Das Zerplatzen jedes Radium⸗ atoms wird von einer besondern Strahlung begleitet, die durch die Anwesenhelt außerordentlich kleiner Partikelchen hervorgerufen wird, die mit unglaublicher Geschwindigkeit fortgeschleudert werden, und jwar hat man dreierlei Arten von Strablung in diesem Atomstaub fest— gestellt, nämlich eine solche postsivelektrisch geladener Körperchen,
deren Identität mit Helium unlängst von Ratherford festgestellt wurde,
ferner eine durch noch viel kleinere negative Teilchen hervorgerufene, die mit denen der Kathodenstrahlen übereinstimmen und sich ungefähr mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegen, und endlich die sogenannten X Strahlen. Abgesehen von diesen drei Arten von Ausstrahlung, sendet der Rest des Radlumatoms noch ein Gas aus, die Emanation, datz sich seinerseits in eine Reihe fester Produkte umformt: das Radtum A, das Radium B, das Radium O, D, E, F. Letzteres gibt möglicher weise Veranlassung zur Entstehung des Metalls Blei. Nun bat Rutherford nachgewiesen, daß die Zersetzung des Radiumatoms sich mit einer Regelmäßigkeit vollzieht, die durch keinen chemischen oder phvsikalischen Einfluß gestört werden kann; seine Berechnungen baben ferner ergeben, daß das Leben eines Radiumatoms nur 2600 Jabre dauert, daß es sich in dieser verhältnismäßig kurzen Zeit also vollständig in die genannten Teile zersetzt Falls also nicht eine Quelle vorhanden wäre, die den Vortat an Radium aaf der Erde fortwährend wieder ersetzte, wäre dieser seltsame Körper schon längst verschwun den. Ruther⸗ ford, Boltwood und Soddy haben versucht, diese rätselbafte Quelle ju entdecken; sie suchten sie gleichsam instinktiv im Uranium. Dieser Körper, der selbst radioaktiv ist, begleitet das Radium tatsächlich an allen Lagerstätten, wo es angetroffen wird, und auch das Verhältnis, in dem die beiden genannten Körper zusammen vorkommen, ist nach den genauen Messungen von Strutt und Boltwood immer genau dag gleiche, nämlich 1: 3000000; es ist also klar, daß, wenn einer der beiden Körper auf dem anderen entsteht und wenn unsere heutige Kenntnis von der Stetigkeit ihrer Umwandlung richtig ist, jederzeit ein Gleichgewicht zwischen den beiden Körpern sich bilden muß, das durch die oben genannten Zahlen zum Aud uck kommt. — Eg fragt sich nur, ob man die Umwandlung von Uranium in Radium experimentell nach⸗ welsen kann. Bls heute ist dies noch nicht gelungen, und dag
erklärt sich leicht, wenn man bedenkt, daß die mittlere Lebeng—
so außerordentlich
— — —— — — — —— —
Pflanzen in anderen Weltteilen angesiedelt; Guropäer hingekommen ist, haben sich beispielweise Brennesseln ein ⸗ gefunden, und dag Vorkommen von Brennesseln an der Küste Grön⸗
siedlungen mit ihren reichlichen stickstoff haltigen Abfällen. Wegebreitarten sind dem Menschen über den Ozean gefolgt, und der
dauer des Uraniumatoms viel größer ist als die des Radiums; erstereg braucht etwa 7 500 006060 Jahre, um in seine Bestandtelle zu zersetzen; sein Zeifall vollzieht sich also . langsam, daß eine direkte Beobachtung unmöglich ist, und niemals ist es gelungen, aus sorgfältig gereinigten Uransaljen die Entstehung von Radium nachjzuweisen. Dagegen konnte man eine solche Bildung wohl im Uranylnitrat, das sorg⸗ fältig von beigemengtem Radium befreit war, beobachten. Daraus scheint hervorzugehen, daß die im Handel vorkommenden Radiumsalie einen Zwischenkörper enthalten, der eineiseits aus dem Uranlum ent steht, andersreits sich in Radium verwandelt; dieser Zwischenkömper würde infolge seiner schnelleren Zersetzbarkeit alg bas Uraniumnatron die stündlich, täglich und jährlich in elne Reihe von Energien sich zer spaltenden Radiumgtome immer wleder ersetzen. Ja, vielleicht gibt es mehrere solcher Zwischenkörper, zu denen möglicherweise das Aktinium
Jonium, gehören. Nach einer neueren Mitteilung Soddys bedarf übrigenß die Behauptung, daß es noch nie gelungen wäre, die Um⸗ wandlung des Uraniumß in Radium zu beobachten, einer Richtig⸗ stellung; Soddy meldet nämlich, daß es ihm unlängst gelungen seß, aus elner 225 g Uranium enthaltenden, bor 37 Jahren in voll⸗ kommener Reinheit hergestellten Lösung die Entstehung von Radium nachzuweisen, allerdings in der überhaupt nicht vorstellbaren minimalen Menge von nur 25 Millionstel Milligramm; die Ausbeute an Radlum wächst mit dem Quadrat der Zeit. Soddy ist ferner der Meinung, daß jwischen dem Uranium und dem Radium nur ein einziger Zwischenkörper existiert, nicht mehrere.
8
Dr. Agamemnonn, einer der rührigsten Erdbebenforscher Italieng, veröffentlicht im Bolletino der italienischen Seismologischen Gesellschaft“ eine Uebersicht über die Ausdehnung des Erdbeben dienstes in Italien, aus dem die . Voss. Ztg. folgendes mitteilt: Begründet wurde dieser erst nach dem großen Rivieraerdbeben vom 23. Februar 1887 und verfügt heute bereits über 678 Obser⸗
vöatorien ersten bis dritten Grades, die möglichst in Abständen von
In der gestrigen Sitzung des amerikanischen Kabinetts etwa 20 Kilometern über das ganze Königreich und die zugehörigen
igt sich, wle das „W. T. B.“ meldet, daß der Präsident
Inseln verteilt sind. Die Hauptwarte befindet sich in Rom, wo alle Berichte der anderen Warten zusammenlaufen. Der Hauptzweck dleser Organisation ist die Beobachtung jedes einzelnen Erdbebens, und die Zentralanstalt untersucht nach den Berichten die Ausdehnung jedes Stoßes und beranlaßt, wenn nötig, noch weitere Erkundungen in den Gebieten, die außerhalb der Erdbebenwarten liegen. Auch die täglichen Wetterberichte in Italien enthalten kurze Angaben über Erdbeben. Außer der Beobachtung von örtlichen Erdstößen sind 34 Observatorken noch mit einem oder mehr Seismographen zur Beobachtung von Fernbeben ausgestattet.
Wandernde Pflanzen.
Daß Pflanzen wandern, ist elne allgemein bekannte Tatsache, in welchem Maße aber solche Wanderungen stattfinden, und wie sehr sie die heimische Flora verändern können, ist weit weniger bekannt, weil sich die Veränderungen meist ziemlich langsam vollzsehen. Auch hier findet sehr häufig ein Kampf der neuen Eindringlinge mit ganz be— stimmten alteingesessenen Arten statt, die gewöhnlich zuletzt das Feld räumen müssen. So hat die Wasserpest in den siebziger Jahren in raschem Zuge unsere Gewässer erobert und dabei an vielen Stellen die einheimische Wasserflora vernichtet. In der Pfalz, unweit Karls⸗ ruhe tobt, wie der Mofessor Dr. Migula in seiner Pflanzenbiologie“ (Verlag von Quelle u. Meyer in Leipzig; geb. 8,8090 „Sß ) miltteilt, zurieit ein zwar stummer, aber nichtsdestoweniger erbitterter Kampf zwischen einem alteingesessenen Ackerunkraut, dem Mercurialis annuus und einem aus den Hochebenen von Peru zu ung herabgestiegenen, noch viel zudringlicheren Unkraut. Es ist die kleine Calinsoga parviflora, ein unscheinbares Pflänichen mit kleinen Blüten, das aber in Gegenden, die es einmal erobert hat, schwer wieder zu verdrängen sein dürfte. Am liebsten entwickelt es sich auf Gartenland, oder, wie Mereurialis annuus auf Kartoffel, und Rübenäckern, die nicht durch wiederholtes Behacken rechtzeitig vom Unkraut freigehalten werden, und hier eben spielt sich auch der Kampf jwischen beiden Pflanzen ab, der immer mehr mit der Zurückdrängung des Mércurialis endet. Wir kennen noch viele
andere Eindringlinge, die sich bei uns reichlich auf Kosten der ein⸗
heimischen Tlora entwickelt haben, so die kleine, schattige, frucht⸗ bare Orte der Ebene bevorzugende Impatiens parviflora, ferner die an Dämmen und namentlich an solchen in Flußtälern verbreiteten Nachtkerjenarten (Qenothera), das den ödesten Plaͤtzen an Gisenbahn⸗ dämmen usw. eigene und den lttzteren folgende kanadische Berufskraut (ERrigsron canadense) Umgekehrt haben sich auch europiische fast überall, wo der
lands bei ihrer Entdeckung in der Neuzeit wird mit Recht als ein Zeichen dafür angesehen, daß bereits früher dort Siedelungen von Guropäern bestanden haben. Die Brennessel ist eben eine Pflanze, die in fast jedem Klima fortkommt, wenn ihr nur guter Boden zur Verfügung stebt; besonders liebt sie die n,, , Auch die
Indianer nennt sie „die Pflanzen des weißen Mannes“, weil sie mit dem Weißen immer weiter von Osten nach Westen vordringen. Ja, an manchen Stellen Amerikas ist die heimische Flora fast verdrängt durch europäische Einwanderer, so sollen um Buenos Aires fast * der dort vorkommenden Pflanzen europäischen Ursprungs sein und zumeist Daß solche Masseneinwanderungen den Charakter elner Flora vollständig berändern können, braucht nicht erst besonders hervorgehoben zu werden.
Literatur.
Kleines Handbuch für Standesbeamte“ für den prak⸗ tischen täglichen Gebrauch zusammengestellt von . Schaarschmidt, Standedbeamter in Berlin. Verlag von Erich Weber, Berlin. Preis broch 3 ½, in Bädekereinband 350 A, mit Schrelbpapier duich⸗ schossen H .!é. — „Kleines Handbuch“ — so hat der Verfasser sein Büchlein betitelt. Und in der Tat — mit großem Geschick hat er eine Fülle von Material in eine knappe Form von großer Ueber sichtlichkeit gebracht, derart, daß daz Buch alg ein ohne alle Schwierig⸗ keit zu benutzendes Nachschlagewerk für den täglichen Gebrauch in erster Linie geeignet wird. Es erspart dem Beamten das oft zeitraubende Suchen und Heraußfinden gesetzlicher und sonst!ger Bestimmungen und deutet ihm an, wie der jeweilige Fall zu behandeln ist. Mit seinem gedrängten, aber überaus übersichtlich geordnetem, mit wunderbarer Kärze pointiertem Inhalt erschöpft dies Werk alles, was in der Amtatätigkeit des Standen beamten vorkommt. Durch die Art der praktischen Anorbnung und Gliederung ermöglicht es Schaarschmidt, alles Wissenswerte gerade immer dort zu vereinen, wo der Suchende es zu finden wünscht, und zwar stett nur den Kernpunkt, da jedes irgendwie entbebrliche Beiwerk fortgelassen ist. So würde denn durch den Gebrauch dieses Handbuches auf den Standes ämtern die Geschäfts⸗— fübrung ohne Zwelfel sehr erleichtert werden. Insonderheit aber dürfte es für kleinere Aemter ohne große Praxig, und für Anfänger ein schötzengzwerter Ratgeber scin und daher kann es allen Standes beamten als tägliches Hilfsbuch angelegentlichst empfoblen werden.
— Die Gesellschaft der Naturfreunde Kosmos“ (Sitz: Stutt⸗ gart), über deren Wirken im Dienste der Volksbildung wir öfters be richteten, ö auf nunmehr 58 000 Mitglieder angewachsen; sie hat sich das Ziel ihrer Bestrebungen mit ihrer Ausdehnüng immer welter ge⸗ steckt. Zuerst beschränkte sich der Kosmos. auf die Herausgabe einer Monatschrift und von 5. naturwissenschaftlichen Bänden jährlich, die den Mitgliedern für den Jabresbeitrag von 4, 80 6 unentgelllich zugehen. Später wurden auch größere Werke al außerordentliche Veröffentlichungen geboten, eg ward der Vermittlung des Bezuges naturkundlicher Literatur usw. ein Augenmerk gewidmet, Volksbibliotheken wurden unterstützt, die Prü fung und Herausgabe von gediegenen Jugendschriften zur Bekämpfung der
Schundliteratur in die Wege geleitet, ein Musterkatalog und billige Volksbücher herausgegeben, ein wissenschaftliches Kosmoginstitut er⸗ richtet, die Schaffung eines Naturschutzparks erstrebt usw. Außer mancherlei Rat und Tat genießen die Mitglieder zudem noch Ver⸗ günstigungen bei verschiedenen Volksbildungs, und Hochschulferien⸗- kursen, Aueflügen usw., sodaß der Bestritt zu dieser Gesellschaft bei dem geringen Beitrag nur empfohlen werden kann. Satzungen und weltere Augkünfte sind durch die Geschäftestelle deg ‚Kosmotz in Stuttgart, Pfijerstraße 5, zu erhalten.
— Von der Zeitschrift Zoologischer Beobachter? — „Der Joologischés Garten! — Veilag von Mahlau u. Waldschmidt in Frankfurt a M., erschien soeben Nr. Hh des L. Jahrgangs für 1309 mit folgendem Inhalt: Aus „Skansens“ Zoologischem Garten zu Stockholm; vom PVirektor Alarik Behm. (Mit 8 Abbildungen.) (Schluß) — Aufzuchtsversuche und Aufzuchten ostafrikanischer Säuger 1 von Hermann Grote, z. Zt. in Mikindani (Deutsch⸗Ostafrika). (Mit 1 Farbentafel. — Ornsthologische Wandertage in der Lewitz; von Rud. Zimmermann i. Rochlitz . Sa. — Zur Geschichte der Seiden⸗ zucht in Württemberg; von Rechnungsrat Marquart in Ludwigsburg (Württ.). — Kleinere Müteilungen. — Literarur. — Eingegangene Beiträge. — Bücher und Zeitschriften.
Technik.
Die zweite Sitzung auf der 50. Hauptversammlung deg Vereins deutscher Ingenieure in Wiesbaden galt vornehmlich der Erledigung von inneren Vereinsangelegenheiten. Gewählt wurden zum Vorsitzendenstellvertreter für die nächsten 3 Jahre der Patent⸗ anwalt Fehlert, Berlin, zum Beigeordneten im Vorstand für die gleiche Bauer der Direltor Heil, Zabrre, ferner die Rechnungeprüfer und ihre Stellvertreter für, die Rechnung des Jahres 1909. Die Versammlung befaßte sich ferner mit der schon im vorigen Jihte in Aussicht genommenen Statutenänderung. Die An⸗ nahme des vorgelegten Entwurfs der neuen Satzungen wurde vertagt, dagegen beschlossen, die bestehenden Satzungen bezüglich der Hirektion abzuändern. Vorbehaltlich dieser Abänderung hatte der Vorstandgrat bereitss die Regierungsbaumeister a. D. Meyer und Linde zu Direktoren des Vtreins gewählt. Der Bericht über die Pensionekasse wurde genehmigt, dagegen lehnte die Versammlung ab, der Pensionskasse der Beamten des Vereins 100 900 M zu überweisen. Genehmigt wurde der Bericht des erweiterten Vorstands, durch den empfohlen wird, die Arbeiten an dem Technolexkkon einzustellen, ferner der Antrag. das nachgelassene Manuskrspt des verstorbenen Vereing⸗ direktors, Geheimen Baurats Dr. Ing. Th. Peters „Die Geschichte des Vereins deutscher Ingenieure! im Druck herauszugeben, und der Bexicht über die Arbeiten der Bezirksvereine an dem Patentgesetz. Gine umfangreiche Erörterung knüpfte sich an den von Herrn von Oechelhäuser erstatteten Bericht über die Ausbildung der Ingenieure für den höheren Verwaltungsdienst. Der hierfür berufene Ausschuß hat eine Reihe von Leitsätzen aufgestellt und es soll nunmehr, da Reorganisationen der Staalsverwaltung gerade im Gange sind, mit Eingaben an die Regierungen vorgegangen werden. Die in Braunschweig abgehaltenen Hochschulkurse in der Praxis und für Lebrer technischer Mittelschulen haben einen vollen Erfolg gebracht. Die Kurse sollen im Frühjahr 1910 in Braunschweig wiederholt und auch an anderer Stelle abgehalten werden. Die Ver⸗ sammlung beschloß ferner die Herausgabe eines „Jahrbuches für 86 . der Technit und Industrie“ bereits für das
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Die größte Lokomotive, die bisher gebaut wurde, ist eine Maschine des Mallet. Typs, die kürslich von den Baldwin Lolomotip- Werken in Chicago für die Süd-Pacifiebahn vollendet worden ist. Die Maschine hat, wie die Wochenschtift Umschau— (Herausgeber J. H. Bechhold, Frankfurt a. M.) mitteilt, 16 Treibräder. Ihr gesamtes Gewicht beträgt ohne Tender 195 t, das Gewicht von Maschine und Tender mehr alt 272 t. Die Treibräder haben im Durchmesser 1,45 m und die gesamte Heizfläͤche um⸗ faßt 578,38 dm. Dle Radbasis der Lokomotive beläuft sich auf 19,30 m und der Lokomotive mit Tender auf rund 25 m, während die äußerste Länge überhaupt noch etwa 3 m größer ist. Die Loko⸗ motive hat eine Zugkraft von etwa 43 t. Als Feuerung wird kali⸗ fornisches Rohöl verwendet, von dem etwa 6560 1 einer Tonne bester Steinkohlen im Heiwerte gleichgesetzt werden.
Land⸗ und Forstwirtschaft. Das an , Vereinswesen im Königreich
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In der landwirtschaftlichen Wanderausstellung, die im Juni d. J. zu Leipzig stattfindet, wird u. a. auch ein vollständiges Bild vom landwirtschaftlichen Vereingwesen des Königreichs Sachsen gegeben. Es ist schon alt; 1763 bestand bereits die Leipziger Oekonomische Sozietät“. Die heutigen Bestrebungen dieser Art liegen aber kaum hinter der Mitte des 19 Jahrhunderts jurück. 1844 — 1848 bestand der Landwirtschaftlicht Hauptverein, der sich in fünf Krelsvereine gliederte. Von diesem Zeitpunkt an ist die moderne Entwick⸗ lung des landwitrtschaftlichen Verelnsweseng in Sachsen zu rechnen. 1349 waren den fünf Kreisvereinen 83 Vereine mit 4690 Mitgliedern und 1908 712 Vereine mit 46 580 Mitgliedern angeschlossen. Neben diesen allgemeinen Fachvereinen haben sich allmählich eine große Reihe Spenalvereine gebildet. So gibt es heute 72 Bezirktsobstbauvereine, 254 Geflügelzuchtvereine mit 12210 Mitgliedern, dann 105 bienenwirtschaftliche Vereine. — Der Landeskulturrat hat eine für die Landwirte kostenlose Untersuchung von Futter, und Düngemitteln eingerichtet. Aehnlich ist die Samen kontrolle organisiert.
Das landwirtschaftliche Unterrichtswesen im Königreich ist in der Ausstellung gleichfalls sehr instruktiv dargestellt. Das landwirtschaft⸗ liche Institut der Leipziger Universität hat prachtvolle Objekte aus- gestellt. Niedere landwirtschaftliche Schulen bestehen zurzeit 10 im Königreich. Es haben 9722 junge Leute bie jetzt diese niederen Fach⸗ schulen absolviert. Zwei Haus haltungsschulen haben bis beute 696 Schülerinnen aurgebildet. Daneben bestehen noch Schulen für Spezialzweige, Obstbau, Buchführung usw.
Des weiteren wird in der Ausstellung die segensrelche Tätigkeit des Landwirtschaftlichen Treditvereins im Königreich Sachsen vorge- fübrt. 1897 zählte dieser Verein 14 398 Mitglieder, und 1908 ist die Mitgliederjahl auf 15 660 gestiegen. 1897 betrug die Gesamt. darlehnsumme 277238719 , während sie 19808 sich auf 344 706790 M erhöht hat. Von dieser Gesamtsumme sind 235 Millionen Mark tilgbare, von seiten des Vereins unkändbare Dar⸗ lehen. Das Stieben des Veieins ist auf Gewährung billigen Kredits gerichtet. Auch die Gemeinden haben von diesen Vorteilen aus⸗ giebigen Eebrauch gemacht, sodaß gegenwärtig 167,86 Millionen Mark Grundbesitzerdarlehen und 167,9 Millionen Maik Gemeinde⸗ darlehen sind.
Saatenstand in Rumänien.
Das Kaiserliche Konsulat in Jassv berichtet unterm 8. . M.: Das Wetter wäbrend des Monats Mai war ju arm an Nieder- schläzen, sodaß die noch zu Anfang deg Monats gebegten Hoffnungen auf eine gute Eente erbebliche Einbuße erlitten. Immerbin scheint die Gefahr einer Mißernte durch freilich nur unzulängliche Gewitter regen abgewendet.
Der Stand des Weijeng und des Roggens läßt eine Mittel ernte erhoffen; in der nördlichen Moldau bofft man Jogar auf eine Ernte über mittel. Die geringen Bestände an Raps steden ebenfalls ziemlich gut. Mehr als der Verbstanbau baben die Sommerfrüchte darch die Dürre gelitten. Gerste und Hafer sind in der Entwicklung zurüdgeblieben, und noch mebr der Marg. Jedoch kann sich noch alles jum Guten wenden, wenn die lang ersebnten Niederschläge nicht mehr alljusehr auf sich warten lassen. Wie sich setzt jeigt, bat der Dbst. und Weinbau durch Nachtfröste im Frübjabr gelitten, besondeig die Neuanlagen in amerikanischen Neben und die Nußbäume.