Minister ium der geistlichen, Unterrichts⸗ und . Medizinalangelegenheiten.
Der Abtellungsvorsteher am Physiologischen Institut der riedrich Wilhelms⸗-Universität zu Berlin, rivatdozent, e Dr. Hans Piper ist zum außerordentlichen Professor in der medizinischen Fakultaͤt derselben Universität ernannt worden.
Aichlamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 24. Juni.
Seine Majestät der Kaiser und. König nahmen gestern in Kiel die Vorträge des Kriegsministers, Generals her Kavallerie von Einem, des Chefs des Zivillabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von Valentini und des Chefs des Marinekabinetts, Vizeadmirals von Müller entgegen.
Die Rede, mit der Seine Majestät der Kaiser und König bei dem Festmahl des Norddeutschen Regattavereins jn Hamburg auf die Ansprache des Bürgermeisters Dr. Burchard erwiderte, hatte nach „W. T. B.“ folgenden
Wortlaut: Meine verehrte Magniflzenz! Ich bitte, meinen herilichsten und erührtesten Dank entgegennehmen zu wollen für die freundliche grüßung im Kreise mir i hee nf g und wohlbekannter Männer. Gs war in der Tat für mich ein schwerer Gewissenekampf, als ich jw;sschen meine Pflicht und mein Vergnügen auf der Elbe und in amburg gestellt wurde, eventuell die Freude, der Gast der Hamhurger ein zu dürfen, qufgeben zu müßssen, aber es verstand sich bon selber, daß der Wohlfahrt deg Reiches gegenüber persönliche Wünsche zu chweigen hatten, und schweren Heriens entschloß ich mich daher, die n , nach Hamburg gelangen zu lassen, daß es mir wohl nicht möglich sein würde, Ihr Gast zu sein und an den sportlichen Unter nehmungen teilnehmen zu können. Glücklicherweise haben sich die Verhältnisse günstig gestaltet, das mir vom Vulkan gelleferte Schiff, das Sie alle kennen, meine Jacht Hohenzollern, hat ihren altbewährten und guten Ruhm von neuem wieder weitgemacht, wir haben un beeilt und find durch die Ostsee geflogen, und was sie nicht beenden konnte, das besorgte die Eisenbahn, und so war es mir dann möglich, zu diesen schönen g er fiel langen des mburger Renntages rechtzeitig ein- treffen zu können und 0 wieder in den Kreis der mir so befreundeten und fo fhmpathischen Männer und Frauen zu treten und zu gleicher get auch den Wünschen von M. S. entgegenkommen ju önnen. er heutige Tag verpflichtet mich iu innigem Danke der Stadt Hamburg für ihren warmen und herjlichen Empfang, der sich wo⸗ möhlich von Jahr zu Jahr steigert, wenn das möglich wäre, für die Gasffreihelt im Heim Gurer Magnifizenz und nicht zuletzt für das chöne Fahrzeug, das mir eineg Hamburger Meisters Hand geliefert 9. Es sst damit endlich der Beweis geliefert, nach dem ich schon seit Jahren strebe, daß auch in dem Jachtbau wir auf eigenen Füßen stehen, wie im Kriegsschiffsbau und wie im Dampferbau. Von deutschen Händen gefügt, aus deutschem Material geboren und von deutschen Männern von der Waterkant besetzt, ist es ein würdiges abrzeug, dag, wie ich hoffe, auch noch in diesem Jahre im Auslande ch gut jeigen und gut abschneiden wird. Wir treiben hier Sport unb keine Politik; Eure Magniftjenz hahen aber die Güte gehabt, die Punkte ju berühren, die aller Deutschen Herien jetzt bewegen. Ich hoffe immer noch, daß der Gemeinsinn in unseren Volkg⸗ dertrekern fich über dem Partelsinn Bahn brechen wird, da ich doch annehme, daß niemand unter ihnen die Ver⸗ antwortlichkelt auf feine Schulter nehmen wird, das Scheitern einer ür unser Vaterland nach innen wie nach gußen unumgäng. ich notwendigen Reform zu verantworten. Sie haben alle mit Jntereffe meine RKeise nach den finnischen Schären verfolgt, wo ich so warme und gastliche Aufnghme seitens Seiner Majestãt beg Kalferg aller Reußen und der Seinen gefunden. Es freut mich, in der Lage zu sein, gerade Ihnen, als Vertretern der Handelt⸗ und Ge⸗ schäftgwelt, die Sie ein Interesse an der friedlichen Gestaltung der Zu⸗ kunft haben, das Folgende über die Bedeutung des Besuchs mitteilen zu können. Seine Majestät der Kaiser und ich sind dahin überein⸗ gekommen, daß unsere Zusammenkunft als eine energische Bekräftigung dez Friedens aufjufassen ist. Wir fühlen ung als Monarchen unserem Gott berantworilich für das Wohl und -Wehe unserer Völker, die wir so welt als möglich auf friedlichen Wege vorwärts bringen und zur Blüte emporführen wollen. Alle Völker brauchen den rieden, um unter seinem Schutze den großen Kulturaufgaben, shrer wirtschaftlichen und kommerziellen Entwicklung ungestört ob— liegen ju können. Daher werden wir beide stets danach streben, so welt es in unseren Krästen liegt, mit Gottes Hilfe füt Förderung und Wahrung des Friedens zu wirken. Unter diesem Frieden kann sich auch natürlich der Sport in vollfter Weise entwickeln. Und so leere ich denn mein Glas auf die gastfreie Stadt Hamburg und meine Kollegen, die bier versammelt sind, drei Hurra für die Stadt Hamburg und die Hamburg ⸗Amerika⸗Linle. Hurra, hurra, hurra!
Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer , vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Justizwesen, für Handel und Verkehr und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen, sowie der Ausschuß für Handel und Verkehr Sitzungen.
Laut Meldung des ‚W. T. B.“ ist S. M. S. „Luchs? vorgestern in Siakwan eingetroffen und geht morgen nach Tschinkliang. ͤ ö.
S. M. S. „Cormoran“ ist vorgestern in Ladikije an⸗ gekommen und gestern nach Tripoli gegangen.
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des, Reichs⸗ und Staataanzeigers“ werden im Kaiserlichen Statistischen Amt zusammengeslellte Nachrichten über den Saaten⸗ stand im Deutschen Reiche um die Mitte des Monats Juni 1909 veröffentlicht.
Oesterreich⸗Ungarn.
Im österreichischen Abgeordnetenhause gestern die Bud getdeba tte fortgesetzt.
Nach dem Bericht des W. T. B. richtete der Abg. Breiter heftige Angriffe gegen den Reichskrlegsminister, das ehrenrätliche und das Disziplinarperfahren. — Der Landes verteldigungsminister Frei⸗ herr von Georgi wies unter lebhaftem Beifall seine An
wurde
riffe gegen den Reichgkriegsminister und dessen Organe ent-
ffn 4 Gin . ertellte Breiter nachträglich einen Ordnungzruf.; — In der weiteren Beratung trat der deulschböhmisch? Abgeordnete Iro für die Lösung der Sprachenfrage durch Cinführung der deutschen Sprache als Stgatssprache ein. Iro erklärte sich ferner für den Anschluß der deutschösterreichschen Länder als Bundesstaat an das Deutsche Reich, dann könne man den slavischen und romanischen Völkern die KÄutonomie nach Belieben geben.
Das Haus nahm die Budgets der Landes verteidi⸗ gung, der Eisenbahn en, des Ackerbaues, des Handels und der öffentlichen Arbeiten an. Ueber einen sozial= demokratischen Antrag auf Aufhebung der Getreide⸗ und Futterzölle bis zum 51. Juli 1910 verlangte der Abg. Seitz unmittelbare in,, . des Hauses, während der Bericht= erstatter Steinwender Ueberweisung an den Budgetausschuß beantragte. Das Haus beschloß in namentlicher Abstimmung mit 240 gegen 180 Stimmen die Ueberweisung der Resolution an den Ausschuß. Darauf wurde elne Resolution Jallie, betreffend Aufhebung der Zölle für Kraftfuttermittel, angenommen. Das 86 trat sodann in die Beratung der letzien Gruppe des Buhgets, nämlich des Etats des Finanz⸗ ministeriums und des Finanzgesetzes, ein.
— Die 2 hat gestern im Herrenha use einen Gesetzentwurf über Änerkennung der Anhänger des Islam nach hanefitischem Ritus als Religions— gemeinschaft eingebracht.
Italien.
In der gestrigen Vormittagssitzung der Deputierten⸗ kammer wurde über das Züdget des Minist eriums des Auswärtigen verhandelt.
Der Sozialist Mor gart beantragte laut Bericht des W. T. B.“ eine Tagegorbnung, die die Regierung auffordert, die Initiative ju einer internationalen Konferenz für Schiedsgerichte und Abrüst ung zu ergreifen, wobei er den Zaren sehr heftig angriff. — Der Minister des Auswärtigen Tittoni antwortete, Morgari habe mit der Freiheit deg Wortez gesprochen, die in der inalienischen Kammer nie in verwehrt worden sei, aber in einem Teil seiner Rede habe Morgari jede Grenje, jedes Herkommen und jedes Maß überschritten. In anderen Parlamenten selen ähnliche Gedanken entwickelt worden, aber niemand habe gegen das Sberhaupt eineg befreundeten Staats so schwer beleidigende Worte esprochen wie Morgarl. (Unterbrechungen auf der äußerften Linken;
uftimmung auf den andern Bänken.) In jenen Parlamenten hätten die verantwortlichen Minister pflichtgemäß protestiert. Ich erfülle meine ftrlkte Pflicht, fuhr der Minlster fort, „indem ich ebenfo handle. Die Worte Morgarls verdienen keinerlei Beachtung. Gegen diese Worte protefliert lebhaft gleich mir die Mehrbhelt des Haufeg und deg Landes (lebhafte Zustimmung), das weiß und begreift, daß es keine auswärtige Politit mehr geben würde, wenn die Benlehungen zu anderen Staaten der Zuneigung oder Abneigung gegenüber ihrer inneren Politik untergeordnet würden. Wir hab! ausgejeichnete Beziehungen zu Rußland und wünschen nicht nur, ö sie so bleiben, sondern wollen sie wirksam machen und immer mehr entwickeln. Wenn der Zar nach Italien kommt, wird er ein willkommener Gast sein, und wir werden ihn empfangen und begrüßen als das Oberhaupt eines befreundeten Staats. Daher erkläre ich im Namen der Regierung, daß wir keine Tufforderungen annehmen und keine Drohungen fürchten. Wir werden unsere Pflicht tun gegen jedermann.. (Lebhafter Beifall.) Der Minister erklärte schließlich, daß er die Tagegordnung Morgari infolge seiner Ausführungen nicht annehmen könne, und wenn er sie aufrecht · erhalten sollte, werde er die Kammer bitten, sie abzulehnen. (Stürmischer Beifall Die Sitzung wurde alsdann aufgehoben.
In der Nachmittagssitzung der Deputiertenkammer wurde die Debatte über das Budget des Ministeriums des Auswärtigen fortgesetzt.
Nachdem der Minister des Auswärtigen Tittoni auf die Aus führungen verschledener Redner erwidert hatte, betonte er, daß in diesen Ausführungen nur gelegentlich von der internationalen Politik die Rede gewesen sei. Das sei natürlich; denn, wenn man veistehe, daß ein Land aus Anlaß ernster Greignisse die Ziele und Ergebnisse feiner auswärtigen Politik prüfe und erörtere, so würde man doch nicht begreifen, wenn es ohne Not bei jeder Gelegenheit auf diese seine Politik jurückkommen wollte, um zu sehen, ob es sich empfehle, ihre Grund⸗ lagen und ihre Richtung ju ändern. Man würde an der Klugheit eines Landes zweifeln, das so handeln wollte. So sei die große Debatte vom Dezember vorigen Jahres nicht nur notwendig, sondern unvermeidlich gewesen, und man habe ihm, Tittoni, ju Unrecht einen Vo wurf daraus gemacht, daß er sie entschlofsen gewünscht habe. Aber heute stelle sich die Lage ganz anders dar. Die seitherigen Greignisse hätten ein helleres Licht auf Tatsachen geworfen, die zuerst nicht in der richtigen Beleuchtung erschienen seien, und an deren Verdunkelung manche Leute zu verschledenen Zwecken ge—⸗ arbeitet hätten. Er habe im PVejember des längeren von den Beztehungen Itallens zu Rußland und von dem italienischen
rogramm im europäischen Orient gesprochen; weder hier noch dort ei eine Aenderung eingetreten. Die Begegnung von Bajae und die patrlotischen Kundgebungen aus Anlaß der Wiederkehr der glorrelchen Tage der nationalen Erhebung Italiens seien neue Bewelse seiner aus gezeichneten Beiiebungen zu den befreundeten Ländern England und Frankreich. Desgleichen hätten die Begegnung von Brindist und bie jwsschen dem Deutschen Kaiser und dem Kaiser von Desterreich und dem König von Italien gewechselten herz sichen Telegramme die unerschülterliche Festigkeit des Drei bundes bewiesen. Man habe davon gesprochen, als ob diese Greignisse bestimmt wären, sich gegenseitig aufjuheben und ihre Wirkung gegenseitig zunichte zu machen. Nichts sei falscher als das. Diese Crelanisse böben sich nicht auf, sondern das eine träte ju dem andern ergänzend binzu. Eg sel seltsam, daß die Politik der Bünd- niffe und Freundschasten, die im Ausland von den Verbündeten und von den Freunden als Friedengelement hochgeschätzt werde, nur in Italien kritistert werde von Lzuten, die sich bemühten, den Ver⸗ ßündeten und Freunden Italiens ein Mißtrauen, einen Verdacht und eine Eifersucht nahe ju legen und jususchreiben, die sie nicht hätten. Dieselbe Erschelnung habe sich bei den Rüstungzausgaben geselgt, die das Parlament soeben mit patrio— tischer ,,, gut geheißen habe und die, wie er nie müde ge⸗ worden fel ju wiederholen, unentbehrlich seien, wenn man bei der m, rr, . Lage Europag augwärtige Politik machen wolle. Im
uglande habe jedermann ihre Bedeutung und Notwendigkeit begriffen und niemand habe daran gedacht, daran etwas Kritisches zu finden. Nur in Italien habe man behauptet, daß sie jemand verletzen könnten. Nesn, im Gegentell, sie verletzten niemand, weil sie gegen niemand gerichtet selen, well die Politik, die Italien verfolge, eine Politik des i nr, sei und well es in bieser Politik res Friedens sest verharren werde, durchdrungen von der Ueberjeugung, daß es die Politik sei, die den wahren Interessen des Landes am besten entspräche. Gewissen vorübergehenden Kundgebungen der Presse oder der öffentlichen Meinung, sei 8 in Italien, sei eg im Augland, dürfe man nicht zu viel Wichtigkeit beimessen. Der Minister gab sodann eine bestimmte Antwort auf die bestimmte Frage“ Barzslais über die angebliche vor= jeitige Erneuerung deã Breibundes, indem er sagte: „Der Vreibund ist nicht nur nicht vorzestig erneuert worden, sondern ich kann in der sformellsten Welfe verfichern, daß an diese vorjeitige Erneuerung keine der vertragschließenden Parteien jemals , hat oder heute denkt. Ez gibt keinen Grund, den festgesetzten Ablauf- lermin nicht abzuwarten. Pie Vorwegnahme könnte nur durch Furcht oder Zweifel veranlaßt fein. Aber es gibt nicht nur keine derartigen Stimmungen, sondern die verbündeten Staaten sind von dem voll⸗ kommensien gegenseitigen Vertrauen beseelt. Der Minister schloß,
indem er versicherle, ungeachtet ei iger Augenblicke der Bitterkeit, ver= urfacht durch gewisse fseindselige Angriffe, die unter seltsamen Vor⸗ wänden der auäwärtigen Politik gegen ihn gerichtet worden seien, habe er immer das feste Gesühl der l t gehabt, den Blick auf die Interessen des Vaterlandes gerichtet und den Glauben an seine
Bestimmung im Herien.
Nach einer Rede des Berichterstatters Demarinis wurde beschlossen, über die Tagesordnung Morgari namentlich abzustimmen. Die von der Regierung bekämpfte Tagezordnung wurde mit 206 gegen 27 Stimmen bei drei Stimmenthaltungen abgelehnt.
Niederlande.
Bei den gestrigen Stichwahlen zur Zweiten Kammer sind nach Meldungen des W. T. B.“ 13 Liberale, 5 De⸗ mokraten, 6 Sozialisten, 20 Protestanten und Q von der . der historischen Christen gewählt worden. Darnach ist die , , der neuen Kammer , 25 Liberale, I Demokraten, 7 Sozialisten, 25 Katholiken, 23 Protestanten und 12 von der Partei der historischen Christen. In der neuen Kammer beträgt also die Anzahl der Abgeordneten der rechts⸗ stehenden Parteien 60, die der linkestehenden 40 gegen 49 beziehungsweise 51 in der alten Kammer.
Türkei.
Aus Saloniki wird der „Frankfurter Zeitung“ gemeldet, daß infolge der Verhaftung des , me, Metropoliten von Drama in Kavalla Unruhen ausgebrochen sind.
Amerika.
Der amerikanische Senat hat gestern, ‚W. T. B.“ zufolge, einen Zusatzantrag zum Zolltarif angenommen, durch den der Kohlenzoll von 67 auf 60 Cents für die Tonne
erabgesetzt wird. h Asien.
Auf Forderung der Endschumen in Täbrig fan nach einer Meldung des „W. T. B.“ die persischen Gesandten in London und St. Petersburg , worden, auf Ab⸗ berufung der russischen Truppen aus Persien zu
bestehen. Afrika.
Nachrichten aus Fes besagen nach einer Meldung der „Agence Habas“, daß Mulay Kebir mit den Zemmurs die Kasbah Tulal besetzt halte. Der Ort liegt zwei Stunden von Mekines entfernt. Die Lage sei kritisch. Mulay Hafid habe in Fes eine Mahalla von 2000 Eingeborenen gebildet, deren Treue zweifelhaft erscheint. Man glaubt, sie werden zu dem Roghi übergehen. Die Europäer bereiten sich darauf vor, die Stadt zu verlassen, die sich für die Belagerung rüstet. Alle Stämme wenden sich dem Roghi zu.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tags, des Herrenhauses sowie der Schlußbericht über die estrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befinden 6 in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.
— Das Haus der Abgeordneten verhandelte in der heutigen (99) Sitzung, welcher der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben und der Minisler für Handel und Ge⸗ werbe Delbrück beiwohnten, zunächst über den vom Herren— hause in abgeänderter Fassung zurückgelangten Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Abänderung des Stempel⸗ steuergesetzes vom 31. Juli 1895.
Das Herrenhaus hat den Stempeltarif in folgender Weise geändert:
In Tarifstelle 112 sür die Automaten und Musikwerke ist die Äbstufung der Besteuerung nach dem Ertragge ersetzt worden duich eine Abstufung nach der Anzahl der Warenbehälter bei den Automaten und nach dem Anschaffungspreis bei den Musikwerken. Bei den Automaten soll die Steuer 14½ kei einem oder zwei Warenbehältern, 2 S bei drei und vier Warenbehältern, 3 bei mehr als vier Waren behältern betragen; Stereostop,, Schau⸗ oder Scherjautomaten sollen 3 M tragen; bei Musskautomaten, mechanischen Musikwerken, Gram mo, phonen, Phon ographen und ähnlichen Apparaten soll die Steuer bet einem Anschaffungsprels von unter 106 ½ mit 2 ½ beginnen und bis auf 50 M bei einem Anschaffunge preis von über 4000 steigen; Automaten anderer Art sollen 1 M tragen. Unter die Steuer befrelungen hat das Herrenhaus guch die Gas und Elektrinitäts⸗ automaten für , , Zwecke aufgenommen.
In Tarifstelle 2 (Geselischaftsverträge) sollen nach dem Herrenhautbeschluß die Gesellschaften deg bürgerlichen Rechts, die lediglich vorübergehende Zwicke verfolgen (Gelegen heits ge sell⸗ schaften), nur einen Firstempel von 10 M tragen, während nach dem Abgeordnetenhausbeschluß auch diese Cesellschaften, wie die übrigen Gesellschaften des bürgerlichen Rechts, 20 6 tragen sollten.
In Tarifstelle 8 (Pacht, und Mietverträge) batte das Abgeordnetenhaus den Mietsstempel bei einem Mietspreis von 400 M mit io o/o beglnnen und bis zu 20½ bei einem Mietgpreit über 22 000 ½½ steigen lassen. Das Herrenhaus hat zwei untere Stufen ein gefügt mit ii olg bei einem Mletepreis von mehr als 300 bis 400 M und 19 bei mehr als 400 bis 500 66; der Stempel von 20 oo soll dann erst bei mehr als 50) M Miet zins erhoben werden.
Für die Jagdpachtverträge hatte das Abgeordnetenhaus den Stempel mit oo bei einem Pachtzins ven mehr als 300 bis 700 . beginnen und bis auf 600 bel mehr als Sooo „ steigen lassen. Dat Herrenhauz Kat die Stempelgebühren, wie folgt, festgesetzt: bei mehr ais z0b bis 1c S z Mo, bei mehr ald 160) bis Joo 6 do über 4000 S 790,0.
Di: Ünpachtung gemeinschaftlicher Fagdbertrke sboll bei einem Pachtzins bis 1690 M (Abgeordnetenhaus: 1500 M6) einem Stempel von o/ (Abgeordnetenhaus: 160 0) unterliegen.
Bie vom Abgeordnetenbause angenommene Fahrradsteuer hat das Herrenhaus ganz gestrichen.
Hierzu liegen folgende Kompromißanträge der Kon⸗ ervaliven, Freikonservativen, des Zentrums und der National⸗ iberalen vor:
Die Warenaut o maten sollen big ju vier Warenbehaältern 1 6, bei mehr als vier Warenbehältern 2 M tragen.
Bei den Möetsverträgen soll der Stempel bei mehr alt 360 bis 400 M Mietzins mit . beginnen und auf 20so bei einem Mietpreise von über 20 0900 M steizen.
Bei den Jagvpachtverkrägen wird folgende Skala be= antragt: bei einem Pachtiins von mehr als 300 A6 big 500 , 20h big 50 „6 3 oo, bis Sho S 8 dio, bis o6 MS 7 bo, bis Sooo * g oso, äber Jod „ 10 0. Die Anpachtung gemeinschastlicher Jagd ⸗ bestrke soll bis zum Pachtzins von 1500 M 2119 0/0 tragen.
Agg. Dr. vo n Krles (konf.): Gestern sind eine Anzahl Ver. trauengkleufe verschiedener Partelen des Hauseg zusammengetreten, um jn erwägen, ob ein einheitliches Vorgehen sämtlicher Parteien senrg, , den Beschlüssen des Herrenhaufesg möglich und angängig sel. Lelder hat fich eine völlige Ginigleit nicht erzielen laffen, immerhin
stellte fest, daß es
die große Mehriahl der Parteien sich zu gemeinschaftlichen n , vereinigt. Mie , des Herrenhausetäz sind zum Teil nz direkte Verbesserungen aufgefaßt worden. An dem Stempelsteuer⸗ csetz hat das Herrenhaus nur, redaktionelle Aenderungen vor⸗ ein men. Die malerlellen Aenderungen des Tarifs haben aber Bedenken frvorgerufen. In bezug auf die Warenautomaten schlagen wir eine Gimäßlgung des Stempels vor; wir hoffen, daß bei dieser Aenderung die Automgtenindustrle die neue Auflage wird tragen können. Was den Mietsstempel anbetrifft, so haben wir zwischen den Beschlüssen eh Abgeordnetenhauses und deg Herrenhauses einen Mittelweg vorge⸗ schlagen insofe ng als wir den Stempel bei Mieten von 360 M beginnen affen. Die ö bis zu diesem Betrage empfiehlt sich deshalb, t es fich dabesf um die Wohnungen der fleinen Leute handelt, Unser Vorschlag wermeidet eine Belästigung weiter Schichten der Bevölke⸗ ung. Vie 360 6 Miete ö. der üblichen Zehntalermonatsmiete. Dagegen schlagen wir vor, die Luxusmieten schon bei 20 000 M mit Foh zu treffen. Meine polttischen Freunde sind welter der Auffgffung; daß die e des Herrenhauses bejüglich des Stempels auf Jagbpachtverträge die kleinen Grundbesitzer nicht ausrelchend derücksichtigen. Wir haben die betreffenden Sätze entsprechend andert. Mit der Freilassung der Fahrräder können wir ung ein- verstanden erklären, da der Autfall durch höhere Erträge aus dem Iulomatenstempel gedeckt werden dürfte. Wir können nur hoffen, daß uit den von ung vorgeschlagenen Aenderungen auch das Herrenhaus nverstanden sein wird.
Abg. Fischbeck fr. Volksp) kann sich mit den Kompromß⸗
anträgen, namentlich sowelt sie die Besteuerung der Jagdpachtvertrãge
heircffen, nicht einverstanden erklären.
Abg. Lein ert (Soz): Ich kann mich mit den jetzlgefn Vor⸗ hlägen bezüglich der Besteuerung der Automaten nach der Zahl der i, . nicht einverstanden erklären, am allerwenigsten aber mit dem Beschlufse., die untere Grenze für steuerfreie Mieten bei zöb M Mietzins festjulegen. Man kann es auf der Rechten den lleinen Teuten gar nicht nachfühlen, wie schwer diese Steuern drücken. Wir kennen Ihre . Rechten) Gefühle; Sie haben die Macht, die Sie sich durch Ihren unverschämten Terrorigmus bei den Wahlen verschafft haben. (Präsident von Kröcher: Der Por- wurf der Unverschämtheit gegen Mitglieder dieses Hauset ist nicht zu⸗ lissig; Herr Abg. Leinert, ich rufe Sie jur Ordnun . Der Finanz- mönsfter hat selbst gesagt, daß dem Volke erst die Augen aufgehen werden über die neue Steuerbelastung.
Hierauf nimmt der Finanzminister Freiherr von Rhein⸗ baben das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut wieder⸗ geg eben werden wird.
(Schluß des Blattes.)
Etatistik und VBolksmirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Eine Versammlung der ausständischen und gusgesperrten Kieler städtischen Arbeiter hat beschlofsen, im Ausstand ju ver⸗ harren und unter den vom Magistrat vorgeschlagenen Bedingungen die Arbeit nicht wieder aufzunehmen. Die Stadtverwaltung ist, wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, jetzt bereit, den Achtstundentag für Retortenarbeiter und Kesselheizer im Etat 1910,11 vorzuschlagen und somit am 1. Aprll 19810 einzuführen. (Vergl. Nr. 145 d. Bl.)
Die eingeschriebenen. Seeleute in Marseille sind W. T. B.“ jufolge im Prinzip mit der schiedsrichterl ichen Ent⸗ scheidung des Marineministers einberstanden unter der Voraussetzung, daß die Schiffahrtsgesellschaften die aus der Zeit vor dem Ausstande stammenden Engagements anerkennen.
Zwischen den Grubenbesitzern und Gzubenarbeit ern von Südwales haben in den letzten Tagen in Cardiff Unterhand⸗ lungen stattgefunden, die, wie der „Köln. Ztg.. geschrieben wird, aber ju keinem Ergebniz geführt haben, da die Grubenarbelter die Ein. führung der Doppelschichten von der Zustimmung ihres Ausschusses ö eg wollten, was die Zechenbesitzer ablehnten. (Vergl.
t. Bl.
Kunst und Wissenschaft.
Die ausgestorbenen Riesentiere Deutsch⸗Ostafrikas. Vor mehreren Jahren machle B. Sattler, Ingenieur der Schärf⸗ gesellschaft im Hinterlande von Lindi am Berge Tendaguru, die Ent- deckung, daß sich dort versteinerte Tierknochen von ungewöhnlicher Größe vorfinden. Er berichtete darüber nach Europa, wodurch die Sache der landegkundigen Kommission des Kolonialamts zur Kenntnis kam. Zufällig war damals der württembergische Geologe, Professor Dr. E. Fraas auf einer Forschunggsreise in Ostafrika und konnte die Fundstelle besuchen. Er fand die Angaben Sattlers bestätigt und
sich um n Reste von riesen⸗
haften Dinosaurlern handelt, die in der ersten Stufe der Kreideperlode dort gehaust haben. Nachdem diese Tatsache fest. stand, wurden unter dem Protektorat Seiner Hoheit des Herjogs Johann Albrecht zu Mecklenburg, Regenten von Braunschweig, die Mittel zu einer deutschen Expedition in dag Hinterland von Lindi ge⸗ sammelt. Die Leitung wurde Dr. Janensch vom geologisch ⸗paläonto⸗ logischen Institut zu Berlin übertragen, der in Begleitung von Dr. Hennig die Erforschung des Geländes und Sammlung der übergus wichtigen fossilen Ueberreste begonnen hat. Berelts sind die ersten Berichte über die Erfolge der Expedition in Berlin eingetroffen. Die „Vossische Zeitung! macht darüber Mitteilungen, denen nach⸗ solgendes entnommen ist: Am 6. April“, schreibs Dr. Janensch, trafen wir mit dem Dampfer „Feldmarschall' in Lindi ein. Infolge vorbereitender Schritte Sattlers erwarteten uns bereits os Träger, 50 weitere überließ uns daz Benrkzamt. Im ganzen setzten wir 166 Mann in Bewegung, von denen o zwel Tage vorausgeschickt wurden, um das Lager berzurichten. Am 13. April erfolgte der Abmarsch. Ursprünglich wollten wir den gleichen Marsch machen wie Fraag, doch war der Weg Durch Regen so aufgeweicht, daß am jwelten Tage die Route auf den Rat Sattler geändert wurde. Nach fünf ,, erreichten wir am 16. April den Tendaguru, wo ein Lagerplatz bereit, hergeiichtet war. Wir konnten ung gleich davon überseugen, daß sich die Saurierknochen in welter Ausbreitung in der Umgebung des Tendaguru finden. Wir erhielten den Eindruck, daß die Knochen ein bestimmtes Niveau einhalten, denn an den Hängen fließen wir fast stets in dem vermuteten Niveau auf olche. Die Vermutung von Fraas, daß mehr oder weniger jusammen⸗ äaͤngende Skelette, vielleicht auch ganze Skelette vorkommen, können wir nur bestätigen. Die ar jzusammen umherliegenden großen Knochen deuten darauf hin. Am 20. Tage began nen wir mit der An⸗ lage eines Schürfgrabentz, fünf Minuten südlich von unserem Lager. Unter einer ganz flachen Kuppe nieht sich die Knochenschicht anscheinend M dicht, vielleicht höchstens 3m unter dem höchsten Punkt hin. Wir etzten den Graben an der nördlichen Abdachung an einer Stelle an, wö Fraas einen Wirbel erbeutet hatte und noch mehrere andere zu tage lagen. Außerdem wurden an dieser Stelle zur Auffindung weiterer Reste dez heraugwitternden Skelettes größere Älächen helge t. Wegen der Lage unmittelbar unter der Oberfläche sind die . dieses Skelett zum Tell stark angewittert. Die Knochen liegen etwa 29 m dom Anfangspunkt des Grabens t n, etwa 14m unter der Ober- fläche in frischem Gestein. Dieses ist ein bröckliger d g Mergel bon grauer und rofer Farbe, er ist mit der Haue sehr leicht zu bear⸗ beiten und löst hann leicht von den Knochen ab. Diese sind in dem verwitterten Gestein auggezeichnet erhalten, an cheinend unver⸗ drückt, allerdings von Querbrüchen durchzogen. Wir hoffen, an dieser telle mehr zu finden. Da größere Vorsicht beim Graben anzuwenden sst, fo geht die Ärbeit langsamer vonstatten. Im ührigen arbeiten die Leue über mene Erwartung 6 dabei aber auch 4 recht sorgsam, auch haben sie einen guten Blick dafür, was Knochen und waß Gestein ist. In fünf Tagen Arbelt haben durchschnittlich 15 Leute
einen Graben von etwa 50 m Länge und 1-2? m Tiefe gejogen und außerdem weltere 40 m etwa 4 m ausgehoben. Von Eingeborenen sind ung weltere Fundpunkte eine halbe Stunde südlich, und eine Stunde nördlich gezeigt worden. An einem dritten, dicht bei unserm Lager, fand sich ein rlesiger oberer Extremitätenknochen, der trotz seiner abgewitterten Enden eine Länge von 1,80 m besitzt. — Dr. Hennig schreibt u. a.: Wir dürfen unt bereits jetzt mancherlei wichtige Ergeb⸗ nisse stratigraphischer Art versprechen. Wir entdeckten reiche ff. unlte auf dem Gipfel des Tendaguru, also über den Saurierschichten, odaß sich deren Alter genauer wird feststellen lafssen. Interessant ist daran auch, daß allem Anscheine nach das Land nachmals unter 5 gesetzt wurde. Dle Knochenfunde selbst sind bereits beim ersten ober⸗ ächlichen Rundgang so unglaublich reichlich, daß mit Bestimmtheit eim Graben noch viel Gutes erwartet werden darf. Wir müssen an⸗ scheinend den eng Berg abtragen, denn es ist kaum eine Stelle ohne Knochenreste. Im übrigen geht es im Lager ungemein gemütlich und behaglich zu. Die Arbeiter und Träger haben lhre Frauen und Kinder mitgebracht und sind im Begriff, ein kleines Dorf aus Bambus und Gras entstehen ju lassen. Für die Arbeit ist es insofern von Wert, als wir von 2 bis 6 Uhr werden graben lassen können und die Leute dann ihr fertiges Essen vorfinden, dann bleibt der Nachmittag für geologische Betrachtungen frei. Der Verkehr mit den Schwarzen gestaltet sich fehr nett, von Arbeitsscheu ist keine Rede, sie sind stetg heiter und zufrieden sowie bescheiden und nur zum Teil ein wenig scheu. Die reiche und wichtige Ausbeute wird im zoologisch a rdf Museum der Unspersität zu Berlin aufgestellt werden.
Technik.
A. E. In der letzten Versammlung des „Vereins deutscher Flugtechniker sprach Dr. F. Huth über den Krafthedarf von Drachenfliegern. Die lien mathematische Beweisführung durch den Vortragenden ergab natürlich nur die Methode und die
Formeln, nach denen unter igen der Maße (Fläche, Gewicht, Luft⸗
druck 2c.) von . zu Fall ju rechnen ist; aber sie ließ, wie die nachfolgende angeregte Debatte erwieg, bei aller Anerkennung des Scharfsinns der Beweisführung und ihrer Richtigkeit, doch recht viele Fragen noch unbeantwortet. Hierher gehört vor allem die den Flächen zu gebende Gestalt und Krümmung. Eine mehr in die Breite als in die Höhe entwickelte Fläche bietet bei ganz . Flächeninhalt erfahrungt⸗ u ls der Luft erheblich größeren Widerstand alg eine mehr hoch als brelt entwickelte, auch dann, wenn beider rechteckige Form j. B. genau die nämliche ist. Ebenso ist bei gleichen, gleichgeformten und gleichgerichteten Flächen, die hintereinander gestellt sind, Doppeldecker — als Wqiderftand wahrscheinlich nicht der doppelte Widerstand der einzelnen Fläche, sondern weniger anzusetzen. Letzterer Melnung, begründet auf die Ansicht, daß Luftwiderstand bejw. Wind⸗ druck in , Linie wirksam sind, widersprach Baumeister Gustav Lilienthal mit der Behauptung, die Elastizität der Luft begünstige, bei dem geringsten sich ihr entgegenstellenden Widerstand zumal, wellenförmige Wirkungslinlen des Luftwiderstandes. Das wollte allerdings Major von Parseval nicht einräumen; aber es ergab sich, daß es für die eine oder die andere Ansicht noch am experimentellen Beweis mangele, den zu erbringen man über Methoden nachdenken sollte. Großes der f erweckte Lilienthal durch die zur de , , seiner Anschauung mitgeteilte, von ihm wiederholt ge⸗ machte Beobachtung, daß beim Zuge großer fag pg, wie Kraniche, daz stärkste Individuum jwar den Zug eröffne, aber nach einiger Zeit abgelöst werde und sich als letzter dem Zuge anschließe. Das spreche wohl für die Erfahrung der Vögel, daß dag eröffnende Indibiduum die schwerste Flugarbeit habe und daß die Luft in einen shren Widerstand für die Nachfolgenden verringernden Zustand der Bewegung, nämlich in den wellenförmigen, gerate. Vom Verein wird eine Auzstellung von Flugapparaten seiner Mitglieder be⸗ absichtigt, zu der bigher etwa ein Dutzend Apparate angemeldet sind, welche die berschiedensten i, n. verwirklichen. Es herrscht ein frisches Leben in dem jungen Verein.
Ausstellungsnachrichten.
Die froh organisatorlschen Arbeiten für die Erste inter⸗ nationake Fagdausstellung Wien 1910 haben vorläufig mit der konstituierenden Versammlung ihren Abschluß gefunden, die der neugewählten Großen Kommission die Sorge für die weitere Ent⸗ wicklung und Ausgestaltung des Werkes anvertraut hat. Die kan fe Regierung hat die an sie ergangene Einladung, sich an der Jagdaugftellung offiziell zu beteiligen, mit einer Note beantwortet, in
der sie ihre offtiielle Vertretung zusagt und in sichere Aussicht stellt. Die Veranstaltung der )
im Frühjahre 1910 Sonderausstellungen von cler den, Trag⸗ lieren, Wagenpferden und Trabern und schweren Zugtleren, im Herbst die Ausstellungen der K. K. österreichischen und der Königl. ungarischen Pferdejuchtanstalten sowie der Privatgeftüte ftattfinden werden. Für die letztgenannte Serie ist auch die Teilnabme des Hofmarstalleg und der Hofgestüte zu erwarten. Dem internationalen Charakter der Aus— stellung entsprechend, wird auch das Augland elngeladen werden, an den Pferdeautzstellungen teilzunehmen. Das Komitee plant auch eln Prelöspringen der Jagdpferde und ein Vorspringen.
Von dem Komisee der Klasse IJ „Der Jagd dienende Publi⸗ kationen ergeht der Aufruf an alle Industrie⸗ und Jewerbetreibenden,
ch an der Jagdausstellung durch Anmeldungen über auszustellende, eststehende oder zerlegbare Jagdhäuser, Jagdhütten und deren Ein— richtung recht jahlreich zu beteiligen und hiermit durch ihr Bestes jum Gelingen des Ganzen ihr Möglichstes beizutragen.
In den letzten Tagen bat sich auch die Abteilung „ Kunst⸗ gewerbe, der ein eigener Pavillon eingeräumt werden wird, gebildet. Die Abteilung teilt sich in zehn Gruppen, an deren Spitze wieder Gruppenobmaͤnner berufen wurden, denen die Gewinnung und Ein⸗ teilung der Aussteller obliegt. Bronjen, Glaswaren, Keramik, Gold, und Silberwaren, Juwelen, Lederwaren, Textilwaren, Papierwaren, Graphischeg und verviel⸗ sältigendes Kunstgewerbe, Dekoration und Diverseg. E liegt bereits eine große Anzahl von Beteiligungganmeldungen in, und auslãndischer
Kunstgewerbetrelbender vor. Alle Anmeldungen sind an das General⸗
kommissariat der Ersten internationalen Jagdausstellung Wien 1910, Wien III, Lothringer Straße 16, zu richten.
Land⸗ und Forstwirtschaft. Ernteergebnisse und Getreidehandel in Syrien.
Das Kalserliche Konsulat in Beirut berichtet unterm 5. . M.: Dag Getreldeaugfuhrverbot, das im Februar für die Propinzen Aleppo und Damaskus erlassen wurde, ist infolge der reichen Ernten wieder
aufgehoben worden. Auch die Provinz Beirut hat ein sehr gutes
Ernteergebnig zu verzeichnen. In dem Mutessariflik Jerusalem da.
gegen und den Distrikten von Gaiza, wo bauptsächlich Gerste gebaut
wird, ift die diessährige Ernte unter dem Ginfluß ungünstiger Witierungaverhältnisse um die Hälfte en als im Vorjahre.
rr! Monaten Februar, Mari, April, Mal wurde über Belrut
ausgeführt: An Weljen: 20 5090 dz na 5 140 42 na
jusammen: 25 640 dæ. An Gerste: 36 040 da nach Antwerpen und England, 7 380 da nach Aegypten, 2510 42 nach türkischen Häfen, zusammen: 44 950 dæ. . Saatenstand in Anatolien
r ) 6 Generalkonsul in Konstantinopel berichtet unterm 10. d. der milden Wisterung, die wäbrend der Wintermonate herrschte, fast
überall gut durch den Winter gekommen.
türkischen Häfen, Aegypten,
rdeausstel lungen erfolgt in wei
auptabtellungen, die wieder in mehrere Serlen gegliedert sein werden, ö die geringere Anbaufläche und viele Fehlstellen lafsen auf keinen höheren
Diese Gruppen sind: Interieurs,
erfolgt. Alle Kulturen sin
M.: Dle Herbstauzsaaten in Anatolien sind infolge . bereitg abgeblüht. Man rühmt durchweg den befriedigenden Trauben
ansatz und die vollkommene Entwicklung der Träubchen; wenn auch
*
Auch in diesem Frühiahr, waren die Witterunggverhältnisse fast durchweg so günstig, daß die Bodenbearbeitung rechtzeitig zu Ende geführt werden konnte. Die Saatarbeiten gingen fast überall bei
milder, feuchter Witterung vor sich, und die aufgehenden Saaten waren abwechselnd von Regen und gutem Wetter begünstigt. Zwar hat an manchen Orten die Einsaat infolge Mangels an Saatgetreide ö.
erlitten; immerhin wurde e jedoch dadur noch rechtzeitig ermöglicht, daß die Regierung unentgeltl Saatgut verteilen ließ und daß auch seitens der Anatolischen Eisen⸗ bahngesellschaft durch Vermittlung der hiesigen Landwirtschaftsbank finanzielle Beihilfen gewährt wurden. Wenn auch die Bauern nicht überall die verlangten Getreidemengen zur Autsagt erhalten haben, so w, man darum doch nicht befürchten zu müssen, daß der dieg⸗ jährlge Ernteertrag hinter dem deg Vorjahres zurückbleiben wird; man hofft vielmehr in verschiedenen Bezirken, daß selbst bei geringerer Anbauflaͤche ein erhöhter Ernteertrag ausgleichend wirken wird. Viel- fach hängt aber ein günstiges Ernteergebnis noch davon ab, daß in nächster Zeit noch ergiebige Regenmengen niedergehen.
Im einzelnen ist hinsichtlich der von der Anatolischen Eisenbahn durchschnittenen Gebiete folgendes zu bemerken:
Im Bereiche der Linie JIsmsdt —-GEgki— Schehir — Angora ist die Einsaat fast durchweg unter den günstigsten Witterungsverhältniffen erfolgt, und man hofft auf eine gute Ernte, wenn der erforderliche Regen nicht auf sich warten läßt. . .
Auf der Strege Es ki = Schehir = Konia können die Saatverhältnisse ebenfalls als günstig, teilweise sogar als vorzüglich bezeichnet werden. Jedoch hängt besonders in der Gegend von Konia und in der Konia⸗ ebene allet von dem baldigen Eintritte von Niederschlägen ab; sollten diese auzsbleiben, so wird der Ernteertrag die Aussaatmenge kaum über⸗ steigen. Eine Ausnahme von dlesem allgemeinen günstigen Saaten⸗ stand macht der Bezirk von Ispiren; hier herrscht unter der Be⸗ völkerung, der nicht genügend Saatgut zu Gebote stand und deren Opium und Roggensaaten durch Ueberschwemmungen vernichtet worden sind, großes Elend.
Aus dem Gebiete der Bagdadbahn lauten die Saatenstandt⸗ berichte ebenfalls günstig, doch werden auch dort noch teilweise Nieder⸗ schläge mit Sehnsucht erwartet.
Die Anbauflächen haben sich auch in diesem Jahre wieder in vielen Gegenden wesentlich vergrößert; so beträgt die Zunahme in
nne, . 2500 /
Verzögerungen
alovatsch Ski⸗Cehir Soungourlou
Nur in vier Ortschaften war die Anbaufläche kleiner als im Vorjahre, ein Umstand, der teils auf ungünstige Witterungsverhältnisse im Winter, teils auf Mangel an Saatgut oder auf Ueberschwemmung zurückgeführt werden muß.
Getreidehandel und Saatenstand im Mississippigebiete am 31. Mai 1909.
Die Abwickelungen des Maitermins auf den amerikanischen Ge⸗ treidemärkten gingen lautlos vor sich, ohne die Börsen m geringsten zu beunruhigen. Die Preislage für Kasseweizen und für zukünftige Lieferungen blieb unverändert. Es ist das der beste Beweis dafür, daß die jetzigen Preise nicht auf mutwilligem Börsenspiel beruhen sondern die natürliche Folge der Erschöpfung aller Vorräte und au der Aussicht auf eine nur mäßige Weizenernte . Man kommt mehr und mehr zu der Ansicht, daß die enge der vorig⸗ jährigen Winterweijenernte — 435 Millionen Bushels nach der amt⸗ lichen Angabe — üÜberschätzt war. Daß der Winterweljen von 1908 in der Müllerei ein böchst unbefriedigendes Ergebnis lieferte
und daß viel Winterwelen infolge seiner geringen Haltbarkeit in den
Speichern der Farmer verdorben ist, erklärt zum Teil das verblüffende Manko in den Vorräten. Brot ist heute noch das billigste Nahrungs⸗ mittel; während der Zeiten des geschäftlichen Niedergangs ist 22 offenbar sein Verbrauch gestlegen. Man nimmt heute an, daß Amerika, das in den letzten Jahren nur mäßige Weizenernten hatte, von den Vorräten gezehrt hat, und jwar schon seit längerem. Bleibt das seit einigen Tagen warme Wetter weiter günstig und schreitet die Entwicklung der Pflanzen normal voran, so wird die Ernte Ende dieses Monat in vollem Gange sein. Der Mat war auß r⸗ ewöhnlich trocken und kalt; sollte nun die übliche Sommerhitze mit . Regen einsetzen, so könnte das Ernteergebnis 6 beein⸗ trächtigt werden. Der Stand der Felder ist im ganzen befriedigend und hat sich namentlich östlich vom Mississippi sichtlich gehoben. Aber
Ertrag als etwa 400 Millionen Bushels schliehen. Fällt die Qualtität der Frucht recht gut aus, so dürfte die Ernte im Brotgehalt der letzt⸗ jährlgen ziemlich nahe kommen
Unter den obwaltenden Umständen ist auf eine nennenswerte Aus⸗ fuhr von Weizen auf dem Weltmarkt nicht eher zu rechnen, als bis eine reiche Ernle von Sommerweijen im Spaätherbste zur Ausfuhr drängen sollte. Die Aussichten hierfür sind nicht ungünstig, , . die Autsaat verspätet war. Der Boden ist von Regen rei Elttn und 23 Monate täglichen Sonnenscheins von 15—18 Stunden können viel leisten. Die Vergrößerung der Anbaufläche im Nord⸗ westen und in Canada wird im ganzen auf etwa 5 oo ir. dabei sind die neuen Farmen im hohen Norden berücfsichtigt. Mais ist für den amerlkanischen Farmer unentbehrlich und von allen Futterstoffen der lohnendste. Bei den gegenwärtigen hohen Maigpreisen bejiebt der Bauer a verfügbaren Acker in den Malgbau ein. Da sich auch bis jetzt der junge Maisschößling 8 entwickelt hat, so wird emsig weiter gepflanzt, sodaß die Anbaufläche in Mals in diesem Jahre eine besonders hohe zu werden verspricht. Neber Roggen, Hafer, Gerste, Hirse, Sorghum, Buch⸗ weisen, Bohn en, Kartoffeln, Hackfrüchte, kein ng, Flachs, Hanf, Obst, Gartenfrüchte und ie sen ist nichts erwähnenswertes zu melden. Der Stand ist im allgemeinen normal. All das hat lediglich lokale Bedeutung. Auf dem Weltmarlt spielt der Mittelwesten nur mit seinem Weizen und Mals eine Rolle. 89 1 n Konsulats in St. Louis, Missouri, vom Jun e
Der Schweijerlschen Landwirtschaftlichen Zeitschrift‘ wird unter dem 18. Juni über den Stand der Kulturen aus der 8 geschrleben. Juni. Endlich ist der langersehnte ergiebe Regen nun wieder gesaͤttigt und erquickt und können sich wieder ungehindert fortentwickeln. Die anhaltende Trocken- periode hatte nämlich nicht nur zur Folge, daß vielerortg gewaltiger
Wassermangel eintrat, sondern auch die meisten Kulturen unter dem
Ginflusse der Trockenheit und der tropischen Hitze stark zu leiden batten. Die Blütezeit des Weinstocks sowie der Getreldearten falt jumeist in die zweite Hälfte des Mongts; eg ist daher von 2 besonderer Bedeutung, daß die Witterung von jetzt an wleder besländig wird. Die Heuern te hat überall begonnen. Wenn auch die Menge infolge der anhaltenden Trockenheit dersenigen im Vorjahre bel weiiem nicht entspricht, so darf die Güte wirklich als ganz vorzüglich bezeichnet werden. In den Talschaften sind schon weite Wiesenflächen abgemäht, selbst bis in die Berggegenden hinauf hat man mit der Seuernte begonnen. Einen vorzüg⸗ lichen Stand weisen zurzeit die Weinreben auf. Die St
die vom Winterfroste nicht gelitten haben, zeigen ein ausgezeichnetes Wachztum und die Träubchen sind im Verhältnis zur Jahregieit entsprechend entwickelt. In den vortellhaften Lagen hat der a begonnen oder dürfte demnächst den Anfang nehmen; an den Spalterreben sind die Träubchen in vollem Blühet; ein Tell hat
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