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Zusammenstellung der Berichte von deutschen Fruchtmärkten für den Monat Juni 1809.
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von welchen verkaufte Menge und Verkaufswert im Juni berichtet
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Dentscher Reichstag. 277. Sitzung vom 7. Juli 1909, Mittags 12 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.) Nach Erledigung der beiden ersten Punkte der Tages⸗ ordnung, worüber in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden ist, trat das Haus in die erste Beratung des Freund⸗
schaf ts, Handels- und Schiffahrts vertrags zwischen dem Deutschen Reich und dem ö e .
*
würden, und ich nicht wissen konnte, wann bie verbündeten Regierungen überhaupt zu dlesen Steuern ju Worte kommen würden. (Hört! hört! bet den Sonialdemokraten Ich habe mich inzwischen davon überzeugt, daß es zweckmäßig war, daß die damalige Erörterung statt⸗ fand; benn die Herren Antragsteller selbst sind zu der Auffassung ge⸗ kommen, daß die von mir damals geübte Kritlk nicht ganz unbegründet war, und haben versucht, ihre Staffelung dementsprechend abzuändern. (Sehr richtig! links.)
genau dazselbe zu leisten in der Lage ist wie eine Mühle mit 3000 Sack Tagesdroduktion. Es ergibt sich also ganz klar, daß, ganz abgesehen davon, daß es überall notleldende Mühlen gibt, die technische Voll⸗ kommenheit mit der Größe nicht ohne weiteres wächst. Mir haben sachverständige Müller versichert, es sei auch möglich, noch kleinere Betriebe so auszustatten, daß sie technisch mit den größeren Betrieben vollständig Schritt zu halten in der Lage seien.
Meine Herten, was sind denn nun die Gründe, die diese ganz
im Juni berichtet wurden.
Verkaufswert Was nun die Sache selbst betrifft, so haben die beiden Herren Vorredner sich so eingehend mit meinen Ausführungen und mit dem Standpunkt der verbündeten Regierungen beschäftigt, daß ich, so sehr ich es mit Rücksicht auf die Geschäftzlage bedaure, doch nicht umhin kann, mit einigen Worten auf die Ausführungen der Herren Vor⸗ redner einzugehen. Meine Herren, wenn man die Ausführungen der Herren Vor⸗ redner hört, so könnte man, wenn sie unwiderlegt blieben, meinen,
daß die verbündeten Regierungen und speziell der preußische Handels⸗
verschiedenartige Rentabilität in unseren Mühlenbetrieben innerhalb der verschiedenen Kategorien, in den verschiedenen Teilen unseres deutschen Vaterlandes zur Folge haben? Zunächst möchte ich noch einmal an eing erinnern: wir müssen absolut trennen die Lohn- und die Handelsmühlen. (Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.) Die Lohnmühlen machen heutzutage noch etwa 90 oo aller Betriebe aus; es gibt einen Bundesstaat, wo sie sogar 98 o/o aller Betriebe aus- machn. (Hört, hört! linkz) Die Lohnmühle unterscheidet sich von der Handelsmühle dadurch, daß sie weder Getreide kauft noch Mehl
Staaten.
Doppel jentner
Verkaufte Menge
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Nach dem Abg. Stadthagen (Soz), dessen Rede im Aus— zuge bereits gestern mitgeteilt worden ist, ergreift das Wort der
Staatssekretär des Innern von Bethmann Hollweg:
Meine Herren! Ich habe mich bei den Etatgberatungen wieder⸗ holt über die Frage der Legitimationskarten und über das Aus— welsungsrecht im Verhältnis zu unseren Handelsverträgen auzgesprochen. Genau das, was ich damals ausgeführt habe, findet auch auf den venejolanischen Handelsvertrag Anwendung, und ich denke, die Htrren
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Tilsit, Insterburg, Goldap
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Ostpreußen ...
Westpreußen .. ö. .
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Tilsit, Insterburg, Golday MWestpreußen .
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9 124 590 479
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30, 00
27, 00 26,50
28/14 zo 3g 2740 110 2750 126 27,00 5 43, 26 50 1450
27, 00 54 27256 3 400
260 689
13 150 11 990
66 871 21 958 2875 3289 143 490 38 425
1418 89 500
27, 48
26, 30 26,03
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Babenhausen, Günzburg, Kaufbeuren, Memmingen, Nördlingen, Mindel⸗ heim, Weißenhorn, Schwabmünchen
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Meßkirch, Pfullendorf, Stockach, Ueber ⸗
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7278 11619 7537 143665 9194 12 975 13 649 15 143 15 950 11057 93 664 13 567 4 868
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197 405 298 395 187018 337 969 203 410 269 934 282 389 313 573 335 972 235 661 206 018 298295 107 563
dh 214 2992 5389 9323
52 496
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Im Reich.
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Deiember 1908
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181 074 288 631 426 750 408 626 466 846 711 569 785 96h 1142528 1310936 Sh 4 755
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An vorbenannten 84 Marktorten S4 Marktorten )) im Mai 85 April ö Mãrz ö ö. ö . anuar . Dezember 1908 November Oktober
Berlin, den 8. Juli 1909.
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von Veränderungen in der Zufuhr der
Kaiserliches Stgtistisches Amt. ö J. V.
Dr. 5 acher.
werden mich davon dispensieren, jetzt bei diesem Vertrag die Eiörte⸗ rungen, die ich damals gemacht hahe, ju wiederholen. (Sehr richtig! rechts) Es versteht sich ganz von selbst, daß, wenn in einem Han⸗ delsvertrag das Recht der Meistbegünstigung den Angehörigen eines anderen Staats zugesprochen wird, die Meistbegünstigung sich auf jedes Mitglied detz anderen Staats grundsätzl ich bezieht.
Im übrigen muß ich aber Veranlassung nehmen, die Angiiffe, die der Herr Vorredner gegen einzelne Bundesstaaten, intbesondere gegen den preußischen Staat, dahin gerichtet hat, daß er hehauptete, dieser Staat breche die Verträge, die das Reich abgeschlossen hat, hiermit auf das enischiedenste zurück uweisen. (Bravol rechts.)
Abg. Stadthagen bleibt bei seiner Behauptung stehen.
Der Vertrag wird hierauf in zweiter Lesung angenommen.
Das Haus setzt hierauf die Spezialberatung der Finanz- reformgesetzentwürfe fort bei dem von der Finanz⸗ kommissign gemachten Vorschlag einer Mühlenumsatzsteuer Neuer Artikel VII des Gesetzentwurfs, betreffend Aenderungen im Finanzwesen)
— Die Kommission schlägt einen Gesetzentwurf vor, wonach das im Inlande vermahlene Getreide einer in die Reichs kasse fließenden Mühlenumsatzsteuer unterliegen soll (8 1). Nach 5 sollen die Mühlenbetriebe mit bis zu 500 ' t Getreide vermahlung im Betriebsjahre steuerfrei bleiben; im übrigen soll die Steuer betragen 1 5 für die Tonne von den ersten s00 t, 25 3 von den folgenden 36060 t, 45 von den folgenden 300 t, 6 3 von den folgenden 566 t, 8 8 von den folgenden 1990 t usw. usw. bis zu 1250 6 für die Tonne von dem über 90000 t vermahlenen Getreide.
Von den Abgg. Speck (Zentr) und Dr. Roesicke Pkons.) ist eine andere Skala vorgeschlagen; danach soll die Steuer betragen: von den ersten
folgenden
9800 t 300 (— 1200) t ö ⸗. 300 (- 1500) ö. 500 (— 2000) x 100 ( — Jo006) t 1000 ( - 4600) * 1000 (— 5000) , ö 1000 (— 6000 , usw. bis dem Reste über 130 000 t z
Abg. Speck (Sentr.): Gegenwärtig kann es nicht meine Aufgabe sein, alle Gründe für die Mühlenumfatzsteuer zu wiederholen. Der preußische Handelsminister hat ung am 18. Juni wenig Hoffnung auf Verwirklichung dieser Steuer gelassen. Trotzdem meinen meine Freunde, daß man dem Gedanken wird nähertreten müssen, wenn auch sinanziell nur 3 Milllonen damit zu erzielen sind, weil er eine große bolkswirischaftliche Bedeutung hat. Der Minister erklärte, daß dle verbündeten Regierungen einmütig die Mühlenumsatzsteuer ab⸗ gelehnt hätten; das hat mich überrascht, denn der Vertreter der bayerischen Regierung hat sich früher prinzipiell fieundlich dazu ausgesprochen, und das läßt mich hoffen, daß unser Antrag schiteßlich doch im Bundesrat Zustimmung finden wird. Dem agitatorischen Vorwurf, daß durch die Steuer das Mehl verteuert würde, ist dadurch begegnet, daß in unserem Antrag Vermahlungen bis zu 560 jährlich frei bleiben sollen. Es ergibt sich daraus eine Menge von 12 Mill. Tonnen, sodaß also bei dem Gesamtbedarf won 15 Mill. Tonnen fast das gesamte Brotgetreide steuerfrei bleibt. Die Mühlenumsatzsteuer soll nur die Wirkung haben, viele hundert Betriebe, die jetzt schon ruhen oder ihre Produktion eingeschränkt haben, wieder aufleben zu lassen. Der Handelsminister sah es als eine Ursacke für das Fortschreiten der Großbetriebe an, daß es nicht mehr üblich sei, daß Brot aus eigenem Mehl hergestellt werde. Ich melne umgekehrt, daß die Groß⸗ betriebe erst die Gewohnheit der Vermahlung des eigenen Korns be seitigt haben. Die Großmühlen verkaufen) das Mehl teilweise zu Schleuderpreisen, um die Konkurrenz ju bekämpfen. Der Mißerfolg der, Mühlenumsatzsteuer in Bayern sst gerade ein Beweis, daß das Reich eintreten muß; eine solche Steuer kann nur in einem ge⸗ schlossenen Zollgebie; wirksam werden. Der Handelsminister wies darauf hin, daß das ausländische Kapital Großmühlen im Inlande errichten könnte, wie schon französische und amerikanische Großmühlen in Hamburg Konkurrenz machten; aber diese ausländische Konkurrenz; hätte doch auch die Mühlen⸗ umsatzfteuer zu bezahlen. Die von uns jetzt beantragte Skala kommt den Wünschen von verschiedenen Seiten entgegen und beseitigt auch die Bedenken des Ministerg. Hoffentlich nehmen die verbuͤndeten Reglerungen zu diesem abschwächenden Antrag eine wohlwollende Haltung ein, sonst müßten wir die ganze Verantwortung für die Folgen den verbündeten Regierungen zuschieben.
Abg. Roesicke (kons.): Wenn der Handelsminister meinte, man solle nicht eine rein finanzpolltische Steuer mit wirtschaftlichen Zwecken verknüpfen, so übt schließlich jede Steuer, auch wenn 'sie nur elne Finanzlendenz hat, Einfluß auf die wirtschaft⸗ lichen Verhältnisse. Eine Verteuerung des Mehls wird in⸗ solge der Freilassung von 500 t jährlich nicht eintreten. Die Tonne wird böchsteng mit 50 3 kelastet, und datz wird keine Belastung des Konsumg herbeiführen. Der Zweck ist nur, die Kon— kurrenz der Großbetriebe einzuschränken, die Steuer soll alfo nur eine prephylaktische Wirkung haben. Der Mirektor des Relchsschatzamts Kühn hat die Mühlen jedenfalls nicht richtig gruppiert, wenn er eine Mühle, die jährlich zo 000 1. produziert, noch unter die mittleren Mühlen rechnet. Das ist keine mittlere Müählse mehr, und wir wollen nur die kleinen und mittleren Mühlen schützen. Gs ist Zeit, einzugreifen, wenn das Barometer der wirtschaftlichen Entwicklung zeigt, daß ein Rückgang stattfinden wird; man soll nicht erst warten, bis er sich vollzogen hat. Ich hoffe, daß die Regierung un eren An trag einer Nachprüfung unterjteht.
Preußischer Minister für Handel und Gewerbe Delbrück:
Melne Herren! Die beiden Herren Vorredner haben zunächst ihte Verwunderung darüber aus zesprochen, daß ich bei der General— debatte um Stempelgesetz daz Wort auch zu diesen Ersatzsteuern Ihrer Kommission genommen habe. Ich möchte dazu nur bemerken: ich habe es getan, well nicht recht zu übersehen war, wie diese Vor—⸗ schläge Ihrer Kommission geschäftgordnungsmäßig zu behandeln sein
minister mit einem gewissen Eigensinn an der Ablehnung dieser Steur festhielten, ohne daß sie in der Lage wären, diesen ihren ablehnenden Standpunkt zu vertreten. Ich habe demgegenüber zu erklären, daß die verbündeten Regierungen wiederholt und erneut diese Frage ge⸗ prüft haben und zu dem Ergebnis gelangt sind, daß diese Steuer für sie unannehmbar ist (hört! hört! links), mit welchen Sätzen es auch sei (hört! hört h, und ich bemerke dazu ausdrücklich, daß dieser Be⸗ schluß der verbündeten Regierungen ein einhelliger gewesen ist (bravo! und hört! hört! links), daß alle Bundesregierungen hinter dleser meiner Erklärung stehen. (Hört! hörth
Was nun im einzelnen die Ausführungen der Herren Vorredner zu meinen Ausführungen betrifft, so ist man zunächst der Ansicht ge⸗ wesen, es sei eigentlich ein Trugschluß, wenn ich gesagt hätte, man dürfe nicht steuenrpolitische Ziele mit wirtschaftspolitischen Zielen ver⸗ quicken; jedes steuerpolitische Gesetz sei auch ein wirtschaftgpolitisches Gesetz. Nun, meine Herren, das ist ja ganz richtig. Es fragt sich bloß, unter welchem Gesichtspunkte man die steuerpolitischen und die wirt⸗ schaftepolitischen Fragen behandelt. Jede Steuer greift ein in die wirt⸗ schaftlichen Verhältnisse des Unternehmers und des Arbelters und greift verschieden ein in die Verhältnisse verschiedener Unternehmungen, und dementsprechend ist man selbstverständlich verpflichtet, zu versuchen, bei der Steuer ungerechtfertigte Belastungen zu vermelden und Erdrosse⸗ lungen der einzelnen Betriebe durch eine steueipolitisch notwendige Steuer zu verhindern. Dag beißt also, meine Herren: die wirtschafts⸗ politischen Erörterungen sind die natürliche Konsequenz des Versucht einer gleichmäßigen und gerechten der Leistungsfähigkeit angepaßten steuerlichen Belastung.
Hier liegen die Dinge aber umgekehrt. Hier will man wirt—⸗ schaftspolttische Zwecke erreichen, die nebenbei auch noch steuerpolitisch einen, allerdings verhältnismäßig sehr geringen Erfolg haben sollen. (Sehr richtig! links) Nur dagegen, melne Herren, habe ich mich ge⸗ wandt.
Nun möchte ich noch einnal auf die Frage der Steuer selbst eingehen. Die Freunde dieser Steuer gehen von der Auffassung aus: es herrsche innerhalb der Müllerel ein bedenklicheg Streben nach Kon⸗ zentration, zum Großbetriebe. Daß diese Tatsache vorliegt, daß unsere Mühlen an bestimmten Stellen unseres Vaterlandes immer größer geworden sind, ist richtig. Die Freunde des Antrags sind ferner der Ansicht, daß es den mittleren Mühlen schlecht geht, und daß es den
kleinen Mühlen noch schlechter geht. Meine Herren, daß in diesen mittleren Kategorien eine große Anzahl von notleidenden Betrieben vorhanden ist, hat niemand bestritten, und et kann ziemlich gleichgültig sein, ob man nun die Grenze der Mittelmühlen bei 600 oder 800 Sack Tagegleistung sucht, ob man die Grenze vom Mittel betriebe zum Kleinbetriebe bei 20 oder 30 Sack Tage leistung ucht; das sind iweifellos schwimmende Begriffe. Die Tatsache, daß die ganz kleinen Mühlen rapide jurückgehen, daß in den mittleren Mühlen die unteren Kategorien zurückgehen, ist für uns alle unbestritten, und niemand würde so rasch bereit sein, hier helfend einzutreten, als die verbündeten Regie⸗ rungen, wenn der von Ihnen gemachte Vorschlag überhaupt einen gangbaren Weg böte.
Nun meine Herren, habe ich bei meinen Augführungen vor zehn Tagen hier dargetan, daß die von Ihnen vorgeschlagene Steuer — ob daz beabsichtigt ist oder nicht, kann hier unerörtert bleiben — zu einer Erdrosselung einzelner großen Betriebe führen würde. (Sehr richtig! links) Das habe ich mit Zahlen dargetan; das ist nicht zu bestreiten. Es wird auch von den Herren Roesicke und Speck aug⸗ drücklich dadurch anerkannt, daß sie jetzt eine veränderte Staffelung vorgeschlagen haben.
Aber, meine Herren, ich habe noch ein weiteres dargetan. Ich habe nachgewiesen, daß die kleinen Mittelmühlen, d. h. die kleinen Handelsmühlen, nach den Vorschlägen Ihrer Kommission einen ganz unzureichenden Schutz gegenüber den größeren Mittelmühlen genießen würden, daß also der Zweck des Schutzes der Kleinen und Schwachen in der großen Kategorie der Mittelmühlen gar nicht erreicht werden würde. (Hört! hört! und sehr richtig! Uinks.) Die Hauptvertreter der Umsatzsteuer in Südwestdeutschland haben in ihrem Organ aug= drücklich erklärt, diese Ausführungen des preußischen Handels ministert wären jutreffend. Also, meine Herren, ich habe dargetan, daß Ihre Staffel zweifellog nicht geeignet ist, den Zweck zu erreichen, die kleineren Handelsmühlen gegen die größeren Handelsmühlen zu schůtzen. Nun, meine Herren, ich habe mich im wesentlichen auf Zahlen beschränkt, ich bin auf die grundsätzliche Seite der Frage nicht ein⸗ gegangen. Ich habe aber immerhin auch an einer Relhe von Zahlen dargetan, daß sich notleidende Betriebe unter den großen, unter den kleinen und unter den mittleren Mühlen finden, und daran die Bemerkung geknüpft, daß doch andere Dinge als die Größe des Betrlebs die Uisache für die schwankende Rentabilität der Mühlen seien. Wenn das der Fall ist, und wenn es der Zweck der Steuer ist, die Konzentratlonsbewegung einzuschränken, den größeren Mühlen den Betrieb derart zu verteuern, daß sie ihre Produkte ju Prelsen verkaufen müssen, die den unter ungũnstigeren Bedingungen produjierenden kleineren Mühlen einen aut kömmlichen Verdienst sichern, dann beruht eben die Steuer, wie sie vorgeschlagen ist, auf irrigen wirtschaftlichen Voraussetzungen. Die Herren setzen eben stillschweigend voraus, daß mit der Größe des Betriebs und mit der Größe des investierten Kapitals die technische Ueberlegenhelt und die Rentabilität steigt. Das ist aber nicht richtig. Ich möchte zjunächst darauf aufmerksam machen, daß unter ung allen schon darüber
verkauft. Sie ist also völlig unabhängig von dem Preise des Roh— materials und unabhängig vom Prelse des Produkt; ihre Leistungs⸗ fähigkeit hängt ab von dem Quantum Wasser oder Wind, das ihr zur Verfügung steht, von dem Quantum Mahlgut, dat ihr ihre Kundschaft zuführt. Damit ist die Sache erledigt. Diese Lohn—⸗ mühlen sind ein Kind der Naturalwirtschaft. Wo günstige Bedingungen für diese bestehen, haben sie sich erhalten; wo die Naturalwirtschaft verschwindet, werden wir die Lohnmühlen durch keine gestaffelte Umsatzfteuer vor dem allmählichen Verschwinden schützen können. Ich glaube, ich brauche auf diese Mühlen hier nicht näher einjugehen. Sie sollen ja auch steuerfrei bleiben, darüber besteht absolute Einigkeit.
Im Gegensatz zur Lohnmühle steht aber die Handels mühle. Vandelsmühle kauft das Rohmaterial und berkauft Fabrikat; sie ist also in erster Linie abhängig von Preis und der Beschaffenheit des Rohmaterialz und von der Möglichkeit der Verwertung ihres Produktz. Nun muß man sich eins gegenwärtig halten, meine Herren. Eg gibt vielleicht wenige Fabrikationsbetrlebe — und zu denen gehört die Handels⸗ mühle, mag sie groß oder klein sein, unbedingt — bei denen der Fabrikationggewinn im Verhältnis zum Werte des Rohstofft so gering ist wie bei der Müllerei. Wenn Sie annehmen, daß unter normalen Verhältnissen der Sack Weljen 20 kostet und der Durchschnitts⸗ reingewinn des Müllers 30 3 beträgt, so liegt es klar auf der Hand, daß das Hauptmoment für ein günstiges oder ungünstiges Arbeiten der Mühle in der Möglichkeit liegt, billig viel geelgnete Qualitäten Getreide zu bekommen und mit möglichster Kostenersparnis an geeignete Konsumtiongzentren abzusetzen. Dag Gewerbe ist infolgedessen ein sehr spelulatives, und die Frage der technischen Leistungs fähigkeit steht im Hintergrunde gegenüber einer ganzen Reihe anderer Momente.
Meine Herren, wie haben sich nun unsere Handelsmühlen ent⸗ wickelt? Der Typ unserer alten Mühlen, solange wir keine Elsenbahn hatten, solange wir die Dampfkraft in der Mühle nicht verwandten, war die Binnenmühle, die an den Wasserlaufen lag, abhängig von der Wasserkraft, die ihr zur Verfügung stand, abhängig von dem Getreide, das man ihr juführte, und von der Kundschaft, die ihr das Mehl abnahm. So eine Mühle hatte einen ganz bestimmten Aktionsradius, und es ging ihr selbstverständlich gut, solange niemand in ihr Produktionsgebiet eindrang und ihr das Rohmaterlal entjog solange ihr niemand in den Weg kam, der auf der Eisenbahn Pro—⸗ dukte ju billigeren Preisen heranführte, als sie sie herzustellen ver⸗ mochte. Solche Binnenmühlen haben wir heute noch in allen Teilen, unseres deutschen Vaterlandes. Eine derartige Mühle, die an einem mittelgroßen Fluß mit einer autreichenden Wasserkraft liegt, inmitten eines geeigneten Produktionggebietz, die ihr Mehl ohne Zwischen⸗ handel an die Bäckerkundschaft absetzt, wird heute exlstieren können ebenso, wie sie vor 1090 und 150 Jahren existiert hat.
Nun hat sich neben der Binnenmühle, wenn ich historisch vor⸗ gehen darf, eine andere Mühle entwickelt, das ist die sogenannte Exportmühle, d. h. diejenige Mühle, deren Geschäftabetrieb darauf basiert ist, daß sie statt des Getreides, das man bieher ausgeführt hat, das Mehl ausführt. Das sind die Mühlen, wle wir sie an unseren großen Hafenplätzen der Ostsee haben. Diese Mühlen haben glänzende Zeiten gehabt bis zum Einsetzen der Zollpolitik des Jahres 1879. Diese Mühlen sind ein Segen für die umliegende Landwirt schaft gewesen, well sie einen vorteilhaften Export des über⸗ schießenden Getreides vermittelten. Diese Müblen hatten ihren Markt in England und hatten ihren Markt, sowelt Weijen. mehl in Betracht kam, zum Teil auch in Westdeutschland, soweit Roggenmehl in Frage kam, in Skandinavien. In dem Augenblick, wo diese Mühlen nicht mehr in der Lage waren, inländischen mit ausländischem Weijen gemischt zu vermahlen, verloren sie den west⸗ lichen Markt, und sie waren darauf angewiesen, ihr Weljenmehl zurückjudrängen in das Binnenland, dag sie bis dahin ganz un⸗ geschoren gelassen hatten. Sie sind allmählich jurückgegangen und sind noch mehr zurückgegangen, seit ihre großen auswärtigen Zufuhr⸗ länder, nämlich in erster Linie Russisch- Polen, anfangen, den größten Teil ihres Weizens selbst ju konsumieren und in— folgedessen nicht mehr hinreichend ausführen, und seit man bieses Getreide nicht mehr dem für seine Qualltät sehr nachteiligen Wassertrangport auf der Weichsel und der Memel aussetzt, sondern mit der Eisenbahn nach Deutschland bringt. Diese Mühlen sind jetzt große Mühlen mit allen technischen Vervollkomm nungen, denen es trotz ihrer Größe und technischen Ueberlegenheit schlecht geht, weil sie ihr Absatzgebiet verloren haben und weil die Produktionggebiete, auf denen früher ihre Leistungefähigkeit beruhte, nicht mehr das liefern, was sie brauchen, zumal in neuester Zeit auch unsere östlichen Propinzen einen großen Teil ihres Getreldes aug. führen, statt es den heimischen Mühlen zuzuführen.
Das Gegenbild im Westen unseres Vaterlandeg: Mit der zu⸗ nehmenden Industrie, der junehmenden Kaufkraft und besonder mit der zunehmenden Neigung zum Genuß von Weijenmehl kamen wir immer mehr in die Lage, daß wir den Bedarf an Weijenmehl mit unserer eigenen Produktion nicht decken konnten. Der Weijen strömte aus dem Auglande, aus Nord, und Südamerlka herein und war natürlich da am billigsten verwertbar, wo er am billigsten hinkam. Das ist in erster Linie der große Rhein. Die Leistunge⸗ fählgkeit der großen Mühlen am Rhein beruht nicht darauf, daß diese Mühlen so groß und technisch vollkommen eingerichtet sind. sondern darauf, daß man soviel Weizen, als diese Mühlen brauchen,
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Einigkeit besteht, daß eine Mühle mit 800 Sack Tagesproduktion, vlelleicht auch eine Mühle mit 600 Sack Tagegproduktion technisch
mit billigen Kosten an sie beranfahren kann und daß sie